Bedingte Wahrscheinlichkeit /Abhängigkeit von Ereignissen Zunächst soll der Begriff der bedingten Wahrscheinlichkeit anhand eines Beispiels erarbeitet werden: Beispiel: In einer empirischen Untersuchung wird geprüft, ob ein Zusammenhang zwischen blonden Haaren und blauen Augen besteht. Von 842 untersuchten Personen hatten 314 blonde Haare. Unter den 268 Blauäugigen waren 121 Blonde. 1. Auftrag: Übersetzen Sie den Text in eine Mehrfeldertabelle: Lösung: B (Blond) B (nicht Blond) Gesamtzahl 121 193 314 147 381 528 268 574 842 A (blauäugig) A (nicht blauäugig) Gesamtzahl Rote zahlen sind aus dem Text direkt, Rest per Rechnung Alle Zahlen entsprechen absoluten Häufigkeiten. Die Zahl 121 gibt z. B. die absolute Häufigkeit der blonden und zugleich blauäugigen Personen der Umfrage an. Stuft man die Untersuchung als repräsentativ ein, so kann man Wahrscheinlichkeiten ableiten. Die Wahrscheinlichkeit, blond und blauäugig zu sein, ergäbe sich wie folgt: P(A B)= 2. Auftrag: Interpretieren Sie nun alle Zahlen der Tabelle in gleicher Weise. Lösung: 147 = Zahl der nicht blonden und blauäugigen Befragten, P(A B) = 268 = Zahl der blauäugigen Befragten. P(A) = 147 842 268 842 193 = Zahl der nicht blauäugigen und blonden Befragten. P( A B) = 193 842 381 = Zahl der nicht blauäugigen und nicht blonden Befragten. P( A B )= 547 = Zahl der nicht blauäugigen Befragten. P( A ) = 314 = Zahl der blonden Befragen. P(B) = 314 842 528 = Zahl der nicht blonden Befragen. P( B ) = 842 = Gesamtzahl der Befragten. 528 842 547 842 381 842 121 . 842 Manchmal interessiert man sich für sogenannte bedingte Wahrscheinlichkeiten, z. B. in unserem Beispiel für die Wahrscheinlichkeit, dass eine blonde Person blauäugig ist, bzw. die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person blauäugig ist, unter der Vorbedingung, dass sie blond ist. Diese Wahrscheinlichkeit beträgt laut Tabelle: 121 314 Man kennzeichnet eine solche Wahrscheinlichkeit wie folgt: PB(A) = Vorbedingung Die Person ist blond. 121 314 Ereignis blauäugig 3. Auftrag: Lies alle möglichen bedingten Wahrscheinlichkeiten aus der Mehrfeldertabelle ab. Lösung: 193 314 121 PA(B) = 268 147 PA (B) = 268 147 PB (A) = 528 381 PB (A) = 528 381 PA (B) = 574 193 PA (B) = 574 PB( A ) = = Wskt., dass eine blonde Person keine blauen Augen besitzt. = Wskt., dass eine blauäugige Person blond ist. = Wskt., dass eine blauäugige Person nicht blond ist. = Wskt., dass eine nicht blonde Person blauäugig ist. = Wskt., dass eine nicht blonde Person nicht blauäugig ist. = Wskt., dass eine nicht blauäugige Person auch nicht blond ist. = Wskt., dass eine nicht blauäugige Person blond ist. 4. Auftrag: Erstelle jetzt zu der Mehrfeldertabelle zwei mögliche Wahrscheinlichkeitsbäume. Verwende dabei die obigen Bezeichnungen A und B. Lösung: PA(B) P(A) A PA (B) PA(B) P (B) P(A) A PA(B)PA(B) B PA (B) ) B B A PA (B) PA(B) Alternativer Baum: Vertausche A und B. B Es ergibt sich: Definition für die bedingte Wahrscheinlichkeit Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass ein Ereignis B eintritt unter der Bedingung, dass das Ereignis A schon eingetreten ist, nennt man bedingte Wahrscheinlichkeit und bezeichnet sie mit pA(B). Kennzeichnen die Ereignisse A und B einen Teilpfad im Wahrscheinlichkeitsbaum mit Anfang A und Endpunkt B, so ist pA(B) die zugehörige Teilpfadwahrscheinlichkeit. Am Baum kann man folgende Gleichung ablesen: Satz von der totalen Wahrscheinlichkeit P(B) P(A) PA (B) P(A) PA (B) Für das Beispiel:. Wskt., blond zu sein = P(B) = 268 . 121 547 + 842 268 842 . 193 314 = 574 842 Nun sollen die Begriffe der Abhängigkeit und Unabhängigkeit von Ereignissen am selben Beispiel erarbeitet werden: Von Interesse ist häufig, ob sich die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses durch das Eintreten eines anderen Ereignisses beeinflussen lässt. In unserem Beispiel könnte man danach fragen, ob blonde Personen tendenziell eher blauäugig sind als andere, ob also die Ereignisse blond und blauäugig abhängig voneinander sind. Man erkennt: P(B) = 314 = 0,37 842 PA(B) = 121 = 0,45 268 Offensichtlich ist die Wahrscheinlichkeit, blond zu sein, unter der Vorbedingung, dass man blaue Augen hat, höher als die Wahrscheinlichkeit, blond zu sein ohne Vorbedingung. Tendenziell haben blauäugige eher blonde Haare als Menschen mit anderer Augenfarbe, da 0,45 > 0,36 ist. Die Ereignisse blond/blauäugig sind also abhängig. Allgemein lässt sich festhalten: Manchmal ist pA(B) genauso groß wie p(B), also PA(B) = P(B). In diesem Fall hängt die Wahrscheinlichkeit des Ereignisses B nicht davon ab, ob das Ereignis A schon eingetroffen ist. Man sagt dann: Die Ereignisse A und B sind stochastisch unabhängig. Gilt dagegen PA(B) P(B), so sind die Ereignisse A, B abhängig. Es gilt die Pfadmultiplikationsregel: P(A B) = P(A) PA(B) PA(B) P(A) A B Gesamtpfad: A B Die Gleichung lässt sich umformen zu: PA (B) P A B P(A) Mit dieser Formel sind bedingte Wahrscheinlichkeiten berechenbar. Es gilt somit: Zwei Ereignisse A, B sind stochastisch unabhängig, wenn eine der drei folgenden, gleichwertigen Bedingungen erfüllt ist: PA(B) = P(B) PB(A) = P(A) P (A B) = P(A) P(B) Drei Ereignisse A, B, C sind dann stochastisch unabhängig, wenn je zwei unabhängig sind und jedes Ereignis von der Schnittmenge zweier anderer Ereignisse unabhängig ist. Übungen: S. 52 Nr. 29,30 S. 54 Nr. 36 S. 46 Nr. 11 S. 47 Nr. 15 S. 50 Nr. 16 S. 46 Nr. 10 S. 47 Nr. 13 S. 50 Nr. 17,18 S. 47 Nr. 14 S. 51 Nr. 23 a