Deutsch Lk12 (Lenk) Name des Schülers/ der Schülerin: ___________________________________________ Erwartungshorizont/ Bewertungsbogen zu GEORG BÜCHNER: Woyzeck (Analyse der 18.Szene) a) Inhaltliche Leistung Anforderungen Teilaufgabe Der Prüfling 1. 2. 3. 4. 5. formuliert eine Einleitung (Verfasser, Titel, Erscheinungsjahr, ggf. Uraufführung und vor allem Themenangabe des Dramenfragments). erläutert den situativen Kontext. (Was passiert vorher? Was danach? Was kündigt sich hier schon an? ) gibt den Inhalt der Szene in eigenen Worten kurz wieder. (hier: Woyzeck wird vom Doktor den Studenten als Versuchsobjekt vorgeführt und dabei erniedrigt.) formuliert eine Deutungshypothese. (z.B.): Die vorliegende Szene unterstreicht die Unmenschlichkeit der herrschenden Verhältnisse, denen Woyzeck aufgrund seiner Stellung immer wieder zum Opfer fällt. Die Szene zeigt deutlich die menschenverachtende Einstellung von gesellschaftlich gut situierten Personen (Doktor) gegenüber dem Proletariat (Woyzeck) in der damaligen Zeit. Woyzeck wird vollends zum Objekt und beinahe menschlicher Attribute beraubt. (Ausgangspunkt der Analyse) untersucht die Szene aspektorientiert in Hinblick auf die Deutungshypothese und fundiert seine Ausführungen durch eine sprachliche Analyse. Aufgabe 1 Verortung der Szene anhand der klassischen Dramentheorie nicht möglich, da es sich um ein offenes Drama handelt Dramenstruktur im Woyzeck anhand von Leitmotiven möglich, hier: durch Spannung erzeugte ‚ansteigende‘ Handlung, Motiv: Demütigungen (soziale Umstände) Woyzecks Einführung der Figuren des Dramas sowie zentraler Konflikte ist an dieser Stelle abgeschlossen, quasi Einleitung der Peripetie/ Erreg. Moment des Dramas - Eigennutz und Überlegenheit des Doktors zeigt sich bereits zu Beginn der Szene anhand des Vergleiches mit König David (vgl. S.25, Z.6) - Woyzeck wird als Objekt und nicht als Mensch betrachtet: „Meine Herren, wir sind an der wichtigen Frage des Verhältnis des Subjekt zum Objekt.“ (S.25, Z. 9f) hier auch ein Beleg für das Verhältnis von Doktor (Subjekt) und Woyzeck (Objekt) - Der Doktor spricht von der „organischen Selbstaffirmation des Göttlichen“ (S.25, Z.11), was auf die Problematik der Willensfreiheit Woyzecks verweist - Vergleich von Mensch und Tier bzw. Gleichsetzung Woyzecks mit der Katze, Degradierung zum Versuchsobjekt (Wortwiederholung „Bestie“ (S.25, Z.19; S.26, Z.8) - Doktor zieht die Wissenschaft dem Leid des Einzelnen vor und begrüßt sogar mögliche körperliche und seelische Schäden („Herr Doktor, ich hab’s Zittern“ (S. 25, Z. 21)) als ‚Erfolge‘ seines Probanden („Ei, ei, schön, Woyzeck!“ (S.25, Z.22) - Doktor als Vertreter einer höheren Schicht, Woyzeck als obrigkeitshöriger Mensch, der trotz Schwächung durch die Experimente, versucht Anweisungen zu folgen (z.B. beim Fangen der Katze „He, Woyzeck, (brüllt) Woyzeck!“ (S.25, Z.17), Doktor führt ihn als Versuchsobjekt vor ("Woyzeck, beweg den Herren doch einmal die Ohren" (S.26, Z.4f)) - Woyzeck ist den Demütigungen des Doktors völlig hilflos ausgesetzt. (z.B. „Ach, Herr Doktor!" (S.26, Z.7)) Lösungsqualität max. erreichte Punkte Punkte 3 4 4 6 40 Deutsch Lk12 - - - - (Lenk) Paradox: trotz deutlicher Demonstration seiner scheinbar fachlichen Kompetenz (Sprache des Doktors) führt er an Woyzeck einen Versuch durch („ein Vierteljahr (...) nichts als Erbsen“ (S.25, Z. 28)), der keine tieferen wissenschaftlichen Erkenntnisse bringt, außer dass Unter- und Fehlernährung die menschliche Gesundheit beeinflussen hier geht um eine bloße Machtdemonstration, pseudo- wissenschaftlich Ein Wissenschaftlertypus wird gezeigt, dem die Wissenschaft vom Menschen über den Menschen selbst geht, der Doktor wird nur mit Berufsbezeichnung genannt und kann somit nicht als individuelle Figur verstanden werden, sondern nur als Gattungsvertreter eines Standes. Die durch den Doktor ausgelöste psychische Schwächung führt im Laufe des Dramas dazu, dass Woyzeck sich in immer stärkeren Maße von seinen inneren Stimmen leiten lässt und Marie umbringt Berücksichtigung der gesundheitlichen Situation Woyzecks bei Diskussion der Schuldfrage Woyzeck steht konträr zum Doktor für eine materialistische Lebenseinstellung, da er die Behandlung durch den Doktor hinnimmt, damit er Marie ein besseres Leben bieten kann; diese Lebenseinstellung sowie das materialistische Handeln ergeben sich aus seiner sozialen Notlage. (ausgeliefert an den Doktor) Berücksichtigung der sozialen Situation Woyzecks bei Diskussion der Schuldfrage Sprachliche Mittel: - kein Dialog, Redebeiträge des Doktors überwiegen (dominierende Person) - parataktisch (Aneinanderreihung von selbstständigen Sätzen) - Stilmittel: Reihungen, Ellipse, Satzabbruch, Wiederholungen, Hyperbeln - gehäufte Imperative - (Monologe), Sprache des Doktors: aufgesetzt, betont gehoben, Fachwörter (z.B. „die organische Selbstaffirmatio“ (S.25, Z.11)) und französische Wendungen (z.B. „Courage“ (S.26, Z.1); „Allons“ (S.26, Z.6)) Profilierung gegenüber dem (Studenten-)Publikum; Demonstration seiner Bildung und Überlegenheit - Kontrastiv dazu: Sprachlosigkeit Woyzecks, der ohnmächtig jeder Argumentation nur mit einem stummen Aufbegehrens begegnet („Ach, Herr Doktor“ (S.26, Z.7)) , auch als möglicher Appell an die Menschlichkeit des Mediziners → Sprachliche Gestaltung geschieht in Hinblick auf die Handlung, die Demütigung und Hilflosigkeit Woyzecks spiegelt sich sowohl in der Sprachlosigkeit als auch in der scheinbar medizinischfachlichen Sprache. Wesentlich ist das klare und zielgerichtete Vorgehen in Bezug auf die Aufgabenstellung und die Deutungshypothese. Erwartet wird eine detailierte, schwerpunktmäßige Analyse. 6. formuliert einen Schlussteil. (Rückbezug zur Deutungshypothese, Bedeutung der Szene für den Verlauf des Dramas bzw. des dramatischen Konflikts, abschließende Beurteilung, besonders in Hinblick auf die Schuldfrage) Summe Teilaufgabe 1 8 65 Deutsch Lk12 (Lenk) Anforderungen Teilaufgabe 1 Aufgabe 2 Lösungsqualität max. erreichte Punkte Punkte 6 Der Prüfling 2 3 benennt knapp und aufgabenbezogen die Ausgangsposition. Hierbei stellt der Prüfling den Problemhorizont, mit eigenen Worten – gedanklich zugespitzt und ggf. mit Zitatbelegen untermauert- kurz vor. (Plädoyer vor Verkündigung des Urteils) entwirft ein angemessenes Plädoyer, welches wesentliche Gründe für Woyzecks ‚Unschuld‘ bzw. Schuldfähigkeit einräumt. Der Prüfung erläutert auf der Grundlage seiner Beschreibungsergebnisse den Kontext des Mordes anhand von Argumenten und Erläuterungen, bezieht sich damit auf weitere Aspekte des Dramas ‚Woyzeck‘ und untermauert seine Thesen mit Beispielen. zeigt in Hinblick auf die Aufgabenstellung Kreativität und argumentiert anhand seiner Untersuchungsergebnisse und eigenen Wertmaßstäbe nachvollziehbar. Summe Teilaufgabe 2 16 6 28 b) Darstellungsleistung Anforderungen Der Prüfling 1 2 3 4 5 6 strukturiert seinen Text kohärent, schlüssig, stringent und gedanklich klar: - angemessene Gewichtung der Teilaufgaben in der Durchführung, - gegliederte und angemessen gewichtete Anlage der Arbeit, - schlüssige Verbindung der einzelnen Arbeitsschritte, - schlüssige gedankliche Verknüpfung von Sätzen. formuliert unter Beachtung der fachsprachlichen und fachmethodischen Anforderungen: - Trennung von Handlungs- und Metaebene, - begründeter Bezug von beschreibenden, deutenden und wertenden Aussagen, - Verwendung von Fachtermini in sinnvollem Zusammenhang, - Beachtung der Tempora, - korrekte Redewiedergabe (Modalität). belegt Aussagen durch angemessenes und korrektes Zitieren: - sinnvoller Gebrauch von vollständigen oder gekürzten Zitaten in begründender Funktion. drückt sich allgemeinsprachlich präzise, stilistisch sicher und begrifflich differenziert aus: - sachlich-distanzierte Schreibweise, - Schriftsprachlichkeit, - begrifflich abstrakte Ausdrucksfähigkeit. formuliert lexikalisch und syntaktisch sicher, variabel und komplex (und zugleich klar). schreibt sprachlich richtig. Summe Darstellungsleistung Gesamtpunktzahl (von 121): Note (in Wort/ in Punkten): Lösungsqualität max. erreichte Punkte Punkte 6 6 3 5 5 3 28