Grundlagen der Ergotherapie Grundlagen der Ergotherapie Betätigung (Tätigkeit/Beschäftigung/Handlung) - ist ein Grundbedürfnis des Menschen ist notwendig für Gesundheit und Wohlbefinden ist das Wesentliche des menschlichen Daseins gibt dem Verhalten eine Struktur verändert sich in den einzelnen Lebensabschnitten ist für den Einzelnen charakteristisch und einzigartig Elemente des Handelns 1. Zielgerichtetheit einer Handlung unter einem Ziel versteht man einen vorgestellten Zustand am Ende einer Handlung. Dieser Zustand erscheint dem Handelnden wünschbar und wird von ihm angestrebt Satt sein 2. Handlungsentwurf (das Planen) Plan = Entwurf = Vorstellung von Art, Ordnung und Ausführung der einzelnen Handlungsschritte. Idee wie ich zum Ziel komme. ich gehe in die Küche, bestelle Pizza, gehe ins Restaurant 3. Veränderbarkeit von Plänen = Verfügbarkeit von Alternativplänen treten Probleme bei der Verwirklichung eines Plans auf, setzt automatisch die Suche nach Alternativplänen ein. nichts gutes daheim, Pizza bestellen 4. Rückkoppelung zwischen Planen und Handeln = Überprüfung der bisherigen Handlungsschritte und Annäherung an gesetztes Ziel komme ich meinem Ziel näher, muss ich was verändern? 5. Wissen des Handelnden = Wissen ist zusammen mit der Wahrnehmung unmittelbarer Gegebenheiten die Grundlage der Realitätsanpassung des Handelns. Vorstellung von der Handlung haben hab ich Geld zu Hause dass ich bestellen kann, wie viel kostet es etc. 1 Grundlagen der Ergotherapie Occupational Performance (Handlungsdurchführung) Die Fähigkeit, sinnvoll kulturell bedingte und altersentsprechende Betätigungen auszuwählen, zu organisieren und zufriedenstellend auszuführen, um sich selbst zu versorgen, Freude am Leben zu haben und zum sozialen und ökonomischen Gefüge einer Gesellschaft beizutragen. Handlungsfähigkeit Handlungsfähigkeit im Alltagsleben zu sein bedeutet, daß der Mensch die Aufgaben, die er sich stellt und die, die ihm durch sein Leben bzw. die Gesellschaft gestellt werden, für sich zufriedenstellend erfüllen kann. Grundannahmen der klientenzentrierten Praxis Klientenzentrierte Praxis in der Ergotherapie geht davon aus, daß jede Person, die behandelt wird, sich selbst am besten kennt und daher den Schwerpunkt der Behandlung selbst festlegen sollte. Jeder zu behandelnde Klient bringt spezifische Stärken und Bedürfnisse mit Kanadisches Modell der Occupational Performance spezifische Konzepte der klientenzentrierten Praxis - der Respekt vor den Klienten und ihren Familien die Überzeugung, daß Klienten und Familien dafür verantwortlich sind zu entscheiden, welchen Betätigungen sie nachgehen die Bereitstellung einer auf den Einzelnen abgestimmten Therapie das Einbeziehen der Umwelt in der jemand lebt, und der Rollen, die er übernimmt, während der gesamten therapeutischen Intervention die informative Hilfestellung, die es dem Klienten ermöglicht, seine Occupational-Performance-Probleme zu identifizieren das Verständnis von ergotherapeutischer Intervention als Partnerschaft zwischen Klienten, ihren Familien und den Ergotherapeuten Beispiele für Betätigung in Performance Bereichen Selbstversorgung - Sorgen für die eigene Person (anziehen, waschen, essen) - Mobilität (Treppen, Bett, Auto) - Regelung persönlicher Angelegenheiten (Transport, Finanzen) 2 Grundlagen der Ergotherapie Produktivität - bezahlte/unbezahlte Arbeit (Arbeitsstelle finden/erhalten) Haushaltsführung (kochen, Wäsche waschen, für andere) Spiel/Schule (Spiele spielen, zur Schule gehen, Hausaufgaben machen) Freizeit - ruhige Erholung (Hobbys, Lesen) aktive Erholung (Sport, Reisen) soziale Aktivitäten (telephonieren, Partys, Besuche) Assessment Dabei handelt es sich um eine multidimensionale Gesamterfassung und Bewertung (aller Berufsgruppen) der gesundheitlichen Person eines Patienten. Es werden körperliche, psychische und soziale Komponenten sowie Daten zu seinem Umfeld erfasst, gegliedert und bewertet. Die Befunderhebung verläuft durchgehend in jeder beobachteten Alltagssituation und ist damit nie abgeschlossen. Befunderhebung heißt - den Einfluß und die Einflußgröße der Störung auf das Handeln und Verhalten zu verstehen (subjektive Einschätzung) die Beeinflußbarkeit der Störung zu erkennen die Fähigkeiten und Fertigkeiten des Patienten und seine Ressourcen kennenzulernen weitere medizinische, therapeutische und pharmakologische Maßnahmen und ihren Einfluß auf den Krankheitsprozeß zu ermitteln bzw. zu verstehen 3 Grundlagen der Ergotherapie Quellen der BEfunderhebung Patientenbefragung (Eigenangaben) NACHTEILE VORTEILE subjektiv erlebte Einschränkungen persönliche Schwerpunkte Rollenerwartungen Hobbys/Anforderungen der Arbeitsstelle Informationen über Partnerschaft/Familie subjektiv evtl. fehlende Krankheitseinsicht peinliche Situation für Patienten nicht möglich bei Sprachstörungen Angehörigengespräch NACHTEILE VORTEILE spezifischere Fragen möglich evtl. Fragebogen genaue Kenntnis der häuslichen Umgebung Angaben über Gewohnheiten/Rollenverteilung subjektiv evtl. zu viel Hilfestellung zu wenig oder zu viele Erwartungen freie unsystematische Beobachtungen VORTEILE keine Testsituation streßfreier Beobachtung spontaner Reaktionen alltagsrelevante Situationen Beobachtungen am Rande der Therapie NACHTEILE keine zuverlässige Messung keine Vergleichswerte systematische Beobachtungen NACHTEILE VORTEILE geplante arrangierte Situation objektivere Vergleichsmöglichkeiten evtl. ungewohnte Tätigkeit kaum spontane Reaktionen keine Alltagssituation 4 Grundlagen der Ergotherapie Fremdangaben professioneller Helfer NACHTEILE VORTEILE objektiv klare spezifische Terminologie Wissen über Normwerte anderer spezifischer Gesichtspunkt beeinflussend Testverfahren NACHTEILE VORTEILE Objektivität – unabhängig vom Untersucher Reliabilität –mißt das, was es zu messen vorgibt einheitliche sprachliche Definition zur Beschreibung des Befunds geben keinen Hinweis, warum der Patient die Aufgabe nicht ausführen kann lassen persönliche und psychosoziale Aspekte unberücksichtigt COPM (Canadian ocuppational performance messure) Das COPM ist ein Messinsturment mit dem über einen bestimmten Zeitraum die Veränderungen in der Eigenwahrnehmung eines Klienten. Das COPM : - identifiziert Problembereiche der ocuupational Performance - stuft die Prioritäten des Klienten bezüglich seiner OP ein - bewertet Performance und die Zufriedenheit der Patienten in Bezug auf diese Problembereiche - misst wie sich die Wahrnehmung des Patienten im Laufe der ergotherapeutischen Behandlung verändert COPP 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8) (Canadian occupational performance Prozess) Ocuppational Performance Probleme benennen, Prioritäten setzen Theoretische Ansätze auswählen OP Komponenten und Umweltbedingungen identifizieren Stärken und Ressourcen identifizieren Anzustrebende Ergebnisse aushandeln + Aktionsplan entwickeln Plan durch entsprechende Betätigung umsetzen OP Ergebnisse evaluieren Problem gelöst oder Problemungelöst Therapie beenden zurück zu 2) 5 Grundlagen der Ergotherapie Top-down-Ansatz Partizipation ( Teilhabe ) Aktivität (was kann der Patient nicht) Körperfunktion und –struktur (Übungen) Schlüsselqualifikationen Mit diesem Bergriff sind grundlegende, berufsübergreifende Qualifikationen gemeint Persönlich-charakterliche Grundfähigkeiten Ausdauer, Geduld, Zuverlässigkeit, Lernbereitschaft Leistungs-, tätigkeits-, aufgabengerichtete Fähigkeiten entscheiden, delegieren, organisieren, strukturieren, Problemlösen Sozialgerichtete Fähigkeiten Kooperationsbereitschaft, Empathie, Konfliktbewältigung Berufskompetenzen Wenn Menschen mit Menschen arbeiten benötigen sie verschiedene Arten der Fähigkeiten und Fertigkeiten. Allein fachliche Kompetenz reicht für einbefriedigendes Ergebnis ebenso wenig wie alleine soziale Kompetenz. Dies gilt nicht nur für die Arbeit am Patienten, sondern auch für die Arbeit mit Angehörigen und die effektive Arbeit im Team. Es gibt: Sach-, Wahrnehmungs-, Soziale-, und Handlungskompetenz Sachkompetenz = der Erwerb von Wissen und Fertigkeiten, dieses behalten und richtig anwenden zu können Ergotherapeuten benötigen medizinische, sozialwissenschaftliche und handwerklich-gestalterische Kenntnisse um physiologische, psychologische, soziale und pathologische Abläufe und Zusammenhänge zu erkennen und entsprechend zu handeln. 6 Grundlagen der Ergotherapie Wahrnehmungskompetenz Eigen- und Selbstwahrnehmung Erfassen, analysieren und reflektieren von: o Situationen o Prozessen o Handlungen o Strukturen o Gefühlen o eigenem Verhalten und dem Verhalten anderer Soziale Kompetenz dazu gehört: o Beziehungen aufbauen und halten o Beziehungen wieder beenden o Therapeutische Distanz einhalten o Kontaktaufnahme o Zuhören o Einfühlen o Konflikte erkennen, aushalten und lösen o Kritik äußern und annehmen können Handlungskompetenz Integration von Sach-, Wahrnehmungs-, und Sozialkompetenz um eine adäquate therapeutische Intervention zu ermöglichen, die es dem Patienten ermöglicht, wieder eigene Kompetenzen zu entwickeln. Die Handlungskompetenz ist erst bei Erreichung der anderen Kompetenzen möglich. Qualitätssicherung am Beispiel der ET Ausbildung Qualitätsdimensionen: - Strukturqualität - Prozessqualtiät - Ergebnisqualität Strukturqualität: Durch die Schule festgelegte Rahmenbedingungen zb - Räumlichkeiten und Ausstattung - Anzahl und Qualifikation der Lehrer - Relation Schüler – Lehrer - Unterrichtsplan 7 Grundlagen der Ergotherapie Prozessqualität Realisierung der strukturellen Vorgaben und die Art und Weise der Umsetzung zb.: o Fachlich-sachlich sowie methodisch-didaktisch fundierte Unterrichtsplanung und –durchführung o Dokumentation der Lehr-/Lern- oder praktischen Unterweisungsprozesse und ihrer Ergebnisse o Angebote bei Lernschwierigkeiten o Einbeziehung von Schülern in die schulische Entwicklung Ergebnisqualität Gradmesser für die erbrachten Leistungen der Schule! Qualitätsaspekte der Berufsausübung müssen vorher definiert und festgelegt werden, um das erreichte Ergebnis genau überprüfen zu können z.b.: o Fähigkeit zur berufsspezifischen Diagnostik o Therapieplanung und –durchführung o Behandlungsevaluation Instrumente eines Qualitätsmanagements - Befragungen von Mitarbeitern (Arbeitsgestaltung, organisatorische Probleme, Arbeitsabläufe, Arbeitsunzufriedenheiten) Befragung der Patienten (Ergebnismessungen, Zufriedenheitsmessungen) interne Informationssysteme (Infowände) Mitarbeitergespräche Supervision und Weiterbildung Instrumente der Qualitätsüberprüfung am Beispiel der ET Ausbildung Ausbildungsstandards – Zertifizierung - WFOT o Überprüfung durch Bund und Länder o Mindestanforderungskatalog DVE und WFOT o Befragung von Anleiter und Schüler o Befragung der zukünftigen Arbeitgeber o Supervision o Qualitätszirkel 8 Grundlagen der Ergotherapie MOHO = Modell menschlicher Betätigung Volition (Motivation/Wille) System von Disposition und Selbsterkenntnis, das Menschen dazu führt und befähigt, Betätigungsverhalten zu planen, zu wählen, zu erleben und zu interpretieren. Disposition beinhaltet in diesem Zusammenhang die kognitive und emotionale Ausrichtung gegenüber Handllungen wie Freude, Werschätzung und ein Gefühl der Kompetenz bei der Durchführung, was die Person motiviert etwas zu tun. Interessen Disposition Freude und Zufriedenheit innerhalb von Betätigung zu finden und das Bewusstsein unseres Vergnügens an Betätigung :Interessen Checkliste Selbstbild wozu sind wir in der Lage? Sammlung von Dispositionen und Selbsterkenntnis bezogen auf die eigenen Kapazitäten und die Wirksamkeit innerhalb von Betätigungen Werte eine Zusammenhängende Sammlung von Überzeugungen, die einer Betätigung Bedeutung oder Standards zuschreiben und eine starke Disposition auslösen, entsprechend zu handeln. Habituation Gewohnheiten spielen sich überwiegend auf einer unterbewussten Ebene ab und beeinflussen eine große Bandbreite an Verhaltensmustern. Sie ergeben sich aus früherern Wiederholungen und laufen automatisiert ab. Occupational Questionaire – Fragebogen zur Betätigung Rollen schaffen in unserem Leben ein gewisses Maß an Struktur und Regelmäßigkeit. Wir erfahren über eine Vielzahl von Rollen eine große Bandbreite an Betätigungsmöglichkeiten und Wechsel an Aktivitäten. Jede Rolle hat Gewohnheiten und Gewohnheiten einer Rolle kann nicht immer übertragen werden zb: Aufräumen als Rolle der Mutter – in der Schule ist putzen unangebracht als Rolle der Schülerin Rollen-Checkliste 9 Grundlagen der Ergotherapie Performance Spontaner Aufbau von Handlung, die notwendig ist, um dien Beschäftigung durchzuhführen Moho differenziert 3 Arten von Fertigkeiten - motorische - prozesshafte - Kommunikations- und Interaktionsfertigkeiten Warum will jemand Ergotherapeut werden? Volition: Menschen zu helfen ist eine wichtige Aufgabe im Leben. (Werte) Ich kann handwerklich Arbeiten und theoretisches Wissen in die Praxis umsetzten (Selbstbild) Medizin und Kreative Aufgaben haben mich schon immer interressiert. (Interessen) Habituation: Am besten lerne ich wenn es ruhig ist und ich dabei nasche. ( Gewohnheiten) In meine Familie arbeiten seit Generationen im sozialen Bereich. (Rollen) Performance: Mit meinem Verstand kann ich im Beruf flexibel arbeiten. (Gehirn) Mit meinen körperlichen Fähigkeiten kann ich den Beruf gut ausüben. (Körper) Meine Sozialkompetenz ist für den Beruf wichtig. (Geist) Umwelten räumliche Umwelt: umfasst das materielle Umfeld, welches natürliche und geschaffene Räume und Objekte enthält soziale Umwelt: ist die umgebene Welt der interagierenden Menschen und der Dinge, die sie tun 10