Anatomie der Wirbelsäule – Lösung zum Lückentext

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Anatomie der Wirbelsäule – Lösung zum Lückentext
Eigentlich ist der Begriff irreführend. Wirbelsäule - das erinnert an etwas Festes, Starres. Das
Gegenteil ist der Fall. Unser Rückgrat ist eine Aneinanderreihung von Wirbeln, die flexibel mit
einander verbunden sind.
Die Wirbelsäule ist in drei Hauptabschnitte unterteilt:
Den oberen Teil bildet die Halswirbelsäule (HWS) mit sieben Halswirbeln. Ihre Aufgabe ist es,
den Kopf zu tragen.
In der Mitte befindet sich die Brustwirbelsäule (BWS) mit zwölf Brustwirbeln. Gemeinsam mit
dem Brustbein und den Rippen bildet sie den knöchernen Brustkorb.
Den unteren Teil stellt die Lendenwirbelsäule (LWS) mit ihren fünf Lendenwirbeln dar. Sie
steht direkt auf dem Becken auf.
Auch das Becken ist - zumindest zum Teil - Bestandteil der Wirbelsäule. Das Kreuzbein und
das Steißbein stellen den hinteren Teil des Beckens dar. Auch sie bestehen aus Wirbeln, die
jedoch zu einem starren Knochen verschmolzen sind und keine Eigenbewegung zulassen.
Die verschiedenen Aufgaben und Belastungen haben den Wirbeln der einzelnen
Wirbelsäulenabschnitte unterschiedliche Formen verliehen. So sind beispielsweise die
Halswirbel merklich kleiner als die Lendenwirbel. Kein Wunder: Sie müssen lediglich das
Gewicht des Kopfes tragen, während auf den Lendenwirbeln die Last des Rumpfes und der
Arme ruht - und das des Kopfes noch dazu.
Die typische Doppel-S-Form der Wirbelsäule, wie im oberen Bild zu sehen, bildet sich bereits
während der ersten Lebensjahre in der Phase des Laufenlernens. Die Brustwirbelsäule weist
eine deutliche, nach hinten gerichtete Krümmung auf, die Brustkyphose.
Die unten anschließende Lendenwirbelsäule gleicht das durch eine leicht nach vorne gerichtete
Wölbung aus. Das hat statische Auswirkungen: Das Körperlot im Verlauf der Wirbelsäule kann
so über das Becken an die Beine weitergegeben werden, ohne dass dabei große Hebelkräfte
verursacht werden.
Den Hauptteil des Gewichts trägt der Wirbelkörper. Er und ein paariger Wirbelbogen, der
hinten das Wirbelloch umgibt, bilden zusammen den Wirbel. Die aufeinander folgenden
Wirbellöcher bilden den Spinalkanal, in dem das Rückenmark verläuft. Zwei benachbarte
Wirbellöcher schließen allerdings nicht fugenlos aneinander an. Aus der entstehenden Lücke,
dem Zwischenwirbelloch, treten links und rechts Nerven aus.
Gelenkfortsätze, die sich am Wirbelbogen befinden, nehmen einen Teil der senkrecht
einwirkenden Druckkräfte auf. Sie bestimmen die Beweglichkeit der Wirbel in den einzelnen
Abschnitten. In der Lendenwirbelsäule ist das Beugen und Strecken gut möglich, die Drehung
und Seitneigung ist aber merklich eingeschränkt.
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Als einziges Wirbelelement der Wirbelsäule sind die Dornfortsätze durch die Haut ertastbar.
Sie und zwei weitere größere Elemente, die Querfortsätze, sind die eigentlichen Ansatzflächen
und der anatomische Ursprung der Rückenmuskulatur.
Unser Körper entspricht in vielerlei Hinsicht modernsten Konstruktionsmerkmalen. So sind die
Wirbel - wie viele andere Knochen auch - in Leichtbauweise ausgeführt. Während die Ränder
aus einer stabilen Knochenrinde bestehen, verteilen im Inneren viele feine Knochenbälkchen
die Last gleichmäßig auf den gesamten Querschnitt. Ober- und Unterseite der Wirbelkörper sind
mit glattem Knorpel überzogen. Diese Schichten dienen als Lager für die
Zwischenwirbelscheiben - auch Bandscheiben (Discus intervertebralis) genannt.
Bandscheiben befinden sich in allen Wirbelzwischenräumen - außer zwischen erstem und
zweitem Halswirbel. Den Bandscheiben kommt eine fundamentale Aufgabe zu: Sie erlauben die
Bewegung der Wirbelkörper gegeneinander und sorgen für die gleichmäßige Verteilung
einwirkender Kräfte.
Haben Sie sich schon einmal darüber gewundert, dass der Mensch im Laufe des Tages ein bis
zwei Zentimeter kleiner wird (und diesen Verlust über Nacht wieder wettmacht)? Die Ursache
dafür ist bei den Bandscheiben zu suchen: Im Stehen und Sitzen wirkt ständig hoher Druck auf
sie ein. Die Folge: Wasserverlust und damit Rückgang der Scheibendicke. Im Liegen nimmt
die Bandscheibe wieder Wasser auf und lässt uns am nächsten Morgen in voller Größe
erwachen.
Und Bandscheibenschäden? Sie entstehen in vielen Fällen ebenfalls durch die tägliche
Druckbelastung und diese Druckbelastung ist um so höher, desto unzureichender die
Rückenmuskulatur ausgebildet ist. Ist der Druck zu hoch, sinkt die Versorgung der
Bandscheiben mit Sauerstoff und Nährstoffen auf ein Minimum. Dauert diese "Unterernährung"
über einen längeren Zeitraum an, sind Schädigungen die Folge.
Ein anderes Risiko droht der Bandscheibe durch die Art, wie sie in ihrer Position fixiert wird.
Mehrere Bänder an Ober- und Unterseite sowie an Vorder- und Hinterkante sorgen für den
stabilen Halt der Scheibe. Bei zu hohen Belastungen sind die Bänder zuweilen überfordert: Die
Bandscheibe rutscht aus ihrem Lager - der Bandscheibenvorfall ist da.
Es gilt also, übermäßige Belastungen der Bandscheiben zu vermeiden. Solche Überlastungen
entstehen in den meisten Fällen durch falsche Bewegungsabläufe im Alltag: Bücken mit
rundem Rücken - womöglich auch noch verbunden mit dem Aufnehmen eines schweren
Gegenstands -, aber auch Sitzen mit rundem Rücken erhöhen die Belastung um ein
mehrfaches. Der Grund liegt in der Physik begründet: Falsche Bewegungsabläufe erzeugen
durch die ungleichmäßige Belastung der Wirbelsäule hohe Druckbelastungen, für die das
Rückgrat nicht ausgelegt ist. Die Wirbelsäule muss ihre natürliche Krümmung aufgeben.
Wenn Ihnen das übertrieben vorkommt, bedenken Sie Folgendes: Als sich im Zuge der
Evolution die menschliche Wirbelsäule bildete, wusste die Natur noch nichts von Stühlen,
Computern oder zu tief liegenden Kofferräumen. Die Schöpfung versah ein auf Stehen, Laufen
und Liegen fixiertes Wesen mit einem optimalen Gerüst. Im Angesicht der Evolution ist seither
so gut wie keine Zeit vergangen. Während der Mensch sich buchstäblich aus dem Stand heraus
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zivilisiert hat, befindet sich die menschliche Anatomie in vielen Dingen auf dem Stand des
Urmenschen.
Noch immer ist unsere Wirbelsäule hauptsächlich für das Stehen, Laufen und Liegen gemacht.
Da unsere neuzeitlichen Errungenschaften mit nachfolgend unzureichender Inanspruchnahme
der Rückenmuskulatur die Wirbelsäule in vielen Bereichen überfordern, ist es an uns, mit den
uns geschenkten Privilegien Intelligenz und Vernunft die Belastungen so gering wie möglich zu
halten und die Muskulatur zu kräftigen.
Wir mögen uns vielleicht auf dem Weg ins global vernetzte Computerzeitalter befinden unsere Bandscheiben jagen derweil noch Bisons.
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