2: Folterüberlebende, die gefährdet sind, Gewalt auszuüben

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Daphne project: 2002-039
Daphne Programme – Year 2002
Intermediate Report
Project Nr. 02/039/WYC
Title: Vorbeugende Maßnahmen und Trainings mit Folteropfern und ihren Familienangehörigen,
um die Weitergabe der erlittenen Gewalt zu verhindern.
Trainings with torture survivors and their families to prevent a transmission of
violence.
Start Date: 01. 12. 2002
End Date: 30.11.2004
Co-ordinating Organisation’s name: Behandlungszentrum für Folteropfer Berlin
Contact person: Trainings, treatment: Angelika Birck, psychologist.
Financial affairs:
Richard Grünberg, administration.
Name:
Angelika Birck, Richard Grünberg.
Address:
Turmstrasse 21, Haus K
Postal code: 10559
City: Berlin
Country: Germany
Tel. N°.: +49 30 3039060
Fax Nr.: +49 30 30614371
e-mail: [email protected], [email protected]
Partner Organisations’ names and countries:
Zebra, Zentrum zur sozialmedizinischen, rechtlichen und kulturellen Betreuung von Ausländern
und Ausländerinnen in Österreich, Oeverseegasse 26, A-8010 Graz
RCT Jutland, Rehabilitation Centre for Torture Survivors Jutland, Storegade 2, DK-6100
Haderslev, Denmark
Das Problem:
Opfer von extremer Gewalt haben ein erhöhtes Risiko, erneut Opfer von Gewalt zu werden oder
aber selbst Gewalt gegen andere Menschen auszuüben. Folteropfer leiden oft an psychischen
Erkrankungen, vor allem an komplexen posttraumatischen Störungen. Teil dieser Erkrankungen ist
in der Regel eine erhöhte allgemeine Erregung und Reizbarkeit sowie eine verminderte Fähigkeit,
eigene Impulse zu kontrollieren – damit kommt es häufig zu aggressiven Durchbrüchen, die
insbesondere das familiäre Umfeld und damit Frauen und Kinder betreffen. Wir wollen im Rahmen
des Daphne-Projekts spezielle Trainingsprogramme für Personen mit erhöhter Reizbarkeit und
aggressiven Durchbrüchen entwickeln, um das Gewalthandeln zu reduzieren. Begleitend dazu
sind Hilfsmaßnahmen für die Opfer der Gewalt innerhalb der Familien geplant. Unser DaphneProjekt konzentriert sich mit unterschiedlichen Zielen und Maßnahmen auf folgende drei
Zielgruppen:
Die Zielgruppen und die jeweils erwarteten Ergebnisse:
1.: Folterüberlebende mit akut aggressiven Durchbrüchen
Hauptziel: Beendigung des Gewalthandelns.
Unterziele: Verminderung von Häufigkeit und Intensität der Gewalt, Stärkung der eigenen
Kontrollfähigkeit, Veränderung eigener Einstellungen zum Gewalthandeln und Entwicklung eines
Problembewusstseins, Herstellung von Veränderungsmotivation, Erarbeitung von Alternativen zu
gewalttätigem Handeln (d.h. Erlernen gewaltfreien Aggressionsabbaus), Einübung dieser
Alternativen in Rollenspielen, Verbesserung der sozialen Kompetenzen (insbesondere der
1
Daphne-project: 2002-039_1
Interaktionsfähigkeit, der Konflikt- bzw. Ambiguitätstoleranz und der Empathiefähigkeit), Reduktion
intrapsychischer Anspannung und Übererregung.
Maßnahmen: Verhaltenstrainings und Lernprogramme, Stressreduktionstraining, einzeln und in
Gruppen mit wöchentlichen Sitzungen. Erkennen der Aufschaukelungsprozesse, die zur Gewalt
führen
(Eskalation
der
Erregung),
Verlangsamung
der
Eskalation
mit
Selbstbeobachtungsverfahren und durch das Erlernen von Möglichkeiten, eigene Emotionen und
Erregung zu modulieren (Time-out Verfahren, Entspannung bzw. Abbau von Erregung über
Bewegung, Aufmerksamkeitslenkung, Selbstmanagement-Training).
Aufgrund der meist chronifizierten Symtpomatik ist ein Trainingszeitraum von etwa einem Jahr (ca.
50 Sitzungen à 2h) angemessen. Vor dem Hintergrund chronischer psychischer Erkrankungen und
zusätzlicher aktueller Belastungen (Migrationsproblematik) können einigermaßen stabile
Verhaltensänderungen im Bereich Gewalthandeln kaum rascher erreicht werden.
2: Folterüberlebende, die aufgrund hoher Reizbarkeit und reduzierter Impulskontrolle
gefährdet sind, Gewalt auszuüben
Hauptziel: Prävention erneuten oder drohenden Gewalthandelns.
Unterziele: Reduktion innerer Erregung, Einübung, Erweiterung und Stabilisierung von gewaltfreien
Konfliktlösungsmöglichkeiten, Förderung der Einsicht in die Funktion eigenen Gewalthandelns,
Aktivierung sozialer Kompetenzen (mit dem Schwerpunkt auf der Reduktion von Schuld- und
Unzulänglichkeitsgefühlen, Verstärkung positiver Selbstwahrnehmung), dadurch verbesserte
soziale Integration, Resozialisierung und nachhaltige Motivation zum andauernden Gewaltverzicht.
Maßnahmen: Erlernen von Möglichkeiten, eigene Emotionen und Erregung zu modulieren (Timeout Verfahren, Entspannung bzw. Abbau von Erregung über Bewegung, Aufmerksamkeitslenkung,
Selbstmanagement-Training). Lernen, zwischen heftigen Emotionen (z.B. Wut, Trauer) und
Handeln zu unterscheiden, in der Folge starke Emotionen akzeptieren können, ohne gewaltvoll
Handeln zu müssen. Gruppenarbeiten zum Einüben alternativer Handlungsweisen, vor allem
gewaltfreien Konfliktlösens, Ressourcenarbeit, Anregung von Einsichtsprozessen (Ursachen und
Funktion eigenen Gewalthandelns), Training sozialer Kompetenzen. Wöchentliche Treffen, gegen
Ende der Trainingsphase (50 Sitzungen à 2h) Verringerung der Frequenz auf alle zwei Wochen
bzw. einmal pro Monat.
3: Familienmitglieder (Kinder, Frauen, Jugendliche), die Opfer von Gewalt wurden
Hauptziel: Schutz vor erneuter Gewalt.
Unterziele: Verbesserung der Möglichkeit, sich selbst zu schützen (z.B. Fluchtmöglichkeiten,
Hilfsangebote wahrnehmen); Psychoedukative Ansätze (klare Zuschreibung von Verantwortung für
die Gewalt, damit psychische Entlastung, Selbstwert-Steigerung), Enttabuisierung der erlittenen
Gewalt in Gruppen von Gleichbetroffenen, Streßreduktion. Elternarbeit zum verbesserten Schutz
von betroffenen Kindern. Förderung von Ressourcen und sozialen Kompetenzen, Initiierung von
Selbsthilfemaßnahmen.
Maßnahmen: Soziale und psychologische Beratung, Ressourcenorientierte Arbeit im Hinblick auf
Schutzmaßnahmen, gemeinsame Aktivitäten, um zumindest Inseln von Sicherheit, Freude und
Spaß zu ermöglichen. Erweiterung von Handlungsspielräumen, Anleitung von Selbsthilfegruppen.
Elternberatung zur Verbesserung des Schutzes von betroffenen Kindern. Bei Kindern und
Jugendlichen, die Opfer von Gewalt wurden: bei Bedarf kinderpsychotherapeutische Maßnahmen.
2. Implementation of the project
(In this part, please answer the following points: Amongst the planned activities, outline those that
were implemented. Likewise, outline those that were not implemented and explain the
underlying reasons thereof. Were any unforeseen activities implemented? Did you revise the
timetable at any point and why? Describe the role, the activities and the contributions of every
partner.)
2
Daphne-project: 2002-039_2
Tabelle 1: Ursprünglicher Zeitplan und aktueller Stand der Maßnahmen
Month
Planned Activities
Implementation
12.2002
Bildung von Kleingruppen in den einzelnen
Organisationen, die die Einheiten der Trainingsprogramme mit unterschiedlichem theore-tischen
Hintergrund für alle 3 Zielgruppen (ZG) bilden,
Einschulung der Dolmetscher.
Austausch zwischen den Partnerorganisationen über
die geplanten Trainingskonzepte, Modifikationen,
nötige organisatorische Vorarbeiten in den
Institutionen.
Beginn der Interventionen für ZG 1,2: Detaillierte
Eingangsdiagnosen, Aufstellen von Ein- und
Ausschlusskriterien für die geplanten Interventionen.
Erfüllt.
BZFO : Nora Balke, Angelika Birck
Zebra : Ingrid Egger, Edith Glanzer
RCT : Helle Vieen, Niels Krustrup
1.2003
2.2003
3.2003
Vorbereitung für Interventionen von ZG 3,
Informationsveranstaltung zur Enttabuisierung der
Erkrankung.
4.2003
5.2003
Erstes Treffen der Projektbeteiligten.
Diagnostische Abklärung der Familien, Bildung von
Trainingsgruppen von Familien-angehörigen, die in
der Familie Opfer von Gewalt wurden (ZG 3).
Erfüllt, dabei Konzentration auf Gruppenkonzepte
aufgrund von ökonomischen Überlegungen.
Erfüllt, Ausschlusskriterien : akute Suizidalität oder
Fremdgefährdung, floride psychotische
Erkrankungen.
Unforseen activity: Entwicklung eines BilderFragebogens zur Symptomatik, der auch für
Patienten mit geringer Schulbildung und
Analphabetinnen geeignet ist.
Entwicklung eines Konzepts für eine niederschwellige Informationsveranstaltung mit 4
ehemaligen Patienten des BZFO als
Vertrauenspersonen und Multiplikatoren.
In Berlin, 3.-4.3.2003.
Arbeit mit Familienangehörigen innerhalb der
jeweiligen Familien, nicht in Gruppen aufgrund von
unterschiedlichen Sprachen und der
Schamproblematik der Angehörigen; einige
Angehörige wurden ebenfalls in ZG1 oder ZG2 für
entsprechende Maßnahmen aufgenommen.
3
Daphne-project: 2002-039_3
(Fortsetzung von Tabelle 1)
Month
6.-12.
2003
7.2003
Planned Activities
Konkrete Trainingsmaßnahmen für ZG 1+2
8.2003
Trainingsgruppe von Jugendlichen, die gefährdet
sind, Gewalt anzuwenden ZG2,
Weiterführung der laufenden Einzel- und
Gruppenarbeit für alle 3 Zielgruppen.
2. Treffen der Projektbeteiligten.
Beginn des Trainings zur Gewaltprävention.
Anregung und Erprobung der Selbsthilfe-gruppe.
9.2003
10.2003
11.2003
12.2003
Beginn der Interventionen für ZG3
1.2004
Weiterführung der laufenden Einzel- und
Gruppenarbeit für alle 3 Zielgruppen.
Zwischenanalyse, Fallbesprechung.
2.2004
Anregung einer Selbsthilfe- und Freizeitgruppe.
3.2004
Laufende Interventionen für ZG 1+2.
4.-9.2004 Weiterführung der laufenden Einzel- und
Gruppenarbeit.
5.2004
3. Treffen der Projektbeteiligten in Jutland.
6.2004
7.2004
8.2004
9.2004
10.2004
11.2004
Fest für alle Patienten und Patientinnen des BZFO.
Gespräche mit TeilnehmerInnen der
Selbsthilfegruppe.
Beginn der katamnestischen Gespräche.
Ende der gesamten Trainingsmaßnahmen.
Abschließende Auswertung und Interpretation.
4. Treffen der Projektbeteiligten in Berlin,
Publikationen.
Implementation
Psychoedukative Gruppen, Interkulturelle Gruppe,
Einzeltrainings.
Kinder- und Jugendlichen-psychotherapeutische
Maßnahmen. Angehörigengespräche, Elternarbeit
bisher nicht in Gruppen, sondern einzelne Familien
zusammen.
Frauengruppen für Kurdinnen und
Tschetscheninnen.
Veränderung des Vorhabens: Für Jugendliche trafen
z.T. die Kriterien für ZG2 und ZG3 zu, es wurde eine
Jugendgruppe für beide Zielgruppen gestaltet.
In Graz, 25.-30.9.2003
Männergruppe.
Eine Selbsthilfegruppe ging aus der interkulturellen
Gruppe hervor.
Erfüllt. Zwischenbericht entsteht, Informationsveranstaltung mit ehemaligen Patienten.
Kontinuierliche Supervisionen und kollegiale
Intervisionen alle 2 Wochen für Trainer/ Behandler
wie auch für Dolmetscher.
Die im 8.03 beschriebene Jugendgruppe wird neue
Teilnehmer aufnehmen und erhält ab ca. Ende 2003
den Charakter einer nach und nach selbst
organisierten Freizeitgruppe.
Aus terminlichen Gründen vorverlegt auf Ende April
2004.
Publikationen mit Hinweis auf die Förderung durch
die EU: Artikel zur Psychoedukativen Gruppe ist
bereits in Arbeit, ein ausführliches Manual ist
geplant. Etwa 3/2004 erscheint ein Sonderheft der
Zeitschrift für Psychotrauma-tologie und
Psychologische Medizin zum Thema Traumatisierte
Flüchtlinge.
4
Daphne-project: 2002-039_4
Implemented Measures in detail :
Interventionen für die Zielgruppen
1.: FOLTERÜBERLEBENDE MIT AKUT AGGRESSIVEN DURCHBRÜCHEN
Männergruppe :
Für Männer, die über Probleme mit aggressiven Ausbrüchen klagen, andere dadurch verletzen,
dies nicht wollen ; oder für Männer, die sich von ihren aggressiven Phantasien bedroht fühlen,
dadurch zurückziehen und in die Isolation geraten. Geleitet von 2 männlichen PsychodramaTherapeuten und einem Dolmetscher, 8 Kurden, Männer, 1x wöchentlich, ca. 15 Sitzungen
(Beginn: September 2003).
Interventionen in den 4 Phasen der Gruppe :
1. Kennenlern-Phase (3 Sitzungen): Vorstellen, Regeln finden, einfache Techniken zur
Stressreduzierung lernen.
2. Annäherung an das Thema (2 Sitzungen): Information über erhöhte Erregung,
Belastungssituationen, Stress und PTBS, Problemstellung und Ziele erarbeiten, weiterführende
Techniken zur Stressregulierung üben.
3. Bearbeitungs-Phase (7 Sitzungen): Bearbeitung konkreter Situationen mit aggressivem
Verhalten – szenisch und personenbezogen, Erarbeitung der persönlichen Dispositionen,
Änderung der Einstellungen, Verhaltensmodifizierungen, Interventionen zur Veränderung der
Stress- und aggressionsauslösenden Umstände.
4. Abschluss-Phase (3 Sitzungen): Entwicklung eines Aggressionen ableitenden Rituals –
Planen, Vorbereiten und Durchführung des Rituals, Auswertung und Integration der
Erfahrungen.
Ziele:
 Erhöhung der Selbstregulierungsfähigkeiten,
 Erlernen eines besseren und kontrollierteren Umgangs mit den eigenen Aggressionen und
aggressiven Phantasien,
 Einsichten in die eigenen, Aggressionen fördernden Persönlichkeitsstrukturen,
 Änderungen der individuellen Einstellungen und Haltungen zur Gewalt,
 Verhaltensmodifikationen,
 Erhöhung der sozialen Kompetenzen,
 der Tendenz zur sozialen Isolierung entgegen wirken,
 Tendenzieller Aggressionsabbau.
Einzeltrainings mit 8 Männern und 4 Frauen, die an einer Gruppe nicht teilnehmen wollten oder
konnten (z.B. sprachliche Gründe, starke Symtomatik, die die Teilnehme an einer Gruppe
erschwert, etwa starke Konzentrationsstörungen, „störendes“ Verhalten etc. Ziele und Maßnahmen
im Einzelsetting analog zu jenen der Gruppe.
2: FOLTERÜBERLEBENDE, DIE GEFÄHRDET SIND, GEWALT AUSZUÜBEN
Psychoedukative Gruppen zur interkulturellen Traumatherapie (PEGI):
In der Zusammenarbeit von BZFO Berlin, Zebra Graz und RCT Jutland ist ein Konzept für
Psychoedukative Gruppen entstanden, das im BZFO Berlin bisher in zwei verschiedenen
Trainingsgruppen angewendet wurde. Die Gruppen umfassten einmal 6 und einmal 7 Personen,
die sich zusammen mit 2 Dolmetschern und 2 Therapeutinnen (Nora Balke, Gestalttherapie und
Angelika Birck, Verhaltenstherapie) zu jeweils 10 Sitzungen à 2h trafen.
Bisherige Gruppenteilnehmer waren insgesamt 8 Männer und 5 Frauen; in der ersten Gruppe
waren die Teilnehmer Kurden und Iraner, in der zweiten Gruppe Bosnier und Kosovo-Albaner,
jeweils Personen mit unterschiedlichem Bildungsgrad. Die Interventionen waren niederschwellig,
kognitiv-orientiert und übend.
Ziele:
 Informationen über die genaue Art der Erkrankung, damit verbundene Beschwerden
(insbesondere hoher Erregung und Reizbarkeit sowie Impulskontrollstörungen),
Behandlungsmöglichkeiten und Prognosen,
 Informationen über die Angebote und Grenzen des BZFO,
5
Daphne-project: 2002-039_5




emotionale Entlastung durch den Austausch mit anderen Betroffenen in der Gruppe,
Vermittlung von Fertigkeiten und Kompetenzen zum Umgang mit Symptomen: Verfahren,
um erhöhte Erregung zu modulieren und sich wieder zu beruhigen, Verhaltensweisen, die
Stimmung und Erregung beeinflussen; Fertigkeiten zum Umgang mit Belastungen – z.B.
externe Belastungen oder psychische Belastungen durch Alpträumen und Schmerzen etc.;
Durchführung von Übungen zur Erregungsmodulation und zum Stressmanagement,
Einübung von stärkenden Verhaltensalternativen (Ressourcen) –
Lenkung des
Aufmerksamkeitsfokus auf Dinge, die als angenehm erlebt werden.
Bisher gibt es nur wenige psychoedukative Gruppenkonzepte für Traumatisierte, es ist kein
Konzept bekannt, in dem interkulturelle Überlegungen eine Rolle spielen. Unser Anliegen war es,
ausgehend von den sozialisationsgebundenen Überzeugungen und Kenntnissen der Menschen,
die bei uns Hilfe suchen, jedoch in Auseinandersetzung mit den Werten und Vorstellungen von uns
als Helfer, zu einer in den wesentlichen Punkten möglichst gemeinsamen Sichtweise des
Problems zu gelangen bzw. Unterschiede, die nicht integriert werden können, differenziert und klar
zu benennen (z.B. verstehen manche Menschen Träume zukunftsorientiert, für andere entstehen
Trauminhalte aus eigenen Erinnerungen an Vergangenes. Ein gemeinsames Verständnis könnte
beinhalten, dass sich Träume auf das eigene Leben beziehen, aber nur der Träumer selbst weiß,
ob im Traum Vergangenes oder Zukünftiges zum Ausdruck kommt.) Gegensätzliche Einstellungen,
z.B. mit aktivem Handeln eine Krankheit zu beeinflussen vs. sie mit schicksalhafter Ergebenheit zu
tragen, wollten wir im Sinne von „sowohl - als auch“ dialektisch bearbeiten (z.B. hat das Schicksal
jemanden zu ins Behandlungszentrum geführt, wir bieten Hilfe an, an der sich Hilfesuchende
jedoch aktiv beteiligen müssen). Zur Veranschaulichung und Diskussion der häufigsten Symptome
in den PEGI-Gruppen (diese waren vor allem Übererregung, Anspannung, Angst und Nervosität)
wurde im BZFO ein Bilderfragebogen entwickelt, den wir zur Einschätzung der individuellen
Symptomatik der Gruppenteilnehmer am Anfang und Ende der PEGI-Gruppen benützt haben (vgl.
Evaluation).
Interkulturelle Gruppe:
9 Teilnehmer, 5 Männer und 4 Frauen aus unterschiedlichen Ländern, daher waren deutsche
Sprachkenntnisse Voraussetzung. 15 Sitzungen à 2,5 h (Januar bis April 2003 – danach als
Selbsthilfegruppe autonom), geleitet von einem Psychodrama-Therapeut und einer Konzentrativen
Bewegungstherapeutin.
Ziele:
 Eigene Stärke spüren, ohne Gewalt auszuüben – Differenzieren von selbstsicherem und
starkem vs. gewalttätigem Verhalten.
 Ohnmacht, Trauer und Schmerz empfinden dürfen und lernen, diese Empfindungen zu
modulieren, ohne gewalttätig zu werden (Verhaltens- und Erlebensalternativen).
 Eigene Ressourcen und Stärken entdecken und sie mit anderen in der Gruppe teilen.
Einzeltrainings mit insgesamt 17 Personen: Individuelle abgestimmte Maßnahmen zu
Psychoedukation, Symptomreduktion (insbesondere Reduktion der Erregung, Erlernen von
Möglichkeiten der Selbststeuerung), Ressourcenaktivierung u.ä. wie in den Gruppen beschrieben.
2.3.3. ZG 3: Für Familienmitglieder (Kinder, Frauen, Jugendliche), die Opfer von Gewalt
wurden
Expertengruppe / Konzeption einer Informationsveranstaltung:
In die Konzeption und Planung von Informationsverantaltungen für neue Patienten des BZFO, die
an aggressiven Durchbrüchen leiden, wurden vier ehemalige Patienten mit einbezogen. Dies
waren vier Frauen und Männer aus unterschiedlichen Ländern, die vor Jahren im BZFO Hilfe
erhalten hatten und angeboten hatten, auch selbst anderen Hilfe anzubieten (alle ausgebildet in
pädagogischen oder helfenden Berufen). In Diskussionen zwischen diesen vier „Experten“ und
zwei Mitarbeitern des BZFO (Frank Merkord, Psychodrama-Therapeut, Angelika Birck,
Psychologin und angehende Verhaltenstherapeutin) wurden Informationen ausgewählt, die neue
Patienten von Ehemaligen erhalten sollen und Themen gesammelt, die besprochen werden sollen
(wozu ist das BZFO da, welche Art von Hilfe kann es leisten und was nicht – wie unterscheidet
sich dieses Hilfsangebot von den Hilfen der Heimatländer, d.h. Kulturspezifik). Wir nahmen an,
dass die Ehemaligen solche Informationen besser vermitteln können als Mitarbeiter des Zentrums,
6
Daphne-project: 2002-039_6
da sie von Neuen eher als kompetent wahrgenommen werden, weil sie Selbes erfahren haben
(Migration, Behandlung im BZFO) und daher aus der Erfahrung heraus Auskunft geben können
und vielleicht eher als Vertrauenspersonen wahrgenommen werden.
Es wurde eine niederschwellige Informationsveranstaltung geplant, die von den Ehemaligen,
den „Experten“, auf deren Wunsch hin gemeinsam mit zwei Mitarbeitern des BZFO durchgeführt
werden sollte. Die Veranstaltung soll wichtige Informationen als Kurz-Referate vortragen, danach
aber in Diskussionen, Kleingruppen o.ä. die spezifischen Bedürfnisse der neuen Patienten
aufgreifen. Eine erste Informationsveranstaltung dieser Art hat am 1. Dezember 2003
stattgefunden. Acht neue Patienten waren dazu eingeladen worden (nicht mehr, um noch jedem
eine rege Teilnahme an der Diskussion zu ermöglichen), fünf nahmen teil. Die beiden Experten
(ein Tamile aus Sri Lanka und eine Iranerin, die beide vor Jahren im Behandlungszentrum für
Folteropfer behandelt worden waren) berichteten über ihre Probleme, Beschwerden und
Erfahrungen mit Therapie (anfängliche Vorbehalte, kulturelle Unterschiede, wichtige Wendepunkte
etc.) und darüber, wie sie heute leben, was sich durch die Therapien verändert hatte und welche
Probleme weiterhin bestehen, aber in das Leben integriert werden konnten (z.B. veränderter
Umgang mit weiterhin in Belastungssituationen auftauchenden Alpträumen). Die fünf Teilnehmer
der Informationsveranstaltung konnten Fragen stellen, die von den beiden Experten sehr
individuell und persönlich beantwortet wurden. Ein intensiver Erfahrungsaustausch fand statt, der
vermutlich alle Teilnehmer, neue Patienten wie Ehemalige und professionelle Helfer, sehr
berührte. Unsere ersten Erfahrungen mit ehemaligen Patienten als Informationsvermittler sind sehr
positiv, wir planen, solche Veranstaltungen in größerem Rahmen zu wiederholen.
Kurdische Frauengruppe:
6 kurdische Frauen trafen sich mit einer Dolmetscherin und zwei Therapeutinnen (Mechthild WenkAnsohn, Ärztin, Atemtherapie, tiefenpsychologisch fundierte Therapie; Claudia Kruse,
Sozialarbeiterin, angehende Gestalttherapeutin) einmal wöchentlich für 2 Stunden. Die Gruppe
begann im Juni 2003 und ist für ein Jahr geplant.
Themen und Ziele der Gruppe:
 Umgang mit Gewalt durch Ehemänner u.a. Familienangehörige, Möglichkeiten, sich zu
schützen, in Sicherheit zu bringen oder Hilfe zu holen;
 Exilsituation und Handlungsspielräume im Exil (welche Hilfsangebote gibt es, welche sozialen
Kontaktmöglichkeiten kann man wahrnehmen etc. – die eigene Isolation durchbrechen),
 Verlust der Heimat, von Familienangehörigen, Trauer
 Ressourcenarbeit (was gibt Kraft?).
Methoden der Arbeit: Diskussionen, Rollenspiele und Trainings im Rollentausch, Körperübungen
(die eigene Kraft spüren, sich wehren), kreative Methoden.
Tschetschenische Frauengruppe: 8 Frauen, 3.-9.03, wöchentliche Termine à 2h, insgesamt 19
Sitzungen. Die Frauen trafen sich mit einer Psychiaterin/Psychoanalytikerin, einer Konzentrativen
Bewegungstherapeutin und einer Dolmetscherin.
Themen und Ziele der Gruppe:
 Trauer über den Verlust von Angehörigen und der Heimat
 Ressourcenarbeit, Förderung von Sicherheit und Vertrauen durch stabilisierende,
körperorientierte und imaginative Techniken (z.B. Gestaltung eines sicheren Ortes),
 Problemlösetrainig bezüglich aktueller Herausforderungen im Exil (praktische
Alltagsfragen),
 Austausch über kulturell verschiedene Erziehungsstile, Erziehungsberatung,
 Kosten-Nutzen-Analysen zur Motivierung von Verhaltensänderungen
 Aufbau von gewaltfreien Verhaltensalternativen in der Kindererziehung,
 Einübung von gewaltfreiem Erziehungsverhalten im Rahmen eines Mutter-KindWochenendes, das gemeinsam von Teilnehmerinnen und Therapeutinnen gestaltet wurde
und zusammen außerhalb von Berlin verbracht wurde.
Frauenselbsthilfegruppe Musiktherapie: 6 Frauen unterschiedlicher Herkunft, hervorgegangen
aus einer früheren Musiktherapiegruppe, die sich vom 1.-6.03 alle 2 Wochen selbständig trifft, um
Musik zu machen und Gemeinschaft zu erleben, dies ist gerade im Exil wichtig, da vergangene
7
Daphne-project: 2002-039_7
Bezüge verloren gegangen sind. Die gegenseitige Stützung und Hilfe fördern Selbstvertrauen und
konstruktive Problembewältigungstechniken.
Familien- und Angehörigengespräche:
Diese fanden individuell statt, indem Angehörige von sieben verschiedenen Familien, in denen ein
Mitglied gewalttätig geworden war, jeweils familienbezogen zu beratenden Gesprächen
eingeladen wurden. Neben Gesprächen mit den von Gewalt betroffenen Kindern und Ehefrauen
(selten Ehemänner) gab es auch Familiengespräche, an denen die gewalttätigen Mitglieder der
Familie teilnahmen und gemeinsam Vereinbarungen getroffen wurden, die das gewalttätige
Verhalten reduzieren und konstruktive Verhaltensalternativen (z.B. Täter soll den Raum verlassen,
Möglichkeiten für Familienmitglieder, sich Hilfe zu suchen) aufbauen sollten. Daneben war wichtig,
dass Täter die Verletzungen, die sie anderen durch ihr Gewalthandeln zugefügt hatten,
anerkannten und dafür die Verantwortung übernahmen. Danach
konnten individuelle
Möglichkeiten von Entschuldigung oder Entschädigung/Ausgleich gesucht werden. Erschwerend
war häufig, dass Ehefrauen und ihre Kinder sich in einem sehr großen Abhängigkeitsverhältnis
vom gewalttätigen Ehemann befanden (aufenthaltsrechtlich, sozial), aus dem sie sich nicht
befreien konnten (z.B. wenn eine Scheidung für Frauen und Kinder den Verlust ihrer
Aufenthaltsbewilligung in Deutschland bedeutet und zur Abschiebung in eine ungewisse Zukunft in
ein Herkunftsland führt, in dem alleinerziehende Frauen gesellschaftlich häufig stigmatisiert sind
und sich nur schwer eine Existenzgrundlage erarbeiten können).
ZG 2 und 3 gemischt :
Jugendlichengruppe:
Jugendlichengruppe, mit Freizeitaktivitäten: 7 Jugendliche verschiedener ethnischer Herkunft
trafen sich ab dem 1.8.2003 etwa alle zwei Wochen zu gemeinsamen Freizeitaktivitäten (Sport,
Kino etc.). Sie verbrachten mit einer Sozialarbeiterin und einem Psychodrama-Therapeuten ein
gemeinsames Wochenende, an dem erlebnispädagogische und soziotherapeutische
Interventionen ein stabiles Gemeinschaftsgefühl förderten. Ziel dieser Aktivitäten ist eine
Vernetzung der Jugendlichen untereinander, um Probleme des Lebens im Exil durch gemeinsame
Problemlösungsversuche zu bewältigen und so Selbstbestätigung zu erfahren.
Zusammenarbeit der Organisationen (BZFO Berlin, Zebra Graz, RCT Jutland)
Alle Maßnahmen wurden im BZFO Berlin implementiert. Die Partnerorganisationen Zebra Graz
und RCT Jutland hatten eine beratende Funktion, es fand in Newslettern, e-mail Diskussionen und
bei den beiden Arbeitstreffen ein reger Austausch von Informationen und Materialen zum Projekt
statt (Austausch über bisherige Behandlungs- und Trainingskonzepte für die Zielgruppen sowie
über die Schulungen für Dolmetscher und hisherige Maßnahmen zur Qualitätssicherung,
Austausch von entsprechenden Materialien. Konzeption und Planung der Maßnahmen für die
Zielgruppen im Rahmen der Newsletter, die ein email-Diskussionsforum bildeten, sowie bei den
Arbeitstreffen in Berlin und Graz. Konzeptionelle Überlegungen, Planung der Interventionen).
Dolmetscherschulungen sowie regelmäßige
Supervisionen fanden auch in
den
Partnerorganisationen statt. Zebra Graz beteiligt sich an einer gemeinsamen geplanten Publikation
zur Berücksichtigung kultureller Differenzen in der Arbeit mit Folterüberlebenden. In allen drei
Organisationen war eines der größten Probleme der unsichere Aufenthaltsstatus der Patienten mit
der verbundenen damit existentielle Unsicherheit, die die therapeutischen Prozesse behindert,
sowie konfliktreiche Dialoge mit Behörden in ausländerrechtlichen Angelegenheiten.
8
Daphne-project: 2002-039_8
Tabelle 2: Anzahl der Begünstigen geordnet nach Zielgruppen und Maßnahmen.
Zielgruppe
Maßnahmen
ZG 1.: Folterüberlebende Männergruppe
mit
akut
aggressiven Einzeltrainings
Durchbrüchen.
Anzahl
Begünstigen
Maßnahme
8 Männer
12 Personen
ZG 2: Folterüberlebende, 2 Psychoedukative Gruppen 13 Personen
die gefährdet sind, Gewalt Interkulturelle
Gruppe
auszuüben.
Einzeltrainings
9 Personen
17 Personen
ZG 3: Familienmitglieder Kurdische Frauengruppe
6 Frauen
(Kinder,
Frauen, Tschetschenische
8 Frauen
Jugendliche), die Opfer Frauengruppe
von Gewalt wurden.
Kinder- und Jugendlichen- 7 Personen
psychotherapie
Angehörigengespräche
7 Familien
Frauenselbsthilfegruppe
6 Frauen
ZG 2 und 3 gemischt.
Jugendlichengruppe
7 Personen
der Anzahl
pro Begünstigen
Zielgruppe
20 Personen
der
pro
39 Personen
34 Personen
7 Personen
3. Results and impacts of the project
Evaluation
Am Ende aller Gruppentrainings findet eine Sitzung statt, der der Rückmeldung der Teilnehmer
dient. Unsere bisherigen Erfahrungen zeigten, dass Menschen die zu uns kommen in der Regel
sehr zurückhaltend mit Kritik umgehen (das Äußern von Kritik ist in einigen Herkunftskulturen der
Hilfesuchenden nur wenig gestattet, vor allem dann nicht, wenn man sich in einer untergeordneten
sozialen Position befindet). Deutlich mehr Anregungen erhielten wir in den Gruppen immer, wenn
nicht allgemein nach Kritik gefragt wurde, sondern den Teilnehmern verdeutlicht wurde, dass die
Therapeuten auch in Zukunft ähnliche oder andere Gruppen planen und daher Hilfe für die
Verbesserung ihrer Vorgehensweisen brauchen. Bisherige Rück-meldungen aus Gruppen fielen
sehr gut aus, z.T. äußerten sich Gruppenteilnehmer spontan dem Folge-Therapeuten gegenüber
positiv über die Daphne-Aktivitäten.
Zur Evaluation war außerdem ein standardisierbarer symptombezogener Vorher-Nachher
Vergleich geplant. Aufgrund des häufig niedrigen Bildungsniveaus bei unseren Teilnehmern der
Daphne-Maßnahmen und damit einher gehenden Schreib- und Leseschwächen war die breite
Anwendung von bereits existierenden Fragebogenverfahren zur Einschätzung von Reizbarkeit und
Übererregung schwierig. Selbst Personen, die alphabetisiert waren, hatten aufgrund ihrer
Symptomatik (insbesondere durch starke Konzentrationsstörungen) Probleme, Fragebogen
schriftlich zu beantworten. Als Ausweg haben wir zur Veranschaulichung und Diskussion der
Symptome und zur Evaluation der Interventionen einen Bilderfragebogen entwickelt (die
Notwendigkeit dieser Maßnahme ergab sich erst während des Projektes, sie war nicht vorab
geplant).
Der Bilderfragebogen enthält 12 der wichtigsten Symptome unserer Patienten im Bereich
komplexer posttraumatischer Störungen (Nervosität, Angst haben, Selbstmordgedanken,
Schlafstörungen, Alpträume, Wutausbrüche, intrusive Gedanken, vermeiden und vergessen
wollen, Einsamkeit, sich selbst verlieren/vergessen, Trauer, Schmerzen). Jedes Symptom ist
bildhaft dargestellt, die Bedeutung wird gemeinsam besprochen, bevor jeder Teilnehmer auf einer
visuellen Skala (6-stufig) angibt, wie stark er momentan am jeweiligen Symptom leidet. Der
Bilderfragebogen ist nicht evaluiert und hat daher nur eine unbestimmbare Testgüte.
Der in der ersten und letzten Stunde verwendete Bilderfragebogen liefert natürlich keine validen
Testergebnisse, sondern eher Hinweise auf die Symptomatik unbestimmter Qualität. Die Hinweise
gehen in die Richtung einer deutlichen Verbesserung der Symptomatik. Teilnehmer der
psychoedukativen Gruppeninterventionen beschrieben Verbesserungen in den Bereichen Angst,
sich viele Gedanken machen, traurig sein und oft wütend werden. Keine Verbesserungen wurden
berichtet bezüglich Konzentrationsstörungen und dissoziativer Symptome beobachtet. Die
9
Daphne-project: 2002-039_9
Rückmeldungen der Teilnehmer zu den Gruppen waren bisher überwiegend positiv. Als sehr
entlastend wurde bewertet, mit anderen Menschen, die Ähnliches erlebt haben und an ähnlichen
Beschwerden leiden, in Kontakt zu kommen und gemeinsam die eigene Erkrankung besser zu
verstehen. Die Diskussionen zur Symptomatik wurden als erleichternd empfunden, die eigenen
Beschwerden würden nun nicht mehr so viel Angst machen, weil sie erklärt und besser verstanden
worden seien. Die Erfahrung, sich gegenseitig geholfen zu haben, wurde auch als positiv bewertet.
Die Übungselemente zur Reduktion von Spannung und zur Regulation von Emotionen sowie zur
Unterbrechung von Eskalationsprozessen wurden gut angenommen. Die Teilnehmer beschrieben
eine Entlastung und Verringerung des Anspannungs- und Stressniveaus und damit eine reduzierte
Wahrscheinlichkeit für eine Kulmination der Übererregung bis hin zu aggressiven Durchbrüchen.
4. Dissemination and follow-up
Verbreitung
Unsere bisherigen Überlegungen und Erfahrungen im Rahmen des Daphne-Projekts wurden
zwischen den drei teilnehmenden Organisationen ein einem e-mail Newsletter ausgetauscht, der
bisher vierteljährlich erschien. Zusätzlich dazu fand zwischen den Organisationen ein reger
Austausch von Materialien (Fragebogen, Beschreibungen verschiedener Therapiekonzepte,
Evaluationskonzepte etc.) statt.Zum neu entwickelten Pegi-Konzept (Psychoedukative Gruppen
zur interkulturellen Traumatherapie) ist ein Artikel in Arbeit, der demnächst in einer Fachzeitschrift
veröffentlicht werden soll, darin wird auf die finanzielle Unterstützung durch die EU im Rahmen des
Daphne-Programmes hingewiesen. Außerdem wird im Frühjahr 2004 ein Sonderheft der Zeitschrift
für Psychotraumatologie und Psychologische Medizin zum Thema Traumatisierte Flüchtlinge
erscheinen, herausgegeben von Angelika Birck, in dem Autoren aus verschiedenen Behandlungsund Beratungszentren für Flüchtlinge und Folterüberlebende ihre Vorgehensweisen in Beratung,
Diagnostik und Therapie beschreiben und dabei die besondere Arbeitsweise im interkulturellen
Kontext. U.a. wird Ingrid Egger von Zebra Graz einen Beitrag zur Behandlung im interkulturellen
Kontext schreiben und darin die klinische Arbeit mit Dolmetschern und Kultur-Experten ausführlich
darstellen. In allen Veröffentlichungen wird auf die Förderung des Daphne-Projektes durch die
Europäische Union hingewiesen.
5. Conclusions
Our project developed training and treatment approaches for torture survivors and their families
with the aim to reduce the transmission of violence into the families. Together with our partner
organizations we focussed on culture sensitive group approaches. Interpreters were integrated into
our measures. We had many different offers for our beneficiaries, e.g. individual and group
approaches, trainings for women only, psychoeducational groups for women and men, treatment
groups for violent men, individual training and treatment etc. Therefore, problems could be
addressed very individually. Primary evaluations showed that many beneficiaries had learned to
regulate hyperarousal and anger. They understood individual escalation processes and therefore,
they were able to interrupt the escalation more often by finding alternative non-aggressive
behaviours (e.g. leaving the room). Psychoeducational measures were important in reducing
feelings of shame and guilt because of posttraumatic symptoms, discussions with others who had
the same problems lead to understanding and relief and by this, to reduced arousal. The reduction
of stress and arousal decreased the risk for culminating anger and aggressive outbursts. These
are only preliminary results, measures have to be continued to lead to long-term effects. Chronic
symptoms as hyperarousal and aggression stemming from torture cannot be cured in short term
therapy and training. Despite our positive preliminary results, relapses are to be expected. Longterm effects are yet unclear.
This work with aggressive torture survivors was only possible with the help of regular exchange
with other professionals (within the BZFO team, with partner organizations) and with extensive
supervision. Dissemination of our results is beginning right now as a publication about culture
sensitive training and therapy with torture survivors is planned for April 2004. Other publications
and conference reports about group trainings, treatment and psychoeducation with torture
survivors and about other measures, which are part of the Daphne project are planned.
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Daphne-project: 2002-039_10
ANNEX: KEYWORDS
Beneficiaries
X Children
X Young people
X Women
Daphne Objectives
Areas
Support to the collaboration of X Sexual violence
organisations
X
Support to multidisciplinary X Gender violence
networks
X Exchange of good practices
X Violence in family
X Violence in domestic
 Studies
context
Specific groups
Support to public awareness
 Violence in schools
 Homosexuals
 Information campaign
 Violence in institutions
X Migrants
X Information sources
 Violence in urban areas
X Refugee
X Recognition and reporting
 Violence in rural areas
X Asylum seekers
 Violence in the work place
 Trafficked persons
 Trafficking in human beings
X Ethnic minorities
Specific Objectives

Commercial
sexual
exploitation
X Prevention of violence
 Handicapped
 Internet
 Domestic workers
 Protection from violence
 Child Pornography
X Treatment of victims
X Racism
 People in prostitution
X Reintegration of victims
 Elderly
 Self-harm
X Counselling victims
 Prisoners
 Physical punishment
X Support to families
 Female genital mutilation
Targeted Audience
X Health impacts
 Legislative measures
X Violent men
X Treatment of offenders
X Perpetrators / offenders  Reintegration of offenders
Instruments
X Public Authorities
X Network with NGOs
 Multisector network ???
 General Public
X Medical staff
 Awareness-raising
X Dissemination of good
 Educational staff
practice
 Police staff
 Guidelines / Counselling
 Judicial staff

Models
(analysis
/
development)
X
Training
 Media / Journalists
X Production of materials
 Conference / seminar
 Telephone / Internet
Helpline
 Field work
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