Die Weimarer Republik 1) Zusammenbruch des Kaiserreiches und Revolution Obwohl die deutsche Armee im Herbst 1918 ihre Westfront nicht mehr halten konnte und die Alliierten ihre Gegenoffensive verstärken, suchte die OHL (Oberste Heeresleitung = Verteidigungsministerium) eine militärisch sinnlose Entscheidungsschlacht mit den englischen Schiffen. Die teilnehmenden Matrosen vereinigten sich Ende Oktober zu spontanen Protestaktionen und gehorchten nicht mehr der Heeresleitung. Aus dieser Meuterei in Kiel wurde schnell eine revolutionäre Bewegung: Am 4. November solidarisierten sich andere Soldaten mit den Matrosen und organisierten "Soldatenräte". Die Nachricht aus Kiel verbreitete sich sehr schnell in ganz Deutschland und so wurden in anderen Städten Soldaten- und Arbeiterräte, sogenannte Revolutionäre Räte, gewählt. Sie übten dann die Oberste Gewalt aus. Die SPD - die stärkste Partei nach dem Ersten Weltkrieg -, Kaiser, OHL und Reichskanzler Prinz Max von Baden wollten diese revolutionäre Bewegung komplett stoppen: Sie alle hatten Angst vor einer sozialistischen Revolution. Am 9. November 1918 herrschte morgens in Berlin totales Chaos: Der Reichstag war voller Soldaten, Arbeiter und Waffen und auf den Straßen vereinigten sich die Menschen zu spontanen Demonstrationen. Ihre Forderung war klar: Die Abdankung des Kaisers. Und in der Mittagszeit trat der Kaiser tatsächlich zurück. Friedrich Ebert (SPD) wurde gleichzeitig Reichskanzler und Philipp Scheidemann (SPD) konnte aus dem Fenster des Reichtagsgebäudes die "Deutsche Republik" ausrufen. Doch schon früh wurde die neue demokratische Regierung für ihre Handlungen kritisiert: Viele rechte Parteien waren nicht mit dem Waffenstillstand ohne weitere Verhandlungen mit den Alliierten einverstanden. Sie sahen darin einen "Verrat an Deutschland" und viele Rechtsextreme ermordeten verantwortliche SPD-Politiker. Im Dezember bildete sich unter SPD-Führung die revolutionäre Regierung des "Rates der Volksbeauftragten", der über die Staatsform entscheiden sollte. Die Mehrheit war für eine parlamentarische Demokratie, doch nicht wenige waren für eine Räterepublik nach russischem Vorbild. Karl Lieberknecht und Rosa Luxemburg und ihr "Spartakus-Bund" wollten sogar eine sofortige sozialistische Revolution ohne Verhandlungen und Diskussionen, doch Friedrich Ebert schlug mit militärischer Gewalt alle "bolschewistischen" Bewegungen brutal nieder. Im Gegenzug musste Ebert den konservativen und bürgerlichen Kräften aber z.B. das Eigentumsrecht garantieren und eine Nationalversammlung organisieren. Diese Nationalversammlung hatte die Aufgabe, eine Verfassung auszuarbeiten. 2. Der neue deutsche Staat und der Beginn der Weimarer Republik Am 19. Januar 1919 wurden die ersten allgemeinen Wahlen zur Nationalversammlung abgehalten. Zum ersten Mal in der Geschichte konnten auch Frauen wählen und es wurde das Verhältniswahlrecht 1 angewandt. Zwar wurde die SPD mit 38% der Stimmen stärkste Kraft, doch sie musste eine Koalition mit bürgerlichen Parteien eingehen: dem Zentrum (Z - eine katholische Partei, heute CDU), und der DDP (Deutsche Demokratische Partei - heute FDP). Doch all diese Parteien hatten das selbe Ziel: Die republikanisch-parlamentarische Staatsform. Die Linken und Anhänger der Monarchie blieben in der Minderheit und die radikale KPD boykottierte sogar die Wahlen. Am 11. August 1919 wurde eine Verfassung unterschrieben, in der die Gewaltenteilung festgeschrieben wurde. Die Regierung benötigte das Vertrauen des Parlaments und der Präsident hatte auch eine gewisse Macht. Die Regierungsparteien versuchten damit, eine ausgewogene Machtbalance zwischen den einzelnen Gewalten herzustellen. 3 Belastungen und Gefährdungen der parlamentarischen Republik Das allergrößte Problem der noch jungen Republik war der Umgang mit dem Ersten Weltkrieg. Auf der Friedenskonferenz von Versailles hatten die Siegermächte im Januar 1919 einen Vertrag ausgearbeitet, den das besiegte Deutschland unterschreiben musste. Doch dieser Vertrag war sehr zuungunsten Deutschlands und sah Gebietsabtretungen, Militärbeschränkungen, Reparationen und die alleinige Kriegsschuld Deutschlands vor. Die Alliierten drohten sogar mit dem Einmarsch in Deutschland, sodass die "Weimarer Koalition" aus SPD, DDP und Z keine andere Wahl hatte, als den Versailler Vertrag zu unterschreiben. Die rechten Parteien waren empört darüber und nannten die Regierung "Vaterlandsverräter" und den Versailler Vertrag "Versailler Diktat". Wolfgang Kapp, ein Anführer der rechten Bewegung leistete 2 deswegen mit seinem Freikorps Widerstand. Am 12. März kam es dann zum Kapp-Lüttwitz-Putsch (von Lüttwitz: ein Generalleutnant). Die Regierung befahl der Reichswehr, diesen Putsch niederzuschlagen, doch die Reichswehr reagierte nicht, da viele eigene Soldaten im Freikorps kämpften. (Der Chef der Reichswehr sagte den berühmten Satz "Reichswehr schießt nicht auf Reichswehr"). Berlin fiel also in die Hände der Putschisten, doch die Hauptstadt wurde zum Schauplatz eines Bürgerkrieges, denn die Linken organisierten ebenfalls einen bewaffneten Aufstand ("Die Rote Armee") und sie kämpften somit gegen den rechten Freikorps. Hier begann die junge Republik die Gefahren von rechts und links zu spüren. Viele Menschen, die früher die Republik wollten, standen jetzt dieser neuen Staatsform ablehnend gegenüber. 4 Die Krisenjahre 1923 Nach einer ersten Beruhigung kam es 1923 zu erneuten vor allem diplomatischen Krisen: Die Franzosen und Belgier besetzten das Ruhrgebiet und verlangten die sofortige Zahlung der Reparationen. Im Ruhrgebiet kam es deswegen zu Unruhen, die von der Regierung unterstützt wurden (Der sogenannte "Ruhrkampf“). Doch auch im Innern gab es Krisen: Im Rheinland und in der Pfalz (von den Franzosen besetzt und entmilitarisiert!) wurden separatistische Bewegungen immer stärker, die von den Franzosen geheim unterstützt wurden. Im Oktober 1923 bildeten sich sogar die Rheinische Republik in Koblenz und Mainz, doch nach einigen Wochen endeten diese kurzen Episoden des Separatismus, da die große Mehrheit der rheinischen Bevölkerung für den Verbleib in Deutschland war. Am 9. November gab es zudem noch eine weitere Bedrohung von rechts: Der HitlerLudendorff-Putsch. Zum ersten Mal trat hier Adolf Hitler in politische Erscheinung. Zusammen mit den Bayerischen Rechten Parteien organisierte er nach italienischfaschistischem Vorbild einen Marsch auf Berlin, doch seine Potestaktionen in München konnten früh durch die Reichswehr niedergeschlagen werden. In Sachsen und Thüringen gab es Putschversuche aus dem linken politischen Spektrum: Die Regierung musste hier deshalb die Landtage auflösen und die Kommunisten mit Gewalt aus den Landtagen vertreiben. 3