Klaudia Kröll: Individualisierung und Differenzierung in heterogenen Gruppen – Lernstrategien, Methoden Inhaltsverzeichnis 1. Begriffsklärung Was versteht man unter Individualisierung Was versteht man unter Differenzierung Differenzierung als Konsequenz Aufgaben der Differenzierung 2. Formen der Differenzierung Äußere Differenzierung Innere Differenzierung Schulorganisatorische und didaktische Differenzierung Grundformen der inneren Differenzierung Strukturformen der inneren Differenzierung Praxisbeispiele „Individualisierung und Differenzierung“ 2.5.1 Differenzierung durch Methoden 2.5.2 Differenzierungsmöglichkeiten - Aufgaben 3. Gehirnforschung und Lernen 3.1 Neuro- und kognitionswissenschaftliche Zugänge 3. 2 Den persönlichen Lernstil erkunden 3.2.1 Lernstile nach Howard Gardner 3.2.2 Praxisbeispiele 3.2.3 Wo liegen meine Stärken? 3.3 Zehn Irrtümer beim Lernen und Lehren nach Prashnig 3.4 Lernstrategien 3.4.1 Kognitive Lernstrategien 3.4.2 Metakognitive Lernstrategien 3.4.3 Ressourcenbezogene Lernstrategien 3.5 Selbstreguliertes Lernen 3.6 Lerntipps: Kreative Lern- und Arbeitstechniken 4. Methodenvielfalt 4.1 Lernen im Spiel 4.2 Offene Lernsituationen 4.3 Lernen an Stationen (Lernzirkel) 4.4 Partnerarbeit 4.5 Gruppenarbeit 4.6 Lernen nach Arbeitsplan 1 4.7 Freiarbeit 4.8 Projektorientiertes Lernen 4.9 Entdeckendes Lernen 4.10 Informierendes Lernen 4.11 Wiederholendes und übendes Lernen 4.12 Lernen im Gespräch 4.13 Lernspirale (Klippert) Literaturverzeichnis Anhang: Multiplen Intelligenzen – Test und Praxisbeispiele VS-Praxisbeispiele (Studierende) 2 Einleitung Wir leben in einer Individualgesellschaft. Persönliche Freiheiten, wie sie vor wenigen Jahrzehnten noch nicht vorstellbar waren, sind heute für uns vielfach selbstverständlich. Integration von Behinderten und Alten im öffentlichen Leben, Akzeptanz vielfältiger Kleidung und Frisuren, hohe Duldung andersartigen Verhaltens, Zugang zu einer Überfülle an öffentlichen Informationen sind Beispiele dafür. Früher einmal war vielleicht die uneingestandene oder nicht zugestandene Individualität ein Hauptproblem der Erziehung: „Vor fast 200 Jahren erkannte der damalige amerikanische Präsident Thomas Jefferson, dass die prinzipielle verfassungsrechtliche Gleichheit der Menschen und ihre faktische Ungleichheit in physischer, intellektueller, bildungsmäßiger und sozialer Hinsicht ein ebenso zentrales wie unlösbares Problem jeder Demokratie und jeder Pädagogik sein muss“ (Weinert, 1975, 35ff) Mit der heute bei uns sehr hohe Akzeptanz von Individualität muss man kein Problem mehr darin sehen, verschiedenen Menschen gleiche Rechte einzuräumen. Dafür ist es eine vordringliche Erziehungsaufgabe geworden, den als verschieden akzeptierten Menschen zum glücklichen Umgang mit ihrer großen individuellen Freiheit zu verhelfen. Schüler unterscheiden sich hinsichtlich des Entwicklungsstandes, des genetischen Potentials, der Umwelt und der Vorerfahrungen, des sozialen Milieus mit Auswirkungen auf Motivation, Belastbarkeit, Sprache, Erziehung, des Lerntempos, der Interessen und Bedürfnisse, des Lerntyps und der Konzentration und auch Geschlechts. Wie bereits erwähnt erkannte schon Thomas Jefferson, dass die prinzipielle verfassungsrechtliche Gleichheit der Menschen und ihre faktische Ungleichheit in physischer, intellektueller, bildungsmäßiger und sozialer Hinsicht ebenso zentrales wie unlösbares Problem jeder Pädagogik sein muss! Die Kinder bringen bei Schuleintritt eine sehr unterschiedliche Bandbreite an individuellen Erfahrungen und Kenntnissen mit. In keiner Phase des schulischen Lebens gibt es eine breitere Heterogenität als bei Eintritt in die Grundschule. Heterogenität von Kindergruppen ist eine schulische Realität, die von unterschiedlichen LehrerInnen jeweils auch unterschiedlich wahrgenommen und behandelt wird. Die Heterogenität (auch: Inhomogenität) umschreibt die unterschiedlichen Voraussetzungen der Lernenden durch folgende Faktoren: Jedes Kind/Individuum hat angeborene charakterliche, körperliche, intellektuelle Eigenheiten. 3 Jedes Kind bringt unterschiedliche soziale, ethnische und kulturelle Hintergründe mit Auswirkungen auf Spracherwerb, Erziehungspraktiken, etc. Jedes Kind hat unterschiedliche häusliche Arbeitsbedingungen. Jedes Kind besitzt unterschiedlich ausgeprägte Begabungen, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Defizite. Jedes Kind lernt nach individuellem Tempo. Jedes Kind weist eine unterschiedliche Lernbereitschaft bzw. Lernfähigkeit auf. Jedes Kind hat eine unterschiedlich ausgebildete Gedächtnis- und Konzentrationsfähigkeit. Jedes Kind repräsentiert einen gewissen Lerntypus. Jedes Kind hat eigene Interessen und Bedürfnisse. Jedes Kind hat ein bestimmtes Maß an Selbstständigkeit. Jedes Kind zeigt eine unterschiedliche Kooperationsbereitschaft und Kooperationsfähigkeit. Jedes Kind hat eine unterschiedliche Sprachkompetenz. Jedes Kind hat sein eigenes familiäres und soziales Netzwerk. Jedes Kind weist trotz homogener Altersstruktur einen eigenen Reifegrad auf (vgl. Palmstorfer 2006, 7) Berücksichtigt man weitere intraindividuelle Unterschiede (wie z.B. ein Schüler ist in einem Fach gut, im anderen weniger, schreibt gute Aufsätze, hat aber Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung, etc.), und die Tatsache, dass Lernen ein individueller Vorgang ist, den niemand für einen anderen übernehmen, sondern nur erleichtern kann, so erscheint ein Unterricht in Lerngruppen, der all dies berücksichtigt, völlig unmöglich. Wo aber bleibt das Recht des Schülers auf freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, sein Anspruch auf optimale Förderung? Wenn Schule diesen berechtigten Forderungen entsprechen will, muss sie solche Lernsituationen schaffen, die den internen Bedingungen beim Schüler möglichst weitgehend entsprechen. Die Lehrplanforderung in den Allgemeinen Didaktischen Grundsätzen lautet: „Maßnahmen der Individualisierung und inneren Differenzierung sind im Sinne des Förderns und des Forderns zu verstehen und zu gestalten. Sie tragen dazu bei, dass die Grundschule auch die sehr wichtige Aufgabe der Begabtenförderung erfüllt.“ (Lehrplan der Volksschule 2003, 28) Weiter heißt es „Diese Unterschiede müssen erkannt, beachtet und zum Ausgangspunkt für individualisierende und differenzierende Lernangebote und Lernanforderungen gemacht werden. Eine verantwortungsvolle Berücksichtigung der Unterschiede schafft die Voraussetzungen für erfolgreiches Lernen aller 4 SchülerInnen und Schüler und hilft mit, Über- bzw. Unterforderung möglichst zu vermeiden.“ (Lehrplan der Volksschule 2003, 27) Der Lehrplan gibt den Auftrag zur Differenzierung! Wenn wir den SchülerInnen in ihrer Unterschiedlichkeit besser gerecht werden wollen, dann müssen wir den Unterricht durch Differenzierung und Individualisierung anders gestalten. 1. Begriffsklärung: 1.1 Was versteht man unter Individualisierung? Individualisierung bedeutet die Berücksichtigung der jeweiligen Voraussetzungen und Bedingungen beim einzelnen Menschen. Im schulischen Kontext sind unter Individualisierung alle Organisationsformen und Versuche zu verstehen, den Begabungen, Interessen und Anlagen sowie dem jeweiligen Entwicklungsstand der einzelnen SchülerInnen gerecht zu werden. Individualisierung kann als Forderung oder als Modell (z.B. bei Modellen wie Montessori, Freinet, etc.) formuliert sein. „Unter Individualisierung wird die Gesamtheit aller unterrichtsmethodischen und lern-/lehrorganisatorischen Maßnahmen verstanden, die davon ausgehen, dass das Lernen eine ganz persönliche Eigenaktivität jeder einzelnen Schülerin bzw. jedes einzelnen Schülers selbst ist, und die darauf abzielen, die Schülerinnen und Schüler dabei gemäß ihrer Persönlichkeit, ihrer Lernvoraussetzungen und Potenziale bestmöglich zu fördern und zu fordern.“ (www.bmukk.gv.at in: SalnerGridling 2009, 18) 1.2 Was versteht man unter Differenzierung? Aus dem Spannungsfeld zwischen allgemeiner Förderung und Individualisierung entsteht nunmehr die Notwendigkeit der Differenzierung. Das aus dem Wort „differe“ entstandene Wort meint grundsätzlich nicht anderes als „unterscheiden“ bzw. „auseinander tragen“. Differenzierung bedeutet, dass man – durch didaktisch-methodische Maßnahmen einerseits und durch organisatorische Maßnahmen andererseits – der Individualität des Einzelnen im Bereich des erziehlichen und unterrichtlichen Geschehens gerecht wird. Nach Bönsch (1995, 21) wird unter Differenzierung einmal das „variierende Vorgehen in der Darbietung und Bearbeitung von Lerninhalten verstanden, zum anderen die Einteilung bzw. die Zugehörigkeit von Lernenden zu Lerngruppen 5 nach bestimmten Kriterien. Es geht um die Einlösung des Anspruchs, jedem Lernenden auf optimale Weise Lernchancen zu bieten, dabei die Ansprüche und Standards in fachlicher, institutioneller und gesellschaftlicher Hinsicht zu sichern und gleichzeitig lernorientiert aufzuarbeiten. Differenzierung stellt sich für die Organisation von Lernprozessen als Bündel von Maßnahmen dar, Lernen in fachlichem, organisatorischem, institutionellem wie individuellem und sozialem Bezug zu optimieren.“ Im Unterschied zur Differenzierung, die vom Lehren her gedacht wird, steht bei der Individualisierung das Lernen im Zentrum der Betrachtung. Individualisierung bedeutet nach Largo „die Selbstverwirklichung des einzelnen Menschen bezüglich seiner Begabungen.“ (Largo in: Salner-Gridling 2009, 19) 1.3 Differenzierung als Konsequenz: Das bedeutet vor allem Abschied nehmen von der Illusion, dass alle SchülerInnen einer Klasse zur gleichen Zeit auf gleichen Wegen die gleichen Leistungen erbringen können. Weiters bedeutet es für den Lehrer auch die Einschränkung von interindividuellen Leistungsvergleichen zugunsten des Vergleichs der jeweils individuellen Voraussetzungen mit einer angestrebten individuellen Lernfortschrittsmessung. Differenzierung und Individualisierung sind das Bestreben den Unterricht an die internen Bedingungen eines Schülers oder einer Lerngruppe anzupassen. Dies kann vielfältig durch die Variierung der Lehrziele, der Lehr/Lernverfahren, der Lernmaterialien, der Lernhilfen, der Lernzeit erreicht und durch schulorganisatorische Maßnahmen unterstützt werden. 1.4 Aufgaben der Differenzierung: Die Differenzierung soll für alle SchülerInnen einen gemeinsamen Grundbestand an Wissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Haltungen sichern, der ein kritisches und selbstverantwortliches Handeln in der immer komplexeren Welt möglich macht und damit das Bestehen und die Fortentwicklung der Gesellschaft gewährleistet. Sie soll weiters Hilfe zur Selbstverwirklichung sein, indem sie durch ein vielfältiges Angebot in Bezug auf Inhalte, Ziele und Verfahrensweisen den individuellen Unterschieden Raum gibt. 2. Formen der Differenzierung (bm:ukk- www.gemeinsamlernen.at) Differenzierungsebenen: 6 Differenzierung in der Schule findet auf unterschiedlichen Ebenen und nach unterschiedlichen Strukturprinzipien statt. Zu unterscheiden ist die Ebene der äußeren von der Ebene der inneren Differenzierung und auch die institutionelle Differenzierung (Alter, Leistung – Zuteilung je nach Schulart: APS, AHS, BMHS) 2.1 Die äußere Differenzierung: Der Aufbau unseres Schulsystems, die verschiedenen Möglichkeiten des Aufbzw. Umstiegs sind Ausdruck einer äußeren Differenzierung. Im Rahmen der äußeren Differenzierung sind drei Kriterien voneinander zu unterscheiden. Differenzierungskriterium Schulform: Zuweisung der SchülerInnen an die diversen Schulformen analog ihrer vermuteten Leistungsfähigkeit. Differenzierungskriterium Schulprofil: Auswahlmöglichkeiten für SchülerInnen und Schüler analog ihrer unterschiedlichen Neigungen, Interessen und Fähigkeiten. Differenzierungskriterium Jahrgangsklassen: Aufteilung der SchülerInnen und Schüler innerhalb der Schule nach Alter. 2.2.Die innere Differenzierung: Die Grobstruktur der inneren Differenzierung ist auf der organisatorischen Ebene angesiedelt. Die Feinstruktur, die innerhalb der organisatorischen Differenzierungen zum Tragen kommt, ist didaktisch begründet (vgl. Paradies/Linser 2001, 35). Unter innerer (didaktischer) Differenzierung werden alle jene Maßnahmen verstanden, die dazu beitragen, den unterschiedlichen Fähigkeiten, Fertigkeiten, Interessen und Lernbedürfnissen der Schüler innerhalb einer Klasse oder Lerngruppe besser entsprechen zu können. 2.3 Schulorganisatorische und didaktische Differenzierung: Die innere Differenzierung stellt die didaktische Umsetzung der Grundidee der Heterogenität dar: Unterschiedlich Lernende brauchen unterschiedliche Zugänge und Aneignungsmöglichkeiten. Differenziert wird nach Lernziel, Lernzeit, Unterrichtsmethode, Lernumgebung, Schwierigkeitsgrad, Leistungsniveau, Inhalt, Lerntechnik, Umfang. (vgl. Salner-Gridling 2009, 18) Innere Differenzierung – Unterrichtsdifferenzierung Organisatorische Differenzierung Didaktische Differenzierung 7 Zugehörigkeit von SchülerInnen nach bestimmten Kriterien: Ziele Unterrichtsinhalte Unterrichtsmethoden und Medien Sozialformen Lernvoraussetzungen Organisation und Zufall Variierendes Vorgehen in der Darbietung und Bearbeitung von Lerninhalten: Lerninteressen Lernbereitschaft Lerntempo Lernstile 2.3.1 Schulorganisatorische Differenzierungsmöglichkeiten: Differenzierung nach Zielen: Entweder arbeiten innerhalb der Lerngruppe unterschiedliche leistungshomogene Gruppen auf unterschiedliche Schulabschlüsse hin; oder SchülerInnen mit ähnlich gelagerten Förderschwerpunkten (wie SPF Kinder, Hochbegabte, etc.) bilden eine Gruppe. Differenzierung nach Unterrichtsinhalten: Die Lerngruppe arbeitet in kleine Gruppen an und zu einem Thema, wobei unterschiedliche Teilaspekte eines Themas von den Kleingruppen behandelt werden. Differenzierung nach Unterrichtsmethoden und Unterrichtsmedien: Kleinere Gruppen entstehen durch unterschiedliche Erarbeitungs- und Präsentationstechniken (mündlich, schriftlich, szenisch, etc.) oder die Lerngruppe teilt sich bedingt durch unterschiedliche Materialien oder Medien auf. Differenzierung nach Sozialformen: Die Lerngruppe arbeitet in Untergruppen oder jede/r SchülerIn arbeitet allein. Differenzierung nach Lernvoraussetzungen: Die Lerngruppe wird leistungsabhängig in weitgehend homogene Gruppen aufgeteilt, sodass SchülerInnen mit ähnlich gelagerten Förderschwerpunkten 8 (wie Kinder mit Sonderpädagogischem Hochbegabungen) eine Gruppe bilden. Förderbedarf oder Kinder mit Differenzierung nach Organisation und Zufall: Aus organisationstechnischen Gründen bilden nahe beieinander sitzende SchülerInnen arbeitsfähige Gruppen, oder die Gruppenbildung erfolgt nach dem Zufallsprinzip durch Auslosen, Durchzählen, etc. 2.3.2 Didaktische Differenzierung: Differenzierung nach Lerninteressen: Alltagsspezifische Interessen oder spezielle SchülerInneninteressen werden gezielt als Grundlage für die Gruppenbildung eingesetzt. Differenzierung nach Lernbereitschaft: Differenzierung nach Lerntempo: Langsam arbeitende SchülerInnen erhalten ihrem Lerntempo entsprechend vorbereitetes Material, schneller arbeitende SchülerInnen solches mit zeitintensiverem Schwierigkeitsgrad. Differenzierung nach Lernstilen: Abhängig vom Lerntyp (auditiv, visuell, kinästhetisch) und den sich daraus ergebenden Lernstilen werden die Aufgabenstellungen, Materialien, etc. für die einzelnen SchülerInnen zusammengestellt (vgl. die Schulpraxis 2005, 4f) Innere Differenzierung soll: Der Zielsetzung optimaler Förderung aller Schüler bei der Aneignung von Erkenntnissen, Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten dienen. Die Entwicklung verschiedener Persönlichkeitsdimensionen und ihre wechselseitige Beziehung anregen und unterstützen. Die Selbstständigkeit jedes einzelnen Schülers fördern, ihn also das Lernen lehren oder besser: das Lernen lernen lassen Die Kooperationsfähigkeit der Schüler, ihre Fähigkeit zu bewusstem sozialen Lernen und in diesem Rahmen ihre Kooperationsfähigkeit entwickeln. 9 Wird innere Differenzierung unter dem Aspekt betrieben, alle Schüler einer Klasse zur Erreichung gleicher Ziele und Inhalte zu führen, so kommt es darauf an, unterschiedliche Methoden und Medien bereitzustellen und den Schülergruppen zuzuordnen. Man muss jedoch berücksichtigen, dass nicht immer alle Schüler in der dafür vorgesehenen Zeit – trotz einer optimalen Anpassung von Methoden und Medien – die gesetzten Ziele vollständig bewältigen. Daher wird es nötig sein, zeitweilig unterschiedliche Inhalte und Ziele anzubieten. Dieses Verfahren eröffnet zudem die Möglichkeit, schülerorientierter zu unterrichten, das heißt die Interessen, Wünsche, aber auch die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Schüler stärker zu berücksichtigen. (vgl. www.gemeinsamlernen.at) 2.4 Grundformen der inneren Differenzierung: Differenzierung durch Methoden und Medien bei gleichen Zielen und Inhalten Differenzierung durch Variation der Inhalte und Ziele Diese beiden Grundformen treten generell in der Praxis kombiniert auf, denn unterschiedliche Ziele und Inhalte verlangen meist nach unterschiedlichen Medien und Methoden. 2.4.1 Strukturformen innerer Differenzierung: Differenzierung nach Arbeitsweisen Differenzierung nach stofflichem Umfang Differenzierung nach Schwierigkeiten Differenzierung nach sozialen Motiven (Kooperation, Hilfe für leistungsschwächere Kinder) Differenzierung aus methodischen Gründen (Gruppeneinteilung im Turnunterricht, etc.) Differenzierung nach Lern- und Arbeitstempo Differenzierung nach zeitlichem Umfang Differenzierung nach sachlichen Gründen (z.B. Werkunterricht) Individualisierter Unterricht Somit schafft der individualisierte Unterricht ideale Voraussetzungen für eine qualitative innere Differenzierung. organisatorische 10 Wesentliche Merkmale des individualisierten Unterrichts sind der stufenweise Aufbau von Selbstkompetenz, eine regelmäßige Selbstkontrolle sowie die weit gehende Selbstverantwortung und -gestaltung in Bezug auf Zeitrahmen, Methodenwahl und Organisationsform. Ziele sind unter anderem die Entwicklung von Ich-Stärke und eine zieldifferenzierte Spezialisierung des Schülers. Die folgenden Techniken des individualisierten Unterrichts erfordern teilweise spezielles Unterrichtsmaterial, das zu beschaffen Zeit-, Geld- und Arbeitsaufwand erfordert: Freiarbeit, Themenbörse, Lerntagebuch, Werkstattarbeit, Stationsarbeit, Lernzirkel, Lerntheke, Planarbeit, Hausarbeit, Hausaufgaben, Facharbeiten, Computerarbeit, Lernfahrten usw. (vgl. Paradies; Linser, 2001, 51 f.) Kooperativer Unterricht Wenn im Unterricht Schüler gemeinsam in einem vereinbarten Zeitrahmen ohne direkte Kontrolle des Lehrers an einer Aufgabe arbeiten, ist das kooperativer Unterricht. Der Lehrer moderiert, sorgt für benötigtes Material und passende Lernumgebung und berät die Gruppenmitglieder bei Problemen. Vorherrschende Organisationsformen sind Kleingruppen oder Partnerarbeit. Kooperativer Unterricht sucht jeweils ein Gleichgewicht zwischen der Förderung von Sachund Sozialkompetenz sowie Selbst- und Fremdkontrolle und hilft Handlungskompetenz, Solidarität und Kooperationsfähigkeit zu entwickeln. Mögliche Formen des kooperativen Unterrichts sind das darstellende Spiel, die Zukunftswerkstatt, die Schulfeier, die Klassenfeier und die Projektarbeit. (vgl. Paradies; Linser, 2001, Seiten 65 f.) Gemeinsamer Unterricht Die Unterrichtsform, die längere Zeit hindurch frontal vor der Klasse abläuft, wird als gemeinsamer Unterricht bezeichnet. Planung und Durchführung liegen allein beim Lehrer. Er legt auch den Zeitrahmen und die Phasen des Lernprozesses fest, mit Anfang, Mittelteil und Ende. Die Vermittlung des Unterrichtsstoffs erfolgt vorwiegend verbal und kognitiv und wird mit Frontalmedien unterstützt. Der Einsatz von visuellen und auditiven Materialien und Medien, beispielsweise von entsprechend aufbereiteten Arbeitsblättern, dient der individuellen Unterstützung während phasenweise eingeschobener Einzelarbeit und ermöglicht Differenzierung auch im gemeinsamen Unterricht. 11 Bilder, Blätter mit Kernaussagen, Karteikarten mit Stichworten oder Zusatzmaterial mit Querverbindungen zu benachbarten Themen geben interessierten Schülern die Möglichkeit, bereits vorhandenes mit neuem Wissen zu vernetzen. (vgl. Paradies; Linser, 2001, 77 f.) Kompetenz Soziales Lernen ist ein wichtiger Aspekt vor allem der aktiven Differenzierung, die ja eine weitgehende Bewusstheit für eigene Bedürfnisse, Einnehmen eines Standpunkts und Verantwortung gegenüber den Kollegen voraussetzt. Die Förderung von Selbstkompetenz dient auch dem erfolgreichen Umgang mit Konflikten. Gleichzeitig bearbeiten Konfliktlösungsstrategien nicht nur aktuelle Konflikte in der Klasse, sie stärken ebenso die Klassengemeinschaft und bereiten die Schüler auf den Umgang mit späteren Problemen vor. Bei problemlösenden Spielen wird zwischen „Ich-Spielen“, Du-Spielen und „WirSpielen“ unterschieden. Mit „Ich-Spielen“ wird geübt, eigene Bedürfnisse und Gefühle zu äußern. Das Ziel ist, Ich-Botschaften zu formulieren, ohne andere Personen anzugreifen. „Du-Spiele“ beschäftigen sich mit dem Eindruck, den man vom anderen bekommt. Die eigene Wahrnehmung wird vertieft und bewusst gemacht, Nähe zum Kommunikationspartner gewonnen. „Wir-Spiele“ helfen bei der Orientierung in der Gruppe. Die eigene Position, die Stärken und Schwächen der anderen, die je nach Situation verschiedenen Eigenschaften der Gruppe werden kennen gelernt. (vgl. Badegruber, 1996, 6) Weitere gute Gelegenheiten für soziales Lernen bieten sich in der Bewegungserziehung Kooperative Spiele, Vertrauensspiele und Übungen zur Propriozeption fördern den Aufbau einer Selbstkompetenz, die integrierte Individualität und konstruktive Konfliktarbeit ermöglicht. (vgl. Kaslatter 2005, 23) Gruppierungsformen: Die Anpassung des Unterrichts an die Individualität der Schüler, verlangt in der Regel ihre Umgruppierung. Folgende Gruppierungsformen sind möglich: Klassenunterricht Gruppenunterricht 12 Partnerarbeit Einzelarbeit Einzelarbeit erscheint geeignet, wenn es darauf ankommt, einen Schüler möglichst individuell zu fördern, während Partnerarbeit die Kommunikation mit dem Mitschüler verlangt und gegenseitige Hilfe, gemeinsames Bewältigen von Problemen und gemeinsames Üben in einem begrenzten sozialem Rahmen erlaubt. Gruppenunterricht, oft als Hochform betrachtet, schließt Einzel- und Partnerarbeit ein. Er fördert die Einübung sozialer und demokratischer Verhaltensweisen, dient dem sozialen Lernen und der Leistungssteigerung. Klassenunterricht ist immer dann angebracht, wenn es auf Meinungsvielfalt ankommt oder wenn der Lehrer auf rationelle Art Informationen vermittelt. Arbeits- und Lerntechniken: Die Einführung der erforderlichen Arbeits- und Lerntechniken für den differenzierten Unterricht nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Es von Vorteil, wenn eine Klasse vom ersten Schultag an bestimmte Arbeits-, Lern- und Verhaltensweisen trainieren kann. Wesentliche Arbeitstechniken sind: Arbeitsanweisungen lesen können Informationen aus Anweisungen, Texten, Zeichnungen, etc. entnehmen können sich durch Ausprobieren, Nachschlagen, Befragen, bewusstes Beobachten, Vergleichen, etc. selbstständig Informationen besorgen können Selbst- und Fremdkontrolle praktizieren und „ertragen“ können einem Partner zu eigenen Lösungen verhelfen können mit einem oder mehreren Partnern ein aufgabenbezogenes Gespräch führen können sich frei und möglichst leise im Raum bewegen können die nötigen Hilfsmittel selbst auswählen und sinnvoll nutzen können mit den diversen Medien (CD-Player, Overheadprojektor, Folien, etc.) umgehen können Gruppenbildung: Je nach Funktion, Aufgabenstellung, Fach und Unterrichtsphase, Defizitbehebung oder Zusatzförderung ändern sich die Gruppen bezüglich ihrer Stärke wie auch in ihrer Zusammensetzung. 13 In der Praxis hat sich gezeigt, dass Zweiergruppen sowie Gruppen aus vier bis sechs Schülern häufig arbeitsfähiger sind als Dreiergruppen. Tipps bei der Gruppenbildung: Eine Lerngruppe, die nur aus besonders leistungsfähigen SchülerInnen besteht erarbeitet gute Ergebnisse vor allem bei selbstständigen Lösungsfindungen, dennoch können Spannungen und Rivalitäten sich sehr störend auf den Arbeitsprozess auswirken. Besteht eine Lerngruppe nur aus besonders schwachen SchülerInnen, kann man davon ausgehen, dass diese gegenseitig viel Verständnis für ihre Schwächen haben werden, die Arbeit dürfte jedoch trotz aller Anstrengungsbereitschaft häufig wenig effektiv bleiben. Die Kombination verschiedener Fähigkeitsstufen wird daher bei Lernpartnerarbeit eher zu erwartenden Ergebnissen führen. Dabei geht es nicht nur darum, leistungsfähigere mit weniger begabten SchülerInnen in Gruppen zu vereinen, sondern auch ablenkbare mit gut konzentrierten SchülerInnen, sehr redefreudige mit eher ruhigen und disziplinierten SchülerInnen. Das individuelle Arbeitstempo ist kontextuell eine Ausnahme. Es erscheint wenig sinnvoll, einen extrem langsam arbeitenden Schüler mit einem extrem schnell arbeitenden mit gleicher Aufgabenstellung zu betreuen! Lehrerrolle – Lernpartner Lehrer: Die Rolle des Lehrers/der Lehrerin ändert sich im Vergleich zur Arbeit mit der Gesamtklasse weitgehend, wenn mit mehreren Lerngruppen gearbeitet wird: Er/sie kann selbst als Leitpartner in einer Gruppe tätig sein, um bestimmte Lernziele anzusteuern. Er/sie kann sich einem Einzelschüler besonders zuwenden. Er/sie kann sich selbst freihalten für spontane Hilfestellung, gleichsam als „Medium“, das für jede Gruppe verfügbar ist. Er/sie kann Schülerbeobachtungen durchführen und sich als Arbeits- und Sozialverhalten einzelner SchülerInnen oder Gruppen Notizen anfertigen. Er/sie kann die nächste Unterrichtsphase vorbereiten. Je selbstständiger die Arbeit in Lerngruppen von den SchülerInnen beherrscht und praktiziert wird, desto freier kann sich der Lehrer eine angemessene 14 Aufgabenstellung für sich selbst in diesen Phasen wählen. Sein Haupteinsatz lag zunächst schon vor dieser Phase, nämlich bei der Planung und Organisation der Lerngruppenarbeit. Um Misserfolge zu vermeiden, muss sich der Lehrer sowohl in der Planungs- wie in der Durchführungsphase einiger „Gefahrenstellen“ bei der Arbeit in Lerngruppen bewusst sein. Gefahrenstellen: Verlust von Kontrollmöglichkeiten, Überorganisation und Perfektionismus, selbstproduzierter Zeitdruck, zu hohes Anspruchsniveau, Verlust des Überblicks, Zersplitterung in zu viele Gruppierungen, etc. Differenzierungskonzepte erarbeiten: Schüler helfen Schülern: Kinder lernen oft schneller und lieber von anderen Kindern. Sie sind sich in Denken und Sprache näher, sodass sie sich bei einer Erklärung in manchen Fällen eher erreichen können, als es zwischen dem Kind und einem Erwachsenen gelungen wäre. Wenn Schülerinnen und Schüler sich untereinander helfen, erwerben sie darüber hinaus sprachliche und kommunikative Kompetenzen. Sie lernen, eigene Gedanken so in Worte zu fassen, dass andere sie verstehen. Dies bezieht sich nicht nur auf Lerninhalte, sondern auch auf das Kennenlernen und Einüben von Arbeitstechniken sowie auf das Miteinander in der Gruppe und deren Bereitschaft, sich gegenseitig zu helfen und damit bei der Arbeit zu unterstützen. Abteilungsunterricht: Hier werden Kinder mit nahezu gleichen Lernvoraussetzungen und gleichem Leistungsstand zu einer Lerngruppe zusammengefasst, während die übrigen Kinder selbstständig in ihrem Lehrgang arbeiten. Die Zusammensetzung der Kleingruppe kann jeweils aus unterschiedlichen Jahrgängen bestehen. Die Kinder haben aber eines gemeinsam: Sie benötigen ein weitergehendes Lernangebot, eine Einführung, eine Erklärung, Unterstützung oder auch nur vertiefende Wiederholung mithilfe des Lehrers und der Mitschüler zu einem thematisch eingegrenzten Lernbereich. Somit ist gewährleistet, dass jedes Kind zum richtigen Zeitpunkt den Lernzuwachs erfährt, der innerhalb seines 15 Lernplans ansteht oder der aufgrund von Lerndefiziten oder Fehlzeiten bisher nicht erzielt werden konnte. Dadurch wird individueller Lernfortschritt ermöglicht und Unter- oder Überforderung vermieden. 2.5 Praxisbeispiele – Sekundarstufe Hauptschule/AHS: Individualisierung und Differenzierung in heterogenen Gruppen 2.5.1. Differenzierung durch Methoden: schülerzentrierter Unterricht lehrerzentriert versus Faustregel (Seydel 2009, 28): 30% frontal, 10% im Kreis, 30% in der Kleingruppe (2-6), 30% allein. Differenzierungskriterien nach Bönsch (in: Salner-Gridling 2009, 51): Er- Be- und Verarbeitungsweisen: unterschiedliche Begegnungsweisen (Realität, Objekte, Modell, Schema, Bild, Texte) unterschiedliche Bearbeitungsweisen (Text rezipieren, Medien ansehen und analysieren, erkunden/recherchieren, lesen, hören, sehen, fühlen, experimentieren, verändern, neue strukturieren) unterschiedliche Verarbeitungsweisen (Aufgaben ausführen, Texte erstellen, memorieren, trainieren, anwenden, umsetzen) Quantität der Unterrichtsinhalte: Basistexte oder differenzierte Quellenbearbeitung vier Grundoperationen oder zehn Anwendungsaufgaben fachliche Systematik oder exemplarische Themen Anspruchsniveau (Qualität): einfache Aufgaben – komplexe Aufgaben schlichte Wiedergabe – selbstständige Verarbeitung Komplexe Texte – vereinfachtes Exzerpt Teilkompetenzen (Vokabellernen) – mehrdimensionale Aufgaben (Text mit Vokabeln und Grammatik) reproduktives Denken – produktives Denken Selbstständigkeit – Umfang benötigter Hilfe: völlig selbstständige Bearbeitung der Aufgaben geringe Selbstständigkeit und größere Beratungs-/Unterstützungsbedarf 16 Zeit: schnelle Erledigung der Lernaufgaben – langsame Arbeitsweise Kooperationskompetenz: gute Zusammenarbeit mit anderen – geringe Kooperationsfähigkeit selbst gut Hilfen geben können – geringe Vermittlungsfähigkeit Zieldifferenzierung: Orientierung an den Zielen der Klasse – geringe Zielmargen – notwendige Zusätze Planerfüllung oder zusätzliche Interessen Erledigung der Pflichtaufgaben – eigenständige Aktivitäten Sollerfüllung – eigenständiges Nachforschen Bedingungen für gelingenden Unterricht (Helmke 2009 in: Salner-Gridling 2009, 52) Lehrende orientieren sich an den Lernvoraussetzungen und Interessen der SchülerInnen und stimmen Lernziele, Themen sowie Arbeitstempo auf sie ab, mischen leichte und schwierige Fragen, rufen alle SchülerInnen und Schüler auf und ermutigen sie zum Nachfragen, geben den SchülerInnen Zeit zum Nachdenken und reagieren auf ihre Antworten mit einem wertschätzenden Feedback, sorgen für ausreichende Übung (differenzierte Aufgaben), kontrollieren den Lernfortschritt bei jeder einzelnen Schülerin/jedem einzelnen Schüler und helfen bei Lernschwwierigkeiten. Ein lehrerInnengelenkter, aber schülerInnenorientierter Unterricht verringert die Leistungsdifferenzen zwischen den SchülerInnen, vermindert die Leistungsängstlichkeit und stärkt das Selbstbewusstsein fachlicher Tüchtigkeit. Allerdings sinkt die Dauer der Lernlust. Um die Lernfreude der SchülerInnen zu erhalten, werden offene Unterrichtsformen gewählt, die die Interessen der SchülerInnen fördern und Eigenaktivität zulassen. (Helmke 2009 in: SalnerGridling 2009, 52) Wie kann Frontalunterricht gestaltet werden, dass sich möglichst viele SchülerInnen angesprochen und herausgefordert fühlen und Lernen initiiert wird? 17 Einstieg: erforschen – beschreiben – erklären: Problem aufzeigen, offene Fragen stellen, Aufgaben mit Lösungsvorschlägen, Geschichten Verarbeitungsphase – Verständnisnachweis: Unterrichtsgespräch – arbeitsteilige Gruppen, Einzelarbeit Abschluss – auswerten: Zusammenfassung, Lernfortschritt wahrnehmen, neues Problem formulieren, differenzierte (Haus-)Aufgaben Das methodische Grundprinzip des Offenen Unterrichts ist das entdeckende, problemlösende, handlungsorientierte und selbstverantwortliche Lernen. Beispiele für offene Unterrichtsformen: Gruppenunterricht Stationenbetrieb Projektunterricht Kompetenzorientierter Unterricht Arbeit mit Kompetenzraster Kriterien für einen gut funktionierenden, erfolgreichen Gruppenunterricht: Aufgabenstellung muss klar sein angemessen und bewältigbar für die SchülerInnen SchülerInnen müssen über ein hinreichendes arbeitsorganisatorisches und methodisches Knowhow verfügen SchülerInnen müssen einigermaßen motivierbar und leistungswillig sein (Weidner in: Salner-Gridling 2009, 57) Stationenarbeit: Lehrende stellen Material und Lernumgebung bereit. Themendifferenzierte Aufgaben mit Materialien und Arbeitsanleitungen werden von den SchülerInnen bearbeitet. Stationen können systematisch aufeinander aufbauen oder thematisch ergänzen. Aufgaben können sein: Arbeitsaufträge, Rätselaufgaben, Übungsaufgaben mit Lektüreangebote; Versuchsanordnungen Differenzierungsmöglichkeit: nach Wahl- und Pflichtaufgaben Selbstkontrolle; 18 Individualisierungsmöglichkeit: SchülerInnen wählen sich den Arbeitsauftrag sowie die Sozialform selbst nach ihren individuellen Lerninteressen und – fähigkeiten (Aufgaben nach unterschiedliche Lerntypen oder multiple Intelligenzen nach Gardner)! Buffetbetrieb: Arbeitsmaterialien liegen auf und SchülerInnen holen sie sich an ihre Arbeitsplätze. Projektunterricht: „Learning by doing“ SchülerInnen wählen Thema, Material, Ziele, Methode, Gruppe, Fächer….. Kompetenzorientierter Unterricht (Ziener 2006 in: Salner-Gridling 2009, 60): Kategorie I: kognitiver Bereich A: Grundzüge wiedergeben können: SchülerInnen können die im Unterricht erhaltenen Informationen in wesentlichen Zügen reproduzieren B: Hintergründe benennen können: SchülerInnen können die im Unterricht auch zu unterschiedlichen Zeitpunkten erhaltenen Informationen miteinander verknüpfen und Bezüge herstellen C: Transfer leisten können: SchülerInnen können Informationen selbstständig reorganisieren und in einen neuen Zusammenhang einordnen. Kategorie II: kommunikativer Bereich A: Gegenstandsbezogene Äußerung: SchülerInnen können Sachverhalte, eigene Gefühle, Einsichten oder Eindrücke aus der eigenen Perspektive formulieren B: Adressatenbezogenes Reden: SchülerInnen können eine eigene sprachliche Äußerung in den Dialog mit anderen Äußerungen bringen bzw. sich darauf beziehen C: Diskursive Reflexion: SchülerInnen können von der eigenen Position aus auch andere Personen wahrnehmen und in ihrer Äußerung berücksichtigen Kategorie III: methodisch-kreativer Bereich A: Reproduktion (Vorlage wiederholen): SchülerInnen können Aufgabenstellungen, die bereits erprobt wurden, mit veränderten Variablen durchführen B: Rekonstruktion (Durchdringung): SchülerInnen können strukturverwandte Aufgaben bearbeiten: dieselbe Methode in einer veränderten Anwendung oder die angemessene Methode für einen bestimmten Anwendungsfall wählen 19 C: Transformation (Übertragung): SchülerInnen können fremde Aufgaben selbstständig bearbeiten (Aufgabentypus identifizieren, Methode begründet wählen und durchführen) Kategorie IV: personaler und sozialer Bereich A: reaktiv: SchülerInnen können sich an Problem- und Aufgabenlösungen beteiligen B: aktiv: SchülerInnen können sich Initiativen zur Bearbeitung von Aufgaben und Problemen übernehmen C: konstruktiv: SchülerInnen können eigene Beiträge zur Bearbeitung von Aufgaben und Problemen mit andern Beiträgen koordinieren. Individuelles Arbeiten mit Kompetenzraster: Wie gut kann ich etwas? Standards – GERS bei Sprachen: A1, A2, B1, B2…. Hören, Lesen, an Gesprächen teilnehmen, zusammenhängend Schreiben… Sprechen, 2.5.2. Differenzierungsmöglichkeiten – Aufgaben: Lernaufgaben sind differenziert und individualisiert durch unterschiedliche Schwierigkeitsgrade und gestufte Lernhilfen. Sie sollen ermutigend sein! Offene Aufgaben – offene Arbeitsaufträge: Beispiel: Wie viele Stunden hat ein Jahr? Bessere Aufgabenformulierung: „Wie viele Sekunden bist du alt?“ Erläutere, wie du beim Rechnen vorgehst und welche Gedanken und Gefühle dich beim Lösen der Aufgabe begleiten.“ (Ruf et al. 2008, 216 in: Salner-Gridling 2009, 68) Problemorientierte Fragen: Nicht: Lernt die bedeutendsten Städte … sondern: Schreibt einen Reiseführer zu den bedeutendsten Städten, entwerft ein Quiz, ein Brettspiel…. Nicht: Was besagt die Heisenbergsche Unschärferelation? Sondern: Schreib einen Dialog zwischen Heisenberg und dem Laplaceschen Dämon! 20 Nicht: Nehmt Stellung zu Kants kategorischen Imperativ, sondern: Könnt ihr euch in der Gruppe auf ein Gebot einigen, das eurer Meinung nach von allen vernünftigen Menschen der Welt uneingeschränkt akzeptiert werden kann.“ (Von der Groeben 2009 in: Salner-Gridling 2009, 68f) Du-kannst-Aufgaben: Beispiel: Thema: Computer-/Videospiele und aggressives Verhalten Du kannst den Tagesablauf einer Schülerin/eines Schülers beschreiben. dich in eine Schülerin/einen Schüler, die/der viel spielt, hineinversetzen. einen Dialog zwischen einer Psychologin/einem Psychologen (Vater/Mutter) und einer Schülerin/einem Schüler schreiben. eine Liste unterschiedlicher Spieltypen aufstellen und kommentieren: Welche Spiele sind warum gefährlich? ein Interview mit einer Schülerin/einem Schüler führen bzw. Fragen zusammenstellen. Beispiele: Einzelne SchülerInnen(gruppen) beschäftigen sich mit unterschiedlichen Inhalten Beispiel: In Geografie erkundet jede/r SchülerIn die Entwicklung einer Fremdenverkehrsregion, die er aus eigener Erfahrung kennt und legt dabei das Schwergewicht auf jene Aspekte, die ihn persönlich besonders interessieren. Einzelne SchülerInnen(gruppen) bearbeiten unterschiedlich schwierige Aufgaben Beispiel: In Deutsch erzählen die SchülerInnen eine historische Geschichte schriftlich nach, einige SchülerInnen schreiben dieselbe Geschichte aus der Perspektive einer der handelnden Personen und ein sprachlich besonders begabter Schüler transponiert das Geschehen in die heutige Zeit. Einzelne SchülerInnen(gruppen) bearbeiten unterschiedlich umfangreiche Aufgaben 21 Beispiele: In Bewegung und Sport animiert der Lehrer leistungsstärkere Schüler, ein paar Längen mehr als ihre weniger sportlichen Kollegen zu schwimmen. Einzelne SchülerInnen(gruppen) lernen in unterschiedlichen Sozialformen Beispiel: In Geschichte kann jede/r SchülerIn selbst entscheiden, die geforderte Zusammenschau der Ereignisse im Vorfeld des zweiten Weltkriegs allein oder in Partnerarbeit zu erstellen. Einzelne SchülerInnen(gruppen) benutzen unterschiedliches Lernmaterial Beispiel: In Englisch wird es den Schülern freigestellt, ob sie ein Vokabelheft führen oder eine Lernkartei anzulegen – und der/die LehrerIn berät die SchülerInnen, für wen von ihnen welche der beiden Methoden die günstigere sein könnte. Einzelne SchülerInnen(gruppen) erhalten unterschiedliche Betreuung durch den Lehrer Beispiel: Während einer Einzelarbeit in Biologie unterstützt der/die LehrerIn den einen Schüler/die eine Schülerin durch einen methodischen Tipp, liefert dem nächsten/der nächsten einen weiterführenden inhaltlichen Hinweis und äußert sich anerkennend über den eleganten Lösungsweg eines dritten. Einzelne SchülerInnen(gruppen) bekommen unterschiedliche Hausübungen Beispiel: In Mathematik gibt der/die LehrerIn den Schülern, die bei einer Schularbeit schlecht abgeschnitten haben, Übungsbeispiele zu ihren Problemgebieten und ermuntert einige leistungsstarke SchülerInnen, die Lösung einer besonders schwierigen, über den Schularbeitsstoff hinausgehenden Aufgabe zu versuchen. (vgl. Mayr 1999, 8-9) Die skizzierten Beispiele sollen verdeutlichen, dass im Unterricht jedes Lehrers innere Differenzierung stattfindet. Wenn solche Maßnahmen häufiger gesetzt werden, dann steigern sie die fachliche Qualifikation der Schüler und ihr Engagement im Unterricht, was sich wiederum günstig auf die Berufszufriedenheit des Lehrers auswirkt. Warum ist die innere Differenzierung in der Hauptschule dennoch eher die Ausnahme als die Regel? Vordergründig betrachtet sind es sicher die ungünstigen Rahmenbedingungen, wie z.B. hohe SchülerInnenzahlen, gesteigerter Vorbereitungsaufwand, fehlende 22 Ausbildung für solche Unterrichtsformen. So lange an Hauptschulen Leistungsgruppen geführt werden, bleibt die Bereitschaft gering, innerhalb dieser nochmals zu differenzieren. Wo die Leistungsgruppen aufgelassen werden, steigt der Differenzierungsanteil. Praxisbeispiele Grundschule: Differenzierter Umgang mit einheitlicher Klassenlektüre: Alle SchülerInnen haben das gleiche Buch bzw. den gleichen Text in der Hand. Flotte LeserInnen bekommen den Auftrag, nach dem Fertiglesen für die Gruppe Fragen aufzuschreiben und diese im Anschluss als kleine Lernzielkontrolle den anderen Schülerinnen/Schülern zu stellen. Einige SchülerInnen erstellen zum Text passende kleine Zeichnungen. Im gemeinsamen Abschlusskreis werden dann sowohl die Zeichnungen präsentiert als auch die Fragen an die Gruppe gestellt. (vgl. Palmstorfer 2006, 14) Wie kann ich einen Text differenziert gestalten lassen? Differenzierungsmöglichkeiten: Mehrere Schlussmöglichkeiten finden Einen traurigen und einen lustigen Schluss finden Geschichte/Text ins Jahr 3005 transponieren In einer anderen Zeitform erzählen (z.B. von der Mitvergangenheit in die Zukunft bringen) In der Ich-Form erzählen Aus einer speziellen Perspektive schreiben (aus der Sicht des Hundes, des Babys,…) Als Lückentext Als Text mit kleinen Zeichnungen oder Symbolen dazwischen Reizwortgeschichte: + Geschichte: Fahrrad – Sturz – Oh weh! ++ Geschichte: Fahrrad – Sturz – Begegnung der besonderen Art +++ Geschichte:_________? ___________ - Fahrrad - MURPS 23 3. Gehirnforschung und Lernen Was brauchen Kinder? 3.1 Neuro- und kognitionswissenschaftliche Zugänge: Nichts von dem, was die moderne Hirnforschung zeigt, „ist einem guten Pädagogen inhaltlich neu!“ Wissen kann nicht übertragen werden; es muss im Gehirn eines jeden Lernenden neu geschaffen werden. Hippocampus-Formation: Erfolgreiches Einspeichern von Wörtern erfolgt nur in positivem emotionalem Kontext! Mandelkern: Speichert neutrale Wörter in negativem emotionalem Kontext. Limbische Zentren - zentrale Bewertungssysteme: „Was spricht dafür, dass Hinhören, Lernen, Üben, etc. sich tatsächlich lohnen?“ Spiegelneuronen: „Use it or lose it“ – Spiegelzellen müssen eingeübt werden! Herausbildung komplexer Verschaltungen im kindlichen Gehirn kann nicht gelingen, wenn… Spaßgesellschaft – Bildung keinen Stellenwert passiver Medienkonsum – keine aktive Gestaltung Funktionalisierung – keine Freiräume für Kreativität Überreizung Verwöhnung – eigene Erfahrung bei Problemen Vernachlässigung – spezifischen Bedürfnisse (vgl. Spitzer 2007, 12ff) Beeinflussung der Rahmenbedingungen des Lehrens und Lernens: Glaubhaftigkeit der Lehrperson Herstellung einer günstigen Lernsituation Kombination von Anforderungsniveau Motiviertheit und Rückmeldung über Erfolg und Misserfolg Lernumgebung Leistungsmotivation: Furcht vor Misserfolg (FM-Menschen Hoffnung auf Erfolg (HE-Menschen) 24 Zehn Merkmale guten Unterrichts (Meyer 1993, 208f)) 1. klare Strukturierung 2. hoher Anteil echter Lernzeit 3. lernförderndes Klima 4. inhaltliche Klarheit 5. sinnstiftendes Kommunizieren 6. Methodenvielfalt 7. individuelles Fördern 8. intelligentes Üben 9. transparente Leistungserwartungen 10. vorbereitete Umgebung Lernvorbereitende Faktoren: Welchem Lerntypus ordnen Sie sich zu? Wo lernen Sie am besten? Nutzen Sie ihre Hochleistungsphase! – Zeitqualität! Achten Sie auf ihren inneren Rhythmus! Schaffen Sie sich einen geregelten Tagesablauf! Achten Sie auf ihr Zeitkapital! Meiden Sie destruktive Gefühle! (Psychohygiene) Umstände, die das Lernen erleichtern: richtige Zimmertemperatur, Beleuchtung, frische Luft, Bewegung, richtige Ernährung etc. in Bildern lernen Textstellen unterstreichen Ähnliches nicht hintereinander lernen! 3.2 Den persönlichen Lernstil erkunden Der Mensch nimmt seine Umgebung vor allem über fünf Hauptsinne (VAKOG) wahr: visuell (sehend) auditiv (hörend) kinästhetisch (fühlend) olfaktorisch (riechend) gustatorisch (schmeckend) 25 Test/Experiment: Lerntypen (stark vereinfacht) eruieren Visuell: einfach lautlos durchlesen und dabei versuchen, möglichst viele Wörter zu merken, Reihenfolge unerheblich Zirkel Kater Handball Silber Pfeffer Sessel Gewitter Käfig Fahrrad Hoffnung Auditiv/akustisch: kinästhetisch/motorisch/haptisch: (laut und deutlich: diktierte Wörter auf der Rückseite, mitschreiben) Maschine Wecker Hecke Buch Wald Porzellan Wiese Gebirge Waage Teppich Zitrone Leder Zange Baumwolle Nelke Sirene Frühling Verpackung Freude Fluss Nach dem Wörter-Input noch kurze Ablenkung durch Kopfrechnungen: 17-8= 11-5= 11+6-3= 11x11= 12x12= etc. Erst im Anschluss daran dürfen die gemerkten Wörter niedergeschrieben werden. Natürlich sind wir gewöhnlich Mischtypen! (Ausnahme: Blinde, Taube, Seh-, und Hörbehinderte etc.) Valentina Visuell lernt durch: Bilder genau betrachten und in sich wirken lassen 26 Mit Leuchtstift das Wichtigste unterstreichen, einrahmen richtig strukturieren, Mind-maps herstellen Skizzen für Zusammenfassungen anfertigen Lernplakate selbst gestalten selbstklebende Merkzettel im Zimmer verteilen Zusatztexte lesen, im Lexikon nachschlagen gute Fernsehsendungen auswählen und anschauen innere Vorstellungsbilder herstellen (sich ein Bild machen) Vorstellungscomics ausdenken (witzig, übertrieben) Phantasiereisen und Phantasiebilder erleben (z.B. mittelalterliche Stadt) Andrea Auditiv (Akustik) lernt am leichtesten: entspannt zuhören, nachsprechen Fragen zum Thema stellen - was hat das Thema mit mir zu tun? Texte halblaut lesen Vokabel mit Zwischenpausen auf Kassette sprechen Lernstoff als Geschichte erzählen sich abfragen, prüfen lassen Aufgabenstellung neuerlich mit eigenen Worten erklären mit MitschülerInnen (max. zu viert) gemeinsam lernen mit Rhythmus und Reim „Eselsbrücken“ ausdenken Musik (nur) zur Entspannung, für Pausen einschalten Gelesenes oder Gehörtes in eigenen Worten wiedergeben Fragen an Erwachsene, LehrerInnen stellen Konrad Kinästhetik (bzw. Matthias Motorisch, Hans Haptisch) zum Lernstoff etwas zeichnen Plakate, Collagen, Stammbäume selbst gestalten Experimente durchführen wichtige Aussagen, Exzerpte (mit)schreiben möglichst viel anfassen betasten, riechen, kosten (Chemie) beim Lernen herumgehen, rhythmische Bewegungen machen Wörter, Vokabel in die Luft schreiben forschen, beobachten, experimentieren Lernquiz, Kreuzworträtsel, Testfragen selbst entwerfen Rollenspiele (z.B. Napoleon – Geschichte) Lernkartei (Rechtschreiben, Geschichte) selbst herstellen witzige Comics mit Sprechblasen zeichnen Dominos, Memorys, Puzzles selbst herstellen Typisches von: Valentina Visuell (Otto Optisch) 27 Blickkontakt spricht eher schnell konzentriert lernt durch Beobachten, Sehen hält Kopf/Körper still visuelle Wortwahl: das leuchtet mir ein, ich erkenne das Problem, ich habe mir davon schon ein Bild gemacht, ich habe es wahrgenommen jetzt ist mir das Problem klar geworden das kann ich mir gut vorstellen Typisches von: Andrea Auditiv (Anna Akustik) rhythmisches Stimmmuster verarbeitet laut/bewegt Lippen durch Geräusche leicht ablenkbar Kopf auf und ab, beim Zuhören leicht geneigt unterbricht gerne spricht gerne und viel auditive Wortwahl: Das habe ich nicht gehört, verstanden. Sag´s noch einmal, verstehst du es? Typisches von: Konrad Kinästhetik (Manfred Motorisch) spricht langsam und laut sehr leicht ablenkbar viele Gesten, Körperbewegungen will Unterhaltung, Aktion kontaktfreudig Lernen durch Tun kinästhetische Wortwahl: Das habe ich nicht begriffen, das hat mich sehr berührt, das will ich auch versuchen, ausprobieren! Lesen 10% wird behalten! Hören 20% wird behalten! Sehen 30% wird behalten! Hören und Sehen 50% wird behalten! Selbst darüber sprechen 70% wird behalten! Selbst probieren und ausführen 90% wird behalten! v a k 28 Kopf Schultern Gestik Stimme still still knapp ruhig, wenig Intervalle rhythmisch entspannt, ruhig rhythmisch rhythmisch, hoch und tief hin und her bewegt stark wechselnd, laut und leise, hoch und tief Bauch stark ganzer Körper bewegt Atem flache Brustatmung Augen bewegt kräftig Mund verändernd äh mmh Neurologischen Indikatoren: Bandler und Grinder (1994) - Augenmodell Kopf- und Schulterbewegungen: visuell auditiv kinästhetisch Kopf: Schultern: Gestik: Stimme: still still knapp ruhig, wenig Intervall rhythmisch entspannt rhythmisch rhythmisch hoch + tief Atem: Charakt. Bewegungen ruhig, flach viel Bewegung im Augenbereich (blinzeln) Augenbrauen etc. kräftiger Atem bewegter Mundbereich Geräusche: ah... ständig hin + her bewegt stark wechselnd laut + leise Höhen + Tiefen Bauchatmung im ganzen Körper Bewegung 3.2.1 Lernstile nach Howard Gardner: Howard Gardner unterscheidet acht Lerntypen, die mehr oder weniger in jedem von uns stecken: 29 Musik, Bilder, Körper, Wörter, Zahlen, Ich, Menschen und Natur-Lerntyp. SchülerInnen können ihre Lernhindernisse überwinden, indem sie die starken Seiten ihrer Intelligenz benützen. Fragen zu persönlichen Stärken: Worin bist du gut? Was machst du gerne (Hobbies, gelegentliche Jobs, Spiele, etc.)? Hast du etwas gemacht, worauf du besonders stolz bist? Erzähle mir davon. Wenn die SchülerInnen immer mit „nichts“ antworten, dann fragen Sie: Was würde denn deine Mutter sagen, worin du gut bist? oder Wie würden deine Freunde deine starken Seiten beschreiben? Fragen zu schwächeren Bereichen: Mit welchen Lernmethoden und Lernaktivitäten hattest du große Probleme? Was fällt dir in der Schule am schwersten? Erzähle mir ein paar Lernsituationen, wo du dich sehr bemüht hast, aber einfach nichts hängen geblieben ist. Fragen zu effektiven Lernmethoden: Wie hast du Dinge gelernt? Welche Fächer oder Kurse fallen dir am leichtesten? Wenn du etwas neu lernst – was gefällt dir dabei am besten? Fragen zu bewährten Strategien: Hast du herausgefunden, wie du deine Lernprobleme umgehen kannst? Welche deiner starken Bereiche setzt du dabei ein? Fragen zu Merkstrategien: Wie kannst du dir Dinge am besten merken? Was hilft dir dabei? 30 Wenn du im Kino warst, was fällt dir dann von dem Film am ehesten wieder ein? Die Personen? Die Gefühle? Die Handlung? Die Reihenfolge der Ereignisse? Die Kostüme? Was machst du, damit du dir etwas besser merken kannst? Fragen zur Fremdwahrnehmung: Was würden deine Lehrer über dich sagen? Über deine Lerngewohnheiten und deine Arbeitsweise? Über deine Leistungen? Über deine Zukunft? Was würden deine Eltern über dich sagen? Über deine Arbeitsorganisation? Ob du bei der Hausarbeit helfen kannst? Wie du mit den anderen Familienmitgliedern zurechtkommst? Über Aufgaben, die du besonders gut machst? Über deine Interessen? Fragen zu einem evtl. angestrebten Beruf: Bei welcher Tätigkeit oder welchem Beruf kannst du deiner Meinung nach deine Stärken am besten entfalten? Welche Strategien würdest du in diesem Beruf einsetzen? Lerntypen und ihre Vorlieben und Strategien Musik-Lerntyp – musikalisch-rhythmische Lerntypen verbinden Musik mit Gefühlen haben ständig Musik im Ohr singen vor sich hin bewegen sich zu Rhythmen oder klopfen den Takt mit Charakteristische Eigenschaften des Musik-Lerntyps: hört gut zu hat ausgeprägte auditive Fähigkeiten lässt sich leicht von Geräuschen ablenken 31 lernt am besten, wenn die Information gereimt, rhythmisch, als Melodie oder in Klangfolgen ankommt reagiert auf den Tonfall (bei anderen) verbindet Begriffe mit Reimen, Gedichten und Musik kann sich Musik und Lyrik gut merken begreift mit Hilfe von Liedern spricht rhythmisch lässt die Stimmbänder mitschwingen, wenn jemand anders singt Lerntechniken für den Musik-Lerntyp Musik hören, die sich auf ein Thema bezieht etwas herunterleiern Gedichte schreiben summen, dichten, singen im Takt lesen und schreiben zuhören Hörbücher anhören sich zur Musik bewegen Notizen laut vorlesen Klang- und Wortmuster wiederholen laut lesen und sich dabei auf Band aufnehmen und dann anhören ein Buch laut vorlesen eigene Gedanken und neue Vokabeln zu einem selbst geschriebenen Rap verarbeiten Assoziationen zu Klangmustern herstellen Assoziationen zu Klangmustern herstellen beim Schreiben oder Zeichnen Musik, Lieder oder Stimmen und Geräusche aus der Natur hören Wörter, Begriffe oder Formeln rhythmisch umsetzen Sprachregeln mit musikalischen Gesetzmäßigkeiten in Verbindung bringen (Tempo, Rhythmus, Reim, Noten) Laute nachahmen, die der Lehrer vorspricht nach der Musik lesen ein Lernprogramm benutzen mit Musik laut in der Gruppe lesen beim Lesen im Hintergrund Musik laufen lassen Wörter erst singen, dann schreiben Klassische Musik beim Schreiben einsetzen Lyrik statt Prosa schreiben 32 laut buchstabieren und dadurch prüfen, ob die Buchstabenfolge richtig klingt die Anzahl der Laute (Phoneme) zählen oder klopfen die Zahl der Silben auszählen oder klopfen Wie der Musik-Lerntyp im Unterricht aufpassen kann: „die Ohren spitzen“, indem man die Hand zur Unterstützung dahinter hält auf Reime hören auf den Tonfall oder den Akzent des Sprechers hören Reime zum Unterrichtsmaterial ausdenken im Geist musizieren im Geist singen mit den Fingern klopfen mit den Füßen wippen Bilder-Lerntyp – visuell-räumliche Lerntypen legen gerne Puzzles zeichnen haben ein ausgeprägtes Vorstellungsvermögen verwenden Farben veranschaulichen in Bildern Charakteristische Eigenschaften des Bilder-Lerntyps denkt sich Bilder aus beschreibt in lebendigen Einzelheiten träumt viel in Farben hat eine ganze Kartei im Kopf hat einen ausgeprägten Orientierungssinn hat ein gutes Farbempfinden lernt, indem er Bilder miteinander verbindet muss Informationen sehen können blättert Bilder durch, die er im Kopf hat plant und arbeitet gern mit grafischen Strukturen hat gerne ein Modell vor sich merkt sich Bilder besser als Wörter dreht Formen im Kopf um benutzt lieber Landkarten als Wegbeschreibungen 33 skizziert, entwirft und entwickelt grafisches Organisationsmaterial, um Wortbedeutungen mit Bildern zu veranschaulichen Lerntechniken für den Bilder-Lerntyp mit Hilfe von Abbildungen Beziehung durchschauen Zeitleisten oder Handlungskurven von Geschichten zeichnen erst verbildlichen, was gesagt werden soll, beschreibende Begriffe auflisten und dann nachher beim Erzählen verwenden Notizen oder eine Geschichte nach Farben aufgliedern Gedanken und Einfälle in einem Schaubild darstellen Modelle betrachten, Cartoons zeichnen, Männchen malen einen Einfall als Comic-Strip zeichnen Bilder zu einer Geschichte malen eine Materialsammlung für Geschichten anlegen Bilder zu Lerninhalten suchen und beschreiben Mind-Maps anlegen Rate- und Malspiele machen Laubsägepuzzles entwerfen und anfertigen Landkarten lesen für sich lesen und sich dabei Bilder vorstellen Grafiken betrachten Gegenstände oder Vorführungen betrachten unterstreichen mit verschiedenen Farben aus Schaubildern, Karten und Diagrammen lesen Informationen mit Kamera oder Camcorder aufnehmen mit farbigen Textmarkern Wortteile und Sätze hervorheben per Computer optische Checks durchführen (Rechtschreib- oder Grammatikprüfprogramme) bebilderte Anleitungen verwenden Formen von Wörtern und Buchstaben bildlich darstellen und so Lesen und Rechtschreiben üben bei einem Rollenspiel zuschauen ein Video zu einem bestimmten Fachthema anschauen im Geist Bilder entstehen lassen, wenn jemand spricht oder vorliest wichtige Dinge gestalterisch hervorheben Bilder anschauen, zuerst die Bildunterschriften lesen und dann erst den Text Wörtersammlung anlegen Stammwörter und Wortfamilien suchen auf konkrete Wörter konzentrieren bestimmte Laute farbig hervorheben 34 Textmarker benützen Wortkärtchen dem Text zuordnen ein Wort aus dem Kopf malen Notiertechniken: grafisches Organisationsmaterial (Diagramme, Symbole) Notizen farbig kennzeichnen Aussagekräftige Strichmännchen ausdenken Schon beim Zuhören im Geist Bilder malen – später notieren Eigene Symbole als Abkürzungen ausdenken Kurzschriftzeichnen lernen Wortbedeutungen mit Bildern verknüpfen Zuerst Cluster für die Kerngedanken anlegen und dann erst darüber schreiben Wie der Bilder-Lerntyp im Unterricht aufpassen kann Farbe bewusst einsetzen Strichmännchen, Cartoons zeichnen sich auf optische Verstärker konzentrieren bebildern, ausmalen Fixpunkte im Raum suchen nach Mustern Ausschau halten Notizen in eigenen Hieroglyphen, Abkürzungen oder Symbolen machen die Körpersprache des Sprechers gezielt beobachten Körper-Lerntyp – körperlich-bewegungsbezogene Lerntypen bauen erleben fühlen und berühren stellen Dinge her bewegen sich Charakteristische Eigenschaften des Körper-Lerntyps macht viele verschiedene Dinge (Theaterspielen, Malen, Sport) drückt sich durch Bewegung aus, was er kann ist aktiv, sportlich, ein guter Schauspieler ist voller Energie ist immer mit dem Körper dabei lernt am besten, wenn er unmittelbar tun kann, was er lernen soll liebt Abwechslung 35 stellt Dinge her kann am besten nachdenken, wenn sein Körper in Bewegung ist Lerntechniken für den Körper-Lerntyp praktisch arbeiten und lernen mit dem Körper Figuren bilden kochen aus dem Unterrichtsstoff ein Brettspiel entwickeln künstlerische Projekte durchführen Notizen schneiden und zusammenkleben Tanzen wenig auf einmal machen und aktive Bewegungspausen einlegen experimentieren praktische Tätigkeiten ausführen sich mit dem Körper ausdrücken etwas in der Hand halten oder drücken Pantomime sich mit Sport belohnen aufstehen und an die Tafel schreiben Umrisse auf eine große Tafel skizzieren beim Lesen das Buch hin- und herbewegen Aufgaben an verschiedenen Stationen erledigen häufig üben Rollenspiele durchführen nach draußen an die frische Luft gehen mit den Zehenspitzen gegen die Innenseite des Schuhs klopfen Tastatur verwenden Zeichensprache verwenden beim Reden laufen beim Lesen gehen ein Stück schreiben und es aufführen beim Lernen hüpfen, hopsen, klatschen, springen Gedanken auf Karteikarten schreiben, damit man sie handhaben kann sich sportlich bewegen, wenn man über einen Lerninhalt nachdenkt jedes Wort spüren, wenn man es spricht betontes Lesen durch den Einsatz von Mimik und Gestik in die Luft schreiben oder jemandem auf Arme und Rücken schreiben Notiertechniken: mit der Tastatur schreiben, Notizen nochmals abschreiben, während des Zuhörens schreiben Wie der Körper-Lerntyp im Unterricht aufpassen kann 36 Fragen stellen (Hand heben,…) Körperhaltungen verändern Sitzplatz wechseln Kaugummi kauen Übungen zur An- und Entspannung durchführen Männchen malen viel Mineralwasser trinken kleinere gesunde Zwischenmahlzeiten zu sich nehmen mit etwas herumspielen, ohne die Mitschüler abzulenken sich dehnen und strecken auf die Schenkel klopfen Däumchen drehen gähnen Wörter-Lerntyp - verbal-sprachliche Lerntypen lernen gerne neue Wörter spielen mit Wörtern lesen und schreiben Charakteristische Eigenschaften des Wörter-Lerntyps: lernt durch Hören, Lesen und Schreiben lernt durch sprachliches Herleiten liest gern redet gern kann gut zuhören kommt leicht mit Sprache zurecht versteht mündliche und schriftliche Vorführungen ohne Probleme schneidet auf traditionellen akademischen Gebieten meist gut ab Lerntechniken für den Wörter-Lerntyp: Briefe an Freunde schreiben und darin beschreiben, was man gerade lernt Notizen machen oder Notizen nochmals ordentlich abschreiben Geschriebenes analysieren sich aktiv an Gruppen beteiligen, die mit Lesen zu tun haben Lerninformationen beschreiben auf Band diktieren Arbeitsblätter ausfüllen 37 fremde Texte überarbeiten Informationen erläutern freies Schreiben Informationen hören Aufzeichnungen führen Notizen mehrmals lesen Geschichten nacherzählen im Internet surfen Geschichten in Worten skizzieren sich immer reichlich mit Lesestoff aller Art versorgen nochmals lesen, was man selber geschrieben hat Mnemotechnische Hilfen (Eselsbrücken) benutzen im Zusammenhang mit einer Geschichte lernen Projektarbeit machen und Berichte darüber schreiben Wortschatzsammlung mit Synonymen benutzen Texte und Drehbücher für Spielszenen schreiben Rechtschreib- und Grammatikprüfprogramme einsetzen Notiertechniken: sich zum Schriftführer wählen lassen, Fernsehshows und –serien ansehen und danach Drehbücher schreiben, eigene Abkürzungen erfinden Schreibtechniken: Brieffreundschaften pflegen, Schreibkonferenzen, Tagebuch führen, immer alles mit- und aufschreiben Wie der Wörter-Lerntyp im Unterricht aufpassen kann in den entsprechenden Arbeitsunterlagen oder Fachbüchern parallel mitlesen auf Fehler und Widersprüche achten auf versteckte Andeutungen hören auf neue Vokabeln achten oder verfolgen, wie sie anders verwendet werden Wortspiele heraushören im Buch oder in Aufzeichnungen mitlesen Notizen machen Zahlen-Lerntyp – logisch-mathematische Lerntypen sind exakt und gewissenhaft begreifen Zusammenhänge haben ein bestimmtes Ziel lösen Aufgaben 38 Charakteristische Eigenschaften des Zahlen-Lerntyps: denkt praktisch, analysiert ist gut in Mathe geht systematisch an Aufgaben heran geht gern mit Zahlen um und fühlt sich wohl dabei ist logisch und zielorientiert ist gut organisiert ist genau und exakt mag Vergleiche schaut beim Lesen zuerst auf die letzte Zeile kann gut mit Geld umgehen schätzt gut ein, wie er mit der Arbeit vorankommt stellt sich Dinge der Reihe nach vor vereinfacht denkt in konkreten Begriffen arbeitet effektiv Lerntechniken für den Zahlen-Lerntyp Gedanken erst spontan sammeln im Brainstorming, dann systematisch ordnen eine Matrix erstellen bzw. verwenden ein Diagramm mit unterschiedlichen Lernmöglichkeiten und deren Auswirkungen erstellen das jeweilige Problem in einem Flussdiagramm darstellen die einzelnen Arbeitsschritte und dabei aufgetretene Probleme in einem Diagramm festhalten Zeitrichtwerte für die Erledigung von Aufgaben aufstellen gezielt Informationen suchen, um Lernziele zu erfüllen überlegen, wie man Lern- und Arbeitsprozesse vereinfachen kann mit Fragelisten arbeiten, um die Gedanken zu strukturieren Übungen und Aufgaben in einzelne Abschnitte aufteilen nach einem Arbeitsschema oder einem Rezept vorgehen Daten darüber sammeln, wie häufig ein bestimmtes Wort oder Buchstabenkombinationen vorkommen Tagesordnungspunkte aufstellen Ordentliches Aufgabenheft führen Schritt für Schritt lernen nach Zeitplan vorgehen Schemata und Muster erkennen 39 Strukturen und klare Ziele festlegen Zahlen als Gedächtnisstütze einsetzen ein Organisationssystem entwickeln Arbeitspensum umreißen oder auflisten einen Vorgehensplan ausarbeiten Schlussfolgerungen ziehen Zeitvorgaben ausarbeiten kategorisieren rechnen Notiertechniken: Notizen aus dem Unterricht mit den Notizen aus Fachbüchern in Verbindung bringen; für jeden Gedanken Beispiele bringen, Schlüsselwörter erkennen, das Wichtige vom Unwichtigen trennen, Notizen nach strukturiertem Muster machen (W-Fragen) Wie der Zahlen-Lerntyp im Unterricht aufpassen kann mit Zahlen rechnen, die mit dem Unterrichtsstoff zu tun haben (Entfernungen, Mengen, Größen, Beträge) logische Folgerungen aus dem Unterrichtsstoff ziehen Lerninformationen in Listen oder Diagrammen erfassen aufschreiben, was später noch zu erledigen ist, damit man beim Zuhören nicht daran denken braucht Tagesordnungspunkte abhaken oder sie in ein Zahlensystem umsetzen zählen, wie oft der Lehrer „äh“ sagt auf die Uhr schauen und ausrechnen, wie lange die Stunde noch dauert Schlüsselwörter notieren Ich-Lerntyp – intrapersonelle Lerntypen nehmen sich viel Zeit, um über Dinge nachzudenken sind gern allein sind reflektiert Charakteristische Eigenschaften des Ich-Lerntyps arbeitet mit Vorliebe allein arbeitet am liebsten im Stillen geht analytisch vor ist unabhängig 40 ist ein tiefsinniger Denker ist nachdenklich ist sich seiner selbst bewusst ist gern der Letzte braucht Zeit zum Nachdenken denkt sehr tiefgründig hat nur wenige, dafür aber sehr enge Freunde Lerntechniken für den Ich-Lerntyp schriftlich zusammenfassen und erklären, was die Klasse getan und gelernt hat alleine spontane Einfälle im Brainstorming sammeln und dann mit grafischen Hilfsmitteln anordnen (Cluster, etc.) immer nur ein Wort oder eine Aufgabe auf einmal erledigen; dann ohne Zeitlimit und ungestört an einem ruhigen Ort darüber nachdenken sich genug Freiraum verschaffen, um kreativ zu sein einzelne Fakten in den Gesamtzusammenhang bringen in einer klar strukturierten Umgebung nachdenken Tagebuch führen klassische Musik oder Stimmen und Töne aus der Natur im Hintergrund hören grübeln, forschen, nachsinnen Fragen stellen für sich selbst laut lesen zurückblicken und erneut prüfen Tests mit längerer Bearbeitungszeit schreiben durchsuchen und durchforschen studieren und lernen theoretisieren nachdenken, bevor man antwortet Notiertechniken: auf fesselnde, wichtige Gedanken konzentrieren, später erst überlegen, wie man die Einzelheiten unterbringt; Lernstoff mit eigenen Erfahrungen und Gefühlen in Verbindung bringen Schreibtechniken: reflektierend schreiben, vor dem Niederschreiben nachdenken, frei schreiben und dabei auf einen Kerngedanken konzentrieren; Texte mit Hilfe von Selbstreflexion und Fehleranalyse bearbeiten Wie der Ich-Lerntyp im Unterricht aufpassen kann 41 jede Aussage im Stillen entweder bestätigen oder ablehnen überlegen, wie gewichtig diese Lerninformationen sind sich Fragen zum eigenen Standpunkt stellen (Sehe ich das genauso?) sich fragen: „Wann kommt das wieder vor?“, um bei der Sache zu bleiben Lernstoff mit persönlichen Schwerpunkten und Anliegen verbinden, ohne Fragen zu stellen nachgrübeln über das, was gesagt wird, und Tagträumen nachhängen sich auf bereits Gelerntes stützen in die Zukunft denken über früher gelernte Fakten und Zusammenhänge nachdenken trennen, was man schon weiß und was nicht Menschen-Lerntyp – interpersonelle Lerntypen sind gern unter Menschen versetzen sich in andere Menschen hinein interagieren führen und leiten lehren und leiten an Charakteristische Eigenschaften des Menschen-Lerntyps: nimmt aktiv an Gruppen teil verständigt sich gut mit anderen ist kompromissbereit hat Charisma ist freundlich ist großzügig lernt gern in der Gruppe hat eine gute Wahrnehmung kann gut überzeugen kann gut auf die Bedürfnisse anderer Menschen eingehen nimmt Führungsrollen ein merkt sich Geschichten über Menschen schätzt den Wert von Beziehungen prägt sich Personen aus Büchern oder Filmen leicht ein ist ein guter Teamarbeiter kümmert sich um andere ist kontaktfreudig 42 hört gut zu ist risikofreudig redet viel denkt laut fordert Feedback Lerntechniken für den Menschen-Lerntyp persönliche Erfahrungen mit dem Lesen regelmäßig aufschreiben und daraus ein Buch für alle zusammenstellen das Gelernte schauspielerisch darstellen Fragen stellen sich bestätigen lassen zusammen mit anderen spontane Ideen im Brainstorming sammeln eine persönliche Beziehung zum Lehrer aufbauen sich vorstellen, in der Haut eines anderen zu stecken einen Lernvertrag aushandeln über Verhalten, Aufgabenerfüllung, Zuständigkeiten in der Klasse, etc. mitmachen, wenn im Unterricht etwas vorgeführt wird, und dabei erzählen Lerninformationen über die Erfahrungen anderer Personen aufnehmen ein Netzwerk von Helfern aufbauen Interviews durchführen zuhören sich an gemeinnützigen Projekten beteiligen im Team arbeiten Rollenspiele durchführen bei besonderen Schwierigkeiten diese nach dem Unterricht mit dem Lehrer nacharbeiten jemanden unterrichten mit Kassettenrekorder arbeiten mit einem Freund zusammen lernen einem Freund schreiben debattieren diskutieren diktieren sich mündlich abfragen lassen gelesene Texte nacherzählen Leserbriefe schreiben eine Kassette mit Texten anhören, die der Autor selbst liest Notiertechniken: fremde Notizen als Vorlage nehmen jemand anders mitschreiben lassen, so dass man sich selber am Unterricht beteiligen kann 43 Notizen zusammen mit einem Freund durchsehen sich Gedanken machen, was für den Sprecher wohl wichtig ist Schreibtechniken: Texte im lockeren Schreibstil aufschreiben, wie man sie auch einem Freund erzählt fremde Schreibarbeiten Korrektur lesen Briefe schreiben Wie der Menschen-Lerntyp im Unterricht aufpassen kann sich im Stillen mit den einzelnen Punkten auseinandersetzen bei Schwierigkeiten beim Nachbarn nachfragen Unterrichtsinhalte leise kommentieren diskutieren nonverbal mit dem Sprecher interagieren (Augenkontakt herstellen, nicken, aufrecht sitzen, etc.) bewerten, ob der Sprecher das Richtige sagt auf die nonverbale Kommunikation des Sprechers achten Mitschüler beobachten sich neben jemanden setzen, den man gut kennt und mag Natur-Lerntyp – naturbezogene Lerntypen sammeln sortieren kategorisieren mögen Tiere gern ziehen Pflanzen Charakteristische Eigenschaften des Natur-Lerntyps kümmert sich um die Umwelt sammelt gern Sachen aus der Natur (Steine, Blätter) weiß enorm viel über Tier- und Pflanzenarten oder natürliche Stoffe nimmt Veränderungen bei Wetter oder Pflanzenwachstum bewusst wahr lernt am besten, wenn er den neuen Lernstoff mit etwas aus der Natur in Verbindung bringt arbeitet gerne an der frischen Luft, z.B. im Garten oder im Wald geht einfühlsam mit Tieren um Lerntechniken für den Natur-Lerntyp: 44 den neuen Lerninhalt mit einem Gegenstand aus der Natur verknüpfen Wälder, Flüsse und Meere erforschen und Zusammenhänge mit dem Lernthema notieren Lernmuster in natürlichen Objekten entdecken sich in der Natur aufhalten Ausflüge zu natürlichen Lernquellen unternehmen sich Experimente ausdenken sich den Umweltaspekt des betreffenden Lernstoffs bewusst machen viel über Naturphänomene lesen Wetterberichte in der Tageszeitung oder im Internet lesen beim Notieren verschiedene Materialien verwenden (Papier, Blätter, Federn, Tinte, Wachs) sich vorstellen, ein Vogel, ein Fisch oder ein Vulkan zu sein, wenn es um solch ein Unterrichtsthema geht Wie der Natur-Lerntyp im Unterricht aufpassen kann 3.2.2 das Raumklima bewusst wahrnehmen sich an einen anderen Ort versetzen einen Blick aus dem Fenster werfen die Umgebung draußen bewusst wahrnehmen (Temperatur, Wetter, Lagerfeuer) – (vgl. Arnold 2000, 12ff) Praxisbeispiele (HS Mayrhofen) London Exercises to the eight intelligences Choose 4 exercises of your liking. Put the results into your London folder logical –mathematical: logikklug verbal - linguistic : wortklug naturalistic: naturklug visual - spacial: bilderklug 45 interpersonal: menschenklug intrapersonal: selbstklug bodily - kinestetic: körperklug musical – rythmical: musikklug Exercise 1: logical – mathematics logikklug Draw a chart (= Diagramm) of London’s nationalities. Look for information in the internet about inhabitants (nationalities, religions, languages …) Design a mindmap of two sights of London. You can get your information from the internet! Take exercise sheet 1! Exercise 2: language –linguistic sprachklug Cb p 84, 4: Work with a partner and use the map on Cp p 85. Write the numbers next to the sights. Then take exercise sheet 2! Exercise 3: naturalistic naturklug Take exercise sheet 4! Read the text and answer the questions. Visit the homepage of that organization and get some more information about it! Exercise 4: spacial – pictures bilderklug Choose 1 of the following exercises: Draw a poster of one famous London sight! Design a poster for a travel agency, as an advertisement of London. 46 Exercise 6 :interpersonal Menschenklug Choose one of these exercises! Write a postcard from London. Which sights did you see? How long did you stay? What did you eat? How long did you stay? Take exercises sheet 3! Write a letter to a friend in London. Explain, where you live, describe your family and your hobbies. Explain what school is like in Austria! Exercise 6: intrapersonal selbstklug You are a London for 3 days! Write three pages of your diary, where you describe what you have seen and done in these three days. Exercise 7: kinestetic körperklug Make a model of a London sight! Exercise 8: musical – rhythmic musikklug Take exercise sheet 4! There are two song puzzles of London! Beispiel: Exkursion Nachbereitung Sennerei Mayrhofen – Graukäseproduktion Sprachlich (Wortkluger) Verfasse einen Bericht über die Produktion des Zillertaler Graukäse! Versetze dich in die Rolle eines Graukäses und erzähle aus deinem „Käseleben“! Rätsel: „Wer bin ich?“ Beschreibe dich als Graukäse, verrate aber nicht zu viel! Schreib eine Fantasiegeschichte: „So bin ich zum Graukäse geworden“ 47 Logisch-Mathematisch (Logikkluger) Erkundige dich und berichte dann: Gewicht eines Graukäses, Milchmenge für 1 kg Graukäse, Stückzahl der Produktion (pro Tag, Woche, Monat, Jahr), verarbeitete Milchmenge (pro Tag, …), Reifezeit überlege dazu eine graphische Darstellung Erfinde interessante Rechenaufgaben im Zusammenhang mit der Graukäseproduktion! Erkundige dich nach dem Preis! Stelle Vergleiche an mit anderen Käsesorten und anderen Lebensmitteln! Stelle den Milchpreis fest! Vergleiche die Preise mit denen von Softdrinks! Was verdient ein Arbeiter in der Käseproduktion? Überlege, wie du Preise in Tabellen aufzeigen kannst! Transportwege: Wie viele km muss die Milch angeliefert werden? Transportwege des Graukäses? Dieselverbauch der LKWs? Treibstoffpreis? Vergleiche mit Transportwegen von anderen Käsesorten (holländischer, französischer, … Käse) Überlege dazu Rechenaufgaben oder Grafiken! Musikalisch-Rhythmisch (Musikkluger) Wähle passende Musikstücke für die einzelnen Produktionsvorgänge des Graukäses! CD! „Kauderwelsch-Produktion“ oder „Klanggeschichte“ (Laute, Silben, Töne, Geräusche, …) zu den Produktionsschritten des Graukäses – CD oder live! Graukäse-Gedicht mit Musikuntermalung „Graukas-Rap“ Bildlich-Räumlich (Bilderkluger) Entwickle ein Comic zur Produktion des Graukäses! Erfinde ein „Graukäsmännchen“ oder „Graukäsmädchen“ und lass sie in einem Comic auftreten! Werbegrafik für Graukäse – ein Logo für die Vermarktung; erfinde dazu einen Werbeslogan oder einen Namen für das Produkt! Stelle das „Graukäsmännchen, -mädchen“ als dreidimensionale Plastik dar, Slogen eventuell auf Band oder CD! Zeichne einen Plan, wo und wie die Produktionsschritte ablaufen! Mach eine kleine Ausstellung zum Thema Graukäse! Körperlich-Kinästhetisch (Körperkluger) Stelle die Produktion des Graukäses pantomimisch dar! (eventuell mit Partner) 48 Entwickle mit Partnern ein Schattentheater (lebende Figuren, Kartonfiguren, …) Stelle Geräte, Gegenstände, Elemente der Graukäseproduktion zusammen und lass diese von Mitschülern blind ertasten! Laufwettbewerb: 10 verschiedene Käsesorten im Wettbewerb erkennen Naturalistisch (Naturkluger) Verkostung - die verkosteten Lebensmittel sind zu beschreiben und zuzuordnen: Magermilch, Vollmilch, Rahm, Buttermilch, Topfen, Graukäse, Frischkäse, Molke Eine Jause oder Speise mit Graukäse zubereiten (Rezepte angeben) Graukäse und Gesundheit: Informationen aus dem Internet sammeln und zusammenstellen Laborbesuch in der Sennerei – darüber mit einem Videoclip berichten! Intrapersonal (Selbstkluger) Verfasse ein Tagebuch als „Graukäselaib“ oder als Senner/in oder Sennereiarbeiter/in! Verfasse einen ausführlichen, lustigen Lebenslauf eines Graukäselaibes und ein Bewerbungsschreiben um den Platz im Regal eines Supermarkts! Schreib über deine Eindrücke, Empfindungen und Gedanken bei der Exkursion in der Sennerei! Interpersonal (Menschenkluger) Verfasse mit Partnern ein kleines Theaterstück zum Thema „Graukäse“ und führt es dann auf! (Produktion, auf der Alm, in der Sennerei, bei Familie „Graukas“, …) Entwickle ein Frage-Antwort-Spiel! Mach ein Interview! (Senner/in, Milch-LKW Fahrer, Sennereiarbeiter, Koch/in, „Graukasmandl“, Sennerei-Chef, …) schriftlich, als Video oder auf CD 49 Subject: bioliogy - Topic: oceans Verbal –linguistic Spacial Logical - mathematical Musical Bodily - kinestetic intrapersonal interpersonal Write a list of animals and plants from the oceans! Look for photos and pictures of animals of the oceans! Go into shops where they sell fish. Count, how many different kinds of fish from the sea are available in our shops and supermarkets! Create a rap about oceans. Transform a song from your childhood into a son g about oceans! Mime animals of the ocean! Create a dance about the ocean! Imagine, you were an animal of the ocean. Write a diary! Make an interview with a salesman/woman from a fish shop! 3.2.3 Wo liegen meine Stärken? Das ist kein Test. Es zeigt dir nur, welche der Intelligenzen für dich am ehesten zutreffen. Teil 1: Schreib in jedem Abschnitt die Zahl „1“ neben den Satz, der dich gut beschreibt. Wenn du glaubst, dass die Beschreibung nicht auf dich zutrifft, lass die Zeile leer. Zähle am Ende jedes Abschnitts deine Punkte zusammen. Abschnitt 1: Ich teile Dinge gerne nach gemeinsamen Merkmalen ein. Umweltprobleme sind mir wichtig. Ich lerne leichter, wenn ich Neues in Tabellen oder Mindmaps anlegen kann. Ich arbeite gern im Garten. 50 Ich glaube, dass es wichtig ist, unsere Nationalparks zu schützen. Ich ordne Dinge nach ihrer Wichtigkeit. Tiere sind bedeutend für mich. Es ist wichtig, Müll zu trennen. Pflanzen und Tiere interessieren mich. Ich erkenne rasch kleine Unterschiede bei ähnlichen Dingen. Summe Abschnitt 1 Abschnitt 2: Ich erkenne leicht Regelmäßigkeiten und Muster in verschieden Bereichen (Biologie, Mathematik, Musik, …) Ich konzentriere mich auf Geräusche und Töne. Ich bewege mich gern zu Musik. Ich mache gern Musik. Ich höre gerne Gedichte. Ich kann mir Sätze besser merken, wenn sie gereimt sind. Es ist schwer mich zu konzentrieren, wenn es im Hintergrund laut ist. Im Freien Musik zu hören ist sehr entspannend. Musikstücke gefallen mir besser als Theaterstücke. Ich kann mir Text von Liedern gut merken. Summe Abschnitt 2: Abschnitt 3: Ich arbeite sauber und ordentlich. Schritt-für-Schritt Anleitungen sind eine große Hilfe für mich. Ich löse leicht Probleme. Unordentliche Menschen ärgern mich. Ich kann gut Kopfrechnen. Logikspiele machen mir Spaß. Ich beginne eine Aufgabe erst, wenn ich alle Unterlagen bereit habe. Ordnung ist wichtig. Ich löse gerne knifflige Aufgaben. Ich löse Aufgaben gerne, wenn ich mir erklären kann, warum ich sie machen soll. 51 Summe Abschnitt 3: Abschnitt 4: Ich empfinde mich als Teil der Welt, Natur, Gesellschaft, … Ich diskutiere gern über den Sinn des Lebens. Religion ist mir wichtig. Ich betrachte gerne Kunstwerke. Entspannung und Meditation sind mir wichtig. Religiöse Orte ziehen mich an. Ich lese gerne Texte über den Sinn des Lebens. Ich lerne leichter, wenn ich Dinge sehen, angreifen und selbst erleben kann. (z. B. Exkursionen) Ich frage mich, ob es andere intelligente Lebewesen im Universum gibt. Es ist mir wichtig, dass meine Ideen und Vorstellungen auch von anderen Menschen verstanden werden. Summe Abschnitt 4: Abschnitt 5: Ich lerne am besten im Team. Ich liebe Tratsch, aber auch ernsthafte Gespräche. Mein Motto: Je mehr desto besser. Ich leite oft das Gespräch unter meinen Freunden/innen und Mitschülern/innen. Freundschaften sind mir wichtiger als Ideen und Leistungen. Ich lerne leicht in der Gruppe. Ich bin ein „Teamspieler“. Freunde sind mir wichtig. Ich gehöre mehr als drei Vereinen oder Organisationen an. Ich arbeite nicht gern allein. Summe Abschnitt 5: Abschnitt 6: Ich lerne am besten, wenn ich Dinge selbst ausprobiere („learning by doing“). 52 Ich arbeite gerne mit meinen Händen. Sport ist ein Teil meines Lebens. Ich spreche mit Händen und Füßen. Ich verstehe leichter, wenn man mir etwas zeigt, als wenn man es mir erklärt. Ich tanze gern. Ich arbeite gern mit Werkzeugen. Nichts zu tun ist für mich anstrengender, als arbeiten. Ich bastle gerne. Ich bewege mich gerne. Summe Abschnitt 6: Abschnitt 7: Fremdsprachen interessieren mich. Ich lese Bücher, Zeitschriften und Websites. Ich führe ein Tagebuch. Ich liebe Kreuzworträtsel. Notizen helfen mir, mich zu erinnern und Dinge zu verstehen. Ich schreibe meinen Freunden gerne Briefe, E-Mails und SMS. Ich kann meine Ideen leicht anderen zu erklären. Schreiben macht mir Spaß. Wortspiele und Schüttelreime finde ich lustig. Mir gefallen Vorträge und ich nehme gerne an Diskussionen teil. Summe Abschnitt 7: Abschnitt 8: Ich lerne leichter, wenn ich gut aufgelegt bin. Ich helfe anderen gerne bei ihren Problemen. Ich weiß, was richtig und falsch ist. Ich lerne am besten, wenn ich ein gutes Gefühl mit dem Thema verbinde. Fairness ist mir wichtig. Gerechtigkeit ist mir wichtig. Es macht keinen Unterschied, ob ich alleine oder in der Gruppe arbeite. Ich muss wissen, warum ich etwas tue, bevor ich zustimme. Wenn ich von etwas überzeugt, strenge ich mich mehr an. 53 Ich setze mich gegen Ungerechtigkeit ein. Summe Abschnitt 8: Abschnitt 9: Einen Raum zu gestalten und einzurichten macht mir Spaß. Mir gefallen meine eigenen Bilder und Werkstücke. Ich lerne leichter, wenn etwas bildlich dargestellt ist. Ich mag alle Arten von Unterhaltungsmedien (Fernsehen, Radio, MP3, DVD, Computer, …) Ich lerne leichter mit Hilfe von Grafiken und Tabellen. Lieder mit einem Video gefallen mir besser, als diese nur zu hören. Wenn ich mich an etwas erinnere, habe ich ein Bild vor den Augen. Ich kann Karten und Pläne gut lesen. Optische Täuschungen gefallen mir. Ich kann mir Dinge gut bildlich vorstellen. Summe Abschnitt 9: Teil 2: Trage jetzt die Punktezahl für jeden Abschnitt ein und multipliziere sie mit 10. Abschnitt meine Punkte 1 2 3 4 5 6 7 8 9 gesamt x 10 x 10 x 10 x 10 x 10 x 10 x 10 x 10 x 10 54 Teil 3: Trage jetzt die Gesamtpunktezahl in diesen Raster ein. 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Ab. 1 Ab. 2 Ab. 3 Ab. 4 Ab. 5 Ab. 6 Ab. 7 Ab. 8 Ab. 9 Teil 4: Auswertung: Die einzelnen Abschnitte stehen für die folgenden Intelligenzen. Je höher die Punkteanzahl also in einem Bereich ist, desto stärker ist dieser ausgeprägt – dort liegen also deine Stärken. 1. Naturalistische Intelligenz Diese Fähigkeit beschreibt, Lebendiges zu beobachten, zu unterscheiden und zu erkennen, sowie eine Sensibilität für Naturphänomene zu entwickeln. Biologen, Botaniker, Förster, Tierärzte und auch Köche zeigen diese Intelligenz häufig 2. Musikalische Intelligenz „Die Fähigkeit, Stücke zu komponieren und aufzuführen; ein besonderes Gespür für Intonation, Rhythmik und Klang, aber auch ein subtiles Gehör dafür. Sie könnte mit anderen Intelligenzen wie der sprachlichen, räumlichen oder kinästhetischen zusammenhängen“. Vertreter dieser Intelligenz sind Dirigenten, Musiker und Komponisten. 3. Logisch-mathematische Intelligenz Diese Intelligenz beschreibt die Fähigkeit, mit Beweisketten umzugehen. Aber auch durch Abstraktionen Ähnlichkeiten zwischen Dingen zu erkennen. Die 55 logisch-mathematische Intelligenz bezeichnet auch die Fähigkeit mit Zahlen, Mengen und mentalen Operationen umzugehen. Gardner schreibt dieser Art von Intelligenz Wissenschaftler, Computerfachleute und auch Philosophen zu. 4. Existentielle Intelligenz Diese letzte Intelligenzform noch nicht definitiv und wird als potentielle Intelligenz bezeichnet. Gardner versteht darunter: „Das Erfassen und Durchdenken von grundlegenden Fragen der Existenz. Es bedarf jedoch weiterer Belege, um zu bestimmen, ob es sich dabei um eine eigenen Intelligenz handelt“. Spirituelle Führer (z. B. Dalai Lama) und philosophische Denker sind Vertreter dieser Intelligenzform. 5. Interpersonale Intelligenz Diese Intelligenz bezieht sich auf die Mitmenschen. Es ist die Fähigkeit, andere Menschen zu verstehen und mit ihnen einfühlsam zu kommunizieren. Therapeuten, Politiker, Lehrer, Verkäufer und auch religiöse Führer sind Vertreter dieser Intelligenz. 6. Körperlich-kinästhetische Intelligenz Unter dieser Intelligenz versteht Gardner die Beherrschung, Kontrolle und Koordination des Körpers und einzelner Körperteile. Diese Fähigkeit findet sich häufig bei Chirurgen, Sportlern, Schauspielern und Tänzern. 7. Sprachliche Intelligenz Darunter versteht Gardner die Fähigkeit, Sprache treffsicher einzusetzen, um die eigenen Gedanken auszudrücken und zu reflektieren. Die Fähigkeit andere zu verstehen, ist auch ein Bestandteil der sprachlichen Intelligenz. Diese Intelligenz findet sich häufig bei Dichtern, Schriftstellern, Journalisten, Rechtsanwälten und Sprachwissenschaftlern 8. Intrapersonale Intelligenz Impulse zu kontrollieren, eigene Grenzen zu kennen und mit den eigenen Gefühlen klug umzugehen, sind einige Charakteristika der intrapersonalen Intelligenz, die man bei Künstlern, Schauspielern und Schriftstellern oft beobachten kann. 9. Räumliche Intelligenz „Die Fähigkeit, die sichtbare Welt akkurat wahrzunehmen, Wahrnehmungsresultate zu transformieren und abzuwandeln sowie visuelle Erfahrungen selbst in Abwesenheit physikalischer Reize nachzuschaffen“. Architekten, Künstler, Bildhauer, Schachspieler, Seefahrer und auch Kartographen sind Vertreter dieser Intelligenzart. 56 3.3 Zehn Irrtümer beim Lernen und Lehren nach Prashnig SchülerInnen lernen, wenn sie aufrecht am Schreibtisch oder am Tisch sitzen, am besten! SchülerInnen lernen in hell beleuchteten Räumen am besten und verderben sich bei gedämpftem Licht die Augen! SchülerInnen lernen in einer absolut ruhigen Umgebung besser und effizienter! SchülerInnen lernen schwierige Themen am besten am frühen Morgen, weil sie sich dann besser konzentrieren können! SchülerInnen, die nicht still sitzen, sind nicht bereit zu lernen! Am besten unterrichtet man die Schüler, indem man die ganze Gruppe anspricht! Effektiver Unterricht erfordert klare, festgelegte Ziele gefolgt von detaillierten logischen Schritt-für-Schritt aufbauenden Erklärungen bis alle SchülerInnen die Materie verstanden haben. Essen im Klassenzimmer ist nicht erlaubt! Je älter die Schüler sind, desto leichter fällt ihnen, sich dem Stil des Lehrers anzupassen. Schüler, die schwänzen, haben Probleme zu Hause, sind unmotiviert und faul! 3.4 Lernstrategien: Generell unterscheidet man zwei Aspekte bei den Lernstrategien: kognitive (nicht-motivationale) Aspekte „Primärstrategien“ und motivationale Aspekte „Sekundärstrategien“ Teilbereiche von Lernstrategien und deren Unterstrukturen: 3.4.1 Kognitive Lernstrategien: Organisationsstrategien Elaborationsstrategien Kritisches Prüfen Wiederholungsstrategien Vergleich und Einordnung 57 3.4.2 Metakognitive Lernstrategien Lernschritte selbst planen Lernerfolge selbst überwachen (self-monitoring) Lernschritte selbst regulieren 3.4.3 Ressourcenbezogene Lernstrategien (innere und äußere Ressourcen) Anstrengung Aufmerksamkeit Zeitmanagement Nutzung zusätzlicher Informationsquellen Lernen mit anderen Schülern/Studienkollegen Kognitive Lernstrategien: Mit kognitiven Lernstrategien werden jene Lernaktivitäten bezeichnet, die der unmittelbaren Informationsaufnahme, -verarbeitung und -speicherung dienen. Welche konkreten Lernaktivitäten werden von Lernenden genutzt, um sich die neuen Informationen einzuprägen? Welche Lernaktivitäten werden genutzt, um zu einem tieferen Verständnis des Gelernten zu kommen? Hier lassen sich die vier Lernaktivitäten unterscheiden: Organisationsstrategien Unter die Kategorie Organisationsstrategien fallen alle Lernaktivitäten, die geeignet sind, die vorliegende Information in eine leichter zu verarbeitende Form zu transformieren. Typische Formen der Stofforganisation sind das Identifizieren wichtiger Fakten und Argumentationslinien das Kennzeichnen wichtiger Textstellen das Zusammenstellen von Fachausdrücken und Definitionen in eigenen Merklisten das Erstellen von Zusammenfassungen und Gliederungen das Anfertigen von Tabellen, Diagrammen und Skizzen, um den Stoff in einer besser strukturierten Form vorliegen zu haben. Elaborationsstrategien 58 Mit dem Begriff der Elaborationsstrategien werden solche Lerntätigkeiten bezeichnet, die dazu geeignet sind, das neu aufgenommene Wissen in die bestehende Wissensstruktur zu integrieren. Elaborationsstrategien umfassen u. a. die Bildung von Analogien zu bereits bekannten Zusammenhängen und vorhandenen Wissensstrukturen eine Verknüpfung des neu gelernten Materials mit Alltagsbeispielen sowie persönlichen Erlebnissen das Herstellen von Beziehungen zwischen neuem Wissen und den Inhalten verwandter Fächer bzw. Lehrveranstaltungen das Ausdenken von konkreten Beispielen Überlegungen zu praktischen Anwendungsmöglichkeiten Kritisches Prüfen Eng verwandt mit den oben aufgeführten Elaborationsstrategien sind solche Lerntätigkeiten, die das Verständnis für den Stoff durch ein kritisches Prüfen von Aussagen und Begründungszusammenhängen vertiefen. Dies geschieht etwa durch die Prüfung der Schlüssigkeit textimmanenter Argumentationsketten das Prüfen, ob die in einem Text (oder in einer Mitschrift) dargestellten Theorien, Interpretationen oder Schlussfolgerungen ausreichend belegt und begründet sind das Nachdenken über Alternativen zu den vorgestellten Behauptungen oder Schlussfolgerungen der Vergleich verschiedener theoretischer Konzeptionen oder Ansätze Wiederholungsstrategien Als Wiederholungsstrategien werden solche Lerntätigkeiten bezeichnet, bei denen die Lernenden versuchen, durch das einfache Wiederholen einzelner Fakten eine feste Verankerung im Langzeitgedächtnis zu erreichen. Memorierungstätigkeiten beziehen sich nicht nur auf das Einprägen isolierter Fakten, sondern können - je nach Fachgebiet - auch das Einprägen von Zusammenhängen und Regeln zum Gegenstand haben. Zu den Wiederholungsstrategien gehört beispielsweise 59 die wiederholte Durcharbeitung von Wortlisten eigene Aufzeichnungen mehrmals nacheinander durchlesen Schlüsselbegriffe auswendig lernen, um sich in einer Prüfung besser an wichtige Inhaltsbereiche erinnern zu können einen Text durchlesen und sich anschließend auswendig vorsagen Vergleich und Einordnung Während Elaborationsstrategien und das kritische Prüfen von neuen Inhalten zu den tiefenorientierten Lernstrategien gezählt werden, handelt es sich bei Wiederholungsstrategien um oberflächenorientierte Lernstrategien, da hier kein tieferes Verständnis angestrebt oder realisiert wird. Wiederholungsstrategien sind vornehmlich in Lernsituationen funktional, die von Prüfungsvorbereitungen gekennzeichnet sind und bei denen die Lernenden kein besonderes inhaltliches Interesse für die zu lernenden Wissensbestände aufbringen. Organisationsstrategien weisen eine Mittelstellung zwischen Elaborations- bzw. prüfenden Strategien und Wiederholungsstrategien auf: Sie können einerseits dazu dienen, unübersichtliche Strukturen durch Aufgliederung in wichtige Teilkomponenten besser zu verstehen. Sie können aber auch dazu dienen, verdaubare Häppchen für das spätere Auswendiglernen vor konkreten Prüfungen vorzubereiten. (vgl. Busch/Reinhart 2005, 42ff) Metakognitive Lernstrategien: Während kognitive Lernstrategien dazu dienen, einen Lernfortschritt durch die – individuell unterschiedliche - Auseinandersetzung mit dem neuen Stoff zu erreichen, so haben metakognitive Lernstrategien die Funktion, eine interne Erfolgskontrolle der eigenen Lernschritte zu gewährleisten. Lernschritte selbst planen Die Planungskomponente metakognitiver Strategien umfasst Aktivitäten zur Planung und inhaltlichen Vorbereitung konkreter Lernphasen. Lernende mit einer intensiven Lernplanung überlegen sich vor dem Lernen eines Stoffgebiets 60 welche Teile eines bestimmten Themengebiets relevant sind und welche nicht wie weit sie in einem bestimmten Zeitabschnitt mit der Durcharbeitung des Stoffs kommen möchten in welcher Reihenfolge sie den Stoff durcharbeiten sollten; wie sie am effektivsten vorgehen können, um sich mit dem Lernstoff vertraut zu machen und auseinander zu setzen Lernerfolge selbst überwachen Die Überwachungskomponente der metakognitiven Lernstrategien umfasst Aktivitäten zur Kontrolle des eigenen Lernprozesses anhand eines gezielten SollIst-Vergleichs, d.h. einem Vergleich von gesteckten Zielen und erreichtem Lernfortschritt. Lernende mit einer intensiven Selbstüberwachung ihres Lernerfolges stellen sich Fragen zum Stoff, um sicherzugehen, dass sie auch alles verstanden haben bearbeiten zusätzliche Aufgaben, um festzustellen, ob sie den Stoff wirklich verstanden haben rekapitulieren die wichtigsten Inhalte, ohne ihre Unterlagen zu Hilfe zu nehmen erklären bestimmte Teile des Lernstoffs einem Studienkollegen, um ihr eigenes Verständnis zu prüfen Lernschritte selbst regulieren Die Regulierungskomponente der metakognitiven Lernstrategien bezieht sich auf Verhaltensänderungen, die sich aus der Selbstdiagnose von Lernschwierig-keiten ergeben. Hierzu gehört etwa das nochmalige, langsamere Durcharbeiten von Inhalten, die dem Lernenden beim ersten Lerndurchgang unklar geblieben sind die Anpassung der Lerntechnik an die höheren Anforderungen (vgl. Busch/Reinhart 2005, 45ff) 61 Ressourcenbezogene Lernstrategien: Die oben geschilderten kognitiven und metakognitiven Lernstrategien machen den eigentlichen Kernbereich individueller Lernsteuerung aus, da sie in unmittelbarem Zusammenhang mit den zu lernenden Inhalten stehen. Sie werden deshalb häufig als Primärstrategien bezeichnet. Das eigentliche Lernen kann jedoch nur dann optimal stattfinden, wenn Lernende die für das Lernen notwendigen inneren und äußeren Ressourcen hinreichend aktivieren können. Der Bereich der als ressourcenbezogene Strategien (bzw. Sekundärstrategien) bezeichneten Aktivitäten kann prinzipiell sehr weit gefasst werden, beinhaltet aber vor allem Maßnahmen, die sich auf die eigene Anstrengung, Aufmerksamkeit und investierte Zeit sowie auf die Gestaltung des Arbeitsplatzes, die Zusammenarbeit mit Studienkollegen und die Nutzung von Informationsmaterialien beziehen. Anstrengung Lernende müssen jedoch in der Lage sein, die eigene Anstrengungsbereitschaft von innen heraus auch und gerade dann zu beeinflussen, wenn sie sich mit schwierigen Themen oder ihnen wenig interessant erscheinenden Inhalten auseinandersetzen sollen. Lernende, die vermehrte Anstrengungen in Kauf nehmen, um selbst- oder fremd gesetzte Studien- und Lernziele zu erreichen, zeichnen sich etwa dadurch aus, dass sie sich auch dann anstrengen, wenn ihnen der Stoff überhaupt nicht liegt nicht aufgeben, auch wenn der Stoff sehr schwierig oder komplex ist bei Bedarf auch spätabends und am Wochenende lernen so lange arbeiten, bis sie sicher sind, die Prüfung gut zu bestehen oder den Stoff verstanden zu haben Aufmerksamkeit Mangelnde Aufmerksamkeit und Konzentration stellt ein erhebliches Problem für Lernen und Denken dar. Auch hier können Lernende bis zu einem gewissen Grad Einfluss nehmen. Eine hohe Aufmerksamkeit zeigt sich daran, dass die Lernenden selten mit den Gedanken abschweifen beim Lernen über lange Phasen hinweg konzentriert bleiben 62 Zeitmanagement Zeit ist auch bei größter Anstrengungsbereitschaft nicht unbegrenzt verfügbar, kann aber durch eine gute Zeitplanung und -kontrolle effektiver für das eigene Lernen eingeteilt werden. Lernende mit einem bewussten Zeitmanagement legen bestimmte Zeiten fest, zu denen sie dann lernen beginnen so frühzeitig mit dem Lernen, dass sie vor Prüfungen nicht in Zeitnot geraten Gestaltung der Lernumgebung und des Arbeitsplatzes Lernende können ihr Lernen unterstützen, indem sie sich eine für sie geeignete äußere Lernumgebung schaffen oder suchen. In der Regel ist es von Vorteil, wenn sie sich einen Platz suchen, an dem sie sich gut auf den Stoff konzentrieren können und möglichst wenig vom Lernen abgelenkt werden ihren Arbeitsplatz so gestalten, dass sie alles Notwendige schnell finden können Nutzung zusätzlicher Informationsquellen Gerade im Studium besteht für alle Lernenden eine wichtige Aufgabe darin, sich notwendige oder hilfreiche Informationsquellen zu erschließen und zugänglich zu machen. Beispiele sind etwa grundlegende oder weiterführende Literatur (u.a. Bücher, Fachzeitschriften) Wörterbücher, Lexika und andere Nachschlagewerke elektronische Informationsmedien (z.B. Datenbanken; CD-ROM oder online Recherchen) 63 Lernen mit Studienkollegen Gerade in den vergangenen Jahren ist zunehmend deutlich geworden, dass individuelles selbst gesteuertes Lernen und kooperative Lernformen keine Gegensätze darstellen, sondern sich ergänzen und wechselseitig fördern können. In kooperativen Lernsituationen - etwa in der Partner- oder Gruppenarbeit können Kenntnisse, Fähigkeiten und Einstellungen der Studienkollegen kennen gelernt und für die Einzelarbeit genutzt werden. Konkret können Lernende ihr eigenes Lernen durch die Partizipation an kooperativen Lernformen unterstützen, indem sie Teile des Stoffs in einer Arbeitsgruppe besprechen und diskutieren gemeinsam Texte oder Aufgaben bearbeiten sich Aufzeichnungen und Skripte zur Verfügung stellen lassen sich bei ernsthaften Verständnisproblemen nähere Erläuterungen geben lassen (vgl. Busch/Reinhart 2005, 47ff) 3.5 Selbstreguliertes Lernen: Ein dynamisches Modell des Wissenserwerbs Selbstreguliertes Lernen (SRL) ist ein zentrales Element des dynamischen Modells des Wissenserwerbs. SRL ist ein zielorientierter Prozess des aktiven und konstruktiven Wissenserwerbs, der auf dem reflektierten und gesteuerten Zusammenspiel kognitiver und motivationaler/emotionaler Ressourcen einer Person beruht. M. Boekaerts (1994) hat ein theoretisches Modell des SRL vorgeschlagen, in dem zwei Regulationssysteme unterschieden werden, die im Lernprozess zusammenspielen und diesen steuern. Sie unterscheidet: das kognitive/metakognitive Regulationssystem, das motivationale Regulationssystem. Allgemeine Lernstrategien: Assoziationsbrücken 64 lautes Rezitieren wiederholen vor dem Einschlafen Anfangs- und Endglieder einer Lerneinheit Lernplatzwechsel Lernkanäle Musik beim Lernen SQ3R-Methode Clustering 3.6 Lerntipps: Kreative Lern- und Arbeitstechniken Mnemotechniken: Lernen von Vokabeln, Fakten und Zahlen Geschichten-Technik Loci-Technik Mind Map-Methode: 65 4. Methodenvielfalt Unterrichtsmethoden gehören zum Rüstzeug der LehrerInnen. Die verschiedenen Methoden variieren im Grad der SchülerInnenzentriertheit. Jede Unterrichtsmethode birgt aber die Möglichkeiten, auf Einzelne einzugehen und sie individuell zu begleiten. Die Studie MARKUS hat gezeigt, dass diejenigen Klassen mit einer überschaubaren anzahlunterschiedlicher Lehr-Lern-Szenarien am erfolgreichsten waren. Zu häufiger Wechsel von Methoden führt zur Verunsicherung. (Helmke 2009 in: Salner-Gridling 2009, 50) Laut (Seydel 2009, 28) gilt folgende Faustregel für die zeitliche Verteilung der Arbeitsformen: 30% frontal, 10% im Kreis, 30% in der Kleingruppe (2-6), 30% allein. Unterrichtsmethoden: Lernen im Spiel Offene Lernsituation („offenes Lernen“) Projektorientiertes Lernen Entdeckendes Lernen Informierendes Lernen Wiederholendes und Übendes Lernen Lernen im Gespräch Lernen in der Gruppe etc. 4.1 Lernen im Spiel: Diese Unterrichtsform ist sowohl bei Lehrern als auch bei Schülern sehr beliebt. Was kann man nun beim Spielen lernen? Das Spiel in der Grundschule dient nicht nur zum Ausgleich zum Schulalltag, sondern es werden auch viele andere Fähigkeiten und Fertigkeiten beim Schüler geschult, wie z.B. soziales Handeln, innere Differenzierung, bewusster Sprachgebrauch, Kreativität etc. Spielen als Grundlage des Lernens zielt auf folgende Aspekte: Das Spiel motiviert intrinsisch. Es ermöglicht handelnde Aktivitäten. Förderung der Kreativität. Lust und Freude am Lernen. Das Spiel kann Motivationsgrundlage für andere Unterrichtsinhalte sein. 66 Das Spiel aus der Sicht des Lerngewinns: Spielen und geistige Förderung: Begriffe, wie z.B. Mengenkonstanz werden erworben. Kategorisierungsübungen werden in Lernspielen eingebaut (Memory). Spielen und schöpferische Fähigkeiten: Kreativität, Flexibilität und Ideenreichtum werden gefördert. Spielen und soziales Lernen: Die Schüler lernen aufeinander Rücksicht zu nehmen, Geduld zu haben und gegenüber anderen Schülern fair zu sein. Formen des Spiels in der Grundschule: Freies Spiel: Diese ungelenkte Aktivitätsform soll dem Lehrer vor allem in der Schuleingangsphase helfen miteinander vertraut zu werden. Beim freien Spielen können Spannungen und Ängste abgebaut werden. Dennoch muss auch das Spielen erlernt werden. Der Lehrer versucht anfangs die Aktivitäten der Schüler zu lenken und mit der Zeit die Rolle des Beobachters und Beraters einzunehmen. Lernspiele: Das Angebot an Lernspielen ist sehr groß (Malreihen-Domino, Wörter-Brettspiel....) und dem Ideenreichtum an selbstkreierten Lernspielen sind keine Grenzen gesetzt. Trotzdem sollte der Lehrer bei der Vorbereitung folgende Aspekte mitberücksichtigen: Was wird durch das Spiel gelernt? Was nicht? Liegt der gewünschte Lerneffekt im Inhalt oder in den Handlungen, die mit dem Spiel verbunden sind? Wann soll das Lernspiel eingesetzt werden? Am Stundenanfang, in der Erarbeitungs- und Festigungsphase oder am Schluss? Wie lange dauert das Spiel? Welches Material wird benötigt? Welche Sozialform ist am geeignetsten? Darstellendes Spiel – Rollenspiel: Bei dieser Form des Spielens wird anderen Personen etwas vorgespielt. Dies kann zum Beispiel in Form einer Nacherzählung einer Geschichte oder eines simulierten Einkaufes im Supermarkt sein. Grundsätzlich werden zwischen den zwei folgenden Kategorien unterschieden: Das darstellende Spiel als Handlungsform (=Rollenspiel): 67 In der Anwendung des Rollenspieles sollen soziale Kompetenzen erworben werden. Das darstellende Spiel als Kunstform: Der Unterschied zum Rollenspiel liegt darin, dass die Ausdrucksform, die Kreativität und Flexibilität, sowie die verwendeten Darstellungsmittel in den Vordergrund treten. Durch eigene Erfahrungen sollen die Schüler die vielen Möglichkeiten der Darstellung näher gebracht werden. 4.2 Offene Lernsituation („offenes Lernen“) Den Unterricht zu öffnen heißt, dass man den Unterricht am Kind orientiert. Der Schüler soll dort abgeholt werden, wo er sich befindet bzw. wo er steht. Dieser Ansatz wird schon bei der Reformpädagogin Maria Montessori transparent. Merkmale bzw. Prinzipien ihrer Pädagogik: Polarisation der Aufmerksamkeit: Phase der Vorbereitung: Wahl und Entscheidung Phase der großen Arbeit: Bindung der Konzentration als Fesselung durch Gegenstände, durch selektive Aufmerksamkeit und als Begegnung mit sich selbst = das Versinken in die Arbeit. Phase der Verarbeitung: Ordnung beginnt, Sacheinsicht und zunehmend Sicherheit, Disziplin und soziale Haltung, Einsicht und Verantwortung bilden sich heraus. Freiheit und Disziplin: Eine Pädagogik deren Prinzip die Freiheit ist, muss versuchen, das Kind von den Bindungen seiner Umwelt zu lösen. Sie muss nach Möglichkeiten suchen, die eine Entwicklung gewährleisten, in der Interessen und Bedürfnisse optimal berücksichtigt werden können. Für diese Verwirklichung ist die vorbereitete Umgebung von großer Bedeutung. Freiheit bedeutet auch Verantwortung für sein eigenes Handeln zu übernehmen und z.B. mit Geduld und Rücksichtnahme auf ein Material zu warten, welches im Augenblick besetzt ist. Nicht die Beseitigung des Zwanges bedeutet Freiheit, sondern das ständige Üben des Willens. Denn jede Wahl setzt eine Entscheidung voraus. Ein Kind kann sich nur dann normal entwickeln, wenn man es frei wirken lässt. Disziplin und Ordnung: 68 Schon kleine Kinder zeigen eine charakteristische Liebe zur Ordnung. Sich in der Welt zurechtzufinden, sich orientieren zu können, die Welt in allen Einzelheiten zu besitzen ist wichtig für Kinder. So sind Kinder glücklich und ruhig. Ein Kind möchte die Beziehungen zwischen den Dingen kennen, so kann das Kind seine Umwelt zu einem sinnvollen Ganzen machen. Ordnung ist ein wichtiger Aspekt der Montessoripädagogik und spiegelt sich vor allem in der Struktur und dem Aufbau der Materialien und der vorbereiteten Umgebung wieder. Mit der Disziplin verhält es sich ähnlich. Montessoriklassen sind keine disziplinlose Gesellschaft, sondern auch von Regeln des Umganges miteinander geprägt. Die Rolle des Lehrers: Der Lehrer hat vor dem Unterricht in offenen Lernformen genau zu überlegen, wie der Klassenraum gestaltet werden soll, damit die Kinder selbstbestimmt und aktiv arbeiten und lernen können. Der erste Schritt liegt in der Auflösung des starren Systems von Stühlen und Bänken und das Schaffen von „Ecken“. Die Aktivität des Kindes kommt vom Kind und nach Möglichkeit nicht von der Lehrperson. Nach und nach bietet die Lehrerin dem Kind Material an. Die Reihenfolge richtet sich nach dem Alter des Kindes und dem systematischen Aufbau des Materials. Das erste Anbieten ist der erste Schritt der Bekanntschaft, erst danach beginnt die wichtigste Handlung: das Kind wählt das Material neuerlich spontan aus. Das geschieht nach dem Prinzip der Konzentration und Wiederholung und ist eng mit den Bedürfnissen des Kindes verbunden. Die Aufgabe des Lehrers ist sich weitgehend im Hintergrund zu halten und zu beobachten, um die Kinder auf ihrem Weg besser begleiten und unterstützen zu können. Während des Unterrichts rückt der Lehrer mehr in den Hintergrund des Geschehens, vielmehr wird er zur verantwortungsvollen Beobachtung übergehen. Der Lehrer kann folgende Bereiche des Schülers beobachten: Das Verhalten des Kindes, der Umgang mit dem Material, den Aufforderungscharakter des Materials für das Kind einer bestimmten Entwicklungsstufe, das soziale Verhalten und die Stellung und Gewichtung des Lehrers in der Klasse. Der Lehrer hilft dem Kind bei Schwierigkeiten, gibt Tipps, findet weiterführende Aufgaben, sucht bestimmte Materialien zu einem Themengebiet und bietet Konzentrationsübungen an. Der Lehrer ist Unterstützter und Berater beim Erklären von Aufgaben, Geben von sachbezogenen Hilfestellungen, gemeinsamen Kontrollieren und Verbessern von Arbeiten. Der Lehrer muss auch langsam und schrittweise in dieses selbsttätige Arbeiten vorerst einführen, damit Orientierungslosigkeit, Reizüberflutung und Konsumhaltung nicht zu Stande kommen. Der Lehrer muss daher steuern, regeln und reflektieren, d.h. Kinder stellen ihre Arbeiten im Klassenkreis vor, Plakate und 69 Informationsbroschüren für die Mitschüler werden hergestellt, ein Kind steht den anderen als Informationsträger zur Verfügung, bereits durchgeführte Arbeiten werden besprochen und weitere Überlegungen zur Fortsetzung in Kleingruppen werden angestellt. Fehlerkontrolle: „Nicht das Korrigieren, sondern die individuelle Kontrolle des Fehlers ist wichtig.“ (Montessori 1991, 232) Durch Zensuren und Bemerkungen (du bist dumm etc.) wird eine Verminderung der Energie hervorgerufen. Betrachtet man Fehler genau, stellt man fest, dass sie eine Lebensrealität darstellen. Deshalb wäre es sinnvoller sie als freundschaftliche Gefährten zu betrachten, die einen ganz bestimmten Sinn haben. Viele Fehler korrigieren sich ganz spontan und von selbst im Laufe des Lebens. Das Kind verbessert seine Fehler indem es wächst und seine Erfahrungen macht. Wenn das Kind etwas nicht ohne fremde Hilfe kontrollieren kann, können sich ein Mangel an Selbstvertrauen und Minderwertigkeitsgefühle entwickeln. Die Anregungsgegenstände in der Umgebung des Kindes enthalten als didaktische Eigenschaft, die Möglichkeit der selbstständigen Fehlerkontrolle. Vorbereitete Umgebung: „Die Erziehung hat als erste Aufgabe, dem Kind eine Umgebung zu schaffen, in der es die Möglichkeit hat, die ihm von Natur aus zugeteilten Funktionen zu entwickeln.“ (Montessori 1991, 82f) Montessori forderte, dass nicht das Kind sich an die Umgebung anpassen sollte, sondern die Umgebung dem Kind. Die Umgebung sollte genügend Anregungen für das Kind beinhalten und das Kind sollte die Möglichkeit erhalten, aus diesen Anregungen frei zu wählen. Durch die vorbereitete Umgebung soll dem aktiven Kind ermöglicht werden, sich im Rahmen der freien Arbeit selbstständig, d.h. aus eigenem Antrieb, für eine Aufgabe zu entscheiden und diese allein oder mit anderen an einem frei gewählten Arbeitsplatz in individuellem Tempo auf selbst gewählten Bahnen zu bewältigen, denn „die Freiheit der Wahl führt zur Würde des Menschen.“ (Montessori) Koordination der Bewegung: Die Bewegung ist notwendig für das menschliche Leben in seiner Beziehung zur Umwelt und den anderen Menschen. Die Grundlage der Gesellschaft ist die auf einen natürlichen Zweck ausgerichtete Bewegung. Geistige Entwicklung muss mit der Bewegung verbunden sein (Verbindung zwischen Bewegungssystem und Gehirn). Die Bewegung darf man nicht isoliert sehen, sie hat einen wesentlichen 70 Anteil an der Gesamtentwicklung der Persönlichkeit. Wir müssen eine Lernumgebung schaffen in der spontanes, aktives Handeln möglich ist. Sensible Perioden: 0-6/7-12/12-18 „Die Intelligenz des Menschen taucht nicht plötzlich aus dem Nichts empor, sie baut auf Grundlagen auf, die das Kind während der sensiblen Perioden gelegt hat.“ (Montessori 1991, 66) 0-3: Es gibt drei spezifische Empfänglichkeiten: Bewegung, Ordnung, Sprache. Durch das Entwickeln einer äußeren Ordnung baut das Kind eine innere Ordnung auf. 3-6: Das Kind wird vom unbewussten Schöpfer zum bewussten Arbeiter. Erhöhte Sensibilität für soziales Zusammenleben. Die Kinder lernen Fähigkeiten zu vervollkommnen und anzureichern und das eigene Bewusstsein durch Aktivität in der Umgebung zu entwickeln. 7-12: Der Aktionsbereich wird erweitert: Sekundärsozialisation. Die Kinder erwerben die Fähigkeit zur Abstraktion. Es kommt zur Untersuchung von Details, zum Keim für Wissenschaft und zur Strukturierung von Wissen. Ziel ist die Loslösung vom Erwachsenen durch selbst entdeckte Antworten. Beim Kind entsteht das moralische Gewissen, es beurteilt eigene und fremde Handlungen. 12-18: Der Jugendliche hat vor allem 3 Bedürfnisse: Schutz und Geborgenheit erhalten, einen eigenen Platz in der Gesellschaft finden und das Selbstvertrauen durch soziale Anerkennung stärken. Das Montessorimaterial: Montessori erkannte die überragende Bedeutung der Motorik und der Sinnestätigkeit für die geistige Entwicklung des Kindes. Bei ihrer Suche nach geeignetem Material orientierte sie sich an den Vorarbeiten der französischen Ärzte Itard und Seguin, die für intelligenzschwache Kinder Material entwickelt hatten. In langen systematischen Versuchen wurde neues Material entwickelt und Übernommenes einer Erprobung in der Praxis unterzogen. Als Ergebnis dieser Pionierarbeit Montessoris entstand ein stimmiges Gesamtkonzept für verschiedene Entwicklungsbereiche, die durch fünf Materialbereiche abgedeckt werden: Übungen des Praktischen Lebens, Sinnesmaterial, Mathematikmaterial, Ma-terial der Sprache, Material für kosmische Erziehung. Übungen des Praktischen Lebens: 71 Diese Übungen umfassen Übungen und Handlungen des praktischen und sozialen Lebens. Sie führen modellhaft in Handlungsabläufe des Lebensalltags ein und dienen zugleich der Sinnes- und vor allem Bewegungserziehung. In den Übungen des sozialen Lebens werden zwischenmenschliche Umgangsformen erschlossen. Gemeinsam mit den Übungen des praktischen Lebens, fördern sie sowohl die individuelle wie die soziale Entwicklung des Kindes. Dieser Materialbereich kommt vor allem im Kindergarten und Vorschulbereich zum Einsatz. Übungen des praktischen Lebens: Wassergießen, Händewaschen, Rahmen, etc. Übungen des sozialen Lebens: Formen des Grüßens, sowie Rollenspiele und Gespräche zu anderen Themen, die die Kinder beschäftigen. Sinnesmaterial: Die Arbeit mit den Sinnesmaterialien weckt den Geist und öffnet die Sinne. Das besondere Merkmal dieses Materials ist die Isolierung der Sinne (z.B. Gesichtssinn), der Eigenschaften der Dinge (z.B. Größe, Dicke) und der Schwierigkeiten im Umgang mit dem Material (z.B. Kontrastieren, Paaren, Graduieren). Für je-des Sinnesgebiet gibt es ein Material mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad. Jedes einzelne Material entspricht einer solchen Stufe und bildet mit den übrigen Materialien eine Ganzheit. Das Material hat einen sehr starken Aufforderungscharakter. Bei den Wiederholungen übt das Kind seine Motorik und Sensorik in gleichem Maße. Zu diesen Sinnesmaterialien gehören: der rosa Turm, die braune Treppe, rote Stangen, Einsatzzylinder, Farbtäfelchen, Geruchsdosen, Geräuschdosen etc. Mathematikmaterial: Das Mathematikmaterial entspricht den sensorischen Bedürfnissen des Kindes. Der Umgang mit dem Material hilft dem Kind zu faszinierenden Entdeckungen und ermöglicht gleichzeitig eine exakte und umfangreiche Einführung in die Mathematik. Das Mathematik-Material macht auch den Zusammenhang zwischen Arithmetik, Algebra und Geometrie deutlich. Dieser Materialbereich Montessoris ist besonders umfangreich und gut durchstrukturiert. Material der Sprache: Das gesamte Material soll lediglich eine Hilfe für den Sprachunterricht darstellen. Bei diesem Material weist Montessori besonders darauf hin, dass sich der gewünschte Erfolg nur dann einstellt, wenn das Material zur rechten Zeit und in der richtigen Weise dargeboten wird. Jedes Material im Bereich Sprache ist als Hilfe zur Erweiterung und Vertiefung, sowie dem Sprachverständnis 72 gedacht. Einige Materialien: Sandpapierbuchstaben, bewegliches Alphabet, Lese- und Schreibdosen, Sternentabelle etc. Material für kosmische Erziehung Dieses Material ist vor allem im Sachunterricht einsetzbar und soll den Kindern größere Zusammenhänge in unsere Natur und Umwelt anschaulich vermitteln und dabei viele Sinne und Emotionen ansprechen. Das Hauptziel dieses Materials ist für Montessori, bei den Kindern das Verantwortungsbewusstsein unserer Natur und Umwelt gegenüber zu entwickeln. Material: Geschichte der Entstehung der Welt, Sternbilder etc. Eine Vielfalt an Materialvorschlägen für Deutsch (Erstlesen, weiterführendes Lesen, Erstschreiben, Rechtschreiben, schriftlicher Sprachgebrauch etc.), für Mathematik (pränumeraler Bereich, Zahlenraum bis 10, 20, 100, 1000, 1 Million, Multiplikation, Rechnen mit Größen), für den Sachunterricht (Kind und Gesundheit, Natur, Zeit, Geschichte, Verkehrserziehung, Orientierung im heimatlichen Raum, Kind und Europa etc.) finden Sie in der Montessoripädagogik in der Regelschule von Christel Fisgus und Gertrud Kraft: „Hilf mir es selbst zu tun!“ Donauwörth 2000. Neben diesen fünf Materialbereichen bilden die Stilleübungen den letzten wichtigen Sockel für eine Pädagogik nach Montessori. Man unterscheidet zwischen Übungen zur Stille und zur Bewegung. Materialprinzipien: Materialprinzipien sind grundlegende Eigenschaften, die allen Dingen gemeinsam sind, die das Kind in seiner erzieherischen Umwelt umgeben. Die Fehlerkontrolle: Das dem Kind gegebene Material soll wenn möglich die Fehlerkontrolle einschließen. Am Beispiel „Knopfrahmen“ wird die Knopfreihe in der falschen Reihenfolge geschlossen, bleibt ein leeres Knopfloch übrig. Die sachliche Fehlerkontrolle führt das Kind dazu, bei seinen Übungen überlegt, kritisch und genau zu verfahren. Nicht nur das Sinnesmaterial, sondern die ganze Umgebung ist so vorbereitet, dass die Fehlerkontrolle leicht selbst gemacht werden kann. Die Ästhetik: Ein weiteres Merkmal der Gegenstände ist ihre Anziehungskraft. (Farbe, Glanz, Harmonie der Formen, etc.) Vergleich: Die Anziehungskraft der farbigen Blüten73 blätter auf die Insekten, damit sie den Nektar aufsaugen. Das Kind gehorcht dem Gegenstand, der in diesem Augenblick sein stärkstes Tätigkeitsbedürfnis anspricht. Die Aktivität: Die Möglichkeit die Aufmerksamkeit des Kindes zu erhalten, hängt nicht so sehr von der den Dingen enthaltene Qualität ab, sondern vielmehr davon, welche Anregungen sie zum Handeln bieten. Um eine Sache interessant zu machen, genügt es deshalb nicht, dass sie von sich aus interessant ist, sondern sie muss dem Tätigkeitsdrang des Kindes angemessen sein. Kann ein Kind einen Gegenstand nur hören, sehen oder anfassen – ist sein Interesse oberflächlich. Die Begrenzung: Die Begrenzung der Hilfsmittel führt zu einer geistigen Ordnung des Kindes und erleichtert ihm das Verständnis für unendlich viele Dinge. Das Material muss mengenmäßig begrenzt sein. Denn das Kind muss den Weg der es zu seinem Ziel führt, erkennen können (Begrenzung, Isolierung). (vgl. Lenz, A. 1998, 32ff; Fisgus, Ch./Kraft, G. 2000, 8ff) Die Kinder sollen beim offenen Lernen nicht als Objekt im Unterricht missbraucht werden, sondern sie sollen die Hauptrolle ihres eigenen Lernens werden. Seit Beginn der siebziger Jahre erfährt das offene Lernen immer mehr an Bedeutung in der Volksschule. Der Begriff „offener Unterricht“ lässt sich von „open classroom“ und „open education“ ableiten. Die „Offenheit im Unterricht“ bezieht sich auf die verschiedenen Bereiche, wie Stoffinhalte, Methoden, Räumlichkeiten, freie Zeiteinteilung, Organisationsformen etc. (vgl. Glöckel 1996, 155). Merkmale eines offenen Unterrichts: Der Unterricht ist individualisiert. Der Unterricht folgt den Interessen der Schüler. Die Schüler bestimmen das Lerntempo selbst (Wochenpläne – Reihenfolge der Arbeitsaufträge wird von den Kindern selbst gewählt). Begabungen können gefördert werden. Das handelnde, aktive Lernen steht im Vordergrund (Miteinbeziehung der Außenwelt und der Eltern). Es findet eine Veränderung der Lehrerrolle statt. (Beratung, Hilfestellungen, Organisation) 74 Der Klassenraum wird neu gestaltet. (Lernecken, Spielecken, diverses Arbeitsmaterial wird übersichtlich angeordnet etc.) Offener Unterricht legt besonders auf kooperative Arbeitsformen wert. Drei Grundformen des offenen Unterrichts: Stationsbetrieb, Planarbeit, Freiarbeit Freiarbeit: Ein wichtiger Bereich in Verbindung mit offenem Unterricht ist die freie Lernphase bzw. die Freiarbeit. Diese offene Unterrichtsform kommt vor allem in der Montessori-, Freinet-, Petersen-Pädagogik etc. vor. Die Ideen dieser Reformpädagogen liegen darin, die Eigeninitiative und die Selbstverantwortung des Schülers zu fördern und auszubilden. Das bekannteste Leitmotiv von Maria Montessori heißt: „Hilf mir, es selbst zu tun!“ Sie legte großen Wert auf die vorbereitete Umgebung. Das Klassenzimmer sollte genügend Platz bieten, um die verschiedenen Arbeitsmethoden auszuprobieren. Ihr war auch wichtig, dass die Kinder ständigen Zugang zu den Materialien hatten, und somit immer die Aufmerksamkeit auf das Lernen gerichtet war. Celestin Freinet (1896-1966) setzt den Schwerpunkt auf das Schreiben und Verfassen von Texten. In einer Klassendruckerei konnten die Schüler ihre Gedanken, Gefühle und Meinungen, aber auch Sachbeiträge drucken und veröffentlichen. Die Pädagogik Freinets ist durch eine Geisteshaltung bestimmt, welche sich durch folgende Leitgedanken auszeichnet: Individualisierung des Lernprozesses, Gemeinschaftsbildung durch Gruppenerfahrungen und Einwurzelung durch freien Ausdruck. Weitere Schlüsselbegriffe und Grundprinzipien seines Konzeptes sind sein Menschenbild (Respektierung der Identität und der individuellen Eigenart der Persönlichkeit jedes Kindes), sein Lernen durch tastendes Versuchen, den Bezug zum Leben, die kooperative Organisation der Klasse und durch die Kommunikation und Austausch. Vier grundlegende Prinzipien kennzeichnen weiters die Freinet-Pädagogik: Der Erzieher respektiert das Recht des Kindes, sich seiner eigenen Persönlichkeit entsprechend zu entfalten. Er bietet ihm die Möglichkeit, seinen natürlichen Wissensdrang aktiv in der kritischen Auseinandersetzung mit seiner Umwelt zu befriedigen. Er lehrt das Kind, selbst Verantwortung für sein Arbeit zu übernehmen und er ermöglicht ihm ein positives soziales Leben als mitverantwortliches Glied der Klassengruppe. Bei Freinet sind es konkret drei Schwerpunkte in seiner Arbeitsweise, d.h. wie er das Arbeiten, Lehrern und Lernen organisieren will. Zum einen ist es das individuelle Arbeiten, bei dem der Schüler seine Arbeit selbst plant, also an seinen Interessen und Fähigkeiten ausrichtet, dieses Arbeitsvorhaben in Form 75 von Arbeitsplänen festhält und sich dann an die Ausführungen bzw. Umsetzung seiner Vorhaben macht. Gleichzeitig legt Freinet aber auch auf das kollektive Arbeiten wert. Es handelt sich um ein in gemeinsamer Verantwortung kooperativ organisiertes Lernen. Die Kinder können also sowohl allein, als auch in der Gruppe ein Arbeitsvorhaben angehen. Der dritte Schwerpunkt ist die Selbsttätigkeit. Freinet will den Kindern das Wort geben, sie entscheiden und handeln lassen. Dabei soll es keine Hierarchien geben, weder unter den Kindern, noch zwischen den Kindern und den Erwachsenen. Freinet erhofft sich, dass alle gemeinsam für die Harmonie der Gemeinschaft arbeiten. Das bedeutet, dass die Kinder unterstützt von den Erwachsenen alle wichtigen Aufgaben selbst ausführen. Das eigene Experimentieren und das „tastende Versuchen“ stehen im Vordergrund. Weitere Faktoren, die zur Selbstbestimmung beitragen, sind die erbrachte Selbstkontrolle und Selbsteinschätzung der Schüler über ihre Leistungen. Zu Freinets Arbeitstechniken zählen der freie Ausdruck (Kinder stellen sich dar, indem sie malen, musizieren oder eigen Texte verfassen), die Ateliers (Arbeitsecken im Klassenraum, nach Themen unterteilt wie Forschen, Experimentieren, grafischer Ausdruck, künstlerischer Ausdruck, Schuldruckerei etc.) und Wochenpläne und Schülerberichte. Freinet arbeitete mit zwei verschiedenen Plansystemen, die sich beide über eine Woche erstreckten. Der „plan collective“ wird gemeinsam mit den Kindern für die gesamte Klasse beschlossen. Zu diesem Plan kommt ein „plan individuelle“ hinzu, der auf die Bedürfnisse und das Lernniveau jedes einzelnen Kindes abgestimmt ist. Das Kind entscheidet sich alleine oder unter Mithilfe des Lehrers für bestimmte Aufgaben. Peter Petersen (1884-1952) ersetzt den Stundenplan durch einen Wochenarbeitsplan. In einem Wochenarbeitsplan sind neben festgelegten Stunden für den Fachunterricht auch Doppelstunden für Freiarbeit, Gruppenarbeit etc. vorgesehen. Für diese Stunden erstellen die Schüler einen Arbeitsplan. Sei teilen sich die Zeit für jede Woche selbst ein und legen fest, was sie tun möchten. Der „Kleine Jenaplan“ stellt im eigentlichen Sinn einen „Stundenplanersatz“ dar. Neben den Lern- und Arbeitsstunden ist genug Platz für gemeinschaftliche Aktivitäten, wie Spiel, Feier, Gesprächsrunden etc. Helen Parkhurst entschloss sich, verschiedene Materialien und die dazugehörigen Arbeitsanleitungen den Kindern zur Verfügung zu stellen. Jedes Kind suchte sich seine passenden Aufgaben aus und konstruierte sich seinen eigenen Wochenarbeitsplan. Dieser Plan als „Daltonplan“ bezeichnet, wurde als Arbeitsvertrag zwischen Lehrer und Schüler gesehen. 76 Die LehrerInnen bieten den SchülerInnen in der Freiarbeit ein reiches Angebot von Arbeits- und Lernmittel an und die Kinder können selbst entscheiden, mit wem oder an was sie arbeiten wollen. In dieser Unterrichtsform arrangiert die Lehrperson die verschiedenen Lernsituationen und greift dann, wenn möglich nicht mehr in das Unterrichtsgeschehen ein. Diese individuellen Lernmöglichkeiten erfordern Selbstdisziplin, Selbstkontrolle und Hilfsbereitschaft. Deshalb sollte man die Schüler Schritt für Schritt in die Freiarbeit einführen. Die verschiedenen Regeln (langsam gehen, leise sprechen, richtiges Ausfüllen des Freiarbeitsplanes etc.) müssen mit der Zeit internalisiert werden. Erfahrungen zeigen, dass diese Form des offenen Lernens sowohl Vor- als auch Nachteile hat. Nicht alle Unterrichtsgegenstände und Stoffinhalte lassen sich mit freien Lernphasen verknüpfen. Ebenso sind einige Kinder noch nicht bereit, sich selbstständig und alleine mit verschiedenen Aufgaben zu befassen und ihre Aufträge zeitlich einteilen zu können (vgl. Glöckel 1996, 156f). Die Freiarbeit ist ein entscheidendes Merkmal im Offenen Unterricht. Bei der freien Arbeit entscheiden die Kinder frei über Inhalte und Tätigkeiten, Wege und Mittel, über Sozialform und gegebenenfalls Partner, über Zeit und Reihenfolge, über den Arbeitsplatz. Entscheiden müssen sie sich aber. Sie sind nicht so frei, dass sie auch nichts tun könnten. Und sie können nur innerhalb eines organisatorischen Rahmens sowie aus den vorhandenen Materialien wählen. Ihr Freiraum endet da, wo sie ihre Mitschüler einengen und stören. Die Lehrperson steuert den Unterricht indirekt, indem sie mit vorgefertigten Unterrichtsmaterialien eine sehr anregende Lernumgebung gestaltet, aus der jeder Schüler das seinem individuellen Lernbedürfnis besonders entgegenkommende Material frei auswählen kann. Die Freiarbeit der Schülerinnen beschränkt sich auf die Wahl der verschiedenen Aufgaben aus dem vorbereiteten Angebot, der Sozialform, der Zeiteinteilung, aber auch der Freiheit, jederzeit unsanktioniert Fehler machen oder Lehrer und Mitschüler um Hilfe bitten zu können. Freiarbeit darf nicht als zweckfreie spontane, unkontrollierte Erlebnispädagogik und als zielloser Aktionismus missinterpretiert werden. Sie kombiniert vielfältige inhaltlich kognitive, methodische und soziale Lernziele: Erziehung zur Teamfähigkeit, zur gemeinschaftlichen und kooperativen Erarbeitung bestimmter Inhalte und zu sozialem Verhalten innerhalb einer Gruppe, andererseits aber auch Individualerziehung, die die Entwicklung zur Selbstständigkeit, Eigenmotivation und Konzentration fördert. Bei der materialgebundenen Freiarbeit werden vom Lehrer meist verbindliche, auf konkrete Inhalte und den Bildungsplan abgestimmte Aufgaben vorgegeben, die in einer ebenfalls vorgeschriebenen Zeit erledigt werden müssen. 77 Während der Freiarbeit ist die Freiheit der Kooperation von entscheidender Bedeutung. Die SchülerInnen können entscheiden, ob sie in Einzel-, Partneroder Gruppenarbeit die gestellt Aufgabe bearbeiten möchten. Die Kinder brauchen einen Klassenraum mit vielen Arbeitsmitteln, d.h. alle Arbeitsmittel müssen so gemacht sein, dass die Kinder damit arbeiten und selbstständig lernen können. Die Kinder brauchen Bewegungsfreiheit, d.h. die Kinder bewegen sich, wenn sie lernen. Sie stehen auf, um sich ihre Arbeitsmittel zu holen, sie bringen sie zum Tisch oder rollen einen Teppich aus, wenn sie auf dem Boden arbeiten wollen. Sie sitzen, stehen oder hocken, wenn sie arbeiten. Sie bewegen ihre Hände und benutzen Gegenstände. Kinder brauchen Entscheidungsfreiheit, d.h. sie wollen mitentscheiden, welche Arbeiten sie durchführen. Sie haben Ideen und wollen ihre Vorhaben verwirklichen, deswegen machen während der Freiarbeit nicht alle das Gleiche. Kinder brauchen Zeitfreiheit, d.h. wenn sich Kinder für etwas interessieren, wollen sie so lange daran arbeiten, bis das Interesse nachlässt. Dann entscheiden sie sich für eine andere Arbeit. Alle Kinder dürfen unterschiedlich lange bei ihrer Arbeit bleiben. Kinder brauchen andere Kinder, d.h. Kinder wollen Freunde haben. Sie wollen mit anderen Kindern spielen, lernen und arbeiten. Kinder brauchen LehrerInnen, die ihnen erklären, was sie lernen sollen und können, ihnen zeigen, was man mit den Arbeitsmitteln macht, ihnen helfen, wenn sie etwas nicht verstanden haben, sie anhalten, friedlich miteinander umzugehen, sie loben, wenn sie etwas gut gemacht haben, sie aufmuntern, wenn sie Misserfolge hatten. Jede Freiarbeit beginnt mit der Initiationsphase auf die nacheinander Explorationsphase, Produktionsphase, Kontrollphase und Integrationsphase folgen. Am Beginn der Freiarbeit (Initiationsphase) steht das Planungsgespräch im Plenum der Gruppe. Jeder Schüler bzw. jede Schülergruppe teilen im Klassengespräch mit, was sie zu bearbeiten beabsichtigen. Es ist hier durchaus möglich, dass sich spontan Arbeitspaare oder Arbeitsgruppen bilden. In der Explorationsphase suchen die Kinder nun selbstständig oder auch jeweils mit Hilfe der Lehrperson ihr benötigtes Arbeitsmaterial aus den Regalen und bringen es zu ihrem Arbeitsplatz. In der Produktionsphase findet das Erarbeiten der späteren Ergebnisse statt. Diese Arbeit läuft relativ selbstständig ab, und der Lehrer steht helfend zu Verfügung, gibt Anregungen oder auch Kritikanstöße. Auch steht er als Innovator, sowie als Mitarbeiter den Schülern zur Seite und kontrolliert von Zeit zu Zeit die einzelnen Arbeiten. Besondere Beobachtung sollte er während und nach Ablauf des Unterrichts schriftlich festhalten. 78 In der Kontrollphase, am Ende der Arbeitszeit, finden sich die einzelnen Gruppen wieder am Klassentisch ein und jeder Schüler legt seine Ergebnisse dem Plenum vor. In der Integrationsphase wird das Ergebnis in die „Entwicklungsmappe“ überführt, an der der geforderte Überblick ersichtlich wird. (vgl. Lenz 1998, 32ff; Fisgus/Kraft 2000, 8ff) 4.3 Lernen an Stationen (Lernzirkel) Die moderne Hirnforschung belegt ebenso wie die Erfahrung, dass der Mensch über verschiedene Wahrnehmungs- und Verarbeitungskanäle lernt. Je nach Ausprägung einzelner Lernwege und –strategien ergeben sich unterschiedliche Lerntypen. Schon aus diesem Wissen heraus muss der Lehrer nach vielfältigen Möglichkeiten suchen, über eine handlungsbetonte und individualisierte Auswahl verschiedener Übungs- oder Lernformen dem einzelnen Schüler gerecht zu werden. Wir behalten 10% von dem, was wir lesen, 20% von dem, was wir hören, 30% von dem, was wir sehen, 50% von dem, was wir hören und sehen, 70% von dem was wir selbst sagen, 90% von dem, was wir selbst tun. (Gerve`1998, 84) Der Ursprung, darüber sind sich Experten einig, liegt in der Arbeit der Reformpädagogen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Aus einer Unzufriedenheit heraus suchte man neue Wege, dem kopflastigen, rezeptiven und fremdbestimmten Begriffslernen, Formen von Lernen, die mehr Eigenverantwortung und Lebensnähe beinhalten, entgegenzusetzen. Nicht die Menschenbildung, sondern reine Wissensvermittlung sollte künftig im Vordergrund stehen. Lernstoffaufbereitung: Mit positiven Erlebnissen verknüpfte Informationen werden besonders gut verarbeitet und verstanden. Trotzdem sollte im Stationsbetrieb darauf geachtet werden, dass der Spaß am Spiel nicht größer als die Freude am Lernen wird, und Kinder dazu neigen, ausschließlich leichte, lustbetonte Aufgaben zu wählen, die keinen Lernfortschritt bewirken. Außerdem sollten besonders schwierige Aufgaben gekennzeichnet sein, damit bei der Wahl der Stationen (wenn eine Station begonnen wird, muss sie auch fertig gemacht werden) und bei nicht erwünschten Erfolgserlebnissen keine Frustration aufgebaut wird. Damit die Lerninhalte besser vernetzt bzw. verankert werden können, sollte man sie mit möglichst vielen realen Begebenheiten verbinden. Für Kinder ist erst dann ein hoher Grad an Verständnis vorhanden, wenn der Bezug zur Realität auch nachvollziehbar ist (z.B.: echte Zweige, Blumen, Steine etc. statt Bildern). 79 Neugier und Faszination sollen immer vorhanden sein, um die Lernbereitschaft für Neues zu wecken. Ansprechende Materialien tragen dazu bei, Schüler neugierig zu machen. Der Umgang mit didaktischen Materialien fördert die Lernfreude, da spielerische und handlungsbetonte Elemente mit kognitiven Lernaufgaben verknüpft werden. Durch die freie Wahl des Schwierigkeitsgrades und verfügbaren Hilfen und Selbstkontrollen kann jedes Kind zur Erfolgserlebnissen kommen. Prinzipien des Stationslernens: Folgende Prinzipien dominieren beim Lernen an Stationen, sie motivieren und machen den Unterricht attraktiver. Handlungsorientierung: In den einzelnen Stationen gilt es mit Material und Arbeitsaufträgen zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. Selbstständigkeit und Eigenverantwortung: Die Selbstständigkeit bzw. Eigenverantwortung wird beim Lernen an Stationen in verschiedenen Bereichen gefördert. Kinder sind herausgefordert, zu entscheiden, welche Stationen sie in welcher Reihenfolge bearbeiten. Zudem besteht sehr oft die Möglichkeit der freien Wahl der Sozialform. Speziell die Grundstufe I stellt hohe Anforderungen z.B. an selbstständiges Erschließen von Texten, Arbeitsanweisungen folgen können und fähig sein, Vorstellungen zu entwickeln, wie die gestellte Aufgabe bestmöglich gelöst werden könnte. Nicht außer Acht lassen darf man, dass Kinder selbst ein Gefühl dafür entwickeln müssen, wie lange und wie intensiv sie an einer Station arbeiten. Innere Differenzierung: Schüler haben meistens freie Wahl in Hinblick auf Reihenfolge, Sozialform und das Ausmaß der zu bearbeiteten Station. Kinder nehmen diese Differenzierungsmöglichkeiten selber wahr: Differenzierung nach Interessen Differenzierung nach Arbeitstempo Differenzierung für nichtdeutschsprachige Kinder Differenzierung für Kinder mit SPF Rolle des Lehrers im Stationsbetrieb: Die Öffnung des Unterrichts bringt unweigerlich eine Veränderung der SchülerLehrerrolle mit sich. Der Lehrer nimmt eine beratende Funktion ein, er steht 80 den Schülern helfend zur Seite und unterstützt sie in der selbstständigen Bearbeitung der Aufgaben. Das Motto lautet: Anregen statt vorgeben Beraten statt bestimmen Begründen statt anweisen Differenziertes Lernmaterial ist dabei unerlässlich, was allerdings einen erheblichen Mehraufwand in der Vorbereitung erfordert. Im Unterricht selbst tritt der Lehrer dann jedoch in den Hintergrund. Vom Schüler wird im Lernprozess aktives Tun, Selbstständigkeit, Eigenverantwortlichkeit, Disziplin und Kooperationsfähigkeit erwartet. Der Lehrer stellt beim Stationsbetrieb sozusagen einen Planer des Lernens dar. Er gestaltet die Stationen, wählt Materialien aus, die er als besonders geeignet erachtet. Der Lehrer baut die Stationen auf und sorgt für einen geordneten Ablauf. Außerdem kommt ihm die Rolle zu, das Unterrichtsgeschehen zu beobachten und zu erkennen, ob ein Schüler in einem Bereich eventuell Schwierigkeiten hat. Seine Aufgabe besteht weiters darin entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Der Lernzirkel bietet dem Lehrer zudem Zeit, Kontakte zu Kindern herzustellen. Wenn der Unterrichtsstoff in einen Lernzirkel aufgeteilt wird, haben die SchülerInnen die Möglichkeit frei zu wählen, in welcher Reihenfolge sie die bereitstehenden Aufgaben bewältigen. Auch das Arbeitstempo kann individuell bestimmt werden. Lernen an Stationen erweist sich als günstig, wenn nicht aufbauendes Wissen vermittelt werden muss, sondern wenn der Inhalt einem übenden und entdeckenden Schwerpunkt unterliegt (vgl. Wolf 2004, 147). Ablauf eines Stationsbetriebes: Einstiegsphase: Die Kinder werden an das Thema herangeführt. Einstiegs- und Reflexionsphasen zur Verbalisierung von Erkenntnissen sind absolut notwendig. Eventuell gehen dem Stationsbetrieb eine Exkursion, ein Stundenthema, ein Projekt, eine Stilleübung, ein Rätsel oder ein Zurückerinnern an bereits Gelerntes voraus. Regeln und Rundgang: Es ist unerlässlich mich den Kindern die Verhaltensregeln im Vorhinein erarbeiten und wiederholen zu lassen. Vorschläge für Verhaltensregel: Sprich im Flüsterton! Angefangene Arbeiten müssen beendet werden! Lies dir die Arbeitsanweisungen genau durch! 81 Verlasse die Station aufgeräumt! Arbeite in Ruhe: Nimm dir soviel Zeit, wie du brauchst! Es empfiehlt sich alle Stationen vor dem Lernzirkel vorzustellen. Es hat sich allerdings nicht bewährt, einen Rundgang durch die Klasse zu machen und alle Stationen einzeln „vor Ort“ zu erklären. Ein Ziel des Stationenlernens ist auch die selbstständige Erschließung von Texten und Arbeitsanweisungen. Genaue Erklärungen würden die Motivation zum Lesen der schriftlichen Anweisungen untergraben. Arbeiten an Stationen: Sinn und Zweck der Arbeit an Stationen ist es, den Kindern anstelle von medienvermittelter Wirklichkeit direkte Erfahrungen zu ermöglichen. Reflexion: Es sollte unbedingt so viel Zeit bleiben, dass die Arbeit an den Stationen nachbesprochen wird. Es ist oft nicht so einfach, Kinder in ihrem Arbeitseifer zu unterbrechen, dennoch ist die Phase des Unterrichts notwendig, um Lernergebnisse zu sichern und eventuelle Schwierigkeiten und Unklarheiten zu beseitigen. Organisation eines Stationsbetriebes: Lernzirkel haben verschiedene Ziele: Lernzirkel zur selbstständigen Erarbeitung eines Themas Lernzirkel zur Übung Lernzirkel zum vertiefenden Bearbeiten Lernzirkel zum Aufarbeiten von Schulbuchseiten und anderen Medien Außerdem unterscheidet man zwischen geschlossenen und offenen Lernzirkeln. Im offenen Lernzirkel haben Schüler die Möglichkeit, die Reihenfolge der Stationen frei zu wählen, d.h. die Inhalte sind nicht aufeinander abgestimmt und aufgebaut. Geschlossene Lernzirkel machen es notwendig, Stationen in einer genauen Reihenfolge zu bearbeiten. In diesem Fall ist eine genaue Arbeitszeit notwendig. Pflichtstationen, Wahlstationen und freie Stationen: Pflichtstationen sind wichtig um allen Schülern Grundeinsichten in ein Thema vermitteln zu können. Es sollten nicht zu viele Stationen vorgeschrieben werden, da sich die Vorteile des Lernzirkels reduzieren. 82 Anordnung im Klassenzimmer: Die Anordnung richtet sich immer nach dem Platzangebot. Es können Tische, der Boden oder sogar der Gang als Platz dienen. Die Stationen sollten nach Ziffern und wenn möglich nach Farben sortiert sein. So haben Schüler einen leichteren Überblick über Themenkreise und einzelne Stationen. Wahl der Sozialform: Es besteht die Möglichkeit des gemeinsamen Lernens, allerdings sollte den Schülern offen stehen, mit wem sie die Aufgabe bearbeiten. Gibt man Schülern immer wieder Wahlmöglichkeiten, lernen sie auch Entscheidungen zu treffen und Verantwortung für ihr Tun zu übernehmen. Der Aspekt des sozialen Lernens tritt vor allem dann zutage, wenn Kinder Aufgaben mit einem Partner oder in der Gruppe lösen. Laufzettel: Auf einem Laufzettel sind alle Stationen übersichtlich angeordnet und vermittelt den Lernenden eine bessere Orientierung. Die Schüler wissen somit welche Stationen als Pflicht- und welche als Wahlstationen ausgewiesen sind. Die erledigten Stationen werden markiert, z.B. abgestempelt. So wissen Schüler und Lehrer welche Aufgaben bereits erledigt wurden. Probleme des Stationsbetriebes: Die Anzahl der Stationen könnte ein Problem darstellen. Sind zu viele Stationen vorhanden, besteht die Gefahr, dass Schüler anfangen, oberflächlich zu arbeiten. Langsamere Schüler geraten unter Druck und fühlen sich entmutigt. Zu wenige Stationen bewirken Untätigkeit von Schülern. Um diese Probleme zu vermeiden, empfiehlt es sich, immer so viele Stationen zur Verfügung zu stellen, dass bereits zu Beginn eine Station frei bleibt, auch wenn alle Kinder am Arbeiten sind. Es sollte auf keinen Fall so sein, dass der Lehrer in mühevoller Arbeit Stationen bereitstellt und weder kognitiver, emotionaler, sozialer oder motorischer Lernzuwachs die Folge ist. Die Auseinandersetzung mit Lerninhalten soll tatsächlich auch einen Lernfortschritt bewirken. Ein Ziel sollten Primärerfahrungen sein, die vor allem Zeit brauchen und im handelnden Sachunterricht unabkömmlich sind. Wenn mit dem Stationsbetrieb früh angefangen wird, und der Lehrer die Sache ernst nimmt, außerdem den Schülern vermittelt, dass es sich um wichtigen Wissenszuwachs handelt, dürften keine Probleme in der Praxis auftreten. Die Schüler fassen den Stationsbetrieb dann nicht als Spielerei auf. 83 Beispiel: Stationsbetrieb aus der Praxis (vgl. Schneider Martina) Diesem Stationsbetrieb ist ein Waldprojekt voraus gegangen. Nach einem Vormittag in einem Waldstück am Lanser See, in dem verschiedene Bäume gesucht, Blätter verglichen, Früchte angeschaut und befühlt und ein Eichhörnchenplatz beobachtet wurden, musste dieser Stationsplan am nächsten Tag durchlaufen werden. Stationsplan: Station 1: Holzrad: Schätze das Alter des Baumes. Zähle die Altersringe. Lies die Info über Jahresringe. Station 2: Eichhörnchen: Ordne die Streifen den richtigen Überschriften zu, kontrolliere mittels Farbpunkte und schreibe alles auf das Arbeitsblatt! Station 3: Memory: Blätter-Memory – Spiele mit deinen Freunden! Station 4: Puzzle: Stelle das Puzzle zusammen und klebe es in dein Heft. Station 5: Ordne zu! Klebe die Frucht zum richtigen Baum. Station 6: Würfelspiel: Spiele mit deinen Mitschülern das Brettspiel! Station 7: Bestimmungsspiel: Suche im Bestimmungsbuch eine der vorgegebenen Pflanzen und zeichne das Blatt mit dem Namen des Baumes ins Heft! Station 8: Fühlsäckchen: Fühle und rate was in dem Säckchen versteckt ist – du darfst es nicht heraus nehmen und musst dir merken was du erfühlst! Vorformen für den Stationenbetrieb: Partner- und Gruppenarbeit 4.4 Partnerarbeit: Damit Partnerarbeit funktioniert müssen die Schüler in der Lage sein, Kompromisse zu schließen, nachzugeben, zu warten, zu helfen, aber auch um Hilfe zu bitten. Anfänglich nimmt die gelenkte Partnerarbeit noch einige Schwierigkeiten ab. Ein Beispiel ist das „Wechsellesen“, wo beide Schüler immer 84 genau wissen, wer gerade dran ist. Erst wenn die gelenkte Partnerarbeit gut funktioniert, sollte in die teilweise gelenkte Partnerarbeit übergegangen werden. Dabei handelt es sich um freie Aufgabenreihung, freie Platzwahl, aber noch um gebundenen Inhalt und vorgeschriebenem Material- und Zeitaufwand oder ähnlichen Vorgaben. Die offene Partnerarbeit kann nicht angeordnet werden, der Lehrer kann sie lediglich beobachten. Für den Lehrer ist es möglich zu sagen: „In dieser Stunde ist keine Partnerarbeit möglich.“, aber niemals sollte jemand zu Partnerarbeit gezwungen werden. (vgl. Badegruber 1993, 56ff) 4.5 Gruppenarbeit/Gruppenunterricht: Lernen in der Gruppe: Diese Unterrichtsgestaltung dient dazu, mehr auf die Bedürfnisse und Interessen der Schüler eingehen zu können. Durch die Zusammenarbeit der Kinder in eingeteilte Gruppen soll die soziale Interaktion und die sprachliche Verständigung untereinander gestärkt und verbessert werden. Gruppenunterricht ist eine Sozialform des Unterrichts mit zeitlich begrenzter Teilung des Klassenverbandes in mehrere arbeitsfähige Kleingruppen, um gemeinsam an einer Themenstellung zu arbeiten und die daraus resultierenden Arbeitsergebnisse für den weiteren Lernerfolg nützen zu können (vgl. Meyer 2000, 242). Merkmale: Das neue Unterrichtsthema wird vorgestellt. Der Arbeitsauftrag für die Gruppen wird festgelegt. Die Gruppen werden eingeteilt und die Arbeit wird begonnen. Die Ergebnisse der Gruppenarbeit werden zusammengetragen. Die Arbeitsergebnisse werden ausgewertet und die Weiterführung der Arbeit wird besprochen. Die Aufgabe des Lehrers liegt darin, den Gruppenunterricht zu organisieren, Materialien bereitzustellen und den Schülern Freiraum bei der Arbeitsbewältigung zu geben. Damit lernen die Kinder selbstständig zu handeln und zu denken, Konflikte zu lösen, Arbeitsschritte zu planen und die Arbeitsergebnisse zu sichern, zu dokumentieren oder zu protokollieren. Gelenkte Gruppenarbeit schreibt Inhalt, Art der Tätigkeit, Material, Gruppengröße, Arbeitsplatz, Sicherung des Gelernten, Dauer, Arbeitspensum und die Ergebniskontrolle vor. Der Unterschied zur offenen Gruppenarbeit ist, dass 85 der Lehrer die Gruppenzusammensetzung steuert. Gruppenarbeit eignet sich vor allem dann, wenn nicht für jeden Schüler genügend Material zur Verfügung steht. Entweder bekommt jede Gruppe ein Exemplar des Materials und alle können gleichzeitig dasselbe lernen, oder jede Gruppe bekommt anderes Material. Geeignet ist diese Form auch, wenn starke Schüler schwächeren helfen sollen. Ein Beispiel hierfür ist, in der Gruppe einen Gemeinschaftsaufsatz zu erstellen und so zum schwierigeren Einzelaufsatz überzuleiten. (vgl. Badegruber 1993, 60f) 4.6 Lernen nach einem Arbeitsplan (Wochenplan und/oder Tagesplan): Bei dieser offenen Unterrichtsform bekommen die SchülerInnen einen genau festgelegten Arbeitsplan über einen Tag oder eine Woche. Das Lernen nach einem Plan ist verbunden mit mehreren Unterrichtsgegenständen (meistens fächerverbindend). Für die Erledigung des Arbeitsplanes wird eine bestimmte Zeit vereinbart. Die SchülerInnen können die Reihenfolge der Aufgaben und die Sozialform frei wählen, was somit wieder Selbstdisziplin und Entscheidungsfähigkeit erfordert. Die Aufgaben, die das Kind machen muss, werden nach erledigter Arbeit im Plan gekennzeichnet. Wochenpläne können verschiedene Aufgabentypen enthalten: Vorgegebene Pflichtaufgaben, die grundsätzlich für alle Kinder verbindlich sind (evt. differenzierenden Hilfestellungen). Vorgegebene oder gemeinsam festgelegte Wahlpflichtaufgaben (eine bestimmte Anzahl muss bearbeitet werden). Ein Angebot von frei auswählbaren Aufgaben, Aktivitäten und Vorschlägen für die freie Zeit außerhalb der Rahmenziele (vgl. Wolf 1996, 143) Die Arbeitsaufträge können in jeder beliebigen Reihenfolge ausgeführt werden. Sie müssen nur in dem Zeitraum von einer Woche erledigt werden. Die Kinder entscheiden selbstständig, wann sie die Aufgaben in welcher Sozialform und mit welchen Hilfsmitteln bearbeiten. Welche Kriterien ein Wochenplan erfüllen sollte, können in fünf Fragen umschrieben werden: „Was muss ich tun? Was darf ich tun? Wie kann ich vorgehen? Was benötige ich zur Lösung der Aufgaben? Wann arbeite ich am Plan? Erhalten die Kinder in diesen fünf Bereichen ausreichende Informationen, kann Verwirrung und unnötigen Fragen vorgebeugt werden. Der Wochenplan: 86 Beim Wochenplan handelt es sich um einen Arbeitsplan, der sowohl Pflicht- als auch Wahlaufgaben zu den anstehenden Unterrichtsinhalten beinhaltet. Der Wochenplan findet auf der Basis der vorgeschriebenen Lehrpläne statt und ist deshalb ein lernzielbezogener Unterricht. Die Arbeit mit den Wochenplänen zielt darauf, SchülerInnen einen umfangreichen Arbeitsauftrag selbstständig er- und bearbeiten zu lassen. Beim Wochenplan kann man unterscheiden zwischen einem vom Lehrer festgelegten Plan, ohne dass die Schüler der Klasse direkt am Entscheidungsund Entstehungsprozess des Plans und seiner Aufgaben beteiligt werden. Dabei finden die Neigungen der SchülerInnen, sowie deren unterschiedlichen Arbeitsvermögen bei solchen Plänen nur so weit Berücksichtigung, wie sie vom Lehrer angenommen und im Plan aufgenommen werden. Unter Beteiligung der SchülerInnen entwickelter Plan, bei welchem die SchülerInnen mitentscheiden welche Aufgaben in welchem Umfang in den Plan aufgenommen werden. Dies kann zum Beispiel in der Form einer Klassenratssitzung geschehen. Vom Lehrer erstellter Plan unter der Berücksichtigung einzelner schriftlicher und mündlicher Rückmeldungen der SchülerInnen. Durch die Mitgestaltung der SchülerInnen am Wochenplan, kann speziell auf deren Interessen, Anliegen und unterschiedlichen Arbeitsvermögen eingegangen werden. Weiters fordert es die Fähigkeit der SchülerInnen über eigene Empfindungen, Gefühle etc. zu sprechen, ihre Meinung zu vertreten und sie merken zudem, dass sie ernst genommen werden, indem ihre persönlichen Interessen berücksichtigt werden. Damit sich immer mehr SchülerInnen am Mitgestaltungsprozess beteiligen, ist es wichtig Aufgabenvorschläge der SchülerInnen im Wochenplan transparent zu machen. Dies kann geschehen, indem die Aufgaben mit einem namentlichen Hinweis gekennzeichnet werden. Ziele des Wochenplans: Die Schüler sollen die Aufgaben in größtmöglicher Eigenverantwortung erledigen. (Zurückhaltung des Lehrers mit Hilfestellung – nur in Form von Beratung, wenn eine echte Hilfsbedürftigkeit vorliegt) Der Lehrer soll die Schüler mit Methoden und Arbeitstechniken des Lernens und Arbeitens vertraut machen, damit sie selbstständig aufgabenadäquate Informationen aus Lexika, Sachbüchern und anderen Nachschlagewerken entnehmen und auswerten können (vgl. auch den Umgang mit Arbeitsmaterialien). 87 Kinder erlernen das Helferprinzip. (In der Helferrolle darf man die Lösungen von Aufgaben nicht vorsagen, sondern muss sich an der Suche des Lösungsweges helfend beteiligen.) Die Schüler lernen Verantwortung für ihre eigene Arbeit zu übernehmen, indem sie bearbeitete Aufgaben auf dem Wochenplan abhaken. Die Schüler erhalten selbst einen Überblick über ihren Leistungsfortschritt, indem sie selber sehen wie lange sie brauchen, um einen Wochenplan vollständig zu bearbeiten. Vorteile für den Lehrer: Der Lehrer kann die Aufgaben den individuellen Lernvoraussetzungen und Lernbedürfnissen der Schüler anpassen (Binnendifferenzierung). Er hat Zeit für die individuelle Förderung und Betreuung der Kinder, da er sich Freiräume schaffen kann. Die Zeit kann von Unterrichtsbeginn an genützt werden, da die Kinder sofort nach Eintritt ins Klassenzimmer mit ihren Aufgaben beschäftigt sind (ruhige und ausgeglichene Stimmung). Der Lehrer kann die Aufgaben eines Wochenplans so wählen, dass sich die Kinder mit den verschiedenen Lernbereichen befassen (die geforderten Lehrplanziele können leicht erfüllt werden). Durch die Wochenplanarbeit wird die Anzahl der Frontalunterrichtsstunden auf nur mehr tatsächlich notwendige Unterrichtsstunden reduziert. Der Lehrer steht nicht mehr im Mittelpunkt des Geschehens (der Unterricht ist stimmschonender). Die Wochenplanübersicht liefert Informationen im Hinblick auf das Arbeitstempo. Offener und dennoch strukturierter Unterricht! Vorteile für die Schüler: Sie erhalten unterschiedliche Möglichkeiten zum Üben und Sichern des Lernstoffs. Ihre eigenen Neigungen und Interessen können entwickelt und vertieft werden. Sie entwickeln mehr Selbstvertrauen, Selbstverantwortung und Selbstständigkeit. Die Kinder können die Reihenfolge der zu bearbeitenden Aufgaben selbst wählen. Sie können nach individuellem Tempo und Leistungsvermögen arbeiten. Dem natürlichen Bewegungsdrang der Kinder wird entgegengekommen (das Holen/Verräumen der Arbeitsmaterialien, etc.). Die Kinder entwickeln die Fähigkeit zur kooperativern Zusammenarbeit. Die Kinder sind nicht in feste Leistungsgruppen eingeteilt. 88 Verhaltensauffällige Kinder stören den Unterrichtsablauf nicht, da sich viele Möglichkeiten für Freiräume und zum Bewegen von selbst ergeben. Die Kinder haben die Möglichkeit mit allen Sinnen zu lernen. Der Weg zur Wochenplanarbeit im ersten Schuljahr: Im ersten Schuljahr schafft der Lehrer die Voraussetzungen für den Umgang mit dem Wochenplan, indem er mit den Kindern die Kulturtechniken und notwendigen Verhaltensweisen einübt. Damit sich die Kinder in der ersten Zeit nicht immer das gleiche Material holen bzw. sich nur einfache Aufgaben aussuchen, bietet sich im ersten Schuljahr in der Freiarbeit eine Strukturierung in drei Stufen an. (vgl. Haas-Hausmann, S./Schütz, C. 2000, 7ff; Radatz, H./Schipper, W.: Handbuch für den Mathematikunterricht. 1996, 9ff) 1.Stufe: Freie Aufgabenwahl: Der Lehrer soll an die Vorerfahrungen der Kinder im Umgang mit Spielen, die sie bereits von zu Hause bzw. vom Kindergarten mitbringen, anknüpfen. Indem er in der Schuleingangsphase den Kindern einfache und bekannte Spiele (MandalaMalblöcke, Ausmalbilder, Memory, Puzzle, Knetmasse, Perlen etc.) bereitstellt, wovon die Kinder frei auswählen und sich selbstständig damit auseinander setzen können. Nach zwei bis drei Wochen soll das Materialangebot durch Lernspiele ergänzt werden, wobei diese nach und nach die einfachen Spiele ablösen sollen. Die Lernmaterialien aus den Bereichen Lesen, Rechnen, Schreiben und Lautanalyse haben einen hohen Aufforderungscharakter und ermutigen die Kinder besonders zum selbstständigen Lernen. Weiters ermöglichen sie in der Freiarbeit den aktuellen Lernstoff zu üben und zu sichern. Damit die Kinder einen Überblick über die Materialvielfalt bewahren, ist es wichtig, die Lernmaterialien im Klassenzimmer übersichtlich anzuordnen. Dafür eignen sich Regale mit farbig gekennzeichneten Regalbrettern, wobei jedem Fachbereich eine andere Farbe zugeteilt werden soll. Weiters ist es wichtig neue Spiele einzuführen, wobei sich eine Vorstellung und Besprechung im Morgenkreis anbietet. Es ist aber auch möglich nur einigen Kindern ein neues Spiel zu erklären, zum Beispiel in der Zeit vor Unterrichtsbeginn, wobei diese den anderen Kindern als „Spielexperten“ den Spielvorgang erklären. Werden die Kinder von der Schulglocke bei einem Spiel unterbrochen, ist es wichtig, dass sie mit einer namentlich gekennzeichneten Holzklammer das Spiel markieren können. So können sie am nächsten Tag gleich zu Beginn der Freiarbeit daran weiterarbeiten und es fertig stellen. Nicht fertig ausgefüllte Arbeitsblätter werden bis zur nächsten Freiarbeiteinheit in Ablagekörben aufbewahrt. 89 Die Freiarbeit soll mit einem ruhigen Musikstück beendet werden, als Zeichen dafür, dass die Kinder aufräumen und leise im Stuhlkreis zusammenkommen sollen. Bis die Musik zu Ende ist, verhalten sich die Kinder still und hören der Musik zu (Barock, The Best of Mozart, Indien Summer sind geeignete Musikstücke um die Freiarbeit zu beenden). Im Stuhlkreis wird mit den Kinder der Ablauf der Freiarbeit besprochen, wobei die Kinder frei erzählen dürfen, welche Spiele sie gemacht haben, wie ihnen diese gefallen haben, ob sie die Zeit genützt haben, ob sie mit den Spielen sorgfältig umgegangen sind, ob es Streitereien gab, ob sie richtig aufgeräumt haben etc. Weiters wird im Gespräch geklärt, ob die Freiarbeitsregeln eingehalten wurden, was den Kindern die Möglichkeit bietet, über ihr Tun und Verhalten nachzudenken. Nach Erfahrungen einiger Lehrer ist bekannt, dass eine Handpuppe hilfreich und motivierend für den Gesprächskreis ist. So kann zum Beispiel ein Dinosaurierbaby erst aus dem Ei kriechen, wenn es wirklich still in der Klasse ist. Mit einer Handpuppe sprechen Kinder auch viel lieber über ihre Erfahrungen und überlegen bereitwillig ob Verhaltensänderungen nötig sind. Kinder hören auch gerne ein Lob vom Dinobaby. Aber auch während der Freiarbeit kann das Dinosaurierbaby zur Aufrechterhaltung der Arbeitsruhe eingesetzt werden, wobei aber auch akustische Signale, wie eine Handtrommel, dafür geeignet sind. Die Regeln für die Freiarbeit beinhalten eine ruhige, ausgeglichene Stimmung, leises Arbeiten am Spiel oder Arbeitsblatt, halblautes Sprechen bzw. Flüstern, kameradschaftlich miteinander umgehen, sich gegenseitig helfen, in unterschiedlicher Sozialform arbeiten, sich ruhig im Klassenzimmer bewegen, andere Kinder nicht bei ihrer Arbeit stören, Spiele an die richtige Stelle zurücklegen, mit den Materialien sorgfältig umgehen, akzeptieren, dass ein gewünschtes Spiel gerade belegt ist, sich aus der Fülle des Angebots sich für ein Material entscheiden, nur fertig bearbeitete Materialien zurück legen, sich mit der gewählten Aufgabe zunächst alleine auseinander setzen und nicht sofort nach Hilfe rufen, tolerieren, dass sich jedes Kind mit etwas Anderem beschäftigt, lernen, die angebotenen Freiräume sinnvoll zu nutzen etc. Die Kinder müssen viele Regeln erst lernen und schrittweise einüben, was viel Zeit in Anspruch nimmt. Der Lehrer muss auf das Einhalten der Regeln bestehen und die Notwendigkeit der Regeln den Kindern immer wieder bewusst machen, denn nur so lässt sich der Lernstoff während der Freiarbeit einüben und sichern. 2. Stufe: Gebundene Aufgabenwahl In dieser Stufe werden die Kinder auf die Arbeit mit den ersten Plänen vorbereitet. Die Auswahl der Materialien ist nur zwischen der Anfangs- und Endphase der Freiarbeit völlig frei. Zu Beginn und Abschluss des offenen Unterrichts müssen die Schüler zwischen den Spielen des Deutsch- und des Rechenregals wählen, wobei Lernspiele beider Bereiche bearbeitet werden müssen. Durch diese gebundene Aufgabenwahl werden die Kinder langsam an den 90 zielgerichteten Ablauf der Freiarbeit gewöhnt und sie lernen sich gegenseitig zu kontrollieren. 3. Stufe: Der Pünktchenplan Dabei handelt sich um den ersten Plan, den die Kinder erhalten. Er gewährleistet die Bearbeitung aller Lernbereiche. Der Pünktchenplan ist unterteilt in sechs Lernbereiche, wobei jedem ein Bild zugeordnet ist: Maus mit Stift: Schreibübung und Rechtschreiben Marienkäfer: Rechnen Maus mit Buch: Lesen Glocke: Heraushören von Lauten aus Wörtern Blume: Sachunterricht Smiley: Die Kinder dürfen aus allen Lernbereichen Materialien frei auswählen Bilder: Diese Bildkarten werden an den entsprechenden Regalbrettern befestigt, um die Materialien hervorzuheben, welche die Kinder in der nächsten Zeit bearbeiten sollen. So ist gewährleistet, dass sie am aktuellen Lernstoff arbeiten und sich auch mit schwierigeren Aufgaben auseinandersetzen. Für den Smiley ist kein Bild nötig, da die Kinder aus allen Bereichen nach Neigung ein Material wählen können. Da die Bildkarten an den Regalen den Abbildungen auf dem Pünktchenplan entsprechen, können die Kinder schnell sachgemäß mit dem Plan arbeiten. Pünktchenplan und beklebte Regalbretter: 91 Für die Kinder gilt als Regel bei der Bearbeitung des Pünktchenplans, dass sie immer eine Reihe fertig bearbeiten, bevor sie zu einer neuen Reihe übergehen, wobei die Reihenfolge innerhalb der Reihe selbst bestimmt werden kann. Die Kinder können zu jedem Lernbereich aus unterschiedlichen Materialien wählen, müssen aber nun alle Lernbereiche des Plans abdecken. Nach Beendigung einer Aufgabe dürfen die Kinder den nebenstehenden Kreis mit einem passenden Selbstklebepunkt versehen. Die Selbstklebepunkte liegen in den richtigen Regalen auf (Aufgabe vom Käferregal bearbeitet – blauen Punkt aufkleben). Das „Pünktchensammeln“ ist für die Kinder sehr motivierend, da es den eigentlichen Sammeltrieb befriedigt. Sind die Kinder mit einem Arbeitsblatt fertig, kommt es in einen eigens dafür vorgesehenen Korrekturablagekorb. Nach dem Unterricht korrigiert der Lehrer diese und hakt bei Richtigkeit den beklebten Kreis auf dem Plan ab. Bei einer fehlerhaften Bearbeitung macht der Lehrer keinen Haken. Am nächsten Tag gibt er die Arbeitsblätter während der Freiarbeit den Kindern zurück und erklärt bei Bedarf den Kindern, die Schwierigkeiten mit der Bearbeitung hatten, die Vorgangsweisen erneut, worauf das Kind diese berichtigen kann. Nach nochmaliger Korrektur wird abgehakt. Erst dann ist das Arbeitsblatt für das Kind erledigt. Spiele müssen hingegen bereits während der Freiarbeit korrigiert werden, wobei viele davon eine Selbstkontrolle beinhalten. Für die ersten Pläne gibt es noch keine zeitlichen Vorgaben. Sobald die Kinder einen Pünktchenplan vollständig bearbeitet haben, erhalten sie einen neuen. Die Kinder haben also die Möglichkeit bis Juli, in dieser Form der Freiarbeit, je nach Leistungsvermögen und Geschwindigkeit eine für sie entsprechende Anzahl von Wochenplänen zu bearbeiten. Dabei gibt es Kinder, die in diesem Zeitraum keinen Plan vollständig bewältigen können, wobei andere sogar mehrere Pläne bearbeiten. Aus diesem Grund ist die Spalte Datum, in welcher der Tag der Ausgabe des Plans eingetragen wird, wichtig. Denn sie zeigt dem Lehrer, wie lange ein Kind an seinem Plan gearbeitet hat und er kann somit Rückschlüsse auf das Lern- und Arbeitsverhalten des Kindes ziehen. Auch für Schülerbeo92 bachtungen, Elternabende und Zeugnisbeurteilungen ist ein derartiger Nachweis sehr hilfreich. Der zeitliche Umfang der Freiarbeit: Kinder sind vor Unterrichtsbeginn meist sehr laut und unruhig und es entstehen sehr häufig Streitigkeiten. Aus diesem Grund hat es sich als sehr vorteilhaft herausgestellt, mit der Freiarbeit bereits vor Unterrichtsbeginn zu beginnen. Auch während dem Unterricht bieten sich zahlreiche Möglichkeiten Freiarbeit einzusetzen, so können zum Beispiel Kinder, die schneller mit ihrer Arbeit fertig sind als andere Klassenkameraden, sich mit Lernmaterialien beschäftigen. Weiters können auch die letzten Minuten einer früher beendeten Unterrichtsstunde zum Sammeln von Pünktchen verwendet werden. Auch die ersten zwanzig Minuten des Tages können in Form von Freiarbeit zur Hausübungskontrolle und zur Besprechung individueller Probleme genützt werden. Wichtig bei einer Wochenplanung ist, insgesamt zwei bis fünf Stunden für die strukturierte Freiarbeit einzuplanen. Eine Wochenplanarbeit ist aber auch ohne Erfahrungen mit der Freiarbeit denkbar, so können, sobald die Kinder im Lesen Sicherheit gewonnen haben, Wochenpläne ausgeteilt werden. Dabei muss aber unbedingt darauf geachtet werden, dass die Pläne wenige Aufgaben enthalten, da die Kinder im Umgang damit noch nicht geschult sind. Außerdem sind viele Verhaltensweisen und Arbeitstechniken, die sich die Kinder bereits während der freien Arbeit angeeignet haben, noch nicht eingeübt. Wochenplanarbeit im zweiten Schuljahr: Nachdem die Kinder im ersten Schuljahr Erfahrungen mit dem Pünktchenplan sammeln konnten, kommen sie im zweiten Schuljahr schnell mit dem Wochenplan zurecht. Durch den Wochenplan erhalten die Kinder nun eine zeitliche Vorgabe, welche die größte Umstellung darstellt. Die Kinder bekommen nun wöchentlich einen neuen Plan, welchen sie in dieser Zeit fertig stellen müssen. Diese Pläne gliedern sich in drei Teile: 1. Pflichtaufgaben, welche von allen Kindern bearbeitet werden müssen. 2. Wahlaufgaben, welche die leistungsstarken Kinder fördern sollen. 3. Wahlaufgaben, den Interessen und Neigungen der Kinder entsprechend. Am Montagmorgen holt sich das Kind einen Wochenplan vom Lehrerpult. Es schreibt seinen Namen auf den Plan und heftet diesen in den dafür vorgesehenen 93 Schnellhefter. Anschließend liest es selbstständig die Aufgaben des Pflichtteils durch und entscheidet mit welchem Lernbereich es beginnen will. Der Pflichtteil deckt die Lernbereiche Deutsch, Mathematik und Sachunterricht ab, welche durch Bilder veranschaulicht sind. Sie eignen sich für die Wiederholung, Sicherung und Vertiefung des Lernstoffes. Es können aber auch neue Unterrichtsinhalte eingeführt werden. Haben die Kinder eine Aufgabe des Pflichtteils vollständig bearbeitet, malen sie das Viereck, welches hinter dem Arbeitsauftrag steht, aus. Sind alle Vierecke des Pflichtteils ausgemalt, hat das Kind diesen Teil vollständig bearbeitet und darf nun zum zweiten Teil des Wochenplans übergehen. Hier werden weiterführende Aufgaben aus allen Lernbereichen angeboten. Da es sich um einen Zusatzteil handelt, ist es nicht unbedingt erforderlich, dass alle Kinder alle Aufgaben im angegebenen Zeitraum schaffen. Der 3. Teil enthält Aufgaben zur freien Auswahl, wobei eine Vielzahl von Lernmaterialien eingesetzt werden kann. Auch kreative Aufgaben können hier ihren Platz finden, nur ist zu bedenken, dass das ausgewählte Material genügend Anreizcharakter besitzen sollte. Hier lassen sich auch Materialien anbieten, mit denen lernschwache Kinder gerne arbeiten. Diese Materialen können von den Kindern mittels Selbstkontrolle auf Richtigkeit überprüft werden und die Schüler kleben sich einen Farbpunkt, des bearbeiteten Bereiches, auf den Plan. Bei der Bearbeitung der drei Teile ist es wichtig, dass sich die Kinder zuerst untereinander helfend zur Seite stehen, bevor der Lehrer um Hilfe gebeten wird. Enthält der Wochenplan schwierigere Aufgaben, so kann in Partner- oder Gruppenarbeit gearbeitet werden. Haben mehrere Kinder die gleichen Schwierigkeiten, so kann der Lehrer zum Beispiel mit rechenschwachen Kindern in einer Gruppe gezielt arbeiten. Um die Arbeitsruhe während der Freiarbeit aufrechtzuerhalten, können im zweiten Schuljahr auch die Kinder das verwendete akustische Signal anwenden. Das Ende der Wochenplanarbeit erfolgt wie im ersten Schuljahr. Wochenplan: 94 Kontrolle der Wochenpläne: Die Wochenpläne werden durchnummeriert, wobei die Nummer in den Kreis vor dem Wort Wochenplan geschrieben wird. Daneben wird der Bearbeitungszeitraum (Montag – Freitag) eingetragen. In der Kopfzeile des Wochenplans sind zwei Kreise gezeichnet. Hat das Kind den Pflichtteil vollständig bearbeitet, malt es in den ersten Kreis ein Sternchen. Ist der zweite Teil erledigt, malt es ein Sternchen in den zweiten Kreis. Für den dritten Teil gibt es keinen Kreis, da der Lehrer an den Selbstklebepunkten erkennt, welche Materialien, welchen Bereiches, das Kind zum dritten Teil bearbeitet hat. Die einzelnen Aufgaben der Teile korrigiert der Lehrer, indem er die ausgemalten Vierecke hinter jeder Aufgabe auf dem Wochenplan abhakt. Verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten von Wochenplänen: Pläne die im Klassenraum aushängen Tafelanschrift: die Aufgaben werden vom Lehrer an die Tafel geschrieben; die Bearbeitungsmöglichkeiten und der Bearbeitungszeitrahmen wird erläutert. Magnetwand/Pinnwand: die Aufgaben werden in Form von Symbolkarten an die Magnet-/Pinnwand geheftet; der Lehrer erläutert die Bearbeitungsmöglichkeiten und den Bearbeitungszeitrahmen. Dabei bleibt, im Gegensatz zum Tafelanschrift, die Tafel zum Festhalten von Arbeitsergebnissen frei. Vorteil: Laminierte Symbolkarten können immer wieder genutzt werden Zusatzinfos können mit Folienstiften auf die Karten geschrieben und nach Gebrauch wieder abgewischt werden. 95 Bei diesen Gestaltungsmöglichkeiten ist zu bedenken, dass die Unterrichtsmaterialien (Tafel, Magnetwand, Pinnwand) weggenommen werden. Gerade bei Wochenplänen, wo die Kinder über mehrere Tage hinweg an dem Plan arbeiten sollen, fallen diese Unterrichtsmaterialien für eine lange Zeit weg. Aus diesem Grund ist es besser, eine solche Form nur zur Einführung der Planarbeit zu verwenden. Wochenpläne eignen sich besser auf Plakaten als auf einer Tafel, Magnet- oder Pinnwand. Pläne, die den Schülern ausgehändigt werden Formular: es kann vom Lehrer am Computer erstellt und für jede Woche neu ausgefüllt werden. Vorteil: zeitsparend - die immer wiederkehrende äußere Formularform wird den SchülerInnen, vertraut, gibt ihnen Sicherheit und erleichtert ihnen die Orientierung, eine große Anzahl von Clip-Arts und Illustrationen stehen zur Verfügung, die allerdings ab der 3. Klasse durch schriftliche Arbeitsanweisungen ersetzt werden sollen, da die Lesefertigkeit der SchülerInnen bereits weit entwickelt ist, es das Lesen fördert und es eindeutig beschreibt, was die SchülerInnen tun müssen. 96 Organisation der Wochenplanmaterialien im Klassenzimmer: In der zweiten Schulstufe werden die Wochenplanmaterialien erweitert. Auf drei Regalbretter für Deutsch und Mathematik und auf zwei Regalbretter für Sachunterricht. Zusätzlich kommen ein Regalbrett mit Sternchen und ein gelbes Regalbrett hinzu. Deutsch: Die Markierungen „Maus mit Buch“ und „Maus mit Stift“ bleiben erhalten. Alle Lernmaterialien zu Deutsch, die im ersten Teil des Wochenplans zu bearbeiten sind, liegen auf diesen Regalbrettern. Auf einem zusätzlich rot markierten Regalbrett, sind Lernmaterialien, welche die Kinder über die freie Auswahl Smiley nehmen können. Mathematik: Auf dem Marienkäfer-Regalbrett liegen die aktuellen Spiele. Zusätzlich wird ein weiteres blaues Regalbrett mit einer Dreiecks-Bildkarte gekennzeichnet, worin die Rechenarbeitsblätter, welche die Kinder im Pflichtteil rechnen sollen, liegen. Die Anzahl der zu bearbeitenden Arbeitsblätter gibt die Anzahl der Dreiecke an. Sind die Dreiecke mit Nummern gekennzeichnet, so bedeutet dies, dass sie aufeinander aufbauen und nacheinander bearbeitet werden sollen. Ein drittes blaues Regal steht für zusätzliches Lernmaterial zur Wiederholung vorheriger 97 Unterrichtsinhalte und zur Weiterführung zur Verfügung. Weiters haben auch hier die Kinder Zugriff auf die freie Auswahl - Smiley. Sachunterricht: Auf dem grünen Blumen-Regalbrett liegen die Lernmaterialien für den Pflichtteil des Wochenplans. Auf einem weiteren Regalbrett liegen Materialien, die die Schülerinteressen betreffen, bereit. Weiters gibt es auch hier wieder die freie Auswahl Smiley. Im Sachunterricht bieten sich häufig Gelegenheiten zum entdeckenden und handelenden Lernen, was sich in der Wochenplanarbeit gut umsetzen lässt. So kann ein Versuchstisch eine ganze Woche lang aufgebaut bleiben und jedes Kind erhält die Möglichkeit daran zu experimentieren uns seine eigenen Erfahrungen zu sammeln. Dadurch muss das Material auch nicht in vielfältiger Ausführung bereit stehen. Der Zusatzteil (Sternchenteil): Das Kärtchen mit der Glocke wird entfernt, da im zweiten Schuljahr kein eigenes Regalbrett für das Heraushören von Lauten aus Wörtern nötig ist. Der Lehrer kennzeichnet dieses Regalbrett mit einer Sternchen-Bildkarte, damit die Kinder wissen, dass sie es frei im zweiten Teil bearbeiten können. Dieser Teil dient zur Differenzierung, da er für schwache Kinder gestrichen werden kann. Der basale Bereich: Auf dem gelben Regalbrett finden sich Materialien für die Feinmotorik, Rechtschreiben, Konzentrationsförderung etc. Diese Materialien sollten sich an den Schwächen der Kinder orientieren. Fördermaßnahmen im Rahmen des Wochenplans: Im Rahmen des Wochenplans können ohne großen Aufwand Fördermaßnahmen für Kinder mit erheblichen Lernschwächen angeboten werden. Diese Kinder bearbeiten nur den Pflichtteil des Wochenplans, somit haben sie sich mit den grundlegenden Inhalten beschäftigt. Der Zusatzteil entfällt für diese Kinder. Über die freie Auswahl Smiley bearbeiten sie Material vom gelben Regalbrett. Da nur der Lehrer die passende Fördermaßnahme auswählen kann, bringt er jedem lernschwachen Kind das entsprechende Material, womit es sich beschäftigen muss. Dabei muss der Lehrer aber jede Woche neu entscheiden, ob er den Sternchenteil für die lernschwachen Kinder streicht. Dies hängt auch davon ab, welcher Lernstoff im Sternchenteil angeboten wird. Wochenplanarbeit und Hausaufgaben: 98 Der Pflichtteil ist so gestaltet, dass ihn alle Kinder in einer Woche bewältigen können. Wenn Kinder ein paar Tage krank waren oder extrem langsam arbeiten, kann es vorkommen, dass sie dennoch nicht ganz fertig werden. In diesen Fällen werden die noch nicht bearbeiteten Pflichtaufgaben zusätzliche Hausübung. Diese Maßnahme ist notwendig, da im Pflichtteil an grundlegenden Lernzielen gearbeitet wird. Die Aufgaben des Sternchenteils werden nicht als Hausaufgabe gegeben. Sie können jedoch freiwillig von den Kindern zu Hause erledigt werden. Praxiserfahrungen haben gezeigt, dass diese Regelung, die Hausaufgabe betreffend, die Kinder nicht belastet. Wochenplanarbeit im Jahresrhythmus: Die Wochenplanarbeit wird in drei Zeitabschnitte gestaffelt. 1. Schulbeginn bis Dezember (fünf bis sechs Unterrichtsstunden pro Woche) 2. Januar bis April (sechs bis acht Unterrichtsstunden pro Woche) 3. Mai bis Ferienbeginn (acht bis zehn Unterrichtsstunden pro Woche) Eine Staffelung ist notwendig, da sich die Kinder an die neue Unterrichtsweise gewöhnen müssen, trotz Vorarbeit im ersten Schuljahr, da die neue Vorgangsweise komplexer ist und vom Kind Eigeninitiative und Verantwortung verlangt. Weiters werden im Laufe der Zeit immer mehr Unterrichtsinhalte in den Wochenplan verlagert, da die Kinder immer besser mit den neuen Arbeitstechniken zu Recht kommen. Auch ist es wichtig für die Wochenplanarbeit täglich feste Zeiten einzuplanen. Die Planungsarbeit im Wochenplanunterricht: Phase der Vorbereitung: Der Lehrer erstellt für jede Woche einen Wochenplan und bereitet die entsprechenden Materialien vor. Am Montagmorgen muss das gesamte Lernmaterial bereit liegen. Phase der Durchführung: 99 Sobald der Wochenplan ausgeteilt wird, muss er mit den Kindern genau besprochen und erläutert werden. Ebenso muss der Lehrer die Kinder mit den neuen Arbeitstechniken vertraut machen. Schon beim zweiten Wochenplan ändert sich dies, da die Kinder weitgehend selbstständig arbeiten. Dadurch hat der Lehrer mehr Zeit für Einzelgespräche und er kann leichter individuelle Hilfestellungen geben. Zudem bietet sich dem Lehrer die Möglichkeit, das Arbeits-, Lern- und Sozialverhalten der Kinder genauer zu beobachten. Phase der Nacharbeit: Alle Arbeiten der Kinder müssen korrigiert werden. Dabei empfiehlt es sich eine Tabelle, eine Wochenplanübersicht, anzulegen und diese regelmäßig zu ergänzen. In der Tabelle sind die drei Teile des Wochenplans mit den Zahlen 1, 2 und 3 bezeichnet. Hat ein Kind den Pflichtteil bewältigt, macht der Lehrer unter der Zahl 1 ein Häkchen, beim Zusatzteil unter die Zahl 2 und beim dritten Teil unter die Zahl 3. Wurde der Zusatzteil für lernschwache Kinder gestrichen, streicht der Lehrer das Feld unter der Zahl 2 durch. Die Anzahl der Pünktchen, die die Kinder im dritten Teil sammeln, schreibt der Lehrer entsprechend der Anzahl auf. Die Wochenplanübersicht dient dem Lehrer als Nachweis: Er kann sehen, wie die Kinder über einen längeren Zeitraum mit der Wochenplanarbeit klar kommen und wie intensiv sie sich mit dem Lernstoff auseinandersetzen Der Lernspiegel der gesamten Klasse wird deutlich – Lernzielkontrollen und die Wochenplanarbeit geben Auskunft über das Lern- und Arbeitsverhalten der Kinder Die Stellung des einzelnen Kindes im Hinblick auf das Leistungsverhalten der Klasse wird verdeutlicht Die Übersicht liefert einen schriftlichen Beleg für das Arbeitstempo und hilft beim Erstellen von Zeugnisbemerkungen Die Voraussetzungen, welche ein Lehrer braucht, um Wochenplanarbeit in seiner Klasse umsetzen zu können, sind einerseits die subjektive Bereitschaft zur Öffnung des Unterrichts und andererseits pädagogische, didaktischmethodische Kompetenzen. Der Vorteil beim Wochenplanunterricht als Unterrichtsform stellt die Binnendifferenzierung dar, die aber nur erreicht werden kann bei einer kontinuierlichen Fortbildung des Lehrers, einem didaktisch geeigneten Lernangebot von Arbeitsmaterialien etc. (vgl. Huschke/Manglesdorf 1994, 10ff; Zimmermann, W. 2003, 3ff) 100 Elternarbeit: Die Eltern müssen über die Wochenplanarbeit informiert werden. Es empfiehlt sich die neue Arbeitsweise bereits am ersten Elternabend vorzustellen. Es ist wichtig den Eltern zu sagen, dass in der Wochenplanarbeit mit dem vorgeschriebenen Lernstoff gearbeitet wird. Zusätzlich können die Vorteile aufgezeigt werden, wozu besonders die individuelle Förderung eines jeden Kindes gehört. Weiters ist es wichtig, die Eltern in die Unterrichtsarbeit einzubeziehen: Bastelabend zum Herstellen von Lernmaterialien Gut erhaltene Spiele vom Elternhaus Schachteln zum Aufbewahren von Spielen mitbringen Geldbetrag für Aufkleber und Selbstklebepunkte ke/Mangelsdorf 1994, 88; Haas/Hausmann 2000, 9ff) zahlen (vgl. Husch- 4.7 Freiarbeit Die Freiarbeit ist die offenste Form. SchülerInnen wählen sich den Inhalt, die Methode, die Sozialform, den Ort, den zeitlichen Umfang, das Material selbst. Regeln für die Freie Arbeit Gehe sorgfältig mit den Arbeitsmaterialien um und stelle es wieder ordentlich an seinen Platz zurück! Hilf Deinen Mitschülern, wenn sie dich um Rat fragen! Sprich leise, wenn du etwas fragst oder erklärst! Bewege dich möglichst leise und rücksichtsvoll in der Klasse! Lege fertige Arbeiten in den gelben Fächer-Briefkasten! Unfertige Arbeiten bleiben in deinem eigenen Ablagefach. Fertige Arbeiten mit einem roten Strich: STOP! Verbessern oder neu machen und wieder in den gelben Fächer-Briefkasten! Fertige Arbeiten mit einem grünen Strich: in deinen Ordner heften! Übe auch für Fächer, in denen du Schwierigkeiten hast! Führe angefangene Arbeiten zu Ende! Kontrolliere deine Arbeit mit Hilfe der Inhaltsverzeichnisse in deinem Ordner! (Text eines Plakats im Klassenraum) Arbeitsmaterialien für den offenen Unterricht bzw. für die Freiarbeit Anforderungen an das Arbeitsmaterial: 101 Das Arbeitsmaterial sollte vielfältig konzipiert sein, die Neugierde der SchülerInnen sollte immer wieder geweckt werden. Eintönigkeit wirkt wenig motivierend, deshalb sollten die Aufgaben möglichst abwechslungsreich zusammengestellt werden (lesen, zuordnen, schreiben, ausschneiden, einzeichnen, ...). Die Aufgaben- und Fragestellungen sollen einfach und eindeutig formuliert sein. Die SchülerInnen informieren sich mit Hilfe der Arbeitsmittel über den Lehrstoff, ständiges Nachfragen hemmt sie in ihrer Selbständigkeit. Es ist wichtig, die Materialien ansprechend zu gestalten, sie sollen zum Bearbeiten auffordern. Damit sie über einen längeren Zeitraum verwendbar sind, empfiehlt es sich, Arbeits-, Karteiblätter, Spielpläne, etc. zu folieren oder in Klarsichthüllen aufzubewahren. Im Sinne einer inneren Differenzierung müssen entsprechende Zusatzaufgaben vorhanden sein: sie gliedern den Lehrstoff in Basis- und Erweiterungsstoff. Bei der Auswahl und dem Angebot von Arbeitsmitteln sind die didaktischen Fähigkeiten der LehrerInnen gefragt. Für die weitere Motivation der SchülerInnen ist es wichtig, die Anforderungen richtig einzuschätzen. Zur Förderung der Selbstständigkeit ist es notwendig, auch die Möglichkeit zur Selbstkontrolle zu geben. Der Arbeitsplan Er hilft den SchülerInnen, sich im Themenkreis zu orientieren. Pflicht- und Wahlaufgaben müssen durch entsprechende Zeichen erkennbar sein. Auch die zu verwendenden Arbeitsmittel sollen angeführt sein. Sozialformen können darauf vorgegeben werden. Auf dem Arbeitsplan soll auch festgehalten werden, was bereits bearbeitet wurde. Arbeitsmittel mit Selbstkontrolle Lernkartei: Karteikarten (A4 oder A5) informieren über Wissenswertes, Wichtiges, Merkstoff... Zum besseren Verständnis sind Beispiele angegeben und Arbeitsaufgaben angeführt. Lösungen können auf der Rückseite des Karteiblattes oder auf eigenen Lösungsblättern angegeben werden. Karteien werden in Schachteln, Karteikästen, Steckalben für Fotos oder Ringmappen aufbewahrt. Als besonders vorteilhaft erweist es sich, dass Karteien jederzeit ergänzt oder aktualisiert werden können. LÜK-Kästen: Lerne - übe - kontrolliere! Zur Auswahl stehen mehrere Antworten, die Nummer der passenden Antwort wird im Kasten entsprechend eingeordnet. Zur Selbst102 kontrolle entstehen graphische Muster. Zum Beispiel: LÜK-Hefte zur Landeskunde österreichischer Bundesländer (Verlag Quirin Haslinger, 1010 Wien, Hohenstaufengasse 5). LÜK-Übungen können für eigene Zwecke ganz leicht individuell verändert werden. Lernscheibe: Ein Frage-Antwortspiel eignet sich sehr gut zum Üben schwieriger Begriffe in Partnerarbeit. Aus Pappe wird eine Art Kuvert mit einem Ausschnitt hergestellt. Eine Papierscheibe wird eingeschoben und mit einer Spaltnadel befestigt; die Scheibe soll drehbar sein. Im Ausschnitt des Kuverts erscheint ein Begriff, auf der Rückseite steht die Erläuterung zum Begriff. Rollen/Schiebekarten: Auf Rollen oder Schiebern werden Antwortmöglichkeiten verschoben, bis passende Begriffe nebeneinander stehen. Selbstkontrolle auf der Rückseite der Schiebekarten oder auf Lösungsblättern (bei rollen). Holzleiste: Kärtchen werden auf der Holzleiste in passenden Reihenfolgen angeordnet. Wenn sich auf der Leiste mehrere Rillen befinden, können auch davor Kärtchen zugeordnet werden (dabei werden unterschiedlich große Karten verwendet). Selbstkontrolle durch verschiedene Symbole oder Zahlen auf der Rückseite der Kärtchen. Stöpselkästchen: In einem offenen Holzkästchen werden einzelne Blätter mit mehreren Antwortmöglichkeiten eingelegt. Die passende Antwort wird am Rand des Kästchens gestöpselt; wenn die Antwort richtig ist, kann das Blatt entfernt werden (Löcherung ist am Blatt aufgeschnitten). Nagelbrett: Auf einem Holzbrett werden Fragen und Antworten mit Gummiringen verbunden. Die Gummiringe werden über Nägel, die neben den Fragen und Antworten befestigt sind, gespannt. Zur Selbstkontrolle werden OH-Folien oder Lösungsblätter mit dem Verlauf der Gummiringe aufgelegt. Elektrokontaktspiel: Wenn Frage und richtige Antwort mit den Kontakten gleichzeitig berührt werden, leuchtet das Kontrolllämpchen. zu bestellen mit Bauplan bei Fa. Winkler, 3121 Karlstetten, Rosenthal 2. Klammerkarten: 103 Die richtige Antwort wird mit der Klammer (färbige Wäscheklammer oder nummerierte Holzklammer) gekennzeichnet. Selbstkontrolle auf der Rückseite des Aufgabenblattes. Auch Würfelspiele (Fragen beantworten bei Ereignisfeldern), Kartenspiele (Quartett), Memory, Puzzles, Rätsel eignen sich als Arbeitsaufgaben für den Arbeitsplan. Walkman: Der Walkman kann zur Information, zum Erkennen von Geräuschen, zum Ansagen von Arbeitsaufgaben etc. verwendet werden. Dem didaktischen Erfindungsreichtum der LehrerInnen sind beim Erstellen von Arbeitsmaterialien keine Grenzen gesetzt. Alle Materialien für das offene Lernen können beim Pädagogischen Buchversand, 1080 Wien, Strozzigasse 14-16, angekauft werden. 4.8 Projektorientiertes Lernen: Was ist die Projektmethode eigentlich? Es gibt keinen Erfinder der Projektmethode, aber mehrere Wurzeln, die weit in die vorindustrielle Zeit zurückreichen. Große Pädagogen, wie Johann Amos Comenius (1592-1670), Jean Jacques Rousseau (1712-1778) und Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827) haben Ideenskizzen verfasst, die der Projektmethode nach dem heutigen Verständnis ähnlich sind. Sie forderten schon damals die Orientierung am Interesse des Kindes und das selbstständige Tun. Die sogenannte Projektmethode reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück. In Paris wurden Wettbewerbe für Architekturstudenten durchgeführt, die Kooperation und Kreativität verlangten. Die Studenten sollten bei der Arbeit am Projekt Phantasie entwickeln und zu originellen Lösungen gelangen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verbreitete sich der Gedanke einer Projektmethode angeregt von den Bauakademien in Frankreich auch im deutschen Sprachraum. Von Europa aus kam die Projektmethode nach Amerika und wurde 1879 an der Washington University in St. Louis in Form einer „Manual Training School“ realisiert. Die amerikanische Schulpädagogik registrierte die Projektmethode erst nach der Jahrhundertwende, verhalf ihr aber innerhalb kürzester Zeit zu einer großen Trendwende. Diese Trendwende manifestierte sich zwischen 1900 und 1915 zu einer regelrechten Projektmethode mit dem Hauptziel der Kindorientierung. 104 Die Entstehung des Projektgedankens bei John Dewey (1859-1952) und seinem Schüler Wilhelm Heard Kilpatrick (1871-1965) hat den philosophischen Hintergrund des amerikanischen Pragmatismus. John Dewey amerikanischer Reformpädagoge und Philosoph hat eine zentrale Bedeutung für die moderne Projektpädagogik und gilt als Vater des Projektunterrichts. Nach Dewey gewinnt der Mensch indem er sich tätig mit der Welt auseinandersetzt, indem er Erfahrungen macht. Eine Erfahrung ist der Prozess einer Auseinandersetzung des Individuums mit seiner Umwelt. Denken und Erfahrung stehen für ihn in engem Zusammenhang. Denken führt zu Erziehung und Bildung des Menschen. Die wichtigste Aufgabe von Erziehung ist die Sicherstellung von Erfahrungsprozessen der Lernenden. Dewey als Philosoph und Pädagoge erweitert den Aspekt des Handelns für die Pädagogik, für die Identitätsentwicklung von Heranwachsenden. Kern seiner Erziehungsphilosophie ist die Vorstellung des Menschen mit seiner natürlichen und sozialen Umwelt. Schule und soziale Umgebung stehen in einem aktiven Austauschverhältnis zueinander. Für die tägliche Auseinandersetzung mit der sozialen Umgebung prägt Dewey einen interessanten Begriff „denkende Erfahrung“. Die denkende Erfahrung im Sinne planvoller Auseinandersetzung der Schüler mit ihrer sozialen Umgebung verbunden mit der Perspektive einer sozialen Höherentwicklung im Sinne von Demokratisierung. Dies alles wiederum verknüpft mit dem Anspruch der Schüler an Selbstorganisation und Selbstverantwortung. Auch in der deutschen Reformpädagogik finden wir wichtige Vorläufer des Projektunterrichts. Berthold Otto (1859-1933) war einer dieser. Er hat den Gesamtunterricht eingeführt, damit die Fragen der Kinder aufgegriffen werden können und an diesen Fragen hat sich der Unterricht zu orientieren. Dieser Gesamtunterricht fasst mehrere Wochenstunden zusammen. Die ganze Schule versammelt sich, Schüler fragen Schüler, und der Lehrer agiert als Moderator. Für Hugo Gaudig (1860-1923) ist eine „freie geistige Tätigkeit“ im Schulbereich erforderlich (SchülerInnen sich selbst betätigen lassen, Planung des Unterrichts durch SchülerInnen...) und für Georg Kerschensteiner (1854-1932) steht die Forderung nach konstruktiver Betätigung im Vordergrund. Er versteht darunter vor allem die manuelle Betätigung, in der Jugendliche ihr eigenes Handwerkzeug gebrauchen lernt. Das Wort „Projekt“ stammt aus dem lateinischen „projicere“ ab und bedeutet vorauswerfen, entwerfen, planen, sich vornehmen. Das Wort „Methode“ hat altgriechischen Ursprung und meint den Weg der Untersuchung, das anzugehen, was vorgenommen wurde. 105 Das Projekt ist das konkrete Lernunternehmen, das eine Gruppe aushandelt, plant, anpackt, durchhält oder auch abbricht. Lernende nehmen sich ein Betätigungsfeld vor und entwickeln dieses. Die anschließenden Aktivitäten führen zu einem sinnvollen Ende. Die Projektmethode meint den Weg den Lehrende und Lernende gehen, wenn sie sich bilden wollen. Oft entspricht ihr Tun nicht voll der Projektmethode oder stützt sich nur auf zwei oder drei ihrer Komponenten. Das nennt man dann projektorientiertes Lernen. Die Projektmethode ist ein Weg zur Bildung, eine Form der lernenden Betätigung, die bildend wirkt. Entscheidend dabei ist, dass sich die Lernenden ein Betätigungsfeld vornehmen, sich über die geplanten Betätigungen verständigen, das Betätigungsfeld entwickeln und die dann folgenden verstärkten Aktivitäten im Betätigungsfeld zu einem sinnvollen Ende führen. Oft entsteht ein vorzeigbares Produkt. Nach den Größenordnungen lassen sich folgende Projekte unterscheiden: Das Kleinprojekt mit einer Dauer von zwei bis sechs Stunden, das sich besonders für begrenzte Vorhaben eignet. Es bieten sich kontextuell eine Doppelstunde an, ein Block mit zwei bis drei Stunden, eine Serie von zwei bis sechs Einzelstunden oder eine Abendveranstaltung. Es beschränkt sich meistens auf projektorientiertes Lernen. Das Mittelprojekt dauert insgesamt ein bis zwei Tage, maximal bis zu einer Woche. In Schulen, Hochschulen und in der allgemeinen Erwachsenenbildung erscheinen die Mittelprojekte als Normalfall. Großprojekte beschäftigen eine größere Personenzahl, die oft über den schulischen Rahmen hinausgehen und in der Öffentlichkeit bekannt sind. Sie dauern mindestens eine Woche unter Beteiligung mehrerer Gruppen oder Institutionen. In der Schule handelt es sich dann in der Regel um Projekttage oder um eine Projektwoche. Die Projektgruppe besteht aus einer Klasse, einem Kurs oder einer ganzen Schule. Oft kommen Personen anschließend für ein Projektvorhaben zusammen. Das Lernen nach der Projektmethode erstreckt sich meistens über mehrere, möglichst zusammenhängende Stunden. Die Projektmethode soll zum selbstständigen Arbeiten anleiten. Sie hilft lernend Wirklichkeit zu konstituieren und zielt auf Selbstorganisation ab. Darüber hinaus ermöglicht sie bildenden Umgang mit den unterschiedlichen Lebensbereichen. Die Projektmethode bleibt beim ur106 sprünglichen Verständnis. Sie möchte die Methode nicht als eine verselbstständigte Größe ansehen und damit auch nicht die Trennung von Was und Wie Vorschub leisten, wie dies durch die begriffliche Scheidung von Didaktik und Methodik geschieht. Spontaneität und Offenheit sind grundlegende Merkmale der Projektmethode. Deshalb ist es wichtig Strukturmerkmale zu benennen, damit das Projekt nicht durch Planlosigkeit gefährdet ist. Diese Merkmale dienen bei der Planung und der Verwirklichung eines Projektes als Orientierungshilfe. Dazu gehört die Projektinitiative, die Projektskizze, der Projektplan, die Projektdurchführung und der Abschluss des Projektes Das Grundmuster der Projektmethode Nach Frey (1998, 76ff) kann folgendes Schema als Grundmuster der Projektmethode bezeichnet werden. Die Projektinitiative Ein Mitglied der Lerngruppe oder auch eine Außenstehende regt dieses Projekt an, indem sie eine Idee äußert, ein Erlebnis oder einen Wunsch skizziert etc. Diese Initiative versteht sich als Angebot. Zwei Merkmale sind für die Projektinitiative charakteristisch, einerseits die offene Ausgangssituation, d.h. die Anwesenden müssen sich erst noch darüber klar werden, ob und in welcher Form sie die Projektinitiative aufgreifen. Andererseits ist die Projektinitiative ohne Bildungswert, d.h. die Projektinitiantin ist nicht verpflichtet, im Voraus einen pädagogisch wertvollen Sachverhalt vorzuschlagen. Für die Projektidee bzw. Themenfindung in der Schule ist vor allem wichtig, dass das Interesse aller Beteiligten geweckt werden kann und genügend Zeit zur Verfügung steht, dass sich LehrerInnen und SchülerInnen gemeinsam auf ein Thema, das sie bearbeiten bzw. ein Problem, das sie lösen wollen, einigen können. Die nächste Komponente ist die Auseinandersetzung mit der Projektinitiative in einem vorher vereinbarten Rahmen. Auseinandersetzung mit der Projektinitiative – Projektskizze In dieser zweiten Komponente sind zwei Elemente enthalten. Zunächst stecken die TeilnehmerInnen einen Rahmen für die Auseinandersetzung mit der Projektinitiative ab und geben somit ein Zeitlimit vor. Die Teilnehmenden legen einen Zeitpunkt fest für das Ende der Beratung bezüglich der Projektinitiative. 107 Der Rahmen kann auch einige Spielregeln für die Auseinandersetzung vorgeben, wie z.B. alle müssen zu Wort kommen, möglichst alle menschlichen Betätigungsformen müssen gefördert werden (Gefühle, motorische Bewegungen). Die eigentliche Auseinandersetzung mit der Projektinitiative schließt Kommunikation in Worten, Gesten und Mimik ein. Das Thema der Projektinitiative wird zunächst komplexer, was die Konsensfindung erleichtern sollte. Die Auseinandersetzung mit der Projektinitiative kann auch mit einem negativen Ergebnis enden. Bei positiver Erledigung endet die Auseinandersetzung in einer Projektskizze. Für die Schule ist in dieser Phase besonders wichtig, dass durch die Formulierung von Zielen die unterschiedlichen Interessen sichtbar gemacht werden können. Es können Unterthemen diskutiert werden. Auch die vorhandenen Rahmenbedingungen und Ressourcen müssen analysiert werden und in der nächsten Phase der Planung Berücksichtigung finden. Die nächste Komponente schließt an die Auseinandersetzung über die Projektinitiative mit einer gemeinsamen Entwicklung des Betätigungsfeldes dem sogenannten Projektplan. Gemeinsame Entwicklung des Betätigungsgebietes – Projektplan Die TeilnehmerInnen sollen sich nun äußern, was sie im Einzelnen tun möchten. Nun werden die konkreten Pläne geschmiedet. Ein genauer Arbeitsplan wird erstellt, um sich auf ein Endprodukt zu einigen, wie z.B. ein Theaterstück, Dokumentationen etc. Die TeilnehmerInnen sollen nun sagen, wer, wie, was tut und deren Gestaltungswünsche, ihre kritische Sicht, ihre negativen Erfahrungen etc. Zunächst geht es um eine Ideensammlung, was zum Thema überhaupt denkbar und möglich wäre. Es muss entschieden werden, was Priorität hat. Diese gemeinsame Planung ist ein wesentlicher Teil der Projektmethode. Diese Zeit der umfassenden Informationsbeschaffung, der Besorgung notwendiger Arbeitsmaterialien, der Planung von Exkursionen, Diskussionen mit Fachleuten, Filmvorführungen u.ä. ist eine wichtige Phase für die Schule. Die gesamten Rahmenbedingungen, Ressourcen und die Verantwortlichen für die einzelnen Teilbereiche müssen nun festgelegt werden. Die nächste Komponente ist die Projektdurchführung. Verstärkte Aktivitäten im Betätigungsgebiet – Projektdurchführung Die Projektdurchführung ist die vorletzte Phase des Projektes. Die Mitglieder des Projektes befassen sich nun vertieft mit einem Teilgebiet, das sie bereits vorbereitet haben. Begonnenes wird zu Ende geführt. Grundsätzlich kann bei der 108 Projektdurchführung jegliche Tätigkeitsform vorkommen von Einzeltätigkeit, Gruppentätigkeiten, steuernde bis kontrollierende Tätigkeiten. Arbeitsteilung ist natürlich möglich. In diesem Abschnitt wird die inhaltliche Hauptarbeit geleistet. Die geplanten Vorhaben werden von den SchülerInnen in unterschiedlichen Sozialformen möglichst selbstständig durchgeführt und die LehrerInnen stehen ihnen dabei als koordinierende BeraterInnen und ExpertInnen und als „KonfliktmanagerInnen“ zur Verfügung. Während dieser Zeit ist es besonders für die Schule wichtig, in kurzen Reflexionsphasen Erfahrungen und Zwischenergebnisse auszutauschen, um aufgetretene Probleme besprechen zu können oder koordinierende Maßnahmen zu setzen. Die letzte Komponente des Projekts ist der Abschluss. Abschluss des Projekts Die TeilnehmerInnen schließen ihre Aktivitäten auf verschiedene Formen ab. Sie können einen bewussten Abschluss setzen und seinen Ausdruck in einer Veröffentlichung des Ergebnisses finden. Als krönender Abschluss sind Vorführungen sehr geeignet, wenn eine bestimmte Perfektion angestrebt wurde und diese gelungene Leistung bei allen Wohlbefinden erzeugt hatte. Ein Projekt kann aber auch nur „auslaufen“. Es bereichert auch so den Alltag durch neu erlernte Techniken etc. Die Abschlussvarianten können durch folgende Formeln transparent gemacht werden: Das bewusste Abschließen, Rückkoppeln zur Projektinitiative oder auch das Projekt auslaufen lassen. (vgl. Frey 1998, 84) Auch für die Schule ist der Projektunterricht durch einen klar erkennbaren Abschluss gekennzeichnet. Dabei haben alle Beteiligten die Chance ihre Arbeitsergebnisse einander vorzustellen oder auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die letzte Phase eines Unterrichtsprojekts sollte der Reflexion gewidmet sein. Lehrplanbezug: Der Projektunterricht ist verankert in den allgemeinen Bildungszielen, den allgemeinen und fachbezogenen didaktischen Grundsätzen, in den Lehrplanbestimmungen der einzelnen Fächer und in den Unterrichtsprinzipien. 109 Unterrichtsprinzipien sind Bildungs- und Erziehungsaufgaben, die zwar in bestimmten Fachrichtungen ihren Schwerpunkt haben können, aber vorrangig nur im Zusammenwirken vieler oder aller Unterrichtsgegenstände bewältigbar ist. Für konkrete Realisierungsmöglichkeiten bietet sich kontextuell u.a. das projektorientierte Lernen bzw. der Projektunterricht besonders an. Einige Unterrichtsprinzipien sind durch Grundsatzerlässe, wie bei dem folgenden Erlass zum Projektunterricht geregelt. (vgl. BMUK Zl.15.073/92) Grundsatzerlass zum Projektunterricht Ich beziehe mich im Folgenden auf den Erlasstext laut BMUK Zl.15.073/92. „Die soziale, politische und ökonomische Entwicklung der Gesellschaft stellt auch an die Schule ständig neue Anforderungen. Wegen der wachsenden Komplexität werden künftige Erfordernisse der Bildungsarbeit immer widersprüchlicher und damit weniger vorhersehbar. Somit ist die Annahme fragwürdig geworden, es könnte ein verbindlicher, für alle oder zumindest für größere Gruppen geltender Wissenskanon definiert werden. Diesen Tatsachen wird auch durch die Rahmenlehrpläne Rechnung getragen. Da jedoch die gegenwärtigen schulischen Bedingungen die Entwicklungen, Verhaltensweisen und Entscheidungen von Menschen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten mitprägen, muss die Schule zunehmend durch entsprechende Unterrichtsmethoden die Entwicklung und Förderung von dynamischen Fähigkeiten und unterschiedlichen Begabungen ermöglichen. Denn nur informierte, kompetente und motivierte Menschen werden den gesellschaftlichen Veränderungen weltoffen und entwicklungsbereit gegenüberstehen.“ (BMUK Zl.15.073/92) Das Ziel des Projektunterrichts ist die konstruktiven Interessen der SchülerInnen anzuregen und durch selbstständiges Lösen der Problemstellung ein brauchbares Produkt zu erstellen. Diese Gedanken gehen auf die beiden Vertreter der amerikanischen Pragmatismus John Dewey und W.H. Kilpatrick zurück. Merkmale des projektorientierten Lernens in der Schule sind: Anknüpfen an die Interessen und Erfahrungen der Schüler Zusammenarbeit mit Außenstehenden Handlungsorientiertes Lernen Vorbereitung und Planung: 110 Projektinitiative vom Lehrer, von den Schülern, ggf. auch von den Eltern (gemeinsames Sammeln von Einfällen, Mitorganisation, Mitverantwortung etc.). Informationsbeschaffung Informationsauswertung und Projektplanung Praktische Vorbereitung Verwirklichung des Projektes Resümee Dokumentation des Projektes Die Vorteile des projektorientierten Lernens liegen vor allem im Interesse und in der Motivation der Schüler durch die selbstständige Beschäftigung mit selbstgewählten Bereichen, sowie die Förderung der Sozialkompetenz durch das gemeinsame Arbeiten in Gruppen. Nicht geeignet ist die Projektmethode für die planmäßige Einführung in Wissensgebiete oder bei Gegenständen mit hohem Übungseinsatz (vgl. Wolf 1996, 144ff) 4.9 Entdeckendes Lernen: Entdecken kann man eine Sache, die schon vorhanden ist, aber noch nicht bekannt ist (mathematische Regeln, Naturgesetz...). Dieses forschende Lernen soll beim Schüler „Aha-Erlebnisse“ auslösen. Bei dieser Unterrichtsform lernen die Kinder Hypothesen zu erstellen und alternative Lösungswege zu suchen. In Bereichen in denen Fähigkeiten und Fertigkeiten schnell abrufbar sein müssen (Rechtschreiben...) ist das entdeckende Lernen nicht geeignet (vgl. Wolf 1996, 148f; Glöckel 1996, 142). 4.10 Informierendes Lernen: Der Einsatz des informierenden Unterrichts ist dann sinnvoll, wenn die erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten Voraussetzungen für den späteren Unterrichtsablauf sind. Bestimmte Inhalte erfordern Vorinformationen damit man mit den SchülerInnen weiterarbeiten kann. Die Lehrperson knüpft dabei an die Vorkenntnisse der Schüler an und verdeutlicht durch Erzählungen und Erklärungen den Sachverhalt. Auch die Kinder können ihre Meinungen und ihr Wissen einbringen, damit das Unverständliche für alle klar wird (vgl. Wolf 1996, 150). 111 Kennzeichen der informierenden Unterrichtsform: Der Lehrer erzählt, trägt vor, beschreibt eine Sache oder erklärt Zusammenhänge, zeigt eine Übung oder einen Griff vor und stellt Fragen etc. Der Lehrer steht somit im Mittelpunkt des Unterrichtsgeschehens. Die Schüler müssen dem Angebot des Lehrers folgen, es verstehen anzunehmen und auf Aufforderungen eventuell zu reagieren. Die Schüler rezipieren (nehmen auf) bzw. reagieren auf Lehreraktionen und Lehreraktivitäten. 4.11 Wiederholendes und übendes Lernen: Viele Stoffinhalte erfordern oftmaliges Wiederholen und Üben bis die Informationen im Langzeitgedächtnis abgespeichert werden. Erste Wiederholungen des Gelernten müssen in der gleichen Unterrichtsstunde erfolgen, damit die Informationen nicht sofort verloren gehen. Nach Guttmann eignet sich dafür das „5-10-20 Schema“, d.h. die erste Wiederholung des neuen Inhaltes nach fünf Minuten, die zweite nach zehn und die dritte sollte nach 20 Minuten erfolgen! Sorgfältig ausgewählte Hausübungen ergänzen diesen Wiederholungsrhythmus, damit sich die SchülerInnen den gelernten Stoff merken. Wichtig sind nicht nur häufige Wiederholungen, sondern auch die Verknüpfung mit bereits bekannten Inhalten. Ebenfalls muss man den Schülern Zeit für die geistige Verarbeitung des Gelernten geben, damit man sie nicht überfordert und somit demotiviert sind (Variabilität, Abwechslung). Bei Übungs- und Wiederholungsstunden empfiehlt sich die Verknüpfung mit anderen Unterrichtsformen, wie z.B. die Freiarbeit, der Lernzirkel, Lernspiele etc. 4.12 Lernen im Gespräch: Im Lehrplan wird diese Lernform vor allem im Teilbereich Sprechen des Gegenstandes Deutsch angeführt. Man unterscheidet freie und gebundene Gespräche im Unterricht. Freie oder ungelenkte Gesprächsformen: Unterhaltung: Die Unterhaltung findet zwischen zwei Personen statt, die ihre Meinungen und Erfahrungen ziel- und planlos zu einem Sachverhalt austauschen. Im Unterricht bedeutet die Unterhaltung Abwechslung und verbessert den sozialen Zusammenhalt der Klasse (z.B.: Morgenkreis). 112 Schülergespräch: Bei dieser ungelenkten Gesprächsform haben die Kinder die Möglichkeit ihre Erfahrungen und Vorstellungen zu einem Thema zu veröffentlichen. Dabei tritt die Rolle der Lehrkraft völlig in den Hintergrund. Nur wenn sich das Schülergespräch in ein Streitgespräch entwickelt, greift der Lehrer ein und rückt die Unterhaltung wieder in die richtige Richtung. Diskussion, Streitgespräch, Pro und Contra Gespräch, Debatte: Der Sache wird auf den Grund gegangen. Die SchülerInnen lernen Konflikte zu lösen und eventuelle Vorurteile zu beleuchten. Sie erwerben vor allem die Fähigkeit zu argumentieren! Bei Gesprächsformen, die vom Lehrer direkt oder indirekt gelenkt werden, unterscheidet man: Fragend-entwickelnes Gespräch: Die Lehrperson nützt die Vorkenntnisse der SchülerInnen und so entwickelt sich der Sach-, Sinn- und Problemzusammenhang eines Themas im fragenden Zusammenhang. Sokratisches Gespräch: Diese Gesprächsform ist ein historischer Vorläufer des fragend-entwickelnden Gespräches. Prüfungsgespräch: In der Grundschule gibt es keine Prüfungsgespräche an sich. Man kann aber mündliche Mitarbeitskontrollen durchführen, welche durch gezielte Fragestellung oder Lehrerlenkung gekennzeichnet ist (vgl. Meyer 2000, 280f). Das Lernen im Gespräch, welches man häufig im Frontalunterricht wiederfindet, ist nur scheinbar eine leichte und bequeme Lehr- und Lernform. Das Lernen im Gespräch erfordert eine Vielzahl an Regeln, die erst eingeführt und auch eingehalten werden müssen, um den Lernerfolg sicher zu stellen. Lernen in der Gruppe: 113 Diese Unterrichtsgestaltung dient dazu, mehr auf die Bedürfnisse und Interessen der Schüler eingehen zu können. Durch die Zusammenarbeit der Kinder in eingeteilte Gruppen soll die soziale Interaktion und die sprachliche Verständigung untereinander gestärkt und verbessert werden. Gruppenunterricht ist eine Sozialform des Unterrichts mit zeitlich begrenzter Teilung des Klassenverbandes in mehrere arbeitsfähige Kleingruppen, um gemeinsam an einer Themenstellung zu arbeiten und die daraus resultierenden Arbeitsergebnisse für den weiteren Lernerfolg nützen zu können (vgl. Meyer 2000, 242). Merkmale: Das neue Unterrichtsthema wird vorgestellt. Der Arbeitsauftrag für die Gruppen wird festgelegt. Die Gruppen werden eingeteilt und die Arbeit wird begonnen. Die Ergebnisse der Gruppenarbeit werden zusammengetragen. Die Arbeitsergebnisse werden ausgewertet und die Weiterführung der Arbeit wird besprochen. Die Aufgabe des Lehrers liegt darin, den Gruppenunterricht zu organisieren, Materialien bereitzustellen und den Schülern Freiraum bei der Arbeitsbewältigung zu geben. Damit lernen die Kinder selbstständig zu handeln und zu denken, Konflikte zu lösen, Arbeitsschritte zu planen und die Arbeitsergebnisse zu sichern, zu dokumentieren oder zu protokollieren. 4.13 Lernspirale nach Klippert Dr. Heinz Klippert: Lehren und Lernen im Umbruch – Kompetenzvermittlung in einer modernen Wissensgesellschaft Von der Inputsituation mehr zur Outputsituation gelangen! Was kommt am Ende an Können heraus? Schüler sollen neue Kompetenzen erlangen: Präsentationskompetenz: Schüler sollen frei sprechen lernen, visualisieren, .... und damit ihr Selbstbewusstsein stärken. Rhythmisierung des Unterrichts kann nicht im 45-Minutentakt geschehen, sondern unbedingt die Doppelstunde. Die Lehrer sind methodisch immer besser geschult. Aber wie sieht es mit der Methodenkompetenz der SchülerInnen aus? 114 Deshalb sind neben der Fachkompetenz neue Kompetenzen gefragt, wie Methodenkompetenz, Kooperationswissen, Kommunikations-, Präsentations-, Visualisierungs-, Problemlösungs-, Lese- und Recherchekompetenz. Wie kann das Neue Lernen funktionieren? Pädagogisches Konzept EVA – eigenverantwortliches Arbeiten und Lernen. Die Schüler sollen von klein auf erleben, dass sie für sich lernen und daher Verantwortung dafür übernehmen. Dies geschieht nur, wenn jeder einzelne Schüler als Person herausgefordert wird, das, was sie lernend erarbeitet haben, auch öffentlich zu vertreten. Die alt bekannten Sozialformen Einzelarbeit, Partnerarbeit und Gruppenarbeit werden so miteinander verknüpft, dass am Ende noch genügend Zeit für die Präsentation des Lernproduktes vor der gesamten Klasse bleibt. Das nennt Klippert „Lernspirale“ Lernspirale nach dem Mini-Max-Prinzip! Spätestens seit Pisa wissen wir, dass die Schüler zu oberflächlich und schematisch gelehrt und gelernt werden. Die Schüler erhalten zu selten Gelegenheit, selbst Probleme zu lösen, sich Informationen zu beschaffen, eigenständig zu denken und zu argumentieren, erworbenes Wissen anzuwenden, kleine Vorträge zu halten und selbstständig und kreativ zu arbeiten und zu lernen. Stattdessen sind Lehrer hyperaktiv und machen vieles von dem, was eigentlich die Schüler leisten könnten und sollten. Übersehen wird, dass das Gros der Schüler vorrangig praktisch-anschaulich begabt ist. Sie müssen selbst schreiben, reden, zeichnen, strukturieren etc., um durch die eigene Lerntätigkeit zum nötigen Verstehen und Behalten des Lernstoffes zu gelangen. Nur fünf bis zehn Prozent der Schüler sind ausgeprägt verbal-abstrakt begabt, d.h. sie haben ein wirksames Hör- und Sehgedächtnis. Sie können die Vorträge und Tafelbilder der Lehrer erfolgreich aufnehmen und einspeichern. Schüler lernen mehr mit Bildern, deshalb sind Mind-Maps eine ideale Methode für Schüler zur Visualisierung! Schüler, die erfolgreich lernen wollen, brauchen nun einmal Methoden. Sie müssen bereit und in der Lage sein, methodisch versiert Informationen zu beschaffen, diese kompetent zu verarbeiten, aufzubereiten und anzuwenden, dabei im Team zu arbeiten, Probleme zu lösen, die erarbeiteten Lernergebnisse überzeugend zu präsentieren etc. Es braucht ein systematisches Lehrertraining: Methodentraining, Kommunikationstraining, Teamentwicklung – praktische Übungen, Reflexion, Workshops 115 Training mit elementaren Übungen mit einer hohen Wiederholungsfrequenz garantiert eine höhere Lehr- und Lernkompetenz. Vom Lehrervortrag zur Lernspirale! Lehrervortrag, -erzählung Schüler hört sich Lehrererzählung an und schreibt bzw. malt mit. Klärendes Gespräch in 3er Zufallsgruppen (Nachhilfe unter den Schülern), Klärung der Sachlage Persönliches Mind-Map zum Inhalt erstellen, Schüler verbessert selbst – Rekonstruktion Nacherzählen der Lehrerdarbietung mit dem Partner Ausgeloste Schüler präsentieren im Plenum Quizkärtchen zur Lehrerdarbietung erstellen: W-Fragen stellen: 7 goldenen Fragen! Frage-Antwort-Spiel im Plenum durchführen (mit Mikrofon) Ergänzende Hinweise durch den Lehrer Mathebeispiel für eine Lernspirale: Lehrererzählung, -vortrag: Flächenberechnung (Einführung), Lehrerinput zur Flächenberechnung an der Tafel Klärung der Darbietung in 3er Zufallsgruppen Entwicklung der Fragekarten zum Lehrerinput (Fragetechniken und Antworten geben wird geschult!) Gezielter Quiz zu Begriffen und Maßeinheiten (Präsentation) Berechnung bestimmter Flächen in Einzelarbeit Erläuterung der Rechenwege in der PA (verbalisieren üben) Plenum-Präsentation durch ausgeloste Tandems Vertiefende Hinweise Lernspirale: Heftgestaltung Einschätzung zum Thema „Heftgestaltung“: Schüler nehmen selber die Einschätzung vor: Es fällt mir schwer, weil... Es fällt mir leicht, weil.... Vorliegende defizitäre Heftseite soll neu gestaltet werden! Wie könnte das anders aussehen? Einzelarbeit Vergleich der Produkte – Regelfestlegung, Bewusstsein schaffen in Kleingruppen – Regeln aufstellen! Heftseite zum vorgegebenen Thema entwerfen Reflexion der Entwurffassung in Gruppen Endgültige Gestaltung der Seite (Einzelarbeit) 116 Museumsrundgang: Sichtung der Produkte – alle Stationen durchlaufen und nochmals nachprüfen; Lehrer ist Entwicklungshelfer! Lernspirale: Eiszeit Am Stundenbeginn werden den Kindern verschiedene kurze Texte mit Informationen über die Eiszeit ausgeteilt. Ihr Arbeitsauftrag lautet: 1. Informationsphase: Einzelarbeit: Lies den Text und markiere 5 Schlüsselwörter mit einem Stift. Du hast dafür 4 Minuten Zeit. Die Schüler informieren sich, indem sie den Text aufmerksam lesen und ihm durch das Markieren eine Struktur geben. Damit finden sie den roten Faden, der sich durch den Text zieht und sie sind in der Lage, darüber frei zu sprechen. Im Laufe der Zeit erwerben sie dadurch eine Selbstständigkeit im Lesen und Verarbeiten von Texten. Diese Selbstständigkeit erreichen Schüler, die ausschließlich einen lehrerzentrierten Unterricht erleben, nicht. 2. Klärung und Verarbeitung: Partnerarbeit: Erzähle nun frei deinem Banknachbarn den Inhalt deines Textes. Dieser hört zu und fragt nach, wenn etwas unklar ist. Danach werden die Rollen getauscht. Ihr habt dazu 6 Minuten Zeit. Da nun jeder der beiden Schüler einen anderen Text gelesen hat, kann jeder etwas anderes erzählen und erklären. Sie lernen dabei, einen Sachverhalt klar und verständlich mitzuteilen. Durch die dezentrale Organisation hat jeder Schüler die Möglichkeit dazu, auch der, der sonst nicht gerne spricht. Und sie lernen gleichzeitig, einander aktiv zuzuhören und bei Unklarheiten Fragen zu stellen. 3. Verarbeitung und Festigung: Gruppenarbeit: Schließt euch mit euren vorderen (hinteren) Banknachbarn zu einer Vierergruppe zusammen. Erzählt noch einmal den Inhalt eurer Texte. Stellt dann zum Inhalt der Texte gemeinsam ein Plakat her und bereitet eine Präsentation vor. Ihr habt dazu 20 Minuten Zeit. Nun finden sich je zwei Tandems zu Vierergruppen zusammen und informieren sich gegenseitig über ihre Texte. Damit muss nun jeder seine Geschichte schon 117 zum zweiten Mal erzählen, und zwar so, dass alle sie verstehen, denn am Ende muss jeder aus der Vierergruppe in der Lage sein, einen Kurzvortrag darüber zu halten. Hier wird ein Lernverhalten geübt, das Inhalte sehr erfolgreich ins Langzeitgedächtnis transportiert: Wiederholung unter neuen Gesichtspunkten und erklärendes Vortragen: Nur wenn ich einem anderen etwas erklären muss, beginne ich selbst richtig zu verstehen. Und die Schüler wollen es richtig verstehen, denn ihnen sitzt ja die bevorstehende Präsentation im Nacken. Dazu sollen sie nun gemeinsam ein Plakat gestalten, d.h. sie bekommen vom Lehrer Plakatpapier und Stifte, Klebstoff und Klebebänder und können mit der Gestaltung beginnen. Spätestens wenn jeder für sich an einer Ecke zu malen beginnt, entdecken sie, dass sie sich vorher absprechen müssen, wie das Plakat aussehen soll. Damit beginnt zum ersten Mal so etwas wie Teamentwicklung: Sie müssen miteinander in Diskussion treten, sich auf ein Konzept einigen und die Aufgaben verteilen, sonst funktioniert es nicht! Und sie haben nur eine kleine Zeitspanne zur Verfügung! In unserem Falle ca. 20 Minuten. 4. Präsentation: Einer aus jeder Gruppe wird für die Präsentation ausgelost. Nach der vereinbarten Zeit erfolgt wieder ein Klingelzeichen und die Präsentation beginnen. Der Lehrer hat Spielkarten oder Lose mit Nummern vorbereitet und lässt nun ziehen: Es trifft aus jeder Gruppe einen Schüler. Sofort beginnen die anderen, ihn für die Präsentation vorzubereiten: Was er sagen soll und wie er es sagen soll. Er trainiert die Präsentation noch einmal in seiner Gruppe, und dabei ist bereits ein richtiger Teamgeist spürbar. Dann wird es ernst: Während sich die gesamte Klasse im Halbkreis um die Tafel setzt, befestigen die Mitglieder der ersten Gruppe daran ihr Plakat und wünschen ihrem Mitschüler noch viel Glück, denn er vertritt ja die ganze Gruppe. Die Klasse wird ganz ruhig und der Schüler beginnt, erstaunlich ruhig, mit seiner Präsentation. Bildungsstandards: Schule ist mehr als Bildungsstandards! Standards legen fest, was guter Unterricht ist. Sie reglementieren das Lehren und lernen. Standards sind kein Ersatz für Einstufung bzw. für Noten. In der Schule sollen aber auch die dynamischen Fähigkeiten zum Tragen kommen: Selbstvertrauen, Sozialkompetenz, Lernbereitschaft, Bereitschaft zur demokratischen Mitwirkung, mitmenschliche Verantwortung. Diese Ziele sind genau so wichtig wie die fachspezifischen Ziele! 118 Literaturverzeichnis: Individualisierung und Differenzierung in heterogenen Gruppen Bönsch, M.: Differenzierung in Schule und Unterricht. Ehrenwirth. München 1995 Graumann, O.: Gemeinsamer Unterricht in heterogenen Gruppen. Klinkhardt. Bad Heilbrunn 2002 Kaslatter Franz: Qualitative Differenzierung. Diplomarbeit. Innsbruck 2005 Klippert, Heinz: Heterogenität im Klassenzimmer. Wie Lehrkräfte effektiv und zeitsparend damit umgehen können. Weinheim und Basel 2010 Mayr, J.: Jedem/Jeder das Seine/Ihre? In: Die pädagogische Zeitung für die Allgemeinbildende Höheren Schulen. 1999, Nr. 3, S. 8-9 Palmstorfer, B.: Differenzierung konkret – Aus der Praxis für die Praxis. Jugend und Volk. Wien 2006 Paradies, L./Linser, H.J.: Differenzieren im Unterricht. Cornelsen Scriptor. Berlin 2001 Salner-Gridling, Ingrid: Querfeldein: individuell lernen – differenziert lehren. ÖZEPS. bm:uk. Wien 2009 Lernstrategien: Birkenbihl, Vera: Trotz Schule lernen! München 1999 Caspary, Ralf: Lernen und Gehirn. Der Weg zu einer neuen Pädagogik. Freiburg 2006 Arnold, Ellen: Jetzt versteh´ich das! Bessere Lernerfolge durch Förderung der verschiedenen Lerntypen. Mülheim an der Ruhr 2000 Endres, Wolfgang u.a.: So macht Lernen Spaß. Praktische Lerntipps für Schüler und Schülerinnen. Weinheim/Basel 1997 Endres, Wolfgang: Lernen lernen – Wie stricken ohne Wolle? Weinheim 2007 Ettmayer, Leopold/Endstrasser, Dietmar: Lerntipps und Arbeitsstrategien. PI Tirol 2006 Keller, G.: Lehrer helfen lernen. Lernförderung, Lernhilfe, Lernberatung. Donauwörth 1999 Konecny, Edith/Leitner Maria-Luise: Psychologie. Horn 1991 Konnertz, Dirk/Sauer, Christiane: Tschüs dann! Die erfolgreichen Arbeitstechniken. Wien 1996 Löscher, Wolfgang (Hrsg.): Vom Sinn der Sinne. Spielerische Wahrnehmungsförderung für Kinder. München 1996 Meixner, Silvia/Tumpold, Ernst: Kinder aufs Lernen vorbereiten. Edu-KinestetikÜbungen für Eltern und Lehrer. München 1996 119 Meyer, Hilbert: Leitfaden zur Unterrichtsvorbereitung. Frankfurt am Main. 1999 Meyer, Hilbert: Unterrichtsmethoden. Bd. 1. Frankfurt am Main. 1993 Puchbauer-Schnabel, Konrad: Gelöste Blockaden. Abbau von Lernstörungen, Hyperaktivität und Stress. Wien 1997 (1994) Schulz von Thun, Friedemann: Miteinander Reden 1: Störungen und Klärungen – Allgemeine Psychologie der Kommunikation. Hamburg 1989 Schuster, Martin: Für Prüfungen lernen. Strategien zur optimalen Prüfungsvorbereitung. Göttingen 2001 Spitzer, Manfred: Lernen. 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Teil 1: Schreib in jedem Abschnitt die Zahl „1“ neben den Satz, der dich gut beschreibt. Wenn du glaubst, dass die Beschreibung nicht auf dich zutrifft, lass die Zeile leer. Zähle am Ende jedes Abschnitts deine Punkte zusammen. Abschnitt 1: Ich teile Dinge gerne nach gemeinsamen Merkmalen ein. Umweltprobleme sind mir wichtig. Ich lerne leichter, wenn ich Neues in Tabellen oder Mindmaps anlegen kann. Ich arbeite gern im Garten. Ich glaube, dass es wichtig ist, unsere Nationalparks zu schützen. Ich ordne Dinge nach ihrer Wichtigkeit. Tiere sind bedeutend für mich. Es ist wichtig, Müll zu trennen. Pflanzen und Tiere interessieren mich. Ich erkenne rasch kleine Unterschiede bei ähnlichen Dingen. Summe Abschnitt 1 Abschnitt 2: Ich erkenne leicht Regelmäßigkeiten und Muster in verschieden Bereichen (Biologie, Mathematik, Musik, …) Ich konzentriere mich auf Geräusche und Töne. Ich bewege mich gern zu Musik. Ich mache gern Musik. 121 Ich höre gerne Gedichte. Ich kann mir Sätze besser merken, wenn sie gereimt sind. Es ist schwer mich zu konzentrieren, wenn es im Hintergrund laut ist. Im Freien Musik zu hören ist sehr entspannend. Musikstücke gefallen mir besser als Theaterstücke. Ich kann mir Text von Liedern gut merken. Summe Abschnitt 2: Abschnitt 3: Ich arbeite sauber und ordentlich. Schritt-für-Schritt Anleitungen sind eine große Hilfe für mich. Ich löse leicht Probleme. Unordentliche Menschen ärgern mich. Ich kann gut Kopfrechnen. Logikspiele machen mir Spaß. Ich beginne eine Aufgabe erst, wenn ich alle Unterlagen bereit habe. Ordnung ist wichtig. Ich löse gerne knifflige Aufgaben. Ich löse Aufgaben gerne, wenn ich mir erklären kann, warum ich sie machen soll. Summe Abschnitt 3: Abschnitt 4: Ich empfinde mich als Teil der Welt, Natur, Gesellschaft, … Ich diskutiere gern über den Sinn des Lebens. Religion ist mir wichtig. Ich betrachte gerne Kunstwerke. Entspannung und Meditation sind mir wichtig. Religiöse Orte ziehen mich an. Ich lese gerne Texte über den Sinn des Lebens. Ich lerne leichter, wenn ich Dinge sehen, angreifen und selbst erleben kann. (z. B. Exkursionen) Ich frage mich, ob es andere intelligente Lebewesen im Universum gibt. Es ist mir wichtig, dass meine Ideen und Vorstellungen auch von anderen Menschen verstanden werden. 122 Summe Abschnitt 4: Abschnitt 5: Ich lerne am besten im Team. Ich liebe Tratsch, aber auch ernsthafte Gespräche. Mein Motto: Je mehr desto besser. Ich leite oft das Gespräch unter meinen Freunden/innen und Mitschülern/innen. Freundschaften sind mir wichtiger als Ideen und Leistungen. Ich lerne leicht in der Gruppe. Ich bin ein „Teamspieler“. Freunde sind mir wichtig. Ich gehöre mehr als drei Vereinen oder Organisationen an. Ich arbeite nicht gern allein. Summe Abschnitt 5: Abschnitt 6: Ich lerne am besten, wenn ich Dinge selbst ausprobiere („learning by doing“). Ich arbeite gerne mit meinen Händen. Sport ist ein Teil meines Lebens. Ich spreche mit Händen und Füßen. Ich verstehe leichter, wenn man mir etwas zeigt, als wenn man es mir erklärt. Ich tanze gern. Ich arbeite gern mit Werkzeugen. Nichts zu tun ist für mich anstrengender, als arbeiten. Ich bastle gerne. Ich bewege mich gerne. Summe Abschnitt 6: Abschnitt 7: Fremdsprachen interessieren mich. Ich lese Bücher, Zeitschriften und Websites. Ich führe ein Tagebuch. 123 Ich liebe Kreuzworträtsel. Notizen helfen mir, mich zu erinnern und Dinge zu verstehen. Ich schreibe meinen Freunden gerne Briefe, E-Mails und SMS. Ich kann meine Ideen leicht anderen zu erklären. Schreiben macht mir Spaß. Wortspiele und Schüttelreime finde ich lustig. Mir gefallen Vorträge und ich nehme gerne an Diskussionen teil. Summe Abschnitt 7: Abschnitt 8: Ich lerne leichter, wenn ich gut aufgelegt bin. Ich helfe anderen gerne bei ihren Problemen. Ich weiß, was richtig und falsch ist. Ich lerne am besten, wenn ich ein gutes Gefühl mit dem Thema verbinde. Fairness ist mir wichtig. Gerechtigkeit ist mir wichtig. Es macht keinen Unterschied, ob ich alleine oder in der Gruppe arbeite. Ich muss wissen, warum ich etwas tue, bevor ich zustimme. Wenn ich von etwas überzeugt, strenge ich mich mehr an. Ich setze mich gegen Ungerechtigkeit ein. Summe Abschnitt 8: Abschnitt 9: Einen Raum zu gestalten und einzurichten macht mir Spaß. Mir gefallen meine eigenen Bilder und Werkstücke. Ich lerne leichter, wenn etwas bildlich dargestellt ist. Ich mag alle Arten von Unterhaltungsmedien (Fernsehen, Radio, MP3, DVD, Computer, …) Ich lerne leichter mit Hilfe von Grafiken und Tabellen. Lieder mit einem Video gefallen mir besser, als diese nur zu hören. Wenn ich mich an etwas erinnere, habe ich ein Bild vor den Augen. Ich kann Karten und Pläne gut lesen. Optische Täuschungen gefallen mir. Ich kann mir Dinge gut bildlich vorstellen. 124 Summe Abschnitt 9: Teil 2: Trage jetzt die Punktezahl für jeden Abschnitt ein und multipliziere sie mit 10. Abschnitt meine Punkte 1 2 3 4 5 6 7 8 9 gesamt x 10 x 10 x 10 x 10 x 10 x 10 x 10 x 10 x 10 Teil 3: Trage jetzt die Gesamtpunktezahl in diesen Raster ein. 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Ab. 1 Ab. 2 Ab. 3 Ab. 4 Ab. 5 Ab. 6 Ab. 7 Ab. 8 Ab. 9 Teil 4: Auswertung: 125 Die einzelnen Abschnitte stehen für die folgenden Intelligenzen. Je höher die Punkteanzahl also in einem Bereich ist, desto stärker ist dieser ausgeprägt – dort liegen also deine Stärken. 1. Naturalistische Intelligenz Diese Fähigkeit beschreibt, Lebendiges zu beobachten, zu unterscheiden und zu erkennen, sowie eine Sensibilität für Naturphänomene zu entwickeln. Biologen, Botaniker, Förster, Tierärzte und auch Köche zeigen diese Intelligenz häufig. 2. Musikalische Intelligenz „Die Fähigkeit, Stücke zu komponieren und aufzuführen; ein besonderes Gespür für Intonation, Rhythmik und Klang, aber auch ein subtiles Gehör dafür. Sie könnte mit anderen Intelligenzen wie der sprachlichen, räumlichen oder kinästhetischen zusammenhängen“. Vertreter dieser Intelligenz sind Dirigenten, Musiker und Komponisten. 3. Logisch-mathematische Intelligenz Diese Intelligenz beschreibt die Fähigkeit, mit Beweisketten umzugehen. Aber auch durch Abstraktionen Ähnlichkeiten zwischen Dingen zu erkennen. Die logisch-mathematische Intelligenz bezeichnet auch die Fähigkeit mit Zahlen, Mengen und mentalen Operationen umzugehen. Gardner schreibt dieser Art von Intelligenz Wissenschaftler, Computerfachleute und auch Philosophen zu. 4. Existentielle Intelligenz Diese letzte Intelligenzform noch nicht definitiv und wird als potentielle Intelligenz bezeichnet. Gardner versteht darunter: „Das Erfassen und Durchdenken von grundlegenden Fragen der Existenz. Es bedarf jedoch weiterer Belege, um zu bestimmen, ob es sich dabei um eine eigenen Intelligenz handelt“. Spirituelle Führer (z. B. Dalai Lama) und philosophische Denker sind Vertreter dieser Intelligenzform. 5. Interpersonale Intelligenz Diese Intelligenz bezieht sich auf die Mitmenschen. Es ist die Fähigkeit, andere Menschen zu verstehen und mit ihnen einfühlsam zu kommunizieren. Therapeuten, Politiker, Lehrer, Verkäufer und auch religiöse Führer sind Vertreter dieser Intelligenz. 6. Körperlich-kinästhetische Intelligenz Unter dieser Intelligenz versteht Gardner die Beherrschung, Kontrolle und Koordination des Körpers und einzelner Körperteile. Diese Fähigkeit findet sich häufig bei Chirurgen, Sportlern, Schauspielern und Tänzern. 7. Sprachliche Intelligenz Darunter versteht Gardner die Fähigkeit, Sprache treffsicher einzusetzen, um die eigenen Gedanken auszudrücken und zu reflektieren. Die Fähigkeit andere zu verstehen, ist auch ein Bestandteil der sprachlichen Intelligenz. Diese Intelligenz findet sich häufig bei Dichtern, Schriftstellern, Journalisten, Rechtsanwälten und Sprachwissenschaftlern 8. Intrapersonale Intelligenz Impulse zu kontrollieren, eigene Grenzen zu kennen und mit den eigenen Gefühlen klug umzugehen, sind einige Charakteristika der intrapersonalen Intelligenz, die man bei Künstlern, Schauspielern und Schriftstellern oft beobachten kann. 126 9. Räumliche Intelligenz „Die Fähigkeit, die sichtbare Welt akkurat wahrzunehmen, Wahrnehmungsresultate zu transformieren und abzuwandeln sowie visuelle Erfahrungen selbst in Abwesenheit physikalischer Reize nachzuschaffen“. Architekten, Künstler, Bildhauer, Schachspieler, Seefahrer und auch Kartographen sind Vertreter dieser Intelligenzart. London Exercises to the eight intelligences Choose 4 exercises of your liking. Put the results into your London folder logical –mathematical: logikklug verbal - linguistic : wortklug naturalistic: naturklug visual - spacial: bilderklug interpersonal: menschenklug intrapersonal: selbstklug bodily - kinestetic: körperklug musical – rythmical: musikklug 127 Exercise 1: logical – mathematics logikklug Draw a chart (= Diagramm) of London’s nationalities. Look for information in the internet about inhabitants (nationalities, religions, languages …) Design a mindmap of two sights of London. You can get your information from the internet! Take exercise sheet 1! Exercise 2: language –linguistic sprachklug Cb p 84, 4: Work with a partner and use the map on Cp p 85. Write the numbers next to the sights. Then take exercise sheet 2! Exercise 3: naturalistic naturklug Take exercise sheet 4! Read the text and answer the questions. Visit the homepage of that organization and get some more information about it! Exercise 4: spacial – pictures bilderklug Choose 1 of the following exercises: Draw a poster of one famous London sight! Design a poster for a travel agency, as an advertisement of London. Exercise 6 :interpersonal Menschenklug 128 Choose one of these exercises! Write a postcard from London. Which sights did you see? How long did you stay? What did you eat? How long did you stay? Take exercises sheet 3! Write a letter to a friend in London. Explain, where you live, describe your family and your hobbies. Explain what school is like in Austria! Exercise 6: intrapersonal selbstklug You are a London for 3 days! Write three pages of your diary, where you describe what you have seen and done in these three days. Exercise 7: kinestetic körperklug Make a model of a London sight! Exercise 8: musical – rhythmic musikklug Take exercise sheet 4! There are two song puzzles of London! Subject: bioliogy Topic: oceans Verbal –linguistic Spacial Logical - mathematical Write a list of animals and plants from the oceans! Look for photos and pictures of animals of the oceans! Go into shops where they sell fish. Count, how many different kinds of fish from the sea are available in our shops and supermarkets! 129 Musical Bodily - kinestetic intrapersonal interpersonal Create a rap about oceans. Transform a song from your childhood into a son g about oceans! Mime animals of the ocean! Create a dance about the ocean! Imagine, you were an animal of the ocean. Write a diary! Make an interview with a salesman/woman from a fish shop! Exkursion Sennerei Mayrhofen – Graukäseproduktion Sprachlich (Wortkluger) Verfasse einen Bericht über die Produktion des Zillertaler Graukäse! Versetze dich in die Rolle eines Graukäses und erzähle aus deinem „Käseleben“! Rätsel: „Wer bin ich?“ Beschreibe dich als Graukäse, verrate aber nicht zu viel! Schreib eine Fantasiegeschichte: „So bin ich zum Graukäse geworden“ Logisch-Mathematisch (Logikkluger) Erkundige dich und berichte dann: Gewicht eines Graukäses, Milchmenge für 1 kg Graukäse, Stückzahl der Produktion (pro Tag, Woche, Monat, Jahr), verarbeitete Milchmenge (pro Tag, …), Reifezeit überlege dazu eine graphische Darstellung Erfinde interessante Rechenaufgaben im Zusammenhang mit der Graukäseproduktion! Erkundige dich nach dem Preis! Stelle Vergleiche an mit anderen Käsesorten und anderen Lebensmitteln! Stelle den Milchpreis fest! Vergleiche die Preise mit denen von Softdrinks! Was verdient ein Arbeiter in der Käseproduktion? Überlege, wie du Preise in Tabellen aufzeigen kannst! Transportwege: Wie viele km muss die Milch angeliefert werden? Transportwege des Graukäses? Dieselverbauch der LKWs? Treibstoffpreis? Vergleiche mit Transportwegen von anderen Käsesorten (holländischer, französischer, … Käse) Überlege dazu Rechenaufgaben oder Grafiken! 130 Musikalisch-Rhythmisch (Musikkluger) Wähle passende Musikstücke für die einzelnen Produktionsvorgänge des Graukäses! CD! „Kauderwelsch-Produktion“ oder „Klanggeschichte“ (Laute, Silben, Töne, Geräusche, …) zu den Produktionsschritten des Graukäses – CD oder live! Graukäse-Gedicht mit Musikuntermalung „Graukas-Rap“ Bildlich-Räumlich (Bilderkluger) Entwickle ein Comic zur Produktion des Graukäses! Erfinde ein „Graukäsmännchen“ oder „Graukäsmädchen“ und lass sie in einem Comic auftreten! Werbegrafik für Graukäse – ein Logo für die Vermarktung; erfinde dazu einen Werbeslogan oder einen Namen für das Produkt! Stelle das „Graukäsmännchen, -mädchen“ als dreidimensionale Plastik dar, Slogen eventuell auf Band oder CD! Zeichne einen Plan, wo und wie die Produktionsschritte ablaufen! Mach eine kleine Ausstellung zum Thema Graukäse! Körperlich-Kinästhetisch (Körperkluger) Stelle die Produktion des Graukäses pantomimisch dar! (eventuell mit Partner) Entwickle mit Partnern ein Schattentheater (lebende Figuren, Kartonfiguren, …) Stelle Geräte, Gegenstände, Elemente der Graukäseproduktion zusammen und lass diese von Mitschülern blind ertasten! Laufwettbewerb: 10 verschiedene Käsesorten im Wettbewerb erkennen Naturalistisch (Naturkluger) Verkostung - die verkosteten Lebensmittel sind zu beschreiben und zuzuordnen: Magermilch, Vollmilch, Rahm, Buttermilch, Topfen, Graukäse, Frischkäse, Molke Eine Jause oder Speise mit Graukäse zubereiten (Rezepte angeben) Graukäse und Gesundheit: Informationen aus dem Internet sammeln und zusammenstellen Laborbesuch in der Sennerei – darüber mit einem Videoclip berichten! Intrapersonal (Selbstkluger) Verfasse ein Tagebuch als „Graukäselaib“ oder als Senner/in oder Sennereiarbeiter/in! 131 Verfasse einen ausführlichen, lustigen Lebenslauf eines Graukäselaibes und ein Bewerbungsschreiben um den Platz im Regal eines Supermarkts! Schreib über deine Eindrücke, Empfindungen und Gedanken bei der Exkursion in der Sennerei! Interpersonal (Menschenkluger) Verfasse mit Partnern ein kleines Theaterstück zum Thema „Graukäse“ und führt es dann auf! (Produktion, auf der Alm, in der Sennerei, bei Familie „Graukas“, …) Entwickle ein Frage-Antwort-Spiel! Mach ein Interview! (Senner/in, Milch-LKW Fahrer, Sennereiarbeiter, Koch/in, „Graukasmandl“, Sennerei-Chef, …) schriftlich, als Video oder auf CD 132 Praxisbeispiele: VS-Studierende Zum Ablauf der Freiarbeitsstunde zum Thema Lebensraum Wiesen (Walser Mathea) 1. Station: Domino Die Kinder sollen ein Wiesentiere Domino legen. Ob sie alleine arbeiten oder nicht bleibt ihnen selbst überlassen. Es muss also sicherheitshalber mehr Material vorbereitet werden, jedoch nicht für jedes Kind, denn die Klassenkinder sollten auch lernen, sich die Arbeit einzuteilen. Wenn ein Spiel gerade nicht vorhanden ist, muss also zuerst etwas anderes erledigt werden. Die Schülerinnen und Schüler spielen das Domino auch mit Selbstkontrolle. Auf der Hinterseite ist jeweils ein farbiger Punkt. Das Domino ist richtig gelegt, wenn immer zwei gleichfarbige Punkte nebeneinander liegen. 2. Station: Wiesenwörter schreiben Zettel mit 10 Lernwörtern liegen bereit. In jedem dieser 10 Wörter ist aber ein Rechtsschreibfehler eingebaut. Die Schülerinnen und Schüler müssen den Fehler erst finden, dann markieren und zum Schluss das Wort richtig in ihr Freiarbeitsheft schreiben. Dadurch, dass die Kinder die Fehler selbst finden müssen, fällt es einigen leichter sich das Wort einzuprägen. Perfekt könnte diese Übung Beispielsweise für den visuellen Typ sein. Eine zweite Möglichkeit diese Station zu erledigen gibt es auch. Wieder werden die 10 Wiesenwörter geübt, dieses Mal sind die Wörter jedoch in 2 Teile geschnitten und die Kinder müssen versuchen, die Wörter erst richtig zusammen zusetzen und dann fehlerfrei in ihr Heft schreiben. Dadurch werden ach wieder die visuelle Schülerinnen und Schüler angesprochen, aber auch die motorischen Lerntypen. 3. Station: Wiesentiere hören Bei dieser Station finden die Kinder einen MP3-Player vor. Darauf sind 5-10 verschiedene Geräusche gespeichert, die bestimmte Wiesenbewohner von sich geben. Zum Beispiel das Zirpen einer Grille oder das Summen einer Fliege. Die Schülerinnen und Schüler müssen die Geräusche erkennen und nach jedem stoppen und dann einen Eintrag in ihr Freiarbeitsheft machen: die Grille zirpt, die Fliege summt usw… Diese Übung macht den Kindern bestimmt besonders viel Spaß, weil es für sie vielleicht sonst nicht so üblich ist, mit MP3-Playern zu arbeiten. Nebenbei werden bei dieser Übung die auditiven Lerntypen hauptsächlich angesprochen, die sonst bei vielen Übungen oft zu kurz kommen. 4. Station: Wiesenbewohner finden Die Kinder finden hier ein A3 Blatt vor mit einem Bild von einer belebten Wiese. Nur befinden sich im Wiesenbild 5 große Löcher in denen ein Text steht in dem 133 ein Tier beschrieben wird. Neben dem A3 Blatt liegt für die Schülerinnen auch noch ein zusätzliches Blatt bereit mit Tieren drauf. Die Klassenkinder lesen sich also die Texte durch und müssen herausfinden, welches Tier gesucht wird. Das Passende wird dann ausgeschnitten und auf den Text geklebt. Wenn noch Zeit bleibt, kann das Wiesenbild angemalt werden. Diese Station spricht besonders die kinestetisch begabten Kinder an und nebenbei ist es für alle Kinder wichtig, das Ausschneiden und Kleben besonders oft zu üben, da es sie motorisch stärkt. 5. Station: Wiesenblumen zuordnen Bei der Station gibt es für die Kinder mehrere folierte A4 Blätter auf denen rechts Blumenbilder und links die Blumennamen drauf sind. Natürlich steht der passende Name nicht bei der passenden Blume. Die Kinder müssen mit abwaschbarem Folienstift die richtigen Pärchen verbinden. Kontrolle finden sie wieder auf der Rückseite. Ein Folienblatt ist jedoch mit einem roten Punkt gekennzeichnet. Auf dem sind mehrere Pärchen zu suchen und auch einige solche die in der Stunde zuvor noch nicht gelernt wurden. Die Schülerinnen und Schüler wissen, dass die mit rotem Punkt gekennzeichneten Aufgaben schwieriger sind. Jeder kann für sich selbst entscheiden, ob er die leichtere oder die schwerere Übung wählt. Diese Station soll den Schülerinnen und Schülern helfen, die zuvor geübten Blumen nochmals zu wiederholen. 6. Station: Marienkäferspiel Bei der Übung müssen sich die Kinder einen oder mehrere Partner suchen. Sie bekommen ein Informationsblatt über den Marienkäfer und müssen sich das genau durchlesen und sich so viel wie möglich merken. Die wichtigsten Sachen wurden zuvor aber schon von der Lehrerin oder dem Lehrer rot unterstrichen. Nach dem sie das Blatt sorgfältig durchgelesen haben, kann das Spiel beginnen. Gespielt wird mit Männchen und Würfel. Auf dem Spielfeld sind verschiedene Symbole und bei jedem müssen die Kinder etwas Anderes machen. Zum Beispiel: Dreieck bedeutet das Kind muss sich in die Abwehrstellung des Marienkäfers begeben, oder Stern bedeutet das Kind muss die Anzahl der Flügelschläge des Marienkäfers auf den Rücken seines Nachbarn schreiben usw… Das Spiel soll den Kindern viel Spaß machen und spricht nebenbei viele verschiedene Sinne an, und hilft den Kindern etwas über den Marienkäfer zu lernen. 7. Station: Wiesenblumendetektiv Die Lehrerin oder der Lehrer hat in einer Ecke der Klasse 5 Wiesenblumen aufgestellt. Die Kinder bekommen einen Pflanzensteckbrief auf dem folgende Dinge auszufüllen sind: Name, Anzahl der Blätter, Anzahl der Blütenblätter, Farbe der Blüte, Größe (klein, mittel, groß) und kleine Zeichnung. Die Kinder müssen zu jeder der 5 Pflanzen einen Steckbrief ausfüllen. Allein schon, dass die Schülerinnen und Schüler bei dieser Station als Detektive oder Forscher 134 bezeichnet werden, soll sie anspornen. Zusätzlich könnte man bei der Station noch ein Pflanzenbestimmungsbuch beigeben, wo die Kinder noch bestimmte Eigenschaften der Pflanze (Herkunft, Familie…) bestimmen. 8. Station: Und wenn sie nicht gestorben sind… Die Kinder nehmen sich einen Zettel mit dem Anfang eines Wiesenmärchens. Sie müssen sich die Geschichte genau durchlesen, dann wird ihnen auffallen, dass der Schluss fehlt. Die Schülerinnen und Schüler müssen den Zettel in ihr Freiarbeitsheft kleben und dann ein Ende zum Wiesenmärchen finden. Wie viel die Kinder schreiben, bleibt ihnen selbst überlassen. Minimum sind allerdings 2 Sätze. So stehen die Klassenkinder nicht unter Druck und jeder kann seiner Schreibstärke angepasst schreiben. 9.Station: Basteln Bei dieser Station können die Kinder wahlweise einen Schmetterling (etwas schwieriger, mehrere verschiedene Teile und mehr zum Ausschneidern und Kleben) oder eine Raupe (einfacher) basteln. Das Kleben und Ausschneiden ist wichtig, um die motorischen Fähigkeiten der Kinder weiter auszuprägen und macht ihnen auch Spaß. Die fertigen Schmetterlinge und Raupen können dann gleich von der Lehrperson im Fenster aufgehängt werden. Wichtig ist es, die Station gut vorzubereiten. Die einzelnen Teile sollten schon aufgezeichnet sein, denn das Arbeiten mit Schablonen nimmt viel mehr Zeit in Anspruch. Die Kinder sollten nicht viel länger mit dem Basteln beschäftigt sein, als mit den anderen Stationen. Zusatzaufgaben: Die Kinder benötigen für die gleichen Aufgaben natürlich unterschiedlich viel Zeit. Es ist also wichtig, für die Schnelleren noch zusätzliches Material vorzubereiten. Nicht aber in Form von weiteren Übungen!!! Den Schülerinnen und Schülern soll etwas angeboten werden, dass ihnen Spaß macht und sie ermutigt. Mögliche Aufgaben für schnellere Kinder: o Freiarbeitsbuddy: Schülerinnen und Schüler, die alle ihre Aufgaben sorgfältig erledigt haben, können anderen Kindern helfen, die Probleme haben. Damit ist allen geholfen. Die Schnelleren werden beschäftig und die Langsameren bekommen Hilfe und nebenbei stärkt es auch die Soziale Kompetenz der Klassenkinder. o Spielen/Malen: Passend zum Freiarbeitsthema Lebensraum Wiese können Spiele für die Kinder vorbereitet werden. Zum Beispiel: 135 Tierwort Memory: Passend zu Tierbildkärtchen muss das Kärtchen mit dem Name des richtigen Wiesenbewohners gefunden werden. Wiesen Memory: Das gleiche Spiel wie oben nur dieses Mal mit Wiesenblumen. Malen nach Zahlen: Für die Kinder liegt ein Arbeitsblatt bereit mit Fragen zum Marienkäfer (ähnliche wie auch schon beim Marienkäferspiel). Bei der richtigen Antwort steht eine Zahl und wenn die Kinder alle Zahlen der Antworten anmalen, entsteht ein Marienkäfer. Gemeinsam gezeichnete Klassenwiese: In dem Bereich der Klasse wo viel Platz auf dem Boden ist, wird ein riesiges Backpapier aufgelegt. Dazu legt die Lehrerin oder der Lehrer viel verschiedene Farben (am besten eignen sich Wasserfarben). Die Kinder die alle Aufgaben der Freiarbeit sorgfältig erledigt haben, können beginnen auf dem Backpapier Wiesenblumen oder Wiesentiere zu zeichnen. Mit der Zeit entsteht ein riesig großer Lebensraum Wiese den die Schülerinnen und Schüler gemeinsam gezeichnet haben. Als Endprodukt kann dies dann in der Klasse aufgehängt werden. o Klassenbibliothek: In manchen Schulen gibt es sowieso schon eine kleine Bibliothek in jeder Klasse, das ist aber nicht selbstverständlich. Falls keine vorhanden ist, kann mit Hilfe der Eltern eine eingerichtet werden. Entweder erklären sie sich dazu bereit etwas Geld zu sponsern, oder die Kinder nehmen alte Bücher von zu Hause mit die sie schon gelesen haben oder nicht mehr brauchen. Die Klassenbibliothek kann immer von allen Kindern genutzt werden, die Lehrerin oder der Lehrer können einen Bücherpass für alle Kinder vorbereiten, in den die ausgeliehenen Bücher eingetragen werden können. Perfekt wäre es, wenn jede Schülerin und jeder Schüler auch die Möglichkeit hätte, ein Buch selbst vorzustellen. Daneben kann die Klassenbibliothek auch für die Freiarbeit genutzt werden: Die Kinder, die schon alle Aufgaben der Freiarbeit sorgfältig erledigt haben, können sich dann einfach ein Buch aus der Bibliothek nehmen und lesen. Am Ende der 2-3 Freiarbeitsstunden zum Thema Wiesenblumen bekommen die Kinder von der Lehrerin oder dem Lehrer ein Wiesenabzeichen. Die Schülerinnen und Schüler sollten stolz darauf sein, etwas über den Lebensraum Wiese gelernt zu haben. 136 Zahler Sebastian: In Bezug auf das Fach „Individualisierung und Differenzierung“ möchte ich nun ein Thema in Hinblick auf seine verschiedenen Differenzierungsmöglichkeiten im Unterricht beschreiben. Als Thema habe ich mir „Das Wasser“ ausgesucht. Allgemein möchte ich dabei kurz auf das Wetter eingehen, also Regen, Schnee, Hagel, Nebel usw. Außerdem möchte ich mehrere physikalische Experimente durchführen (Dichte: Was schwimmt? Was geht unter? löslich/nicht löslich; usw.) Zusätzlich werden wir den „Wasserkreislauf im Haushalt“ durchnehmen und letztendlich auf „Umweltprobleme und Wasserverschmutzung“ zu sprechen kommen. Das ganze Thema soll größtenteils in einer Freiarbeit durchgeführt werden. In der Vorbereitung würde ich nun Aufgaben für die Freiarbeit wählen, die die verschiedenen „Intelligenzen“ ansprechen: logical-mathematical „logikklug“ Es stehen verschiedene mathematische Aufgaben bereit, die z.B. die Wassermenge die eine Badewanne füllt berechnen lässt. Außerdem stehen Diagramme zur Verfügung die den Wasserverbrauch in verschiedenen Ländern und Orten zeigen. verbal-linguistic „wortklug“ Für diese Gruppe bieten sich Texte an die gelesen und zusammengefasst werden sollen. Es könnten Fantasiegeschichten über das Wasser und seine Erzfeinde das Feuer und den Wind verfasst werden. Kleine Referate würden den Abschluss für die „Wortklugen“ bilden, und ihnen ermöglichen, das Gelesene noch einmal mündlich vorzutragen und zu fixieren. naturalistic „naturklug“ Für diese Gruppe wäre wohl ein Spaziergang im Freien das Beste und Passendste. Man könnte zu einer Quelle wandern und miterleben wie das Wasser aus der Erde sprudelt. Zusätzlich würden wir Experimente mit Pflanzen veranstalten, die zeigen wie gefärbtes Wasser aufgesogen wird. Zusätzlich werden Zusammenhänge zwischen dem Wasser und den Tieren, die dieses zum Leben benötigen bearbeitet. 137 visual-spacial „bilderklug“ Die Bilderklugen bekommen beispielsweise ein Puzzle mit den verschiedenen Teilen des Wasserkreislaufes auf denen Wolken, Regen, Flüsse, Seen, Meer, Nebel und verdunstendes Wasser zu sehen ist, die sie zusammensetzen können. Sie dürfen außerdem Bilder malen auf denen zu sehen ist, wo ihnen im Haushalt Wasser begegnet und wie es vom Menschen genutzt wird. Ein Film in dem gezeigt wird wie Wasser auf der Welt verbraucht und gleichzeitig geschätzt wird, rundet das visuelle Programm ab. interpersonal „menschenklug“ Im interpersonalen Bereich dürfen sich die Kinder in Gruppenarbeit darüber austauschen was sie mit Wasser verbinden und welche Möglichkeiten sie für ihre Umwelt finden würden um Wasser zu sparen. Zusätzlich dürfen sie andere Kinder die wollen interviewen und letztendlich der gesamten Klasse ihre Ergebnisse gemeinsam vorstellen. intrapersonal „selbstklug“ Die Selbstklugen können sich selbstständig mit dem Thema beschäftigen und sollen sich z.B. Schaubild zusammenstellen. Dieses Schaubild soll mit einem ganz eigenen Hefteintrag nur für sie alleine ergänzt werden. bodily- kinestetic „körperklug“ Die Kienästheten dürfen natürlich die physikalischen Experimente mit Wasser durchführen und selber spüren wie heiß und gleichzeitig kalt Wasser sein kann. Außerdem kann ein Regentanz einstudiert werden. musical-rhytmical „musikklug“ Für diese Gruppe steht ein Projekt bereit, in dem sie die verschiedenen Stationen im Wasserkreislauf, die donnernden Wolken, den prasselnde Regen und die schäumende Gischt auf dem stürmischen Meer, musikalisch darstellen können. Wenn sie wollen steht ihnen noch ein Gehör-Memory zur Verfügung, bei dem Bilder mit den passenden Geräuschen (Toilettenspülung, Regen, rauschender Bach) auf einer CD kombiniert werden müssen. 138 Allgemein würde ich darauf achten, Kindern die ich schon vorher beobachtet habe ihren jeweiligen Bedürfnissen angepasst Zusatzaufgaben zur Verfügung zu stellen, oder genau gegenteilig weniger Aufgaben von ihnen zu verlangen. Aufgrund der offenen Gestaltung in der Freiarbeit ist eine zeitliche Differenzierung von Haus ausgegeben. Als Letztes würde ich noch ein bestimmtes Maß an Pflichtaufgaben voraussetzen, die dann jeweils mit beliebigen Wahlaufgaben ergänzt werden können. Die Kinder werden bei den Wahlaufgaben automatisch das wählen, was ihnen und ihrem Intelligenz- bzw. Lerntyp am meisten entspricht. 139