Brain Natriuretic Peptide (BNP)

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Brain Natriuretic Peptide (BNP):
Ein Bluttest für den Hausarzt zur Differentialdiagnostik von kardialer und pulmonaler Dyspnoe und
zur Verlaufskontrolle der Therapie bei chronischer Herzinsuffizienz.
Überblick
Die Messung von BNP gewinnt zunehmend an Bedeutung innerhalb der kardiovaskulären Tests zur
Diagnose und Überwachung der Herzinsuffizienz. Schätzungen zufolge sind in Deutschland 350.000
Patienten von einer Herzinsuffizienz betroffen. Zirka zwei bis drei Prozent der Erwachsenen haben eine
Herzinsuffizienz; im Alter über 75 Jahren steigt die Erkrankungshäufigkeit auf fünf bis zehn Prozent an.
Eine frühzeitige Diagnose und Therapie ist wichtig, um das Fortschreiten der Erkrankung und die
Sterblichkeitsrate zu senken. Die Symptome der Herzinsuffizienz sind unspezifisch und können zu
Fehldiagnosen führen. Bisher wurde die Diagnose vor allem nach dem klinischem Bild, der
Echokardiographie und dem EKG gestellt. Dies sind sehr aufwändige und kostenintensive Verfahren, die
durch Einsatz von BNP-Messungen gezielter eingesetzt werden können. Die BNP-Messung stellt einen
wichtigen Beitrag zur kardialen Diagnostik dar, dem jetzt auch offiziell Rechnung getragen wurde: Gemäss
der Bekanntgabe im Deutschen Ärzteblatt (Heft 6, 9. Februar 2007) kann BNP ab 1. Juli 2007 im
Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung abgerechnet werden (Ziffer EBM 32097).
Warum wird BNP untersucht?
Der Test hilft, das Vorliegen einer Herzinsuffizienz (Herzmuskelschwäche) zu erkennen, deren
Schweregrad und prognostische Bedeutung abzuschätzen, sowie Krankheitsverlauf und Therapieerfolg zu
beurteilen. Auch der Einfluss ausserhalb des Herzens liegender Belastungsfaktoren, die auf das Herz
einwirken, kann erkannt werden.
Bei welchen Erkrankungen sollte BNP untersucht werden?
Der Test wird bei Anzeichen einer Herzinsuffizienz (Kurzatmigkeit, Erschöpfungszustände) sowie zur
Verlaufs- und Therapiekontrolle bei bereits behandelter Herzinsuffizienz durchgeführt.
Wie häufig ist Herzinsuffizienz?
Die Herzinsuffizienz stellt eine der häufigsten internistischen Erkrankungen dar. Zwischen 45 und 55
Jahre leiden weniger als 1% der Bevölkerung an einer Herzinsuffizienz, zwischen dem 65. und 75.
Lebensjahr bereits 2 -5 % und bei über 80-Jährigen fast 10 % (Quelle: AWMF)
Was wird untersucht und welche Bedeutung hat BNP?
Brain Natriuretic Peptide (BNP) ist ein Hormon, das vorwiegend aus den Myozyten des linken Ventrikels
bei erhöhtem Wandstress respektive erhöhtem Füllungsdruck sezerniert wird. BNP vermindern zudem die
Aldosteron- und Renin-Sekretion und setzen damit den Blutdruck herab. Das BNP wird zunächst in Form
einer gemeinsamen Hormonvorstufe synthestisiert und dann in proBNP umgewandelt. ProBNP wird bei
der Freisetzung aus der Herzmuskelzelle in das Blut in zwei Fragmente (Teile) gespalten: in BNP und NTproBNP. Bei der BNP-Bestimmung wird das wirksame Herz-Hormon selber erfasst. Im Organismus bindet
BNP an zellständige Rezeptoren und löst darüber bestimmte Reaktionen der Zellen aus (z.B.
Natriumausscheidung in der Niere), welche die Symptome der Herzschwäche lindern helfen sollen. Immer
dann, wenn die Herzmuskelzellen gedehnt werden, scheiden sie diese beiden Stoffe BNP und NTproBNP natürlicherweise aus. Eine zu starke Dehnung entsteht entweder, wenn das Herz gegen einen
grossen Widerstand anpumpen muss (z.B. Bluthochdruck, Lungenembolie) oder aber, wenn es zu stark
gefüllt ist, z. B. bei zuviel Flüssigkeit im Kreislauf. Dann steigt der BNP-Wert über den Normalbereich
hinaus. an. Eine graduelle Korrelation zwischen erhöhten BNP-Blutspiegeln und zunehmender
Herzinsuffizienz-Klasse NYHA (New York Heart Association) I bis IV, eingeschränkter systolischer
linksventrikulärer Funktion, erhöhtem Wedge-Druck wie auch erhöhter linksventrikulärer Masse sind
wissenschaftlich nachgewiesen.
Beurteilung des Schweregrades mittels NYHA-Klasse
NYHA-Klasse
I
II
Dyspnoe
Keine
Bei grosser Anstrengung
BNP (ng/l)
>100
Ergometrie (Watt)
>150
bis 100
II
Bei kleiner Anstrengung
bis 50
IV
In Ruhe
>1000
unmöglich
Wie wird die Herzinsuffizienz behandelt?
Die Behandlung erfolgt bei chronischer und asystolischer Herzinsuffizienz als Stufentherapie
entsprechend der NYHA-Klasse. Für Informationen über die Behandlung der Herzinsuffizienz steht die
Homepage der American Heart Association (www.americanheart.org/) bzw. der Deutschen Gesellschaft
für Kardiologie (www.leitlinien.dgk.org/) zur Verfügung.
Wie wird der Test eingesetzt?
BNP wird zum Ausschluss oder zur Diagnosestellung und Schweregradeinteilung einer Herzinsuffizienz
eingesetzt und erlaubt die Erfolgkontrolle der Therapie.
10.07.2007
Die Verdachtsdiagnose der Herzinsuffizienz wird zunächst „klinisch" anhand der typischen Beschwerden
wie Atemnot, leichte Ermüdbarkeit und eingeschränkte körperliche Belastbarkeit gestellt und wird durch
Röntgenuntersuchung, Echokardiographie (Herz-Ultraschall), Herzkatheter u.a. ergänzt. Andere Ursachen
der Symptome - z.B. Lungenerkrankungen - müssen erkannt bzw. ausgeschlossen werden. Hierbei
ergänzt BNP die Herzinsuffizienzdiagnostik in wertvoller Weise.
BNP kann aber auch als diagnostische Erstmassnahme, als vorausgehender, einfacher Suchtest bei
Herzinsuffizienz-typischer Symptomatik eingesetzt werden. Eine normale BNP-Konzentration schliesst
eine Herzinsuffizienz als Ursache der Beschwerden (Atemnot etc.) nahezu aus. Bei normalen Werten
können also in manchen Fällen aufwendigere, nicht bei jedem Arzt verfügbare, kardiologische
Untersuchungen entfallen und Kosten und Aufwand gespart werden. Erhöhte Werte bieten eine
Entscheidungshilfe zu weiterführender Diagnostik oder Behandlung.
Wann könnte der Test sinnvoll sein?
Der Test wird unter folgenden Umständen angefordert:
•
In der Arztpraxis, wenn der Patient Symptome einer Herzinsuffizienz bietet.
•
In der Notaufnahme, wenn die behandelnden Ärzte schnell entscheiden müssen, ob ein NotfallPatient eine Herzinsuffizienz oder ein anderes medizinisches Problem (z.B. Lungenerkrankung) bietet.
•
Zur Überwachung einer Therapie gegen Herzinsuffizienz.
Was bedeutet das Testergebnis?
Eine Erhöhung der BNP-Werte über das Normalmass deuteen darauf hin, dass der betreffende Patient an
einer Herzinsuffizienz leidet bzw. an einer Erkrankung, die mit einer erhöhten Belastung des Herzens
einhergeht. Die Höhe der Werte korrelieren häufig mit dem Schweregrad der Erkrankung. Sehr hohe
Werte bedeuten eine schlechte Prognose für den Patienten.
Gibt es weiteres, das ich wissen sollte?
Bei Patienten, die Medikamente gegen eine Herzinsuffizienz einnehmen, sinken die Werte für BNP.
Solche Medikamente sind z. B. ACE-Hemmer, Betablocker oder Diuretika. (Achtung: Bestimmte ß-Blocker
können trotz ihrer positiven Wirkung auf die Herzinsuffizienz dennoch einen Markeranstieg bewirken). Je
älter Patienten sind, desto höher sind die Werte der beiden Substanzen im Blut. Frauen zeigen im
Durchschnitt höhere BNP-Konzentrationen als gleichaltrige Männer. BNP kann aufgrund des kleinen
Molekulargewichts über die Niere ausgeschieden werden und daneben gibt es weitere Abbauwege über
Rezeptoren und abbauende Enzyme.
Aus welchem Probenmaterial wird der Test durchgeführt?
BNP wird aus EDTA-Plasma bestimmt. Die Blutprobe wird aus einer Armvene entnommen.
Blutentnahme, Probenart, Stabilität und Probentransport (Präanalytik)
Die Blutentnahme für BNP erfolgt mit einem Kunststoff-Probengefäss, das EDTA enthält. Probengefässe
aus Glas sollen nicht verwendet werden. Nach Zentrifugation und Abtrennung der Blutzellen ist das
EDTA-Plasma gekühlt (2-8°C) mindestens 24 Stunden haltbar, eingefroren bei -20°C bis zu 9 Monate.
BNP aus EDTA-antikoaguliertes Vollblut, sofortiger Probentransport zum Labor
Referenzbereich
In Normalpersonen ohne Herzinsuffizienz zeigt sich eine altersabhängige Zunahme der
Markerkonzentrationen; Frauen weisen etwas höhere Werte als Männer auf. Die in den
Testbeschreibungen der verschiedenen Hersteller angegebenen Bereiche variieren. Zur Orientierung
werden folgende Cutoff-Werte angegeben (die aus sogenannten ROC-Analysen gewonnen wurden):
BNP-Werte unterhalb des Cutoffs von 100 ng/l schliessen eine Herzinsuffizienz weitgehend aus. Bei
postmenopausalen Frauen unter Hormonersatztherapie sind höhere Werte zu erwarten.
Störfaktoren und Hinweise auf Besonderheiten
Die Verwendung von Glasröhrchen führt zu falsch niedrigen Ergebnissen. Im Einzelfall können heterophile
Antikörper (seltene, störende Bluteiweisse) das Testergebnis verfälschen.
Richtlinien zur Qualitätskontrolle
Für die Bestimmung von BNP besteht entsprechend der Richtlinien der Bundesärztekammer (RILIBÄK)
keine Ringversuchspflicht (Teilnahme an externen Ringversuchen). Interne Kontrollen sowie die
Bestimmung der Richtigkeit und Präzision müssen selbstverständlich regelmässig durchgeführt werden.
Wie ist die Gebührenabrechnung für BNP?
BNP ist ab 1.7.2007 in Laborgemeinschaften als Kassenleistungen nach EBM 32097 zu erbringen. In der
GOÄ ist BNP mit der Ziffer GOÄ 4062 eine MIII-Leistung.
Literatur:
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10.07.2007
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