Politik und Behinderung

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„der Weg“ Nr. 5/September 2011
Editorial ......................................................................................... 2
Niemand darf wegen einer körperlichen, geistigen oder
psychischen Behinderung diskriminiert werden ........................ 2
Politik und Behinderung ................................................................ 4
Blind und politisch aktiv? Das gibt es öfters, als Sie glauben!... 4
Manuele Bertoli: «Die Politik ist seit jeher meine Leidenschaft» 6
Marc Vuilleumier: «Als Behinderter sollte man nicht so tun, als
könne man alles genauso wie jeder andere.» ......................... 10
Die Ehre ist gerettet ................................................................. 14
Fokus .......................................................................................... 17
SBV-Kunstpreis 2011 ............................................................... 18
Ein Hoch auf die Ateliers und Kreativgruppen des SBV .......... 22
Magazin ....................................................................................... 23
Klatsch und Tratsch auf der Scheibe ....................................... 23
MyWay – eine richtungsweisende Entwicklung ....................... 24
Verband ....................................................................................... 26
Der Präsident des SBV hat das Wort ...................................... 26
Claude Voegeli: Unaufdringliche Effizienz ............................... 30
Vo Luzern uf s’Rütli zue ........................................................... 33
2017 – Endstation? .................................................................. 37
Nachrichten aus der Interessenvertretung .............................. 39
Herzliche Gratulation, tanti auguri, joyeux anniversaire .......... 40
Veranstaltungen ....................................................................... 40
Impressum .................................................................................. 45
Inserate ....................................................................................... 46
Angebot des Vereins «Alpinisme & Handicap» (Ruedi Ruchti) 46
Zu verkaufen ............................................................................ 46
Aura Hotel ................................................................................ 46
Solsana Hotel Restaurant ........................................................ 47
Befragung zur Mediennutzung ................................................ 47
Kiosk-Leser gesucht für Oltner Tagblatt .................................. 48
MEZZO .................................................................................... 48
Kauffrau/Kaufmann B-Profil? ................................................... 49
Hotel Solsana Jubiläumswettbewerb ....................................... 49
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International Computer Camp ICC 2012 – Voranzeige ........... 51
Kurse für Ehrenamtliche 2011 ................................................. 51
Inhalt
Titelbild
Das Titelbild stellt ein Abstimmungszettel dar. Abgestimmt wird
über das Thema «Politik und Behinderung». Eine Lupe
vergrössert die Optionen «Ja oder Nein».
Editorial
Niemand darf wegen einer körperlichen, geistigen oder
psychischen Behinderung diskriminiert werden
Jean-Marc Meyrat
Dieser Grundsatz ist in der Bundesverfassung unseres Landes
festgeschrieben. Doch von der Theorie zur Praxis ist es ein weiter
Weg.
In den Spalten der Neuen Zürcher Zeitung und der Zeitschrift «Le
Temps» äusserte sich Suzette Sandoz, Ex-Nationalrätin und
emeritierte Rechtsprofessorin der Universität Lausanne, mit den
Worten (ich zitiere): «Der Presse ist zu entnehmen, dass im
Tessin ein Blinder in den Regierungsrat möchte. Auch in Pully,
meiner Wohngemeinde, will eine blinde Gemeinderätin in die
Exekutive. Ist das vernünftig? Meine Antwort ist ein
entschiedenes NEIN.»
Zum Glück für unsere Sache möchte Manuele Bertoli nicht mehr
in den Regierungsrat, denn er wurde am 10. April dieses Jahres
tatsächlich gewählt. Véréna Kuonen, die sich für die Exekutive in
der Wohngemeinde von Madame Sandoz bewarb, konnte zwar
eine sehr ansehnliche Stimmenzahl für sich verbuchen, wurde
aber nicht gewählt – Madame Sandoz kann also ganz beruhigt
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sein.
Doch Wut und Ironie einmal beiseite – es ist an der Zeit, ein paar
Fragen zu stellen. Ist es nicht bemerkenswert, dass die
Wutausbrüche der Ex-Nationalrätin sich ausschliesslich gegen
Kandidaten richten, deren Seheinschränkung auf den ersten Blick
erkennbar ist? Marc Vuilleumier, dem stark sehbehinderten
Stadtrat von Lausanne, der grossen Nachbargemeinde von Pully,
sieht man sie nicht an, denn «er trägt eine dicke Brille, das ist
alles!» Deshalb entgeht er dem kategorischen Urteil von Madame
Sandoz. Sollte man also Kurse in körperlicher Ertüchtigung
belegen, bevor man der Allgemeinheit dienen darf?
Müssten wir uns angesichts von Reaktionen wie derjenigen von
Madame Sandoz nicht auch fragen, wie es um die
Sensibilisierung für unsere Behinderung bestellt ist? Das gilt auch
für die Darstellung der Kandidaten in der Presse, die sich im
Wesentlichen auf die Behinderung konzentriert, dabei aber – oft
unabsichtlich – versäumt, die persönlichen Kompetenzen der
Kandidaten aufzuzählen. «Wie wollen Sie das überhaupt
schaffen?»
Wir laden Sie in der neuesten Ausgabe von «der Weg» ein, die
drei genannten Kandidaten sowie weitere Persönlichkeiten näher
kennenzulernen.
Hinweis: In dieser Spätsommerausgabe überlassen wir dem SBVPräsidenten Remo Kuonen das Wort. Zudem nutzen wir die
Gelegenheit, Ihnen die Sieger des Kunstpreises 2011
vorzustellen, der im Rahmen der Hundertjahrfeiern unseres
Verbands am 25. Juni in Lausanne überreicht wurde.
Legende:
Jean-Marc Meyrat, Redaktor «clin d’œil». (Foto: Archiv SBV)
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Politik und Behinderung
Blind und politisch aktiv? Das gibt es öfters, als Sie glauben!
Gian Pozzy
Die Wahl von Manuele Bertoli in das Tessiner
Kantonsparlament in diesem Frühjahr weckte in der Schweiz
allgemeine Überraschung, teilweise sogar spitze
Bemerkungen. Dabei reiht sich Bertoli in die lange Reihe der
Männer und Frauen ein, die aktiv die Geschichte prägten.
Im Frühjahr wählten die Tessiner mit Manuele Bertoli einen
Blinden in ihre Kantonsregierung. Auch national machte das
Ereignis Schlagzeilen. Ereignis? Ist es wirklich eins? Ganz und
gar nicht, meint der frischgebackene Staatsrat. Im Übrigen ist er
in der Weltgeschichte keineswegs der erste Blinde auf einem
gehobenen Exekutivposten.
Erinnern wir uns an den Briten David Blunkett, der von Geburt an
blind ist und 1997 als Minister für Bildung und Beschäftigung in
die erste Regierung Tony Blairs berufen wurde. Trotz seiner
Blindheit leitete er später das Innen- und schliesslich das
Arbeitsministerium. Dass er 2004 und nochmals 2005
zurücktreten musste, lag nicht an mangelnder Qualität seiner
Arbeit, sondern an Verstössen gegen gewisse Anstandsregeln.
David Paterson, 57 Jahre alt und von 2008 bis 2010
demokratischer Gouverneur von New York, hat sozusagen gleich
drei Handicaps vorzuweisen: Er ist nicht nur seit dem Alter von
drei Monaten so gut wie blind, sondern zudem Afroamerikaner,
und er wuchs im heruntergekommenen Harlem auf. Er wird als
«liebenswerter, umgänglicher Mensch» geschildert und ist, so
heisst es, «in der Lage, Demokraten und Republikaner
miteinander zu versöhnen». Er verliess sein hohes Amt auf
eigenen Wunsch.
Der 1870 geborene Amerikaner Thomas Gore, Grossvater des
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Schriftstellers Gore Vidal, war 20 Jahre lang demokratischer
Senator für Oklahoma und von Kindheit an vollkommen blind.
Der Engländer Henry Fawcett (1833–1884) erblindete mit 25
Jahren bei einem Jagdunfall, doch das hinderte ihn keineswegs
daran, sein Volkswirtschafts- und Jurastudium abzuschliessen, in
Cambridge zu lehren, als Rektor die Universität Glasgow zu leiten
und 1865 ins Unterhaus gewählt zu werden. Auf dem Höhepunkt
seiner Karriere war er Generaldirektor der königlichen Post.
Beispiele wie diese finden sich jede Menge. Der Franzose Hamou
Bouakkaz sammelte viele davon für sein kürzlich veröffentlichtes
Buch Aveugle, «Arabe et homme politique, ça vous étonne?»
(Blind, Araber und Politiker – wundert Sie das?). Das Vorwort
schrieb Vincent Hessel, der Autor der Streitschrift «Empört Euch».
Seit 2008 ist Hamou Bouakkaz stellvertretender Bürgermeister
von Paris. Bei uns in der Schweiz wurde der stark sehbehinderte
Marc Vuilleumier gerade erst mit überwältigender Mehrheit in die
Exekutive des Stadtrats von Lausanne wiedergewählt und leitet
weiterhin das Ressort Öffentliche Sicherheit und Sport.
In den folgenden Interviews werden Sie feststellen, dass es
Blinden und Sehbehinderten in der Politik nicht besser und nicht
schlechter ergeht als anderen. Insgesamt haben sie die gleichen
Qualitäten und Mängel wie die übrigen, vielleicht mit einer
positiven Ausnahme: Sie scheuen vor keinem Hindernis zurück.
Heutzutage brauchen sich Blinde nicht mehr auf eine kleine
Auswahl genügsamer Berufe wie Stuhlflechter, Bürstenmacher
oder Telefonist zu beschränken. Ihre schulische, akademische,
berufliche und sogar politische Laufbahn wird durch den
Sozialstaat und bahnbrechende technische Fortschritte nachhaltig
gefördert.
Einen entscheidenden Beitrag dazu leisten die
Sozialversicherungen, aber man vergisst oft, dass es die
Invalidenversicherung erst seit 1960 gibt. Die immer
leistungsfähigeren Hilfsmittel ermöglichen Blinden und
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Sehbehinderten heute ein autonomes Berufs- und Privatleben.
Die Integration in der Schule und am Arbeitsplatz wird auf allen
Ebenen der Gesellschaft thematisiert. Auch architektonische
Hindernisse fallen langsam, aber sicher: Seit 2004 verlangt das
Behindertengleichstellungsgesetz Barrierefreiheit.
Es liegen Welten zwischen den Lebensbedingungen Blinder und
Sehbehinderter im Jahr des 100-Jahr-Jubiläums des SBV und
denjenigen der Lausanner Pioniere von 1911 – und denjenigen
eines Thomas Gore oder Henry Fawcett.
Legende:
David Paterson war von 2008 bis 2010 demokratischer
Gouverneur von New York. (Foto: Wikipedia, David Shankbone).
Manuele Bertoli: «Die Politik ist seit jeher meine
Leidenschaft»
Gian Pozzy
Manuele Bertoli ist seit kurzem sozialdemokratisches
Mitglied der Kantonsregierung des Tessins und Beauftragter
für Bildung, Kultur und Sport. Durch Retinitis pigmentosa
verlor er nach und nach das Augenlicht. Von Anfang an
Politiker aus Leidenschaft, kam ein Verzicht für ihn nicht in
Frage.
Blind ist Manuele Bertoli strenggenommen nicht, denn er kann
noch in gewissem Umfang hell und dunkel unterscheiden. Mit
etwa 22 Jahren konnte er nicht mehr lesen und musste ein
damals horrend teures Lesegerät anschaffen. Ende der 1980erJahre griff er zum Blindenstock und konnte kurz darauf keine
Gesichter mehr erkennen.
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Seit dem 14. April sind Sie Mitglied der Kantonsregierung. Wie funktioniert das im
Alltag?
Wissen Sie, ich habe schon vorher zu 85% für Unitas gearbeitet
(A.d.R.: die Tessiner Sektion des SBV) und war zudem in der
Politik tätig. Natürlich hat sich mein Leben verändert: Ich
absolviere Sitzungen im Departement und in der Regierung,
erledige den Schriftverkehr und betreue Projekte der Gemeinden,
Aufnahmeprüfungen der Schulen und Sportveranstaltungen. Auch
für die Mitarbeiter im Departement war es eine grosse
Umstellung: Zum ersten Mal seit 70 Jahren unterstehen sie einem
Sozialdemokraten.
Für mich wurden spezielle Softwareprogramme und Scanner
installiert. Ich lese den gesamten Schriftverkehr, denn der Leiter
eines Departements gibt schliesslich die Richtung vor. Für die
Umsetzung sorgen dann die Abteilungsleiter.
Haben Sie das Gefühl, anders als Ihre Kollegen zu sein?
Zu Anfang spürte ich, dass sie sich fragten, ob ich das überhaupt
schaffen würde. Aber das ist nur ein Detail. Sie behandeln mich
durchaus mit Respekt.
Warum haben Sie eine politische Karriere angestrebt?
Von Jugend an faszinierte mich die Politik, seit den Demos gegen
das Atomkraftwerk Kaiseraugst und dem Studentenkampf um
Stipendien ging es um soziale Fragen. Ausserdem war ich als
Jurist für den Mieterinnen- und Mieterverband Westschweiz
(ASLOCA) tätig. Über die Wohnungspolitik kam ich zur SP und
wurde schliesslich Delegierter im Kantonsparlament, und später,
als sich die Gelegenheit bot, Vorsitzender der kantonalen SP.
(Allerdings riss man sich nicht gerade um diesen Posten: Er ist
mühsam, unbezahlt, und man bekommt von allen Seiten Knüppel
zwischen die Beine geworfen.)
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Wollen Sie noch weiter aufsteigen? Bis nach Bern?
Ich werde im September 50 und strebe nicht nach Bern. Meine
Familie und ich sind uns einig: Ich habe zwei Kinder im Alter von
sieben und vier Jahren. Ein Sitz im Bundesparlament bedeutet
jährlich hundert Tage Anwesenheitspflicht in Bern. Wenn alles gut
läuft, möchte ich noch zwölf Jahre in Bellinzona bleiben. Aber
man soll ja nie nie sagen!
Was halten Sie von den aktuellen Revisionen der Invalidenversicherung?
Die 5. Revision war eine Farce voller politischer Banalitäten. Es
war darin die Rede von Wiedereingliederung – etwa dass
Grossunternehmen Behinderte einstellen müssen – aber nicht
von den dafür erforderlichen Massnahmen, die auch mit der 6.
Revision nicht umgesetzt werden. Als Konsequenz sind nicht alle
Behinderten gleichgestellt: Wer eine gute Ausbildung besitzt, hat
Glück, der Rest hat Pech. Das ist ein Problem. Auch für diese
Leute brauchen wir Mechanismen: Sie kosten auf jeden Fall
irgendwo Geld.
Das Problem ist doch, wenn man mir eine Ausbildung bezahlt und
ich eine Stelle finde, sie aber durch Zufall wieder verliere, dann
habe ich keinen Anspruch mehr auf die Rente, sondern beziehe
Arbeitslosengeld. Das System ist zu starr. Es muss ein flexiblerer
Mechanismus her, sodass man nach Bedarf aus dem IV-System
austreten und wieder eintreten kann.
Welche Bedeutung haben für Sie die neuen Computer-Hilfsmittel?
Die Computertechnik ist ein echter Lichtblick. Sie ermöglicht mir
die Arbeit. Ohne sie müsste ich mich oft zweiteilen für das gleiche
Arbeitspensum. Auch mit zwei Sekretärinnen und zwei
persönlichen Referenten ist es für mich elementar, dass ich
selbstständig arbeiten und recherchieren kann.
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Angesichts der Überalterung der Bevölkerung wird es voraussichtlich immer mehr
Blinde und Sehbehinderte geben. Wie sehen Sie die Zukunft?
Schon als ich Direktor von Unitas war, waren die meisten
Mitglieder in fortgeschrittenem Alter. (Dasselbe gilt übrigens für
Taube und Menschen mit eingeschränkter Mobilität.) Die
Behörden und öffentlichen Einrichtungen werden sich immer
stärker darum kümmern müssen. Gerade ältere Leute können mit
digitalen Hilfsmitteln oft nicht umgehen, und selbst Hörbücher
sind auf die Dauer keine Lösung, weil es schwer ist, sich zu
konzentrieren. Sämtliche Computer-Hilfsmittel müssten einfacher
zu bedienen sein.
Offenbar üben nur 20% bis 25% der Blinden eine echte Berufstätigkeit aus. Woran liegt
das Ihrer Meinung nach?
Das Problem besteht darin, dass viele von ihnen früher
berufstätig waren, ihre Stelle aber irgendwann aufgrund der
Behinderung verloren haben. Sie begnügen sich mit der IV-Rente,
weil sie zu einer Umschulung keine Gelegenheit hatten oder dazu
nicht in der Lage waren. Auch das starre System ist dabei keine
Hilfe, denn es drängt zu Tätigkeiten, die man nicht will,
ausserdem riskiert man, seine Rente einzubüssen.
In der Schweiz gibt es 80 000 bis 100 000 Blinde und Sehbehinderte, aber der SBV hat
nur 4600 Mitglieder. Was ist Ihrer Meinung nach der Grund dafür?
Grundsätzlich ist man nicht gerade stolz darauf, dem SBV
anzugehören! Die Mitgliedschaft ist freiwillig, und es ist nicht
leicht, jemanden dazu zu bewegen, weil es vielen schwerfällt, ihre
Behinderung anzunehmen. Die Jungen bleiben lieber unter sich,
das reicht ihnen. Für Kinder ist es wichtig, dass sie in ihrem
gewohnten Umfeld bleiben. Ausserdem gibt es im Tessin keine
Sonderschulklassen für blinde und sehbehinderte Kinder, im
Gegenteil: Die Schulen sollen keine Unterschiede machen. Aber
auch wir wären doch alle froh, wenn wir keine Mitglieder eines
Sehbehindertenverbands sein müssten.
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Legende:
«Sie behandeln mich durchaus mit Respekt», sagt Manuele
Bertoli, Staatsrat der Kantonsregierung Tessin, über seine
Kollegen. (Foto: SBV)
Marc Vuilleumier: «Als Behinderter sollte man nicht so tun,
als könne man alles genauso wie jeder andere.»
Gian Pozzy
Marc Vuilleumier, 60, ist seit 2006 im Stadtrat von Lausanne
für das Ressort Öffentliche Sicherheit und Sport zuständig.
2011 wurde er mit überwältigender Mehrheit für eine zweite
Amtszeit gewählt – und das, obwohl er stark sehbehindert
ist. Von Geburt an beträgt seine Sehfähigkeit wegen einer
beidseitigen Amblyopie nur 10%.
Der gebürtige Berner Marc Vuilleumier besuchte eine
französischsprachige Privatschule, die «Ecole romande».
«Wegen meiner Behinderung wurde ich mit sieben Jahren nur auf
Probe für ein Jahr angenommen, aber ich schaffte es.» Später
machte er trotz allem sein Diplom an der Lausanner Hochschule
für Sozialwissenschaften, leitete ein Pflegeheim und zog für die
POP (Partei der Arbeit, Kanton Waadt) ins Kantonsparlament ein.
Wie kamen Sie mit Ihrer Sehbehinderung zurecht?
Als ich klein war, habe ich mir darüber kaum Gedanken gemacht.
Heute weiss ich, dass es eine Behinderung ist. Natürlich hatte ich
schon als Kind Probleme, aber in meinem Kopf gab es keine
Barriere, obwohl ich wusste, dass mir bestimmte Berufe
verschlossen sein würden. Ich spielte Fussball und ziemlich gut
Tischtennis.
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Wann wurden Sie sich Ihrer Behinderung bewusst?
Ich war mir schon sehr früh darüber im Klaren, aber ich liess mich
nie unterkriegen. Als ich vier oder fünf war, zeigten mir meine
Eltern Pferde, aber ich habe sie nicht gesehen. Mit fünf bis sechs
bekam ich eine Lupe, weil ich viel las. In der Schule sagte der
Lehrer zum Glück immer laut, was er an die Tafel schrieb. Das
Lesen ist inzwischen ein Problem, es kostet viel Zeit. Dafür bin
ich geschickt darin, das Wesentliche zu extrahieren und habe ein
gutes Gedächtnis.
Bin ich sehbehindert? Nach der WHO-Definition ja. Aber ich
bemühe mich, «normal» zu leben. Ich benutze keinen
Vorleseautomaten, sondern vergrössere die Schrift. Meine
Reflexe sind wie bei Nichtbehinderten. Mit Maschinen stehe ich
allerdings meist auf Kriegsfuss. Wissen Sie, man kann vieles
wettmachen, indem man den Leuten gut zuhört. Ich lasse sie
einfach reden. Ernsthafte Probleme habe ich nie gehabt.
Allerdings wagte ich lange Zeit nicht, meine Sehbehinderung
einzugestehen, so etwa bis ich 40, 45 Jahre alt war. Hinterher
habe ich mir deswegen Vorwürfe gemacht, das hat keiner
verstanden.
Ist nicht gerade die Jugend eine schwierige Zeit für Sehbehinderte?
Nein, ich sah mich immer als ganz normal an. Schliesslich bin ich
mit dem Moped bis Les Saintes-Maries-de-la-Mer gekommen!
Und die Mädchen?
Nun, das kann auch heute noch ein Problem sein, denn ich gehe
an Leuten vorbei und sehe sie nicht. Ich merke nicht immer, wenn
ich jemanden begrüssen müsste. Wenn ich mich auf einer
Caféterrasse verabrede, bemerke ich die anderen manchmal
nicht, obwohl sie mich rufen. Aber das war noch nie ein Problem:
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Sobald man den Leuten sagt, was los ist, haben sie Verständnis.
Meine Jugend war weitgehend sorglos, ich hatte keine grösseren
Probleme.
Haben Sie je gegen Ihre Behinderung rebelliert?
Nie. Ich bedaure nur, dass ich nicht so viel lesen kann, wie ich
möchte. Es gibt viele Autoren, von denen ich noch nie etwas
gelesen habe. In den Ferien greife ich auf Hörbücher zurück, aber
viel lieber hätte ich einen richtigen Schmöker in der Hand. Jeden
Morgen sehe ich die Zeitungen durch, aber um alles zu lesen,
fehlt mir die Zeit.
Wie kam es zu Ihrer Berufswahl?
Ich entschied mich für den sozialen Bereich, weil ich innerlich
schon eine Wahl getroffen hatte. Das kam ganz spontan. Ich hatte
nie Lust auf einen Beruf, der ausserhalb meiner eingeschränkten
Fähigkeiten lag, und im sozialen Bereich gab es die meisten
Optionen. Als Leiter eines Pflegeheims kann ich jederzeit
delegieren.
Was tun Sie in den Ferien?
Ich wandere gern am Strand in Nordfrankreich: Das Laufen, die
Geräusche, die Gerüche, der Tastsinn – das sind alles Dinge, die
man mit den Augen nicht wahrnehmen kann. Man braucht keine
Einzelheiten zu beachten, Landschaften und Stimmungen reichen
aus.
Ich liebe Musik. Und die Malerei! Natürlich sehe ich nicht allzu
viel, aber ich spüre die Stimmungen. Ich gehe wandern in den
Bergen und fahre mit meiner Frau Ski – sie ruft ständig hinter mir
her: «Nicht so schnell!» Die erste Abfahrt nehme ich immer ganz
langsam und passe gut auf, und dann fahre ich immer an
denselben Stellen durch. Einmal habe ich eine Gruppe von sechs
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Skifahrern angeschnauzt, weil sie den Weg versperrten: Es waren
Blinde! Tennis dagegen ist für mich seit jeher sehr mühsam, denn
der Gegner ist zu weit weg. Beim Boulespielen muss ich mir ganz
genau merken, wo das Schweinchen liegt. Inzwischen jogge ich
viel und laufe sogar Viertelmarathon.
Und wie kamen Sie in die Politik?
Durch die grossen Vorbilder Che Guevara und Fidel Castro. Ich
war zunächst sechs Monate bei den Jungsozialisten und
wechselte dann zur POP. Aber ich hatte da noch keine
besonderen Ambitionen. Ich war sehr stolz, als ich 1980 in den
Gemeinderat von Lausanne und 1996 ins Kantonsparlament
gewählt wurde. Als es um den Stadtrat ging, bin ich immerhin zum
Augenarzt gegangen und habe gefragt, ob das überhaupt geht.
Ausserdem wandte ich mich an den SZB und lernte den Umgang
mit speziellen Computerprogrammen.
Mir ist klar, dass man als Behinderter nicht so tun soll, als könne
man alles genauso wie jeder andere. Man muss seine Grenzen
zugeben. Integration ist gut und schön, aber man muss
akzeptieren, dass man im Kino die Untertitel nun einmal nicht
lesen kann.
Wenn ich vor einer Versammlung stehe, dann sehe ich die Leute
nicht, aber ich spüre sie. Ich halte mich für sehr sensibel und
fähig, mich auf das Gesagte, auf die Stimmung einzustellen.
Meist hört man mir zu. Wer mich persönlich sprechen will, kann
das tun. Meine Sekretärin ist meine rechte Hand. Sie weiss
genau, was zu tun ist, sie braucht mich nicht erst zu fragen. Sie
korrigiert den Schriftverkehr, ich werfe nur zum Schluss ein Auge
darauf.
Haben Sie im Beruf manchmal Einschränkungen?
Das ist schwer zu sagen. Ich habe praktisch tagtäglich mit dicken
Akten zu tun. Eine Person erstellt mir Zusammenfassungen, auf
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die muss ich mich verlassen. Ich lese alles, was mich unmittelbar
angeht, und auch in den Akten meiner Kollegen alles, was mich
direkt betreffen könnte.
Haben Sie angesichts Ihres Wahlergebnisses schon einmal daran gedacht, für das Amt
des Stadtpräsidenten zu kandidieren?
Die letzten Wahlergebnisse waren eine Überraschung (A.d.R.:
zweitbestes Wahlergebnis, eindeutig vor Stadtpräsident Daniel
Brélaz). Hätte man anstelle der stillen Wahl einen zweiten
Wahlgang durchgeführt, wäre der Ausgang wohl ungewiss
gewesen. Aber mein schlechtes Sehvermögen hätte Probleme
bereitet. Ich hätte den Stadtrat auch um ein anderes Ressort
bitten können, aber viele Polizeibeamte baten mich zu bleiben.
Legende:
«Man muss seine Grenzen zugeben» sagt Marc Vuilleumier,
Stadtrat von Lausanne. (Foto: z.V.g.)
Die Ehre ist gerettet
Jean-Marc Meyrat
Am Abend des Sonntags, 13. März 2011, ist Véréna Kuonen
zwar enttäuscht, aber nicht wirklich überrascht, dass sie
nicht in die Exekutive des Gemeinderats von Pully gewählt
worden ist.
Dabei sicherte sich die Gattin des SBV-Präsidenten eine mehr als
ansehnliche Stimmenzahl. Auch wenn ihre Partei, die «Union
pulliérane», eine ebenso klare wie unerwartete Wahlschlappe
hinnehmen musste: Als Kandidatin für den Gemeinderat der 17
500 Einwohner zählenden Gemeinde am Ufer des Genfersees
bei Lausanne schnitt Véréna Kuonen von allen Parteigenossen
am besten ab.
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Zwischen links und rechts die Mitte suchen
In diesen Zeiten der politischen Polarisierung muss sich die
«Union pulliérane», unter deren Flagge Véréna seit 1994 im
Gemeinderat sitzt, den Folgen eines halbherzigen Wahlkampfs
stellen, der mit einer schwachen Wahlbeteiligung bestraft wurde.
Véréna wächst dennoch an dieser Erfahrung.
Bequem in einem tiefen Ledersessel sitzend, erklärt sie: «Ich war
völlig überrascht, als mein Parteivorsitzender mich als Kandidatin
für die Exekutive unserer Gemeinde vorschlug. Ich zweifelte, ob
ich überhaupt die nötige Kompetenz für eine solche Aufgabe
besass, zum einen wegen meines Handicaps, aber auch
aufgrund meiner Ausbildung, denn im Gegensatz zu den meisten
Bewerbern um einen Posten in der Municipalité bin ich keine
Akademikerin. Nach und nach habe ich mich dann an den
Gedanken gewöhnt, dass ich eine gute Kandidatin abgeben
könnte, nicht nur aufgrund meines politischen Engagements und
meiner diversen Mandate auf Vereinsebene, sondern auch
aufgrund meiner Fähigkeiten. Wegen der praktischen
Bewältigung einer solchen Aufgabe habe ich mir nie ernsthaft
Sorgen gemacht. Ich dachte: Was auch geschieht, ich schaffe
das, denn heutzutage steht uns die Technologie zur Seite. Sehr
beeindruckt hat mich die Haltung meines Parteichefs, der diese
Frage ebenfalls ausklammerte, weil er überzeugt war, dass ich
weiss, was ich tue, und in der Lage bin, mich einer solchen
Herausforderung zu stellen.»
«C‘est vous qui voyez!»
Schon der Wahlkampfslogan der «Union pulliérane» – wörtlich
«Sie sehen es selbst», im Sinne von «Sie müssen es selber
wissen!» – sorgte für Polemik, denn viele sahen darin eine
Anspielung auf die Blindheit ihrer Kandidatin. «Das stimmt»,
meint Véréna. «Der Slogan warf viele Fragen auf. Wir brauchten
etwas Schlagkräftiges, und ich muss sagen, mich hat er
überhaupt nicht gestört, im Gegenteil. Wenn jemand wissen
wollte, wie ich zu dieser Anspielung auf meine Behinderung
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stehe, habe ich immer gesagt, dass nicht ich mich durch mein
Anderssein gehemmt fühle, sondern der Fragesteller. Das war
aber noch nichts gegen die Haltung bestimmter Kreise, allen
voran der Medien. Betroffen gemacht hat mich vor allem, dass
man mich in erster Linie als kandidierende Blinde hinstellte
anstatt als blinde Kandidatin.»
«Wie wollen Sie das denn überhaupt schaffen?»
In dieser Frage zeigt sich die Kehrseite einer Kandidatur mit
Handicap, denn sie beleuchtet, welche Unterschiede aufgrund
der Behinderung bestehen, verschleiert aber die damit
verbundenen Qualitäten wie das Zuhörenkönnen, ein
überdurchschnittliches Gedächtnis oder die Fähigkeit zur
Synthese. Véréna fährt fort: «Bis kurz vor der Wahl war ich
zuversichtlich. Dann merkte ich, dass etwas nicht stimmte und die
Leute sich bewusst oder unbewusst nur auf die Einschränkungen
durch meine Behinderung konzentrierten, anstatt auf mein
Engagement. Schliesslich kam sogar das Gerücht auf, meine
Wahl in ein Exekutivamt würde der Gemeinde zusätzliche Kosten
verursachen. Das ist gar nicht wahr, denn alle berufsbedingten
Aufwendungen einer behinderten Person übernimmt die
Invalidenversicherung.
Im Austausch mit der Öffentlichkeit hätte ich verstärkt auf
moderne Informationstechnologien zurückgreifen müssen,
beispielsweise auf Facebook und Twitter. Die Benutzer dieser
sozialen Netzwerke hätten dann meine Blogs besuchen können.
Über diese Probleme hinaus habe ich aber eine Menge gelernt.
Der in meiner Partei herrschende Teamgeist hat mir sehr viel
gegeben. Ich bin überzeugt, dass sich die Einstellung der Bürger
von Pully zu mir verändert hat, ob sie nun für mich gestimmt
haben oder nicht. Ausserdem habe ich durch den intensiven
Wahlkampf mehr Selbstvertrauen gewonnen und gemerkt, was
ich kann und was nicht, und in welcher Hinsicht ich noch an mir
arbeiten muss. Insgesamt bin ich mit mir ganz im Reinen.»
In der kommenden Legislaturperiode wird Véréna Kuonen dem
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ständigen Ausschuss für regionale und interkommunale
Angelegenheiten vorsitzen und das kommunale Beratergremium
ihrer Partei leiten.
Gebürtige Bielerin, perfekt zweisprachig
Véréna kam 1952 in Biel als Kind einer zweisprachigen Familie in
bescheidenen Verhältnissen zur Welt. Ab dem neunten
Lebensjahr war sie sehbehindert, kurz vor ihrem 50. Geburtstag
wurde sie völlig blind. In Bern erlangte sie ihren eidgenössischen
Fachausweis als Kauffrau und zog dann in die Romandie, wo sie
ihre berufliche Laufbahn aufnahm und eine Familie gründete.
1979 heiratete sie den ebenfalls sehbehinderten
Parlamentsredaktor der Bundesversammlung in Bern, Remo
Kuonen aus Siders, der seit 2009 die Geschicke unseres
Verbands lenkt.
Neben ihrem Beruf ist Véréna auch Hausfrau und Mutter zweier
Kinder – Stéphane (30), EDV-Berater, und Sandrine (28), Juristin
– sowie Grossmutter der beiden Enkelinnen Carys und Nyssa.
Zudem engagiert sie sich seit langem intensiv auf Vereins- und
Verbandsebene.
Insbesondere war sie Vorsitzende des Verbands «Groupement
romand de skieurs aveugles et malvoyants» (GRSA) und
Vizepräsidentin der Romandie-Kommission des Schweizerischen
Blinden- und Sehbehindertenverbands.
Legende:
«Ich habe durch den intensiven Wahlkampf mehr Selbstvertrauen
gewonnen», sagt Véréna Kuonen im Rückblick. (Foto: Caroline
Masauding-Kuonen)
Fokus
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SBV-Kunstpreis 2011
Jean-Marc Meyrat
Im Rahmen der Feiern anlässlich seines 100-jährigen
Jubiläums vergab der Schweizerische Blinden- und
Sehbehindertenverband (SBV) den diesjährigen Kunstpreis
erstmals auf nationaler Ebene. Am 25. Juni wurden in
Lausanne sechs Werke ausgezeichnet.
Der Kunstpreis wurde von der Regionalkommission der
Romandie 2003 ins Leben gerufen und wird seit 2007 auch von
der deutschsprachigen Regionalkommission vergeben. Er wird
alle zwei Jahre verliehen und ist mittlerweile ein Fixpunkt im
Verbandskalender. Er unterstreicht das zeitgemässe
Selbstverständnis des SBV und stellt für dessen Mitglieder
ebenso wie für neue und bewährte Künstler ein herausragendes
Ereignis dar.
Die Jury
Anlässlich der denkwürdigen Tragweite des diesjährigen Preises
tagte die Jury unter dem Vorsitz von Helga Gruber, CoPräsidentin der Freiburger Sektion des SBV. Ihr zur Seite standen
Violaine Willi, frisch pensionierte sehbehinderte TelevoxRedaktorin der Deutschschweiz, Carolina Liebling,
stellvertretende Konservatorin des Lausanner Musée de la main,
Dominique Chappuis-Waeber, Direktorin des Freiburger
Gutenberg-Museums, Véronique Engeli, Architektin und
Modellbauerin, sowie der Steinbildhauer Vitus Weys.
Bewaffnet mit einer anonymisierten Mappe mit Beschreibung und
Foto jedes eingereichten Projekts, trat die Jury am vergangenen
17. Juni in den Räumen des westschweizerischen Ateliers in
Lausanne zusammen.
Die Beurteilungskriterien
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Die Werke wurden anhand von fünf Kriterien mit Noten von 1 bis
10 bewertet:
–
Wahl des Themas oder Sujets
–
Künstlerische Qualität des Werks
–
Feinfühligkeit der Künstlerin/des Künstlers
–
Besondere Wirkung des Werks
–
Generelle Einschätzung
Die Preisträger
Erster Preis (bei gleicher Punktzahl): Antoinette Riem
Trio musical – Musiktrio
Das Werk zeigt drei Musikinstrumente aus Alabaster: Gitarre,
Mandoline und Geige bilden ein Streichtrio, das die Künstlerin in
einem ausgepolsterten Aktenkoffer arrangierte. Antoinette Riem
ist seit langem eifrig im «Atelier romand» künstlerisch aktiv. Die
sehbehinderte 86-Jährige wohnt in Vouvry (VS).
Erster Preis (bei gleicher Punktzahl): Gilles Curty
La Médiative – Die Vermittelnde
Die Kniende modellierte der blinde und linksseitig gelähmte
Künstler mit grossem Geschick aus dem Lehm von Vuitebœuf
(VD). Der heute 42-jährige Freiburger ist seit einem Unfall in
seiner Jugend vollständig blind.
Dritter Preis (bei gleicher Punktzahl): Pascale Perrotet
Cage aux papillons – Schmetterlingskäfig
Die Künstlerin strich einen Vogelkäfig vom Flohmarkt weiss an
und bevölkerte ihn mit farbenfrohen Schmetterlingen aus
Seidenpapier. Pascale Perrottet ist regelmässige aktive
Teilnehmerin einer Genfer Kreativgruppe des SBV. Die 42-jährige
Sehbehinderte lebt in Onex (GE).
Dritter Preis (bei gleicher Punktzahl): Adelheid Kofler
Flower Power
Die sehbehinderte 89-jährige Künstlerin lebt in Basel. Auf drei
Holzfaserplatten thematisierte sie das Schicksal eines
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Rosenstrausses mit Acrylfarben in Stempeltechnik unter
Verwendung der Blüten. Das erste Bild zeigt den Strauss in leicht
verblühtem Zustand, das zweite seine verkohlten Überreste. Auf
dem dritten Bild ist das Bukett davongeflogen – doch wohin?
Kunst-Förderpreis: Susanna Di Giusto
Die 64-jährige sehbehinderte Künstlerin schuf Blumenornamente
aus Merinowolle, Wollfilz und Seide. «Textilien sind mein
Lebensinhalt. Wir brauchen sie zu unserem Schutz, aber auch,
um uns möglichst vorteilhaft zu präsentieren», erläutert die
Künstlerin aus Lugano.
Förderpreis für eine Gemeinschaftsarbeit: Kreativgruppe Luzern
Retina
Mehr Informationen über dieses Werk und diejenigen, die es
angefertigt haben, finden Sie im zweiten Text der Rubrik «Fokus».
Und die Zukunft des Kunstpreises?
Dass der SBV im Laufe der Jahre eine kontinuierliche Zunahme
der Qualität und Vielfalt der eingereichten Werke verzeichnen
konnte, erklärt sich zum guten Teil aus den unterschiedlichen
Techniken, die sich blinde und sehbehinderte Künstlerinnen und
Künstler in den fünf Ateliers und 42 Kreativgruppen des SBV
angeeignet haben.
Eine nicht unerhebliche Rolle bei den eingereichten Beiträgen
spielt auch die Computertechnik. Wer hätte im Jahr 2000
gedacht, dass sich die Jury unter anderem mit Büchern befassen
würde, die Sehbehinderte selbst am eigenen Computer
geschriebenen haben, oder mit einer Musik-CD, die ein blinder
Musiker selbst aufgenommen hat?
Kunst oder Kunsthandwerk?
Ohne im Geringsten die kunsthandwerklichen Arbeiten schmälern
zu wollen – zumal sie von sehbehinderten Menschen unter oft
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enormen Schwierigkeiten angefertigt wurden – wäre es wohl nicht
fair, sie gegen die Werke gestandener Künstler antreten zu
lassen. Es stellt sich deshalb die Frage, ob man beispielsweise
mehrere Kategorien für verschiedenartige Werke schaffen sollte.
Vielleicht wäre das auch eine Gelegenheit, einen Literatur- oder
Musikpreis einzuführen.
Die Organisation des diesjährigen Kunstpreises lag vor allem auf
den Schultern der «Antenne romande» des SBV. Wäre
angesichts der zeitlichen und personellen Ressourcen, die für
einen solchen Event zu leisten sind, die Rückkehr zu regionalen
Preisen sinnvoll? Oder würde man die Belastung damit nur
verdoppeln? Wäre es bei einer grösseren Anzahl eingereichter
Werke nicht leichter, eine Jury zu ernennen?
Dies nur als Denkanstösse, die in einer Arbeitsgruppe aus
Mitgliedern unserer beiden regionalen Kommissionen diskutiert
werden könnten.
Ich möchte an dieser Stelle allen Teilnehmerinnen und
Teilnehmern der diesjährigen Sonderauflage des SBVKunstpreises von Herzen gratulieren. Bravo!
Legenden:
Die Musikinstrumente aus Alabaster von Antoinette Riem haben
die Jury überzeugt.
Die Tonskulptur «La médiative» des blinden Gilles Curty steht in
Symbiose mit der Natur und meditiert über die Welt.
Die Idee für ihren Schmetterlingskäfig hatte Pascale Perrottet auf
einem Spaziergang.
Adelheid Kofler stellt in ihrem Werk «Flower Power» das Leben
eines Rosenbouquets dar.
Die Blumenornamente der sehbehinderten Susanna Di Giusto
repräsentieren die Jahreszeiten.
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Die Collage «Retina» zum Thema «Gemeinsam sehen wir mehr»
ist ein Gemeinschaftswerk der Kreativgruppe Luzern.
Ein Hoch auf die Ateliers und Kreativgruppen des SBV
Daniela Canclini
25 Werke wurden für den Kunstpreis 2011 beim SBV
eingereicht – 14 davon stammen von Einzelpersonen oder
Gruppen, die das Angebot unseres SBV-Bereichs Bildung
und Freizeit regelmässig nutzen.
Abgesehen von einer Plastik, die gemeinsam von allen
Mitgliedern des Luzerner Ateliers für einen Kreisel in Horw (LU)
gestaltet wurde, stammen neun Werke von regelmässig
Teilnehmenden der SBV-Ateliers, vier weitere von Kreativgruppen
des SBV, davon allein drei von der Kreativgruppe Genf-Meyrin
und eines von der Luzerner Gruppe. Zwei dieser Werke wurden
von der Jury ausgezeichnet.
Pascale Perrotet von der Kreativgruppe Genf-Meyrin erhielt den
dritten Preis bei gleicher Punktzahl für ihr Einzelprojekt
«Schmetterlingskäfig», dem sie 20 Arbeitsstunden gewidmet
hatte. Viel Rückhalt fand sie bei ihrer Gruppe, die sie nur zu gern
zur Preisverleihung nach Lausanne begleiten wird.
Bei der Luzerner Gruppe wurden gleich sämtliche Teilnehmer für
ihr Gemeinschaftswerk «Retina» mit dem Förderpreis 2011
ausgezeichnet. Begleitet und unterstützt von zwei Betreuerinnen
arbeiteten die zehn Mitwirkenden acht Nachmittage lang an ihrem
Projekt, einer 80 x 80 cm grossen Collage aus verschiedenen
Techniken wie Stricken, Peddigrohrarbeiten und Mosaik, ergänzt
durch Gedichte auf Papier, Perlen und Filzarbeiten. Die
Grundfarbe des Kunstwerks ist Blau, das in unzählige
Schattierungen aufgefächert ist. Die Wahl der Farbe stand von
Anfang an fest, weil diese für die Kunstschaffenden unmittelbar
mit dem Logo des Verbands verknüpft ist und ihnen zudem ein
Gefühl der Ruhe vermittelt.
Bei der Ausführung liessen sich die Künstler von
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Schlüsselgedanken und -worten inspirieren und leiten, von
Konzepten wie «sehen und gesehen werden», «den Blick nach
innen richten», «berühren – verstehen», «allein sein» und
«sehen, was andere nicht sehen». Ihr Fazit: «Gemeinsam sehen
wir mehr!» Alle diese Elemente und der feste Wille zur Selbsthilfe
haben sicher eine wesentliche Rolle gespielt bei der
Entscheidung der Jury.
Die rege Beteiligung vieler, die sich regelmässig in den fünf
Ateliers und in lokalen Kreativgruppen des SBV betätigen,
bekräftigt sonnenklar den Stellenwert dieser Einrichtungen; sie
ermöglichen es Sehbehinderten, ihre Autonomie zu bewahren
oder wiederzuerlangen und mit Unterstützung eines qualifizierten
und kompetenten Betreuerteams ihre Kreativität auszuleben,
neue Talente in sich zu entdecken, neue Fertigkeiten aufzubauen
und neue Interessen zu entwickeln.
Allen Beteiligten unseren herzlichen Glückwunsch!
Magazin
Klatsch und Tratsch auf der Scheibe
Naomi Jones
Seit Januar 2011 erscheint einmal im Monat das
Audiomagazin «Zeitscheibe». Die CD ist pure Unterhaltung
im Wiener Schmäh: ein Klatschheft von der Sorte «Gala» und
«die Bunte». Einen andern Anspruch hat es nicht. Aber
gerade das ist das Erfrischende daran.
«Wir bieten ein wenig Klatsch und Tratsch, reden über Mode für
sie und ihn und geben den einen oder andern guten
Haushaltstipp», preist die Herausgeberin und Produzentin Beate
Stocker ihr Magazin an.
Sie sucht aus der Printpresse skurrile Meldungen, die noch nicht
um die ganze Welt gegangen sind, und wählt aus verschiedenen
österreichischen Zeitschriften längere Beiträge. Die Beiträge
werden aufgelesen. Dazwischen tratscht Beate Stocker mit Peter
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Blau über den Klatsch des Monats. So erfährt man zum Beispiel,
dass Gwynneth Paltrow einen Liter Löwenzahntee täglich trinkt –
igitt – und Liz Hurley – man höre und staune – das alte
Babygeschirr des Sohnes zum Abnehmen verwendet. Die beiden
lästern fröhlich über die Schönheitsoperationen von Demi Moore
und ekeln sich wohlig vor dem Fleischkleidchen von Lady Gaga.
Das Audiomagazin richtet sich nicht primär an sehbehinderte
Menschen, sondern an alle, die aus irgendeinem Grund nicht in
Zeitschriften blättern können, dies aber dennoch gerne immer mal
wieder täten: seien es Hausfrauen, die sich beim Bügeln
unterhalten lassen wollen, seien es ältere Leute, deren Brille
langsam etwas schwach ist. Aber dadurch ist das Magazin auch
Menschen mit einer Sehbehinderung leicht zugänglich.
Allerdings ist es nicht ganz günstig: Zwölf Ausgaben kosten 60
Euro plus 18 Euro Versandkosten, wenn die Zeitschrift nicht als
Blindensendung verschickt werden kann. Dafür kann man eine
Gratisausgabe anfordern, bevor man sich für oder gegen eine
Abonnement entscheidet.
Kasten:
www.audiomagazine.eu
[email protected], Tel.: 0043 1 8891217
MyWay – eine richtungsweisende Entwicklung
Von Jürg Cathomas
Orientierungslos
«Toll, wie Sie sich als Blinder zurecht finden», das wird mir immer
wieder gesagt. Aber wie jeder Blinde, der allein unterwegs ist,
passiert es mir ab und zu, dass ich sogar an bekannten Orten die
Orientierung verliere, z. B. wenn wegen einer Baustelle oder
wegen Schneefalls alles etwas anders «aussieht». Natürlich gibt
es Navigationssysteme, die versprechen, mich an jede Adresse
zu führen, aber keines davon zeigt mir an, in welche Richtung ich
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loslaufen muss. Und im Wald und auf Feldwegen versagen sie
sowieso, weil diese Wege nicht im Kartenmaterial der
Navigationssysteme verzeichnet sind.
Ausserdem wollen sie mich auf dem kürzesten Weg ans Ziel
führen, was für mich aber oft nicht die geeignetste Route ist.
Was ich mir deshalb schon lange gewünscht habe, ist ein Gerät,
das mir erlaubt, meinen eigenen Weg zu wählen und mich auch
wieder dorthin zurückführt, wenn ich einmal auf Abwege geraten
bin.
Smartphones haben heutzutage alles an Bord, was es hierfür
braucht: Einen GPS-Empfänger und einen Kompass. Es fehlte bis
anhin nur das geeignete Programm, welches diese Möglichkeiten
für Blinde richtig einsetzt.
I did it my way
Betroffene entwickeln zwar seit Jahren das Programm
«Loadstone»; dieses nutzt aber den Kompass nicht und
ausserdem läuft es nur auf der Symbian-Plattform von Nokia,
einem Betriebssystem, das bald abgeschafft wird.
Nun haben mir 2 Studenten der Fachhochschule
Nordwestschweiz im Rahmen einer Bachelor-Arbeit geholfen, das
Programm «MyWay» zu entwickeln. Dabei haben wir viele Ideen
vom bewährten Loadstone-Programm übernommen, setzen aber
bewusst die aktuellen Sensoren ein, vor allem eben auch den
Kompass.
«MyWay» läuft auf dem iPhone und ist ab Herbst in einer
kostenlosen und einer kostenpflichtigen Version erhältlich.
Ich kann damit eine Route, z. B. mit einem Mobilitätstrainer,
abgehen und mir bei allen Orten, wo es mir wichtig erscheint (bei
einer Abbiegung, einer Ampel etc.), einen Orientierungspunkt
setzen. Hierzu muss ich das Gerät nur kurz schütteln.
Auf diese Art kann ich beliebig viele Routen definieren. Diese
Routen müssen sich nicht auf kartografierten Wegen befinden,
sondern können auch auf Wanderwegen und im Wald verlaufen.
Wenn ich die Route später ablaufen will, aktiviere ich sie, und
sofort wird mir die Distanz und Richtung zum nächstgelegenen
Punkt angezeigt. Für die Richtungsangabe brauche ich das
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iPhone nur herumzuschwenken – sobald die Richtung stimmt,
vibriert es kurz. Nun kann ich das Gerät in die Hosentasche
stecken und mir per Kopfhörer laufend die Distanz zu meinem
nächsten Punkt ansagen lassen. Wenn ich den Punkt erreicht
habe, schüttle ich das Gerät und die Distanz und Richtung zum
nächsten Punkt wird mir angesagt. Die App «MyWay» bietet mir
noch viele weitere Möglichkeiten, wie z. B. das Anzeigen aller
Punkte in meiner Umgebung und natürlich den Austausch von
Routen mit anderen Personen. Ausserdem zeigt es mir auf
Wunsch meinen aktuellen Standort an (Strasse, Ortschaft). Damit
bin ich auch während einer Zugfahrt ständig informiert, in welcher
Ortschaft ich mich zur Zeit befinde.
Natürlich gibt es bereits viele Ideen, wie die App noch weiter
entwickelt werden kann. Durch den Verkauf der kostenpflichtigen
Version werden wir hoffentlich die Möglichkeit haben, die
Weiterentwicklung finanzieren zu können.
Verband
Der Präsident des SBV hat das Wort
Aktuelle Themen, zusammengestellt von Jean-Marc Meyrat
Im folgenden Text berichtet Remo Kuonen über die
Delegiertenversammlung am 25. und 26. Juni 2011.
«der Weg»: Stichwort Solsana – Anlauf nehmen, um mehr Schwung zu haben?
Remo Kuonen: Mir war ehrlich gesagt klar, dass die vom
Zentralvorstand vorgeschlagene Fristverlängerung für die Suche
nach einem Finanzpartner der Solsana AG um zwei Jahre nicht
abgelehnt werden würde. Ich bin überzeugt, dass die
überwiegende Mehrheit der Delegierten auch heute noch
dagegen ist, die Solsana schon nach einjähriger Suche mir nichts,
dir nichts zu verkaufen. Viele empfinden das Hotel als
Familienerbstück, von dem man sich nicht einfach so trennt, ohne
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ihm noch einmal eine Chance zu geben. Der
Verwaltungsratspräsident der Solsana AG, Jacques Pernet, ist
weiterhin zuversichtlich, die Konten der Solsana ausgleichen zu
können – das ist die zwingende Voraussetzung dafür, mögliche
Kandidaten für eine künftige Partnerschaft zu interessieren. Dafür
muss die AG investieren, beispielsweise in die Renovierung der
Zimmer im Haupthaus, um so den Gästen einen
Qualitätsstandard bieten zu können, der mit dem anderer Hotels
in der Region mithalten kann.
«der Weg»: Inwieweit ist der SBV in das Streben nach Ausgleich finanziell involviert?
Remo Kuonen: Überhaupt nicht. Seit der Trennung zwischen SBV
und Solsana und der Gründung der Aktiengesellschaft hat sich
der SBV gegen weitere direkte Investitionen in die Solsana
entschieden. Es ist nun Aufgabe der AG, die Geldmittel
aufzutreiben, um die vorgesehenen Arbeiten durchführen zu
können. Allerdings unterstützt der SBV das Hotel Solsana
weiterhin indirekt durch Beihilfen für Mitglieder, die dort Ferien
machen möchten. Ausserdem hat die diesjährige
Delegiertenversammlung Daniel Bauds Gesuch bezüglich der
Animation im Hotel Solsana gutgeheissen. Ich möchte hierzu
klarstellen, dass die Animation als solche Sache der
Hoteldirektion bleibt, die damit ihr Haus für einen speziellen
Kundenkreis attraktiver machen will. Der SBV finanziert
stattdessen einen Rahmen, der auf sehbehinderte Menschen mit
eingeschränkter Autonomie abgestimmt ist. Insgesamt ist der
SBV bereit, die Kosten für eine Struktur zu übernehmen, die es
den behinderten Hotelgästen ermöglicht, sich zu den
Veranstaltungen zu begeben, nicht jedoch für die Animation des
Hotels als solche.
«der Weg»: Sollte man nicht vernünftigerweise die zwei zusätzlichen Jahre dafür
nutzen, nach anderen Ferienangeboten für Mitglieder zu suchen?
Remo Kuonen: Diese Frage haben wir uns auch gestellt. Was
zieht das nach sich? Es hiesse, Reisen zu organisieren, wie es
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die Sektion Bern vorschlägt, Partner zu suchen, Hotels
anzusprechen, Leute auszubilden und so weiter. Kurz gesagt:
Sämtliche vorstellbaren Varianten würden sowohl Mitarbeiter als
auch finanzielle Mittel erfordern. In der derzeitigen Phase
versuchen wir jedoch gerade, uns von kostspieligen Leistungen
zu verabschieden, die oft nur einigen wenigen zugute kommen.
Deshalb ist der Zeitpunkt jetzt denkbar ungünstig, weitere
Leistungen zu schaffen. Wenn schon neue Leistungen, dann
müssten sie den vorrangigen Bedürfnissen einer grösseren Zahl
von Sehbehinderten entgegenkommen. Ohnehin könnten wir
unsere Ressourcen lediglich verlagern, denn wir können nicht
ständig weitere Mittel aufbringen.
Im Laufe der letzten 30 Jahre ist die Mitgliederzahl unseres
Verbands stabil geblieben, doch die Kosten für die den
Mitgliedern gebotenen Leistungen sind kontinuierlich gestiegen.
Das Ziel des Zentralvorstands ist ganz klar ein Zuwachs an
Mitgliedern; das würde uns repräsentativer machen und eine
bessere Position verschaffen, um die Interessen von Blinden und
Sehbehinderten auch in Zukunft besser zu verteidigen.
«der Weg»: Kannst Du uns ein Projekt nennen, das in der kommenden
Legislaturperiode aktuell sein wird?
Remo Kuonen: Einigen ZV-Mitgliedern liegt ein besserer Zugriff
auf die neuen Informationstechnologien am Herzen. Zweifellos
beschert die Informatik uns viele Vorteile, doch je weiter wir
voranschreiten, desto mehr neue Probleme bei der
Zugänglichkeit der Information tauchen auf. Mit der Einführung
von iPhones, Smartphones, iPads und dergleichen werden
herkömmliche Tastaturen über kurz oder lang wegfallen, das
zeichnet sich schon jetzt ab. Deshalb müssen wir unbedingt
Lösungen finden, die es uns ermöglichen, solche in allen
Lebensbereichen nützlichen Geräte adäquat zu nutzen. Es
stimmt zwar, dass diverse Hilfen wie Spracherzeugung oder
Schriftvergrösserung in iPhones schon eingebaut sind. Aber wer
bringt mir bei, meinen Apparat optimal zu bedienen? Immer mehr
elektronische Geräte eignen sich dank werkseitig integrierter
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Programme auch für Blinde und Sehbehinderte. Trotzdem ist es
unverzichtbar, dass der SBV Lernstrategien entwickelt – gerade
das ist ja seine Aufgabe. Diese Taktik geht Hand in Hand mit der
Absicht unseres Verbands, stärker in den Hilfsmittelbereich zu
investieren.
«der Weg»: Was hat die Einführung eines elektronischen Abstimmungssystems der
Delegiertenversammlung eingebracht?
Remo Kuonen: Dabei muss man unterscheiden zwischen
Abstimmungen und Wortmeldungen. Bei Abstimmungen spart uns
das System viel Zeit und liefert vor allem Ergebnisse, die nicht
mehr in Frage gestellt werden können, wie es bei früheren
Delegiertenversammlungen leider oft der Fall war. Bei den
Wortmeldungen ermöglicht uns das System, die Redezeit gerecht
unter den Sektionen aufzuteilen. Mit Hilfe einiger Anpassungen ist
die Einführung eines solchen Systems ein echter Gewinn für die
Atmosphäre der Debatten, zumal damit das umständliche
Prozedere der Abstimmung durch Handanheben entfällt; früher
nahm dieses immer viel Zeit in Anspruch, die dann von der
Redezeit der Delegierten abging.
«der Weg»: Was ist der Stand der Dinge beim SBV?
Remo Kuonen: Die Umstrukturierung des SBV ist in vollem Gang.
Nach meinem Eindruck fühlen sich die Mitarbeitenden jetzt wieder
wohler, zumindest hoffe ich es! Es ist sehr wichtig, dass die
Belegschaftsangehörigen ein Einvernehmen zwischen der
Geschäftsleitung und dem Zentralvorstand des SBV spüren. Im
Vergleich zum Zeitpunkt, als ich die Präsidentschaft antrat, bin ich
heute überzeugt, dass wir einen grossen Schritt vorwärts
geschafft haben. Die Zusammenarbeit zwischen mir als
Präsidenten und unserem Generalsekretär funktioniert völlig
reibungslos. Jeder von uns hat seine eigene Meinung, aber das
hindert uns keineswegs daran, völlig entspannt in voller
Transparenz zu kooperieren und uns vor allem über eine
gemeinsame Linie zu einigen.
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In einer der nächsten Ausgaben von «der Weg» werde ich Ihnen
an dieser Stelle weiter über die Entscheidungen unseres
Zentralvorstands berichten – Entscheidungen, liebe Mitglieder, die
Sie unmittelbar betreffen. Schon jetzt kann ich Sie informieren,
dass der neue Internetauftritt des SBV schon Ende 2011 ans Netz
gehen wird.
Legende:
Remo Kuonen, Präsident des Schweizerischen Blinden- und
Sehbehindertenverbands. (Foto: Pierre-William Henry)
Claude Voegeli: Unaufdringliche Effizienz
Claudine Damay
Am 26. Juni 2011 wurde Claude Voegeli mit grosser Mehrheit
in den Zentralvorstand des SBV gewählt. Nach einer langen
Karriere im Sozialversicherungssektor stellt er heute mit
Freude seine Kenntnisse in den Dienst unseres Verbands.
Von Geburt an leidet Claude an einer erblichen
Makuladegeneration, konnte aber dennoch einen Grossteil seiner
Schulzeit im integrierten Unterricht absolvieren. So nennen wir es
heute, doch in den 1950er-Jahren existierte dieser Begriff noch
gar nicht. Das Motto hiess: Hilf dir selbst! Bei Klassenkameraden
borgte er sich Notizen, den Blick auf die Tafel unterstützte er mit
einem Opernglas. Man nannte das damals nicht Behinderung. Er
nahm die Tatsache einfach hin und arrangierte sich irgendwie
damit, um vorwärts zu kommen. Aufgrund mehrerer Umzüge, die
der Beruf seines Vaters der Familie bescherte, drückte Claude in
Paris, Zürich und schliesslich bis zur Matura in Genf die
Schulbank.
An der Uni entscheidet sich Claude für die Rechtswissenschaften,
weil sie ihm für seine Möglichkeiten am ehesten geeignet
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erscheinen. Nach dem Lizentiat und einer dreijährigen Tätigkeit
als Assistent am Genfer Institut für Sozialrecht tritt er eine Stelle
bei der Bundesverwaltung in Bern an. Später wechselt er als
Jurist zum Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO). In dem für alle
wirtschaftspolitischen Angelegenheiten zuständigen
Kompetenzzentrum ist er zunächst im Bereich Arbeitsrecht
beschäftigt und wird später Wissenschaftlicher Adjunkt beim
Bundesamt für Sozialversicherung (BSV). Im selben Amt wird er
zum Sektionschef der Sektion Unfallversicherung und
Unfallverhütung, später Leiter der Abteilung
Krankenversicherung. Er beschliesst seine Laufbahn 2007 als
Direktionsadjunkt für besondere Aufgaben in diversen Bereichen,
vom Schutz medizinischer Daten bis zum
Behindertengleichstellungsgesetz.
Als die Pensionierung ansteht, sucht sich der kluge Mann ganz
selbstverständlich ein neues Betätigungsfeld. Quasi durch Zufall
ergibt sich aus beruflichen Kontakten zu André Assimacopoulos,
dem Präsidenten des SZB, ein Posten im Vorstand dieser
Organisation, zu deren Vizepräsidenten er mittlerweile gehört.
Während ihm sein Beruf früher nicht die geringste Zeit für eine
Mitwirkung in einer unserer Organisationen liess, nimmt er heute
gern die Gelegenheit wahr, auch ausserhalb des familiären
Umfelds Sehbehinderte zu treffen. Er geniesst die
freundschaftlichen Beziehungen zwischen Menschen mit
ähnlichen Schwierigkeiten und schmunzelt sogar über die oft
eigentümlichen Situationen, die sich daraus ergeben: «Wir
gehören einem Klub an, dessen Mitglieder sich nicht
wiedererkennen!»
Der Sachbereich Interessenvertretung, der ihm innerhalb des
Zentralvorstands untersteht, liegt ihm besonders am Herzen.
Dank seiner soliden Ausbildung sind ihm die komplexen
Zusammenhänge in diesem Bereich bestens vertraut, und er stellt
auch in dieser Hinsicht seine Kompetenz gerne in den Dienst der
Gemeinschaft. Vor allem die gute Atmosphäre innerhalb des
Zentralvorstands schätzt er sehr.
Da Claude für sein Leben gern liest, stand es für ihn ausser
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Frage, den SZB auch im Stiftungsrat der Schweizerischen
Bibliothek für Blinde und Sehbehinderte (SBS) in Zürich zu
vertreten. Das Schönste für ihn ist, sich mit Hilfe seines
Lesegeräts in Geschichtswerke zu vertiefen (derzeit vor allem
über England) oder die Kostbarkeiten der französischen Literatur
wiederzuentdecken. Dank der Zürcher Bibliothek eignete er sich
zudem eine gute deutsche Allgemeinbildung an. Obwohl
frankophon, lebt er seit fast 40 Jahren in Bern und spricht
mittlerweile fliessend deutsch und schweizerdeutsch. Er verfolgt
gern Diskussionen über aktuelle Themen, sei es bei «FranceCulture», im deutschen Fernsehen oder bei BBC-Sendern. Seine
Englischkenntnisse hält er mit Krimis in der Originalsprache auf
dem Laufenden. Und er liebt Musik. Zwar spielt er zu seinem
Bedauern selbst kein Instrument, hört jedoch gern die Werke der
grossen Klassiker. Vor allem nach Händel ist er regelrecht
süchtig!
Dabei ist er alles andere als ein Intellektueller in seinem
Elfenbeinturm: Auch der Garten rings um sein Chalet in Sépey ist
ihm ein Herzensanliegen, obwohl Gartenarbeit für ihn als
Sehbehinderten sehr anstrengend ist, weil er Geräte mit kurzem
Griff braucht und ständig in gebückter Haltung arbeiten muss.
Auch in der Kochkunst macht er erste Gehversuche, doch das
braucht seine Zeit. Im Moment begnügt er sich damit, seiner Frau
zur Hand zu gehen.
All diese privaten Aktivitäten unternimmt Claude gemeinsam mit
seiner Frau Yvette, einer Diplomübersetzerin. Sie sprechen über
das, was jeder von ihnen gerade liest, gehen zusammen ins
Konzert und lachen über dieselben Scherze. Übrigens: Die Mutter
von Claude war die im September 2010 verstorbene Lore
Voegeli, die wie er sehbehindert und in unseren Organisationen
äusserst aktiv war, unter anderem als erste Präsidentin der
Regionalkommission der Romandie.
Mit Feuereifer macht sich Claude derzeit mit dem «Schiff» SBV,
seiner Mannschaft und seinen Passagieren vertraut, um eine der
Lieblingsmetaphern des frischgebackenen Ehrenpräsidenten
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Christian Hugentobler aufzugreifen. Mit einem so begabten und
feinfühligen Mann an Bord kann der SBV getrost allen
Wetterkapriolen entgegensehen.
Ich jedenfalls habe unser Gespräch sehr genossen, denn trotz
seiner enormen Kenntnisse ist Claude Voegeli charmant,
unaufdringlich und bescheiden geblieben.
Legende:
Claude Voegeli schätzt die gute Atmosphäre innerhalb des
Zentralvorstands des SBV. (Foto: SBV)
Vo Luzern uf s’Rütli zue
Olivier Schmid
Aus Anlass seines 100-jährigen Jubiläums hat der SBV am 1.
August alle sehbehinderten und blinden Menschen zu einer
Reise auf das Rütli eingeladen. Ziel war, das
Zusammengehörigkeitsgefühl und die Solidarität aller
beteiligten Personen zu fördern sowie die Öffentlichkeit für
die Anliegen der Betroffenen zu sensibilisieren.
Noch ist es bewölkt und merklich kühl, als ich mich mit 600
sehbehinderten und blinden Menschen und ihren Begleitern auf
dem Schiffsquai in Luzern einfinde. Ob die drei wuchtigen Knaller,
die bei der Abfahrt der zwei Schiffe Richtung Rütli ertönen, die
Wolken vertreiben werden?
Während die sanften Hügel entlang des Vierwaldstättersees
immer steileren Ufern weichen, streckt mir eine kleine
grauhaarige Frau verschmitzt ihre Hand entgegen: «Ich bin
Margrith, und du?» Sie sei extra von Lenzburg angereist, aber
ohne den SBV wäre diese Reise für sie nicht möglich gewesen.
Sie freue sich auf den heutigen Tag und möchte vor allem neue
Freunde kennenlernen.
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«Momou, mir chöi scho Achtig gä»
Im Schiffsinnern geben der Kinder- und Jugendchor St. Anton
zusammen mit dem Chor «Joy of Life» eine erste Kostprobe ihres
Könnens. Zur Einstimmung singen sie Schweizer Klassiker wie
«Mir Senne heis luschtig» oder «S’Ramseiers wei go grase».
Besonders zutreffend finde ich die Zeile «Momou, mir chöi scho
Achtig gä»; sowohl was die Sicherheit betrifft, mit denen sich die
mehrheitlich sehbehinderten Menschen auf dem vollen Schiff
bewegen, als auch was der Umgang der Sehenden mit den
Nichtsehenden angeht.
Im hinteren Teil des Schiffes fällt mir ein jüngeres Paar auf, das
mittels Gebärdensprache kommuniziert. Beat Marchetti ist
gehörlos und sehbehindert. Er arbeitet im Bereich
Öffentlichkeitsarbeit des Schweizerischen Zentralvereins für das
Blindenwesen (SZB) als Kommunikationsassistent. Mithilfe seiner
Partnerin Corinne Elliker können wir uns trotzdem unterhalten:
«Als Schweizer sollte man einmal in seinem Leben auf dem Rütli
gewesen sein», findet er.
Dank vielen spannenden Begegnungen vergehen die eineinhalb
Stunden Schifffahrt wie im Flug. Inzwischen haben wir den
Urnersee erreicht, die Wolkenfelder haben dem blauen Himmel
Platz gemacht, und vor imposanten Felswänden erblicke ich in
idyllischer Lage das sonnenbestrahlte Rütli. An grasenden Kühen
vorbei bewältige ich den steilen Aufstieg. Tief unter mir grüssen
sich die kreuzenden Schiffe mit langgezogenem Hornen.
Langsam erreichen auch die Letzten die Wiese. Ich bin umringt
von strickenden Frauen, Schweizer Fahnen, SonnenschutzZelten und Führhunden, die an meinem Lunchpaket schnüffeln.
Hat es wohl auch für sie etwas dabei? Hinter mir hat sich eine
Vierergruppe, mit Schweizerleibchen und Hüten ausgerüstet,
niedergelassen. «Wir haben das Schweizerleibchen extra für die
heutige Reise auf das Rütli gekauft», erklärt mir Peter Friederich.
Auch sein Führhund Fair habe den Plausch: «Zwischendurch läuft
ein Kollege vorbei, dann können sie ein bisschen aneinander
schnuppern.»
Mit wem auch immer ich rede; alle finden es eine gute Idee, dass
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die Sektion Zürich des SBV blinde und sehbehinderte Menschen
aus Anlass des 100-Jahr-Jubiläums auf das Rütli eingeladen hat.
Ziel des Organisationskomitees (OK) war, eine breite
Öffentlichkeit auf das Anliegen des SBV aufmerksam zu machen.
«Wir wünschen uns Solidarität zwischen Gesunden und
Betroffenen und in der Gesellschaft überhaupt», sagte Roland
Studer, Präsident der Sektion Zürich und Mitglied im OK, im
Vorfeld des Anlasses. Der Präsident der Sektion Bern, Beat
Herren, bekräftigt: «Wir haben diese Reise auf das Rütli
unternommen, um solidarisch miteinander zu sein.» Und welcher
Ort eignet sich besser, um Zusammenhalt und Solidarität zu
demonstrieren, als das symbolträchtige Rütli, wo die Urkantöne
vor 720 Jahren ein Bündnis gegenseitiger Hilfe schlossen und
sich Anerkennung, Respekt und Solidarität versprachen?
«Es chliises Träumli»
Auch Remo Kuonen, Präsident des SBV, fordert in seiner Rede,
solidarisch zu sein. Er weist darauf hin, dass jeder einzelne
Mensch zur Entwicklung der Gesellschaft beitragen könne, weil
«jeder einzelne Mensch eine Bereicherung für die Gemeinschaft
ist». Wichtig sei der Wille, «auch denjenigen eine Chance zu
geben, die anders sind.» Manuele Bertoli, Staatsrat der
Kantonsregierung Tessin, stellt in seiner Ansprache fest, dass
dies heute aber nur bedingt der Fall sei: Die Solidarität «ist nach
und nach in den Hintergrund getreten, hat sich relativiert, ist
weniger spürbar». Damit schliesst er sich seinem Vorredner Urs
Kaiser, Mitglied des Zentralvorstandes des SBV, an. Eine
Gesellschaft, in der «jeder Mensch in und mit seiner Besonderheit
von der Gesellschaft akzeptiert wird und die Möglichkeit hat, mit
gleichen Chancen und in vollem Umfang am gesellschaftlichen
Leben teilzuhaben», sei noch eine Vision, meint er.
Kaisers Wunsch, dass die Verwirklichung seiner Vision nicht noch
weitere 100 Jahre dauert und «nur es chliises Träumli» bleibt, wie
der Chor nachher singen wird, nimmt sich Jean-Daniel Gerber,
Präsident der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft
(SGG), zu Herzen. Er verspricht bei der Eröffnung des offiziellen
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Teils – notabene ebenso wie die Jubiläumsveranstaltung des SBV
für die Taubstummen in die Gebärdensprache übersetzt – «den
Benachteiligten» seine Unterstützung. Auch Hansheiri Inderkum,
Ständeratspräsident und offizieller Festredner, beschwört als
einer der zentralen Staatszwecke der Schweiz den inneren
Zusammenhalt, für den wir einstehen und kämpfen müssen.
Zwischen den Ansprachen führt der Alphornbläser Ruedi Imlig,
der mit seinem Bruder Röbi seit 40 Jahren auf dem Rütli spielt,
zusammen mit den Fahnenschwingern sein Können vor. Er ist
begeistert vom Publikum. Vor so vielen Sehbehinderten zu
spielen sei ein ganz spezielles Erlebnis: «Während die Sehenden
irgendetwas ‹gispeln›, konzentrieren sich die Blinden auf die Töne
und hören auch wirklich zu. Danach kommen sie das Alphorn
berühren und stellen Fragen.»
Auch Urs Lüscher, Präsident des OK, ist überwältigt vom Anlass.
«Die Stimmung ist gut, die Menschen haben Freude. Dieser
Anlass hat eine grosse Medienaufmerksamkeit und gibt uns die
Möglichkeit, mit unseren Interessen und Anliegen in der Schweiz
wahrgenommen zu werden.» Jetzt freue er sich, beim Verlesen
des Bundesbriefes einem breiten Publikum zu zeigen, wie das
Lormen funktioniert. Während die Hörenden andächtig lauschen,
übersetzt Fritz Steiner die Lesung von Christian Hugentobler
sowie den Kommentar von Christina Fasser mittels LormAlphabet der taubblinden Suzanne Kunz. Er berührt bestimmte
Punkte auf ihrer Hand, die bestimmten Buchstaben zugeordnet
sind.
Suzanne Kunz ist stolz, dass sie das Lormen demonstrieren
konnte. Den Tag hat sie sehr positiv erlebt. «Am meisten
beeindruckt hat mich die Stimmung und die Landschaft. Auch die
Ansprachen, die Trachten und die Musik haben mir gefallen.»
Mich hingegen beeindruckt ihre Antwort. Fritz Steiner scheint ein
guter Beobachter und Erzähler zu sein. Hat er ihr wohl auch von
den Kühen erzählt, die ein wenig abseits vom Rummel Liebe
machten?
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Legenden:
Claudia und Adrian Deiss von der Sektion Zürich geniessen die
Fahrt von Luzern auf das Rütli.
Fritz Steiner übersetzt die Lesung des Bundesbriefes von
Christian Hugentobler sowie den Kommentar von Christina
Fasser mittels Lorm-Alphabet der taubblinden Suzanne Kunz.
Martin Meyer, umrahmt vom Alphornduo und den beiden
Fahnenschwingern, führt seine Panalotosflöte vor.
Die Zuschauerinnen und Zuhörer lauschen gebahnt der offiziellen
Festrede von Ständeratspräsident Hansheiri Inderkum. (Fotos:
SBV)
2017 – Endstation?
Jean-Marc Meyrat
Seit Jahren gestattet der Verband öffentlicher Verkehr (VöV)
sehbehinderten Menschen und ihren Begleitern die kostenlose
Nutzung des öffentlichen Verkehrsnetzes in den meisten Städten
der Schweiz.
Als der direkte Billettverkauf durch Busfahrer etc. wegfiel und
man stattdessen Billettautomaten aufstellte, erhielten wir
Transportausweise. Da die Automaten für Behinderte nicht
nutzbar sind, wollte man mit dieser Lösung verhindern, dass eine
behinderte Person ohne Billett als angeblicher Schwarzfahrer
Demütigungen ausgesetzt ist.
Nicht zu verwechseln ist dieser Ausweis, der jährlich vom
zuständigen Beratungsdienst abgestempelt werden muss, mit der
Ausweiskarte für Reisende mit Behinderungen (für 2009–2012
gelb).
Angesichts des Artikels, der am 3. Juli in «Le Matin Dimanche»
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erschien, regt sich der Verdacht, dass sich diese angenehme
Situation über kurz oder lang ändern könnte. Darin geht es im
Wesentlichen um ein Vorhaben der SBB, dessen Auswirkungen
allerdings erst in einigen Jahren spürbar werden dürften.
Big brother is watching you
Ich zitiere: Mit Hilfe eines elektronischen Chips wollen die SBB
genau verfolgen, wer in welchem Zug unterwegs ist. Ab 2017
erhält jeder Nutzer am Ende jedes Monats eine Abrechnung über
seine Fahrten und muss einen Zuschlag zahlen, wenn er
während der Stosszeiten unterwegs war. Dazu muss man wissen,
dass 50% der SBB-Kunden während 25% der Betriebszeit
befördert werden.
Mit dem erklärten Ziel, dem Missbrauch einen nachhaltigen
Riegel vorzuschieben und die Verlängerung diverser
Abonnemente zu automatisieren, möchte der VöV schon lange
vor 2017 ein computergesteuertes System einführen.
Nationaler Transportausweis
Ich zitiere weiter: Bis dahin ist noch Zeit, doch die erste Etappe
wird schon in den kommenden Monaten beginnen. Der
Strategieausschuss des VöV, der unter seinem Dach 130
Unternehmen vereint, wird nämlich bereits am 11. November
entscheiden müssen, ob das General- und Halbtaxabonnement
auf den in Rede stehenden Standard RFID (Radio Frequency
IDentification) umgestellt wird. Falls ja, müssen sich die Benutzer
fortan stets einen «nationalen Transportausweis» besorgen. Der
Abonnementtyp (GA, Halbtax, städtisches Netz) wird auf einem
Server unsichtbar gespeichert. Die Veränderung wirklich spüren
werden die Nutzer aber erst mit Beginn der zweiten Etappe ab
2017 und Einführung der automatischen Erkennung der
Beförderungsausweise und abgestufter Zuschläge.
Natürlich rollen bis 2017 noch viele Züge kreuz und quer durch
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die Schweiz, und vielleicht mildert der Weichensteller der
Datenautobahn seine Forderungen ja auch noch ab.
Nichtsdestotrotz könnte die Einführung eines solchen EDVSystems für uns zum grossen Ärgernis werden, denn die
Tatsache, dass wir keine Billette am Automaten lösen können,
wäre dann kein Grund mehr, kostenlos die städtischen
Verkehrsnetze zu nutzen. Man wird sehen…
Den zitierten Artikel finden Sie in voller Länge in «Le Matin
Dimanche» vom 3. Juli 2011 im Elektronischen Kiosk des SBV in
der Rubrik Schweiz.
Nachrichten aus der Interessenvertretung
Susanne Steiner
Sensibilisierung für die Bedürfnisse blinder und sehbehinderter
Patienten muss im Gesundheitswesen bereits in der Ausbildung
zur Fachperson Gesundheit beginnen.
Vor rund einem Jahr berichtete die Interessenvertretung des SBV
an dieser Stelle von einem blinden Patienten, der nach einem
Herzinfarkt von der Rehaklinik nicht aufgenommen worden ist
(Vgl. «der Weg» Nr. 3/2010). Der Grund für die Ablehnung durch
die Klinik war mangelndes Fachwissen im Umgang mit
sehbehinderten Patienten.
Um solchen Situationen vorzubeugen, haben Anfang Mai 2011
sieben Lehrkräfte für angehende Fachpersonen Gesundheit
(FaGe) an einer Schulung durch die Beratungs- und
Rehabilitationsstelle für Sehbehinderte und Blinde in Bern (BRSB)
teilgenommen. Die Lehrkräfte unterrichten an den
überbetrieblichen Kursen im Rahmen der dreijährigen Berufslehre
zur FaGe Berufliche Praxis. Die Lehrkräfte sind selber allesamt
Berufsleute aus dem Pflegebereich.
Die Begegnung mit blinden oder sehbehinderten Patienten darf
das Pflegepersonal im Berufsalltag nicht verunsichern. Es gehört
zur Professionalität im Pflegebereich, die Bedürfnisse blinder
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Menschen zu kennen.
Die Sensibilisierung und Schulung der sieben Lehrkräfte in der
BRSB kam auf Initiative der Interessenvertretung des SBV und in
Zusammenarbeit mit der OdA Santé (Nationale Dachorganisation
der Arbeitswelt Gesundheit) zustande.
Herzliche Gratulation, tanti auguri, joyeux anniversaire
Der Zentralvorstand des SBV gratuliert Hedwig Eichenberger,
Sofia Weidenmann, Elsa Krouwels und Anna Guggiari herzlich
zum 100. Geburtstag.
Wir wünschen den Jubilarinnen von Herzen alles Gute und ein
mit Gesundheit gesegnetes, wunderbares 101. Lebensjahr.
Remo Kuonen, Präsident des SBV
Veranstaltungen
Sektion Aargau-Solothurn
04.10.
Kaffeetreff in der Aarauerstube, Bahnhofstrasse 78 beim Bahnhof
in Aarau. 14.15–16.15 Uhr. Auskunft: Verena Müller, Tel. 062 721
51 67
15.10.
Tag des weissen Stocks. Sehbehinderung hat viele Facetten. Wir
führen in Aarau eine Standaktion durch. Das Motto lautet:
«Weisser Stock – und doch sehend». Auskunft bei Verena MüllerBachmann 062 721 51 67
20.10.
Hilfsmittelnachmittag. Wir stellen uns gegenseitig unsere
wichtigsten Hilfsmittel vor. Zeit: 14.00–17.00 Uhr. Ort:
Beratungsstelle, Baslerstrasse 66, 4600 Olten. Leitung: Urs
Kaiser, Sektionsvorstand; Stephan Mörker, Leiter Hilfsmittel SZB
Lenzburg. Anmeldung bis 15. Oktober bei: Urs Kaiser 033 533 21
33 oder 076 339 50 31, [email protected]
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30.10.
Jasskurs und andere Kartenspiele. Melden Sie sich jetzt an, es
hat noch freie Plätze! Datum: 30. Oktober bis 4. November 2011,
Sonntag–Freitag. Leitung: Ruth und Hansruedi Häuptli, Viktor
Schlapbach. Ort: Hotel Solsana, Saanen. Preis: Fr. 235.–, exkl.
Hotel. Veranstalter: SBV, 031 390 88 37
01.11.
Kaffeetreff in der Aarauerstube, Bahnhofstrasse 78 beim Bahnhof
in Aarau. 14.15–16.15 Uhr. Auskunft: Verena Müller, Tel. 062 721
51 67
16.11.
Aargauer-Solothurner Jasstag. Auch Mitglieder anderer Sektionen
sind herzlich willkommen! Anmeldung bei: Hansruedi Häuptli 062
751 66 14
Sektion Bern
28.09.
Stammtisch im «a Familia Portuguesa»
03.10.
Mittagstisch in der Villa Stucki; Treffpunkt um 11.30 am
Hauptbahnhof beim «Treffpunkt»
26.10.
Stammtisch im «a Familia Portuguesa»
07.11.
Mittagstisch in der Villa Stucki; Treffpunkt um 11.30 am
Hauptbahnhof beim «Treffpunkt»
3.12.
Jubiläumslotto (Ausschreibung folgt)
Sektion Berner Oberland
30.09.
Freitagstreff, Yvonne Albisser, 033 437 25 82
01.10.
Herbstanlass, Hotel Freienhof Thun, Helga Gygax, 033 744 63 06
13.10.
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Selbsterfahrungsgruppe, Hans-Ulrich Lüthi, Tel. 033 453 14 22
13.10.
Freizeitgruppe, Theresia Thierstein, Tel. 033 222 99 20
28.10.
Freitagstreff
10.11.
Freizeitgruppe
25.11.
Freitagstreff, Schlusshöck
01.12.
Selbsterfahrungsgruppe
08.12.
Freizeitgruppe
Sektion Biel
12.10.
Nachmittagshöck ab 14.00–17.00 Uhr im Restaurant Büttenberg
in Biel
22.10.
Lottomatch im Restaurant Büttenberg in Biel. 14.00–17.00 Uhr.
Keine Anmeldung erforderlich.
09.11.
Nachmittagshöck ab 14.00–17.00 Uhr im Restaurant Büttenberg
in Biel. Kontakt: Oscar Flückiger, Tel: 032 365 68 07,
[email protected] oder Esther Weber, Tel: 032 331 97 18,
Mail: [email protected]
Sektion Ostschweiz
05.09.
Stamm Rest. Brasserie, ab 19.00, Uhr beim HB St.Gallen
16.09.
Infovision St. Gallen, im KVZ, 10.00–18.00
17.09.
Infovision St. Gallen, im KVZ, 10.00–17.00
24.09.
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Herbstanlass «Metzgete», weitere Infos in Televox und Post
25.09.
Wanderung, 08.45 Uhr bei Appenzellerbahn am HB St. Gallen,
ohne Anmeldung, weitere Info 14 Tage vorher auf Televox
03.10.
Stamm Rest. Brasserie, ab 19.00 Uhr, beim HB St. Gallen
07.11.
Stamm Rest. Brasserie, ab 19.00 Uhr, beim HB St. Gallen
05.12.
Stamm Rest. Brasserie, ab 19.00 Uhr, beim HB St. Gallen
10.12.
Weihnachtsfeier im KVZ, St.Gallen, weitere Infos in Televox und
Post
Sektion Zürich
24.09.
Samstags-Lunch: «Einkauf und Bankgeschäfte im Internet», Rest.
Schibli Uster, 11.30–13.30 Uhr. Anmeldung: Urs Lüscher 044 940
93 10 oder [email protected]
27.09.
Kontaktgruppe Enge. Exkursion Schaukäserei im Emmental.
Anmeldung bis 1.9. an Ursi Graf, Tel. 044 940 33 23,
[email protected]
01.10.
Mobilitätstag in Uster. Sensibilisierungsaktion. Helfer melden sich
bitte bei Urs Lüscher, 044 940 93 10 oder [email protected]
05.10.
Wandergruppe Merkur. Elgg Rundwanderung. Anmeldung bei
Maya + Gilbert Monnerat, Tel. 044 741 23 49
25.10.
Kontaktgruppe Enge. Kirchgemeindehaus Enge, Zürich, 14.00–
16.00 Uhr
29.10.
Samstags-Lunch: «Was kann ein Mobiltelefon mit
Sprachausgabe». Rest. Schibli Uster, 11.30–13.30 Uhr.
Anmeldung: Urs Lüscher 044 940 93 10 oder [email protected]
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02.11.
Wandergruppe Merkur. Sihlwald, Horgenerfähre, Meilen.
Anmeldung bei Maya + Gilbert Monnerat, Tel. 044 741 23 49
05.11.
Gemeinsame Veranstaltung mit dem SBb im Landhaus ZürichSeebach mit Theater und Imbiss. Separate Einladung folgt.
Anmeldung bei Urs Lüscher 044 940 93 10 oder [email protected]
12.11.
Wandergruppe Soleblitz. Züriberg, Geeren, Milchbuck.
Anmeldung: Marianne + Walti Ogi, Tel. 044 432 28 28
26.11.
Samstags-Lunch: «Samichlaus-Lunch». Rest. Schibli Uster,
11.30–13.30 Uhr. Anmeldung: Urs Lüscher 044 940 93 10 oder
[email protected]
29.11.
Kontaktgruppe Enge. Kirchgemeindehaus Enge, Zürich, 14.00–
16.00 Uhr
10.12.
Chlauswanderung (Sternwanderung aller 3 Wandergruppen)
Anmeldung bis 3.12. bei Marianne + Walti Ogi, Tel. 044 432 28 28
Weitere Informationen über die Sektionsaktivitäten finden Sie
stets aktuell auf unserem telefonischen Informationssystem
Televox 031 390 88 88 oder auf www.blindenverband.ch
Permanentes Angebot
Atelier Bern, Federweg 22, 3008 Bern, Tel. 031 381 46 07,
[email protected]
Atelier Luzern, Allmendstrasse 5, 6048 Horw, Tel. 041 240 11 24,
[email protected]
Atelier St. Gallen, Schachenstrasse 9, 9016 St. Gallen, Tel. 071
288 60 11, [email protected]
Atelier Zürich, Moosmattstrasse 30, 8953 Dietikon, Tel. 044 740
D:\75880841.doc
44/52
27 40, [email protected]
Kreativgruppen in Aarau, Basel, Bern, Biel, Burgdorf, Chur,
Freiburg, Langnau, Luzern, Lyss, Meiringen, Rapperswil, Spiez,
Thun, Winterthur und Zürich. Weitere Informationen zu
Kursleitung, Ort und Zeit: Christina Arnold, Tel. 031 390 88 29,
[email protected]
Impressum
Offizielle Zeitschrift des Schweizerischen Blinden- und
Sehbehindertenverbandes (SBV) im 98. Jahrgang. Erscheint
sechsmal im Jahr in Grossdruck, in Braille, im DAISY-Format, im
Elektronischen Kiosk, teilweise auf www.sbv-fsa.ch sowie auf
Bestellung per E-Mail (ohne Fotos) in Deutsch und Französisch
(«clin d’œil»).
Herausgeber: SBV
Redaktion: Olivier Schmid und Jean-Marc Meyrat
Umschlaggestaltung: Büro Grotesk.cc
Layout: Claudia Holzer, Ediprim AG, Biel
Übersetzungen: USG Übersetzungs-Service AG
Druck: Ediprim AG, Biel/Bienne
Druck auf umweltfreundliches FSC-Papier
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 10. Oktober 2011
Thema: Generationen: Jung und alt, Lebensalter und
Sehbehinderung
Anregungen bitte an: Redaktion «der Weg / clin d’œil»
Schweizerischer Blinden- und Sehbehindertenverband,
Gutenbergstrasse 40b, 3011 Bern, Tel. 031 390 88 00; Fax 031
390 88 50
[email protected], www.sbv-fsa.ch
Brailleumwandlung und -druck:
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Hanni Wüthrich, Anton Niffenegger
DAISY: Paul Güntert Tonstudio
ISSN (Schwarzschrift): 1422-0490
ISSN (Blindenschrift): 1422-0504
Für Mitglieder des SBV: gratis. Jahresabonnement für
Nichtmitglieder: Fr. 28.– (Inland), Fr. 34.– (Ausland). Postkonto:
30-2887-6
Inserate
Angebot des Vereins «Alpinisme & Handicap» (Ruedi Ruchti)
Bist du zwischen 12 und 20 Jahre alt?
Bist du abenteuerlustig? Möchtest du einmal Klettersport
ausprobieren oder neue Gipfel erklimmen? Dann ist der Verein
«Alpinisme & Handicap» gerade das Richtige: Er bietet
Kletterwochenenden und Wochenlager für Anfänger und Freaks
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Informationen gibt es bei unserem Vereinspräsidenten Guido
Solèr, 052 233 70 86, E-Mail: [email protected] oder
auf www.alpinisme-handicap.ch.
Zu verkaufen
Verkaufe ein 2-jähriges Milestone 311-Gerät für Fr. 500.–.
Zum Milestone-311-Gerät gehört ein Akkuladegerät, ein
Datenkabel, ein Speakout-Etikettenlesegerät und eine SD-Karte.
Das Speakout-Etikettenlesegerät muss einzeln in die SDKartenöffnung eingeschoben werden. Die Installation ist auf dem
Gerät installiert.
Bei Interesse bitte melden unter: 078 687 93 16
Aura Hotel
Kultur- und Begegnungszentrum Saulgrub
Kuren, Seminare, Urlaub
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In unserem Haus fühlen sich nicht nur blinde und sehbehinderte
Menschen wohl. Auch sehende Gäste sind bei uns herzlich
willkommen!
Es erwarten Sie:
Schwimmbad
Medizinische Badeabteilung für stationäre und ambulante RehaMassnahmen
Wellness & Kosmetik
Kegelbahn
Veranstaltungsräume für Seminare und private Feste.
Wir freuen uns auf Sie! Fordern Sie unser aktuelles Programm
an!
Alte Römerstr. 41- 43, 82442 Saulgrub
Tel.: 088 45 / 99-0, Fax: 088 45 / 99-121
www.aura-hotel.de, [email protected]
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Schlafen, geniessen, erleben
Drei Sterne Ferienhotel für Erholung, Sport und Plausch. Speziell
eingerichtet für blinde- und sehbehinderte Gäste. Das ganze
Haus ist zudem rollstuhlgängig. Einzigartige Infrastruktur für
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CH-3792 Saanen - Gstaad
Tel: +41(0) 33 748 94 94
[email protected]|ww.solsana.ch
Befragung zur Mediennutzung
Im Rahmen einer Masterarbeit an der Universität Freiburg wird
eine Befragung zur Mediennutzung von blinden und
sehbehinderten Menschen durchgeführt. Die Arbeit geht der
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Frage nach, wie blinde und sehbehinderte Menschen
Massenmedien wie Tageszeitungen, Radio, Fernsehen und
Internet nutzen.
Die Befragung kann online ausgefüllt werden unter
www.soscisurvey.de/barrierefreiesinternet. Personen, die das
Internet nicht nutzen, können sich unter der Telefonnummer 079
349 64 88 melden. Für weitere Informationen:
[email protected].
Vielen Dank für Ihre Unterstützung.
Kiosk-Leser gesucht für Oltner Tagblatt
Wer ist daran interessiert, die aktuellen Informationen über Olten
und Umgebung im Elektronischen Kiosk zu lesen? Wir brauchen
die Unterschrift von zehn interessierten Personen, damit das
Oltner Tagblatt im Elektronischen Kiosk zugänglich wird.
Bitte melden bei: Rita Nussbaumer, 062 293 04 59
[email protected]
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Elektronische Grossflächenlupe mit High Definition-Bildqualität.
Durch die leichte und handliche Bauweise eignet sich das System
besonders für den privaten Bereich und im Haushalt. Das Gerät
lässt sich einfach zusammenklappen und in der mitgelieferten
Tasche transportieren.
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4001 Basel
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Kauffrau/Kaufmann B-Profil?
Suchst du per 1. August 2012 in Bern eine Lehrstelle als
Kauffrau/Kaufmann B-Profil? Für die in unserem
Zentralsekretariat frei werdende KV-Lehrstelle (Branche
Dienstleistung und Administration) suchen wir eine/n
aufgestellte/n Lernende/n.
Wir bieten dir eine abwechslungsreiche und spannende
dreijährige Lehrzeit in allen Dienstleistungsbereichen unseres
Verbandes. Eine Sehbehinderung ist für uns kein Handicap,
sondern eine Herausforderung. Sehbehinderte Bewerbende
erhalten bei gleicher Eignung den Vorzug.
Wenn du im Sommer 2012 deine Schulzeit abschliesst
(Sekundarschule oder 10. Schuljahr) und eine KV-Lehrstelle
suchst, melde dich doch einfach bei uns für eine Schnupperlehre,
damit du uns und wir dich näher kennenlernen.
Unsere Lehrlingsverantwortliche gibt dir gerne weitere Auskunft
(031 390 88 00) und nimmt deine Bewerbungsunterlagen gerne
entgegen:
Per E-Mail an [email protected]
Per Post an: Schweiz. Blinden- und Sehbehindertenverband, z.H.
von Marja Kaempfer Ackermann, Leiterin Direktionssekretariat,
Gutenbergstrasse 40 B, 3011 Bern.
Hotel Solsana Jubiläumswettbewerb
100 Preise zum 100-jährigen Bestehen des SBV im Wert von
über CHF 7‘000.1. Preis: 1 Ferienwoche für 2 Personen (7 Nächte) im Hotel
Solsana in einem renovierten Doppelzimmer mit Balkon und
Halbpension
2. Preis: 1 Weekend für 2 Personen (2 Nächte) im Hotel Solsana
in einem renovierten Doppelzimmer mit Balkon und Halbpension
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3. bis 5. Preis: je 2 Übernachtungen inkl. Frühstück für 2
Personen in den Hotels Bellerive (Lausanne), Touring au Lac
(Neuenburg) und Athmos (La Chaux-de-Fonds)
Weitere Wettbewerbspreise: Gutscheine vom Hotel Gstaaderhof
in Gstaad, Gutscheine vom Hotel Solsana, Weinkartons- und
Flaschen sowie viele weitere Überraschungen.
Die Wettbewerbsfragen können wie folgt beantwortet werden:
Talon ausfüllen und ans Hotel Solsana schicken oder abgeben
Telefonisch (033 748 9494) oder mündlich an der Rezeption im
Solsana
Per Mail an das Hotel Solsana: [email protected]
Teilnahmeberechtigt sind alle Mitglieder des SBV, Mindestalter 18
Jahre, Einsendeschluss 5. November 2011
Wettbewerbsfragen (bitte richtige Antwort ankreuzen)
1. Wann wurde das Hauptgebäude des ehemaligen Sanatoriums
Solsana eröffnet?
1908
1913
1918
2. Wie viel beträgt die Beteiligung (Rabatt) an Aufenthalten von
SBV Mitgliedern ab 2012?
CHF 70.CHF 45.CHF 60.3. Wie hoch liegt das Hotel Solsana?
1300 MüM
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1150 MüM
Name
Vorname
Adresse
PLZ/Ort
Tel.-Nr.
Mail
International Computer Camp ICC 2012 – Voranzeige
Das ICC 2011 in Florenz und Ferrara ist Geschichte. Das Camp
2012 findet in Cluj statt, dem ehemaligen Klausenburg in
Siebenbürgen (Rumänien).
Lagerdaten:
1. bis 8. August 2012 für die Alterskategorie 15–17 Jahre
10. bis 17. August 2012 für die Alterskategorie 17–20 Jahre
Interessenten für eine Camp-Teilnahme können sich ab sofort bei
der Schweizer Koordinatorin, Marja Kämpfer Ackermann,
provisorisch anmelden. Weitere Informationen werden nach
Eingang auf der SBV-Internetseite aufgeschaltet und den
provisorisch Angemeldeten weitergeleitet.
Die Teilnahmekonditionen sind unverändert:
Lagerkosten 400.– (z.L. Teilnehmer)
Begleitpersonen werden durch den SBV gestellt
Die Reise wird ebenfalls durch den SBV organisiert; falls der
Jugendliche SBV-Mitglied ist, werden auch die Reisekosten
vollumfänglich übernommen.
Weitere Auskünfte sind erhältlich bei Marja Kämpfer Ackermann
([email protected]), Tel. 031 390 88 02
Kurse für Ehrenamtliche 2011
Kurs für Sensibilisierungsarbeit:
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Selbstsicherheit gewinnen – wirken wie ich wirken möchte
Freitag, 14.10.11, 09.30–16.30 Uhr, in Bern oder Atelier Dietikon
Kursleitung: Jeanne Laurent, Christine Wilhelm
Kurs für Vorstandsmitglieder und zukünftige Ehrenamtliche:
Das Ehrenamt zwischen Ansprüchen von «unten» und von
«oben»
Samstag, 12.11.11, 09.30 bis 16.30 Uhr, in Bern oder Atelier
Dietikon
Kursleitung: Lis und Paolo Fuchs
Nähere Informationen: www.sbv-fsa.ch / Dienstleistungen / Kurse
für Ehrenamtliche oder bei Christine Wilhelm, Zentralsekretariat,
031 390 88 45
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