Skript zu Lenin - linksjugend [`SDS] Greifswald

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Skript zur Veranstaltung am 7. November:
„Mit dem revolutionären Massenkampf zum Sozialismus – ein Blick auf Lenin“
Das Seminar findet innerhalb der Veranstaltungsreihe „Exit – Wege aus dem Kapitalismus“
des Sozialistisch-Demokratischen Studierendenverbands Greifswalds statt.
Das Skript wurde zusammengestellt und bearbeitet von Marian Wurm.
Ist nicht sofort ersichtlich, welche politischen oder sozialen Gruppen, Kräfte oder Größen
bestimmte Vorschläge, Maßnahmen usw. vertreten, sollte man stets die Frage stellen: Wem
nützt es?
Lenin „Womit beginnen?“ Mai 1901
Wenn wir es nicht verstehen, und solange wir es nicht verstehen, unsere Einwirkung auf das
Volk und auf die Regierung mit Hilfe des gedruckten Wortes zusammenzufassen, wird der
Gedanke an die Zusammenfassung anderer, komplizierterer, schwierigerer, dafür aber auch
entschiedenerer Methoden des Einwirkens eine Utopie sein. Unsere Bewegung leidet unter
sowohl in ideologischer als auch in praktischer, organisatorischer Hinsicht vor allem unter
ihrer Zersplitterung, darunter, daß die übergroße Mehrheit der Sozialdemokraten fast völlig in
der rein örtlicher Arbeit aufgeht, die sowohl ihren Gesichtskreis als auch der Elan ihrer
Tätigkeit, ihre konspirative Gewandtheit sowie ihre Schulung einengt. Eben in dieser
Zersplitterung sind die tiefsten Wurzeln jenes Mangels an Festigkeit und jenes Schwankens
zu suchen, die wir oben erwähnt haben.
(…)
Zum Schluß noch ein paar Worte, um einem eventuellen Mißverständnis vorzubeugen. Wir
haben die ganze Zeit nur von der systematischen, planmäßigen Vorbereitung gesprochen,
doch wollten wir damit keineswegs sagen, daß die Selbstherrschaft ausschließlich durch eine
regelrechte Belagerung oder einen organisierten Sturmangriff gestürzt werden kann. eine
solche Ansicht wäre unsinniger Doktrinarismus. Im Gegenteil, es ist durchaus möglich und
historisch weitaus wahrscheinlicher, daß die Selbstherrschaft unter dem Druck eines der
elementaren Ausbrüche oder einer der unvorhergesehenen politischen Komplikationen fallen
wird, die ständig von allen Seiten drohen. Aber keine politische Partei darf, ohne in
Abenteurertum zu verfallen, ihre Tätigkeit auf solche Ausbrüche und Komplikationen
aufbauen. Wir müssen unseren Weg gehen, unsere systematische Arbeit unbeirrt tun, und je
weniger wir mit Überraschungen rechnen, um so größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß uns
keinerlei „historische Wendungen“ überrumpeln werden.
(..)
Die Schuld der sozialrevolutionären und menschewistischen Führer besteht vor allem darin,
daß sie nicht an die Massen glauben, Angst vor ihrer Initiative, Angst vor ihrer
Selbständigkeit haben, daß sie vor der revolutionären Energie der Massen zittern, statt sie
allseitig und rückhaltlos zu unterstützen. Hier liegt eine der tiefste Ursachen für die
Unentschlossenheit der sozialrevolutionären und menschewistischen Führer, ihrer
Schwankungen, ihrer endlosen und endlos unfruchtbaren Versuche, neuen Wein in die alten
Schläuche des alten, bürokratischen Staatsapparats zu gießen.
Lenin „Der Imperialismus und die Spaltung des Sozialismus“ Oktober 1916
Daß der Imperialismus parasitärer oder faulender Kapitalismus ist, zeigt sich vor allem in der
Tendenz zur Fäulnis, die jedes Monopol auszeichnet, wenn Privateigentum an den
Produktionsmitteln besteht. Der Unterschied zwischen der republikanisch-demokratischen
und der monarchistisch-reaktionären imperialistischen Bourgeoisie verwischt sich gerade
deshalb, weil die eine wie die andere bei lebendigem Leibe verfault (was eine erstaunlich
rasche Entwicklung des Kapitalismus in einzelnen Industriezweigen, in einzelnen Ländern, in
einzelnen Perioden keineswegs ausschließt). Zweitens zeigt sich der Fäulnisprozeß des
Kapitalismus in der Entstehung einer gewaltigen Schicht von Rentiers, Kapitalisten, die vom
„Kuponschneiden“ leben. In den vier fortgeschrittensten imperialistischen Ländern – England,
Nordamerika, Frankreich und Deutschland – beträgt das in Wertpapieren angelegte Kapital je
100 bis 150 Milliarden Francs, was ein Jahreseinkommen von nicht weniger als 5 bis 8
Milliarden je Land bedeutet. Drittens ist Kapitalexport Parasitismus ins Quadrat erhoben.
Viertens „will das Finanzkapital nicht Freiheit, sondern Herrschaft“. Politische Reaktion auf
der ganzen Linie ist eine Eigenschaft des Imperialismus. Korruption, Bestechung im
Riesenausmaß, Panamaskandale jeder Art.
Fünftens verwandelt die Ausbeutung der unterdrückten Nationen, die untrennbar mit
Annexionen verbunden ist, und insbesondere die Ausbeutung der Kolonien durch ein
Häuflein von „Groß“mächten die „zivilisierte“ Welt immer mehr in einen Schmarotzer am
Körper der nichtzivilisierten Völker, die viele hundert Millionen Menschen zählen. Der
römische Proletarier lebte auf Kosten der Gesellschaft. Die heutige Gesellschaft lebt auf
Kosten des modernen Proletariers. Dieses treffende Wort Sismondis pflegte Marx besonders
hervorzuheben. Der Imperialismus verändert die Sache etwas. Die privilegierte Oberschicht
des Proletariats der imperialistischen Mächte lebt zum Teil auf Kosten der vielen Hundert
Millionen Menschen der nichtzivilisierten Völker.
(...)
Die Besonderheit des Imperialismus ist die Herrschaft eben nicht des Industrie-, sondern des
Finanzkapitals, das Streben, eben nicht nur Agrarländer, sondern beliebige Länder zu
annektieren.
(...)
Warum liefert die Monopolstellung Englands die Erklärung für den (zeitweiligen) Sieg des
Opportunismus in England? Weil durch ein Monopol Extraprofit erzielt wird, d.h. ein
Profitüberschuß über den in der ganzen Welt üblichen normalen kapitalistischen Profit. Von
diesem Extraprofit können die Kapitalisten einen Teil (und durchaus keinen geringen!)
verwenden, um ihre Arbeiter zu bestechen, um eine Art Bündnis der Arbeiter der betreffenden
Nation mit ihren Kapitalisten gegen die übrigen Länder zu schaffen.
(...)
Ein Häuflein reicher Länder (...)hat Monopole in unermeßlichen Ausmaßen entwickelt,
bezieht einen Extraprofit in Höhe von Hunderten Millionen, wenn nicht von Milliarden, saugt
die anderen Länder, deren Bevölkerung nach Hunderten und aber Hunderten Millionen zählt,
erbarmungslos aus und kämpft untereinander um die Teilung der besonders üppigen,
besonders fetten, besonders bequemen Beute.
(...)
Einerseits haben Bourgeoisie und Opportunisten die Tendenz, das Häuflein der reichsten und
privilegierten Nationen in „ewige“ Schmarotzer am Körper der übrigen Menschheit zu
verwandeln, „auf den Lorbeeren“ der Ausbeutung der Neger, Inder usw. „auszuruhen“ und
diese Völker Hilfe des modernen Militarismus, der mit einer großartigen Vernichtungstechnik
ausgestattet ist, in Botmäßigkeit zu halten. Anderseits haben Klassen, die stärker denn je
unterdrückt werden und alle Qualen imperialistischer Kriege erdulden, die Tendenz, dieses
Joch abzuwerfen und die Bourgeoisie zu stürzen. Die Geschichte der Arbeiterbewegung wird
sich jetzt unvermeidlich im Kampf zwischen diesen beiden Tendenzen entwickeln. Denn die
erste Tendenz besteht nicht zufällig, sondern ist ökonomisch „begründet“.
(...)
Die Mechanik der politischen Demokratie wirkt in der gleichen Richtung. Ohne Wählen geht
es in unserem Zeitalter nicht; ohne die Massen kommt man nicht aus, die Massen aber können
im Zeitalter des Buchdrucks und des Parlamentarismus nicht geführt werden ohne ein
weitverzweigtes, systematisch angewandtes, solide ausgerüstetes System von Schmeichelei
Lüge, Gaunerei, das mit populären Modeschlagworten jongliert, den Arbeitern alles mögliche,
beliebige Reformen und beliebige Wohltaten verspricht – wenn diese nur auf den
revolutionären Kampf für den Sturz der Bourgeoisie verzichten.
(...)
Es ist in der Geschichte oft genug so gewesen, daß die Namen der revolutionären Führer, die
bei den unterdrückten Klassen populär waren, nach dem Tode dieser Führer von ihren
Feinden ausgenutzt wurden, um die unterdrückten Klassen irrezuführen.
(...)
Von der „bürgerlichen Arbeiterpartei“ der alten Trade-Unions, von der privilegierten
Minderheit, unterscheidet Engels die „unterste Masse“, die tatsächliche Mehrheit, und an sie,
die von der „bürgerlichen Ehrbarkeit“ nicht angesteckt ist, appelliert er. Das ist das Wesen der
marxistischen Taktik!
Wir können nicht – und niemand kann – genau ausrechnen, welcher Teil des Proletariats den
Sozialchauvinisten und Opportunisten folgt und folgen wird. Das wird erst der Kampf zeigen,
das wird endgültig nur die sozialistische Revolution entscheiden. Aber wir wissen mit
Bestimmtheit, daß die „Vaterlandsverteidiger“ im imperialistischen Krieg nur eine Minderheit
darstellen. Und es ist daher unsere Pflicht, wenn wir Sozialisten bleiben wollen, tiefer, zu den
untersten, zu den wirklichen Massen zu gehen: darin liegt die ganze Bedeutung des Kampfes
gegen den Opportunismus und der ganze Inhalt dieses Kampfes. Indem wir enthüllen, daß die
Opportunisten und Sozialchauvinisten in Wirklichkeit die Interessen der Massen verraten und
verkaufen, daß sie die zeitweiligen Privilegien einer Minderheit der Arbeiter verteidigen, daß
sie Mittler bürgerlicher Ideen und Einflüsse, daß sie in Wirklichkeit Verbündete und Agenten
der Bourgeoisie sind, lehren wir die Massen, ihre wirklichen politischen Interessen zu
erkennen und durch all die langen und qualvollen Wechselfälle der imperialistischen Kriege
und der imperialistischen Waffenstillstände hindurch für den Sozialismus und die Revolution
zu kämpfen.
Den Massen die Unvermeidlichkeit und Notwendigkeit des Bruchs mit dem Opportunismus
klarmachen, sie durch schonungslosen Kampf gegen den Opportunismus zur Revolution
erziehen, die Erfahrungen des Krieges ausnutzen, um alle Niederträchtigkeiten der
nationalliberalen Arbeiterpolitik aufzudecken und nicht zu bemänteln – das ist die einzig
marxistische Linie in der Arbeiterbewegung der ganzen Welt.
(…)
Würde eine möglichst kurze Definition des Imperialismus verlangt, so müßte man sagen, daß
der Imperialismus das monopolistische Stadium des Kapitalismus ist. Eine solche Definition
enthielte die Hauptsache, denn auf der einen Seite ist das Finanzkapital das Bankkapital
einiger weniger monopolistischer Großbanken, das mit dem Kapital monopolistischer
Industriellenverbände verschmolzen ist, und auf der anderen Seite ist die Aufteilung der Welt
der Übergang von einer Kolonialpolitik, die sich ungehindert auf noch von keiner
kapitalistischen Macht eroberte Gebiete ausdehnt, zu einer Kolonialpolitik der
monopolistischen Beherrschung des Territoriums der restlos aufgeteilten Erde.
Doch sind allzu kurze Definitionen zwar bequem, denn sie fassen das Wichtigste zusammen,
aber dennoch unzulänglich, sobald aus ihnen speziell die wesentlichen Züge der zu
definierenden Erscheinung abgeleitet werden sollen. Deshalb muß man – ohne zu vergessen,
daß alle Definitionen überhaupt nur bedingte und relative Bedeutung haben, da eine
Definition niemals die allseitigen Zusammenhänge einer Erscheinung in ihrer vollen
Entfaltung umfassen kann – eine solche Definition des Imperialismus geben, die folgende
fünf seiner grundlegenden Merkmale enthalten würde: 1. Konzentration der Produktion und
des Kapitals, die eine so hohe Entwicklungsstufe erreicht hat, daß sie Monopole schafft, die
im Wirtschaftsleben die entscheidende Rolle spielen; 2. Verschmelzung des Bankkapitals mit
dem Industriekapital und Entstehung einer Finanzoligarchie auf der Basis dieses
„Finanzkapitals“; 3. der Kapitalexport, zum Unterschied vom Warenexport, gewinnt
besonders wichtige Bedeutung; 4. es bilden sich internationale monopolistische
Kapitalistenverbände, die die Welt unter sich teilen, und 5. die territoriale Aufteilung der Erde
unter die kapitalistischen Großmächte ist beendet. Der Imperialismus ist der Kapitalismus auf
jener Entwicklungsstufe, wo die Herrschaft der Monopole und des Finanzkapitals sich
herausgebildet, der Kapitalexport hervorragende Bedeutung gewonnen, die Aufteilung der
Welt durch die internationalen Trusts begonnen hat und die Aufteilung des gesamten
Territoriums der Erde durch die größten kapitalistischen Länder abgeschlossen ist.
Lenin: „Staat und Revolution“ August bis September 1917, veröffentlicht 1918
Der Ausdruck "der Staat stirbt ab" ist sehr treffend gewählt, denn er deutet sowohl auf das
Allmähliche als auch auf das Elementare des Prozesses hin. Nur die Gewöhnung kann und
wird zweifellos eine solche Wirkung ausüben, denn wir beobachten rings um uns
millionenfach, wie leicht sich Menschen an die Einhaltung der für sie notwendigen Regeln
des gesellschaftlichen Zusammenlebens gewöhnen, wenn die Ausbeutung fehlt, wenn nichts
vorhanden ist, was sie empört, sie zu Protest und Auflehnung herausfordert, was die
Notwendigkeit der Niederhaltung schafft. Also: In der kapitalistischen Gesellschaft haben wir
eine gestutzte, dürftige, falsche Demokratie, eine Demokratie nur für die Reichen, für eine
Minderheit. Die Diktatur des Proletariats, die Periode des Übergangs zum Kommunismus,
wird zum erstenmal Demokratie für das Volk, für die Mehrheit bringen, aber zugleich wird
sie notwendigerweise eine Minderheit, die Ausbeuter, niederhalten. Einzig und allein der
Kommunismus ist imstande, eine wahrhaft vollständige Demokratie zu bieten, und je
vollständiger diese sein wird, um so schneller wird sie entbehrlich werden, wird sie von selbst
absterben.
(…)
Einmal in mehreren Jahren zu entscheiden, welches Mitglied der herrschenden Klasse das
Volk im Parlament niederhalten und zertreten soll - das ist das wirkliche Wesen des
bürgerlichen Parlamentarismus, nicht nur in den parlamentarisch-konstitutionellen
Monarchien, sondern auch in den allerdemokratischsten Republiken.
Ohne Vertretungskörperschaften können wir uns eine Demokratie nicht denken, auch die
proletarische Demokratie nicht; ohne Parlamentarismus können und müssen wir sie uns
denken.
(…)
Organisieren wir Arbeiter selber die Großproduktion, davon ausgehend, was der Kapitalismus
bereits geschaffen hat, auf unsere Arbeitererfahrung gestützt, mit Hilfe strengster, eiserner
Disziplin, die von der Staatsgewalt der bewaffneten Arbeiter aufrechterhalten wird; machen
wir die Staatsbeamten zu einfachen Vollstreckern unserer Aufträge, zu verantwortlichen,
absetzbaren, bescheiden bezahlten "Aufsehern und Buchhaltern" (dazu natürlich Techniker
jeder Art, jeden Ranges und Grades) - das ist unsere proletarische Aufgabe, damit kann und
muß man bei der Durchführung der proletarischen Revolution beginnen.
(…)
Der Opportunist hat verlernt, an die Revolution des Proletariats auch nur zu denken.
(…)
"Gleiches Recht", sagt Marx, haben wir hier allerdings, es ist aber noch das "bürgerliche
Recht", das, wie alles Recht, Ungleichheit voraussetzt. Jedes Recht besteht in Anwendung
von gleichem Maßstab auf ungleiche Individuen, die in Wirklichkeit verschieden,
untereinander ungleich sind; das "gleiche Recht" ist daher eine Verletzung der Gleichheit und
eine Ungerechtigkeit. In der Tat erhält jeder, der den gleichen Teil gesellschaftlicher Arbeit
geleistet hat wie die anderen, den gleichen Teil am gesellschaftlichen Produkt (nach den
erwähnten Abzügen).
Indes sind die einzelnen Menschen nicht gleich: Der eine ist stärker, der andere schwächer;
der eine ist verheiratet, der andere nicht; der eine hat mehr Kinder als der andere usw.
"Bei gleicher Arbeitsleistung", folgert Marx, "und daher gleichem Anteil an dem
gesellschaftlichen Konsumtionsfonds erhält also der eine faktisch mehr als der andre, ist der
eine reicher als der andre etc. Um alle diese Mißstände zu vermeiden, müßte das Recht, statt
gleich, ungleich sein."
Gerechtigkeit und Gleichheit kann also die erste Phase des Kommunismus noch nicht
bringen: Unterschiede im Reichtum, und zwar ungerechte Unterschiede bleiben bestehen,
unmöglich aber wird die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen sein, denn es wird
nicht mehr möglich sein, die Prüduktionsmittel, die Fabriken, Maschinen, den Grund und
Boden usw., als Privateigentum an sich zu reißen. Marx zerschlägt die kleinbürgerliche,
unklare Phrase Lassalles von "Gleichheit" und "Gerechtigkeit" schlechthin und zeigt dabei
den Entwicklungsgang der kommunistischen Gesellschaft, die gezwungen ist, zunächst nur
die "Ungerechtigkeit" zu beseitigen, daß die Produktionsmittel von einzelnen Personen
angeeignet sind, und vorerst nicht imstande ist, mit einem Schlag auch die weitere
Ungerechtigkeit zu beseitigen, die in der Verteilung der Konsumtionsmittel "nach der
Arbeitsleistung" (und nicht nach den Bedürfnissen) besteht.
(…)
Wir fordern, dass die Religion dem Staat gegenüber Privatsache sei, können sie aber
keinesfalls unserer eigenen Partei gegenüber als Privatsache betrachten. Den Staat soll die
Religion nichts angehen, die Religionsgemeinschaften dürfen mit der Staatsmacht nicht
verbunden sein. Jedem muss es vollkommen freistehen, sich zu jeder beliebigen Religion zu
bekennen oder gar keine Religion anzuerkennen, d.h. Atheist zu sein, was ja auch jeder
Sozialist in der Regel ist. Alle rechtlichen Unterschiede zwischen den Staatsbürgern je nach
ihrem religiösen Bekenntnis sind absolut unzulässig. Selbst die Erwähnung der Konfession
der Staatsbürger in amtlichen Dokumenten muss unbedingt ausgemerzt werden. Es darf keine
Zuwendungen an eine Staatskirche, keine Zuwendungen von Staatsmitteln an kirchliche und
religiöse Gemeinschaften geben, die völlig freie, von der Staatsmacht unabhängige
Vereinigungen gleichgesinnter Bürger werden müssen.
Lenin: „Eine der Kernfragen der Revolution“ September 1917
Die ganze Geschichte der bürgerlich-parlamentarischen und in weitgehendem Maße auch der
bürgerlich-konstitutionellen Länder zeigt, daß ein Ministerwechsel sehr wenig bedeutet, da
die wirkliche Verwaltungsarbeit in den Händen einer Riesenarmee von Beamten liegt. Diese
Armee aber ist durch und durch von antidemokratischem Geist erfüllt, durch Tausende und
Millionen Fäden mit den Gutsbesitzern und mit der Bourgeoisie verbunden und auf die
vielfältigste Art und Weise von ihnen abhängig. Diese Armee lebt in einer Atmosphäre
bürgerlicher Verhältnisse und kennt nichts anderes als diese Atmosphäre, sie ist erstarrt,
verknöchert und versteinert, sie ist außerstande, sich aus dieser Atmosphäre herauszureißen,
sie kann nicht anders, als in althergebrachter Weise denken, fühlen und handeln. Diese Armee
ist gebunden durch Beziehungen rangmäßiger Unterordnung und bestimmte Privilegien des
„Staatsdienstes“; die auf der oberen Stufenleiter dieser Armee Stehenden sind durch Aktien
und vermittels der Banken vollkommen an das Finanzkapital gekettet, sie sind in gewissem
Grade selber dessen Agenten, die Vertreter seiner Interessen und seines Einflusses.
Mit Hilfe dieses Staatsapparats Umgestaltungen durchführen zu wollen, wie etwa die
Aufhebung des Grundeigentums der Gutsbesitzer ohne Entschädigung oder die Einführung
des Getreidemonopols usw., ist eine große Illusion, glatter Selbstbetrug und ein Betrug am
Volke. Dieser Apparat kann der republikanischen Bourgeoisie dienen und eine Republik in
Gestalt einer „Monarchie ohne Monarchen“ schaffen, wie die dritte Republik in Frankreich,
aber zur Durchführung von Reformen, die die Rechte des Kapitals, die Rechte des „heiligen
Privateigentums“ auch nur ernstlich beschneiden oder beschränken, geschweige denn
abschaffen, ist ein solcher Staatsapparat absolut unfähig. So geschieht es denn, in allen nur
möglichen „Koalitions“-regierungen, an denen die „Sozialisten“ teilnehmen, daß diese
Sozialisten stets, selbst wenn es einzelne unter ihnen ganz ehrlich meinen, in Wirklichkeit
eine bloße Dekoration oder Kulisse der bürgerlichen Regierung sind, daß sie als Blitzableiter
dienen, um die Volksempörung von dieser Regierung abzulenken, daß sie dieser Regierung
als Werkzeug dienen, um die Massen zu betrügen.
Lenin: „Thesen über bürgerliche Demokratie und proletarische Diktatur“ März 1919,
Rede während des I. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale
These 8: Die »Pressfreiheit« ist auch eine der Hauptlosungen der »reinen Demokratie«.
Dennoch wissen die Arbeiter, und die Sozialisten aller Länder haben es millionenmal
zugegeben, dass diese Freiheit Betrug ist, solange die besten Druckereien und die größten
Vorräte an Papier sich in den Händen der Kapitalisten befinden, und solange die Macht des
Kapitalismus über die Presse bestehen bleibt, eine Macht, welche sich in der ganzen Welt um
so deutlicher und schärfer, um so zynischer äußert, je entwickelter der Demokratismus und
das republikanische Regime sind, wie z.B. in Amerika. Um eine wirkliche Gleichheit und eine
wirkliche Demokratie für die arbeitenden Massen, für die Arbeiter und Bauern zu erobern,
muss man zuerst den Kapitalisten die Möglichkeit nehmen, Schriftsteller in ihre Dienste zu
stellen, Verlagsanstalten anzukaufen und Zeitungen zu bestechen. Und dazu ist es notwendig,
das Joch des Kapitals abzuschütteln, die Ausbeuter zu stürzen und ihren Widerstand zu
unterdrücken. Die Kapitalisten haben immer als »Freiheit« die Freiheit des Profits für die
Reichen und die Freiheit der Arbeiter, vor Hunger zu sterben, bezeichnet. Die Kapitalisten
bezeichnen als Pressfreiheit die Freiheit der Bestechung der Presse durch die Reichen, die
Freiheit der Ausnutzung des Reichtums zur Fabrikation und Verfälschung der sogenannten
öffentlichen Meinung. Die Verteidiger der »reinen Demokratie« zeigen sich wiederum in
Wirklichkeit als die Verteidiger des schmutzigen und verkäuflichsten Systems der Herrschaft
der Reichen über die Aufklärungsmittel der Massen, als Betrüger des Volkes, die es mit
schönklingenden, indes durch und durch verlogenen Phrasen ablenken von der konkreten
historischen Aufgabe der Befreiung der Presse vom Kapital. Eine wirkliche Freiheit und
Gleichheit wird die Ordnung sein, welche die Kommunisten errichten, und in welcher es
keine Möglichkeit geben wird, sich auf fremde Kosten zu bereichern, keine objektive
Möglichkeit, direkt oder indirekt die Presse der Macht des Geldes zu unterwerfen, wo nichts
den Arbeiter (oder eine beliebig grosse Gruppe von Arbeitern) daran hindern wird, gleiches
Recht auf Benutzung der der Gesellschaft gehörenden Druckereien und des Papiers zu
besitzen und zu verwirklichen.
These 12(Auszug)
Was die Sozialisten vor allem nicht verstehen und was ihre theoretische Kurzsichtigkeit, ihre
Abhängigkeit von den bürgerlichen Vorurteilen, ihren politischen Verrat am Proletariat
darstellt, ist, dass in der kapitalistischen Gesellschaft bei einiger Verschärfung des ihr
zugrunde liegenden Klassenkampfes es kein Mittelding geben kann zwischen Diktatur der
Bourgeoisie und Diktatur des Proletariats.
These 20. Die Vernichtung der Staatsmacht ist das Ziel, welches sich alle Sozialisten gestellt
haben, unter ihnen und an ihrer Spitze Marx. Ohne Verwirklichung dieses Zieles ist der wahre
Demokratismus, d.h. die Gleichheit und Freiheit, nicht erreichbar. Zu diesem Ziele aber führt
praktisch nur die Sowjetmacht oder die proletarische Demokratie, denn sie beginnt sofort das
völlige Absterben jeglicher Staatsorganisation vorzubereiten, indem sie die
Massenorganisationen des werktätigen Volkes zur dauernden und unbedingten Anteilnahme
an der Staatsverwaltung heranzieht.
Quellen:
http://www.marxists.org/deutsch/archiv/lenin/index.htm
http://www.mlwerke.de/le/default.htm
http://www.sinistra.net/komintern/wk1/komint103d.html#u2
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