JOHN R. SEARLE Was ist ein Sprechakt?1 /. Einleitung In einer typischen Sprechsituation mit einem Sprecher, einem Hörer und einer Äußerung des Sprechers gibt es viele Arten von charakteristischen Akten, die mit der Äußerung des Sprechers verbunden sind. Der Sprecher wird spezifischerweise Gaumen und Zunge bewegen und Geräusche erzeugen. Außerdem wird er einige Akte vollziehen innerhalb der Klasse derjenigen Akte, welche Information, Irritation oder Langeweile des Zuhörers einschließen; er wird ferner einige Akte innerhalb der Klasse derjenigen Akte vollziehen, welche die Referenz auf Kennedy oder Chruschtschow oder den Nordpol einschließen; und er wird auch Akte vollziehen, die zur Klasse derjenigen Akte gehören, welche die Tatsache berücksichtigen, daß man Feststellungen trifft, Fragen stellt, Befehle erteilt, Berichte gibt, Grüße und Warnungen ausspricht Es sind die Mitglieder dieser letzten Klasse, die Austin illokutionäre Akte genannt hat, und es ist diese Klasse, mit der ich mich in diesem Papier beschäftige. So könnte dieser Aufsatz die Überschrift tragen: „Was ist ein illokutionärer Akt?". Ich versuche nicht, den Ausdruck „illokutionärer Akt" zu definieren, obwohl die folgende Analyse eines besonderen iliokutionären Aktes, wenn sie gelingt, die Basis für eine solche Definition abgeben kann. Einige der mit iliokutionären Akten verbundenen deutschen Verben und Verbphrasen sind: feststellen, behaupten, beschreiben, warnen, bemerken, kommentieren, befehlen, bestellen, fordern, kritisieren, sich entschuldigen, bewerten, bejahen, willkommen heißen, versprechen, Zustimmung und Bedauern äußern. Austin behauptet, daß es über tausend solcher Ausdrücke im Englischen gebe. Einleitend möchte ich sagen, warum ich glaube, daß es für die Philosophie der Sprache von Interesse und Wichtigkeit ist, Sprechakte oder, wie sie 1 „What ic a Speech Act?" in: J.R. Searle, Ed., The Philosophy of Language, Oxford University Press, 1971, 39-53. Aus dem Englischen von J. Nieraad. manchmal genannt werden, Sprachakte oder linguistische Akte zu unte suchen. Ich glaube, daß es für jede An von sprachlicher Kommunikatio wesentlich ist, daß sie einen sprachlichen Akt enthält. Es ist nicht, wie die allgemein angenommen wurde, das Symbol oder das Wort oder der Sau oder gar das Zeichen für das Symbol oder das Wort oder den Satz, wa die Einheit der sprachlichen Kommunikation ausmacht, sondern viel mehr ist es die Produktion des Zeichens im Vollzug des Sprechaktes, was die Basiseinheit der sprachlichen Kommunikation konstruiert. Genaue) ist die Produktion des Satzes unter bestimmten Bedingungen der illokutionäre Akt, und der illokutionäre A kl ist die minimale Einheit sprachlicher Kommunikation. Ich weiß nicht, wie man beweisen kann, daß die sprachliche Kommunikation wesentliche Akte einschließt, aber ich kann mir einige Argumente vorstellen, die man ins Feld fuhren könnte, um einen Skeptiker zu überzeugen. Man könnte etwa die Aufmerksamkeit des Skeptikers auf die Tatsache lenken, daß, wenn immer er ein Geräusch oder eine Markierung auf dem Papier als einen Fall sprachlicher Kommunikation, als eine Nachricht, auffaßt, diese seine Auffassung des Geräuschs oder der Markierung u.a. impliziert, daß er sie betrachtet, als wenn sie von einem Lebewesen mit bestimmten Absichten produziert worden wären. Er kann sie nicht einfach als Naturphänomene, wie einen Stein, einen Wasserfall oder einen Baum behandeln. Wenn man sie als Fall sprachlicher Kommunikation betrachten will, muß man annehmen, daß ihrer Produktion das zugrunde liegt, was ich einen Sprechakt nenne. Es ist z.B. eine logische Voraussetzung gegenwärtiger Versuche, die Hieroglyphen der Mayas zu entziffern, daß wir wenigstens davon ausgehen, daß die Markierungen, die wir auf den Steinen sehen, von Lebewesen produziert wurden, die uns mehr oder weniger ähnlich sind, und daß diese Markierungen in bestimmter Absicht produziert wurden. Wenn wir sicher wären, daß die Markierungen ein Resultat von sagen wir Erosion des Wassers wären, dann könnte die Frage ihrer Entzifferung oder sogar ihrer Bezeichnung als Hieroglyphen gar nicht erst entstehen. Sie unter der Kategorie sprachlicher Kommunikation analysier! schließt notwendig die Analyse ihrer Produktion als Sprechakte ein. Illokutionäre Akte vollziehen heißt, eine regelgeleitete Form von Verhalten ausführen. Ich werde argumentieren, daß solche Dinge wie „Fragen stellen" oder „Feststellungen treffen" regelgeleitet sind in ganz ähnlicher Weise wie beim Baseball der Schlag von der Grundlinie oder beim Schach ein Springerzug regelgeleitete Handlungsformen sind. Ich beabsichtige deshalb, den Begriff des illokutionären Aktes zu erklären, indem ich eine Menge notwendiger und hinreichender Bedingungen für den Vollzug einzelner Arten von Sprechakten aufstelle, um dann an Hand dieser Bedingungen eine Menge semantischer Regeln für die Verwendung des Ausdrucks (oder des syntaktischen Musters) abzuleiten, durch die eine Äußerung als Sprechakt einer bestimmten Art gekennzeichnet wird. Wenn es mir gelingt, die Bedingungen und die korrespondierenden Regeln für auch nur eine Art illokutionärer Akte festzustellen, dann wird das ein Muster abgeben für die Analyse anderer Arten von Akten und für die Erklärung des Begriffs im allgemeinen. Aber um den Ausgangspunkt zu gewinnen, der es erlaubt, konkret die Bedingungen festzustellen und die Regeln für den Vollzug eines illokutionären Aktes abzuleiten, muß ich drei andere einleitende Begriffe diskutieren: „Regel“, „Proposition" und „Bedeutung". Ich werde die Diskussion dieser drei Begriffe auf diejenigen Aspekte beschränken, die hinsichtlich meines Hauptzweckes in diesem Papier wesentlich sind, aber selbst dann würde jeder Begriff eine besondere Untersuchung erfordern, wenn das was ich über ihn sagen will, vollständig sein soll; manchmal jedoch mag es gut sein, Gründlichkeit um des Gesamtziels willen hintenanzustellen, und ich werde mich deshalb sehr kurz fassen. II. Regeln In den vergangenen Jahren hat es in der Sprachphilosophie beträchtliche Diskussionen hinsichtlich des Begriffs von „Regeln" für die Verwendung von Ausdrücken gegeben. Einige Philosophen haben sogar gesagt, daß die Kenntnis der Bedeutung des Wortes lediglich eine Sache der Kenntnis der Regel seines Gebrauchs oder seiner Verwendung ist. Ein beunruhigender Zug an diesen Diskussionen ist der, daß kein Philosoph, wenigstens nach meiner Kenntnis, jemals irgend etwas Ähnliches "wie eine adäquate Formulierung von Regeln für den Gebrauch wenigstens eines Ausdrucks gegeben hat Wenn Bedeutung eine Sache von Gebrauchsregeln ist, dann sollten wir sicherlich in der Lage sein, die Regel für den Gebrauch von Ausdrücken in einer Weise festzustellen, die uns die Bedeutung dieser Ausdrücke erklären würde. Bestimmte andere Philosophen haben, wahrscheinlich entmutigt durch den Mißerfolg ihrer Kollegen bei der Aufstellung von Regeln, den bemerkenswerten Gedanken geleugnet, daß Bedeutung überhaupt eine Sache von Regeln s«, und sie haben behauptet, daß es gar keine semantischen Regeln der vorgeschlagenen An gäbe. Ich bin geneigt zu glauben, daß dieser Skeptizismus verfrüht ist und in dem Mißerfolg wurzelt, zwischen verschiedenen Arten von Regeln in einer Weise zu unterscheiden, die ich jetzt zu erklären versuchen will. Ich unterscheide zwischen zwei Sorten von Regeln: Einige regeln bereits bestehende Verhaltensformen; z.B. regeln die Anstandsregeln zwischen menschliche Beziehungen, die unabhängig von diesen Regeln existieren. Einige Regeln auf der anderen Seite regeln nicht nur, sondern erzeugen oder prägen auch neue Formen des Verhaltens. Die Regeln für Football z.B. regeln nicht nur das Footballspiel, sondern sie schaffen überhaupt erst diese Möglichkeit und definieren solche Tätigkeiten. Die Handlungen beim Footballspielen sind dadurch konstituiert, daß sie in Übereinstimmung mit den entsprechenden Regeln ausgeführt werden; das Footballspiel hat keine Existenz außerhalb dieser Regeln. Ich nenne die letztere Art von Regel konstitutive Regeln und die erster« Art regulative Regeln. Regulative Regeln regeln eine bereits existierende Tätigkeit, eine Tätigkeit, deren Vorhandensein von der Existenz der Regeln logisch unabhängig ist Konstitutive Regeln konstituieren (und regeln auch) eine Tätigkeit, deren Vorhandensein von den Regeln logisch abhängig ist. Es ist für regulative Regeln kennzeichnend, daß sie die Form von Imperativen haben oder als solche paraphrasiert werden können, z.B. „Wenn man Essen schneidet, soll man das Messer in der rechten Hand halten" oder „Offiziere haben beim Essen eine Krawatte zu tragen". Einige der konstitutiven Regeln haben eine ganz andere Form, z.B. „Ein König ist dann schachmatt gesetzt, wenn er so angegriffen wird, daß er keinen Zug machen kann, ohne angegriffen zu sein"; „Ein Punktgewinn ist dann erzielt, wenn ein Spieler während des Spiels im Ballbesitz die Torlinie des Gegners überschreitet". Solange unsere Paradigmen für Regel in regulativen Regeln imperativischer Form bestehen, erscheinen solche konstitutiven Regeln nichtimperativischer Form wahrscheinlich als sehr sonderbar und eigentlich als kaum zur Kategorie der Regeln gehörend. Es ist darauf hinzuweisen, daß sie in ihrem Charakter nahezu tautotogsich sind, denn was die „Regel" hier zu sagen scheint, ist eine Teildefinition von „schachmatt" oder „Punktgewinn". Aber natürlich ist dieser quasitautologische Charakter eine notwendige Konsequenz der konstitutiven Regeln als solchen: Die Regeln für Punktgewinn müssen den Begriff „Punktgewinn" im amerikanischen Football in derselben Weise wie die Footballregeln das „Footballspiel" definieren. Daß z. B. ein Punktgewinn in der und der Weise erreicht werden kann und sechs Punkte zählt, mag zuweilen als eine Regel, zuweilen als eine analytische Wahrheit erscheinen. Und daß diese Regel als eine Tautologie aufgefaßt werden kann, ist ein Hinweis auf die Tatsache, daß die betreffende Regel eine konsumtive Regel ist Regulative Regeln haben im allgemeinen die Form „Tu X" oder „ Wenn Y.tuX". Einige Mitglieder aus der Gruppe der konsumtiven Regeln haben diese Form, aber einige haben auch die Form “X gilt als Y“. Daß man dies nicht gesehen hat, ist von einiger Bedeutung in der Philosophie. So fragen z.B. einige Philosophen: „Wie kann ein Versprechen eine Verpflichtung schaffen?" Eine ähnliche Frage würde sein: „Wie kann ein Aufsetzer sechs Punkte einbringen?" Diese beiden Fragen lassen sich in der Form nur dadurch beantworten, daß man eine Regel von der Form „X gilt als Y" angibt. Ich bin geneigt zu glauben, daß sowohl der Mißerfolg einiger Philosophen bei dem Versuch, Regeln für den Gebrauch von Bedeutungen festzulegen, als auch der Skeptizismus anderer Philosophen hinsichtlich der Existenz solcher Regeln wenigstens z.T. in dem Mißerfolg wurzeln, den Unterschied zwischen konsumtiven und regulativen Regeln zu erkennen. Das Modell oder Paradigma einer Regel, welche die meisten Philosophen vor Augen haben, ist das einer regulativen Regel, und wenn man im Bereich der Semantik nach reinen regulativen Regeln sucht, dann wird man unter dem Gesichtspunkt logischer Analyse nichts Interessantes finden. Es gibt zweifellos gesellschaftliche Regeln der Form „Man sollte in formellen Versammlungen keine Obszönitäten äußern", aber das scheint kaum eine Regel von der Sorte zu sein, die wesentlich zur Erklärung der semantischen Struktur einer Sprache beiträgt Die Hypothese, um die es in dieser Untersuchung geht, besteht darin, daß die semantische Struktur einer Sprache als eine Menge von Systemen konsumtiver Regeln aufgefaßt werden kann und daß illokutionäre Akte Akte sind, die in Übereinstimmung mit diesen Mengen konsumtiver Regeln vollzogen werden. Eines der Ziele dieser Untersuchung besteht darin, eine Menge konsumtiver Regeln für eine bestimmte Art von Sprechakten zu formulieren. Und wenn das, was ich in Bezug auf konsumtive Regien gesagt habe, richtig ist, dann sollten wir nicht überrascht sein, wenn nicht alle diese Regeln die Form imperativischer Regeln haben. Wir werden in der Tat sehen, daß die Regeln unter mehrere verschiedene Kategorien fallen, deren keine ganz den Anstands-regeln entspricht. Der Versuch, die Regeln für den Vollzug illokutionärer Akte anzugeben, kann auch als ein Prüfverfahren für die Hypothese angesehen werden, daß den Sprechakten konsumtive Regeln zugrunde liegen Wenn wir nicht in der Lage sind, zufriedenstellende Formulierungen füi die Regeln aufzustellen, dann kann dies als eine teilweise Widerlegung unserer Hypothese betrachtet werden. III. Propositionen Verschiedene Ülokutionäre Akte weisen oft gemeinsame Züge auf. Be trachten wir etwa Äußerungen der folgenden Sätze: (1) Wird John den Raum verlassen? (2) John wird den Raum verlassen. (3) John, verlaß den Raum! (4) Ich wünsche, daß John den Raum verläßt. (5) Wenn John den Raum verläßt, werde ich ihn auch verlassen. Äußerungen dieser Sätze bei passender Gelegenheit bedeuten in charakteristischer Weise den Vollzug verschiedener illokutionärer Akte. Die ersti Äußerung ist bezeichnend für eine Frage, die zweite für eine Behauptung über die Zukunft, d.h. für eine Vorhersage, die dritte für eine Aufforderung oder einen Befehl, die vierte für den Ausdruck eines Wunsches uni die fünfte für den hypothetischen Ausdruck einer Absicht. Im Vollzug je der dieser Äußerungen wird der Sprecher aber in charakteristischer Weis einige subsidiäre Akte vollziehen, welche allen fünf illokutionären Aktei gemeinsam sind. In der Äußerung eines jeden Satzes bezieht sich de Sprecher auf eine besondere Person, John" und schreibt dieser Person zu daß sie den Raum verläßt. In keinem Fall ist dies alles, was er tut, aber i jedem Fall ist es ein Teil dessen, was er tut. Ich will deshalb sagen, daß i jedem dieser Fälle wenigstens einige der nicht-illokutionären Akte der Referenz und Prädikation dieselben sind, obwohl die illokutionären Akt selbst verschieden voneinander sind. Die Referenz auf eine Person „John" und die Prädlzierung derselben Sa ehe von dieser Person in jedem dieser illokutionären Akte veranlaßt mich zu sagen, daß es einen gemeinsamen Inhalt in allen diesen Äußerunge gibt Etwas, was man durch den Teil „daß John den Raum verlasse wird" ausdrücken kann, scheint das gemeinsame Merkmal aller Äußerur gen zu sein. Wir könnten ohne allzugroße Verzerrungen jeden dieser Sau in einer Weise schreiben, die das gemeinsame Merkmal isolieren würde „Ich behaupte, daß John den Raum verlassen wird", „Ich frage, ob John den Raum verlassen wird", usw. Ich schlage vor, diesen gemeinsamen Inhalt in Ermangelung eines besseren Wortes eine „/Yopos/r/on" zu nennen, und ich will dieses Merkmal der illokutionären Akte beschreiben, indem ich sage, daß der Sprecher in der Äußerung der Sätze 1-5 die Proposition ausdrückt, daß John den Raum verlassen wird. Ich sage nicht, daß der Satz die Proposition ausdrückt; ich wußte nicht, wie Sätze Akte dieser Art vollziehen könnten. Aber ich will sagen, daß der Sprecher, indem er den Satz äußert, eine Proposition ausdrückt. Es ist auch zu beachten, daß ich zwischen einer Proposition und einer Behauptung oder einer Feststellung dieser Proposition unterscheide. Die Proposition, daß John den Raum verlassen wird, wird in der Äußerung der Sätze l -5 ausgedrückt, aber nur in Satz 2 wird diese Proposition in Form einer Behauptung ausgedrückt. Eine Behauptung ist ein illokutionärer Akt, aber eine Proposition ist keineswegs ein Akt, obwohl der im Ausdrücken einer Proposition bestehende Akt Teil des Vollzugs bestimmter illokutionärer Akte ist. Zusammenfassend möchte ich sagen, daß ich zwischen dem illokutionären Akt und dem propositionalen Gehalt eines illokutionären Aktes unterscheide. Natürlich haben nicht alle illokutionären Akte einen propositionalen Gehalt, z.B. Äußerungen wie „Hurra!" oder „Au!". In dieser oder jener Version ist diese Unterscheidung alt und in verschiedener Weise von so verschiedenen Autoren wie Frege, Scheffer, Lewis, Reichenbach und Hare gemacht worden, um nur wenige zu nennen. Vom semantischen Standpunkt können wir zwischen dem propositionalen Indikator in einem Satz und dem Indikator der illokutionären Rolle unterscheiden. Wir können also für eine große Klasse von Sätzen, die zum Vollzug illokutionärer Akte notwendig sind, im Rahmen der Absicht unserer Analyse sagen, daß der Satz zwei (nicht notwendig verschiedene) Teile hat, den propositionalen Indikator und den Indikator der illokutionären Rolle. Der Indikator der illokutionären Rolle zeigt, wie die Proposition aufzufassen ist oder, um es in anderer Weise zu sagen, welche illokutionäre Rolle die Äußerung haben soll, d.h. welchen illokutionären Akt der Sprecher vollzieht, wenn er den Satz in dieser Form äußert Zu den Mitteln, die im Englischen die illokulionäre Rolle anzeigen, gehören Wortfolge, Betonung, Intonation, Interpunktion, der Modus des Verbs und die Gruppe der sogenanntenperformativen Verben: Ich kann die Art des illokutionären Aktes, den ich gerade vollziehe, anzeigen, indem ich einen Satz beginne mit „Ich entschuldige mich", „Ich warne", „Ich stelle fest" usw. In der konkreten Sprechsituation macht jedoch oft der Kontext klar, welche illokutionäre Rolle der Äußerung zukommt, ohne daß es notwendig wäre, explizit einen Indikator der illokutionären Rolle zu benutzen. Wenn diese semantische Unterscheidung von irgendeiner wesentlichen Bedeutung ist, dann sollte es zu ihr eine syntaktische Analogie geben, und gewisse jüngere Entwicklungen in der transformationellen Grammatik scheinen dies zu unterstützen. Im zugrundeliegenden phrase marker eines Satzes gibt es eine Unterscheidung zwischen solchen Elementen, welche dem Indikator der illokutionären Rolle entsprechen, und solchen, welche dem propositionalen Gehalt korrespondieren. Die Unterscheidung zwischen dem Indikator der illokutionären Rolle und dem Indikator des propositionalen Gehalts wird sich als sehr nützlich erweisen, wenn es darum geht, eine Analyse eines illokutionären Aktes zu geben. Weil dieselbe Proposition allen Arten illokutionärer Akte gemeinsam sein kann, können wir unsere Analyse der Propositionen von unserer Analyse der Arten illokutionärer Akte trennen. Ich glaube, daß es Regeln für den Ausdruck für Propositionen gibt, Regeln für solche Dinge wie Referenz und Prädikation, aber diese Regem können unabhängig von Regeln für die Indikation illokutionärer Rollen untersucht werden. In dieser Arbeit werde ich nicht versuchen, Regeln für Propositionen zu diskutieren, vielmehr werde ich mich auf Regeln für den Gebrauch bestimmter Arten von Indikatoren illokutionärer Rollen konzentrieren. IV. Bedeutung Es ist charakteristisch für den Vollzug von Sprechakten, daß Laute geäußert oder Zeichen verwendet werden. Was ist der Unterschied zwischen der bloßen Äußerung von Lauten oder Verwendung von Zeichen und dem Vollzug eines Sprechaktes? Ein Unterschied liegt darin, daß für den Laut und Zeichen, die man im Vollzug eines Sprechaktes verwendet, charakteristisch ist, daß sie eine Bedeutung haben. Ein zweiter damit zusammenhängender Unterschied liegt darin, daß von dem, der sie benutzt, gesagt wird, er meine etwas. Für den Vorgang des Sprechens ist bezeichnend, daß man mit dem, was man sagt, etwas meint, und daß das, was man sagt, die Kette von Morphemen, die man von sich gibt, eine Bedeutung hat Hier ist übrigens ein weiterer Punkt, wo unsere Analogie zwischen dem Vollzug von Sprechakten und dem Spielen von Spielen versagt. Es ist charakteristisch für die Figuren eines Spiels wie etwa Schach, daß sie keine