Enzyme (einige Fragen und Antworten) 1. Definieren Sie das Wort Biokatalysator! Ein Biokatalysator ist ein Wirkstoff, der biochemische Vorgänge katalysiert. Enzyme sind von lebenden Zellen gebildete Biokatalysatoren. Ein Katalysator ist ein Stoff, der eine chemische Reaktion beschleunigt ohne sich selbst dabei zu verändern – er wird also nicht verbraucht. Allgemeine Reaktionsgleichung: 2. Wie wirkt Katalase? Katalase ist ein Enzym in Leber und Kartoffeln, welches den Zerfall von Wasserstoffperoxid (H2O2) in Wasser und Sauerstoff um den Faktor 107 beschleunigt. Produkte sind Wasser und Sauerstoff. 3. Was sind Koenzyme? Koenzyme (auch Kofaktoren) sind Stoffe, die für die Funktion der Enzyme benötigt werden. Koenzyme sind aber im Gegensatz zu Enzymen keine Proteine. Die Katalase beispielsweise besitzt als Kofaktor Hämoglobin, den Eisenhaltigen Farbstoff. 4. Formulieren Sie die Reaktion, die Katalase beschleunigt. Die Reaktion, bei der Wasserstoffperoxid in Wasser und Sauerstoff gespalten wird nennt man Katalyse: 2O2H2 2H2O + O2 Sie läuft spontan ab, wird aber durch Licht beschleunigt. Katalase beschleunigt diese Reaktion wesentlich stärker (vgl. 2.). 5. Was ist das Zellweger Syndrom? Hierbei handelt es sich um eine seltene vererbte Stoffwechselstörung. Dabei tritt die Katalase im Cytoplasma auf, was verschiedene Organe schwer beschädigt. Das Zellweger Syndrom endet wenige Wochen nach der Geburt tödlich. 6. Durch welche kleinen Experimente können Sie die Enzymwirkung demonstrieren? Beobachtung: Blaufärbung verschwindet bei Speichelzugabe farblos Wasser + Stärke blauschwarz farblos Wasser + Stärke + Lugolsche Lösung Wasser + Stärke + Lugolsche Lösung + Speichel Erklärung: Im Speichel befindet sich Amylase (auch Ptyalin), ein Verdauungsenzym, das Polysacharide in Disaccharide umwandelt. Lugolsche Lösung reagiert nur bei Polysachariden mit einem Farbumschlag von gelb-braun auf blau-schwarz. 7. Wie wirkt ein Enzym auf eine exergonische Reaktion? Als exergonisch bezeichnet man eine Reaktion, die spontan abläuft, wenn ihr genügend Aktivierungsenergie, meistens in Form von Wärmeenergie, zugeführt wurde. Durch Enzyme, also Katalysatoren, wird weniger Aktivierungsenergie benötigt, sodass die Reaktion auch bei niedrigeren Temperaturen z.B. der Menschlichen Körpertemperatur ablaufen kann. 8. Zeichnen Sie die enzymatische Spaltung von Harnstoff in Strukturformeln. Harnstoff: Summenformel CH4N2O genauer CO(H2N)2 Das Enzym welches den Harnstoff (auch Urea) spaltet, heißt Urease. Die Reaktion, bei welcher Harnstoff und Wasser in Kohlendioxid und Ammoniak zerlegt werden, heißt Ureolyse. 9. Wie sieht das Energiediagramm einer solchen Reaktion aus? Es unterscheidet sich von dem Energiediagramm einer Reaktion ohne Katalysator darin, dass das Maximum der Kurve weiter unten liegt, da weniger Energie zugeführt werden muss, bis die Aktivierungsenergie erreicht ist und die Reaktion beginnt. Nur wenn mehr Energie frei wird als an Aktivierungsenergie benötigt wird, kann durch die Reaktion Energie gewonnen werden. 10. Was versteht man unter enger Substratspezifität? Die wichtigste Eigenschaft Enzyms ist die, dass es nur mit einem Substrat, also einer bestimmten Stoffgruppe, reagiert. Je weniger Stoffe zu dieser Stoffgruppe gehören, desto enger ist die Substratspezifität. „Enge Substratspezifität“ bedeutet, dass das Enzym nur auf ein Substrat eingestellt ist. Urease beispielsweise katalysiert die Harnstoffspaltung und zeigt bei Methylharnstoff keine Wirkung. Amylase katalysiert die Spaltung von Stärke, nicht jedoch von Cellulose. 11. Was ist Wirkungsspezifität? Von Wirkungsspezifität spricht man, wenn mehrere Enzyme die selbe Wirkung haben. Beispielsweise katalysieren verschiedene Enzyme die Hydrolyse von Polypeptidketten. 12. Wie werden Enzyme klassifiziert und benannt? Enzyme werden nach ihrer Wirkung folgenden 6 Klassen zugeordnet: Klasse Bemerkung Beispiel 1. Oxireduktasen katalysieren Redoxreaktionen Katalase 2. Transferasen katalysieren Transfer einer Atomgruppe, z.B. Phosphatrest katalysieren Hydrolysen Hexokinase (transferiert PRest von ATP auf Glucose) Amylase, Urease 5. Isomerasen katalysieren Additionsreaktionen kleiner Moleküle an Doppelbindungen katalysieren Isomerisierung Citrasynthase (synthetisiert Zitronensäure) Phosphoglucoisomerase 6. Ligasen verbinden kleinere Moleküle zu größeren DNA-Ligase repariert DNA 3. Hydrolasen 4. Lyasen 13. Was versteht man unter einem katalytischen (aktiven) Zentrum? Das katalytische Zentrum ist die Stelle des Enzyms an der sich das Substrat anlagert. Dabei handelt es sich um eine Vertiefung, in der das Substrat und eventuelle Kofaktoren von bestimmten Aminosäureresten umrahmt werden. 14. Erläutern sie die Ursachen der Substratspezifität! Jedes Enzym hat eine bestimmte Konformation, das heißt räumliche Struktur. Demnach passen immer nur bestimmte Substrate wie Schlüssel in das katalytische Zentrum als Schloss. (Schlüssel-Schloss-Modell.) 15. Was ist unter einem Enzym-Substrat-Komplex zu verstehen? Die Zusammenlagerung von Enzym und Substrat im Augenblick der Katalyse bezeichnet man als Enzym-Substrat-Komplex. Wenn der katalytische Vorgang beendet ist trennen sich Enzym und Produkt. Substrat + Enzym Enzym-Substrat-Komplex Produkt + Enzym 16. Beschreiben Sie die Wirkung eines Kofaktors und nennen Sie Beispiele! Kofaktoren helfen dem Enzym bei der Destabilisierung des Substrats. NADPH zum Beispiel hilft Katalase bei der Elektronenübertragung. 17. Warum verhindert starke Säure die Katalyse eines Enzyms? Die Hydronium-Ionen (H3O+) lagern sich an die polaren Aminosäurereste an, so dass die intramolekularen Wechselwirkungen zerstört werden. Weiterhin Denaturiert das Enzym durch Säurehydrolyse. 18. Was geschieht bei der Denaturierung? Auch durch Basen oder Hitze kann die Konformation eines Enzyms zerstört werden, was dann ebenfalls Denaturierung heißt. Wenn die Polypeptidkette selbst nicht zerstört ist, kann das Enzym wieder seine ursprüngliche Konformation annehmen. Diesen Vorgang nenne man Renaturierung. 19. Beschreiben Sie die typ. Enzymaktivitätskurve in Abhängigkeit v.d. Temperatur! Prinzipiell gilt die RGT-Regel. Bei einer Temperaturerhöhung von 10 °C verdoppelt sich die Reaktionsgeschwindigkeit. Somit erhöht sich auch die Aktivität der Enzyme. Ab einer Bestimmten Temperatur werden jedoch die Enzyme durch Hitze Denaturiert. 20. Welche Formen von Inhibition kennen Sie? Erläutern Sie kurz die Unterschiede! Inhibition bedeutet Enzymhemmung. Dabei werden Enzyme durch andere Stoffe, die sog. Inhibitoren, in ihrer Aktivität gehemmt. Man unterscheidet reversible (rückgängigmachbare) und irreversible (nicht rückgängigmachbare) Inhibition, wobei die reversible noch einmal in kompetitive und allosterische Hemmung unterteilt wird. Bei der irreversiblen Inhibition ist der Inhibitor (Hemmstoff) fest an das katalytische Zentrum gebunden und blockiert dieses. Das Enzym kann nie wieder katalysieren. Bei der reversiblen Inhibition kann sich der Inhibitor wieder ablösen. Sitzt er im katalytischen Zentrum, so ist die Inhibition kompetitiv. Wenn das Enzym an einer anderen Stelle gehemmt wird, so ist die Inhibition allosterisch. 21. Nennen sie 3 Inhibitoren mit Namen und Wirkung! Cyanid-Ionen (CN-) und Schwermetall-Ionen hemmen Mitochondrienenzyme am katalytischen Zentrum, sodass kein ATP mehr gewonnen werden kann. Alkylphosphate (in Insektiziden und Kampfgasen) blockieren die Acetylcholinesterase, welche für die Weiterleitung der Nervenimpulse zuständig ist, sodass der Organismus an Lähmung der Organfunktionen stirbt. 22. Wie kann durch allosterische Hemmung ein Stoffwechselablauf geregelt werden? Im Stoffwechsel gibt viele Enzymketten, das heißt dass die Produkte des einen Enzyms die Substrate des nächsten sind. Der Stoffwechsel regelt sich selbst durch die so genannte Endprodukthemmung (Feedback Inhibition). Dabei wird ein Enzym in der Kette durch das Produkt eines anderen Enzyms allosterisch gehemmt. Wenn wenig von diesem Produkt vorhanden ist, wird es gebildet und wenn es viel davon gibt, hemmt es seine Entstehung.