Wie werben Unternehmen international? Zur Spezifik der interkulturellen Werbung. Evemarie Draganovici, lector drd.fil., Universitatea Tehnică de Construcţii Bucureşti, Catedra de Limbi Străine şi Comunicare, e-mail: [email protected] 1. Einleitung Die Globalisierung der Wirtschaft, der immer reger werdende internationale Handel, das Schrumpfen der Nachfrage tragen dazu bei, dass Unternehmen mit anderssprachigen Verbrauchern aus den verschiedensten Ländern kommunizieren müssen. Es ist die einzige Möglichkeit auf dem Konkurrenzmarkt zu überleben. Es heißt eine geschickte Marken- bzw. Produktpolitik zu führen. Das kann aber ohne die Kenntnis der Grundlagen der interkulturellen Kommunikation kaum geschehen, auf die z.B. das internationale Marketing bzw. das globale Marketing aufbaut oder aber dementsprechend das Unternehmen internationalisiert wird, eine Kommunikationspolitik1 ausgearbeitet wird, eine international ausgerichtete Kommunikationspolitik2, innerhalb der die Strategien, die Ziele und die Maßnahmen festgelegt werden, „die primär dazu dienen, Informationen vom Unternehmen an die aktuellen bzw. potentiellen Abnehmer und die Öffentlichkeit zu übermitteln.” (Koschnik 1996:583) Vorliegende Arbeit nimmt sich vor, einen Einblick in die interkulturelle Werbung zu gewähren, wobei eine Definition der interkulturellen Werbung vorgeschlagen wird und die entscheidenden Faktoren bei ihrer Gestaltung festgehalten werden. 2. „Kultur ist Kommunikation“3 Werbung ist Kommunikation. Ist Werbung Kultur? Die Aussagen, die diese Überzeugung vertreten, sind zahlreich, z.B. Ron Allison. „It has been said on more than one occasion that an hour of television advertising provides more information about the culture of a country than a shelf of books.“ (Allison 1994:99) oder Lannon und Cooper „Advertising carries its culture with it” (Lannon/Cooper 1983:195) Das Unternehmen muss das wichtigste Instrument der Kommunikationspolitik, die Werbung, so gestalten, dass sie Erfolg hat. Wie geht sie vor? Sie beachtet die persönlichen Merkmale der Konsumenten (psychologischen Faktoren), die sozio-demografischen Merkmale (Alter, Geschlecht, Einkommen, Bildung ...) das soziale Umfeld (Milieu, Normen, Werte, Tabus, Familie, Gruppen)4 u.a. und nur wenn sie weiß, was ihre Aufmerksamkeit erregt, was ihnen gefällt und was sie mögen, was sie sich wünschen, kann sie Wirkung erzielen. Der Leiter der Coca-Cola Marketingabteilung erklärte den Erfolg des Unternehmens eben dadurch, dass „ the firm’s ‘big successes have come from markets where we read the consumer psyche every day and adjust the marketing model every day.” (Byrnes 2000:125) und de Mooij ist sich sicher, dass „All manifestations of culture, at different levels, are reflected in advertising. In order to analyse advertising as a manifestation of 1 Kommunikationspolitik ist eines der vier Gruppen von Marketinginstrumenten. Aufgabe der Kommunikationspolitik ist es, die Konsumenten über die Qualität, den Preis und die Bezugsquellen eines Produktes zu informieren und sie zum Kauf zu bewegen. Information und gezielte Beeinflussung sollen somit die Absatzwiderstände der Konsumenten überwinden. 2 Das bedeutet, dass jedes einzelne Instrument von der Corporate Identity, Werbebudgetierung bis hin zur Werbemittelgestaltung international organisiert werden. 3 Hall 1990:94 4 „Kultur ist ein universelles, für eine Gesellschaft, Organisation, Gruppe aber sehr typisches Orientierungssystem. Dieses Orientierungssystem wird aus spezifischen Symbolen gebildet und in der jeweiligen Gesellschaft usw. tradiert. Es beeinflusst das Wahrnehmen, Denken, Werten und Handeln aller ihrer Mitglieder und definiert somit deren Zugehörigkeit zur Gesellschaft. Kultur als Orientierungssystem strukturiert ein für die sich der Gesellschaft zugehörig fühlenden Individuen spezifisches Handlungsfeld und schafft damit die Voraussetzungen zur Entwicklung eigenständiger Formen der Umweltbewältigung.“ (Thomas 1993:380) culture at a border level, it must be understood that culture is expressed in several ways.” (de Mooij 1997:73) Sie widerspiegelt einerseits die jeweilige Kultur des Landes, übt aber gleichzeitig auch Einfluss auf sie. So wie die Medien kulturelle Vorgaben aufgreifen und mit eigenen Interessen verbinden, so tut es auch die Werbung. In den vergangenen Jahren hat die Wissenschaft daher vermehrt kulturelle Dimensionen in der Werbung zu ergründen versucht 3. Interkulturelle Werbung ist interkulturelle Kommunikation Die Definitionen der Werbung „…reichen von allgemeinen Verhaltensbeschreibungen bis hin zu konkreten Verhaltensvorschriften, von normativen Aussagen bis hin zu faktischen Beschreibungen von Randerscheinungen (…)” (Pepels 1996:78) Viele beschreiben die Werbung als eine besondere Form der Kommunikation. Werner Kroeber- Riel definiert Werbung knapp: „Werbung lässt sich als versuchte Verhaltensbeeinflussung mittels besonderer Kommunikationsmittel auffassen“ und erläutert weiter “Diese Definition grenzt Werbung von anderen Formen der Meinungsbeeinflussung ab, bei denen keine besonderen Kommunikationsmittel (Werbemittel) eingesetzt werden, wie dies bei der Verhaltensbeeinflussung durch persönlichen Verkauf oder durch Verkaufsförderung der Fall ist. (Kroeber- Riel/Esch 2004:29) Gillian Dyer bezeichnet in seinem Buch (Advertising as Communication 1982) Manipulation als eine weitere Rolle, die die Werbung außer Information auch übernehmen will. Von Rosenstiel (1973) definiert Werbung als „einen Kommunikationsprozess, der einen Sender, einen Empfänger, eine Botschaft und ein Medium umfasst, durch Kommunikationshilfen positiv oder negativ beeinflusst wird, sich in spezifischen Situationen abspielt und zu einem bestimmten Ergebnis führt” (von Rosenstiel 1973 In Mayer, H: 1993:1) Kloepfer definiert die Werbung als „käufliche, professionelle, zweckorientierte Kommunikation ...[...] Es ist ein kommunikatives Handeln, das zweiseitig ist” (Kloepfer 1991:13) Aktuelle Definitionen der Werbung beschreiben sie als „eine absichtliche und zwangfreie Form der Kommunikation, mit der gezielt versucht wird, Einstellungen von Personen zu beeinflussen” (Ingomar Kloos 2000:5) und „Werbung ist eine elementare kommunikative Kulturtechnik, die ebenso alt ist wie die Menschheitsgeschichte selbst.“ (Zurstiege 2005) Auf die oben angegebenen Definitionen zur Werbung aufbauend, ersuche ich eine Definition der interkulturellen Werbung als interkulturelle Kommunikation5 aufzustellen: Interkulturelle Werbung ist eine besondere Form persuasiver Kommunikation in der Sender und Empfänger Vertreter unterschiedlicher Kulturen sind. Die erfolgreiche Dekodierung der Werbebotschaft hängt von der Kompetenz des Senders ab, die Botschaft so zu gestalten, dass sie den neuen kulturellen Gegebenheiten entspricht und der Empfänger sie nicht als fremd empfindet, außer der Sender wünscht es so. Es wird weiterhin nicht versucht Kultur zu definieren6, sondern Ziel ist das Hervorheben von kulturbedingten Faktoren, die für den Erfolg eines Produktes auf dem neuen Markt von Bedeutung sind und das Image des Unternehmens bestimmen. Das Modell der Werbung als eine besondere (asymmetrische) Form der Kommunikation wird um eine Kommunikationssituation erweitert, und Angetroffen wird auch der Begriff transkulturelle Kommunikation. Hinnenkamp beschreibt sie als “grenz- und kulturüberschreitende, technisch-media one-way-communication“ 6 Schon 1952 veröffentlichten Kroeber und Kluckhohn eine vierhundertseitige Sammlung von Definitionen der Kultur (Culture. A Critical Review of Concepts) 5 zwar wird ein Empfänger, Vertreter einer fremden Kultur E’ eingeführt, die Agentur oder der Werbetexter, der die Botschaft des Ausgangstextes (Bild und Text) so gestaltet, dass die Botschaft unverändert beim Empfänger der Zielkultur ankommt. E’ hat nun für das Gelingen der Kommunikation die Verantwortung zu tragen. Welche Faktoren er dafür in Betracht ziehen muss, wird im Folgenden untersucht. 1. Position des Unternehmens auf dem Markt Die adoptierte Internationalisierungsstrategie bestimmt die Werbestrategie. Unterschieden werden folglich die: (1) ethnozentrale Werbung: Einsatz der gleichen Medien wie im Stammland, ohne Rücksicht auf Adäquatheit (2) polyzentrale Werbung: die Medien werden individuell angepasst (adaptierte Werbung) (3) regionalzentrale Werbung: die Medien werden der Region angepasst (4) geozentrale Werbung: Medien werden so selektiert, dass sie global eingesetzt werden können (globale, standardisierte Werbung) Die vier Werbestrategien sind aber selten in dieser Form anzutreffen, oft wird von Mischformen Gebrauch gemacht. Ein Unternehmen kann gleichzeitig globale Kampagnen entwickeln und lokale Kampagnen lancieren7, dabei wird der Standard global angepasst und lokale und regionale Besonderheiten werden miteinbezogen. Experten sind der Meinung, dass Werbung nur bei „interkultureller Adaptation“ funktionieren kann. Die Coca-Cola Abteilung für Marketing äußert sich in diesem Zusammenhang wie folgt: „Wir sind nicht mehr multi-national, wir sind multilokal.“ Der Produzent von interkultureller Werbung, muss die kulturellen Unterschiede und Gemeinsamkeiten der entsprechenden Ländermärkten herausfinden und untersuchen, ob und in welchem Maße ein Werbekonzept interkulturell standardisiert werden kann. Die zwei Prinzipien, nach denen Produkte international verkauft werden können sind: Standardisierung oder Lokalisierung, aber auch Mischformen sind anzutreffen. Als standardisierte Werbung betrachtet man solche Werbemittel, die bis auf die Übersetzung des Textes international einheitlich gestaltet sind, d.h. sie weist wenige kulturbedingte Merkmale auf. Einerseits spricht man in der Fachliteratur von einer Homogenisierung der Kulturen in industrialisierten Gesellschaften, in der die kulturellen Konvergenzen zur Überwindung von interkulturellen Unterschieden führen und die Lebensstile ähnlich sind, wobei auch Werte und Einstellung geteilt werden, so dass man von „universal appeals8“ Gebrauch machen kann, andererseits aber behaupten die Gegner der Standardisierung, dass sowohl der Konsument als auch sein Konsumverhalten kulturell determiniert wird. (Müller 1997:5) Globale Marken sind z.B. Marlboro, Chanell, Hugo Boss, BMW, Nike. Eingesetzt werden bei ihrer Werbung emotionale Erlebnisse: Eleganz, Sportlichkeit, american way of life, Fahrspaß, Freiheit und Abenteuer, Innovation. Bei Marken aus diesen Branchen lassen sich die Konsumenten von der „gefühlsmäßigen Anziehungskraft“ (Dmoch 1990:190) dieser leiten und achten nicht auf die funktionalen Eigenschaften der Produkte. Der Name der Marke selbst steht für Qualität. Coca-Cola, auch eine globale Marke, hat zwar ein global einheitliches Erscheinungsbild, dem sie ihren Erfolg verdanken kann, trotzdem änderte das Unternehmen 2000 seine Strategie und adaptiert die Werbekampagnen lokal (Lokalisierung), d.h. die einheimischen Elemente ersetzen die fremden. Ein weiteres Beispiel ist das Unternehmen McDonalds das auch glokalisierte Strategien einsetzt. 7 Der Trend in der internationale Kommunikation ist nicht nur Globalisierung, sonder auch Lokalisierung und dafür wurde das Mischwort „Glokalisierung“ eingeführt. 8 “universal appeals“ werden für interkulturell universell verwendbare Werbebotschaften verwendet. Es sind Werte wie Schönheit, Soziaprestige, Entspannung, Spaß, von denen angenommen wird, dass sie auf alle Menschen anziehend wirken, unabhängig von der Kultur, der sie angehören. (vgl. Müller 1977:16) Das Image ist weltweit dasselbe, die Produkte sind aber fast jedem Land angepasst. In Indien wird z.B. keine Kalbfleisch gegessen, so dass die Big Macs entweder mitLamm oder Hühnchen zubereitet werden, oder vegetarischer Burger der McAloo Tikki. In Deutschland wird bei McDonald auch Bier angeboten, in Japan wird McDonalds neu erfunden: Koroke Burger (Kartoffelpürre, Kraut und katsu Sauce, alles in einem Sandwich) oder der MilkShake mit dem Aroma vom Grünen Tee und viele weitere. In Israel hat McDonald's 3 kosher Restaurants (keine Cheesburger oder Milchprodukte), wo sie McShawarma anbieten. 2. Branche, Werbeobjekt, Zielgruppe, Werbeträger, Werbemittel Für jede Branche wird unterschiedlich geworben. Man spricht von: „kulturgebundenen“ Produkten wie z.B.: Nahrungsmittel, Haushaltsartikel,... oder „kulturfreien“ Produkten z.B.: Werkzeugmaschinen, Computer, Hi-fi-Anlagen... (Karmasin/Karmasin 1997) Wie, wo und ob geworben wird hängt von der Absetzbarkeit des Produktes ab, wobei die entsprechende Verpackung entworfen werden muss, und von den unterschiedlichen Phasen im Marktlebenzyklus9 3. Kulturelles Umfeld (1) Werte und Normen, Sitten und Gewohnheiten Zwei wichtige Kulturtheoretiker Edward T. Hall und Gert Hofstede können für die Analyse der Einflussfaktoren hinzugezogen werden, obwohl in ihren Vergleichen der Kulturen Rumänien nicht eingeordnet wurde. Es geht um die Dimension Context von Hall und das Gegensatzpaar Individualismus vs. Kollektivismus von Hofstede. Halls unterscheidet Kulturen hinsichtlich ihrer Art zu kommunizieren und bezieht sich dabei auf den Kontextgehalt der Kommunikation10 Nach Hall existieren high-context und low-context Kulturen, das soviel bedeutet wie, stark und gering kontextabhängige Gesellschaften. In den highcontext Kulturen werden viele Informationen ausgetauscht, so dass ein gewisses Vorwissen existiert. Der angenehmen Gesprächsatmosphäre wird eine bedeutende Rolle zugeordnet. Auf die Werbung bezogen bestimmt die Kontextabhängigkeit die Art der Informationsvermittlung. d.h. dass in high-context Kulturen (z.B. China, Frankreich, Japan, Brasilien) der Kommunikationsstil indirekt ist und die Werbebotschaft müsste umfassender sein, um akzeptiert zu werden. Bevorzugt wird in der Werbung eine angenehme Wahrnehmungsatmosphäre mit visuellen Reizen und Symbolen, eine ausdrucksstarke Sprache und wenigere Produktinformationen (weniger Text). In low-context Kulturen (USA, Deutschland, nordeuropäische Länder) müsste die Werbung mehr Informationsgehalt (längerer Text) aufweisen, wobei Informationen über die Anwendung, Wirkungsweise oder Vorteile des Produktes gebracht werden, die die Konsumenten überzeugen sollen. Für Werbung in high-context Kulturen ist auf den gesamten Kommunikationskontext zu achten, in low-context Kulturen auf die Informationen. Hofstedes Gegensatzpaar Individualismus-Kollektivismus ist eines der vier Dimensionen in dem von ihm entworfenen Kulturmodell. Seine Definition zu den Begriffen lautet: „Individualismus beschreibt Gesellschaften, in denen die Bindungen zwischen den Individuen locker sind: man erwartet von jedem, dass er für sich selbst und seine unmittelbare Familie sorgt. Sein Gegenstück, der Kollektivismus, beschreibt Gesellschaften, in denen der Mensch von Geburt an in starke, geschlossene Wir-Gruppen integriert ist, die ihn ein Leben lang schützen und dafür bedingungslose Loyalität verlangen.“ (Hofstede 1993:66) 9 Einführungswerbung, Erinnerungswerbung, Positionierungswerbung ... 10 “A High-context (HC) communication or message is one in which most of the information is either in the physical context or internalized in the person, while very little is in the coded, explicit, transmitted part of the message. A Lowcontext (LC) communication is just the opposite; i.e., the mass of the information is vested in the explicit code.” (Hall 1976:91) Kollektivistisch geprägte Gesellschaften (z.B. Brasilien, Spanien, Argentinien) weisen nach Hofstede folgende Merkmale auf: ausgeprägtes Gruppendenken, Priorität der Familie, indirekte Kritik, Vermeiden der Konfliktsituation. In individualistischen Kulturen (z.B. USA, die meisten nordeuropäischen Länder) wird dagegen der Konflikt gesucht, analysiert und versucht, Lösungsstrategien zu erarbeiten. Auf die Werbung übertragen heißt es, für kollektivistische Gesellschaften ein Vertrauensverhältnis zwischen dem Konsumenten und dem Produkt aufzubauen, ohne aufdringlich, aber sympathisch auf ihn wirken. Für individualistische Gesellschaften muss der Konsument durch aktive Überzeugungsarbeit durch Hervorhebung der speziellen Produktvorteile angezogen werden. Die Kenntnis von Kulturdimensionen in der Werbung bietet zwar Richtlinien, an denen sich Werbende bei Eintritt in den Markt eines Ziellandes orientieren können und verringert die Wahrscheinlichkeit des „Scheiterns“ auf dem neuen Markt, aber über den Erfolg oder Misserfolg einer Kampagne kann nur Marktforschung Aufschluss liefern.„Interkul turelle Werbung“ / Christina Schumann (2) negative Konnotationen: negative und positive der Markennamen, Produktnamen. Die Einführung des führenden irischen Whiskeys Irish Mist in Deutschland scheiterte, weil dieser als "irischer Mist" im Regal stand. Dasselbe geschah auch bei der Einführung des japanischen Whiskys Black Nikka in den USA (englischsprachige Alliteration zu „schwarzer Neger“). (3) symbolische Assoziationen: Farbwahrnehmung (Trauer: schwarz in Europa, weiß in Asien, violett in Brasilien, gelb in Mexiko), Gerüche (Limonenduft: Frische in den USA, Krankheit in den Philippinen), Zahlen, Analogien mit Tieren, kulturell bestimmte Assoziationen (Märchen, Fabeln, Geschichte). Bilder sind schwerer standardisierbar als die Sprache, sie können fremd, uninteressant oder negativ wirken, wenn sie Motive darstellen, die in der Zielkultur nicht vorhanden oder mit anderen Assoziationen belegt sind. Außerdem bringen sie eine affektive Bedeutung, die „in der Intensität (Stärke) und Richtung (angenehm/unangenehm) ihrer Wahrnehmung“ (Dmoch 1999:180) besteht. Beide sind kulturbedingt, weil sie die Erfahrungs- und Gefühlswelt der einzelnen Kulturen widerspiegeln. (4) Stereotypen Stereotypen sind Bestandteil der Vermarktungsstrategie. Hauptsächlich kommen Nationalstereotypen zum Einsatz. Werden positive nationale Stereotypen zur Bewerbung ausländischer Erzeugnisse eingesetzt, spricht man von „Ethnostereotypisierung“ (Calderón 1998: 203 In Krober-Riel/Esch 2004:78) Es sind die „Made in –“ Stereotypen, die stereotypisierte emotionale Botschaften mit dem Gütezeichen verbinden so z.B. Perfektion mit Deutschland, Temperament mit Italien. Oft bedienen sich Werbestrategen fremdsprachiger Elemente, wo doch davon ausgegangen werden muss, dass diese der anvisierten Zielgruppe zum Teil unverständlich bleiben. Die Sprachen werden mit ihren Herkunftsländern assoziiert, und diese wiederum rufen Vorstellungen über landesspezifische Produkt und Fertigungskompetenzen vor, die den beworbenen Produkten zu Gute kommen sollen: Es ist bekannt, dass die deutsche Sprache mit einer bestimmten Qualität assoziiert wird. Fremdsprachliche Werbeelemente werden verwendet, um bestimmte Stereotypen über die betreffenden Länder zu nutzen. Der deutsche Automobilkonzern Audi hat, um das Problem der nationalen Anonymität in Großbritannien zu lösen und gleichzeitig vom guten Ruf der deutschen Wertarbeit - gerade auf technischem Gebiet - zu profitieren, 1986 zu dem deutschsprachigen Slogan gegriffen. Dem verwendeten nationalen Stereotyp wird ein Wiedererkennungswert zugesprochen, das heißt, der Kunde kann das in der Werbung erscheinende Stereotyp direkt in Verbindung setzen mit seinen bereits vorhandenen Vorstellungen über das betreffende Land. In der rumänischen Werbung sind die Hinweise im Slogan darauf, dass das Produkt „Made in Germany“ ist, sehr häufig anzutreffen: Düfa: „Vopseşte nemţeşte“, Danke: „Scoate neamţul din tine“, Rezidenz, deutsches Wohnviertel: „Willkommen acasă“ und viele weitere. „deutsch“ steht in der rumänischen Werbung für Perfektion, Qualität, Sicherheit. Viele Produktnamen, vor allem die der Biere, sind Deutsch, obwohl sie nationale Marken sind z.B.: Neumarkt, Bergenbier. (5) Sprache: bei einem Einsatz auf internationalem Markt (standardisierte Werbung) ist es der Teil, der übersetzt wird. Kreativität ist dabei gefragt, da Sprachwitz, Wortneuschöpfungen, Reime, Anspielungen auf landesspezifische Besonderheiten nicht mehr verwendet werden können. Markennamen werden oft national angepasst: der Haushaltsreiniger Meister Proper von Procter & Gamble in Spanien Mister Proper, in Großbritannien Mister Clean, in Italien Maestro Lindo und in Frankreich Monsieur Proper. Soll bei einem Werbespot nur der gesprochene Teil übersetzt werden und sonst keine Änderungen vorgenommen werden, kann es nicht nur zu einer fehlerhaften Übersetzung kommen, sondern es wirkt auch befremdend, wenn die Sprechsequenzen nicht übereinstimmen. 4. Rechtliche Einschränkungen: Markt- und Werbegesetzgebung, Gesundheitsbestimmungen. In den Ländern gibt es bestimmte Werbebeschränkungen, in Rumänien z.B. darf keine vergleichende Werbung gemacht werden, Werbung für Zigaretten und Tabakerzeugnisse in Rundfunk und Fernsehen (auch in Deutschland), oder Werbung für verschreibungspflichtige Arzneimittel. Schlussbemerkungen Sowohl Denken als auch Handeln sind kulturell bedingt. Wie sollte also international geworben werden? Empfohlen wird: Soviel Standardisierung wie möglich, soviel Adaption wie nötig11. Werbung erzielt ihre Wirkung nur wenn sie sich an die kulturellen Gegebenheiten des Ziellandes anpasst. Die kulturellen Verschiedenheiten müssen in Betracht gezogen werden, denn Ausrutscher gefährden nicht nur die Effizienz der Werbekampagne, sondern können auch dem Image des betreffenden Unternehmens großen Schaden zufügen. Unbeachtet dessen für welche Werbestrategie sich das Unternehmen entschieden hat, muss auf sämtliche in der Arbeit genannten Faktoren geachtet werden, um internationalen Markterfolg zu sichern. 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