Das negative Nachbild – der Sehpurpurzyklus Zellkern Sehpurpur Stäbchen Licht Sehpurpur Aufbau Zerfall elektrische Erregung An der Wahrnehmung von Gegenständen und Bildern aus unserer Umwelt ist nicht nur das Auge beteiligt, wesentliche Prozesse spielen sich im Sehzentrum unseres Gehirns ab (s. Seite 94). Betrachtet man etwa ein Schwarz-Weiß-Porträt (wie in Abb. 1 links) für längere Zeit und schaut dann auf ein weißes Stück Papier, so kann man die Konturen des Porträts ziemlich gut erkennen. Überraschend dabei ist allerdings, dass die zuvor weißen Bereiche nun dunkel erscheinen, die zuvor schwarzen Bereiche erkennt man hell leuchtend. Dieser Seheindruck (Nachbild) entsteht, obwohl das Blatt gleichmäßig und ausschließlich weiß gefärbt ist. Will man dieses Phänomen erklären, so muss man sich zunächst die Vorgänge in der Netzhaut genauer anschauen. Alle Lichtsinneszellen enthalten lichtempfindliche Farbstoffe. In den Stäbchen ist es Rhodopsin, aufgrund der purpurroten Farbe auch Sehpurpur genannt. Für dessen Aufbau wird Vitamin A aus der Nahrung benötigt. Trifft Licht auf eine Lichtsinneszelle, so wird sie gereizt: Das Sehpurpur absorbiert Licht und zerfällt in zwei Bestandteile. Dabei erzeugt die Zelle ein elektrisches Signal. Diese Erregung wird über die Schalt- und Nervenzellen der Netzhaut und dem Sehnerv zum Gehirn geleitet, wo die eigentliche Wahrnehmung stattfindet. Für jeden Bildpunkt des Gegenstandes ergibt sich also zunächst ein Netzhautpunkt und schließlich ein Hirnbildpunkt im Sehzentrum. Je mehr Zeit Betrachten des 30s SchwarzWeiß Porträts Betrachten eines weißen Blattes Bildpunkte Rhodopsinmoleküle im Stäbchen zerfallen, desto mehr elektrische Signale entstehen. Die Anzahl der zerfallenen Moleküle ist wiederum von der Lichtstärke abhängig. Wird die Lichtsinneszelle nicht mehr belichtet, so wird der zerfallene Sehfarbstoff mithilfe von Enzymen wieder aufgebaut und steht dann erneut für die Lichtabsorption zur Verfügung (s. Randspalte). Eine Zelle, deren gesamter Farbstoff zerfallen ist, kann erst wieder erregt werden, wenn der Sehfarbstoff wieder aufgebaut wurde. Fällt kein Licht oder schwaches Licht auf das Stäbchen, was beim Betrachten schwarzer Bereiche der Fall ist, so ist der Vorrat an Rhodopsin groß. Es werden wenig Signale ans Gehirn gesandt, was im Sehzentrum als dunkel interpretiert wird. Fällt viel oder starkes Licht auf das Stäbchen, was beim Betrachten weißer Bereiche der Fall ist, zerfällt das Sehpurpur nahezu vollständig. Es werden sehr viele Signale ans Gehirn gesandt, was im Sehzentrum als hell gedeutet wird (Abb. 1). Praktikum Material: Schweineaugen, Papierhandtücher, 2 Petrischalen, Rasierklinge, spitze Schere, Pinzette, Präpariernadel, Streichhölzer, evtl. Handschuhe Sehzellen mit Sehpurpur Nerven- Wahrnehmung signale im Gehirn keine 1. 2. Bestandteile des Auges Durchführung: — Lege das Auge auf ein Papierhandtuch. — Präpariere Bindegewebe und Bindehaut mit der Schere ab. Betrachte Bindegewebe, Fettgewebe, Augenmuskeln und den Sehnerv. — Stelle das Auge so, dass die Pupille waagerecht steht. — Drücke mit Daumen und Zeigefinger den Augapfel seitlich zusammen. Schneide mit einer Rasierklinge oder spitzen Schere oben ein Fenster von ca. 1 cm Seitenlänge ein und nimm — Halte die hintere Augenhälfte am Sehnerv hoch. Skizziere und erkläre deine Beobachtung. Die Linse Präparation Auge Aufgaben Erkläre das Zustandekommen eines Nachbildes (Abb. 1). Erkläre, warum man nach Verlassen eines abgedunkelten Kinosaals vom normalen Licht geblendet wird. Beschreibe die Auswirkung eines Vitamin A-Mangels. das ausgeschnittene Stück der Augenwand heraus. Beachte Dicke und Zähigkeit der Augenwand sowie den gallertartigen Glaskörper. Achtung! Die Lederhaut ist sehr zäh. Pass besonders auf, dass du beim Schneiden nicht abrutschst und dich verletzt. Optische Eigenschaften Durchführung: — Das Auge wird in einem verdunkelten Raum so auf einen Tisch gestellt, dass ein Beobachter durch das an der Oberseite gelegene Fenster die innere Rückseite des Auges betrachten kann. In ca. 10 cm Entfernung hält man ein brennendes Streichholz (s. Abbildung unten). Beobachte das Bild auf der inneren Rückseite des Auges. — Bewege das Streichholz nach oben und unten bzw. rechts und links. Beobachte die jeweils auftretenden Veränderungen im Auge. — Skizziere passende Strahlengänge zu den Beobachtungen. Die hintere Augenhälfte Durchführung: — Durch einen Ringschnitt mit der Schere werden vordere und hintere Augenhälfte voneinander getrennt. Die vordere Hälfte mit dem Glaskörper legen wir vorläufig in eine Petrischale. Durchführung: — Untersuche nun die vordere Augenhälfte und skizziere die einzelnen Teile. — Nimm die Linse heraus und stecke sie vorsichtig auf die Präpariernadel. Halte die Linse als Lupe über Geschriebenes. Notiere deine Beobachtungen. — Zerdrücke die Linse langsam zwischen den Fingern. Kennst du ähnliche Materialien? — Öffne durch einen Schnitt die vordere Augenkammer. Befühle und durchschneide die Linsenbänder, den Ziliarmuskel, die Iris und die Hornhaut. — Sammle die Augenreste in Zeitungspapier. Reinige das Präparierbesteck und gegebenenfalls deinen Arbeitsplatz. Wasche die Hände gründlich mit Seife. 3. 4. Bildpunkte/Hirnbildpunkte Sehpurpur Nervensignale aufgebaut viele zerfallen wenige keine 1 Modellhafte Darstellung zur Erklärung des Nachbildes 76 Bau und Leistungen Bau und Leistungen 77