WARNUNG: DIES IST KEIN OFFIZIELLES SKRIPTUM! ES IST EINE GETIPPTE VERSION MEINER MITSCHRIFT VON DIESER VORLESUNG, D.H. ES SIND FEHLER MÖGLICH! Grundprobleme der Neuzeit Lernunterlagen: Pflichtlektüre neuer Studienplan: Elze/Repgen: Studienbuch Geschichte vertiefend: Oldenbourgs „Grundriss der Geschichte“ nacharbeiten: kontinuierliches Arbeiten an Mitschrift → permanente Mitarbeit (Arbeit an der Mitschrift) wichtig Vorlesung: deckt nur zum Teil den Stoff ab. Wegen Rest fragen: 2. Stock, Heinrichstraße 26 Testfrage möglicherweise Kombinationsfragen: lauter Namen: Stellen Sie diese Namen in einen Zusammenhang (z.B. das sind alles Namen der französischen Revolutionsparteien) Aufsatz 500 Wörter Themenschwerpunkte: Was ist historisches Wissen? → Gerüst von Fakten unerlässlich! Termini: Geschichte: Epoche: Neuzeit/frühe Neuzeit Wir alle haben bereits „Erfahrung“ mit Geschichte UNI: Wir werden konfrontiert mit einer Vielzahl an Expertenmeinungen Fakten werden angezweifelt, da Fakten von Subjektivität der Historiker abhängen außerdem: verschiedene Meinungen (z.B. über Ursachen) Geschichte ist etwas, das von Menschen gemacht wird Wort „Geschichte“ hat 2 Bedeutungen: 1.: Alles, was passiert ist (Summe des Geschehens, res gestae) 2.: historia rerum gestarum (Kunde von dem, was geschehen ist) Zeitraum: Überbegriff: Neuzeit Unterordnung: frühe Neuzeit → „eigene Epoche“ Konfessionalisierung, neue Staaten entstehen, Protoindustrialisierung Wann werden solche Epochenbegriffe geprägt? Epoche: Fixpunkt, Haltepunkt lat. epocha: → entwickelt sich zu Begriff für Zeitabschnitt, in dem etwas Bemerkenswertes geschieht Beginn/Ende muss Wende sein erst nachdem Epoche vorbei ist, kann man sagen, wie sie war, wie lange sie dauerte → erst nach gewissem zeitlichen Abstand Einordnung möglich → Epoche: Ängste, Erwartungen, subjektive Empfindungen wichtig Kriterien für Einteilung: Außenpolitik, Innenpolitik, Reformen, Verträge, Kriege, Herrscherdynastien, soziale/kulturelle/geistige Umwälzung erst 19. Jh.: Begriff der Epoche der Prähistorie entwickelt ad geistige Umwälzung: z.B. Hellenismus ad Herrscherdynastien: z.B. Ming-Dynastie, das Zeitalter Ludwigs XIV Gegenpole: Benedetto Croce: Epochenbegriff als „unhistorisch“ abgelehnt gewöhnliche Historiker: „Wir brauchen Epochen als Raster für Strukturierung der Lehre/Schulbücher frühe Neuzeit: etwa 1450 aber: Petrarca früher (Frühhumanist) trotzdem: 1450-1900 Zeitgeschichte: 2 Generationen (Opa/Oma) früher muss es noch bewusst erlebt haben Begriff „Neuzeit“ ist ein relativ neues Wort Grimm’sches Wörterbuch: Begriff „Neuzeit“ erst 1850 etabliert Universität Halle: Historiker Christoph Cellarius (Christoph Keller) (1638-1707): erstmals eine Einteilung der Geschichte in Latein. Begriffe aus der Römerzeit wie historia nova/ historia media (?) in Universalgeschichte übertragen Epochenbegriffe immer Disziplinabhängig (z.B. Wirtschaftsgeschichte) Bauer in Österreich: 1492 irrelevant, erst Spätfolgen (Import von Kartoffeln) interessant Kunst: Giotto Literatur: Bocaccio geistig: Petrarca Christoph Cellarius: hinterfragt eigene Einteilung 2. Bd.: Fall Konstantinopels als Beginn der Neuzeit 3. Bd.: Reformation als Beginn d. Neuzeit mögliche Eckdaten: 1437/38: Pest 1450: Buchdruck 1453: Fall Konstantinopels, Ende des 100jährigen Krieges 1454: Friede von Lody 1492: Entdeckung Amerikas 1517: Kopernikus, Luther 1555: Augsburger Religionsfriede 1582: Kalenderreform von Gregor 1492: Ausdehnung des geographischen Bewusstseins Folgen für: Kapitalmarkt, Lebensmittel, Wortschatz, Entdeckungen forcieren Kenntnisse in Geographie, Kosmologie, Ethnologie Hinterfragung der eigenen Kultur Verschiebung der Handelszentren demographisch bedeutend: 1347/48: Pestepidemie: große Menschenverluste, unmittelbar 25 Mio. Tote Reduktion: 75 Mio. auf 50 Mio. → ländliche Wüstungen, viel Grund und Boden in der Hand weniger, Verschärfung arm-reich 1720er: Pest ein letztes Mal → Entwicklung der Hygiene und insgesamt der NAWI 1453: Ende des 100jährigen Krieges, Herausbildung des Staates Frankreich Fall Konstantinopels: Flucht von Gelehrten nach Venedig oder Rom → so lebt Antike weiter → Entwicklung des Humanismus 1454: Friede von Lodi zwischen Herzog von Mailand und Dogen von Venedig → Balance innerhalb der italienischen Territorien hl. röm. Reich 1517: Thesenanschlag → Beginn der Reformbewegung → Entwicklung der abendländischen Christianitas → konfessioneller Pluralismus bei Christen → Bauernaufstände, Gegensatz Bauern-Feudalherren → Krise des Feudalismus Reformation und Bauernaufstand nur möglich wegen Buchdrucks Buchdruck: ~1450 1455: Gutenbergbibel → erstmals konnte geistiges Produkt kommerzialisiert werden Vorraussetzung: Buchdruck, aber auch Papiermühlen geschichtswissenschaftliche Strömung: Schule der Annales: Begriff der „langen Dauer“ → „longue durée“ Englische Geschichtsschreibung setzt Zeitgeschichte (?) mit Beginn 17. Jh. an E. Hobsbawm: „Phase der Doppelrevolution“ franz. Revolution- industrielle Revolution R. Koselleck: „Achsenzeit/Sattelzeit“ Zeitgeschichte: „Epoche der Mitlebenden“ mögliche Grenzen: Atombombe, 2.WK, Gentechnik heutiges Thema: Kulturlandschaften Europas im 19. Jh.: Renaissance, Humanismus und seine Zentren Kulturgeschichten, Kulturwissenschaften, cultural studies → löst Begriff der Geisteswissenschaften ab Kulturwissenschaft entwickelte sich vor 200 Jahren, als politische, ideologische und territoriale Änderungen stattfanden Man merkte, dass die Gegenwart nicht die Fortführung der Vergangenheit ist, erkannte, dass diverse Institutionen überflüssig waren. Es kam zu einer Relativierung der Werte und Normen. Das Versagen von Staat und Kirche führte zu einer sehnsüchtigen Hinwendung zum Vergangenen, die bis zur Verehrung des Vergangenen führte. → Bezug zur Gegenwart nicht mehr hergestellt → Historiker müssen Sinn in menschliche Existenz und Entwicklung bringen sowie individuelle Entfaltungsräume erkenntlich machen → klassische Altertumswissenschaften erleben Hochblüte Es wurde eine Geschichtsschreibung entwickelt, der heute abwertendes anhaftet:___(?) Jakob Burckhardt: „Kultur der Renaissance in Italien“ (1860), „Cicerone“ → damals wurde fast nur politische Geschichte geschrieben Heute Trennung politische/kulturelle Geschichte nicht mehr gegeben, Fragestellungen stimmen überein prägend für diese Neuanfänge: Vertreter der Schule der Annales, vor allem M. Bloch, Fernand Braudel, Lucien Febvre Kulturwissenschaften sind eine junge Wissenschaft, wissenschaftliches Interesse an Kultur in etwa 1900 herausgebildet (1880-1930) → allmählich wurde Geschichtsauffassung im 19. Jh. (Historismus) langsam überholt, andere Fragestellungen wurden relevant, man beachtet plötzlich Forschungen aus anderen Wissenschaftszweigen → integriert Psychoanalyse (Freud, G.Simmel), Soziologie (Maurice Halbwachs), Literatur Kunsthistoriker: Andi Waburg → aus diesen Einflüssen wurden Anfang 20. Jh. transdisziplinäre Ansätze versucht Buchtipp: Jan Assmann: Kollektives Gedächtnis und kulturelle Identität Herleitung des Begriffes „Kultur“: colere, colui, cultus: pflegen, bebauen (→„Agrikultur“) → Kultur: geistig-sozialer Entwicklungsstand, Gesamtheit der Errungenschaften auf geistiger, kultureller und humanitärer Ebene weiterer Kulturbegriff: Alles, was die Menschen in Auseinandersetzung mit der Natur hervorbrachten: Sprache, Kunst, Rechtswesen etc. engerer Kulturbegriff: alles, was mit intellektuellen Fähigkeiten zu tun hat: intellektuell durchdrungene Kunst Begriff der Hochkultur, der Subkultur, der Alltagskultur ein Kulturbegriff wurde in letzter Zeit stark diskutiert: Huntington-These (amerik. Philosoph Samuel Huntington) Huntington: Zeitalter der Globalisierung → neuer Kulturbegriff „eine auf kulturellen Werten basierende Kulturordnung ist im Begriff zu entstehen. In zunehmendem Maße kooperieren Menschen mit gemeinsamem Kulturerbe verstärkt miteinander.“ Was ist Kultur, was ist Zivilisation? Norbert Elias: „Vom Prozess der Zivilisation“ → sehr umstritten → angefeindet von Peter Dürr („Nacktheit und Scham“) Zivilisation ist, eine Zahnbürste zu besitzen, Kultur ist, sie auch zu benützen Vordenker des Humanismus: F. Petrarca Petrarca 1304-74: geistig beherrschende Gestalt des 14. Jh. geboren in Arezzo, aufgewachsen in Avignon, wo sein Vater im Dienste des Papstes stand Petrarca ist leidenschaftlicher Träger antiker Sammlungen, selbst auch Dichter, besitzt große Privatbibliotheken, ist viel in Europa gereist, das Netz seiner intellektuellen Kontakte überzog ganz Europa, er hatte großes Verständnis für Malerei, er besaß einen Giotto, hatte mittelalterliche Codices → Petrarca hatte großen Einfluss auf die geistige Welt der Neuzeit seine Geschichtsauffassung war ganz auf Rom ausgerichtet, er bestreitet die Legitimität jeglicher translatio imperii Petrarca hat seine Hände im Spiel bei der Rückkehr der Päpste aus Avignon lt. ihm ist das Mittelalter eine illegitime Epoche, da das Mittelalter von Rom wegstrebe, er träumt von der Wiedergeburt Roms Idee des dunklen Mittelalters lebt von Petrarca weg weiter, erst Romantiker denken positiv über’s Mittelalter Petrarca will die Lücke zur antiken Tradition schließen, er weiß, welche Schätze in den Klosterbibliotheken schlummern, verlangt: „ad fontes!“ (zurück zu den Quellen!) besaß Kodex der homerischen Epen Er holte nach der Flucht der Intellektuellen aus Byzanz (wegen Osmanen) die Intellektuellen nach Italien reizvoll bei Petrarca: bis 19. Jh. keine Berichte von Besteigung von Bergen bis auf Petrarca Renaissance: freie geistige Entfaltung Kunstgeschichte: Protorenaissance (setzt 1420/ mit Giotto ein), Hochrenaissance (Schock di sacco di Roma 1527), Spätrenaissance (Manierismus) Peter Burke [Börk]: Werk: „Die Renaissance in Italien: Sozialgeschichte einer Kultur zwischen Tradition und Erfindung“ Ursachen kreativer Kunstepochen erforscht Wo gibt es eine Kulturverdichtung? clusters of creativity Venedig, Urbino, Florenz, Rom, Caprese Schriftsteller: z.B. Macchiavelli Macchiavelli: florentinischer Politiker, mit 29 Jahren als Sekretär des Rates der Zehn wurde er Politiker, als Republik gestürzt wird und Medici zurückkehren, wird er in seiner Funktion eingeschränkt und verwertet seine politischen Erfahrungen schriftlich: „Il Principe“, Buch über Kriegskunst, Geschichte von Florenz Macchiavelli primär bekannt dafür, dass er anführt, wie ein Herrscher zu sein hat. Seine Forderungen sind aber nur eine Auflistung der damaligen Politik. Heute negativ konnotiert, rücksichtslose Politik nennt man macchiavellisch lt. Macchiavelli wichtig: fortuna (Glück) und virtu (Tüchtigkeit) antike Beispiele, Vergleiche mit dem Tierreich Macchiavelli: „Jene Herrscher haben großes geleistet, die verschlagen und untreu waren... Ein kluger Machthaber darf sein Wort nicht halten, wenn das seinen Nachteil bedeutete und die Gründe des Versprechens nicht mehr existieren“ „Jeder sieht, was du scheinst, aber nur wenige fühlen, was du bist.“ Pöbel hält sich immer an Schein, deswegen nur Sieg wichtig F. Guiccardini: historia Italiae, erstmals Geschichte Italiens, erstmals politische Zeitgeschichte → äußerst subtil wird das Wirkungsgeflecht der Absichten und Handlungen der europäischen Mächte erklärt Zusammenhänge werden rekonstruiert Zitat: Ein Mangel fiel mir bei allen Geschichtsschreibern auf: Sie lassen das aus, was damals allgemein bekannt war, was heute nicht mehr bekannt ist Aenea Silvio Piccolomini: Papst Pius II.: Dichter, Schriftsteller Pius II. kreierte sich die Stadt Pienza Lorenzo Valla: der große Quellenkritiker Girolamo Savonarola: Dominikanermönch, gegen laxe Sitten, Jesus wird zum König von Florenz erklärt was heißt Italien um 1500? → Italien ist keine politische Einheit, kein geographischer Begriff keine politische/kulturelle Einheit, Spielball partikularistischer Interessen, Aragon, Anchou permanenter Bürgerkriegszustand erst mit Frieden von Lody wurde in Italien eine Konstellation erreicht, in der sich die größeren Stadtstaaten Italiens gegenseitig in Schranken hielten → ein auf dem Gleichgewicht der Kräfte beruhendes System wurde errichtet und sorgte für Stabilität Geflecht von Stadtstaaten: Sizilien, Sardinien: beherrscht von Krone von Aragon Kastillien und Aragon sind Hauptmächte der Halbinsel, die sich ausdehnen Verbindung: Isabella von Kastillien heiratet Ferdinand von Aragon innere Angelegenheiten von Kastillien: bleiben bei Isabella, Außenpolitik und Heerwesen wird von beiden gemeinsam betrieben Grenada von Mauren erobert, Absicherung von Überseeinteressen: 1494: Tordessilias-Vertrag Alpengegend, Pogebiet: Savoyen Unteritalien: Neapel (aragonesische Seitenlinie) in Italien dominieren 5 Territorien: Republik Venedig → groß geworden durch Orienthandel, Stützpunkte in Kreta, dalmatinische Küste, Peloponnes (genannt „Morea“) Venedig erweiterte seinen Territorialbesitz auf ein Hinterland („terra ferma“): Vicenca, Padua, Verona, Brescia innenpolitische Stabilität dieser „Republik“: streng oligarchische Verfassung: an der Spitze stand ein Doge (auf Lebenszeit gewählt) → hält Rücksprache mit Kollegien (Rat der 10 und Ministerrat) Gesetzgebung: In der Hand des Senats: 120 ordentliche Mitglieder großer Rat: bestehend aus 1300 Mitgliedern: zuständig für die Einsetzung von allen Beamten Florenz: Bankiersfamilie der Medici: Lorenzo il magnifico Mäzenatentum: Florenz künstlerische Metropole Mailand: Sforza: Ludovico Mario Sforza „il Maro“ Hzg. von Mailand & Beatrice d’Este wichtig: Rolle des Kirchenstaates außerdem: Republik Genua Fürstentümer/Republiken: Innovationen in Kunst und Verwaltung Carrara: Montefeltro Mantua: Gonzaga Ferrara: Este Condotierre: Söldnerführer in Italien des 14./15. Jh. kämpfen im Auftrag der Stadtstaaten Sforza in Mailand, Gonzaga in Mantua 23. 10. 2003 Prüfungen: Fragen: „Wer war Zeitgenosse von...” Gregor XIII: Kalenderreform → 10 Tage fallen aus protest./griechisch-orthodoxe Staaten übernehmen das bis ins 20. Jh. nicht Wer ist am selben Tag gestorben wie Shakespeare? – Cervantes → wurde Kalenderreform berücksichtigt? Italien: 15. Jh. Zentrum der Renaissance Hochrenaissance → Schwerpunkt verlagert sich nach Rom Rom: „Wir sind Mittelpunkt der Welt!“ Rom: Weltzentrum, Zentrum des Christentums, Kontinuität des römischen Reiches Kirchenstaat: Süden der Toscana bis an Grenzen von Kgr. Neapel Papst herrscht → Papst auch weltlicher Herrscher REGNUM UTRIUSQUE SICILIAE (regnum der beiden Sizilien) blieb bis Ende des spanischen Erbfolgekrieges bestehen im Zuge der allgemeinen Bildungsexplosion breitete sich die Renaissance in stärker urbanisierten Ländern aus 3 Typen von Städten: 1. Handelszentren (Hafenstädte) → Venedig, Genua: Vermittler zwischen Europa und Orient 2. Handwerks- und Industriestädte: Florenz und Mailand 3. Hauptstädte (Verwaltungszentren): Rom, Florenz außerdem: sozialer Aspekt: italienische Stadt: Adel und Bürgertum: Synthese: aufgrund persönlicher Leistungen kann man aufsteigen Aeneo Silvio Picolomini (Pius II.) Begriff der Renaissance: Giorgio Vasari (um 1550, aus Arezzo → wie Petrarca) Begriff „Rinascita“ („Wiederbelebung“) Maler, Baumeister, Kunstgeschichtsschreiber Wiederbelebung der seit der Antike verschütteten Kunst und Literatur Vasari: verantwortlich für Restauration von Palazzo Veccio neuer Raum: Studiola → Arbeitszimmer für humanistischen Gelehrten Studienzimmer inkl. Bibliothek Vasari: „Le vite“ → Lebensbeschreibungen, höchst subjektiv Biographien: Entwicklung der italienischen Kunst von Cimabue - Giotto bis Michaelangelo inkl. gängigste Kunsttheorien seiner Zeit → Werk früher Kunstgeschichtsschreibung Mittelpunkt für Kunstgeschichte: Entdeckung des Menschen Mensch steht im Mittelpunkt mittelalterliche Kunstwerke inkludieren immer Bild des Künstlers neu: Signatur Proportion, Zentralperspektive (Zentralperspektive: Vorbereitung durch Giotto) L.B. Alberti: erstes Traktat über Malerei: Werk: Depitura: Wichtigkeit von Schönheit etc. dargestellt de re aedificatoria: Werk zu Baukunst Themen der Kunst: antike Mythologie sujets ähnlich: Venus, Maria Anfänge der Historienbilder: Altdorfer: „Die Alexanderschlacht“ Landschaftsdarstellungen neue Techniken wie die Öltemperamalereien Flandern: Flugperspektive für Landschaftsdarstellungen Stilleben; Goldschnitt; Kupferstich (Kupferstich: Verbindung mit Gutenberg → neuer Typus: 50% bildlich, 50% schriftlich: Flugblatt → Flugblatt wegen Analphabetismus illustriert) Plastik: Donatello: Plastik von David erste umschreitbare Figurdarstellung seit Antike Reiterstandbilder (Donatello) heroisierung: Held wird dargestellt als der sich Gott nähernde Übermensch neue literarische Gattungen spielen eine Rolle: vitae (Biographien; Autobiographien lösen Heiligenvitae ab) Giorgio Vasari: Le Vite: Höhepunkt stärker: anthropozentrische Haltung weitere Schwerpunkte sind in Entdeckungen und Erfindungen der Renaissance zu sehen: Bautechnik, Technik, Rezension der kopernikanischen Ideen: neue Entdeckungen in den Naturwissenschaften Wirkungsgeschichte der Renaissance: 1860: Jakob Burckhardt: „Kultur der Renaissance in Italien“ sowohl von Leistung als auch vom Literarischen her ein Meilenstein Burckhardt zeigt sich zutiefst beeindruckt von der italienischen Kultur. Universalgelehrter aus Basel: komponierte, dichtete, zeichnete Terminisierung und Lokalisierung der Entstehung des Selbstbewusstseins erarbeitet Burckhardt unterscheidet Renaissance Italiens und Realismus des Nordens (Flandern, Burgund) Italien spürbar: Einfluss des Frühhumanismus, Wiederentdeckung der Antike, italienischer Volksgeist zur selben Zeit wie Burckhardts Buch: Georg Voigt: „Die Wiederbelebung des klassischen Altertums oder das 1. Jh. des Humanismus Burckhardt wusste nix von Voigt für Herrschaft eine Darstellung wichtig: Fürstenspiegel Baldassare Castiglione. „Il Cortegiano“ (der Hofmann) Il Cortegiano: Bild des Universalmenschen verknüpft mit Bild des idealen Hofmannes: ritterliche Vorstelllungen und humanistische Vorstellungen kombiniert auch ein Fürstenspiegel: Il Principe auch: Erasmus von Rotterdam: institutio principis christianae Erasmus von Rotterdam: Begriff des Humanismus Unterscheidung: Humanismus: Variante (philologische und philosophische Variante) der Renaissance Begriff „Humanismus“: erst Beginn des 19. Jh.: Niedhammer (dt. Pädagoge) lt. Bezeichnung „humanista“ schon früher verwendet: für Leute, die sich mit studia humanitatis beschäftigen, mit artes liberales 2 Sorten der artes liberales: 1. Trivium: Grammatik, Rhetorik, (Geschichte), (Poesie) (Rhetorik lebt von Geschichte und Poesie), Dialektik 2. Quadrivium: Arithmetik, Geometrie, Astronomie, Musik Zettel mit Künstlern und Musikern der Renaissance: nicht Prüfungsstoff Humanismus: Spannung zwischen 2 Polen: imitatio des Alten Fortschrittlichkeit in der Bildung Ahnherr der Humanismusforschung: Georg Voigt Humanisten: Begründer der klassischen Altertumswissenschaften Voigt betont hohen Bildungsgrad, den der Humanismus voraussetzt Humanisten verachten Gebrauchslatein, gehen zurück zum Urlatein: ad fontes nicht nur lateinisch, auch das Griechische → Griechischbegeisterung gelangte über Erasmus nach Mitteleuropa, Thomas Morus brachte sie nach England: Griechisch: fixer Bestandteil europäischer Gelehrtenbildung außerdem: Johannes Reuchlin: entwickelt das von Erasmus geförderte Hebräisch → man beginnt sich mit der Authentizität von Bibelausgaben zu beschäftigen aber: Einfluss der Mythologie auf christliche Welt darf nicht unterschätzt werden Bildungswesen: brieflicher Austausch von Gelehrten spielt eine Rolle, auch deren Reisetätigkeit Intellektuelle sahen sich als Bürger einer gemeinsamen Gelehrtenrepublik und bildeten zusammen academia (Gelehrtenzirkel) Humanismus und Renaissance sind nicht nur Wörter, die für Kunst und Literatur stehen, sondern auch für Philosophie, Politik etc. → Erneuerung der Wissenschaften → daraus geht u.a. historische Forschung hervor ein Beispiel dafür: Lorenzo Valla: aufgrund von vergleichenden Quellenstudien entlarvte er die konstantinische Schenkung als Fälschung Konstantin soll Papst Provinzen übertragen haben historisch-philologische Methode Kriterien der modernen historischen Quellenkritik wurde auf Urkunden angewandt Jean Mabillon: entwickelte Diplomatik (Urkundenwissenschaft) Humanismus: Entdeckung der Nationalsprache volkssprachliche Literatur: Ariost außerhalb Italiens: Zeitalter der großen Konzile (Konstanz, Basel) bedeutendster Humanist: Erasmus von Rotterdam (1466-1536) unter seinem Namen wird alles subsummiert, was humanistische Forschung und Bildungsanliegen ausmacht Erasmus: auch theolog. → Humanismus gewinnt auch an Spiritualität dt. Humanisten: herausragend: Konrad Celtis (Herausgeber der „Germania“ des Tacitus), Ulrich von Hutten deutscher Humanismus erfasste nur dünne geistige Oberschicht. Zug zum PädagogischDidaktischen einer der Führenden: Philipp Melanchton (graecisierte seinen Namen: Philipp Schwarzerd) Philipp Melanchton sieht sich dazu berufen, das Unterrichtswesen umzugestalten → geistiger Vater des heutigen humanistischen Gymnasiums Bildung wird auch zu einem machtpolitischen Instrument Maximilian I. reformiert Universität Wien, wollte aus ihr europ. Spitzenuniversität machen, griff in autonomen Teil ein, Superintendenten reformierten, Lehrplan in humanistischer Linie Zwang für Scholare, diese humanistischen Lehrveranstaltungen zu besuchen zentrale Figur: Superintendent Reinhard Perga arbeitete an Reform der Artistenfakultät nach italienischem Vorbild heute: Humanismusforschung vor allem stark soziologisch orientiert, d.h. man untersucht: Wo ist das geistige Klima für Entfaltung des Humanismus vorhanden? sowohl Macchiavelli als auch deutsche Humanisten: meistens Oberschicht, enge Verbindung zu politischen Spitzenpositionen nehmen aktiv an öffentlichem Leben Teil Zentren der deutschen Humanisten: deutsche Verwaltungszentren Willibald Pirckheimer (Nürnberg) → Plutarch, Lukian übersetzt Augsburg: Konrad Poitinger → tabula poitingeriana Sebastian Brandt: „Das Narrenschiff“ technische, naturwissenschaftliche Neuerungen Martin Behaim: Globus Peter Henlein: erste Taschenuhr Uni Wittenberg: bedeutende Rolle Unis breiten sich aus. Prag, Krakau, Wien, Ofen, Heidelberg, Köln, Erfurt, Leipzig 15. Jh.: auch Schottland, Skandinavien Reformation: geht aus von Uni Wittenberg katholische Gegenreformation: geht aus von Uni von Salamanka außerdem Gelehrtenzirkel (Akademien, Sodalitäten) außeruniversitäre Wissenschaftler: Leonardo, Kopernikus, Picard, Leibniz, Spinoza weitere Kulturzentren in dieser Zeit: Frankreich unter Franz I. Burgund, neben den kulturellen Beziehungen auch ökonomische und soziale Parallelen Italien-Holland Wetteifern der Städte → Venedig wetteifert mit Brügge-Antwerpen stark urbanisiert künstlerisches Potenzial hängt eventuell von Anzahl der Kunsthandwerker in der Stadt ab 3.10.2003 tabula poitingeriana: römische Straßenkarte aus dem 2.Jh. über Topographie des röm. Reiches itinerari itinerarium antonini und tabula poitingeriana: die wichtigsten Straßenverzeichnisse, die wir heute haben Kopie der röm. Straßenkarte entdeckte Konrad Celtis, er vermachte sie Konrad Poitinger 1737 wurde diese 7m. lange Pergamentrolle von der Wiener Hofbibliothek (heute Nationalbibliothek) erworben Das Zeitalter Karls V. und die Struktur des heiligen römischen Reiches Karl V.: er konnte bei seinem Amtsantritt nicht deutsch. Seine Herkunftssprache war flämisch. Er spricht französisch, muss aber das Deutsche und Spanische erst lernen geb. 1500 (Feb.) → steht an Zeitenwende Vater: Herzog Philipp der Schöne von Burgund Mutter: Juana von Kastilien (Tochter von Ferdinand von Aragon) nach Karl V. benennt man ein ganzes Zeitalter es bündeln sich Ereignisse und Phänomene in dieser Zeit, die die Welt veränderten Expansion, Reformation, Aufstieg von moderner Staatlichkeit, wissenschaftliche Revolution, Blüte des Humanismus Literatur: 100 Dramen etc. wo Karl V. vorkommt geschickte dynastische Verflechtungen: schafft Reich, das große Teile Europas umfasste, aber er war auch der Herrscher zweier Welten Herkunftssprache: flämisch → in Gent geboren aufgewachsen bei Margarete von Savoyen Adrian v. Ütrecht (später: Papst Hadrian VI.): → bestimmt seine religiöse Bestimmung devotio moderna Aspekte seiner Herrschaft: viele bildliche Darstellungen wegen seinem Verhältnis zu Tizian → Historiker: Welches kreative Potenzial wurde durch diese Begegnung freigesetzt? Welche Werke wurden dadurch geschaffen? Wie wollte Karl V. dargestellt werden? Karl ist König von Spanien als Carlos Primero → Hispanisierung des Königs viele äußere Zeichen der Annahme des Spanischen → nahm sich spanische Beichtväter Einkünfte aus dem neuen Indien spielen Rolle bei Annäherung 1519: Kaiserwahl Franz I. von Frankreich: Karls Rivale 1515 folgte Franz Ludwig XII nach → Expedition in Lombardei: Marignano: Sieg über Eidgenossen, die dort eingefallen waren → Eidgenossen nie mehr Expansionsbestrebungen Mailand nimmt strategische Schlüsselposition ein und bleibt das ungelöste Problem zwischen Karl und Franz seit 1519 entlädt sich Antagonismus zwischen Karl und Franz in 5 Kriegen 1530: Karl lässt sich in Bologna vom Papst zum Kaiser krönen (Karl ist 30 Jahre alt) Margarethe (Tante): „Das war das Wichtigste seiner Politik.“ → lässt Kaiserkrönung von Historiographen ausschlachten → Cornelius Agrippa beauftragt weitere zentrale Themen von Karls Politik: - Kampf gegen religionspolitische Gegensätze im Reich - Regelung deutscher Macht- und Verfassungsfragen - Regelung rein dynastischer Probleme Karl ist verheiratet mit Isabella von Portugal → dynastische Union zwischen Kastilien und Portugal → Portugal reich, Karl hatte immense Schulden bei Portugal → Kinder: Philipp II. von Spanien und Maria → die heiratete Kaiser Maximilian II. Beziehungen zu flämischer Bürgertochter (angeblich) → soll seine große Liebe gewesen sein, ist aber quellenmäßig sehr schlecht erschlossen Regensburger Bürgerin Barbara Blomberg *1527 → hat Sohn namens Don Juan d’Austria → Karl entzieht ihn brutal seiner Mutter → Schlacht bei Lepanto gegen Osmanen osmanische Expansion zeigt, dass universalistische Pläne Karls scheitern, Karl fühlt sich durch französisches Bündnis mit den Osmanen verraten (franz. König: „rex christianissimus“) Augsburger Religionsfriede: Karl zieht sich ins Kloster zurück Situation im Reich: Situation in Europa um 1520: parallel zu kirchlich-religiöser Entwicklung (oder vielleicht schon vorher) gilt Staatswerdungsprozess als folgenreichster Prozess im 16. und 17. Jh. Entwicklung der Einzelstaaten geht nicht isoliert voneinander vonstatten → meist Bedrohungen von außen ausschlaggebend Staatsentwicklung: Sonderstatus Europas komplexes Spannungsverhältnis von staatlichem Pluralismus, politisch-sozialen und ethnischen Gemeinsamkeiten in Europa leitet Fürst fast überall seine Legitimität aus der dynastischen Erblichkeit plus kirchlicher Sanktionierung her Fürst: ihm stehen fast überall in Europa Stände als Vertreter des Landes zur Seite mit Anspruch auf Teilhaben an der Regierungsgewalt und in der Verwaltung in dieser Zeit wird ein institutioneller Flächenstaat konstruiert: folgende Kriterien charakterisieren ihn: 1. zentralistische Verwaltung mit einer das gesamte Land umfassenden Behördenorganisation 2. die allmähliche Umbildung von Hofämtern zu einem Regierungsapparat 3. zunehmende Stärkung einer fiskalischen Basis, die zunehmend von der ständischen Bewilligung unabhängig ist 4. nur in Ansätzen vorhanden: Ausbildung eines stehenden Heeres Sozialdisziplinierung nötig für Heer, Kirche, Schule Wie erfolgt ständige Repräsentation? In Europa: verschiedene Formen von Ständeversammlung Dreikuriensystem: Geistlichkeit – Adel – Stadtadel Vierkuriensystem: Unterscheidung Hochadel – Tiefadel oder: Zweihäusersystem des englischen Parlaments Typologie des Ständewesens England: Parlament spielt wichtige Rolle in der nationalen Integration, in den Wahlmonarchien von Polen, Litauen und Böhmen → wichtige Rolle: Differenzierung des Adels Frankreich und Spanien: die in dieser Zeit angestrebte zentralisierte Monarchie am weitesten entwickelt → Frühabsolutismus Parlamente spielen schon Rolle als Gegenpol der Herrscher Parlements als oberste Gerichtshöfe auch in Kastilien und Aragon: sog. Cortes behaupten ihre starke Stellung Skandinavien: Monarchien sehen sich stärker dem Gegenpol von Adelsstädten und Bauerntum gegenüber Stellung der Stände im hl. röm. Reich: Ringen auf 2 unterschiedlichen Ebenen: Wahlrecht üben 7 Kurfürsten aus, die wählen röm. König → der bedurfte zum Kaisertitel der Krönung durch den Papst dieses römische Reich deutscher Nation (auch „das alte Reich“): verschiedene Beziehungen. Humanisten. hl. röm. Reich → Translationstheorie aus Verdiensten um die Kirche ist Anspruch, die Fortsetzung des imperium romanum zu sein, gerechtfertigt → wann kam Zusatz „deutscher Nation“ dazu? Begriff „römisches Reich“ entspringt Translationstheorie, ist heilsgeschichtlich, universalistisch ausgelegt Begriff des Nationalismus: Was heißt in diesem Zusammenhang „Nation“? → Herkunft? Sprache? hl. röm. Reich ist ein Wahlreich: 1356: Karl IV.: Bedingungen für die Kaiserwahl in der goldenen Bulle festgesetzt Reichsstände setzen sich zusammen aus 2 großen Gruppierungen: denen mit Reichsstandschaft (Sitz und Stimme im Reichstag) → in Kurien organisiert, bestehend aus den Kurfürsten (Mainz, Köln, Trier, Sachsen, Pfalz, Brandenburg, Böhmen) sie bilden sogenannten Kurfürstenrat (geistliche Kurfürsten: Mainz, Köln, Trier; weltliche Kurfürsten → verkörpern die Hofämter: Pfalz, Sachsen, Brandenburg, Böhmen) es geht darum, sie in einen Regierungsapparat umzufunktionieren. → sie wählen den römischen König → päpstliches Schreiben ersetzt nach Karl V. die Krönung zum Kaiser → formale Bindung in Folgezeit mehr als nur formales Problem neben Kurfürstenrat gibt es auch einen Fürstenrat: 4 weitere Erzbischöfe (u.a. der von Salzburg), 46 Bischöfen, Prälaten (hauptsächlich Äbte und Äbtissinnen), weltlichen Fürsten (Herzöge von Bayern, Österreich...), Reichsgrafen, Reichsherren daneben gibt’s Städtebank, bestehend aus 85 Reichsstädten Vorsitz innerhalb des Fürstenrates hatten alternierend: Salzburg (also geistliche und weltliche Erzherzöge von Österreich) von Reichsreformbestrebungen der Ära Maximilian blieb: Reichskammergericht (1495: Ende des Fehderechts) Einteilung des Reiches in 10 Kreise, das spielt wichtige Rolle in Sicherung des Friedens römisches Reich: Wahlrecht, aber dynastisches Phänomen blieb wesentliches Element der Politik. Nachteil des dynastischen Phänomens: das Unberechenbare am Faktor Mensch (Problem der Fertilität, der Mortalität, physische und psychische Faktoren spielen hier ganz wesentliche Rolle) → dynastische Ehen: Menschen werden zu politischem Unterpfand → aus menschlichen Unzulänglichkeiten ließen sich Kriegsvorwände ableiten → Erbfolgekriege zu diesem dynastischen Prinzip gehören auch Anfänge neuzeitlicher Diplomatie → zwischenstaatliche Beziehungen → ausgebildet in Italien: Friede von Lody → erstmals Gleichgewicht der Kräfte Rolle der Cortes, der Parlements in Frankreich Landfrieden: Fehdeverbot mit Ausrufung des ewigen Landfriedens wurde Einrichtung von Gerichtshöfen notwendig, auch Einrichtung eines ständigen Reichsgerichts: Reichskammergericht: zunächst in Speyer, dann zieht es nach Wetzlar (dort ist Goethe beim Gericht als Assessor tätig) Ebene des Landes steht als Reichslehen dem Reich unmittelbar unterworfen weltliche und geistliche Herren der Länder haben auf dem Reichstag Sitz und Stimme weltliche Territorien: Herrschaft wird vererbt Raffler: „...und in den geistlichen zwangsweise nicht.“ geistliche Territorien: durch Wahl übertragen aus Landesherrlichkeit bildet sich die sogenannte Landeshoheit heraus: monopolartige Hoheitsgewalt des Landesherren ab 1648: ius territori Ebene des Reiches: nicht nur Kaiser, sondern auch Stände Ebene des Landes: nicht nur Landesfürst, sondern auch Landstände parallel zur Reichsstandschaft besitzen auch die Landstände Sitz und Stimme im Landtag, sind also reichsunmittelbar Landstände vertreten nicht die Landbevölkerung, sondern agieren nur für sich selbst Otto Brunner: „Die Stände sind das Land!“ → wer keine Landstandschaft besitzt, hat auch keinen Anteil an der Landesherrschaft. Im Landtag sind Stände auch in Kurien organisiert: Herren und Ritter (d. h. hoher und niederer Adel); Prälaten und Geistlichkeit; Städte und Märkte; (Täler und Gerichte, also die Bauern in Tirol) Landstände: eigene Institutionen der Rechtsprechung, der Regierung und der Verwaltung des Landes Gesetzgebung, Finanzen, Handel, Verwaltung, Rechtsprechung, Bildungswesen, Landesverteidigung wurden im Zusammenspiel von Landesfürsten und Landesständen als gemeinsame Aufgaben geführt mit Absolutismus zeigt sich Tendenz zur alleinigen Willensbildung des Landesherren → wie weit wird diese Tendenz durch Reichsgesetze gestärkt? ähnliches Modell wie für Reich und Land auch für lokale Grund- und Stadtherrschaften sowie für die Kirche nächstes Mal: Zeitalter Karls V. → Übersee 6.11.2003 1492 und die Folgen 1492: Kolumbus sichtet die Insel San Salvador Martin Waldseemüller: nennt neue Welt „Amerika“ zu Ehren Amerigo Vespuccis Vespucci: Amerika als „mundus novus“ bezeichnet wesentlichstes Ziel (schon im Spätmittelalter): Zwischenhandel ausschalten (ökonomische Gründe) politische Gründe: 2 rivalisierende Königreiche: Portugal bzw. Kastilien und Aragon Reconquista durch Araber Rolle des Katholizismus Konflikt zwischen Spanien und Portugal musste vom Papst geschlichtet werden 1493: Bulle „inter ceterae“: neue Welt wird von Papst Alexander VI aufgeteilt außerdem: Streben nach Beute und Privilegien, neue Kreuzzugsidee wesentlich ist die Rolle Oberitaliens → italienische Städte bis dahin reich geworden durch Handel mit asiatischen Waren Konfliktpotential wegen Aufstieg des osmanischen Reiches seefahrerisches know-how bei Venezianern und Genuesen spielt wesentliche Rolle neue Situation wie gehen Länder wie Spanien und Portugal mit den neu eroberten Gebieten um? strukturelle Unterschiede zwischen Portugal und Spanien im Umgang mit neuen Gebieten 1510: Portugiesen erobern Goa 1511 erobern sie Malakka 1557: Errichtung des Stützpunktes Macao 1569 erobern sie Nagasaki Portugiesen errichten zwischen Ostafrika und Japan ein perfektes Seehandelssystem und sind die dominierende Macht im indischen Ozean portugiesisches Imperium ist nicht mehr als ein System handelspolitisch und strategisch geschickt gewählter Stützpunkte hierarchisch durchorganisierte Systeme gibt es nur in Ansätzen (Versuch eines Vizekönigtums in Goa) Vermarktung der Güter in Form von Kronmonopolen Spanier: brauchen nicht einmal ein Jahrhundert, um auf den karibischen Inseln Fuß zu fassen, altamerikanische Reiche zu unterwerfen und bis in den Süden des Kontinents vorzudringen. Handelsgüter, die mit den asiatischen vergleichbar gewesen wären, fand man in der neuen Welt nicht. Edelmetallschätze schnell geplündert; neuer Reichtum musste neuer Welt mühsam abgerungen werden → neues Konzept kolonialer Durchdringung nötig → anstelle des portugiesischen Konzepts der Handelsstützpunkte trat bei den Spaniern Herrschaft über Land und Menschen nur so war es möglich, die Schätze der neuen Welt zu erschließen → Indianer gezwungen, die dazu nötigen Arbeiten dazu zu verrichten eine Handvoll Spanier setzte sich mit Feuerwaffen, Bluthunden und Krankheiten gegen ganze Reiche durch machten sich innere Rivalitäten zunutze, verbünden sich mit Unterdrückten Spezialisten über indianische Hochkulturen: Prof. Pieper (jetzt im Ausland), Prof. Aigner der Phase der Eroberung folgte eine Phase der „kolonialen Durchdringung“ Spanier beuteten Boden und Menschen aus, mit vielfältigen Formen des Zwangs machten sie sich die Leute dienstbar beinahe mittelalterliche feudale Verhältnisse, obwohl sich die Krone den feudalen Ansichten der Conquistadoren entgegenstellte und versuchte, zentrale Verwaltung zu errichten, aber Drang, sich persönlich zu bereichern, brachte viele Einwanderer in die neue Welt → Amerika wird im Unterschied zu Asien Siedlungskolonie Immigration als Suche nach besseren Lebenschancen, nicht immer freiwillig (schwarzafrikanische Sklaven → verrichteten die Arbeit, die die Indianer nicht zu verrichten in der Lage waren) Spitze: König unter ihm 2 Behörden für Verwaltungsangelegenheiten: - Indienrat - Casa de la Contratación nächste Ebene: Vizekönige und Gouverneure leiten Rechtssprechung, Verwaltung, Finanzund Militärwesen außerdem: Kirche und Mission Sowohl Portugiesen als auch Spanier stützten sich auf päpstliche Bullen, um Aufteilung der neuen Welt zu legitimieren. Als Gegenleistung verpflichteten sich die Mächte zur Verbreitung des christlichen Glaubens, auch zur Finanzierung von Kirche und Mission. → Verschränkung von kirchlichen und weltlichen Machtinteressen in der neuen Welt Missionierung → Indianer wird Untertan und Christ Evangelisationsstrategien richteten sich nach den örtlichen Gegebenheiten, im Bereich der asiatischen Hochkulturen war die Mission auf sich allein gestellt Bartolomé de las Casas: wortgewaltigster Fürsprecher der Indianer Bartolomé de las Casas wurde nicht als Verteidiger der Indianer geboren (erst auf Seite der Eroberer, Grundbesitz; dann Dominikaner) Schlüsselerlebnis in seinem Leben: Wendepunkt: fällt mit Auftreten eines Dominikanerpaters zusammen: Anton Montesino: hl. Abend 1511/1512: wichtige Rede → Bartolomé de las Casas war Zuhörer → verfasst Geschichte: historia de las Indias Predigt: „Gewissen der Spanier in der neuen Welt ist eine Wüste → ich bin Stimme Christi in dieser Wüste. Diese Stimme wird euch überraschen: sie sagt euch, dass ihr in Sünde lebt wegen eurer Grausamkeiten gegen diese unschuldigen Menschen, die ruhig und friedlich nur diese ihre Heimat bewohnten. Warum tötet ihr sie? Was tut ihr, damit sie Gott ehren? Sind sie nicht auch Menschen? Seid sicher dass ihr auf diese Art nicht eher Erlösung findet als die Mauren und Türken“ → alle wie von Donner gerührt → versammeln sich bei Admiral (Sohn des Kolumbus) → wollen Prediger unter Druck setzen → Dominikaner werden getadelt, Montesino erreicht, dass er vom König angehört wird → Kommission wird eingesetzt Ist nicht wie UNO-Kommission, sondern bewirkt etwas: führt zu Indianermanifest (1513) Raffler: „König agierte in Bush’scher Manier“ (wusste nicht, was in Überseeterritorien vorging) auf Initiativen der Dominikaner entstehen 1542 die leyes nuevas (neue Gesetze) → formale juristische Verbesserung Bartolomé de las Casas verfasst zahlreiche Denkschriften, schriftliche Diskussionen mit seinen Gegnern sind erhalten, er versuchte, alternative Missionsmethoden durchzusetzen Das Reich: Karl V.: Herrscher der indianischen Insuln → „Herrscher in dessen Reich die Sonne nie untergeht“ europäische Expansion erlebt unter Karl V. einen neuen Höhepunkt Hernan Cortez hat Reich der Azteken erobert 1532, 34: Gebrüder Pizarro zerstören Inkareich seit 1521 (Beginn der Eroberung und Zerstörung Indiens) führt Karl V. indianische Insuln und terrae ozeanae der indianischen Kolonien im Titel → Herrschaftsstrukturen in indianischen Kolonien unter Karl V. geprägt neue Sicht auf die Menschen weitet sich in der Renaissance aus → Flora, Fauna, Edelmetalle werden ausgetauscht Immanuel Wallerstein: „the modern world system“ Wallerstein bezeichnete den Prozess, der in Gang kam, als „Beginn des Weltsystems“ Wie regierte Karl V. sein riesiges Imperium? → Problematik „Karl V. und Amerika“ kaum aufgegriffen auffällig: Kaiser weniger handelnde, lenkende Figur, sondern Begriffe wie „Kolonialbürokratie“, „Krone“, „Mutterland“ Per Schmidt: Karl V. als Herrscher der indianischen Insuln interessant: Karl V. selbst setzte sich relativ früh mit dem Phänomen der neuen Welt auseinander Karl V. hat sich früh mit der Verwaltung der amerikanischen Länder beschäftigt. 1. Maßnahme: zentraler Verwaltungsapparat in den amerikanischen Kolonien Karl des V. Meinung zur neuen Welt: wenig Hinweise: Beginn seiner Regierungszeit: fügte zu seinem Titel hinzu: Domador (=Bezähmer) de las gentes bárbaras Lisa Jardina (Jardine?): Der Glanz der Renaissance. Ein Zeitalter wird entdeckt. (keine Pflichtlektüre) Karl V. kommt 1528/29 das erste Mal in Kontakt mit den Indianern → Cortez brachte Gruppe von Indianern an den Hof nach Spanien mit „Trachtenbuch“ des Christoph Weinitz (ethnologische Studien) Karls Einstellung zu Amerika und den Vorkommnissen in der neuen Welt: relativ spät dokumentiert: 1548: Instruktionen für seinen Sohn Philipp: Amerika einziges Gebiet, das namentlich angesprochen wird im Reich: Reichspolizeiordnung in spanischen Besitzungen: staatlich kontrolliertes kirchliches Instrument: Inquisition in Amerika: Conquistadorengesellschaft: hing, was Herrschaftstheorie betraf, mittelalterlichen Vertragstheorien an → leitete Erweiterung des Herrschaftsanspruchs ab → Prozesse gegen Erben des Kolumbus → Amerika drohte Feudalstaat zu werden, der durch seine Herrschaft über die Unterworfenen drohte, das Königtum zu unterlaufen 20. 11. 2003 devotio moderna: Niederlande → wurzelt in religiöser Frauenbewegung, in Mystik und in kartäusischer Spiritualität (Ideal: Kargheit) devotio moderna: idealisiert vita communae der Urkirche Frömmigkeit in der persönlichen Nachfolge Christi, Demut, Armut → führt zu einem Boom in der Klostergründung, aber auch unter den Laien: verinnerlichte Frömmigkeit: organisiert in „Brüder vom gemeinsamen Leben“ devotio moderna forderte die Buchkultur, volkssprachliche Literatur, Schulreform, Reform des Ordens Thomas von Kämpen: de imitatione Christi Jan Hus: 1415 ermordet → Hussiten → stark vom englischen Theologen John Wycliff beeinflusst Einfluss der Hussiten nicht gering → politisch wichtige Rolle; zeigten Missstände in der Kirche auf unter den Hussiten bleibt die Frage, ob Hus auf dem Konzil von Konstanz zurecht verurteilt wurde Hussiten stark in Böhmen Zeit sehr stark von Konflikten geprägt (nicht nur konfessionelle, sondern auch politische und soziale) hierarchisch-geburtsständisch gegliedertes Modell im heiligen römischen Reich → viel politischer und sozialer Zündstoff Außerdem: Bildungsanspruch der Massen, neue Medien durch Buchdruck Zeitalter: Zeitalter der Reformation Reformation bewirkt auch eine Umgestaltung des politischen und sozialen Systems 1439: eine Schrift namens reformatio sigis mundi → Reformschrift fordert radikale Reformen: z.B. Säkularisierung der geistlichen Fürstentümer, Abschaffung der Leibeigenheit, gleiches Einkommen für alle Berufe Luther: theologische Erkenntnisse, die er gewann, korrespondierten mit seinem Leben ein einzelner bewegt Papst und Kaiser (sensationell!) 1983: 500ster Geburtstag Luthers 10.11.1483 in Eisleben geboren (Sachsen) frühe Jahre in Monsberg, Vater im Bergbau Schulzeit in Magdeburg und Eisenach 1501-1505: Studium in Erfurt Eintritt ins Kloster der Augustinereremiten in Erfurt 1507: Priesterweihe 1508: Versetzung nach Wittenberg, theologisches Studium seit 1517: Luther größerer Öffentlichkeit bekannt → von dann an bewegt er was Missstände in der Kirche und das Unbehagen darüber sind die Ursachen → an moralisch labilem Geistlichen und an den fiskalischen Saugnäpfen ausgelassen → Zweifel an der Autorität des Papstes und mangelndes Verständnis für die heilige Schrift Luther: ad fontes → Urtext der Bibel Rolle der Humanisten: Ringen um den Sinn der heiligen Schrift: Luther hätte ohne die Humanisten keine griechische Bibel vor sich gehabt Philipp Melanchton studiert bei Luther Theologie und verbessert Luthers Griechisch Bibel gilt als ausschließliche Heilsquelle des Christentums das Evangelium Neues Testament: die frohe Botschaft Anhänger dieser Botschaft: Evangelische Protestanten: Name kommt von Protestaktion der evangelischen Stände auf dem Reichstag zu Speia 1529 als Lehre des Protestantismus gelten die zentralen Aussagen der Reformatoren: zentral: der Mensch ist ein Sünder, seine Rechtfertigung geschieht allein durch den Glauben → Mitwirkung des Menschen an seinem Heil wird abgelehnt → Calvinismus: Prädestinationslehre abgelehnt: Vermittlungsinstanz zwischen Mensch und Gott (z.B. Maria und die Heiligen) Max Weber: „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ 1. Streit um Luther: Ablassstreit Ablassstreit steht im Zusammenhang mit dem Bußsakrament: Reue, Beichte, Absolution, Satisfaktion für die Absolution wird dem Sünder eine Strafe auferlegt, die er entweder im Fegefeuer abbüßen kann oder schon auf der Erde Ablasshandel war eine wesentliche Einnahmequelle sowohl für die Kurie als auch für die Landesfürsten Landesfürsten ließen in Italien gezielt Reliquien kaufen → die konnte man gegen Gebühr ansehen und wurde erlöst mit dem heiligen Jahr 1500 war das Ablassgeschäft explodiert, um die Feierlichkeiten zu finanzieren früher: Teilnahme an Kreuzzug, Fahrt nach Jerusalem dann: Ersatzgelder für die Reisen Ablasskommissar Tetzel zog durchs Land, Rom hatte bei den Fuggern einen Kredit aufgenommen → gewährte Ablasslizenzen für 10 (?) Jahre → Raphael baute den Petersdom Luther kritisierte das Vorgehen der Ablasshändler, das Spiel mit der Angst, aber auch die Dummheit derer, die es glaubten die öffentliche Meinung begrüßte die Thesen zunächst → Leute waren sich der Folgen nicht bewusst Thesenanschlag: wird seit 1960ern heftig angezweifelt dürfte ein tolles Schneeballsystem durch Verteilung von Flugblättern gewesen sein → Luther wurde mit seinen Thesen zum politischen Problem Folgen: Luther nicht sofort verhaftet, weil entsprechende Stellen beschäftigt waren Papst beschäftigt Kaiserwahlen blockierten die Mächte ab 1521: Luther war im Kirchenbann Luthers Leben fällt in die Regierungszeit - Friedrichs III. - Maximilians I. (reformatorische Tätigkeit beginnt) - Karls V. (für die Reformation am bedeutendsten) 1. Kirchenbann 2. Karl V.: verhängt daraufhin Reichsbann Kirchenbann: Verweigerung der Sakramente und Exkommunizierung Religion war damals wahnsinnig wichtig Kirchenbann: man darf nicht mehr (nicht: man will nicht mehr) Religion war der gemeinschaftsaufbauende Faktor schlechthin → also wurde Luther aus der Gesellschaft ausgeschlossen Reichsacht: Luther vogelfrei → Kurfürst von Sachsen holt Luther auf seine Wartburg (religiöse Aktivitäten vermischen sich mit politischen) → Luther nennt sich „Junker Jörg“ Luthers Schaffen führt zu einer scharfen publizistischen Abrechnung eine Hauptschrift: 1520: „An christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung“ → Luther wendet sich an die weltliche Obrigkeit: sie soll die Missstände in der Kirche abschaffen → Stärkung der Territorialherren 2. Schrift: „de captivitate babyloniae“ → greift die katholische Sakramentslehre an und lässt von den Sakramenten nur noch Taufe und Abendmahl gelten 3. Schrift: „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ dialektische Formel von der gleichzeitigen Freiheit und Knechtschaft des Christenmenschen → Luther entwickelte darin die Grundzüge seiner Ethik laut Luther war es Melanchton, der ihn während des Wartburgaufenthalts zur Bibelübersetzung „zwang“ Luther war auf der Wartburg nicht isoliert (ohne Bibliotheken und Hilfsmittel und Hilfe anderer Gelehrter (z.B. aus Erfurt) und ohne Hilfswerke geht das Bibelübersetzen nicht) Luther war zweisprachig, verwendete bei Vorlesungen auf den Unis noch Latein, aber hatte größere Reichweite durch Deutsch theologische Deutungen, Sendebewusstsein, Übersetzungs- und schriftstellerische Tätigkeit: Luther prägte die deutsche Literatur in den nächsten Jahrhunderten Luther schuf auch einige Wörter → Luther gilt als Beginn des Neuhochdeutschen während der Zeit, als sich Luther auf der Wartburg befand, begannen Spaltungstendenzen → Aufgeben von Mönchsgelübden → Luther heiratet Kommunion, Rolle der Heiligenbilder unter Anhängern Luthers bildet sich eine Gegnerschaft: Thomas Münzer: weniger von theologischen als von sozialreformatorischen Reformationsüberlegungen geprägt Forschung der DDR: Münzer wird aus dem Schatten von Luther herausgehoben Bauernkriege zu dieser Zeit waren nicht die einzige sozialrevolutionäre Bewegung damals: Schwärmerbewegung, Wiedertäuferbewegung (letztere propagiert die Erwachsenentaufe, ihr Ziel ist ein humanistischer Gottesstaat) Münzer gibt die Plünderung der Kirchen und Klöster frei, schließt sich den rebellierenden Bauern an Thomas Münzer: der Erste, der die Idee des Bundes entwickelte „ein Volk der Auserwählten als Träger von Gottes Souveränität auf Erden“ Gegner Luthers: Thomas Münzer, Erasmus, Karlstadt (Theologe) es kommt zwischen Luther und fast allen zunächst-Sympathisanten zum Bruch zentral: Abendmahlsstreit: Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi Kontroverse: hic est corpus Christi oder hic significat corpus Christi? Marburger Religionsgespräche: wegen unterschiedlicher Thesen gab es Bruch zwischen Luther und Zwingli Nach Luthers Tod verstärkten sich die innerprotestantischen Auseinandersetzungen (z.B. Anhänger Luthers gegen Calvin) → Verketzerungen → Spaltung der Reformatorischen Wenn sich der Priester dem Hochaltar zuwendet, kehrt er dem Sakramentshäuschen den Rücken Folge: Sakramentshäuschen vom Konzil abgeschafft Ulrich Zwingli: Reformator der Schweiz Zwingli war kein Theologe: kam aus dem Umfeld der Universität → war Feldprediger auch bei ihm kam es zur Verschmelzung von politischem und theologischem Erneuerungswillen eigene Züge bei Zwingli: Prädestinationslehre Erwählte Menschen sind zur Seligkeit bestimmt, andere zur Verdammnis → wie man dem entgegenwirken kann: → protestantische Ethik Zürich, Bern, Basel, St. Gallen, Konstanz und Straßburg eigene Feste, die sich mit der Wiederkehr des Thesenanschlags beschäftigen 18. Jahrhundert: Pietismus (Spena, Franke, Zinzendorf) Wenn wir Luther als Vorkämpfer von Freiheit (Geistesfreiheit) und Vernunft sehen, einer Persönlichkeit, durch die wir vom Aberglauben des Mittelalters abgewendet wurden, wissen wir, dass er auf die Aufklärer Einfluss hatte Lutherbild in der Literatur: mit der Aufklärung kommt es zur Umdeutung der Reformation Aufklärer: Luther blieb ein zentrales Thema Bauernkriege: erfasste den Großteil von Süddeutschland, Salzburg, Tirol, Franken, Sachsen, Thüringen, auch die Obersteiermark war betroffen (Obersteiermark: Bergbauern) Ursache der Missstimmungen der Bauern: Verschlechterungen der Lebensbedingungen in den Bauernkriegen eskalierten soziale, wirtschaftliche, rechtliche und religiöse Probleme der damaligen Zeit bereits im 15. Jahrhundert: viele lokale Aufstände traditionelle Argumentation der Bauern: „Altes Recht“ mit der Reformation wurde Argumentation um ein Argument reicher eine recht wenig koordinierte Bewegung schaffte es doch, ein gemeinsames Manifest zu errichten: 12 Artikel der Bauernschaft → fast in jedem Satz wurde Bezug genommen auf Stellen im neuen Testament 2 Schwaben (Lotzer (?) und Schopener) arbeiteten sie 1525 aus Luther sieht sich gezwungen, darauf zu reagieren: „Meine Schrift »von der Freiheit eines Christenmenschen« wird missbraucht → neue Schrift: „Wider die mörderischen Rotten der Bauern“ Protestantismus konsolidierte sich: Melanchton bringt Luthers Lehre in ein System: confessio augustana seit dem Reichstag von Augsburg 1530 (confessio wurde abgelehnt): Kirchenspaltung vollzogen → aber ein Teil der Stände hatte sich bereits auf die Seite der Protestanten geschlagen Karl V.: sah sich gezwungen, einen befristeten Religionsfrieden zu gewähren (Druck der Türken) Stände schlossen mit Kaiser gegenseitige Rechts- und Friedensgarantie für den gegenwärtigen Besitzstand als Reaktion auf 1530: politisch-militärisches Schutzbündnis evangelischer Fürsten und Städte: Schmalkidischer Bund Schmalkidischer Bund: mutierte durch die Unterstützung von Frankreich und (interessanterweise dem katholischen) Bayern zu einem antihabsburgischen Oppositionsbündnis was 1530 noch abgelehnt wurde: 1555: Reichstagsabschied: Augsburger Religionsfriede, Augsburgische Konfession ist gleichberechtigt neben der katholischen anerkannt und die Religionsfreiheit für die Reichsstände festgelegt cuius regio eius religio → ius reformandi → inklusive freier Abzug der Andersgläubigen (ius immigrandi) Zwingli und Calvin: reformierte Kirche helvetischen Bekenntnis → ihre Anerkennung im Reich: erst 100 Jahre später durch den Westfälischen Frieden Reformation außerhalb des Reiches: Gallicanismus in Frankreich Calvinismus in Ungarn, Frankreich, Siebenbürgen etc. und England 27. 11. 2003 letztes Mal: Reformation im Reich heute: Reformation außerhalb des Reiches Niederlande und Schweiz gehören formal zum heiligen römischen Reich, aber sie machen eine Sonderentwicklung durch. Frankreich: Gallicanismus: nationalkirchliche Strömung mit dem Ziel der Sicherung der so genannten Gallicanischen Freiheiten → die besagen: Bischöfe bekommen mehr Rechte gegenüber dem Papst, der Staat soll sich allmählich vom Einfluss der Kirche befreien Sanktionen von Bourges 1438: haben Wiedereinführung der Bischof- und Abtwahl gefordert (direkte Ernennung durch den Papst soll unterbunden werden) Frankreich schloss sich dem schmalkalischen Bund an: Interessen rein politisch → keine reformatorischen Interessen, im Gegenteil, man ging im eigenen Land streng gegen Protestanten vor unter den intellektuellen „Missionaren“: Jean Cauvin (Johannes Calvin) → nur von Genf aus Glaubensprogramm von Calvin: in der sogenannten institutio religionis christianae grundgelegt eine wichtige Rolle spielt in diesen Vorstellungen die Gemeinde als Grundlage des religiösen Lebens Der Pfarrer bildet mit den Gemeindeältesten ein Konsistorium oder Presbyterium (quasi Ältestenrat), dieser überwacht die Einhaltung der Lehre, aber auch der Sitten bei Calvinismus stark: Verachtung jeder Art von Volksbelustigung, ausgeprägter Konsumverzicht, Verbot von Frisuren- und Kleiderluxus, Verachtung des Wirtshausbesuchs → puritanische Lebensführung → prägen die sogenannte Sozialdisziplinierung Begriff der Sozialdisziplinierung: Gerhard Östreich: Man schafft Regulative für Invalide, Waise, abgedankte Soldaten, Arbeitslose durch Errichtung von Zucht- und Arbeitshäusern diese im Zusammenhang mit dem Calvinismus angesprochenen strengen Kirchenregeln sollen auch auf den weltlichen Bereich übertragen werden geschichtliche Grundbegriffe: „Beruf“: protestantisches Arbeitsethos der Calvinismus breitete sich in der Mitte des 16. Jh. stark in Europa aus: Ungarn, Frankreich, Siebenbürgen, Niederlande dem Calvinismus kam zugute, dass er sich in Schichten und Ländern (vor allem in Schichten) ausbreitete, die gerade in führende Positionen der Weltpolitik vordrangen Genf: John Knox (Calvinist) Genf: Zentrum d. Lehre durch die Holländer wurde der Calvinismus in den Kolonien verbreitet Max Weber: „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ Prädestinationslehre → Ungewissheit, ob man auserwählt ist, führt zu Streben nach Erfolg Erfolg ist Zeichen von Gottes Wohlgefallen Calvinismus zeigt ein mit keiner anderen Religion vergleichbares Arbeitsethos in Frankreich schlagen sich Teile des Hochadels auf die Seite der Protestanten → der Kampf führt zu den Hugenottenkriegen → Höhepunkt: Bartholomäusnacht Anlässlich der Hochzeit von Heinrich mit Margarete: Margaretes Mutter (eine Medici) lässt den protestantischen Adel niedermetzeln „Hugenotten“ leitet sich von „Eidgenossen“ ab Film „Die Bartholomäusnacht“: Frankreich ist zerrissen, Protestanten gegen Katholiken Margarete soll Heinrich heiraten → Staatsräson → Katharina (Margaretes Mutter) dagegen, weil sie eine Katholikin war → Ziel der Ehe: Frieden Gerda d’Oublien: Frankreichs Weg zur Einheit Tod Heinrichs II. bei einem Tournier in Paris → Nachfolger waren minderjährig, Heinrich VIII. wird König (war zwar volljährig, aber ein Schwächling) → Katharina von Medici wird die wichtigste Figur Generalstände werden einberufen Katharina von Medici hielt diese Form der Legitimierung für notwendig aber die Nation war schon durch den Glaubenskonflikt gespalten 1562-1598: acht große Religionskriege das Ausmaß der Militäroperationen sind beschränkt, ihre Konsequenzen führen aber zu Chaos. diese Phase der religiösen Intoleranz verschärfte andere schwelende Konflikte 3000 Valdenser („Ketzer“) Mitte 16. Jh. ermordet → spitzt sich zu bis in den 80ern die sogenannte Hexenjagd in Frankreich einen Höhepunkt findet das prägnanteste Beispiel für das Ausbrechen religiöser Intoleranz war die Bartholomäusnacht (August 1572) Resultat der Bartholomäusnacht: 100.000 Hugenotten in den Provinzstädten ermordet → solche Gewalttaten verstärkten aber nur den protestantischen Widerstand es gelang nicht, den Widerstand der Hugenotten zu brechen, aber bis in die 90er auch nicht, religiöse Toleranz einzuführen → für Guisen war religiöse Toleranz unannehmbar der relativ schwache Heinrich III. ermordete den Chef der Guisen Heinrich III.: „Erst jetzt bin ich König.“ → schon bald ermordet → Heinrich von Navarra (Führer der Protestanten) wird König, weil Heinrich III. kinderlos war Gewalt und politisches Kalkül verbunden Paris musste gewonnen werden Heinrich tritt zum Katholizismus über („Paris ist eine Messe wert“) → gesellschaftliche Harmonie musste hergestellt werden, das war Heinrich wichtiger als die Errichtung eines katholischen konfessionellen Staates → Toleranz wurde der Vorzug gegeben Friede von Vervins: Heinrich schloss ihn mit Philipp von Spanien ab Spanien versuchte, die innenpolitische Schwäche Frankreichs auszunützen Edikt von Nantes: 1598 Edikt von Nantes: Heinrich IV setzte den Religionkriegen ein Ende Vorstufen: sogenannte „Religionsgespräche“ führen zu „Sicherheitsplätzen“ für die Hugenotten → Städte wie Nimes und La Rochelle → dort war auch die Abhaltung protestantischer Gottesdienste erlaubt Edikt von Nantes: Text war zwischen Heinrich IV. und den Hugenotten ausgemacht, wurde bei der Verabschiedung im Parlament aber umgeändert inkludierte Formel vom ewigen Frieden (steht in allen Friedensverträgen bis zum Frieden von Saint Germain) → die katholische Religion soll überall ausgeübt werden können → protestantische Religiöse dürfen überall leben → protestantische Edelleute dürfen im Hauptwohnsitz ihre Religion ausüben. Auch im Nebenwohnsitz, aber nur, wenn sie anwesend sind der Wirkungskreis wird auf die Vorstädte beschränkt Protestantismus verboten: am Hof, im Gefolge, in Paris und im Umkreis von 5 Meilen von Paris England: persönliches Eingreifen Heinrichs VIII. in die päpstliche Politik er hat die antipäpstliche Entwicklung vorgegeben → seine Ehe mit Katharina von Aragon wurde von englischem Kirchengericht annulliert 1534: Sukzessionsakte vom Parlament beschlossen → regelten das Nachfolgerecht: als Thronerben kamen nur Abkömmlinge der Ehe mit Anne Boleyn in Frage Act of Supremacy: König von England: „Supreme head of the church of England“ → der Kirche in Rom musste abgeschworen werden einer der führenden Humanisten in der Zeit: Thomas Morus (Kanzler des Königs) → Opfer dieser Forderung Liturgie wurde anglisiert: Book of common prayer sowohl Karl V. als auch Franz wähnten sich in der Hoffnung, in England einen Bundesgenossen zu finden → gesamteuropäischer Konfliktstoff Karl und Franz überlegen eine gewaltsame Intervention Luther war gegen den Ablasshandel, die Kirchen der jeweiligen Länder hatten jährliche Zahlungen abzuliefern → der Abfall Englands von Rom hatte unglaubliche wirtschaftliche Konsequenzen für Rom eine Gruppe von englischen Protestanten (calvinistisch geprägt): Puritaner → lehnten jede weltliche Zerstreuung ab → Schließung von Theatern und Wettbüros gefordert treten ein für die absolute Heiligung des Sonntags Puritaner von der englischen Staatskirche verfolgt → flohen nach Amerika („Pilgrim Fathers“) → landeten mit der Mayflower in Massachusetts Mitte des 18. Jahrhunderts ging von England eine weitere Strömung aus: Methodismus → starker Einfluss auf die USA → Quakers Wie reagiert man im Reich, wie reagiert Rom auf die Reformation? → Gegenreformation oder „katholische Reform“ Begriff der Gegenreformation war ein von protestantischen Geschichtsschreibern im 18. Jh geprägter Begriff für die Reaktion der Katholiken auf die Reformation im Gegensatz dazu ist der Begriff der katholischen Reform der Begriff für die innerkatholische Erneuerung → gegen den sittlichen Niedergang, gegen die finanzielle Ausnutzung der Frömmigkeit Begriff der Gegenreformation wurde von den Katholiken abgelehnt, da der Begriff von den Katholiken mit Gewaltanwendung assoziiert wurde Gegenreformation ist auch der Begriff für die Summe aller neuen Methoden des katholischen „Gegenangriffes“, um katholisches Terrain zurückzuerobern von Ranke verwendet „Gegenreformation“ als eine Epochenbezeichnung eine wichtige Rolle beim Versuch der Wiederherstellung einer geeinten Christenheit spielte das Konzil von Trient (1545-1563) Tagesordnung des Konzils: befasste sich zu Lebzeiten des Papstes Paul IV. nur mit Dogmen: Die Kirche hatte ihre Hauptprobleme in der Analyse von Erbsünde, Fegefeuer etc. die Glaubensspaltung war kein Thema Mit dem Konzil von Trient wurde die Vulgata als einzige wahre Bibelübersetzung (in Latein) anerkannt Paul IV starb 1559 → Wiedereröffnung des Konzils Pius IV. wird Papst → er sah es als Anliegen, die Konzilsarbeit in Richtung kirchlicher Erneuerung zu treiben mit Spanien und Frankreich wurde verhandelt Trient lag im Reich, aber die Mehrheit beim Konzil waren Italiener auf dem Konzil von Konstanz gab es noch die Abstimmung nach nationes → jetzt: nach Köpfen die Hoffnung auf die Wiederherstellung der Glaubenseinheit durch das Konzil hatte Karl V. schon begraben 35 Reformdekrete wurden beschlossen über die innere Reform der katholischen Kirche (unter anderem über die Priesterausbildung) beschlossen: Einrichtung des Priesterseminars, Neuordnung d. ....(?), Verbot des Gutenkaufs (Güterkaufs? Entenkaufs? Enterkaufs?) es war eine reformatio in capite et membris das einzige Land, das noch unbestritten katholisch war, war Spanien (bis auf ein paar Mauren) Außerdem wichtige Rolle in der Gegenreformation: Orden der Jesuiten Ignatius von Loyola stammte aus einer baskischen Adelsfamilie Fest des heiligen Martin: Biographie der beiden: viele Parallelen Ignatius war Soldat, wurde verwundet → seine Genesung wurde der Grundstein für seinen Glauben Grundzüge seiner Exerzitien entworfen er studierte in Spanien, die spanische Inquisition sah in seinen Schriften ketzerisches → Flucht nach Paris → 1534: Verbindung mit Gefährten, Priesterweihe in Venedig 1540: Paul IV. genehmigte die Gründung des Ordens der societas Jesu (SJ) dem Orden ging es vor allem darum, den Glauben durch Mission, Erziehung und schriftstellerische Aktivität auszubreiten und zu festigen militärische Organisation waren seit 1542 in Deutschland tätig um 1600 in allen katholischen Ländern Europas sowie in Afrika, Asien und in Südamerika missionarisch tätig → indianische Missionsterritorien → isolierte Wirtschaftsgebiete in spanisch dominierten Gebieten Südamerikas beteiligt beteiligten sich an Ausbeutung der Bodenschätze unter Missbrauch der Einheimischen Paraguay, Equador, Venezuela Heidenmission war geknüpft an Wirtschaftsdenken, Unternehmen wurden gegründet in Europa hatten die Jesuiten vor allem die Volksmission und den Ausbau der höheren Bildung zum Ziel → Uni von Innsbruck, Würzburg, Prag die Jesuiten waren die Träger des Bildungsmonopols bis etwa 1770 als Prediger, Beichtväter, ...(?) bis Position des Landesfürsten 1772: Joseph II. löst den Jesuitenorden auf Phase von der Heilsgeschichte zu der von Menschen gemachten Geschichte Weltanschauliche Tendenzen im Hinblick aufs Zeitbewusstsein in der Phase in Schwebe die Einteilung der Weltgeschichte erfolgte nach einem Grundschema der sogenannten 4 Weltmonarchien letztes ist das römische Imperium → weitergeführt vom heiligen römischen Reich deutscher Nation solche Schemata werden in dieser Zeit in Frage gestellt Geschichtstheologie wird entwickelt, die Einbettung der weltlichen Geschichte in die Heilsgeschichte wird ausgespart → nicht mehr Bild der Zyklen die Erfindung der Jahrhundertzählung verdeckt das Bild der Zyklen Buch von Matthias Flacchius Illyricus: aus diesem Buch, der ersten protestantischen Kirchengeschichte, leitet sich die Jahrhundertzählung ab: „Magdeburger Zenturien“ → immer gleiche Fragestellung für je 1 Jahrhundert die katholische Kirche reagierte: Acta Sanctorum → Sammlung der Quellen zu allen katholischen Heiligen und Märtyrern → sowohl Flacchius als auch die Herausgeber der Acta Sanctorum haben bereits historisch gearbeitet 4. Dezember 2003 Nikolaus: Nothelfer der Gefangenen, Verurteilten, Gewerbetreiber, Bäcker, Kinder, Apotheker, Seefahrer eigentlich byzantinischer Heiliger, auch im Westen verehrt Rettung der verarmten Jungfrauen (schenkt ihnen goldene Kugeln), außerdem kinderfreundlich Kirche und Konfession wirken sich auf die Zeitrechnung aus: Papst Gregor XIII. beauftragt eine Kommission mit der Reform des Kalenders → bis dahin: julianischer Kalender: Caesar: 365,25 Tage/Jahr → in Wahrheit ist ein Jahr um 11 Minuten und 14 Sekunden kürzer → zu Gregors Zeiten 10 Tage Differenz → Nachtgleichen im julianischen Kalender stellten sich immer früher ein: von 21. auf 11. März → dadurch geriet die seit dem Konzil von Nicaea gültige Osterrechnung in Unordnung → Kirchenjahr war in Unordnung geraten Kalenderreform: nach gescheiterten Versuchen: 1582: Bulle: Gregor XIII. verkündet das Ergebnis der Reformarbeiten seiner Kommission: 1582: Sprung vom 4. auf den 15. Oktober 5 –– 15 Oktober stylus novus alle 4 Jahrhunderte ein Schaltjahr ausgelassen → trifft Europa, das von konfessionellen Konfliken geprägt ist → Protestanten bezweifeln das Recht des Papstes, eine Kalenderreform durchzuführen → nur katholische Länder und katholische Fürstentümer im heiligen römischen Reich übernehmen Kalender schweizer Kanton Graubünden: 1812 Großbritannien, Schweden: Mitte des 18. Jh. neuer Kalender übernommen → Parallelität zweier Kalender → Parallelität stylus novus und stylus antiquus Albanien übernimmt den Kalender 1913 Bulgarien: 1916 Russland: 1918 (nach der Revolution) Griechenland: 1923 Rumänien: 1924 Türkei: 1926 erst unter Peter dem Großen ging Russland zum julianischen Kalender über Japan übernahm 1873 den gregorianischen Kalender China 1912 Kalendersystem hatte früher enge Verbindung mit der Religion Revolutionen bemächtigten sich der Zeitrechnung → französische Revolution: eigener Kalender als Symbol der antiklerikalen Tendenz bald nach Erstürmung der Bastille: 1792: „Jahr der Gleichheit“ → Anfang der Zeitrechnung → dieses System überdauerte kaum die Jahrhundertwende auch der Faschismus versuchte, Ähnliches durchzusetzen Italien: 1922: Marsch auf Rom → Jahr 1 (anno primo) Nationalsozialismus: ähnliches Modell → nur auf Stabsebene gehandelt, nicht durchgesetzt Der 30-jährige Krieg Deutschland 1555: Karl V. zieht sich in ein Haus nahe des Klosters San Jerónimo zurück, nachdem seine Versuche gescheitert sind, Verdun, Metz und Toul zurückzuerobern → Universalreichspläne gescheitert → Nachfolger: Ferdinand (regiert seit 1521 in den Erblanden) Ferdinand versucht ausgehend vom Reichstag einen dauerhaften Frieden für das Reich herzustellen Friede bleibt aber auf die Stände lutherischer und katholischer Religion beschränkt → gilt nicht für Calvinisten Auswanderungsgesetz, cuius regio eius religio Ausnahme: Reichsstädte Declaratio Ferdinandaea: in geistlichen Territorien wird die Glaubensfreiheit zugesichert → Ziel: Frieden im Reich → Reichsexekutionsordnung: die Reichskreise erhalten den Auftrag, den Frieden zu erhalten: Gerichtsurteile, Aufstellung eines Heeres: Verantwortung der Reichskreise Maximilian II. behält Österreich unterhalb der Enns und Ungarn Ferdinand und Karl: Tirol, Kärnten, Krain, Steiermark man sagte Maximilian eine besondere Nähe zum Protestantismus nach im Reich spitzt sich in den nächsten 50 Jahren der Streit um die Auslegung des Religionsfriedens zu, durch den Austritt der Protestanten wird die Reichsgerichtsbarkeit lahmgelegt, die Unversöhnlichkeit der Stände führt zur Gründung der protestantischen Union: Protestanten aus Böhmen, Österreich (entlang und unter der Enns) und Frankreich geistliche Landesherren: „Liga“ → die meisten katholischen Landesherren treten bei → Liga sucht Verbindungen zu Spanien → Polarisierung im Reich, Destabilisierung → schafft Platz für die Ereignisse des 17. Jahrhunderts 17. Jh.: „black box“ zwischen dem Jahrhundert der Reformation und dem Jahrhundert der Aufklärung Seuchen: Hungersnöte → Kannibalismus nimmt man das 17. Jahrhundert als Einheit, dann ist es der Umbruch von der Reformation zur Aufklärung Wie kaum ein Ereignis des 17. Jahrhunderts eignet sich der 30jährige Krieg für Fragen der Kriegsführung, des Kriegsalltags, der Staatsbildung, der Schwierigkeiten des Friedensschlusses, des Einsatzes propagandistischer Mittel, der Rolle großer Persönlichkeiten Interpretation vom Verlauf des Krieges: Betonung des europäischen Ausmaßes des Konflikts → Angesichts der Spannungen zwischen Frankreich und Habsburg: zeitlicher Rahmen des 30jährigen Krieges musste ausgedehnt werden auf von 1609-1650 Informationen über den 30jährigen Krieg: literarische Quellen: Hans-Jakob Christoph von Grimmelshausen: Erfahrungen eines Soldaten- und Wanderlebens zu einem Roman verarbeitet: „Der abenteuerliche Simplicissimus“ das Leben dieses Simplicissimus siedelt Himmelshausen mitten im 30jährigen Krieg an Friedrich Schiller: operiert von beiden Seiten als Historiker: Uni Jera: geschichtswissenschaftliche Abhandlung: „Geschichte des 30jährigen Krieges“ → vom Prager Fenstersturz zum westfälischen Frieden → zeigt die Glaubensvorstellungen und die politischen Wechselbeziehungen auf → verschiebt aber dann den Fokus zur zentralen Persönlichkeit → umgesetzt in der Wallenstein-Trilogie Wallenstein hatte zunächst Theologie studiert, wurde während des Studiums als notorischer Raufbold bekannt → wurde von Uni rausgeschmissen Kavallierstour durch Europa von dem böhmischen Brüdern hin zum Katholizismus konvertiert (Berechnung → konnte dadurch in kaiserliche Dienste treten) er heiratete nicht unvorteilhaft in die Familie Parrach (?) wegen seiner Güter in Friedland wurde er in den Reichsfürstenstand erhoben → er schaffte es immer wieder, dem Kaiser aus dessen Finanznöten zu helfen; schaffte es immer wieder, ein Heer aus dem Boden zu stampfen Ursachen und Anlässe des 30jährigen Krieges: wir kommen nicht um die Krise in Böhmen umhin: Kaiser Rudolf hat aus mehreren Möglichkeiten Prag zu seiner Residenz erkoren → von ihm wurde es zu einem Kunst- und Kulturzentrum entwickelt während des Bruderzwistes im Hause Habsburg (Rudolf, Ferdinand, Matthias) 1609: Rudolf wurde von den böhmischen Ständen zu Zugeständnissen gezwungen → böhmischer Majestätsbrief: Zugeständnisse an die Protestanten, Toleranz und Freiheit intendiert → ging darüber hinaus: allgemeine Gewissensfreiheit; Recht, Kirchen und Schulen zu bauen als Rudolf 1612 starb, wählten die Kurfürsten Matthias, der sehr stark unter dem Einfluss des gegenreformatorisch agierenden Beraters Melchior Klesel stand Nachfolger des kinderlosen Matthias wurde Ferdinand (steirische Linie) → ein entschiedener Vertreter der Gegenreformation Philipp III. von Spanien stellte auch Ansprüche auf die Nachfolge → Oñatevertrag Jülich-Klevescher Erbfolgestreit: „Vorreiter“ des 30jährigen Krieges die Herzöge von Kleve waren katholisch, nach dem Tod des letzten Herzogs entscheidet der Kaiser, weil der Herzog kinderlos war → Kurbrandenburg und Pfalz Neuberg waren am aussichtsreichsten → beide, die den Anspruch hatten, taten sich zusammen: fielen gemeinsam im Gebiet ein und holten sich die Hilfe von der Union und den Engländern Ein Ständeaufstand führte im Mai des Jahres 1618 zum sogenannten 2. Prager Fenstersturz → der kaiserliche Statthalter wurde aus Protest gegen ein Versammlungsverbot für eine protestantische Versammlung aus dem Fenster in den Burggraben geworfen → offene Rebellion: Errichtung einer Revolutionsregierung, Vertreibung der Jesuiten, Gründung der confoederatio bohemica → konstituierte sich, als Ferdinand zur Königswahl reiste → tut sich mit den oppositionellen Ständen von Kärnten und der Steiermark zusammen → Ferdinand wird für abgesetzt erklärt → Friedrich von Pfalz wird zum König erklärt (Calvinist, Führer der Union, Schwiegersohn des englischen Königs) inzwischen ist Ferdinand II. 1619 Kaiser geworden → das passiert in Frankfurt auch mit der Stimme der protestantischen Kurfürsten → einer davon: Friedrich von der Pfalz Friedrich von der Pfalz ist der Anführer der Union Kaiser: Bündnis mit Bayern und Sachsen: kaiserlicher Feldherr Tilly besiegt die Union Friedrich von der Pfalz: Kurfürst → mit der Niederlage von Friedrich von der Pfalz verliert er die Kurwürde, die geht an Maximilian von Bayern über, die Pfalz wird erobert und rekatholisiert Schlacht am weißen Berg: 1620 → zugunsten des Kaisers → diese Schlacht ist Synonym für die weitere Entwicklung → Hinrichtungen, Hochverratsprozesse, Zerschlagung der ständischen Opposition, Güterkonfiszierungen, hohe Geldstrafen sind die Folge als Ferdinand von Frankfurt zurückkehrt, erreicht ihn eine weitere Schreckensmeldung: Gabor Betlem (ein siebenbürgischer Fürst) ist nach Ungarn vorgedrungen und ist mit Hilfe eines böhmischen Heeres schon auf dem Weg nach Wien Betlem Gabor: Vasall des Sultans → vom osmanischen Reich abhängig weiteres Datum: 1627: verneuerte Landesordnung → beendete die freie Königswahl, die böhmische Krone fiel erblich an Habsburg → die tschechische Geschichtsschreibung sieht darin den Beginn der Unterdrückung der Tschechen durch die Habsburger Ferdinand (am Höhepunkt seiner Macht): Restitutionsedikt (1629) → alles Land, das sich die Protestanten angeeignet hatten, musste den katholischen Vorbesitzern zurückerstattet werden im Reich: die Angriffe des Ligaheeres auf norddeutsches Gebiet führen zur Ausweitung des Krieges König Christian IV. von Dänemark greift in den Krieg ein der Kaiser schafft sich vielfältige Gegner, nämlich auch die deutschen Reichsfürsten, Wallenstein wird entlassen, weil er privat Truppen für den Kaiser rekrutierte → militärischpolitische Abhängigkeit der Liga sollte wieder gegeben sein Gustav Adolf von Schweden greift im Sommer 1630 in den Krieg ein, weil die habsburgischen Ostseepläne die schwedischen Machtinteressen bedrohten außerdem bedeutsam: in Frankreich profiliert sich zunehmend ein Mann: Richelieu → seit 1624 Minister Ludwigs XIII. → Doppelspiel: innenpolitisch total für die katholische Lösung (Niederwerfung der Hugenotten → Höhepunkt: Angriff auf La Rochelle (1628) außenpolitisch erklärter Gegner der Habsburger → mit geschickten Schachzügen wurde versucht, dem Kaiser den Zugang nach Italien abzusperren → Nebenschauplatz: Krieg um Mantua: Frankreichs Ziel: ohne selbst den Katholizismus opfern zu müssen, beide habsburgischen Linien (Österreich und Spanien) zu brechen und die Kontrolle über die italienischen Stadtstaaten zu erreichen Schweden dringt nach Süden vor → Wallenstein zurückgeholt, Tilly fällt, Gustav Adolf fällt, die sechsjährige Kristina von Schweden wird Nachfolgerin → Kanzler Oxenstierna leitet das politische Geschick Schwedens Deutscher Historiker Walter Caeden: „...dass man in Deutschland kaum noch wusste, worum es in diesem Krieg ging.“ 11. 12. 2003 Frankreich war zum Zeitpunkt seines Kriegseintritts nicht darauf vorbereitet, aber Richelieu trieb Frankreich in den Krieg Historiographen: Richelieu trieb Frankreich in den Krieg, keine Glanzfigur heutiger Schwerpunkt: westfälischer Frieden → wie schließt man Frieden im 17. Jahrhundert? → was kommt? 1648: nach langen Vorbereitungen wurde der Friede unterzeichnet „Vorfriede“ 1635: Prager Friede: man dachte, es sei vorbei, aber dann trat Frankreich in den Krieg ein Kaiser: versuchte erst, mit Schweden zu verhandeln → Schweden ist bereit, Frankreich versucht das zu verhindern durch Vermittlung der Dänen kamen tatsächlich Hamburger Vorgespräche zusammen 1641 (?): Hamburger Präliminarvertrag (?) Friedensverhandlungen: München und Osnabrück, beide Städte sind reichsunmittelbar, beide sind geistlich Friedensvertrag: wichtigste Quelle für die Neuzeit, wichtig für die Verfassungs- und Konfessionsgeschichte der Westfälische Friede markiert de Übergang von der mittelalterlichen res publicae christianae zum neuzeitlichen Mächteeuropa August 1945: Ferdinand sendet Einladung zur Teilnahme am Westfälischen Friedenskongress, Führer der kaiserlichen Delegation: Graf Maximilian von Trauttmansdorff → bestimmte wesentlich die Friedensverhandlungen wesentlich beim Westfälischen Frieden: kein Regent anwesend erster internationaler Kongress, bei dem kein Herrscher anwesend ist → Gesandte hatten meist keine Generalvollmacht → dauernde Rückfragen waren nötig → mit jedem Zwischenergebnis wird ein Bote losgeschickt Geheiminstruktionen (siehe Zettel): man sieht Verhandlungsspielraum es wird ihm immer gesagt, wie weit er gehen darf Mit der Unterzeichnung des Friedensvertrages von Münster und Osnabrück ist nicht nur der Krieg zwischen dem Kaiser und Frankreich bzw. Schweden beendet, es wurde auch ein neues Reichsfundamentalgesetz geschaffen (es gibt mehrere) es legte die Grundlage für die verfassungsrechtlichen Verhältnisse im Reich, vor allem betreffend die des Religionswesens Streitpunkte, die sich fast 100 Jahre zuvor aus dem Augsburger Religionsfrieden ergeben hatten, führten zu Versuchen, auf den Reichstagen die Beschwerden der Katholiken und der Protestanten zu lösen → bei Westfälischem Frieden nicht beibehalten, auch wenn der Westfälische Friede so etwas wie ein Reichstag war 3 Ebenen: 1. Gesandte des Kaisers verhandeln mit Frankreich und Schweden 2. Reichsständische Kollegien 3. corpus catholicorum und corpus evangelicorum der Kongress war geteilt, in Münster verhandelten die Gesandten des Kaisers mit denen von Frankreich, Spanien und den Niederlanden und den deutschen katholischen Reichsständen. D.h.: Münster: eher internationaler Aspekt Osnabrück: Gesandte des Kaisers verhandelten mit Schweden, Dänemark und den reichsständischen Protestanten (hier also eher Reichsverfassung) Diplomatie damals noch nicht so hoch entwickelt, Trauttmansdorff war nicht als Diplomat geschult → seine Erziehung zum Diplomaten erfolgte auf dem Weg der Bildungsreisen an die hervorragenden europäischen Universitäten damals gab es ein gesamteuropäisches Bildungsideal Finanzierung dieser Bildungsreisen spielte eine Rolle → damals gab es auch Stipendien der Landesfürsten → aber meistens für Abkömmlinge des Hochadels Diplomatie war von Individuellen geprägt, Kenntnisse der Diplomaten von staatsrechtlichen Schriften bestimmen die Verhandlungen Waffenstillstand war noch nicht erfunden, in den Zeiten der Friedensverhandlungen geht der Krieg weiter, das führt zu immer neuen territorialen Situationen für die Verhandlungen Europäischer Friedenskongress, reichsinterne Verfassungsversammlung, Kongress der Religionsparteien das Verhältnis zwischen Kaiser und den Konfessionen, zwischen den Reichsständen und dem Kaiser sowie zwischen den europäischen Mächten wurde neu geregelt Friedensbestimmungen 1. territoriale Bestimmungen → großer Gewinner war der Territorialstaat (Flächenstaat) → ein europäisches Staatensystem, das untereinander wiederum Bündnissysteme eingeht, bildete sich → Hegemonie einzelner Dynastien kristallisiert sich heraus, die miteinander Bündnisse schließen auf Basis ihrer eigenen Souveränität Schweden konnte sich im Bereich der norddeutschen Küstengebiete etablieren, erhielt Vorpommern mit Rügen, wurde damit Reichsstand Frankreich erhielt sämtliche Besitzungen der Habsburger im Elsaß Ein Grund für Karl V. zum Rückzug: Verdun, Toul, Metz verloren → jetzt an Frankreich zu Elsaß kommt auch noch dazu, dass Frankreich am rechten Ufer des Rhein die strategisch wichtige Stadt Breisach bekam die Niederlande und die Schweiz scheiden aus dem Reichsverband endgültig aus und werden unabhängig im 4. Stock beim Kopierer: Landkarte → 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts die 8. Kurwürde geht an die Pfalz 2. verfassungsrechtliche Bestimmungen → kaiserliche Gewalt wird zugunsten einer territorialen Gewalt stark eingeschränkt → Entscheidung über Krieg und Frieden war von da an an die Reichsstände gebunden → ius foederis die schon erwähnten periodischen Reichstage wurden in einen permanenten Kongress mit Sitz in Regensburg umgewandelt 3. kirchliche Bestimmungen → wichtig: paritätische Besetzung der Reichsgerichte, und dass sich der Reichstag in ein so genanntes corpus catholicorum und corpus evangelicorum teilt → Verhältnis: 72 katholische, 73 protestantische Vertreter eine Bestimmung ist wichtig: das so genannte Normaljahr: so angesetzt, dass die Veränderungen der ersten Kriegsjahre bestehen blieben, nicht aber in dem weitgreifenden Sinn, wie sie das Restitutionsedikt von 1629 vorsah als Normaljahr wird das Jahr 1624 angesehen die katholische Mehrheit im Kurkollegium blieb erhalten, damit blieb die Katholizität des Kaisers erhalten cuius-regio-eius-religio-Prinzip eingeschränkt: Glauben des Untertans unberührt von Konfessionswechsel des Fürsten (Encarta: Weiterhin schrieb er den Grundsatz „Cuius regio, eius religio” fest, nach dem der Fürst über das Bekenntnis seiner Untertanen entscheiden durfte, allerdings auf der Grundlage des konfessionellen Besitzstandes von 1624, das als „Normaljahr” festgelegt wurde.) Calvinisten werden als Konfession anerkannt jetzt: Exkurs zum Aufstieg des osmanischen Reiches (siehe chronologische Tabelle) Frühzeit des osmanischen Reiches: Ende des 10. Jahrhunderts verdrängt ein Seldschukenvolk die Perser und siedelt sich in der Hauptstadt Sultschara (?) an 1061: erste Auseinandersetzung mit den Byzantinern um Hauptstadt Ikonia: Rum-Seltschuken beim Verfall des anatolischen Seltschukenreiches bleibt das osmanische Emirat bestehen → Kern für spätere Türken → widersprüchliche schriftliche Quellen → 13. Jh.: schriftliche Überlieferung setzt ein mit Osman I., der aus einer Stammesführerschaft ein Staatsgebilde mit festem Territorium schuf mit dieser Errichtung eines festen Staatsgebildes müssen erst innere Strukturen geschaffen werden Oberkommandierender: Beglerbeg eingesetzt dieses osmanische Emirat ist noch abhängig von der mongolischen Oberherrschaft → zum Schluss ist die Abhängigkeit nur noch symbolisch Haupterwerbsquelle sind Raubzüge Nachfolger Osmans: Expansionspolitik wird weitergeführt, byzantinisches Reich leistet nur noch regional beschränkten Widerstand, osmanisches Reich erreicht ägäisches Meer, Orhan greift in innerbyzantinische Angelegenheiten ein → Byzanz ausschlaggebend für innere Gestaltung des osmanischen Reiches → Staatsverwaltung, Hofhaltung, Zeremoniell: stark an Byzanz orientiert zur Delegierung der Macht werden Wesire eingesetzt ihnen zur Seite steht der sogenannte Staatsrat (Diwan) zur Erhaltung der eroberten Provinzen werden sogenannte Sanjaq-Beyis eingesetzt, die verbinden militärische mit ziviler Verwaltung bewährte Krieger werden mit Pfründen belehnt, das osmanische Reich hat also die besondere Ausprägung eines Feudal-Systems Timor-System Murat I.: auf Amselfeld besiegt er die miteinander verbündeten Serben, Bulgaren, Bosnier und Albaner → Jahrestag bedeutend für den Krieg in Exjugoslawien, immer noch nationaler Trauertag Ausdehnung des osmanischen Reiches: nicht nur Krieg, auch geschickte Heiratspolitik Staatsverwaltung: Wesire (= Pascha) darunterliegende Ebene: Herrschaft geteilt ein Beglerbeg, der zuständig ist für den europäischen Teil (rumänischer Bereich) und einer für den anatolischen Bereich wesentliche Errungenschaft des Militärs: spezielle Truppen: Janitscharen → Name leitet sich ab von jeniçeri: neue junge Schar → rekrutiert sich aus Knaben aus christlichen Gebieten → 1/5 der jungen Kriegsgefangenen wird umerzogen → wird zu so etwas wie der Leibgarde: strenge Ausbildung, asketische Lebensweise Herrscher haben bildhafte Namen: Bayezit II.: Yildirim (Blitz) Auseinandersetzungen mit den Byzantinern → Türken machten sich daran, Konstantinopel zu erobern, das bereits im 14. Jh. Sigismund (späterer deutscher Kaiser): Kreuzzug → Niederlage Osmanen kämpfen auf der anderen Seite gegen die Mongolen: Timur: das osmanische Reich erleidet seine größte Niederlage, Timur stößt an die Ägäis vor, wendet sich aber nach Osten ab, das osmanische Reich konsolidiert sich Beginn 15. Jh.: Auseinandersetzung mit den Venezianern um die Ägäis → Venezianer siegen die Türken erzielen zunehmende Erfolge in der Walachei Lage in Europa für die Osmanen günstig: Sigismund ist mit den Hussiten beschäftigt und abgelenkt osmanischer Mehrfrontenkrieg: Venedig, Byzanz: Abkommen: Venedig und Genua teilen sich den Einflussbereich im byzantinischen Herrschaftsbereich die osmanische Eroberung Serbiens läuft auch in Kleinasien wollen sich die sogenannten Koramanen der osmanischen Hegemonie entledigen Janitscharen-Ausbildung bringt bedeutende Erfolge der Osmanen überall Bektaschi-Derwische: religiöses Prinzip kommt hinein: Prinzip des heiligen Krieges die Krieger sahen sich als Ghazi: Streiter für den Islam gegen die Ungläubigen der einzige „Fremdkörper“ im osmanischen Reich bleibt (bis zur Eroberung) Konstantinopel 18. Dezember 2003 1. Prüfungstermin: frühestens 6. 2. (Prüfung der Vorlesung) nächster Termin: März Kuruzen: keine ethnische Gruppe → sondern: Bezeichnung für Andersgläubige, hauptsächlich calvinistische, Adelige, die in Ungarn angesiedelt waren und sich gegen Habsburg zusammenschlossen Führer der Kuruzen: Imre Thököly → rief ein eigenes Fürstentum aus → Zugeständnisse von Habsburg → Nordungarn fiel von den Osmanen ab → Osmanen ziehen gegen Wien 1660: Reisebericht eines Sekretärs eines sächsischen Gesandten → der reiste nach Wien → erlebte Wien zwischen dem 30jährigen Krieg und den Türkenkriegen Führung durch Schatzkammern → sieht, wie sich die Katholiken vor den Reliquien hinwerfen → für ihn als Protestanten war das barbarisch Königsinsignien in Ungarn: 7 Landesherren, katholische wie evangelische, besitzen je einen Schlüssel zum Safe mit den Königsinsignien → nur wenn alle aufsperren, geht der Safe auf Raffler: „...bevor da ein Kurzschluss auftritt... im Resowi brennt’s zur Zeit...“ Pelikan, der sich selbst das Herz rauspickt, um seine Jungen zu füttern: Symbol für Jesus Mehmet II.: der Osmanenstaat wird unter ihm von einer regionalen Größe zur Großmacht → als Rest des ehemals mächtigen byzantinischen Reiches bleibt nur Konstantinopel → 1453: „Goldener Apfel“ (Bezeichnung von Ibn Celebi für Byzanz) fiel in die Hände der Osmanen Stichworte: Dezimierung der Bevölkerung → Ausgleich durch Ansiedlung von Juden, Griechen, Balkanslawen die alten Römer sagten zu Rom „urbs“ Konstantinopel: Zentrum verlagert sich ais ten polis (griechisch für „in die Stadt“) → Name „Istanbul“ entsteht 1453: wesentliches Datum, weil es den Auftakt bietet zu großer Militäraktion am Balkan Serbien und die Peloponnes werden eingenommen → Türken ziehen Richtung schwarzes Meer: Handelsniederlassungen der Genuesen werden erobert → den Venezianern wird Argos auf der Peloponnes weggenommen Europa: zu dieser Zeit keine antiosmanische Koalition Neben der Uneinheitlichkeit der Gegner kam dazu, dass ein Großteil der Bosnier zum Islam übertrat, der Übertritt ist zurückzuführen auf die Verbreitung des sogenannten Bogumilentums Im Land missionierten Derwische, Katholiken wurden verfolgt Chand an der Krim: Krimtataren (mongolischer Überrest) → wurde dann dem osmanischen Reich eingegliedert Unter Mehmet erreichte das osmanische Reich eine Ausdehnung von Frankreich, Deutschland und den Benelux-Ländern → wesentliche Schritte zur innenpolitischen Sicherung notwendig: Bodenreform, Umgestaltung des Zeremoniells, Religionspolitik → Religionsmaßnahmen: Privilegien für Würdenträger, nichtmuselmanischen Glaubensgemeinschaften wurden deren eigene Rechtssprechung zugesprochen obwohl sie tolerant sind, haben sie das Recht, Leute zum Islam zu zwingen unter Anwendung verschiedener Methoden das Osmanische Reich war das Vorbild für den absolutistischen Staat: Staat gefestigt, alle Macht ging vom Sultan aus, guter Staatsapparat für die Europäer war das osmanische Reich ein Rechtsstaat mit Gesetzgebung, die auf Religionsgesetzen fußte. Es gab z. B. Wohlfahrtsmaßnahmen aber: auch das Bild: „Der Türk’ ist der Erbfeind christlichen Namens“ rund 300 Jahre lang war er Maßstab für unrühmliches Verhalten, Wollust, Kirchenplünderung, Grausamkeit, Folterung Schule der Annales: beschäftigt sich mit kollektiven Mentalitäten → die Angst vor den Türken konnte durch Propaganda ganz leicht angeheizt werden Vorurteile wurden weitergetragen, beeinflussten sogar die kaiserliche Politik die Politik von Mehmet II. kostete immens viel Geld → innenpolitische Unruhen, Inflation, zunehmende Unzufriedenheit Nachfolger: Bayezit: Erfolge im Seekrieg gegen Venedig → Beispiel: 1499 schon versucht, venezianische Basen zu erobern 1572: Schlacht bei Lepanto: Don Juan d’Austrias (Sohn von Karl V.) siegt → dennoch damals relative Friedenszeit → rege Bautätigkeit → Leonardo da Vinci soll eine Brücke entwerfen Selem I.: Reich erstreckt sich über 3 Kontinente 1522: östliches Mittelmeer, Einnahme von Rhodos → wichtig für die Kontrolle der Seeverbindung Konstantinopel – Ägypten in Rhodos sitzt zu der Zeit der Orden der Johanniter 1526: Schlacht von Mohacs: Habsburg wird unmittelbarer Nachbar des osmanischen Reiches aus den 1530ern datiert der erste Freundschaftsvertrag zwischen den Osmanen und dem König von Frankreich Titel: Kapitulation (bedeutet: ein in Kapiteln abgefasster Vertrag) → das osmanische Reich wurde erstmals als europäische Macht anerkannt Was hat Frankreich davon? → Vormachtstellung im Handel → von der Tätigkeit französischer Händler erwartete man sich mehr Zolleinnahmen französische Untertanen auf osmanischem Boden durften ihre Selbstständigkeit beibehalten innenpolitische Umgestaltung: Sultan: Beiname Raninin (?) (Rechtsgeber) → das zeigt, dass sich der Sultan bemühte, das Reich zu erschließen → Katastermäßige Aufnahme die Geschichtsschreibung neigt in vielen Fällen dazu, den Niedergang des Reiches mit dem Tod Suleymans des Prächtigen einzuleiten, und mit der Dekadenz der Dynastie zu begründen die letzte Jahre Suleymans: Spannungen zwischen Weltmachtspolitik und innenpolitischen Krisen: Bestechung, Ämterkauf, Hofintrigen, Inflation, aufgeblähter Verwaltungsapparat, die Armee muss besoldet werden (weil es keine Neueroberungen, und damit keine Pfründe mehr gab), Landflucht → neue Elendsviertel in den Städten → das Wohlfahrtssystem funktionierte nicht mehr Außerdem: das Korps der Janitscharen verselbstständigte sich immer mehr und wurde ein eigenständiger Machtfaktor Die Weltwirtschaft veränderte sich: die Zentren verschieben sich vom Mittelmeer zum Atlantik → europäische Kaufleute schmuggelten viel nach Europa, das Osmanenreich war gegenüber der europäischen Wirtschaft nicht mehr konkurrenzfähig das osmanische Reich behielt seine Großmachtstellung aber noch einige Zeit, weil: 1. die Habsburgische Monarchie war nach dem Tod Karls V. wegen der Spaltung in die spanische und die österreichische Linie nicht mehr so gefährlich 2. die antiosmanische Koalition im Mittelmeerraum war zunächst zu schwach → Mittelmeer war dadurch osmanisches Binnenmeer erst die Eroberung von Zypern führt zu antiosmanischer Liga: Kirchenstaat, Venedig und Spanien → unter Don Juan d’Austria wird bei Lepanto die osmanische Flotte geschlagen 3. Venedig schließt von sich aus Frieden, lässt sich Privilegien garantieren, um weiterhin Handel treiben zu können 4. Spanien ist in eine andere Richtung hin konzentriert (England, Portugal) → 1588 verliert Spanien seine maritime Vormachtstellung mit dem Verlust der Armada 5. neues Machtelement (erst im 17. Jh. akut): zunehmende Auseinandersetzung mit Russland nach Weihnachten: 17., 18., 19. Jahrhundert 8. 1. 2004 Samuel Pufendorf: „Man wusste im 30jährigen Krieg nicht mehr, worum es ging.“ Werk: de statu imperii germanici diesem Werk ist ein Widmungsbrief vorangestellt: darin behandelt der Autor, was diesen unförmigen Reichskörper Deutschland noch zusammenhält. → Brief fiktiv Er war Professor an der calvinistischen Universität Heidelberg auf dem damals in Deutschland einzigen Lehrstuhl für Naturrecht (der wurde vom Kurfürsten der Pfalz extra für Pufendorf eingerichtet) 1694 starb Pufendorf Pufendorf war nicht antihabsburgisch, die Städte, in denen er war, schon. Pufendorf hatte Interesse daran, das Reich zu erhalten, indem er für eine zweckmäßige Reform seiner Verfassung eintritt für diese Verfassung wählt er eine Formulierung: Ein Staat, der unabhängig ist vom Status des Kaisers und des Hauses Österreich → dann bliebe nur noch ein Bund souveräner Staaten übrig er erläuterte gemäß aristotelischer Staatenlehre, was das Reich denn nun sei: Eine Demokratie? Aristokratie? Monarchie? → kommt zum Schluss: Elemente aller Grundformen sind in der Verfassung enthalten → ein irregulärer, einem Monstrum ähnlicher Körper → zu disharmonischer Staatsform entwickelt weiteres Problem in dieser Zeit: die Rolle der Seemächte Haupttendenzen in der Entwicklung der Seemächte: wichtig: Form der Republik → vor allem in der Geschichte der Niederlande weitere zu behandelnde Themen: Staatstheorien; Völkerrecht; Revolutionstheorien (Frankreich; Amerika; bis 1848) Niederlande: zu Beginn der Neuzeit waren die Niederlande Hauptbestandteil des Burgundischen Erbes Habsburgs ca. 1550 bestanden die Niederlande aus 17 Städten und Provinzen, z.T. holländisches Seeland, Flandern, Brügge, Gent, Brüssel, Lowen, Antwerpen, Naumur, Luxemburg, Limburg in jeder dieser 5 Provinzen (die waren so etwas wie kleine Staaten) gab es seit Mitte des 15. Jh. eine Ständeversammlung jede dieser Provinzen für sich hatte einen Statthalter die Summe der Abgeordneten aus den Provinzen bildeten die Generalstaaten, an deren Spitze steht der Generalstatthalter, deren erster war Wilhelm von Oranien Wilhelm von Oranien behandelte die Idee des Widerstandsrechts die Generalstaaten sind die Gesamtheit der Generalstände der niederländischen Provinzen, für sie kommt auch die Bezeichnung „Republik“ auf, die sich bis in die napoleonische Zeit hält → 1796 geben die Generalstände ihre Befugnisse an die sogenannte Nationalversammlung der neugegründeten Botavischen Republik ab Geschichte von Wilhelm von Oranien: Widerstandsbewegung gegen Philipp von Spanien (der war katholisch) → führt zur ersten europäischen Widerstandsbewegung im Zuge des Aufstandes: Kirchen- und Bildersturm radikaler Calvinisten Calvinisten wehren sich gegen die niederländische Toleranz die Toleranz lässt sich aus der Position der Niederlande in Handel und Gewerbe ableiten die Reichen in den Niederlanden waren durch Handel reich geworden → sie trieben Handel mit Juden, Moslems, Heiden die Niederlande ebneten als erste den Weg, die Schleusen für alle Glaubensrichtungen aufzumachen → die Niederlande wurden so zum Asylland für aus religiösen Gründen aus ihrer Heimat Vertriebene → in erster Linie Intellektuelle → die Niederlande wurden „geistige Handelsbörse“ → Gedanke der Toleranz, der zunehmenden Aufklärung; Ausbildung der Wissenschaften → diese Schritte können sich in diesem toleranten Klima leichter vollziehen von den 1560ern bis 1648 tobt in den Niederlanden ein 80jähriger Freiheitskampf mit dem Ziel, die Provinzen zu einem Bund zu vereinigen und religiöse Toleranz durchzusetzen → die Bestrebung nach einem Bund scheiterte → Stände der 10 südlichen Provinzen vereinigten sich zur Union von Arras die nördlichen zur Union von Ütrecht (Spaltung 1579) die Grenze zwischen dem Nordbund und dem Südbund bleibt die politische und kulturelle Grenze Norden: Vereinigte Niederlande (im Wesentlichen mit den heutigen Niederlanden ident) Süden: Spanische Niederlande → nach dem Spanischen Erbfolgekrieg kommen sie durch den Frieden von Nijmwegen an Habsburg, sind heute Belgien und Luxemburg in den Kämpfen gegen Spanien entwickelten sich die Niederlande zur führenden See- und Handelsmacht Europas („Warenhaus Europas“) von da aus agiert die 1602 gegründete niederländische Ostindische Kompanie → große Teile des ehemaligen portugiesischen Kolonialreichs erobert ad Niederlande: interessant: Begriff bzw. Form der Republik die Niederlande und die Schweiz wurden unabhängig, für die Niederlande heißt das nichts anderes, als dass eine bestehende Situation sich konsolidiert, nur noch die spanische Zustimmung fehlt → im westfälischen Frieden anerkannt, aber nur die nördlichen Provinzen → bleiben bis 1796 unverändert innerhalb der anerkannten Grenzen behielten sie die Regierungsform, die sie im Kampf um ihre Freiheit gewannen, bei → Staatenbund ohne Monarch, dominiert durch die Provinz Holland die Selbstständigkeit der Städte und Provinzen war groß, aber es gab wichtige zentrale (gemeinsame) Einrichtungen: Generalstände, Statthalter der Provinzen, Ratspensionäre kein Monarch konnte die Einheit des Bundes symbolisieren der Generalstatthalter ist nur ein Beamter im Dienste der Stände, auf der anderen Seite besitzt der Generalstatthalter Rechte aus früheren Zeiten (z.B. das Begnadigungsrecht) die Statthaltergenossen haben aufgrund ihrer Abstammung großes Ansehen das Haus von Oranien besetzte z.B. 5 der 7 Statthalterposten → bringen sich ein in die dynastisch geprägte europäische Politik → die unabhängigen Niederlande werden in außenpolitische Verwicklungen hineingezogen Der Statthalter wurde von den Ständen gewählt, das Volk hatte kein Mitbestimmungsrecht DER ABSOLUTISMUS für die Fachprüfung: Wer das Gebiet „Absolutismus“ wählt: Diskussion aus der HZ lesen Fachprüfung: anonymisiert, man bekommt von Frau Krammer eine Nummer Was ist Absolutismus? → ein mehr als 100 Jahre alter Begriff, in letzter Zeit umstritten, Begriff der historischen Wissenschaften zur Kennzeichnung und Strukturierung von Phänomenen einer Epoche er bezeichnet ein System, das durch die große Machtansammlung in der Hand eines großen Landesfürsten auf Kosten aller sonstigen Kräfte im Staat gekennzeichnet ist. außerdem: anderer Absolutismusbegriff: Epochenbezeichnung für die Epoche zwischen den Religionskriegen und der Begründung eines konstitutionell-parlamentarischen Systems im 19. Jh. alle –ismen sind keine Quellennahen, in der Epoche selbst geprägten Begriffe → Absolutismus ist ein Begriff aus dem 19. Jh. außerdem ist der Begriff polemischen Ursprungs er kommt ursprünglich aus dem englischen Bereich, ist verwandt mit dem Begriff „despotism“ → er dient dazu, ein despotisches Regime zu bezeichnen aus der Sicht des 19. Jh. (frühliberale Sicht) der Begriff hat sich relativ schnell durchgesetzt → er taucht in zwei verschiedenen Interpretationen auf: 1. politischer Absolutismusbegriff: → ergibt sich aus der Rückschau der liberalen Absolutismuskritiker: freiheitsfeindliche, autoritäre Regime, vor allem des 18. Jahrhunderts, die einer Entwicklung der Menschheit zu mehr Partizipation und Freiheit im Sinne der Aufklärung entgegenstanden die Revolutionen von England, Frankreich, Nordamerika: schärften Bewusstsein für Menschenrechte, das Recht auf Freiheit; schon im 18. Jh. trat Kritik am autoritären Herrschersystem auf 2. diesem politischen Absolutismusbegriff steht ein systemgeschichtlicher Absolutismusbegriff gegenüber → er löst sich von der polemischen Begriffsverwendung ab und sieht den Absolutismus als evolutionär-folgerichtiges System von Staat und Verwaltung, mit dessen Hilfe die europäische Völkerfamilie (durchaus inklusive Russland) einen Weg aus den personalrechtlich gebundenen Systemen des hohen und späten Mittelalters in der Welt flächenhafter Anstaltsstaatlichkeit der Neuzeit findet Absolutismus: Begriff im 19. Jh. entstanden das Adjektiv absolutistisch/absolut: taucht auf in Schriften des Staatstheoretikers und Juristen Jean Bodin (16. Jh.) (six livres) potestas absoluta (puissance absoluet) → absolute Gewalt eines Souveräns Bei Bodin wurde als Souveränität die höchste gegenüber Untertanen ausgeübte und von allen Gesetzen losgelöste Gewalt verstanden (legibus soluta) Bodin behandelte die Idee der Souveränität: die Idee, dass es innerhalb des Staates eine klar zu erkennende und zu definierende legitime Obergewalt geben müsse, die keiner anderen Gewalt (von Gott abgesehen) untergeordnet und auch nicht den von ihr selbst erlassenen Gesetzen unterworfen sein darf → allumfassende, uneingeschränkte Hoheitsgewalt Diskussion in der HZ: ausgelöst durch den Historiker N. Henshall (er war nicht universitär verankert) → Begriff des Absolutismus zu einem Mythos erklärt (Werk: „The Myth of Absolutism“, 1992) → löste Debatte aus, natürlich würde der Begriff des Absolutismus von Historikern unterschiedlich interpretiert, aber dem 18., 19. Jh. würde der Epochenbegriff „übergestülpt“ Henshall vergleicht England und Frankreich, untersucht, wie weit das mit dem Absolutismus wirklich galt das Prinzip des aufgeklärten Absolutismus soll angeblich auf Vorschlägen aus dem Volk beruhen Wie weit greift das Monopol des Fürsten wirklich? Wie weit ist der Fürst von anderen Kräften abhängig? Henshall: „König regierte nirgends absolut, immer mit beratenden Gremien“ die These Henshalls spitzt sich an dem Punkt zu, wo er meint, dass die Staatsform des Absolutismus und der Aufschwung der Stände parallel verlaufen (d.h. nicht eingeschränkt werden, im Gegenteil) die Epoche könnte man auch als „Barock“ bezeichnen, auch damit wäre es deutlich vom Begriff der Aufklärung abgegrenzt Die Aufklärung die Aufklärung ist eine philosophische, wissenschaftliche und religionstheoretische Strömung in der Aufklärung setzt sich in breiten Bevölkerungsschichten das durch, was in intellektuellen Kreisen schon im Humanismus der Fall war die Staaten messen sich: Maßstab: die Durchdringung der Bevölkerung mit Aufklärung → Begriff kommt aus der Seemannssprache ins Deutsche, enthält das Wort „klar“ engl.: „enlightenment“ (enthält das Wort „light“) → Ziel: vorurteilsfrei sein, nach Bildung streben, Glaubens- und Gesellschaftskritik, Freiheit vom Aberglauben, alle Probleme sollten mit ratio gelöst werden Vorrang der Vernunft, der vernunftmäßigen Durchdringung aller Lebensbereiche ist das Ziel Vorläufer der Aufklärung: René Descartes (Cartesius), Thomas Hobbes Descartes: Söldner in der Schlacht am weißen Berg, lebte in den Niederlanden, dann folgte er der Einladung der Kristina von Schweden Hobbes: Verfasser des ersten Werks der systematischen Philosophie: „Leviathan“ → leitete die literarisch-philosophische Aufklärung ein 15. 1. 2004 Prüfung: sie fragt gerne nach Zeitgenossen! letztes Mal: Thomas Hobbes und Leviathan Hobbes stirbt 1679 Gottfried Wilhelm Leibniz stirbt 1716 Leibniz gehört zur nächsten Generation der Vordenker der Aufklärung er stammt aus Leipzig er hat ein Welterklärungsprinzip entwickelt verschiedenste Prozesse in der Natur haben ein Wirkungsquantum → Monade (manche sagen z.B. göttliche Energie) → Monadenanschauung wesentlich für die Anschauungen der Aufklärung von den Philosophen der Aufklärung ist Immanuel Kant der dominante → sein ganzes Leben kam er nicht aus Königsberg hinaus er war Ordinarius für Logik und Metaphysik Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit → selbst verschuldet, weil der Mensch nicht lernte, sich seines Verstandes (ohne die Anleitung eines Anderen) zu bedienen Zitat Kant: „…dass aber ein Publikum sich selbst aufkläre, ist unumgänglich, wenn man ihm die Freiheit lässt…“ in der Spätaufklärung ist die Forderung nach Mündigkeit bis zu den deutschen Jakobinern gedrungen der Begriff „Mündigkeit“ leitet sich aus dem deutschen Recht ab → abgelöst durch einen Begriff aus dem römischen Recht → Begriff der Emanzipation ursprüngliche Bedeutung: Entlassung des Sohnes aus der väterlichen Gewalt Unterschied zwischen der rechtlichen Bedeutung und der neuen: römisch: passiv → man wird entlassen jetzt: aktiver Vorgang für den mündigen Bürger Vorgang der Aktivität, nicht nur des Individuums, auch ganzer Gruppen/Stände Kennzeichen der Philosophien der Aufklärung: grundlegende Strömungen: Rationalismus und Empirismus vor allem der Rationalismus, der seine Lehre am Vorrang der Vernunft ausrichtet setzt sich stärker durch als der Empirismus Vorläufer: Descartes, Leibniz, Wolff Politik: Rationalismus äußert sich im Bestreben, das historisch gewachsene Recht nach vernunftgeleiteten Prinzipien umzugestalten aus dem resultiert zwangsläufig eine Kritik an den bestehenden Herrschaftsverhältnissen und die Forderung nach Verfassungsgarantie der Menschenrechte → Vorreiter der französischen Revolution Vertragslehre, Gewaltenteilung (Grundprinzipien der Demokratie) John Locke → Zweiteilung der Macht → Werk: „Two Treatises of Government“ (1690) Montesquieu → Dreiteilung der Macht → Judikative, Exekutive, Legislative Montesquieu: Werk: „Vom Geist der Gesetze“ (1748) → damit wird quasi die Staatswissenschaft in den Rang von Kulturphilosophie erhoben Forderung, die Grundrechte des Menschen zu fixieren, Gegenbewegungen zum absoluten Herrscher Menschenrechtsideen zugrunde liegt dieser Idee die Freiheit des Einzelnen, die Sicherheit der Person → life, liberty, property 1679: England: habeas corpus act → Schutz vor willkürlicher Verhaftung bezüglich Religion: Toleranz es werden Gesetze erlassen, die Protestanten und Katholiken schützen, aber bis hin zum Toleranzpatent Josephs II. sind Juden, Freidenker und Atheisten nicht berücksichtigt → war aber Thema → Beispiel der Literatur: Gotthold Ephraim Lessing: spricht es an in „Nathan der Weise“ → Ringparabel übernommen aus „Decamerone“ von Giovanni Boccaccio → kommt aus einem verträumten kleinen Städtlein, wo aber eine tolle Bibliothek ist (als einziges Kulturzentrum) Bildungspolitik der Aufklärung: zentrales Thema der Bildungspolitik der Aufklärung war die Lesefähigkeit der Bevölkerung (notwendig für die Durchsetzung der Aufklärung) → führt zur Explosion des Lese- und Buchmarktes → Anteil der Analphabeten wurde verringert → Zeitschriften erscheinen → Lesemarkt explodiert → aufgeklärtes Publikum in Selbstorganisation, in freies Assoziationswesen (so was Ähnliches wie ein Verein) → andere Begriffe: Freundschaftsbünde, Clubs, Logen, Patriotische Gemeinnützige Gesellschaften, Lesegesellschaften, Geheimgesellschaften → damit verbunden: Beginn der Entwicklung einer Öffentlichkeit, einer öffentlichen Meinung (Jürgen Habermas, Strukturwandel der Öffentlichkeit) Leitvorstellungen der Aufklärung: Publizität, Öffentlichkeit, Kritik der Bürger, Patriot, Bildung, Gemeinnützigkeit als ideale Verwirklichung des aufgeklärten Geists galt Jean de Lettre → Encyclopédie Frankreich: Träger der Aufklärung nannten sich nicht „Aufklärer“, sondern „Philosoph“ oder „Schriftsteller“ Die Aufklärung war das Zeitalter der enzyklopädischen Lexika → alles Wissen in der Zeit auf dem neuesten Stand, halten ideologische Ausrichtung der Zeit fest → Instrument für die Durchsetzung der Aufklärung → „Informationstechnische Revolution“ die Enzyklopädie ist ein Großunternehmen, Beginn in den 50ern maßgebliche Herausgeber: Diderot, d’Alembert → die beiden erreichten, dass alle maßgeblichen Aufklärer ein Stichwort oder einen Artikel in dieser Enzyklopädie schrieben Enzyklopädie: Zusammenstellung des Universalwissens der Zeit in lexikalischer Weise Zedlers Universallexikon: 1. Hälfte des 18. Jh. Kunst und Wissenschaft im 18. Jh. geprägt durch Spätbarock, Rokoko, Aufschwung von Mathematik und Naturwissenschaften, der Aufschwung der Chemie beginnt optische Geräte werden erfunden Instrumentenbauer → neues Klangpotential Wirtschaftsgeschichte: Aufklärung wirkt sich im Bereich der Wirtschaft aus: die Wirtschaft war in dieser Zeit vom Merkantilismus geprägt → die europäischen Staaten sehen als Quelle des Reichtums die Anhäufung von Kapital → verstärkter Außenhandel → Ziel: Schaffung eines großen Wirtschaftsraumes ohne Mauten und Binnenzölle Autarkie der Hauswirtschaft Autarkie des Oikos sollte überwunden werden → angestrebt wird so etwas wie eine Nationalökonomie, eine Volkswirtschaft Handel wird gefördert, die merkantilistische Handelstheorie erstrebt für den Staat eine positive Handelsbilanz → erstrebt durch die Förderung der Industrie (Industrie bestand aber nicht aus Fabriken damals! Bestenfalls aus Manufakturen!) der Begriff des Merkantilismus stammt von einem renommierten französischen Aufklärer und Wirtschaftswissenschaftler: François Quesnai → war Gegner des Merkantilismus → Reichtum des Landes liege in Grund und Boden der Merkantilismus ist eine Form der Staatswirtschaft, die einen größeren Wirtschaftsraum schaffen will → Mauten und Zolle sollen abgeschafft werden, Maßeinheiten sollen vereinheitlicht werden Präsident Colbert → im 17. Jh. der wirtschaftliche Reformator unter Ludwig XIV → seine Maßnahmen sollten durch den Einsatz von Gewalt durchgesetzt werden → Ziel: totale Kontrolle der Bevölkerung: Produktion, Technik, Arbeitsweise, Freizeitgestaltung der Bevölkerung soll kontrolliert werden Leute wurden umgesiedelt in günstige Standorte, Rüstungs- und Luxusindustrie wurden angekurbelt die Maßnahmen Colberts sind aus der Zeit zu sehen → Reaktion auf die aggressive englische Wirtschaftspolitik, die sich gegen die Niederlande richtete 1651: Navigation Act → bildet die Grundlage für das Handelsimperium → besagt, dass der Handel zwischen England und den Kolonien nur auf englischen Schiffen stattfinden darf ein wesentlicher Aspekt ist der Zuzug von Facharbeitern: Peuplierungspolitik Kritiker dieses staatlich gelenkten Wirtschaftssystems des Merkantilismus: Physiokraten: Wirtschaft in Grund und Boden gesehen → also Landwirtschaft aufgewertet → auch Eigentümer des Bodens und Händler Laisser-faire-Politik: wirtschaftlicher Kreislauf kann nur dann funktionieren, wenn der Gesetzgeber nicht eingreift → unter Gesetzgeber Turgot durchgesetzt → versucht, Physiokraten Rechnung zu tragen ein Kritiker wurde mit seinem Hauptwerk zum Gründer der klassischen Nationalökonomie: Adam Smith: Werk: (abgekürzt): Reichtum der Nationen Adam Smith sah als Wesen des Reichtums die Summe der Arbeit aller Menschen → Arbeit mündet in Reichtum und Fortschritt der Allgemeinheit → Wirtschaft regelt sich selbst, Aspekte z.B. der Arbeitsteilung Deutschland: Kameralismus → leitet sich von „Kammer“ ab → meint damit den fürstlichen Haushalt → heute: Kammersänger, Kammerschauspieler Kameralismus: wirtschaftspolitische Theorie der deutschen Volkswirtschaftslehre → strebte vor allem hohe Staatseinkünfte an, die erzielt werden sollen durch planmäßige Wirtschaft, Landwirtschaft und Gründung von Manufakturen öffentliche Verwaltung zeichnet Kassenvorgänge auf → Soll und Haben- Berechnung für die Kameralistik wurde in Halle und Frankfurt an der Oder schon 1727 Lehrstühle eingerichtet Joachim Becher von Hornigk Ludwig von Seckendorff Joseph von Sonnenfels Heinrich von Justi → große Vorläufer der Finanzwissenschaft in Graz: spezieller Schwerpunkt auf 18. Jh. 18. Jh.: grundlegender Wandel im Bewusstsein und Verhalten der Menschen: Machbarkeit der Veränderung politischer und sozialer Verhältnisse und rationale Durchdringung (der politischen und sozialen Verhältnisse) Entwicklung zum aufgeklärten Herrscher: nicht mehr „L’état, c’est moi!“ sondern „Alles für das Volk, nichts durch das Volk“ Herrscher sieht sich als erster Diener des Staates Ziel: Wohlfahrtsstaat Phase des Untertans ist überwunden → Entwicklung vom Untertan zum Bürgertum, dann zum Staatsbürger → Begriff dafür: „jedermann“ (z.B. „für jedermann zugänglich“) aufgeklärte Herrscher: Idealtyp: Leopold II. in der Toscana probiert er (Pietro Leopoldo) modellhaft die Reformen von Polizei und Gesundheitswesen Maria Theresia: Verwaltungsreform sonstige: Friedrich II in Preußen Joseph II. Leopold II. Peter I. in Russland Katharina II. in Russland Aspekt der zunehmenden Trennung von Kirche und Staat → zunehmende Verstaatlichung des Bildungswesens → Jesuiten hatten Bildungsmonopol → von Joseph II. aufgelöst → Bildungsvakuum Joseph II.: Ehepatent: Ehe bekommt Status des bürgerlichen Vertrags, aber kirchliche Trauung ist noch verpflichtend → Recht auf Scheidung inkludiert Anfänge des Völkerrechtes Das Völkerrecht ist ein zwischenstaatliches Recht, das die Rechtsnormen in zwischenstaatlichen Abkommen regelt (inklusive Wirtschafts- und Kulturbeziehungen) Hugo de Groot (Grotius) → beschäftigte sich auch mit dem Seerecht („Von der Freiheit der Meere“), dem Prisenrecht (bezüglich gekaperter Schiffe) „de iure belli ac pacis“ → auch zwischenstaatliche Beziehungen sollen vernunftsmäßig geregelt werden unter Joseph II.: „Das Tauwetter“ (Literatur gegen ihn) 22. 1. 2004 heutiges Thema: Revolution damalige Begriffe: „Aufstand“, „Bürgerkrieg“, „Empörung“, „Revolte“ aber nicht „Revolution“ das Wort „Revolution“ kommt aus einer anderen Fachsprache → nicht aus Politik oder Geschichte, sondern aus der Astronomie Kopernikus: de revolutionibus orbium Veränderung, die einen Wandel bis zur Umwälzung darstellt im Laufe des 17. Jh. setzt sich der Revolutionsbegriff durch Thomas Hobbes beschrieb die Geschichte des 20jährigen englischen Bürgerkriegs als Kreisbewegung: Karl I. – Parlament – Usurpation Cromwells – Karl II. Glorious Revolution (1688) → Verfassungswechsel, der den Aufklärern als Modell für Freiheit und Gewaltenteilung diente 18. Jh.: der Revolutionsbegriff hält in alle Lebensbereiche Einzug Französische Revolution: Gewaltanwendung hält Einzug Träger: das Volk, dessen Wille die Souveränität ist neben dem Aspekt der Gewalt bringt die französische Revolution noch das Element der Machbarkeit der Begriff taucht bei politischer Veränderung auf, aber auch z.B. bei demographischer Veränderung (demographische Revolution) Zeitalter der Doppelrevolution charakterisiert ein Zeitalter der Beschleunigung, der Akzeleration in allen Lebensbereichen Zunahme der Weltbevölkerung, aber auch Peuplierungspolitik mit den Reformen der Aufklärung wurde versucht, die Rechtssituation der Bevölkerung zu verbessern, auch der bäuerlichen Waise und uneheliche Mütter sollten eine gewisse rechtliche Basis haben gezielter Einsatz von Gesundheitsvorsorge, Hygiene, Medizinpolitik: Bevölkerung wächst, Aberglaube wird zurückgedrängt („Alternativmedizin“ wie Aderlass etc.) die Seuchenbekämpfung ist ein Ziel → Einführung der Quarantäne Verbesserung der Ernährungslage, resultierend aus einer agrarischen Revolution → Umstellung der Landwirtschaft, neue Techniken, neue Pflanzen (z.B. Kartoffel) (führend: England und Niederlande) Anwachsen der großen Städte, Landflucht, Prozess der Urbanisierung die Entwicklung in der Medizin schreitet voran, das alles führt zu Bevölkerungsvermehrung Glorious Revolution: England: Wie entwickelte es sich zum Musterbeispiel eines demokratischen Verfassungsstaates? → vorzügliche geographische Bedingungen, überall Meernähe England ist das Ursprungsland des europäischen Journalismus Seit Heinrich VIII. ist Wales mit England verbunden Sonderstatus: Schottland. ein geistiges Zentrum in Schottland: Universität in St. Andrews (gegründet 1412) Religionsreform in Schottland: John Knox (gestorben 1572) → Calvinist, der in Basel studierte Knox: Presbyterian Church durch das Parlament als Staatsreligion durchgesetzt Presbyter: Chef der Kirche durch sie wurde von Schottland aus die calvinistische Kirchenverfassung durchgesetzt Königreich England: bereits Ende des Mittelalters änderte sich die Form der Grundherrschaft → englische Untertanen eher „frei“ als restliche europäische Untertanen manorial system: eine Art Pachtvertrag, den Bauern wird das Grundstück auf eine bestimmte Zeit verpachtet, das war nicht erblich → „to farm out“ Weideland: mit Hecken eingegrenzt Parlament: England als das Modell des modernen Verfassungsstaates Verfassung: Magna Charta 1215: Urdokument des englischen Parlamentarismus „Parlament“ kommt aus dem altfranzösischen „parlement“ (Gespräch, Erörterung) politische Bedeutung erst Ende des 17. Jh. aus dem englischen „parliament“ Großer Rat der englischen Herrscherschicht (König diskutiert mit der restlichen Oberschicht) Aufgaben waren neben politischen Fragen auch die Rechtssprechung erst mit der Zeit vollzog sich der Schritt, dass das Parlament ein Spielraum für die antiroyalistische Opposition war der Adel nützte hier das althergebrachte Recht aus, Beschwerden einzubringen → wurde politisch bedeutsam und Teil der Verfassung dann entwickelte sich das Zweikammersystem (das ist das Besondere am englischen System) Zweikammersystem: an der Spitze standen der König, der hohe Adel und die Spitzen des Klerus → das „Oberhaus“ („House of Lords“) die Abgesandten des „Volkes“ (Abgesandte der Grafschaften und der Städte) bildeten das „House of Commons“ (Unterhaus) die beiden Häuser tagten seit jeher getrennt, aber erst seit dem 16. Jahrhundert ist die Trennung offiziell aber auch das Unterhaus repräsentierte bis ins 19. Jh. nicht die Bevölkerung → erst die Wahlrechtsreformen brachten Änderung das Oberhaus und das Unterhaus bilden gemeinsam das Parlament die staatliche Souveränität lag beim „King in Parliament“ das Parlament stellt die Bindung zwischen „Volk“ und König her wesentlich bei der Staatsbildung: die Philosophie des Thomas Hobbes seine Staatslehre begründete den Absolutismus theoretisch → die Staatslehre geht von der Überlegung aus, dass der Mensch „im Naturzustand“ egoistisch und machtgierig sei „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf“, „Kampf aller gegen alle“ dieser Kampf kann nur vermieden werden durch die Übertragung der Macht auf den Souverän lt. Hobbes sind Gewissens- und Glaubensfreiheit die Ursache für Konflikte im Staat aber er räumte das Widerstandsrecht ein in England war der König „King in Parliament“ aber es gab in England auch die „divine pride“, die göttlich vererbte Königswürde Königsfamilie: diese Familie hat allein das Charisma von Herrschaft inne der Herrscher ist unantastbar → also auch über dem Recht, daraus ergibt sich ein Zwiespalt in der englischen Verfassung James I. (1603-1625) kommt aus Edinburgh, regiert absolut und stützt sich auf die anglikanische Kirche er war ein großer Katholikenverfolger er regierte in Finanznot und musste oft auf die Finanzen des Unterhauses zurückgreifen, er gab ihnen aber kein Mitspracherecht → das führte zum „gunpowder plot“ James I. ging es wie Ferdinand II., der auch von den Ständen abhängig war Puritaner: 1620: Mayflower → Auswanderung nach Amerika 1628 regiert der Sohn Jakobs, nämlich Karl I. → petition of right wegen Finanzknappheit muss der König einer Petition des Unterhauses zustimmen, die besagt, dass keine Gelder ohne die Zustimmung des Unterhauses eingesetzt werden können 1642: England: große Revolution → auslösend für den 1. Bürgerkrieg 2 /3 des Oberhauses und 1/3 des Unterhauses stehen auf der Seite des Königs → so genannte Cavaliers → in etwa die Vorläufer der Tories → Roundheads: Vorläufer der Whigs → an Überseehandel interessiert Oliver Cromwell: Organisator des Parlamentsheeres im so genannten „langen Parlament“ vertreten 1642: Flucht des Königs zu den Schotten, Vertreibung, Cromwell siegt, Presbyter ausgeschlossen, Rumpfparlament eingerichtet, das den König 1649 hinrichten ließ (damals sensationell) → Republik errichtet, „Commonwealth of England“, deren Haupt: Cromwell die Entwicklung endet in der Militärherrschaft Cromwells Cromwell wurde 1963 Lord Protector und erreichte damit fast monarchische Stellung → so was wie eine Militärdiktatur Cromwell ist außenpolitisch sehr erfolgreich: Erfolge in Seekriegen gegen die Niederlande, gegen die Seemacht Spanien Cromwell steht am Anfang der englischen Weltmacht 1651: Navigationsakte → der Handel mit den Kolonien darf nur mehr auf englischen Schiffen stattfinden nach dem Tod Cromwells: Puritaner und Royalisten arbeiten zusammen Rückkehr des Hauses Steward: 1660-1685: Karl II. aber das Problem der Religionsspaltung bleibt Katholiken verlieren Ämter, es blieb der Ausschluss der Katholiken aus den Staatsämtern bis 1829 in Kraft Tories und Whigs beginnen sich zu verfeinden: ursprünglich Schimpfwörter: Tory: Bandit Whig: Pferdedieb Konflikt zwischen Tories und Whigs geprägt durch die unterschiedliche Auffassung von Staat und Kirche: konservativer Adel: anglikanisch → nach 1830: Umbenennung von „Tories“ zu „Conservative Party“ Parlament wird zum Ort der Konflikte Karl II. bestätigt 1679 die „Habeas Corpus“-Akte → das englische Staatsgrundgesetz zum Schutz der persönlichen Freiheit, vor allem zum Schutz vor willkürlicher Verhaftung Karl II. ist gezwungen, bis 1681 3 Parlamente aufzulösen, um Jakob von York von der Macht auszuschließen 1685: Karl II. stirbt Nachfolger: Jakob II. (Jakob VII. von Schottland), verheiratet mit einer Katholikin → Rekatholisierungsversuche, geplanter Ausschluss der Katholiken soll rückgängig gemacht werden → Revolution, man ruft den Statthalter der Niederlande (Wilhelm von Oranien), der landet, → Glorious Revolution bestätigt durch das englische Parlament wird Wilhelm III. von Oranien König von England, Schottland und Irland das bedeutet für England den Niedergang des absolutistischen Prinzips und die Verlagerung der Gewalt auf die politische Kraft des Volkes zu den Staatsgrundgesetzen gehört auch die Bill of Rights (1689) → „ancient rights and liberties“ des Volkes mussten vom Herrscherpaar bestätigt werden um jeder Form der Rekatholisierung vorzubeugen, wird jeder Katholik von der Thronfolge ausgeschlossen Bill of Rights: Englands politisches System erhält eine konstitutionelle Grundlage Von der englischen Entwicklung, vor allem von der Glorious Revolution, ging Einfluss auf Europa aus Vorbild für Veränderung, politisch, aber auch geistig und gesellschaftlich: Leserevolution, Kommunikationsrevolution Die amerikanische Revolution: die Ergebnisse der amerikanischen Revolution hatten Weltgeltung, die Errungenschaften der Revolution sollten aller Welt zugute kommen auch bei der russischen und chinesischen Revolution die amerikanische Revolution war und blieb für viele Europäer ein Rätsel der Geistliche Abbey Renal: es gab keine wirksame Ursache für die Revolution, keine Schreckensherrschaft Alexis de Tocquille: → prophezeit viel Jahrgang 1805: Tocquille: gehörte der französischen Aristokratie an, studierte in den USA, Hauptwerk: „De la Démocratie Amérique“: die USA waren ein Symbol für die sich unausweichlich ausbreitende Demokratie Streit mit dem Mutterland, weil die Regierung die Kolonien mit Zöllen belastete → je mehr die Kolonie wirtschaftlich aufblühte, desto mehr wollten die Briten Profit daraus schlagen die Staaten waren englisch Florida und Kanada waren nicht dabei, erst im Frieden von Paris 1763 fiel Kanada an die Engländer (?) 1782 Florida (?) solange in Amerika die Bedrohung durch die Franzosen da war, unterwarf man sich der englischen Ausbeutung England hat seinen finanziellen Notstand auf die Kolonien abgewälzt, man dachte, mit dem Gewinn Kanadas hätte man einen Krieg im Interesse der Kolonien geführt 1774: Sugar Act 1765: Stamp Act → mit beiden Acts war keine Vertretung im englischen Parlament verbunden Widerstand gegen die Staatsgewalt: Acts öffentlich ignoriert, es gelang, den Stamp Act rückgängig zu machen aber: der englische Staatskanzler hatte eine neue Idee: weitere Zölle, z.B. auf Tee (?) Wachen marschierten auf, um Zöllner zu schützen Wachmannschaft schoss in Boston in die Menge Gruppe namens „Sons of Liberty“ entsteht Boston Tea Party: In Folge des Massakers von Boston wurden die Zölle aufgehoben Samuel Adams gründete ein Komitee: gründet Korrespondenznetz zwischen den Kolonien 1775: Kontinentalkongress: Wortführer: Thomas Jefferson neue Auseinandersetzung: amerikanische Waffenlager ausgehoben, das Militär rückt an George Washington soll die Miliz neu organisieren und die Kontinentalarmee führen Thomas Paine: journalistisches Wirken 1776: Pamphlet veröffentlicht, forderte Unabhängigkeit Amerikas von Großbritannien Zielsetzung: „It’s time to part“ 1776: Virginia gibt sich eine eigene Verfassung: „Virginia Bill of Rights“ → enthielt bereits einen Katalog der Menschenrechte Kongress: einstimmige Erklärung der Kolonien: Erklärung der Unabhängigkeit, verkündete ein nationales amerikanisches Glaubensbekenntnis: „…that all men are created equal“, dass ihnen Rechte verliehen sind: Leben, Freiheit, Streben nach Glück zu der Sicherung gebe es Regierungen, die ihre rechtmäßige Herrschaft vom Volk herleiten wenn aber die Regierung nicht mehr für das Volk da ist, kann das Volk sie abschaffen → das setzt die britische Militärmaschinerie erst so richtig in Gang erste Wahlen 1789 → Zusatzartikel mit Glaubensfreiheit große Errungenschaft: Errichtung einer kontinentalen Föderation → wenn es um Profit und Versklavung geht, zählen die deklarierten Rechte plötzlich nicht mehr 29.01.2004 Thema Revolution Zettel (französische Revolution): ad Phase 1: neben außenpolitischen Rückschlägen verschlechterte sich auch die finanzielle Lage → man konnte den Staatsbankrott verschleiern → mehr Steuern → Opposition gegen den König Ludwig XV, Kardinal Fleury, Maitressenherrschaft Opposition: - Adel → fordert Wiederherstellung der ständischen Mitregierung → Generalstände seit 1614 nicht mehr einberufen - aufkommendes Bürgertum → fordert politische Mitsprache, schon während 16, 17.Jh. waren Bürgerliche in hohe Stellen in der Armee und Verwaltung eingedrungen, vereinzelt waren sogar die Intendanten (Provinzvorsteher) Bürgerliche → nun ist das Bürgertum weitgehend von der Mitbestimmung ausgeschlossen - Bauern: fordern Aufhebung des grundherrlichen Systems, wollen auch für sich freies Eigentum haben, wollen das Feudalsystem abschaffen Herbst 1788: Generalstände (états généraux): sollen 1789 zusammentreten → Flugschriftenkampf beginnt auszubrechen Emmanuèl Sieyès: führender Staatsdenker mit seiner Schrift: „Was ist der 3. Stand?“ → in dieser Flugschrift beansprucht Sieyès, der 3. Stand stelle allein die Nation dar → 3. Stand ist lt. ihm alles, war im Staat bisher nichts → soll zumindest etwas werden König: Flucht nach vorne → fördert das noch, fordert Leute auf, ihre Beschwerden zu formulieren (cahiers de doléances) → Beschwerdenbriefe enthalten weniger Aufklärungstheorien, sondern konkrete Forderungen: Steuer, Abstimmungsrecht,… auf Antrag von Sieyès konstituiert sich der so genannte 3. Stand, der auch Unzulänglichkeiten des Adels aufzeigt, um sich zur Nationalversammlung zusammenzuschließen. Es wird auch eine bürgerliche Nationalgarde gegründet große Signalwirkung hat folgendes Ereignis: am 14. Juli 1789 (dem heutigen französischen Nationalfeiertag): Sturm auf die Bastille → Gefängnis als das Symbol des Despotismus wurde gestürmt → Signal hatte große Breitenwirkung → Aufstände in den Provinzen (ähnlich wie die Bauernrevolten) → Land war so unter Spannung, es wurde beinahe eine Art Psychose ausgelöst Phase II.: Entwicklung der konstitutionellen Monarchie Menschenrechte Abschaffung der Privilegien und Feudallasten La Fayette: Antrag: Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte nach amerikanischem Vorbild „amtlicher Totenschein des alten Regimes“ Auf Antrag des Bischofs Talayon: Staat sollte entsakralisiert werden → wie bei Joseph II. wurden Kirchengüter eingezogen, in großem Stil Kirchen und Klöster aufgehoben Finanzkrise: Asignaten wurden geschaffen (verzinste Staatsanleihen) → die wurden bald in Papiergeld umgewandelt → Folge: unglaublich starke Inflation von 1789-1791 arbeitet die Nationalversammlung an einer Verfassung: es bilden sich so genannte Clubs → an dauerhafter Bedeutung erlangte von den Clubs vor allem der Club der Jakobiner, dessen Abgeordnete zunächst ein breites Spektrum von gemäßigten Rechten bis hin zu extremen Patrioten umfasste → Aspekt der radikalen Demokratisierung kommt erst später dazu Clubs nach Sitzordnung im Konventsaal benannt (zunächst nicht „links“ und „rechts“) → oben und unten oben: Montignats (Bergpartei); unten: Girondisten und Unabhängige → sie arbeiteten an einer Verfassung Präambel: die Menschenrechte Verfassung enthält Grundlegendes zum Thema Volkssouveränität → Souveränität liegt bei der Nation. das Gesetz ist Ausdruck des allgemeinen Willens → die 1. Verfassung versuchte, aus Frankreich eine konstitutionelle Monarchie zu machen: der König ist nicht mehr der „König von Frankreich“ sondern der „König der Franzosen“ → König ist noch immer Chef der Exekutive, Leiter der Außenpolitik → aber er verliert die Alleinherrschaft: die Beschlüsse müssen von Ministern gegengezeichnet werden Nationalversammlung: Zensuswahlrecht Geschworenengerichte werden eingerichtet (öffentliche Verfahren) Verwaltung wird neu geordnet Provinzen werden ersetzt durch départements Säkularisierung: Schulaufsicht wird der Kirche entzogen, Einführung der Zivilehe 1791: König flieht nach Varenne → schauen im Elze-Repgen: Welche Rolle spielen die Sansculotten? Sansculotten: Militanter Flügel der Kleinbourgeoisie, tragen nicht die Kniebundhosen der Adeligen Phase III: Phase der Konventherrschaften der Girondisten und Jakobiner → Diktatur des Wohlfahrtsausschusses, La Terreur unter Robespierre Einführung des französischen Revolutionskalenders in dieser Phase: radikalster Höhepunkt der französischen Revolution: 1793: Hinrichtung des Königs → dann folgt die Phase des Terreur → Verfolgung der Kirchengüter, tiefgreifende soziale Umschichtungen mit Annahme der Verfassung löst sich die Nationalversammlung auf für die gesetzgebende Nationalversammlung dürfen die Mitglieder der 1. Nationalversammlung nicht kandidieren → gemäßigte Republikaner gewinnen → treten ein für Gleichheit vor dem Gesetz; Selbstverwaltung für Gemeinde und départements; liberale, föderative Republik (alles nach Vorbild der USA) → werden als Girondisten bezeichnet Jakobiner: immer mehr radikaler Flügel: fordern soziale Gleichheit (d.h. Unterschiede, die sich durch Besitz und Religion / sozialem Umfeld ergeben, sollen beseitigt werden die Not der Masse der Bevölkerung soll angegangen werden → „radikal republikanische Gesinnung“ → fand große Resonanz in Mitteleuropa (ein zu nennender Autor: der Innsbrucker Ordinarius für österreichische Geschichte: Helmut Reinalter) die Kirchen- und Religionsfeindlichkeit erreichte unter den Jakobinern ihren Höhepunkt, der Kalender wurde durch den Revolutionskalender ersetzt bleibende Errungenschaften: Einführung des Franc, Einführung des metrischen Systems 1792: Sturm auf die Dulerien (Dylerien?) Phase IV: Wiederherstellung des Rechtssystems und der Zensusdemokratie 1795: neue Verfassung: Spitze des Staates: Direktorium aus 5 Männern, gewählt von der Volksvertretung es blieben die Parteien Was entwickelt sich zum einzigen wirklichen Machtfaktor? → Armee → spielt wesentliche Rolle, damit ist der Weg frei für die Phase V.: Aktion des Napoleonischen Staatsstreiches → Napoleonische Ära (1722: Frankreich trat in den Krieg gegen Österreich ein, zur gleichen Zeit marschierte Russland in Polen ein → polnische Teilungen sind anzuschauen und nachzutragen für Neuzeit 2) Revolutionskapitel: die französische Revolution ergänzt das bis jetzt von uns Durchgemachte um den Faktor der vor nichts zurückschreckenden Gewalt in- und auswärtiger Krieg: viele der Errungenschaften verbreiteten sich rasch auf dem Kontinent: Bürgertum, Säkularisierung, Mediatisierung → unter diesem Einfluss fällt das Heilige Römische Reich auseinander Mediatisierung: Einbeziehung der reichsunmittelbaren Herrschaften (Reichsgrafschaften, Städte) in einen größeren Staatenverband Zusammenstoß von Frankreich mit den „Mächten des Alten Europa“ (Zitat Raffler) führte zu totaler Änderung der territorialen und politischen Landschaft Europas → der Wiener Kongress konnte das nicht rückgängig machen Umbruchszeit um 1800: von manchen Historikern wird sie als „Phase der Doppelrevolution“ (politisch und industriell) bezeichnet → mit dieser Phase wurde ein Modernisierungsschub geschaffen, durch den politischen Wandel passierte ein sozialer Wandel bürgerlich-liberale Kreise (Beamten- und Bildungselite) wird zum Akteur die traditionelle Gesellschaft wird durch die moderne Gesellschaft abgelöst die vorindustrielle Zeit durch die industrielle Zeit „Der entfesselte Prometheus“ (von wem?) Russland: Katharina II. → Aufstieg Russlands zu einer europäischen Großmacht: Russland gewinnt Zugriff zum schwarzen Meer Joseph II. reaktiviert seine Balkanpolitik → braucht Unterstützung Katharinas gegen die Türkei braucht auch Unterstützung, um das Kurfürstentum Bayern im Austausch gegen die österreichischen Niederlande zu gewinnen Problem des aufkeimenden Nationalismus. es gibt in Maria-Theresianischer Zeit einen Juristen namens Joseph von Sonnenfels: der verfasst eine Schrift: „Der Mann ohne Vorurteil“ → in dieser Schrift definiert er das, was er unter Nation, unter Vaterland, versteht → wo jeder seine Heimat findet eine Definition: Bereits in den 1760ern wurden die Begriffe Vaterland, Patriotismus, Nationalismus aufgegriffen. Karl Friedrich Moser: „Vom Deutschen National-Geist“ → auch in Frankreich und England taucht das Thema des frühen Nationalismus schon auf grundlegende Literatur: Einstieg: Benedict Anderson, ? Gellner Otto Dann: „Begriffe und Typen des Nationalen in der frühen Neuzeit“ Autor der neuesten Studie dazu: Hans-Martin Blitz: „Liebe zum Vaterland“ mit der französischen Revolution ist das nationale Element in Europa zum zentralen Thema geworden 2 Nationsbegriffe: - ethnisch → Nation = Gruppe von Menschen gleicher Herkunft - politisch → Nation = Träger der Souveränität Definitionsunterschiede: antiker Begriff „natio“: Gemeinschaft von gleicher Abstammung → wichtiges Kriterium: gemeinsame Sprache, gemeinsame Geschichte die schon zitierte Diderot’sche Enzyklopädie: Nation = Bevölkerung eines Staats → Kriterien: gleiche Regierung, gleiche Gesetze → da es damals noch keine gleichen Gesetze für alle Staatsbewohner gab, würde der Diderotsche Begriff nur die im Staat umfassen, die politische Rechte besaßen Herkunft muss legitimiert werden, man konstruiert zum Teil die Geschichte → Mythen der eigenen Nation werden entdeckt/ neu geschrieben man sucht nach Trägerpersonen für die nationale Tradition → Symbolfiguren → man fälscht Handschriften der frühneuzeitliche Staat bemühte sich, seinen gesamten Herrschaftsraum administrativ zu durchdringen → Schritt von Untertan zu einheitlicher Staatsbevölkerung Problem mit Böhmen: Prozess der modernen Staatsbildung machte nicht aus jedem Territorialstaat auch einen Nationalstaat → der Herrscher regierte mehrere Völker → ein Herrscher für mehrere Nationen → was ist Österreich, was ist österreichisch? → was ist eine österreichische Nation? → es gibt keine österreichische Nation, zumindest in dem Zeitraum → mehrere Völker sollten eine nationale Entwicklung durchmachen Dominanz: Adel, bürgerliche Intelligenz (geprägt durch die Errungenschaften der Aufklärung, ihrer Reformgesinnung, inklusive Patriotismus) → in Deutschland bildeten sich so genannte „patriotische Gesellschaften“ heraus → vor allem um soziale Fragen und Bildungsfragen bemüht ist schon, wie in Frankreich, ein nationaler Staat vorgegeben, so wird der Kampf um demokratische Institutionen vorherrschend nur in wenigen Ländern gab es eine evolutionäre Entwicklung des Nationalstaates: Polen, Galizien, Böhmen, Siebenbürgen → wo können sich fremdbestimmte Völker zu selbstbestimmenden demokratischen Nationen entwickeln? für das Deutsche Reich zentral: eine Nation entwickelte sich unabhängig vom Heiligen Römischen Reich: die deutsche Kulturnation → wer gehört zur deutschen Kulturnation dazu? → z.B. Deutschschweizer? gehören zu einer Kulturnation Völker, die zum Heiligen Römischen Reich gehören, aber nicht deutsch sprechen? Wie weit greift in welcher Phase unter welchem Herrscher die deutsche Hochsprache durch, wie weit setzt sich die schriftsprachliche Hochkultur durch? Friedrich Meinecke: Begriff der deutschen Kulturnation → aus seiner fatalen Selbstüberschätzung versuchte er, den Begriff der Kulturnation mit dem Begriff der Nation gleichzusetzen Ende des Heiligen Römischen Reiches: unmittelbarer Anlass: Phase der Säkularisierung → ergab sich aus der französischen Eroberung der linksrheinischen Gebiete → Entschädigung der linksrheinischen Fürsten mit rechtsrheinischen Gebieten → Bistümer aufgelöst Frieden von Rostad, Friede von Lunéville 1801 Säkularisierung: 1803: Reichsdisputationshauptschluss → Neuverteilung der Kurstimmen, 4 neue weltliche Kurfürstentümer statt der geistlichen Köln und Trier → protestantisches Übergewicht → Bedrohung für die habsburgische Kaiserwürde politische und soziale Gründe für die Reichsauflösung: schwerfällige Verfahrensweise des Regensburger Reichstags, Dualismus Österreich-Preußen, Souveränitätsbestrebungen der Landesfürsten gegenüber dem Reich Reich konnte nicht mehr standhalten, war aber immer noch ein Rechtsgarant, war außenpolitisch gesehen wichtig, Garant für europäisches Gleichgewicht noch dazu anzuschauen für Neuzeit 2: - preußische Reformen - Wiener Kongress - Wichtigste Ziele der Revolution von 1848