REFLEXION AUS PUBLIZISTIK UND KOMMUNIKATIONSWISSENSCHAFTEN Mag. Nessmann-Blümel Anette Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaften LV 180.341 WS 2007/08 „Reflexion aus Interpersonaler Kommunikation“ Clemens Graf 0660304 Interpersonale Kommunikation I Clemens Graf Vorwort Bevor ich mit meiner eigentlichen Reflexion über die Lehrveranstaltung „Interpersonale Kommunikation“ beginne, möchte ich persönlich noch ein Statement abgeben. Mir ging es wahrscheinlich gleich wie den meisten meiner Studienkolleginnen und Kollegen. Man hatte eine leise Ahnung um was es gehen könnte aber über die genauen Themen und darüber wie diese Lehrveranstaltung aufgebaut sei, konnte ich vorher natürlich nichts wissen. Aufgrund der Tatsache, dass diese Arbeitsgemeinschaft geblockt und am Wochenende stattfand, waren die Befürchtungen groß, dass es sich nur um ein mehr oder weniger sinnloses Totschlagen der Stunden handle. Zwei Wochen später sind wir dann um einiges schlauer geworden. Dass uns diese Lehrveranstaltung wirklich helfen könne und auch von großem Nutzen für unser späteres Leben sein könnte, war mir zu Beginn nicht wirklich einleuchtend. Umso mehr freue ich mich jetzt, dass ich diese Arbeitsgemeinschaft besucht habe weil neben den durchwegs interessanten Themen auch meine teilnehmenden Studienkolleginnen und Studienkollegen eine Klasse für sich waren mit denen ich richtig gerne zusammenarbeitete. Es machte Spaß mit diesen verschiedenen Persönlichkeiten und Charakteren die Aufgaben zu bewältigen und nach der Veranstaltung bei einem kühlen Bier ein Resume zu dem jeweiligen Block zu machen. Ich werde einiges aus dieser Veranstaltung mitnehmen. „Interpersonale Kommunikation“ scheint zwar von den Wörtern her in deren Bedeutung einfach und plausibel, wie viele verschiedene andere Themen in diese Bezeichnung mit eingeschlossen werden, konnte ich anfangs nicht einmal erahnen. -2- Interpersonale Kommunikation I Clemens Graf INHALTSVERZEICHNIS Inhaltsverzeichnis ....................................................................................................................... 3 Eidesstattliche Erklärung............................................................................................................ 4 Kommunikation in Anfangssituationen ..................................................................................... 5 Einwegkommunikation, Nonverbale Kommunikation .............................................................. 6 Symbolsprache, 7 Thesen zur Nonverbalen Kommunikation, Feedback geben, Feedback nehmen ..................................................................................................................................... 10 Analyse des Feedbacks, Weitererzählen einer Geschichte ...................................................... 13 Persönliche Zusammenfassung ................................................................................................ 17 Quellenverzeichnis ................................................................................................................... 19 -3- Interpersonale Kommunikation I Clemens Graf EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG Ich, Clemens Garf, erkläre eidesstattlich, dass ich alle aus ungedruckten Quellen, gedruckter Literatur oder aus dem Internet übernommenen Inhalte und Formulierungen gemäß den Richtlinien wissenschaftlicher Arbeiten zitiert und durch Fußnoten gekennzeichnet habe. Mir ist bewusst, dass ein Verstoß rechtliche Konsequenzen nach sich zieht. -4- Interpersonale Kommunikation I Clemens Graf KOMMUNIKATION IN ANFANGSSITUATIONEN Dies war das Thema unseres ersten Termins. Natürlich wusste ich nicht um was es sich dabei genau handeln würde. „Kommunikation in Anfangssituationen“, so hatte ich gedacht, würde ein klassischer Smalltalk mit einer anschließenden Vorstellung der Person gegenüber meinen Studienkolleginnen und Studienkollegen werden. Zu meiner Überraschung bin ich sogar teilweise richtig gelegen, aber nur teilweise. Unsere Aufgabe bestand darin eine bisher unbekannte bzw. fast unbekannte Person aus der Gruppe auszuwählen und mit dieser ein Interview zu führen. Nach einer gewissen Zeit, ich glaube es waren zehn Minuten, wurden die Rollen vertauscht und der vorher Befragte wurde nun selbst zum Interviewer, der versuchen musste so viel interessante Fakten wie möglich zu sammeln um diese nachher präsentieren zu können. Die Schwierigkeit dabei war, dass man nicht zu sehr die Privatsphäre der Person durchstöbern durfte, es sollte eine entspannte Atmosphäre sein. Auf eine weitere Schwierigkeit wurde uns zu Beginn der Aufgabe von unserer Professorin aufmerksam gemacht: die Interviewer mussten darauf achten, sich in keine persönlichen Gespräche zu verwickeln, nein, es musste sogar vermieden werden kurze Statements wie ein „Ja, das kenne ich!“ einzubringen. Wir mussten versuchen uns ganz gezielt auf ein Frage-Antwort-Spiel zu konzentrieren. Dies klang eigentlich sehr einfach aber wie schwierig es wirklich ist, keine persönlichen Kommentare wiederzugeben und nur anhand von Fragen zu versuchen die „richtige Antwort“ zu bekommen, war vielen in der Gruppe wahrscheinlich nicht klar. Ich persönlich hatte bei dieser ersten Übung noch nicht wirklich Schwierigkeiten. Es mag jetzt vielleicht ein wenig egoistisch und eingebildet klingen aber ich bin für viele Freunde und Kollegen der erste Ansprechpartner bei Schwierigkeiten und diversen Problemen. Deshalb wusste ich, dass mir diese Aufgabe gut liegen würde, ich hörte aktiv zu, stellte zwischendurch einige Fragen, ließ aber meine Kollegin die meiste Zeit frei sprechen. Etwas unangenehmer war es für mich, als ich befragt wurde. Ich nehme meistens die Position des Zuhörers ein und spreche über mich selbst eigentlich nicht sehr gerne weil ich mich in der zuvor genannten Rolle des „Seelenklempners“ sehr bestätigt fühle. An dieser Stelle möchte ich ein großes Lob an meine Interviewkollegin anbringen, sie hat sehr viel Informationen aus mir herausbekommen und konnte geschickt zwischen den Zeilen lesen bzw. geschickt den eigentlichen Sinn aus meinen Antworten herausfiltern. Deshalb hat es mich sehr beeindruckt als sie mich der Gruppe vorstellte. Ich war sehr erstaunt wie viel sie innerhalb von zehn Minuten über mich erfahren hatte. Und ich glaube, es ging -5- Interpersonale Kommunikation I Clemens Graf vielen so. Zehn Minuten klingt nicht wirklich lange, ja, was sind schon zehn Minuten? Teilweise lebt man mit Personen jahrelang zusammen und erfährt weniger über diese als WIR in der Rolle als aktive Zuhörer in zehn Minuten. Die Reaktion der beschriebenen Teilnehmer war eine Mischung aus Verwunderung und Bewunderung, es waren durchwegs nickende Köpfe mit einem anschließenden „erstaunlich gut getroffen“ wahrzunehmen. Danach wurden wir bis zum nächsten Termin verabschiedet und einige von und trafen sich anschließend noch auf ein Bier und es wurde der erste Termin dieser Lehrveranstaltung von uns selbst noch einmal aufgearbeitet. Es wurde darüber gestaunt wie schwierig es ist, einfach nur zuzuhören, neigt man doch meistens dazu sich selbst in ein Gespräch oder in ein Thema mit einzubringen. „Man konnte sich aber mit der Zeit in diese Aufgabe des aktiven Zuhörens hineinarbeiten!“, so waren viele Aussagen die mich wirklich erstaunten, aber wenn man bewusst darüber nachdenkt wie schwierig es wirklich ist einfach nur zuzuhören und keine persönlichen Statements zu äußern, muss man mit einem bekennende Kopfnicken erwidern. EINWEGKOMMUNIKATION, NONVERBALE KOMMUNIKATION Am Beginn der zweiten Sitzung starteten wir mit einer mündlichen Wiedergabe einiger biografischer und persönlicher Daten zu den einzelnen Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern. Dieser Akt wurde als „Aktives Aufwärmen“ treffend interpretiert. Es war erstaunlich wie viel die einzelnen Kursteilnehmer und Kurzteilnehmerinnen über ihre Kolleginnen und Kollegen noch wussten. Anschließend starteten wir mit dem eigentlichen Thema dieser Veranstaltung, dem der „Einwegkommunikation“. Es wurde von den meisten Kolleginnen und Kollegen anfangs als ein leichtes und nettes Spiel angesehen. Welche verschieden Gesichtspunkte bei diesem „leichten Spiel“ allerdings zu berücksichtigen waren, war uns nicht wirklich klar, es wurde uns aber eindrucksvoll demonstriert. Zwei Stühle wurden in der Mitte des Raums so platziert, dass sich dessen Lehnen berührten. Vor jedem dieser Stühle wurde ein Tisch gestellt und anschließend legte unsere Professorin Kinderspielzeug auf die Tische, jeweils von der gleichen Art, derselben Größe und derselben Farbe. Anschließend wurden jeweils zwei Personen in die Mitte der Klasse auf eben diese zwei Stühle gesetzt, Rücken an Rücken versteht sich. Eine Person hatte nun die Aufgabe aus diesen Spielklötzen und Bausteinen etwas zu bauen und gleichzeitig jeden dieser Arbeitsschritte zu dokumentieren. Die Person in der Zuhörerrolle musste versuchen dasselbe -6- Interpersonale Kommunikation I Clemens Graf Gebilde bzw. dieselbe Figur zu bauen. Es durfte aber keine Frage gestellt werden wie dieses und jenes jetzt gemeint sei. Zum Schluss wurden beide Werke dann verglichen und es wurden die Fehler gezählt. Anschließend wurde dann von zwei Beobachtern analysiert wann es zu einem ersten Fehler gekommen ist und warum. Auch die befehlsempfangende Versuchsperson wurde gefragt ab welchem Zeitpunkt sie den Anweisungen nicht mehr folgen konnte. Als Beobachter war folgendes gut zu sehen: als Befehlsgeber hatte man von Anfang an eine Vorstellung welche Figur man zu konstruieren gedenkt und aufgrund dessen, dass man dies folglich als selbstverständlich hinnahm wurden die Erklärungen mit der Zeit immer undeutlicher und man neigte dazu, schneller zu sprechen. Dadurch, dass die beiden Kandidaten Rücken an Rücken saßen und man sich als Befehlsempfänger nur auf sein Gehör verlassen durfte, folglich fragende Blicke und die oft sehr hilfreiche Körpersprache für die anweisende Person einfach nicht präsent waren, gestaltete sich diese Übung als extrem schwieriger Prozess. Lobend muss man einige Kolleginnen und Kollegen erwähnen welche ihre Anweisungen so unglaublich präzise und genau formulierten, dass es bei den Ausführungen kaum Unterschiede gab. Dies hatte aber auch einen Grund: wenn man als Befehlsgeber bzw. als Befehlsgeberin von Anfang an klarstellte, welches das eigentliche Endprodukt sein sollte, konnte sich der Befehlsempfänger schon ein gewisses Bild machen und einige Arbeitsschritte als logisch interpretieren. Einerseits wurde es aber dadurch auch schwieriger weil natürlich die selektive Wahrnehmung von Person zu Person variiert bzw. auch die Theorie der geschlossenen Gestalt nicht verallgemeinert werden darf. Jeder Mensch stellt sich unter den Begriffen wie Haus oder Auto zwar ein Haus und ein Auto vor, doch es variiert in dessen Form, und Gestalt, einige denken beim Begriff Haus an ein Quadrat mit einem aufgesetzten Dreieck, anderen sehen ein Rechteck mit aufgesetztem Dreieck mit zusätzlichen Fenstern und einer Tür. Gerade bei diesem Versuch der „Einwegkommunikation“ musste als Befehlsempfänger versucht werden genau diese subjektiven Interpretationen bewusst auszuschalten. Anschließend zu dieser Übung wurden wieder zwei Testpersonen in der Mitte des Raums platziert. Einer der Glücklichen war meine Wenigkeit. Ich hatte die Rolle des Befehlsempfängers inne, durfte aber im Gegensatz zu meinen Vorgängern mit meinem „Arbeitsgeber“ kommunizieren, ich durfte Fragen stellen und bei einem möglichen Missverständnis nachhaken. Dies erschien mir relativ leicht, konnte ich mich doch mündlich mit meinem Testpartner unterhalten. Nach einiger Zeit erkannte ich einen Fehler bei mir und ich musste nachfragen. Was dabei aber das Komische war: ich konnte schon vorher meinen -7- Interpersonale Kommunikation I Clemens Graf Anweisungen nicht wirklich folgen, hatte aber nicht nachgefragt. Man mag es falschen Stolz oder typische „Tiroler Sturheit“ nennen, aber aus irgendeinem Grund wollte ich einfach nicht nachfragen. Erst als ich gar nicht mehr weiterwusste, war ein zaghaftes Fragen meinerseits wahrzunehmen. Ich kann sagen, ich fragte erst dann als ich mich nicht mehr wohl in meiner Haut fühlte. Als Filmliebhaber möchte ich meine Gedanken mit folgender Aussage aus dem Film „Platoon“ untermauern:“Somebody once wrote: Hell is the impossibility of reason. That’s what this place feels like: Hell!“ Ich muss zugeben, dass diese Worte verglichen mit meiner Situation vielleicht etwas zu dramatisch angehaucht sind, es war aber wirklich ein unangenehmes und zeitweise auch höllisches Gefühl dazusitzen und sich selbst einen Fehler eingestehen zu müssen. In solchen Situationen neigt man eher dazu so lange zu warten bis man irgendwann selbst auf den Fehler draufkommt, man wartet so lange bis nichts mehr geht. Anschließend an diese Übung wurden wir mit einem „Mahlzeit“ in die Mittagspause verabschiedet, wobei wir die Aufgabe hatten, das eben beschriebene Experiment in Gruppen zu je vier Personen zu analysieren. Dabei sollte beachtet werden, dass sich jeder in der Diskussion einbringt. Es sollte darüber gerätselt werden, was uns dabei veranschaulicht wurde. Weiters wurden uns bestimmte Gruppenregeln vorgegeben, so sollte man sich zum Beispiel nur zum Thema äußern und jedes Gruppenmitglied sollte die gleiche Redezeit haben. Außerdem sollte man sich ganz gezielt auf das aktive Zuhören konzentrieren. Auch hier möchte ich ein großes Lob an meine Gruppe anbringen, die Aufarbeitung des Themas war in meinen Augen wirklich vorbildlich und wirklich jeder konnte gute Argumente zum Thema finden. So kamen wir zu dem Schluss, dass die Rolle des Erklärenden verwirrend und einschüchternd sein kann. Außerdem konnten wir dem Aspekt des Wiederholens durchwegs nur Positives abgewinnen weil es uns demonstrierte, dass bei einer Wiederholung der verschieden Arbeitsschritte Fehler vermieden werden. In den Situationen in denen Rücksprache erlaubt war, war zu erkennen, dass diese eher zu einer ungenauen Beschreibung geführt hat. Der Hauptgrund lag darin, dass bei einem Nachfragen der befehlsempfangenden Person der Befehlsgeber dazu neigte, die Arbeitsschritte mit anderen Worten als die ursprünglich gewählten zu erklären, was beim Befehlsempfänger des Öfteren sehr verwirrend wirkte. Auch der Aspekt der selektiven Wahrnehmung wurde hier in seiner Wichtigkeit veranschaulicht, teilweise wurden Arbeitsschritte vom Befehlsempfänger ausgeführt bevor er oder sie überhaupt die Anweisung dafür bekam. Laut Krotz bilden wir uns selbst eine individuelle Wirklichkeit, diese wird gebildet aus persönlicher Einstellung welche Hand in Hand mit den gesellschaftlichen Einstellungen geht. Dadurch werden bestimmte Formen und -8- Interpersonale Kommunikation I Clemens Graf Gebilde an unsere Wirklichkeit hingeschnitten, wir können dadurch den Sachverhalt besser verstehen weil wir uns natürlich in unserer eigenen Welt am besten zurechtfinden. Tatsachen und Fakten werden in subjektive Tatsachen und Fakten umgemünzt, das aktive Zuhören findet damit nicht mehr wirklich statt. Wir fühlen uns sicherer und kommen nicht im Entferntesten auf den Gedanken einen Fehler zu machen, wie können wir auch in unserer eigenen konstruierten Welt falsch liegen? Es wurde in unserer Gruppe auch diskutiert welche Art von Kommunikation in welchen Situationen am Besten sei. Diese Diskussion war unglaublich interessant und aufschlussreich und auch jeder in unserer Gruppe hatte dieselbe Meinung. So kamen wir zu dem Ergebnis, dass es, wenn man wirklich etwas zu sagen hat, am Sinnvollsten sei, dies in schriftlicher Form zu tun. Wenn man jemanden gegenübersitzt kann man neben den mündlichen Äußerungen der anderen Person auch durch dessen Mimik und Körpersprache leicht verwirrt werden. Deshalb wird dann versucht, die eigenen Aussagen zu relativieren, Kritikpunkte werden abgeschwächt und man neigt dazu ein eher seichtes Gespräch zu führen. Der Vorteil der schriftlichen Kommunikation liegt darin, die Sache auf den Punkt zu bringen und der Empfänger muss sich länger mit den Sachverhalten bewusst auseinandersetzen. Die mündliche Kommunikation erscheint sinnvoller wenn man die Meinung der anderen Person oder der anderen Personen in sein Gespräch mit einbinden will. Ein Beispiel hierfür waren in unserer Gruppe diverse Diskussionsrunden wie man sie oft im Fernsehen oder bei öffentlichen Veranstaltungen sieht. Nach der Mittagspause wurden von jeder Gruppe die Ergebnisse präsentiert. Interessant dabei war wie unterschiedlich die verschieden Gruppen dieses Thema aufgearbeitet haben. Viele versuchten nur den Versuch mit den Bauklötzen plausibel zu analysieren und zu beschreiben, andere, wie die unsere Gruppe, schauten ein wenig über den „Tellerrand“, indem sie versuchten die Ergebnisse auf das wahre Leben zu projizieren. Alles in Allen war es eine sehr interessante Diskussionsrunde und, ich glaube ich spreche für alle Teilnehmer dieses Kurses, eine hilfreiche Bereicherung für das alltägliche Leben. Nachdem wir das Thema der Einwegkommunikation ausführlich diskutierten, wandten wir uns der Nonverbalen Kommunikation zu. Mit derselben Gruppenkonstellation wie bei unserer Diskussion in der Mittagspause, hatten wir nun die Aufgabe ein kleines „Theaterstück“ zu spielen. Die einzige Regel die es gab war, dass wir kein Wort sprechen durften, nein, wir -9- Interpersonale Kommunikation I Clemens Graf durften keinen Ton von uns geben und wir mussten versuchen, den anderen Kursteilnehmerinnern und Kursteilnehmern eine Situation vorzuführen, welche diese auch wirklich einwandfrei erkennen würden. Die Ergebnisse waren niederschmetternd, im positiven Sinne. Jede Gruppe hatte es verstanden alltäglich Situationen so darzustellen, dass es nicht im geringsten einen Zweifel darüber gab, was uns die Gruppe schauspielerisch vermitteln wollte. Egal welche Situation, ob es nun zwei Betrunkene in der Bar waren die sich so lange um eine Frau gestritten haben, bis sie vom Barkeeper rausgeworfen wurden, oder der heldenhafte Macho der lieber mit den Frauen vom Nachbartisch flirtete als sich um seine Freundin zu bemühen und am Ende von dieser eine heftige Ohrfeige kassierte nachdem er einem der anderen Mädchen auf den Hintern schaute nachdem diese an ihm vorüberstolziert war. Oder die alltägliche Situation mit dem schwierigen Prozess des Aufweckens, all diese Beispiele haben uns folgendes vor Augen geführt: Es ist viel schwieriger Dinge und Situationen nur mir Worte zu beschreiben als mit Körpersprache. Wenn wir die Aussage von Watzlawick:“Man kann nicht nicht kommunizieren!“ auf unsere zwei Versuche übertragen, trifft diese wieder eindrucksvoll zu. Man könnte aber auch weiter gehen und behaupten: „Man kann nicht nicht kommunizieren, jedoch ist die verbale Kommunikation fehleranfälliger als die Nonverbale!“ Dies könnte man wieder eindrucksvoll auf den Alltag ummünzen, im speziellen im Straßenverkehr: ein Wink mit der Hand als Zeichen des „erlaubten“ Überholens, die Lichthupe als Zeichen der Verärgerung und der allseits beliebte gestreckte Mittelfinger, den ich aber, so glaube ich zumindest, nicht erklären muss. Genau diese Dinge werden als so alltäglich hingenommen, dass man vergisst wie wertvoll und wichtig diese sind. Das oft so belächelte „Reden mit Händen und Füßen“ ist ein wichtiger kommunikationswissenschaftlicher Aspekt, ist grob gesagt so ziemlich die einzige Sprache die jeder auf der Welt versteht. Wenn man mit der Hand „Trinken“ symbolisiert wird jeder auf der Welt verstehen was gemeint ist und diese Nachricht auch richtig dekodieren können, ganz nach dem Motto „Information ist nicht das was A sagt, sondern was B versteht!“ SYMBOLSPRACHE, 7 THESEN ZUR NONVERBALEN KOMMUNIKATION, FEEDBACK GEBEN, FEEDBACK NEHMEN Dies waren die Themen unserer dritten Veranstaltungen. Nebenbei möchte ich erwähnen, und ich glaube ich spreche wieder im Namen aller Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer, dass sich jede und jeder auf diesen Block gefreut hat weil die ersten beiden wirklich sehr informativ waren. - 10 - Interpersonale Kommunikation I Clemens Graf Ich persönlich fand diesen Tag den interessantesten und wichtigsten, nicht nur der Information wegen sondern auch wegen deren Veranschaulichung. Wie in der Überschrift bereits erwähnt war eines unserer Themen die Symbolsprache. Es wurde wieder eine Gruppe bestehend aus Studentinnen und Studenten zusammengewürfelt wobei einer der Gruppe den Raum verlassen musste. Die anderen Gruppenmitglieder suchten sich einen Kandidaten bzw. eine Kandidatin aus die es zu versuchen galt mit Hilfe von Symbolen zu beschreiben. Die Person die den Raum verlassen musste, wurde wieder reingeholt und musste nach Symbolen fragen die die unbekannte Person am besten beschreiben. „Wenn die Person ein Schauspieler wäre, welcher Schauspieler wäre diese?“ oder „Welche Stadt wäre die Person, wenn diese eine Stadt wäre?“ waren so typische Fragen die gestellt wurden. In meinen Augen war es von den ratenden Personen eine ausgezeichnete Leistung, es wurde die zu entlarvende Person zwar nicht gefunden, war aber immer im engsten Favoritenkreis. Diese wurde aber auch durch die eindrucksvollen symbolischen Beschreibungen der Gruppenmitglieder ermöglicht. Diese Symbole waren alles Hilfsmittel um die Person identifizieren zu können. Jede Wahrnehmung geht von mir selbst aus und muss auch von mir selbst interpretiert werden. Gewisse symbolische Begriffe ließen viele Gruppenmitglieder ausscheiden weil sie in die verschiedenen Wahrnehmungen einfach nicht passen konnten. Wenn bei einem Schauspieler eine Frau genannt wurde schieden automatisch alle Männer aus und umgekehrt. Wurde die zu beschreibende Person als Bär verglichen, schieden automatisch alle Frauen aus. Stereotypes Denken war hier keineswegs ein Nachteil, ganz im Gegenteil, es half die zu identifizierende Person zu finden. In meinen Augen wurde bei diesem Versuch veranschaulicht, dass stereotypes Denken des Öfteren von Vorteil ist. Mein stereotypes Denken muss aber mit der Authentizität übereinstimmen. Wenn Gesicht, Mimik und Sprache mit dem Bild der zu identifizierenden Person übereinstimmten, sprich authentisch waren, wurde das Selbstvertrauen gesteigert und man ging viel offensiver an seine Aufgabe. Im Anschluss wurden wir über die sieben Thesen der Nonverbalen Kommunikation aufgeklärt, welche wären: - Körpersprache ist Ursprache: sprich, symbolisch zeigen was los ist. Diese, die älteste Sprache haben wir mit den Tieren gemeinsam und diese wird natürlich auch mit dem Tonfall und der Art der Sprache unterstützt. Körpersprache wirkt: diese These besagt auch, was Signale und Zeichen für mich bedeuten. Um dies aber wirklich - 11 - Interpersonale Kommunikation I Clemens Graf erkennen zu können muss ich zuerst Lernen diese zu entschlüsseln bzw. zu enkodieren. - Körpersprache ist international: ist aber auch unterschiedlich. Was zum Beispiel in Europa als freundlich interpretiert wird, kann in anderen Kontinenten und anderen Kulturen als unfreundlich und als eine Beleidigung aufgefasst werden. - „Man kann nicht nicht kommunizieren“ diese treffende Aussage kann und muss auf jede Art der Kommunikation als richtig erkannt werden. In jeder Situation senden wir Signale aus auf die reagiert werden. - Körpersprache ist allumfassend: egal ob alleine oder in Kombination mit Kleidung, Sport… alles hat soziale Auswirkungen. - Körpersprache ist unbewusst: kann aber auch heraufbeschwört werden. Das bewusste Denken findet hauptsächlich in der sprachlichen Kommunikation statt. - Körpersprache beeinflusst Beziehungen: Körpersprache symbolisiert und charakterisiert Nähe und Distanz. Als Beispiel sei hier das Interview genannt: wir sprechen dabei von einer bewussten Rollenverteilung, weiters wird diese „Macht“ durch die Stellung im Raum, durch Mimik und Gestik und durch den Ton der Stimme mehr oder weniger stark ausgedrückt. - Körpersprache hilft verstehen: sie begleitet das Verstehen von Prozessen Nachdem wir diesen theoretischen aber durchaus interessanten Teil abgeschlossen hatten, hatten wir die Möglichkeit uns von einem uns unbekannten Lehrveranstaltungsteilnehmer ein Feedback geben zu lassen. Dabei wurden Gruppen zu je vier Personen gebildet wobei sich jeweils zwei ein Feedback gaben bzw. sich ein Feedback holten. Die anderen zwei Gruppenmitglieder hatten die Aufgabe die Körpersprache desjenigen zu studieren, welcher sich ein Feedback holte und ob dessen Körpersprache den Feedbackgeber in dessen Formulierung und Ausdruck beeinflussten. Eines zeigte sich dabei sehr deutlich: wir neigen dazu die eigentlich guten Eigenschaften zu relativieren bzw. diese negativ zu sehen und wir versuchen deshalb alles zu erklären. Interessant war, dass bei Frauen die Begriffe „schüchtern“ und „ruhig“ als gegeben hingenommen wurden und Begriffe wie „lebendig“ oder „lustig“ in deren Körpersprache als negative Charaktereigenschaften interpretiert wurden. Bei den Männern war dies genau umgekehrt. Man konnte dabei erkennen, welche Rolle vor allem die Geschlechter in unserer Gesellschaft immer noch einnehmen. - 12 - Interpersonale Kommunikation I Clemens Graf Es war auch beeindruckend zu beobachten, wie der Feedbackgeber vom Feedbacknehmer durch dessen Körpersprache und Mimik beeinflusst wurde. Man wurde verunsichert, traute sich nicht mehr wirklich der Person gegenüber in die Augen zu schauen und versuchte die Aussagen so oberflächlich wie nur möglich behandeln. Anschließend diskutierten wir unsere Beobachtungen und fragten uns nach dem „Warum“. Wir kamen zu dem Schluss, dass wir besonders durch unsere Gesellschaft geprägt werden, angefangen von Familie und Freunden, über die Schule bis hin zum Vater Staat selbst. Man erzieht uns so wie man uns haben will und deshalb werden einige Charaktereigenschaften, die von anderen als positiv interpretiert werden, von uns selbst negativ wahrgenommen. Es mag auf Erfahrungen im Leben zurückzuführen sein, kann vielleicht auch als geförderte hierarchische Unterordnung interpretiert werden aber ich glaube, dass auch hier Krotz die entscheidende Erklärung bietet: wir bauen uns unsere Wirklichkeit aufgrund unserer subjektiven Wahrnehmungen auf. Meine Gedankengänge geben folgenden Rückschluss: man möchte natürlich in seiner eigen Wirklichkeit nicht als Fremdkörper gelten, deshalb muss man einige Prioritäten setzen und die wären eben nun einmal gewisse Spielregeln an die man sich halten muss um in der Gesellschaft bestehen zu können. Oscar Wilde hat zwar in seiner gesellschaftlichen Kritik treffend folgende Aussage getätigt: „Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert!“ so würde ich im eben beschrieben Fall aber eher Oscar Wildes Zitat „Die Gesellschaft ist schrecklich langweilig. Aber es ist schlimmer, nicht eingeladen zu sein.“ wählen um die Diskussion unserer Gruppe poetisch und in gewisser Hinsicht auch anschaulich zu untermauern. ANALYSE DES FEEDBACKS, WEITERERZÄHLEN EINER GESCHICHTE Im letzten Teil unserer Blockveranstaltung in „Interpersonaler Kommunikation“ wurden wir zuerst befragt, wie leicht es uns gefallen ist ein Feedback zu geben, ein Feedback zu bekommen bzw. wie wir uns in der Rolle der Beobachter fühlten. Es wurde durchwegs deutlich zum Ausdruck gebracht, dass es für jeden einzelnen schwierig war seine Gefühle beim Erhalten eines Feedbacks unter Kontrolle zu behalten, sprich, fast jeder versuchte seine Charaktereigenschaften zu relativieren. Es wurde deutlich, dass ich als Erwachsener keine negative Rückmeldung suche. Als Kind entwickle ich gewisse Ausfluchtmöglichkeiten um mich vor einem negativen Feedback zu schützen, beispielsweise - 13 - Interpersonale Kommunikation I Clemens Graf durch weinen oder durch ein einfaches entschuldigen. Als Erwachsener muss ich diese Charaktereigenschaften wieder ablegen und mich in eine andere Richtung hin orientieren. Ich muss eine gewisse Wertschätzung lernen, ich muss lernen Personen die anders sind als ich zu loben und zu akzeptieren. In unserem Beispiel des Feedbacks wurde nur versucht eine Momentaufnahme wahrzunehmen und diese in einer Rückmeldung wiederzugeben. Es wurde natürlich nicht das ganze Leben analysiert, es war nur eine Wahrnehmung für einen bestimmten Moment, kurz, eine zeitlich notierte Wahrnehmung. Die Schwierigkeiten des Feedbackgebers waren hauptsächlich folgende: es ist schwierig keine Wertung mit einzubringen und man ist ständig versucht zu schmeicheln. Dies waren genau die Punkte die auch in unserer Gruppe erkannt wurden. Wir neigen ständig dazu dem Menschen gegenüber das zu sagen was dieser vielleicht gerne hören würde, wir möchten der Person einen Gefallen tun und deshalb sehen wir es als besser an dieser nicht ganz die Wahrheit zu sagen. Von den anderen Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern wurde auch bestätigt, dass wir ständig und sofort versuchen unser Feedback zu relativieren und dass gewisse Charaktereigenschaften wie „lebendig“ und „im Mittelpunkt stehen“ negativ aufgefasst werden obwohl diese von den anderen oft als positive Eigenschaften wahrgenommen werden. Nehmen wir doch, um es gut demonstrieren zu können, das „im Mittelpunkt stehen“ als Beispiel: diese Eigenschaft wurde mir „unterstellt“ und ich versuchte natürlich sofort zu erklären warum das sein könnte und warum ich diese Eigenschaft nicht ablegen könne. Mir wurde aber versichert, dass dieser Charakter an mir sehr gut sei weil ich bei den Diskussionen in der Gruppe eine gewisse Ordnung gebracht hätte und auch sofort die wichtigsten Punkte einer jeden Analyse zusammenfasste. Diese positive Erklärung war für mich neu und ich muss sagen, dass es mich mit einem gewissen Stolz erfüllte so eingeschätzt zu werden. Die Rolle der aktiven Zuhörer „spaltete das Publikum“, viele fanden dies interessant und einige fanden es unbrauchbar und anstrengend einfach nur daneben zu sitzen und die Gesichtsausdrücke der „Hauptpersonen“ zu analysieren. Ich muss auch sagen, dass ich mich in der Rolle des aktiven Zuhörers nicht wirklich wohl gefühlt habe, ich fühlte mich wie ein fünftes Rad am Wagen. Ich bin gerne ein aktiver Zuhörer wenn jemand mit Problemen auf mich zukommt, wenn aber zwei andere Personen sich gegenseitig ein Feedback geben, ist mein Interesse und meine Konzentration nur von kurzer Dauer. - 14 - Interpersonale Kommunikation I Clemens Graf Summa sumarum wurde diese Aufgabe im Gesamten als sehr wichtig und nützlich aufgenommen. Es war interessant zu beobachten wie sehr sich das „Selbstbild“ vom „Fremdbild“ unterscheidet, weiters war es angenehm ein ehrliches Feedback zu bekommen. Dies findet nur sehr selten Verwendung und wenn man die Chance auf eben dieses hat, sollte man es auch nutzen. Die nächste und zugleich auch letzte Übung war das „Weitererzählen einer Geschichte“. Hierfür meldeten sich acht Personen die den Raum verließen. Nach einer gewissen Zeit wurde ein erster zurückgeholt und ihm wurde eine Geschichte erzählt. Zufällig war ich diese erste Person. Ich durfte keine Frage stellen und mir wurde die Story erzählt. So weit ich mich erinnern kann ging sie sinngemäß so: eine Frau saß in einem Zugabteil, war gekleidet in einem Mantel aus irgendeinen Fell, war auf der Flucht vor ihrem Mann der in Cortina D’Ampezzo eine Schreckensherrschaft aufgebaut hat, deshalb war sie in Transsibirischen Eisenbahn, der Schaffner kam und fragte: Gnädigste reisen allein. Die Geschichte dauerte ungefähr zwei Minuten, war aber mit so viel sinnvoller und sinnloser Information bestückt, dass ich den gesamten Inhalt nicht mehr an den nächsten wiedergeben konnte. Der letzte Erzähler hatte natürlich nur noch einen Bruchteil der Information zum Besten zu geben. Es war erkennbar, dass jeder DIE Information nicht mehr weitergab bzw. vergaß, die ihm nicht wichtig erschien. Außerdem war es beobachten, dass Begriffe mit denen die Personen etwas anfangen wussten, bei ihrer Erzählung weitergaben. Bei mir waren es besonders Begriffe wie Cortina D’Ampezzo weil ich wusste, dass die olympischen Winterspiele 1956 in diesem Ort ausgetragen wurden. Schreckensherrschaft und Transsibirische Eisenbahn konnte ich ebenfalls in einen Kontext bringen, weil ich gerade diese mit dem kommunistischen Russland in Verbindung brachte. Aufgrund der altförmlichen Anrede des Schaffners wurde bei mir aus der Frau eine alte Frau. Beim weiteren Weitererzählen der Geschichte wurde es eine Reisegeschichte, Schreckensherrschaft und Namen gingen mit der Zeit völlig unter und wurde nicht mehr erwähnt. Erklärt wurde uns dies mit der „Psychologie zur symbolischen Gestalt“. Um gewisse Dinge zu verstehen, verändern wir die Wirklichkeit. In diesem Beispiel: die Geschichte wurde von jedem in der Art verändert weitergegeben, wie er oder sie diese am besten verstehen konnte und wie sie für die jeweilige Person am Plausibelsten erschien. In die anschließende Pause wurde uns ein Arbeitsauftrag mit auf dem Weg gegeben. Wir sollten die gemachten Fehler analysieren und auch ausarbeiten warum diese passieren - 15 - Interpersonale Kommunikation I Clemens Graf konnten. Weiters sollten wir uns vor Augen führen was und warum etwas dazu erfunden wurde und ob es dafür auch Alltagsbeispiele gibt und wenn „ja“ was wir dagegen tun können. Die Analyse der Fehler war nicht wirklich ein Problem, war es doch augenscheinlich, dass die vermeintlich unwichtige Information weggelassen wurde. Unwichtige Information ist die Information mit der die Zuhörer nichts anfangen können bzw. die Information die sie in keinen Kontext binden können. Schwieriger was das Analysieren warum gewisse Sachen dazu erfunden wurden. Meiner Meinung nach aus dem umgekehrten Grund warum Information weggelassen wurde. Wir versuchten die Geschichte in einen uns plausiblen Kontext zu bringen. Da wir unsere Wirklichkeit verstehen versuchen, muss auch alles auf unser Verständnis von Wirklichkeit hin umgeschrieben werden weil gerade wir, jedes einzelne Individuum, uns in unserer Wirklichkeit zurecht finden müssen, ganz nach der „Psychologie zur symbolischen Gestalt“ bzw. nach den Kriterien nach Krotz. Und damit haben wir im Grunde auch schon unsere Frage beantwortet ob dies auch durch Alltagsbeispiele erklärt werden könne. Natürlich muss man diese Frage mit einem JA beantworten. Um ein Beispiel zu nennen: uns wird eine Geschichte aus der Zeitung erzählt, wenn wir die Geschichte ein paar Mal gehört haben, können wir uns schon so hineinversetzen, dass wir schon Einzelheiten wissen über die gar nicht geschrieben wurden. Und wenn man die Geschichte dann noch ein dutzend Mal weiter erzählt, waren wir Zeugen des Geschehens oder wir kannten die Person um die es in der Geschichte ging. So formulierte Helmuth Kohl, deutscher Politiker der CDU und Bundeskanzler für Deutschland in den Jahren von 1982 bis 1998, treffend: „Die Wirklichkeit ist leider anders als die Realität“. Auch im vorher genannten Beispiel zum Zeitungsartikel ist es eine Tatsache, dass das Ereignis wirklich geschehen ist, das ist die Realität. Dass wir etwas mit der ganzen Sache zu tun hätten ist „unsere Wirklichkeit“, allerdings reichen sich Realität und Wirklichkeit nicht die Hand, sie fahren an einander vorbei und treffen sich in keinem Punkt. Wie uns anschließend veranschaulicht wurde, besteht die ganze Kommunikation aus einer: - Sachebene: sprich die Ebene, in der die Tatsachen über die wir berichten, wirklich stattfinden, und der - Beziehungsebene bzw. Erlebnisebene: je nachdem in welcher Beziehung wir zu den Tatsachen der Sachebene stehen, fühlen wir uns in unserer Beziehungsebene mehr oder weniger bestätigt. Das soll in meinen Augen bedeuten, dass wir die Wirklichkeit in der Sachebene nur dann als Wirklichkeit erkennen, wenn wir zu dieser Wirklichkeit - 16 - Interpersonale Kommunikation I Clemens Graf eine Beziehung aufbauen können, bzw. wenn wir schon Erlebnisse mit dieser Wirklichkeit hatten. Am Ende unserer Blockveranstaltung hatte noch jeder die Möglichkeit sich in zwei oder drei Minuten zu der Lehrveranstaltung zu äußern. Wir sollten den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern erklären warum uns gewisse Themen mehr oder weniger interessierten und was wir gedenken von dieser Lehrveranstaltung für unser späteres Leben mitnehmen zu können. So ziemlich jede Studentin und so ziemlich jeder Student erwähnte neben dem freundlichen Arbeitsklima auch, dass diese Veranstaltung gewisse Themen aufgezeigt habe, man wisse aber nicht ob man Themen wie „Aktives Zuhören“ oder „Feedback“ wirklich SO im Alltag anwenden könne wie es uns im Idealfall präsentiert wurde. PERSÖNLICHE ZUSAMMENFASSUNG Ich glaube zwar, dass ich mich ausführlich genug zu den einzelnen Themen und den einzelnen Übungen äußerte, trotzdem versuche ich noch einmal mit meinen Gedanken auf den Punkt zu kommen. Meiner Ansicht nach haben wurden uns zwei Dinge mit auf den Weg gegeben: 1. Die Kommunikationswissenschaft besteht aus mehr als nur mögliche Theorien zu erarbeiten und zu bearbeiten. Wie kompliziert und vielfältig dieses oft belächelte Fach gestrickt ist und wie viele verschiedene Teilbereiche in die Kommunikationswissenschaften mit einfließen, konnte nur erahnt werden. Ich befinde mich derzeit am Anfang meines Studiums und ich konnte viel von dem was ich gelernt habe, nicht in einen Kontext bzw. nicht unter einen Hut bringen. Dass die vielen verschiedenen Teilbereiche aus der Publizistik und Kommunikationswissenschaft Hand in Hand gehen müssen um das ganze komplizierte und in allen Richtungen gefächerte Konstrukt erhalten zu können, war mir bisher eigentlich nie klar. Es wurde mir in dieser Lehrveranstaltung nicht nur vom theoretischen Standpunkt her erklärt sondern auch eindrucksvoll veranschaulicht. 2. „Man kann nicht nicht kommunizieren“ wurde mir das erste Mal demonstriert. Ich wusste zwar, dass diese Aussage von Watzlawick seine Richtigkeit hat, aber ich konnte mir bisher nie wirklich eine Vorstellung machen, wie diese Worte in welchem Ausmaß auf die Praxis bezogen werden können. Dass darunter auch der Teilbereich des aktiven Zuhörens einzuordnen ist, war mir bisher nicht in den Sinn gekommen. - 17 - Interpersonale Kommunikation I Clemens Graf Um die gesamte Veranstaltung treffend auf den Punkt zu bringen, möchte ich mit einem Zitat von Konrad Lorenz (1903-1989), österreichischer Verhaltensforscher und Nobelpreisträger 1973, meine Reflexion beenden: „Gedacht heißt nicht immer gesagt,/ gesagt heißt nicht immer richtig gehört,/ gehört heißt nicht immer richtig verstanden,/ verstanden heißt nicht immer einverstanden,/ einverstanden heißt nicht immer angewendet,/ angewendet heißt noch lange nicht beibehalten.“ - 18 - Interpersonale Kommunikation I Clemens Graf QUELLENVERZEICHNIS - 19 -