Wirtschaftspsychologie Arbeit aus Konfliktbewältigung SS 2000 Akademischer Betreuer: Dr. Ernst L. Moerk Student: René Pfneiszl (Matr. Nr. 9450838) INHALTSVERZEICHNIS1 1 Seelische Konfliktbewältigung 1.1 Formen seelischer Konfliktbewältigung 1 2 Strukturelle Konfliktbewältigung 3 3 Kooperative Konfliktbewältigung 4 3.1 Das kooperative Konfliktgespräch 3.2 Die Kontroverse Verhandlung 4 Formelle Konfliktbewältigung 4.1 Vorgesetzter als Moderator oder Vermittler 4.2 Externe Berater 5. LITERATURVERZEICHNIS 1 1 4 7 8 9 11 12 Es ist zu beachten, daß der nachfolgende Report nach den Regeln der alten Rechtschreibung verfaßt wurde und auf weibliche Endungen im Sinne einer besseren Lesbarkeit verzichtet wurde. ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abb. 1 Bewältigungsformen seelischer Konflikte 2 Abb. 2 Spannungsfeld einer kontroversen Verhandlung 8 Arbeit aus Konfliktbewältigung SS 2000 KONFLIKTBEWÄLTIGUNG Im folgenden soll auf 4 Formen der Konfliktbewältigung eingegangen werden, der 1 Seelischen Konfliktbewältigung 2 Strukturellen Konfliktbewältigung 3 Kooperativen Konfliktbewältigung 4 Formellen Konfliktbewältigung Bevor auf die einzelnen Konfliktbewältigungsformen eingegangen wird, ist zu sagen, daß jedem Konflikt ein Lösungsdruck inne wohnt, da erst nach Beendigung des Konflikts den Menschen seine Erlebnis- oder Handlungsfähigkeit zurückgibt. Mit bewältigt ist gemeint, daß der Konflikt nicht notwendigerweise gelöst, sein muß, die Person aber wieder handlungsfähig ist. die Person hat gelernt mit dem Konflikt zu leben. Konfliktbewältigung umfaßt alle Konzeptionen und Methoden, die die Beteiligten selbst oder eine dritte Partei (Berater, Vermittler, Schlichter, Machtinstanz) in und mit einem Konflikt unternehmen, um, allein oder gemeinsam, (wieder) situationsgerecht erleben und zielorientiert handeln zu können. (Berkel, Konflikttraining S. 63) 1 Seelische Konfliktbewältigung Nach Thomae 1974 weist ein seelischer Konflikt die folgenden 5 Merkmale auf fühlt sich selbst, ihr Ich unmittelbar betroffen antizipiert, was geschehen würde, wenn... (sie sich so oder anders entschiede) erlebt sich als verunsichert und zweifelnd spürt in sich einen Druck, diese Störung zu überwinden, empfindet sie ganze Situation als belastend und angespannt Seit Freud ist bekannt, daß uns Konflikte gar nicht immer bewußt sein müssen, z. B.: wenn es für uns zu schmerzlich ist, uns damit auseinandersetzen oder aber weil wir unter so großen Druck stehen eine Lösung zu finden, daß wir auf unseren inneren Konfliktzustand gar nicht achten. Seite 1 Arbeit aus Konfliktbewältigung SS 2000 1.1 Formen seelischer Konfliktbewältigung Pongratz (1961) teilt die Menschen dahingehend ein, ob sie ihre inneren Konflikte direkt angehen oder ihnen ausweichen. Abb. 1 Bewältigungsformen seelischer Konflikte Tatsächlich ist nicht jede Form geeignet, einen Konflikt konstruktiv zu beenden. Es hat sich herausgestellt, daß der Mensch zahlreiche Abwehrmechanismen - häufig unbewußt - anwendet, um den Schmerz einer direkten Auseinandersetzung auszuweichen. Doch weder eine Flucht in eine Krankheit, noch Verdrängung bringt den Mensch letztlich weiter. Man kann zwischen reifer und unreifer Konfliktbewältigung in diesem Zusammenhang unterscheiden. Einige Beispiele: Unreife oder neurotische Konfliktbewältigung Beispiele: Der faule Kompromiß Hinnahme Abkehr Abwehr Verschiebung Reife oder Erwachsene Konfliktbewältigung Seite 2 Arbeit aus Konfliktbewältigung SS 2000 Beispiele: Der echte Kompromiß Annahme Synthese Verzicht Unterordnung Vollwertiger Ersatz Neuorientierung Wichtig ist, das sich die Person mit der Wirklichkeit abfindet, nämlich nicht immer alles nach den eigenen und nur nach diesen Vorstellungen durchführen zu können. 2 Strukturelle Konfliktbewältigung Von struktureller Konfliktbewältigung kann man sprechen wenn es bspw. notwendig ist, verkrustete Strukturen aufzubrechen oder unproduktive Arbeitsformen ändern zu müssen. Hierzu muß die Führungskraft an der Struktur ansetzen, was oft zu Konflikten führt. Die Erreichung vereinbarter Ziele, den Zusammenhalt sowohl untereinander als auch im Team, und die Verpflichtung aller auf die Ziele der Organisation stehen in unmittelbaren Zusammenhang mit verschiedenen Formen zwischenmenschlicher Konflikte, wie Wert-, Sach-, Beziehungs-, Verteilungs- und Inneren Konflikten. Es geht aber nicht darum, Konflikte gänzlich auszuschalten, das wäre auch nicht möglich, was erreicht werden soll ist die Wahrscheinlichkeit ihres Auftretens zu verringern. Die Konfliktreduzierenden Maßnahmen sind je nach Art des Konflikts unterschiedlich. Wertkonflikte könnten bspw. reduziert werden wenn es im Unternehmen eine klare Unternehmenspolitik gäbe, die den Angestellten eine überzeugende Vision und Mission aufzeigt, mit der sie sich identifizieren können. Dies kann bspw. durch die Einbindung in die Entwicklung gemeinsamer Zielperspektiven und Strategien geschehen. (Stärkung des „Wir-Gefühls“) Konfliktreduzierende Maßnahmen in bezug auf Sachkonflikte wären bspw. von vornherein klare aber vor allem überprüfbare und nachvollziehbare Ziele. Verstärkte Kommunikation, horizontal wie vertikal, führt zu verstärkten Informationsaustausch, was zu frühzeitiger Problemidentifikation und –klärung führen kann. Beziehungskonflikte können vermindert werden wenn Vertrauen und Offenheit im Unternehmen herrscht. Beides sollte zu erreichen versucht werden, am besten indem man durch eigenes Beispiel vorangeht. Des weiteren sollen Konflikte angesprochen werden, anstatt sie unter der Oberfläche zu belassen. Seite 3 Arbeit aus Konfliktbewältigung SS 2000 Auch Verteilungskonflikte können mit verschiedenen Maßnahmen reduziert werden, so bspw. indem man Spielregeln festlegt, die konkurrierende Aktivitäten selbstverständlich zulassen, sie aber zeitgleich regeln und binden so das sie für alle nachvollziehbar sind. Prinzipien der Gerechtigkeit und Fairness sollen verdeutlicht, eingefordert und ihre Einhaltung überprüft werden. Entscheidungskonflikte können reduziert werden, indem man Mitarbeiter nach Kriterien auswählt und (be)fördert die die gemeinsamen Werte aktiv mittragen, oder indem man Mut und Risikobereitschaft belohnt, sofern sie die Organisation an ihre Vision annähert. Genau so sollten aber auch zumindest „intelligente“ Fehler toleriert und in der Folge aus ihnen gelernt werden. 3 Kooperative Konfliktbewältigung Ist ein Konflikt zwischen zwei oder mehreren Personen ausgebrochen werden sie zuerst versuchen, diesen unter sich zu bereinigen. Die direkte Auseinandersetzung mit Konflikten ist einer der schwierigsten Formen der Konflikthandhabe. Dieses Modell, das des kooperativen Konfliktgesprächs, läßt sich übrigens auch auf heftigere Formen kontroverser Verhandlungen (cf. 3.2) übertragen. 3.1 Das kooperative Konfliktgespräch Ziel eines solchen Konfliktgesprächs ist es, den Konflikt so in den Griff zu bekommen, daß die Personen (wieder) situationsbezogen erleben und zielorientiert handeln können. Das kooperative Konfliktgespräch verläuft nach Berkel 1997 in 6 Phasen: Prinzipiell gilt, ein Konflikt existiert wenn zumindest eine Seite erkennt, daß sie in irgendeiner Weise behindert oder beeinträchtigt wird. In diesem Fall kommt es zu einer erhöhten Erregung. Sie soll uns helfen das Hindernis zu überwinden. Das „wieder unter Kontrolle bringen“ eben dieser für einen selbst wie für den anderen ist der erste Schritt zur Konfliktbewältigung. Phase A: Um diese Erregung zu kontrollieren gibt es mehrere Möglichkeiten. Durch Ablenkung mittels positiver wie negativer Gedanken. Man könnte bspw. an eine Situation denken, die einem mehr Spaß machen würde (positiv) oder an eine die noch wesentlich schlimmer wäre (negativ) Durch Beobachtung und zwar sowohl sich selbst, indem man in sich hineinhört, als auch durch Fremdbeobachtung. (Welche Mimik, welches Gehabe zeigt er?) Seite 4 Arbeit aus Konfliktbewältigung SS 2000 Durch Einladung zu einem Gespräch oder mittels konstruktiven Gedanken, bspw. indem man sich mit den Möglichkeiten auseinandersetzt, die sich einem bieten, Durch Ableitung der Erregung nach außen (Teller auf den Boden schmeißen oder schließlich Durch Ausblenden der negativen Informationen bzw. dem überbetonen positiver Informationen Phase B: Beinhaltet Vertrauensbildende Maßnahmen, da Vertrauen die Voraussetzung ist, daß eine Beziehung zur Person hergestellt werden kann. Diese Beziehung ist Grundlage zur Suche nach der besten Lösung. Es gibt 2 Arten von Verhaltensweisen durch die Vertrauen initiiert werden kann: a) sich persönlich riskieren: Wenn die Partei ihre Betroffenheit, Hoffnungen und Befürchtungen äußert und offen legt was für sie auf dem Spiel steht b) schonend reagiert: indem sie alles unterläßt, was den anderen provozieren könnte, wenngleich es ihr möglich wäre. Die Partei nützt also Dinge, die ihr zu einem persönlichen Vorteil gereichen würden nicht aus. Selbstoffenbarung und Schonung sind die wichtigsten Elemente beim Aufbau von Vertrauen Beispiel (Berkel, 1997): Ein Vorgesetzter übergibt einen Mitarbeiter einen wichtigen Auftrag von dessen richtiger und pünktlicher Erledigung sehr viel für die Firma abhängt Dies ist eine Vertrauensentscheidung, denn der Vorgesetzte geht ein Risiko ein: Er könnte vom Mitarbeiter enttäuscht werden liefert sich dem Mitarbeiter aus: Von dessen Arbeit hängt alles ab nimmt mögliche negative Konsequenzen in Kauf: Wenn ihn der Mitarbeiter im Stich läßt, wird er selbst von seinem Vorgesetzten zur Rechenschaft gezogen ist zuversichtlich: Er hofft, daß ihn der Mitarbeiter nicht enttäuscht Phase C: In dieser Phase geht es darum durch offene Kommunikation die sich abzeichnende Vertrauensbeziehung zu festigen, und zwar noch bevor die sachliche Klärung des Streitpunkts in Angriff genommen wird. Dies ist deswegen wichtig, da Streitpunkte ohne Kenntnis der Beziehung nicht in ihrem ganzen Umfang verstanden werden können, weil die „Sache“ und die „Beziehung“ nie isoliert voneinander, sondern stets in einem Wechselverhältnis betrachtet werden muß. (Über die Sache wird „über dem Tisch“ verhandelt, aber „unter dem Tisch“ läuft zeitgleich ein Machtkampf ab indem Rivalität, Minderwertigkeit, Neid und Überlegenheit eine viel größere Rolle spielen als logische Argumente) Seite 5 Arbeit aus Konfliktbewältigung SS 2000 Eine Person zu einer kooperativen Einstellung zu bringen hängt entscheidend davon ab, daß eine Partei den zwischenmenschlichen Konflikt auch als innere Dissonanz zwischen Ansprüchen, Nutzenerwägungen und Wünschen einerseits und seiner tatsächlichen Einstellung andererseits empfindet. Kommunikation die das bewerkstelligt, hat auch die Chance eine kooperative Einstellung beim Empfänger hervorzurufen. Phase D: Nachdem man sich darauf geeinigt hat den Konflikt kooperativ zu lösen, geht es jetzt darum das Thema des Konflikts an sich aufzugreifen. Dies geschieht durch die genaue Definition des Problems, der Suche nach einer Lösung und der anschließenden Entscheidung darüber der gemeinsamen Problemlösung. Problemdefinition Voraussetzung für die Lösung eines Problems ist die Einsicht, daß jedes Problem sowohl einen sachlichen als auch einen persönlichen Aspekt hat. Es geht um ein „sowohl als auch“ und nicht um ein „entweder oder“. Daraus ergibt sich eine Veränderung der Problemdefinition. Nicht mehr die Frage Wer das Problem hat, sondern vielmehr das Problem in seiner ganzen Größe zu erfassen und zu beschreiben ist die Aufgabe. Suche nach einer Lösung Gestaltet sich in aller Regel schwierig und zeitintensiv. Andere Meinungen und Vorstellungen sollten miteinbezogen werden Entscheidung Sie sollte jeder Seite entgegenkommen, da sie so von den Personen leichter zu akzeptieren sind, bspw. indem auch der vermeintliche „Gewinner“ Zugeständnisse macht, so daß der andere Part auch gewisse Absichten und Vorstellungen verwirklicht sieht. Phase E: faßt die normative Festlegung, die klare, eindeutige und widerspruchsfreie Fixierung der gefundenen Lösung zusammen. Die Lösung sollte auch anderen Personen bekannt sein, da das die Wahrscheinlichkeit ihrer Einhaltung weiter vergrößert. Das Niederschreiben bewahrt die Konfliktparteien des weiteren davor bereits gewonnenes Vertrauen zu mißbrauchen. Dies sollte allerdings nicht als Ausdruck für Mißtrauen, sondern eher als Schutz vor der eigenen Schwäche dargestellt werden Phase F: In dieser letzten Phase ist der Konflikt auf der sozialen Ebene bereits beendet. Doch die Konfliktbewältigung ist erst dann endgültig abgeschlossen, wenn er auch innerlich von den Parteien verarbeitet ist. --> Konfliktbewältigung endet dort wo der Konflikt begonnen hat, im Inneren der Person! Seite 6 Arbeit aus Konfliktbewältigung SS 2000 Das bedeutet aber nicht, daß der Konflikt nicht neuerlich aufleben kann. Er wird dann allerdings nicht mehr derselbe sein, da auch die Situation nicht mehr die gleiche ist. Einzelne Lösungen für eng umgrenzte Konflikte lassen sich sicherlich finden, aufs Ganze gesehen ist der Konflikt jedoch ein Phänomen der das Wechselspiel zwischen verschiedenen Personen, deren Beziehungen und einer jeweilig thematisierten Sache kennzeichnet und so grundsätzlich nicht aufzulösen ist. Es geht vielmehr darum zu versuchen ihn immer wieder aufs neue in den Griff zu bekommen - ihn zu bewältigen - weswegen wir auch von Konfliktbewältigung und nicht von Konfliktlösung sprechen. 3.2 Die kontroverse Verhandlung Das Konzept der kooperativen Konfliktbewältigung läßt sich auch auf jene Formen der Konflikthandhabe übertragen in denen gleichwertige Parteien in einer heftigen Kontroverse ein Ergebnis auszuhandeln versuchen, welches eine gütliche Einigung darstellen soll. Im Verhandeln müssen die Parteien zwei in sich spannungsgeladene Aspekt zu einem Ausgleich bringen, nämlich Gegeneinander kämpfen und miteinander kooperieren Flexibel neue Möglichkeiten erkunden und beharrlich eigene Vorstellungen verfolgen Abb. 2 Spannungsfeld einer kontroversen Verhandlung Um gleichzeitig zu kämpfen und zu kooperieren, muß eine Partei die Fähigkeit haben, sowohl sachbezogen als auch beziehungsfördernd zu handeln und zu agieren. Um auch flexibel und beharrlich zu sein, muß eine Partei die Ziele, die sie letztlich erreichen will, von den Mitteln und Wegen unterscheiden. Letztlich muß sie auch in der Lage sein, ihre eigenen Emotionen sowohl zu Beginn als auch am Ende unter Seite 7 Arbeit aus Konfliktbewältigung SS 2000 Kontrolle zu halten und auf das Ergebnis hin zu regulieren. Je extremer die Kontroversen sind desto mehr sollte man einer Grundstruktur folgen (6 Phasen der kooperativen Konfliktbewältigung), da man in extremen Kontroversen wesentlich geneigter sich von seinen Emotionen mitreißen zu lassen. 4 Formelle Konfliktbewältigung (Konfliktbewältigung durch eine dritte Partei) Sofern ein Konflikt bspw. die Form eines „kalten Krieges“ erreicht, ist es für die Konfliktparteien kaum mehr möglich, das Problem selbst in den Griff zu bekommen. Es kommt in aller Wahrscheinlichkeit zu einer Aufschaukelung und eine konstruktive Lösung des Problems wird immer unwahrscheinlicher. In solchen Fällen ist das Eingreifen einer dritten Partei nötig, andernfalls der Konflikt außer Kontrolle geraten könnte. Mäßig intensive Konflikte fordern eine Regelung, eskalierte Konflikte oder solche, in denen die Beteiligten zu keiner Einigung gelangt sind, eine autoritative Entscheidung. Je nachdem muß die dritte Person verschiedene Rollen einnehmen: Moderator, Praxisbegleiter (Coach), therapeutischer Begleiter (Supervisor), Vermittler (Regler), Schlichter (Mediator), Schiedsrichter (Richter) oder Machtinstanz. Die Rolle eines Coaches oder Supervisors sollte von externen Experten eingenommen werden, weil diese Rollen nicht zum eigentlichen Aufgabenspektrum einer Führungskraft zählen während die restlichen Rollen von Führungskräften eingenommen werden sollen. 4.1 Vorgesetzter als Moderator oder Vermittler Sofern ein Konflikt unter Mitarbeitern nicht gelöst werden kann, bzw. sie nicht willens sind, muß das Ziel des Vorgesetzten sein, Rahmenbedingungen zu schaffen, innerhalb derer die Beteiligten ihren Konflikt fair beenden können. Als Konfliktregler übernimmt der Vorgesetzte folgende Aufgaben A) Die Konflikte diagnostizieren In getrennten Gesprächen soll die dritte Partei versuchen, die erforderlichen Informationen zusammenzutragen, um die gemeinsame Aussprache gezielt vorzubereiten. Anhand der Diagnose soll der Konfliktregler auch einschätzen können, inwieweit die Parteien zu einer direkten Aussprache fähig und bereit sind. Zu diesen Fähigkeiten zählt z. B.: ein gesundes Selbstbewußtsein, die eigenen Gefühle zumindest einigermaßen kontrollieren zu können, Belastungen aushalten zu können und andere. B) Rahmenbedingungen für die Aussprache festlegen Seite 8 Arbeit aus Konfliktbewältigung SS 2000 Hemmschwellen reduzieren, um so eine Aussprache leichter möglich zu machen. Man muß hierbei aber unterscheiden zwischen externen und internen Hemmschwellen Interne Hemmschwellen, darunter fällt die Angst dem anderen unterlegen zu sein, unrecht zu haben, über den Tisch gezogen zu werden, nicht die richtigen Worte zu finden, etc. Externe Hemmschwellen sind Zwänge, wie bspw. ungenügende Zeit, Unzuständigkeit, der Führungsstil des Vorgesetzten, räumliche Trennung etc. Diese Hemmschwellen können aber auch benützt werden. Wenn in einem bestimmten Fall eine Aussprache nicht sofort herbeigeführt werden soll, kann bspw. eine dritte Partei die räumliche Trennung der Konfliktparteien anordnen (sofern sie die Möglichkeit dazu hat) Zeitraum und Zeitpunkt vereinbaren, damit sich die Parteien darauf vorbereiten können Der Raum und die Sitzordnung soll Gleichheit symbolisieren. So sollte ein kreisförmiger Tisch gewählt werden, beide „Streitparteien“ sollten neben dem Moderator sitzen, und jeder mit jedem sprechen können. Hemmschwellen, sowohl interne (z.B. die Angst Unrecht zu haben) aber vor allem externe (z.B. nicht genügend Zeit) sollten je nach Bedarf herauf bzw. herabgesetzt werden. Das kann bspw. dann notwendig sein, wenn es nicht sinnvoll erscheint die Aussprache sofort herbeizuführen. Ziel der Aussprache ist, die Zusammenarbeit wieder herzustellen. Sollte keine Vereinbarung erreicht werden können, so hat der Vorgesetzte ein Machtwort zu sprechen. C) In der Aussprache als Konfliktregler fungieren Die Rolle des Konfliktreglers klarstellen Er soll den Ablauf strukturieren, die Parteien in ein konstruktives Gespräch bringen und vor allem unmißverständlich zum Ausdruck bringen das am Ende eine verbindliche Regelung stehen muß Herstellung eines neutralen Umfelds, Unterbrechungen durch Getränke oder einen Imbiß, Einwurf humorvoller Bemerkungen zur Entkrampfung der Stimmung, etc. Mit leichten Punkten beginnen, die eine rasche Einigung zulassen. Durch Fortschritt bekommen die Leute Mut, sich auch an schwierige Themen heranzuwagen Gesamtthematik diskutieren Seite 9 Arbeit aus Konfliktbewältigung SS 2000 Die wichtigsten Themen sollten als „Gesamtpaket“ diskutiert werden, da in einem Konflikt, die einzelnen Punkte ineinanderfließen, und nicht isoliert voneinander betrachtet werden können. Des weiteren soll er gemachte Zugeständnisse, auch nur kleine aufzeichnen. Man sollte die Person aber nicht sofort auf dieses festnageln, besser ist es, sie zur Erzielung einer Einigung, meistens am Ende, zu verwenden Gefühlsgeladene Äußerungen zulassen. Ein Eingreifen ist nur dann nötig, wenn eine Seite die andere verletzt oder herabsetzt. Waffengleichheit herstellen, sprich den verbal Unterlegenen, (z.B. nicht so selbstbewußtes Auftreten) zu ermutigen oder unterstützen, eventuell Rollentausch vorschlagen. Wichtig wäre ein Gleichgewicht herzustellen D) Vereinbarung verbindlich machen Am Ende, bei Erreichen eines Ergebnisses, sollte diese Vereinbarung dingfest gemacht werden, bspw. in einem Art Vertrag festgehalten werden, der unter anderem beinhalten sollte was für ein Verhalten in Zukunft weniger/öfter gezeigt werden soll, wann und wie häufig die Überprüfung dieser Vereinbarung erfolgen soll, aber auch Sanktionen beinhalten, sofern die Vereinbarung gebrochen wird. 4.2 Externe Berater Nachdem bereits auf den Vorgesetzten und seiner Rolle als Konfliktregler eingegangen wurde soll jetzt der externe Berater oder Experte behandelt werden. Er sollte vor allem dann hinzugezogen werden, wenn sich die Führungskraft die Bewältigung eines Konflikts nicht zutraut. Er muß aber nicht notwendigerweise aus einem anderen Unternehmen kommen, so könnte bspw. jemand der Personalabteilung, sofern er sich dazu in der Lage sieht, versuchen den Konflikt unter den Personen auszuräumen. Seite 10 Arbeit aus Konfliktbewältigung SS 2000 5 LITERATURVERZEICHNIS Kellner, Hedwig, Konflikte verstehen, verhindern, lösen – Konfliktmanagement für Führungskräfte, Verlag Carl Hanser, München Wien, 1999 Schwarz, Gerhard, Konfliktmanagement – Konflikte erkennen, analysieren, lösen, Verlag Gabler, Wiesbaden, 4. Auflage 1999 Wagner, Peter, Gewinn durch Konflikte – Der Weg zum produktiven Konfliktmanager, Deutscher Sparkassen Verlag, Stuttgart, 1998 Berkel, Karl, Konflikttraining, Sauer-Verlag, 5. Auflage 1997 Glasl, Friedrich, Konfliktmanagement . Ein Handbuch für Führungskräfte, Beraterinnen und Berater, Verlag freies Geistesleben, Stuttgart, 6. Auflage 1999 Seite 11