Neuzeit - Mitschriften Geschichte

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WARNUNG: DIES IST KEIN OFFIZIELLES SKRIPTUM! ES IST EINE GETIPPTE
VERSION MEINER MITSCHRIFT VON DIESER VORLESUNG, D.H. ES SIND
FEHLER MÖGLICH!
Grundprobleme der Neuzeit
Lernunterlagen: Pflichtlektüre
neuer Studienplan: Elze/Repgen: Studienbuch Geschichte
vertiefend: Oldenbourgs „Grundriss der Geschichte“
nacharbeiten: kontinuierliches Arbeiten an Mitschrift
→ permanente Mitarbeit (Arbeit an der Mitschrift) wichtig
Vorlesung: deckt nur zum Teil den Stoff ab. Wegen Rest fragen: 2. Stock, Heinrichstraße 26
Testfrage möglicherweise Kombinationsfragen: lauter Namen: Stellen Sie diese Namen in
einen Zusammenhang (z.B. das sind alles Namen der französischen Revolutionsparteien)
Aufsatz 500 Wörter
Themenschwerpunkte:
Was ist historisches Wissen? → Gerüst von Fakten unerlässlich!
Termini:
Geschichte: Epoche: Neuzeit/frühe Neuzeit
Wir alle haben bereits „Erfahrung“ mit Geschichte
UNI: Wir werden konfrontiert mit einer Vielzahl an Expertenmeinungen
Fakten werden angezweifelt, da Fakten von Subjektivität der Historiker abhängen
außerdem: verschiedene Meinungen (z.B. über Ursachen)
Geschichte ist etwas, das von Menschen gemacht wird
Wort „Geschichte“ hat 2 Bedeutungen:
1.: Alles, was passiert ist (Summe des Geschehens, res gestae)
2.: historia rerum gestarum (Kunde von dem, was geschehen ist)
Zeitraum: Überbegriff: Neuzeit
Unterordnung: frühe Neuzeit → „eigene Epoche“
Konfessionalisierung, neue Staaten entstehen, Protoindustrialisierung
Wann werden solche Epochenbegriffe geprägt?
Epoche: Fixpunkt, Haltepunkt
lat. epocha: → entwickelt sich zu Begriff für Zeitabschnitt, in dem etwas Bemerkenswertes
geschieht
Beginn/Ende muss Wende sein
erst nachdem Epoche vorbei ist, kann man sagen, wie sie war, wie lange sie dauerte → erst
nach gewissem zeitlichen Abstand Einordnung möglich
→ Epoche: Ängste, Erwartungen, subjektive Empfindungen wichtig
Kriterien für Einteilung: Außenpolitik, Innenpolitik, Reformen, Verträge, Kriege,
Herrscherdynastien, soziale/kulturelle/geistige Umwälzung
erst 19. Jh.: Begriff der Epoche der Prähistorie entwickelt
ad geistige Umwälzung: z.B. Hellenismus
ad Herrscherdynastien: z.B. Ming-Dynastie, das Zeitalter Ludwigs XIV
Gegenpole:
Benedetto Croce: Epochenbegriff als „unhistorisch“ abgelehnt
gewöhnliche Historiker: „Wir brauchen Epochen als Raster für Strukturierung der
Lehre/Schulbücher
frühe Neuzeit: etwa 1450
aber: Petrarca früher (Frühhumanist)
trotzdem: 1450-1900
Zeitgeschichte: 2 Generationen (Opa/Oma) früher muss es noch bewusst erlebt haben
Begriff „Neuzeit“ ist ein relativ neues Wort
Grimm’sches Wörterbuch: Begriff „Neuzeit“ erst 1850 etabliert
Universität Halle: Historiker Christoph Cellarius (Christoph Keller) (1638-1707): erstmals
eine Einteilung der Geschichte in Latein. Begriffe aus der Römerzeit wie historia nova/
historia media (?) in Universalgeschichte übertragen
Epochenbegriffe immer Disziplinabhängig (z.B. Wirtschaftsgeschichte)
Bauer in Österreich: 1492 irrelevant, erst Spätfolgen (Import von Kartoffeln) interessant
Kunst: Giotto
Literatur: Bocaccio
geistig: Petrarca
Christoph Cellarius: hinterfragt eigene Einteilung
2. Bd.: Fall Konstantinopels als Beginn der Neuzeit
3. Bd.: Reformation als Beginn d. Neuzeit
mögliche Eckdaten:
1437/38: Pest
1450: Buchdruck
1453: Fall Konstantinopels, Ende des 100jährigen Krieges
1454: Friede von Lody
1492: Entdeckung Amerikas
1517: Kopernikus, Luther
1555: Augsburger Religionsfriede
1582: Kalenderreform von Gregor
1492: Ausdehnung des geographischen Bewusstseins
Folgen für: Kapitalmarkt, Lebensmittel, Wortschatz,
Entdeckungen forcieren Kenntnisse in Geographie, Kosmologie, Ethnologie
Hinterfragung der eigenen Kultur
Verschiebung der Handelszentren
demographisch bedeutend: 1347/48: Pestepidemie: große Menschenverluste, unmittelbar 25
Mio. Tote
Reduktion: 75 Mio. auf 50 Mio. → ländliche Wüstungen, viel Grund und Boden in der Hand
weniger, Verschärfung arm-reich
1720er: Pest ein letztes Mal
→ Entwicklung der Hygiene und insgesamt der NAWI
1453: Ende des 100jährigen Krieges, Herausbildung des Staates Frankreich
Fall Konstantinopels: Flucht von Gelehrten nach Venedig oder Rom → so lebt Antike weiter
→ Entwicklung des Humanismus
1454: Friede von Lodi zwischen Herzog von Mailand und Dogen von Venedig
→ Balance innerhalb der italienischen Territorien
hl. röm. Reich
1517: Thesenanschlag → Beginn der Reformbewegung
→ Entwicklung der abendländischen Christianitas
→ konfessioneller Pluralismus bei Christen
→ Bauernaufstände, Gegensatz Bauern-Feudalherren
→ Krise des Feudalismus
Reformation und Bauernaufstand nur möglich wegen Buchdrucks
Buchdruck: ~1450
1455: Gutenbergbibel
→ erstmals konnte geistiges Produkt kommerzialisiert werden
Vorraussetzung: Buchdruck, aber auch Papiermühlen
geschichtswissenschaftliche Strömung: Schule der Annales: Begriff der „langen Dauer“ →
„longue durée“
Englische Geschichtsschreibung setzt Zeitgeschichte (?) mit Beginn 17. Jh. an
E. Hobsbawm: „Phase der Doppelrevolution“
franz. Revolution- industrielle Revolution
R. Koselleck: „Achsenzeit/Sattelzeit“
Zeitgeschichte: „Epoche der Mitlebenden“
mögliche Grenzen: Atombombe, 2.WK, Gentechnik
heutiges Thema: Kulturlandschaften Europas im 19. Jh.: Renaissance, Humanismus und seine
Zentren
Kulturgeschichten, Kulturwissenschaften, cultural studies
→ löst Begriff der Geisteswissenschaften ab
Kulturwissenschaft entwickelte sich vor 200 Jahren, als politische, ideologische und
territoriale Änderungen stattfanden
Man merkte, dass die Gegenwart nicht die Fortführung der Vergangenheit ist, erkannte, dass
diverse Institutionen überflüssig waren. Es kam zu einer Relativierung der Werte und
Normen.
Das Versagen von Staat und Kirche führte zu einer sehnsüchtigen Hinwendung zum
Vergangenen, die bis zur Verehrung des Vergangenen führte.
→ Bezug zur Gegenwart nicht mehr hergestellt
→ Historiker müssen Sinn in menschliche Existenz und Entwicklung bringen sowie
individuelle Entfaltungsräume erkenntlich machen
→ klassische Altertumswissenschaften erleben Hochblüte
Es wurde eine Geschichtsschreibung entwickelt, der heute abwertendes anhaftet:___(?)
Jakob Burckhardt: „Kultur der Renaissance in Italien“ (1860), „Cicerone“
→ damals wurde fast nur politische Geschichte geschrieben
Heute Trennung politische/kulturelle Geschichte nicht mehr gegeben, Fragestellungen
stimmen überein
prägend für diese Neuanfänge: Vertreter der Schule der Annales, vor allem M. Bloch,
Fernand Braudel, Lucien Febvre
Kulturwissenschaften sind eine junge Wissenschaft, wissenschaftliches Interesse an Kultur in
etwa 1900 herausgebildet (1880-1930)
→ allmählich wurde Geschichtsauffassung im 19. Jh. (Historismus) langsam überholt, andere
Fragestellungen wurden relevant, man beachtet plötzlich Forschungen aus anderen
Wissenschaftszweigen → integriert Psychoanalyse (Freud, G.Simmel), Soziologie (Maurice
Halbwachs), Literatur
Kunsthistoriker: Andi Waburg
→ aus diesen Einflüssen wurden Anfang 20. Jh. transdisziplinäre Ansätze versucht
Buchtipp: Jan Assmann: Kollektives Gedächtnis und kulturelle Identität
Herleitung des Begriffes „Kultur“: colere, colui, cultus: pflegen, bebauen (→„Agrikultur“)
→ Kultur: geistig-sozialer Entwicklungsstand, Gesamtheit der Errungenschaften auf geistiger,
kultureller und humanitärer Ebene
weiterer Kulturbegriff: Alles, was die Menschen in Auseinandersetzung mit der Natur
hervorbrachten: Sprache, Kunst, Rechtswesen etc.
engerer Kulturbegriff: alles, was mit intellektuellen Fähigkeiten zu tun hat: intellektuell
durchdrungene Kunst
Begriff der Hochkultur, der Subkultur, der Alltagskultur
ein Kulturbegriff wurde in letzter Zeit stark diskutiert: Huntington-These (amerik. Philosoph
Samuel Huntington)
Huntington: Zeitalter der Globalisierung → neuer Kulturbegriff
„eine auf kulturellen Werten basierende Kulturordnung ist im Begriff zu entstehen. In
zunehmendem Maße kooperieren Menschen mit gemeinsamem Kulturerbe verstärkt
miteinander.“
Was ist Kultur, was ist Zivilisation?
Norbert Elias: „Vom Prozess der Zivilisation“ → sehr umstritten → angefeindet von Peter
Dürr („Nacktheit und Scham“)
Zivilisation ist, eine Zahnbürste zu besitzen, Kultur ist, sie auch zu benützen
Vordenker des Humanismus: F. Petrarca
Petrarca 1304-74: geistig beherrschende Gestalt des 14. Jh.
geboren in Arezzo, aufgewachsen in Avignon, wo sein Vater im Dienste des Papstes stand
Petrarca ist leidenschaftlicher Träger antiker Sammlungen, selbst auch Dichter, besitzt große
Privatbibliotheken, ist viel in Europa gereist, das Netz seiner intellektuellen Kontakte überzog
ganz Europa, er hatte großes Verständnis für Malerei, er besaß einen Giotto, hatte
mittelalterliche Codices
→ Petrarca hatte großen Einfluss auf die geistige Welt der Neuzeit
seine Geschichtsauffassung war ganz auf Rom ausgerichtet, er bestreitet die Legitimität
jeglicher translatio imperii
Petrarca hat seine Hände im Spiel bei der Rückkehr der Päpste aus Avignon
lt. ihm ist das Mittelalter eine illegitime Epoche, da das Mittelalter von Rom wegstrebe, er
träumt von der Wiedergeburt Roms
Idee des dunklen Mittelalters lebt von Petrarca weg weiter, erst Romantiker denken positiv
über’s Mittelalter
Petrarca will die Lücke zur antiken Tradition schließen, er weiß, welche Schätze in den
Klosterbibliotheken schlummern, verlangt: „ad fontes!“ (zurück zu den Quellen!)
besaß Kodex der homerischen Epen
Er holte nach der Flucht der Intellektuellen aus Byzanz (wegen Osmanen) die Intellektuellen
nach Italien
reizvoll bei Petrarca: bis 19. Jh. keine Berichte von Besteigung von Bergen bis auf Petrarca
Renaissance: freie geistige Entfaltung
Kunstgeschichte: Protorenaissance (setzt 1420/ mit Giotto ein), Hochrenaissance (Schock di
sacco di Roma 1527), Spätrenaissance (Manierismus)
Peter Burke [Börk]: Werk: „Die Renaissance in Italien: Sozialgeschichte einer Kultur
zwischen Tradition und Erfindung“
Ursachen kreativer Kunstepochen erforscht
Wo gibt es eine Kulturverdichtung? clusters of creativity
Venedig, Urbino, Florenz, Rom, Caprese
Schriftsteller: z.B. Macchiavelli
Macchiavelli: florentinischer Politiker, mit 29 Jahren als Sekretär des Rates der Zehn wurde
er Politiker, als Republik gestürzt wird und Medici zurückkehren, wird er in seiner Funktion
eingeschränkt und verwertet seine politischen Erfahrungen schriftlich: „Il Principe“, Buch
über Kriegskunst, Geschichte von Florenz
Macchiavelli primär bekannt dafür, dass er anführt, wie ein Herrscher zu sein hat. Seine
Forderungen sind aber nur eine Auflistung der damaligen Politik. Heute negativ konnotiert,
rücksichtslose Politik nennt man macchiavellisch
lt. Macchiavelli wichtig: fortuna (Glück) und virtu (Tüchtigkeit)
antike Beispiele, Vergleiche mit dem Tierreich
Macchiavelli: „Jene Herrscher haben großes geleistet, die verschlagen und untreu waren... Ein
kluger Machthaber darf sein Wort nicht halten, wenn das seinen Nachteil bedeutete und die
Gründe des Versprechens nicht mehr existieren“
„Jeder sieht, was du scheinst, aber nur wenige fühlen, was du bist.“
Pöbel hält sich immer an Schein, deswegen nur Sieg wichtig
F. Guiccardini: historia Italiae, erstmals Geschichte Italiens, erstmals politische
Zeitgeschichte
→ äußerst subtil wird das Wirkungsgeflecht der Absichten und Handlungen der europäischen
Mächte erklärt
Zusammenhänge werden rekonstruiert
Zitat: Ein Mangel fiel mir bei allen Geschichtsschreibern auf: Sie lassen das aus, was damals
allgemein bekannt war, was heute nicht mehr bekannt ist
Aenea Silvio Piccolomini: Papst Pius II.: Dichter, Schriftsteller
Pius II. kreierte sich die Stadt Pienza
Lorenzo Valla: der große Quellenkritiker
Girolamo Savonarola: Dominikanermönch, gegen laxe Sitten, Jesus wird zum König von
Florenz erklärt
was heißt Italien um 1500?
→ Italien ist keine politische Einheit, kein geographischer Begriff
keine politische/kulturelle Einheit, Spielball partikularistischer Interessen, Aragon, Anchou
permanenter Bürgerkriegszustand
erst mit Frieden von Lody wurde in Italien eine Konstellation erreicht, in der sich die
größeren Stadtstaaten Italiens gegenseitig in Schranken hielten → ein auf dem Gleichgewicht
der Kräfte beruhendes System wurde errichtet und sorgte für Stabilität
Geflecht von Stadtstaaten:
Sizilien, Sardinien: beherrscht von Krone von Aragon
Kastillien und Aragon sind Hauptmächte der Halbinsel, die sich ausdehnen
Verbindung: Isabella von Kastillien heiratet Ferdinand von Aragon
innere Angelegenheiten von Kastillien: bleiben bei Isabella, Außenpolitik und Heerwesen
wird von beiden gemeinsam betrieben
Grenada von Mauren erobert,
Absicherung von Überseeinteressen: 1494: Tordessilias-Vertrag
Alpengegend, Pogebiet: Savoyen
Unteritalien: Neapel (aragonesische Seitenlinie)
in Italien dominieren 5 Territorien:
Republik Venedig → groß geworden durch Orienthandel, Stützpunkte in Kreta, dalmatinische
Küste, Peloponnes (genannt „Morea“)
Venedig erweiterte seinen Territorialbesitz auf ein Hinterland („terra ferma“): Vicenca,
Padua, Verona, Brescia
innenpolitische Stabilität dieser „Republik“: streng oligarchische Verfassung: an der Spitze
stand ein Doge (auf Lebenszeit gewählt) → hält Rücksprache mit Kollegien (Rat der 10 und
Ministerrat)
Gesetzgebung: In der Hand des Senats: 120 ordentliche Mitglieder
großer Rat: bestehend aus 1300 Mitgliedern: zuständig für die Einsetzung von allen Beamten
Florenz: Bankiersfamilie der Medici: Lorenzo il magnifico
Mäzenatentum: Florenz künstlerische Metropole
Mailand: Sforza: Ludovico Mario Sforza „il Maro“
Hzg. von Mailand & Beatrice d’Este
wichtig: Rolle des Kirchenstaates
außerdem: Republik Genua
Fürstentümer/Republiken: Innovationen in Kunst und Verwaltung
Carrara: Montefeltro
Mantua: Gonzaga
Ferrara: Este
Condotierre: Söldnerführer in Italien des 14./15. Jh.
kämpfen im Auftrag der Stadtstaaten
Sforza in Mailand, Gonzaga in Mantua
23. 10. 2003
Prüfungen: Fragen: „Wer war Zeitgenosse von...”
Gregor XIII: Kalenderreform → 10 Tage fallen aus
protest./griechisch-orthodoxe Staaten übernehmen das bis ins 20. Jh. nicht
Wer ist am selben Tag gestorben wie Shakespeare? – Cervantes → wurde Kalenderreform
berücksichtigt?
Italien: 15. Jh. Zentrum der Renaissance
Hochrenaissance → Schwerpunkt verlagert sich nach Rom
Rom: „Wir sind Mittelpunkt der Welt!“
Rom: Weltzentrum, Zentrum des Christentums, Kontinuität des römischen Reiches
Kirchenstaat: Süden der Toscana bis an Grenzen von Kgr. Neapel
Papst herrscht → Papst auch weltlicher Herrscher
REGNUM UTRIUSQUE SICILIAE (regnum der beiden Sizilien) blieb bis Ende des
spanischen Erbfolgekrieges bestehen
im Zuge der allgemeinen Bildungsexplosion breitete sich die Renaissance in stärker
urbanisierten Ländern aus
3 Typen von Städten:
1. Handelszentren (Hafenstädte) → Venedig, Genua: Vermittler zwischen Europa und Orient
2. Handwerks- und Industriestädte: Florenz und Mailand
3. Hauptstädte (Verwaltungszentren): Rom, Florenz
außerdem: sozialer Aspekt: italienische Stadt: Adel und Bürgertum: Synthese: aufgrund
persönlicher Leistungen kann man aufsteigen
Aeneo Silvio Picolomini (Pius II.)
Begriff der Renaissance: Giorgio Vasari (um 1550, aus Arezzo → wie Petrarca)
Begriff „Rinascita“ („Wiederbelebung“)
Maler, Baumeister, Kunstgeschichtsschreiber
Wiederbelebung der seit der Antike verschütteten Kunst und Literatur
Vasari: verantwortlich für Restauration von Palazzo Veccio
neuer Raum: Studiola → Arbeitszimmer für humanistischen Gelehrten
Studienzimmer inkl. Bibliothek
Vasari: „Le vite“ → Lebensbeschreibungen, höchst subjektiv
Biographien: Entwicklung der italienischen Kunst
von Cimabue - Giotto bis Michaelangelo
inkl. gängigste Kunsttheorien seiner Zeit
→ Werk früher Kunstgeschichtsschreibung
Mittelpunkt für Kunstgeschichte: Entdeckung des Menschen
Mensch steht im Mittelpunkt
mittelalterliche Kunstwerke inkludieren immer Bild des Künstlers
neu: Signatur
Proportion, Zentralperspektive (Zentralperspektive: Vorbereitung durch Giotto)
L.B. Alberti: erstes Traktat über Malerei: Werk: Depitura: Wichtigkeit von Schönheit etc.
dargestellt
de re aedificatoria: Werk zu Baukunst
Themen der Kunst: antike Mythologie
sujets ähnlich: Venus, Maria
Anfänge der Historienbilder: Altdorfer: „Die Alexanderschlacht“
Landschaftsdarstellungen
neue Techniken wie die Öltemperamalereien
Flandern: Flugperspektive für Landschaftsdarstellungen
Stilleben; Goldschnitt; Kupferstich
(Kupferstich: Verbindung mit Gutenberg → neuer Typus: 50% bildlich, 50% schriftlich:
Flugblatt → Flugblatt wegen Analphabetismus illustriert)
Plastik: Donatello: Plastik von David
erste umschreitbare Figurdarstellung seit Antike
Reiterstandbilder (Donatello)
heroisierung: Held wird dargestellt als der sich Gott nähernde Übermensch
neue literarische Gattungen spielen eine Rolle: vitae (Biographien; Autobiographien lösen
Heiligenvitae ab)
Giorgio Vasari: Le Vite: Höhepunkt
stärker: anthropozentrische Haltung
weitere Schwerpunkte sind in Entdeckungen und Erfindungen der Renaissance zu sehen:
Bautechnik, Technik, Rezension der kopernikanischen Ideen: neue Entdeckungen in den
Naturwissenschaften
Wirkungsgeschichte der Renaissance:
1860: Jakob Burckhardt: „Kultur der Renaissance in Italien“
sowohl von Leistung als auch vom Literarischen her ein Meilenstein
Burckhardt zeigt sich zutiefst beeindruckt von der italienischen Kultur. Universalgelehrter aus
Basel: komponierte, dichtete, zeichnete
Terminisierung und Lokalisierung der Entstehung des Selbstbewusstseins erarbeitet
Burckhardt unterscheidet Renaissance Italiens und Realismus des Nordens (Flandern,
Burgund)
Italien spürbar: Einfluss des Frühhumanismus, Wiederentdeckung der Antike, italienischer
Volksgeist
zur selben Zeit wie Burckhardts Buch:
Georg Voigt: „Die Wiederbelebung des klassischen Altertums oder das 1. Jh. des
Humanismus
Burckhardt wusste nix von Voigt
für Herrschaft eine Darstellung wichtig: Fürstenspiegel
Baldassare Castiglione. „Il Cortegiano“ (der Hofmann)
Il Cortegiano: Bild des Universalmenschen verknüpft mit Bild des idealen Hofmannes:
ritterliche Vorstelllungen und humanistische Vorstellungen kombiniert
auch ein Fürstenspiegel: Il Principe
auch: Erasmus von Rotterdam: institutio principis christianae
Erasmus von Rotterdam: Begriff des Humanismus
Unterscheidung: Humanismus: Variante (philologische und philosophische Variante) der
Renaissance
Begriff „Humanismus“: erst Beginn des 19. Jh.: Niedhammer (dt. Pädagoge)
lt. Bezeichnung „humanista“ schon früher verwendet: für Leute, die sich mit studia
humanitatis beschäftigen, mit artes liberales
2 Sorten der artes liberales:
1. Trivium: Grammatik, Rhetorik, (Geschichte), (Poesie) (Rhetorik lebt von Geschichte und
Poesie), Dialektik
2. Quadrivium: Arithmetik, Geometrie, Astronomie, Musik
Zettel mit Künstlern und Musikern der Renaissance: nicht Prüfungsstoff
Humanismus: Spannung zwischen 2 Polen: imitatio des Alten
Fortschrittlichkeit in der Bildung
Ahnherr der Humanismusforschung: Georg Voigt
Humanisten: Begründer der klassischen Altertumswissenschaften
Voigt betont hohen Bildungsgrad, den der Humanismus voraussetzt
Humanisten verachten Gebrauchslatein, gehen zurück zum Urlatein: ad fontes
nicht nur lateinisch, auch das Griechische → Griechischbegeisterung
gelangte über Erasmus nach Mitteleuropa, Thomas Morus brachte sie nach England:
Griechisch: fixer Bestandteil europäischer Gelehrtenbildung
außerdem: Johannes Reuchlin: entwickelt das von Erasmus geförderte Hebräisch → man
beginnt sich mit der Authentizität von Bibelausgaben zu beschäftigen
aber: Einfluss der Mythologie auf christliche Welt darf nicht unterschätzt werden
Bildungswesen: brieflicher Austausch von Gelehrten spielt eine Rolle, auch deren
Reisetätigkeit
Intellektuelle sahen sich als Bürger einer gemeinsamen Gelehrtenrepublik und bildeten
zusammen academia (Gelehrtenzirkel)
Humanismus und Renaissance sind nicht nur Wörter, die für Kunst und Literatur stehen,
sondern auch für Philosophie, Politik etc.
→ Erneuerung der Wissenschaften → daraus geht u.a. historische Forschung hervor
ein Beispiel dafür: Lorenzo Valla: aufgrund von vergleichenden Quellenstudien entlarvte er
die konstantinische Schenkung als Fälschung
Konstantin soll Papst Provinzen übertragen haben
historisch-philologische Methode
Kriterien der modernen historischen Quellenkritik wurde auf Urkunden angewandt
Jean Mabillon: entwickelte Diplomatik (Urkundenwissenschaft)
Humanismus: Entdeckung der Nationalsprache
volkssprachliche Literatur: Ariost
außerhalb Italiens: Zeitalter der großen Konzile (Konstanz, Basel)
bedeutendster Humanist: Erasmus von Rotterdam (1466-1536)
unter seinem Namen wird alles subsummiert, was humanistische Forschung und
Bildungsanliegen ausmacht
Erasmus: auch theolog. → Humanismus gewinnt auch an Spiritualität
dt. Humanisten: herausragend: Konrad Celtis (Herausgeber der „Germania“ des Tacitus),
Ulrich von Hutten
deutscher Humanismus erfasste nur dünne geistige Oberschicht. Zug zum PädagogischDidaktischen
einer der Führenden: Philipp Melanchton (graecisierte seinen Namen: Philipp Schwarzerd)
Philipp Melanchton sieht sich dazu berufen, das Unterrichtswesen umzugestalten → geistiger
Vater des heutigen humanistischen Gymnasiums
Bildung wird auch zu einem machtpolitischen Instrument
Maximilian I. reformiert Universität Wien, wollte aus ihr europ. Spitzenuniversität machen,
griff in autonomen Teil ein, Superintendenten reformierten, Lehrplan in humanistischer Linie
Zwang für Scholare, diese humanistischen Lehrveranstaltungen zu besuchen
zentrale Figur: Superintendent Reinhard Perga
arbeitete an Reform der Artistenfakultät nach italienischem Vorbild
heute: Humanismusforschung vor allem stark soziologisch orientiert, d.h. man untersucht: Wo
ist das geistige Klima für Entfaltung des Humanismus vorhanden?
sowohl Macchiavelli als auch deutsche Humanisten: meistens Oberschicht, enge Verbindung
zu politischen Spitzenpositionen nehmen aktiv an öffentlichem Leben Teil
Zentren der deutschen Humanisten: deutsche Verwaltungszentren
Willibald Pirckheimer (Nürnberg) → Plutarch, Lukian übersetzt
Augsburg: Konrad Poitinger → tabula poitingeriana
Sebastian Brandt: „Das Narrenschiff“
technische, naturwissenschaftliche Neuerungen
Martin Behaim: Globus
Peter Henlein: erste Taschenuhr
Uni Wittenberg: bedeutende Rolle
Unis breiten sich aus. Prag, Krakau, Wien, Ofen, Heidelberg, Köln, Erfurt, Leipzig
15. Jh.: auch Schottland, Skandinavien
Reformation: geht aus von Uni Wittenberg
katholische Gegenreformation: geht aus von Uni von Salamanka
außerdem Gelehrtenzirkel (Akademien, Sodalitäten)
außeruniversitäre Wissenschaftler: Leonardo, Kopernikus, Picard, Leibniz, Spinoza
weitere Kulturzentren in dieser Zeit: Frankreich unter Franz I.
Burgund,
neben den kulturellen Beziehungen auch ökonomische und soziale Parallelen Italien-Holland
Wetteifern der Städte → Venedig wetteifert mit Brügge-Antwerpen
stark urbanisiert
künstlerisches Potenzial hängt eventuell von Anzahl der Kunsthandwerker in der Stadt ab
3.10.2003
tabula poitingeriana: römische Straßenkarte aus dem 2.Jh. über Topographie des röm. Reiches
itinerari
itinerarium antonini und tabula poitingeriana: die wichtigsten Straßenverzeichnisse, die wir
heute haben
Kopie der röm. Straßenkarte entdeckte Konrad Celtis, er vermachte sie Konrad Poitinger
1737 wurde diese 7m. lange Pergamentrolle von der Wiener Hofbibliothek (heute
Nationalbibliothek) erworben
Das Zeitalter Karls V. und die Struktur des heiligen römischen Reiches
Karl V.:
er konnte bei seinem Amtsantritt nicht deutsch. Seine Herkunftssprache war flämisch. Er
spricht französisch, muss aber das Deutsche und Spanische erst lernen
geb. 1500 (Feb.) → steht an Zeitenwende
Vater: Herzog Philipp der Schöne von Burgund
Mutter: Juana von Kastilien (Tochter von Ferdinand von Aragon)
nach Karl V. benennt man ein ganzes Zeitalter
es bündeln sich Ereignisse und Phänomene in dieser Zeit, die die Welt veränderten
Expansion, Reformation, Aufstieg von moderner Staatlichkeit, wissenschaftliche Revolution,
Blüte des Humanismus
Literatur: 100 Dramen etc. wo Karl V. vorkommt
geschickte dynastische Verflechtungen: schafft Reich, das große Teile Europas umfasste, aber
er war auch der Herrscher zweier Welten
Herkunftssprache: flämisch → in Gent geboren
aufgewachsen bei Margarete von Savoyen
Adrian v. Ütrecht (später: Papst Hadrian VI.): → bestimmt seine religiöse Bestimmung
devotio moderna
Aspekte seiner Herrschaft: viele bildliche Darstellungen wegen seinem Verhältnis zu Tizian
→ Historiker: Welches kreative Potenzial wurde durch diese Begegnung freigesetzt? Welche
Werke wurden dadurch geschaffen? Wie wollte Karl V. dargestellt werden?
Karl ist König von Spanien als Carlos Primero → Hispanisierung des Königs
viele äußere Zeichen der Annahme des Spanischen → nahm sich spanische Beichtväter
Einkünfte aus dem neuen Indien spielen Rolle bei Annäherung
1519: Kaiserwahl
Franz I. von Frankreich: Karls Rivale
1515 folgte Franz Ludwig XII nach → Expedition in Lombardei: Marignano: Sieg über
Eidgenossen, die dort eingefallen waren → Eidgenossen nie mehr Expansionsbestrebungen
Mailand nimmt strategische Schlüsselposition ein und bleibt das ungelöste Problem zwischen
Karl und Franz
seit 1519 entlädt sich Antagonismus zwischen Karl und Franz in 5 Kriegen
1530: Karl lässt sich in Bologna vom Papst zum Kaiser krönen (Karl ist 30 Jahre alt)
Margarethe (Tante): „Das war das Wichtigste seiner Politik.“ → lässt Kaiserkrönung von
Historiographen ausschlachten → Cornelius Agrippa beauftragt
weitere zentrale Themen von Karls Politik:
- Kampf gegen religionspolitische Gegensätze im Reich
- Regelung deutscher Macht- und Verfassungsfragen
- Regelung rein dynastischer Probleme
Karl ist verheiratet mit Isabella von Portugal → dynastische Union zwischen Kastilien
und Portugal → Portugal reich, Karl hatte immense Schulden bei Portugal → Kinder:
Philipp II. von Spanien und Maria → die heiratete Kaiser Maximilian II.
Beziehungen zu flämischer Bürgertochter (angeblich) → soll seine große Liebe gewesen
sein, ist aber quellenmäßig sehr schlecht erschlossen
Regensburger Bürgerin Barbara Blomberg *1527 → hat Sohn namens Don Juan d’Austria
→ Karl entzieht ihn brutal seiner Mutter → Schlacht bei Lepanto gegen Osmanen
osmanische Expansion zeigt, dass universalistische Pläne Karls scheitern, Karl fühlt sich
durch französisches Bündnis mit den Osmanen verraten (franz. König: „rex christianissimus“)
Augsburger Religionsfriede: Karl zieht sich ins Kloster zurück
Situation im Reich:
Situation in Europa um 1520: parallel zu kirchlich-religiöser Entwicklung (oder vielleicht
schon vorher) gilt Staatswerdungsprozess als folgenreichster Prozess im 16. und 17. Jh.
Entwicklung der Einzelstaaten geht nicht isoliert voneinander vonstatten → meist
Bedrohungen von außen ausschlaggebend
Staatsentwicklung: Sonderstatus Europas
komplexes Spannungsverhältnis von staatlichem Pluralismus, politisch-sozialen und
ethnischen Gemeinsamkeiten
in Europa leitet Fürst fast überall seine Legitimität aus der dynastischen Erblichkeit plus
kirchlicher Sanktionierung her
Fürst: ihm stehen fast überall in Europa Stände als Vertreter des Landes zur Seite mit
Anspruch auf Teilhaben an der Regierungsgewalt und in der Verwaltung
in dieser Zeit wird ein institutioneller Flächenstaat konstruiert: folgende Kriterien
charakterisieren ihn:
1. zentralistische Verwaltung mit einer das gesamte Land umfassenden
Behördenorganisation
2. die allmähliche Umbildung von Hofämtern zu einem Regierungsapparat
3. zunehmende Stärkung einer fiskalischen Basis, die zunehmend von der ständischen
Bewilligung unabhängig ist
4. nur in Ansätzen vorhanden: Ausbildung eines stehenden Heeres
Sozialdisziplinierung nötig für Heer, Kirche, Schule
Wie erfolgt ständige Repräsentation?
In Europa: verschiedene Formen von Ständeversammlung
Dreikuriensystem: Geistlichkeit – Adel – Stadtadel
Vierkuriensystem: Unterscheidung Hochadel – Tiefadel
oder: Zweihäusersystem des englischen Parlaments
Typologie des Ständewesens
England: Parlament spielt wichtige Rolle in der nationalen Integration, in den
Wahlmonarchien von Polen, Litauen und Böhmen
→ wichtige Rolle: Differenzierung des Adels
Frankreich und Spanien: die in dieser Zeit angestrebte zentralisierte Monarchie am weitesten
entwickelt → Frühabsolutismus
Parlamente spielen schon Rolle als Gegenpol der Herrscher
Parlements als oberste Gerichtshöfe auch in Kastilien und Aragon: sog. Cortes behaupten ihre
starke Stellung
Skandinavien: Monarchien sehen sich stärker dem Gegenpol von Adelsstädten und
Bauerntum gegenüber
Stellung der Stände im hl. röm. Reich: Ringen auf 2 unterschiedlichen Ebenen: Wahlrecht
üben 7 Kurfürsten aus, die wählen röm. König → der bedurfte zum Kaisertitel der Krönung
durch den Papst
dieses römische Reich deutscher Nation (auch „das alte Reich“): verschiedene Beziehungen.
Humanisten. hl. röm. Reich → Translationstheorie
aus Verdiensten um die Kirche ist Anspruch, die Fortsetzung des imperium romanum zu sein,
gerechtfertigt
→ wann kam Zusatz „deutscher Nation“ dazu?
Begriff „römisches Reich“ entspringt Translationstheorie, ist heilsgeschichtlich,
universalistisch ausgelegt
Begriff des Nationalismus: Was heißt in diesem Zusammenhang „Nation“? → Herkunft?
Sprache?
hl. röm. Reich ist ein Wahlreich: 1356: Karl IV.: Bedingungen für die Kaiserwahl in der
goldenen Bulle festgesetzt
Reichsstände setzen sich zusammen aus 2 großen Gruppierungen: denen mit
Reichsstandschaft (Sitz und Stimme im Reichstag)
→ in Kurien organisiert, bestehend aus den Kurfürsten (Mainz, Köln, Trier, Sachsen, Pfalz,
Brandenburg, Böhmen)
sie bilden sogenannten Kurfürstenrat (geistliche Kurfürsten: Mainz, Köln, Trier; weltliche
Kurfürsten → verkörpern die Hofämter: Pfalz, Sachsen, Brandenburg, Böhmen)
es geht darum, sie in einen Regierungsapparat umzufunktionieren.
→ sie wählen den römischen König → päpstliches Schreiben ersetzt nach Karl V. die
Krönung zum Kaiser → formale Bindung in Folgezeit mehr als nur formales Problem
neben Kurfürstenrat gibt es auch einen Fürstenrat: 4 weitere Erzbischöfe (u.a. der von
Salzburg), 46 Bischöfen, Prälaten (hauptsächlich Äbte und Äbtissinnen), weltlichen Fürsten
(Herzöge von Bayern, Österreich...), Reichsgrafen, Reichsherren
daneben gibt’s Städtebank, bestehend aus 85 Reichsstädten
Vorsitz innerhalb des Fürstenrates hatten alternierend:
Salzburg (also geistliche und weltliche Erzherzöge von Österreich)
von Reichsreformbestrebungen der Ära Maximilian blieb: Reichskammergericht (1495: Ende
des Fehderechts)
Einteilung des Reiches in 10 Kreise, das spielt wichtige Rolle in Sicherung des Friedens
römisches Reich: Wahlrecht, aber dynastisches Phänomen blieb wesentliches Element der
Politik.
Nachteil des dynastischen Phänomens: das Unberechenbare am Faktor Mensch
(Problem der Fertilität, der Mortalität, physische und psychische Faktoren spielen hier ganz
wesentliche Rolle)
→ dynastische Ehen: Menschen werden zu politischem Unterpfand → aus menschlichen
Unzulänglichkeiten ließen sich Kriegsvorwände ableiten → Erbfolgekriege
zu diesem dynastischen Prinzip gehören auch Anfänge neuzeitlicher Diplomatie →
zwischenstaatliche Beziehungen
→ ausgebildet in Italien: Friede von Lody
→ erstmals Gleichgewicht der Kräfte
Rolle der Cortes, der Parlements in Frankreich
Landfrieden: Fehdeverbot
mit Ausrufung des ewigen Landfriedens wurde Einrichtung von Gerichtshöfen notwendig,
auch Einrichtung eines ständigen Reichsgerichts: Reichskammergericht: zunächst in Speyer,
dann zieht es nach Wetzlar (dort ist Goethe beim Gericht als Assessor tätig)
Ebene des Landes steht als Reichslehen dem Reich unmittelbar unterworfen
weltliche und geistliche Herren der Länder haben auf dem Reichstag Sitz und Stimme
weltliche Territorien: Herrschaft wird vererbt
Raffler: „...und in den geistlichen zwangsweise nicht.“
geistliche Territorien: durch Wahl übertragen
aus Landesherrlichkeit bildet sich die sogenannte Landeshoheit heraus: monopolartige
Hoheitsgewalt des Landesherren
ab 1648: ius territori
Ebene des Reiches: nicht nur Kaiser, sondern auch Stände
Ebene des Landes: nicht nur Landesfürst, sondern auch Landstände
parallel zur Reichsstandschaft besitzen auch die Landstände Sitz und Stimme im Landtag,
sind also reichsunmittelbar
Landstände vertreten nicht die Landbevölkerung, sondern agieren nur für sich selbst
Otto Brunner: „Die Stände sind das Land!“
→ wer keine Landstandschaft besitzt, hat auch keinen Anteil an der Landesherrschaft.
Im Landtag sind Stände auch in Kurien organisiert: Herren und Ritter (d. h. hoher und
niederer Adel); Prälaten und Geistlichkeit; Städte und Märkte; (Täler und Gerichte, also die
Bauern in Tirol)
Landstände: eigene Institutionen der Rechtsprechung, der Regierung und der Verwaltung des
Landes
Gesetzgebung, Finanzen, Handel, Verwaltung, Rechtsprechung, Bildungswesen,
Landesverteidigung wurden im Zusammenspiel von Landesfürsten und Landesständen als
gemeinsame Aufgaben geführt
mit Absolutismus zeigt sich Tendenz zur alleinigen Willensbildung des Landesherren → wie
weit wird diese Tendenz durch Reichsgesetze gestärkt?
ähnliches Modell wie für Reich und Land auch für lokale Grund- und Stadtherrschaften sowie
für die Kirche
nächstes Mal: Zeitalter Karls V. → Übersee
6.11.2003
1492 und die Folgen
1492: Kolumbus sichtet die Insel San Salvador
Martin Waldseemüller: nennt neue Welt „Amerika“ zu Ehren Amerigo Vespuccis
Vespucci: Amerika als „mundus novus“ bezeichnet
wesentlichstes Ziel (schon im Spätmittelalter): Zwischenhandel ausschalten (ökonomische
Gründe)
politische Gründe: 2 rivalisierende Königreiche: Portugal bzw. Kastilien und Aragon
Reconquista durch Araber
Rolle des Katholizismus
Konflikt zwischen Spanien und Portugal musste vom Papst geschlichtet werden
1493: Bulle „inter ceterae“: neue Welt wird von Papst Alexander VI aufgeteilt
außerdem: Streben nach Beute und Privilegien, neue Kreuzzugsidee
wesentlich ist die Rolle Oberitaliens
→ italienische Städte bis dahin reich geworden durch Handel mit asiatischen Waren
Konfliktpotential wegen Aufstieg des osmanischen Reiches
seefahrerisches know-how bei Venezianern und Genuesen spielt wesentliche Rolle
neue Situation
wie gehen Länder wie Spanien und Portugal mit den neu eroberten Gebieten um?
strukturelle Unterschiede zwischen Portugal und Spanien im Umgang mit neuen Gebieten
1510: Portugiesen erobern Goa
1511 erobern sie Malakka
1557: Errichtung des Stützpunktes Macao
1569 erobern sie Nagasaki
Portugiesen errichten zwischen Ostafrika und Japan ein perfektes Seehandelssystem und sind
die dominierende Macht im indischen Ozean
portugiesisches Imperium ist nicht mehr als ein System handelspolitisch und strategisch
geschickt gewählter Stützpunkte
hierarchisch durchorganisierte Systeme gibt es nur in Ansätzen (Versuch eines
Vizekönigtums in Goa)
Vermarktung der Güter in Form von Kronmonopolen
Spanier: brauchen nicht einmal ein Jahrhundert, um auf den karibischen Inseln Fuß zu fassen,
altamerikanische Reiche zu unterwerfen und bis in den Süden des Kontinents vorzudringen.
Handelsgüter, die mit den asiatischen vergleichbar gewesen wären, fand man in der neuen
Welt nicht.
Edelmetallschätze schnell geplündert; neuer Reichtum musste neuer Welt mühsam
abgerungen werden → neues Konzept kolonialer Durchdringung nötig
→ anstelle des portugiesischen Konzepts der Handelsstützpunkte trat bei den Spaniern
Herrschaft über Land und Menschen
nur so war es möglich, die Schätze der neuen Welt zu erschließen → Indianer gezwungen, die
dazu nötigen Arbeiten dazu zu verrichten
eine Handvoll Spanier setzte sich mit Feuerwaffen, Bluthunden und Krankheiten gegen ganze
Reiche durch
machten sich innere Rivalitäten zunutze, verbünden sich mit Unterdrückten
Spezialisten über indianische Hochkulturen: Prof. Pieper (jetzt im Ausland), Prof. Aigner
der Phase der Eroberung folgte eine Phase der „kolonialen Durchdringung“
Spanier beuteten Boden und Menschen aus, mit vielfältigen Formen des Zwangs machten sie
sich die Leute dienstbar
beinahe mittelalterliche feudale Verhältnisse, obwohl sich die Krone den feudalen Ansichten
der Conquistadoren entgegenstellte und versuchte, zentrale Verwaltung zu errichten, aber
Drang, sich persönlich zu bereichern, brachte viele Einwanderer in die neue Welt
→ Amerika wird im Unterschied zu Asien Siedlungskolonie
Immigration als Suche nach besseren Lebenschancen, nicht immer freiwillig
(schwarzafrikanische Sklaven → verrichteten die Arbeit, die die Indianer nicht zu verrichten
in der Lage waren)
Spitze: König
unter ihm 2 Behörden für Verwaltungsangelegenheiten:
- Indienrat
- Casa de la Contratación
nächste Ebene: Vizekönige und Gouverneure leiten Rechtssprechung, Verwaltung, Finanzund Militärwesen
außerdem: Kirche und Mission
Sowohl Portugiesen als auch Spanier stützten sich auf päpstliche Bullen, um Aufteilung der
neuen Welt zu legitimieren. Als Gegenleistung verpflichteten sich die Mächte zur Verbreitung
des christlichen Glaubens, auch zur Finanzierung von Kirche und Mission.
→ Verschränkung von kirchlichen und weltlichen Machtinteressen in der neuen Welt
Missionierung → Indianer wird Untertan und Christ
Evangelisationsstrategien richteten sich nach den örtlichen Gegebenheiten, im Bereich der
asiatischen Hochkulturen war die Mission auf sich allein gestellt
Bartolomé de las Casas: wortgewaltigster Fürsprecher der Indianer
Bartolomé de las Casas wurde nicht als Verteidiger der Indianer geboren (erst auf Seite der
Eroberer, Grundbesitz; dann Dominikaner)
Schlüsselerlebnis in seinem Leben: Wendepunkt: fällt mit Auftreten eines Dominikanerpaters
zusammen: Anton Montesino: hl. Abend 1511/1512: wichtige Rede → Bartolomé de las
Casas war Zuhörer → verfasst Geschichte: historia de las Indias
Predigt: „Gewissen der Spanier in der neuen Welt ist eine Wüste → ich bin Stimme Christi in
dieser Wüste. Diese Stimme wird euch überraschen: sie sagt euch, dass ihr in Sünde lebt
wegen eurer Grausamkeiten gegen diese unschuldigen Menschen, die ruhig und friedlich nur
diese ihre Heimat bewohnten. Warum tötet ihr sie? Was tut ihr, damit sie Gott ehren? Sind sie
nicht auch Menschen? Seid sicher dass ihr auf diese Art nicht eher Erlösung findet als die
Mauren und Türken“
→ alle wie von Donner gerührt
→ versammeln sich bei Admiral (Sohn des Kolumbus)
→ wollen Prediger unter Druck setzen
→ Dominikaner werden getadelt, Montesino erreicht, dass er vom König angehört wird →
Kommission wird eingesetzt
Ist nicht wie UNO-Kommission, sondern bewirkt etwas: führt zu Indianermanifest (1513)
Raffler: „König agierte in Bush’scher Manier“ (wusste nicht, was in Überseeterritorien
vorging)
auf Initiativen der Dominikaner entstehen 1542 die leyes nuevas (neue Gesetze) → formale
juristische Verbesserung
Bartolomé de las Casas verfasst zahlreiche Denkschriften, schriftliche Diskussionen mit
seinen Gegnern sind erhalten, er versuchte, alternative Missionsmethoden durchzusetzen
Das Reich: Karl V.: Herrscher der indianischen Insuln → „Herrscher in dessen Reich die
Sonne nie untergeht“
europäische Expansion erlebt unter Karl V. einen neuen Höhepunkt
Hernan Cortez hat Reich der Azteken erobert
1532, 34: Gebrüder Pizarro zerstören Inkareich
seit 1521 (Beginn der Eroberung und Zerstörung Indiens) führt Karl V. indianische Insuln und
terrae ozeanae der indianischen Kolonien im Titel
→ Herrschaftsstrukturen in indianischen Kolonien unter Karl V. geprägt
neue Sicht auf die Menschen weitet sich in der Renaissance aus
→ Flora, Fauna, Edelmetalle werden ausgetauscht
Immanuel Wallerstein: „the modern world system“
Wallerstein bezeichnete den Prozess, der in Gang kam, als „Beginn des Weltsystems“
Wie regierte Karl V. sein riesiges Imperium?
→ Problematik „Karl V. und Amerika“ kaum aufgegriffen
auffällig: Kaiser weniger handelnde, lenkende Figur, sondern Begriffe wie
„Kolonialbürokratie“, „Krone“, „Mutterland“
Per Schmidt: Karl V. als Herrscher der indianischen Insuln
interessant: Karl V. selbst setzte sich relativ früh mit dem Phänomen der neuen Welt
auseinander
Karl V. hat sich früh mit der Verwaltung der amerikanischen Länder beschäftigt.
1. Maßnahme: zentraler Verwaltungsapparat in den amerikanischen Kolonien
Karl des V. Meinung zur neuen Welt: wenig Hinweise: Beginn seiner Regierungszeit: fügte
zu seinem Titel hinzu: Domador (=Bezähmer) de las gentes bárbaras
Lisa Jardina (Jardine?): Der Glanz der Renaissance. Ein Zeitalter wird entdeckt. (keine
Pflichtlektüre)
Karl V. kommt 1528/29 das erste Mal in Kontakt mit den Indianern → Cortez brachte Gruppe
von Indianern an den Hof nach Spanien mit
„Trachtenbuch“ des Christoph Weinitz (ethnologische Studien)
Karls Einstellung zu Amerika und den Vorkommnissen in der neuen Welt: relativ spät
dokumentiert: 1548: Instruktionen für seinen Sohn Philipp: Amerika einziges Gebiet, das
namentlich angesprochen wird
im Reich: Reichspolizeiordnung
in spanischen Besitzungen: staatlich kontrolliertes kirchliches Instrument: Inquisition
in Amerika: Conquistadorengesellschaft: hing, was Herrschaftstheorie betraf, mittelalterlichen
Vertragstheorien an → leitete Erweiterung des Herrschaftsanspruchs ab → Prozesse gegen
Erben des Kolumbus
→ Amerika drohte Feudalstaat zu werden, der durch seine Herrschaft über die Unterworfenen
drohte, das Königtum zu unterlaufen
20. 11. 2003
devotio moderna: Niederlande
→ wurzelt in religiöser Frauenbewegung, in Mystik und in kartäusischer Spiritualität (Ideal:
Kargheit)
devotio moderna: idealisiert vita communae der Urkirche
Frömmigkeit in der persönlichen Nachfolge Christi, Demut, Armut → führt zu einem Boom
in der Klostergründung, aber auch unter den Laien: verinnerlichte Frömmigkeit: organisiert in
„Brüder vom gemeinsamen Leben“
devotio moderna forderte die Buchkultur, volkssprachliche Literatur, Schulreform, Reform
des Ordens
Thomas von Kämpen: de imitatione Christi
Jan Hus: 1415 ermordet → Hussiten
→ stark vom englischen Theologen John Wycliff beeinflusst
Einfluss der Hussiten nicht gering → politisch wichtige Rolle; zeigten Missstände in der
Kirche auf
unter den Hussiten bleibt die Frage, ob Hus auf dem Konzil von Konstanz zurecht verurteilt
wurde
Hussiten stark in Böhmen
Zeit sehr stark von Konflikten geprägt (nicht nur konfessionelle, sondern auch politische und
soziale)
hierarchisch-geburtsständisch gegliedertes Modell im heiligen römischen Reich
→ viel politischer und sozialer Zündstoff
Außerdem: Bildungsanspruch der Massen, neue Medien durch Buchdruck
Zeitalter: Zeitalter der Reformation
Reformation bewirkt auch eine Umgestaltung des politischen und sozialen Systems
1439: eine Schrift namens reformatio sigis mundi
→ Reformschrift fordert radikale Reformen: z.B. Säkularisierung der geistlichen
Fürstentümer, Abschaffung der Leibeigenheit, gleiches Einkommen für alle Berufe
Luther: theologische Erkenntnisse, die er gewann, korrespondierten mit seinem Leben
ein einzelner bewegt Papst und Kaiser (sensationell!)
1983: 500ster Geburtstag Luthers
10.11.1483 in Eisleben geboren (Sachsen)
frühe Jahre in Monsberg, Vater im Bergbau
Schulzeit in Magdeburg und Eisenach
1501-1505: Studium in Erfurt
Eintritt ins Kloster der Augustinereremiten in Erfurt
1507: Priesterweihe
1508: Versetzung nach Wittenberg, theologisches Studium
seit 1517: Luther größerer Öffentlichkeit bekannt
→ von dann an bewegt er was
Missstände in der Kirche und das Unbehagen darüber sind die Ursachen
→ an moralisch labilem Geistlichen und an den fiskalischen Saugnäpfen ausgelassen
→ Zweifel an der Autorität des Papstes und mangelndes Verständnis für die heilige Schrift
Luther: ad fontes → Urtext der Bibel
Rolle der Humanisten:
Ringen um den Sinn der heiligen Schrift: Luther hätte ohne die Humanisten keine griechische
Bibel vor sich gehabt
Philipp Melanchton studiert bei Luther Theologie und verbessert Luthers Griechisch
Bibel gilt als ausschließliche Heilsquelle des Christentums
das Evangelium
Neues Testament: die frohe Botschaft
Anhänger dieser Botschaft: Evangelische
Protestanten: Name kommt von Protestaktion der evangelischen Stände auf dem Reichstag zu
Speia 1529
als Lehre des Protestantismus gelten die zentralen Aussagen der Reformatoren:
zentral: der Mensch ist ein Sünder, seine Rechtfertigung geschieht allein durch den Glauben
→ Mitwirkung des Menschen an seinem Heil wird abgelehnt → Calvinismus:
Prädestinationslehre
abgelehnt: Vermittlungsinstanz zwischen Mensch und Gott (z.B. Maria und die Heiligen)
Max Weber: „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“
1. Streit um Luther: Ablassstreit
Ablassstreit steht im Zusammenhang mit dem Bußsakrament: Reue, Beichte, Absolution,
Satisfaktion
für die Absolution wird dem Sünder eine Strafe auferlegt, die er entweder im Fegefeuer
abbüßen kann oder schon auf der Erde
Ablasshandel war eine wesentliche Einnahmequelle sowohl für die Kurie als auch für die
Landesfürsten
Landesfürsten ließen in Italien gezielt Reliquien kaufen → die konnte man gegen Gebühr
ansehen und wurde erlöst
mit dem heiligen Jahr 1500 war das Ablassgeschäft explodiert, um die Feierlichkeiten zu
finanzieren
früher: Teilnahme an Kreuzzug, Fahrt nach Jerusalem
dann: Ersatzgelder für die Reisen
Ablasskommissar Tetzel zog durchs Land, Rom hatte bei den Fuggern einen Kredit
aufgenommen → gewährte Ablasslizenzen für 10 (?) Jahre → Raphael baute den Petersdom
Luther kritisierte das Vorgehen der Ablasshändler, das Spiel mit der Angst, aber auch die
Dummheit derer, die es glaubten
die öffentliche Meinung begrüßte die Thesen zunächst → Leute waren sich der Folgen nicht
bewusst
Thesenanschlag: wird seit 1960ern heftig angezweifelt
dürfte ein tolles Schneeballsystem durch Verteilung von Flugblättern gewesen sein → Luther
wurde mit seinen Thesen zum politischen Problem
Folgen:
Luther nicht sofort verhaftet, weil entsprechende Stellen beschäftigt waren
Papst beschäftigt
Kaiserwahlen blockierten die Mächte
ab 1521: Luther war im Kirchenbann
Luthers Leben fällt in die Regierungszeit
- Friedrichs III.
- Maximilians I. (reformatorische Tätigkeit beginnt)
- Karls V. (für die Reformation am bedeutendsten)
1. Kirchenbann
2. Karl V.: verhängt daraufhin Reichsbann
Kirchenbann: Verweigerung der Sakramente und Exkommunizierung
Religion war damals wahnsinnig wichtig
Kirchenbann: man darf nicht mehr (nicht: man will nicht mehr)
Religion war der gemeinschaftsaufbauende Faktor schlechthin
→ also wurde Luther aus der Gesellschaft ausgeschlossen
Reichsacht: Luther vogelfrei
→ Kurfürst von Sachsen holt Luther auf seine Wartburg (religiöse Aktivitäten vermischen
sich mit politischen)
→ Luther nennt sich „Junker Jörg“
Luthers Schaffen führt zu einer scharfen publizistischen Abrechnung
eine Hauptschrift: 1520: „An christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes
Besserung“ → Luther wendet sich an die weltliche Obrigkeit: sie soll die Missstände in der
Kirche abschaffen
→ Stärkung der Territorialherren
2. Schrift: „de captivitate babyloniae“
→ greift die katholische Sakramentslehre an und lässt von den Sakramenten nur noch Taufe
und Abendmahl gelten
3. Schrift: „Von der Freiheit eines Christenmenschen“
dialektische Formel von der gleichzeitigen Freiheit und Knechtschaft des Christenmenschen
→ Luther entwickelte darin die Grundzüge seiner Ethik
laut Luther war es Melanchton, der ihn während des Wartburgaufenthalts zur
Bibelübersetzung „zwang“
Luther war auf der Wartburg nicht isoliert (ohne Bibliotheken und Hilfsmittel und Hilfe
anderer Gelehrter (z.B. aus Erfurt) und ohne Hilfswerke geht das Bibelübersetzen nicht)
Luther war zweisprachig, verwendete bei Vorlesungen auf den Unis noch Latein, aber hatte
größere Reichweite durch Deutsch
theologische Deutungen, Sendebewusstsein, Übersetzungs- und schriftstellerische Tätigkeit:
Luther prägte die deutsche Literatur in den nächsten Jahrhunderten
Luther schuf auch einige Wörter → Luther gilt als Beginn des Neuhochdeutschen
während der Zeit, als sich Luther auf der Wartburg befand, begannen Spaltungstendenzen
→ Aufgeben von Mönchsgelübden → Luther heiratet
Kommunion, Rolle der Heiligenbilder
unter Anhängern Luthers bildet sich eine Gegnerschaft:
Thomas Münzer: weniger von theologischen als von sozialreformatorischen
Reformationsüberlegungen geprägt
Forschung der DDR: Münzer wird aus dem Schatten von Luther herausgehoben
Bauernkriege zu dieser Zeit waren nicht die einzige sozialrevolutionäre Bewegung damals:
Schwärmerbewegung, Wiedertäuferbewegung (letztere propagiert die Erwachsenentaufe, ihr
Ziel ist ein humanistischer Gottesstaat)
Münzer gibt die Plünderung der Kirchen und Klöster frei, schließt sich den rebellierenden
Bauern an
Thomas Münzer: der Erste, der die Idee des Bundes entwickelte
„ein Volk der Auserwählten als Träger von Gottes Souveränität auf Erden“
Gegner Luthers: Thomas Münzer, Erasmus, Karlstadt (Theologe)
es kommt zwischen Luther und fast allen zunächst-Sympathisanten zum Bruch
zentral: Abendmahlsstreit: Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi
Kontroverse: hic est corpus Christi oder hic significat corpus Christi?
Marburger Religionsgespräche: wegen unterschiedlicher Thesen gab es Bruch zwischen
Luther und Zwingli
Nach Luthers Tod verstärkten sich die innerprotestantischen Auseinandersetzungen (z.B.
Anhänger Luthers gegen Calvin)
→ Verketzerungen
→ Spaltung der Reformatorischen
Wenn sich der Priester dem Hochaltar zuwendet, kehrt er dem Sakramentshäuschen den
Rücken
Folge: Sakramentshäuschen vom Konzil abgeschafft
Ulrich Zwingli: Reformator der Schweiz
Zwingli war kein Theologe: kam aus dem Umfeld der Universität
→ war Feldprediger
auch bei ihm kam es zur Verschmelzung von politischem und theologischem
Erneuerungswillen
eigene Züge bei Zwingli: Prädestinationslehre
Erwählte Menschen sind zur Seligkeit bestimmt, andere zur Verdammnis → wie man dem
entgegenwirken kann: → protestantische Ethik
Zürich, Bern, Basel, St. Gallen, Konstanz und Straßburg
eigene Feste, die sich mit der Wiederkehr des Thesenanschlags beschäftigen
18. Jahrhundert: Pietismus (Spena, Franke, Zinzendorf)
Wenn wir Luther als Vorkämpfer von Freiheit (Geistesfreiheit) und Vernunft sehen, einer
Persönlichkeit, durch die wir vom Aberglauben des Mittelalters abgewendet wurden, wissen
wir, dass er auf die Aufklärer Einfluss hatte
Lutherbild in der Literatur: mit der Aufklärung kommt es zur Umdeutung der Reformation
Aufklärer: Luther blieb ein zentrales Thema
Bauernkriege: erfasste den Großteil von Süddeutschland, Salzburg, Tirol, Franken, Sachsen,
Thüringen, auch die Obersteiermark war betroffen (Obersteiermark: Bergbauern)
Ursache der Missstimmungen der Bauern: Verschlechterungen der Lebensbedingungen
in den Bauernkriegen eskalierten soziale, wirtschaftliche, rechtliche und religiöse Probleme
der damaligen Zeit
bereits im 15. Jahrhundert: viele lokale Aufstände
traditionelle Argumentation der Bauern: „Altes Recht“
mit der Reformation wurde Argumentation um ein Argument reicher
eine recht wenig koordinierte Bewegung schaffte es doch, ein gemeinsames Manifest zu
errichten: 12 Artikel der Bauernschaft
→ fast in jedem Satz wurde Bezug genommen auf Stellen im neuen Testament
2 Schwaben (Lotzer (?) und Schopener) arbeiteten sie 1525 aus
Luther sieht sich gezwungen, darauf zu reagieren: „Meine Schrift »von der Freiheit eines
Christenmenschen« wird missbraucht
→ neue Schrift: „Wider die mörderischen Rotten der Bauern“
Protestantismus konsolidierte sich: Melanchton bringt Luthers Lehre in ein System: confessio
augustana
seit dem Reichstag von Augsburg 1530 (confessio wurde abgelehnt): Kirchenspaltung
vollzogen
→ aber ein Teil der Stände hatte sich bereits auf die Seite der Protestanten geschlagen
Karl V.: sah sich gezwungen, einen befristeten Religionsfrieden zu gewähren (Druck der
Türken)
Stände schlossen mit Kaiser gegenseitige Rechts- und Friedensgarantie für den gegenwärtigen
Besitzstand
als Reaktion auf 1530: politisch-militärisches Schutzbündnis evangelischer Fürsten und
Städte: Schmalkidischer Bund
Schmalkidischer Bund: mutierte durch die Unterstützung von Frankreich und
(interessanterweise dem katholischen) Bayern zu einem antihabsburgischen
Oppositionsbündnis
was 1530 noch abgelehnt wurde: 1555: Reichstagsabschied: Augsburger Religionsfriede,
Augsburgische Konfession ist gleichberechtigt neben der katholischen anerkannt und die
Religionsfreiheit für die Reichsstände festgelegt
cuius regio eius religio → ius reformandi
→ inklusive freier Abzug der Andersgläubigen (ius immigrandi)
Zwingli und Calvin: reformierte Kirche helvetischen Bekenntnis
→ ihre Anerkennung im Reich: erst 100 Jahre später durch den Westfälischen Frieden
Reformation außerhalb des Reiches: Gallicanismus in Frankreich
Calvinismus in Ungarn, Frankreich, Siebenbürgen etc. und England
27. 11. 2003
letztes Mal: Reformation im Reich
heute: Reformation außerhalb des Reiches
Niederlande und Schweiz gehören formal zum heiligen römischen Reich, aber sie machen
eine Sonderentwicklung durch.
Frankreich: Gallicanismus: nationalkirchliche Strömung mit dem Ziel der Sicherung der so
genannten Gallicanischen Freiheiten → die besagen: Bischöfe bekommen mehr Rechte
gegenüber dem Papst, der Staat soll sich allmählich vom Einfluss der Kirche befreien
Sanktionen von Bourges 1438: haben Wiedereinführung der Bischof- und Abtwahl gefordert
(direkte Ernennung durch den Papst soll unterbunden werden)
Frankreich schloss sich dem schmalkalischen Bund an: Interessen rein politisch → keine
reformatorischen Interessen, im Gegenteil, man ging im eigenen Land streng gegen
Protestanten vor
unter den intellektuellen „Missionaren“: Jean Cauvin (Johannes Calvin) → nur von Genf aus
Glaubensprogramm von Calvin: in der sogenannten institutio religionis christianae
grundgelegt
eine wichtige Rolle spielt in diesen Vorstellungen die Gemeinde als Grundlage des religiösen
Lebens
Der Pfarrer bildet mit den Gemeindeältesten ein Konsistorium oder Presbyterium (quasi
Ältestenrat), dieser überwacht die Einhaltung der Lehre, aber auch der Sitten
bei Calvinismus stark: Verachtung jeder Art von Volksbelustigung, ausgeprägter
Konsumverzicht, Verbot von Frisuren- und Kleiderluxus, Verachtung des Wirtshausbesuchs
→ puritanische Lebensführung → prägen die sogenannte Sozialdisziplinierung
Begriff der Sozialdisziplinierung: Gerhard Östreich: Man schafft Regulative für Invalide,
Waise, abgedankte Soldaten, Arbeitslose durch Errichtung von Zucht- und Arbeitshäusern
diese im Zusammenhang mit dem Calvinismus angesprochenen strengen Kirchenregeln sollen
auch auf den weltlichen Bereich übertragen werden
geschichtliche Grundbegriffe: „Beruf“: protestantisches Arbeitsethos
der Calvinismus breitete sich in der Mitte des 16. Jh. stark in Europa aus: Ungarn, Frankreich,
Siebenbürgen, Niederlande
dem Calvinismus kam zugute, dass er sich in Schichten und Ländern (vor allem in Schichten)
ausbreitete, die gerade in führende Positionen der Weltpolitik vordrangen
Genf: John Knox (Calvinist)
Genf: Zentrum d. Lehre
durch die Holländer wurde der Calvinismus in den Kolonien verbreitet
Max Weber: „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“
Prädestinationslehre → Ungewissheit, ob man auserwählt ist, führt zu Streben nach Erfolg
Erfolg ist Zeichen von Gottes Wohlgefallen
Calvinismus zeigt ein mit keiner anderen Religion vergleichbares Arbeitsethos
in Frankreich schlagen sich Teile des Hochadels auf die Seite der Protestanten
→ der Kampf führt zu den Hugenottenkriegen → Höhepunkt: Bartholomäusnacht
Anlässlich der Hochzeit von Heinrich mit Margarete: Margaretes Mutter (eine Medici) lässt
den protestantischen Adel niedermetzeln
„Hugenotten“ leitet sich von „Eidgenossen“ ab
Film „Die Bartholomäusnacht“: Frankreich ist zerrissen, Protestanten gegen Katholiken
Margarete soll Heinrich heiraten → Staatsräson
→ Katharina (Margaretes Mutter) dagegen, weil sie eine Katholikin war
→ Ziel der Ehe: Frieden
Gerda d’Oublien: Frankreichs Weg zur Einheit
Tod Heinrichs II. bei einem Tournier in Paris
→ Nachfolger waren minderjährig, Heinrich VIII. wird König (war zwar volljährig, aber ein
Schwächling)
→ Katharina von Medici wird die wichtigste Figur
Generalstände werden einberufen
Katharina von Medici hielt diese Form der Legitimierung für notwendig
aber die Nation war schon durch den Glaubenskonflikt gespalten
1562-1598: acht große Religionskriege
das Ausmaß der Militäroperationen sind beschränkt, ihre Konsequenzen führen aber zu
Chaos.
diese Phase der religiösen Intoleranz verschärfte andere schwelende Konflikte
3000 Valdenser („Ketzer“) Mitte 16. Jh. ermordet → spitzt sich zu bis in den 80ern die
sogenannte Hexenjagd in Frankreich einen Höhepunkt findet
das prägnanteste Beispiel für das Ausbrechen religiöser Intoleranz war die Bartholomäusnacht
(August 1572)
Resultat der Bartholomäusnacht: 100.000 Hugenotten in den Provinzstädten ermordet →
solche Gewalttaten verstärkten aber nur den protestantischen Widerstand
es gelang nicht, den Widerstand der Hugenotten zu brechen, aber bis in die 90er auch nicht,
religiöse Toleranz einzuführen → für Guisen war religiöse Toleranz unannehmbar
der relativ schwache Heinrich III. ermordete den Chef der Guisen
Heinrich III.: „Erst jetzt bin ich König.“ → schon bald ermordet
→ Heinrich von Navarra (Führer der Protestanten) wird König, weil Heinrich III. kinderlos
war
Gewalt und politisches Kalkül verbunden
Paris musste gewonnen werden
Heinrich tritt zum Katholizismus über („Paris ist eine Messe wert“)
→ gesellschaftliche Harmonie musste hergestellt werden, das war Heinrich wichtiger als die
Errichtung eines katholischen konfessionellen Staates
→ Toleranz wurde der Vorzug gegeben
Friede von Vervins: Heinrich schloss ihn mit Philipp von Spanien ab
Spanien versuchte, die innenpolitische Schwäche Frankreichs auszunützen
Edikt von Nantes: 1598
Edikt von Nantes: Heinrich IV setzte den Religionkriegen ein Ende
Vorstufen: sogenannte „Religionsgespräche“ führen zu „Sicherheitsplätzen“ für die
Hugenotten → Städte wie Nimes und La Rochelle → dort war auch die Abhaltung
protestantischer Gottesdienste erlaubt
Edikt von Nantes: Text war zwischen Heinrich IV. und den Hugenotten ausgemacht, wurde
bei der Verabschiedung im Parlament aber umgeändert
inkludierte Formel vom ewigen Frieden (steht in allen Friedensverträgen bis zum Frieden von
Saint Germain)
→ die katholische Religion soll überall ausgeübt werden können
→ protestantische Religiöse dürfen überall leben
→ protestantische Edelleute dürfen im Hauptwohnsitz ihre Religion ausüben. Auch im
Nebenwohnsitz, aber nur, wenn sie anwesend sind
der Wirkungskreis wird auf die Vorstädte beschränkt
Protestantismus verboten: am Hof, im Gefolge, in Paris und im Umkreis von 5 Meilen von
Paris
England: persönliches Eingreifen Heinrichs VIII. in die päpstliche Politik
er hat die antipäpstliche Entwicklung vorgegeben
→ seine Ehe mit Katharina von Aragon wurde von englischem Kirchengericht annulliert
1534: Sukzessionsakte vom Parlament beschlossen
→ regelten das Nachfolgerecht: als Thronerben kamen nur Abkömmlinge der Ehe mit Anne
Boleyn in Frage
Act of Supremacy: König von England: „Supreme head of the church of England“ → der
Kirche in Rom musste abgeschworen werden
einer der führenden Humanisten in der Zeit: Thomas Morus (Kanzler des Königs) → Opfer
dieser Forderung
Liturgie wurde anglisiert: Book of common prayer
sowohl Karl V. als auch Franz wähnten sich in der Hoffnung, in England einen
Bundesgenossen zu finden → gesamteuropäischer Konfliktstoff
Karl und Franz überlegen eine gewaltsame Intervention
Luther war gegen den Ablasshandel, die Kirchen der jeweiligen Länder hatten jährliche
Zahlungen abzuliefern → der Abfall Englands von Rom hatte unglaubliche wirtschaftliche
Konsequenzen für Rom
eine Gruppe von englischen Protestanten (calvinistisch geprägt): Puritaner → lehnten jede
weltliche Zerstreuung ab → Schließung von Theatern und Wettbüros gefordert
treten ein für die absolute Heiligung des Sonntags
Puritaner von der englischen Staatskirche verfolgt → flohen nach Amerika („Pilgrim
Fathers“) → landeten mit der Mayflower in Massachusetts
Mitte des 18. Jahrhunderts ging von England eine weitere Strömung aus: Methodismus →
starker Einfluss auf die USA → Quakers
Wie reagiert man im Reich, wie reagiert Rom auf die Reformation? → Gegenreformation
oder „katholische Reform“
Begriff der Gegenreformation war ein von protestantischen Geschichtsschreibern im 18. Jh
geprägter Begriff für die Reaktion der Katholiken auf die Reformation
im Gegensatz dazu ist der Begriff der katholischen Reform der Begriff für die
innerkatholische Erneuerung → gegen den sittlichen Niedergang, gegen die finanzielle
Ausnutzung der Frömmigkeit
Begriff der Gegenreformation wurde von den Katholiken abgelehnt, da der Begriff von den
Katholiken mit Gewaltanwendung assoziiert wurde
Gegenreformation ist auch der Begriff für die Summe aller neuen Methoden des katholischen
„Gegenangriffes“, um katholisches Terrain zurückzuerobern
von Ranke verwendet „Gegenreformation“ als eine Epochenbezeichnung
eine wichtige Rolle beim Versuch der Wiederherstellung einer geeinten Christenheit spielte
das Konzil von Trient (1545-1563)
Tagesordnung des Konzils: befasste sich zu Lebzeiten des Papstes Paul IV. nur mit Dogmen:
Die Kirche hatte ihre Hauptprobleme in der Analyse von Erbsünde, Fegefeuer etc.
die Glaubensspaltung war kein Thema
Mit dem Konzil von Trient wurde die Vulgata als einzige wahre Bibelübersetzung (in Latein)
anerkannt
Paul IV starb 1559 → Wiedereröffnung des Konzils
Pius IV. wird Papst → er sah es als Anliegen, die Konzilsarbeit in Richtung kirchlicher
Erneuerung zu treiben
mit Spanien und Frankreich wurde verhandelt
Trient lag im Reich, aber die Mehrheit beim Konzil waren Italiener
auf dem Konzil von Konstanz gab es noch die Abstimmung nach nationes → jetzt: nach
Köpfen
die Hoffnung auf die Wiederherstellung der Glaubenseinheit durch das Konzil hatte Karl V.
schon begraben
35 Reformdekrete wurden beschlossen über die innere Reform der katholischen Kirche (unter
anderem über die Priesterausbildung)
beschlossen: Einrichtung des Priesterseminars, Neuordnung d. ....(?), Verbot des Gutenkaufs
(Güterkaufs? Entenkaufs? Enterkaufs?)
es war eine reformatio in capite et membris
das einzige Land, das noch unbestritten katholisch war, war Spanien (bis auf ein paar Mauren)
Außerdem wichtige Rolle in der Gegenreformation: Orden der Jesuiten
Ignatius von Loyola stammte aus einer baskischen Adelsfamilie
Fest des heiligen Martin: Biographie der beiden: viele Parallelen
Ignatius war Soldat, wurde verwundet → seine Genesung wurde der Grundstein für seinen
Glauben
Grundzüge seiner Exerzitien entworfen
er studierte in Spanien, die spanische Inquisition sah in seinen Schriften ketzerisches →
Flucht nach Paris → 1534: Verbindung mit Gefährten, Priesterweihe in Venedig
1540: Paul IV. genehmigte die Gründung des Ordens der societas Jesu (SJ)
dem Orden ging es vor allem darum, den Glauben durch Mission, Erziehung und
schriftstellerische Aktivität auszubreiten und zu festigen
militärische Organisation
waren seit 1542 in Deutschland tätig
um 1600 in allen katholischen Ländern Europas sowie in Afrika, Asien und in Südamerika
missionarisch tätig
→ indianische Missionsterritorien
→ isolierte Wirtschaftsgebiete in spanisch dominierten Gebieten Südamerikas beteiligt
beteiligten sich an Ausbeutung der Bodenschätze unter Missbrauch der Einheimischen
Paraguay, Equador, Venezuela
Heidenmission war geknüpft an Wirtschaftsdenken, Unternehmen wurden gegründet
in Europa hatten die Jesuiten vor allem die Volksmission und den Ausbau der höheren
Bildung zum Ziel → Uni von Innsbruck, Würzburg, Prag
die Jesuiten waren die Träger des Bildungsmonopols bis etwa 1770
als Prediger, Beichtväter, ...(?)
bis Position des Landesfürsten
1772: Joseph II. löst den Jesuitenorden auf
Phase von der Heilsgeschichte zu der von Menschen gemachten Geschichte
Weltanschauliche Tendenzen im Hinblick aufs Zeitbewusstsein in der Phase in Schwebe
die Einteilung der Weltgeschichte erfolgte nach einem Grundschema der sogenannten 4
Weltmonarchien
letztes ist das römische Imperium → weitergeführt vom heiligen römischen Reich deutscher
Nation
solche Schemata werden in dieser Zeit in Frage gestellt
Geschichtstheologie wird entwickelt, die Einbettung der weltlichen Geschichte in die
Heilsgeschichte wird ausgespart → nicht mehr Bild der Zyklen
die Erfindung der Jahrhundertzählung verdeckt das Bild der Zyklen
Buch von Matthias Flacchius Illyricus: aus diesem Buch, der ersten protestantischen
Kirchengeschichte, leitet sich die Jahrhundertzählung ab: „Magdeburger Zenturien“
→ immer gleiche Fragestellung für je 1 Jahrhundert
die katholische Kirche reagierte: Acta Sanctorum → Sammlung der Quellen zu allen
katholischen Heiligen und Märtyrern → sowohl Flacchius als auch die Herausgeber der Acta
Sanctorum haben bereits historisch gearbeitet
4. Dezember 2003
Nikolaus: Nothelfer der Gefangenen, Verurteilten, Gewerbetreiber, Bäcker, Kinder,
Apotheker, Seefahrer
eigentlich byzantinischer Heiliger, auch im Westen verehrt
Rettung der verarmten Jungfrauen (schenkt ihnen goldene Kugeln), außerdem
kinderfreundlich
Kirche und Konfession wirken sich auf die Zeitrechnung aus: Papst Gregor XIII. beauftragt
eine Kommission mit der Reform des Kalenders → bis dahin: julianischer Kalender: Caesar:
365,25 Tage/Jahr
→ in Wahrheit ist ein Jahr um 11 Minuten und 14 Sekunden kürzer
→ zu Gregors Zeiten 10 Tage Differenz
→ Nachtgleichen im julianischen Kalender stellten sich immer früher ein: von 21. auf 11.
März
→ dadurch geriet die seit dem Konzil von Nicaea gültige Osterrechnung in Unordnung
→ Kirchenjahr war in Unordnung geraten
Kalenderreform: nach gescheiterten Versuchen: 1582: Bulle: Gregor XIII. verkündet das
Ergebnis der Reformarbeiten seiner Kommission: 1582: Sprung vom 4. auf den 15. Oktober
5
––
15
Oktober
stylus novus
alle 4 Jahrhunderte ein Schaltjahr ausgelassen
→ trifft Europa, das von konfessionellen Konfliken geprägt ist
→ Protestanten bezweifeln das Recht des Papstes, eine Kalenderreform durchzuführen
→ nur katholische Länder und katholische Fürstentümer im heiligen römischen Reich
übernehmen Kalender
schweizer Kanton Graubünden: 1812
Großbritannien, Schweden: Mitte des 18. Jh. neuer Kalender übernommen
→ Parallelität zweier Kalender → Parallelität stylus novus und stylus antiquus
Albanien übernimmt den Kalender 1913
Bulgarien: 1916
Russland: 1918 (nach der Revolution)
Griechenland: 1923
Rumänien: 1924
Türkei: 1926
erst unter Peter dem Großen ging Russland zum julianischen Kalender über
Japan übernahm 1873 den gregorianischen Kalender
China 1912
Kalendersystem hatte früher enge Verbindung mit der Religion
Revolutionen bemächtigten sich der Zeitrechnung
→ französische Revolution: eigener Kalender als Symbol der antiklerikalen Tendenz
bald nach Erstürmung der Bastille: 1792: „Jahr der Gleichheit“ → Anfang der Zeitrechnung
→ dieses System überdauerte kaum die Jahrhundertwende
auch der Faschismus versuchte, Ähnliches durchzusetzen
Italien: 1922: Marsch auf Rom → Jahr 1 (anno primo)
Nationalsozialismus: ähnliches Modell → nur auf Stabsebene gehandelt, nicht durchgesetzt
Der 30-jährige Krieg
Deutschland 1555: Karl V. zieht sich in ein Haus nahe des Klosters San Jerónimo zurück,
nachdem seine Versuche gescheitert sind, Verdun, Metz und Toul zurückzuerobern →
Universalreichspläne gescheitert → Nachfolger: Ferdinand (regiert seit 1521 in den
Erblanden)
Ferdinand versucht ausgehend vom Reichstag einen dauerhaften Frieden für das Reich
herzustellen
Friede bleibt aber auf die Stände lutherischer und katholischer Religion beschränkt → gilt
nicht für Calvinisten
Auswanderungsgesetz, cuius regio eius religio
Ausnahme: Reichsstädte
Declaratio Ferdinandaea: in geistlichen Territorien wird die Glaubensfreiheit zugesichert
→ Ziel: Frieden im Reich
→ Reichsexekutionsordnung: die Reichskreise erhalten den Auftrag, den Frieden zu erhalten:
Gerichtsurteile, Aufstellung eines Heeres: Verantwortung der Reichskreise
Maximilian II. behält Österreich unterhalb der Enns und Ungarn
Ferdinand und Karl: Tirol, Kärnten, Krain, Steiermark
man sagte Maximilian eine besondere Nähe zum Protestantismus nach
im Reich spitzt sich in den nächsten 50 Jahren der Streit um die Auslegung des
Religionsfriedens zu, durch den Austritt der Protestanten wird die Reichsgerichtsbarkeit
lahmgelegt, die Unversöhnlichkeit der Stände führt zur Gründung der protestantischen Union:
Protestanten aus Böhmen, Österreich (entlang und unter der Enns) und Frankreich
geistliche Landesherren: „Liga“ → die meisten katholischen Landesherren treten bei → Liga
sucht Verbindungen zu Spanien
→ Polarisierung im Reich, Destabilisierung
→ schafft Platz für die Ereignisse des 17. Jahrhunderts
17. Jh.: „black box“ zwischen dem Jahrhundert der Reformation und dem Jahrhundert der
Aufklärung
Seuchen: Hungersnöte → Kannibalismus
nimmt man das 17. Jahrhundert als Einheit, dann ist es der Umbruch von der Reformation zur
Aufklärung
Wie kaum ein Ereignis des 17. Jahrhunderts eignet sich der 30jährige Krieg für
Fragen der Kriegsführung, des Kriegsalltags, der Staatsbildung, der Schwierigkeiten des
Friedensschlusses, des Einsatzes propagandistischer Mittel, der Rolle großer Persönlichkeiten
Interpretation vom Verlauf des Krieges: Betonung des europäischen Ausmaßes des Konflikts
→ Angesichts der Spannungen zwischen Frankreich und Habsburg: zeitlicher Rahmen des
30jährigen Krieges musste ausgedehnt werden auf von 1609-1650
Informationen über den 30jährigen Krieg: literarische Quellen: Hans-Jakob Christoph von
Grimmelshausen: Erfahrungen eines Soldaten- und Wanderlebens zu einem Roman
verarbeitet: „Der abenteuerliche Simplicissimus“
das Leben dieses Simplicissimus siedelt Himmelshausen mitten im 30jährigen Krieg an
Friedrich Schiller: operiert von beiden Seiten als Historiker: Uni Jera:
geschichtswissenschaftliche Abhandlung: „Geschichte des 30jährigen Krieges“
→ vom Prager Fenstersturz zum westfälischen Frieden
→ zeigt die Glaubensvorstellungen und die politischen Wechselbeziehungen auf
→ verschiebt aber dann den Fokus zur zentralen Persönlichkeit
→ umgesetzt in der Wallenstein-Trilogie
Wallenstein hatte zunächst Theologie studiert, wurde während des Studiums als notorischer
Raufbold bekannt → wurde von Uni rausgeschmissen
Kavallierstour durch Europa
von dem böhmischen Brüdern hin zum Katholizismus konvertiert (Berechnung → konnte
dadurch in kaiserliche Dienste treten)
er heiratete nicht unvorteilhaft in die Familie Parrach (?)
wegen seiner Güter in Friedland wurde er in den Reichsfürstenstand erhoben
→ er schaffte es immer wieder, dem Kaiser aus dessen Finanznöten zu helfen; schaffte es
immer wieder, ein Heer aus dem Boden zu stampfen
Ursachen und Anlässe des 30jährigen Krieges: wir kommen nicht um die Krise in Böhmen
umhin: Kaiser Rudolf hat aus mehreren Möglichkeiten Prag zu seiner Residenz erkoren →
von ihm wurde es zu einem Kunst- und Kulturzentrum entwickelt
während des Bruderzwistes im Hause Habsburg (Rudolf, Ferdinand, Matthias)
1609: Rudolf wurde von den böhmischen Ständen zu Zugeständnissen gezwungen
→ böhmischer Majestätsbrief: Zugeständnisse an die Protestanten, Toleranz und Freiheit
intendiert
→ ging darüber hinaus: allgemeine Gewissensfreiheit; Recht, Kirchen und Schulen zu bauen
als Rudolf 1612 starb, wählten die Kurfürsten Matthias, der sehr stark unter dem Einfluss des
gegenreformatorisch agierenden Beraters Melchior Klesel stand
Nachfolger des kinderlosen Matthias wurde Ferdinand (steirische Linie) → ein entschiedener
Vertreter der Gegenreformation
Philipp III. von Spanien stellte auch Ansprüche auf die Nachfolge → Oñatevertrag
Jülich-Klevescher Erbfolgestreit: „Vorreiter“ des 30jährigen Krieges
die Herzöge von Kleve waren katholisch, nach dem Tod des letzten Herzogs entscheidet der
Kaiser, weil der Herzog kinderlos war → Kurbrandenburg und Pfalz Neuberg waren am
aussichtsreichsten
→ beide, die den Anspruch hatten, taten sich zusammen: fielen gemeinsam im Gebiet ein und
holten sich die Hilfe von der Union und den Engländern
Ein Ständeaufstand führte im Mai des Jahres 1618 zum sogenannten 2. Prager Fenstersturz
→ der kaiserliche Statthalter wurde aus Protest gegen ein Versammlungsverbot für eine
protestantische Versammlung aus dem Fenster in den Burggraben geworfen
→ offene Rebellion: Errichtung einer Revolutionsregierung, Vertreibung der Jesuiten,
Gründung der confoederatio bohemica
→ konstituierte sich, als Ferdinand zur Königswahl reiste
→ tut sich mit den oppositionellen Ständen von Kärnten und der Steiermark zusammen
→ Ferdinand wird für abgesetzt erklärt
→ Friedrich von Pfalz wird zum König erklärt (Calvinist, Führer der Union, Schwiegersohn
des englischen Königs)
inzwischen ist Ferdinand II. 1619 Kaiser geworden
→ das passiert in Frankfurt auch mit der Stimme der protestantischen Kurfürsten → einer
davon: Friedrich von der Pfalz
Friedrich von der Pfalz ist der Anführer der Union
Kaiser: Bündnis mit Bayern und Sachsen: kaiserlicher Feldherr Tilly besiegt die Union
Friedrich von der Pfalz: Kurfürst → mit der Niederlage von Friedrich von der Pfalz verliert er
die Kurwürde, die geht an Maximilian von Bayern über, die Pfalz wird erobert und
rekatholisiert
Schlacht am weißen Berg: 1620 → zugunsten des Kaisers
→ diese Schlacht ist Synonym für die weitere Entwicklung
→ Hinrichtungen, Hochverratsprozesse, Zerschlagung der ständischen Opposition,
Güterkonfiszierungen, hohe Geldstrafen sind die Folge
als Ferdinand von Frankfurt zurückkehrt, erreicht ihn eine weitere Schreckensmeldung: Gabor
Betlem (ein siebenbürgischer Fürst) ist nach Ungarn vorgedrungen und ist mit Hilfe eines
böhmischen Heeres schon auf dem Weg nach Wien
Betlem Gabor: Vasall des Sultans → vom osmanischen Reich abhängig
weiteres Datum: 1627: verneuerte Landesordnung → beendete die freie Königswahl, die
böhmische Krone fiel erblich an Habsburg → die tschechische Geschichtsschreibung sieht
darin den Beginn der Unterdrückung der Tschechen durch die Habsburger
Ferdinand (am Höhepunkt seiner Macht): Restitutionsedikt (1629) → alles Land, das sich die
Protestanten angeeignet hatten, musste den katholischen Vorbesitzern zurückerstattet werden
im Reich: die Angriffe des Ligaheeres auf norddeutsches Gebiet führen zur Ausweitung des
Krieges
König Christian IV. von Dänemark greift in den Krieg ein
der Kaiser schafft sich vielfältige Gegner, nämlich auch die deutschen Reichsfürsten,
Wallenstein wird entlassen, weil er privat Truppen für den Kaiser rekrutierte → militärischpolitische Abhängigkeit der Liga sollte wieder gegeben sein
Gustav Adolf von Schweden greift im Sommer 1630 in den Krieg ein, weil die
habsburgischen Ostseepläne die schwedischen Machtinteressen bedrohten
außerdem bedeutsam: in Frankreich profiliert sich zunehmend ein Mann: Richelieu → seit
1624 Minister Ludwigs XIII. → Doppelspiel: innenpolitisch total für die katholische Lösung
(Niederwerfung der Hugenotten → Höhepunkt: Angriff auf La Rochelle (1628)
außenpolitisch erklärter Gegner der Habsburger
→ mit geschickten Schachzügen wurde versucht, dem Kaiser den Zugang nach Italien
abzusperren
→ Nebenschauplatz: Krieg um Mantua: Frankreichs Ziel: ohne selbst den Katholizismus
opfern zu müssen, beide habsburgischen Linien (Österreich und Spanien) zu brechen und die
Kontrolle über die italienischen Stadtstaaten zu erreichen
Schweden dringt nach Süden vor → Wallenstein zurückgeholt, Tilly fällt, Gustav Adolf fällt,
die sechsjährige Kristina von Schweden wird Nachfolgerin → Kanzler Oxenstierna leitet das
politische Geschick Schwedens
Deutscher Historiker Walter Caeden: „...dass man in Deutschland kaum noch wusste, worum
es in diesem Krieg ging.“
11. 12. 2003
Frankreich war zum Zeitpunkt seines Kriegseintritts nicht darauf vorbereitet, aber Richelieu
trieb Frankreich in den Krieg
Historiographen: Richelieu trieb Frankreich in den Krieg, keine Glanzfigur
heutiger Schwerpunkt: westfälischer Frieden
→ wie schließt man Frieden im 17. Jahrhundert?
→ was kommt?
1648: nach langen Vorbereitungen wurde der Friede unterzeichnet
„Vorfriede“ 1635: Prager Friede: man dachte, es sei vorbei, aber dann trat Frankreich in den
Krieg ein
Kaiser: versuchte erst, mit Schweden zu verhandeln
→ Schweden ist bereit, Frankreich versucht das zu verhindern
durch Vermittlung der Dänen kamen tatsächlich Hamburger Vorgespräche zusammen
1641 (?): Hamburger Präliminarvertrag (?)
Friedensverhandlungen: München und Osnabrück, beide Städte sind reichsunmittelbar, beide
sind geistlich
Friedensvertrag: wichtigste Quelle für die Neuzeit, wichtig für die Verfassungs- und
Konfessionsgeschichte
der Westfälische Friede markiert de Übergang von der mittelalterlichen res publicae
christianae zum neuzeitlichen Mächteeuropa
August 1945: Ferdinand sendet Einladung zur Teilnahme am Westfälischen
Friedenskongress, Führer der kaiserlichen Delegation: Graf Maximilian von Trauttmansdorff
→ bestimmte wesentlich die Friedensverhandlungen
wesentlich beim Westfälischen Frieden: kein Regent anwesend
erster internationaler Kongress, bei dem kein Herrscher anwesend ist → Gesandte hatten
meist keine Generalvollmacht → dauernde Rückfragen waren nötig → mit jedem
Zwischenergebnis wird ein Bote losgeschickt
Geheiminstruktionen (siehe Zettel): man sieht Verhandlungsspielraum
es wird ihm immer gesagt, wie weit er gehen darf
Mit der Unterzeichnung des Friedensvertrages von Münster und Osnabrück ist nicht nur der
Krieg zwischen dem Kaiser und Frankreich bzw. Schweden beendet, es wurde auch ein neues
Reichsfundamentalgesetz geschaffen (es gibt mehrere)
es legte die Grundlage für die verfassungsrechtlichen Verhältnisse im Reich, vor allem
betreffend die des Religionswesens
Streitpunkte, die sich fast 100 Jahre zuvor aus dem Augsburger Religionsfrieden ergeben
hatten, führten zu Versuchen, auf den Reichstagen die Beschwerden der Katholiken und der
Protestanten zu lösen → bei Westfälischem Frieden nicht beibehalten, auch wenn der
Westfälische Friede so etwas wie ein Reichstag war
3 Ebenen:
1. Gesandte des Kaisers verhandeln mit Frankreich und Schweden
2. Reichsständische Kollegien
3. corpus catholicorum und corpus evangelicorum
der Kongress war geteilt, in Münster verhandelten die Gesandten des Kaisers mit denen von
Frankreich, Spanien und den Niederlanden und den deutschen katholischen Reichsständen.
D.h.: Münster: eher internationaler Aspekt
Osnabrück: Gesandte des Kaisers verhandelten mit Schweden, Dänemark und den
reichsständischen Protestanten (hier also eher Reichsverfassung)
Diplomatie damals noch nicht so hoch entwickelt, Trauttmansdorff war nicht als Diplomat
geschult → seine Erziehung zum Diplomaten erfolgte auf dem Weg der Bildungsreisen an die
hervorragenden europäischen Universitäten
damals gab es ein gesamteuropäisches Bildungsideal
Finanzierung dieser Bildungsreisen spielte eine Rolle → damals gab es auch Stipendien der
Landesfürsten → aber meistens für Abkömmlinge des Hochadels
Diplomatie war von Individuellen geprägt, Kenntnisse der Diplomaten von staatsrechtlichen
Schriften bestimmen die Verhandlungen
Waffenstillstand war noch nicht erfunden, in den Zeiten der Friedensverhandlungen geht der
Krieg weiter, das führt zu immer neuen territorialen Situationen für die Verhandlungen
Europäischer Friedenskongress, reichsinterne Verfassungsversammlung, Kongress der
Religionsparteien
das Verhältnis zwischen Kaiser und den Konfessionen, zwischen den Reichsständen und dem
Kaiser sowie zwischen den europäischen Mächten wurde neu geregelt
Friedensbestimmungen
1. territoriale Bestimmungen
→ großer Gewinner war der Territorialstaat (Flächenstaat) → ein europäisches
Staatensystem, das untereinander wiederum Bündnissysteme eingeht, bildete sich
→ Hegemonie einzelner Dynastien kristallisiert sich heraus, die miteinander Bündnisse
schließen auf Basis ihrer eigenen Souveränität
Schweden konnte sich im Bereich der norddeutschen Küstengebiete etablieren, erhielt
Vorpommern mit Rügen, wurde damit Reichsstand
Frankreich erhielt sämtliche Besitzungen der Habsburger im Elsaß
Ein Grund für Karl V. zum Rückzug: Verdun, Toul, Metz verloren → jetzt an Frankreich
zu Elsaß kommt auch noch dazu, dass Frankreich am rechten Ufer des Rhein die
strategisch wichtige Stadt Breisach bekam
die Niederlande und die Schweiz scheiden aus dem Reichsverband endgültig aus und
werden unabhängig
im 4. Stock beim Kopierer: Landkarte → 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts
die 8. Kurwürde geht an die Pfalz
2. verfassungsrechtliche Bestimmungen
→ kaiserliche Gewalt wird zugunsten einer territorialen Gewalt stark eingeschränkt →
Entscheidung über Krieg und Frieden war von da an an die Reichsstände gebunden → ius
foederis
die schon erwähnten periodischen Reichstage wurden in einen permanenten Kongress mit
Sitz in Regensburg umgewandelt
3. kirchliche Bestimmungen
→ wichtig: paritätische Besetzung der Reichsgerichte, und dass sich der Reichstag in ein
so genanntes corpus catholicorum und corpus evangelicorum teilt
→ Verhältnis: 72 katholische, 73 protestantische Vertreter
eine Bestimmung ist wichtig: das so genannte Normaljahr: so angesetzt, dass die
Veränderungen der ersten Kriegsjahre bestehen blieben, nicht aber in dem weitgreifenden
Sinn, wie sie das Restitutionsedikt von 1629 vorsah
als Normaljahr wird das Jahr 1624 angesehen
die katholische Mehrheit im Kurkollegium blieb erhalten, damit blieb die Katholizität des
Kaisers erhalten
cuius-regio-eius-religio-Prinzip eingeschränkt: Glauben des Untertans unberührt von
Konfessionswechsel des Fürsten (Encarta: Weiterhin schrieb er den Grundsatz „Cuius
regio, eius religio” fest, nach dem der Fürst über das Bekenntnis seiner Untertanen
entscheiden durfte, allerdings auf der Grundlage des konfessionellen Besitzstandes von
1624, das als „Normaljahr” festgelegt wurde.)
Calvinisten werden als Konfession anerkannt
jetzt: Exkurs zum Aufstieg des osmanischen Reiches (siehe chronologische Tabelle)
Frühzeit des osmanischen Reiches:
Ende des 10. Jahrhunderts verdrängt ein Seldschukenvolk die Perser und siedelt sich
in der Hauptstadt Sultschara (?) an
1061: erste Auseinandersetzung mit den Byzantinern um Hauptstadt Ikonia: Rum-Seltschuken
beim Verfall des anatolischen Seltschukenreiches bleibt das osmanische Emirat bestehen →
Kern für spätere Türken
→ widersprüchliche schriftliche Quellen
→ 13. Jh.: schriftliche Überlieferung setzt ein mit Osman I., der aus einer
Stammesführerschaft ein Staatsgebilde mit festem Territorium schuf
mit dieser Errichtung eines festen Staatsgebildes müssen erst innere Strukturen geschaffen
werden
Oberkommandierender: Beglerbeg eingesetzt
dieses osmanische Emirat ist noch abhängig von der mongolischen Oberherrschaft → zum
Schluss ist die Abhängigkeit nur noch symbolisch
Haupterwerbsquelle sind Raubzüge
Nachfolger Osmans: Expansionspolitik wird weitergeführt, byzantinisches Reich leistet nur
noch regional beschränkten Widerstand, osmanisches Reich erreicht ägäisches Meer, Orhan
greift in innerbyzantinische Angelegenheiten ein
→ Byzanz ausschlaggebend für innere Gestaltung des osmanischen Reiches
→ Staatsverwaltung, Hofhaltung, Zeremoniell: stark an Byzanz orientiert
zur Delegierung der Macht werden Wesire eingesetzt
ihnen zur Seite steht der sogenannte Staatsrat (Diwan)
zur Erhaltung der eroberten Provinzen werden sogenannte Sanjaq-Beyis eingesetzt, die
verbinden militärische mit ziviler Verwaltung
bewährte Krieger werden mit Pfründen belehnt, das osmanische Reich hat also die besondere
Ausprägung eines Feudal-Systems
Timor-System
Murat I.: auf Amselfeld besiegt er die miteinander verbündeten Serben, Bulgaren, Bosnier
und Albaner
→ Jahrestag bedeutend für den Krieg in Exjugoslawien, immer noch nationaler Trauertag
Ausdehnung des osmanischen Reiches: nicht nur Krieg, auch geschickte Heiratspolitik
Staatsverwaltung: Wesire (= Pascha)
darunterliegende Ebene: Herrschaft geteilt
ein Beglerbeg, der zuständig ist für den europäischen Teil (rumänischer Bereich) und einer für
den anatolischen Bereich
wesentliche Errungenschaft des Militärs: spezielle Truppen: Janitscharen
→ Name leitet sich ab von jeniçeri: neue junge Schar
→ rekrutiert sich aus Knaben aus christlichen Gebieten
→ 1/5 der jungen Kriegsgefangenen wird umerzogen → wird zu so etwas wie der Leibgarde:
strenge Ausbildung, asketische Lebensweise
Herrscher haben bildhafte Namen: Bayezit II.: Yildirim (Blitz)
Auseinandersetzungen mit den Byzantinern
→ Türken machten sich daran, Konstantinopel zu erobern, das bereits im 14. Jh.
Sigismund (späterer deutscher Kaiser): Kreuzzug → Niederlage
Osmanen kämpfen auf der anderen Seite gegen die Mongolen:
Timur: das osmanische Reich erleidet seine größte Niederlage, Timur stößt an die Ägäis vor,
wendet sich aber nach Osten ab, das osmanische Reich konsolidiert sich
Beginn 15. Jh.: Auseinandersetzung mit den Venezianern um die Ägäis → Venezianer siegen
die Türken erzielen zunehmende Erfolge in der Walachei
Lage in Europa für die Osmanen günstig: Sigismund ist mit den Hussiten beschäftigt und
abgelenkt
osmanischer Mehrfrontenkrieg: Venedig, Byzanz:
Abkommen: Venedig und Genua teilen sich den Einflussbereich im byzantinischen
Herrschaftsbereich
die osmanische Eroberung Serbiens läuft
auch in Kleinasien wollen sich die sogenannten Koramanen der osmanischen Hegemonie
entledigen
Janitscharen-Ausbildung bringt bedeutende Erfolge der Osmanen überall
Bektaschi-Derwische: religiöses Prinzip kommt hinein: Prinzip des heiligen Krieges
die Krieger sahen sich als Ghazi: Streiter für den Islam gegen die Ungläubigen
der einzige „Fremdkörper“ im osmanischen Reich bleibt (bis zur Eroberung) Konstantinopel
18. Dezember 2003
1. Prüfungstermin: frühestens 6. 2. (Prüfung der Vorlesung)
nächster Termin: März
Kuruzen: keine ethnische Gruppe → sondern: Bezeichnung für Andersgläubige,
hauptsächlich calvinistische, Adelige, die in Ungarn angesiedelt waren und sich gegen
Habsburg zusammenschlossen
Führer der Kuruzen: Imre Thököly → rief ein eigenes Fürstentum aus → Zugeständnisse von
Habsburg → Nordungarn fiel von den Osmanen ab → Osmanen ziehen gegen Wien
1660: Reisebericht eines Sekretärs eines sächsischen Gesandten → der reiste nach Wien →
erlebte Wien zwischen dem 30jährigen Krieg und den Türkenkriegen
Führung durch Schatzkammern → sieht, wie sich die Katholiken vor den Reliquien hinwerfen
→ für ihn als Protestanten war das barbarisch
Königsinsignien in Ungarn: 7 Landesherren, katholische wie evangelische, besitzen je einen
Schlüssel zum Safe mit den Königsinsignien → nur wenn alle aufsperren, geht der Safe auf
Raffler: „...bevor da ein Kurzschluss auftritt... im Resowi brennt’s zur Zeit...“
Pelikan, der sich selbst das Herz rauspickt, um seine Jungen zu füttern: Symbol für Jesus
Mehmet II.: der Osmanenstaat wird unter ihm von einer regionalen Größe zur Großmacht
→ als Rest des ehemals mächtigen byzantinischen Reiches bleibt nur Konstantinopel
→ 1453: „Goldener Apfel“ (Bezeichnung von Ibn Celebi für Byzanz) fiel in die Hände der
Osmanen
Stichworte: Dezimierung der Bevölkerung → Ausgleich durch Ansiedlung von Juden,
Griechen, Balkanslawen
die alten Römer sagten zu Rom „urbs“
Konstantinopel: Zentrum verlagert sich ais ten polis (griechisch für „in die Stadt“) → Name
„Istanbul“ entsteht
1453: wesentliches Datum, weil es den Auftakt bietet zu großer Militäraktion am Balkan
Serbien und die Peloponnes werden eingenommen
→ Türken ziehen Richtung schwarzes Meer: Handelsniederlassungen der Genuesen werden
erobert → den Venezianern wird Argos auf der Peloponnes weggenommen
Europa: zu dieser Zeit keine antiosmanische Koalition
Neben der Uneinheitlichkeit der Gegner kam dazu, dass ein Großteil der Bosnier zum Islam
übertrat, der Übertritt ist zurückzuführen auf die Verbreitung des sogenannten
Bogumilentums
Im Land missionierten Derwische, Katholiken wurden verfolgt
Chand an der Krim: Krimtataren (mongolischer Überrest) → wurde dann dem osmanischen
Reich eingegliedert
Unter Mehmet erreichte das osmanische Reich eine Ausdehnung von Frankreich, Deutschland
und den Benelux-Ländern
→ wesentliche Schritte zur innenpolitischen Sicherung notwendig: Bodenreform,
Umgestaltung des Zeremoniells, Religionspolitik
→ Religionsmaßnahmen: Privilegien für Würdenträger, nichtmuselmanischen
Glaubensgemeinschaften wurden deren eigene Rechtssprechung zugesprochen
obwohl sie tolerant sind, haben sie das Recht, Leute zum Islam zu zwingen unter Anwendung
verschiedener Methoden
das Osmanische Reich war das Vorbild für den absolutistischen Staat: Staat gefestigt, alle
Macht ging vom Sultan aus, guter Staatsapparat
für die Europäer war das osmanische Reich ein Rechtsstaat mit Gesetzgebung, die auf
Religionsgesetzen fußte.
Es gab z. B. Wohlfahrtsmaßnahmen
aber: auch das Bild: „Der Türk’ ist der Erbfeind christlichen Namens“
rund 300 Jahre lang war er Maßstab für unrühmliches Verhalten, Wollust,
Kirchenplünderung, Grausamkeit, Folterung
Schule der Annales: beschäftigt sich mit kollektiven Mentalitäten → die Angst vor den
Türken konnte durch Propaganda ganz leicht angeheizt werden
Vorurteile wurden weitergetragen, beeinflussten sogar die kaiserliche Politik
die Politik von Mehmet II. kostete immens viel Geld
→ innenpolitische Unruhen, Inflation, zunehmende Unzufriedenheit
Nachfolger: Bayezit: Erfolge im Seekrieg gegen Venedig
→ Beispiel: 1499 schon versucht, venezianische Basen zu erobern
1572: Schlacht bei Lepanto: Don Juan d’Austrias (Sohn von Karl V.) siegt → dennoch damals
relative Friedenszeit → rege Bautätigkeit → Leonardo da Vinci soll eine Brücke entwerfen
Selem I.: Reich erstreckt sich über 3 Kontinente
1522: östliches Mittelmeer, Einnahme von Rhodos → wichtig für die Kontrolle der
Seeverbindung Konstantinopel – Ägypten
in Rhodos sitzt zu der Zeit der Orden der Johanniter
1526: Schlacht von Mohacs: Habsburg wird unmittelbarer Nachbar des osmanischen Reiches
aus den 1530ern datiert der erste Freundschaftsvertrag zwischen den Osmanen und dem
König von Frankreich
Titel: Kapitulation (bedeutet: ein in Kapiteln abgefasster Vertrag)
→ das osmanische Reich wurde erstmals als europäische Macht anerkannt
Was hat Frankreich davon? → Vormachtstellung im Handel
→ von der Tätigkeit französischer Händler erwartete man sich mehr Zolleinnahmen
französische Untertanen auf osmanischem Boden durften ihre Selbstständigkeit beibehalten
innenpolitische Umgestaltung: Sultan: Beiname Raninin (?) (Rechtsgeber)
→ das zeigt, dass sich der Sultan bemühte, das Reich zu erschließen → Katastermäßige
Aufnahme
die Geschichtsschreibung neigt in vielen Fällen dazu, den Niedergang des Reiches mit dem
Tod Suleymans des Prächtigen einzuleiten, und mit der Dekadenz der Dynastie zu begründen
die letzte Jahre Suleymans: Spannungen zwischen Weltmachtspolitik und innenpolitischen
Krisen: Bestechung, Ämterkauf, Hofintrigen, Inflation, aufgeblähter Verwaltungsapparat, die
Armee muss besoldet werden (weil es keine Neueroberungen, und damit keine Pfründe mehr
gab), Landflucht → neue Elendsviertel in den Städten → das Wohlfahrtssystem funktionierte
nicht mehr
Außerdem: das Korps der Janitscharen verselbstständigte sich immer mehr und wurde ein
eigenständiger Machtfaktor
Die Weltwirtschaft veränderte sich: die Zentren verschieben sich vom Mittelmeer zum
Atlantik → europäische Kaufleute schmuggelten viel nach Europa, das Osmanenreich war
gegenüber der europäischen Wirtschaft nicht mehr konkurrenzfähig
das osmanische Reich behielt seine Großmachtstellung aber noch einige Zeit, weil:
1. die Habsburgische Monarchie war nach dem Tod Karls V. wegen der Spaltung in die
spanische und die österreichische Linie nicht mehr so gefährlich
2. die antiosmanische Koalition im Mittelmeerraum war zunächst zu schwach → Mittelmeer
war dadurch osmanisches Binnenmeer
erst die Eroberung von Zypern führt zu antiosmanischer Liga: Kirchenstaat, Venedig und
Spanien
→ unter Don Juan d’Austria wird bei Lepanto die osmanische Flotte geschlagen
3. Venedig schließt von sich aus Frieden, lässt sich Privilegien garantieren, um weiterhin
Handel treiben zu können
4. Spanien ist in eine andere Richtung hin konzentriert (England, Portugal)
→ 1588 verliert Spanien seine maritime Vormachtstellung mit dem Verlust der Armada
5. neues Machtelement (erst im 17. Jh. akut): zunehmende Auseinandersetzung mit Russland
nach Weihnachten: 17., 18., 19. Jahrhundert
8. 1. 2004
Samuel Pufendorf: „Man wusste im 30jährigen Krieg nicht mehr, worum es ging.“
Werk: de statu imperii germanici
diesem Werk ist ein Widmungsbrief vorangestellt: darin behandelt der Autor, was diesen
unförmigen Reichskörper Deutschland noch zusammenhält.
→ Brief fiktiv
Er war Professor an der calvinistischen Universität Heidelberg auf dem damals in
Deutschland einzigen Lehrstuhl für Naturrecht (der wurde vom Kurfürsten der Pfalz extra für
Pufendorf eingerichtet)
1694 starb Pufendorf
Pufendorf war nicht antihabsburgisch, die Städte, in denen er war, schon.
Pufendorf hatte Interesse daran, das Reich zu erhalten, indem er für eine zweckmäßige
Reform seiner Verfassung eintritt
für diese Verfassung wählt er eine Formulierung: Ein Staat, der unabhängig ist vom Status
des Kaisers und des Hauses Österreich
→ dann bliebe nur noch ein Bund souveräner Staaten übrig
er erläuterte gemäß aristotelischer Staatenlehre, was das Reich denn nun sei: Eine
Demokratie? Aristokratie? Monarchie? → kommt zum Schluss: Elemente aller Grundformen
sind in der Verfassung enthalten → ein irregulärer, einem Monstrum ähnlicher Körper → zu
disharmonischer Staatsform entwickelt
weiteres Problem in dieser Zeit: die Rolle der Seemächte
Haupttendenzen in der Entwicklung der Seemächte: wichtig: Form der Republik → vor allem
in der Geschichte der Niederlande
weitere zu behandelnde Themen: Staatstheorien; Völkerrecht; Revolutionstheorien
(Frankreich; Amerika; bis 1848)
Niederlande: zu Beginn der Neuzeit waren die Niederlande Hauptbestandteil des
Burgundischen Erbes Habsburgs
ca. 1550 bestanden die Niederlande aus 17 Städten und Provinzen, z.T. holländisches Seeland,
Flandern, Brügge, Gent, Brüssel, Lowen, Antwerpen, Naumur, Luxemburg, Limburg
in jeder dieser 5 Provinzen (die waren so etwas wie kleine Staaten) gab es seit Mitte des 15.
Jh. eine Ständeversammlung
jede dieser Provinzen für sich hatte einen Statthalter
die Summe der Abgeordneten aus den Provinzen bildeten die Generalstaaten, an deren Spitze
steht der Generalstatthalter, deren erster war Wilhelm von Oranien
Wilhelm von Oranien behandelte die Idee des Widerstandsrechts
die Generalstaaten sind die Gesamtheit der Generalstände der niederländischen Provinzen, für
sie kommt auch die Bezeichnung „Republik“ auf, die sich bis in die napoleonische Zeit hält
→ 1796 geben die Generalstände ihre Befugnisse an die sogenannte Nationalversammlung
der neugegründeten Botavischen Republik ab
Geschichte von Wilhelm von Oranien: Widerstandsbewegung gegen Philipp von Spanien (der
war katholisch)
→ führt zur ersten europäischen Widerstandsbewegung
im Zuge des Aufstandes: Kirchen- und Bildersturm radikaler Calvinisten
Calvinisten wehren sich gegen die niederländische Toleranz
die Toleranz lässt sich aus der Position der Niederlande in Handel und Gewerbe ableiten
die Reichen in den Niederlanden waren durch Handel reich geworden
→ sie trieben Handel mit Juden, Moslems, Heiden
die Niederlande ebneten als erste den Weg, die Schleusen für alle Glaubensrichtungen
aufzumachen → die Niederlande wurden so zum Asylland für aus religiösen Gründen aus
ihrer Heimat Vertriebene → in erster Linie Intellektuelle → die Niederlande wurden „geistige
Handelsbörse“ → Gedanke der Toleranz, der zunehmenden Aufklärung; Ausbildung der
Wissenschaften → diese Schritte können sich in diesem toleranten Klima leichter vollziehen
von den 1560ern bis 1648 tobt in den Niederlanden ein 80jähriger Freiheitskampf mit dem
Ziel, die Provinzen zu einem Bund zu vereinigen und religiöse Toleranz durchzusetzen → die
Bestrebung nach einem Bund scheiterte → Stände der 10 südlichen Provinzen vereinigten
sich zur Union von Arras
die nördlichen zur Union von Ütrecht (Spaltung 1579)
die Grenze zwischen dem Nordbund und dem Südbund bleibt die politische und kulturelle
Grenze
Norden: Vereinigte Niederlande (im Wesentlichen mit den heutigen Niederlanden ident)
Süden: Spanische Niederlande → nach dem Spanischen Erbfolgekrieg kommen sie durch den
Frieden von Nijmwegen an Habsburg, sind heute Belgien und Luxemburg
in den Kämpfen gegen Spanien entwickelten sich die Niederlande zur führenden See- und
Handelsmacht Europas („Warenhaus Europas“)
von da aus agiert die 1602 gegründete niederländische Ostindische Kompanie
→ große Teile des ehemaligen portugiesischen Kolonialreichs erobert
ad Niederlande: interessant: Begriff bzw. Form der Republik
die Niederlande und die Schweiz wurden unabhängig, für die Niederlande heißt das nichts
anderes, als dass eine bestehende Situation sich konsolidiert, nur noch die spanische
Zustimmung fehlt → im westfälischen Frieden anerkannt, aber nur die nördlichen Provinzen
→ bleiben bis 1796 unverändert
innerhalb der anerkannten Grenzen behielten sie die Regierungsform, die sie im Kampf um
ihre Freiheit gewannen, bei
→ Staatenbund ohne Monarch, dominiert durch die Provinz Holland
die Selbstständigkeit der Städte und Provinzen war groß, aber es gab wichtige zentrale
(gemeinsame) Einrichtungen: Generalstände, Statthalter der Provinzen, Ratspensionäre
kein Monarch konnte die Einheit des Bundes symbolisieren
der Generalstatthalter ist nur ein Beamter im Dienste der Stände, auf der anderen Seite besitzt
der Generalstatthalter Rechte aus früheren Zeiten (z.B. das Begnadigungsrecht)
die Statthaltergenossen haben aufgrund ihrer Abstammung großes Ansehen
das Haus von Oranien besetzte z.B. 5 der 7 Statthalterposten
→ bringen sich ein in die dynastisch geprägte europäische Politik
→ die unabhängigen Niederlande werden in außenpolitische Verwicklungen hineingezogen
Der Statthalter wurde von den Ständen gewählt, das Volk hatte kein Mitbestimmungsrecht
DER ABSOLUTISMUS
für die Fachprüfung: Wer das Gebiet „Absolutismus“ wählt: Diskussion aus der HZ lesen
Fachprüfung: anonymisiert, man bekommt von Frau Krammer eine Nummer
Was ist Absolutismus?
→ ein mehr als 100 Jahre alter Begriff, in letzter Zeit umstritten, Begriff der historischen
Wissenschaften zur Kennzeichnung und Strukturierung von Phänomenen einer Epoche
er bezeichnet ein System, das durch die große Machtansammlung in der Hand eines großen
Landesfürsten auf Kosten aller sonstigen Kräfte im Staat gekennzeichnet ist.
außerdem: anderer Absolutismusbegriff: Epochenbezeichnung für die Epoche zwischen den
Religionskriegen und der Begründung eines konstitutionell-parlamentarischen Systems im
19. Jh.
alle –ismen sind keine Quellennahen, in der Epoche selbst geprägten Begriffe →
Absolutismus ist ein Begriff aus dem 19. Jh.
außerdem ist der Begriff polemischen Ursprungs
er kommt ursprünglich aus dem englischen Bereich, ist verwandt mit dem Begriff
„despotism“
→ er dient dazu, ein despotisches Regime zu bezeichnen
aus der Sicht des 19. Jh. (frühliberale Sicht)
der Begriff hat sich relativ schnell durchgesetzt → er taucht in zwei verschiedenen
Interpretationen auf:
1. politischer Absolutismusbegriff: → ergibt sich aus der Rückschau der liberalen
Absolutismuskritiker: freiheitsfeindliche, autoritäre Regime, vor allem des 18.
Jahrhunderts, die einer Entwicklung der Menschheit zu mehr Partizipation und Freiheit im
Sinne der Aufklärung entgegenstanden
die Revolutionen von England, Frankreich, Nordamerika: schärften Bewusstsein für
Menschenrechte, das Recht auf Freiheit; schon im 18. Jh. trat Kritik am autoritären
Herrschersystem auf
2. diesem politischen Absolutismusbegriff steht ein systemgeschichtlicher
Absolutismusbegriff gegenüber → er löst sich von der polemischen Begriffsverwendung
ab und sieht den Absolutismus als evolutionär-folgerichtiges System von Staat und
Verwaltung, mit dessen Hilfe die europäische Völkerfamilie (durchaus inklusive
Russland) einen Weg aus den personalrechtlich gebundenen Systemen des hohen und
späten Mittelalters in der Welt flächenhafter Anstaltsstaatlichkeit der Neuzeit findet
Absolutismus: Begriff im 19. Jh. entstanden
das Adjektiv absolutistisch/absolut: taucht auf in Schriften des Staatstheoretikers und Juristen
Jean Bodin (16. Jh.) (six livres)
potestas absoluta (puissance absoluet)
→ absolute Gewalt eines Souveräns
Bei Bodin wurde als Souveränität die höchste gegenüber Untertanen ausgeübte und von allen
Gesetzen losgelöste Gewalt verstanden (legibus soluta)
Bodin behandelte die Idee der Souveränität: die Idee, dass es innerhalb des Staates eine klar
zu erkennende und zu definierende legitime Obergewalt geben müsse, die keiner anderen
Gewalt (von Gott abgesehen) untergeordnet und auch nicht den von ihr selbst erlassenen
Gesetzen unterworfen sein darf
→ allumfassende, uneingeschränkte Hoheitsgewalt
Diskussion in der HZ: ausgelöst durch den Historiker N. Henshall (er war nicht universitär
verankert) → Begriff des Absolutismus zu einem Mythos erklärt (Werk: „The Myth of
Absolutism“, 1992)
→ löste Debatte aus, natürlich würde der Begriff des Absolutismus von Historikern
unterschiedlich interpretiert, aber dem 18., 19. Jh. würde der Epochenbegriff „übergestülpt“
Henshall vergleicht England und Frankreich, untersucht, wie weit das mit dem Absolutismus
wirklich galt
das Prinzip des aufgeklärten Absolutismus soll angeblich auf Vorschlägen aus dem Volk
beruhen
Wie weit greift das Monopol des Fürsten wirklich? Wie weit ist der Fürst von anderen Kräften
abhängig?
Henshall: „König regierte nirgends absolut, immer mit beratenden Gremien“
die These Henshalls spitzt sich an dem Punkt zu, wo er meint, dass die Staatsform des
Absolutismus und der Aufschwung der Stände parallel verlaufen (d.h. nicht eingeschränkt
werden, im Gegenteil)
die Epoche könnte man auch als „Barock“ bezeichnen, auch damit wäre es deutlich vom
Begriff der Aufklärung abgegrenzt
Die Aufklärung
die Aufklärung ist eine philosophische, wissenschaftliche und religionstheoretische Strömung
in der Aufklärung setzt sich in breiten Bevölkerungsschichten das durch, was in
intellektuellen Kreisen schon im Humanismus der Fall war
die Staaten messen sich: Maßstab: die Durchdringung der Bevölkerung mit Aufklärung →
Begriff kommt aus der Seemannssprache ins Deutsche, enthält das Wort „klar“
engl.: „enlightenment“ (enthält das Wort „light“)
→ Ziel: vorurteilsfrei sein, nach Bildung streben, Glaubens- und Gesellschaftskritik, Freiheit
vom Aberglauben, alle Probleme sollten mit ratio gelöst werden
Vorrang der Vernunft, der vernunftmäßigen Durchdringung aller Lebensbereiche ist das Ziel
Vorläufer der Aufklärung: René Descartes (Cartesius), Thomas Hobbes
Descartes: Söldner in der Schlacht am weißen Berg, lebte in den Niederlanden, dann folgte er
der Einladung der Kristina von Schweden
Hobbes: Verfasser des ersten Werks der systematischen Philosophie: „Leviathan“
→ leitete die literarisch-philosophische Aufklärung ein
15. 1. 2004
Prüfung: sie fragt gerne nach Zeitgenossen!
letztes Mal: Thomas Hobbes und Leviathan
Hobbes stirbt 1679
Gottfried Wilhelm Leibniz stirbt 1716
Leibniz gehört zur nächsten Generation der Vordenker der Aufklärung
er stammt aus Leipzig
er hat ein Welterklärungsprinzip entwickelt
verschiedenste Prozesse in der Natur haben ein Wirkungsquantum → Monade
(manche sagen z.B. göttliche Energie)
→ Monadenanschauung wesentlich für die Anschauungen der Aufklärung
von den Philosophen der Aufklärung ist Immanuel Kant der dominante
→ sein ganzes Leben kam er nicht aus Königsberg hinaus
er war Ordinarius für Logik und Metaphysik
Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit → selbst verschuldet,
weil der Mensch nicht lernte, sich seines Verstandes (ohne die Anleitung eines Anderen) zu
bedienen
Zitat Kant: „…dass aber ein Publikum sich selbst aufkläre, ist unumgänglich, wenn man ihm
die Freiheit lässt…“
in der Spätaufklärung ist die Forderung nach Mündigkeit bis zu den deutschen Jakobinern
gedrungen
der Begriff „Mündigkeit“ leitet sich aus dem deutschen Recht ab
→ abgelöst durch einen Begriff aus dem römischen Recht → Begriff der Emanzipation
ursprüngliche Bedeutung: Entlassung des Sohnes aus der väterlichen Gewalt
Unterschied zwischen der rechtlichen Bedeutung und der neuen: römisch: passiv → man wird
entlassen
jetzt: aktiver Vorgang für den mündigen Bürger
Vorgang der Aktivität, nicht nur des Individuums, auch ganzer Gruppen/Stände
Kennzeichen der Philosophien der Aufklärung: grundlegende Strömungen: Rationalismus und
Empirismus
vor allem der Rationalismus, der seine Lehre am Vorrang der Vernunft ausrichtet setzt sich
stärker durch als der Empirismus
Vorläufer: Descartes, Leibniz, Wolff
Politik: Rationalismus äußert sich im Bestreben, das historisch gewachsene Recht nach
vernunftgeleiteten Prinzipien umzugestalten
aus dem resultiert zwangsläufig eine Kritik an den bestehenden Herrschaftsverhältnissen und
die Forderung nach Verfassungsgarantie der Menschenrechte → Vorreiter der französischen
Revolution
Vertragslehre, Gewaltenteilung (Grundprinzipien der Demokratie)
John Locke → Zweiteilung der Macht → Werk: „Two Treatises of Government“ (1690)
Montesquieu → Dreiteilung der Macht → Judikative, Exekutive, Legislative
Montesquieu: Werk: „Vom Geist der Gesetze“ (1748)
→ damit wird quasi die Staatswissenschaft in den Rang von Kulturphilosophie erhoben
Forderung, die Grundrechte des Menschen zu fixieren, Gegenbewegungen zum absoluten
Herrscher
Menschenrechtsideen
zugrunde liegt dieser Idee die Freiheit des Einzelnen, die Sicherheit der Person
→ life, liberty, property
1679: England: habeas corpus act → Schutz vor willkürlicher Verhaftung
bezüglich Religion: Toleranz
es werden Gesetze erlassen, die Protestanten und Katholiken schützen, aber bis hin zum
Toleranzpatent Josephs II. sind Juden, Freidenker und Atheisten nicht berücksichtigt
→ war aber Thema
→ Beispiel der Literatur: Gotthold Ephraim Lessing: spricht es an in „Nathan der Weise“
→ Ringparabel übernommen aus „Decamerone“ von Giovanni Boccaccio
→ kommt aus einem verträumten kleinen Städtlein, wo aber eine tolle Bibliothek ist (als
einziges Kulturzentrum)
Bildungspolitik der Aufklärung:
zentrales Thema der Bildungspolitik der Aufklärung war die Lesefähigkeit der Bevölkerung
(notwendig für die Durchsetzung der Aufklärung)
→ führt zur Explosion des Lese- und Buchmarktes
→ Anteil der Analphabeten wurde verringert
→ Zeitschriften erscheinen
→ Lesemarkt explodiert
→ aufgeklärtes Publikum in Selbstorganisation, in freies Assoziationswesen (so was
Ähnliches wie ein Verein)
→ andere Begriffe: Freundschaftsbünde, Clubs, Logen, Patriotische Gemeinnützige
Gesellschaften, Lesegesellschaften, Geheimgesellschaften
→ damit verbunden: Beginn der Entwicklung einer Öffentlichkeit, einer öffentlichen
Meinung (Jürgen Habermas, Strukturwandel der Öffentlichkeit)
Leitvorstellungen der Aufklärung:
Publizität, Öffentlichkeit, Kritik der Bürger, Patriot, Bildung, Gemeinnützigkeit
als ideale Verwirklichung des aufgeklärten Geists galt Jean de Lettre → Encyclopédie
Frankreich: Träger der Aufklärung nannten sich nicht „Aufklärer“, sondern „Philosoph“ oder
„Schriftsteller“
Die Aufklärung war das Zeitalter der enzyklopädischen Lexika
→ alles Wissen in der Zeit auf dem neuesten Stand, halten ideologische Ausrichtung der Zeit
fest → Instrument für die Durchsetzung der Aufklärung
→ „Informationstechnische Revolution“
die Enzyklopädie ist ein Großunternehmen, Beginn in den 50ern
maßgebliche Herausgeber: Diderot, d’Alembert
→ die beiden erreichten, dass alle maßgeblichen Aufklärer ein Stichwort oder einen Artikel in
dieser Enzyklopädie schrieben
Enzyklopädie: Zusammenstellung des Universalwissens der Zeit in lexikalischer Weise
Zedlers Universallexikon: 1. Hälfte des 18. Jh.
Kunst und Wissenschaft im 18. Jh.
geprägt durch Spätbarock, Rokoko, Aufschwung von Mathematik und Naturwissenschaften,
der Aufschwung der Chemie beginnt
optische Geräte werden erfunden
Instrumentenbauer → neues Klangpotential
Wirtschaftsgeschichte: Aufklärung wirkt sich im Bereich der Wirtschaft aus: die Wirtschaft
war in dieser Zeit vom Merkantilismus geprägt → die europäischen Staaten sehen als Quelle
des Reichtums die Anhäufung von Kapital → verstärkter Außenhandel
→ Ziel: Schaffung eines großen Wirtschaftsraumes ohne Mauten und Binnenzölle
Autarkie der Hauswirtschaft
Autarkie des Oikos sollte überwunden werden
→ angestrebt wird so etwas wie eine Nationalökonomie, eine Volkswirtschaft
Handel wird gefördert, die merkantilistische Handelstheorie erstrebt für den Staat eine
positive Handelsbilanz
→ erstrebt durch die Förderung der Industrie (Industrie bestand aber nicht aus Fabriken
damals! Bestenfalls aus Manufakturen!)
der Begriff des Merkantilismus stammt von einem renommierten französischen Aufklärer und
Wirtschaftswissenschaftler: François Quesnai
→ war Gegner des Merkantilismus
→ Reichtum des Landes liege in Grund und Boden
der Merkantilismus ist eine Form der Staatswirtschaft, die einen größeren Wirtschaftsraum
schaffen will → Mauten und Zolle sollen abgeschafft werden, Maßeinheiten sollen
vereinheitlicht werden
Präsident Colbert → im 17. Jh. der wirtschaftliche Reformator unter Ludwig XIV
→ seine Maßnahmen sollten durch den Einsatz von Gewalt durchgesetzt werden → Ziel:
totale Kontrolle der Bevölkerung: Produktion, Technik, Arbeitsweise, Freizeitgestaltung der
Bevölkerung soll kontrolliert werden
Leute wurden umgesiedelt in günstige Standorte, Rüstungs- und Luxusindustrie wurden
angekurbelt
die Maßnahmen Colberts sind aus der Zeit zu sehen → Reaktion auf die aggressive englische
Wirtschaftspolitik, die sich gegen die Niederlande richtete
1651: Navigation Act → bildet die Grundlage für das Handelsimperium
→ besagt, dass der Handel zwischen England und den Kolonien nur auf englischen Schiffen
stattfinden darf
ein wesentlicher Aspekt ist der Zuzug von Facharbeitern: Peuplierungspolitik
Kritiker dieses staatlich gelenkten Wirtschaftssystems des Merkantilismus: Physiokraten:
Wirtschaft in Grund und Boden gesehen → also Landwirtschaft aufgewertet → auch
Eigentümer des Bodens und Händler
Laisser-faire-Politik: wirtschaftlicher Kreislauf kann nur dann funktionieren, wenn der
Gesetzgeber nicht eingreift → unter Gesetzgeber Turgot durchgesetzt → versucht,
Physiokraten Rechnung zu tragen
ein Kritiker wurde mit seinem Hauptwerk zum Gründer der klassischen Nationalökonomie:
Adam Smith: Werk: (abgekürzt): Reichtum der Nationen
Adam Smith sah als Wesen des Reichtums die Summe der Arbeit aller Menschen → Arbeit
mündet in Reichtum und Fortschritt der Allgemeinheit
→ Wirtschaft regelt sich selbst, Aspekte z.B. der Arbeitsteilung
Deutschland: Kameralismus → leitet sich von „Kammer“ ab → meint damit den fürstlichen
Haushalt
→ heute: Kammersänger, Kammerschauspieler
Kameralismus: wirtschaftspolitische Theorie der deutschen Volkswirtschaftslehre
→ strebte vor allem hohe Staatseinkünfte an, die erzielt werden sollen durch planmäßige
Wirtschaft, Landwirtschaft und Gründung von Manufakturen
öffentliche Verwaltung zeichnet Kassenvorgänge auf
→ Soll und Haben- Berechnung
für die Kameralistik wurde in Halle und Frankfurt an der Oder schon 1727 Lehrstühle
eingerichtet
Joachim Becher von Hornigk
Ludwig von Seckendorff
Joseph von Sonnenfels
Heinrich von Justi
→ große Vorläufer der Finanzwissenschaft
in Graz: spezieller Schwerpunkt auf 18. Jh.
18. Jh.: grundlegender Wandel im Bewusstsein und Verhalten der Menschen:
Machbarkeit der Veränderung politischer und sozialer Verhältnisse und rationale
Durchdringung (der politischen und sozialen Verhältnisse)
Entwicklung zum aufgeklärten Herrscher:
nicht mehr „L’état, c’est moi!“
sondern „Alles für das Volk, nichts durch das Volk“
Herrscher sieht sich als erster Diener des Staates
Ziel: Wohlfahrtsstaat
Phase des Untertans ist überwunden → Entwicklung vom Untertan zum Bürgertum, dann zum
Staatsbürger
→ Begriff dafür: „jedermann“ (z.B. „für jedermann zugänglich“)
aufgeklärte Herrscher: Idealtyp: Leopold II.
in der Toscana probiert er (Pietro Leopoldo) modellhaft die Reformen von Polizei und
Gesundheitswesen
Maria Theresia: Verwaltungsreform
sonstige:
Friedrich II in Preußen
Joseph II.
Leopold II.
Peter I. in Russland
Katharina II. in Russland
Aspekt der zunehmenden Trennung von Kirche und Staat
→ zunehmende Verstaatlichung des Bildungswesens
→ Jesuiten hatten Bildungsmonopol → von Joseph II. aufgelöst → Bildungsvakuum
Joseph II.: Ehepatent: Ehe bekommt Status des bürgerlichen Vertrags, aber kirchliche
Trauung ist noch verpflichtend → Recht auf Scheidung inkludiert
Anfänge des Völkerrechtes
Das Völkerrecht ist ein zwischenstaatliches Recht, das die Rechtsnormen in
zwischenstaatlichen Abkommen regelt (inklusive Wirtschafts- und Kulturbeziehungen)
Hugo de Groot (Grotius) → beschäftigte sich auch mit dem Seerecht („Von der Freiheit der
Meere“), dem Prisenrecht (bezüglich gekaperter Schiffe)
„de iure belli ac pacis“ → auch zwischenstaatliche Beziehungen sollen vernunftsmäßig
geregelt werden
unter Joseph II.: „Das Tauwetter“ (Literatur gegen ihn)
22. 1. 2004
heutiges Thema: Revolution
damalige Begriffe: „Aufstand“, „Bürgerkrieg“, „Empörung“, „Revolte“
aber nicht „Revolution“
das Wort „Revolution“ kommt aus einer anderen Fachsprache → nicht aus Politik oder
Geschichte, sondern aus der Astronomie
Kopernikus: de revolutionibus orbium
Veränderung, die einen Wandel bis zur Umwälzung darstellt
im Laufe des 17. Jh. setzt sich der Revolutionsbegriff durch
Thomas Hobbes beschrieb die Geschichte des 20jährigen englischen Bürgerkriegs als
Kreisbewegung:
Karl I. – Parlament – Usurpation Cromwells – Karl II.
Glorious Revolution (1688)
→ Verfassungswechsel, der den Aufklärern als Modell für Freiheit und Gewaltenteilung
diente
18. Jh.: der Revolutionsbegriff hält in alle Lebensbereiche Einzug
Französische Revolution: Gewaltanwendung hält Einzug
Träger: das Volk, dessen Wille die Souveränität ist
neben dem Aspekt der Gewalt bringt die französische Revolution noch das Element der
Machbarkeit
der Begriff taucht bei politischer Veränderung auf, aber auch z.B. bei demographischer
Veränderung (demographische Revolution)
Zeitalter der Doppelrevolution
charakterisiert ein Zeitalter der Beschleunigung, der Akzeleration in allen Lebensbereichen
Zunahme der Weltbevölkerung, aber auch Peuplierungspolitik
mit den Reformen der Aufklärung wurde versucht, die Rechtssituation der Bevölkerung zu
verbessern, auch der bäuerlichen
Waise und uneheliche Mütter sollten eine gewisse rechtliche Basis haben
gezielter Einsatz von Gesundheitsvorsorge, Hygiene, Medizinpolitik: Bevölkerung wächst,
Aberglaube wird zurückgedrängt („Alternativmedizin“ wie Aderlass etc.)
die Seuchenbekämpfung ist ein Ziel → Einführung der Quarantäne
Verbesserung der Ernährungslage, resultierend aus einer agrarischen Revolution →
Umstellung der Landwirtschaft, neue Techniken, neue Pflanzen (z.B. Kartoffel) (führend:
England und Niederlande)
Anwachsen der großen Städte, Landflucht, Prozess der Urbanisierung
die Entwicklung in der Medizin schreitet voran, das alles führt zu Bevölkerungsvermehrung
Glorious Revolution:
England: Wie entwickelte es sich zum Musterbeispiel eines demokratischen
Verfassungsstaates?
→ vorzügliche geographische Bedingungen, überall Meernähe
England ist das Ursprungsland des europäischen Journalismus
Seit Heinrich VIII. ist Wales mit England verbunden
Sonderstatus: Schottland. ein geistiges Zentrum in Schottland: Universität in St. Andrews
(gegründet 1412)
Religionsreform in Schottland: John Knox (gestorben 1572) → Calvinist, der in Basel
studierte
Knox: Presbyterian Church durch das Parlament als Staatsreligion durchgesetzt
Presbyter: Chef der Kirche
durch sie wurde von Schottland aus die calvinistische Kirchenverfassung durchgesetzt
Königreich England: bereits Ende des Mittelalters änderte sich die Form der Grundherrschaft
→ englische Untertanen eher „frei“ als restliche europäische Untertanen
manorial system: eine Art Pachtvertrag, den Bauern wird das Grundstück auf eine bestimmte
Zeit verpachtet, das war nicht erblich → „to farm out“
Weideland: mit Hecken eingegrenzt
Parlament: England als das Modell des modernen Verfassungsstaates
Verfassung: Magna Charta 1215: Urdokument des englischen Parlamentarismus
„Parlament“ kommt aus dem altfranzösischen „parlement“ (Gespräch, Erörterung)
politische Bedeutung erst Ende des 17. Jh. aus dem englischen „parliament“
Großer Rat der englischen Herrscherschicht (König diskutiert mit der restlichen Oberschicht)
Aufgaben waren neben politischen Fragen auch die Rechtssprechung
erst mit der Zeit vollzog sich der Schritt, dass das Parlament ein Spielraum für die
antiroyalistische Opposition war
der Adel nützte hier das althergebrachte Recht aus, Beschwerden einzubringen
→ wurde politisch bedeutsam und Teil der Verfassung
dann entwickelte sich das Zweikammersystem (das ist das Besondere am englischen System)
Zweikammersystem: an der Spitze standen der König, der hohe Adel und die Spitzen des
Klerus → das „Oberhaus“ („House of Lords“)
die Abgesandten des „Volkes“ (Abgesandte der Grafschaften und der Städte) bildeten das
„House of Commons“ (Unterhaus)
die beiden Häuser tagten seit jeher getrennt, aber erst seit dem 16. Jahrhundert ist die
Trennung offiziell
aber auch das Unterhaus repräsentierte bis ins 19. Jh. nicht die Bevölkerung
→ erst die Wahlrechtsreformen brachten Änderung
das Oberhaus und das Unterhaus bilden gemeinsam das Parlament
die staatliche Souveränität lag beim „King in Parliament“
das Parlament stellt die Bindung zwischen „Volk“ und König her
wesentlich bei der Staatsbildung: die Philosophie des Thomas Hobbes
seine Staatslehre begründete den Absolutismus theoretisch
→ die Staatslehre geht von der Überlegung aus, dass der Mensch „im Naturzustand“
egoistisch und machtgierig sei
„Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf“, „Kampf aller gegen alle“
dieser Kampf kann nur vermieden werden durch die Übertragung der Macht auf den Souverän
lt. Hobbes sind Gewissens- und Glaubensfreiheit die Ursache für Konflikte im Staat
aber er räumte das Widerstandsrecht ein
in England war der König „King in Parliament“
aber es gab in England auch die „divine pride“, die göttlich vererbte Königswürde
Königsfamilie: diese Familie hat allein das Charisma von Herrschaft inne
der Herrscher ist unantastbar → also auch über dem Recht, daraus ergibt sich ein Zwiespalt in
der englischen Verfassung
James I. (1603-1625) kommt aus Edinburgh, regiert absolut und stützt sich auf die
anglikanische Kirche
er war ein großer Katholikenverfolger
er regierte in Finanznot und musste oft auf die Finanzen des Unterhauses zurückgreifen, er
gab ihnen aber kein Mitspracherecht → das führte zum „gunpowder plot“
James I. ging es wie Ferdinand II., der auch von den Ständen abhängig war
Puritaner: 1620: Mayflower → Auswanderung nach Amerika
1628 regiert der Sohn Jakobs, nämlich Karl I.
→ petition of right
wegen Finanzknappheit muss der König einer Petition des Unterhauses zustimmen, die
besagt, dass keine Gelder ohne die Zustimmung des Unterhauses eingesetzt werden können
1642: England: große Revolution → auslösend für den 1. Bürgerkrieg
2
/3 des Oberhauses und 1/3 des Unterhauses stehen auf der Seite des Königs
→ so genannte Cavaliers
→ in etwa die Vorläufer der Tories
→ Roundheads: Vorläufer der Whigs → an Überseehandel interessiert
Oliver Cromwell: Organisator des Parlamentsheeres
im so genannten „langen Parlament“ vertreten
1642: Flucht des Königs zu den Schotten, Vertreibung, Cromwell siegt, Presbyter
ausgeschlossen, Rumpfparlament eingerichtet, das den König 1649 hinrichten ließ (damals
sensationell)
→ Republik errichtet, „Commonwealth of England“, deren Haupt: Cromwell
die Entwicklung endet in der Militärherrschaft Cromwells
Cromwell wurde 1963 Lord Protector und erreichte damit fast monarchische Stellung
→ so was wie eine Militärdiktatur
Cromwell ist außenpolitisch sehr erfolgreich:
Erfolge in Seekriegen gegen die Niederlande, gegen die Seemacht Spanien
Cromwell steht am Anfang der englischen Weltmacht
1651: Navigationsakte → der Handel mit den Kolonien darf nur mehr auf englischen Schiffen
stattfinden
nach dem Tod Cromwells: Puritaner und Royalisten arbeiten zusammen
Rückkehr des Hauses Steward: 1660-1685: Karl II.
aber das Problem der Religionsspaltung bleibt
Katholiken verlieren Ämter, es blieb der Ausschluss der Katholiken aus den Staatsämtern bis
1829 in Kraft
Tories und Whigs beginnen sich zu verfeinden:
ursprünglich Schimpfwörter:
Tory: Bandit
Whig: Pferdedieb
Konflikt zwischen Tories und Whigs geprägt durch die unterschiedliche Auffassung von Staat
und Kirche: konservativer Adel: anglikanisch → nach 1830: Umbenennung von „Tories“ zu
„Conservative Party“
Parlament wird zum Ort der Konflikte
Karl II. bestätigt 1679 die „Habeas Corpus“-Akte → das englische Staatsgrundgesetz zum
Schutz der persönlichen Freiheit, vor allem zum Schutz vor willkürlicher Verhaftung
Karl II. ist gezwungen, bis 1681 3 Parlamente aufzulösen, um Jakob von York von der Macht
auszuschließen
1685: Karl II. stirbt
Nachfolger: Jakob II. (Jakob VII. von Schottland), verheiratet mit einer Katholikin →
Rekatholisierungsversuche, geplanter Ausschluss der Katholiken soll rückgängig gemacht
werden
→ Revolution, man ruft den Statthalter der Niederlande (Wilhelm von Oranien), der landet,
→ Glorious Revolution
bestätigt durch das englische Parlament wird Wilhelm III. von Oranien König von England,
Schottland und Irland
das bedeutet für England den Niedergang des absolutistischen Prinzips und die Verlagerung
der Gewalt auf die politische Kraft des Volkes
zu den Staatsgrundgesetzen gehört auch die Bill of Rights (1689) → „ancient rights and
liberties“ des Volkes mussten vom Herrscherpaar bestätigt werden
um jeder Form der Rekatholisierung vorzubeugen, wird jeder Katholik von der Thronfolge
ausgeschlossen
Bill of Rights: Englands politisches System erhält eine konstitutionelle Grundlage
Von der englischen Entwicklung, vor allem von der Glorious Revolution, ging Einfluss auf
Europa aus
Vorbild für Veränderung, politisch, aber auch geistig und gesellschaftlich: Leserevolution,
Kommunikationsrevolution
Die amerikanische Revolution:
die Ergebnisse der amerikanischen Revolution hatten Weltgeltung, die Errungenschaften der
Revolution sollten aller Welt zugute kommen
auch bei der russischen und chinesischen Revolution
die amerikanische Revolution war und blieb für viele Europäer ein Rätsel
der Geistliche Abbey Renal: es gab keine wirksame Ursache für die Revolution, keine
Schreckensherrschaft
Alexis de Tocquille: → prophezeit viel
Jahrgang 1805: Tocquille: gehörte der französischen Aristokratie an, studierte in den USA,
Hauptwerk: „De la Démocratie Amérique“: die USA waren ein Symbol für die sich
unausweichlich ausbreitende Demokratie
Streit mit dem Mutterland, weil die Regierung die Kolonien mit Zöllen belastete
→ je mehr die Kolonie wirtschaftlich aufblühte, desto mehr wollten die Briten Profit daraus
schlagen
die Staaten waren englisch
Florida und Kanada waren nicht dabei, erst im Frieden von Paris
1763 fiel Kanada an die Engländer (?)
1782 Florida (?)
solange in Amerika die Bedrohung durch die Franzosen da war, unterwarf man sich der
englischen Ausbeutung
England hat seinen finanziellen Notstand auf die Kolonien abgewälzt, man dachte, mit dem
Gewinn Kanadas hätte man einen Krieg im Interesse der Kolonien geführt
1774: Sugar Act
1765: Stamp Act
→ mit beiden Acts war keine Vertretung im englischen Parlament verbunden
Widerstand gegen die Staatsgewalt: Acts öffentlich ignoriert, es gelang, den Stamp Act
rückgängig zu machen
aber: der englische Staatskanzler hatte eine neue Idee: weitere Zölle, z.B. auf Tee (?)
Wachen marschierten auf, um Zöllner zu schützen
Wachmannschaft schoss in Boston in die Menge
Gruppe namens „Sons of Liberty“ entsteht
Boston Tea Party: In Folge des Massakers von Boston wurden die Zölle aufgehoben
Samuel Adams gründete ein Komitee: gründet Korrespondenznetz zwischen den Kolonien
1775: Kontinentalkongress: Wortführer: Thomas Jefferson
neue Auseinandersetzung: amerikanische Waffenlager ausgehoben, das Militär rückt an
George Washington soll die Miliz neu organisieren und die Kontinentalarmee führen
Thomas Paine: journalistisches Wirken
1776: Pamphlet veröffentlicht, forderte Unabhängigkeit Amerikas von Großbritannien
Zielsetzung: „It’s time to part“
1776: Virginia gibt sich eine eigene Verfassung: „Virginia Bill of Rights“
→ enthielt bereits einen Katalog der Menschenrechte
Kongress: einstimmige Erklärung der Kolonien: Erklärung der Unabhängigkeit, verkündete
ein nationales amerikanisches Glaubensbekenntnis: „…that all men are created equal“, dass
ihnen Rechte verliehen sind: Leben, Freiheit, Streben nach Glück
zu der Sicherung gebe es Regierungen, die ihre rechtmäßige Herrschaft vom Volk herleiten
wenn aber die Regierung nicht mehr für das Volk da ist, kann das Volk sie abschaffen
→ das setzt die britische Militärmaschinerie erst so richtig in Gang
erste Wahlen 1789 → Zusatzartikel mit Glaubensfreiheit
große Errungenschaft: Errichtung einer kontinentalen Föderation
→ wenn es um Profit und Versklavung geht, zählen die deklarierten Rechte plötzlich nicht
mehr
29.01.2004
Thema Revolution
Zettel (französische Revolution):
ad Phase 1: neben außenpolitischen Rückschlägen verschlechterte sich auch die finanzielle
Lage → man konnte den Staatsbankrott verschleiern → mehr Steuern → Opposition gegen
den König
Ludwig XV, Kardinal Fleury, Maitressenherrschaft
Opposition:
- Adel → fordert Wiederherstellung der ständischen Mitregierung
→ Generalstände seit 1614 nicht mehr einberufen
- aufkommendes Bürgertum → fordert politische Mitsprache, schon während 16, 17.Jh.
waren Bürgerliche in hohe Stellen in der Armee und Verwaltung eingedrungen, vereinzelt
waren sogar die Intendanten (Provinzvorsteher) Bürgerliche → nun ist das Bürgertum
weitgehend von der Mitbestimmung ausgeschlossen
- Bauern: fordern Aufhebung des grundherrlichen Systems, wollen auch für sich freies
Eigentum haben, wollen das Feudalsystem abschaffen
Herbst 1788: Generalstände (états généraux): sollen 1789 zusammentreten
→ Flugschriftenkampf beginnt auszubrechen
Emmanuèl Sieyès: führender Staatsdenker mit seiner Schrift: „Was ist der 3. Stand?“
→ in dieser Flugschrift beansprucht Sieyès, der 3. Stand stelle allein die Nation dar
→ 3. Stand ist lt. ihm alles, war im Staat bisher nichts
→ soll zumindest etwas werden
König: Flucht nach vorne → fördert das noch, fordert Leute auf, ihre Beschwerden zu
formulieren (cahiers de doléances) → Beschwerdenbriefe enthalten weniger
Aufklärungstheorien, sondern konkrete Forderungen: Steuer, Abstimmungsrecht,…
auf Antrag von Sieyès konstituiert sich der so genannte 3. Stand, der auch Unzulänglichkeiten
des Adels aufzeigt, um sich zur Nationalversammlung zusammenzuschließen.
Es wird auch eine bürgerliche Nationalgarde gegründet
große Signalwirkung hat folgendes Ereignis: am 14. Juli 1789 (dem heutigen französischen
Nationalfeiertag): Sturm auf die Bastille → Gefängnis als das Symbol des Despotismus wurde
gestürmt → Signal hatte große Breitenwirkung → Aufstände in den Provinzen (ähnlich wie
die Bauernrevolten)
→ Land war so unter Spannung, es wurde beinahe eine Art Psychose ausgelöst
Phase II.:
Entwicklung der konstitutionellen Monarchie
Menschenrechte
Abschaffung der Privilegien und Feudallasten
La Fayette: Antrag: Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte nach amerikanischem
Vorbild
„amtlicher Totenschein des alten Regimes“
Auf Antrag des Bischofs Talayon: Staat sollte entsakralisiert werden → wie bei Joseph II.
wurden Kirchengüter eingezogen, in großem Stil Kirchen und Klöster aufgehoben
Finanzkrise: Asignaten wurden geschaffen (verzinste Staatsanleihen) → die wurden bald in
Papiergeld umgewandelt
→ Folge: unglaublich starke Inflation
von 1789-1791 arbeitet die Nationalversammlung an einer Verfassung: es bilden sich so
genannte Clubs → an dauerhafter Bedeutung erlangte von den Clubs vor allem der Club der
Jakobiner, dessen Abgeordnete zunächst ein breites Spektrum von gemäßigten Rechten bis
hin zu extremen Patrioten umfasste → Aspekt der radikalen Demokratisierung kommt erst
später dazu
Clubs nach Sitzordnung im Konventsaal benannt (zunächst nicht „links“ und „rechts“)
→ oben und unten
oben: Montignats (Bergpartei); unten: Girondisten und Unabhängige
→ sie arbeiteten an einer Verfassung
Präambel: die Menschenrechte
Verfassung enthält Grundlegendes zum Thema Volkssouveränität
→ Souveränität liegt bei der Nation. das Gesetz ist Ausdruck des allgemeinen Willens
→ die 1. Verfassung versuchte, aus Frankreich eine konstitutionelle Monarchie zu machen:
der König ist nicht mehr der „König von Frankreich“ sondern der „König der Franzosen“
→ König ist noch immer Chef der Exekutive, Leiter der Außenpolitik
→ aber er verliert die Alleinherrschaft: die Beschlüsse müssen von Ministern
gegengezeichnet werden
Nationalversammlung: Zensuswahlrecht
Geschworenengerichte werden eingerichtet (öffentliche Verfahren)
Verwaltung wird neu geordnet
Provinzen werden ersetzt durch départements
Säkularisierung: Schulaufsicht wird der Kirche entzogen, Einführung der Zivilehe
1791: König flieht nach Varenne
→ schauen im Elze-Repgen: Welche Rolle spielen die Sansculotten?
Sansculotten: Militanter Flügel der Kleinbourgeoisie, tragen nicht die Kniebundhosen der
Adeligen
Phase III:
Phase der Konventherrschaften der Girondisten und Jakobiner
→ Diktatur des Wohlfahrtsausschusses, La Terreur unter Robespierre
Einführung des französischen Revolutionskalenders
in dieser Phase: radikalster Höhepunkt der französischen Revolution: 1793: Hinrichtung des
Königs → dann folgt die Phase des Terreur
→ Verfolgung der Kirchengüter, tiefgreifende soziale Umschichtungen
mit Annahme der Verfassung löst sich die Nationalversammlung auf
für die gesetzgebende Nationalversammlung dürfen die Mitglieder der 1.
Nationalversammlung nicht kandidieren
→ gemäßigte Republikaner gewinnen → treten ein für Gleichheit vor dem Gesetz;
Selbstverwaltung für Gemeinde und départements; liberale, föderative Republik (alles nach
Vorbild der USA)
→ werden als Girondisten bezeichnet
Jakobiner: immer mehr radikaler Flügel: fordern soziale Gleichheit (d.h. Unterschiede, die
sich durch Besitz und Religion / sozialem Umfeld ergeben, sollen beseitigt werden
die Not der Masse der Bevölkerung soll angegangen werden
→ „radikal republikanische Gesinnung“ → fand große Resonanz in Mitteleuropa
(ein zu nennender Autor: der Innsbrucker Ordinarius für österreichische Geschichte: Helmut
Reinalter)
die Kirchen- und Religionsfeindlichkeit erreichte unter den Jakobinern ihren Höhepunkt, der
Kalender wurde durch den Revolutionskalender ersetzt
bleibende Errungenschaften: Einführung des Franc, Einführung des metrischen Systems
1792: Sturm auf die Dulerien (Dylerien?)
Phase IV: Wiederherstellung des Rechtssystems und der Zensusdemokratie
1795: neue Verfassung: Spitze des Staates: Direktorium aus 5 Männern, gewählt von der
Volksvertretung
es blieben die Parteien
Was entwickelt sich zum einzigen wirklichen Machtfaktor? → Armee
→ spielt wesentliche Rolle, damit ist der Weg frei für
die Phase V.: Aktion des Napoleonischen Staatsstreiches → Napoleonische Ära
(1722: Frankreich trat in den Krieg gegen Österreich ein, zur gleichen Zeit marschierte
Russland in Polen ein
→ polnische Teilungen sind anzuschauen und nachzutragen für Neuzeit 2)
Revolutionskapitel: die französische Revolution ergänzt das bis jetzt von uns Durchgemachte
um den Faktor der vor nichts zurückschreckenden Gewalt
in- und auswärtiger Krieg: viele der Errungenschaften verbreiteten sich rasch auf dem
Kontinent: Bürgertum, Säkularisierung, Mediatisierung
→ unter diesem Einfluss fällt das Heilige Römische Reich auseinander
Mediatisierung: Einbeziehung der reichsunmittelbaren Herrschaften (Reichsgrafschaften,
Städte) in einen größeren Staatenverband
Zusammenstoß von Frankreich mit den „Mächten des Alten Europa“ (Zitat Raffler) führte zu
totaler Änderung der territorialen und politischen Landschaft Europas → der Wiener
Kongress konnte das nicht rückgängig machen
Umbruchszeit um 1800: von manchen Historikern wird sie als „Phase der Doppelrevolution“
(politisch und industriell) bezeichnet
→ mit dieser Phase wurde ein Modernisierungsschub geschaffen, durch den politischen
Wandel passierte ein sozialer Wandel
bürgerlich-liberale Kreise (Beamten- und Bildungselite) wird zum Akteur
die traditionelle Gesellschaft wird durch die moderne Gesellschaft abgelöst
die vorindustrielle Zeit durch die industrielle Zeit
„Der entfesselte Prometheus“ (von wem?)
Russland: Katharina II. → Aufstieg Russlands zu einer europäischen Großmacht: Russland
gewinnt Zugriff zum schwarzen Meer
Joseph II. reaktiviert seine Balkanpolitik → braucht Unterstützung Katharinas gegen die
Türkei
braucht auch Unterstützung, um das Kurfürstentum Bayern im Austausch gegen die
österreichischen Niederlande zu gewinnen
Problem des aufkeimenden Nationalismus. es gibt in Maria-Theresianischer Zeit einen
Juristen namens Joseph von Sonnenfels: der verfasst eine Schrift: „Der Mann ohne Vorurteil“
→ in dieser Schrift definiert er das, was er unter Nation, unter Vaterland, versteht → wo jeder
seine Heimat findet
eine Definition:
Bereits in den 1760ern wurden die Begriffe Vaterland, Patriotismus, Nationalismus
aufgegriffen. Karl Friedrich Moser: „Vom Deutschen National-Geist“
→ auch in Frankreich und England taucht das Thema des frühen Nationalismus schon auf
grundlegende Literatur: Einstieg: Benedict Anderson, ? Gellner
Otto Dann: „Begriffe und Typen des Nationalen in der frühen Neuzeit“
Autor der neuesten Studie dazu: Hans-Martin Blitz: „Liebe zum Vaterland“
mit der französischen Revolution ist das nationale Element in Europa zum zentralen Thema
geworden
2 Nationsbegriffe:
- ethnisch → Nation = Gruppe von Menschen gleicher Herkunft
- politisch → Nation = Träger der Souveränität
Definitionsunterschiede: antiker Begriff „natio“: Gemeinschaft von gleicher Abstammung →
wichtiges Kriterium: gemeinsame Sprache, gemeinsame Geschichte
die schon zitierte Diderot’sche Enzyklopädie: Nation = Bevölkerung eines Staats →
Kriterien: gleiche Regierung, gleiche Gesetze
→ da es damals noch keine gleichen Gesetze für alle Staatsbewohner gab, würde der
Diderotsche Begriff nur die im Staat umfassen, die politische Rechte besaßen
Herkunft muss legitimiert werden, man konstruiert zum Teil die Geschichte → Mythen der
eigenen Nation werden entdeckt/ neu geschrieben
man sucht nach Trägerpersonen für die nationale Tradition
→ Symbolfiguren
→ man fälscht Handschriften
der frühneuzeitliche Staat bemühte sich, seinen gesamten Herrschaftsraum administrativ zu
durchdringen → Schritt von Untertan zu einheitlicher Staatsbevölkerung
Problem mit Böhmen: Prozess der modernen Staatsbildung machte nicht aus jedem
Territorialstaat auch einen Nationalstaat → der Herrscher regierte mehrere Völker
→ ein Herrscher für mehrere Nationen
→ was ist Österreich, was ist österreichisch? → was ist eine österreichische Nation? → es
gibt keine österreichische Nation, zumindest in dem Zeitraum
→ mehrere Völker sollten eine nationale Entwicklung durchmachen
Dominanz: Adel, bürgerliche Intelligenz (geprägt durch die Errungenschaften der Aufklärung,
ihrer Reformgesinnung, inklusive Patriotismus)
→ in Deutschland bildeten sich so genannte „patriotische Gesellschaften“ heraus
→ vor allem um soziale Fragen und Bildungsfragen bemüht
ist schon, wie in Frankreich, ein nationaler Staat vorgegeben, so wird der Kampf um
demokratische Institutionen vorherrschend
nur in wenigen Ländern gab es eine evolutionäre Entwicklung des Nationalstaates: Polen,
Galizien, Böhmen, Siebenbürgen → wo können sich fremdbestimmte Völker zu
selbstbestimmenden demokratischen Nationen entwickeln?
für das Deutsche Reich zentral: eine Nation entwickelte sich unabhängig vom Heiligen
Römischen Reich: die deutsche Kulturnation
→ wer gehört zur deutschen Kulturnation dazu?
→ z.B. Deutschschweizer?
gehören zu einer Kulturnation Völker, die zum Heiligen Römischen Reich gehören, aber nicht
deutsch sprechen?
Wie weit greift in welcher Phase unter welchem Herrscher die deutsche Hochsprache durch,
wie weit setzt sich die schriftsprachliche Hochkultur durch?
Friedrich Meinecke: Begriff der deutschen Kulturnation
→ aus seiner fatalen Selbstüberschätzung versuchte er, den Begriff der Kulturnation mit dem
Begriff der Nation gleichzusetzen
Ende des Heiligen Römischen Reiches: unmittelbarer Anlass: Phase der Säkularisierung →
ergab sich aus der französischen Eroberung der linksrheinischen Gebiete
→ Entschädigung der linksrheinischen Fürsten mit rechtsrheinischen Gebieten → Bistümer
aufgelöst
Frieden von Rostad, Friede von Lunéville 1801
Säkularisierung: 1803: Reichsdisputationshauptschluss
→ Neuverteilung der Kurstimmen, 4 neue weltliche Kurfürstentümer statt der geistlichen
Köln und Trier → protestantisches Übergewicht → Bedrohung für die habsburgische
Kaiserwürde
politische und soziale Gründe für die Reichsauflösung: schwerfällige Verfahrensweise des
Regensburger Reichstags, Dualismus Österreich-Preußen, Souveränitätsbestrebungen der
Landesfürsten gegenüber dem Reich
Reich konnte nicht mehr standhalten, war aber immer noch ein Rechtsgarant, war
außenpolitisch gesehen wichtig, Garant für europäisches Gleichgewicht
noch dazu anzuschauen für Neuzeit 2:
- preußische Reformen
- Wiener Kongress
- Wichtigste Ziele der Revolution von 1848
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