Politikwissenschaftlerin, wissenschaftl. Assistentin am J. F. Kennedy Institut der FU Berlin(zurzeit beurlaubt) Studium in Freiburg, New York und Berlin 1987 – 1990: Mitarbeiterin des Berliner Projektbundes „Genese moderner Staatlichkeit“ 1991 – 1994: Pressesprecherin und Büroleiterin der Berliner Senatorin für Arbeit und Frauen 1995 – 1997: Wissenschaftl. Arbeiterin am Institut für PoWi in Leipzig Arbeitsschwerpunkte: Reproduktion der Geschlechterforschung in der Demokratie, Polit. Kommunikation, Öffentlichkeit und Partizipation Politikbegriffe –> umstritten, veränderlich, verborgene oder offensichtliche Ausschlussmechanismen gegen Frauen Ideale Staatsbürger des 17. und 18. Jhdts –> männlich Franz. Revolution -> erste Forderungen der Frauen nach Gleichberechtigung Laufe der Industrialisierung und polit. Moderne -> Entstehung der uns heute bekannten Unterscheidung von Öffentlichkeit und Privatheit Das Private -> „weibl. Sphäre“ (Sensibilität und Kommunikationsfähigkeit von Frauen) Auf Dauer keine vollständige Verdrängung der Frau aus dem polit. Raum Frauen des 19. Jhdts. begannen ihr Engagement in „sozialen Staatsbürgerinnenvereinigungen“ als politisch zu interpretieren Daher Forderung der Teilnahme von Frauen in Regierung und Parlament Im 19. Jhdt.: -> (1) Sufragettenbewegung in GB und USA: - Zugang zu Zuhörertribünen des Parlaments - aktives u. passives Wahlrecht -> (2) in D: Beteiligung der Frauen an der Diskussion über Bildungs-, Sozial- und Erwerbsarbeit 1918 – Frauenwahlrecht in D, Ö und USA 1928 – Großbritannien Erst 1944 – Frankreich In 70er Jahren stellten Vertreter des sogenannten „Second Wave“ – Feminismus fest, dass Frauen durch patriarchale Strukturen gehindert wurden um wirkliche Gleichberechtigung zu erhalten Politikbegriffe meistens in Gegensatzpaaren orientiert 3 Unterscheidungen um feministisch-politologische Debatten zu strukturieren: (1) gouvernementale versus emanzipatorische Politikbegriffe (2) deskriptive versus normative (3) konfliktorientierte versus konsensorientierte Ad (1) Gouvernementaler PB: Staats- und Institutionsbezogen; enger PB Emanzipatorischer PB: auf d. Individuum bezogen; Politik überall, wo sich Menschen engagieren, weiter PB Ad (2) Deskriptiver PB: beschreibend, orientiert sich an empirischen Tatsachen Normativer PB: wertbezogen; an einem Soll-Zustand orientiert Feministische PoWi: Vermischung dieser beiden Ansätze als kritischnormative Ws, die sich dennoch an den gegebenen Umständen orientiert Ad (3) Konfliktorientierter PB: polit. Gruppen, Institutionen, … stehen miteinander in Konflikt Konsensorientierter PB: Kompromissfähigkeit wird in Vordergrund gestellt Auch hier versucht die feministische PoWi einen „Mittelweg“ zu finden, konsensorientierte Ansätze werden mit konfliktorientieren gepaart 1.)Historischer Überblick: Politikbegriffe waren zwar seit jeher umstritten und von daher auch veränderlich, dennoch steck(t)en in jeder Definition auch verborgene oder offensichtliche Ausschlussmechanismen gegen Frauen. z.B. machte John Locke, den Besitz von Eigentum und finanzielle Unabhängigkeit zu Bedingung, Jean Jacques Rousseau hingegen Bildung und die Fähigkeit zur Vernunft – alles Bedingungen bzw. Eigenschaften, die den Frauen zu dieser Zeit abgeschrieben wurden. Der ideale Staatsbürger des 17. und 18. Jahrhunderts war also ganz eindeutig ein männlicher Staatsbürger. Erst in der Zeit der Franz. Revolution (Forderung nach „Recht auf allgemeinen und gleichen Zugang zur Politik für alle Staatsbürger“) begannen auch Frauen die gleichberechtigte Teilnahme an Politik und Staat zu fordern. Wie man am Beispiel der französischen Frauenrechtlerin Olympe de Gouges sehen kann, hatte das für die Frauen nur zu oft dramatische Folgen. Sie forderte 1791 in ihrer „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“ in Artikel 1: „ Die Frau ist frei geboren und bleibt dem Manne gleich in allen Rechten“ und in Artikel 10: „ Die Frau hat das Recht, das Schafott zu besteigen. Sie muss gleichermaßen das Recht haben, die Rednerbühne zu besteigen.“ Nur 2 Jahre nach der Veröffentlichung dieses Werkes wurde O. de Gouges hingerichtet – als Urteilsbegründung führten die Richter an: „ Ein Staatsmann wollte sie sein, und das Gesetz hat die Verschwörerin dafür bestraft, dass sie die Tugenden vergaß, die ihrem Geschlecht geziemen.“ Auch die anderen Frauenrechtlerinnen dieser Zeit wurden, wenn nicht ermordet, zumindest ausgegrenzt oder verfolgt. Der Alltag hingegen war zu dieser zwar ebenfalls geschlechtsorientiert strukturiert, jedoch nicht hierarchisch aufgebaut – Männer und Frauen arbeiteten vor allem im ländlichen Raum gemeinsam. Produktion und Reproduktion fanden noch nicht als getrennte Sphären statt. Im Laufe der Industrialisierung und der politischen Moderne kam es zum entstehen der uns heute noch bekannten Unterscheidung von Öffentlichkeit und Privatheit. Durch Presse- und Versammlungsfreiheit wurde der öffentliche Raum deutlich vom Privaten abgegrenzt. Das Private erhielt den Beigeschmack der „weiblichen Sphäre“ – die Sensibilität und Kommunikationsfähigkeit von Frauen wurden als Tugenden bezeichnet, die ihre „Vorbestimmtheit“ für den privaten Raum noch unterstrich. Dennoch ließen sich Frauen auf Dauer nicht vollständig aus dem politischen Raum drängen – mehr und mehr Frauen des 19. Jhdts. Begannen ihr Engagement in „sozialen Staatsbürgerinnenvereinigungen“ auch als politisch zu interpretieren und forderten die Teilnahme von Frauen in Regierung und Parlament. Im 19. Jhdt.: 1) Sufragettenbewegung in GB und USA – Zugang zu den Zuhörertribünen des Parlaments, außerdem aktives und passives Wahlrecht – Leitfiguren waren zB: Emmeline Pankhurst und Elisabeth Cady Staton. 2) In Deutschland: Beteiligung der Frauen an der Diskussion über BildungsSozial- und Erwerbsarbeit; zB Louise Otto-Peters und Helene Lange; Begründung für Beteiligung weniger aus radikaldemokratischer Sicht („gleiches Recht für alle“) sondern mit Betonung des Aspekts der Ergänzung der männlichen Standpunkte durch den weiblichen „Blick“. 1918 – Frauenwahlrecht in Deutschland, Österreich und USA 1928 – Großbritannien Erst 1944 – Frankreich Durch die Einführung des aktiven und passiven Wahlrechts für Frauen, schien der Gleichberechtigung zum Sieg verholfen worden zu sein. Frauen konnten formal an Öffentlichkeit und Politik teilnehmen, es bestand liberale Chancengleichheit. Erst in den 1970 Jahren stellten die Vertreterinnen des sogenannten „Second Wave“ – Feminismus fest, dass Frauen nach wie vor durch grundlegende patriarchale Strukturen der Politik und der Gesellschaft, daran gehindert wurden, wirkliche Gleichberechtigung zu erhalten und zB in Politik, Unternehmen oder Medien genauso ungehindert wie Männer Karriere zu machen. Weiters stellte sich die Frage, ob der aktuelle Politikbegriff überhaupt Rücksicht auf die Interessen und Bedürfnisse der Frauen nahm. 2) Politikbegriffe – Gegensatzpaare Wo kann man die feministische Politik(wissenschaft) einordnen? Politikbegriffe werden meistens in Gegensatzpaaren orientiert – sie dienen dazu, verschiedene Richtungen sowohl von Politik als auch von Politikwissenschaft einzuordnen und miteinander zu vergleichen. Gouvernementaler PB: Staats- und Institutionsbezogen; enger PB Emanzipatorischer PB: auf d. Individuum bezogen; gesellschaftliches Handeln im Sinne von Emanzipation von einzelnen ausgegrenzten Gruppen wird in den Mittelpunkt gestellt; Politik passiert überall, wo Menschen sich engagieren; weiter PB Geschlechterforschung hat ihr Themengebiet längst über den traditionellen Rahmen der Institutionen hinaus erweitert. (zB Rechtssystem, Ökonomie, politische Psychologie) Deskriptiver PB: beschreibend; orientiert sich an empirischen Tatsachen Normativer PB: wertbezogen; an einem (idealen) Soll-Zustand orientiert. Feministische Politikwissenschaft versucht hier eine Vermischung dieser beiden Ansätze, als kritisch-normative Wissenschaft, die sich dennoch an den gegebenen Umständen orientiert, um zB Benachteiligungen aufzudecken. Konfliktorientierter PB: politische Gruppen, Institutionen,… stehen miteinander in Konflikt Konsensorientierter PB: Kompromissfähigkeit wird in den Vordergrund gestellt Auch hier versucht die feministische PoWi einen „Mittelweg“ zu finden, konsensorientierte Ansätze werden mit konfliktorientierten gepaart;