Inhalt Editorial Ursachen und Erklärungsmodelle für Verhaltensstörungen ........................... 3 Epidemiologie psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen im Pflichtschulalter ............................................................................................ 8 Die Bedeutung der Kreativität des Kindes im Problemlösungsprozess als Hilfe in der Beratungslehrer/innentätigkeit ................................................. 11 Genies sind im Lehrplan nicht vorgesehen – oder doch? ............................... 14 Bericht aus der Praxis ........................................................................................ 18 Kinder in ein suchtfreies, gewaltfreies Leben begleiten .................................. 20 „Gewaltprävention“ ............................................................................................ 23 „1 + 3“ Ein Modell der Vernetzung zur Konfliktprävention und Krisenbewältigung ............ 27 Meine Rolle in der Gruppe ................................................................................. 29 Soziales Lernen und Erlebnispädagogik .......................................................... 30 Starke Kinder – starke Klassen Übungen zum sozialen Lernen in der Klasse und deren Wichtigkeit ............. 32 Überlegungen zur besonderen Situation türkischsprachiger Kinder und Jugendlicher ............................................................................................... 34 Nestklasse – ein Raum der Entfaltung für Mädchen ........................................ 37 „Böse Buben“ in der Schule Überlegungen zum Phänomen „Verhaltensauffälligkeit“ von Buben/Burschen im Kontext Schule ................................................................................................ 39 Psychodramatische Arbeit mit Kindern ............................................................ 43 Von der Leichtigkeit des Seins oder Humor als Arbeitsweise im schulischen Kontext ............................................ 45 Beratungs- und Betreuungsangebote, Kontaktadressen ................................ 49 Ankündigung ...................................................................................................... 70 Fortbildungsangebot .......................................................................................... 73 2 Editorial Die Expertinnen- und Expertenrunde der Beratungslehrer/innen/Betreuungslehrer/innen/ Psychagoginnen und Psychagogen (BBP) wurde 1995 beim Unterrichtsministerium eingerichtet. Die Bundesarbeitsgemeinschaft setzt sich aus Lehrerinnen und Lehrern mit spezieller Zusatzausbildung zusammen, die in der Betreuung von Schülerinnen und Schülern mit Verhaltensproblemen tätig sind. Seither leistet diese Gruppe mit den je nach Bundesland unterschiedlichen Berufsbezeichnungen einen wichtigen Beitrag zur professionellen Vernetzung in diesem Bereich. Im Rahmen dieser Arbeitsgemeinschaft haben wir für Sie diese Schwerpunktnummer zusammengestellt. Der erste Teil enthält Fachartikel aus unterschiedlichen Blickwinkeln zum Thema „Schwierige“ Schülerinnen und Schüler. Im zweiten Teil informieren wir Sie über unsere verschiedenen Beratungs- und Betreuungsangebote sowie die Kontaktadressen in den Bundesländern. Alle in dieser Schwerpunktnummer angeführten Beiträge, weitere Fachartikel und ergänzende Literaturangaben finden Sie auf der Homepage www.cisonline.at/foerderschwerpunkte/verhalten.html 3 Susanne Koller Ursachen und Erklärungsmodelle für Verhaltensstörungen Unseren Kindern und Jugendlichen werden in epidemiologischer Gesetzmäßigkeit Verhaltensstörungen attestiert, Familien, Schulen und andere Institutionen sind an den Grenzen ihrer Belastbarkeit angelangt. Pädagogische und sozialpsychologische Beeinflussungsmodelle hinken den Entwicklungen hinterher, multidisziplinäre Experten- und Expertinnengremien suchen ständig nach Lösungen. 1.1 Ursachen(er)klärung Pädagoginnen/Pädagogen werden im Schulalltag mit den Auswirkungen der viel diskutierten gesellschaftlichen Veränderungen immer mehr konfrontiert, die sich u. a. in zunehmendem Maße in Verhaltensauffälligkeiten ihrer Schüler/innen widerspiegeln: In der Klasse erleben sie immer mehr Kinder – vordergründig betrachtet – als schwierig, faul, desinteressiert, unruhig, passiv-depressiv, deprimiert, unmotiviert, schlampig, verstockt, misstrauisch, unberechenbar, streitsüchtig und vor allem aggressiv. Über die Ursachen von dysphorischem Verhalten wird in den Medien ständig berichtet, und Fachleute versorgen Lehrer/innen mit einer beinahe unüberschaubaren Fülle an möglichen Erklärungsversuchen. Bei der näheren Betrachtungsweise all jener Störungen, die unsere Gesellschaft als abweichend betrachtet und die insofern auch im System Schule fehl am Platz sind, findet das geschulte „pädagogische/psychologische Auge“ dahinter vor allem Beziehungsschwierigkeiten, intellektuelle, psychische und soziale Defizite, Depressionen, Entwicklungskrisen, Konzentrations- und vor allem Motivationsstörungen, Teilleistungsstörungen, Misshandlungen, Persönlichkeitsentwicklungsstörungen, Schlafstörungen, Prüfungs- und Schulängste, Trennungsängste, psychosomatische Erkrankungen usw. – die Aufzäh- 3 lungen könnten dieses Blatt füllen –, die unerkannt in massive Verhaltensstörungen münden. Schüler/innen mit „behavioural disorders“ sind – trotz vorhandener Eltern oder eines Elternteils – „verlassene Kinder unserer Zeit“, so die Meinung Bruno BETTELHEIMS (1978), die aus keinem Nest fallen konnten, weil sie de facto nie eines hatten. Bei der Erforschung und Behandlung von Verhaltensstörungen und psychischen Problemen von Kindern und Jugendlichen müssen aber – und dies soll besonders unterstrichen werden – sowohl somatische, psychische, geistige und interaktionale als auch soziokulturelle Faktoren in ihrem komplizierten Zusammenspiel beachtet werden. Überblickt man eine beliebige Auswahl der zahlreichen Publikationen, die zu dieser Thematik erschienen sind, so findet man auch eine Vielzahl erkannter Ursachen von psychischen Problemen und Verhaltensauffälligkeiten, die damit im Zusammenhang stehen. Viele Gründe liegen im Körper und in der Psyche der Kinder und Jugendlichen; andere wurden in Familie, Schule und Peergroup (also in den wichtigsten Lebenswelten dieser Altersgruppen) sowie in anderen Systemen entdeckt. Verschiedene Wissenschaftsdisziplinen konzentrieren sich allerdings oft nur auf ganz bestimmte Ursachenkomplexe bei der Untersuchung von Verhaltensauffälligkeiten und berücksichtigen die anderen nur unzureichend. Das ist nicht verwunderlich, denn wie wir wissen, lernen Ärztinnen/Ärzte im Verlauf ihrer Ausbildung und beruflichen Tätigkeit, Ursachen von Störungen vor allem im biochemischen, genetischen, physiologischen und neurologischen Bereich zu suchen, während Psychologinnen/Psychologen sich mehr auf Ursachen im bewussten oder unbewussten Erleben und Verhalten von Menschen konzentrieren. Pädagoginnen/Pädagogen und Soziologinnen/Soziologen entdecken hingegen die Ursachen von Verhaltensstörungen in erster Linie in Familie, Schule, Peer-group und Gesellschaft. 1.2 zum Ausbruch psychischer Störungen und psychosomatischer Krankheiten, die das Verhalten beeinflussen können. In diesem Zusammenhang spielen nicht normative Lebensereignisse wie Tod eines Elternteiles, Geburt eines behinderten Geschwisterteils, Unfälle, Scheidung der Eltern usw. eine große Rolle, die man schon hinsichtlich ihrer Stärke als Stressoren klassifiziert hat (HOLMES, RAHE, RUCH). Erklärungsmodelle Nach Martin R. TEXTOR lassen sich folgende Erklärungsmodelle für psychische Probleme und Verhaltensstörungen im Kindes- und Jugendalter unterscheiden: (1) (2) (3) 4 Beim Krankheitsmodell – bei Psychiatern und Ärztinnen/Ärzten verbreitet – werden vor allem biochemische, physiologische und neurologische Prozesse für die Entstehung psychischer Störungen und Verhaltensabweichungen (wie z. B. Hyperaktivität – Fallbeispiel IV) verantwortlich gemacht. Sämtliche Ursachen werden im Körperlichen gesucht; insbesondere werden Erbfehler, Verletzungen und Erkrankungen diagnostiziert, die mit Hilfe von Medikamenten, durch Diätpläne oder durch Operationen behandelt werden können. Bei den meisten Verhaltensauffälligen wird von einer Diskontinuität zwischen psychischer Gesundheit und emotionalen Problemen ausgegangen, wobei Letztere in der Regel zu einem bestimmten Zeitpunkt irgendwann im Verlauf des Lebens erstmalig auftreten. Beim konstitutionellen Modell liegt das Hauptaugenmerk auf der Gesamtheit der für die Persönlichkeitsentwicklung bedeutsamen Erbfaktoren. Ursachen von Verhaltensauffälligkeiten werden also in erster Linie im genetischen Bereich gesehen, wobei Körperbautypologien (z. B. von CONRAD, KRETSCHMER oder SHELDON) mit ihrer Zuordnung von Konstitutionen und bestimmten Verhaltensmustern bzw. Temperamenteigenschaften als besonders aussagekräftig gelten. Meistens wird davon ausgegangen, dass die genetische Prädisposition irgendwann im Verlauf der Persönlichkeitsentwicklung zur Ausbildung von psychischen Belastungen bzw. Verhaltensstörungen führe, wobei der Übergang vom gesunden zum pathologischen Zustand kontinuierlich sei. Beim Stressmodell, das etwa von MEEHL und ZUBIN vertreten wird, kommt es aufgrund der Interaktion von genetischen Prädispositionen und allgemeinem bzw. spezifischem Stress (4) Vertreter/innen des psychodynamischen Modells, die sich meist der Psychoanalyse oder anderer Schulen der Tiefenpsychologie zurechnen, sind der Ansicht, dass der Mensch durch unbewusste dynamische Kräfte gelenkt wird, die miteinander und mit den Anforderungen der sozialen Umwelt kollidieren. Dementsprechend wollen sie die Ursachen von emotionalen Störungen und Verhaltensstörungen in unbewussten intrapsychischen Konflikten, die vielfach mit verdrängten frühkindlichen Erlebnissen in Verbindung stehen, erkennen. (5) Befürworter/innen des Entwicklungsmodells konzeptualisieren die menschliche Entwicklung als eine Abfolge von Phasen zunehmender Komplexität, Differenzierung, Integration und Reife – wobei sich viele auf die Theorien von ERIKSON und PIAGET berufen. Zu psychischen Störungen bzw. Verhaltensstörungen kommt es dann, wenn ein Kind oder Jugendlicher auf einer Entwicklungsstufe stehen bleibt, also nicht wie die Gleichaltrigen in die nächst höhere Phase „aufsteigt". Natürlich entstehen auch Erlebens- und Verhaltensauffälligkeiten, wenn eine Person auf eine niedrigere Stufe der psychosexuellen, kognitiven und emotionalen Entwicklung regrediert – die Störungen sind umso stärker ausgeprägt, je weiter die jeweilige Entwicklungsstufe zurückliegt. (6) Anhänger/innen des lerntheoretischen Modells, das auf den Theorien von THORNDIKE, HULL, PAWLOW, SKINNER, TOLMAN u. a. beruht, vertreten die Meinung, dass nahezu alle Verhaltensweisen erlernt werden. Folglich entstehen auch Verhaltensauffälligkeiten auf Grund von Lernprozessen und können jederzeit entwickelt – aber auch zu jedem Zeitpunkt wiederum „verlernt" – werden. (7) Beim kognitiven Modell, dessen Vertreter/innen KELLY, ELLIS, BECK, SELIGMAN u. a. sind, werden als Ursachen für Verhaltensauffälligkeiten Störungen im Prozess der Wahrnehmung, des Denkens, Vorstellens, Erinnerns, Bewertens, der Planung eigener Reaktionen (Auswahl von Verhaltensund Problemlösungsstrategien) und der Verarbeitung von Feedback genannt. Die Verfälschung des Welt- und Menschenbildes durch irrationale Einstellungen, Vorurteile etc. wird bei diesem Modell betont. (8) ROGERS, MASLOW, ALLPORT u. a., Vertreter/innen des humanistischen Modells, sind sich einig, dass der Mensch ein rationales und sich selbst verwirklichendes Wesen darstellt. Psychische Probleme entstehen bei einer Diskrepanz zwischen Selbst und Erfahrung, Selbstwahrnehmung und Selbstbild. Andere Ursachen liegen in der Entfremdung vom eigenen Ich, der mangelnden Selbstentfaltung, den schwachen Selbstwertgefühlen und der geringen Wertbezogenheit hinsichtlich individueller Lebenseinstellung. (9) Das phänomenologisch-existenzialistische Modell beruht auf den Theorien von JASPERS, FRANKL, MINKOWSKI u. a.; dabei wird die Einzigartigkeit der Person (und ihrer Probleme), des Daseins, der subjektiven Erfahrung betont. Zu Störungen im Verhalten kommt es aufgrund falscher Entscheidungen und Werte, anormalen Bewusstseinsinhalten, mangelndem Lebenssinn und fehlender Kommunikation. (10) Vertreter/innen des „Labeling"-Modells (GOFFMAN, RÜTHER, TANNENBAUM u. a.) beschäftigen sich weniger mit den Ursachen von Verhaltensauffälligkeiten als mit den Reaktionen und Sanktionen der Gesellschaft und kommen zur Ansicht, dass abweichendes Verhalten durch seine Etikettierung und durch die Reaktionen von Kontrollorganen wie psychosozialen Diensten, Polizei oder Justiz zum Problem wird. (11) Beim mikrosozialen Modell werden pathogene Strukturen und Prozesse in kleineren sozialen Systemen (Familie, Schule etc.) für die Entstehung von Problemen hinsichtlich Verhalten verantwortlich gemacht. Das Modell wird vor allem in der Familienberatung, aber auch z. B. von KLEIN, BERNE und LAING vertreten. Dementsprechend werden etwa gestörte interpersonale Beziehungen und Interaktionsmuster, zwischenmenschliche Konflikte und fehlerhaft ausgeübte Rollen analysiert. (12) Beim makrosozialen Modell, das sich auf die Lehrmeinungen von MARX, FROMM, DURKHEIM, BURGESS, PARSONS u. a. zurückführen lässt, stehen hingegen noch größere soziale Einheiten wie Wirtschaftssystem, Schicht oder Kultur im Mittelpunkt der genaueren Betrachtung. Ergo werden störende und auffällige Verhaltensmuster auf den schnellen gesellschaftlichen Wandel in seiner Verbindung mit Wertekonflikt, Entfremdung, auf Verstädterung, Ghettobildung, die kapitalistische Gesellschaftsordnung oder dem Zusammenstoß verschiedener Kulturen zurückgeführt (vgl. TEXTOR 1988, S. 129 ff). Die Auflistung von Erklärungsmodellen könnte man noch verlängern und/oder weiter differenzieren. Allerdings zeigt sie sehr deutlich – durch die Unterscheidung der wohl bekanntesten Erklärungsmodelle – dass jede dieser „Theorien" nur einige wenige Ursachen von Verhaltensstörungen herausstellt. Demnach wählen die einzelnen Theorien-Vertreter einen anderen Standpunkt, von dem aus sie sich dem Erkenntnisobjekt „psychische Probleme und Verhaltensstörungen" nähern. Daraus resultieren unterschiedliche Perspektiven, so die Meinung der Verfasserin – für sie sind diese wissenschaftlichen Erkenntnisse sehr umfassend und komplex. 1.3 Fazit Erklärungsmodelle sind im Grunde keine wissenschaftlichen Theorien, da sie für ihren Bereich kein umfassendes, auf Gesetzmäßig- 5 keiten, Regeln und Hypothesen beruhendes Erklärungssystem bieten. Kein Modell kann für sich beanspruchen, eine systematische und in sich geschlossene Ordnung aller Erkenntnisse über die Ursachen von Verhaltensauffälligkeiten von Kindern und Jugendlichen zu sein, diese unter Berücksichtigung aller Aspekte zu erklären bzw. zu analysieren sowie die Wirklichkeit solcher Schüler vollständig widerzuspiegeln (vgl. TEXTOR 1988, S. 129 ff). Zusammenfassend lässt sich also erklären, dass das heute unumstrittene Mehrebenenmodell bei der Ursachenklärung jener Symptomatik, die uns im Schulalltag so zu schaffen macht, unser Verständnis für Schülerinnen und Schüler mit Verhaltensauffälligkeiten entscheidend beeinflussen sollte. Und gerade hier muss vor allem die individualpsychologische Betrachtungsweise im Sinne Alfred ADLERS im Vordergrund stehen, der den Menschen immer als einen Teil eines größeren Ganzen sieht, also als Teil seiner Familie, der Gesellschaft, seiner Kultur usw., was im Denkgebäude der Individualpsychologie begrifflich als „Gemeinschaftsgefühl“ (Alfred ADLER) seinen Platz gefunden hat. „Wir glauben immer weniger imstande zu sein, bestimmte einzelne genetische Faktoren einerseits oder Umweltfaktoren andererseits für Fehlentwicklungen (des Kindes, Anm.) verantwortlich machen zu können, sondern sprechen heute von biopsychosozialen und multifaktoriellen Krankheitsmodellen, die unter dem Aspekt einer systemisch-dynamischen Verflechtung untereinander zu sehen sind. (...) Die Individualpsychologie nimmt also an, daß der Mensch im wesentlichen ein Teil von größeren Systemen ist. (...) Seine Probleme sind immer als Probleme seiner sozialen Beziehungen zu betrachten.“ (LEIXNERING 1990, zit. nach POSCH 1990, S. 168/170) 1.4 Diagnose von Lern- und Verhaltensstörungen Verhaltensauffälligkeiten, so unterschiedlich sie in der Praxis aufscheinen, müssen daher in einem größeren Zusammenhang betrachtet werden, und dem individuellen Fall entsprechend muss unsere „pädagogische Brille“ immer etwas modifiziert werden. Dass dies Sensibilität, Flexibilität und Erfahrung voraussetzt, das ist wohl keine Frage, aber dabei sind wohl unsere Schüler/innen die besten Lehrmeister/innen! Mag. Dr. Susanne KOLLER Erziehungswissenschafterin und seit 1981 im burgenländischen Schuldienst tätig. 6 Das folgende Diagnoseschema beinhaltet die wesentlichsten Fragen, die bei der Betreuung von Verhaltensauffälligen zu beantworten sind, um erfolgreich handeln zu können. Demnach kann es als relevantes Konzept bzw. pädagogische Handlungsgrundlage (für Beratungs-, Betreuungslehrer/innen und Psychagoginnen/Psychagogen) angesehen werden. Graphische Darstellung über „Methodisches Vorgehen – Detailschritte – Gesichtspunkt“ siehe nächste Seite! Literatur GRUBER, H., LEDL, V. (1992): Allgemeine Sonderpädagogik. Grundlagen des Unterrichts für Schüler mit Schulschwierigkeiten und Behinderungen. Ein Studien- und Arbeitsbuch. Wien: Jugend & Volk. POSCH, C. (Hrsg.). (1990): Kinder im Mittelpunkt. Innsbruck KOLLER, S. (2002): Vom Umgang mit verhaltensauffälligen Schülern in der Hauptschule. Das Burgenländische Betreuungslehrermodell. Diplomarbeit an der Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften der Universität Wien. Eigenverlag. TEXTOR, M. R. (1985): Integrative Familientherapie. Eine systematische Darstellung der Konzepte, Hypothesen und Techniken amerikanischer Therapeuten. Berlin, Heidelberg, New York, Tokio: Springer. Autorin Methodisches Vorgehen ERFASSEN Detailschritte 1. WAS liegt vor? Beobachtungen und konkrete Beschreibung des Verhaltens Gesichtspunkt phänomenologisch ↓ 2. WO zeigen sich die Probleme? Abklären der schulischen, familiären und soziokulturellen Verhältnisse, in denen das Kind lebt situativ ↓ 3. WANN treten die Störungen auf? Zeitpunkt im Lebenslauf INTERPRETIEREN 4. a) WARUM kam es zu den Problemen? (Ursachen) chronologisch ätiologisch b) WOZU dient das Verhalten des Kindes? (Ziele) PLANEN 5. WOHIN soll der Weg führen? (kurz-, mittel- und langfristige Ziele fixieren) 6. WIE können die Ziele erreicht werden? (Methoden und Mittel) 7. WAS ist für alle Beteiligten möglich? - für dieses Kind (Schüler/in) - für mich als Lehrer/in (BL) 8. WO liegen unsere gemeinsamen Chancen und Grenzen? theologisch methodisch dialogisch AUSFÜHREN 9. HANDELN mit ERFOLGSKONTROLLEN 10. KOOPERATION mit schulischen und außerschulischen Instanzen zur Erstellung einer umfassenden „SONDERPÄDAGOGISCHEN FÖRDERDIAGNOSE“ schulisch außerschulisch Direktorinnen/Direktoren, Schulinspektorinnen/-inspektoren, Schulpsychologinnen/Schulpsychologen, Betreuungslehrer/innen, Beratungslehrer/innen, Psychagoginnen und Psychagogen u. v. a. Hort, Jugendamt, Facharzt des Kindes, Klinik (Neurologie, Kinderpsychiatrie), sozialpädagogische und -therapeutische Institute, Institut für Erziehungshilfe, familientherapeutische Einrichtungen Diagnoseschema von Lern- und Verhaltensstörungen (vgl. KOBI 1977; PEYER 1976 in: GRUBER u. LEDL 1992 S. 64). 7 Barbara Nigitz-Arch Epidemiologie psychischer Störungen bei Kindern und Jungendlichen im Pflichtschulalter Psychische Störungen beeinträchtigen die optimale Aktivierung von Lern- und Entwicklungspotentialen bei Kindern und Jugendlichen und sind damit ein relevantes Thema für das System Schule. Epidemiologisches Wissen um Problembereiche soll weder paralysieren noch langweilen, sondern gibt Orientierungshilfe über notwendige Interventionen in den betreffenden sozialen Systemen. Laut HBSC-Studie (1) beträgt in Österreich der Anteil Kinder und Jugendlicher, welche aufgrund schwerer psychischer Störungen akut fachkompetenter Behandlung bedürfen, zwischen drei und vier Prozent der gesamten Altersgruppe. Psychische Auffälligkeiten mit klinischer Relevanz, welche den diagnostischen Kriterien der WHO (ICD – 10/International classification of mental and behavioural disorders) entsprechen, treten aber in wesentlich größerer Häufigkeit in Erscheinung. „Weltweit leiden bis zu 20 % der Kinder und Jugendlichen an Behinderungen durch psychische Gesundheitsprobleme“ (2). Auf Europa bezogene Datenerhebungen (z. B. Kurpfalzstudie 1993-96, WHO/HBSC 2001/02) nennen Prävalenzraten von zwischen 16 und 18 % im schulpflichtigen Alter und bis zu 18 Jahren hin. Diese Liste wird von jenen 10,4 % der Kinder und Jugendlichen im Pflichtschulalter angeführt, welche unter verschiedenen Formen von Ängsten leiden (z. B. Soziale Phobie, Trennungsangst, Versagensängste, generalisierte Angst, spezielle Phobien). Spitzenwerte von bis zu 15 % im Alter von ca. 13 Jahren (die Geschlechterdifferenz beträgt 1:2 im Verhältnis Burschen zu Mädchen) stellen einerseits ein entwicklungspsychologisches Faktum dar, treten aber insbesondere dann zum Vorschein, wenn „die typi- 8 schen Entwicklungsaufgaben in diesem Entwicklungsabschnitt nicht ausreichend bewältigt werden“ (3). Die Schule ist als Arbeitsplatz der betroffenen Jugendlichen neben der Familie und Peer-group die „Bühne“ diesbezüglicher Szenarien. Hierin bestehen notwendige Ansatzpunkte zu (Früh-)Erkennung und zur Vermittlung zu klinischer Diagnostik und Behandlung. Klinisch relevante Formen der Angst beeinflussen also bei mehr als einem Zehntel unserer Schüler/innen im Pflichtschulalter in irgendeiner Form die Qualität des Schulbesuches, den Schulerfolg, die emotionale Befindlichkeit im Schulalltag oder die Qualität der sozialen Integration der betroffenen Jugendlichen. Am Beispiel Sozialer Phobien wird deutlich, wie einfach aber effektiv Früherkennung und frühe Präventionsmaßnahmen (z. B. Soziales Kompetenztraining, Gruppentraining) zu einer Reduktion späteren Wiederauftretens oder Verhinderung der Chronifizierung beitragen könn(t)en. Der Zusammenhang zwischen kindlichen Ängsten und der Diagnose im Erwachsenenalter ist vielfach belegt. „Eine Angststörung in der Jugend stellt ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko für eine Angststörung im Erwachsenenalter dar, wobei der überwiegende Teil der Menschen, die unter einer Sozialphobie leiden, diese bereits in jungen Jahren erwerben“ (4). Wenn wir bedenken, dass die Häufigkeit Sozialer Phobien im Jugendalter zwischen 5 und 10 % liegt, so wird erkennbar, dass gerade in diesem Altersbereich eine hohe Notwendigkeit besteht, diesen Entwicklungen frühzeitig zu begegnen! Es folgen mit einer durchschnittlichen Prävalenz von rund 7,5 % Schüler/innen mit Störungen des Sozialverhaltens, welche gemeinsam mit den Hyperkinetischen Störungen (HKS, AD/HS) mit 4,4 % – zusammengefasst im Begriff „expansive“ Verhaltensstörungen – den Hauptteil schulischer Beratungstätigkeit wie auch einen Gutteil schulpsychologischer Interventionen beanspruchen. In der Einschätzung von Lehrpersonen liegt die Häufigkeit hyperaktiver Schüler/innen jedoch bei 16 bis 18 %, in jener der Eltern immer noch mit 9,5 % (5) deutlich höher, als dies nach klinischen Kriterien der Fall ist. Expansives Verhalten leitet die soziale Aufmerksamkeit von Lehrer/innen wesentlich stärker, Erwachsene und Gleichaltrige reagie- ren (meist konflikthaft) früher und markanter auf betreffende Verhaltensweisen, als dies bei sozialem Rückzug, Vermeidungsverhalten oder psychosomatischen Beschwerden jemals der Fall ist. Expansives Verhalten ist jenseits empathischer Einfühlung wahrnehmbar und wird meist im Sinne des Sozialen Konfliktes oder des „Sich durch das Verhalten des Jugendlichen in bestimmten Vorhaben gestört Fühlens“ wahrgenommen. Jenseits des Einzelfalles, welcher bestimmte Interventionen notwendig machen möge, ist in diesem Zusammenhang zu bedenken, dass Soziale Aufmerksamkeit (auch die negative, sanktionierende) geeignet ist, die Verhaltensrate (Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines bestimmten Verhaltens) zu steigern. Das gilt natürlich auch für unerwünschtes Verhalten. Mit 4,4 % depressiven Störungen liegt Österreich etwas über dem europäischen Durchschnitt von 4 %. Dies bestätigt sich auch in der Suizidrate bei Jugendlichen, womit sich Österreich unrühmlich im europäischen Spitzenfeld befindet. „Depressive Störungen treten bei männlichen Jugendlichen häufiger schon im Schulalter, bei weiblichen Jugendlichen im späten Jugendalter und frühen Erwachsenenalter auf“ (6) und betreffen im Alter von 18 Jahren schon 9 % der Gesamtpopulation. Ihre Symptomatik zeigt vielfältige Erscheinungsformen (Leistungsabfall, Antriebslosigkeit, Desinteresse, sozialer Rückzug, psychosomatische Beschwerden, Substanzmissbrauch, Risikoverhalten). Sie ist geschlechtsspezifisch unterschiedlich. Suizidankündigungen von Kindern und Jugendlichen haben in jedem Fall appellativen Charakter und sollten, wie auch immer geäußert, immer ernst genommen werden! Fachliche Hilfe ist in jedem Fall anzuregen! Traumatisierte Schüler/innen (Posttraumatische Belastungsstörungen) haben im allgemeinen zwar einen nur verhältnismäßig kleinen Anteil (1 %), häufen sich aber in Risikogruppen (z. B. Kinder mit Fluchterfahrungen, Kinder aus psychosozial belasteten Familien ...) mit bis zu 58 % Prävalenz (7)! Posttraumatische Belastungsstörungen äußern sich unter anderem in flashbacks (sich plötzlich aufdrängende Erinnerungen an die traumatischen Ereignisse), Albträumen und Schlafstörungen, wie auch Teilnahmslosigkeit gegenüber der Umwelt oder aber auch extrem gesteigertem Antrieb. Substanzmissbrauch beinhaltet einerseits den Aspekt der Sucht, andererseits jenen der Autoaggression/Depressivität. Der Anteil der Fünfzehnjährigen, welche angeben, schon mindestens 4 mal „richtig betrunken“ gewesen zu sein, pendelte sich nach einem Höchstwert von 28 % (1998) bei rund zwanzig Prozent ein, wobei Mädchen mittlerweile mit den Burschen anteilsmäßig gleichgezogen haben (8). Der Aspekt der Lehrer/innenbefindlichkeit scheint im Lichte der bisherigen Darstellungen brisant: Lehrer/innenbefindlichkeitsstudien (Bauer 1999/2001 (9); Potsdamer Studie 1995 (10); Katschnig 1998 (11)) attestieren dem Berufsstand der Pädagoginnen/Pädagogen hohe Raten von Burnout (30 %) und seinen Vorformen (weitere 30 %!). Berücksichtigend, dass Erschöpfung, hohe Stressbelastung und belastete Befindlichkeit hemmende Wirkung auf Wahrnehmungsdifferenzierung mit sich bringt und problemorientierte Wahrnehmungsmuster fördert (12), erscheint die Notwendigkeit der flächendeckenden Implementierung von Supervision und kollegialer Intervision in diesen Berufsfeldern besonders plausibel! Insgesamt ist evident, dass derzeitige Begleitungs- und Beratungskontingente im österreichischen Schulwesen (Beratungslehrer/innenkontingente sind z. B. gebunden an angenommene 2,7 % Schüler/innen mit Sonderpädagogischem Förderbedarf) einer unverhältnismäßig hohen Zahl von Schüler/innen mit Beratungsindikation gegenüberstehen. Hier ausreichend – das heißt epidemiologischen Fakten entsprechend – und damit präventiv Beratung, Vermittlung und psychosoziale Begleitung sicher zu stellen, ist bzw. wäre eine Investition, welche sich langfristig im Sinn der psychosozialen Gesundheit und damit auch volkswirtschaftlich rechnen würde. Salzburg, September 2006 9 Quellen (1) HBSC/Health Behaviour in School-aged Children (Österreich – Datenset aus den Jahren 2001/02); Die HBSC ist eine Studie der WHO/im Auftrag des BMGF/Ludwig Boltzmann Institut für Medizin- und Gesundheitssoziologie, Wien. (2) „Herausforderungen annehmen, Lösungen schaffen“ – Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen; Arbeitspapier für die Europäische Ministerielle WHO-Konferenz für Psychische Gesundheit, Helsinki, Jänner 2005 (3) Stangl, W.; „Werner Stangl’s Arbeitsblätter – Angst, Depression und Suizidalität im Jugendalter“; http://arbeitsblätter.stangl-taller.at (4) HBSC – factsheet Nr. 4, S. 8; http://www.give.or.at/download/ (5) Döpfner, M.; „Therapieprogramm für Kinder mit hyperkinetischem und oppositionellem Trotzverhalten – THOP”, PVU 2002; ISBN: 3621274251 (6) HBSC – factsheet Nr. 4; S. 9; s. o. (7) Blanz, B.; Schmidt, H., u. a.: „Psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter“ Vlg. Schattauer, Stuttgart 2006; ISBN 3-7945-2175-7 (8) HBSC – factsheet Nr. 1; S. 2; s. o. (9) Bauer, J.; „Stress und Burnout: Seelische Gesundheit im Beruf”; http://www.psychotherapie-profbauer.de/burnoutframe.htm (10) Schaarschmidt, U.; „Lehrerbelastung“; basierend auf der Potsdamer Berufsbefindlichkeitsstudie 1995f; in D. H. Rost (Hrsg.), Handwörterbuch Pädagogische Psychologie (2. Aufl.); Weinheim:Beltz (11) Katschnig, T.; „Lehrerbefindlichkeit, Lehrerängste“, ZS Erziehung und Unterricht 1/2, 2002 10 (12) U. Ravens-Sieberer u. a,: „Risiken und Ressourcen für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen“, Robert Koch Institut, Berlin, aus: „Gesundheitswesen 2002, Sonderheft 1, S. 88 ff, Keyword „Beurteilereffekte“, Georg Thieme Verlag Stuttgart, ISSN 0949-7031 Autorin Dipl. Päd. Barbara Nigitz-Arch Sonderpädagogin, Beratungslehrerin, Psychotherapeutin Sozialpädagogische Schule Salzburg VSHS Laufenstraße Dagmar Feurstein tätsbehindernden Aktivitäten sind sicher wichtige Bedingungen für das Berufs- und Lebensglück eines Menschen. Die Bedeutung der Kreativität des Kindes im Problemlösungsprozess als Hilfe in der Beratungslehrer/innentätig keit Noch heute sagt ein Symbol, ein Bild oder ein Objekt oft mehr als viele Worte. Es lässt nicht kalt, löst Gefühle aus, überwindet Barrieren – und ist, bei aller Unterschiedlichkeit der Sprachen und Kulturen oft der einzige Weg der Verständigung. Zum Zugriff der „Kreativität“ Gerade Kinder benutzen diesen Weg der Kommunikation in einer Differenziertheit und mit so viel Phantasie, die uns staunen lässt. Ihre Kreativität drückt ein vitales Fühlen und Erleben aus, das mit Worten meist nicht möglich ist. Sei es im Spiel – mit Puppen oder Tieren –, im Rollenspiel, beim Arbeiten mit Ton oder anderen Materialien, in Phantasiereisen etc. – immer gibt das Kind einen Teil seiner Gedanken, Ängste oder Wünsche preis. Der Begriff „Kreativität“ hat sich aus sozialen wie auch ökonomischen Gründen geschichtlich entwickelt. Man sieht, dass Menschen in einer Not- oder Ausnahmesituation, also unter großem Druck auf ihr kreatives Potential zurückgreifen, um neue Wege zu beschreiten und so versuchen, die Situation zu meistern. Es stehen also offensichtlich Kreativität und Problem- und Konfliktlösung in einem direkten Zusammenhang. Dabei spielen Selbstvertrauen und Motivation eine wichtige Rolle. „Es sind gerade die schöpferischen, kreativen Fähigkeiten, die den Menschen in seinem Menschsein auszeichnen und die ihn davon befreien, der umgebenden Gesellschaft passiv ausgeliefert zu sein.“ (Schlicksupp, 1995, S. 84) Besonders in der Arbeit der Beratungslehrer/innen sind nonverbale Methoden eine gute Möglichkeit, Zugang zu den Kindern und ihren Problemen zu finden und ihre Kreativität im Problemlösungsprozess zu nutzen und zu fördern. Kreativitätsbehindernde Einflüsse und daraus resultierendes Verhalten können sein: (aus: Weisbier, Kreativitäts-Training) Der Kreativitätsforscher Schlicksupp spricht jedem Menschen dieses individuelle Potential der Kreativität zu. Wie sehr dieses individuell entwickelt, gefördert oder behindert wird, hängt sehr stark vom gesellschaftlichen Bezugs- und Ordnungsrahmen ab, in dem man sich befindet. Die Kreativität als Summe von Fähigkeiten und Fertigkeiten gestattet quasi eine Neugestaltung der Welt. Diese könnte man auch als aktive, lebensbejahende, wandlungsbereite Einstellung gegenüber dem (privaten- und beruflichen) Leben bezeichnen, das auf der Grundlage von Wissen, Verständnis und Verantwortung begründet ist. (Schlicksupp, S. 84) Die Förderung dieses kreativen Potentials, das Erkennen und der Abbau von kreativi- 11 KREATIVITÄTSBLOCKADEN RESULTIERENDES VERHALTEN Sozialer Druck der Umwelt Anpassung, Blockade Belohnung von Konformitätsverhalten in Ausbildungs- und Berufssituationen Angst zur Minderheit zu gehören Angst vor Bestrafung Gehorsamkeitsanspruch von z. B. Eltern, kirchlichen Organisationen, Vorgesetzten Mangelnde Risikobereitschaft Mangelnde Motivation Autoritäres Führungsverhalten Passivität, kein Mut zur Auseinandersetzung Überhäufung mit Routine und Detailarbeit Mangelnde Originalität, Überlastung Forderung nach geschlechtsspezifischem Verhalten Mangelnde Initiative, Widerstand bei Änderungen Allwissenheitsanspruch der Experten Verlass auf Experten, Versagen beim Tun „Aus der Hand nehmen …“ Kein Lernen aus Fehlern, Verlust von Selbstvertrauen „Sich lustig machen, kritisieren …“ Angst, sich lächerlich zu machen Eine positive Auseinandersetzung mit dem schöpferischen Potential von Kindern ist für das Individuum von hohem Nutzen, da es unter anderem das Selbstbewusstsein stärkt, das aus der Bestätigung heraus erwächst, dass man zu Leistungen fähig ist und dass man etwas bewirken kann. wobei man den Begriff Problem nach der klassischen Definition von Süllwold wie folgt versteht: Im unmittelbaren Umfeld werden Konflikte und Probleme in unserer Gesellschaft sehr häufig durch Drogenmissbrauch, Alkoholismus, Selbstmord und Scheidungen umgangen oder „gelöst“. Kreative Problemlösungs- und Konfliktstrategien sind wertvoll für einen konstruktiven Umgang mit dieser sozialen Realität, um zu der zuvor genannten lebensbejahenden Einstellung und zum Lebensglück zu gelangen. Kreativer Prozess – „Problemlösungsprozess“ Es herrscht in der Kreativitätsforschung Einigkeit darüber, dass der kreative Prozess auf jeden Fall ein Problemlösungsprozess ist, 12 „Ein Problem sei dann gegeben, wenn ein Individuum ein bestimmtes Ziel erreichen will, jedoch nicht weiß, wie es zu diesem Ziel gelangen kann, also nicht auf wohlbekannte, spezifische Verfahren, spezifische Techniken und Operationen zurückgreifen vermag.“ (Aus: Bedingungen und Gesetzmäßigkeiten des Problemlösungsverhaltens, Süllwold, zit. nach Dinter, S. 29) Oder wie Dinter es ausdrückt: „Das Problem/die Problemaufgabe sagt dem Lernenden, was er tun soll. Wie er es tun kann, muss er selbst herausfinden.“ (Dinter, S. 29) Entwicklung des kreativen Prozesses Der kreative Prozess erfolgt in Schritten: - - Die Problemerkennung selbst ist schon der kreative Akt. Die problematisierte Situation muss analysiert werden. Brauchbare Hinweise oder Assoziationen werden gebildet, die einen Lösungsvorschlag bringen. Neue, für den Lösungsentwurf brauchbare Prämissen werden zu logischen Lösungen des Problems verarbeitet und einem Realitätstest unterzogen. (Ulmann, 1973, S. 21) Beim kreativen Prozess – auch Schaffungsprozess genannt – werden, von zunächst aufeinander unbezogenen Erfahrungen und Erkenntnissen, Beziehungen zueinander entdeckt, die zu völlig neuartigen Erkenntnissen führen und neue Denkformen ermöglichen. Popper meint zum Stattfinden dieser Vorgänge: „Sowohl vorwissenschaftliche Erkenntnisse wie wissenschaftliches Erkennen beruhen auf Handeln und Denken: auf Problemlösen. Beobachtungen spielen allerdings eine Rolle, doch diese Rolle besteht darin, uns Problemen zu stellen und uns zu helfen, unsere Annahmen auszuprobieren und auszumerzen.“ (Popper, „Das Ich und sein Gehirn“, zit. nach Dinter, S. 25) Interessant an dieser Aussage Poppers ist die Reihenfolge, die beim kreativen Prozess Handeln vor Denken stellt. Ebenso wichtig erscheint der Hinweis auf Ausprobieren, das den Anspruch auf divergentes und nicht konvergentes Denken erhebt. Es sind viele Wege und Lösungen möglich, aber nicht folgerichtig vorgedachte, denn der Kreative probiert auch gerade mit Widersprüchlichem und Unvereinbarem. Der kreative Prozess kann also einhellig als Problemlösungsprozess besonderer Art betrachtet werden, bei dem die Betonung nicht so sehr auf „Problem“ liegt, sondern auf „Lösung“! Einige wichtige Punkte sollten dabei nicht vernachlässigt werden, wie z. B.: - die Auswahl der Methode, - die Persönlichkeit des kreativen Kindes, seine Motive usw., - die Aufgabenstellung und - die Fachkenntnisse bzw. das Alter des Kreativen oder der kreativen Gruppe. Erst dadurch kommt der kreative Prozess zustande, der in einem Klima des freien Assoziierens stattfinden und jede Form von analytischem und emotionellem Denkens zulassen sollte. Literatur Coleman, Daniel, Kreativität entdecken. München, 1999 Dinter, Horst, Schule der Kreativität, Köln, 1985 Schlicksupp, Helmut, Innovationsmanagement – Wenn Ideen im Sande verlaufen, in: Manager Seminare, Heft 21, 1995 Ulmann, Gisela, Kreativität, Weinheim und Berlin 1968 Weinert, Franz E., Kreativität – Fakten und Mythen, in: Psychologie heute, September 1991 Weisbier, Erich, Kreativitätstrainingsstudie, München, 1979 Autorin Dipl. Päd. Dagmar Feurstein zwölf Jahre als Hauptschullehrerin tätig und seit zehn Jahren als Beratungslehrerin in Vorarlberg. Abgeschlossene Ausbildung in der systemischen Kinder- und Jugendtherapie In diesem Sinne werden die Kinder zu Beginn der Betreuung eingeladen, sich einzulassen, auszuprobieren und später erst zu reflektieren. 13 Josef Peinhopf Genies sind im Lehrplan nicht vorgesehen – oder doch? kannt hat, in seiner Mutter eine tatkräftige Verbündete.“ (1) Der vollständige Name von Thomas lautet: Thomas Alva Edison, Erfinder unzähliger technischer Errungenschaften. Thomas Alva Edison „Genies sind im Lehrplan nicht vorgesehen!“ Dies ist der Titel eines Buches von Alice Herdan-Zuckmayer, der Ehefrau von Carl Zuckmayer. Sie hat nur wenige Bücher verfasst, darunter eine Beschreibung ihrer Schulzeit mit oben genanntem Titel. Darin erzählt sie von ihrem Selbstmordversuch als Kind aus Verzweiflung über ihre Schulsituation anfangs des vorigen Jahrhunderts. Sie durfte in die Schule einer damals sehr bekannten Wiener Reformpädagogin, Frau Eugenie Schwarzwald wechseln. Hier wurde sie von „außergewöhnlichen“ Pädagoginnen und Pädagogen unterrichtet, darunter so klingende Namen wie: Adolf Loos, Arnold Schönberg und Oskar Kokoschka. Sie blühte in dieser Schule auf und ihr eigenes hohes kreatives Potential kam spät aber doch zur Entfaltung. Eugenie Schwarzwald – vergessene österreichische Reformpädagogin Szenenwechsel: „Nach einer längeren Erkrankung wird Thomas im Alter von acht Jahren eingeschult. Zum Eklat kommt es, als der Lehrer Thomas einen Hohlkopf nennt. Dem Jungen reicht es, er packt seine Sachen, rennt nach Hause und erklärt der Mutter, dass er die Schule nie wieder betreten wird. Dies sind nicht nur leere Worte, sondern der Achtjährige hat einen unumstößlichen Entschluss gefasst. Zum Glück findet Thomas, dessen Hochbegabung bis jetzt noch niemand er- 14 Im November 2006 fand in Salzburg ein internationaler Kongress zum Thema: „Versteckt – verkannt – verborgen; Erkennen und Fördern hochbegabter Underachiever“ statt. Inzwischen sind sich Fachleute einig: Das „Nicht-Erkennen“ von Hochbegabung hat Auswirkungen und zwar negativer Art. Hochbegabte Kinder, deren Begabung nicht erkannt und entsprechend gefördert wird, können sich durchaus zu Schulversagern oder auch Schulverweigerern entwickeln, deren hohes Potential nie oder erst spät zur Entfaltung findet. Das wiederum hat Auswirkungen auf äußere Faktoren wie Berufsfindung, Lebensgestaltung und auf innere Faktoren wie Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl, Selbstwirksamkeit. Im schlimmsten Fall entsteht ein Teufelskreis, der zu Verhaltensauffälligkeiten, depressiven Mustern und Suizidtendenzen führen kann, wenn er nicht unterbrochen wird. Als Underachiever bezeichnet man hochbegabte Schülerinnen und Schüler, die Leistung verweigern oder nicht die ihnen mögliche Leistung erbringen. Die mit den offiziellen IQ-Tests ermittelte Hochbegabung beginnt zumindest im westlichen Raum bei einem IQ von 130 aufwärts. Circa 1,5 % bis 2 % der Mitglieder jeder Generation dürften hochbegabt sein. (Mähler/Hofmann). Man geht davon aus, dass „der Anteil an Underachievern innerhalb der Hochbegabten-Population bei 11 % liegt.“ „In unserer Studie berichteten 40% der befragten Eltern, dass die Leistungen ihrer hochbegabten Kinder unter ihrem Potential lagen, wobei diese Tatsache von 19 % als schwerwiegend bzw. sehr belastend empfunden wurde.“(2) Einige mögliche Folgen des underachievements können sein: Ausmaß der Leistungsverweigerung und Verhaltensauffälligkeit erst klar wird. Konzepte werden erstellt, Lernpläne entwickelt, eine Betreuung durch den Beratungslehrer beginnt. Wie groß die Wahrscheinlichkeit einer adäquaten, den eigentlichen Fähigkeiten des Schülers entsprechenden weiteren Beschulung zu diesem Zeitpunkt ist, steht noch in den Sternen. Depressivität Resignation im Schulischen „Verpfuschte“ Berufswahl Aggressivität, Störverhalten (Clownerie) als Alternative zur Langeweile Wie kann nun eine hohe Begabung identifiziert werden? Disziplinlosigkeit; kein Erlernen von Arbeitstechniken Zunächst muss man sagen: „Je mehr Informationsquellen man zur Verfügung hat, desto eher wird eine hohe Begabung für Außenstehende erkennbar werden.“ Solche Quellen können sein: Es ist aus der Sicht des Beratungslehrers durchaus denkbar, dass manches auffällige Verhalten einer Schülerin, eines Schülers rückführbar auf nicht erkannte Hochbegabung oder nicht adäquate Förderung ist. Ein Beispiel aus meiner Praxis: Ein Schüler beginnt die Sekundarstufe im Gymnasium. Seine Leistungen sind so inkonsistent, dass er noch im ersten Schuljahr in die Hauptschule wechseln muss. In der Hauptschule verschlechtern sich seine Leistungen innerhalb zweier Jahre so rapide, dass er am Ende der dritten Klasse in allen Hauptgegenständen in der dritten Leistungsgruppe geführt wird. Er bringt nahezu keine Arbeiten mehr, tut auch in der Schule nichts und stört massiv den Unterricht. Erst gegen Ende der dritten Klasse kommt es zum Kontakt der Eltern und des Schülers mit dem Schulpsychologen, danach auch mit dem Beratungslehrer. Es kommt zu einer Helferkonferenz, bei der das ganze Eltern Klassenlehrerinnen/Klassenlehrer (auch Religions-, Werklehrerinnen …) Schulkolleginnen/Schulkollegen Außerschulische Vereine, in denen das Kind tätig ist Freunde der Eltern/des Kindes; peers Bedeutend ist die genaue Beobachtung jeder einzelnen Schülerin/jedes einzelnen Schülers in verschiedenen Situationen (Unterricht, Pause, Wandertag, Referate, am Computer …). Am ehesten können Begabungen identifiziert werden, wenn der Unterricht Raum für alternative Unterrichtsformen lässt (Entdeckendes Lernen, Problemorientiertes Lernen, Spielorientiertes Lernen, Interessenorientiertes Lernen, Praxisbezogenes Lernen). Wichtig für Klassenlehrerinnen/Klassenlehrer wäre der regelmäßige Austausch mit anderen Personen, die für das Kind relevant sind. Darüber hinaus gibt es gezielte Fragebögen, die Einblicke in die Interessenswelt der Schülerinnen und Schüler bieten. (z. B. bei HUSER Joelle, Lichtblick für helle Köpfe, Lehrmittelverlag des Kantons Zürich 2001). Aus den Ergebnissen können sicher erste Schwerpunkte der Begabung gefunden werden. Als nächster Schritt wird in den meisten Fällen ein schulpsychologisches Diagnoseverfahren anzuraten sein. Einerseits werden der IQ im Gesamten und in Teilbereichen 15 festgestellt und auch andere Merkmale wie Kreativität, Konzentrationsfähigkeit, Leistungsbereitschaft mit einzubeziehen sein. Natürlich kann man einer Intelligenzdiagnostik differenziert gegenüber stehen, aber gerade in Fällen von underachievement gekoppelt mit Verhaltensauffälligkeiten wird sie unerlässlich sein, um möglichen Hintergründen für das Verhalten (z. B. Unterforderung, Langeweile …) auf die Spur zu kommen. Eine weitere Möglichkeit bietet sich in der Kontaktaufnahme mit Beratungsstellen für Hochbegabte, die mehr oder weniger präsent in allen Bundesländern existieren. Nachzufragen wäre hier sicher bei den Landesschulräten bzw. dem Stadtschulrat in Wien. In allen Bundesländern gibt es speziell ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer, die Beratung in Bezug auf Begabtenförderung anbieten können (z. B. Lehrerinnen und Lehrer mit dem ECHA-Diplom oder mit abgeschlossenen Akademielehrgängen für Begabungsförderung.) Die Kombination von Beratungslehrer/in für Verhaltensauffällige und Berater/in für Hochbegabte ist bei Problemen wie underachievement oder der Koppelung von mehreren Dynamiken (Hochbegabung und LRS, Hochbegabung und ADS, Hochbegabung und Mobbing …) sicher empfehlenswert. Wird bei einer Schülerin/einem Schüler eine Hochbegabung diagnostiziert, ist es sicher nötig (entweder präventiv oder auch um einen negativen Prozess wieder umzukehren), sich als Team gut zu überlegen, wie die weitere schulische Förderung und Begleitung aussehen könnte. Gibt es bereits Modelle der individuellen Begabtenförderung an der Schule? Können solche geschaffen werden? Gibt es die Möglichkeit der Begleitung der Schülerin/des Schülers durch eine geeignete Beraterin/einen geeigneten Berater (Schulpsychologischer Dienst, Beratungslehrerin/ -lehrer, Coach …)? Wird es nötig und möglich sein, in Einzelgesprächen, aber auch durch Soziales Lernen die persönliche Situation der Schülerin/des Schülers im Klassenverband zu verbessern? Solche und ähnliche Fragen sollten bei erweiterten Teamkonferenzen besprochen und geklärt, Ziele vereinbart und immer wieder evaluiert werden. All das erfordert Koordination, die meiner Meinung nach eventuell von der Beratungslehrerin/dem Beratungslehrer 16 nach genauer Klärung des Auftrages übernommen werden könnte. Beratungstätigkeit muss auch in diesem Fall als sich prozesshaft entwickelnde Begleitung über einen längeren Zeitraum verstanden werden. Das freiwillige Einverständnis aller Beteiligten ist die Voraussetzung. Ein literarisches Beispiel zum Schluss: Mikis Theodorakis, bekannt als Komponist von eingängigen Sirtakis, wie z. B. Sorbas Dance, weniger bekannt als anerkannter moderner Vertreter sinfonischer Musik, beschreibt im ersten Teil seiner Autobiografie „Die Wege des Erzengels“ (3) folgende Szene: „Am nächsten Tag (nachdem er zum ersten Mal Beethoven gehört hatte) stand ich in der Schule auf und erklärte Herrn Likakis, meinem Mathematiklehrer, der mich besonders schätzte, weil ich mich bis dahin sehr engagiert für Algebra und Trigonometrie interessiert hatte: „Weil ich Sie nicht betrügen möchte, setzte ich Sie davon in Kenntnis, dass ich mich ab jetzt nur noch mit Musik beschäftigen werde. Dieses Buch, das ich in Händen halte, ist ein Musikbuch. Ich werde jetzt in allen Fächern nur solche Bücher lesen. Die anderen Schulfächer interessieren mich nicht. Auch Mathematik nicht.“ Die nächsten zwei Schuljahre wurden zu einer schwierigen Angelegenheit für mich, weil ich auf die Fragen während der Leistungskontrollen nicht antwortete und nur schlechte Zensuren bekam. Nachdem meine Freunde und mein Vater Druck auf mich ausgeübt hatten, willigte ich ein, das Minimum für die Schule zu tun, um wenigstens das Gymnasium absolvieren zu können. Dabei halfen mir auch meine Lehrer.“ Mikis Theodorakis Mikis Theodorakis hat es geschafft, seine schulische Laufbahn zu beenden und trotz- dem seiner Begabung und lebenslangen Leidenschaft treu zu bleiben, nicht ohne Hilfe nahestehender und begleitender Menschen. Schön finde ich, dass er an dieser Stelle sogar seine ehemaligen Lehrer erwähnt. Was für ein Gedanke – vielleicht in der Autobiografie eines ehemaligen Schülers positiv genannt zu werden. Aber sollte es auch nicht dazu kommen, die Begleitung hochbegabter Schülerinnen und Schüler und das Erleben, wie ein Mensch sich und seine Fähigkeiten entfaltet lohnt den Einsatz, der dazu nötig ist ohnehin. Und ein kleines Geheimnis sei am Schluss verraten: Die Lehrpläne sind voll von Stellen, anhand derer man mit nur ein klein wenig Willen erkennen kann, dass auch „Genies im Lehrplan vorgesehen sind“. Anmerkungen 1) Hochbegabung; FEGER, Barbara/ PRADO, Tania; Primus Verlag, Darmstadt, 1998, Seite 23 ff 2) Hochbegabtenberatung in der Praxis; WITTMANN, Anna Julia/HOLLING, Heinz; Verlag Hogrefe 2001, Seite 118 3) Die Wege des Erzengels; THEODORAKIS, Mikis; suhrkamp taschenbuch 1998, Seite 112 Autor Dipl. Päd. Josef Peinhopf Sonderschullehrer für ASO, SB und SES Dipl. Berater für Begabungs- und Begabtenförderung Beratungslehrer für verhaltensauffällige Schüler/innen Konflikt- und Mobbingberater Autor im Journal für Begabungsforderung, Studienverlag Innsbruck 17 Sabine Wegscheider Bericht aus der Praxis Ich arbeite als Beratungslehrerin in Spittal an der Drau, dem größten Bezirk von Österreich. Ausgehend von meinem Standort im Schulzentrum West (VS 1, VS 2, ASO, Musikschule, Hort) versuche ich meine Arbeit bestmöglichst zu koordinieren. Theoretisch wäre ich für insgesamt 47 Volksschulen zuständig. Da es natürlich nicht möglich ist, alle Schulen regelmäßig zu betreuen, liegt mein Aufgabengebiet grundsätzlich in der Krisenintervention. Auf die Vorgehensweise in meiner Arbeit werde ich im weiteren Verlauf noch genauer eingehen. Meine Auftraggeber/innen können Schulleiter/innen, Lehrer/innen, Eltern, das Sonderpädagogische Zentrum, aber auch der Bezirksschulinspektor sein. Es kann aber auch vorkommen, dass das Referat für Jugend und Familie oder andere Institutionen um Mithilfe bitten. Ein Hauptbestandteil meiner Arbeit liegt im Koordinieren von Vernetzungsgesprächen. Dies können schwerpunktmäßig und beispielhaft unter anderem sein: - eine bessere Kommunikation zwischen Elternhaus und Schule, - Bedürfnisse der Eltern bzw. Kinder und die dazu notwendigen Interventionen und - der oft dringend notwendige Austausch aller Beteiligten in Form einer Helferkonferenz. Vielfach ist es bei Eltern-Lehrer/innen Gesprächen hilfreich, wenn die Möglichkeit besteht, über eine außen stehende Person die aktuelle Situation besprechen zu können. Dies sehe ich als eine wesentliche Aufgabe meiner Arbeit, um in weiterer Folge eine Erleichterung für alle Beteiligten zu erlangen. Oft ist die Gesprächsgrundlage zwischen Eltern und Lehrer/in schon sehr eingeengt, sodass keine positive Veränderung für das Kind herbeigeführt werden kann. Zumeist 18 handelt es sich dabei um Kleinigkeiten, wie z. B. eine Füllfeder oder ein Klebstoff, welche schon wochenlang von der Klassenlehrerin vergebens eingefordert wurden. Oder es handelt sich um nicht vorhandene, unvollständige Hausübungen und/oder es werden keine Verbesserungen gemacht. In den meisten Fällen ist aber eine Fehlsteuerung im psychosozialen und/oder im kognitiven Bereich des Kindes vorhanden, welche im täglichen Unterricht in der Gruppe sichtbar wird. Um dies genauer differenzieren zu können, ist die Bereitschaft der Eltern für eine spezifische Abklärung (zumeist eine psychologische) dringend notwendig. Wenn dieser erste und wichtigste Schritt gesetzt ist, können alle anderen notwendigen Interventionen aufgrund der Diagnose in weiterer Folge eingeleitet werden. Für dieses Elterngespräch braucht es aber auch gute Voraussetzungen. Angefangen von einem empathischen Grundverständnis bis zu einer angenehmen Gesprächsatmosphäre, welche auch einen entsprechenden Raum benötigt. In diesem Gespräch sollte verständlich gemacht werden, dass alle notwendigen Schritte als Hilfestellung für eine gezielte und bestmögliche Weiterentwicklung des Kindes dienlich sind. Dies können inhaltlich eine Erziehungsberatung, Psychotherapie, Familienintensivbetreuung, Mediation, Ergotherapie, Logopädie, eine allgemeine oder spezifische (Teilleistungsbereiche) Lernförderung, Sport (auch Motopädagogik) oder eine andere Form der Nachmittagsbetreuung sein. Um die genannten Interventionen gezielt setzen zu können, ist eine intensive Zusammenarbeit mit anderen Institutionen äußerst wichtig. Diese Zusammenschau dient zur allgemeinen Informationsweitergabe. Die in einer Helferkonferenz beteiligten Interventionsstellen können unter anderem das Referat für Jugend und Familie (vormals Jugendamt), der PPD (Psychologisch Psychotherapeutischer Dienst von der Arbeitsvereinigung der Sozialhilfeverbände), das SPZ (Sonderpädagogische Zentrum), das SPZ (SozialPsychiatrische-Zentrum), FIB (Familien-Intensiv-Betreuung vom Referat für Jugend und Familie), Ergotherapeutinnen/-therapeuten u. a. sein. Wenn ein Kind einen mehrwöchigen stationären Aufenthalt im Landeskrankenhaus zur genaueren Diagnostik braucht, besteht auch hier ein wichtiger telefonischer Austausch. Selbstverständlich funktioniert die Informationsweitergabe nur mit dem Einverständnis der Eltern. Ein hoher Prozentsatz meiner betreuten Kinder ist männlich. Meist sind aggressive Verhaltensweisen, also eine nach außen gehende sichtbare Störung, der Interventionsgrund. Deswegen sehe ich als eines meiner Aufgabengebiete die Organisation des theaterpädagogischen Projekts „Mein Körper gehört mir“. In diesem Projekt geht es um die eigene Wahrnehmung der Ja- und NeinGefühle und in weiterer Folge um die Aufarbeitung des doch sehr sensiblen und oft tabuisierten Themas des sexuellen Missbrauchs. Das Projekt fängt mit einem Elterninformationsabend an, bei dem alle drei Teile des Theaterstücks hintereinander vorgestellt werden. Im Anschluss daran besteht die Möglichkeit einer Diskussionsrunde mit einer erfahrenen Psychotherapeutin, welche auch danach konsultiert werden kann. Mit den Kindern erstreckt sich das Projekt über drei Wochen, d.h. jede Woche wird eine Sequenz des Theaterstücks den Kindern der dritten und vierten Klasse dargestellt. Besonders berührend aber auch entwicklungsfördernd sehe ich die Möglichkeit des Nachspielens der einzelnen Theatersequenzen. Natürlich sollte dieses Thema auch von den jeweiligen Klassenlehrer/innen vor- und nachbereitet werden. Dies hängt erfahrungsgemäß sehr stark von der eigenen Bereitschaft der Auseinandersetzung mit dem Thema des sexuellen Missbrauchs ab. In Spittal misst sich der Erfolg in der Bereitschaft der Schulen, dies doch sehr kostenintensive Projekt immer wieder durchzuführen. In Spittal/Drau findet in zweimonatlichen Abständen eine überregionale Sitzung statt. Hier finden sich Sozialarbeiterinnen, Psychologinnen/Psychologen bzw. Psychotherapeutinnen/-therapeuten vom LKH und PPD, Schulärztin, Schulpsychologinnen/-psychologen, Bezirksschulinspektor/in, Lehrer/innen, Mediator/in aber auch Polizei oder Richter ein. Inhaltlich werden regionale und überregionale Neuigkeiten ausgetauscht, aber auch interessante Themenschwerpunkte mit außenstehenden Referentinnen/Referen- ten genauer bearbeitet. Ein Schwerpunkt liegt sicherlich in einem fachlich vernetzten Austausch. Über das Pädagogische Institut in Klagenfurt steht uns die Möglichkeit der Teilnahme bei einer überregionalen Supervisions- bzw. Intervisionsgruppe zur Verfügung. Bei diesen Gesprächen werden Erfahrungswerte ausgetauscht, Neuigkeiten weitergegeben und Hilfestellungen bei schwierigen Fällen angeboten. Ein wesentlicher Faktor ist auch das Zusammenkommen mit anderen Kolleginnen/ Kollegen, welche vielfach vor Ort (Region) keine Möglichkeit des Erfahrungsaustausches haben. Wichtig erscheint dabei, dass in diesen Gesprächen nicht nur die Schwierigkeiten mit Eltern und Kindern besprochen werden können, sondern auch Schwierigkeiten, die es oftmals mit Schulleiterinnen/Schulleitern oder anderen Vorgesetzten gibt. Einige Kolleginnen/Kollegen nutzen auch die Form einer privaten Supervision, die sie selbst organisieren und finanzieren. Auch wenn die Rahmenbedingungen sich teilweise schwierig gestalten, besteht für mich als wesentlicher Motivationsfaktor meiner Arbeit die positive Veränderung des Kindes. So gelingt es mir leichter, jeden einzelnen Fall mit neuer Energie anzuschauen, einzelne Puzzleteile zusammenzusetzen, diese zu analysieren um schlussendlich eine gezielte Hilfestellung anbieten zu können. Autorin MMag. Sabine Wegscheider geboren 1964 in Gmünd/Kärnten Mutter eines 14jährigen Sohnes Werkerziehungs-, Sonderschul- und Beratungslehrerin Studium der Pädagogik und der Psychologie Motopädagogin Therapeutin beim Qualitätszirkel Legasthenie 19 Anneliese Brunnthaler Kinder in ein suchtfreies, gewaltfreies Leben begleiten Suchtprävention geschieht im täglichen Umgang miteinander. Erziehende können dazu einen Beitrag leisten. 1. Kinder brauchen Selbstvertrauen „Ich-Stärke“ Für die Entwicklung ihres Selbstwertes brauchen Kinder das nötige Vertrauen, dass sie so angenommen werden, wie sie sind, mit ihren Schwächen und Stärken. Über den Kommunikationsstil innerhalb der Familie wird der Selbstwert vermittelt. Lob und Anerkennung erfüllen das Kind mit Stolz, ermutigen es zur Übernahme von Eigenverantwortung und stärken das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Die Förderung der Stärken mindert die Angst vor eigenverantwortlichem Handeln und hilft, Konfliktsituationen gewaltfrei zu lösen und Problemen nicht aus dem Weg zu gehen. Starkes Selbstbewusstsein ist die Voraussetzung dafür, Anfeindungen und Spannungen auszuhalten. Kritik, mangelndes Zutrauen („Lass mich das machen“, „das kannst du sowieso nicht“ …) verhindern die Entwicklung des Selbstwertgefühles heranwachsender Jugendlicher. Eltern, die ihren Kindern den Rücken stärken, zu ihnen stehen, auch wenn sie „Mist gebaut“ haben, geben ihnen das nötige Rüstzeug für eine gesunde Entwicklung ihrer Persönlichkeit, für ein gewalt- und suchtfreies Leben. „Wären meine Eltern hinter mir gestanden, als ich noch ein Kind war, wäre ich nicht in dieser Scheiße gelandet.“ (Thomas, alkoholkrank) Jugendliche, die das Vertrauen haben, bei ernsten Problemen mit der Hilfe ihrer Eltern rechnen zu können, werden diese im Ernstfall auch annehmen. Rechnen sie aber mit Gleichgültigkeit, Strafe, Entwertung und 20 Ablehnung, werden sie zur Angstbeseitigung oder zum Entlasten von Problemen eher zu Suchtmitteln greifen. Kinder mit geringem Selbstwertgefühl, schüchterne und unsichere Kinder müssen ihre Schwächen verbergen. Sie befürchten, dass andere ihre Fehler entdecken und halten sich auf Distanz. In schwierigen Situationen reagieren sie mit Aggression und Gewalt oder mit dem Ersatzmittel „Droge“ für die ungestillte Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung. Manche Kinder stecken schon zu tief in ihrer zornigen Abwehrhaltung gegenüber der Umwelt. Sie brauchen professionelle Unterstützung von Erziehungsberatern und Therapeuten. 2. Kinder übernehmen Verantwortung und Verpflichtungen: „Ich bin wichtig“ Eltern, die ihren Kindern angemessene Freiheit innerhalb sicherer Grenzen zumuten, ohne sie zu über- noch zu unterfordern, geben ihnen die Chance, rechtzeitig mit Verantwortung umgehen zu lernen. Jugendliche erleben sich in solchem sozialen Umfeld als vollwertiges Familiemitglied gebraucht und ernst genommen. Sie müssen später nicht mit Drogen vor Herausforderungen flüchten. Sie lernen, in der Gesellschaft einen entsprechenden Platz einzunehmen und Eigenverantwortung zu übernehmen. 3. Kinder brauchen Grenzen und Regeln Regeln sind notwendig, um in einer Gemeinschaft zusammen leben zu können. Altersgerechte Grenzen geben Sicherheit, Orientierung, Halt und Schutz. Grenzenlosigkeit oder zu enge Grenzen fördern Einsamkeit und Überforderung beziehungsweise Grenzverletzungen und Widerstände. Der Griff zur Droge lässt verdrängen oder verstärken. Eltern, die sich selbst an vereinbarte Grenzen und Regeln halten, sind den Kindern Vorbild im Umgang damit. Bereits gesetzte Grenzen sind auf ihre Sinnhaftigkeit in Bezug auf die Entwicklungsaufgabe ständig zu hinterfragen, ob sie überhaupt noch passend sind. Überflüssige, sinnlose Grenzen provozieren Rebellion und Grenzverletzungen. Wachsen Kinder grenzenlos auf, lernen sie nicht, sich an Regeln zu halten, stellen sie unbegrenzte Forderungen oder entwickeln nicht erfüllbare Wünsche. So geforderte Jugendliche werden sich auch später dieser Herausforderung stellen und nicht aus Versagensangst oder aus Frust wegen Misserfolg Suchtmittel verwenden. Kinder, die erleben, dass nicht alle Wünsche erfüllt werden, lernen, Grenzen zu akzeptieren und Enttäuschungen auszuhalten. Häufig setzen Eltern ihren Kindern Grenzen mit Mitteln, die sie kränken, verletzen oder überfordern. Kinder müssen erleben, dass die Eltern es mit dem Grenzensetzen ernst meinen, auch wenn sie die Notwendigkeit mancher Grenzen nicht nachvollziehen können. Umso wichtiger ist es, dass sie die Grenzen nicht nur hören sondern auch fühlen. Die Körpersprache muss mit der gesprochenen Anweisung übereinstimmen. Je mehr die Eltern versuchen, mit langen Vorträgen Grenzen zu setzen, desto öfter scheitern sie. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass besonders „grenzenlose“ Kinder die körperliche Berührung und den festen Griff als Stoppsignal einfordern. Erst dieses „Halt“ verstehen sie. Kinder, die von hilflosen Eltern geschlagen werden, betteln nicht um Schläge, sondern um Körperkontakt, um Nähe. Berührung, Augenkontakt oder gefühlsmäßige Zuwendung verleiht der durch Worte formulierten Grenze Nachdruck und Festigkeit. Körperliche Nähe darf jedoch nicht als Drohung oder Strafe empfunden werden. 5. Kinder brauchen Konflikte 4. Kinder lernen mit Enttäuschungen und Misserfolg umzugehen Misserfolge gehören zum täglichen Leben. Nicht alles im Leben gelingt. Leben heißt auch Fehler machen. Wenn das soziale Umfeld verständnisvoll auf Misserfolge und Fehler reagiert, kann sich „Fehlerfreundlichkeit“ entwickeln. Kinder, die erleben dürfen, dass ihre Eltern, Lehrer … Fehler machen und nicht perfekt sind, gestehen sich selbst auch Fehler zu. Eltern, die ihren Kindern Schwierigkeiten nicht aus dem Weg räumen, die ihre Kinder nicht vor Misserfolg schützen, fördern deren Frustrationstoleranz und vermitteln ihnen, dass Misserfolge und Fehler auszuhalten sind und zudem die Chance bergen, daraus wichtige Erfahrungen zu machen. Kinder lernen von und mit ihren Eltern, wie sie mit Konflikten umgehen. Wenn sie Konflikte nur als bedrohlich empfinden, werden sie versuchen, sie zu vermeiden, davor zu flüchten, eventuell auch mit Hilfe von Drogen. Eltern, die ihren Kindern den Umgang mit Krisen vorleben und konstruktive Lösungen suchen, geben ihnen die Chance, am Modell zu lernen. Das bedeutet, einem Streit nicht auszuweichen, Harmonie nicht vorzutäuschen, sondern sich dem Problem mit den entsprechenden Spielregeln (zur rechten Zeit, mit den richtigen Worten, ohne SiegerVerlierer …) zu stellen. 6. Das Kind hat ein Recht auf seine Gefühle und Bedüfnisse Unterdrückte Gefühle machen psychisch krank. Eltern, die ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse ernst nehmen und ausdrücken, geben auch denen ihrer Kinder Raum. Eltern, die Angst, Ärger, Trauer, Wut, Verzweiflung … zeigen, vermitteln dem Kind, dass sie nicht alles im Griff haben, keine Fassadenmenschen sind, keine Überdrübertypen. Das Kind bekommt die Gewissheit: „Ich muss mich meiner Gefühle nicht schämen, ich bin kein Feigling, wenn ich z. B. Angst habe“. Das Ausdrücken von Emotionen entlastet und verbindet Menschen. Nur zu jenen Menschen, denen wir unsere Empfindungen anvertrauen, bauen wir eine innige Bindung auf. Kinder, die gelernt haben, ihre Gefühlsregungen mitzuteilen, werden nicht ihre unterdrückten aufgestauten Emotionen durch Suchtmittel dämpfen müssen. Aussagen wie: „Reiß dich zusammen“, „Du Angsthase“, erschweren die Entwicklung eines gesunden Umgangs mit Gefühlen und Bedürfnissen. Ein Kind, das Widerstand leistet, ist nicht frech oder schlimm. Es zeigt, dass es nicht einverstanden ist, dass es eine eigene Meinung 21 hat und selbständig denkt. Diese Fähigkeiten sind im Jugendalter besonders wichtig, um dem Gruppendruck standzuhalten. Um „Nein“ sagen zu können und sich vor anderen abzugrenzen, braucht das Kind einen starken Willen und Mut. Nur ein Mensch, der gelernt hat, „Nein“ zu sagen, kann auch das „Nein“ eines anderen akzeptieren, kann auch „Nein“ zu Drogen sagen. 7. Das Kind braucht Kreativität und Fantasie Kreative Menschen können mit ihrer Zeit etwas Lustvolles anfangen, können ihre Freizeit abwechslungsreich gestalten. Kinder verfügen von Natur aus über diese Fähigkeiten. Damit Kreativität erhalten bleibt, sollten alle Sinne (Hören, Sehen, Riechen, Schmecken, Tasten) gefördert werden. Einfache, alltägliche Dinge können zum Spielzeug werden. Fernsehen und Computer lassen wenig Spielraum, die Kreativität zu entfalten. Auch für kreatives Handeln braucht das Kind Vorbilder (Eltern und Geschwister). Wenn Väter zu Hause handwerken und Mütter sich schöpferisch entfalten, werden ihre Kinder im Spiel auch eigene Aktivitäten setzen. Wenn Eltern die schöpferischen Werke ihrer Kinder wertschätzen und ihnen einen guten Platz in der Wohnung einräumen, werden die Kinder ihre Kreativität als Ressource in anderen Lebenslagen einsetzen. Konstruktive Konfliktlösung bedarf eines großen Repertoires an schöpferischen Ideen, anders mit Konflikten umzugehen. 8. Das Kind braucht Genuss Genießen heißt, sich mit allen Sinnen auf etwas einzulassen, was gut tut, den Alltag mit Freude zu gestalten. Ein Kind, das von seinen Eltern Genussfähigkeit erlernt, kann mit schwierigen Alltagssituationen besser umgehen, schützt sich vor Maßlosigkeit (= SUCHT). Genussfähige Menschen sind genießbar auch im Umgang mit schwerverdaulichen Situationen. 22 Suchtvorbeugung in der Familie heißt vor allem: Vorbild sein! Eingehen auf die eigenen Gefühle und Bedürfnisse und vor allem auf die des Kindes. „Es ist das Vorbild, das wirkt, mehr als alle Erziehung“ (Irina Prekop) „Wir brauchen unsere Kinder nicht erziehen, sie machen uns sowieso alles nach“ (Karl Valentin) Autorin Dipl. Päd. Anneliese Brunnthaler 4 Kinder Lehramt für Volksschule und Religion Betreuungslehrerin, Integrationslehrerin, Erwachsenenbildnerin 4121 Altenfelden [email protected] Michaela Sodl/ Hermine Sperl-Hicker „Gewaltprävention“ Ein Projekt für Wiener Pflichtschulen des SPZ 20, Jägerstraße 11-13, 1120 Wien Im Rahmen unserer psychagogischen Tätigkeit bieten wir seit dem Schuljahr 2000/01 für Wiener Pflichtschulen das Projekt „Gewaltprävention“ an. Die Intention des Projektes ist es, Lehrer/innen bei einem gewaltpräventiven Arbeitsansatz in der Arbeit mit der Klasse zu unterstützen und für eine Weiterarbeit zu sensibilisieren. Weiters wollen wir in der Arbeit mit Klassen Kindern die Möglichkeit bieten, sich mit Themen wie „Vertrauen“, „Konfliktlösung“, „Gewalt und Aggression“, „Gruppenklima“ auseinander zu setzen und miteinander in einen Dialog zu treten. Die Grundprinzipien in unserem Zugang zur gewaltpräventiven Arbeit sind WAHRNEHMEN – VERSTEHEN – HANDELN. In einem Gespräch mit der Klassenlehrerin/ dem Klassenlehrer erheben wir, welche Formen von Gewalt sie/er in der Klasse wahrnimmt und welche Interventionen bereits gesetzt wurden. Wir nehmen anschließend an einer Unterrichtsstunde und Pause teil, um uns einen Eindruck von der Gruppendynamik in der Klasse zu machen. Dabei holen wir das Einverständnis der Klasse für die Teilnahme am Workshop ein. Im nächsten Schritt versuchen wir, die Gewaltphänomene zu deuten. Auf dieser Grundlage erstellen wir einen Workshop für die Klasse mit dem Titel „Miteinander statt gegeneinander“. Arbeit in einer Volksschul-Klasse dritten Im Erstgespräch mit der Klassenlehrerin und der Assistenzlehrerin wird das Anliegen an uns herangetragen, zum Thema „Streiten“ mit der Klasse zu arbeiten, da es in den Pausen immer wieder zu Raufereien zwischen einzelnen Schülerinnen/Schülern kommt. Charakteristisch finden die Lehrerinnen an der Klasse, dass 16 Burschen und 6 Mädchen mit unterschiedlichen Nationalitäten die Klasse besuchen. Es stellt sich heraus, dass es speziell in einer Clique von Buben (türkischer, bosnischer und serbischer Herkunft) oft Streit gibt. Die Buben geraten häufig bereits am Schulweg miteinander in Konflikt und tragen diesen dann in der Schule untereinander aus, indem sie einander ordinär beschimpfen und häufig raufen. Dies erleben die Lehrerinnen als anstrengend und belastend, da oft der Schultag damit beginnt, die raufenden Buben voneinander zu trennen und sie zu beruhigen. Die Lehrerinnen beschreiben auch eine kleine Gruppe von Mädchen, die miteinander Streit haben, wobei die Mädchen dazu neigen, ein Mädchen beim Spielen auszuschließen. Aus der Beobachtung der Klasse und dem Gespräch mit der Lehrerin erstellen wir ein Programm zum Thema „Miteinander statt gegeneinander“, das wir in zwei Doppelstunden mit der Klasse durchführen. Einen wichtigen Teil unserer Arbeit sehen wir darin, Lehrer/innen und Schüler/innen zu vermitteln, dass Streit und Konflikt in einer Gruppe dazugehören, dass es jedoch unterschiedliche Formen der Konfliktaustragung und -lösung gibt. Dabei beziehen wir uns auf ein Konzept aus der Mediation, in dem Konfliktlösungen nach dem Effekt für die Beteiligten in Gewinner-Gewinner, Verlierer-Gewinner und Verlierer-Verlierer eingeteilt werden. Die Stunden mit der Klasse haben wir so aufgebaut, dass wir nach einer kurzen Vorstellung und Erarbeitung der Arbeitsregeln, mit Spielen beginnen, die das Gruppengefühl und den Einzelnen in der Gruppe stärken. Gleichzeitig bieten die Spiele Möglichkeiten, erste Konflikte, die zwischen den Kindern aufkommen, anzusprechen. Dabei achten wir darauf, dass wir den Schüler/innen Raum geben, den Konflikt mit unserer Anleitung auszutragen (strukturierend, neutral) bzw. Hilfestellungen anbieten, ihre Wünsche oder Beschwerden in einer Ich-Botschaft auszudrücken. Im nächsten Abschnitt geht es um das Thema „Gefühle“. Um sich über das eigene Streitverhalten bewusst zu werden und die Fähigkeit zur Empathie zu entwickeln, ist es wichtig, Gefühle benennen und bei sich und 23 anderen erkennen zu können. Dazu zeigen wir den Schüler/innen Bildtafeln mit verschiedenen Gefühlsgesichtern und lassen sie die Gefühle benennen. Anschließend erzählen die Kinder, wann sie selbst wütend und ängstlich waren, wie sich das anfühlte und wie sie sich verhalten haben. Die Intention dabei ist, Gefühle als „normal, richtig und wichtig“ zu erfahren. Aufgrund unserer Erfahrung in der gewaltpräventiven Arbeit können wir feststellen, dass die Gefühle Wut und Angst sowohl von Lehrer/innen als auch von Schüler/innen (bei Mädchen eher die Wut, bei Burschen eher die Angst) oft als sehr bedrohlich erlebt werden, und daher verdrängt oder abgespalten werden. Wer jedoch seine Angst oder Wut nicht spüren kann/darf, drückt sie eher in „störenden“ Verhaltensweisen aus. Der spielerische Zugang zu den Gefühlen, trägt dazu bei, dass die Gefühle integriert werden können. Anschließend erarbeiten die Mädchen und Buben im Rollenspiel den Ausgang von vorgegebenen Konflikten. Es ist uns wichtig, dass die Kinder ihre eigenen „Lösungen“ erarbeiten und keine Vorgabe bekommen, die eine Bewertung von Lösungen enthält. Dies ermöglicht den Kindern eine unbefangene Darstellung ihres eigenen Konfliktverhaltens, und ermöglicht, dass den Kindern in der gemeinsamen Analyse selbst bewusst wird, welches Verhalten bei anderen Kränkung, Ärger, Wut, und damit eine Verschärfung des Konflikts auslöst und welches Verhalten Kooperation, Zufriedenheit usw. bei den Beteiligten erzielt. (Lernen durch Erfahrung) Wir reflektieren mit den Schüler/innen, welche Gefühle die am Streit beteiligten Personen haben, bei welchem Streit jemandem weh getan wird (körperlich und/oder seelisch), bei welcher Lösung alle am Streit beteiligten Personen ein gutes Gefühl haben. Mädchenstunde – Burschenstunde In der zweiten Doppelstunde teilen wir die Klasse in eine Mädchen- und eine Bubengruppe, um auf die geschlechtsspezifischen Themen eingehen zu können. Buben haben aufgrund ihrer Sozialisation und dem dabei vermittelten Männlichkeitsbild einen starken 24 Druck, sich stark zu fühlen, und ihre körperliche Stärke auch zu beweisen. Mädchen sind eher von einer Erziehung geprägt, die aggressive Gefühle (Ärger, Wut) unterdrückt, da sie dem weiblichen „Schönheitsideal“ nicht zuträglich zu sein scheinen. Das kann dazu führen, dass Mädchen eher zu indirekten aggressiven Handlungen neigen (z. B. andere ausschließen, abwerten). In der Mädchengruppe setzen wir uns zu einem Gesprächskreis zusammen und die Mädchen erhalten die Möglichkeit, über ihre Konflikte zu reden. Es stellte sich heraus, dass es eine sehr starke gegenseitige Kontrolle gibt, wer mit wem spielt und befreundet ist. Als Problem bezeichnen die Mädchen, dass immer eine ausgeschlossen wird. Die Mädchen werden unterstützt, ihre gegenseitigen Wünsche zu formulieren: so wünscht sich ein Mädchen, das sich oft ausgeschlossen fühlt, dass die anderen sie mitspielen lassen. Dieser Wunsch stößt vorerst auf wenig Resonanz. Es scheint jedoch wichtig für alle Mädchen und auch für mich als Leiterin, dass dieser Wunsch einmal ausgesprochen werden konnte. Wenn die anderen auf diesen Wunsch eingehen, wird das Mädchen nicht durch Störaktionen die anderen beim Spielen stören. Ein wichtiges Thema in der Arbeit mit den Buben ist das Erkennen der eigenen Grenzen. Viele Buben neigen dazu ihre eigenen Grenzen nicht gut zu spüren, bzw. bei anderen nicht wahrzunehmen. In dieser Einheit können sich die Buben spielerisch mit dem Thema auseinandersetzen. Die Buben stellen sich in zwei Reihen gegenüber auf. Ein Bub geht auf einen anderen zu, und dieser sollte genau spüren, wenn ihm der andere zu nahe kommt und dann ein „Stopp“ verbal und nonverbal ausdrücken. Die Buben üben durch Mimik, Gestik, Körperhaltung und Gefühle um ihre Grenzen klar zu machen. Für manche Buben ist es ganz schwierig, mutig, forsch und herausfordernd auf andere zuzugehen, andere haben wiederum große Probleme die Grenzen des anderen wahrzunehmen. Im anschließenden Gespräch über unsere Übungen war zu bemerken, dass einige Buben große Schwierigkeiten haben ihre Gefühle zu verbalisieren. Einerseits hervorgerufen durch die mangelnde Sprachkenntnis (da viele Buben eine andere Muttersprache als Deutsch haben), andererseits zeigt es aber auch ein allgemeines Sozialisationsproblem auf. Buben wird weniger zugestanden, Gefühle zu zeigen, diese zuzugeben gilt als schwach und wird eher als Gefühlregung den Mädchen zugeordnet. Das Sprechen über ihre Empfindungen wird von vielen Buben daher als bedrohlich erlebt und daher oft sabotiert. Es gibt jedoch in jeder Gruppe auch Buben, die neugierig und interessiert am Thema „Gefühle“ und einer Auseinandersetzung mit sich und den anderen sind. Es ist wichtig, dieses Thema immer wieder einzubringen und wertfrei (ohne gut oder schlecht) zu besprechen, um den Buben klar zu machen, dass wir alle unterschiedliche Gefühle haben und haben dürfen. Dadurch ergibt sich für die Buben auch die Chance, Ordnung in ihr eigenes Gefühlsspektrum zu bringen und nicht mehr aus Wut, Ärger, Kränkung unbedachte Handlungen zu setzen. In der zweiten Stunde arbeiten wir wieder mit Buben und Mädchen gemeinsam. Wir greifen das Thema „Schimpfen“ aus der Vorbesprechung auf. Zum Aufwärmen schreiben sich die Kinder gegenseitig Buchstaben oder Wörter mit dem Zeigefinger auf den Rücken. Dann sammeln sie in Kleingruppen, was sie Nettes und Gemeines zueinander sagen. Wir geben auch die Erlaubnis, die ganz „schlimmen“ Schimpfwörter aufzulisten, um ein realitätsnahes Ergebnis zu erzielen. Die Ergebnisse werden auf einem Plakat gesammelt. Zur Überraschung der Kinder werden wesentlich mehr „gemeine“ Wörter gesammelt als nette. Einige Kinder erzählen, wie es sie kränkt, aber auch wütend macht, wenn sie eines der Schimpfwörter gesagt bekommen. Wir machen noch eine Übung, bei der jedes Kind den anderen Kindern in der Kleingruppe etwas Nettes mitteilt. Anschließend an den Workshop mit der Klasse, führen wir ein Reflexionsgespräch mit den Lehrerinnen. Dabei entwickeln wir gemeinsam Ideen, wie sie gewaltpräventives Arbeiten weiterhin in den Unterricht einfließen lassen können. Wichtig für uns ist in diesem Gespräch, die Erwartungen der Lehrer/innen an ein „aggressionsfreies Streiten“ der Kinder zu reduzieren und zu überlegen, welche Formen der Konfliktaustragung den Kindern zugestanden werden kann. Eine wichtige Frage für die Lehrerinnen war, wie sie mit den Raufereien in den Pausen umgehen können. Unser Feedback beinhaltet, dass wir bei den Schilderungen der Burschen über ihre Raufereien auch einen sehr lustvollen Aspekt wahrgenommen haben. Unser Eindruck war, dass es bei den Rangeleien auch um eine Form des Kontaktes geht. Die Raufereien eskalieren erst dann, wenn beim „Spaßgerangel“, plötzlich einem Burschen etwas zuviel wird, er sich bedroht fühlt und dann zuzuschlagen beginnt. Mit den Lehrerinnen erarbeiten wir, dass sie in den Pausen Raum für Rangeleien lassen, um dem Bewegungs- und Kontaktbedürfnis der Burschen entgegen zu kommen. Unsere Erfahrung zeigt, dass sich das Ausschließen dieses Bedürfnisses aus dem Schulalltag oft aggressionsfördernd auswirkt. Weiters geben wir den Hinweis, Rauf-Regeln mit den Burschen zu besprechen und dabei festzulegen, wie sie eine „Spaßrauferei“ von sich aus beenden können, bevor es zu einer ernsthaften Auseinandersetzung kommt (z. B: „Stopp!“, sagen, wenn etwas zuviel wird – dann müssen alle loslassen). Bei den Streitereien der Mädchen machen wir die Lehrerinnen darauf aufmerksam, dass wir eine leicht abwertende Haltung gegenüber den Mädchen wahrgenommen haben und dass aus unserer Sicht die Mädchen ihre Konflikte ihrer Entwicklungsstufe gemäß austragen. Wir raten, die Konflikte unter den Mädchen zu entdramatisieren – und sich nur bei einem deutlichen Leistungsdruck einzubringen. Dann sei es wichtig, einfach Raum für ein Gespräch unter den Mädchen zu ermöglichen. Wir geben als Feedback, dass wir bei den Mädchen eine hohe kommunikative Kompetenz im Konfliktgespräch erleben. Hier zeigt sich ein Phänomen, das wir in unserer Arbeit an Schulen immer wieder beobachten. Die aggressiven Verhaltensweisen bei Burschen werden von Lehrer/innen als anstrengend, mühsam, verunsichernd, energieraubend erlebt, die Toleranzgrenze bzw. Akzeptanz ist jedoch meist relativ weit bzw. wird Buben aggressives Verhalten von Lehrer/innen eher zugestanden als Mädchen. Dem gegenüber werden Mädchen, die offensiv streiten und ihre Beziehungskonflikte im Schulalltag austragen häufig abgewertet, indem sie z. B: als „Ganserln“, „Hausmeisterin“, ihr Verhalten als „weibisch“, „kindisch“ bezeichnet wird. 25 Demgegenüber beobachten wir, dass körperliche Aggression häufiger von Burschen ausgeht. Diese Erfahrung deckt sich auch mit wissenschaftlichen Befunden. Zitate aus den Feedbacks der Schüler/innen zum Workshop „Miteinander statt gegeneinander“ Ich habe gelernt, dass man böse Wörter öfter sagt als liebe Wörter. Böse Wörter kommen schneller aus dem Mund als liebe Wörter. Ich passe auf, dass mir die bösen Wörter nicht so schnell aus dem Mund kommen. (M., 9 Jahre; männlich) Ich habe gelernt, dass ich weniger Schimpfwörter sagen soll, weil ich damit jemanden kränke. (R., 9 Jahre, männlich) Das Stoppspiel hat mir gefallen, weil man Stopp! sagen durfte, wenn jemand zu nah war. Wir haben über die Gefühle gesprochen. Der Redestein hat mir gefallen, weil man nur reden durfte, wenn man den Stein in der Hand hatte. (L., 9 Jahre, männlich) Beim Gewaltprojekt hat mir das Fuchs-undHase-Spiel gefallen. Aber ich habe Angst bekommen, weil der Fuchs könnte den Hasen fressen und ich habe das echt gefühlt. (E., 9 Jahre, weiblich) Autorinnen Michaela Sodl Psychagogin, Lebens- und Sozialberaterin in freier Praxis Tätigkeit in der Erwachsenenbildung Entwicklung und Leitung des Projekts „Gewaltprävention“ an Wiener Pflichtschulen Hermine Sperl-Hicker Psychagogin, Psychotherapeutin i. A. u. S. Tätigkeit in der Erwachsenenbildung Entwicklung und Leitung des Projekts „Gewaltprävention“ an Wiener Pflichtschulen 26 Birgit Tschurtschenthaler „1 + 3“ Ein Modell der Vernetzung zur Konfliktprävention und Krisenbewältigung Dieses Modell entstand vor zwei Jahren im Bezirk Kitzbühel aus einem gemeinsamen Anliegen von Schulleiter/innen, Schulpsychologin Dagmar Herbst, Bezirksschulinspektor Georg Scharnagl und Beratungslehrerin Birgit Tschurtschenthaler. Häufig wurde in Konfliktfällen bei verschiedensten Institutionen Rat gesucht. Dabei gingen Informationen und Zeit verloren, eine Koordination fehlte. Die Grundidee von „1+3“ besteht darin, nicht nebeneinander – oft ohne voneinander zu wissen – zu agieren, sondern gemeinsam Überlegungen zu Lösungsmöglichkeiten zusammenzutragen. Wenn auch oft eine Lösung von außen erwartet wird, geht es in diesem Modell um eine Unterstützung und Stärkung des Systems von innen. Denn die Lösung ist meist im System selbst zu finden. Durch einen zusätzlichen Blickwinkel von außen kann jedoch die eigene Handlungsperspektive erweitert werden. Welche konkreten Schritte wurden bei der Modellentwicklung gesetzt? Gemeinsam mit Schulleiter/innen wurde im Rahmen einer Tagung das Modell so weiterentwickelt, dass es für sie sinnvoll sein würde, es in ihrer Arbeit zu nützen. Es sind die Schulleiter/innen, die als „1“ gelten können, wenn es für sie nötig und hilfreich erscheint, das Beratungsteam – als „3“ bezeichnet – hinzuziehen. Lehrer/innen und Schulleiter/innen konnten im Rahmen eines bezirksinternen Fortbildungsschwerpunktes „Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten“ ihre Kompetenzen erweitern. Regelmäßig fanden und finden Vernetzungstreffen des Teams, bestehend aus Schulpsychologin, Bezirksschulinspektor und Beratungslehrerin (vier- zehntägig) statt, um bei Anfragen gemeinsam überlegen, einander informieren und Rückmeldungen geben zu können. Regelmäßige Reflexion zur Optimierung der Modellarbeit mit Hans Henzinger – dem Leiter der Schulpsychologie Tirol (viermal im Jahr). Regelmäßige Vernetzungstreffen mit Sozialarbeiterinnen der Jugendwohlfahrt (monatlich) Das Modell kommt dann zum Einsatz, wenn die Leiterin/der Leiter einer Schule Unterstützung über den Bezirksschulinspektor holt, eine/n oder zwei aus dem Beratungsteam zur Situationsanalyse trifft, Interventionen bespricht und – je nach Bedarf – in unterschiedlichen Abständen Rückmeldung gibt bzw. erneut das unterstützende Gespräch sucht. Aus der Fülle an bisher gesammelten Erfahrungsbeispielen sei eines zur Konkretisierung ausgewählt. Eine Schulleiterin kontaktierte den Bezirksschulinspektor und bat dringend um Hilfe. Eine Schülerin einer ersten Klasse fiel auf Grund ihrer fehlenden Selbstorganisation, massiven Grenzüberschreitungen und starkem Bedürfnis nach Aufmerksamkeit auf. Die eigenen Handlungsmöglichkeiten der Schule schienen bereits ausgeschöpft. Was tun? Nach einer ersten Situationsanalyse durch die Beratungslehrerin an der Schule wurden in einem Treffen mit Schulpsychologin und Bezirksschulinspektor erste Vorüberlegungen angestellt und mögliche Interventionen angedacht. Diese wurden schließlich gemeinsam mit der Schulleiterin entwickelt. In diesem Fall wurde eine schulpsychologische Abklärung vereinbart, zudem sollte in Kooperation mit den Erziehungsberechtigten und der Jugendwohlfahrt eine ambulante Familienbetreuung zur außerschulischen Unterstützung beginnen. Zur Beratung der Lehrer/innen würde die Beratungslehrerin zur Verfügung stehen und einmal wöchentlich mit der Schülerin arbeiten. Alle hatten nach diesem gemeinsamen Beginn den gleichen Informationsstand und konnten entsprechend angemessen die eigenen Aufgaben erfüllen. Das Netz ist dadurch enger geknüpft und die betroffenen Schüler/innen fallen weniger leicht durch bzw. können eher aufgefangen werden. In diesem Fall dauerte der Beginn der ambulanten Betreuung mehrere Monate, 27 wurde jedoch schließlich durch Interventionen von Seiten der Schulleitung und der Schulpsychologie realisiert. Klassenvorstand, Schulleiterin und Beratungslehrerin blieben in regelmäßigem Kontakt und über diese erreichten die aktuellen Informationen auch die Schulpsychologin und den Bezirksschulinspektor. Sollte sich die Situation verschlechtern, kann so auch eher und adäquater reagiert werden. Für mich als Beratungslehrerin ist die Zusammenarbeit in dieser sich in Entwicklung befindenden Form mit Schulleiter/innen, Schulpsychologin, Bezirksschulinspektor in Kooperation mit dem Leiter der Schulpsychologie eine Bereicherung in meiner täglichen Arbeit und so kann ich mich den Worten anschließen: „Wer allein arbeitet, agiert. Wer zusammenarbeitet, (addiert bzw.) multipliziert.“ Autorin MMag.a Birgit Tschurtschenthaler Beratungs- und Betreuungslehrerin VS Hopfgarten, Marktgasse 22 6361 Hopfgarten [email protected] 28 Doris Altphart-Urban/ Beate Klement-Dempsey Meine Rolle in der Gruppe Ein Theaterprojekt als Beispiel für Präventionsarbeit in einer Integrativen Mehrstufenklasse mit Reformpädagogischem Schwerpunkt. Die Ausgangslage für unsere Arbeit scheint problematisch – aber: Ohne Probleme keine Lösungen! Die Klasse besteht aus 25 Kindern, von denen 14 in der 4. Schulstufe sind, bzw. im 5. oder 6. Schuljahr. Die anderen 11 Schüler/innen sind im Alter von der Vorschulklasse bis zur dritten VS, davon einige Kinder mit speziellen Bedürfnissen im Verhalten bzw. in Deutsch und Mathematik. Die meisten Kinder sind Quereinsteiger, die mit offenem Arbeiten noch wenig vertraut sind, die größtenteils wegen beabsichtigter Überprüfung eines Sonderpädagogischen Förderbedarfs, Lernschwierigkeiten und disziplinären Problemen in diese Klasse kamen. Im Regelschulsystem waren sie nicht tragbar. Es galt, den Kindern in dieser besonderen Klasse mit besonderen Einschränkungen, besondere Projekte zu ermöglichen. Wir mussten radikal umsetzen, was wir pädagogisch günstig finden: dass jede/jeder gemäß ihrer/seiner Talente in der Arbeitsgruppe mitgestalten kann, und zwar weitestgehend autonom. Darstellendes Spiel ist hierzu ein geeignetes Mittel. Die Ich-Kompetenz wird gestärkt, das Ergebnis ist sichtbar. Der Arbeitsprozess wurde von uns mit der Digitalkamera dokumentiert, als Erinnerung gleichermaßen wie zur Vorbereitung einer Reflexionsrunde nach vollendeter Arbeit. Beim gemeinsamen Wieder-Erleben der durchgemachten spannungsgeladenen Momente entstand ein sehr enger Bezug zueinander. Es ist wichtig, sich angesichts des Erfolgs an die Schwierigkeiten zu erinnern, die es zu überwinden galt. Das Ziel war der Weg, gemeinsam an einem Filmprojekt zu arbeiten, ungeachtet dessen, wer mit wem in der Gruppe ist. Diese Zusam- menwürfelung außerhalb der üblichen Arbeitsgruppen war uns wichtig. Das Buch der „Räuber Hotzenplotz“ wurde gemeinsam gelesen und der Film im Kino angeschaut. Danach bildeten sich fünf Gruppen von Kindern, denen jeweils eine Szene besonders gefallen hat. Das Medium „Film“ bedeutet einen hohen Motivationscharakter. Der Auftrag bestand darin, zusammen einen Hintergrund zu entwerfen und zu gestalten, sich über die Anzahl der handelnden Personen klar zu werden und den Ablauf der Szenen seriell zu gliedern. Die Gruppen übernahmen gemeinsam Verantwortung und hatten ein selbst definiertes Ziel. Unterschiedliche Möglichkeiten, Konflikte zu lösen wurden ausprobiert. Die Kompromissbereitschaft wurde hart geprüft und erweitert. Es wurde gelernt, eigene Gefühle, Bedürfnisse und Interessen auszudrücken und Enttäuschungen altersgemäß zu verarbeiten. Beim Arbeiten mit der Trickbox bekam nonverbale Kommunikation einen hohen Stellenwert, die sonst eher passiv wahrgenommen wird. Wie vermittle ich etwas? Woran könnte das liegen, wenn das Publikum anders als erwartet reagiert? Sachwissen wird von den Kindern unaufgefordert detailliert erworben. Bewegungsabläufe wurden seriell beobachtet, gegliedert und mit Gliederpuppen in der Trickbox animiert. Großes Augenmerk galt einer realen Wiedergabe von Proportionen, z. B.: Arme über die Hüften, Kniegelenke sind keine Kugelgelenke, der Kopf passt ca. 7 Mal in den Körper ... Die Kinder erinnern sich an ein außergewöhnliches Projekt, die Eltern waren begeistert: Der Applaus bei der Aufführung war verdient. Die Arbeit der anderen Teams wurde anerkennend beurteilt und man applaudierte sich gegenseitig. Autorinnen Doris Altphart-Urban, Lehramt für Allgemeine Sonderschule, für erziehungsschwierige Schüler/Innen und Sprachheilpädagogik Beate Klement-Dempsey, Sonderschullehrerin mit Schwerpunkt Freinet-Pädagogik 29 Gerold Ladner Problemlösungsaufgaben Soziales Lernen und Erlebnispädagogik „Wenn du dich sicher fühlen willst, dann tu was du immer schon konntest. Aber wenn du wachsen willst, dann gehe bis zum äußersten Ende deiner Kompetenz und das heißt, dass du für kurze Zeit deine Sicherheit verlierst. Wann immer du also nicht genau weißt, was du gerade tust, weißt du, dass du wächst.“ (Project Adventure, 1995) „Rohre verlegen“ „Was? Mit den Papprohren eine Kugel transportieren? Niemals und so weit!! Und die ’Säurekugel’ darf nur von einem von uns mit dem Spezialhandschuh berührt werden? Hahaha! Wie soll denn das funktionieren?“ Als Beratungs- und Betreuungslehrer für verhaltensauffällige Schüler/innen betreue ich immer wieder Klassen situationsabhängig oder präventiv. Es geht dabei meist um die Erhöhung der sozialen und kommunikativen Kompetenz und einen Vertrauensaufbau innerhalb der Gruppe. Mein Medium dafür ist ein sehr motivierender und in der Schule gut einsetzbarer Teilbereich der Erlebnispädagogik, die sogenannten 30 Dabei wird die Klasse vor eine herausfordernde Aufgabe gestellt, deren Ziel nur mit gelungener Zusammenarbeit erreicht werden kann. Die Aufgabenstellung oben lautet etwas vereinfacht: „Transportiert eine Kugel, die nicht berührt werden darf, mit Hilfe der Papprohre vom Startplatz bis ins Ziel. Jede(r) muss dabei mit mindestens einer Hand ein Rohr berühren. Ist die Kugel im Rohr, so darf dieses zwar auf und ab bewegt werden, aber die Schüler/innen, die das Rohr halten, müssen dabei stehen bleiben. Fällt die Kugel zu Boden, müsst ihr von vorne beginnen! Ihr habt dazu insgesamt 30 Minuten Zeit, davon sind 8 Minuten Planungszeit.“ Was mit Erstaunen und Durcheinander beginnt, erhält durch drei Phasen Struktur: In der Planungsphase gilt es, in einer bestimmten Zeit, die Ideen anderer zu hören, sich diese Überlegungen vorzustellen, den eigenen Plan zu vertreten bzw. andere zu akzeptieren. Sich dabei nicht zu verzetteln, sondern zielgerichtet zu arbeiten und zu einem Plan zu kommen, zeugt von einem hohen Maß an Kommunikationsfähigkeit in einer Gruppe. Diese kann mit Hilfe des/der außenstehenden Leiters/Leiterin weiterentwickelt werden. Das heißt für das beschriebene Beispiel: Die Schüler/innen finden eine kommunikative Aufstellung, sammeln Ideen und versuchen einen Plan für den Kugeltransport zu finden und ihn sich zuerst nur vorzustellen. In der Durchführungsphase zählt jede Hand. Die Lösungen der Aufgaben können weitgehend nur mit der Beteiligung aller gelingen. Beim Versuch, den gefundenen Plan umzusetzen, benötigen und trainieren die einzelnen Teilnehmer/innen Eigeninitiative, das Übernehmen von Verantwortung, Rücksichtnahme, Frustrationstoleranz und Durchhaltevermögen. Das heißt für das beschriebene Beispiel: Um die Strecke zurückzulegen ist es notwendig, die Rohre, durch die die Kugel rollt, von hinten wegzunehmen und vorne wieder dran zu halten. Das erfordert koordinierte Bewe- gungen. Bei Neustarts werden Gründe für das Scheitern gesucht, z. B.: „Wir waren so laut, ich konnte die Kugel nicht in meinem Rohr rollen hören“ Üblicherweise gelingt die Aufgabe, teilweise mit beeindruckendem Einsatz. Die Kunst der Erlebnispädagoginnen/-pädagogen besteht darin, die Aufgaben so zu stellen, dass sie herausfordernd sind und grundsätzlich gelingen können. Schlüssel im sozialen Lernen halte. In diesem Sinne arbeite ich nicht nur mit Schulklassen, sondern auch in der Lehrer/innenfortbildung. Buchempfehlung: Gilsdorf + Kistner, Kooperative Abenteuerspiele Bd. 1, Kallmeyer Verlag („Praxisbuch, gut für den Einstieg ins Thema“) Autor Gerold Ladner Beratungs- und Betreuungslehrer für verhaltensauffällige Schüler/innen, Tirol Erlebnispädagoge, Verein „AUTdoor“ Abenteuer-Umwelt-Team Tel.: 0676/97 04 130 In der Reflexionsphase wird auf verschiedene Weisen „der Eindruck zum Ausdruck“ gebracht. Die einzelnen Teilnehmer/innen können dabei ihre Einschätzung der Gruppe, einzelner Teilnehmer/innen und ihrer selbst mitteilen, darstellen, körperlich ausdrücken o. ä. Dadurch wird sichtbar gemacht, welches Potential in der Gruppe vorhanden und wo eine Weiterentwicklung möglich bzw. nötig ist. Hierbei wird vor allem das Geben und Nehmen von Feedbacks geschult und die Fähigkeit zur Selbstreflexion angeregt. Das heißt für das beschriebene Beispiel: Im anschließenden Gesprächskreis werden etwa folgende Fragen beantwortet: „Wie war’s? Was ist gelungen und was kann beim nächsten Mal noch verbessert werden? Gibt es ähnliches Verhalten und ähnliche Handlungen auch in der Klasse?“ Die Schüler/innen haben die Gelegenheit ihre Wahrnehmungen und Empfindungen mitzuteilen und Weiterentwicklungen anzuregen. Für wertvoll halte ich bei dieser Art des sozialen Lernens die motivierenden und großteils humorvollen Aufgabenstellungen, die Konzentration einer Gruppe auf die Erreichung des gemeinsamen Zieles, die Verbesserung der Kommunikation, die Vermittlung vieler positiver und lustvoller Erlebnisse und die Kontinuität, die ich für einen wichtigen 31 Verena Kostenzer Übungen zur Stärkung sozialer Fähigkeiten Starke Kinder – starke Klassen Stärkung der sozialen Fähigkeiten im Zweierkontakt oder in der Gruppe heißt, das Kind an sich zu stärken. Die Voraussetzung der Arbeit mit Kindern/mit Menschen wohl allgemein, ist die, dass sich das Gegenüber angenommen und verstanden fühlt. Nur wenn das der Fall ist, ist Stärkung möglich. Übungen zum sozialen Lernen in der Klasse und deren Wichtigkeit Das menschliche Verhalten ist zu einem geringen Anteil durch bewusste Vorgänge erklärbar und zu einem Großteil wird es durch unser Unbewusstes gesteuert. Beziehungsbotschaften und soziale Zuschreibungen die längerfristig und wiederholt gegeben werden, wirken sich schließlich auf das Selbstkonzept eines Menschen aus. Kinder und Erwachsene tendieren dazu, sich in Übereinstimmung mit ihrem Selbstkonzept zu verhalten. Kinder die viele negative Zuschreibungen bekommen, versuchen den Erwartungen der Erwachsenen gerecht zu werden. Deshalb ist die Stärkung der Kinder in der Klasse wichtig. Stärkung sozialer Kompetenzen in der Klasse Das Kind wird in der Klasse am meisten gestärkt, wenn es so angenommen wird wie es ist. Die drei wichtigsten Bereiche für Lehrer/innen und Eltern um ihre Kinder zu stärken sind: Freude an der Existenz eines Kindes so wie es ist. Neugier auf die Entwicklung des Kindes, welche Lösungswege findet es, wie reagiert es auf unterschiedliche Situationen. Verantwortete Schuld, was soviel meint wie Grenzsetzung, obwohl das Kind damit frustriert wird. Klare Grenzen stärken ein Kind, weil die Welt damit überschaubar wird. 1 1 Figdor Helmuth, Vortrag an der Universität in Innsbruck, 1997 32 Was lernen Kinder/Jugendliche bei Spielen im Sozialen Lernen? Eine Tätigkeit wird zum Spiel, wenn sie um ihrer selbst willen, einfach weil es Spaß macht, durchgeführt wird. Die Grenzen beim Spiel sind durch Spielregeln festgesetzt, doch werden sie überschritten, passieren keine ernsthaften Konsequenzen. Die Konsequenz besteht lediglich in persönlicher Befriedigung von Spannung und Entspannung. Niemand soll zum Spielen gezwungen werden. Die Regeln des Spieles können jederzeit nach Absprache mit den Mitspielern/Mitspielerinnen verändert oder neu dazu erfunden werden. Während des Spiels erleben diese intensiv ihre Gefühle. Ärger, Zorn, Wut, Freude, Hoffnung ... obwohl diese intensiver erlebt werden, sind aber dadurch, dass es sich ja nur um ein Spiel handelt, entschärft. Übungen um Kinder zu stärken Meine Woche, mein Tag, mein Leben Jedes Kind zeichnet ein Bild, indem es darstellt wie seine Woche/sein Tag/sein Leben aussieht. Ein solches Bild hilft uns miteinander ins Gespräch zu kommen. Wappen der Stärke Jedes Kind bekommt eine Vorlage von einem Wappen und soll hineinzeichnen, was es besonders gut kann, was ihm wichtig ist, was es gerne mag. Danach erfolgt ein Gespräch darüber. Ich bin – ich kann – ich habe Den Mitspielern/Mitspielerinnen werden mit Klebestreifen Karteikarten (etwa im Maßstab DIN A5) auf den Rücken geheftet, auf denen untereinander die drei Satzanfänge stehen: Ich bin ... Ich kann ... Ich habe ... Nun nehmen alle einen Stift und gehen im Raum umher. Dabei ergänzen sie gegenseitig die Satzanfänge mit positiven Bemerkungen, die auch tatsächlich zu der jeweiligen Person passen. Sind alle Satzanfänge vollendet, ist das Spiel vorbei. Die Teilnehmer/innen dürfen nun ihre Rückenschilder entfernen und lesen, was die anderen von ihnen halten. Wie haben sich die Teilnehmer/innen während des Herumgehens gefühlt? Wie fühlen sie sich nun, nachdem sie die Karten durchgelesen haben? Mit dieser Übung kann das Selbstwertgefühl aufgebaut werden. Kinder können mit ihren Lehrern und Lehrerinnen durch die Hilfe des Spielangebots und der Spielanregung emotionale Spannungen abbauen und soziale Konflikte lösen. Autorin Dipl. Päd. Verena Konstenzer Beratungs- und Betreuungslehrerin für verhaltensauffällige Pflichtschüler/innen 33 Josef Heißenberger Überlegungen zur besonderen Situation türkischsprachiger Kinder und Jugendlicher Der hohe Anteil an Kindern nicht deutscher Muttersprache in den österreichischen Pflichtschulen nimmt in der aktuellen Bildungs- und Schuldiskussion besonders breiten Raum ein. Diese Schüler/innen werden verantwortlich gemacht für das schwache Abschneiden unseres Bildungssystems im internationalen Vergleich. Eine große Gruppe davon sind Kinder und Jugendliche aus Familien türkischer Herkunft, und das obwohl viele von ihnen bereits in Österreich geboren wurden und die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen. Vor allem türkische Buben stehen in dem Ruf, schwer motivierbar zu sein, respektlos gegenüber Lehrerinnen und mit zunehmendem Alter zu Gewalttätigkeit neigend. Die öffentliche Diskussion des Themas ist zudem geprägt von der Annahme geringerer Bereitschaft der türkischstämmigen Migrantinnen und Migranten sich in Österreich zu integrieren, die Regeln unseres Zusammenlebens zu akzeptieren oder die deutsche Sprache zu erlernen. Es dürfte klar sein, dass sich im schulischen Zusammenleben Probleme verdichten, die nur im gesamtgesellschaftlichen Kontext verständlich sind. Die Gefahr von Verallgemeinerungen und Vorurteilen gerade bei diesem kontroversiellen Thema ist offensichtlich, daher versteht sich dieser Artikel als Diskussionsbeitrag. Und wenn im Folgenden versucht wird einige Überlegungen zu bestimmten Problemfeldern anzustellen, bedeutet dies keineswegs, dass nicht jede einzelne Lehrerin, jeder einzelne Lehrer ganz bestimmte eigene Erfahrungen gemacht hat, die in kein Erklärungsmodell passen oder zu ganz anderen Schlussfolgerungen führen können. 34 Spracherwerb Die häufig geäußerten Forderungen nach „Deutschkursen für Ausländer“ als Voraussetzung für gelungene Integration trifft nur einen Teil des Problems. Die Muttersprache gehört zur Identität eines Menschen und ihre Beherrschung trägt wesentlich zur Persönlichkeitsbildung bei. Dementsprechend sollte guter muttersprachlicher Unterricht genauso wichtig genommen werden, wie das Erlernen der deutschen Sprache. Dem steht leider entgegen, dass Türkisch in unserer Gesellschaft eine Sprache mit geringem Prestige ist, so wie allgemein die Zweisprachigkeit von Kindern und Jugendlichen aus Migrantenfamilien nicht als Ressource und besondere Fähigkeit wahrgenommen wird. Umgekehrt ist es natürlich genauso wichtig, bereits möglichst früh, also schon im Kindergartenalter, mit dem Deutschunterricht zu beginnen. Besonders viel versprechend sind Projekte, die gemeinsame Deutschkurse für Mütter und Kinder direkt in Kindergärten oder Volksschulen anbieten. Elternarbeit Vielfach wird die gleichgültige oder gar ablehnende Haltung türkischer Eltern gegenüber der Schule beklagt. Dabei ist selbstverständlich davon auszugehen, dass auch sie größtes Interesse an einer guten Ausbildung für ihre Kinder haben. Der Kontakt mit der Institution Schule gestaltet sich für sie aber nicht zuletzt durch sprachliche Barrieren schwierig. Ihre Kinder sprechen in der Regel besser Deutsch als sie selbst, die übliche Kommunikation über Mitteilungsheft oder Telefon führt oft zu Missverständnissen. Dennoch ist davon abzuraten, Schüler/innen oder deren ältere Geschwister regelmäßig als Übersetzer/innen einzusetzen. Hier sollte auf muttersprachliche Lehrer/innen zurückgegriffen werden. Wenn Eltern die Zusammenarbeit mit der Schule überhaupt verweigern, stehen oft negative Erfahrungen dahinter, die sie bei Geschwisterkindern gemacht haben. In diesen Fällen ebenso wie bei heiklen Themen (Klassenwiederholung, Sonderpädagogischer Förderbedarf) ist auch Unterstützung durch Expertinnen und Experten von entsprechenden Beratungsstellen empfehlenswert. Gewaltprävention Die deutschen Autoren Christian Pfeffer und Peter Wetzels machen in ihrer Studie zum Thema „Junge Türken als Täter und Opfer von Gewalt“ auf den Zusammenhang von gesellschaftlicher Akzeptanz türkischer Migrantinnen und Migranten und der Lebenssituation türkischer Jugendlicher aufmerksam: In München, wo die soziale Integration besser funktioniert als im Vergleichsbeispiel Hamburg sind nur 8,1 % der türkischen Eltern arbeitslos (Hamburg: 24 %), dafür ist das Ausbildungsniveau der Jugendlichen deutlich höher, die Gewaltbereitschaft signifikant niedriger. Das erfolgreiche Hineinwachsen junger Migrantinnen und Migranten in die Gesellschaft ist also davon abhängig, wie sehr sie von ihrer Umgebung akzeptiert werden. Wenn türkische Jugendliche keine Perspektiven für sich sehen, sich nicht selbst bestätigen können, sind sie für Gewaltakte und radikales Gedankengut anfällig – ganz ähnlich übrigens ist die Problematik des Rechtsradikalismus in Österreich und Deutschland gelagert. Pfeiffer und Wetzels weisen außerdem darauf hin, dass die Gewaltrate bei jugendlichen Einwanderern, die in Deutschland geboren sind, wesentlich höher ist, als bei jungen Einwanderern: „Je länger sie in Deutschland leben, umso mehr entstehen in ihren Köpfen deutsche Ansprüche, denen keine deutschen Chancen gegenüberstehen.“ Die sonderpädagogische Praxis zeigt, dass im konkreten Fall ein soziologisch-gesellschaftspolitisches Erklärungsmodell wenig Aussagekraft hat. Ganz unabhängig von der Herkunft der betroffenen Schüler/innen sind es vor allem individuell-familiäre Hintergründe, die problematisches, gewalttätiges Verhalten erklären helfen. Es ist aber unbestreitbar, dass Belastungen von außen, etwa Arbeitslosigkeit oder Armutsgefährdung zur Entladung von Gewalt in den Familien beitragen. Auch im schulischen Alltag gilt: Wer sich akzeptiert und als Persönlichkeit geschätzt fühlt, kann seinen Selbstwert aufbauen und gesundes Selbstvertrauen entwickeln. Schule kann nicht verhindern, dass Fremdenfeindlichkeit und ethnische Konflikte in die Klassenzimmer getragen werden. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass Vorurteile zwischen den einzelnen Gruppen abgebaut werden können, wenn schon möglichst früh über einzelne Projekte hinaus interkulturelles Zusammenleben praktiziert wird. Dabei sollte verstärkt mit außerschulischen Einrichtungen (z. B. Migrantenvereinen) zusammengearbeitet werden, genauso könnte die Einbeziehung von Persönlichkeiten mit erfolgreicher „Integrationsgeschichte“ etwa Sportler, Künstler oder auch beruflich erfolgreicher Eltern wertvolle Impulse geben. Auf der anderen Seite ist es ebenso wichtig, klare Grenzen zu ziehen und Regelverletzungen konsequent zu begegnen. Die Krise Rollenbilder der traditionellen In jenen türkischen Familien, in denen die Eltern versuchen, die strengen traditionellen Werte ihrer Heimat beizubehalten, kommt dazu noch eine Krise des Familienkonzepts, die besonders mit der Rolle des Vaters als Familienoberhaupt zu tun hat. Angesichts der Lebensbedingungen in ihrer neuen Heimat sind es vor allem die Frauen und Mädchen, die oft nicht mehr bereit sind, sich widerspruchslos einem streng patriarchalischen System unterzuordnen. Da türkische Familien nach wie vor eine sehr niedrige Scheidungsrate aufweisen, werden die daraus entstehenden Konflikte auch innerhalb der Familie ausgetragen. Dementsprechend steigt auch die Gefährdung von Kindern und Jugendlichen durch häusliche Gewalt. In der Öffentlichkeit werden Frauen und Mädchen als Opfer dieser Auseinandersetzungen wahrgenommen, immer mehr von ihnen suchen auch in Frauenhäusern und den Krisenzentren der Jugendämter Zuflucht. Die Täter sind meist Väter oder ältere Brüder, die versuchen mit Gewalt ihre schwindende Autorität aufrecht zu erhalten. Bei den männlichen Jugendlichen ist die erhöhte Neigung zu Gewalttätigkeiten durchaus auch als Folge einer Identitätskrise zu verstehen. Der Vater als Identifikationsfigur verliert an Autorität, gleichzeitig bleibt die Selbstbestätigung in Schule oder Berufsleben aus. Die Ansprüche an das eigene Rollenbild sind mit dem Erreichten und Erreichbaren nicht mehr vereinbar. Mangels positiver Perspektiven wird dann auf überkommenen Positionen beharrt, die Gruppe Gleichgesinnter vermittelt 35 nun jene Sicherheit, die Familie und Gesellschaft nicht mehr geben können. Chancengleichheit Es sollte bekannt sein, dass Kinder aus Migrantenfamilien großteils einer gesellschaftlich benachteiligten Bevölkerungsschicht angehören. Ihre Eltern sind schlecht ausgebildet, arbeiten in Berufen mit wenig sozialem Prestige und sie sind dementsprechend häufiger von Arbeitslosigkeit bedroht. Dazu kommt, dass viele von ihnen das Gefühl haben, in diesem Land nicht erwünscht zu sein. Kinder aus Migrantenfamilien haben schon von ihrem kulturellen und familiären Hintergrund und ihrer sprachlichen Vorbildung her nicht dieselben Voraussetzungen wie ihre deutschsprachigen Mitschüler/innen. Von Chancengleichheit kann also keine Rede sein, wenn sie zudem auf ein Schulsystem treffen, das ihren besonderen Bedürfnissen nicht mit den entsprechenden Angeboten begegnen kann, weil es nicht die Voraussetzungen bietet für den Unterricht in Klassen mit überproportional hohen Anteilen von Kindern mit nicht deutscher Muttersprache. Viele Kinder können nicht ihren Potentialen gemäß gefördert werden, was wiederum dazu führt, dass ihre Chancen auf angemessene Ausbildung reduziert werden und ihnen in weiterer Folge die Möglichkeit auf sozialen Aufstieg verwehrt bleibt (ein Grund dafür, warum es noch immer sehr wenige Lehrer/innen mit Migrationshintergrund gibt!). Dennoch: Statistiken und soziologische Erklärungsmodelle mögen zum Gesamtverständnis der Probleme türkischer Kinder und Jugendlicher beitragen, für das einzelne Mädchen, den einzelnen Buben bedeuten sie zunächst einmal gar nichts. Für sie ist einzig von Bedeutung, dass ihnen und ihren Eltern unvoreingenommen und vorurteilsfrei begegnet wird. Grundsätzlich ist ihnen dasselbe zuzutrauen und zuzumuten wie ihren deutschsprachigen Mitschülern und Mitschülerinnen und deren Eltern. 36 Resümee Die dargestellten Probleme betreffen natürlich keineswegs nur türkische Familien. Migrantinnen und Migranten aus den Ländern des ehemaligen Jugoslawien sind davon ebenso betroffen wie österreichische Familien. Der sich in allen Schichten vollziehende Wertewandel bewegt sich lediglich auf verschiedenen zeitlichen Ebenen. Zuwanderern aus dem ehemaligen Jugoslawien wird die Integration in Österreich durch den ähnlichen kulturellen Hintergrund erleichtert. Außerdem scheint ihre Akzeptanz in Österreich weiter fortgeschritten zu sein. In der Migrationsthematik kommt der Schule einen wesentlicher Teil der „Integrationsarbeit“ zu aber eben nur ein Teil. Sie kann nicht alleine leisten, wozu eine gesamtgesellschaftliche Anstrengung nötig wäre. Es ist letztendlich natürlich eine politische Frage, ob man sich zu einer Einwanderungspolitik entschließen will, die integrative Prozesse in allen relevanten Bereichen ( Sozialwesen, Bildung und Arbeitsmarkt, Kultur etc.) in Gang setzt, oder sich weiterhin mit punktuellen Maßnahmen begnügt. Quelle Christian Pfeiffer/Peter Wetzels: Junge Türken als Täter und Opfer von Gewalt. Unter: www.kfn.de/tuerkfaz1.shtml Ulf Preuss-Lausitz. Migrantenkinder 2000: Ausgangslage für eine Verbesserung der Chancengleichheit im Bildungssystem. Unter: www.chancengleichheit.org/texte/foren/F3/p_ lausitz.html Autor Mag. Josef Heißenberger Lehramt für Hauptschule und Polytechnische Schule Germanistik-Studium langjährige Unterrichtstätigkeit im sonderpädagogischen Bereich seit 2001 Beratungslehrer im 10. und 11. Wiener Bezirk Susanne Schweiger/ Malte Wanderer Nestklasse – ein Raum der Entfaltung für Mädchen Erfahrungen aus der Praxis Schon immer haben wir unterschiedliche Erfahrungen mit der Problematik der gesellschaftlichen Position von Mädchen gemacht: Einerseits sind uns in den zahlreichen Jahren in der Förderklasse (= Kleingruppe für verhaltensauffällige Kinder) Mädchen begegnet, die männliche Verhaltensmuster übernommen hatten und versuchten, damit andere zu dominieren; andererseits mussten wir manchmal – mangels anderer Institutionen – Schülerinnen aufnehmen, die sich ängstlich zurückzogen, ohne Chance, ihre Bedürfnisse zu artikulieren oder überhaupt auf sich aufmerksam zu machen. Wir begriffen bald, wie gefährdet solche Mädchen sind. Sie nehmen ihre Ängste, Sorgen, Schmerzen oft selbst nicht mehr wahr. Hinzu kommt, dass sie meist für die Lehrpersonen nicht unangenehm sind, ist doch das Bild des „braven Mädchens“ immer noch ein gesellschaftliches Ideal. Erst wenn es zu massiven Störungen – autoaggressiven Akten, Suizidversuchen – kommt, fällt die Not dieser Kinder auf. Es zeigte sich immer wieder, dass ambulante Betreuung nicht ausreichte. So kam es im September 1997 zur Gründung der NESTKLASSE für Mädchen mit introvertiert-neurotischen Symptomen. Im Schonraum einer therapeutisch geführten Kleingruppe sollen sie behutsam dazu gebracht werden, Vertrauen und Selbstwertgefühl zu entwickeln. Die Gruppe besteht aus sechs Kindern und zwei Lehrpersonen, und zwar Frau und Mann. So ist die Chance gegeben, Projektionen in einer familienähnlichen Situation zu nützen und ein positives Frauen- und Männerbild zu vermitteln. Zusätzlich zum Unterricht (Vorschulklasse, Volksschul-, Sonderschullehrplan) werden verschiedene Elemente aus der Psychotherapie angewendet: Kunst- und Tanztherapie, Theaterpädagogik sowie tiergestützte Intervention (Therapiehund); Psychodrama, Hippotherapie auf der Projektwoche; Yoga, Meditationstechniken ... Die Herausnahme eines Kindes aus der Großklasse muss freiwillig sein und soll nur vorübergehend erfolgen. Um jeder Art von Stigmatisierung vorzubeugen, verbleibt es formal in seiner Stammklasse und erhält auch von dort seine Zeugnisse. Ziel ist immer und in jedem Fall die INTEGRATION. Zunächst erwies sich die Arbeit in der Nestklasse als mühsam. Fortschritte im emotionalen Bereich waren kaum erkennbar, die depressive Grundstimmung lähmte das Gesamtgeschehen. Wichtig war, dieser Stimmung eine stete Haltung von Wärme, Zuversicht und Humor entgegenzusetzen, ohne aber deswegen die Sorgen und Schmerzen der Kinder weniger ernst zu nehmen. Es war notwendig, sie mitfühlend in ihrer Depression zu begleiten, ohne uns in sie hineinziehen zu lassen. Außerdem durften wir die Kinder, die oft voll Misstrauen, Angst und Abwehr waren, mit Nähe und Herzlichkeit nicht überfordern, mussten aber gleichzeitig das Angebot liebevoller Beziehung kontinuierlich und unaufdringlich beibehalten. Problematisch gestaltet sich die Zusammenarbeit mit vielen Eltern bei der Aufnahme bis heute. Erst wenn der Druck (z. B. durch schlechte Schulnoten) sehr groß wird, sind sie gewillt, über eine Veränderung nachzudenken. Denn auch sie erachten die Überangepasstheit und Zurückgezogenheit ihrer Töchter als „normal“ für eine in Zukunft „gut funktionierende“ Frau in unserer Gesellschaft. Nach unserer bisherigen Erfahrung gibt es vier Hauptproblemgruppen mit deutlichen Unterscheidungsmerkmalen: Sexuell missbrauchte Mädchen Zunächst schien uns klar, dass wir unser Hauptaugenmerk auf diese Gruppe richten müssten. Aufgrund der Tatsache, dass diese Problematik zur Zeit gesellschaftlich in den Mittelpunkt gerückt ist, wurde uns, wie wir annehmen, die Eröffnung der Nestklasse sehr erleichtert. Aus unserer Förderklassenarbeit wussten wir aber auch, dass gerade missbrauchte Kinder zwar zunächst meist mit ängstlicher Zurückgezogenheit reagieren, im Verlauf der Betreuung jedoch oft mit sexuell gefärbter Aggressivität nach außen agieren. Daher waren wir zunächst vorsichtig, doch zeigte sich, dass die Gruppe gut damit um- 37 gehen konnte und das betreffende Kind von ihr aufgefangen wurde. durch Generationen tradiert wird. Manchmal ist die Abschottung auch kulturkreisbedingt. Opfer von Psychoterror und körperlicher Gewalt Signifikant ist auch, dass sich diese Eltern besonders heftig gegen eine Aufnahme ihres Kindes in die Nestklasse wehren, weil sie die Problematik gar nicht wahrnehmen und große Angst vor jeder Veränderung haben. Meist sind es prügelnde Väter, die für die Isolation der Kinder in einer ausweglosen und angstbesetzten Atmosphäre verantwortlich sind. Oft verstummen schon die Mütter neben diesen Männern. Dieses Verhalten wird von den Töchtern nahtlos übernommen. Unsere Hauptaufgabe besteht darin, die Mädchen dazu zu bewegen, ihre Bedürfnisse zuerst einmal wahrzunehmen, dann zu artikulieren und in der Folge sich abzugrenzen. Der schwierigste Teil unserer Arbeit ist oft, die Mädchen dabei zu unterstützen, ihre Sprache zu entdecken. Leben im Umkreis von Drogen Als Hauptprobleme haben sich nicht nur die wirtschaftliche Situation und die bedrohliche Verführung durch Drogen (Heroin, Alkoholismus, Medikamentensucht) gezeigt, sondern auch der Mangel wichtiger Bezugspersonen durch Drogentod. Auch waren immer wieder Gefängnisbesuche der Kinder bei Angehörigen Thema in unseren Gesprächs- und Malkreisen. Was die Perspektive der Mädchen nach der Rückführung angeht, müssen wir aus Erfahrung leider düstere Prognosen abgeben: Selten haben sie eine Chance, an der Droge vorbeizukommen, weil es in diesem trostlosen Milieu an echten Alternativangeboten mangelt. Überbehütung durch symbiotische Strukturen Es ist für uns die interessanteste Gruppe, weil es am schwierigsten ist, an die Mädchen herankommen. Mutistinnen stammen – falls ihr Mutismus nicht durch ein Trauma bewirkt wurde – meist aus dieser Gruppe. Mädchen mit elektivem Mutismus sprechen oft zu Hause mit allen Familienmitgliedern, verstummen aber in allen anderen Lebenssituationen. Die Welt außerhalb der „Festung Familie“ wird als feindlich und bedrohlich erlebt. Durch unsere Elternarbeit wurde immer wieder klar, dass diese Haltung häufig 38 Immer wieder gab es Anfragen bezüglich der Aufnahme von Buben in die Nestklasse. Wir haben uns aber von Anfang an entschlossen, einen Schonraum ausschließlich für Mädchen anzubieten. Denn es ist eine Tatsache, dass Mädchen fast immer leer ausgehen, wenn es darum geht, bemerkt zu werden ohne etwas zu fordern – Buben lernen von vornherein, dass sie sich wehren und Lebenszeichen setzen dürfen, Mädchen hingegen nicht. Studien bestätigen, dass sich in den Klassenzimmern das widerspiegelt, was auch überall sonst gesellschaftliches Leben bestimmt: geschlechtsspezifisches Verhalten, geschlechtsspezifische Rollenteilung. Viele Buben, von Lehrer/innen als „lauter, dominanter, unruhiger, aggressiver“ beschrieben, erzwingen durch ihr Verhalten die Aufmerksamkeit und werden bevorzugt behandelt. Die meisten Mädchen dagegen werden als „ruhig, angepasst, unauffällig“ beschrieben oder sogar als „graue Masse am Rande des Unterrichtsgeschehens“ wahrgenommen. Doch werden sie für ihr Verhalten eben nicht belohnt. Zwar ersparen sie sich negative Rückmeldungen, haben aber geringeren Einfluss und erhalten weniger Zuwendung (siehe Broschüre „Arbeitskreis Frau und Schule“). Obwohl introvertierte Mädchen für die Klassenlehrer/innen nicht störend sind, erleben wir immer wieder, dass diese – und auch viele Leiter/innen – (häufig bereits bei der Schuleinschreibung) aufmerksam und sensibel reagieren und die Nestklasse in ihre Überlegungen für die weitere Schullaufbahn dieser Kinder miteinbeziehen. Autorin/Autor SRin Susanne Schweiger, VS-, SES-, Beratungs-, Förderklassen-, Nestklassenlehrerin Theaterpädagogin, Mal- und Gestaltungstherapeutin Dipl. Päd. VOL Malte Wanderer, VS-, SES-, Beratungs-, Förderklassen-, Nestklassenlehrer Mal- und Gestaltungstherapeut Lore Tàlos 2. Der „Zwang zur Männlichkeit“ und seine Folgen „Böse Buben“ in der Schule Der Weg zum Mann-Werden ist steinig. Entsprechend der diversen Theorien zur Geschlechterrollen- und Geschlechtsidentitätsentwicklung bedarf dieser Prozess nicht nur der Ablösung/Abgrenzung von der Mutter, mit der eine Geschlechtsidentifikation nicht möglich ist, sondern auch familiärer männlicher Bezugspersonen als identitätsstiftender Vorbilder. Fehlen diese Vorbilder aufgrund der realen Abwesenheit von Vätern oder deren „Entzug“ aus der familiären Verantwortlichkeit oder vermitteln diese ein sehr eindimensionales Verständnis von Männlichkeit, begünstigt dies die Herausbildung einer – auch medial favorisierten – „typisierten“ männlichen Kernidentität, die sich über die Abgrenzung vom Weiblichen und entlang von Geschlechtsstereotypen definiert. Geschlechtsstereotype Erwartungen werden im Lauf des Sozialisationsprozesses vermittelt, an dem neben der Familie nach und nach die sich erweiternde Umwelt des Kindes teilhat. Im Zuge dieses Prozesses erfahren Buben noch immer sehr rigide Vorstellungen von dem, was Mann zu sein hat und nicht zu sein hat. Zu diesen Vorstellungen passen „weiche“ Persönlichkeitsanteile nicht und müssen zumindest nach außen verleugnet werden. Je unreflektierter und weitgehender Geschlechterstereotypien ins Selbstbild übernommen werden, desto umfassender müssen diese Anteile auch vor sich selbst verleugnet werden. Buben geraten damit in einen Zwiespalt, der um so quälender ist, je weiter die Ansprüche des sozialen Umfelds an typisch männliches Verhalten und die eigene Gefühlswelt auseinander klaffen. Um dem „Zwang zur Männlichkeit“ zu genügen, entwickeln Buben/Burschen sukzessive die „harte Schale“ nach außen. So entsteht eine nur scheinbar stabile, tatsächlich aber äußerst brüchige Identität, die immer wieder mit betont „männlichem“ Verhalten gekittet werden muss, um standhalten zu können. Vor allem im Zusammenhang mit von Buben/ Burschen ausgeübter Gewalt wird immer wieder auf die „unheilige Allianz“ verwiesen, die in der Verleugnung von Gefühlen wie Ängsten, Trauer, Scham, Enttäuschung, Sehnsucht und stattdessen zur Schau getragener „Coolness“ besteht. Statt ihre emotionale Bedürftigkeit zeigen zu dürfen und zu können, formen Buben/Burschen diese häufig Überlegungen zum Phänomen „Verhaltensauffälligkeit“ von Buben/Burschen im Kontext Schule 1. Auffällig auffällig Verhaltensauffälligkeit im Verständnis eines (nach außen gerichteten) durchgängig aus der Norm fallenden Verhaltensmusters, das im schulischen Alltag „stört“, hat ein Geschlecht, und dieses Geschlecht ist männlich. Untersuchungen zufolge beträgt das Verhältnis „verhaltensauffälliger“ Buben:Mädchen nicht nur an österreichischen Schulen 3:1. Im klinischen Kontext sind es im Volksschulalter sogar 90 % Buben, die zugewiesen werden. Als Gründe für die Zuweisung werden vor allem aggressives und störendes Verhalten angegeben. Die Diagnose „Verhaltensauffälligkeit“ wird – etwas provokant formuliert – bei Buben und männlichen Jugendlichen mit geradezu „epidemischer Häufigkeit“ gestellt. Aus dem aktuellen statistischen Überblick der von Beratungslehrer/innen und Psychagoginnen/Psychagogen in Wien ambulant betreuten Schüler/innen ergibt sich ein Verhältnis Buben:Mädchen von 2:1. Bei den in Kleingruppen unterrichteten Schüler/innen beträgt das Verhältnis 8:1. Gemessen an der Gesamtzahl aller Wiener Pflichtschüler/innen werden doppelt so viele Schüler als verhaltensauffällig eingestuft als Schülerinnen. Ist die statistisch evidente und in der Fachliteratur inzwischen mehrfach behandelte Erfahrung, dass Buben häufiger „auffallen“, Ausdruck dafür, dass sie „gestörter“ sind oder fallen sie deshalb häufiger auf, weil ihr Verhalten in bestimmten Kontexten stärker stört? 39 in Wut und nach außen gerichteter Aggression um. Der „Zwang zur Männlichkeit“ wird vollends zur Falle, wenn der innere Druck steigt, weil nicht nur „normale“ Gefühle abzuwehren sind, sondern Probleme auftauchen: familiäre Probleme, Verluste von Bezugspersonen, Leistungsversagen, Isolation ... Buben/Burschen, die nicht gelernt haben, über ihre Probleme zu reden (da dies bereits zu unmännlichem Verhalten gehört) treten dann häufig die Flucht nach vorn an und bringen ihre Not zum Ausdruck durch gesteigert männlich-cooles Verhalten z. B. in Form von Leistungsverweigerung, Schulschwänzen, Disziplinlosigkeit, Provokationen, groben Regelverstößen, gesteigertem Risikoverhalten, Gewaltanwendung. Sie geraten damit in einen Teufelskreis: wird ihr auffälliges Verhalten nicht als Hinweis auf innere Nöte erkannt, sondern seitens der Bezugspersonen (Eltern, Pädagoginnen und Pädagogen ...) typisiert und sanktioniert, vergrößert dies die Probleme und damit die innere Not – die wiederum mit noch gesteigert auffälligem Verhalten beantwortet und überspielt werden muss. Untersuchungen belegen insgesamt bei österreichischen Jugendlichen eine Zunahme psychopathologischer Störungen, wobei Buben und Burschen statistisch häufiger betroffen sind als Mädchen. Am auffälligsten ist der Anstieg in der Altersklasse der 15 19jährigen männlichen Jugendlichen. 3. Störende Schule Buben – verstörende Schule ist eine wesentliche Sozialisationsagentur. Sowohl schulische Strukturen, systemimmanente Normen und Regeln als auch die Interaktion zwischen Lehrpersonen und Schülern tragen nicht unwesentlich zu den widersprüchlichen Anforderungen bei, die Buben/Burschen im Heranwachsen erfahren. 3.1 Das Dilemma der widersprüchlichen Erwartungen Buben begegnen auch in der Schule den indirekten (und mitunter auch direkten) Erwartungen und Anforderungen an typisiert geschlechtskonformes Verhalten sowohl seitens 40 der Mitschüler/innen als auch seitens der Erwachsenen. Wenn Buben/Burschen sich aggressiv, laut, unangepasst, wild, ungeduldig, provokant verhalten, korrelieren diese Verhaltensweisen hoch mit Eigenschaften wie stark, aktiv, dominierend, mutig, durchsetzungsfähig, willensstark, konkurrenzorientiert, unabhängig, selbständig, selbstbewusst, zweckrational, die als „typisch“ männlich gelten. Verhaltensweisen, mit denen Buben/Burschen in der Schule stören und damit auffallen, sind Varianten jener geschlechterstereotypen Muster, mit denen in unserer Gesellschaft/Kultur (noch immer) Männlichkeit definiert und über die im Lauf der Sozialisation Geschlechtsidentität hergestellt wird: Untersuchungen weisen darauf hin, dass sich – allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz – die Grundstruktur der geschlechtsspezifischen Eigenschaftszuweisung in den letzten zehn Jahren nicht wesentlich verändert hat. Die Erwartungen seitens der gleichgeschlechtlichen Peer-group haben hohen normativen Charakter und lassen wenig Spielraum für Alternativen und dulden kaum Abweichungen. Durch die Anwesenheit von Mädchen entsteht weiterer Druck, sich als „Mann“ beweisen zu müssen: zum einen durch auch von Mädchen eingebrachte Erwartungshaltungen, weiters durch die Rivalitäten um deren Gunst und nicht zuletzt durch die Tatsache, dass Mädchen in der Regel in der Schule besser „dastehen“, angepasster sind, bessere Leistungen haben. Buben/Burschen reagieren gerade dann, wenn sie mit schulischen Anforderungen Schwierigkeiten haben, mit vertrauten Mustern: auffälliger Demonstration von „Männlichkeit“, nicht zuletzt auch in Form von Gewalt. Aber auch Lehrerinnen und Lehrer bringen ihre Erwartungen an ein Verhalten entsprechend der Geschlechterstereotype unbewusst und unreflektiert in den Schulalltag. Diese Erwartungen gehen z. T. in Richtung resignativ bis wohlwollender Unweigerlichkeit („Buben sind halt so“) und werden durchaus auch als Vorlieben bekundet, wenn Lehrer/innen angeben, lieber mit Buben/Burschen zu arbeiten, weil die „rau, aber herzlich“ seien, weniger empfindlich, offener ehrlicher lebhafter. Seitens mancher Lehrerinnen sind die Erwartungen durchaus auch mit Koketterie verbunden („ich brauche einen starken Mann, der mir tragen hilft“) oder mit Kumpelhaftigkeit seitens männlicher Lehrer, wenn es darum geht, weibliches Verhalten abzuqualifizieren und Buben/Burschen damit ins Boot männlicher Solidarität zu holen. Lehrkräfte beiden Geschlechts geben mitunter deutliche Signale unbewusster oder bewusster Ablehnung „unmännlichen“, „weibischen“ Verhaltens. Die Bestätigung der „Richtigkeit“ geschlechtsstereotypen Verhaltens findet sich nicht nur in der persönlichen Interaktion, sondern auch in Unterrichtsinhalten und Unterrichtsmaterialien. Diese unbewusst-bewusst eingebrachten Erwartungshaltungen bringen für Buben/Burschen ein Dilemma mit sich: Mit dem einerseits erwünscht/erwarteten Verhalten entlang der Geschlechterstereotype geraten sie anderseits in Konflikt mit schulischen Regeln und Normen. Schule fordert Ein- und Unterordnung in vorgegebene hierarchische Strukturen, Reglementierung des aktiven, eigenständigen Verhaltens sowohl im Lern- als auch im schulisch kontrollierten Freizeitbereich, Einschränkungen der Raumaneignung und Bewegungsmöglichkeit, des Konkurrenzverhaltens, des Einfallsreichtums im Umgang mit Lerninhalten und Lernanforderungen; Hintansetzung eigener Interessen zugunsten schulisch vorgegebener (Klassengemeinschaft, Schulgemeinschaft, Lehrplan ...). In diesem Zusammenprall wird das einerseits erwünschte zu unerwünschtem, abweichendem, von Sanktionen bedrohtem und häufig auch sanktioniertem Verhalten. Lehrerinnen und Lehrer, die diese Normen und Regeln vertreten (müssen), senden also ständig double-bind-Meldungen – ein Phänomen, dessen sie sich häufig kaum bewusst sind und das bei Buben/Burschen die Empfindung hervorrufen kann, es im schulischen Umfeld ohnehin mit nichts und niemandem recht machen zu können. 3.2 Das Dilemma der Überrepräsentation von Frauen an der Schule 3.2.1 Die Wertekollision Auch Schule – zumindest die österreichische Pflichtschule – hat ein Geschlecht, und das ist weiblich. An österreichischen Pflichtschulen sind 77 % der Lehrkräfte weiblich (an Volksschulen 88 %, an Sonderschulen und Sonderschulklassen 85 %). Die Dominanz von weiblichen Lehrkräften hat für Buben/Burschen Folgen in mehrfacher Hinsicht: Lehrerinnen leben auch in ihrer beruflichen Identität in ihrer Geschlechterrolle. Geschlechterrollen beinhalten auch normative Erwartungen an Handlungsweisen. Zu diesen der weiblichen Rolle zugehörigen normativen Erwartungen gehören z. B. die auf Kooperation statt auf Wissens- und Statusdemonstration ausgerichtete Kommunikation, die Betonung der sozialen Gemeinschaft gegenüber der Individuation, der Einstellung zu Leistung und Wettbewerb, die eher aufgaben- und lösungsorientiert ist und nicht vorrangig der Statusgewinnung und -verteidigung dient oder die Einstellung zu Auseinandersetzungen, die von Frauen eher als bedrohlich (weil gemeinschaftsgefährdend) denn als herausfordernd (weil die Eigenständigkeit verteidigend) eingeschätzt werden. Aufgrund dieser einander widersprechenden Normen und Wertvorstellungen kommt es zu fehlerhaften Entschlüsselungen des je gegengeschlechtlichen Verhaltens. Zuwiderlaufendes Verhalten von Buben/Burschen wird von Lehrerinnen nicht (nur) als Verstoß gegen systembedingte Regeln, sondern auch gegen den eigenen Wertekatalog, oft auch als Zurückweisung und Verletzung der eigenen Person, als bewusste Widersetzlichkeit, als provokantes Ignorieren erlebt/interpretiert. Verhaltenszuschreibungen als „auffällig“, „abweichend“ liegen dann nahe. 3.2.2 Die Vermischung von Geschlechtsund Autoritätshierarchie Statt erwachsenen männlichen Vorbildern (oder „Reibebäumen“) begegnen Buben/Burschen im Kontext Schule vorrangig Frauen, gegen die sie sich nicht nur abgrenzen müssen, um sich in ihrer Geschlechtsidentität zu bestätigen, sondern die sie in ihrer Rolle als Lehrerinnen/Direktorinnen als hierarchisch übergeordnet erleben – und damit ein Aufden-Kopf-gestellt-Werden einer Rangordnung, die bislang als gesellschaftlich strukturierend erkannt wurde. Buben/Burschen erfahren sehr früh gesellschaftliche, ökonomische und politische Bereiche als männlich dominiert und leiten daraus durchaus noch immer eine tendenzielle Überlegenheit der Männer ab. Das gesellschaftlich existierende Verständnis von „hegemonialer Männlichkeit“ stimmt zumindest im Kontext Pflichtschule auf 41 einmal nicht mehr: Folge davon sind Verhaltensunsicherheiten und offene oder verdeckte Machtspiele bis hin zu Auflehnung – und dies um so häufiger, je stringenter Buben/Burschen in ihrer bisherigen Erziehung und Sozialisation die Geschlechterhierarchie (auch aufgrund des ethnisch-kulturellen Hintergrundes) als „gültig“ erkannt haben. Diesen mit den vorangegangenen Überlegungen skizzierten Zündstoff zu ignorieren mit dem Hinweis auf den „geschlechtsneutralen Erziehungsblick“ kann fatale Folgen für alle Beteiligten haben. 4. Folgerungen Provoziert Schule also die Geschlechterasymmetrie bei Verhaltensauffälligkeiten? Es scheint sinnvoll, möglichen Zusammenhängen einmal nachzugehen und sich vom Mythos (oder der vermeintlichen Verlockung) des „geschlechtsneutralen Blicks“ zu verabschieden. Pädagoginnen und Pädagogen bringen ihre eigene Geschlechtszugehörigkeit mit allen Folgen in die Schule mit. Pädagoginnen und Pädagogen unterrichten Kinder und Jugendliche beiderlei Geschlechts mit unterschiedlichen Voraussetzungen, Fähigkeiten, Möglichkeiten, Bedürfnissen, die nicht nur, aber auch aus ihrer Geschlechtszugehörigkeit resultieren. Im Zuge der seit einigen Jahren laufenden Koedukationsdebatte hat zumindest die Erkenntnis schrittweise Fuß gefasst, dass die „naive“ Koedukation – so, wie sie praktiziert wurde – Nachteile für beide Geschlechter hat. Eine der Konsequenzen daraus ist, die Sensibilisierung für beide Geschlechter voranzutreiben und sich – im Hinblick auf Buben/Burschen – vom Defizitdenken zu verabschieden und gezielte Angebote zur Unterstützung und Nutzung der Stärken und Fähigkeiten zu entwickeln. Die Auseinandersetzung mit dem „Zündstoff Geschlecht“ gehört in die Aus- und Weiterbildung jener, die Buben und Mädchen unterrichten wollen. Das dies ein „heißes“ Thema ist, hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass diese Auseinandersetzung auch die je individuelle mit der eigenen Biografie und Geschlechterrolle zur Voraussetzung hat. Sofern diese Auseinandersetzung in Aus- und Weiterbildung keinen Stellenwert erhält, bleibt 42 „geschlechtssensible Erziehung“ ein Schlagwort – das seit 1995 geltende Unterrichtsprinzips „Erziehung zur Gleichstellung von Frauen und Männern“ hat zumindest noch wenig in Bewegung gebracht. Und nicht zuletzt bleibt an Schulpolitik als wesentlichem Segment von Gesellschaftspolitik die Forderung, im Bewusstsein der Aufgaben von Schule als wichtiger „Sozialisationsagentur“ dem annähernd ausgewogenen Verhältnis von Schülerinnen und Schülern auch mit einem annähernd ausgewogenen Verhältnis von Lehrerinnen und Lehrern zu begegnen Angaben zur beigezogenen Literatur sowie Quellennachweise finden sich auf der Homepage des bm:ukk cisonline unter: www.cisonline.at Autorin Dipl. Päd. Lore Tálos arbeitet seit insgesamt 17 Jahren als Psychagogin (SPZ Rudolf Ekstein-Zentrum, 1200 Wien, Jägerstraße 11 - 13) eingetragene Mediatorin (Diplomarbeit zum Thema „Einflüsse des ’sozialen Geschlechts’ auf die Entstehung und Austragung von Konflikten“) Regina Beer am besten leben lässt, dadurch eröffnen sich für das Kind neue Verhaltensmöglichkeiten. Psychodramatische Arbeit mit Kindern Im Mittelpunkt der psychodramatischen Arbeit steht die Begegnung zwischen Kind und Erwachsenem. Ob ich als Spielleiterin die Handlung kognitiv verstehen kann, spielt keine Rolle. Nach jeder Spieleinheit erfolgt ein Rollenfeedback in Form einer gründlichen Nachbesprechung des Spielablaufes auf der Begegnungsbühne. Zum Beispiel: Was macht der Saurier in der Höhle? Hat er Freunde? Lebt er gern allein? ... Kinder lernen durch vielfältige Rolleninteraktionen und können innerhalb eines sicheren Raumes die Wirklichkeit verändern uns sogar erneuern. Während des Spielens wird mit dem Kind und seiner realen Umwelt (wichtige Bezugspersonen) gearbeitet. Ziel dieser Arbeit ist ein Informationsaustausch (unter Einbeziehung der Schweigepflicht). Sebastian geht in eine erste Klasse Volksschule. Er beschmiert Zeichnungen seiner Mitschüler/innen, stört den Unterricht durch lautes Dazwischenreden und kann an Kindern nicht vorbeigehen ohne sie zu stoßen. Seine Konzentration lässt zu wünschen übrig und die Hefte sind schlampig geführt. Sebastians Eltern, die selbst bereits recht kraftlos sind, steht eine Scheidung bevor. Die Handpuppen, die ich für mein erstes Treffen mit Sebastian bereitlegte, erweckten schnell sein Interesse. Begeistert nickend bejahte er meinen Vorschlag damit zu spielen. Sebastian wählte für sich den Saurier und für mich die Maus. Dann hauchte er den Puppenakteuren Charakter ein: der Saurier, der Sprache nicht mächtig, war ein wildes Höhlenlebewesen. Die Maus – ebenfalls stumm – war ganz schön orientierungslos. Letztendlich packte der Saurier die Maus unsanft und fraß sie auf. Die Geschichte endete bei unseren nächsten Treffen immer ähnlich. Mit der Zeit jedoch modifizierte Sebastian den Spielablauf: Nach und nach lernten die Tiere sprechen und die Maus brachte dem Saurier Leckereien. Siehe da – plötzlich wurde sie in die Höhle eingeladen. Nicht nur die Puppen, auch Sebastian verhielt sich von Treffen zu Treffen ausgeglichener und entspannter. Der erste Schritt der psychodramatischen Arbeit ist die Definition der Spielbühne Die Handpuppen – zwischengeschaltete oder Intermediärobjekte – werden auf einen großen Tisch gelegt. Nun kann eine Geschichte beginnen, in der die intermediären Objekte als Stellvertreter für die handelnden Personen dienen. Die kindliche Realität wird nach Wünschen und Bedürfnissen so verändert, wie es sich in der bestehenden Situation Jakob Levy Moreno, geb.1889 in Bukarest, als Sohn einer türkisch-jüdischen Familie, studierte in Wien Medizin und war neben seinem Beruf als Arzt auch Lyriker und Dramatiker. Besonders interessierte ihn das Stegreiftheater. Er beobachtete ebenfalls gerne spielende Kinder in Wiens Parkanlagen und war von deren Kreativität und Spontaneität fasziniert. Moreno machte Erfahrungen mit gesellschaftlichen Randgruppen ( z. B. im Flüchtlingslager Mitterndorf) und sah in der Gruppe mehr als die Summe ihrer Mitglieder. Die von ihm begründete therapeutische Methode „Psychodrama“ sieht darin die Entfaltung kreativer Handlungsmöglichkeiten im Hier und Jetzt. Eine gute Möglichkeit, auch für Pädagogen/Pädagoginnen im Unterrichtsalltag spielerisch zu arbeiten. Die Grundhaltung des Psychodramas ist die Begegnung auf diesen drei Bühnen. Wie schnell Kinder in eine andere Rolle schlüpfen können, wenn man sie engagiert anleitet, habe ich in langen Jahren beim Unterricht des darstellenden Spiels fasziniert beobachtet. Die Als-ob Situation, beim Spiel im geschützten Raum, gibt Kindern die Chance Konflikte und Ausgrenzung zu erkennen und aufzuarbeiten. Der Stein meines psychodramatischen Anstoßes war Hildegard Pruckners Seminar 43 „Psychodrama und Traumatherapie mit Kindern“. Im nächsten Jahr werde ich den Weiterbildungslehrgang „Psychodrama mit Kindern und Jugendlichen“ abschließen. Wenn ich – wie in Sebastians Fall – mit der Klassenlehrerin gut zusammenarbeite und diese mit Lob und Aufmerksamkeit nicht geizt, entspannt sich die Situation sehr schnell. Trotzdem wird Sebastian lernen müssen, mit der neuen Familiensituation umzugehen. Autorin Regina Beer geboren 1956, Mutter von zwei Söhnen Lehramt für Volksschule und Sonderschule für erziehungsschwierige Kinder, Theaterpädagogik, Psychodrama für Kinder und Jugendliche seit 2002 Beratungslehrerin im Bezirk Mödling Referentin am PI Baden und Strebersdorf Autorin: „English around the Globe“, öbv und hpt, Bearbeitung „Lasso“ Sachbuch mit Englisch, Teil 1 und 2, „Colourland“ 3 und 4, öbv und hpt 44 Josef Peinhopf Von der Leichtigkeit des Seins oder Humor als Arbeitsweise im schulischen Kontext Ein Mann geht zum Arzt und sagt: „ Herr Doktor, der Ellbogen tut mir weh. Was soll ich tun?“ Der Doktor tritt mit dem Absatz kräftig auf die Zehen des Patienten. „Autsch! Was soll das denn?“ Der Doktor fragt: „Tut Ihnen der Ellbogen noch immer weh?“ „Nein.“ „Der Nächste bitte.“ (1) Dieser Witz befindet sich in einem Buch namens „Hausbesuche“. Der Autor des Buches ist ein gewisser Patch Adams. Kennen Sie Patch Adams? Patch Adams ist Mediziner in Nordamerika und der eigentliche „Erfinder“ der Clinic Clowns, also der Ärzte, die als Clowns verkleidet in Krankenhäusern auftauchen, um Patienten (junge und auch ältere) mit ihren Späßen zum Lachen zu bringen. Wozu das Ganze? „Ausgedehnte Studien haben ergeben, dass über längere Zeiträume hinweg unterstützende Gefühlsregungen – beispielsweise Liebe, Humor, Staunen, Neugier, Leidenschaft, Großmut, Teilen, Hoffnung, Begeisterung und Freude – das Immunsystem anregen.“ (2) In der Verfilmung des Lebens von Patch Adams spielt Hollywoods großer Komiker Robin Williams eben diesen und vermag den Zuseher zu berühren. Im Vorwort zu oben genanntem Buch sagt Robin Williams: „Den Kranken beistehen, verlangt nämlich mehr, als ihre Wehwehchen zu behandeln. Es bedeutet auch, ihnen mit Humor, Mitleid und Freundschaft zu begegnen.“ (3) Hat das, was im Klinikalltag vieler Länder weltweit bereits Einzug gehalten hat, schon in der Schule Einzug gehalten? Spielt die Fähigkeit, das Leben humorvoll und mit einer gewissen Leichtigkeit zu betrachten in der Schule – und auch in der schulischen Beratungstätigkeit – irgendeine Rolle? Woher stammt unsere Schwierigkeit, Schule und schulische Beratung mit Humor in Verbindung zu bringen? Schon Sechsjährigen sagen wir vor Schulbeginn: „ Jetzt beginnt der Ernst des Lebens!“ Und dieser Ernst des Lebens dauert dann lebenslänglich. Haben wir das Trauma der „Schwarzen Pädagogik“ so verinnerlicht, dass wir uns noch immer nicht davon lösen konnten und Schule nicht primär als einen Ort der Lebensfreude (Wissenserwerb kann ja durchaus Spaß machen) wahrnehmen können? Und was könnte der „Berufsstand“ der BBP (Beratungs-, Betreuungslehrer/innen, Psychagoginnen/Psychagogen) dazu beitragen, Humor als wesentlichen Faktor der schulischen Begleitung von Kindern und Jugendlichen zu installieren? „Ein Schüler fragte: „ Glaubst du nicht, Meister, dass durch das Aufgeben der Sinnesfreuden ein anderes Bewusstsein erreicht wird?“ „Sicherlich“, erwiderte der Meister, „meiner persönlichen Erfahrung nach zumeist das Bewusstsein eines Fanatikers.“ (4) „Ein junger Vater hält sein brüllendes Kind im Arm und sagt immerzu: „ Ruhig, Moritz! Ruhig Moritz!“ Ein Fremder schaut zu und meint: „Eine Geduld haben Sie mit Ihrem Moritz, allerhand! Was hat denn der kleine Moritz?“ „Er heißt nicht Moritz“, antwortet der Vater, „Moritz bin ich!“ (5) Martin Luther sagte: „Wenn Gott keinen Spaß verstünde, möchte ich nicht im Himmel sein!“ Ich möchte ergänzen und sagen: „Wenn die Lehrerinnen und Lehrer keinen Spaß verstehen, möchte ich nicht in der Schule sein!“ Humor wird im Duden beschrieben als Gabe eines Menschen, die Unzulänglichkeiten der Welt und des Lebens heiter und gelassen zu betrachten und zu ertragen. Menschen, die mit Kindern und Jugendlichen in Krisensituationen arbeiten, haben natürlich zuallererst ihre Fachkompetenz und mitfühlende Zugewandtheit zu beweisen. Fachkompetenz alleine kann jedoch 45 schneller als man meint zum ausschließlichen Denken in Kategorien wie Lösungsorientiertheit, Konfliktbewältigung, Krisenmanagement, Zielgerichtetheit … führen. Nicht jedes Problem lässt sich lösen, nicht jeder Konflikt bewältigen, nicht jede Krise managen. Das reale Leben ist widerspenstiger als vermutet. Aus diesem Grund spielt Humor in der oben beschriebenen Definition der heiteren Gelassenheit eine zentrale Rolle im Umgang mit schwierigen Situationen im schulischen Kontext. Alles ist relativ! Kinder mit Traumatisierungen und schwersten Lebensbedingungen. Gerade auch Lehrerinnen und Lehrer könnten und sollten Kinder mit Freude, Lebenslust, Lachen und Leichtigkeit bekannt machen. In der 1989 ratifizierten UN-Kinderrechtskonvention steht sinngemäß im Artikel 39: „Wunden sollen heilen. Wenn Kinder gequält wurden, haben sie das Recht auf Wiedergutmachung. Sie brauchen Hilfe, um sich zu erholen, ihre körperlichen und seelischen Wunden heilen zu lassen und das Leben wieder lieben zu lernen.“ Zur Einweihung des berühmten Riesenteleskops des Mount-Wilson-Observatoriums in Kalifornien mit seinem Fünf-Meter-Spiegel wurden Albert Einstein und seine Ehefrau eingeladen. „Wozu braucht man denn diese riesige und ungeheuer teure Maschine?“, fragte sie. Ihr wurde erklärt, man wolle damit die Dimensionen des Universums ergründen. „Ach so“, murmelte Frau Einstein. „Seltsam – mein Mann macht das immer auf der Rückseite von alten Briefumschlägen!“ (6) Welche Funktionen könnte nun eine humorvoll-gelassene Betrachtungsweise oder Lebensgrundhaltung des Lehrers/der Lehrerin erfüllen? Distanzierung von Leid Motivationsschub Jeder Lehrer/jede Lehrerin kann von unzähligen Leidens-Geschichten der ihm anvertrauten Schülerinnen und Schüler berichten. Teilweise erscheinen die Lebensschicksale dieser Kinder unerträglich. Humor ist die größte Möglichkeit – neben räumlicher Trennung – Distanz zu Leid herzustellen. „Humor verträgt sich nicht mit Ärger, aber er verträgt sich auch nicht mit dem Gefühl von Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit. Das Relativieren fördert den inneren Abstand zu den eigenen Problemen, und dadurch werden Auswege sichtbar, die es auch in scheinbar ausweglosen Situationen gibt, und sobald man Auswege sehen kann, wachsen die schlummernden Kräfte und vertreiben die Resignation.“ (7) Jeder Mensch, jedes Kind hat ein gewisses „Recht auf Lebensfreude“ – erst recht 46 Humor im schulischen Umfeld (d. h. auch in der Beratungstätigkeit) hat zur Folge, dass aufgrund langandauernder Problemsituationen erschöpfte Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrerinnen und Lehrer wieder Motivation gewinnen, weiterzumachen oder auch etwas Anderes als bisher auszuprobieren. Ausschließlich problemorientierte Sichtweisen können mit Humor aufgebrochen werden und dadurch findet Entlastung statt. Manchen bereitet sogar das Seifenblasen Probleme, die unlösbar scheinen Soziale Nähe – Verbundenheit Gemeinsames Lachen, Spielen, Zaubern, Witze erzählen, Fünf-gerade-sein-lassenkönnen, Über-sicht-selbst-lachen-können ... schafft Nähe und das Gefühl der Verbundenheit. Das wiederum wirkt sich immer auf das Klima einer Klasse/einer Schule positiv aus. Angenehmes Schulklima wird sicherlich am stärksten durch den Faktor „Humor“ der Beteiligten auch in der schulischen Hierarchie geprägt. Das hervorragende Bilderbuch: „Die Geranie auf dem Fensterbrett stirbt und Sie machen einfach weiter, Frau Lehrerin!“ erzählt kleine schulische Alltagsgeschichten aus Schüler/innenperspektive und hält damit auf geniale Weise den erwachsenen Beteiligten einen Spiegel der eigenen Humorlosigkeit vor. Ein kurzer Auszug: „Was sagen Sie? Wir wären hier nicht im Zirkus? Blödsinn im Klassenzimmer gibt es nicht? Wir sind zum Lernen hier? Nur zum Lernen? Na, gut. Es gibt wahnsinnig viel, was ich wissen will. Mich interessiert wirklich fast alles. Aber müssen wir dabei denn immer ernst bleiben? Ich lach so gern. Sie nicht auch?“ (8) Entspannung – Stressabbau Eine humorvoll-gelassene Grundeinstellung fördert in einem stark leistungsorientierten System insgesamt den Abbau von Stress, der nahezu zwangsläufig in Schulen entsteht. Schülerinnen und Schüler müssen zumindest neun Jahre in die Schule gehen, haben also keine Alternative zum Schulbesuch, sie werden dauernd benotet, sie empfinden die Notwendigkeit einer hohen sozialen Anpassung. Individualität ist in Klassengrößen von bis zu dreißig Schülerinnen und Schülern kaum gefragt. Diese und ähnliche Faktoren erzeugen Stress. Wie wohltuend ist es dann für alle Beteiligten, zumindest vorübergehend diesen den Schulalltag bestimmenden Faktoren zu entkommen. Lehrer und Lehrerinnen haben die große Möglichkeit, zum Beispiel im Sozialen Lernen stressabbauend zu wirken und auch Spaß, Spiel und Humor nicht zu kurz kommen zu lassen. Distanzierung von stark hierarchischen Strukturen Eine Untersuchung des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst aus dem Jahre 1995 mit dem Titel: „ Das Befinden von Schülerinnen und Schülern in öffentlichen Schulen“ resümiert unter dem Kapitel „Einflüsse auf das Befinden“: „In den oberen Schulstufen, wo das Klima noch differenzierter erfasst wurde, lässt sich sagen: Die Belastung der Schülerinnen und Schüler ist vor allem dann geringer, wenn eine Schule insgesamt als warm und freundlich erlebt wird. Parallel dazu erschien im selben Jahr ebenfalls vom Ministerium für Unterricht und Kunst eine Studie mit dem Titel: „Das psychophysische Zustandsbild von LehrerInnen“. Auf Seite 8 ist zu lesen: „In der Selbsteinschätzung der Arbeitsbedingungen wird vor allem der hohe Stellenwert des sozialen Klimas an der Schule deutlich.“ Punkt 1 der Schlussfolgerungen der Autoren der Studie: „ Flächendeckender Aufbau von Lehrerberatungsangeboten mit Maßnahmen zur Unterstützung in … persönlicher Hinsicht.“) Die Begriffe „Wärme und Freundlichkeit“ werden sicher von vielen Menschen auch mit dem Begriff „Humor“ in Verbindung gebracht. Stark hierarchische Strukturen neigen dazu über kurz oder lang zu verknöchern und Problemlösungen nur noch durch „Entschei- 47 dungen von oben nach unten“ zu bewerkstelligen. Gegenseitige Wertschätzung und humorvolle Selbstsicht aller Hierarchieebenen würden das soziale Klima an Schulen wesentlich verbessern und damit das Wohlbefinden aller Beteiligten immens fördern. Die Vorfahren der Hopi in Arizona haben es abgelehnt, Gebäude mit Ecken zu bauen, um den Teufel an der Nase herumzuführen. Darüber lachen die Hopi noch heute.“ (9) Beratungslehrerinnen und -lehrer haben meist die Möglichkeit, mit allen in der Hierarchie tätigen Personen zu kommunizieren. Damit entsteht die große Chance, verhärtete Sichtweisen vorsichtig und manchmal eben auch humorvoll korrigieren zu können, also im weitesten Sinn diplomatisch tätig zu sein und damit mitzuhelfen, den Schulalltag der uns anvertrauen „Problemkinder“ und aller anderen Beteiligten positiver zu gestalten. 1. ADAMS, Patch: „ Hausbesuche“, Heyne Verlag 1999, Seite 6 Ist Humor erlernbar? Wir unterscheiden meist zwischen humorvollen Menschen und dem typischen „Griesgram“, als wären das naturgegebene Positionen, denen man nicht entkommen kann. Sicherlich gibt es unterschiedlich humorvolle Menschen. Ich denke aber, dass das, womit sich ein Mensch beschäftigt, auf seine Sichtweise der Welt und auch auf seine Persönlichkeit abfärbt. Im Sinne des Trainings, der Übung ist Humor erlernbar. Wenn ich mich mit humorvollen Themen beschäftige, wenn ich mich in eine gelassenerer Weltsicht einübe, werde ich humorvoller und gelassener werden. Am 7.Mai ist Weltlachtag, sicherlich ein „konstruiertes“ Gedenken. Es zeigt jedoch den Wunsch vieler Menschen, sich wenigstens einmal im Jahr in einer ernsten Welt „totlachen“ zu können. Humor ist ein globales Phänomen, das nicht vor bestimmten Kulturen halt macht, auch wenn Humor in jedem Land anders verstanden wird, wie die folgenden abschließenden Notizen zeigen: „Um körperliche Gewalt zu vermeiden, werden Konflikte bei den Inuit in Grönland in Form verbaler Duelle ausgetragen. Wer es schafft, mehr Zuschauer zum Lachen zu bringen, hat gewonnen. Ein Mal im Jahr ist es den Ashanti in Afrika vergönnt, sich über ihren Stammesführer lustig zu machen. Dieses Ritual soll Probleme bewältigen und mögliche Spannungen lösen. 48 Anmerkungen 2. siehe 1, Seite 11 3. siehe 1, Seite 7 4. Bewusstseinserheiterung; Verlag Marco Aldinger, Freiburg 1992, Seite 30 5. siehe 4, Seite 108 6. siehe 4, Seite 78 7. HÖFNER, Eleonore; SCHACHTNER, Hans-Ulrich; Das wäre doch gelacht! Humor und Provokation in der Therapie; Rowohlt Verlag 1995, Seite 56 8. CULLUM, Albert; Die Geranie auf dem Fensterbrett stirbt und Sie machen einfach weiter Frau Lehrerin! Carlsen Verlag 1998, Seite 7 9. KURIER Ausgabe 7. 5. 2006 Seite 23 Autor Dipl. Päd. Josef Peinhopf Sonderschullehrer für ASO, SB und SES Dipl. Berater für Begabungs- und Begabtenförderung Beratungslehrer für verhaltensauffällige Schüler/innen Konflikt- und Mobbingberater Autor im Journal für Begabungsförderung, Studienverlag Innsbruck Beratungs- und Betreuungsangebote, Kontaktadressen 49 Betreuungslehrer/innen Burgenland: Miteinander einen guten Weg suchen Manche Kinder brauchen mehr ... Was ist ein/e Betreuungslehrer/in? Mit dem Kind für das Kind: Zielsetzungen Viele Kinder meistern ihre Schullaufbahn ohne besondere Schwierigkeiten. Bei manchen jedoch tauchen Probleme auf. Die Umstellung von der Volksschule auf die Hauptschule, eine Änderung der Familiensituation (Krankheit, Trennung der Eltern, Familienzuwachs u. a. m.) bewirken, dass sich ein Kind auffällig verhält. Kinder und Jugendliche wählen verschiedene Wege, um auf ihre Probleme aufmerksam zu machen: Lernverweigerung, Aggressivität, Teilnahmslosigkeit, Kontaktschwierigkeiten, Essstörung etc. Ein/e Betreuungslehrer/in ... Schüler/innen, die Probleme haben bzw. Probleme machen, Hilfe anbieten, ihren Platz in der Schulgemeinschaft zu finden; ... unterrichtet selbst und kennt die Nöte der Lehrer/innen, Schüler/innen und Eltern aus eigener Erfahrung ... ist mit der alltäglichen Situation von Lehrer/innen und Schüler/innen an der jeweiligen Schule vertraut ... ist als Ansprechpartner/in für alle Beteiligten leicht erreichbar Schüler/innen auf ihrem Weg begleiten, ihre Persönlichkeit zu entfalten; Wege aufzeigen, Konflikte gewaltfrei zu lösen, Beziehungen aufzubauen und zu festigen; Schüler/innen unterstützen, eine positive Arbeitshaltung ... hat die Möglichkeit, auf die aufzubauen und Lernstrateherangetragenen Probleme gien zu entwickeln; und Sorgen einzugehen Eltern pädagogische Hilfe... versucht gemeinsam stellung und Beratung bei Betreuungslehrer/innen Lösungen zu finden Erziehungsschwierigkeiten können in solchen Situationen anbieten; aufgrund ihrer speziellen Aus- ... u. Ä. bildung und der Zeit, die Kontakte zu außerschulischen ihnen zur Verfügung steht, Einrichtungen herstellen. helfend eingreifen, damit Schüler/innen ihre Schulpflicht meistern können. Kontaktadressen für nähere Hinweise: Landesschulrat für Burgenland – Schulservice Schulpsychologie (Beratungsstelle) Kernausteig 3, 7000 Eisenstadt, Tel. 02682/710 www.lsr-bgld.gv.at www.bildungsserver.com/schulen/sonderpaedagogik BSI Robert Novakovits – [email protected] Mag. Dr. Susanne Koller – [email protected] 50 Übersicht über Burgenlands Hauptschulen (HS) und Polytechnische Schulen (PTS), an denen Betreuungslehrer/innen zum Einsatz kommen Stand: Schuljahr 2006/07 Bezirk Schule Tel.-Nr. E-Mail-Adressen Eisenstadt-Stadt R. k. HS Theresianum HS Rosental 02682/6223631 [email protected] 02682/62478 [email protected] Freistadt Rust HS u. PTS Rust 02685/220 [email protected] 02624/52698 02683/5163 02687/48355 [email protected] [email protected] [email protected] Eisenstadt-Umgebung HS Neufeld/Leitha HS Purbach HS Siegendorf Neusiedl am See HS Andau HS Frauenkirchen HS Gols HS Illmitz UNESCO HS Kittsee HS Neusiedl am See R. k. HS Neusiedl am See HS Pamhagen HS Zurndorf 02176/2245 02172/2416 02173/2411 02175/5009 02143/2333 02167/2441 02167/2438 02174/2149 02147/2224 [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] Mattersburg HS u. PTS Mattersburg HS Neudörfl/Leitha 02626/62802 02622/77366 [email protected] [email protected] Oberpullendorf HS Großwarasdorf HS Horitschon HS Kobersdorf HS Oberpullendorf R. k. HS Steinberg HS Stoob 02614/70090 02610/42200 02618/82361 02612/42598 02612/847512 02612/42758 [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] Oberwart HS Bernstein HS Großpetersdorf HS Kohfidisch HS Markt Allhau HS Oberschützen HS u. PTS Oberwart HS Pinkafeld HS Rechnitz 03354/6590 03362/4015 03366/76594 03356/244 03353/7693 03352/381850 03357/424490 03363/7931912 [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] hs.oberschü[email protected] [email protected] [email protected] [email protected] Güssing HS Eberau HS u- PTS Güssing ÖKO-HS u. PTS Stegersbach HS St. Michael 03323/4000 03322/42283 03326/52418 03327/2302 [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] Jennersdorf HS/PTS Jennersdorf HS Rudersdorf 03329/45331 03382/71650 [email protected] [email protected] 51 Organisation der Beratungslehrer/innen in Kärnten LSI: Mag. Dr. Dagmar Zöhrer, Tel.: 0463/5812-408, E-Mail: [email protected], http://www.landesschulrat-kaernten.at/ http://www.beratungslehrer.ksn.at/ Leitung des überregionalen SPZ für Verhaltenspädagogik: Dr. Monika Kazianka Strukturen: VS - BL: unterstehen den SPZ in den Bezirken HS + PTS - BL: unterstehen der jeweiligen Stammschule Für die Arbeit der Beratungslehrer/innen gibt es Richtlinien vom Landesschulrat für Kärnten. Diese beinhalten: 1. Arbeitsfeld 2. Ziele der Beratungs- und Betreuungsarbeit 3. Maßnahmen 4. Tätigkeiten an der Schule 5. Tätigkeiten im sozialen Umfeld 6. Meldevorgang 7. Qualifikation, Aus- und Weiterbildung 8. Dokumentation a. Wochenstundenplan b. Verlaufsprotokoll c. Tätigkeitsbericht am Ende des Schuljahres 52 SONDERPÄDAGOGISCHE ZENTREN IN KÄRNTEN – 2006/07 Sonderpädagogische Zentren Name des Leiters/Leiterteams des SPZ SPZ Feldkirchen 9560 Feldkirchen, Sparkassenstraße 1 SD Erich Dorfer Tel.: 0664/62 02 858 [email protected] SPZ Hermagor 9620 Hermagor, Hauptstraße 44 SOL Josef Berger Tel.: 0664/62 02 853 [email protected] SPZ Klagenfurt 9020 Klagenfurt, Kaufmanngasse 8 VOL Andrea Wrulich Tel.: 0664/62 02 923 [email protected] SPZ St. Veit/Glan 9300 St. Veit/Glan, Friesacher Straße 2 SL Mag. Werner Nagelschmied Tel.: 0664/62 02 891 [email protected] SPZ Spittal/Drau 9800 Spittal/Drau, U. v. Cilli Straße 20 SOL De Nicolo-Nowak Alice Tel.: 0664/62 02 873 [email protected] SPZ Villach 9500 Villach, Trattengasse 3a SL Willibald Jandl Tel.: 0664/62 02 859 [email protected] SPZ Völkermarkt 9100 Völkermarkt, Mettingerstraße 16 vSL Christa Trattler-Wilfort Tel.: 0664/62 02 862 [email protected] SPZ Wolfsberg 9400 Wolfsberg, Hans-Scheiber-Straße 4 [email protected] SL Mag. Monika Puggl-Stromberger Tel.: 0664/62 02 892 VOL Claudia Seidler Tel.: 0664/62 02 963 Überregionale Sonderpädagogische Zentren Name des Leiters / Leiterteams des SPZ Überregionales SPZ für Verhaltenspädagogik/Bereich Ost Büro: HSS 1 im LKH Klagenfurt 9020 St.-Veiter-Straße 47 Dr. Monika Kazianka Tel.: 0664/62 02 867 [email protected] Überregionales SPZ für Verhaltenspädagogik/Bereich West Büro: Allgemeine Sonderschule Villach 9500 Villach, Trattengasse 3a VL Peter Kummer Tel.: 0664/62 02 894 [email protected] 53 B ZEIT ZUHÖREN MEDIATION KONFLIKTMANAGEMENT VERTRAULICH PRÄVE NTION HOCHBEGABUNG D R E H S CH E I B E SOZIALESLERNEN RESSOURCENMANAGEMENT BEZIEHUNGSARBEIT KRISENINTERVENTION NETZWERK VERHALTENSREGELN KOMMUNIKATION MOBBING LEISTUNGSABFALL KONTAKTSCHWIERIGKEITEN HELFERKONFERENZEN 54 Kontaktpersonen der Beratungslehrer/innen für das Bundesland NÖ Martina Dutter, SOL Ursula Holzapfel, SD Brigitte Mayer, VOL Irene Muzler, SOL Regina Beer, VOL Renate Machat, HOL ASO Klosterneuburg ASO Steinakirchen LSS Hinterbrühl ASO Hinterbrühl ASO Mödling ASO Gänserndorf Tel.: 02243/444/324 Tel.: 07488/71 220 Tel.: 0676/417 57 28 Tel.: 0676/514 89 17 Tel.: 0650/633 28 46 Tel.: 0660/7075055 [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] Links: Homepage der NÖ BERATUNGSLEHRERINNEN: http://spz.noeschule.at Kontakte zu den Beratungslehrer/innen in den Bezirken unter der Homepage des Bezirksschulrates: http://www.lsr-noe.gv.at/pages/kontakt/sets/kontaktset_bezirksschulraete.htm Landesschulrat für NÖ: LSI Franz Grill Tel.: 02742-2804120 E-Mail: [email protected] Sekretariat Fr. Müde Tel.: 02742-2804131 E-Mail: [email protected] Web: www.lsr-noe.gv.at Adresse: Rennbahnstraße 29, 3109 St. Pölten 55 Der Existenzgrund der Betreuungslehrerinnen und Betreuungslehrer in Oberösterreich besteht in den Bedürfnissen von: Schülerinnen und Schülern, Eltern, Lehrerinnen und Lehrern, Direktorinnen und Direktoren, Bezirks- und Landeschulinspektorinnen und -inspektoren, Leiterinnen und Leitern der Sonderpädagogischen Zentren, Institutionen, „Gesellschaft“ nach: Mitarbeit bei der Lösung von Problemen, Konflikten und Krisen, psychosozialer Unterstützung, Entlastung und Prävention, Erweiterung von Handlungsspielräumen und Wissenstransfer, Vernetzung, Feedback, Entwicklung und Begleitung neuer Ideen durch: ressourcenorientierte, allparteiliche und vertrauliche Beratung, Betreuung, Begleitung, Konflikt- und Krisenmanagement, Moderation und Coaching, in Einzel-, Gruppen- und Klassenarbeit. Mit Betreuungslehrerinnen und Betreuungslehrern neue Wege entdecken bedeutet Beratung Betreuung Begleitung Betreuungslehrerinnen und Betreuungslehrer haben eine spezielle Ausbildung und arbeiten im Pflichtschulbereich. Wichtig sind uns Wertschätzung, Vertraulichkeit und Eigenverantwortlichkeit. www.betreuungslehrer.eduhi.at 56 Erreichbar sind Betreuungslehrerinnen und Betreuungslehrer über die Bezirksschulräte und die Sonderpädagogischen Zentren in den Bezirken: BSR Braunau, Hammersteinplatz 1, 5280 Braunau, 07722/803, Fax: 07722/803-535 BSR Eferding, Stefan-Fadinger-Straße 2, 4070 Eferding, 07272/3289, Fax: 07272/7169 BSR Freistadt, Promenade 5, 4240 Freistadt, 07942/702, Fax: 07942/702-388 BSR Gmunden, Esplanade 10, 4810 Gmunden, 07612/792, Fax: 07612/792-384 BSR Grieskirchen, Manglburg 17, 4710 Grieskirchen, 07248/603, Fax: 07248/603-535 BSR Kirchdorf, Garnisonstr. 1, 4560 Kirchdorf/Krems, 07582/685, Fax: 07582/685-384 BSR Linz-Land, Kärntnerstraße 16, 4021 Linz, 0732/69414, Fax: 0732/69414-66384 BSR Linz-Stadt, Pfarrgasse 7, 4020 Linz, 0732/7070, Fax: 0732/7070-1438 BSR Perg, Dirnbergerstraße 11, 4320 Perg, 07262/551, Fax: 07262/551-393 BSR Ried i. I., Parkgasse 1, 4910 Ried i. I., 07752/912, Fax: 07752/912-399 BSR Rohrbach, Stadtplatz 10, 4150 Rohrbach, 07289/8851, Fax: 07289/8851-397 BSR Schärding, Oberer Stadtplatz 41, 4780 Schärding, 07712/2340, Fax: 07712/2340-23 BSR Steyr-Land, Spitalskystraße 10a, 4400 Steyr, 07252/52361, Fax: 07252/52361-399 BSR Steyr-Stadt, Ennser Straße 10, 4402 Steyr, 07252/899, Fax: 07252/899-40 BSR Urfahr-Umgebung, Peuerbachstr. 26, 4040 Linz, 0732/731301, F:0732/731301-72372 BSR Vöcklabruck, Sportplatzstr. 1-3, 4840 Vöcklabruck, 07672/702, Fax: 07672/24821 BSR Wels-Land, Eisenhowerstraße 1, 4600 Wels, 07242/72410, Fax: 07242/72410-19 BSR Wels-Stadt, Stadtplatz 55, 4600 Wels, 07242/235-6160, Fax: 07242/235-8150 Landesschulinspektorin für Sonderpädagogik: Mag. Dr. Heidemarie Blaimschein E-Mail: [email protected], Tel. 0732/7071 - 1201 Homepage: http://www.lsr-ooe.gv.at/ Die Antragstellung auf Betreuung erfolgt Erlass B1-151/1-2003 vom 30. 1. 2003 57 BERATUNGSLEHRER/INNEN Bundesland Salzburg Lebenswelt Schule Der Wunsch, als Person in all ihren Möglichkeiten und Grenzen angenommen und respektiert zu sein, bewegt Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Schule heute steht im Spannungsfeld zwischen den demokratischen Ansprüchen einerseits, nach wie vor gültigen Strukturen und zusätzlichen Aufgaben andererseits. Dabei gerät sie immer öfter an die Grenze ihrer Möglichkeiten. An dieser Stelle setzt die Dienstleistung von Beratungslehrer/innen ein. Beratung ist Beziehungsarbeit. Ziel dabei ist, den Kontakt zu sich selbst und anderen wieder herzustellen und zu verbessern. Ausreichend Zeit, ein geschützter Rahmen und spezifische Qualifikationen bilden dafür die Basis. Wir tragen zum Verstehen, zur Abklärung und zur Entschärfung von Konflikten bei. Wir bringen Menschen wieder ins Gespräch. Arbeitsauftrag Die Beratung von Schüler/innen, Lehrer/innen und Eltern in schulischen Problemsituationen und die gemeinsame Suche nach Lösungen. Arbeitsweise Mit Schüler/innen: einzeln, in Gruppen Vermittlung von Lernorganisation und oder in ganzen Klassen Lerntechniken Gespräche mit Eltern und Erziehungsberechtigten Diagnose der momentanen schulischen Situation Problemanalyse gemeinsam mit Lehrer/innen und der Schulleitung Konfliktmanagement Krisenintervention Zusammenarbeit mit anderen Institutionen: Kontaktaufnahme, Vermittlung, Koordination Ziele Förderung der Persönlichkeitsentwicklung: Stärkung von Selbstwert und Der Sceno-Test ist eine der Methoden die Selbstbewusstsein Beratungslehrern/innen Hinweise auf Verbesserung der Beziehungsfähigkeit Probleme eines Kindes geben. Eingliederung in die Klassengemeinschaft Konstruktiver Umgang mit Aggression Erhöhen der Frustrationstoleranz Arbeitsprinzipien Beratung erfolgt während der Unterrichtszeit und ist grundsätzlich vertraulich, freiwillig und kostenlos. Zielgruppen Schüler/innen Mitarbeiter/innen psycho-sozialer und Lehrer/innen medizinischer Einrichtungen Eltern und Erziehungsberechtigte Direktorinnen/Direktoren 58 Weitere Informationen unter: www.beratungslehrer.salzburg.at Standorte der Sonderpädagogischen Zentren (SPZ)/ Stammschulen der Beratungslehrer/innen Pongau Tennengau Flachgau Stadt Bezirk SPZ SPZ Salzburg Stadt VS/HS Laufenstrasse Tel.: 0662/877408 SPZ Oberndorf Tel.: 06272/4208 SPZ Köstendorf Tel.: 06216/5313-45 SPZ Thalgau Tel.: 06235/6638 SPZ Abtenau Tel.: 06243/2221 SPZ Hallein Tel.: 06245/80635 SPZ Bischofshofen Tel.: 06462/2661 SPZ Hofgastein Tel.: 06432/6747 SPZ St. Johann Tel.: 06412/8598 [email protected] http://land.salzburg.at/oberndorfschulzentrum/index.htm http://school4you.schulweb.at/5203/ Hannes-Schmidt-Schule/ http://www.spz-thalgau.salzburg.at/ [email protected] [email protected] Pinzgau [email protected] http://land.salzburg.at/spz-bischofshofen [email protected] http://land.salzburg.at/aso-badhofgastein [email protected] http://land.salzburg.at/spz-stjohann/index.htm [email protected] http://lukas.stylisches.com/cms [email protected] http://land.salzburg.at/spz-hogmoos [email protected] http://land.salzburg.at/spz-neukirchen SPZ Saalfelden Tel.: 06582/72080 SPZ Stuhlfelden Tel.: 06562/6325 SPZ Zell am See Tel.: 06542/760 - 6743 [email protected] http://land.salzburg.at/spz-saalfelden [email protected] http://land.salzburg.at/aso-stuhlfelden [email protected] http://land.salzburg.at/spz-zell Lungau SPZ Radstadt Tel.: 06452/4346 SPZ Högmoos Tel.: 06543/8140 SPZ Neukirchen Tel.: 06565/6518 Homepage, E-Mail SPZ Tamsweg Tel.: 06474/2450 [email protected] http://www.spz-tamsweg.salzburg.at/ Landesschulinspektor für Sonderpädagogik: Rudolf Strohbach E-Mail: [email protected], Tel.: 0662/80 422 344 Homepage: http://land.salzburg.at/landesschulrat/ 59 BERATUNGSLEHRER/INNEN IN DER STEIERMARK Wir Beratungslehrer/innen sind Lehrer/innen des Landes, die an allgemeinen Pflichtschulen nach dem systemischen Ansatz, d. h. unter Einbeziehung aller relevanten Personen und Institutionen, arbeiten. sind Lehrer/innen für spezielle Unterrichts- und Erziehungsaufgaben in schulischen Problemsituationen bei auffälligem Verhalten bei Schul- und Prüfungsangst bei sozialen Konflikten oder Kontaktschwierigkeiten bei Leistungsabfall fördern soziale und kommunikative Kompetenz im schulischen Alltag durch Einzel- oder Gruppengespräche Soziallernstunden Projektentwicklung und Projektbegleitung verhaltenpädagogischer Förderdiagnostik verhaltenpädagogische Maßnahmen sind das Bindeglied zwischen Schule, Eltern, pädagogischen, psychosozialen und medizinischen Einrichtungen Schulbehörde Schulpsychologie Einrichtungen der Jugendwohlfahrt Beratungsstellen Die „pädagogische Heimat“ aller steirischen Beratungslehrer/innen und Stammschule der Grazer Beratungslehrer/innen ist das: Zentrum für Verhaltenspädagogik Ellen-Key-Schule, Graz Tel.: 0316/38 32 83 E-Mail: [email protected] Das SPZ mit überregionalen Aufgaben und Angeboten: Drehscheibe für verhaltenspädagogische Belange in der Steiermark Fortbildungs- bzw. Referent/innen-Pool zu den Themenbereichen präventive Maßnahmen bei Verhaltensauffälligkeiten Soziales Lernen Kommunikationsförderung in der Schulpartnerschaft Hochbegabung als Ausbildungsstätte für zukünftige Beratungslehrer/innen (Praktikum) als Servicestelle, wenn Supervision, Konfliktmoderation oder Konfliktberatung notwendig ist oder gewünscht wird 60 So erreichen Sie die Beratungslehrer/innen in den steirischen Bezirken: Bezirk Schule Telefon und E-Mailadresse Bruck/Mur SPZ Kapfenberg Deutschlandsberg SPZ Deutschlandsberg 03862/24 977 [email protected] 03462/7110 [email protected] 03463/3360 [email protected] 03152/2655 [email protected] 03382/53782 [email protected] 03135/32415-20 [email protected] 03124/51510 [email protected] 03685/23239 [email protected] 03332/62610 90 [email protected] 03572/82650 [email protected] 03512/82216 [email protected] 03452/83923 [email protected] 03455/226 [email protected] 03842/21195 [email protected] 03612/228811 53 [email protected] 03532/242422 39 [email protected] 03855/2657 [email protected] 03472/2735 [email protected] 03142/23316 [email protected] 03172/3280 [email protected] 03112/3211 [email protected] SPZ Stainz Feldbach SPZ Feldbach Fürstenfeld SPZ Fürstenfeld Graz Umgebung-Süd SPZ GU I Graz Umgebung-Nord SPB GU II Gröbming SPZ Gröbming Hartberg SPZ Hartberg Judenburg SPZ Judenburg Knittelfeld SPZ Knittelfeld Leibnitz SPZ Leibnitz SPZ Arnfels Leoben SPZ Leoben Liezen SPZ Liezen Murau SPZ Stolzalpe Mürzzuschlag SPZ Krieglach Radkersburg SPZ Mureck Voitsberg SPZ Voitsberg Weiz I SPZ Weiz Weiz II SPZ Gleisdorf www.spz.at Im Landesschulrat zuständig: LSI für Sonderpädagogik Herbert Buchebner http://www.lsr-stmk.gv.at/cms/ziel/366420/DE 0316/345-419 [email protected] 61 LSI für Allgemeinbildende Pflichtschulen LSI für Sonderpädagogik Bezirksschulinspektorinnen und -inspektoren Beratungs- und Betreuungslehrerinnen und -lehrer des Landes Tirol BBL für Entwicklungsverzögerungen und Lernschwächen BBL für Verhaltensauffälligkeiten Teamleitung Team Teamsitzungen BBL für Sehschädigungen BBL für Hörschädigungen Überregionales SPZ für blinde und sehbehinderte Kinder, Innsbruck Überregionales SPZ - Zentrum für Hör- und Sprachpädagogik, Mils Organisationsstruktur Matrixorganisation: Leitungsteam mit Leiter/in und 2 Stellvertreter/innen; 4 Spartensprecher/innen; Bezirksteams mit Bezirkssprecher/in, verschiedene BBL-Arbeitsgruppen Pro Schuljahr finden vier ganztägige Teambesprechungen sowie 14tägige Supervision im Beratungslehrer/innenzentrum, Haus F, Zentrum für Hör- und Sprachpädagogik, Mils statt. 4 Sparten BBL für Verhaltensauffälligkeiten, BBL für Lernschwächen und Entwicklungsverzögerungen, BBL für Hörschädigungen, BBL für Sehbehinderungen Die BBL betreuen im schulischen Umfeld Kinder und Jugendliche mit besonderem Unterstützungsbedarf in Situationen, welche diese allein nicht bewältigen können. Dabei unterstützen und beraten BBL auch Lehrer/innen und Eltern und leisten Vernetzungsarbeit mit schulischen und außerschulischen Einrichtungen. Sie haben festgesetzte wöchentliche Kontaktzeiten. Ein Erstkontakt kann von Eltern, Lehrerinnen/Lehrern, Schulleitung, Schülerinnen/Schülern oder Institutionen erfolgen. Die weitere Vorgangsweise wird mit dem bzw. den Gesprächspartnerinnen/-partnern vereinbart. 62 Die Tiroler Beratungs- und Betreuungslehrer/innen für Verhaltensauffälligkeiten Lehrer/innen und Eltern sehen sich immer häufiger mit Problemen von Kontaktschwierigkeiten, Mobbing, Aggression, Gewaltbereitschaft, Rückzug, Suchtverhalten, Lern- und Schulverweigerung, Lernblockaden und Ähnlichem bei Schülerinnen/Schülern konfrontiert. Diese Kinder und Jugendlichen, die durch Signalverhalten unterschiedlichster Art auf ihre Situation aufmerksam machen und dabei zum Problem werden können, weil sie ein Problem haben, sind im Rahmen der Schule eine große Herausforderung und bedürfen einer besonderen Unterstützung und Förderung. Diesem erhöhten Bildungs-, Erziehungs- und Beziehungsbedarf trägt das Land Tirol durch speziell ausgebildete, meist ambulant tätige Beratungs- und Betreuungslehrer/innen Rechnung, die seit fast 20 Jahren zur integrativen Betreuung in Tirol Schülerinnen/Schülern, Eltern, Lehrerinnen/Lehrern, Schulleitungen und Schulbehörde als Ansprechpartner/innen zur Verfügung stehen. Je nach Erfordernis bieten wir präventive, kurz- bis längerfristige Beratung und Betreuung, Vernetzung und Zusammenarbeit mit Schulpsychologie und außerschulischen Beratungs- und Betreuungseinrichtungen sowie Krisenintervention an, und nach Bedarf arbeiten wir in Einzelbetreuung, mit Gruppen oder mit ganzen Klassen. Beratungs- und Betreuungslehrer/innen unterstützen auch Lehrer/innen im Umgang mit verhaltensauffälligen Schülerinnen/Schülern und beraten Eltern in ihren pädagogischen Bemühungen. Ein wichtiges Ziel ist es, Kinder und Jugendliche mit Signalverhalten und ihr soziales Umfeld (Eltern, Lehrer/innen …) in integrativer Betreuung durch ihre spezifischen Schwierigkeiten zu begleiten, damit der schulische und außerschulische Alltag besser bewältigt werden kann. (Quelle unbekannt) Alle wichtigen Informationen zu den jeweiligen Ansprechpartnerinnen/-partnern finden Sie unter: www.tibs.at/beratungslehrer/ (Homepage der Tiroler BBL), Leiterin: Elisabeth Hechenberger, [email protected], Tel.: 0676/88 508-7839 www.sonderpaed.tsn.at/ (Homepage Sonderpädagogik in Tirol) Landesschulinspektor für Sonderpädagogik: Josef Federspiel, [email protected], Tel.: 0512/52033 - 216 63 Vorarlberg Schulalltag bedeutet neben Freude am Unterrichten auch die Herausforderung, belastende Situationen bewältigen zu müssen. Dies kann sein im Umgang mit Schüler/innen (Lernverweigerung, Schulangst, Mobbing, Aggressivität, Zurückgezogenheit, Unruhe, Kontaktschwierigkeiten, Kasperlsein, Null-Bock-Gehabe …), in der Auseinandersetzung mit Kollegen und Kolleginnen (Zusammenarbeit, Wertschätzung, Rivalität …), im Gespräch mit Eltern (Kooperation, Erziehungskompetenz, Wertschätzung …) oder im Reflektieren über die eigenen Ressourcen (Überforderung, psychosomatische Beschwerden …). Die Beratungslehrer/innen möchten eine Unterstützung für alle Beteiligten sein. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist die Bereitschaft, die in der Schule anstehenden Schwierigkeiten und die damit verbunden Emotionen zu beleuchten und dabei an neuen Sichtweisen, Lösungen … mitzuarbeiten. Zentrale Aufgaben: - Information, Beratung und Begleitung für Lehrer/innen zu den Themen Verhaltensauffälligkeiten, Konfliktsituationen im Schulalltag, Reflexion der schulischen Arbeit. - Schüler/innenberatung - Einzel- bzw. Gruppenarbeit mit Kindern in schwierigen Situationen - Aufarbeitung von Schwerpunktthemen mit einer Klasse in Zusammenarbeit mit dem Klassenlehrer bzw. der Klassenlehrerin - Elternberatung, Vermittlungsgespräche - Unterstützung in Krisensituationen - Moderation von Elternabenden - Zusammenarbeit mit anderen Institutionen (Schulpsychologie, AKS, IFS, Jugendwohlfahrt, Schulbehörde, …) Stammschule der Beratungslehrer/innen ist die Heilstättenschule im Carina, St. Antonius-Straße 7, 6800 Feldkirch, E-Mail: [email protected] Homepage: http://cms.vobs.at/hss-carina.at Direktion: SD Christine Schillings, Tel.: 05522/73508 oder 0664/6255820 Die Beratungslehrer/innen Vorarlbergs sind aufgeteilt in die Schulbezirke Bregenz, Dornbirn, Feldkirch und Bludenz. Landesschulinspektor für Sonderpädagogik: Günter Gorbach, E-Mail: [email protected], Tel.: 05574/4960 - 340, Homepage: http://www.lsr-vbg.gv.at/ 64 Sprechstunden Die Form der Beratung in fixen Sprechstunden an Hauptschulen ist ein bedeutender Baustein in der Arbeit der Beratungslehrer/innen in Vorarlberg geworden und bildet zusammen mit den anderen Arbeitsfeldern ein umfassendes Angebot, damit Schule lebendig bleibt bzw. lebendig sein kann. Nicht dann, wenn andere sich Sorgen machen oder ein Problem sehen, sondern wenn der/die einzelne selbst es für notwendig bzw. hilfreich erachtet, dann wird das Gespräch mit dem/der Beratungslehrer/in gesucht. Beratung und Begleitung wird also in Sprechstunden mehr unter dem Aspekt der Freiwilligkeit und der Selbstbestimmtheit gestellt. - Die Sprechstunde ist die Gelegenheit, mit einer neutralen Person zu sprechen und bestimmte Situationen oder Verhaltensweisen zu reflektieren. Egal, ob als Schüler/in, als Lehrer/in oder als Elternteil – in diesem geschützten Rahmen besteht die Möglichkeit, auszusprechen, was belastet, Vorstellungen zu überprüfen, die entlasten und Wege zu suchen, die dabei hilfreich sind. - Die Sprechstunde bietet auch einen Rahmen für Mediationsgespräche (Schüler/in-Schüler/in, Lehrer/in-Schüler/in, Lehrer/in-Eltern) – eine für unsere Zeit wichtige Unterstützung, Kränkungen, eigene Vorstellungen und eigene Ideen in wertschätzender Art einzubringen. - Vor allem Mädchen sind für dieses Angebot sehr dankbar und nutzen es weitaus häufiger als Jungen (Verhältnis ca. 2:1). Unsere Erfahrungen zeigen, dass Mädchen den Lehrpersonen weniger auffallen, da sie durch ihre Verhaltensweisen (z. B. Rückzug, Krankheiten) den Unterricht kaum stören. Ihre Probleme werden dadurch oft nicht wahrgenommen. Durch die Möglichkeit, sich selbständig Beratung an der Schule zu organisieren, werden Mädchen und ihre Probleme sichtbarer. Sie zeigen damit auch sehr klar ihre sozialen Fähigkeiten (Selbständigkeit, sprachliche Kompetenz, Problemlösungskompetenz, Eigenverantwortung), die so gestärkt und ausgebaut werden können. - Gerade im Hinblick auf „Gender-Mainstreaming“ bietet die Sprechstunde eine ausgezeichnete Möglichkeit, in alle Entscheidungsprozesse die Perspektive der Geschlechterverhältnisse miteinzubeziehen und alle Entscheidungsprozesse für die Gleichstellung der Geschlechter nutzbar zu machen. - Die Themen in der Sprechstunde sind vielfältig: Freundschaft – Feindschaft, Intrigen, Streitereien, Mobbing, Versöhnung, Fragen der Pubertät, Sexualität, Liebe, „Zickenterror“, Konflikte im Elternhaus, Scheidung, Konflikte mit Lehrer/innen, Sucht, Auto-Aggression, häusliche Gewalt, Probleme türkischer Mädchen, kranke Geschwister/Eltern, Trauer, Lügen, Stehlen, Lernprobleme, Schulfrust … Die Erfahrungen bezüglich der Sprechstunde sind äußerst positiv und zeigen, dass Sprechstunden eine produktive und präventive Variante der Beratungslehrer/innentätigkeit in Vorarlberg darstellen. 65 Sonderpädagogische Zentren für integrative Betreuungsformen in Wien Sind Sondererziehungsschulen, die die Aufgabe haben, durch Bereitstellung und Koordination sonderpädagogischer Maßnahmen dazu beizutragen, dass sozial und emotional benachteiligte Kinder in bestmöglicher Weise integriert werden können. Derzeit sind folgende überregionale Sondererziehungsschulen als „Sonderpädagogische Zentren für Integrative Betreuungsformen“ festgelegt: SPZ FÜR INTEGRATIVE BETREUUNG, 1090 WIEN, GALILEIGASSE 2 Tel.: 01/317 21 70, 01/319 73 43, Fax: 01/319 73 43 E-Mail: [email protected] Web: www.schulen.wien.at/schulen/909013 Leitung: OSR Dr. Regina Knoblich Angebote: Beratungslehrer/innen Ambulant tätige BLn in den Wiener Bezirken 1, 2, 3, 4, 5, 8, 9 und 17 Projekt Nest-Klasse: „Eine Klasse zur Förderung und Beschulung von Kindern mit introvertiert-neurotischen Symptomen“, Zielgruppe: introvertierte, depressive, ängstliche, überangepasste, kontaktscheue Mädchen im Alter von 6-10 Jahren, Susanne Schweiger, Malte Wanderer Schulberatungsteam VS 02, Wehlistraße 178, Tel.: 01/726 31 82 Expositurklassen: Schulheim Gaaden – 3 Gruppen als Turnusprojekt, Justizanstalt Josefstadt – 2 Klassen, 2 Förderklassen im 2. und 9. Bezirk SPZ FÜR INTEGRATIVE BETREUUNG, 1110 WIEN, SPZ HOEFFTGASSE 7 Tel.: 01/767 33 36, 01/767 16 19/Klassendurchwahl, Fax: 01/767 33 36/210 E-Mail: [email protected] Web: www.schulen.wien.at/schulen/911023 Leitung: SDn. Eva Maria Kunz Angebote: Beratungslehrer/innen Ambulant tätige BLn in den Wiener Bezirken 10 und 11 Mobiles Beratungsteam für Schulen im 10. und 11. Bezirk, Kontakttelefon: 01/767 33 36 Projekt „Schlangenfuß“: Erlebnispädagogisch orientiertes Unterrichtsprojekt mit niederschwelliger Beschulung für „Schulverweiger/innen (Mittelstufe), Christine Aksu, Andrea Wiesinger, Roland Mayer, Martin Plattensteiner, Kontakttelefon: 01/767 33 36 Projekt „HABBI“ – Hauptschulabschluss - Berufsintegration Unterrichtsprojekt mit Schwerpunktsetzung im Hinblick auf den Einstieg in die Arbeitswelt Hilde Grundmann, Herbert Stadler, Kontakttelefon: 01/767 33 36 Förderklassen am Standort (3 VS, 3 HS), dislozierte Förderklassen in der Region SPZ FÜR INTEGRATIVE BETREUUNG, 1130 WIEN, HACKINGER KAI 15 Tel.: 01/877 25 98, LZ Tel.: 01/876 64 56, Fax: 01/877 25 98 E-Mail: [email protected] Web: www.schulen.wien.at/schulen/ Leitung: SD Diether Zenker 66 Angebote: Beratungslehrer/innen Ambulant tätige BLn in den Wiener Bezirken 6, 12, 13 und 23 Krisenteam: Kontakttelefon: 01/877 25 98 Projekt Abendelternberatung: in den Bezirken 12 und 23 Blickwinkel: Kostenlose und praxisorientierte Hilfestellung für alle Lehrer/innen und Teams im Pflichtschulbereich – Unterrichtsbegleitung und daraus abgeleitete individuelle Handlungsvorschläge, Dr. Claudia Otratowitz, Diether Zenker, Tel.: 0664/82 35 31 Förderklassen am Standort, dislozierte Förderklassen in der Region SPZ FÜR INTEGRATIVE BETREUUNG, 1140 WIEN, HADERSDORF, HAUPTSTRASSE 72 Tel.: 01/979 42 03, LZ Tel.: 01/979 60 24, Fax: 01/979 42 03 E-Mail: [email protected] Web: www.schulen.wien.at/schulen/ Leitung: OSR Karl Kienbauer Angebote: Beratungslehrer/innen Ambulant tätige BLn in den Wiener Bezirken 7, 14, 15 und 16 Krisenteam: Tel.: 01/979 42 03 Projekt Abendberatung: Kontakttelefon: 01/979 42 03 Förderklassen am Standort, dislozierte Förderklassen in der Region SPZ FÜR INTEGRATIVE BETREUUNG, 1210 WIEN, Franklinstraße 27 - 33 Tel.: 01/368 53 85 E-Mail: [email protected] Web: www.schulen.wien.at/schulen/ Leitung: SDn Dr. Mag. Ilse Paulnsteiner Angebote: Beratungslehrer/innen Ambulant tätige BLn in den Wiener Bezirken 18, 19 und 21 IMPULSE – Kriseninterventionsteam: für Schulen im 18., 19. und 21. Bezirk Jutta Wlcek-Abdank, Mag. Veronika Schachner, Tel.: 0699/11 911 703 Abendberatung – Schule: M. Jarecki, Mag. G. Kuffner, E. Scherer, Tel.: 0676/63 08 317 Förderklassen am Standort, dislozierte Förderklassen in der Region SPZ FÜR INTEGRATIVE BETREUUNG, 1220 WIEN, BRIOSCHIWEG 1 Tel.: 01/258 31 79, 0650/202 85, LZ Tel.: 01/255 48 31, Fax: 01/255 87 48 34 E-Mail: [email protected] Web: www.spz22.at Leitung: SDn Ulrike Ressel Angebote: Beratungslehrer/innen Ambulant tätige BLn in den Wiener Bezirken 20 und 22 Krisenteam: Kontakttelefon: 01/258 31 79 Abendberatung: Kontakttelefon: 01/258 31 79 Hippopädagogikprojekt Internationale Elternschule: Mag. Edda Böhm, 1020 Wien, VS Treustraße Förderklassen am Standort, dislozierte Förderklassen in der Region und in Klosterneuburg 67 „Es ist die Beziehung, die heilt.“ Rudolf Ekstein 1200 Wien, Jägerstraße 11-13 Tel.: (01) 334 67 34 Fax: (01) 334 28 51 E-Mail: [email protected] www.rez.at Leitung: SDn Eva Posch-Bleyer bietet integrative Betreuung für Schüler/innen, Beratung für deren Erziehungsberechtigte bzw. Lehrer/innen in 2 Bereichen an: Psychagogische Betreuung Modell Mosaik Psychagogische Betreuung ist eine integrative Betreuungsform direkt am Schulstandort des Kindes (Volks-, Haupt-, Polytechnische Schule, SPZ). Der Aufgabenbereich von Psychagogen/Psychagoginnen: Kontinuierliche Einzelbetreuung von Schüler/innen die spezielle Förderung/Unterstützung in der emotionalen und sozialen Entwicklung benötigen Beratung, Anleitung und Unterstützung von Bezugspersonen aus Schule und Familie Krisenintervention Vernetzungstätigkeiten zu eingebundenen oder einzubindenden Institutionen bzw. Personen Darüber hinaus bieten Psychagogen/Psychagoginnen an: Überregional Gewaltprävention Beratung für Lehrer/innen sowie themenzentrierte Workshops mit Klassen Michaela Sodl, Hermine Sperl-Hicker Tel.: 0664/5798523 oder 01/5057542 Supervision Psychoanalytisch orientierte Supervision für Lehrerinnen und Lehrer aller Schultypen, einzeln bzw. in Kleinteams (2 - 3 Personen) Richard Sells Tel.: 0676/342 92 79 Regional Krisenintervention (KIT) für Schulen des 6., + 12., sowie 7., + 15. Gemeindebezirk Ilse Freyenschlag: Tel.: 01/8936953, Mag. Ingeborg Saval: Tel.: 01/6676273 oder 01/6673454 (8.00 - 10.00 Uhr; Rückruf) E-Mail: [email protected] Interkulturelle Psychagogik für Hauptschulstandorte im 7., 15. und 10. Gemeindebezirk Reva Akkus: Tel.: 01/891 34/15159 Montag - Mittwoch 68 „Es ist die Beziehung, die heilt.“ Rudolf Ekstein 1200 Wien, Jägerstraße 11-13 Tel.: (01) 334 67 34 Fax: (01) 334 28 51 E-Mail: [email protected] www.rez.at Leitung: SDn Eva Posch-Bleyer Kooperationen mit Beratungslehrer/innen Schulberatungsteam (SBT) Lisa Kabon, Oskar Kernstock, Georg Wölfl Tel.: 01/726 31 82 Abendberatung Schule (ABS) Wien-Nord Maria Jarecki, Mag. Gertraud Kuffner, Egon Scherer Tel.: 0676/630 83 17 Das Modell Mosaik ist ein Angebot für Schüler/innen der Schuleingangsphase (Vorschule, 1. und 2. Schulstufe), wenn sich das Kind in der Großgruppe überfordert zeigt. Das Modell besteht aus dem mobilen Mosaikteam den ambulanten Mosaiklehrerinnen den Mosaikklassen (insgesamt 3 Kleingruppenklassen) Ausgehend von den Beobachtungen des mobilen Mosaikteams in der Stammklasse und von Gesprächen mit Schulleitung, Lehrer/in, Erziehungsberechtigten können: ambulante Mosaiklehrerinnen, die Mosaikklasse oder andere fördernde Maßnahmen empfohlen werden. Kontakt: 01/334 67 34 Ambulante Mosaiklehrerinnen haben die Aufgabe über einen vereinbarten, begrenzten Zeitraum hinweg: den Schüler/die Schülerin innerhalb ihres Klassenverbandes in enger Zusammenarbeit mit der Klassenlehrerin/dem Klassenlehrer anzuleiten, zu fördern und zu stützen gemeinsam mit der Klassenlehrerin/dem Klassenlehrer passende Lernbedingungen zu entwickeln Ziel ist gelingende Integration des Kindes in seiner Klassengemeinschaft. In die Mosaikklasse werden Schüler/innen aufgenommen, die eine geschützte Kleingruppe brauchen, um Lernhaltung und Lernfreude entwickeln zu können. Es arbeiten 2 Lehrer/innen im Team mit 6 Kindern konstant 3 Schuljahre hindurch. Ziel ist die Integration der Schüler/innen in eine ihrem Entwicklungs- und Bildungsstand entsprechende Klasse der Pflichtschule. Ausführliche Informationen über unsere Angebote finden Sie auf unserer Homepage www.rez.at in der Broschüre „Das SPZ RudolfEksteinZentrum“, die über unser SPZ erhältlich ist. Kontakt: Bezirksschulinspektor für Sonderpädagogik: Reg. R. Richard Felsleitner, E-Mail: [email protected]; Tel.: 01/52525/77 176, Homepage: http://www.wien.gv.at/ssr/ 69 70 71 72 Fortbildungsangebot Qualitätszirkel Legasthenie www.qualitaetszirkel-legasthenie.at Fortbildungslehrgang über Hyperaktivitätstherapie (ADHD) > 9 Blöcke Kurs Wien Beginn Dezember 2007 (Bildungshaus Don Bosco) Kurs Salzburg Beginn Jänner 2008 (Heffterhof)) Kurs OÖ Beginn Februar 2008 (Bildungshaus St. Magdalena) Fortbildungslehrgang über Dyskalkulietherapie > 12 Blöcke Kurs Salzburg Beginn März 2008 (Heffterhof) Kontakt: Zeit: Kosten: Mag. Doris Lipp, Tel.: 0650/750 31 58, E-Mail: [email protected] 1 Wochenende pro Monat Freitag 14.00 - 18.30 Uhr, Samstag 9.00 - 17.30 Uhr € 250,--/Block Fortbildungslehrgang über Legasthenietherapie > 12 Blöcke Kurs Wien Beginn April 2008 (Bildungshaus Don Bosco) Kurs Salzburg Beginn Jänner 2008 (Heffterhof) Fortbildungslehrgang über Sprach- und Kommunikationsförderung > 12 Blöcke Kurs Wien Beginn Februar 2008 (Bildungshaus Don Bosco) Kontakt: Zeit: Kosten: Barbara Salmen, Tel.: 0676/78 50 545, E-Mail: [email protected] 1 Wochenende pro Monat Freitag 14.00 - 18.30, Samstag 9.00 - 17.30 € 230,--/Block (Legasthenie); € 250,--/Block (Sprachförderung) 73 Die Redaktionsgruppe ist besonders an praxisorientierten Beiträgen zur Problematik „Integration“ interessiert. Gerne laden wir Sie daher ein, über Ihre Erfahrungen in der Broschüre „Integration in der Praxis“ zu berichten. Die Auswahl der eingelangten Beiträge wird von der Redaktionsgruppe vorgenommen. Teilen Sie uns darüber hinaus auch Themenbereiche Ihres Interesses mit, damit wir gegebenenfalls auch darüber Artikel publizieren können. Schicken Sie bitte allfällige Beiträge und für Sie interessante Themenvorschläge an die folgende Adresse: bifie – Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung des Bildungswesens (vormals: Zentrum für Schulentwicklung, Abteilung Evaluation und Schulforschung) Kaufmanngasse 8, 9020 Klagenfurt E-Mail: [email protected] 74