Deutsche Bundeskanzler seit 1949

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Deutsche Bundeskanzler seit 1949
Übersicht
Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland
Name (Lebensdaten)
Nr.
1
2
3
4
5
6
7
8
Konrad Adenauer (1876–1967)
Ludwig Erhard (1897–1977)
Kurt Georg Kiesinger (1904–1988)
Willy Brandt (1913–1992)
Helmut Schmidt (*1918)
Helmut Kohl (*1930)
Gerhard Schröder (*1944)
Angela Merkel (*1954)
CDU
CDU
CDU
SPD
SPD
CDU
SPD
CDU
Zusammenfassungen der einzelnen Kanzlerschaften
[Bearbeiten]
Konrad Adenauer (1949–1963)
Konrad Adenauers Amtszeit war wesentlich von außenpolitischen Ereignissen geprägt. Die Westbindung mit
NATO-Beitritt und Gründung der EGKS, dem Grundstein der Europäischen Union, setzte er gegen den Widerstand
der SPD durch. Er brachte die deutsch-französische Aussöhnung voran und unterschrieb 1963 den deutschfranzösischen Freundschaftsvertrag. Ebenso setzte er sich in starkem Maße für die deutsch-jüdische Versöhnung ein.
Auch innenpolitisch wird ihm – neben seinem Nachfolger Ludwig Erhard – das Wirtschaftswunder, die starke
wirtschaftliche Erholung der westdeutschen Gesellschaft, angerechnet. Durch sozialpolitische Beschlüsse wie die
Lastenausgleichsgesetzgebung oder die dynamische Rente erreichte er die Integration von Flüchtlingen, die
Entschädigung von Opfern des Zweiten Weltkrieges und die Bildung einer stabilen Gesellschaft mit breitem
Mittelstand. Negativ werden seine strikte Ablehnung gegen Ludwig Erhard als Nachfolger, sein Verhalten in der
Spiegel-Affäre, seine Uneindeutigkeit bei der Frage nach der Kandidatur zum Bundespräsidenten 1959 und sein
unbedingtes Festhalten an der Macht 1962/63 angemerkt. Insgesamt hat Konrad Adenauer mit seiner Interpretation
der Befugnisse des Bundeskanzlers wichtige Weichen für das Amtsverständnis seiner Nachfolger gelegt. Seine 14jährige Amtszeit dauerte länger als die Weimarer Republik existierte, in welcher 13 Kanzler amtierten. (Wobei
anzumerken ist, das die Weimarer Republik, niemals offiziell von Hitler aufgelöst wurde. Sie bestand also faktisch
bis ins Jahr 1945.)
Ludwig Erhard (1963–1966)
Ludwig Erhard kam als Mann des Wirtschaftswunders an die Macht. Seine Kanzlerschaft stand jedoch schon wegen
der Angriffe Adenauers auf seinen Nachfolger und einer einsetzenden leichten wirtschaftlichen Schwächephase
unter keinem guten Stern. Als wichtigste außenpolitische Tat seiner Kanzlerschaft gilt die Aufnahme diplomatischer
Beziehungen zu Israel unter Inkaufnahme heftiger Proteste aus arabischen Staaten. Er versuchte, die Beziehungen zu
den Vereinigten Staaten zu stärken, weshalb er als „Atlantiker“ im Gegensatz zum „Gaullisten“ Adenauer
bezeichnet wurde. Erhard stürzte schließlich über wirtschaftliche Probleme und die Uneinigkeit in seiner Partei.
Nach dem Rückzug der FDP-Minister aus der Regierung im Oktober 1966 begannen Verhandlungen über eine
Große Koalition, schließlich trat Erhard zurück.
Kurt Georg Kiesinger (1966–1969)
Der Kanzler der ersten großen Koalition stellte ein anderes Bild eines Bundeskanzlers dar. „Häuptling Silberzunge“
vermittelte zwischen den beiden großen Parteien CDU und SPD anstatt zu bestimmen. Wichtiges Thema seiner
Amtszeit war die Durchsetzung der Notstandsgesetze. Wegen seiner früheren NSDAP-Mitgliedschaft war er
Angriffen der 68er-Generation ausgesetzt; mit dieser überlappte sich die Außerparlamentarische Opposition. Kurt
Georg Kiesingers Union verpasste in der Bundestagswahl 1969 die absolute Mehrheit um 0,9 Prozentpunkte.
Willy Brandt (1969–1974)
Der Emigrant Willy Brandt war der erste Sozialdemokrat im Kanzleramt. Er setzte sich für die Ostverträge ein und
förderte damit die Aussöhnung mit Deutschlands östlichen Nachbarländern; sein Kniefall in Warschau wurde
international stark beachtet. Auch stellte er die Beziehungen zur DDR auf eine neue Grundlage. Diese Haltung
verschaffte ihm in konservativen Kreisen heftige Gegnerschaft, die 1972 sogar zu einem knapp scheiternden
Misstrauensvotum gegen ihn führte. Andererseits erhielt er für seine außenpolitischen Anstrengungen den
Friedensnobelpreis. Innenpolitisch wollte er „mehr Demokratie wagen“; er war deswegen vor allem bei den
jüngeren Wählern beliebt. In seine Amtszeit fiel die Ölkrise 1973, die zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit führte,
welche wiederum Brandts Ansehen schadete. Nach der Enttarnung seines engen Mitarbeiters Günter Guillaume als
DDR-Spion trat Brandt aufgrund von Frauengeschichten, deretwegen er durch Guillaumes Spionage wahrscheinlich
erpressbar war und somit ein Risiko für die Bundesrepublik darstellte, zurück.
"und somit ein Risiko für die Bundesrepublik darstellte" - ein Risiko bestand nicht. Auch keine Erpressbarkeit.
Vielmehr sagte man Brandt Amtsmüdigkeit nach. Der drohende Ehrverlust durch die Veröffentlichungen in der
Boulevardpresse (BILD 1972: "Heftige Gerüchte um Brandt - Was stimmt daran?") brachten ihn in einer einsamen
Entscheidung dazu das Amt niederzulegen. Brandt schrieb später in seinen "Erinnerungen": "Machtverlust
vielleicht. Ehrverlust niemals!" Gegen den Widerstand in der eigenen Partei trat er zurück. Machtpolitisch
Entscheidend war jedoch, dass der einflussreiche Fraktionsvorsitzende der SPD Herbert Wehner Brandt die
Unterstützung ab 1972 versagte und Hans-Dietrich Genscher (FDP) als zuständiger Innenminister sich weigerte
wegen des Spionageskandals um Günter Guillaume zurückzutreten.
Helmut Schmidt (1974–1982)
Helmut Schmidt kam als Nachfolger Willy Brandts ins Amt. Der Terror der RAF, besonders 1977, prägte die ersten
Jahre seiner Amtszeit: Er ging gegen die Terroristen mit Härte vor, blieb dabei jedoch strikt im Rahmen des
Rechtsstaates. Innenpolitisch verfolgte er einen – für eine sozialliberale Koalition – eher konservativen Kurs. Seine
Unterstützung des NATO-Doppelbeschlusses, mit der viele SPD-Mitglieder nicht einverstanden waren, läutete das
Ende seiner Amtszeit ein. 1982 kam es schließlich wegen wirtschaftspolitischer Differenzen zum Bruch mit dem
Koalitionspartner FDP.
Helmut Kohl (1982–1998)
Helmut Kohl wurde durch ein konstruktives Misstrauensvotum gegen Helmut Schmidt mit den Stimmen von CDU,
CSU und der Mehrheit der FDP-Fraktion zum neuen Bundeskanzler gewählt. Er versprach zu Beginn seiner
Amtszeit eine „geistig-moralische Wende“. In den ersten Wochen seiner Kanzlerschaft führte er mittels einer
verfassungsrechtlich umstrittenen Vertrauensfrage die Auflösung des Bundestages und vorgezogene Neuwahlen
herbei. Seine persönliche Vision war ein „Europa ohne Schlagbäume“, das die Schengen-Staaten mit dem
Schengener Abkommen schließlich auch verwirklichten. Ebenso setzte sich Kohl stark für die Etablierung des Euro
ein. Helmut Kohls Name ist eng mit der Deutschen Einheit verknüpft: 1989 ergriff er die Gunst der Stunde nach
dem Fall der Mauer und sorgte in internationalen Verhandlungen für die Zustimmung der Sowjetunion zur
Wiedervereinigung und der gesamtdeutschen NATO-Mitgliedschaft. Innenpolitisch entstanden durch die
Wiedervereinigung große Probleme, da die Wirtschaft in Ostdeutschland entgegen Kohls Einschätzung von den
kommenden „blühenden Landschaften“ zusammengebrochen war. Die Schwierigkeiten des Aufbaus Ost waren
bestimmend für seine spätere Amtszeit. Schließlich wurde er 1998 auch wegen einer Rekordarbeitslosigkeit
abgewählt. Nach Kohls Amtszeit wurde bekannt, dass er zugunsten der CDU unter Verstoß gegen das Parteigesetz
Spenden angenommen und „schwarzen Kassen“ zugeführt hatte.
Gerhard Schröder (1998–2005)
Gerhard Schröder begann kurz nach Antritt seiner Kanzlerschaft mit seiner rot-grünen Koalition eine Reihe von
Reformprojekten, denen gegen Ende der ersten Amtszeit eine Phase der „ruhigen Hand” folgte. Außenpolitisch
führte Schröder zunächst die transatlantische Partnerschaft wie seine Vorgänger fort: 1999 und 2001 unterstützte
Deutschland im Rahmen der Bündnistreue die NATO im Kosovo und in Afghanistan. 2002 jedoch verweigerte
Schröder den USA seine Zustimmung zum Irak-Krieg. Dies gilt – neben seinem als gut erachteten
Krisenmanagement während der Jahrhundertflut in Ost- und Norddeutschland – als wichtiger Grund für seine
Wiederwahl 2002. 2003 benannte er mit der Agenda 2010 sein Reformprogramm für die zweite Amtszeit, zumal er
die Arbeitslosigkeit nicht – wie zu Beginn seiner Amtszeit angekündigt – hatte senken können. Dieses Programm
ging der politischen Linken zu weit, während es wirtschaftsnahen Gruppen nicht weit genug ging. Nach einer
schweren SPD-Niederlage bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 2005 erreichte Gerhard Schröder mittels
einer Vertrauensfrage die Auflösung des Bundestages und vorgezogene Neuwahlen im Herbst 2005, auch weil er
das Vertrauen der Koalition in sich beeinträchtigt sah. Zwar verlor er diese Wahlen knapp, jedoch gelang es ihm die
SPD in der Regierung zu behalten, da die unerwartet geringe Differenz zwischen CDU/CSU und SPD im
Wahlergebnis eine große Koalition aus Union und SPD erzwang.
Angela Merkel (seit 2005)
Angela Merkel wurde am 22. November 2005 zur Bundeskanzlerin gewählt. Die erste Frau, die das höchste
Regierungsamt Deutschlands bekleidet, stützt sich auf eine große Koalition aus CDU/CSU und SPD.
Zu Beginn ihrer Amtszeit standen außenpolitische Aufgaben auf dem Programm: entführte Deutsche in arabischen
Ländern, der Atomkonflikt mit Iran und die Debatte um die Mohammed-Karikaturen. Merkel erhielt aufgrund der
für gut befundenen außenpolitischen Auftritte in Umfragen hohe Zustimmungsraten, was zu einer Ermahnung des
Koalitionspartners führte, sich nunmehr auch der mutmaßlich weniger Zustimmung einbringenden innenpolitischen
Diskussion auszusetzen. Dabei sind die Föderalismusreform, über die weitgehend Einigkeit besteht, weitere
Reformen zur Verringerung der Arbeitslosigkeit und etwa in der Gesundheitspolitik sowie die Konsolidierung des
Bundeshaushalts erste Aufgaben der zweiten großen Koalition in der Geschichte der Bundesrepublik.
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