Biologische Schädlingsbekämpfung Gründe für Einsatz: 1. Wettbewerbsfähigkeit 2. Nachlassende Akzeptanz von Pestiziden 3. Umweltverträglichkeit 4. Toxizität für Landwirte 5. Resistenzentwicklung 6. Kosten Strategien 1. Standortgemäße Sortenwahl je weiter weg vom Optimum desto schwächer werden Pflanzen 2. Physikalische Maßnahmen: a) Mechanische Bodenbearbeitung hacken b) Hitze bedampfen c) Licht d) Schall im kleinen (z.B. Gärtnerei) möglich aber nicht auf Feldern 3. Für Schädlinge pathogene Organismen a) Viren b) Bakterien c) Pilze d) Nematoden e) Insekten 4. Genetische Schädlingsbekämpfung aufwändig, ausgewählte Fälle (Standort, Spezies) wenn dann totale Ausrottung möglich 5. Chemische Signalstoffe Bsp: Pheromonfallen Beim Aussetzen von Nützlingen ist zu beachten 1. Massenzucht von vitalen Tieren mit normalem Verhalten hohe Dichte <-> vitale Tiere 2. Abhängigkeit von Außenfaktoren (Temperatur, Feuchtigkeit) schlechte Startchancen minimale Erfolge; je kleiner das Biotop, desto effektiver 3. Verhalten des Schädlings (Zuwanderung) wenn ausgelöscht kann er wieder irgendwo herkommen? 4. Haltbarkeit nicht lagerbar 5. Geschwindigkeit des Wirkungseintritts dauert oft Jahrelang bis echte Wirkung keine Wirkgarantie 6. Schäden durch freigesetzte Organismen wenn Schädlingsdichte abnimmt, was fressen die Nützlinge dann? 7. Überwachung Kontrolle teuer benötigt geschultes Personal z.B. Schlupfwespen (Bastothrix s.) legt Eier in Insektenlarven Parasit z.B. Wasserkäfer (Tropisternus l.) frisst Moskitolarven Jäger teils raffinierte Methoden der Parasiten/Jäger greifen Ei oder Larvalstadien an weniger Schaden durch Schädling lohnt sich langfristig wenn Nützling etabliert hohe Effektivität rechtfertigt hohe Kosten aber: keine Wirkgarantien (Klima), teils mehrere Versuche notwendig bei zyklischem Schädlingsbefall wichtig: Zeitpunkt des Aussetzens Einsatz von mehr als einem Nützling mehrere Angriffspunkte (z.B. Parasit/Jäger) Anteil am Ende Klimaabhängig z.B. Reblaus: komplexer Entwicklungszyklus: zwei getrennte Zyklen die miteinander verknüpft sind (oberirdischer Blattbefall und unterirdischer Wurzelbefall) Wurzelläuse überwintern, geflügelte Stadien leben unterirdisch europäische Reben sind sensitiv für Wurzelläuse und relativ resistent gegen Blattinfektionen Amerikanische andersherum Verwendung amerikanischer Wurzeln als Unterlage und aufpfropfen von europäischen Reben Nachzucht virenfreier Pflanzen im Labor: Viren werden abgetötet und Meristemkulturen bilden neue komplett gesunde Pflanzen Verwendung von Nützlingen I. Einsatz von Bakterien z.B. Bacillus thuringensis besitzt zwei Gifte (β und δ-Toxin) β-Toxin: ein RNA-Syntheseblocker auch bei Vertebrata Gen gentechnisch entfernt δ-Toxin: 2 Proteine als Prohormon in den Sporen werden von Insekten gefressen (alkalischer Darm) Freisetzung Störung K+-Transport im Darm z.B. Einsatz in den Rheinauen zu Stechmückenbekämpfung genügend Varietäten vorhanden Einsatz in Notfällen möglich Versuche Gift effektiver zu machen: o Veränderung des Wirkspektrums andere Insektengruppen Coeloptera, Lepidoptera o Umgehung von Resistenzen mehr Expression des Toxins o Einbau des Gens in Nutzpflanzen direkter Fraßschutz, kein aufbringen der Bakterien mehr nötig o Einbau des Gens in Bakterien, die mit den Pflanzen in Symbiose leben o Direkte Applikation des Giftes (besprühen) zu leicht abbaubar II. Einsatz von Viren z.B. Baculoviren (aus Seidenspinnerplantagen) DNA-Virus, nicht infektiös für Wirbeltiere, große Nucleocapside viel Platz für einbringen von Fremd-DNA, großes Wirtsspektrum Verbreitung: Capsid löst sich im Darm auf DNA befällt Zellen bildest neue DNA befällt mehr Zellen ... irgendwann Bildung von Capsiden Wirtswechsel Verbesserung der insektiziden Wirkung von Baculoviren: o Entfernung von Entwicklungshemmenden Genen ( würden Tier erlauben weiterzufressen und dem Virus sich länger und stärker zu vermehren) o Größere Resistenzen gegen UV-Licht zerstört Viren Zusatz von Albumin und Tinte langzeitstabil o Verbreiterung des Wirtsspektrums o Erhöhung der Toxizität für Insekten durch Insertion von zusätzlichen Genen o Ecdysoninaktivierend längeres Larvenstadium keine Häutung letal o JH-Esterasen inaktivieren Juvenilhormon schnellere Verpuppung, Stop der Nahrungsaufnahme JH-Esterase: stört Infektionszyklus nicht, Massenvermehrung durch Zugabe eines JHAgonisten Verstärkung durch: Gen-Duplikation, Verwendung früherer Promotoren, Veränderung des aktiven Zentrums, Coexpression synergistischer Proteine (z.B. JH-Bindungsprotein, Stabilisierung durch Entfernung der Erkennungsregion für Perikardialzellen, Entfernen der Ubiquitinylierungsstellen verhindert Abbau durch Proteasen) Optimierung der Translation: Ribosomenbindungsstelle, aktives Zentrum, Expression synergistischer Proteine EXKURS: Expressionssysteme für Fremdproteine o E.coli: kleine Peptide, geringer Aufwand fehlende Posttranslationale Modifikation o Saccharomyces (Hefen): größere Proteine, hohe Ausbeute keine Glykosilierung o Insekten (Baculoviren – Spodoptera): große Proteine, korrekte intrazelluläre Lokalisierung, mittlerer Aufwand, Einsatz ungespleißter DNA möglich posttranlationale meist ausreichen genau o Wirbeltierzellen: geringe Ausbeute, „Wirbeltiermilieu“, hoher Aufwand (meist nur transiente [vorrübergehende] Expression, S1-Labor nötig) korrekte posttranslationale Modifizierung o Xenopus-Oocyten: sehr hoher Aufwand, mittlere bis gute Ausbeute III. Einsatz von Pilzen aus unterschiedlichen Taxa stammend, meistens nicht spezifisch Infektion: Eindringen durch Cuticula (muss beschädigt sein chemische Insektizide) Darm Tracheen Zerstörung des Wirtes durch • physikalische Blokade von Darm, Tracheen, Gefäßsystem • Histolyse • Toxinproduktion • physiologisches Hungern Vorteile: Bekämpfung von Adultstadien verbreiten Pilz zusätzlich Synergismus: • Mehrere Agentien wirken unabhängig voneinander (additiv) • Subadditive Wirkung (beide wirken zusammen schwächer) • Potentierung (Synergismus) gegenseitige Verstärkung • Coalitive Wirkung – frühe Stadien werden bevorzugt durch Pestizide getötet – spätere Stadien werden durch Pilze bekämpft Einsatz von Chemikalien kann durch ausschalten von Nützlingen ein Problem verstärken Genetische Schädlingsbekämpfung: Sterile Männchentechnik z.B. Schraubenwurm (Dipter Larven entwickeln sich in Wirbeltierwunden entwickeln sich sehr schnell riesige Schäden) Anzucht großer Zahl an Individuen in kurzer Zeit Sterilisierung mit Strahlung Freisetzung der (sterilisierten, männlichen) Tiere Konkurrenz um fertile Weibchen (10100x mehr sterile als fertile ♂ nötig) Überwachung der Populationsdichte Kontrolle der Zuwanderungsmöglichkeiten Anzucht in befallenen Ländern möglich Sexing Versuch ♂ und ♀ deutlich unterscheidbar zu machen einkreuzen von Farben, Insektizid, das geschlechtsgekoppelt ist Möglichkeiten der genetischen Schädlingsbekämpfung: o Sterile Männchentechnik o F1-Sterilität ♂ fertil, aber Nachkommen steril o bedingt letale Mutation für Freiland o Hybridsterilität F1-Sterilität o Mutationen mit reduzierter Fitness lohnt sich bei hohen Schäden Nachteile: o Massenzuchten (250 x 106 /Woche) über mehrere Jahre. o Koordination: Anzucht u. Verbrauch. o Schaden durch freigelassene Tiere o Einwanderung von neuen Schädlingspopulationen Verwendung von Signalstoffen (Pheromone) Substanz die von einem Tier gebildet wird und auf ein Tier der gleichen Art wirkt Bsp.: Sexualp., Dispersionsp., Aggregationsp. (Heuschrecken), Alarmp. (Ameisen) Kairomone: von Pflanzen exprimiert locken Räuber und Parasiten des Schadinsekts an Allomone: von einer Tierart gebildet wirken als Repellent (Abschreckend) auf andere Tierarten Bsp.: Bombykol Lockstoff des Seidenspinners extrem spezifisch, in geringen Dosen wirksam