©Naturhistorisches Museum Wien, download unter www.biologiezentrum.at klassifikation eine bestimmte Bedeutung erlangt. Zwar gibt es für die einzelnen Rassen nur wenige spezifische Krankheiten, jedoch lassen sich ge- wisse Krankheitszustände mit einiger Sicherheit der anatomisch-physiologischen Struktur geographischer Rassen zuschreiben. Die wichtigsten morphologischen Merkmale der Großrassen und physiologischen Europide Körpergröße Haarfarbe Stark abnehmend von Norden nach Süden (Nordide 175,0 cm, Mediterranide 168,0 cm), zunehmend von Westen nach Osten (Dinarier 170,0 cm, Afghanen 172,0 cm). Schwarz-, Braun- und Blondhaarigkeit. Häufig Erythrismus (Rothaarigkeit), der sich aus der Kombination von Blond- und Braunhaarigkeit ergibt. Körpergewicht Abnehmend von Norden nach Süden, mit steigender mittlerer Jahrestemperatur. Nordeuropäer 0 70 kg, Mitteleuropäer 0 60 kg, Südeuropäer 0 59 kg. Grad der Massigkeit Verhältnis von Körpergewicht zu Körpergröße (Rohrer-Index) ist mit 1,40 groß, Durchschnitt für die gesamte Menschheit 1,30. Kopfindex Breiten-Längen-Index reicht von langüber mittel- bis kurzköpfig (Nordide, Lappide, Dinaride). Gesichtsindex Schmal- über mittel- bis breitgesichtig (Nordide, Alpinide, Lappide), Prognathie (vorspringender Oberkiefer) kaum entwickelt. Nasenindex (Verhältnis von Nasenbreite zu Nasenhöhe) gering. Hautpigmentierung Variiert von rosig-weiß bis dunkelbraun (Nordide, Saharide). Behaarung Körperbehaarung verschieden stark, Hirsutismus (Behaarung am ganzen Körper) bei den Ainu. Starke Behaarung (Armenide), schwache Behaarung (Nordide). Zusammenwachsen der Augenbrauen (Armenoide). Behaarung der Finger zwei bis fünf beim hellen Zweig der Europiden häufig. Haardurchmesser gering, Haar gelockt bis schlicht. Hautleistensystem Hautleistenmuster zeigen verhältnismäßig häufiger Wirbel gegenüber den Negriden und Mongoliden. Schleifen und Bogen nur wenig unterschiedlich gegenüber anderen Rassen. Blutgruppen Bluttgruppe A dominiert über Blutgruppe B. Blutgruppe A besonders häufig in Nord- und Südeuropa. Abnahme der Blutgruppe B von Osten nach Westen, Blutgruppe 0 häufiger in Nordwesteuropa und Nordspanien. 113 ©Naturhistorisches Museum Wien, download unter www.biologiezentrum.at Grundumsatz Grad der Massigkeit Erhöhung beim hellen Zweig der Europiden gegenüber dem dunklen wie auch gegenüber dem Grundumsatz bei Mongoliden und Negriden. Grad der Massigkeit niedrig (1,30). Fettsucht ist selten, Mästung kommt bei einigen Gruppen vor. Steatopygie (Fettsteiß) bei Hottentotten und Buschmännern vorhanden. Endokrinium Erhöhtes Gewicht der Schilddrüse und starke Entwicklung der Nebennierenrinde gegenüber Negriden und Mongoliden. Dagegen besitzen Hypophyse, Thymus und Nebenschilddrüse bei den Europiden ein geringeres Gewicht. Pathologische Dispositionen Häufig Krankheiten, die durch verminderten Pigmentschutz, geringe Talgproduktion sowie durch schlechteres Heilvermögen der Bindehaut hervorgerufen werden. Bei europiden Frauen Gebärmutterhalskarzinom seltener, dagegen häufigeres Auftreten von Brustkrebs. Bei den männlichen Europiden Haut- und Lungenkrebs häufiger vertreten. Bei Europiden Nordafrikas, Südeuropas und Südwestasiens ist das Trachom (granulöse Bindehautentzündung) oft zu beobachten. Syphilis zeigt besonders schwere Verlaufsformen. Negride Körpergröße Im Gruppenmittel differierende Körpergrößen von 142,0 cm bei Pygmäen bis zu 182,0 cm bei Nilotiden. Im allgemeinen sind Populationen in den Wäldern von kleinerem Wuchs als diejenigen in Savannen und Steppen. Körpergewicht Das Gruppenminimum beträgt bei Pygmäen kaum 40 kg. Durchschnittsgewicht für alle Negriden ca. 55 kg. 114 Kopfindex Hoher Anteil von Mittelköpfigkeit, mittlerer Anteil von Langköpfigkeit und geringer Anteil von Kurzköpf ig keit. Gesichtsindex Niedriges, mehr oder weniger breites Gesicht vorherrschend. Prognathie verschieden stark ausgeprägt, aber fast immer vorhanden. Nasenindex sehr hoch (Pygmäen, Melanesier); bisweilen auch gering (Äthiopide, Nilotide). Hautpigmentierung Je nach Dichte des schwarzen Pigments Farbtönungen zwischen gelblich-braun bis kupferfarben und tiefschwarz (Khoisanide, Äthiopide, Palänegride) vorhanden. Haarfarbe Farbe der Haare immer dunkel mit geringer Variationsbreite. In Ausnahmefällen Auftreten von Albinismus mit gleichzeitiger rötlicher Färbung der Haare. Behaarung Körperbehaarung insgesamt wesentlich geringer als bei Europiden. Starke Behaarung bei Melanesiden. Tendenz zur Kraushaarigkeit, die zwischen weicher Welligkeit (Indide) und extremer Lockigkeit mit engen Spiralen liegen kann (Palänegride). Auffallend ist das Pfefferkorn haar (Fil-Fil, engspiralig) der Khoisaniden; Kahlköpfigkeit ist selten. ©Naturhistorisches Museum Wien, download unter www.biologiezentrum.at Hautleistensystem Mongolide Häufigkeit der Wirbel etwa 20-30%. Schleifen finden sich zu etwa 60-70%. Körpergröße Blutgruppen Starkes Vorkommen der Blutgruppe B im Vergleich zu den Europiden, besonders in Zentral- und Nordostafrika. Blutgruppe 0 ist nur in geringer Frequenz vorhanden. Grundumsatz Der Grundumsatz bei den Negriden ist im allgemeinen niedriger als bei den Europiden. Sehr gute Thermoregulation. Endokrinium Gegenüber den Europiden und Mongoliden deutliche Verkleinerung der Schilddrüse und geringere Ausprägung der Nebennierenrinde. Aktivität von Hypophyse, Thymus und Nebenschilddrüse ist erhöht im Vergleich zu den Europiden. Pathologische Dispositionen Häufiges Auftreten von Sichelzellenanämie (Bindung an Hämoglobin S, Verformung der roten Blutkörperchen; keine Malariaerkrankung bei Sichelzellenanämie). Bei normalem Hämoglobinvorkommen (Hämoglobin = roter Blutfarbstoff) hohe Sterblichkeit an Malaria. Eine häufig auftretende Krankheit ist auch das „ K u r u " (Schädigung am Nervensystem). Lepra tritt oft auf. Hautaffektionen kommen selten vor. Das Augentrachom findet sich nur in Einzelfällen. Gebärmutterkarzinom und Leberkrebs bei Frauen häufig, Haut- und Brustkrebs dagegen sehr selten. Große Anfälligkeit des Lungen- und Bronchialsystems. Durch den geringen Blutfettspiegel sind Erkrankungen der Herzkranzgefäße selten. Als Gruppenmittel bedeutsame Unterschiede, beim Vergleich der Weiko in den brasilianischen Urwäldern (150,0 cm) mit Feuerlandindianern (180,0 cm). Unterschiede auch zwischen Nordchinesen (167,0 cm) und Südchinesen (164,0 cm) vorhanden. Körpergewicht Das Körpergewicht der Mongoliden ist je nach Gruppenzugehörigkeit verschieden. Werte der Südost-Mongoliden um 55-60 kg, Nord-Chinesen 60 kg und Indianer zwischen 53-70 kg. Werte für Polynesier um 77 kg. Häufiger Fettansatz bei Gruppen, die in Kälteregionen leben sowie Fettsucht bei Polynesiern (Palämongolide). Grad der Massigkeit Der Rohrer-Index ist groß. Gruppenmittel über 150 bei Nord-Mongolen, Eskimo, Araukariern und vielen Polynesiern (Palämongolide). Kopfindex Der Kopf zeigt Kurzköpfigkeit, Abflachung des Gesichtes, vorstehende Backenknochen. Die Kopfhöhe ist unterschiedlich, bei Eskimos und Polynesiern sehr groß, bei asiatischen Mongoliden und bei Indianiden geringer. Bei Indianiden Schädetdeformationen häufig (Turmschädel). Gesichtsindex Auffallende Rundgesichtigkeit, Einsenkung der Nasenwurzel, Mongolenauge meist vorhanden. Es kommt bei 100% der Mongoliden Nord- und Zentralasiens, bei 50-80% der Indonesier, bei 90% der Eskimo und bei 30-50% der Indianiden vor. Typische Merkmale 115 ©Naturhistorisches Museum Wien, download unter www.biologiezentrum.at sind die Streckung des Auges in Verbindung mit der Senkung der Falte des oberen Augenlides (Mongolenfalte), die die Tränendrüse bedeckt und so der Augenlidspalte eine schräge Richtung gibt. Grundumsatz Unter gleichen Bedingungen von Klima, Alter, Gewicht und Körpergröße ist der Grundumsatz bei Mongoliden höher als bei Europiden. Gute Thermoregulation, die nach Klimazone verschieden stark ausgeprägt ist. Hautpigmentierung Die Hautfärbung zeigt zahlreiche Abstufungen. Sie reichen von hellgelben Tönen der Nord-Mongoliden bis zum dunklen Gelbbraun der Indonesier sowie bestimmter Gruppen der Indianiden. Bei den meisten Gruppen „Mongolenfleck" vorhanden (dunkelblauer Pigmentfleck in der Kreuzbeingegend). Albinismus sehr selten. Haarfarbe Haarfarbe dunkel. und Irisfarbe sind Endokrinium Geringes Volumen und Gewicht der Schilddrüse, bei Japanern 13,8 g, bei Europäern dagegen 30 g. Pathologische Dispositionen Häufiges Auftreten granulöser Bindehautentzündung im Vergleich zu Negriden. Möglicherweise starke Disposition für Lepra vorhanden. stets Behaarung Australide Allgemein geringe Körperbehaarung. Die Kopfhaare von kreisrundem Querschnitt, sind dick und straff. Kahlköpfigkeit sehr selten. Körpergröße Hautleistensystem Das Hautleistensystem zeigt große Häufigkeit der Wirbel und geringere der Bogen und Schleifen im Vergleich mit negriden Populationen. Karpentarischer Typ 170,0-175,0 cm, schlank. Murragen-Typ 160,0 cm, kräftig. Körpergewicht Durchschnittliche 50-55 kg. Werte zwischen Grad der Massigkeit Rohrer-Index 1,35. Blutgruppen Sehr hohe Homogenität. 40% der Mongoliden Asiens besitzen die Blutgruppe B. Die Indianiden haben fast ausschließlich die Blutgruppe 0, nur ein sehr geringer Teil besitzt die Blutgruppe A, B fehlt bei ihnen völlig. Bei Polynesiern (Palämongolide) geringer Anteil der Blutgruppe B, dagegen hoher Anteil bei Mikronesiern. 116 Kopfindex Langer Kopf mit fliehender Stirn, vorstehende Überaugenbögen. Gesichtsindex Niedriges Gesicht und massiger Unterkiefer. Nase breit, aufgeblähte Nasenflügel und sehr niedrige Nasenwurzel. ©Naturhistorisches Museum Wien, download unter www.biologiezentrum.at Hautpigmentierung Blutgruppen Pigmentierung sehr dunkel. Blutgruppe 0 fast ausschließlich anzutreffen. Haarfarbe Haarfarbe dunkel. wie auch Irisfarbe sehr Grundumsatz Grundumsatz höher als bei Mongoliden, Europiden und Negriden. Behaarung Endokrinium Starke Kopf- und Gesichtsbehaarung. Gewicht der Schilddrüse 25 g. Hautleistensystem Das Hautleistensystem zeigt wenig Bogen, dafür einen hohen Wirbelanteil. Pathologische Dispositionen Gewisse Anfälligkeit des Lungen- und Bronchialsystems, Augenkrankheiten häufig, Hauterkrankungen selten. Einflüsse von Klima und Bodenbeschaffenheit auf das äußere Erscheinungsbild des Menschen Bei der Untersuchung morphologischer und physiologischer Erbmerkmale des Menschen zeigt sich vielfach ein Zusammenhang zwischen der Merkmalsverbreitung und bestimmten Umweltfaktoren. Bewiesen wurde dieser Zusammenhang für die Körpergröße, das Körpergewicht, die Nasenform und die Hautfarbe. Als Ursache für dieses variable Erscheinungsbild des Menschen in den verschiedenen geographischen Zonen der Erde werden Selektionsvorgänge angenommen. Infolge der Selektion haben die an eine bestimmte Umwelt am besten angepaßten Formen die größere Überlebens- und Fortpflanzungschance. Das Ergebnis ist eine optimale Übereinstimmung von Umwelt und Erbstruktur. Den stärksten Einfluß auf die Beziehung von körperlichen Merkmalen und Umweltfaktoren hat das K l i m a . Die beobachteten Beziehungen werden als sogenannte Klimaregeln bezeichnet. Körpergröße maregel) (BERGMANNsche Kli- Die BERGMANNsche Klimaregel sagt aus, daß die Körpergröße miteinander verwandter Formen von wärmeren zu kälteren Gebieten hin zunimmt, oder anders ausgedrückt, daß innerhalb einer Art die Bewohner der kälteren Klimaregionen über die durchschnittlich höhere Körpergröße verfügen, als die Populationen in den wärmeren Zonen. Die theoretische Grundlage dieser Regel liegt in dem Verhältnis von Oberfläche zu Volumen. Bei geometrisch ähnlichen Körpern besitzt derjenige Körper mit dem größeren Volumen die relativ kleinere Oberfläche und hat damit eine relativ geringere Wärmeabgabe, da die Wärmeabstrahlung des Körpers proportional der Oberfläche ist, die Wärmeerzeugung hingegen proportional der Körpermasse. Da nun bei zunehmender Körpergröße die Körperoberfläche im Quadrat, das Körpervolumen jedoch in der dritten Potenz zunimmt, 117