Rezeptor von der Zelloberfläche auch im Zellkern aktiv Seite 1 von 2 Rezeptor von der Zelloberfläche auch im Zellkern aktiv 14.9.2001 Die Zellen eines Organismus kommunizieren miteinander über verschiedene Botenstoffe, die ins Blut oder Gewebe abgegeben werden. Die Botenstoffe erkennen die Zellen über Rezeptoren an ihrer Oberfläche, bzw. die Zellen erkennen die Botenstoffe über ihrer Oberflächenrezeptoren. Mit dem Kontakt zwischen dem Botenstoff außerhalb der Zelle und dem Rezeptor auf der Zelloberfläche wird eine Signalkette im Inneren der Zelle in Gang gesetzt, die je nach Zelltyp, Botenstoff, Entwicklungsstand der Zelle, Vorhandensein anderer Botenstoffe und weiterer Faktoren in verschiedensten Zellantworten endet. Ein gut untersuchter Botenstoff ist der Epidermale Wachstums Faktor (Epidermal Growth Factor, EGF), der zur Botenstoffgruppe der Cytokine gehört. Der Rezeptor für EGF ist der EGF-Rezeptor, kurz EGFR. Bislang war bekannt, daß nachdem EGF an den EGF-Rezeptor angedockt hat, daß der EGF-Rezeptor von der Zelloberfläche in die Zelle aufgenommen wird und Signalketten in der Zelle auslöst. EGF und sein Rezeptor sind an vielfältigen Zellantworten beteiligt. Signale über EGF und den EGF-Rezeptor führen zur Zellteilung, zum Zellwachtum und zur Zell-Entwicklung. EGF löst beispielsweise bei Mäuseföten Zahnentwicklung aus, es induziert aber auch die Bildung des Immunsystem-modulierendenden Stoffes Interferon-Gamma. Weiterhin ist EGF in Kombination mit anderen Botenstoffen an der Wundheilung beteiligt. Im Fluoreszenzbild zeigen die gelb gefärbten Bereiche die EGF-Rezeptoren im Zellkern (Immunfärbung im konfokalen Lasermikroskop) Dadurch, daß EGF-Rezeptoren an Membranen von fast allen Zelltypen einschließlich Hautzellen vorhanden sind, ist die Rolle des EGF-Signalsystems und die Erforschung seiner vielfältigen Wirkungen auf Zellen Gegenstand laufender Forschungsarbeiten zur EGF-Signaltransduktion. Die Arbeitsgruppe um Shiaw-Yih Lin und Mien-Chi Hung von der Universität Texas konnte nun zeigen, daß der EGF-Rezeptor von der Zelloberfläche in ZellInnerste, den Zellkern, wandern kann und dort in der Lage ist, Gene zu aktivieren. Diese Gen-aktivierende Eigenschaft macht den EGF-Rezeptor zu einem der sogenannten Transkriptionsfaktoren, das bedeutet, der Rezeptor ist in der Lage das Ablesen von Genen zu fördern. Die in der September 2001-Ausgabe von Nature Cell Biology veröffentlichen Ergebnisse geben dem EGF-Rezeptor eine Rolle bei der Transkription des Cyclins D1, welches am Zellwachstum beteiligt ist. Neben dem EGF-Rezeptor sind noch andere Rezeptoren im Zellkern entdeckt worden. So findet man beispielsweise die Rezeptoren für Insulin und den Nervenwachstumsfaktor ebenfalls im Zellkern, kennt aber noch nicht deren Funktion(en). Diese Ergebnisse zeigen, daß "alte Bekannte" unter den Molekülen einer Zelle noch für Überraschungen gut sind. Die frühere Annahme, "ein Molekül - eine Aufgabe", kann als überholt angesehen werden. Beispiele dafür sind Cytochrom c und Cathepsin B. Cytochrom c ist ein kleines Protein in den Mitochondrien und an der Zellatmung beteiligt, es kann aber auch eine Funktion im programmierten Zelltod wahrnehmen. Cathepsin B hat ebenfalls eine Rolle im programmierten Zelltod. Anfangs war Cathepsin B nur als lysosomales Protein bekannt war, welches am Abbau "alter" Proteine beteiligt ist, aber es konnte gezeigt werden, daß es vielfältigere Aufgaben hat. Die einzelnen Bausteine der Zelle sind also vielmehr vernetzt als es scheint und es werden noch viele Einzelbefunde aber auch ganzheitlichere Modelle notwendig sein, um das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten zu verstehen. mw http://www.lifescience.de/artikel/06945/index.html 15.11.01 Rezeptor von der Zelloberfläche auch im Zellkern aktiv Seite 2 von 2 Die Originalarbeit: Lin SY, Makino K, Xia W, Matin A, Wen Y, Kwong KY, Bourguignon L, Hung MC (2001): Nuclear localization of EGF receptor and its potential new role as a transcription factor; Nature Cell Biology, Volume 3; 802 - 808 Diskutieren Sie mit, sagen Sie Ihre Meinung. Machen Sie mit in unserem Diskussionsforum http://www.lifescience.de/artikel/06945/index.html 15.11.01