Aktiengesellschaft für Dienstleistungen in der Schweineproduktion Geschäftsbereich SGD-SSP Literaturrecherche Postweaning Multisystemic Wasting Syndrome (PMWS) in pigs with particular emphasis on the causative agent, the mode of transmission, the diagnostic tools and the control measures. A review. M. K. Ghebremariam et al. Veterinary Quarterly 27 (3), 2005, 105-116 PMWS ist eine weltweit aufkommende Erkrankung, die durch PCV2 ausgelöst wird. Klinisch wird PMWS durch folgendes Erscheinungsbild geprägt: Progressiver Gewichtsverlust oder schlechte Köperkondition bei Absetzferkeln, Dyspnoe, bleiche Haut oder Ikterus und Durchfall. Weiters wird eine systemische Lymphadenopathie beschrieben, von der vor allem die inguinalen, mesenterialen und mediastinalen Lymphknoten betroffen sind beschrieben. Ebenso kann eine Konsolidierung der kranioventralen Teile der Lungenlappen auftreten. Die Leber kann leichtgradig ikterisch bis stark atrophisch sein. Die Nieren können bei normaler Grösse mit diffusen bis verstreuten Verfärbungen überzogen sein, oder mit Ödemen im Bereich des Nierenbeckens in unterschiedlichem Mass vergrössert sein. In Fällen, in denen der GIT mit involviert ist können bleiche, ödematöse und nichthämorrhagische Ulzera des Ösophagus gesehen werden. In abortierten Feten ist Myokarditis die am häufigsten beobachtete Läsion. Die charakteristischen histologischen Läsionen sind: Lymphozytäre Depletion und lymphohistiozytäre bis granulomatöse Entzündung der Lunge, der Leber und der lymphatischen Gewebe. Vor allem lymphozytäre Depletion und Ersatz der Lymphozyten durch Makrophagen und mehrkernige Riesenzellen werden als typisch für PMWS erachtet. Umweltfaktoren wie Zugluft, schlechte Luftqualität, Überbelegung und Vermischen von verschiedenen Altersgruppen scheinen die Erkrankungen noch zu verstärken. Es stellt sich immer wieder die Frage, ob eine alleinige PCV2 Infektion ausreicht, um PMWS auszulösen. Obwohl sich gezeigt hat, dass PCV2 in den Schweinebeständen sehr weit verbreitet ist, tritt PMWS nur sporadisch auf. Retrospektive Studien mit Archivmaterial aus Kanada, Europa und Asien haben gezeigt, dass PCV2 schon sehr lange in den Beständen vorkommt. In Kanada, Belgien und Spanien konnte in Material von 1985 Virus isoliert werden und in Material von Irland bereits 1973. Im Gegensatz dazu konnte gezeigt werden, dass eine alleinige Inokulation von PCV2 in Tiere, die mit Keiserschnitt geboren wurden und kein Kolostrum erhielten zu einem PMWS Ausbruch führte. Dasselbe gelang auch mit Inokulationen in gnotobiotische Tiere mit und ohne vorherige Kolostrumgabe. Es gibt aber auch immer wieder Untersuchungen, bei denen gezeigt werden konnte, dass Co-Infektionen mit weiteren Viren zu stärkeren klinischen Manifestationen führten als SingelInfektionen mit dem entsprechenden Agens. Dabei handelte es sich um Co-Infektionen mit PPV oder PRRS. Fünf verschiedene Wege der Virusexkretion wurden bisher ausgemacht: Bronchial, nasal, tonsillar, fäkal und über den Urin. Auch konnte Virus-DNA in abortierten Föten oder Totgeburten nachgewiesen werden. PCV2 kann durch direkten Tierkontakt oder Kontakt mit Virus-behafteten Gegenständen, Samen und kontaminierten Futtermitteln übertragen werden. Die wichtigste Infektionspforte scheint der Respirationstrakt zu sein. Hier findet auch die erste Virusvermehrung statt. Die Möglichkeit der Virusvermehrung in Bronchial- und Bronchiolarepithelzellen sowie der Nachweis von Virus in Nasentupferproben weisen darauf hin, dass es zu einer horizontalen Infektion via Aerosole und nasaler Sekretion kommt. Eine Untersuchung in Südafrika weist darauf hin, dass PCV2 über tiefgefrorenen Samen importiert wurde. Dies könnte eine effektive globale Verbreitungsmöglichkeit von PCV2 darstellen. Für die Diagnostik von Viruserkrankungen stehen grundsätzlich folgende Tests zur Verfügung: ELISA, PCR, Virusisolation (VI), Immunhistochemie (IHC), in situ Hybridisierung (ISH), indirekte Immunfluoreszenz (IIF) und Immunperoxidase Monolayer Assay (IPMA). Mittels Elektronenmikroskopie können Viren visualisiert werden. Die Diagnose von PMWS unterscheidet sich jedoch von anderen Viruserkrankungen, da PCV2 auch bei gesunden Tieren nachgewiesen werden kann. Dementsprechend wird mit einem PCV2 Nachweis alleine eine PMWS nicht verifiziert. Folgende Kriterien müssen erfüllt werden: Ersteller : Riccarda Ursprung Datum : 28.11.2005 Seite 3 von 3 - Charakteristische klinische Symptome Charakteristische mikroskopische Läsionen Präsenz von PCV2 in den Läsionen Gemäss diesen Voraussetzungen ist für die Diagnose von PMWS eine Technik geeignet, welche den Virusnachweis und die mikroskopischen Läsionen verbinden. Mehr noch sollten von erkrankten Gruppen und Einzeltieren Gewebeproben von möglichst vielen Organen untersucht werden, da die Läsionen in klinisch erkrankten Schweinen auf einige wenige schwere Läsionen reduziert sein können. Besonders geeignet für die Diagnose sind Histologie in Kombination mit Immunhistochemie (Nachweis von Virus-Antigen) oder in situ Hybridisierung (Nachweis von Virus-Nukleinsäure). Es können mit beiden Methoden gleichzeitig die histologischen Läsionen und das Vorkommen von PCV2 in den Läsionen beurteilt werden. Es ist auch möglich PCV2 mittels Serologie, Virusisolation oder mittels PCR nachzuweisen. Aber diese Nachweismethoden alleine diagnostizieren keine PMWS und sagen nichts über die Entwicklung von PMWS aus. Da in vielen Herden PCV2 Antiköper nachgewiesen werden können sind entsprechende Blutuntersuchungen für die Diagnose von PMWS nicht sehr sinnvoll. Der alleinige Nachweis von PCV2 mittels PCR im Gewebe und Blut ohne entsprechende histologische Untersuchungen bietet die gleichen Nachteile wie der Nachweis von Antikörpern. Wenn aber der Sinn der Studie ein alleiniger Nachweis einer Infektion ist, so bietet der PCR eine gute Möglichkeit. Auch konnten mittels quantitativen PCR Korrelationen zwischen der Stärke der PMWS Symptome, mikroskopischen Läsionen und dem Virusgehalt im Serum nachgewiesen werden. Am häufigsten werden immer noch die IHC oder ISH für die Diagnose von PMWS verwendet. Dabei gibt es Studien die festgestellt haben, dass ISH sensitiver ist als IHC, wobei auch schon das Gegenteil beschrieben wurde. Das Ausmass der histologischen Veränderungen korreliert stark mit der nachgewiesenen Virusmenge. Wenn nur leichte Läsionen gefunden werden und mittels IHC oder ISH nur geringe Virusmengen nachgewiesen werden, sollte bei der Interpretation der Resultate auch das klinische Bild mit einbezogen werden. Grundsätzlich werden für das genannte Sektionsresultat drei mögliche Gründe genannt: - Der Fall repräsentiert eine subklinische PCV2 Infektion. - Es handelt sich um eine frühe Phase einer PMWS Infektion und die Stärke der Läsionen sowie die Virusmengen werden noch ansteigen. - Die Schweine befinden sich in der Erholungsphase nach einer überstandenen PMWS. Mit dem Wissen, das bisher über die PMWS Erkrankung und Diagnostik bekannt ist scheint es vor allem wichtig, dass ein geeignetes Tier ausgesucht wird und als ganzes ins Labor geschickt wird. Die Behandlung von viralen Erkrankungen gestaltet sich meist schwierig, weil sich Viren häufig mit Hilfe von Replikationssystemen der Wirtszellen vermehren. Werden also antivirale Medikamente eingesetzt, welche die Replikation der Viren unterbinden sollen, interferieren diese auch mit wichtigen Zellteilungsmechanismen. Dies ist jedoch für PCV2 nicht unbedingt zutreffend, da sich diese mehr oder weniger autonom von der Wirtszelle vermehren. Als wichtige Schritte in der Unterbindung der Infektion gelten partielle Depopulation, Absonderung von früh abgesetzten Ferkeln, rein-raus Systeme und Hygiene. PCV2 gilt als berüchtigtes Virus, was die Resistenz gegenüber üblichen Reinigungs- und Desinfektionsmitteln betrifft. Am wichtigsten dabei ist eine vorangehende gute mechanische Reinigung. Es wird v. a. der Einsatz von Desinfektionsmitteln mit einem breiten Spektrum empfohlen, damit die Sekundärerreger ebenfalls erfasst werden. Weiters wird ein möglichst geringer Tier-zu-Tierkontakt empfohlen, Verminderung von Stressfaktoren und ein gutes Fütterungssystem mit qualitativ gutem Futter, Kontrolle von Mykotoxingehalt sowie Vermeiden von restriktiver Fütterung beim Frühabsetzen. Es wurde beobachtet, dass die maternalen Antikörper im Alter von 8-9 Wochen verschwinden und anschliessend mit 13-15 Wochen wieder die ersten Serum-Antikörper nachgewiesen werden können. Entsprechend diesem Zeitfenster scheint vor allem die Lebensphase von 11-13 Wochen anfällig für eine Infektion zu sein. Obwohl bisher noch keine Impfung gegen Circovirose erhältlich ist wurde in einer Studie die Anwendung eines DNA Impfstoffes getestet. Gemäss den Resultaten konnte dabei die Entwicklung von PMWS zum Stillstand gebracht werden. In einem anderen Versuch wurden ebenfalls 2 verschiedene Impfstoffe getestet. Zum einen ein attenuierter Lebendimpfstoff von PCV1-2 Chimären und ein Totimpfstoff mit chimärer PCV1-2 DNA. Auch mit diesen beiden Vakzinen konnten gute Resultate erzielt werden. Ersteller : Riccarda Ursprung Datum : 28.11.2005 Seite 2 von 3 Mittels Vakzinierung des Bestandes gegen PPV konnten bei co-infizierten Ferkeln (PPV und PCV2) gute Resultate in der Reduktion der klinischen Symptome von PMWS und deren histologischen Veränderungen erreicht werden. Das Porcine Dermatitis und Nephropathie Syndrom ist eine Erkrankung, die vor allem Tiere im Alter zwischen 6-16 Wochen betrifft. Das Syndrom wurde erstmals 1976 in Chile beschrieben und anschliessend 1993 in England. Die Diagnose stützt sich auf die Klinik (Abmagerung, hämorrhagische Hautläsionen) und den Sektionsbefund (vergrösserte bleiche Nieren mit petechialen Blutungen im Kortex). Die Nieren- und Hautveränderungen kommen jedoch nicht immer gleichzeitig vor. Histologisch können systemische nekrotisierende Vaskulitiden und Glomerulonephritiden nachgewiesen werden. Die renalen Tubuli können erweitert und mit proteinhaltigem Material gefüllt sein. Immunhistochemisch konnten Akkumulationen von IgG und IgM in den Glomeruli und den Bowmanschen Kapseln und der Dermis gefunden werden. PDNS wurde bisher mit PCV2, PCV2 kombiniert mit PRRSV, Pasteurella multocida und Streptokokken assoziiert. Als Hauptauslöser für PDNS wird jedoch eine PCV2 Infektion angesehen. Im Zusammenhang mit dermaler Vaskulitis wurden auch gram-negative Bakterien (Pasteurella multocida, Hämophilus parasuis, Bordetella brochiseptica und Fusobakterium necrophorum) identifiziert. In diesem Kontext wurde die Möglichkeit einer Assoziation von PDNS und einer bakteriellen Endotoxämie postuliert. In weiteren Studien wurde ein Zusammenspiel von hohen PCV2 Antikörpern und der Entwicklung von PDNS beobachtet. Es wird angenommen, dass der hohe AK Titer der auslösende Faktor für die Entstehung von PDNS sein könnte. Eine andere Untersuchung weist darauf hin, dass es sich dabei um eine Immunkomplex Erkrankung handelt und Streptokokken als Kofaktoren in Frage kommen. In manchen Herden werden Fälle von PDNS und PMWS gleichzeitig beschrieben, wobei die Kombination dieser beiden Krankheitskomlexe zu einer Verstärkung des klinischen Bildes führt. - - - Retrospektive Studien haben gezeigt, dass PCV2 assoziierte Krankheiten schon lange in der Schweinepopulation kursieren. Obwohl PNDS und PMWS im Zusammenhang mit PCV2 Infektionen gesehen werden, sind die Ursachen immer noch nicht vollständig geklärt. Es wurde gemutmasst, dass der Nachweis von PCV2 in Tieren mit PDNS zufällig sein könnte. Als mögliche weitere Ursachen wurden Infektionen mit gram-negativen Bakterien und P. multocida angeführt. Auch wurde PDNS als Immunkomplex Erkrankung beschrieben. Das ubiquitäre Vorkommen von PCV2 erlaubt keine einfache Diagnose. Für die Diagnose von PMWS und PDNS eignen sich diejenigen Methoden, die nur den Virusnachweis erbringen nicht, da dies nur über die Präsenz von PCV2 eine Aussage machten, nicht jedoch über die Erkrankung. Bisher werden die Immunhistochemie (IHC) und in situ Hybridisierung (ISH) als am besten geeignete Diagnostikmöglichkeiten gewertet, wobei ISH als sensitiver gilt. Um zwischen subklinischen PCV2 Infektionen und PMWS unterscheiden zu können wird der quantitative Virusnachweis empfohlen. Um eine Kontrolle oder Erradikation von PCV2 zu erreichen müssen noch viele Fragen geklärt werden: Verbreitung und Persistenz des Virus in der Schweinepopulation und die Gründe für die verschiedenen klinischen Manifestationen, die mit PCV2 assoziiert sind. Ersteller : Riccarda Ursprung Datum : 28.11.2005 Seite 3 von 3