Regulation des Stoffwechsels

Werbung
Block III: Regulation des
Stoffwechsels
Bacillus subtilis Antibiotika und Sporulation
Yvonne Voges und Melanie Thompson
Inhalt
I.
Einleitung ............................................................................................................. 1
II. Material und Methoden ........................................................................................ 9
III.
Ergebnisse….. ................................................................................................ 10
IV.
Diskussion ...................................................................................................... 32
V. Literatur .............................................................................................................. 44
VI.
Anhang ........................................................................................................... 45
I. Einleitung
Bacillus subtilis ist ein stäbchenförmiges, Gram-positives Bakterium. Es wird zur
Klasse der Bazillen und Clostridien zugeordnet, und weist dementsprechend einen
niedrigen G+C-Gehalt auf. B. subtilis ist ubiquitär verbreitet und kann aus Böden,
Wasser und auch Luft isoliert werden. Da in der Natur Nährstoffe nicht immer
ausreichend vorhanden sind, treten beinah ständig wechselnd Stress- und
Hungersituationen auf, hierbei kommen Bacillus subtilis zwei Eigenschaften
besonders zu Gute: Zum einen ist er in der Lage antimikrobielle Substanzen zu
produzieren. Diese werden ausgeschüttet und können schon in geringen
Konzentrationen andere, um Nährstoffe konkurrierende Mikroorganismen im
Wachstum hemmen. Antibiotika weisen verschiedenen Angriffsorte auf, so können
die Zellwandbiosynthese, Replikation, Transkription oder Translation des
Konkurrenten in Mitleidenschaft gezogen werden. B. subtilis stellt einen bestimmten
Typus Antibiotika, die sog. Lantionin-haltigen Antibiotika, oder auch: Lantibiotika her.
Diese bilden, durch Wechselwirken mit dem Zellwandbestandteil Lipid II,
durchlässige Poren in der Cytoplasmamembran Gram-positiver Bakterien, was für
den Austritt lebenswichtiger Komponenten um im letzten Schritt den Zusammenbruch
des Membranpotentials sorgt. B. subtilis produziert die Lantibiotika Subtilin, Ericin,
Sublancin sowie das Peptidantibiotikum Subtilosin, die als Vorläuferpeptide
synthetisiert und durch post-translationale Abwandlungen zu aktiven antimikrobiellen
Substanzen modifiziert werden. Zum anderen ist B. subtilis in der Lage, bei
anhaltendem Stress Überdauerungsformen zu bilden. Diese Endosporen sind
widerstandsfähig gegen Hitze, Austrocknung, Strahlung und extreme pH-Werte
und können sehr lange in einem ruhenden Stadium überdauern. Endosporen
entstehen durch inäquale Teilung der Mutterzelle und Auflagerung mehrerer
Wandschichten, sie werden unter Lyse der Mutterzelle entlassen und keimen erst
bei einer ausreichenden Nährstoffgrundlage aus.
Im ersten Teil des Versuches (1.1) wird die Produktion von Antibiotika untersucht.
Verschiedene B. subtilis Stämme, sowie B. licheniformis werden auf ihre Fähigkeit
überprüft, Antibiotika zu produzieren. Dies geschieht anhand eines AgarDiffusionstestes, bei welchem die Teststämme in ca. 2cm Länge auf einer
1|Seite
Micrococcus luteus-Indikatorplatte aufgebracht werden. Produzieren genannte
Stämme antimikrobiell wirksame Substanzen, hemmen diese das Wachstum von M.
luteus und Hemmhöfe um die zu untersuchenden Stämme werden sichtbar. Im
darauf folgenden Teil des Versuches (1.2) wird die Autoinduktion mittels Subtilin
getestet. Subtilin wirkt als Pheromon und induziert die Expression der SubtilinBiosynthese. Als Autoinduktor wird Subtilin durch eine membranständige SensorHistidinkinase erkannt und gebunden. Im nächsten Schritt wird der Histidinrest
autophorphoryliert und der Phosphatrest im Anschluss daran auf den ResponseRegulator SpaR übertragen. Dieser ist nun aktiviert und sorgt für die Expression der
spa-Gene. Der Test erfolgt, indem ein Subtilin-Reporterstamm in Kontakt mit
verschiedenen Teststämmen auf einer 5-bromo-4-chloro-3-indolyl β-DGalactopyranosid (X-Gal)-Platte ausgestrichen wird. Eine auftretende Blaufärbung
zeigt die Produktion von Subtilin durch die Teststämme an. Der letzte Abschnitt des
ersten Versuchsteils (1.3) dient dazu, die Produktion von Subtilin in Abhängigkeit der
Wachstumsphase zu bestimmen. Hierzu werden über einen Zeitraum von acht
Stunden hinweg Proben einer Subtilin-Reporterstamm Zellkultur entnommen und
anhand der optischen Dichte eine Wachstumskurve erstellt. Zu den einzelnen
Zeitpunkten werden zusätzlich Proben entnommen, anhand derer eine
Subtilinbestimmung durchgeführt wird. Letztere geschieht mit Hilfe einer
Reportergenfusion des spa-Promotors mit dem promotorlosen lacZ-Gen. Die durch
das lacZ-Gen codierte β-Galactosidase hat die Fähigkeit das angebotene Substrat
ortho-Nitro-Phenol-Galactose (oNPG) zu spalten. Das resultierende Monomer orthoNitro-Phenol weist eine gelbe Färbung auf, die anhand der Messung der optischen
Dichte quantifiziert werden kann. Dies lässt Rückschlüsse auf die Promotoraktivität
des spaS-Promotors und damit auch auf die Subtilinmenge in der Probe zu.
Im zweiten Versuchsteil (2.1) geht es um Zellwandbiosynthesestress induziert durch
Lantibiotika und Bacitracin. Ein Bestandteil bakterieller Zellwand ist das sog. Lipid II.
Interagiert eine antimikrobielle Substanz mit diesem Komplex, wird ein zweiKomponenten-System - LiaRS - angesprochen, welches die Expression von Genen den lia-Genen - induziert. Diese lia-Gene dienen dem Selbstschutz und werden
darum auch als Resistenzgene bezeichnet. Wird eine Reportergenfusion zwischen
dem liaI-Promotor und dem promotorlosen lacZ-Gen vorgenommen, so kann dies
dem Nachweis von Lipid II-interagierenden Antibiotika dienen. Der, die
2|Seite
Reportergenfusion enthaltende, Reporterstamm (Lipid II-Stress-Indikatorstamm)
exprimiert bei Lipid II-abhängigem Zellwandbiosynthesestress nebst den lia-Genen
auch die β-Galactosidase, codiert durch das lacZ-Gen. Die Spaltungsprodukte
letzteren sind dann ein Indikator dafür, dass Lipid II-interagierende Antibiotika
vorhanden sind. Im weiteren Verlauf des Versuches wird die Bacitracin-Konzentration
ermittelt, bei der das zwei-Komponenten-System LiaRS reagiert (2.2). Hierzu werden
dem Lipid II-Stress-Indikatorstamm verschiedene Bacitracin-Konzentrationen
zugesetzt und die Aktivität des liaI-Promotors anhand der Spaltungsprodukte der βGalactosidase ermittelt.
Einige Bakterienarten sind befähigt in gewissen Stresssituationen (meist Mangel von
essenziellen Nährstoffen) Endosporen auszubilden. Die Sporen werden bei dieser
Art der Zelldifferenzierung innerhalb der Zelle gebildet, wie bereits der Name –
Endospore – verrät. Die Endosporenbildung durchläuft mehrere Stadien (Abb.1),
wobei um die Spore mehrere „Hüllen“ gebildet werden. In Phase I haben sich beide
Kopien des Chromosoms in der Längsachse der Zelle angeordnet. Der
entscheidende Schritt jedoch, der zu der Ausbildung der Spore führt, ist die
asymmetrische Teilung (Phase II). So entsteht die kleinere Präspore, welche durch
das sich bildende Septum von der größeren Muterzelle getrennt wird. In Phase III
umwächst der Mutterzellen-Protoplast die Präspore. Dieser Prozess wird auch als
„Engulfment“ bezeichnet, das soviel bedeutet, wie Verschlingen oder Einkapselung.
3|Seite
Abbildung 1: Der Sporulationszyklus von Bacillus subtilis (2)
Über die Membran der Präspore wird nun nach Außen Peptidoglykan abgegeben
und es bildet sich die Sporenrinde (cortex - Phase IV). Die äußere Sporenhülle
(spore coat – Phase V) wird als proteinhaltige Schicht von der Mutterzelle gebildet. In
Phase VI und VII kommt es zur Reifung der Spore, sowie zu deren Freisetzung durch
Lyse der Mutterzelle. Die dormante Spore ist nun in der Lage über einen längeren
Zeitraum, sowie unter lebensfeindlichen Bedingungen, wie hohe Temperaturen,
Austrocknung oder gar UV-Bestrahlung, zu überdauern.
Verbessert sich nach einiger Zeit das Nährstoffangebot, so keimt die Spore aus und
steigt wieder in den vegetativen Zellzyklus ein. Verschlechtern sich diese wiederum,
so wird ein weiteres Mal der Sporulatonszyklus eingeschlagen.
Im Gegensatz zu der „normalen“ Teilung, in der Mitte der Zelle, wird bei der
Sporulation eine erhöhte Ansammlung von FtsZ-Protein1, sowie die Synthese von
dem sporulationsspezifischen Protein SpoIIE beobachtet. Das FtsZ-Protein ist
ebenfalls bei der Zellteilung während des vegetativen Wachstums beteiligt, hierbei
1
FtsZ, auch filamenting temperature sensitive protein Z genannt und ist ein Tubulin Homologon.
4|Seite
bildet sich der Z-Ring in der Mitte der Zelle aus. Dieser Ring zeigt die Position der
Septumbildung an (siehe Abb. 2).
Abbildung 2: Zellteilung während des vegetativen Wachstums (a) und Zellteilung während der Sporulation von
Bacillus subtilis (b) (2)
Während der Sporulation kommt es zu einer Umorientierung des Z-Ringes (siehe
Abb. 2 - b). Hier positionieren sich zwei separate Ringe an beiden Polen der Zelle,
wobei nur einer ausgewählt wird, das Septum zu bilden. Die Umstellung der Position
des Z-Ringes ist darauf zurückzuführen, dass es zu einer helikalen Umverteilung des
FtsZ-Proteins von der Mitte der Zelle, zu den Zell-Polen kommt.
Die Expression der spo-Gene2 unterliegt einer zeitlichen, als auch räumlichen
Kontrolle. Die entsprechenden spo-Gene werden nur während der Sporulation
gebildet, und das in einer strikt vorgegebenen Reihenfolge. Hinzu kommt, dass diese
Gene, entweder in der Mutterzelle oder in der Präspore selbst, exprimiert werden.
Demzufolge
durchlaufen
Differenzierungsprogramme,
Mutterzelle,
wobei
als
auch
alternative
Präspore
Sigmafaktoren
unterschiedliche
(-Faktor)
eine
bedeutende Rolle spielen (siehe Abb. 3)
2
Die spo-Gene sind die Gene, die für die Sporulation essentiell sind.
5|Seite
Abbildung 3: Genexpression innerhalb der Kompartimente, sowie interkompartimentale Signale
In Abb. 3 ist zunächst erkennbar, dass die beiden Kompartimente miteinander in
Verbindung stehen und abwechselnd von Mutterzelle und Präspore verschiedene
Signale in Aktion treten. In der Präspore wird der F aktiviert und treibt somit die
Expression von SpoIIR und G an. SpoIIR induziert in der Mutterzelle die
Umwandlung des inaktiven pro-E, in die aktive Form E über SpoIIGA.
E hingegen bewirkt die Expession der inaktive Form pro-K, sowie von SpoIIIA,
SpoIVFA 3, SpoIVFB
4
und BofA 5. G 6 wird durch SpoIIIA, über SpoIIIJ, von einem
noch unbekannten Inhibitor in der Präspore, gelöst und somit aktiviert (in Abb. 3, als
„X“ gekennzeichnet). Die aktive Form von G wiederum, vermittelt die Expression von
SpoIVB, wobei dieses Protein als Signal zwischen der Präspore und der Mutterzelle
dient. Dieses induziert die Trennung des SpoIVFA-BofA-SpoIVFB-Komplexes und
3
SpoIVFA: Membranprotein
SpoIVFB: Membranassoziierte Protease (für K -Prozessierung)
5 BofA: Inhibitor für SpoIVFB
6 G ist Signal zur Ausschleusung der Protease
4
6|Seite
mithilfe von SpoIVFB wird der inaktive pro-K in die aktive Form K 7 umgewandelt.
K setzt das Signal zur Lyse der Mutterzelle und die Spore wird freigesetzt (3.1).
Die Transformation beschreibt die Fähigkeit freie DNA aufzunehmen. Organismen,
die dazu befähigt sind, werden auch als natürlich kompetent bezeichnet. Der Sinn
hinter der Aufnahme von Fremd-DNA, ist diese als Erweiterung des eigenen Genoms
zu integrieren, oder diese gar zu zersetzen und als Nahrungsquelle zu verwenden.
B. subtilis ist hinsichtlich der Kompetenz determiniert, so dass die entscheidenden
Gene in Stresssituationen induziert werden. Die Ausbildung der Kompetenz ist
abhängig von der Wachstumsphase und kann durch ein Umsetzten der B. subtilisKultur von einem reichhaltigen Medium, in ein Minimal-Medium erlangt werden.
Die Transformation beginnt mit der Bindung der DNA an spezifische Proteine – den
Com-Protein-Komlpex.
Im
Verlauf
werden
Endonucleasen
sekretiert,
diese
fragmentieren die DNA-Moleküle, wobei die DNA-Sequenz unspezifisch ist, so dass
die Spaltung in festgelegten Abständen erfolgt (10 kBp bis maximal 20 kBp).
Die
linearisierten
Doppelstränge
werden
mittels
membrangebundener
DNA.Bindeproteine in die Zelle eingeschleust, wobei nur ein DNA-Strang
aufgenommen wird, der andere wird außerhalb der Zelle nukleolytisch abgebaut. Der
aufgenommene Strang wird in das Rezipientengenom eingebaut, wobei die Polarität
der DNA nicht relevant ist.
Die Kompetenz von B. subtilis entsteht in der mittleren bis späten exponentiellen
Wachstumsphase, wobei eine Transformationshäufigkeit von durchschnittlich 10 -3
erreicht wird (siehe Skript, sowie Folien zur Vorbesprechung).
In diesem Versuch (4.1-4.3) soll die Fähigkeit von B. subtilis, freie DNA
aufzunehmen, untersucht werden. Es werden B.subtilis spaS-Zellen verwendet.
Diese sind nicht mehr befähigt Subtilin zu produzieren. Experimentell wird nun
untersucht, ob B. subtilis durch doppelt homologe Rekombination des SpaS-Gens
wieder befähigt wird, dieses Antibiotikum zu synthetisieren.
Hierbei wird das Plasmid pMB32 zur Hilfe genommen. Es enthält das Strukturgen
von Subtilin unter der Kontrolle des spaS-Promotors. Ebenfalls auf dem Plasmid
K ist Signal zur Apoptose, wird in Mutterzelle zuerst in der inaktiven pro-K Form synthetisiert und
durch Signal seitens der Präspore wird K zur aktiven Form umgewandelt.
7
7|Seite
enthalten, sind Resistenzkassetten für Ampicillin und Neomycin, sowie homologe
Sequenzen zum Amylase-Genlocus in B. subtilis. Die Amylase wird synthetisiert, um
Stärke zu Glucose zu hydrolysieren, welche wiederum im Bakterium verwertet
werden kann.
Durch doppelt homologe Rekombination in den AmyE-Locus kann die entsprechende
DNA-Sequenzen in das Chromosom von B. subtilis integriert werden, in diesem Fall
das funktionale spaS, unter Kontollle des spaS-Promotors. Zusätzlich wird die
Neomycin-Resistenzkassette mit eingebaut (siehe Abb. 4).
Abbildung 4: Doppelt homologe Rekombination in B. subtilis ATCC 6633 spaS8
Der
Einbau
in
den
Amylase-Genlocus,
sowie
das
Einbringen
der
Neomycinresistenzkassette, kann nun zum einen, bei erfolgter Transformation
hinsichtlich der errungenen Neomycinresistenz selektiert werden.
Ein weiterer Hinweis zu einer erfolgreichen Transformation, ist darauf zu testen, ob
das Bakterium weiterhin in Lage ist das Enzym Amylase zu bilden, und somit ebenso
befähigt ist Stärke zu spalten. Ist dies nicht der Fall und das Bakterium zeigt einen
Amy—Phänotyp auf, so ist das Teilstück des Plasmiden durch doppelt homologe
Rekombination in das Bakteriumchromosom integriert worden. Zeigt sich jedoch
weiterhin ein Amy+-Phänotyp, vergleichend zum Wildtyp, so ist der AmyE-Locus
weiterhin intakt und es ergeben sich die Möglichkeiten, dass es entweder zu keiner
Abb.4 aus Folien zu der Praktikums-Vorbesprechnung
8|Seite
Transformation gekommen ist, oder das Teilstück des Plasmids nur durch einfach
homologe Rekomination (Campbell-Typ) eingebaut worden ist.
II. Material und Methoden
Siehe Skript, mit folgenden Änderungen:
1. Produktion von Antibiotika, Regulation der Subtilinbiosynthese
1.1.
Qualitativer Nachweis von Antibiotika (Agar-Diffusionstest)
Die Stämme spaB und spaC wurden nicht auf der Micrococcus luteusIndikatorplatte ausgestrichen.
2. (L)antibiotika-Wirkung Zellwandbiosynthesestress
2.2.
Zellwandbiosynthesestress in Abhängigkeit von der Bacitracin-
Konzentration
Zur 5ml TY/0,3 M NaCl Vorkultur des Lipid II-Stress-Indikatorstammes BFS2470
wurden 50 µl Erythromycin (0,1 mg/ml in Ethanol) gegeben. Auch die 1:40Verdünnung der Vorkultur in frisches TY/0,3 M NaCl wurden 50 µl Erythromycin (0,1
mg/ml in Ethanol) hinzugefügt. Im Anschluss daran wurden 200 µl dieser Kultur in
eine 96-well Mikrotitierplatte aliquotiert.
9|Seite
4. B. subtilis Transformation
4.2.
Amylase-Test
Es wurden zehn vermutliche Transformanten auf Stärkehaltigen LB-Platten
ausplattiert. Jeweils in Doppelbestimmung, da eine Platte für den Amylase-Test mit
der
Iod-Kaliumiodid-Lösung
angefärbt
und
von
der
anderen
werden
die
vermeintlichen Transformanten nochmals zur Kontrolle ausgestrichen. Hier wurden
als positiv Kontrolle der Wildtyp B. subtilis ATCC 6633 und als negativ Kontrollen B.
subtilis 6633: amyE::PspaS-lacZ, sowie B. subtilis 6633: spaSamyE::spaS
mitgeführt.
III.
Ergebnisse
1. Produktion von Antibiotika, Regulation der Subtilinbiosynthese
1.1.
Qualitativer Nachweis von Antibiotika (Agar-Diffusionstest)
Es werden die folgenden Stämme auf ihre Fähigkeit hin untersucht, Antibiotika zu
produzieren:
Tabelle 1: Zusammenfassung der verwendeten Stämme und ihres Genotyps
Stamm
Wildtyp (WT
bzw. a)
Genotyp
Eigenschaften
produziert die AB:

Subtilin (Sub+)

Subtilosin
10 | S e i t e
ATCC 6633
spaS (b)
spaS::spec

Surfactin

Mycosubtilin

Sub-

SpectinomycinR
spaS+spaS
spaS::spec

SpecR
(c)
amyE::spaS

Sub+

NeomycinR

SpecR

NeoR
Subtilin-
spaS::spec
Reporterstamm amyE::PspaS-lacZ
(f)
Bacillus subtilis 168
Produziert die AB:

Sublancin

Subtilosin
besitzt kein SubtilinGencluster
Bacillus licheniformis (g)

Bacitracin
Tabelle 1 fasst neben den verwendeten Stämmen auch deren Genotypen
zusammen. Der Wildtyp des Stamms ATCC 6633 besitzt noch den ursprünglichen
Subtilin-Gencluster ohne Veränderungen. Die Mutante spaS weist, durch doppelt
homologe Rekombination, anstelle des Strukturgens spaS eine Gen-Kassette, die
eine Spectinomycin-Resistenz vermittelt auf. Mutante spaS+spaS besitzt die
gleiche Mutation, jedoch zusätzlich zu diesem Austausch auch eine Mutation im amyLocus, dem Gencluster, der für die Amylase codiert. Hier wurde das amyE-Gen,
ebenfalls durch doppelt homologe Rekombination, mit dem Strukturgen für die
Subtilinproduktion spaS ausgetauscht. Außerdem wurde eine Neomycin-Resistenz
eingefügt. Der Subtilin-Reporterstamm hat ebenfalls einen Austausch des
Strukturgens spaS gegen eine Spectinomycin-Resistenzkassette. Hinzu kommt
ebenfalls eine Mutation im amyE-Gen, diesmal jedoch nur durch Einfügen des
Promotorbereichs des spaS-Gens in Fusion mit dem promotorlosen lacZ-Gen,
welches für die β-Galactosidase codiert. Bacillus subtilis 168 genau wie Bacillus
licheniformis sind beide Wildtyp-Stämme, die jedoch unterschiedliche Arten von
Antibiotika produzieren.
11 | S e i t e
Werden diese Teststämme auf einer M. luteus-Indikatorplatte ausgestrichen, ergibt
sich folgendes Bild:
Abbildung 5: Agar-Diffusionstests: Anhand der Hemmhöfe kann die Produktion antimikrobieller Substanzen
bestätigt werden, die Teststämme d) spaB und e) spaC wurden nicht ausgestrichen
Abbildung 5 zeigt deutlich die auf der M. luteus-Indikatorplatte erzeugten Hemmhöfe.
Teststamm a) der ATCC 6633 Wildtyp zeigt einen sehr breiten Hemmhof um die
Kolonie herum. Die Hemmhofgröße beträgt 4-5mm von der Grenze des
Teststammes bis zu den ersten M. luteus Kolonien. Der Gesamtdurchmesser beträgt
1,3-1,5cm. Das Wachstum von M. luteus beschränkt sich auf die Grenze des
Hemmhofes. Die Mutante spaS (b) zeigt einen schmalen Hemmhof um die Kolonie
herum. Die Größe des Hemmhofes beträgt durchschnittlich 2mm mit einem
Durchmesser von 0,8-0,9cm. Auch hier wächst M. luteus nur bis zur Grenze des
Hemmhofes. Teststamm c), die Mutante spaS+spaS zeigt einen Hemmhof der
Größe 2-3mm um die Kolonie herum, mit einem Gesamtdurchmesser von ca. 0,91,1cm. Vereinzelt wachsen M. luteus Kolonien (vier Stück) auch im Hemmhof. Der
Subtilin-Reporterstamm (f) zeigt einen Hemmhof der Größe 3-4mm mit einem
Durchmesser von 0,8-0,9mm. Das Wachstum von M. luteus beschränkt sich auf den
12 | S e i t e
Rand des Hemmhofes. Der Teststamm B. licheniformis (g) ist sehr breit gewachsen,
zeigt jedoch nur einen sehr schmalen Hemmhof um die Kolonie herum. Die Größe
des Hemmhofes misst 2-3mm mit einem Durchmesser von 1,4-1,5cm. M. luteus
wächst nur bis zur Grenze des Hemmhofes. Der Stamm B. subtilis 168 (168) zeigt
einen Hemmhof von 2-4mm Breite mit einem Durchmesser von 1-1,1cm. Es befindet
sich eine M. luteus Kolonie innerhalb des Hemmhofes und im oberen Bereich sehr
viele kleine Kolonien die bis auf ca. 1mm an die B. subtilis Kolonie heranreichen.
1.2.
Qualitativer Nachweis von Subtilin (Subtilin-Autoinduktionstest)
Die unter 1.1 (Tab. 1) aufgeführten Teststämme werden orthogonal zum SubtilinReporterstamm B. subtilis ATCC 6633 spaS amyE::PspaS-lacZ auf einer X-GalPlatte ausgestrichen. Die nach zwei Tagen Inkubation bei Raumtemperatur
auftretende Blaufärbung gibt Aufschluss über die Autoinduktion durch
Subtilinproduktion (Abb. 6).
Abbildung 6: Blaufärbung des Subtilin-Reporterstammes nach Autoinduktion durch externes Subtilin, mit
freundlicher Genehmigung durch B. Sattler und P. Aderhold
13 | S e i t e
Abbildung 6 zeigt die auftretende Blaufärbung (Kreis) bei Autoinduktion. Der
Reporterstamm B. subtilis ATCC 6633 spaS amyE::PspaS-lacZ zeigte bereits kurz
nach Beginn der Inkubation erste Blaufärbung. Nach weiterer Inkubation zeigte der
Wildtyp (a) sowie der Stamm spaS+spaS (c) ebenfalls Blaufärbung.
1.3.
Wachstumsphasen-abhängige Produktion von Subtilin
In diesem Versuchsteil wurde zunächst, anhand von Messungen der optischen
Dichte, über einen Zeitraum von acht Stunden hinweg, eine Wachstumskurve für den
Subtilin-Reporterstamm B. subtilis ATCC 6633 spaS amyE::PspaS-lacZ erstellt.
Die optische Dichte der Übernachtkultur betrug zu Beginn des Versuchs unverdünnt
8,2. Diese wurde dann 1:50 verdünnt, auf zwei 5ml TY-Röhrchen aufgeteilt (Probe A
und Probe B) und stündlich die optische Dichte überprüft (Tab. 2).
Tabelle 2: Messungen der optischen Dichte stündlich über einen Zeitraum von acht Stunden bei 620 nm,
Inkubation bei 37°C auf dem Schüttler
Messung nach
OD620 Probe A
OD620 Probe B
Mittelwert
1h
0,33
0,43
0,38
2h
0,78
0,56
0,67
3h
1,7
1,66
1,68
4h
3,8
3
3,4
5h
5,4
5,7
5,55
6h
8,4
7
7,7
7h
7,7
7,9
7,8
8h
7,4
8,8
8,1
Anhand der ermittelten Werte der optischen Dichte (Tab. 2), konnte für beide Proben
eine Wachstumskurve erstellt werden. Abbildung 7 zeigt den Wachstumsverlauf der
Proben A und B.
14 | S e i t e
Probe A
Probe B
10
optische Dichte
8
6
4
2
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
Zeit [std]
Abbildung 7: Wachstumskurven der zwei Subtilin-Reporterstamm-Proben
Die Proben A und B stammen aus derselben Ausgangskultur, daher kann das
Wachstum der beiden Proben gemittelt werden (Abb. 8).
Mittelwert
9
8
7
optische Dichte
6
5
4
3
2
1
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
Zeit [std]
Abbildung 8: Mittleres Wachstum der B. subtilis ATCC 6633 spaS amyE::PspaS-lacZ Kultur bei 37°C auf dem
Schüttler
15 | S e i t e
Anhand der Wachstumskurve (Abb. 7 und Anhang) kann nun die Wachstumsrate µ
und die Verdopplungszeit td der Kultur berechnet werden. Hierzu werden zwei
Punkte zu Beginn (= t0) und gegen Ende (= t) exponentiellen Phase (erkennbar an
einer nahezu linearen Steigung der Geraden) ausgewählt und die Zelldichte zu
diesen Zeitpunkten (= x0 bzw. xt) abgelesen. Diese Werte gehen dann in folgende
Formel zur Berechnung der Wachstumsrate µ ein:
(A)
Hierbei ergab sich die Wachstumsrate µ wie folgt :
Für Probe A:
Mit Hilfe von µ kann im Anschluss die Verdopplungszeit td berechnet werden:
(B)
Hierbei ergab sich folgendes Ergebnis:
Für Probe A:
16 | S e i t e
Die gleichen Berechnungen wurden für Probe B angestellt und anschließend beide
Proben gegeneinander gemittelt. Tabelle 3 fasst die Wachstumsrate und
Verdopplungszeit der Proben und der Kultur im Mittel zusammen.
Tabelle 3: Zusammenfassung der Wachstumsrate µ und der Verdopplungszeit td der einzelnen Proben
Probe A
Probe B
Mittelwert
Wachstumsrate µ [min-1]
0,0132
0,0121
0,0127
Verdopplungszeit td [min]
52,5
57,273
54,8
Die Kultur zeigt eine durchschnittliche Zunahme der optischen Dichte von 0,0127 pro
Minute. Die Anzahl der Zellen verdoppelte sich in einem Zeitraum von
durchschnittlich 54,8 Minuten.
Die zu verschiedenen Zeitpunkten entnommenen Proben9 wurden zentrifugiert und
der Überstand für die weiteren Tests verwendet. Die Überstände wurden mit dem
Subtilin-Reporterstamm zusammengeführt und das Reaktionsgemisch wurde über
sechs Stunden bei 37°C inkubiert. Danach wurde die optische Dichte bei 620nm
bestimmt (Tab. 4 und Anhang).
Tabelle 4: Mittelwerte der Messungen der optischen Dichte bei 620nm der stündlichen Kulturproben A und B von
B. subtilis ATCC 6633 spaS amyE::PspaS-lacZ
Probe/
A
B
Kontrolle
1.
0,17
0,169
2.
0,17
0,177
Subtilin
3.
0,2
0,185
0,157
4.
0,181
0,18
5.
0,184 0,187
6.
0,199 0,204
Stunde
Ohne
9
Zu jedem Zeitpunkt wurden in Doppelbestimmung zwei Proben von A (A1 und A2) sowie von B (B1
und B2) entnommen, diese Proben wurden erneut auf zwei Aliquots aufgeteilt. Die jeweils vier Proben
von A (A1.1, A1.2, A2.1 sowie A2.2) und B (B1.1, B1.2, B2.1 und B2.2) gingen in die Messungen der
optischen Dichte ein, die jeweiligen Werte finden sich im Anhang, die hier dargestellte Tabelle 4 fasst
die Mittelwerte der Kulturproben A und B zusammen.
17 | S e i t e
7.
0,198 0,198
8.
0,169 0,166
0,196
Die Werte A1, A2, B1 sowie B2 ergeben sich als Mittelwerte aus
Doppelbestimmungen der einzelnen Proben. Die Leer-Absorption von
durchschnittlich 0,031 wurde von den einzelnen Mittelwerten abgezogen. Bei keiner
der Proben kann eine kontinuierliche Zu- oder Abnahme der optischen Dichte
beobachtet werden.
Im Anschluss daran wurde der β-Galactosidase-Test durchgeführt. Die vom lacZGen codierte β-Galactosidase ist in der Lage ist das Substrat oNPG zu spalten.
Eines der resultierenden Monomere, ortho-Nitro-Phenol, weist eine gelbe Färbung
auf, und ist damit ein Maß für die Aktivität der β-Galactosidase und im Rückschluss
auch auf die Promotoraktivität des fusionierten spa-Promotors. Diese Aktivität lässt
sich quantitativ durch Messung der optischen Dichte bei 420nm bzw. 550nm
ermitteln (Tab. 5). Die Ergebnisse der Messungen sind in folgender Tabelle
zusammengefasst:
Tabelle 5: Messung der optischen Dichte bei 420 bzw. 550nm nach Abstoppen des β-Galactosidase-Tests
Probe/
Stunde
A
A
B
B
Kontrolle
420nm 550nm 420nm 550nm
1.
0,047
0,021
0,042
0,019
Subtilin
2.
0,037
0,015
0,035
0,013
420nm
550nm
3.
0,035
0,015
0,036
0,015
0,046
0,019
4.
0,036
0,014
0,035
0,013
5.
0,037
0,016
0,036
0,014
6.
0,036
0,015
0,039
0,016
420nm
550nm
7.
0,039
0,016
0,039
0,016
0,07
0,036
8.
0,043
0,019
0,037
0,015
Ohne
Die Proben zeigten nach 20 Minuten rein optisch keine Gelbfärbung, woraufhin die
Reaktion durch die Zugabe von 500µl Na2CO3 gestoppt wurde. Auch die
18 | S e i t e
fotometrische Untersuchung brachte kein eindeutiges Ergebnis, die optische Dichte
zeigte keine signifikante Veränderung über die Zeit.
Anhand dieser Werte wurde nun die Aktivität nach Miller berechnet, die
Rückschlüsse auf die Induktion des spaS-Promotors zulässt.
Die Berechnung der Aktivität nach Miller erfolgte anhand dieser Formel:
(C)
OD420, OD550: Absorption der Probe nach beendeter Reaktion bei 420, bzw. 550nm
OD620: Zelldichte der Bakterienkultur vor dem β-Galactosidase-Test
t: Reaktionszeit [min]
v: Volumen der Kultur, das für den Test verwendet wurde [ml]
Beispielhaft sieht diese Rechnung für Probe A in der ersten Stunde wie folgt aus:
Tabelle 6 fasst die Aktivitäten nach Miller für die stündlich genommenen Aliquots der
Proben A und B, sowie deren Mittelwert, zusammen.
19 | S e i t e
Tabelle 6: Aktivität nach Miller der Kulturproben A und B, sowie deren Mittelwert über einen Zeitraum von 8
Stunden, Inkubation bei 37°C auf dem Schüttler
Probe/
A
B
Mittelwert
Kontrolle
1.
3,015
2,589
2,802
Subtilin
2.
3,162
3,460
3,311
3.
3,142
2,635
2,889
4.
3,177
3,403
3,29
5.
2,446
3,075
2,761
6.
2,45
2,696
2,573
7.
2,78
2,78
2,78
8.
2,88
3,238
3,059
Stunde
4,061
Ohne
1,786
Die graphische Auftragung der ermittelten Werte macht eine mögliche Änderung der
Aktivität noch deutlicher (Abb. 9).
Abbildung 9: Graphische Darstellung der gemittelten Aktivität nach Miller
20 | S e i t e
Abbildung 9 zeigt, dass die Subtilin-Produktion über den Zeitraum von acht Stunden
keinen signifikanten Schwankungen unterlag. Die Kontrolle „Ohne“ zeigt die Aktivität
nach Miller ohne Zugabe eines vorher entnommenen Überstandes. „Ohne“ zeigt die
minimal vorhandene Aktivität des Promotors ohne Induktion durch vorhandenes
Subtilin. Zieht man diese Grundaktivität von den verbleibenden Aktivitäten ab, ergibt
sich die, durch im Überstand vorhandenes Subtilin, induzierte Promotoraktivität des
spaS-Promotors (Abb. 10).
Abbildung 10: Graphische Darstellung der Aktivität nach Miller abzüglich der Grundaktivität des spaS-Promotors
Abbildung 10 zeigt die, durch im Überstand vorhandenes Subitlin, induzierte Aktivität
des spaS-Promotors. Die Aktivität liegt Allgemein sehr niedrig, auch die der SubtilinKontrolle, eine Probe, die mit reinem Subtilin beimpft wurde. Wird von einer
Standardabweichung von +/- 0,25 ausgegangen und die Werte daraufhin erneut
betrachtet, ergibt sich über die acht Stunden keine signifikante Veränderung der
Aktivität des spaS-Promotors. Einzig die Induktion mittels reinem Subtilin zeigt eine
erhöhte Aktivität des Promotors.
21 | S e i t e
Wird nun die ermittelte Subtilinmenge in Bezug zur Wachstumskurve gesetzt, kann
auch im Verlauf der einzelnen Wachstumsphasen keine signifikante Veränderung der
Subtilinmenge beobachtet werden.
optische Dichte
8
8
7
7
6
6
5
5
4
4
3
3
2
2
1
1
0
Aktivität nach Miller [MU]
Mittleres Wachstum
produziertes
Subtilin
9
9
0
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
Zeit [std]
Abbildung 11: Subtilinmengen während der einzelnen Wachstumsphasen von B. subtilis 6633 bei 37°C auf dem
Schüttler
In Abbildung 11 ist zu erkennen, dass die Subtilinmenge in direktem Vergleich zur
Wachstumskurve keine signifikante Veränderung während der einzelnen
Wachstumsphasen erfährt. Nur ausgehend von diesem Ergebnis scheint es keine
Wachstumsphasen-abhängige Produktion von Subtilin zu geben.
2. (L)antibiotika-Wirkung Zellwandbiosynthesestress
2.1.
Zellwandbiosynthesestress induziert durch Lantibiotika, Bacitracin
22 | S e i t e
Die unter 1.1 (Tab. 1) aufgeführten Teststämme werden orthogonal zum Lipid IIStress-Indikatorstamm auf einer X-Gal-Platte ausgestrichen. Die nach zwei Tagen
Inkubation bei Raumtemperatur auftretende Blaufärbung gibt Aufschluss über die
Produktion von Lipid II-interagierenden Antibiotika.
Blaufärbung zeigte sich beim Wildtyp-Stamm (a) sowie dem Subtilin-Reporterstamm
(f), hier hat eine Induktion durch die Produktion Lipid II-interagierende Antibiotika
stattgefunden.
2.2.
Zellwandbiosynthesestress in Abhängigkeit von der Bacitracin-
Konzentration
In diesem Versuchsteil wurden Proben des Lipid II-Stress-Indikatorstamms B. subtilis
BSF2470 mit unterschiedlichen Bacitracin-Konzentrationen versetzt. Dieser
Indikatorstamm weist eine Reportergenfusion mit dem promotorlosen lacZ-Gen auf.
Über die Zugabe unterschiedlicher Bacitracin-Konzentrationen10 kann so die
Reaktion des Zellwandbiosynthesestress-Sensorsystem LiaRS beobachtet, und die
Konzentration, bei der es reagiert ermittelt werden.
Zunächst wurde die optische Dichte des Gemisches aus Indikatorstamm und
unterschiedlichen Bacitracin-Konzentrationen bei 620nm ermittelt (Tab. 7).
Tabelle 7: Ermittlung der optischen Dichte bei 620nm, vor Start des β-Galactosidase-Tests
BacitracinKonzentration
OD620
0
0,127
2
0,131
5
0,139
10
0,139
10
In Doppelbestimmung wurden die Konzentrationen 0, 2, 5, 10, 20, 50, 100, 200, 500 und 1000
µg/ml untersucht, im weiteren Verlauf finden nur die Mittelwerte Beachtung. Die einzelnen Messungen
finden sich im Anhang.
23 | S e i t e
20
0,132
50
0,139
100
0,141
200
0,126
500
0,115
1000
0,112
Die in Tabelle 7 zusammengefassten Werte der optischen Dichte bei 620nm gehen
in die Berechnung der Aktivität nach Miller ein.
Im Anschluss daran wurde der β-Galactosidase-Test durchgeführt. Gestartet wurde
die Reaktion über die Zugabe von 200 µl oNPG, gestoppt wurde die Reaktion durch
500 µl Na2CO3. Nach Beendigung der Reaktion wurde die optische Dichte der
Proben bei 420 und 550nm gemessen (Tab. 8).
Tabelle 8: Ermittlung der optischen Dichte bei 420 und 550nm nach Stoppen der β-Galactosidase-Reaktion
BacitracinKonzentration
OD420
OD550
0
0,0286
0,0066
2
0,0399
0,0055
5
0,0653
0,0052
10
0,1
0,0057
20
0,1026
0,0054
50
0,138
0,0086
100
0,159
0,0063
200
0,209
0,0069
500
0,2902
0,0073
1000
0,223
0,0066
Zu erkennen ist hier (Tab. 8), dass die optische Dichte beinah kontinuierlich ansteigt.
Die Proben wiesen eine, mit höher Konzentration, stärker werdende, Gelbfärbung
auf, erzeugt durch das Monomer ortho-Nitrophenol.
24 | S e i t e
Anhand der ermittelten Werte kann nun mit Hilfe von Formel (C) (vergl. 1.3), die
Aktivität nach Miller bestimmt werden (Tab. 9).
Tabelle 9: Aktivität nach Miller für die einzelnen Bacitracin-Konzentrationen
Bacitracin-
Aktivität nach
Konzentration
Miller
0
7,34
2
12,63
5
22,09
10
35,39
20
38,56
50
48,34
100
57,35
200
85,44
500
131,82
1000
103,166
Es ist offensichtlich zu erkennen, dass die Aktivität nach Miller bis zu einer
Konzentration von 500 µg/ml Bacitracin kontinuierlich ansteigt und zur Konzentration
von 1000 µg/ml deutlich abfällt. Abbildung 12 fasst dies graphisch zusammen.
25 | S e i t e
Abbildung 12: Graphische Darstellung der Aktivität nach Miller des liaI-Promotors nach Zugabe der einzelnen
Bacitracin-Konzentrationen
Der Anstieg der Aktivität nach Miller bis zu einer Bacitracin-Konzentration von 500
µg/ml ist Abbildung 12 deutlich zu erkennen. Bei einer Konzentration von 1000 µg/ml
fällt die Aktivität deutlich ab.
Die Aktivität nach Miller bei einer Bacitracin-Konzentration von 0 µg/ml stellt die
Grundaktivität des liaI-Promotors da. Wird diese abgerechnet, stellt die Verbleibende
Aktivität, induziert durch die verschiedenen Bacitracin-Konzentrationen, die Reaktion
des Zellwandbiosynthesestress-Sensorsystems dar (Abb. 13).
26 | S e i t e
Abbildung 13: Graphische Darstellung der Aktivität nach Miller des liaI-Promotors nach Zugabe der einzelnen
Bacitracin-Konzentrationen abzüglich der Grundaktivität
Nach Abzug der Grundaktivität des liaI-Promotors, ist der Anstieg der Aktivität nach
Zugabe der einzelnen Bacitracin-Konzentrationen weiterhin erkennbar (Abb. 13).
Auch der Abfall bei Zugabe einer Bacitracin-Lösung von 1000 µg/ml ist noch
vorhanden.
Da zu 200 µl der Probe des Lipid II-Stress-Indikatorstamms B. subitlis BFS2470 20 µl
der einzelnen Bacitracin-Lösungen unterschiedlicher Konzentration gegeben wurden,
handelt es sich um eine 1:11-Verdünnung der Bacitracin-Lösungen (Tab. 10).
Tabelle 10: Endkonzentration des Bacitracins in den einzelnen Aliquots in µg/ml
Konzentration der Bacitracin-Lösung
Bacitracin-Konzentration in der Probe
[µg/ml]
[µg/ml]
2
0,18
5
0,45
10
0,91
20
1,8
50
4,5
27 | S e i t e
100
9,1
200
18,2
500
45,5
1000
90,9
Die schlussendliche Bacitracin-Konzentration in der jeweiligen Probe spiegel die
eigentliche Konzentration an Bacitracin, welches auf die Zellen wirkt, wider.
3. Sporulation
3.1.
Eigenschaften von B. subtilis Sporen: Resistenz gegen T (80°C),
Chloroform
In diesem Versuch wurden die Bacillus subtilis-Kulturen zwei unterschiedlichen
Stresssituationen ausgesetzt. Probe A1 dient als Kontrolle und wurde keinerlei
Behandlung unterzogen. Die A2-Probe wurde für zehn Minuten hitzebehandelt bei
80°C und zu der letzten Probe A3 wurde Chloroform hinzu gegeben.
Zusätzlich wurden diese drei Kultur-Proben hinsichtlich ihres Wachstums auf zwei
verschiedene Medien untersucht. Hier wurde zum einen das TY-Medium, als
Vollmedium verwendet, und zu anderen SSM-Medium, welche auch SchaeffersSporulations-Medium (entspricht einem Minimalmedium) genannt wird.
Ziel dieses Versuches, ist es nun mithilfe unterschiedlicher Selektionsvarianten, die
Anzahl der Zellen zu ermitteln, die Sporen bildeten.
Die optische Dichte (OD600) der Übernachtkultur, welche im flüssigen TY-Medium
angezogen wurde, betrug 4,5. Dies entspricht etwa 9 ∙ 108 cfu/ml (cfu/ml beschreibt
die Anzahl der Zellen pro Milliliter, die fähig waren, Kolonien zu bilden).
28 | S e i t e
Tabelle 11: Kolonien auf TY-Medium ohne Behandlung A1
Verdünnungs-
Anzahl der Kolonien
Anzahl der Kolonien
Mittelwert der
stufen
(Probe A)
(Probe B)
Kolonieanzahl
Zellen/ml
10-2
Zellrasen – nicht zählbar
---
---
-3
Zellrasen – nicht zählbar
---
---
10
10-4
1107
2457
1782
3,56 ∙ 108
10-5
336
406
371
7,42 ∙ 108
10-6
50
43
46
9,2 ∙ 108
In Tabelle 11 sind die ausgezählten Kolonien der A1-Probe zusammengefasst. Hier
zu sehen, ist dass die Anzahl der Kolonien mit steigender Verdünnung deutlich
abnehmen. Bei Verdünnungsstufen 10-2 und 10-3 sind keine einzelnen Kolonien
zählbar, so dass hier keine Werte vorhanden sind. In der letzten Spalte sind die
Zellen pro Milliliter angegeben. Hier ist zu beobachten, dass diese Werte mit
Erhöhung der Verdünnung zunehmen.
Tabelle 12: Kolonien auf TY-Medium Hitzebehandelte Proben A2
Verdünnungs-
Anzahl der Kolonien
Anzahl der Kolonien
Mittelwert der
Zellen/ml
stufen
(Probe A)
(Probe B)
Kolonieanzahl
10-2
1880
1126
1503
3,01 ∙ 106
10-3
223
234
228
4,57 ∙ 106
10-4
47
33
40
8 ∙ 106
10-5
3
4
3
7 ∙ 106
10-6
1
---
1
2 ∙ 106
Anhand von Tabelle 12 ist zu beobachten, dass auch bei diesen Proben, mit
steigender Verdünnung, die Anzahl der Kolonien sinkt. Hierbei ist jedoch bei der
Verdünnungsstufe 10-4, mit 8 ∙ 106 Zellen/ml der höchste Wert erreicht.
Die mit Chloroform behandelten Kulturen (A3) sind auf dem TY-Medium, unabhängig
von der Verdünnungsstufe, nicht gewachsen.
Die Anzahl der sporulierenden Zellen kann anhand der Ergebnisse in Tab. 11 und
Tab. 12 ermittelt werden. Hierbei erfolgt die Division von der Anzahl der Kolonien von
29 | S e i t e
der hitzebehandelten Proben (A2) durch die Anzahl der Kolonien von den
unbehandelten Kulturproben (A1).
Durch die Ermittlung der entsprechenden Mittelwerte, ergab sich ein Wert von 1,42 ∙
10-2. Dies entspricht dem Anteil der Zellen, die Sporen ausbildeten, dies lässt darauf
schließen, dass etwa jede hundertste, im TY-Medium angezogene, Zelle sporulierte
(etwa 0,01%).
Die Ergebnisse des SSM-Mediums (Schaeffers-Sporulations-Medium) sind leider
nicht auswertbar, da die TY-Platten starke Kontaminationen aufwiesen. Zum einen
waren Mircrococcus-Kulturen erkennbar (gelbliche Kolonien), aber auch andere
Kolonien, die eine rote oder weiße Färbung zeigten, waren vorzufinden.
Unter diesen Bedingungen ist die Sporulationsauswertung nicht möglich, da somit
kein genaues Ergebnis der B.subtilis Kolonien erhältlich ist. Insofern ist nicht
gewährleistet, dass die anderen Kulturen das Wachstum der B. subtilis Kolonien
eingeschränkt oder diese gar komplett überwachsen haben.
4. B. subtilis Transformation
Vorweg ist zu erwähnen, dass auch bei diesem Versuch kein repräsentatives
Ergebnis erhalten wurde. Hier wurden aus Versehen die Platten vertauscht, so dass
keine Selektion auf Neomycin erfolgte, sondern stattdessen auf den MicrococcusPlatten ausgestrichen wurde. Da hier allerdings dennoch vereinzelte Bacillus
Kolonien wuchsen, wurden die nachfolgenden Versuche 4.2 Amylase-Test und 4.3
Test auf Komplementation des Subtilin- Phänotyps („gain of function“), trotz dessen
mit den erhaltenen Kolonien fortgesetzt.
An dieser Stelle sei anführt, dass unsere Gruppe die vermeintlichen Transfomanten
von der Nachbargruppe erhielt, da auf unserer Platte keine Bacillus Kolonien
wuchsen. Insgesamt wurden zehn vermutliche Transformanten in Doppelbestimmung
auf Stärkehaltigen LB-Medium ausgestrichen.
30 | S e i t e
4.2.
Amylase Test
Abbildung 14: Ergebnis des Amylase-Tests
In Versuch 4.2 (Amylase-Test) wurden mittels der Iod/Kaliumiodid-Lösung die
vermeintlichen Transformanten detektiert. Diese, die nicht mehr in der Lage waren
die Stärke zu spalten blieben dunkel gefärbt, in diesem Fall Transformanten 1 und 4
(siehe Abb. 14). Die jedoch noch zur Spaltung der Stärke befähigt waren, zeigten
eine Art von Hemmhof, wobei sich die bräunliche Lösung um den Kolonieausstrich
langsam entfärbte. Die Positivkontrolle (+) stellte der Wildtyp B. subtilis ATCC 6633.
Hier ist ebenfalls eine Entfärbung zu sehen (Abb. 14). Als Negativkontrolle (-) diente
B. subtilis 6633-Mutante amyE::PspaS-lacZ.
Bei Transformant Nummer 10 ist das Ergebnis in Abb. 14 durch die Spiegelung der
Petrischale nicht eindeutig erkennbar, hier handelte es sich jedoch nicht um einen
Transfomanten.
31 | S e i t e
4.3.
Test auf Komplementation des Subtilin- Phänotyps (‚gain-of-
function’)
Im weitern Verlauf wurden die detektierten Transfomanten (Nummer 1 und 4, aus
Abb. 14) auf Indikatorplatten mit Micrococcus luteus selektiert, um somit die
Rückgewinnung der Subtilin-Produktion zu untersuchen. Hierbei hat keiner der
beiden vermutlichen Transformanten einen Hemmhöf ausgebildet. Was darauf
schließen lässt, dass auch bei diesen vermeintlichen Transformanten keine
Transformation stattgefunden hat.
IV.
Diskussion
1. Produktion von Antibiotika, Regulation der Subtilinbiosynthese
1.1.
Qualitativer Nachweis von Antibiotika (Agar-Diffusionstest)
Der Hemmhoftest mit Hilfe des Indikator-Organismus Micrococcus luteus zeigt
anschaulich, die Produktion antimikrobieller Substanzen der Teststämme (Abb. 5).
Die Hemmhöfe kommen durch Diffusion der produzierten Antibiotika über den Agar
zustande, darum befinden sich die Hemmhöfe auch immer direkt um die Kolonien der
Teststämme herum. Da Antibiotika als Sekundärmetabolite meist zu Beginn der
stationären Phase produziert werden, lässt dies Rückschlüsse auf das Wachstum der
Teststämme und des Indikators M. luteus zu. Die Teststämme weisen eine deutlich
höhere Wachstumsrate auf, als der langsam wachsende M. luteus. Da sich letzterer
noch in der lag- bzw. der exponentiellen Phase befindet, wird sein Wachstum durch
die ausgeschütteten Antibiotika gehemmt und nur in Einzelfällen sind Kolonien
innerhalb der Hemmhöfe anzutreffen.
32 | S e i t e
Der Wildtyp (a) des Stammes ATCC 6633 zeigt mit 4-5mm den größten Hemmhof,
erzeugt durch die Antibiotika Subtilin, Subtilosin, sowie Surfactin und Mycosubtilin,
wobei letzteren eine untergeordnete Rolle zukommt.
Die Mutante spaS (b) weist einen deutlich kleineren Hemmhof von durchschnittlich
2mm auf. Dies resultiert daher, dass das Strukturgen spaS, verantwortlich für die
Produktion von Subtilin, durch eine Spectinomycin-Resistenzkassette ausgetauscht
wurde. Der sehr kleine Hemmhof kommt durch die verbleibend produzierten
Antibiotika Subtilosin, Surfactin und Mycosubtilin zustande.
Die Mutante spaS+spaS (c) weist einen Hemmhof von 2-3mm Breite auf, und
rangiert damit über der Mutante spaS (b) und unter dem Wildtyp (a). Zu erwarten
wäre gewesen, dass diese Mutante (c) einen ähnlichen Hemmhof aufweist wie der
Wildtyp, da sie das Strukturgen spaS aufweist. Eine mögliche Erklärung wäre, dass
dieses Gen jedoch an einer anderen Stelle als üblich im Genom anwesend ist,
nämlich im amy-Locus, dem Ort, an dem die Amylase codiert wird. Die DNA könnte
hier nicht so zugänglich sein, wie sie im eigentlichen Genlocus des spaS-Gens ist.
Ein möglicher Versuchsansatz wäre, die Mutante spaS+spaS (c) in ein
stärkehaltiges Medium zu bringen, und dann die Hemmhofbildung zu überprüfen.
Dieser Versuchsansatz wurde jedoch nicht weiter verfolgt, weshalb hier keine
Aussage über den Phänotyp getroffen werden kann.
Die Mutanten spaB (d) und spaC (e) wurden nicht auf der M. luteus-Indikatorplatte
ausgestrichen, jedoch ist bekannt, dass sie einen ähnlichen Phänotyp wie die
Mutante spaS (b) aufweisen.
Der Hemmhof des Subtilin-Reporterstammes (f) ist sehr breit (3-4mm), ähnlich dem
des Wildtyp-Stammes (a). Dieses Ergebnis ist überraschend da der SubtilinReporterstamm kein intaktes Strukturgen spaS aufweist, und damit am ehesten
einen Phänotyp wie die Mutante spaS (b) zeigen sollte. Dieses Ergebnis deutet auf
Verunreinigungen der Kultur hin, da anders der sehr breite Hemmhof nicht erklärt
werden kann.
Der Bacillus subtilis Stamm 168 zeigt eine Hemmhofbreite zwischen 2-4mm. Dieser
Hemmhof resultiert aus den produzierten antimikrobiellen Substanzen Sublancin und
Subtilosin. Der B. subtilis Stamm 168 weist keinen Subtilin-Gencluster auf.
33 | S e i t e
Bacillus licheniformis (g) zeigt einen Hemmhof der Größe 2-3mm. Dieser ist
zurückzuführen auf das Antibiotikum Bacitracin. B. licheniformis ist im Allgemeinen
sehr breit gewachsen und reicht bis knapp an die Grenze des Hemmhofes heran.
Invasives Wachstum von M. luteus war nur zwei Mal, bei der Mutante spaS+spaS
(c) sowie bei B. subtilis 168 (168) zu beobachten. Dieses invasive Wachstum könnte
auf mehrerlei Ursachen zurückzuführen sein. Zum einen könnten sich vereinzelt
Resistenzen von M. luteus gegen die produzierten Antibiotika gebildet haben. Auch
eine höhere Toleranz von M. luteus gegenüber den diffundierenden Antibiotika
ermöglicht invasives Wachstum. Eine weitere Möglichkeit wäre die Instabilität der
Antibiotika. Haben letztere eine sehr kurze Halbwertszeit könnte das Wachstum von
M. luteus nur kurzzeitig eingeschränkt sein. Noch vorhandene intakte und
teilungsfähige Zellen würden dann von dem Einfluss des Antibiotikums verschont
bleiben.
Der Subtilin-Gencluster besteht aus den Genen spaS und spaBTC, sowie spaI und
spaFEG als auch spaR und spaK (Abb. 15) (1).
Abbildung 15: Subtilin-Gencluster
Das Gen spaS codiert für das Subtilin-Prepeptid, welches dann durch das Protein
SpaBC, codiert durch gleichnamige Gene, post-translational in das fertige Subtilin
modifiziert wird. Diese Gene sind essentiell für die Subtilin-Biosynthese, weshalb
Mutanten, die einen Defekt in diesen Genen aufweisen einen ähnlichen Phänotyp,
nämlich das Fehlen von Subtilin, aufweisen (vergl. 1.1 Abb. 5). SpaT codiert für einen
Translokator, der für den Export des modifizierten Subtilins verantwortlich ist. Subtilin
Immunität wird durch das Lipoprotein SpaI (codiert durch spaI) sowie den ABCTranslokator SpaFEG (codiert durch spaFEG) vermittelt. Die genetischen Produkte
der Gene spaR und spaK bilden ein zwei-Komponenten Sensor-System bestehend
34 | S e i t e
aus einer membranständigen Sensor-Histidinkinase (SpaK) und dem ResponseRegulator (SpaR), die externes Subtilin binden und so einen Autoinduktionsvorgang
in Gang bringen, der für die Aktivierung des spaB- und spaS-Promotors sorgt und
damit die Produktion von Subtilin verstärkt.
1.2.
Qualitativer Nachweis von Subtilin (Subtilin-Autoinduktionstest)
Der Signalweg von Subtilin in die Zelle beginnt mit dem Erkennen und Binden des
Subtilins an eine membranständige Sensor-Histidinkinase (SpaK). Diese wird
aktiviert woraufhin auf cytosolischer Seite der Cytoplasmamembran ein spezifischer
Histidinrest autophorphoryliert wird. Dieser Phosphatrest wird auf einen ResponseRegulator (SpaR) übertragen, welcher nun aktiviert ist. In aktivierter Form induziert
letzterer die Expression der durch den spa-Promotor kontrollierten Gene.
Der im Versuch 1.2 verwendete Subtilin-Reporterstamm B. subtilis ATCC 6633
spaS amyE::PspaS-lacZ weist eine Reportergenfusion des spaS-Promotors mit
dem promotorlosen lacZ-Gen auf. LacZ codiert für die β-Galactosidase, die in der
Lage ist, glykosidische Bindungen hydrolytisch zu spalten. Die Platten, anhand derer
die Induktion durch Subtilin ermittelt wurde sind sog. X-Gal-Platten. X-Gal-Platten
enthalten 50 µg/ml 5-bromo-4-chloro-3-indolyl β-D-Galactopyranosid in DMF gelöst.
Dieses Substrat kann durch die β-Galactosidase in seine Monomere gespalten
werden, wobei es sich bei einem von jenen um einen blauen Indigofarbstoff handelt.
Findet also eine Induktion durch Subtilin statt, wird, nach Erkennung durch die
Sensor-Histidinkinase SpaK, im letzten Schritt der spa-Promotor angesprochen.
Dieser sorgt im Falle des Subtilin-Reporterstammes dafür, dass das Reportergen
lacZ exprimiert wird. Diese Induktion wird dann durch die blaue Färbung des Agars
im Bereich des Reporterstammes sichtbar.
Induktion des Reporterstammes fand durch den Wildtyp (a) und den Stamm
spaS+spaS (c) statt (Abb. 6). Diese Stämme produzieren Subtilin, der Wildtyp von
vornherein, und der Stamm spaS+spaS durch erneute doppelt-homologeRekombination nach Einfügen einer Spectomycin-Resistenz im eigentlichen spaSGen und "Wiedereinfuhr" des spaS-Gens im Bereich des Amylase-Genlocus'.
35 | S e i t e
Dieser Versuch ist hoch spezifisch auf die Produktion von, und Autoinduktion durch,
Subtilin gerichtet. Durch die Reportergenfusion des lacZ-Gens mit dem Promotor des
Subtilin-Genclusters wird ausschließlich die Aktivität des spaS-Promotors nach
Induktion durch externes Subtilin betrachtet. Der Hemmhoftest (1.1) ist deutlich
unspezifischer, da hier nicht ausnahmslos nur ein Antibiotikum (hier: Subtilin) in die
Betrachtung fällt, sondern alle vom jeweiligen Teststamm (Tab. 1) produzierten,
antimikrobiellen (und damit Hemmhof-erzeugenden) Substanzen. Werden Mutanten
erzeugt, die nicht in der Lage sind ein bestimmtes Antibiotikum zu produzieren (vergl.
Mutante spaS (b)), gibt der Hemmhoftest Auskunft über die Produktion weiterer
antimikrobieller Substanzen. Auch die Bedeutung der einzelnen Antibiotika kann
ermessen werden. Weist eine Mutante bspw. einen kleineren Hemmhof auf, als der
Wildtyp des gleichen Stammes, so war das produzierte Antibiotikum von größerer
Bedeutung bzw. stabiler als die verbleibenden antimikrobiellen Substanzen. Ist der
Hemmhof nach erfolgter Mutation genauso groß wie beim Wildtyp des gleichen
Stammes, kommt dem Antibiotikum eine eher untergeordnete Bedeutung zu, oder es
ist instabiler als die verbleibenden Antibiotika. Da jedoch das Vorhandensein, oder
Fehlen, von Subtilin nur durch vorherige, eigens durchgeführte, Mutation im
Hemmhoftest sichtbar ist, ist er für den Nachweis der Subtilin-Produktion einer
unbekannten Mutante nicht geeignet. Der Versuch 1.2 bietet die Möglichkeit auch
unbekannte Mutanten oder Stämme auf die Produktion von Subtilin zu untersuchen
und ist damit universeller in seiner Anwendung.
Die Blaufärbung des Reporterstammes kurz nach Inkubation deutet auf eine
Verunreinigung selbigen mit einem Subtilin-produzierenden Stamm oder fehlerhafte
Insertion des Mutation-vermittelnden Plasmides hin. Da der Reporterstamm durch
Einbringen einer Spectinomycin-Resistenz-Kassette in das Strukturgen spaS,
eigentlich nicht in der Lage sein sollte selbst Subtilin zu produzieren, dürfte er nur im
direkten Kontakt mit einem Subtilin-Produzenten Blaufärbung zeigen. Eine
Verunreinigung durch einen Subtilin-Produzenten würde jedoch auf Autoinduktion
auch ohne Kontakt mit einem der verwendeten Stämme (Tab. 1) hinauslaufen, und
von Beginn an für eine blaue Verfärbung des Reporterstammes sorgen. Eine weitere
Möglichkeit wäre eine von Beginn an unzureichende Transformation des Wildtyps
und damit ein von vornherein fehlerhafter Reporterstamm. Wird ein Plasmid nicht
doppelt, sondern einfach-homolog eingebaut, ist diese Mutation sehr instabil und das
36 | S e i t e
Plasmid könnte im Laufe der Zeit, aus dem Genom verworfen werden. Damit wären
dann einzelne Organismen des Stammes wieder in der Lage Subtilin zu produzieren
und ein ähnliches Bild würde sich ergeben. Auf letztere Fehlerquelle könnte leicht
getestet werden, indem auf Spectinomycin selektiert und gleichzeitig ein
Autoinduktionstest vollzogen wird. Eine X-Gal-Platte mit Spectinomycin würde
zumindest die Spectinomycin-sensiblen Stämme (z.B. der Wildtyp (a) oder aber
Reporterstamm-Mutanten, die ihr Plasmid ausgestoßen haben) von der
Verunreinigung ausschließen. Bei Verunreinigungen durch Spectinomycin-resistente
Mutanten würden wahrscheinlich nur genauere genetische Analysen zu einem
Ergebnis führen, wobei alles in allem eine Verunreinigung den Test nur etwas
weniger anschaulich macht, er funktioniert dennoch.
1.3.
Wachstumsphasen-abhängige Produktion von Subtilin
Das mittlere Wachstum von B. subtilis ATCC 6633 (Abb. 8) zeigt anschaulich die
einzelnen Wachstumsphasen. In der ersten Stunde befand sich die Kultur in der lagPhase. In dieser Phase findet eine Eingewöhnung an die neuen Kulturbedingungen
statt, die Zellen teilen sich zunächst nur langsam. Nach ca. 2 1/2 - 3Stunden ging die
Kultur in die exponentielle Phase über. In der exponentiellen Phase ist die
Teilungsaktivität maximal, erkennbar an einer nahezu linearen Beziehung zwischen
Zunahme der optischen Dichte pro Zeit. Nach 6 Stunden ging die Kultur in die
stationäre Phase über. In der stationären Phase werden sowohl Nährstoffe als auch
der zur Verfügung stehende Raum knapp. Erkennbar ist diese Phase daran, dass die
Steigung der wachstumskurve nahezu 0 ist. Im letzten Schritt kommt die
Absterbephase, es sterben mehr Zellen als sich teilen. Erkennbar ist diese Phase am
Abfallen der Wachstumskurve, gut erkennbar bei Probe A (Abb. 7). Der mittlere
Wachsumsverlauf zeigt bei Stunde Nr. 8 einen leichten Anstieg. Dieser beruht jedoch
darauf, dass Probe B noch am Ende der exponentiellen Phase war, als die
Messungen beendet wurden. Der letzte Messpunkt sollte also als Ausreißer
betrachtet werden und nicht in größere Gewichtung fallen.
37 | S e i t e
Der in Versuch 1.2 verwendete Subtilin-Reporterstamm B. subtilis ATCC 6633 spaS
amyE::PspaS-lacZ mit der Reportergenfusion des spaS-Promotors und dem
promotorlosen lacZ-Gen fand auch in diesem Versuchsteil Anwendung. Ein weiteres
Substrat für die, vom lacZ-Gen codierte, β-Galactosidase ist das Polymer orthoNitrophenol-Galactopyranosid (oNPG), wobei die Spaltung in die Monomere
Galactose und ortho-Nitrophenol durch die gelbe Färbung letzteren sichtbar wird. Da
durch die Fusion des lacZ-Gens mit der spaS-Promotor die Expression der βGalactosidase von der Induktion des spaS-Promotors durch Subtilin abhängig ist, ist
die Stärke der Gelbfärbung ein Maß für die Promotoraktivität und damit für die
Subtilinmenge, die diesen induziert. Die Menge der β-Galactosidase wird durch die
Aktivität des Promotors nach Miller ermessen. Diese β-Galactosidase-Menge lässt
Rückschlüsse auf die Menge des eigentlich vom spaS-Promotor codierten Subtilins
zu. Nebst dem eigentlich produzierten Subtilin, kann auch auf die Konzentration des
im Überstand vorhandenen, die Signalkaskade induzierenden, Subtilins geschlossen
werden. Ist viel Subtilin vorhanden, findet eine starke Induktion statt und die Menge
an β-Galactosidase nimmt zu, und umgekehrt.
Wie zu erkennen ist (Tab. 6 bzw. Abb. 10 sowie Abb. 11) ist die Menge an βGalactosidase, und im Rückschluss die Menge an im Überstand vorhandenen
Subtilin, über den Zeitraum von acht Stunden nahezu konstant. Die Proben wiesen
nach Beendigung des Tests auch keine sichtbare Gelbfärbung auf. Dieses Ergebnis
ist wahrscheinlich auf eine Verunreinigung der Kultur, oder aber auf nichtvollständige Verdunstung des Toluols zurückzuführen. Damit wäre die Reaktion
entweder gar nicht erst abgelaufen (bei Kontamination) oder aber massiv gehemmt
gewesen (bei mangelnder Verdunstung des Toluols). Das Ergebnis zeigt die immer
vorhandene, minimale Grund-Expression des spa-Genlocus, jedoch keine, durch
externes Subtilin induzierte, Expression. Dies wird offensichtlich, wenn die hier
ermittelten Werte mit der Literatur verglichen werden. Antibiotika sind
Sekundärmetabolite, die zumeist zu Beginn der stationären Phase einer Kultur in
erhöhter Konzentration expremiert werden. Zu Beginn der stationären Phase nimmt
die Bedeutung herrschender Stress- und Hungerzuständen zu. Nährstoffe wie auch
der der Kultur zur Verfügung stehende Raum werden knapp. Die Expression von
antimikrobiellen Substanzen lindert diese Not durch das Abtöten/Hemmen von
andersartigen Konkurrenten kurzzeitig. Zu erwarten wäre also gewesen, dass die
38 | S e i t e
Menge an β-Galactosidase und damit die Promotoraktivität des spaS-Promotors
durch Induktion des im Überstand vorhandenen Subtilins zu Beginn der stationären
Phase sichtbar ansteigt und während der stationären Phase ihren Höhepunkt
erreicht. Ansteigen müsste die Aktivität nach Miller zu Beginn der stationären Phase,
da hier die Produktion von Subtilin am höchsten ist und damit die Menge an Subtilin
(im Überstand) steigt. Der Höhepunkt der Aktivität wäre in der stationären Phase
(nach ca. 5-7Stunden) zu erwarten gewesen, da hier die Konzentration an Subtilin
(im Überstand) am höchsten ist. Die Produktion von Subtilin wird nach einer
gewissen Zeit in der stationären Phase wieder eingestellt, weshalb die Aktivität
zunächst konstant und über kurz oder lang abfallend sein sollte.
2. (L)antibiotika-Wirkung Zellwandbiosynthesestress
2.1.
Zellwandbiosynthesestress induziert durch Lantibiotika, Bacitracin
In diesem Versuchsteil soll die Interaktion von Antibiotika mit dem
Zellwandbestandteil Lipid II untersucht werden. Lipid II-interagierende Antibiotika
binden an den Phosphat-Rest der Lipid II Komponenten und sorgen für die Bildung
einer Pore in der Cytoplasmamembran Gram-positiver Bakterien. Ein
Mikroorganismus ist diesem antimikrobiellen Angriff gegenüber jedoch nicht
schutzlos ausgeliefert. Bindet ein Antibiotikum an die Lipid II-Bestandteile, wird das
zwei Komponentensystem LiaRS angesprochen, welcher als Sensor für solcher Art
Antibiotika dient. In der Folge werden durch die Expression von Genen, die unter der
Kontrolle des liaI-Promotors stehen, Resistenzgene gebildet, die die Wirkung des
Antibiotikums unterbinden. Dies geschieht entweder über den Export des
Antibiotikums aus der Zelle, Inaktivierung des Antibiotikums oder Veränderung der
Angriffsstelle des Antibiotikums. Dieser Versuch vollzieht sich ebenfalls anhand eines
Reporterstammes, ähnlich wie in Versuch 1.2 und 1.3 bereits vorgenommen. In
diesem Fall wurde die Reportergenfusion des promotorlosen lacZ-Gens jedoch nicht
mit dem spaS-Promotor, sondern dem, für die Expression der Selbstschutzgene
verantwortlichen liaI-Promotors vorgenommen. Interagiert also ein Antibiotikum mit
39 | S e i t e
den Lipid II-Bestandteilen der Cytoplasmamembran des Reporterstammes B. subtilis
BFS2470 wird, nach erfolgter Signalkaskade, der liaI-Promotor angesprochen und
anstelle der Selbstschutzgene die vom lacZ-Gen codierte β-Galactosidase
exprimiert. Vergleichbar zu Versuch 1.2 wurden auch hier die Teststämme auf einer
X-Gal-Platte aufgebracht und eine auftretende Blaufärbung zeigt die Induktion des
Promotors (hier: liaI-Promotor) und die Expression der β-Galactosidase an.
Induktion des Reporterstammes fand durch den Wildtyp (a) und den SubtilinReporterstamm (f) statt. Diese Stämme produzieren ein (oder mehrere) Lipid IIinteragierendes Antibiotikum. Für den Wildtyp (a) ist dieses Ergebnis
nachvollziehbar, denn er produziert das Antibiotikum Subtilin, welches mit Lipid II
interagiert. Dass der Subtilin-Reporterstamm ebenfalls das Vorhandensein von Lipid
II-interagierenden antimikrobiellen Substanzen anzeigt ist ungewöhnlich, da dieser
durch doppelt homologe Rekombination eigentlich nicht mehr in der Lage sein sollte,
Subtilin zu produzieren. Dieses Ergebnis ist vermutlich auf eine Verunreinigung des
Subtilin-Reporterstammes zurückzuführen, welche auch schon in Versuch 1.2 zum
Tragen kam. Zu erwarten wäre gewesen, dass neben dem Wildtyp (a) auch die
Mutante spaS+spaS (c) sowie der Stamm Bacillus licheniformis Lipid IIinteragierende Antibiotika anzeigen. Die Mutante spaS+spaS ist, nach erneutem
Einfügen des spaS-Gens, jedoch an anderer Stelle, wieder in der Lage Subtilin zu
produzieren. Ähnlich wie in Versuch 1.1 könnte jedoch auch hier zum Tragen
kommen, dass sich das spaS-Gen nun an einer anderen Stelle im Genom befindet,
wo die DNA eventuell nicht so zugänglich ist, wie am eigentlichen Lokalisationsort
des Gens. Damit könnte die Subtilin-Konzentration zu gering sein, um vom Lipid IIStress-Indikatorstamm BSF2470 sensiert zu werden. Der Stamm B. licheniformis
sollte ebenfalls Lipid II-Interaktion anzeigen, und zwar durch das Antibiotikum
Bacitracin.
Bacitracin ist ein Polypeptid-Antibiotikum, welches ebenfalls
Zellwandbiosynthesestress in Bakterien hervorruft. Es hemmt die Mureinbiosynthese
beim Aufbau der bakteriellen Zellwand und wirkt dementsprechend gut gegen Grampositive Bakterien. Da es stark nierenschädigend wirkt, wird es hauptsächlich
oberflächlich bei Schürfwunden u.ä. angewendet.
40 | S e i t e
2.2.
Zellwandbiosynthesestress in Abhängigkeit von der Bacitracin-
Konzentration
In diesem Teil des Versuches wurde anhand unterschiedlicher BacitracinKonzentrationen die Reaktion des Zellwandbiosynthesestress-Sensorsystems
untersucht. Interagiert ein Antibiotikum mit den Lipid II-Komponenten der bakteriellen
Cytoplasmamembran, zeigt der verwendete Reporterstamm B. subtilis BSF2470
(vergl. 2.1) dies durch die Expression des Enzyms β-Galactosidase an, da dieser
eine Reportergenfusion des promotorlosen lacZ-Gens mit dem, die Selbstschutzgene
kontrollierenden, liaI-Promotor aufweist. Die Spaltungsprodukte der β-Galactosidase,
in diesem Fall Galaktose und ortho-Nitrophenol (quantifizierbar durch auftretende
Gelbfärbung), lassen Rückschlüsse auf die Promotoraktivität des liaI-Promotors zu
und geben so Auskunft über die Bacitracin-Konzentration, bei der das
Zellwandbiosynthesestress-Sensorsystem aktiviert wird. Bei Zugabe einer Lösung
aus Bacitracin mit der Konzentration 2 µg/ml ist bereits ein Anstieg der Aktivität
erkennbar (Abb. 13). Dieser Anstieg setzt sich kontinuierlich fort, bis zu einer
Konzentration der Lösung von 500 µg/ml. Bei Zugabe einer Bacitracin-Lösung von
1000 µg/ml fällt die Aktivität abrupt ab. Die jeweilig auf die Proben wirkenden
Bacitracin-Konzentrationen sind in Tabelle 10 dargestellt. Das
Zellwandbiosynthesestress-Sensorsystem reagiert damit bereits bei einer BacitracinKonzentration von ca. 0,18 µg/ml (Tab. 10 bzw. Abb. 13). Bis zu einer BacitracinKonzentration von ca. 45,5 µg/ml arbeitet das System einwandfrei. Ab einer
Konzentration über 45,5 µg/ml, bzw. bei einer Konzentration von 90,9 µg/ml ist ein
deutlicher Abfall der Promotoraktivität der Selbtschutzgene (lia-Gene) zu erkennen.
Bei dieser Konzentration handelt es sich um die minimale Hemm-Konzentration
(MHK oder engl. minimal inhibitory concentration, MIC). Diese spiegel die minimale
Konzentration einer antimikrobiellen Substanz wieder, die das Wachstum von
Baktieren gerade noch hemmt. Ein Abfall der Promotoraktivität könnte
gleichbedeuten mit einem Abfall der Gesamt-Promotoraktivität durch das Absterben
eines Teils der Kultur sein. Die Aktivität müsste zunächst konstant bleiben und im
letzten Schritt abfallen. Die minimale Hemm-Konzentration wird damit irgendwo
zwischen 45,6 und 90,9 µg/ml Bacitracin liegen.
41 | S e i t e
3. Sporulation
3.1.
Eigenschaften von B. subtilis Sporen: Resistenz gegen T (80°C),
Chloroform
Wie bereits im Ergebnisteil erwähnt, zeigten die TY-Platten mit den in SSM
angezogenen Kulturen eine starke Kontamination auf. Üblicherweise würde solch ein
Ergebnis auf unsaueres oder auch unsteriles Arbeiten zurückzuführen sein, da in
diesem Fall jedoch der komplette Praktikumsraum mehr oder weniger starke
Kontaminationen der Platten aufwies, könnte diese Verunreinigungen mit den
entsprechenden Medien oder der Vorkultur in Verbindung stehen.
Theoretisch sollte die Anzahl der sporulierender Zellen auf den Platten mit den, im
Minimal-Medium (SSM) angezogenen Kulturen weitaus höher sein, als diese die im
Vollmedium (TY) kultiviert wurden. Wie bereits der Name Schaeffers-SporulationsMedium verrät, ist diesem Medium dazu geeignet, B. subtilis dazu zu bewegen
Endosporen auszubilden.
Im Vollmedium haben die Kulturen ausreichend Nährstoffe zur Verfügung und
können somit vegetativ wachsen. Das SSM Medium enthält hingegen nur
beschränkte Nährstoffressourcen, so dass diese nach einiger Zeit aufgebraucht sind
und das Bakterium unter dieser Hungersituation eine Endospore ausbildet. Durch
diese dormante Überdauerungsform ist das Bakterium, in der Lage extreme
Stresssituationen, wie Nährstoffmangel oder hohe Temperaturen, zu überstehen und
bei einer Verbesserung der Lebensbedingungen wieder als vegetativ aktive Zelle
auszukeimen.
4. B. subtilis Transformation
Da das in diesem Versuch verwendete Plasmid pMB32 homologe Sequenzen zum
Amylase-Genlocus in B. subtilis (amy front und back) aufweist, werden die
42 | S e i t e
dazwischen liegenden Sequenzen auf dem Plasmid mit in das Rezipientengenom
eingebaut (siehe Abb. 4). Wenn eine doppelt homologe Rekombination erfolgt, ist die
amy-Sequenz nicht mehr intakt und es wird somit auch keine Amylase gebildet. Der
Transformant ist nicht mehr in der Lage Stärke zu spalten.
Erfolgt jedoch der Einbau über einfach homologe Rekombination (Campbell-Typ), so
findet nur an einem Teilstück des amyE-Locus (entweder front oder back) die
Rekombination statt, so dass wie in Abb. 16 zu sehen ist, ein Großteil des AmyGenlocus weiterhin besteht und infolgedessen auch weiterhin intakt bleibt. Das
Bakterium ist weiter befähigt das Enzym Amylase zu bilden, und somit Stärke zu
spalten. Dieses Bakterium würde in der Lage sein Stärke zu spalten, aber auch dazu
befähigt das Antibiotikum Subtilin zu produzieren (Amy+ und Sub+). Wohingegen bei
deiner doppelt homologen Rekombination ein folgender Phänotyp ergeben würde:
Amy- und Sub+.
Abbildung 16: Einfach homologe Rekombination in B. subtilis ATCC 6633 spaS
43 | S e i t e
Das in diesem Versuchsteil erhaltene Ergebnis ist etwas sonderbar. Wie in Abbildung
14 zu sehen ist, erschienen Transformanten 1 und 4 als positiv transfomiert, da beide
den selben Phänotyp aufwiesen wie die Negativkontrolle - B. subtilis 6633-Mutante
amyE::PspaS-lacZ – Amy-.
Die anderen vermeintlichen Transformanten zeigten denselben Phänotyp wie der
Wildtyp (Positivkontrolle) – Amy+.
Bei erfolgter Transformation wurde das Plasmid, mitsamt seinen Komponenten in
das Chromosom, genauer in den amyE-Genlocus von B. subtilis, durch doppelt
homologe Rekombination eingebaut. Durch den Einbau ist der amy-Locus nicht mehr
intakt, so dass die Transformanten keine Stärke spalten können.
Eine erfolgreiche Transformation, lässt ebenfalls auf eine Integration des spaS
schließen, wobei spaS zu einer Rückgewinnung der Subtilin-Produktion führt. Die
Transformanten zeigten jedoch bei der Selektion auf Micrococcus-Platten keinerlei
Hemmhofausbildung. Beide zeigten einen Sub-- Phänotyp.
Dies
ist
etwas
sonderbar,
da
im
ersten
Versuchsteil
die
vermeintlichen
Transformanten keine Stärkespaltung aufwiesen und somit müsste hierbei eine
Transformation stattgefunden haben. Abgesehen von den vertauschten Platten ist
dies trotz dessen recht absonderlich. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass es sich
bei den verwendeten Kulturen, um Mischkulturen, oder gar einer komplett anderen
Kultur handelte. Diese Vermutung könnte man mit weiteren Versuchen bekräftigen,
vielleicht mit einer Sequenzierung der Proben, und im Vergleich der 16S rRNA eine
phylogenetische Einordnung zu bestätigt oder beziehungsweise auszuschließen.
V. Literatur
 Anleitung „Mikrobiologisches Praktikum, BlockII: Bacillus subtilis Antibiotika
und Sporulation“ der Universität Frankfurt am Main (Hauptstudium, WS
2007/2008)
44 | S e i t e
 Michael T. Madigan, John M. Martinko, Brock – Biology of Microorganisms, 11.
Auflage, Pearson Prentice Hall, United States of America, 2006

Michael T. Madigan, John M. Martinko, Jack Parker, Brock - Mikrobiologie,
9.Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg - Berlin, 2003

Hans G. Schlegel, Georg Fuchs, Allgemeine Mikrobiologie, 8.Auflage, Thieme
Verlag, Stuttgart, 2006

(1) T Stein, 2005, Bacillus subtilis antibiotics: structures, syntheses and
specific functions, Molecular Microbiology, 56(4) : 845-857

(2) Errington, 2003, Regulation of Endospore Formation in Bacillus subtilis,
Nature Reviews Microbiology 1 : 117-126
VI.
Anhang
 Wachstumskurven (Versuch 1.3, vergl. Abb. 7)
 Messung der optischen Dichte in Doppelbestimmung der Proben A und B über
einen Zeitraum von acht Stunden bei 620 nm (Versuch 1.3)
 Messung der optischen Dichte in Doppelbestimmung der Proben A und B
nach erfolgtem -Galactosidase-Test bei 420 bzw. 550 nm (Versuch 1.3)
 Messung der optischen Dichte in Doppelbestimmung der einzelnen mit
verschiedenen Bacitracin-Konzentrationen versetzten Proben bei 620 nm
(Versuch 2.2)
 Messung der optischen Dichte in Doppelbestimmung der einzelnen mit
verschiedenen Bacitracin-Konzentrationen versetzten Proben bei 420 bzw.
550 nm (Versuch 2.2)
45 | S e i t e
Herunterladen