Wissenformen und Wissenvermittlung

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Zusammenfassung VL „Wissensformen und Wissensvermittlung“
Herzog
3. VL
1.10.2008
Wissenformen und Wissenvermittlung
Ergänzungen zum letzten Termin (Synopse II)
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Die natürliche Selektion beim Menschen wurde durch kulturelle Leistungen „ausgebremst“
 Emanzipation von der biologischen Evolution.
Frühere angeeignete Dispositionen beeinflussen den modernen Menschen noch heute.
biologische primäre (natürliche Disposition) und sekundäre (angeeignete) Fähigkeiten sind
darauf zürickzuführen (Geary)
Abbildungen (Synopse II)
3.1
Evolutionary tree for great apes: Zwischen Hominiden und den Pygmy & Common
Chimpanzee sind 96% der Gene gleich.
Implikation der Abbildung: Durch Selektion und Weitergabe kam es zu einem grossen
Anteil an gleichen Genen, was auf eine gemeinsame Abstammung schliessen lässt.
Gleiche Gene bedeuten auch gleiche Dispositionen.
3.2
3 verschiedene Gattungen (Austalopithecus Paranthropus Homo)
Ungefähr vor 2.5 Millionen Jahren kam es zu einer Zäsur (beachte die dreifache
Aufsplittung nach A. afarensis): Homo bildet sich aus.
3.3.
die punktierten Linien weisen darauf hin, dass es nicht klar ist, wie die verschiedenen
Gattungen zueinander stehen, die Verwandtschaftsgrade sind unklar.
H. sapiens und H. neanderthalensis haben evt. teilweise zusammengelebt  These: H.
sapiens hat den Neanderthaler ausgerottet (oder evt. auch nur verdrängt)
 Innerhalt dieser Zeiträume sind durch natürliche Selektion Dispositionen entstanden, die auch
heute noch für das menschliche Verhalten und dessen Verständnis relevant sind.
 Dispositionen sind dem Bewusstsein nicht zugänglich.
2.4. Ultimate und proximate Fragestellung
Unterschied zwischen Zweck (Sinn) und Funktion (Mechanismus):
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Ultimate Fragestellung: fragt nach Zweck
Proximate Fragestellung: fragt nach unmittelbaren Einflüssen (z.B. auch Physik)
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Physik ist unbelebt, man kann nicht nach dem Zweck fragen, nur „Wie?“
Biologie: Frage nach dem Zweck („Wozu?“) ist hier legitim
Aber: Beispiel Auto - Man kann nach dem Zweck fragen, aber auch, wie es funktioniert. Doch:
den meisten Leuten reicht es zu wissen, für was es ist.
 die beiden Fragen schliessen sich also gegenseitig nicht aus.
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Verschiedene Forschungsmethoden als Antworten auf die beiden Fragestellungen (ultimat /
proximat):
 Antwort auf ultimate Fragestellung: Beobachtung! (nicht durch eine experimentelle
Manipulation eingreifen)
 Antwort auf proximate Fragestellung: Experiment (Sezieren, manipulieren, etc.)
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Die Evolutionsbiologie ist keine experimentelle Wissenschaft (da ultimate Fragestellung),
sondern eher eine historische Wissenschaft.
Wir können kaum ultimat nach unseren Verhaltensweisen fragen, denn dies ist kaum
beantwortbar (Hrdy).
Claudia Costa
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Herzog
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1.10.2008
Das Beispiel der Allomütter:
„Mitunter ist der Beitrag, den diese Tiere zur Aufzucht der Jungen leisten, grösser als der der
Mutter, so etwa bei den sozialen Insekten oder dem seltenen Fall des Nacktmulls“ (Hrdy, a.a.O.,
p.119).
 Beispiel Grossmutter (= ultimate Betrachtungsweise): Tradition, Freue an Kindern & Zuneigung
(moralische Gründe), Bezahlung = proximate Gründe
Dazu zeigte Herzog folgende Abbildung:
Wenn Müttern von nahen Verwandten
(Bsp. der Grossmutter) geholfen wird,
investieren diese unbewusst in die
eigenen Gene (ultimate Gründe). Die
äusseren, proximaten Gründe lauten
jedoch ganz anders (siehe oben).
Vergleiche bspw. die Stiefmütter in
Märchen: Diese sind mit den Stiefkindern
überhaupt nicht genetisch verwandt.
Wenn es keine genetische
Übereinstimmung gibt, weshalb sollten
sich die Stiefmütter um diese Kinder
kümmern?!
Das Beispiel Motivation
 In der neueren Motivationspsychologie gibt es mehr kognitive Konzepte (z. B. Attributionen,
usw., welche bewusst abgefragt werden können).
 Gegenströmung dazu ausgehen von McClelland:
Neben self-attributed motives (motivationale Selbstbilder) postulierte er auch implizite (basale)
Motive. (siehe Tab. 8.1 der Synopse III)
Die impliziten Motive sind unbewusst und haben keine kognitive Grundlage, benötigen je
verschiedene Erfassungsmotive.
Beispiel für Evolutionsbiologie  Allomütter & implizite Motivation  als Dispositionen gespeichert
2.5 Der aufrechte Gang
Durch die ultimate Fragestellung (Zweck) wird über die rein physikalische Betrachtungsweise
(ultimat) hinausgegangen: „Welche konkreten Dispositionen sind hier gemeint (bzw. haben sich
langfristig herausgebildet)?“
 Diese Frage ist schwierig zu beantworten: Man muss zurück zur Zäsur (als Mensch sich von
biologischer Evolution emanzipierte), hier liegt der Anhaltspunkt für Überlegungen. Bsp. Aufrechter
Gang als Merkmal für Mensch (Hominiden) und als Unterschied zu den Pongiden
(Menschenaffen).
Claudia Costa
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Vergleich der Hände (links) und Füsse (rechts) der Primaten (Synopse III-3).
 Hände: Es gibt kaum Unterschiede! Ergo hat sich die Hand insofern früh entwickelt.
 Füsse: Es sind deutliche Unterschiede auszumachen! Unsere menschlicher Fuss und somit
der aufrechte Gang haben sich evolutionsbiologisch spät entwickelt.
Implikationen der Bipedalität (Aufrechter Gang)
Über die Übergangsformen gibt es kaum Fossilien und damit kaum Beweise.
1) Befreiung der Hände zum Tragen von Lasten:
Bei Vierfüssern (Affen) müssen sich die Jungtiere selber festklammern.
Auch von Vorteil beim Sammeln von Nahrung, das eine direkte Folge der Bipedalität ist: Die
Nahrung wurde nicht mehr an Ort und Stelle verspeist, sondern nach Hause getragen und mit
der „Herde“ geteilt.
Daraus folgte dann z.B.
2) b) die Entwicklung von Pfeilen, usw., welche zu Beginn aus Holz, später aus Stein bestanden.
Entscheidendes Merkmal zu Schimpansen: Sie machen keine gezielte Bearbeitung von
Materialien um Werkzeug herzustellen (nehmen das, was gerade herumliegt).
3) Befreiung der Hände zum „Be-Greifen“ von Welt: Exploration und (manuelle) Untersuchung
von Gegenständen und Materialien
 Piaget’s Sensomotorische Stufe: das ursprüngliche kognitive Begreifen entsteht aus dem
wortwörtlichen Be-Greifen (die Sensomotorik geht dem kognitiven Begreifen voraus).
4) Befreiung der Hände zur Kommunikation über Gesten und Gebärden
Die Gebärdensprache als primäre Fähigkeit; hat auch heute noch eine unterstützende Funktion
5) Befreiung des Gesichts von der Aufgabe der Nahrungssuche
Der Mund ist nur noch für die Nahrungsaufnahme da, was die Entwicklung des Kehlkopfes und
so der Lautsprache diente.
2.6 Umwelt der evolutionären Angepasstheit
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Die Umwelt ist +/- dieselbe geblieben, der Mensch hat sich angepasst
2.5 Millionen Jahre = ca. 150 000 Generationen
Die menschliche Spezies hat rund 99% ihrer evolutionären Vergangenheit als Jäger und
Sammler verbracht  bis zur Sesshaftigkeit.
Beweise, dass Mensch Jäger und Sammler war: gefundene Speere, Werkzeug = Hinweis,
dass es unterschiedliche Arten der Jagd gab (denn Grosswild war gefährlich).
Warum wurde der Mensch zum Jäger? Beide Nahrungsstile (Fleisch- / Pflanzenfresser)
schliessen sich gegenseitig nicht aus!  siehe Tabelle 4.3, Synopse III-5: Hauptgrund dafür ist
die Gehirnentwicklung, denn ein grösseres Gehirn verursacht einen höheren Energieumsatz –
und Fleisch ist ein grösserer Energielieferant als Pflanzen.
In der Zeit als Jäger und Sammler haben sich auch bestimmte soziale Verhaltensmuster /
Sozialverhalten entwickelt: Es gab sehr egalitäre Beziehungen (weder Matriarchat noch
Patriarchat). Die Hierarchie kam erst mit der Sesshaftigkeit.
Abb. 7.8 (Synopse III-5):
Der Mensch kommt im Vergleich mit anderen Säugetieren viel zu früh auf die Welt. Grund:
aufrechter Gang (das Baby würde bei einer längeren Schwangerschaft zu gross, zudem entwickelt
sich das Becken noch, was die Geburt noch schwieriger macht).
Claudia Costa
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