2.5 Das Lesen der Literatur

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EIN LEITFADEN FÜR SCHRIFTLICHE ARBEITEN
neu bearbeitet und erweitert von einem Autorenkollegium* des Faches Germanische Philologie der
Universität Oulu / Stand 2012
1
Autoren:
Anttila, Harry
Bluhm, Lothar
Grasz, Sabine
Kantola, Markku
Keinästö, Kari
Lehto, Irene
Neuendorff, Dagmar
Salmela, Nina
Schmitt, Gerhard
Selkälä, Satu
Soronen, Satu
2
Inhalt
1 EINLEITUNG .......................................................................................................................................... 5
2 ÜBERLEBEN IM STRESS – DIE GRADU UND MEIN SEELENFRIEDE ........................................................ 5
2.1 Die Fragestellung - oder das Leben mit meiner Mind Map. ......................................................... 5
2.2 Vom Chaos zum Kosmos - die Gliederung .................................................................................... 6
2.3 Die Literatursuche ......................................................................................................................... 6
2.4 Das Sichten der Literatur .............................................................................................................. 7
2.5 Das Lesen der Literatur ................................................................................................................. 7
2.6 Das Inhaltsverzeichnis ................................................................................................................... 8
Die formale Gliederung (Beispiel) ................................................................................................... 8
2.7 Die Einleitung – Spielregeln für den Gradu-Schreiber und den Gutachter................................... 8
2.8 Der Theorieteil - Was ist eine Theorie und wie gehe ich mit ihr um? ........................................ 10
2.9 Die Methode – keine Wissenschaftsmaschine ........................................................................... 11
2.10 Der Hauptteil ............................................................................................................................. 13
2.11 Der Schlussteil ........................................................................................................................... 15
2.12 Die Wissenschaftlichkeit der Sprache ....................................................................................... 15
3 FORMALE HINWEISE .......................................................................................................................... 16
3.1 Layout.......................................................................................................................................... 16
3.2 Tabellen und Abbildungen .......................................................................................................... 17
3.3 Das Zitieren ................................................................................................................................. 20
3.4 Quellenangaben .......................................................................................................................... 22
3.5 Quellenverzeichnis ...................................................................................................................... 25
4 WISSENSCHAFTLICHES SCHREIBEN IM STUDIUM .............................................................................. 27
4.1 Vorarbeit ..................................................................................................................................... 28
4.2 Zur wissenschaftlichen Perspektive (Aktiv oder Passiv) ............................................................. 28
4.3 Tempus........................................................................................................................................ 29
4.4 Probleme des Wortschatzes ....................................................................................................... 29
4.5 Typische Ausdrücke .................................................................................................................... 31
4.6 Verben und Verbalkonstruktionen ............................................................................................. 32
5 TEXTSORTEN....................................................................................................................................... 35
5.1 Die Struktur des Schreibens ........................................................................................................ 35
5.2 Das Lerntagebuch ....................................................................................................................... 36
3
5.3 Der Essay ..................................................................................................................................... 36
5.4 Die schriftliche Hausarbeit .......................................................................................................... 36
5.5 Das Referat und das Thesenpapier ............................................................................................. 37
5.6 Die Kandidaten- und Seminararbeit ........................................................................................... 37
5.7 Die Pro-Gradu-Arbeit (siehe Abschnitt 2) ................................................................................... 37
LITERATUR ............................................................................................................................................. 38
UNVERÖFFENTLICHTE LITERATUR .................................................................................................... 39
Anlage 1 ................................................................................................................................................ 40
Anlage 2 ................................................................................................................................................ 41
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1 EINLEITUNG
Diese Broschüre ist als Anleitung für die StudentInnen der germanischen Philologie gedacht,
die im Laufe des Studiums vielerlei schriftliche Aufgaben zu erledigen haben. Sie orientiert
sich zum Teil am Heft Pro gradu. Ohjeita tutkielman tekijöille1 1 (1995) und dem Buch
Schreiben im Studium: mit Erfolg. Ein Leitfaden (2000)22. Am Ende des Leitfadens sind als
Anlage ein Titelblatt (Anlage 1) und ein Beispielformular (Anlage 2) beigefügt, die für die
Zusammenfassung der Pro-Gradu-Arbeit benutzt werden. Es gibt allerdings kein Verzeichnis
mit Grundlagenliteratur oder sonstigen empfehlenswerten wissenschaftlichen Büchern, weil
eine solche Liste angesichts der Weite des Fachs kaum sinnvoll und zudem schnell veraltet
wäre. Empfehlungen können bei den betreffenden Lehrern eingeholt werden.
2 ÜBERLEBEN IM STRESS – DIE GRADU UND MEIN SEELENFRIEDE
2.1 Die Fragestellung - oder das Leben mit meiner Mind Map.
Ohne eine Fragestellung hat man keine Orientierung. Man weiß nicht, was man an Material
suchen soll, man weiß nicht, wie dieses zu ordnen ist. Man hat keinen roten Faden, an dem
man entlang argumentieren kann. Ergebnisse und Schlussfolgerungen bleiben unklar und
verschwommen. Für eine exakte und hilfreiche Fragestellung, mit der man Wichtiges von
Unwichtigem trennen kann, reichen Formulierungen wie „Gedanken über …“, „Etwas
über…“ oder nur „Über…“ nicht aus. Diese Überschriften laden förmlich zur Kritik ein, weil
sie bereits im Ansatz verraten, dass sich der/die Verfasser/in weitere Mühen gründlichen
Nachdenkens erspart hat. Der erste Schritt zu einer arbeitstauglichen Fragestellung kann die
sog. Mind Map sein. Man setzt sich vor ein weißes Stück Papier und schreibt zunächst
wahllos auf, was einem zu dem Thema, das man bearbeiten will, einfällt. Zur besseren
Übersicht macht man um jeden Schwerpunkt einen Kreis. Diese Kreise, Ellipsen oder Eier
verbindet man mit Linien. Dann geht man spazieren …
Während des Spaziergangs versucht man sich an diese Mind Map zu erinnern. Am besten hat
man sie mitgenommen. Nun kann man die Schwerpunkte ergänzen bzw. einige wegstreichen.
Genauso kann man nun die Linien, die die Schwerpunkte verbinden überdenken. Man kann
sie nun mit Pfeilrichtungen näher bestimmen, man kann sie, wenn sie besonders wichtig zu
sein scheinen, mit roter Farbe oder doppelter Linienführung, oder wenn sie weniger wichtig
sind, mit unterbrochenen Linien (gepunktet), ausführen. Wenn alles gut geht, wird die Mind
Map zunächst immer bunter und chaotischer, bis sie an einen Wendepunkt gerät, ab dem sie
immer einfacher und übersichtlicher zu werden beginnt.
1
2
Verfasst von Harry Anttila, Markku Kantola, Kari Keinästö und Dagmar Neuendorff.
Verfasst von Karl-Dieter Bünting; Axel Bitterlich und Ulrike Pospiech.
5
2.2 Vom Chaos zum Kosmos - die Gliederung
Zu diesem Zeitpunkt sollte man nun versuchen, die mehrdimensionale Mind Map in die
Eindimensionalität einer linearen Gliederung zu bringen. Man muss sich dabei überlegen,
was man wann in welcher Reihenfolge schreiben will. Dabei ist es von Vorteil, wenn man
jeden Gliederungsabschnitt mit arabischen Ziffern (1, 2, 3, usw.) versieht. Es ist dann leichter
zu erkennen, ob z.B. 4 vielleicht doch vor 3 kommen sollte, oder zwischen 3 und 4 noch
weitere Unterabschnitte eingefügt werden sollen. Wenn man schon eine konkretere
Vorstellung von der Arbeit und ihrer Gliederung hat, kann man die einzelnen Unterabschnitte
schon jetzt mit Nummern versehen. Man unterteilt dann z.B. den Abschnitt 3 in 3.1, 3.2, usw.
Man nennt das die Dezimale Gliederung. Generell gilt, dass ein Abschnitt mindestens zwei
Unterabschnitte enthalten muss, sonst wird er nicht unterteilt. Man sollte also nicht so
gliedern: 3, dann 3.1, dann 4. In diesem Fall geht man direkt von 3 zu 4. Schließlich nimmt
man die Gliederung in die Hand und schüttelt sie – zumindest metaphorisch -, solange noch
etwas wackelt, ist sie nicht fertig. Leider ist das nicht so einfach. Aber man kann die Probe so
machen: Lässt sich der Punkt 4 gegen den Punkt 3 austauschen, oder umgekehrt? Solange das
noch möglich ist, ‚wackelt’ die Gliederung. Erst wenn jeder Punkt seinen logisch
begründeten festen, nicht mehr austauschbaren Platz gefunden hat, kann ich mit dieser
Gliederung arbeiten.
Apropos arbeiten! Bis hierher handelt sich bei der Gliederung um eine Arbeitsgliederung. Es
ist noch nicht die Inhaltsangabe. Es ist nämlich völlig normal und kein Grund zur
Beunruhigung, wenn sich im Verlauf der Arbeit noch Änderungen und Verschiebungen
ergeben. Man könnte fast das Gegenteil behaupten: Wenn sich keine Veränderungen ergeben,
dann liegt der Verdacht nahe, dass die erste Arbeitsgliederung vielleicht doch zu mechanisch,
also unkritisch angelegt worden ist.
2.3 Die Literatursuche
Natürlich beginnt die Literatursuche nicht erst, nachdem man die Gliederung konstruiert hat.
Da man ja schon lange eine mehr oder weniger bestimmte Ahnung hatte, worüber man seine
Gradu schreiben will, wird man schon einiges an Material, wenn auch ungeordnet, besitzen:
Internetkopien, Zeitungsausschnitte, Videoaufzeichnungen, Zitate und Aufsätze und das eine
oder andere Buch. Diese Materialien kann man nun innerhalb der Gliederung platzieren. Man
erkennt dann auf einen Blick, welcher Abschnitt noch Material braucht, welcher überfüttert
ist und in welche Richtung man noch lesen muss. In diesem Abschnitt wird man mit einigen
Unsicherheiten konfrontiert werden. Oder positiv ausgedrückt: Man muss wissenschaftlich
begründete Entscheidungen für oder gegen bestimmte Materialien und deren Positionierung
treffen. Es ist naiv zu glauben, dass es nur eine Methode gibt, die einem diese Unsicherheiten
erspart. Hier muss immer wieder die Fragestellung mit dem behandelten Material zusammen
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gebracht werden. Dabei wird sich die Fragestellung in ihrer Schärfe beweisen oder sie muss
noch nachgebessert werden.
Doch zunächst zu der Frage, woher man die zu verwendende Literatur bekommt. Die
wichtigste, aber nicht die letzte Antwort ist: nicht von dem Gradu-Betreuer. Eines der
wichtigsten Kriterien ist die Selbstständigkeit der Arbeit und dazu gehört, nachzulesen im
opinto-opas, die selbstständige Literatursuche. Man mache sich also selbst auf die Suche,
vielleicht zuerst im Internet. Ein wichtiges Eingangsportal ist dabei Wikipedia. Aber Vorsicht,
denn die Artikel sind von sehr unterschiedlicher Qualität! Andererseits bieten sie in der Regel
gutes Quellenmaterial, mit dem sich ordentlich weiter studieren lässt. Es gilt also: Für den
Anfang und Einstieg ist Wikipedia ganz in Ordnung, nur sollte man nicht dabei stehen
bleiben. Eine andere, wahrscheinlich noch wichtigere Quelle ist die Universitätsbibliothek.
Heute ist jeder Bibliothekskatalog digitalisiert und elektronisch einsehbar. Mit ein bisschen
Übung und Hilfestellungen durch unser freundliches Bibliothekspersonal kommt jede/r in
kürzester Zeit zu einem ordentlichen Bücherstapel, der nun zunächst gesichtet, nicht gelesen,
werden muss.
2.4 Das Sichten der Literatur
In dieser Phase sprechen wir noch nicht vom Lesen, sondern zunächst nur vom Sichten der
Literatur, d. h., man will die Inhalte der Bücher noch nicht kennenlernen, sondern sich erst
einen Überblick darüber verschaffen, welche Bücher weiterhelfen können. Dazu sieht man
sich zunächst das Inhaltsverzeichnis der Bücher an, das Vorwort, dann das Register bzw.
dessen Literaturverzeichnis. Im Register findet man Aufschluss darüber, welches Material in
dem betreffenden Buch verwendet wurde und Hinweise auf weiter führende Literatur. Bücher,
die weder im Inhalt noch im Register einen Berührungspunkt mit der betreffenden
Fragestellung versprechen, werden erbarmungslos aussortiert und in die Bibliothek zurück
gebracht. Damit hat sich der Stapel schon erheblich verkleinert. Jetzt betrachtet man die
übriggebliebenen Bücher erneut und macht sich dazu Notizen. Unter Titel und Verfasser
notiert man sich die Abschnitte (Kapitel), die interessieren. Wichtig kann auch das Notieren
der Jahreszahl sein. Sonst besteht die Gefahr, dass man an Literatur hängen bleibt, die
hoffnungslos veraltet ist. Dieser Leseprozess, der dann zum eigentlichen wissenschaftlichkritischen Lesen überleitet, wird als kursorisches Lesen bezeichnet.
2.5 Das Lesen der Literatur
Oft hört man in der Sprechstunde, dieses oder jenes Buch sei so schwer, man habe es gelesen,
aber nicht verstanden. Nicht selten ergibt die Nachfrage, dass dann dieses Buch nur einmal
gelesen worden war. Das ist ein Grundfehler: Wichtige Texte sind kritisch zu lesen, d. h.
mehr als einmal, bestimmte Stellen sicher dreimal, obwohl man sich hier nicht auf reine
Zahlenwerte festlegen kann. In jedem Fall sind die wichtigen Abschnitte so oft zu lesen, bis
sie verstanden, oder als doch unwichtig beiseitegelegt werden können. Als Grundsatz gilt:
Wissenschaftliche Literatur muss mit einem Bleistift in der Hand gelesen werden. Ganz
praktisch ist es, sich eine DIN-A4-Seite zu falten und in das Buch zu legen. Einmal hat man
damit bereits ein Lesezeichen, zum anderen kann man auf diesem Blatt kurze Notizen
machen. Diese Notizen werden so angelegt: Mit einem dünnen Bleistiftstrich, der leicht zu
entfernen ist, werden am Rand die entsprechenden Zeilen markiert. Dann wird die Seitenzahl
auf dem Papier eingetragen (z.B. 53). Dabei empfiehlt es sich mit der Seitenzahl mindestens
ein inhaltliches Stichwort zu notieren (z.B. 53 – Werbesprache), man kann darüber
hinausgehend auch ein Satzfragment oder ein ganzes Zitat notieren.
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Nachdem man so seinen Text (Buch, Kapitel, Aufsatz) durchgearbeitet hat, überträgt man
alle Notizen in eine Computerdatei. Diese Datei muss alle bibliographischen Angaben
enthalten, also Namen des Verfassers, Titel des Buches, Erscheinungsort und Verlag, Jahr der
Erscheinung. Ist die Datei so angelegt, dann kann man aus seinen Notizen zitieren, ohne dass
man das Buch noch einmal ausleihen muss. Eine erhebliche Arbeitserleichterung verschafft
man sich, wenn man wichtige Texte kopiert und dann in den eigenen Computer einscannt.
Dann kann man mit Hilfe von Pdf-Readern (Adobe 9 oder 10) wichtige Textstellen
zitierfähig zu einer Textdatei zusammenstellen. Man spart sich dabei das zeitraubende und
fehleranfällige Abschreiben.
2.6 Das Inhaltsverzeichnis
Im Inhaltsverzeichnis soll sich die Gliederung der Arbeit erkennen lassen. Sehr
wahrscheinlich wird sich das Inhaltsverzeichnis im Verlauf des Arbeitsprozesses noch
mehrfach verändern. Dabei muss darauf geachtet werden, dass die Seitenzahlen des
Inhaltsverzeichnisses mit den Seitenzahlen im Text übereinstimmen. Obwohl (oder weil) das
mit den gegenwärtigen Programmen kein Problem mehr sein sollte, schleichen sich hier
selbst bei Layout erfahrenen Studenten Fehler ein. Oft ist nur eine Aktualisierung des
Inhaltsverzeichnisses vergessen worden. Das Inhaltsverzeichnis wird im Inhaltsverzeichnis
nicht als eigenständiges Kapitel aufgeführt, es wird also auch nicht nummeriert.
Die formale Gliederung (Beispiel)
1 Einleitung
2 Theorieteil
2.1 Theorie a
2.2 Theorie b
2.3 Theorie c
2.4 eigene Theorie
3 Hauptteil
3.1. Darstellung des Forschungsgegenstandes
3.2 Untersuchung des Forschungsgegenstandes (evtl. mit 2.4)
3.2.1 Untersuchung des dt. Forschungsgegenstandes
3.2.2 Untersuchung des fi. Forschungsgegenstandes
3.3 Zusammenfassung von 3.2.1 und 3.2.2
4 Schlussteil
2.7 Die Einleitung – Spielregeln für den Gradu-Schreiber und den Gutachter
Nachdem man sich mit den bisher angesprochenen Problemfeldern in Form von Notizen,
Papern und früheren Hausarbeiten beschäftigt und diese bereits in einen losen
Sinnzusammenhang gebracht hat, beginnt man mit dem ersten inhaltlichen Kapitel der Gradu:
der Einleitung. Die Einleitung enthält die Spielregeln, nach denen der Leser eine Arbeit
beurteilen soll. Darum muss genau dargestellt werden, was der Leser erwarten kann und was
nicht. In der Einleitung schreibe ich, was ich mache, wie ich es mache und warum ich es
mache. Die Reihenfolge von 'was', 'wie' und 'warum' ist dabei nicht festgelegt. Um die
Ergebniszusammenfassung und die Einleitung inhaltlich sauber zu trennen, empfiehlt es sich
zu Beginn der Arbeit eine vorläufige Einleitung zu schreiben, die am Ende der Arbeit noch
einmal überarbeitet wird und dem tatsächlichen Verlauf der Arbeit angepasst wird.
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Da es für die Motivation, mit der man eine Gradu schreiben muss, wichtig ist, zu wissen,
warum man sich gerade mit diesem bestimmten Stoff beschäftigt, sollte als Erstes die
Notwendigkeit bzw. der Sinn dieser Problematik begründet werden. Da die wissenschaftliche
Reichweite einer Gradu beschränkt ist, kann man nun die notwendigen Begrenzungen in der
Themenstellung formulieren. Damit schafft sich der Verfasser Rechtssicherheit, denn wenn
an dieser Stelle bereits sinnvoll begründet wird, warum ein bestimmter Problembereich nicht
geklärt werden kann, dann kann der spätere Gutachter dies auch nicht fordern. Allerdings
reicht es nicht aus, nur Zeit bzw. Raummangel als Grund anzugeben, sondern es muss
inhaltlich begründet werden, warum man auf bestimmte Aspekte verzichtet, welche Folgen
das haben kann und in welcher Form ein anderer Forscher in einer späteren Forschung diese
Probleme aufnehmen könnte. Danach liefert man einen Überblick über den bisher erreichten
Forschungsstand. Es ist ein nicht zu akzeptierender Zustand, dass Gradu-Verfasser nicht
wissen, was in demselben Institut zu demselben oder einem benachbarten Themenbereich
früher geforscht und geschrieben ist. Wenn jeder für sich den Anspruch erhebt, das Rad neu
zu erfinden, gibt es keinen Dialog an einer wissenschaftlichen Einrichtung, keinen
Forschungsfortschritt und keine wissenschaftliche Tradition. Damit bleibt das akademische
Profil des betreffenden Instituts von Zufällen abhängig, die in keinem Zusammenhang
zueinander stehen. Darüber hinaus enthalten die Literaturlisten älterer Gradus interessante
Literaturhinweise, die die Entwicklung des Forschungsstandes dokumentieren.
Aber die Kenntnisnahme früher geschriebener Gradus ist nur der erste Schritt, wichtige
Forschungsliteratur zu dem betreffenden Thema muss angegeben werden. Genauso wie
bestimmte Mängel in der Literaturlandschaft gekennzeichnet werden müssen. Aber Vorsicht!
Es sieht nie gut aus, wenn man blauäugig versichert, es gäbe zu diesem Thema (noch) keine
Literatur und der Gutachter findet mit Google Hilfe Tausende von Seiten. Ein anderes
Problem ist der Umgang mit älterer bzw. veralteter Literatur. Es hängt von dem jeweiligen
Forschungsgebiet ab, wie schnell Forschungsergebnisse veralten. Klassiker der literatur- bzw.
der sprachwissenschaftlichen Forschung können noch nach hundert Jahren ihre Aussagekraft
behalten. Wenn es z.B. um Werbung und Werbesprache geht, dann sind 10 Jahre bei dem
Tempo der Entwicklung neuer Werbeträger schon Lichtjahre – also nicht nur veraltet,
sondern schon fossiliert. Wenn man dann allerdings inhaltlich begründen kann, warum das
dennoch interessant und wichtig sein kann, dann ist das wiederum in Ordnung. Die wichtigen
Kriterien bei der Entscheidung für oder gegen bestimmtes Material müssen dargelegt werden.
Nachdem so der Kontext des Gradu-Themas dargestellt worden ist, muss die Fragestellung
formuliert und in ihrer Formulierung begründet werden. Wenn man das Thema bereits gut
begründet und begrenzt hat, sollte diese Formulierung für den Leser der Einleitung keine
Überraschung mehr sein, sondern als eine logische Konsequenz aus der vorher beschriebenen
Forschungslage erscheinen. Ist die Fragestellung präsentiert, so muss man nun erläutern, mit
welchen Mitteln man dieses Ziel zu erreichen gedenkt. Hier können Arbeitshypothesen
formuliert werden, also Annahmen über den wahrscheinlichen Verlauf der Argumentation.
Das ist besonders interessant, wenn sich der Lauf der Forschung verändert. Im Schlussteil
muss dann auf die Gründe dieser Kursänderung eingegangen werden. Wenn diese
Begründung gut gelingt und die Korrektur einer früheren Hypothese nun logisch erscheint, so
wird damit der Wert der Arbeit gesteigert.
Es ist vor allem bei Arbeiten, die sich mit empirischer Forschung beschäftigen, hilfreich,
diesen Weg in Zwischen- und Teilziele einzuteilen. Das gibt die Möglichkeit im Vornherein
den Wechsel wissenschaftlicher Verfahren – z.B. den Wechsel von qualitativen zu
quantitativen Arbeitsweisen – zu begründen.
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Den Abschluss der Einleitung kann dann ein Abschnitt bilden, der die Erklärung
themenspezifischer Begriffe enthält. Nicht selten werden in der Forschung grundlegende und
identische Arbeitsbegriffe mit unterschiedlichen semantischen Inhalten gefüllt. So wird
sowohl in der Literatur- als auch in der Sprachwissenschaft z.B. der Begriff des Symbols
durchaus unterschiedlich verwendet. In diesem Fall muss sich nun der Verfasser überlegen,
ob er diese Begriffsklärung bereits hier in der Einleitung vornimmt oder später in einem
inhaltlichen Abschnitt der Arbeit. Wenn der Weg der Argumentation direkt über die
Begriffsdefinition führt, bzw. diese Begriffsdefinition ein unmittelbarer Teil der
wissenschaftlichen Arbeit ist, so werden diese Schlüsselbegriffe noch nicht in der Einleitung
erläutert. Wenn die Begriffsdefinition aber kein integrierter Bestandteil der Arbeit ist,
sondern gewissermaßen von außen in die Arbeit hineingetragen wird, dann sollten die
Begriffe in der Einleitung erwähnt werden.
Diesen Abschnitt abschließend soll noch kurz auf einen häufigen und leider auch schweren
Fehler beim Verfassen einer Einleitung hingewiesen werden: In einer Einleitung dürfen keine
Endergebnisse dargestellt werden. Zwar sollte man mit den Arbeitshypothesen angeben,
welche Ergebnisse man erwarten kann, ob diese tatsächlich erreicht werden, bleibt dann dem
sog. Analyseteil und der Ergebniszusammenfassung vorbehalten.
2.8 Der Theorieteil - Was ist eine Theorie und wie gehe ich mit ihr um?
Im Kopf jedes Gradu-Verfassers gibt es die zwei Zauberwörter, Theorie und Methode. Das
hat seine guten Gründe: Ohne eine Theorie als Ausgangsbasis, als Hintergrund oder als
Ergebnis ist eine Gradu kein wissenschaftlicher Text. Aber zunächst einmal zu der Frage:
Was ist eine Theorie? Das Wort kommt aus dem Griechischen und enthält den Stamm theos,
das Göttliche. Eine Theorie ist wörtlich die Anschauungsweise des Göttlichen. Für uns ist
eine Theorie eine Wissensstruktur, in der Daten und Fakten in bestimmten logischen
Beziehungen zusammengefasst sind. Eine Theorie soll Wirklichkeit beschreiben, erklären
und vorhersehbar machen. Theorien dienen also auch dazu, praktische Handlungen anzuleiten.
Dazu müssen empirische Einzelheiten, d. h. konkrete Erfahrungen, miteinander verglichen
und auf ihren logisch-strukturellen gemeinsamen Nenner gebracht werden. Diese Theorien
müssen immer wieder an der Wirklichkeit überprüft und wenn nötig erweitert oder verändert
werden. Theorien sind in sich widerspruchsfreie Abbilder der Wirklichkeit, sie sind aber
keine allgemein und überzeitlich gültigen Wahrheiten. Sie sind Perspektiven, also Sehweisen,
mit begrifflichen und strukturellen Grenzen. Innerhalb dieser Grenzen können sie
Erkenntnisse vermitteln und wissenschaftliches Handeln (Forschen) motivieren, jenseits
dieser Grenzen sind sie blind, verlieren also ihre erkennende Leistung, ohne dass sie in sich
falsch sind. Als Wissensstrukturen können sie in Formeln, Regeln, Definitionen und Sätzen
ausgedrückt sein. Theorien kann man aus wissenschaftlicher Literatur übernehmen. Das
einfachste Verfahren besteht darin, dass man sich für eine Theorie entscheidet, diese
gründlich durchdenkt und dann sein zu untersuchendes Material auf Formen und Aussagen
abklopft, um Elemente dieser Theorie in diesem Material zu erkennen. Das ist ein gängiges
Verfahren in der Sprach- und Literaturwissenschaft, das meistens dazu führt, dass bisher
ungeordnete Fakten sortiert und geordnet werden können. Außerdem wird damit auch die
Theorie bestätigt. Da eine so angelegte Arbeit Wirklichkeit nur theoretisch beschreibt, ohne
sie zu erklären oder gar Prognosen (Aussagen über zukünftige Entwicklungen) zu
formulieren, ist deren wissenschaftlicher Wert vor allem in der sog. Grundlagenforschung
zwar unbestritten, andererseits aber auch begrenzt. Eine anspruchsvollere Arbeit wird sich
nicht damit begnügen, sondern mehre Theorien, vielleicht sogar widersprüchliche,
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miteinander kritisch vergleichen, deren jeweiligen Wert für die vorzunehmende Arbeit
darstellen und sich begründet für eine entscheiden.
Wer noch einen Schritt weitergeht, wird das lohnende Risiko eingehen, eine Mehrzahl von
Theorien zu einer eigenen zusammenzufassen und diese an dem vorliegenden Material zu
beweisen (verifizieren) versuchen. Erweist sich diese selbst formulierte Theorie am Ende der
Arbeit als falsch (falsifiziert), so ist das noch längst keine Katastrophe. Dann muss man
Theorie und Material nebeneinander halten und selbstkritisch herausfinden, wo sich Theorie
und Wirklichkeit widersprechen. Man muss sich hier immer den Charakter einer Gradu vor
Augen halten: Sie ist selbst noch keine eigenständige wissenschaftliche Arbeit, sondern nur
der Nachweis, dass deren Verfasser in der Lage ist, wissenschaftlich zu arbeiten. Wenn in
diesem Fall der Verfasser beweist, dass er in der Überprüfung des Verhältnisses von Material
und Theorie selbstkritisch und logisch vorgehen kann, dann steht einer auch sehr guten Note
nichts im Wege. Anders ist es, wenn der Verfasser die zu beschreibende Wirklichkeit so biegt
und deformiert, dass sie in seine Theorie passt. In diesem Fall ist es die Aufgabe des
Gutachters rechtzeitig einzuschreiten und diese Versuche abzubrechen.
Hier noch ein Wort zu den Begriffen Kritik und kritisieren: Sie bedeuten nicht, eine
wissenschaftliche Äußerung in ihrer Gültigkeit zu bestreiten, diese also schlimmstenfalls für
Unsinn zu erklären, sondern sie bezeichnen eine rationale vergleichende und unterscheidende
Betrachtungsweise eines Gegenstandes. Die wertvollsten Arbeiten sind jene, die von einem
theoretischen Hintergrund ausgehen, diesen in der Wirklichkeit überprüfen und dann zu den
Theorien zurückkehren, um diese ihrerseits zu erweitern bzw. zu korrigieren. In diesem Fall
geht man von der Theorie aus, überprüft mit ihrer Hilfe die empirische Wirklichkeit, um in
einem dritten Schritt mit diesem Bild der Wirklichkeit die Leistungsfähigkeit der Theorie zu
überprüfen. Wenn sich die gesamte Arbeit auf den Schritt von der Theorie zur Wirklichkeit
konzentriert, so sprechen wir von einer deduktiven Struktur dieser Arbeit. Die Wirklichkeit
wird also untersucht, indem die Theorie (von oben nach unten) auf sie abgeleitet (deduziert)
wird. Gehen wir von der empirischen, also wissenschaftlich unstrukturierten Wirklichkeit aus,
um eine Theorie zu formulieren, so liegt eine induktive Struktur vor. In dem zuletzt
erwähnten Fall, bei dem man von der Theorie aus die Wirklichkeit betrachtet, um dann von
der Wirklichkeit die Theorie zu prüfen, finden sich beide Strukturen miteinander kombiniert
vor.
Theorie
↓ = deduktiv
Wirklichkeit
Theorie
↑ = induktiv
Wirklichkeit
Theorie
↓↑ = deduktiv/induktiv
Wirklichkeit
2.9 Die Methode – keine Wissenschaftsmaschine
Unter dem Begriff der Methode wird volkstümlich, aber nicht wissenschaftlich, verstanden,
wie ich etwas mache. Dieses oberflächliche Verständnis begreift als Methode alles, was man
als Routinen, Handlungsschemata, Tricks und Gewohnheiten bezeichnen könnte. Um das
Durcheinander vollkommen werden zu lassen, rechnet man zu Methoden ganze
Schulrichtungen, die nicht selten von bestimmten Weltbildern durchdrungen sind. So spricht
man von positivistischen, geistesgeschichtlichen, werkimmanenten, ideologiekritischen,
psychoanalytischen, diskursanalytischen und kulturgeschichtlichen methodischen Ansätzen.
Man erkennt dabei leicht, dass sich diese methodischen Ansätze inhaltlich durchaus mit
gleichnamigen theoretischen Ansätzen in Deckung bringen lassen können: So wie man von
einer positivistischen Methode spricht, kann man auch von einer positivistischen Theorie
11
(usw.) sprechen. Der Unterschied zwischen Theorie und Methode muss also eher funktional
zu bestimmen sein.
Hier hilft uns wieder der Rückgriff auf die Etymologie des Begriffes Methode weiter. Auch
dieses Wort kommt aus dem Griechischen. Es ist ein aus den Wörtern metá (hinterher, nach)
und hodós (der Weg) gebildetes Kompositum. Man könnte es direkt übersetzen als Weg des
Nachgehens. Damit erhalten wir ein wichtiges Kriterium des Begriffes: Die Methode macht
es einem Wissenschaftler möglich, den Weg, der einen anderen Wissenschaftler zu einem
bestimmten Ergebnis gebracht hat, nachzugehen. Die Methodenlehre dient der Analyse,
Überprüfung und Kritik wissenschaftlicher Verfahren. Eine Methode ist also zunächst einmal
ein Verfahren, mit dem man die Anwendungsweise seiner Theorie auf die Wirklichkeit (und
umgekehrt) dokumentiert. Auf der Grundlage dieser Dokumentation kann dann ein anderer
Wissenschaftler, unabhängig von Zeit und Ort, überprüfen, ob er zu identischen Ergebnissen
kommt. Eine Methode, und hier können wir ein erstes Fehlurteil ausräumen, ist also nichts,
mit dem man in seine Arbeit einsteigt, sondern etwas, was nach der geleisteten Forschung
kommt. Die Anwendung der Theorien wird methodisch überprüft, d. h. dokumentiert. Der
populäre Glaube, dass eine Methode ein gut organisiertes und ein für alle Mal festgelegtes
Gedankenschema ist, an dem man Erscheinungsweisen der Wirklichkeit nur einsortieren und
abhaken muss, um eine fehlerlose Arbeit zu schreiben, ist falsch. Der von Studenten oft
geäußerte und andererseits berechtigte Wunsch nach Methoden ist eigentlich immer als ein
Bedürfnis nach gesicherten Verfahrensweisen, formalen Standards und Konventionen zu
verstehen und zu behandeln. Dabei muss man sich allerdings immer im Klaren darüber sein,
dass eine ausschließlich methodisch angelegte Arbeit nicht eigenständig sein kann, denn sie
geht ja immer den Weg nach, den ein anderer schon vorher gegangen ist. Damit ist auch der
Anspruch nach Wissensfortschritt nicht mehr einzulösen. Das hier Gesagte gilt natürlich nur
für extrem einseitig methodisch verfasste Arbeiten, allerdings lohnt es sich, die Faustregel zu
merken, dass die Theorie das Neue vor uns liegende in den Blick fasst, während die Methode
das hinter uns liegende Ergebnis sichern soll.
In unserer Abteilung, die den Anspruch erhebt, das Fach der Germanischen Philologie in
seiner ganzen Breite – Systemlinguistik, Angewandte Linguistik, Literatur- und
Kulturwissenschaft, Wirtschaftsphilologie – darzustellen, kann in einem Kandidaten- oder
Gradu-Seminar nicht eine Methode, die alle genannten philologischen Teilbereiche bedient,
gelehrt werden – denn es gibt diese gar nicht. Welche methodischen Werkzeuge und
theoretischen Perspektiven in der jeweiligen Gradu verwendet werden können, sollte schon in
den vorhergehenden Fachseminaren angesprochen werden.
Zu der Selbstständigkeit im Verfassen eines Gradu-Textes gehört auch die Entscheidung für
ein bestimmtes und passendes Verfahren, die an der Schnittstelle zwischen Fragestellung und
Material zu treffen ist. Dabei können wir hier einen grundlegenden Unterschied zwischen den
Arbeitsweisen der Geistes- bzw. Humanwissenschaften auf der einen und den der
Naturwissenschaften auf der anderen Seite feststellen: Die Naturwissenschaften streben
immer danach, ihre Ergebnisse in ein möglichst widerspruchsfreies System einzuordnen. Ein
Ergebnis ist umso wertvoller je mehr Regeln es entspricht und je weniger Ausnahmen
akzeptiert werden müssen. Im Gegensatz dazu wollen die Humanwissenschaften eine
einzelne Erscheinung beschreiben und in ihrem kulturellen Kontext bestimmen.
Widerspruchsfreiheit ist hier kein Ziel, sondern es kann gerade darum gehen, Widersprüche
zu beschreiben, um zu verstehen, wie sie vermittelt werden, oder welche Entwicklung durch
deren Unvermittelbarkeit entstehen kann. Im Gegensatz zu den Naturwissenschaften, bei
denen das einzelne Ergebnis immer in ein Regelsystem integriert werden kann und dort
12
aufgehoben ist, bleibt das einzelne Phänomen (Erscheinung) in der Humanwissenschaft
immer in seiner kritisch reflektierten Besonderheit erhalten. Während die
Naturwissenschaften ihre Ergebnisse mit Berechnungen und Schematisierungen erreichen
und darstellen, arbeitet die Humanwissenschaft mit den Mitteln der kritischen Beschreibung,
Isolierung und Vergleichung von Phänomen.
In dieser Perspektive erkennen wir, dass auch innerhalb der Humanwissenschaften
naturwissenschaftliche Verfahren, vor Allem in der Linguistik zu erkennen sind. Das ist an
sich noch keine Unsauberkeit, denn auch in der Naturwissenschaft können z.B.
Fragestellungen gerade durch die in den Humanwissenschaftlichen übliche empirische
Induktion formuliert werden. Entscheiden ist immer, dass sich der jeweilige Wissenschaftler
immer darüber im Klaren ist, mit welchen wissenschaftlichen Mitteln er welche Ziele
verfolgt.
2.10 Der Hauptteil
Da in unserem Fach das Themenspektrum einer zu schreibenden Gradu sehr weit gefasst ist –
es reicht von der Sprachwissenschaft über Literatur- und Kulturwissenschaft bis zu
Landeskunde, Sprachdidaktik und in die Wirtschaftskommunikation – können hier nur sehr
allgemeine Richtlinien für einzelne Themenschwerpunkte gegeben werden. Vertiefende
Einsichten in einzelne Problemstellungen können dann im Gradu-Seminar, vor allem aber in
Gesprächen mit dem Betreuer vermittelt werden. Im Folgenden werden einzelne GraduTypen und die damit verbundenen Möglichkeiten und Probleme dargestellt.
Die linguistische Gradu: Die Grundlage der linguistischen Gradu (Grammatik, Syntax) kann
eine syntaktische Struktur (z.B. das Funktionsverbgefüge oder verschiedene
Infinitivkonstruktion) sein, die von verschiedenen Linguisten nicht übereinstimmend
beschrieben worden ist. Die Gradu stellt die in diesen Beschreibungsversuchen formulierten
Regeln in ihrer Unterschiedlichkeit oder sogar Widersprüchlichkeit vor und formuliert eine
eigene Regel. Diese hypothetische Fragestellung wird dann an einem ausgewählten
Textkorpus überprüft. Im Rahmen der angewandten Linguistik können u. a.
soziolinguistische (z. B. Sexismus in der Sprache), pragmalinguistische (z.B. Wie bestellt
man in einem deutschen / finnischen Restaurant?) oder psycholinguistische
(Fremdsprachenerwerb) Arbeiten verfasst werden.
Ähnlich kann es sich bei Gradus auf dem Gebiet der Phonetik oder der Phonologie
verhalten. In diesem Fach wird vor allem kontrastiv gearbeitet, d. h. die Beschreibung der
deutschen Phoneme wird immer den finnischen Lauten gegenübergestellt und vor dem
Hintergrund finnischer Aussprachenormen beschrieben. Moderne computergestützte
Analysemethoden machen es möglich, die artikulatorischen Gemeinsamkeiten und
Unterschiede aufzuzeigen und auszuwerten. Auf der Grundlage dieser Untersuchung können
in einem weiteren Schritt Vorschläge zur phonetischen Didaktisierung gemacht werden. Der
wesentliche Unterschied zu der linguistischen Gradu besteht darin, dass das
Untersuchungskorpus (Aufnahmen) selbst hergestellt werden muss.
Bei einer Gradu auf dem Gebiet der Landeskunde geht es oft um die Beschreibung von
kulturellen Stereotypen. Diese müssen zunächst mithilfe z.B. eines Fragebogens oder einer
Zeitschriftenanalyse herausgearbeitet werden. Hier ist es wichtig, dass man sich mit der
Problematik des Verfassens einer zielgenauen Fragestellung vertraut macht. Wenn man sich
damit begnügt, Fragen nur darum zu stellen, weil man dies und das auch fragen könnte, aber
13
keine tiefere Begründung für die betreffenden Fragen hat, dann werden mit Sicherheit
unklare, sich widersprechende oder wiederholende Antworten abgegeben werden.
Dementsprechend bleiben auch die Ergebnisse unscharf und wertlos. Ein weiteres Problem
bildet die Auswertung von Fragebögen und / oder Interviews. Einfache Kenntnisse der
Prozentrechnung sind nicht ausreichend, es müssen statistisch gesicherte Verfahren zur
Anwendung kommen (Schwerpunktinterviews, halbstrukturierte Schwerpunktinterviews,
Themainterviews, test-retestreliability). Wenn Ergebnisse dieser Art dann auch noch in
optisch ansprechenden graphischen Darstellungen formuliert werden, steht einer guten Note
nichts mehr im Weg.
Gradus auf dem Gebiet der Kulturwissenschaft können sich mit den Mythen
unterschiedlicher kultureller Räume beschäftigen. So können z.B. Welterschaffungsmythen
(Kosmogenesen) aus dem skandinavischen Raum mit denen aus dem Mittelmeerraum
verglichen werden. Man kann Übereinstimmungen und Abweichungen in Götterfiguren
verschiedener Kulturen miteinander vergleichen und/oder deren Abbildung und Wirkung in
modernen Texten untersuchen. Bestimmte Gegenstände oder Räume (Sauna in Finnland und
Badehaus in Deutschland) können in ihrer Bedeutung für die betreffende Kultur untersucht
werden. Arbeiten auf dem Gebiet der Kulturwissenschaften können sich mit anderen Ebenen
(linguistischen, literarischen usw.) verbinden.
Arbeiten, die sich mit Fragestellungen der Übersetzungstheorie beschäftigen, werden
danach unterschieden, ob sie sich mit Sachtexten oder literarischen Texten befassen. Bei
Übersetzungen von Sachtexten reicht es nicht aus, Wörter aus einem Text herauszusuchen,
deren Wörterbuchabweichungen zu notieren und in einer mehr oder weniger umfangreichen
Wortliste darzustellen. Es muss immer von einem Textganzen ausgegangen werden d. h. die
Textsorte muss in ihrer kulturellen Bedingtheit analysiert und deren Funktion bestimmt
werden. Gängige und immer noch ergiebige Themenstellungen können die
Übersetzungsvergleiche von Internetseiten von Firmen oder Städten sein. Außer
Sprachkenntnissen sind dabei auch Fähigkeiten zu Farb- und Bildanalyse und zur Bewertung
interaktiver Elemente notwendig.
Arbeiten, die sich mit dem Gegenstand der literarischen Übersetzung beschäftigen, werden
meist in Form einer Übersetzungskritik verfasst. Dabei wird ein Text auf seine
Abweichungen untersucht, denen er im Übersetzungsprozess notwendig ausgesetzt ist. Außer
sehr guten Sprachkenntnissen sind dabei gute historische und kulturelle Kenntnisse
notwendig. Bei der Übersetzungskritik lyrischer Texte sind gute Kenntnisse der Lyrikanalyse
eine unerlässliche Voraussetzung. Literaturwissenschaftliche Arbeiten können sich mit der
Kritik eines Werkes, der Darstellung einer Epoche oder Autoren beschäftigen. Dabei sind
zwei Extrempositionen zu vermeiden: Es reicht nicht aus, Leben und Werk eines Dichters zu
referieren, sondern die Arbeit muss unter einer wissenschaftlichen Fragestellung durchgeführt
werden. Andererseits darf das behandelte literarische Werk nicht unter einer übermäßigen
Theorielast unkenntlich werden.
Lehrerstudenten schreiben oft Gradus, die sich mit Problemen der Fremdsprachendidaktik
befassen. Dabei kann es sich um Fragen nach der Motivation von Deutschlernern, um eine
dia- oder synchrone Lehrwerkkritik oder um die Geschlechtsspezifik des Unterrichts handeln.
Forschungsgrundlage ist oft eine selbst erstellte Umfrage (Fragebogen oder Interview), bei
der auf sinnvolle, trennscharfe und psychologisch kluge Formulierungen geachtet werden
muss.
14
Bei Arbeiten im Bereich der Internationalen Wirtschaftskommunikation werden oft zwei
(oder mehr) Disziplinen in einer Untersuchung verbunden, so z.B. Marketing
(Wirtschaftswissenschaften) und Kommunikationswissenschaften / Sprachwissenschaften.
Nicht selten werden schriftliche und / oder mündliche Befragungen für die
Materialsammlung verwendet. Dabei gelten dieselben Anweisungen wie bei
landeskundlichen Arbeiten (siehe S. 19). Auch Arbeiten mit kontrastiven Themen z.B. im
Bereich Wirtschaftslexik oder Text(sorten)analyse können verfasst werden. Da die meisten
Gradus sich auf die kulturellen Charakteristika im Wirtschaftsleben konzentrieren, werden
zumindest Grundkenntnisse in Organisationskommunikation und interkultureller
Kommunikation vorausgesetzt.
2.11 Der Schlussteil
Während sich der sog. Hauptteil v.a. mit analytischen Verfahren beschäftigt, werden diese
Analyseergebnisse im Schlussteil zu einer Gesamtansicht zusammen gestellt. Es wäre nur
unbefriedigend, die Arbeit mit der Darstellung einer Reihe von Einzelanalysen abzuschließen.
In diesem Abschnitt der Gradu wird das analytische Verfahren durch ein interpretierendes
ersetzt. Hier wird das, was man in der Einleitung beabsichtigte mit den wesentlichen
Ergebnissen des Hauptteils zusammengefasst. Thesen können nun verifiziert d. h. als richtig
bzw. falsifiziert d.h. als falsch bezeichnet werden. Dabei soll man keine Einzelergebnisse aus
dem Hauptteil wiederholen, sondern diese sollen durch logische Schlussfolgerungen zu
Ergebniskomplexen zusammengenommen werden. Dabei ist es überhaupt keine Katastrophe,
wenn man nun eine eingangs formulierte These oder theoretische Annahme korrigieren oder
sogar als unzutreffend zurücknehmen muss. Auch das ist ein wichtiges wissenschaftliches
Ergebnis. Schlimm wäre es nur, wenn eine nun notwendig gewordene Selbstkritik nicht
geleistet wird und unpassende Ergebnisse beschönigt oder gar verschwiegen werden. Bei
dieser Selbstkritik ist darauf hinzuweisen, an welchen Stellen man die Fragestellung hätte
vertiefen können, bzw. wo man übertrieben genau war, ohne dass sich der Aufwand gelohnt
hätte. Andererseits kann man auch offen sagen, wann sich ein bestimmtes Verfahren als
besonders sinnvoll erwiesen hat. Es ist allerdings sehr zu empfehlen, nun noch einmal die
Einleitung zu überarbeiten, sodass man sicher sein kann, dass man die dort selbst gezogenen
Grenzen nicht überschritten hat oder zu weit hinter den dort angestrebten Zielen zurück
geblieben ist.
An dieser Stelle kann dann noch einmal ein Blick auf andere, möglicherweise im Theorieteil
kritisierte Forschungsansätze geworfen werden. Dabei kann die Leistung des eigenen
Verfahrens noch einmal deutlich hervorgehoben werden. Für Studenten, die in der Zukunft an
den Ergebnissen dieser Gradu anknüpfen wollen, sollten Hinweise geschrieben werden, wo
sich besonders lohnende Schnitt- und Anschlussstellen für eine weitere Forschung befinden.
2.12 Die Wissenschaftlichkeit der Sprache
In der Bewertungsskala für die Gradu-Arbeiten einer Fremdsprachenphilologie spielt die
sprachliche Form natürlich eine wichtige Rolle. Hier ist die Sprache nicht nur das
Einwickelpapier für den Inhalt der Gradu, das man nach der Lektüre entsorgen kann, sondern
sie ist das tragende Gerüst für den Inhalt. Es ist immer wieder festzustellen, dass sprachlich
gute Gradus auch inhaltlich differenzierter und klarer strukturiert sind als sprachlich
nachlässig verfasste. Außerdem ist es für den Gutachter nicht zu akzeptieren, dass in einer
Gradu zunächst stundenlang sprachliche Fehler korrigiert werden müssen, die ein Student
nach einem ca. fünfjährigen Studium der Germanischen Philologie nicht mehr machen sollte,
15
bevor er sich auf den Inhalt konzentrieren kann. Hier ist den Studenten bereits frühzeitig die
Anschaffung eines guten Korrekturprogramms (z.B. der Duden-Korrektor) zu empfehlen.
Das ist eine sinnvolle Investition für alle (auch Muttersprachler), die mit der deutschen
Sprache ihren Lebensunterhalt verdienen wollen. Zwar kann man das kritische Nachdenken
nicht völlig diesem Programm überlassen, aber so fundamentale Fehler wie Genus, Kasus,
Kongruenz, Rechtschreibung und einfache Zeichensetzung (Komma, Doppelpunkt,
Semikolon) beherrscht es ganz gut – und damit wären bereits ungefähr 60 % der häufigsten
Fehler beseitigt.
Was versteht man nun unter der Wissenschaftlichkeit der Sprache. Wissenschaftlichkeit heißt
allgemein, dass ein Forscher, der mit einem Versuch ein bestimmtes Ergebnis erzielt hat,
diesen Versuch so beschreibt, dass dieser unabhängig von Person, Zeit und Ort
nachvollzogen werden und dabei ein übereinstimmendes Ergebnis erbracht werden kann. Für
die Theorien und Methoden der Geisteswissenschaften heißt dies, dass die Sprache keine
persönlichen Beschränkungen enthalten darf, die allgemeingültige Aussagen verhindern
könnten. Sprachliche Subjektivität ist nur dann zu akzeptieren, wenn sie eine sachliche
Funktion hat (Aussagen in einem Fragebogen), und diese in einem überpersönlichen
Zusammenhang eingearbeitet ist. Das heißt nun heute nicht mehr, dass man die Ich-Form
konsequent zu vermeiden hätte. Im Gegenteil – dort wo man Aussagen formuliert, die u. U.
gegen eine gängige Theorie gerichtet sind, sollte man schon wissenschaftliche Verantwortung
auch in der sprachlichen Form übernehmen. In diesem Fall ist das ’ich’ durchaus angebracht.
Nicht selten wirken mühsam konstruierte Passivformen und deren Paraphrasen, gerade von
Fremdsprachlern verwendet, steif und leblos. Nur darf die Verwendung der Ich-Form nicht
den Charakter einer gehaltlosen Plauderei annehmen.
3 FORMALE HINWEISE
Formale Anweisungen sind kein Selbstzweck und nicht um ihrer selbst willen da. Sie sind
wichtig für wissenschaftliches Arbeiten. Eine ihrer wesentlichen Aufgaben besteht darin, dem
Leser die wissenschaftliche Lektüre zu erleichtern und ihm die Suche und Überprüfung der
Daten und Fakten zu ermöglichen. Zudem sind sie in einem gewissen Rahmen auch
Konventionen verpflichtet, die zum wissenschaftlichen ‚Alltag‘ gehören. Die
unterschiedlichen Disziplinen haben oft ihre eigenen Regelungen und Gewohnheiten in
Bezug auf die formale Gestaltung ihrer Arbeiten. Meist gibt es sogar nicht nur ein System,
sondern mehrere oder sogar viele, die oft alle ihren Sinn haben. Welches System und welche
Zitierweise nun im Einzelnen genutzt wird, hängt oft von Thematik, Fragestellung, Theorie
und verwendeten Methoden ab. Wichtig ist darum, dass es innerhalb einer Arbeit einheitlich,
konsequent und vor allem verständlich durchgeführt wird. Der vorliegende Leitfaden für die
StudentInnen der germanischen Philologie ist in diesem Sinne ein Angebot – und kein
Vorschriftenkatalog.
3.1 Layout
Die Seitenzählung (oder: Paginierung) beginnt mit dem Titelblatt. Die Seitenzahl auf der
ersten Seite wird aber nicht ausgedruckt. Die Zählung erfolgt in arabischen Zahlen (1, 2, 3
u.s.w.) auf der Kopf- oder Fußzeile, rechts, in der Mitte oder nach außen ausgeworfen.
Anhang und Anlagen, wenn vorhanden, können anders nummeriert werden (z.B. I, II, III
u.s.w.). In jedem Fall beginnt mit jedem Anhang die Seitenzählung wieder bei 1!
16
Die Seitenränder sind sowohl oben, unten als auch am rechten Rand 2 cm, der linke Rand ist
4 cm breit.
Die Schriftart ist üblicherweise Times New Roman und die Schriftgröße 12. Eingerückte
Zitate, Beispiele und Erklärungstexte von Tabellen und Bildern werden in Schriftgröße 10
geschrieben. Eingerückte Zitate (Blockzitate) werden nicht mit Anführungsstrichen versehen
und nicht kursiv gedruckt.
Der Zeilenabstand sollte auf 1,5 Zeilen eingestellt werden. Eingerückte Zitate und Beispiele
werden mit dem Zeilenabstand 1 oder einfach geschrieben. Überschriften sollten gleichmäßig
einen vergrößerten Zeilenabstand und auch nach oben und unten einen optisch ansprechenden
Abstand aufweisen. Im Literaturverzeichnis bietet sich wieder der Zeilenabstand 1 oder
einfach an.
Fußnoten und Indexziffern werden mithilfe der Textverarbeitung an den unteren Rand der
jeweiligen Seite gesetzt. Die Indexziffer, die im Text steht, wird am Ende des Satzes, auf den
sie hinweist, hochgestellt.3 Deutet man nur auf ein Wort, zum Beispiel einen Terminus, muss
die Indexziffer unmittelbar hinter dem Wort4 stehen.
Überschriften: Die Überschriften der Kapitel werden mit arabischen Zahlen
durchnummeriert. Die Titel sollten herausgehoben werden, etwa durch Fettdruck und mit
Großbuchstaben. Die Untertitel können sowohl im Text als auch im Inhaltsverzeichnis
eingerückt werden. Eine zu weitgehende Dezimalgliederung (1.1.2.3.2.) sollte vermieden
werden. Zu viele Unterkapitel stören den Lesefluss. Empfehlenswert ist es, zwischen zwei
Überschriften entweder mindestens einen Textabschnitt zu setzen oder konsequent auf Texte
zwischen Haupt- und Untertitel zu verzichten.
Einzüge: Die ersten Zeilen der Textabschnitte, die sog. Absätze, sollten entweder eingezogen
oder – optisch oft ansprechender – durch eine Leerzeile vom nächsten Absatz getrennt
werden. Grundsätzlich sollten Texte im Blocksatz geschrieben sein. Zitate und Beispiele
werden links und rechts mit nochmals 1 cm von beiden Rändern eingerückt und mit dem
Zeilenabstand 1 geschrieben.
Um etwas hervorzuheben kann man Fettdruck oder Unterstreichung benutzen. Optisch
ansprechend ist auch die S p e r r u n g , also die Erweiterung der Laufweite zwischen den
Buchstaben (am besten um 2 Punkte). Hervorhebungen sollten sehr sparsam verwendet
werden. Die Kursivierung dient besonders dazu, Titel im laufenden Text zu kennzeichnen,
etwa: Thomas Manns Erzählung Der Tod in Venedig erschien erstmals im Oktober und
November 1912 in der Zeitschrift Die neue Rundschau.
Grundsätzlich kann Kursivierung natürlich auch zum Zwecke der Hervorhebung oder
besonderen Akzentuierung genutzt werden. Anschließende Bedeutungsparaphrasen (die
Entsprechung eines Ausdrucks, die Definition) können mit einfachen Anführungszeichen
markiert werden. Ein Beispiel: Das Adjektiv gemein bedeutete noch bei Luther ‚allgemein‘,
meint heute aber ‚boshaft, niederträchtig‘.
3.2 Tabellen und Abbildungen
Manchmal ist es nötig, das Geschriebene mit einer Tabelle oder Abbildung zu
veranschaulichen. Sie dürfen allerdings keinen Selbstzweck besitzen; jede Abbildung und
Tabelle muss im Text selbst noch einmal erklärt und kommentiert werden. Die graphischen
Bestandteile einer Arbeit können einen Sachverhalt noch einmal illustrieren oder
übersichtlicher gestalten. Grundsätzlich sollten solche Textbeigaben aber sparsam verwendet
werden. Sie haben immer im Dienste des geschriebenen Textes zu stehen.
17
Abbildungen nennt man alle in wissenschaftlichen Texten begegnenden graphischen
Darstellungen außer den Tabellen. Abbildungen können also zum Beispiel Zeichnungen,
Bilder oder Karten sein. Tabellen und Abbildungen werden mit arabischen Zahlen
durchgehend durchgezählt; sie bilden dabei jeweils eine eigene Nummernreihe. Die
Erklärungstexte zu Tabellen und Abbildungen sollten konsequent entweder oberhalb oder
unterhalb der Tabelle/Abbildung stehen. Zwischen dem Text und dem Erklärungstext sollte
eine Leerzeile sein, ebenfalls zwischen der Abbildung/Tabelle und dem Text. Einige Tabellen
und Abbildungen zur Illustration:
Wenn ein Wissenschaftler Wissen schafft (Abbildung 1),
untersucht er ...
Abbildung 1. Ein Wissenschaftler schafft Wissen
18
Abbildung 2. Der Anteil der Grünäugigen bei den 1974 Geborenen in sechs
Gemeinden
Abbildung 3. Prozentualer Anteil der Grünäugigen des Jahrgangs 1974 in sechs
Gemeinden
19
3.3 Das Zitieren
In wissenschaftlichen Texten muss zitiert werden. Man definiert einen Begriff, gibt
Faktenmaterial wieder oder arbeitet sachliche Informationen, Standpunkte oder Meinungen
eines Anderen in die eigene Arbeit ein. Diese Textübernahmen oder Hinweise auf andere
Texte müssen genau nachgewiesen werden. Dieses Nachweisen nennt man bibliographieren.
Wenn man wissenschaftliche Texte verfasst, sollte man – wenn möglich – Originaltexte
benutzen; sind diese nicht zu erreichen, so können sogenannte Sekundärzitate verwendet
werden. Dieses Zitieren aus zweiter Hand (Schillers Briefe, zitiert nach...) sollte jedoch nur in
Ausnahmefällen vorgenommen werden.
Wörtliche Zitate werden von sinngemäßen Zitaten unterschieden. Wenn man lediglich
sinngemäß zitiert, drückt man zusammenfassend und paraphrasierend (mit eigenen Worten)
den Sinn eines Textes oder einer Meinung aus. Dabei muss die Quelle eindeutig kenntlich
gemacht sein. Wörtliche Zitate muss man wortwörtlich genau so zitieren, wie sie im
Originaltext stehen. Kürzere Zitate werden im fortlaufenden Text mit Anführungszeichen
markiert. Wenn die Zitate länger als zwei Zeilen sind, werden sie im Text ohne
Anführungszeichen als sogenannte Blockzitate eingerückt. Sie werden dann nicht mehr mit
Anführungszeichen (oder anderen Hervorhebungen z.B. Kursivdruck) versehen. „Zitate sind
exakt, d.h., man sollte exakt mit ihnen umgehen. Setzen Sie wörtliche Zitate in
Anführungszeichen, dies ist die eindeutigste Form der Kennzeichnung“ (Bünting et al. 2000,
72).
Wenn man Sekundärquellen benutzen muss, sollte man sowohl die Originalquelle als auch
die tatsächlich genutzte Quelle anführen. Mit der Abkürzung zit. n. (zitiert nach) verweist
20
man dann auf die Sekundärquelle. Im Literaturverzeichnis sollten beide Bücher (original &
sekundär) zu finden sein. Ein Beispiel für solches Second-hand-Zitieren:
Se, millaista tyyliä käytämme, riippuu paitsi persoonallisuudestamme myös välitettävänä olevan
informaation laadusta ja tavoitteesta sekä yleisöstä (Rintala 1991, 205; zit. n. Anttila 2000, 17).
Wenn man etwas im Zitat hervorheben will, bieten sich Fettdruck, Unterstreichung oder
Kursivierung an. Man muss dann angeben, wer für die Hervorhebung verantwortlich ist, etwa
durch eine entsprechende Fußnote, mit den Initialen (d.h. Anfangsbuchstaben des Namens)
des Verfassers, z.B. : Hervorhebung: XY Eine wichtige Regel ist: Wörtliche Zitate sollten
nicht verändert werden! Aber: Nicht selten muss man sie verkürzen, um Überflüssiges zu
vermeiden. Dann muss man die ausgelassenen Wörter, Satzglieder oder Teilsätze mit eckigen
Klammern, in denen drei Punkte enthalten sind […], kennzeichnen. Dabei kann es
vorkommen, dass eine Kürzung eine grammatische Umstellung eines Wortes notwendig
macht. In diesem Fall setzt man das umgestellte Wort in eckige Klammern: [war]. Allerdings
muss man dabei vorsichtig vorgehen, da der Sinn des Textes nicht verändert werden oder
verloren gehen darf. Es ist selbstverständlich, dass man nicht eine Negation auslassen darf, da
man sonst die Satzaussage in ihr Gegenteil umkehren würde. Das gilt als grobe
Zitatfälschung! Das Änderungsverbot gilt auch für ältere Sprachformen oder die Verwendung
einer älteren Rechtschreibung; man muss die Sprachform bei Zitaten beibehalten, wie etwa
bei diesen Versen aus einem älteren Gedicht des Romantikers Ludwig Achim von Arnim:
Ueber tausende schwebet rollend des Ewigen Donner. Eine nur tödtet der Bliz [...].
Gibt es im Originaltext tatsächliche Fehler (also nicht nur andere Sprach- oder
Schrifteigentümlichkeiten), behält man sie bei, setzt aber ein [sic!] unmittelbar dahinter, um
dem Leser zu bedeuten, dass der Fehler nicht vom Zitierenden sondern vom Zitierten
verursacht wurde. ‚Sic‘ ist lateinisch und bedeutet ‚tatsächlich so‘. Mit dem [sic!] kann man
auch ungewöhnliche oder beachtenswerte Wörter, Begriffe oder Gedanken kennzeichnen;
doch sollte man dies ausgesprochen sparsam verwenden und im Text dann kommentieren.
Beispiele:
Professorien silmissä jokaisen ainakin kolme kertaa gradunaihetta vaihtanut [sic!] opiskelijan
arvosana kohoaa vuosi vuodelta (Heikura 1999, 50).
Ich persönlich meine es nur gut mir [sic!] dir, denn die Zeit-Spar-Kasse lässt nicht mit sich spaßen
(Ende 1973, 95).
Gibt es im zitierten Text Anführungszeichen, kann man sie in einfache Anführungszeichen
umtauschen, damit der Anfang und das Ende des Zitats deutlich erkennbar sind. Ein Beispiel:
„Asetettuihin ongelmiin on mahdollista ennakoida ratkaisuja tai selityksiä. Näitä ‚sivistyneitä
arvauksia‘ mahdollisista eroista, suhteista tai syistä, nimitetään hypoteeseiksi.“ (Hirsjärvi et al.
1997, 157.)
Manchmal fehlt im zitierten Teil des Textes ein wichtiges Wort oder ein Bezug, ohne das der
Satz sinnlos wird. Um den Gesamtzusammenhang des Zitats zu sichern, kann man das Wort
in eckigen Klammern hinzufügen. Ein Beispiel: Verweise auf Autoren und ihre Titel müssen
[in Zitaten] klar und einheitlich sein (Bünting et al. 2000, 69).
Montiert man ein Zitat in einen eigenen Satz, kann man – wenn nötig – den
Anfangsbuchstaben des Zitatsatzes klein schreiben und das einen Satz beendende Satzzeichen
weglassen. Dabei sollte man den veränderten Anfangsbuchstaben auch wieder in eckige
Klammern setzen. Als ein Beispiel mag dienen: Wie Bünting et al. (2000, 69f.) meinen,
21
belegen „[p]räzise Quellenangaben und Zitate [...] also nicht, dass Sie wenig kreativ gewesen
sind“, vielmehr dass Sie nicht nur kreativ, sondern auch aufmerksam waren. Der hier
eingepasst zitierte Satz liest sich im Original: „Präzise Quellenangaben und Zitate belegen
also nicht, dass Sie wenig kreativ gewesen sind.“ Bei Paraphrasen verwendet man oft eine
Vielzahl von Literatur oder Quellen, insbesondere bei Forschungsüberblicken. Es ist dann
empfehlenswert, die Nachweise der Quellen in einer Fußnote aufzuzählen, statt sie in
Klammern hinter dem oder im Satz zu verzeichnen. Sinngemäße Zitate sind, wenn man auf
Deutsch schreibt, am Konjunktiv zu erkennen. Wie Bünting et al. (2000, 75f.) feststellen, sei
der Konjunktiv I die Form der Indirekten Rede und könne verdeutlichen, dass der Verfasser
sich der Meinung eines anderen anschließe, die Meinung vermittle (ohne jegliche
Stellungnahme) oder die Meinung bezweifle. Wenn man es streng handhabt, kann man durch
die gezielte Unterscheidung von Konjunktiv I und Indikativ sogar noch differenzieren: Wenn
man den Indikativ verwendet, schließt man sich einer referierten Meinung an; wenn man
Konjunktiv I verwendet, bleibt man der Meinung gegenüber distanziert (oder bezweifelt sie
insgeheim sogar). Ein anderes Kennzeichen für einen referierenden Text ist der Gebrauch
einleitender Formeln. Entsprechende Redewendungen und Ausdrücke sind zum Beispiel:
X vertritt die Position, dass… X ist der Ansicht/Meinung, dass…
X ist davon überzeugt, dass… X geht davon aus, dass…
X stellt fest, dass… X hebt hervor,…
X betont,… X behauptet…
X kritisiert… X beachtet hierbei nicht…
X steht damit im Gegensatz zu Y, der…
Nach Meinung von X liegt der Ansatzpunkt darin, dass…
3.4 Quellenangaben
Unter Quellen versteht man jede Art von Information und Informationsträger, die für eine
philologische Arbeit genutzt werden. Meistens sind es natürlich Bücher und
Zeitschriftenbeiträge, so dass man statt von Quellen meist einfach nur von ‚Literatur‘ spricht
und dabei ‚Primär-‘ und ‚Sekundärliteratur‘ unterscheidet – doch davon später. Mit den
Quellen wird gearbeitet und aus ihnen wird zitiert. Voraussetzung dazu ist aber erst einmal
das exakte Recherchieren, das meint: Es ist oft schwierig, in der unübersichtlichen Weite
wissenschaftlicher Veröffentlichungen die für ein Thema notwendige Literatur zu gewinnen.
Für die Literaturwissenschaft gibt es dazu ein grundlegendes Hilfsmittel, das regelmäßig
erneuert wird und jedem Studierenden empfohlen werden kann:
Hansjürgen Blinn: Informationshandbuch Deutsche Literaturwissenschaft. Vierte, völlig neu
bearbeitete und stark erweiterte Ausgabe. Mit Internet- und CD-ROMRecherche. Frankfurt/M.:
Deutscher Taschenbuchverlag, 2001.
Wissenschaftliches Schreiben ist gewissermaßen ein fortwährender Dialog. Um den Dialog
weiterführen zu können, muss man die Quellen, auf die man sich bezieht, exakt verzeichnen.
Bei dem Verzeichnis der Quellenangaben gibt es mehrere Möglichkeiten. In
sprachwissenschaftlichen Arbeiten hat sich eine verkürzende Verzeichnugsweise etabliert.
Dabei werden bei den Quellenbelegen der Name des Verfassers, das Veröffentlichungsjahr
(gibt es mehrere Auflagen, nimmt man das Erscheinungsjahr der genutzten Publikation) und
die Angabe der Seite aufgenommen. Die Angabe wird in Klammern im laufenden Text, meist
am Ende des Satzes, gesetzt.
22
Beispiele: Die Frage, ob man eine fremdsprachige Quelle im Original oder in deutscher
Übersetzung darbietet, lässt sich nur im Blick auf die Art der Quelle sowie den intendierten
Leserkreis beantworten (Poenicke 1988, 131).
Poenicke (1988, 131) meint, dass „die Frage, ob man eine fremdsprachige Quelle im Original
oder in deutscher Übersetzung darbietet, [...] sich nur im Blick auf die Art der Quelle sowie
den intendierten Leserkreis beantworten“ lässt.
Nach Poenicke (1988, 131) muss man sowohl den Leserkreis als auch die Art der Quelle
berücksichtigen, wenn man die Entscheidung trifft, ob eine fremdsprachige Quelle ins
Deutsche übersetzt werden soll oder nicht.
Einige Forscherinnen (z. B. Poenicke 1988, 131) sind der Ansicht, dass…
Manchmal weist man auf das ganze Werk (oder mehrere Werke) eines Verfassers hin. Es
bietet sich vor allem dann an, wenn man nicht auf einzelne Seiten oder Abschnitte hindeuten,
sondern sich allgemein halten will. Ein Beispiel:
Wie Haller (1999, 2000) meint,…
Für den Lesefluss ist es wichtig, auf den ersten Blick herausfinden zu können, ob im Text nur
in einem Satz etwas paraphrasiert wird oder ob es für mehrere Sätze gilt. Wenn man nur in
einem Satz auf eine Quelle hinweist, stehen die Klammern am Ende des Satzes, aber vor dem
Satzzeichen.
Jos viite koskee vain yhtä virkettä, viite merkitään sulkeisiin ennen loppupistettä (Hirsjärvi et
al. 1997, 334).
Wenn man aber in mehreren Sätzen dieselbe(n) Quelle(n) referiert, ist es empfehlenswert die
Klammern außerhalb des Satzes zu stellen.
Die Deutsche Philologie entwickelte sich im frühen 19. Jahrhundert. Eine zentrale Bedeutung
kam dabei Karl Lachmann und Georg Friedrich Benecke zu. (Gessler 1998, 185-250)
Der letzte Satz wird mit einem Punkt beendet, so wie die Quellenangabe in den Klammern
auch. Hat ein Verfasser im selben Jahr mehr als ein Werk veröffentlicht, werden die Titel im
Literaturverzeichnis in alphabetischer Reihenfolge präsentiert; die Jahreszahlen werden
zusätzlich mit fortlaufenden Kleinbuchstaben gekennzeichnet:
(Smith 1967a, 13)
(Smith 1967b, 29)
Häufig hat ein Text mehr als einen Verfasser. Gibt es zwei Verfasser, werden beide Namen
genannt:
Wie Stary und Kretschmer (2000, 37) meinen, …
Nach dem Zitat schreibt man die Namen so: (Stary & Kretschmer 2000, 37). Um das Lesen
zu erleichtern, schreibt man statt der ganzen Namenreihe oft nur den ersten Verfassernamen
(unter dem die Quelle auch im Literaturverzeichnis zu finden ist) und et al. oder u.a.
23
(Abkürzung von ‚et alia‘ bzw. auf Deutsch ‚und andere‘). Damit signalisiert man, dass es
mehrere Verfasser gibt, deren Namen im Literaturverzeichnis zu finden sind. Ein Beispiel:
Ziel eines Quellenbelegs ist es, unmissverständlich auf die ausführliche bibliographische
Angabe im Literaturverzeichnis zu verweisen (Bünting et al. 2000, 78).
Oder:
Wie Bünting u.a. (2000, 78) betonen, ist…
Die Quelle kann auch ohne einen benannten Verfasser sein. In diesem Fall gibt man den
Namen des Werks, das Erscheinungsjahr und die Seitenangaben an.
(Duden 1993, 2578)
Wenn man Webseiten zitiert, tut man das normalerweise mittels des Verfassernamens und
gibt die Internet-Adresse in einer Fußnote an. Ein Beispiel:
Wenn man wissen will, wie man mit dem Internet umgeht, kann man irgendeinen Leitfaden
lesen. Manchmal aber...
Sammelbände, die als Ganzes zitiert werden, werden nach dem Bandtitel belegt. Ein
Beispiel: Das Werk heißt Beiträge zur allgemeinen und germanistischen
Phraseologieforschung 1987 und ist von Jarmo Korhonen herausgegeben worden. In diesem
Fall steht in den Klammern (Beiträge 1987).
Wenn es sich um ein Werk handelt, das einen langen, bekannten Namen hat, kann man eine
Abkürzung benutzen. Die Abkürzung GWdS wäre etwa Duden. Das große Wörterbuch der
deutschen Sprache in acht Bänden. Als Quellenbeleg wäre es dann:
(GWdS 3, 1473)
Manchmal zitiert und referiert man nur eine Seite, ebenso häufig werden aber auch mehrere
Seiten zitiert. Dann stehen zwei Möglichkeiten zur Verfügung: Erstens kann man die
Seitenangaben genau angeben: (Poenicke 1988, 33-42).
Geht ein Zitat über zwei Seiten, dann gibt man dies so an: Poenicke 1988, 22f. f. bedeutet
soviel wie „Folgeseite“. Bei mehreren Folgeseiten verwendet man ff. (Poenicke 1988, 33ff.),
also die folgenden Seiten.
Mit den Abkürzungen ebd. und ebda. (‚ebenda‘, ‚ebendort‘) meint man, dass das Zitat von
der selben Seite genommen wurde wie ein vorher zitierter Textabschnitt. Anstelle von ebd.
/ebda kann auch a.a.O. – heißt: am angegebenen Ort – oder lateinisch ibid. / ibd. verwenden.
Wenn man wissenschaftliche Texte verfasst, muss man darauf achten, dass jede einzelne
Quellenangabe fehlerlos und exakt aufgeschrieben wird (Bünting et al. 2000, 78). Man muss
aber dabei auch die Leseflüssigkeit berücksichtigen. Um das Lesen leichter zu machen,
benutzt man Fußnoten oder Ausdrücke wie „et al.“, wenn eine Mehrzahl von Verfassernamen
störend und auffällig zu werden drohen. Am fließendsten ist das Lesen dann, wenn der Leser
24
auf einen Blick die Quellenangaben wahrnehmen kann, ohne mit dem Lesen aufhören zu
müssen (a.a.O., 80 oder ebd., 80 oder ibid., 80).
In literaturwissenschaftlichen Arbeiten insbesondere in der deutschen Wissenschaft hat sich
eine andere Zitierweise durchgesetzt. Hier weist man Literatur in der Regel nicht in
verkürzter Form im laufenden Text nach, sondern in vollständigen Fußnoten, um den
Lesefluss nicht zu stören. Dabei nennt man bei Büchern Vornamen Namen:
Titel. Untertitel. Erscheinungsort Erscheinungsjahr, Seitenzahl (s. das folgende Beispiel)
Karl Gessler: Das Leben im Dritten Reich. Das Tagebuch eines Juden. Berlin 1992, S. 125.
Hinter dem Namen steht gemeinhin ein Doppelpunkt ( : ); hinter dem Titel und dem
Untertitel und ganz am Ende jeweils ein Punkt ( . ). Wenn man eine Seitenzahl angibt
(abgekürzt: S.), wird nach dem Erscheinungsjahr ein Komma gesetzt ( , ).
Die Verzeichnung von Beiträgen in Zeitschriften oder Sammelbänden ist entsprechend:
Karl Gessler: Hölderlin – Kleist – Tieck. Eine Lektüre von Ludwig Tiecks Liebeszauber. In:
Wirkendes Wort 49 (1999), H. 3, S. 235-248.
Verena Hambrach: „Mein Leipzig lob ich mir!“. Das Stadtbild Leibzigs in Faust I. In: Verena
Hambrach und August Hauff (Hrsg.): Städte in literarischen Werken. Tübingen 2002, S. 122-140.
Bei Zeitschriften (Wirkendes Wort) werden der Jahrgang (49), das Erscheinungsjahr (1999),
die Heftnummer (H. 2) und die Seitenangaben mitgeteilt. Bei Aufsätzen aus Sammelbänden
Vorname Nachname des Verfassers: Titel. Untertitel des Aufsatzes. Dann die Herausgeber
(In: Verena Hambrach und August Hauff) mit Hg. oder Hrsg. (= Abkürzungen für
‚Herausgeber‘): Titel. Untertitel des Sammelbandes. Erscheinungsort Erscheinungsjahr,
Seitenangaben zum bibliographierten Aufsatz. Bei wiederholtem Zitieren werden in der
Folge nur noch der Autorname und ein verkürzter Titel verwendet, etwa:
Gessler, Hölderlin – Kleist – Tieck, S. 240.
Oder:
Hambrach, „Mein Leipzig lob ich mir!“, S. 130.
Fremdsprachige Zitate werden in der Originalsprache zitiert und eingerückt. Für sie gelten
alle Regelungen, die auch für die nichtfremdsprachlichen Zitate gelten. Wenn nötig, kann
man eine wörtliche Übersetzung oder eine in eigene Worte gefasste Zusammenfassung als
Fußnote angeben. Zitiert wird in der Regel nur Schriftliches und im engeren Sinne meist
sogar nur Veröffentlichtes. Andere Informationsquellen wie Vorlesungen oder Gespräche
mit Dozenten sollten nicht zitiert werden. Telefongespräche oder Briefe werden nur im
Ausnahmefall zitiert, wenn in ihnen Informationen mitgeteilt werden, die ansonsten nicht zu
beschaffen gewesen wären (etwa zum Stand einer Veröffentlichung oder zum Inhalt eines
Archivs). In diesem Fall sollten der Name des Informanten und das Datum des Telefonats
oder des Briefs mitgeteilt werden.
3.5 Quellenverzeichnis
Jede Quelle, die man beim Schreiben benutzt, muss im Literaturverzeichnis am Ende des
Textes angegeben werden. Diesen Vorgang nennt man eine Bibliographie erstellen; statt
Quellenverzeichnis kann man deshalb auch Bibliographie schreiben. Die Quellen sollten in
25
Primärquellen (untersuchte Literatur) und Sekundärquellen (Forschungsliteratur) unterteilt
werden. Eine weitere Kategorie wären noch unveröffentlichte Quellen. Hierzu gehören in
erster Linie Archivmaterialien, die im Rahmen von studentischen Arbeiten aber meist kaum
Verwendung finden. Ansonsten sind hier unveröffentlichte Studien, zum Beispiel Pro-GraduArbeiten, und Briefe zu verzeichnen.
Das Verzeichnis dient dazu, die benutzten Quellen für einen Leser auffindbar zu machen.
Aus diesem Grund ist eine eindeutige Identifikation der verwendeten Literatur nötig.
Unerlässliche Informationen sind der Name des Verfassers (bzw. die Namen aller Verfasser),
der Titel des Werks mit Untertiteln, die genutzte Auflage (wenn es sich nicht um die erste
handelt; wenn das Werk neubearbeitet oder erweitert oder völlig neu bearbeitet wurde),
grundsätzlich kann auch der Buchverlag noch genannt werden, unerlässlich sind wieder
Erscheinungsort und Erscheinungsjahr, bei mehrbändigen Werken die Anzahl der Bände und
gegebenenfalls der Reihentitel. Ein Beispiel:
Bünting, Karl-Dieter; Bitterlich, Axel & Pospiech, Ulrike 2000: Schreiben im Studium: mit Erfolg.
Ein Leitfaden. 2. Aufl. (1. Aufl. 1996) Cornelsen Verlag Scriptor, Berlin.
Oder:
Karl Gessler: Die Brüder Mann. Eine Nebeneinanderstellung. Hamburg, Basel 1998, S. 251-314.
Sinnvollerweise setzt man in den Bibliographien den Nachnamen an die erste Stelle (wie hier
bei Bünting), muss es aber nicht. Wichtig ist, dass man es einheitlich gestaltet. Aus optischen
Gründen kann man die erste Zeile eines jeden Titels um einige Punkte auswerfen (etwa 0,5
Punkte hängend).
Karl Gessler und Hermann Richter: Redewendungen des Volks. Idiome für den Alltag. Neue
Ausgabe. Saarbrücken, Linz 1998.
Quellen sind in erster Linie Literatur oder Publikationen – also Gedrucktes in Büchern,
Artikel aus Fachzeitschriften, Sammelbände, Jahrbücher, Magazine oder Lexika –, aber auch
www-Dokumente, Kommissionsberichte, ungedruckte Dissertationen, Magister- oder GraduArbeiten, Briefe, ggf. sogar E-Mails und Gespräche. Die vollständige bibliographische
Angabe erfolgt wie in 2.4. bereits dargestellt.
Wenn es sich um ein Sammelwerk handelt, wird der Titel unter dem Namen des
Herausgebers verzeichnet. Wenn man Zeitschriftenartikel zitiert, gehören nicht nur der
Name des Autors und der Titel des Beitrags ins Verzeichnis, sondern – wie schon gezeigt –
auch der Titel der Zeitschrift, der entsprechende Jahrgang, das Erscheinungsjahr, die
Heftnummer und die Seitenangabe zum Artikel:
Höfele, Andreas 1999: Der Autor und sein Double. Anmerkungen zur literarischen Fälschung. In:
Germanisch-Romanische Monatsschrift. Neue Folge. Band 49/1999, Heft 1, S. 79-102
Oder:
Hambrach, Verena: Literarische Bildung. Der Literaturunterricht als Einführung in den
moralethischen Diskurs der Zeit: Das Beispiel Heinrich Böll und die Ansichten eines Clowns. In:
Literatur im Unterricht 3 (2003), H. 2, S. 61-77.
Bei Zeitungsartikeln werden ebenfalls Verfasser, der Artikel und der Zeitungsname
aufgeführt, außerdem der genaue Erscheinungstermin angegeben.
26
Beispiele:
Mennola, Erkki 2001: Huono suomen kieli monen ammattikunnan ongelmana. In: Kaleva
13.8.2001.
Oder:
Berthold Kohler: Der Angstgegner. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 14.1.2002.
Ist der zitierte Artikel in einem Sammelband erschienen, wird er nach dem Verfasser
verzeichnet, so wie ein Zeitschriftenartikel auch. Im Literaturverzeichnis steht in dem Fall der
Verfasser, der Titel des Artikels, der/ die Herausgeber des Bandes, dessen Titel,
Erscheinungsort, ggf. der Verlag, das Jahr und die Seitenangabe.
Potsch-Ringeisen, Stefanie 2006: „Kultur und Konflikt: Mediation von Wirtschafts- und
Alltagskonflikten in China“. In: Boenigk, Michael/ Krieger, David/ Belliger, Andrea / Hug,
Christoph (Hrsg.): Innovative Wirtschaftskommunikation. Interdisziplinäre Problemlösungen für
die Wirtschaft. Deutscher Universitäts-Verlag Wiesbaden. S.143-157. (Europäische Kulturen in
der Wirtschaftskommunikation 9)
Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in acht Bänden. 1993. 2., völlig neu bearb.
und stark erw. Aufl. Hg. und bearb. vom 35 wissenschaftlichen Rat und den Mitarbeitern der
Dudenredaktion unter Leitung von Günther Drosdowski. Dudenverlag, Mannheim u.a.9
Will man insgesamt auf einen Sammelband verweisen und nicht nur auf einen Artikel, wird
der Band als Einzeltitel aufgenommen:
Heinrich Haller (Hrsg.): Die Reise ins Unbewusste. Sigmund Freud Symposion 7.-9.8.2001.
(Veröffentlichungen des Germanistischen Instituts, Nr. 8) Joensuu 2002.
www-Dokumente werden – wenn möglich – wie Artikel zitiert: Autor, Titel und Untertitel.
Danach kommen die www-Adresse und das Datum der Dokumentaufnahme. Ein Beispiel:
Schicho, Walter: Diskurs- und Konversationsanalyse. http://www.univie.ac.at/ecco/Diskanly.htm.
Aufgenommen am 13.8.2001.
Zitiert man ein persönliches Gespräch, einen Brief oder eine E-Mail, sollte dies im
Quellenverzeichnis unter den unveröffentlichten Quellen, aufgenommen werden, etwa:
Brief von Clara Jung vom 6.8.2001.
Wenn der zitierte Verfasser im selben Jahr mehr als ein Werk veröffentlicht hat, so werden
die Werke im Literaturverzeichnis nach den Titeln in alphabetische Reihenfolge angeführt.
Dazu werden die in einem Jahr erschienen Arbeiten durch Kleinbuchstaben (a,b,c usw.)
gekennzeichnet.
Smith, Oswald J. 1967a: Hengellä täytetty. Kristillisen kirjallisuuden seura, Helsinki.
Smith, Oswald J. 1967b: Tuska sieluista. Neubearb. und gekürz. Auflage. Kristillisen
kirjallisuuden seura, Helsinki.
4 WISSENSCHAFTLICHES SCHREIBEN IM STUDIUM
27
Wissenschaftliche Texte, zu denen auch Essays, Seminararbeiten usw. gehören, sollten
sachlich, knapp und treffend formuliert sein. In einen wissenschaftlichen Text gehören keine
umgangssprachlichen Elemente und keine Mode- oder Füllwörter. Die grammatischen und
orthographischen Regeln, ebenso die Zeichensetzung sind korrekt anzuwenden.
Verständlichkeit ist wichtig. Lange, komplizierte Schachtelsätze sind kein Kennzeichen
wissenschaftlicher Texte.
Über die Begriffe, die man verwendet – man spricht von Terminologie –, sollte man sich im
Klaren sein. Die zentralen Begriffe sollten definiert werden, wenn sie im
Wissenschaftsgebrauch nicht selbstverständlich sind. Zumindest sollte (etwa in einer Fußnote)
angezeigt werden, welcher Verwendungsweise eines Begriffs man konkret folgt. Zur Klärung
der Begrifflichkeit greift man am besten auf die Angebote in der Fachliteratur (in Lexika,
Einführungen, Sprach- oder Literaturgeschichten u.a.) zurück.
4.1 Vorarbeit
Wenn man eine schriftliche Arbeit (ob einen Essay, eine Pro-Gradu-Arbeit oder eine andere
wissenschaftliche Arbeit) verfassen will, sollte man sich das Thema zuerst gründlich
überlegen und eine Frage- oder Problemstellung entwickeln, unter der man den Gegenstand
der Arbeit behandeln will. Da Wissenschaft nicht nur einfach ein „Gespräch“ ist, sondern ein
„fortschreitendes Gespräch“ sein sollte, ist es sinnvoll, bei der Themenwahl etwas Neues zu
erproben: Etwa indem man eine Fragestellung, die noch nicht oder nicht hinreichend
bearbeitet wurde, oder eine Methode heranzieht, die auf diesen Gegenstand bisher noch nicht
oder noch nicht überzeugend angewandt wurde. Hat man ein brauchbares und für sich
interessantes Thema gefunden, ist der erste Schritt, sich in das Thema einzuarbeiten, um die
Fragestellung zu präzisieren. Dazu muss man die den Gegenstand betreffende Literatur lesen.
Möglichst schon parallel dazu sollte man sich auch schon mit der Fachliteratur vertraut
machen, um den Diskussionsstand zum gewählten Thema kennen zu lernen. Diese
Fachliteratur sind vor allem die Publikationen in wissenschaftlichen Büchern, Zeitschriften
und sonstigen Veröffentlichungsformen; immer wichtiger wird das Internet als Hilfsmittel.
Ein wichtiger Teil der wissenschaftlichen Arbeit im Studium findet in der Bibliothek statt, wo
man die Literatur und die entsprechende Fachliteratur vorfindet oder wo man sie sich mit der
Hilfe des Bibliothekspersonals beschaffen kann.
4.2 Zur wissenschaftlichen Perspektive (Aktiv oder Passiv)
Eine wissenschaftliche Arbeit hat sachlich und nüchtern zu sein. Jede persönliche Färbung
des Stils macht es dem Leser schwieriger, den dargestellten Sachzusammenhängen zu folgen.
Man ist um Objektivität bemüht, auch wenn man weiß, dass man sie tatsächlich nie ganz wird
erreichen können. Das Streben nach Sachlichkeit und Nüchternheit sollte sich auch sprachlich
niederschlagen: Also, bevor man ich/mich/mein, nach meiner Meinung oder Ähnliches
schreibt, sollte man überlegen, ob nicht Alternativen möglich sind. Das heißt jedoch nicht,
dass man diese Pronomen in jedem Fall vermeiden muss. Es gibt durchaus Situationen, z.B.
wenn man für ein selbst formuliertes Ergebnis Verantwortung übernehmen muss, ein
deutliches ich zu verwenden. In diesem Fall ist ein offenes ich sicher besser als ein blasses
man.
Wir-Pronomen sind ein rhetorisches Mittel, mit dem der Verfasser anzeigt, dass er
gemeinsam mit dem Leser einen Perspektivenwechsel vornehmen will, also zum Beispiel von
der Betrachtung eines Einzelfalls zu einer allgemeinen Analyse übergehen will:
28
Schauen wir auf das Ganze, so zeigt sich, dass…
Man sollte das wir-, wie auch das man-Pronomen, sehr sparsam verwenden. Das manPronomen wird allenfalls benutzt, um etwas ganz Grundlegendes und Allgemeines
auszudrücken:
Wenn man eine Quelle zitiert, sollte man das fehlerlos tun.
Die Verwendung des Passivs mit „werden“ und andere passivische Strukturen sind in
wissenschaftlichen Texten ausgesprochen häufig und auch empfehlenswert:
Auf die Frage ‚Ist X eine Metapher?‘ können zwei Typen von Antworten gegeben werden
(Ukkola 1999, 44). (Werden-Passiv)
Auch für die Pluralbildung lässt sich eine Anzahl von Regeln formulieren, […] (Meinert 1989,
220). (lassen + sich + Infinitiv -Struktur)
Das Gelände ist (von den Demonstranten) besetzt (Piitulainen et al. 1998: 45). (Sein-Passiv)
Es ist für die Freudsche Psychologie von besonderer Wichtigkeit festzustellen, dass... (Haller
2002, 47). (Sein + zu + Infinitiv -Struktur)
Wenn der Verfasser einer wissenschaftlichen Arbeit seine eigene Meinung allerdings in
besonderer Weise kenntlich machen will, geschieht das am besten durch die Einfügung
entsprechender sprachlicher Formeln wie „meiner Meinung nach“, „meiner Ansicht nach“,
„meines Erachtens“ (Abk.: m.E.).
4.3 Tempus
Der Gebrauch der Tempusformen ist im Finnischen und Deutschen unterschiedlich. Das
deutsche Präteritum symbolisiert deutlich ein Geschehen, das in der Vergangenheit beendet
worden ist. Wenn man zum Beispiel abgeschlossene Sachverhalte betrachtet, benutzt man das
Präteritum, verweist man aber auf einen aktuellen Zusammenhang, wird das Präsens
verwendet. Also:
Bekanntlich verwendete Thomas Mann in seiner Prosa oft Christusattribute, um seine
Erzählfiguren ...
Aber:
In seiner umfänglichen Studie zu den Christusfigurationen im Werk Thomas Manns zeigt
Friedhelm Marx, dass ...
4.4 Probleme des Wortschatzes
Bei der Wortwahl sollte man sich um Genauigkeit bemühen. Dabei ist auf unnötige
Wiederholungen zu verzichten; gegebenenfalls sollte man durchaus ein Synonymwörterbuch
zur Hand nehmen, um alternative Ausdrucksweisen zu finden.
Um die Sprache zu schärfen, kann man Antonyme (dt. ‚Gegenwörter‘, z. B. allgemeinspeziell, Theorie-Praxis, jung-alt) verwenden. Wenn man möglichst neutral, sachlich und
präzis schreiben will, sollte man Modewörter (wie z. B. Besserwessi, cool, geil), antiquierte
29
Formulierungen (der Lust pflegen statt seiner Neigung nachgehen) und schwere
Funktionsverbgefüge (z. B. zur Anwendung bringen statt anwenden) vermeiden.
Der Wortschatz der finnischen Sprache entspricht der deutschen Sprache nicht im Eins-zueins-Verhältnis. Dadurch können Probleme entstehen. Das Fehlen des Genus in der
finnischen Sprache kann Unsicherheiten und Fehler verursachen, ebenso wie die finnischen
Formen, die Bestimmtheit anzeigen.
Namen, also auch Titel von Büchern, Zeitschriftartikeln oder Filmen, beginnen im Deutschen
mit Großbuchstaben. Innerhalb von Texten können sie durchaus dekliniert werden:
Die Artikel des Spiegels werden oft…
Das erste Kapitel des Zauberbergs setzt...
Im Textverlauf werden längere (Buch-)Titel dabei oft abgekürzt; etwa „Goethes Lehrjahre“,
statt: Goethes Wilhelm Meisters Lehrjahre“ oder statt des langen Titels Duden. Das große
Wörterbuch der deutschen Sprache in acht Bänden nur noch der abgekürzte Quellenbeleg
„GWdS“.:
Die grammatischen Tempusformen sind Neutrum: das Futur, das Präsens usw. Die
Kasusformen sind Maskulinum: der Nominativ, der Genitiv usw. Wenn jemand, der Deutsch
als Fremdsprache spricht, wissenschaftliche Texte auf Deutsch verfasst, bleibt der Einfluss
der Muttersprache (hier: des Finnischen) oft bemerkbar. Hier sind einige typische Fälle, die
man beachten sollte:
esimerkki jstkn: Beispiel für etwas (nicht von!).
esittää: Das finnische Verb ‚esittää‘ hat viele Bedeutungen. Im Deutschen gibt es kein Verb,
das alle Bedeutungen zugleich umfasst. Manchmal liest man dafür das Verb vorstellen, das
aber viel enger in seiner Bedeutung ist und eigentlich nur „jemanden, den man nicht kennt,
anderen, denen er fremd ist, mit Namen o.ä. nennen“ (Duden-UWB 1983, 1405) meint.
Empfehlenswert ist es, im Suomalais-saksalainen suursanakirja von Katara und SchellbachKopra (1997) nachzuschlagen, wo man die besten Bedeutungsparaphrasen findet.
hieman: Dem Finnischen ‚hieman, jonkin verran, jossain määrin‘ usw. sind auf Deutsch
etwas oder ein wenig am nächsten. Ein bisschen ist zunächst auf Finnisch ‚hiukkasen,
vähäsen, pikkuisen‘ und passt deswegen nicht gut zu wissenschaftlichen Texten. Hinter dem
Wort steckt das Verb beißen ‚haukata‘, wovon der Bissen (yhdellä kertaa haukattava pala,
haukkapala) und dessen Diminutiv das/ein Bisschen (= ein kleiner Bissen) abgeleitet worden
sind. Als Adjektiv mit der Bedeutung nur wenig wird es klein geschrieben: ein bisschen.
kerta, kertaa: Wenn die Zahlen niedrig (und kurz) sind, kann man sie ausschreiben (einmal,
zweimal usw.). Wenn die Zahlen höher sind, gibt man sie besser als Nummern wieder (64mal,
256mal, 1953mal12). melko, varsin: Am nächsten zum Finnischen ‚melko‘ und
‚varsin‘ kommt das Deutsche recht. Das Wort ziemlich kann manchmal statt recht benutzt
werden, aber es passt nicht immer.
n prosenttia jstkn: Auf Deutsch wird das mit Genitiv formuliert. Zehn Prozent des Materials
besteht aus Fremdwörtern.
tapaus, tapaukset: Das Wort der Fall ist im Deutschen auch ein Synonym für den
Fachbegriff (= Terminus) Kasus. Wird im selben Text über Kasus und andere Fälle
gesprochen, kann das Probleme verursachen.
30
tarkastella: In finnischen wissenschaftlichen Artikeln „tarkastelee“ man immer etwas. Das
ist in deutschsprachigen Texten nicht unbedingt üblich. Man sollte für das Verb betrachten
immer auch wieder alternative Ausdrucksweisen suchen.
Koskien, jhkn nähden, mitä johonkin tulee: Das Wort ‚betreffend‘ darf nicht wie das
Schwedische ‚beträffande‘ oder das Finnische ‚koskien‘ gebraucht werden. Statt betreffend
kann man zum Beispiel sagen: was dieses Problem betrifft/angeht, so… oder in Bezug auf +
Akk: In Bezug auf diese Pläne habe ich nichts Neues erfahren.
4.5 Typische Ausdrücke
Man kann die Ausdrucksweisen des wissenschaftlichen Diskurses zum Beispiel durch das
Lesen wissenschaftlicher Texte erlernen. Hier sind einige häufig begegnende Formulierungen
(nach Anttila et al. 1995, 21ff.):
Um das Ziel der Untersuchung zu benennen
Im Folgenden soll der Versuch unternommen werden,… (+ zu + Inf.)
Die vorliegende Arbeit stellt den Versuch dar,… (+ zu + Inf.)
Die vorliegende Arbeit unternimmt den Versuch,... ((+ zu + Inf.)
Die vorliegende Untersuchung setzt sich zum Ziel,… (+ zu + Inf.)
Dabei geht es nicht um…, sondern um…
Dieser Aspekt bildet den Gegenstand der vorliegenden Untersuchung.
Allgemeine metasprachliche Ausdrücke
Es lässt sich feststellen, dass…
Es ist festzustellen, dass…
Es kann also festgestellt werden, dass…
Es liegt auf der Hand, dass…
Jmd. ist der Meinung, dass…
Jmd. vertritt die Auffassung, dass…
Meiner Meinung nach…
Meines Erachtens…
Dieser letzte Punkt macht deutlich, dass…
Darauf soll im nächsten Kapitel eingegangen werden.
Darauf wird… einzugehen sein.
Es wäre denkbar/möglich, dass…
Die Vermutung liegt nahe, dass…
Es ist zu vermuten, dass...
Ich vermute, dass…
Es lässt sich fragen, ob…
Es ist zu fragen, ob…
Es steht zu erwarten, dass…
Es stellt sich die Frage nach…
Es stellt sich die Frage, ob…
Insofern erscheint es sinnvoll,… (+ zu + Inf.)
Das Äußern der Gegenmeinung
Mir scheint dagegen, dass…
Ich bin (jedoch) der Ansicht, dass…
Ich vertrete dagegen die Auffassung, dass…
Im Unterschied zu den Ausführungen bei N.N. wird in der vorliegenden Arbeit…
31
Übereinstimmung
N.N. (Dat.) ist zuzustimmen, wenn…
Ich bin gleicher Meinung wie…
Mit N.N. bin ich der Meinung/Ansicht, dass…
In Anlehnung an jmdn…
Im Anschluss an N.N. vertrete ich die Meinung, dass…
Unter Rückgriff auf N.N. …
Zusammenfassende Ausdrücke
In dieser Arbeit habe ich versucht,… (+ zu + Inf.)
In dieser Arbeit wurde versucht, ...
Im Einzelnen ging es um…
Es ging mir nun darum,… (+ zu + Inf.)
Nach einer umfassenden Analyse stand X im Mittelpunkt meines Interesses.
Als Ergebnis dieser Arbeit ist festzuhalten, dass…
Die vorausgehenden Analysen haben gezeigt, dass…
Die vorausgehenden Analysen konzentrierten sich auf…
Genauer zu untersuchen wäre noch…
Interessant wäre es, auch dieser Frage nachzugehen.
Hier könnte sich eine Untersuchung anschließen, die…
4.6 Verben und Verbalkonstruktionen
Hier sind einige (Anttila et al. 1995, 23ff.) hervorgehobene Verben und Verbalkonstruktionen,
die in germanistischen Texten oft vorkommen, zusammengestellt. Die Beispielsätze sind
sprachwissenschaftlich, in der germanistischen Forschung aber insgesamt üblich.
abhängen von + D: Die Qualität hängt zum einen von X, zum anderen auch von Y ab.
abzeichnen, sich: Im Fremdsprachenunterricht zeichnet sich eine Tendenzwende ab.
anführen: Die im vorangehenden Abschnitt angeführten Thesen werden unten
wiederaufgenommen.
anwenden: Dabei müssen die Methoden der modernen Linguistik angewandt werden.
aufarbeiten: Die Grundzüge einzelner sprachlicher Teilbereiche werden aufgearbeitet.
auffassen als: die ersten zwei Kapitel sind als Einführung aufzufassen.
auflisten: die Wörter sind in Anlage 1 vollständig aufgelistet.
aufweisen: Die Arbeit von XY weist einige Mängel auf.
ausgehen von + D: So entstand, ausgehend von einfachen Anfängen, die neue Theorie.
ausklammern: Dieser Bereich wird in der folgenden Arbeit ausgeklammert.
ausstehen: Eine Umsetzung der neuen Ansätze für den Unterricht steht aber noch aus.
auswerten: Die Ergebnisse müssen zum Zweck der praktischen Anwendung ausgewertet
werden.
basieren auf + D: Die These basiert auf einer Untersuchung aus dem Jahr 1910.
bearbeiten: Das Datenmaterial wurde mit dem Computer bearbeitet.
bedeuten: Diese Grammatiktheorie bedeutet einen erheblichen Fortschritt für den Unterricht.
befassen, sich mit + D: Eine Vielzahl von Wissenschaften befasst sich mit Sprache.
behandeln: Diese Deutung ist m. E.13 falsch, sie wird daher hier nicht weiter behandelt.
belegen: Der Gesamtbefund belegt, wie häufig das betreffende Wort benutzt wird.
bemerken: Weiterhin bemerkt der Verfasser, dass…
benutzen: Als Quelle benutzt er hier das Grimm’sche Wörterbuch.
beruhen auf + D: Die Ergebnisse beruhen auf einer repräsentativen sprachlichen Analyse.
besagen: Dies besagt, dass…
32
beschreiben: Wir wollen bestimmte Aspekte der Sprachwissenschaft beschreiben.
beschäftigen, sich mit + D: Diese Untersuchung beschäftigt sich mit einem schwierigen
Problem.
bestehen aus + D: Die Arbeit besteht aus fünf Kapiteln.
bestimmen: Zuerst müssen die Sememe dieses Wortes bestimmt werden.
betrachten: Betrachtet man den Erfolg, den Sprachberatungsstellen für sich verbuchen
können, so…
beziehen, sich auf + A: Das Wort theoretisch bezieht sich nicht darauf, dass…
bilden: Die Teilbereiche bilden zusammen ein komplexes Gebäude von Disziplinen. Dieser
Aspekt bildet den Gegenstand der Untersuchung.
charakterisieren: Die Häufigkeit der Passivformen charakterisiert Sachtexte.
darlegen: Die Ergebnisse werden im letzten Kapitel dargelegt.
darstellen: Das Thema stellt eine deutliche Forschungslücke dar.
definieren: Der Begriff Varietät wird folgendermaßen definiert…
deuten: Wie ist die Funktion des Präteritums zu deuten?
durchführen: Die Untersuchung wird auf drei Ebenen durchgeführt.
eine Rolle spielen: Sprachliche Phänomene spielen im Leben des Einzelnen eine zentrale
Rolle.
eingehen auf + A: Auf die fremdsprachlichen Einflüsse wird weiter unten eingegangen.
einordnen in + A: Diese Erscheinungen können in zwei Kategorien eingeordnet werden.
einteilen in + A: Die Sprachvarietäten lassen sich in drei Bereiche einteilen:…
erarbeiten: Weiterhin werden die linguistischen Grundlagen erarbeitet.
erfassen: Sämtliche Anfragen wurden mittels EDV erfasst und klassifiziert.
erheben: Das Datenmaterial konnte unter Zustimmung der Interviewten erhoben werden.
erheben, sich: Es hebt sich die Frage, ob…
erklären, sich aus + D: Dieser Sachverhalt erklärt sich aus der Forschungslage.
ermitteln: Die Bedürfnisse von Wörterbuchbenutzern müssen möglichst genau ermittelt
werden.
erscheinen: Es erscheint sinnvoll, die Ergebnisse unter dem Aspekt des Spracherwerbs zu
analysieren.
erweisen, sich als: Als grundlegendes Manko erweist sich bisher die fehlende empirische
Absicherung der Untersuchungen zur Wörterbuchbenutzer- Forschung.
es geht um: Im Einzelnen ging es um die Genusbestimmung am isolierten Nomen.
es handelt sich um + A: Bei der vorliegenden Untersuchung handelt es sich um einen
Versuch,…
etablieren, sich: Die Wörterbuchbenutzer-Forschung hat sich vor allem aufgrund der
Arbeiten von Wiegand als ein relativ neuer Zweig innerhalb der Lexikographie etabliert.
festhalten: Als Ergebnisse dieser Arbeit sind festzuhalten…
feststellen: Auf der deskriptiven Ebene geht es darum, Regularitäten festzustellen.
finden, sich: In Sachtexten finden sich reichlich Belege dafür.
gebrauchen: Linguistik wird manchmal in gleicher Bedeutung wie Sprachwissenschaft
gebraucht.
gehören zu + D: Diese Arbeit gehört zum Bereich der Lexikographie.
gelten als: Heute muss dies als unzureichend gelten.
gelten für: Das Gesagte gilt auch für die Deutung der Ergebnisse der vorliegenden Arbeit.
gleichsetzen mit + D: Reflexion auf Sprache ist aber nicht gleich zu setzen mit
Grammatikschreibung.
gründen: Die Theorie gründet auf folgenden Überlegungen.
herausarbeiten: Die Strukturen müssen anhand des Textes herausgearbeitet werden.
33
herausbilden, sich: In einem langen Entwicklungsprozess bildete sich die Einsicht heraus,
dass…
hervorgehen: Es geht aus der Gegenüberstellung von X und Y hervor.
hervorheben: Die kontrastiven Gesichtspunkte werden in besonderem Maße hervorgehoben.
hinweisen auf + A: Auf drei Formen solcher Reflexion auf Sprache soll kurz hingewiesen
werden.
im Mittelpunkt stehen: Eine Auswertung der Forschungsergebnisse steht im Mittelpunkt
meines Interesses.
implizieren: Seine Aussage impliziert eine vom Üblichen abweichende Auffassung von
Sprache.
in Gang setzen: Lesen und Schreibenlernen setzt so eine intensive Sprachreflexion in Gang.
interessieren: Insbesondere interessieren uns die sprachgeschichtlichen Aspekte.
interessieren, sich für + A: Anfangs interessierte man sich nicht für die Sprache an sich.
kennzeichnen: Die in der heutigen Linguistik vorherrschende Lehre ist gekennzeichnet
durch…
klassifizieren: Sämtliche Anfragen wurden mittels EDV erfasst und klassifiziert.
nachgehen: Dabei wird allgemeinen Fragestellung nachgegangen.
nennen: Zu nennen sind zwei Arbeiten.
postulieren: Die von ihr postulierte Einteilung in drei Kategorien…
problematisieren: Die Einschränkung wurde dort nicht weiter problematisiert.
richten, sich gegen + A: Häufig richtet sich die Kritik gegen den Gebrauch der Ich-Form.
skizzieren: Das Verhältnis der Sprachwissenschaft zu anderen Formen der Beschäftigung mit
der Sprache wird skizziert.
spiegeln, sich: Noch deutlicher spiegelt sich diese Komplexität des Gegenstandes in der
Sprachwissenschaft.
stammen aus + D: Es werden Fälle bearbeitet, die aus dem beruflichen Umfeld stammen.
stützen: Die Ergebnisse stützen die These, dass…
stützen, sich: Die Annahme stützt sich auf die Beobachtung, dass…
thematisieren: Dann wird der sprachwissenschaftliche Zugang zur Sprache thematisiert.
umfassen: Die Linguistik umfasst eine Vielzahl von Teilbereichen.
unterscheiden:
Dabei
lassen
sich
Beschreibungen
unterschiedlicher
„Reichweite“ unterscheiden.
untersuchen: Die Texte wurden auf ihre Kohäsion hin untersucht.
verhehlen: Es sei nicht verhehlt, dass…
verknüpft sein mit + D: Die menschlichen Sprachen sind mit unterschiedlichen
außersprachlichen Gegebenheiten verknüpft.
verstehen: Unter Esprit versteht man nicht nur Geist, sondern auch Witz.
verweisen auf + A: Er verweist auf die Notwendigkeit einer pragmatisch fundierten
Lexikographie.
verwenden: In diesem Buch werden die beiden Begriffe gleichbedeutend verwendet.
verwerten: Das Datenmaterial kann zu verschiedenen Zwecken verwertet werden.
verzichten auf + A: Auf eine detaillierte Beschreibung wird in der vorliegenden Arbeit
verzichtet.
vorstellen: In diesem Buch wird das Spezifikum von Lexikographie vorgestellt.
widmen, sich + D: Wir wollen uns der detaillierten Darstellung eng umschriebener
Phänomenbereiche widmen.
zeigen: Die Belege zeigen, dass die Hypothese gerechtfertigt war.
zum Ziel haben: Die folgenden Bemerkungen haben zunächst zum Ziel,…
zuordnen: Das Präteritum ist der Schriftsprache zuzuordnen.
zurückkommen: Wenn wir nun auf die genannten Merkmale zurückkommen, so…
34
zuschreiben: Deshalb würde ich diesem Tempus einen atemporalen Wert zuschreiben.
zustande kommen: Damit dies zustande kommen kann, ist es aber erforderlich,…
zutreffen auf + A: Auf die Pressesprache treffen diese Eigenschaften vollkommen zu.
zuweisen: Die Genusbestimmung wird oft dem Lexikon zugewiesen.
5 TEXTSORTEN
Während des Studiums an der Universität muss man vielerlei wissenschaftliche Arbeiten
verfassen. Je nach Anlass werden verschiedene Aspekte betont; manchmal soll und darf man
eigene Meinungen äußern, manchmal geht es um eine rein sachbezogene Darstellung.
5.1 Die Struktur des Schreibens
In der Regel enthält ein wissenschaftlicher Text (Essay, schriftliche Hausarbeit,
Seminararbeit, Pro-Gradu-Arbeit) folgende Teile: eine Einleitung, die in das Thema des
Textes einführt; einen Hauptteil, wo sowohl die Theorie entwickelt als auch die Analyse
durchgeführt wird; und einen zusammenfassenden Schlussteil. Rein formal ist der Aufbau
folgendermaßen:
Das Titelblatt vermittelt Angaben über den Titel der Arbeit, den Namen des Verfassers, den
Ort (Universität), den Titel des Seminars und die Art der Arbeit (Lerntagebuch, Hausarbeit,
Pro-Gradu-Arbeit). Manchmal enthält es auch den Namen des Seminar-Leiters. (Siehe
Anlage 1.)
Mit dem Inhaltsverzeichnis wird ein schneller Überblick über Aufbau und Struktur der
Arbeit vermittelt.
In der Einleitung oder Einführung werden der Anlass/ die Absicht der Arbeit, die Gründe
der gewählten Fragestellung, die gewählten Methoden und Materialien und eventuell die
wichtigsten Quellen dargestellt. Im Gegensatz zum Vorwort, das in Studienarbeiten kaum
Verwendung findet, ist die Einleitung schon ein Teil des eigentlichen Textes. Sie soll den
Leser informieren und ggf. auch neugierig machen. Im Vorwort werden praktische
Mitteilungen gegeben, etwa über den Entwurf der Arbeit, Materialversorgung; Förderer usw.
Der Hauptteil sollte möglichst drei Aspekte enthalten: die theoretischen Grundlagen, die
Analyse und die Ergebnisse. Die Theoretischen Grundlagen sind an den Notwendigkeiten
und Erfordernisse der Analyse auszurichten. Man sollte sie kurz und prägnant entwickeln.
Wichtig ist immer die Frage, ob das, was man geschrieben hat, für das Verständnis des
Themas/ der Fragestellung nötig ist oder nicht. Wenn nicht, ist es entbehrlich. Der
Analyseteil/ empirische Teil enthält die Auswertung des Materials. Hier wird die einleitend
gestellte Frage oder das dort skizzierte Problem entwickelt und einer Lösung zugeführt.
Die Ergebnisse werden in Form eines Resümees zusammengetragen. In der
Zusammenfassung oder im Schluss/ Ausblick werden die Analyseergebnisse bewertet.
Dabei können dann auch neue, weiter führende Fragestellungen aufgezeigt werden. Wenn
Probleme aufgetaucht sind, werden sie ebenfalls hier noch einmal behandelt. Der Schluss
sollte so formuliert sein, dass man bei der Lektüre dieses Teils einen umfassenden Einblick in
die gesamte Arbeit erhält.
Im Literaturverzeichnis wird die benutzte Literatur aufgelistet. Sie sollte in Primärliteratur
und Sekundärliteratur unterschieden werden. Anlagen sind immer ans Ende zu stellen und sie
werden selbständig durchnummeriert (Anlage 1, Anlage 2 usw.).
35
5.2 Das Lerntagebuch
Mit einem Lerntagebuch kommentiert man eine Vorlesung oder eine Vortragsreihe. Mit dem
Lerntagebuch soll die Fähigkeit des kritischen und analytischen Denkens geübt werden. Es ist
aber auch als Schreibübung empfehlenswert. Obwohl ein Lerntagebuch der Struktur der
Vorlesung folgt, sollte diese nicht nur wiederholend beschrieben werden, vielmehr die
eigenen Überlegungen zum Thema formulieren. Ein guter Kommentar kann kritisch oder
ergänzend sein. Er kann eigene oder anderen Quellen entnommene Gedanken enthalten, auch
solche, die in der Vorlesung nicht aufgetaucht sind, auch Zeitungsartikel, Material aus
anderen Medien, Belletristik oder Comics. Nach Ihonen (1994, 52f.) sollte man bei
Kommentaren drei Phasen berücksichtigen. Erstens expliziert (erklärt, erläutert näher) man
(kurz) den Inhalt der Vorlesung. Zweitens problematisiert man die hervorgehobenen
Behauptungen. Und drittens argumentiert man, indem Perspektiven dargelegt werden, die die
Problematisierung begründen und möglicherweise neue Lösungen ermöglichen. Dabei ist es
unerheblich, ob man mit dem Vortragenden in Sach- oder anderen Fragen übereinstimmt oder
nicht. Wichtig ist, dass der Stoff durchdacht und durchgearbeitet ist und der Vortragende
einen Einblick in die Reaktionen erhält, die seine Ausführungen hervorgerufen haben. Er
lernt dabei selbst. Ein Lerntagebuch zu schreiben ist zweifellos eine sehr anspruchsvolle, aber
auch sehr dankbare Aufgabe. Man schreibt es entweder nach einer Vorlesungseinheit oder –
sinnvollerweise – jeweils unmittelbar im Anschluss an Veranstaltungen. Man muss das
Geschriebene mehrmals lesen und an den Vorlesungen aktiv teilnehmen. Am Ende sollte der
Text noch einmal auf Schreibfehler durchgeschaut werden. Die Sprache muss verständlich
sein; vollständige Sätze, keine Schreibfehler, korrekte Zitate usw. Wenn man Texte zitiert,
muss auch ein Literaturverzeichnis beigegeben sein. Mit einem Lerntagebuch kann man –
wie bei einer Prüfung – auch durchfallen. Und zwar, wenn der Text mangelhaft ist, also
wesentliche Teile fehlen oder der Verfasser erkennbar das Thema der Vorlesung nicht erfasst
hat. Der Umfang eines Lerntagebuchs ist abhängig von der Vortragsreihe, dem Lehrer und
dem Studierenden selbst. Nach der Vortragsreihe treffen sich die Studenten mit dem Lehrer,
der ihnen dann auch ein persönliches Feedback gibt.
5.3 Der Essay
Der Essay kann als eine alternative Prüfungsform im Anschluss an einen Kurs dienen. In
unserem Fach hat ein Essay normalerweise 4 Seiten pro Studienpunkt. Er ist eine kurze
Studie über ein begrenztes Thema, mit der dieses erörtert, aber nicht erschöpfend behandelt
wird. Die Idee des Essays ist, dass man eigene Gedanken entwickelt und sie begründet. Der
behandelte Gegenstand soll problematisiert, analysiert, verglichen und ggf. umgewertet
werden. Die Sprache des Essays zielt in besonderer Weise auf Verständlichkeit ab. Ein Essay
ist im Prinzip wie jede andere wissenschaftliche Studie strukturiert, ist aber offener.
5.4 Die schriftliche Hausarbeit
Man schreibt eine schriftliche Hausarbeit, wenn man einen Kurs kompensieren will. In
unserem Fach hat eine schriftliche Hausarbeit ca. 4 Seiten pro Studienpunkt. Das gewählte
Thema wird definiert, dargestellt, problematisiert, diskutiert und – wenn ein Problem
behandelt wird – gelöst. Und das alles in wissenschaftlicher Perspektive und Sprache. Um
eine Hausarbeit schreiben zu können, muss man sich gründlich über das gewählte Thema
informieren, d.h. man muss viel dazu lesen. Eine schriftliche Hausarbeit besteht – wie die
meisten schriftlichen Arbeiten – aus einer Einleitung, einem Hauptteil und einem Schluss.
Dazu kommen ein Titelblatt, ein Inhaltsverzeichnis und ein Literaturverzeichnis.
36
5.5 Das Referat und das Thesenpapier
Das Referat dient der Vorstellung eines bestimmten Themas in der Form eines mündlichen
Vortrags. Bei der Vorbereitung auf ein Referat sollte man an die Zuhörer denken. Was wissen
sie bereits über das Thema? Wie viele Informationen können in der angegebenen Zeit
vermittelt werden? Wenn man neue Informationen vermitteln will, ist es hilfreich, ein
Thesenpapier zu erstellen. Die auf diesem Papier schriftlich fixierten Informationen dienen
dem Zuhörer auch als Gedächtnisstütze. An die Stelle eines Thesenpapiers ist die mittlerweile
bewährte Power Point – Präsentation getreten. Ein Referat wird nicht „vorgelesen“, sondern
soll möglichst frei vorgetragen werden.
5.6 Die Kandidaten- und Seminararbeit
Die Kandidatenarbeit ist für die meisten Studierenden die erste wissenschaftliche Arbeit, mit
der sie befasst sind. Bevor man anfängt, sollte man sich mit dem wissenschaftlichen Stil
vertraut machen. Man sollte die wissenschaftliche Begrifflichkeit bereits kennen und
versuchen, den eigenen Text auf der Grundlage dieser Vorgaben zu verfassen (vgl. Kapitel 2).
Vor allem muss man sich vor der eigentlichen Schreibphase in das Thema einlesen, um einen
Überblick zu gewinnen. Während des Leseprozesses sollte man ruhig über das engere
Themenfeld hinaus lesen, weil das Thema sich oft in der Seminararbeit und sogar in der ProGradu-Arbeit weiterbearbeiten lässt. Wie die Struktur einer wissenschaftlichen Arbeit
aussieht, ist bereits erörtert worden. Der Umfang der Kandidatenarbeit beträgt
durchschnittlich 15 - 20 Seiten.
Spätestens die Seminararbeit in den vertiefenden Studien dient gemeinhin als Ausgangspunkt
für die Pro-Gradu-Arbeit. In der Seminararbeit werden häufig die theoretischen Grundlagen
der Pro-Gradu-Arbeit dargestellt, wozu im Analyseteil die für die Arbeit gewählten
Methoden getestet werden. In der Regel umfasst die Seminararbeit etwa 25-30 Seiten. Zur
Seminararbeit gehören Seminarsitzungen, in denen gründlich über die Arbeiten, die
unterschiedlichsten Probleme und die Fortsetzung diskutiert wird. Der Zweck der
Seminarsitzungen besteht nicht zuletzt darin, jedem Einzelnen dabei zu helfen, den nächsten
Schritt in Richtung Pro-Gradu-Arbeit unternehmen zu können.
5.7 Die Pro-Gradu-Arbeit (siehe Abschnitt 2)
Der empfehlenswerte Umfang der Pro-Gradu-Arbeit beträgt 60 - 80 Seiten. Doch muss betont
werden, dass die Qualität sich nicht unbedingt in Seiten messen lässt, zumal die
unterschiedlichen Themen auch sehr unterschiedliche Anforderungen an die einzelne Arbeit
stellen. So wie jede wissenschaftliche Arbeit, besteht auch die Pro-Gradu-Arbeit aus einer
Einleitung, einem Hauptteil und einem zusammenfassenden Schlussteil. Zudem muss man
auf einem Formular eine kurze schriftliche Zusammenfassung der Pro-Gradu-Arbeit
verfassen. Wie die Anlage 2 zeigt, werden hier der Name des Verfassers, der Titel der Arbeit,
die Zielsetzung, die Problemstellung, die wissenschaftlichen Methoden, die Thesen und die
praktische Bedeutung der Arbeit skizziert. Der schnellen Einordnung dient außerdem eine
Stichwort-Liste zur Arbeit. Als Beispiel sei etwa auf die Pro-Gradu-Arbeit von Marjo
Hollanti (2000) verwiesen, wo die Stichwörter „gesprochene Sprache, geschriebene Sprache,
Texttyp, Programmklasse, Strategien des Straffens“ kurz auf den Inhalt verweisen.
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LITERATUR
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Duden. Band 8. Die sinn- und sachverwandten Wörter. Wörter für den treffenden Ausdruck.
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Anlage 1
Die Überschrift der Arbeit
Kandidatenarbeit/Seminararbeit
Universität Oulu
Germanische Philologie/
Internationale Wirtschaftskommunikation
Maija Mehiläinen 2012
40
Humanistische Fakultät
Anlage 2
ZUSAMMENFASSUNG DER
EXAMENSARBEIT
Studienfach: Germanische Philologie
erfasser (Familienname, Vorname)
Art der Examensarbeit
Pro Gradu
Titel der Arbeit
ZUSAMMENFASSUNG
Zielsetzung und Problemstellung
Wissenschaftliche Methoden
Thesen
Praktische Bedeutung der Arbeit
41
Zeit
Seitenzahl
Zusätzliche Angaben
42
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