IV. Oligopolmärkte: Cournot-, Bertrand-, Stackelbergwettbewerb IV.1. Cournot-(Mengen)wettbewerb (Cournot [1838]) n ≥ 2 Anbieter stehen auf einem Markt mit inverser Nachfragekurve P(x) in Wettbewerb. Sie entscheiden simultan über die Produktions- bzw. Angebotsmengen x1 , ..., x n , wobei sie damit rechnen, daß sich am Markt der markträumende Preis p = P( x1 + ... + x n ) ergibt. Für die Firma i ergibt dies die Profitfunktion Π i ( x i , X −i ) = x i P( x i + X −i ) − Ci ( x i ) , (4.1) wobei X −i ≡ ∑ x i als gegeben angenommen wird (Nashverhalten). j≠i Diese Situation entspricht einem nichtkooperativen simultanen Spiel mit Spielermenge N = {1, ..., n}, Strategien x i ∈[0, x i ] und Auszahlungsfunktionen Π i .1 Das Ergebnis dieses Wettbewerbs wird durch das Nashgleichgewicht des entsprechenden Spiels beschrieben. Jeder Spieler (Anbieter) wählt seine Strategie xi so, daß sie eine beste Antwort (‘best reply’, ‘best response’) auf die Strategien x − i ≡ ( x1 ,..., x i −1 , x i +1 ,..., x n ) der anderen darstellt. Die besten Antworten Ri ( x − i ) werden Best response- (Best reply-) Korrespondenz bzw., wenn sie eindeutig sind, Reaktionsfunktion genannt. Ein Spiel in Normalform G = (N, S, Π) ist definiert durch die Spielermenge N, dem aus den resultierenden Strategienraum und den Strategiemengen S = S1 × ... × Sn , Si 1 Auszahlungsfunktionen Π i : S → R , die für jedes mögliche Strategienprofil x = ( x1 , ..., x n ) ∈ S angibt, welche Auszahlung jeder Spieler erhält. IV-1 Im Falle des Cournotwettbewerbs sind diese besten Antworten durch die firstorder-conditon zu (4.1) definiert: ∂ Πi Π ≡ = ∂ xi P ′( x + X − i ) 14i243 i i xi + P( x i + X− i ) − Ci′( xi ) 144 42444 3 = 0, (4.2) Profit einer zusätzlichen Einheit Profitverlust bei inframarginalen Einheiten i = 1, … , n. Die second-order-condition ∂ 2 Π i / ∂ 2 x i < 0 ist erfüllt, wenn die Nachfragekurve „nicht zu konvex“ gekrümmt ist (siehe die Diskussion in II.1.) Ein Nashgleichgewicht ist als beste Antwort auf sich selbst definiert, d.h. x1 , ..., x n ist ein Nashgleichgewicht genau dann wenn für alle i = 1, …, n gilt: xi ∈Ri ( x − i ) . Kein Spieler kann sich in diesem Fall durch Abweichen von xi verbessern.2 (4.2) definiert n Reaktionsfunktionen xi = R( x − i ). Die Lösung dieses Gleichungssystems ergibt das (Nash)-Cournotgleichgewicht x1NC , ..., x nNC und n p NC = P( X NC ), wobei X NC ≡ ∑ x i NC . i =1 2 Mathematisch gesprochen bedeutet dies, daß ( x1 , ..., x n ) ein Fixpunkt der Korrespondenz R ( x1 , ..., x n ) = ( R1 ( x −1 ), ... Rn ( x − n )) ist. Hinreichende Bedingungen für die Existenz so eines Fixpunktes sind: i) Si ist kompakt (abgeschlossen und beschränkt) und konvex, ii) Π i ist stetig in ( x1 , ..., x n ) und quasi-konkav in xi . Bei endlichen Si erfüllt das entsprechende Spiel mit gemischten Strategien immer diese Voraussetzungen. Für die durch (4.1) definierten Π i ist ii) nicht immer erfüllt. Hinreichende Bedingungen sind z.B. C ′′ ≥ 0, P ′′ ≤ 0 . Hinreichend für die Eindeutigkeit des Fixpunktes ist, daß R eine kontrahierende Funktion (Kontraktion) ist, d.h.: Für alle i gilt Ri ( x −i + dx −i ) − Ri ( x −i ) < dx −i für eine Norm z.B. erfüllt wenn ∑ ∂Ri / ∂x j dx j < max dx j . Da ∂Ri / ∂x j = j ≠i daß ∑ ∂Π / ∂x j ≠i i i j j ≠i ∂Πii / ∂x j ∂Πii / ∂xi . Ist , ist dafür hinreichend, < ∂Πii / ∂xi . (Ist z.B. beim Cournotwettbewerb für n > 2 keine „problemlose“ Bedingung. Vgl. Friedman [1977].) IV-2 (4.2) kann umgeformt werden zu:3 p − Ci′ X = − P′ p p 123 1/ε Durch Vergleich mit der inversen m m Monopolmarktgleichgewicht p , x sehen wir: i) p NC < p m bzw. xi X { (4.3) αi < 1 Elastizitätsregel für das X NC > x m Der Vergleich mit dem vollkommenen Wettbewerbsgleichgewicht p∗ , x ∗ ergibt ii) p NC > p ∗ bzw. X NC < x ∗ Für identische Firmen reduziert sich (4.3) zu p − C′ 1 = p nε n Für Ci′ = ci folgt aus (4.3): Π = ∑ ( p − ci ) xi = p ε i =1 den Herfindahlindex bezeichnet. 3 IV-3 n ∑α i =1 i xi H X = pX X ε (4.4) n wobei H ≡ ∑α i=1 2 i Im Falle von 2 Firmen (Duopol) kann das Cournotgleichgewicht graphisch illustriert werden: xj αi Ri ( x j ) x mj x jNC Rj ( x i ) α i′ xiNC xim xi Für x j = 0 würde i die Monopolmenge x im wählen. Die Steigung α i der Reaktionskurve x i = Ri ( x j ), i = 1,2, erhalten wir durch implizite Differentiation von (4.2): dx i ∂ Π ii / ∂x j P ′′x i + P′ =− =− Ri′ = i P′′x i + 2 P ′ − Ci′′ ∂Π i / ∂x i dx j Daher gilt für Ci′′≥ 0, P ′ < 0 und P′′ ≤ 0 : Ri′ < 0 , d.h. x i , x j sind strategische Substitute Ri′ < 1 , d.h. das Nashgleichgewicht ist eindeutig (Vgl. FN 2) IV-4 (4.5) Die Profitsituation der Firma i kann anhand der Isoprofitlinien diskutiert werden. Den höchsten Profit erreicht i, wenn er auf x j mit x i = Ri ( x j ) antwortet. Für x i < Ri ( x j ) bzw. x i > Ri ( x j ) kann i das Profitniveau Π i ( Z ) nur erreichen, wenn j Marktanteile abgibt, d.h. wenn x j < x j . Dies erklärt die Form der Isoprofitlinien.4 Mit absteigendem x j nimmt i’s Profitniveau zu. In x im erreicht es das Monopolprofitniveau Π i ( x im ) . 4 Formal: dx j dxi =− Π = constant wenn x i <, =, > Ri ( x j ) ∂ Π i / ∂ x i ∂ Π i / ∂ xi = >, =, < 0 ∂ Πi / ∂ x j − xi P ′ (Benütze (4.2) und ∂ 2Πi / ∂xi2 < 0 ). IV-5 Im Cournotgleichgewicht sieht daher die Profitsituation der beiden Firmen wie folgt aus. xj Ri ( x j ) x mj Π j (N) x jNC Πi ( N ) Rj ( x i ) xiNC xim xi Die Profitsituation in N ist nicht effizient. Alle Allokationen in der schraffierten Linse würden ein „besseres“ Profitergebnis bringen. (Spielraum für Absprachen bzw. Kollusion zur Marktaufteilung, z.B. durch x i = x j = x m / 2) . IV-6 IV.2. Stackelberg-Mengenführerschaft (Stackelberg [1934]) Gegeben die Menge xi des leaders i, wählt follower j seine Menge xj=Rj (xi). Entscheidungssituation des leaders: max Π i ( x i , x j ) s. t. x j = R j ( xi ) , xi wobei Π i und Rj wie in IV.1 diskutiert. Dies ergibt die Bedingung erster Ordnung: ∂ Πi ∂ Πi + R ′j = 0 . ∂ xi ∂ xj Da gemäß (4.1) Π i = x i P( xi + x j ) − Ci ( xi ) , ist diese Bedingung äquivalent zu: xi P ′ (1 + R ′j ) + P − Ci′ = 0 bzw. xi + x j P − Ci′ xi = − P′ (1 + R′j ) P P 3 xi + x j 1424 123 1/ε αi Beachte: −1 < R ′j < 0 IV-7 (4.6) Graphische Illustration xj Ri ( x j ) Πi ( N ) x Sj Π i ( S) xi xiS Profitvergleich: Rj ( x i ) Πi (S) > Πi ( N ) Π j (S) < Π j ( N ) Also leader sein ist besser als follower sein (gilt weil xi und xj strategische Substitute sind. Bei strategischen Komplimenten wollen keinesfalls beide leader sein. Siehe z.B. das Problem der Preisführerschaft, Kapitel VI.2.2.). IV-8 IV.3. Bertrand-(Preis)wettbewerb (Bertrand [1883]) IV.3.1. Preiswettbewerb bei konstanten Grenzkosten und homogenem Gut n ≥ 2 Firmen bieten ein homogenes Gut an. Die Nachfragekurve nach diesem Gut ist x(p). Die Grenzkosten sind konstant und zwar c1, ..., cn. Die Firmen treten in Preiswettbewerb. Wenn die von ihnen gesetzten Preise p1, ... pn sind, entfällt auf Firma i die Nachfrage x ( pi ), wenn xi ( p1 ,..., pn ) = α i x ( pi ), wenn 0, wenn n mit α i > 0, ∑ α i = 1 i =1 und pi < p−min i min = pi p− i pi > p−min i { } p−min i ≡ min p j . j ≠i Das Nashgleichgewicht pB des simultanen nichtkooperativen Preissetzungsspiels (Bertrandgleichgewicht) ist wie folgt charakterisiert: Fall 1: identische c1 = ... = cn. Für alle i mit xi >0, mindestens jedoch für zwei Firmen, gilt piB = c . (Also für Duopol (n = 2) ist p1B = p2B = c das einzige Nashgleichgewicht.) Grund: pi < c bringt Verlust. pi > c wird unterboten und bringt keinen Markt. Angenommen pi = c und pj > c für j ≠ i , dann würde pi nach p−min i −ε abweichen und trotzdem den Markt behalten. Also mindestens für 2 Firmen pi = pj = c. Die Tatsache, daß bei oligopolistischem Preiswettbewerb bereits im Duopol (n = 2) die effiziente Lösung (Grenzkostenpreis + Nullprofit) zustandekommt, wird auch Bertrandparadox genannt. Fall 2: ci < cj für alle j ≠ i und c j ≤ c k , k ≠ i, j . Firma i bekommt den Markt. Falls p m ( ci ) < c j , ist p B = p m ( ci ) und Π i = Π m (ci ) . Falls p m (ci ) ≥ c j , gilt p B → c j und Π i → ( c j − ci ) x ( c j ). ( p m ( ci ), Π m ( ci ) bezeichnen Monopolpreis bzw. Monopolprofit bei Grenzkosten ci. p B → c j bedeutet, daß ein diskretes Preisraster unterstellt wird und p B der am knappsten unter c j liegende Preis ist.) Grund: Jede andere Firma würde durch Unterbieten von cj Verlust machen. Ein Preis über cj kann profitabel unterboten werden, so daß es zu so einem Preis keine Nachfrage gibt. IV-9 Das Bertrandparadox hat verschiedene Antworten provoziert, die zeigen, wieso doch nicht schon bei 2 Firmen das vollkommene Wettbewerbsergebnis zustandekommt, nämlich bei: Preiswettbewerb mit Kapazitätsgrenzen (IV.3.2., IV.4.), Kollusion (V.) und Produktdifferenzierung (VI.). IV.3.2. Preiswettbewerb bei steigenden Grenzkosten Kapazitätsschranken (Edgeworth [1897]) bzw. Fall 1: 2 Firmen Ci′( x ) = C ′j ( x ) = c aber nur für x ≤ x i , x j . pi = p j = c ist kein Nashgleichgewicht, wenn x ( c ) > max{x i , x j } . Denn Abweichen auf ~ pi > c ergibt x (~ p , c ) > 0 und Π i > 0 . i i Fall 2: 2 Firmen mit Ci ( x ) = C j ( x ) = C( x ) mit C ′′( x ) > 0 . x( p* ) pi = p j = p* = C ′ ist kein Nashgleichgewicht 2 (außer x(p) wäre unendlich elastisch in p*). Abweichen auf ~ pi > p j = p∗ lohnt sich. Denn für j bleibt x(p*)/2 die bei pj = p* profitmaximale Menge, so daß für i eine Residualnachfrage x R ( ~ pi ) mit x ′R < 0 5 * * und x R ( p ) = x( p ) / 2 verbleibt. Der resultierende Profit ist Πi ( ~ pi , p* ) = p~i x R ( ~ pi ) − C ( x R ( ~ pi )) . Ableitung nach ~ pi ergibt ∂ Πi = xR ( ~ pi ) + ~ pi − C ′ ( x R ( ~ pi )) x R′ ( ~ pi ) . ~ ∂ pi [ ] 5 xR ist die Nachfragekurve auf dem der Firma i verbleibendem Markt, nachdem j zu einem bestimmten Preis (im vorliegenden Fall p* ) Nachfrage in einem bestimmten (im vorliegenden Fall x(p*)/2) befriedigt hat. Die genaue Form von xR hängt vom Rationierungsschema ab, das festlegt, welche Kundschaft bei Rationierung zuerst bedient wird. Die hier benötigten Eigenschaften x R′ < 0 und xR (p*)= x (p*)/2 sind jedoch nicht vom speziellen Rationierungsschema abhängig. IV-10 Also ∂ Πi ∂~ pi = ~ pi = p* x ( p* ) * x ( p∗ ) pi ) > 0 + p − C ′ 2 x ′R ( ~ 23 144 12 42444 3 >0 0 und daher ist es profitabel zu einem ~ pi > p* abzuweichen. (Zwar geht der marginale Konsument verloren; dieser hat aber ohnehin Kosten in Höhe des Preises p * verursacht [second-order effect]. Dafür höherer Profit durch höheren Preis bei inframarginalen Konsumenten [first-order effect].) Graphische Illustration: x R ( p) ~ pi pi = p * pj = p * ~ xi x ( p*) x( p*) 2 2 Schlußfolgerung: i) Bei Kapazitätsschranken oder steigenden Grenzkosten stellt der Grenzkostenpreis kein (Bertrand-)Nashgleichgewicht dar (kein Bertrandparadox mehr). Oligopolistischer Preiswettbewerb führt zu Preisen, die über den Grenzkosten liegen. ii) Wie das (Bertrand-)Nashgleichgewicht aussieht hängt im allgemeinen vom zugrundeliegenden Rationierungsschema6 ab und auch davon, wie groß die vorhandene (Gesamt)kapazität im Vergleich zur Marktnachfrage ist. Es kann auch sein, daß überhaupt kein Bertrand-Nashgleichgewicht existiert. 6 Dieses legt fest, welche Kundschaft bei rationierter Nachfrage bedient wird, z.B. diejenige mit der höchsten Zahlungsbereitschaft (effiziente Rationierung), oder diejenige, die bereit ist, sich anzustellen (Rationierung über Warteschlangen), oder eine zufällig ausgewählte (proportionale Rationierung). IV-11 Das nachfolgende Beispiel 1 zeigt, daß auf einem Markt mit „mäßigen Überkapazitäten“ kein Gleichgewicht existiert. Beispiel 2 zeigt, daß bei „kleinen Kapazitäten“ der zur Vollauslastung führende Preis ein eindeutiges Bertrandgleichgewicht darstellt. Beispiel 1: Nichtexistenz eines Bertrandgleichgewichtes bei mäßigen Überkapazitäten (Vgl. Basu, S. 41/42) 2 Firmen mit Grenzkosten Ci′ = C ′j = c und Kapazitätsgrenzen x i , x j , so daß x ( p m (c)) < x i , x j < x (c) < x i + x j . (pm(c) bezeichnet den Monopolpreis bei Grenzkosten c und Nachfragekurve x(p)). Angenommen pi = pj = c sei ein Nashgleichgewicht: Abweichen zu ~ p > c profitabel, weil trotzdem positive Residualnachfrage i verbleibt ( x ( c ) > x j ). Angenommen pi = pj > c sei ein Nashgleichgewicht: Wegen x (c) < xi + x j ist zumindest eine Firma nicht ausgelastet. Für sie ist ein Abweichen zu einem niedrigeren Preis profitabel. Angenommen pi > pj ò c sei ein Nashgleichgewicht: Wenn j ausgelastet ist, muß laut Annahme pj < pm(c) sein, so daß ein Abweichen nach ~ p j > p j profitabel ist. Wenn j nicht ausgelastet ist, muß laut Annahme pj > c sein und Firma i ohne Nachfrage sein. Es ist daher für i profitabel zu einem pi mit c < ~ pi < p j abzuweichen. Q.E.D. IV-12 Beispiel 2: Bertrandgleichgewicht bei „knappen“ Kapazitäten (Vgl. Tirole 5.3.2.1 und 5.7.2.1) Markt mit inverser Nachfragekurve P(x) . 2 Firmen mit Ci′ = C ′j = c und kleinen Kapazitäten x i , x j , so daß x ( c ) > x i + x j aber auch x Rm,i > x i und x Rm, j > x j , wobei x Rm,i die Monopolmenge auf dem Residualmarkt bezeichnet, der i verbleibt, nachdem j die Kapazitätsmenge x j auf den Markt gebracht hat (analog ist x Rm, j definiert). π ( Π i x R ,i , x j ) x Rm,i xi In dieser Situation ist der kapazitätenräumende Preis pi = p j = p B = P( x i + x j ) ein eindeutiges Nashgleichgewicht:7 Keine Firma hat wegen der ausgelasteten Kapazität einen Anreiz, den Preis zu senken. Firma i hat keinen Anreiz, den Preis zu erhöhen, da x i auf dem i verbleibenden Residualmarkt x R,i eine bindende Restriktion darstellt. i würde ohne diese Restriktion ja x Rm,i > x i , also pi < p B wählen. (Analoges gilt für j). π ( ) Π i pi , p B = ( pi − c) x R,i ( pi ) pm pB 7 pi Man beachte, daß die Gültigkeit dieser Aussage nicht vom verwendeten Rationierungsschema abhängt. IV-13 IV.4. Ex ante Kapazitätswahl und ex post Preiswettbewerb. Neufundierung des Cournotgleichgewichts. (Kreps/Scheinkman [1983]) Beispiel 2 in IV.3.2. zeigt, daß auf einem Duopolmarkt mit inverser Nachfragekurve P(x) und bei „kleinen“ Kapazitäten x i , x j der kapazitätsräumende Preis p B = P ( xi + x j ) ein eindeutiges Bertrandgleichgewicht darstellt. Dies impliziert Profitfunktionen Π i ( xi + x j ) = xi P( xi + x j ) − cx i − c0 xi , die exakt die Form der Profitfunktionen beim Cournotwettbewerb haben (siehe 4.1). c0 bezeichnet die Investitionskosten. Dies suggeriert folgendes 2-stufiges Spiel: Stage 1: i, j wählen simultan die Kapazitäten x i , x j Stage 2: i, j wählen simultan die Preise pi , p j bei gegebenen Kapazitäten xi , x j . Falls x i , x j klein genug gewählt würden, könnte man das Gleichgewicht dieses Spiels durch backward induction wie folgt lösen: Da in Stage 2 das einzige Gleichgewicht p B = P( xi + x j ) ist, läuft das Spiel in Stage 1 auf ein Cournotmengenspiel hinaus. Das teilspielperfekte Gleichgewicht dieses 2-stufigen Spiels würde so mit dem Cournotgleichgewicht zusammenfallen, wobei die Gleichgewichtsmengen xi NC , x jNC als Kapazitäten interpretiert werden müssen. IV-14 Problem: Es ist nicht garantiert, daß im Kapazitätsspiel die Kapazitäten tatsächlich so „klein“ gewählt werden, daß im Preisspiel p B = P( xi + x j ) ein eindeutiges Gleichgewicht ist. Ad hoc Lösung: Hinreichend hohe Investitionskosten c0 . Allgemeine theoretische Lösung: Kreps und Scheinkman (1983) haben gezeigt, daß unabhängig von der Höhe der Investitionskosten c0 bei konkaven Nachfragefunktionen ( P ′′ ≤ 0 ) und effizienter Rationierung8 das einzige teilspielperfekte Gleichgewicht des 2-stufigen Spiels mit Kapazitätswahl und folgendem Preiswettbewerb das Cournotergebnis ist, also xi = x iNC , x j = x jNC und p = P( xi + x j ). 8 Effiziente Rationierung bedeutet, daß zuerst diejenigen mit der höheren Zahlungsbereitschaft bedient werden. Die Residualnachfrage ist in diesem Fall x(p ) − x j x R,i (p i ) = i 0 , wenn x(p i ) > x j , sonst . x ( p) xj xR,i pi pj xj x R,i ( pi ) IV-15