Neurotoxine und Drogen: 4 Ma, Kantonsschule Kreuzlingen, HS 2009 BIOLOGY – Neurotoxine und Drogen Hintergrundinformation Neurone kommunizieren untereinander vor allem chemisch durch Neurotransmitter und Neuromodulatoren, die in Synapsen spezifisch an Rezeptormoleküle binden und dadurch ein erregendes oder ein hemmendes Signal an die postsynaptische Zelle weitergeben. Bis heute kennt man über 100 solcher Moleküle, die relativ klein sein können, wie z.B. ACh oder Derivate (Abkömmlinge) von Aminen und Aminosäuren, die von mittlerer Grösse sind wie Derivate von Lipiden oder die Makromoleküle sind wie Peptide. Die Anzahl an verschiedenen Rezeptoren ist noch grösser als die der Transmitter, da manche Transmitter mehr als einen Rezeptor haben. Für ACh kennt man z.B. einen nikotinischen und zwei Arten von muscarinischen Rezeptoren. Neuromodulatoren, die ebenfalls von Synapsen freigesetzt werden, können den Effekt von Transmittern auf die postsynaptische Zelle modulieren, d.h. verstärken oder abschwächen. Je nach Intensität ihrer Freisetzung, können Transmitter und Modulatoren im Verlauf der Zeit die Neurone positiv oder negativ veränderen, z.B. indem sich eine Synapse durch intensive Nutzung vergrössert, wodurch die Übertragung verstärkt wird, wie z.B. bei Lernvorgängen, oder indem die Sensibilität von Synapsen abnimmt, indem die Rezeptorzahl schwindet. In Begriffen der Computertechnik ausgedrückt heisst dies, kann die Software (die elektrischen Signale) die Hardware (die Neurone bzw. das ganze Gehirn) verändern, was wiederum auf die Software zurückwirkt. Damit das Nervensystem funktionieren kann, müssen die Mengen von Transmittern und Modulatoren sowie die Empfindlichkeit und Mengen von Rezeptoren genau ausbalanciert sein. Zusätzlich muss die Zusammensetzung der extra- und intrazellulären Flüssigkeit stimmen, und die Verfügbarkeit von Sauerstoff, Glukose und andere Substanzen genau reguliert werden. Als Beispiel für ein System, das genau kontrolliert welche Moleküle ins Gehirn gelangen dürfen und welche nicht ist die Blut-HirnSchranke. Im Verlauf der Evolution wurde eine grosse Anzahl verschiedener Moleküle selektiert, die von ihren Produzenten benutzt weredn, um Parasiten und Fressfeinde abzuwehren oder zu töten oder um Beute anzulocken, zu manipulieren, zu lähmen oder umzubringen. Viele dieser Moleküle wirken als Agonisten oder Antagonisten von Neurotransmittern und -modulatoren. Manche dieser Stoffe sind hochgiftig, aber andere andere verändern die komplexe Balance im Gehirn auf eine Art und Weise, dass manche Personen dies als angenehm empfinden mögen, weil positive Gefühle und/oder veränderte Wahrnehmungen hervorgerufen werden. Zusätzlich zu solchen natürlichen Molekülen von Pflanzen, Tieren, Pilzen oder Einzellern, die zufällig auf ein Rezeptormolekül passen, gibt es auch künstliche Substanzen mit vergleichbaren Effekten. Viele dieser Stoffe werden als Pharmaka und Genussmittel gebraucht und als Drogen missbraucht. Neurotoxine und Drogen: 4 Ma, Kantonsschule Kreuzlingen, HS 2009 Aufgabe Jede Person bereitet folgendes vor ... ... einen Kurzvortrag von 4 Minuten Dauer ... eine geschriebene Zusammenfassung aus maximal 200 Worten, die die zentralen Aussagen des Vortrages in eigenen Worten zusammenfasst. (Kopien aus dem WWW oder aus anderen Publikationen werden nicht akzeptiert) Benutze das Template auf der Klassen-Partition der KSK-Homepage. Substanz(en) 1. Koffein 2. Tetrodotoxin und Saxitoxin 3. Cannabis 4. Atropin 5. Ritalin 6. Bufotoxin und Bufotenin 7. Ecstasy 8. Thujon 9. Beruhigungsmittel/Tranquilizer 10. Fliegenpilz-Gifte 11. Halluzinogene/LSD 12. Botulinum toxin 13. Kokain 14. Opiate 15. Ethanol 16. Nikotin 17. Khat 18. Liquid Ecstasy Name Yûnus Kanbur Vera Traber Steve Buder Sina Weiss Simone Ullmann Silvan Schmutz Raphael Knecht Ramona Enk Noémi Schegg Nina Flückiger Michelle Hamann Marvin Moosmann Manuel Graf Karin Meier Johannes Beck Iwan Nüesch Andrea Seiler Andrea Möckli Datum 3.11.09 3.11.09 3.11.09 3.11.09 3.11.09 3.11.09 3.11.09 3.11.09 3.11.09 3.11.09 3.11.09 3.11.09 3.11.09 3.11.09 3.11.09 3.11.09 3.11.09 3.11.09 Neurotoxine und Drogen: 4 Ma, Kantonsschule Kreuzlingen, HS 2009 1. Koffein (Coffeinum anhydricum purum) Yunus Kanbur Koffein hat die Strukturformel1,3,7-Trimethyl-2,6-purindion. 1,3,7Trimethylxanthin ist eine Kurzform. Die bekannteste koffeinhaltige Pflanze ist der Kaffeestrauch. Er wird seit über 1000 Jahren in Äthiopien angebaut. Koffein entsteht beim Stoffwechsel vieler Pflanzen und wirkt in höheren Dosen als Nervengift, zum Schutz vor Insekten und vor dem Verschimmeln. Koffein ist in Genussmitteln wie Kaffee, Tee, Energy-Drinks und vielen Softdrinks enthalten. Auch in Arzneimitteln (Schmerzmittel, Migränemittel, Anti-Asthmatika) und in Kosmetika (Massagecreme, Straffungsmittel). Koffein hemmt die Phosphodiesterase, verzögert also die Umwandlung von cycloAMP in AMP und blockiert die Adenosin-Rezeptoren. Koffein stimuliert verschiedene Bereiche des Zentralnervensystems, z.B. die Dopamin- und Serotonin-Neuronen. Erwünschte Effekte sind die Erhöhung der geistigen Regsamkeit und der Konzentrationsfähigkeit. Das Grosshirn wird besser durchblutet und die Stimmungslage wird angehoben (psychoanaleptische Wirkung). Unerwünschte Nebeneffekte sind Kaliummangel verbunden mit Muskellähmungen, Blutandrang im Kopf, Verringerung der Schlafqualität, Magenbeschwerden, Nervosität, Reizbarkeit und Händezittern. Die Auswirkung auf Gesundheit und Psyche sind die erwähnten unerwünschten Effekte und deren Folgen und zudem ein mildes Diuretikum (ein den Körper entwässernder Mittel), die Erhöhung des Blutdrucks und Abhängigkeit. Bereits eine geringe Menge Koffein führt zur Rückfälligkeit. Entzugsymptome sind Kopfschmerzen, Erschöpfung, depressive Stimmung, Konzentrationsstörungen und Reizbarkeit. Koffein ist legal, aber im Profisport gilt es als Doping. Nr. 2 Tetrodotoxin und Saxitoxin Vera Traber Bei Tetrodoxin (TTX) handelt es sich um ein Nervengift. Die Strukturformel lautet C11H17N3O8. TTX wurde vor allem bei Kugelfischen gefunden, aber auch bei Igelfischen und anderen Familien der Tetraodontiformes. Da bei sehr vielen verschiedenen Organismen TTX gefunden wurde, nimmt man an, dass eine Bakteriumgattung das Gift produziert und die Organismen dann dieses Bakterium aufnehmen. TTX blockiert spannungsaktivierte Natriumkanäle in Neuronen. Dies führt dazu, dass keine Aktionspotenziale mehr ausgeführt werden können. Die Symptome der Vergiftung nach der Aufnahme (durch Nahrung oder Berührung mit der Haut) sind Lähmungserscheinungen, unter anderem auch die Atemmuskulatur. Bei einer Dosis von 10 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht ist es tödlich. TTX zeigt auch eine schmerzlindernde Wirkung und wird dadurch in Krebstherapien genutzt. Saxitoxin ist ein ähnliches Nervengift mit der Strukturformel C10H17N7O4. Die Nervengifte sind in Miesmuscheln, Pfahlmuscheln, Austern oder Schellfisch angereichert und führen bei Verzehr zu einer Muschelvergiftung. Quelle der Toxine sind Algen, sogenannte Dinoflagellaten die wiederum von Muscheln als Nahrung aufgenommen werden. Auch Saxitoxin führt zu Atemlähmungen und ist tödlich (0,2 mg als Einzeldosis). Es soll möglich sein Gewehrmunition mit Saxitoxin zu kontaminieren, um eine rasche tödliche Wirkung zu erzielen. Wie das Tetrodotoxin ist Saxitoxin eine wichtige Substanz in der medizinischen Forschung. Es gilt als selektiver Natriumkanal-Blocker, der keinen Einfluss auf den Fluss von Chlorid- oder Kaliumionen der Zellmembran hat. Neurotoxine und Drogen: 4 Ma, Kantonsschule Kreuzlingen, HS 2009 Nr. 3 Cannabis Steve Buder Die illegale Droge Cannabis enthält unteranderem die THC-Säure, welche beim Decarboxylieren zu THC (Δ9-Tetrahydrocannabinol) wird. Dieser Agonist nimmt den Platz der körpereigenen Endocannabinoide im Endocannabinoid-System im ZNS ein und bindet an die Cannabinoid-Rezeptorn 1 oder 2. Dabei wird die Ausschüttung von Neurotransmittern moduliert, die Ca2+-Kanäle blockiert und die K+-Kanäle aktiviert. Glücksgefühle, Entspannung und Schmerzlinderung resultieren. Die Senkung des Augendruckes kann den grünen Star vorbeugen und die Senkung der Temperatur kann zu einer Schwächung des Fiebers führen. Bei starker Einnahme dieser weitverbreiteten Droge können halluzinogene Wirkungen auftreten. Die Suchtgefahr ist sehr klein. Wenn eine Sucht besteht, dann meistens aus gesellschaftlichen Gründen. Zu den langfristigen Folgen gehören Reaktionsverlust, Erhöhtes Krebsrisiko, Beeinträchtigung des Denk-, Lern- und Erinnerungsvermögens und die Unterbrechung von Gedankengängen. 4 Atropin Sina Weiss Die Grundsteine von Atropin sind zwei Isomere des Hyoscyamins. Atropin = gleichwertiges Gemisch aus (S)-und (R)-Hyoscyamin. Es gehört zu den Tropanalkaloiden. Wenn man Atropin als Droge einordnet, gehört es zu der Klasse der Halluzinogene. Der Grundstoffe ((S)-Hyoscyamin) von Atropin kommt in allen Nachtschattengewächsen (z.B. Tollkirsche) vor. Atropin verhindert durch die Blockierung (Antagonist des Acetycholins) der Rezeptoren M1, den Fortlauf des Aktionspotenzials in der postsynaptischen Zelle. Atropin wirkt hemmend auf das parasympathischen Nervensystems und wirkt vor allem auf die Verdauung, Speichelsekretion, den Herzschlag und die Pupillenkontraktionen. - Anästhesie: Steigerung der Herzfrequenz Verminderung der Speichel-und Schleimsekretion - Augenheilkunde: zur Akkomodationslähmung oder Erweiterung der Pupille - Gegengift: Vergiftungen mit Insektiziden oder Nervenkrampfstoffen. Diese beiden Stoffe führen zu einer irreversiblen Hemmung der Acetylcholinesterase, welche für den Abbau des Acetylcholins im synaptischen Spalt verantwortlich ist. Die Rauschdauer beträgt meistens ca. 24 Stunden, während die Pupillenerweiterung bis zu 72 Stunden bemerkbar ist. Während des Rausches tritt starke Euphorie und Erregung auf. Die rauschwirksame Dosis liegt ca. bei 5-10 mg. Nebenwirkungen des Atropins sind z.B. Gesichtsrötungen, geistige Verwirrung und Halluzinationen sowie auch Beschleunigung des Pulses. Bei hohen Überdosen von Atropin kommt es zu einer Atemlähmung und anschliessend zum Tod. Neurotoxine und Drogen: 4 Ma, Kantonsschule Kreuzlingen, HS 2009 5. Ritalin Simone Ullmann Ritalin (C14H19NO2) wurde 1944 zufällig vom Chemiker Dr. L. Panizzon entdeckt. 11 Jahre später kam es auf den Markt. Eingesetzt wird Ritalin vor allem in der Medizin: bei Narkolepsie (Störung der Schlaf-Wach-Regulierung), zur Steigerung der Wirksamkeit von Antidepressiva und zur Behandlung von ADHS (AufmerksamkeitsDefizit/Hyperaktivitäts-Syndrom). Ritalin (Wirkstoff = Methylphenidat) wirkt: nicht heilend (es unterdrückt Symptome), stimmungshebend und euphorisierend, senkt den Appetit, vertreibt Müdigkeit, lässt Blutdruck und Puls und Sauerstoffund Glucosekonzentration im Blut steigen. Unerwünschte Nebeneffekte sind z.B.: Nervosität und Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Juckreiz und Haarausfall. Auch die psychische Verfassung kann betroffen werden, indem der Konsument empfindsamer, „weinerlicher“ und aggressiver wird. Wird Ritalin in erhöhter Dosis intravenös injiziert wirkt es antriebssteigernd und kann zu überschwänglicher Euphorie führen. Die Wirkung ist dabei ähnlich wie beim Kokain. Doch in der CH sind keine Fälle bekannt in denen Ritalin missbraucht oder illegal gehandelt wurde, denn bei uns ist Ritalin Rezeptpflichtig. Die Grafik bezieht sich auf einen ADHS-Betroffenen mit niedrigem Dopamin-Wert. Nr. 6 Bufotenin/Bufotoxin Silvan Schmutz Bufontenin ist ein Neurotransmitter mit der Strukturformel C12H16N2O. Speziell ist, dass diese psychoaktive Droge nicht nur in Pflanzen vorkommt, sondern dass man sie auch aus Tieren gewinnen kann. So produzieren einige Kröten (Bsp. Agakröte) Hautsekrete als Schutz vor Fressfeinden, die Bufotenin und Bufotoxin enthalten. Die Wirkung von Bufotenin gleicht der von LSD, ist jedoch schwächer ausgeprägt, kürzer und zieht viele Nebenwirkungen mit sich wie zum Beispiel Schwindelgefühle, Verwirrungszustand und Brechreiz. Früher wurde Bufotenin noch bei Herzschwäche eingesetzt, da es eine Pulserhöhende Wirkung besitzt. Heute hat er keine pharmazeutische Anwendung mehr. Vereinzelt schleckt oder raucht man die Sekrete der Kröten um eine halluzinöse Wirkung zu bekommen. Der Reinstoff ist jedoch nach dem Betäubungsmittelgesetz illegal. Abbildung 1: Aga-Kröte Neurotoxine und Drogen: 4 Ma, Kantonsschule Kreuzlingen, HS 2009 7) Ecstasy Raphael Knecht MDMA (3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin), besser bekannt als Ecstasy, ist eine psychoaktive Droge und gehört zu den Amphetaminen (alpha-Methylphenethylamin). 1912 wurde MDMA erstmals vom Chemiker Anton Köllisch synthetisiert. Ecstasy wird in Form einer Tablette oral konsumiert. MDMA wird als Ausschütter der Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin, welche die Stimmungslage des Menschen entscheidend prägen. Der Konsum von MDMA hat eine empathogene, sowie entaktogene Wirkung. Ecstasy verstärkt die subjektive Stimmungslage des Konsumenten – kann sich also positiv aber auch negativ auf die Stimmungslage auswirken. Schmerzempfinden, Hunger- und Durstgefühl werden reduziert, Erhöhung von Puls und Blutdruck, Hyperthermie bis zu 42°C, höhere Atemfrequenz und geweitete Pupillen können Auswirkungen vom Konsum von MDMA sein. Unerwünschte Nebeneffekte äussern sich in Erektions- und Orgasmusstörungen, Abschwächung des Geschmackssinnes, Muskelkrämpfen, Brechreiz, Bewusstseinstrübung, Kreislaufstörungen oder starkem Schwitzen. In Verbindung mit Alkohol und der zu geringen Flüssigkeitsaufnahme ist die Droge sehr risikoreich. Die grösste akute Gefahr stellt die Überhitzung dar, was zu Organversagen, Koma oder sogar zum Tod führen kann. Nach dem Konsum von MDMA ist ein Come-Down häufig, das auf die Erschöpfung und Entleerung der Serotoninspeicher zurückzuführen ist. MDMA wurde vor seinem Verbot zur Lösung von Angstzuständen verwendet. Ecstasy entwickelt ein gewisses psychisches Abhängigkeitspotenzial. 8. Thujon Ramona Enk Thujon (Absinthol, Tanaceton) ist ein bicyclisches Monoterpen-Keton mit der Summenformel C10H16O. Es ist in Alkohol löslich, jedoch nicht in Wasser. In der Natur kommt Thujon als Gemisch der beiden Stereoisomere α- und β-Thujon vor und zwar in den ätherischen Ölen von Wermut, Beifuss, Rainfarn, Salbei und Lebensbaum. Als Nervengift wirkt Thujon bei richtiger therapeutischer Dosierung krampflösend, desinfizierend, schweißhemmend und schmerzberuhigend. Als Tee oder Tinktur hilft Wermut (Thujon als Hauptwirkstoff) bei Magen-, Darm- und Gallenbeschwerden und besitzt außerdem eine appetitanregende und verdauungsfördernde Eigenschaft. Thujon wird ebenfalls als Geruchstoff in Parfüms verwendet oder als Aromastoff in Speisen und Getränken (z.B. Absinth, ein Wermutschnaps). Thujon kann als umweltfreundliches Insektizid verwendet werden oder auch gegen Würmer. Bei Überdosierung und chronischer Aufnahme (Abusus) wechseln alle positiven Aspekte ins Gegenteil und es treten Verwirrtheit, Halluzinationen, Wahnvorstellungen und neuronale Degenerationserscheinungen auf, welche zu epileptischen Krämpfen (Konvulsionen) und sogar bis zum Tod führen können. Für die beschriebenen konvulsiven (krampfauslösenden) Wirkungen des Thujons werden insbesondere GABAA-Rezeptoren verantwortlich gemacht. Thujon hemmt die antikonvulsive Wirkung der γ-Aminobuttersäure (GABA, wichtigste hemmende Neurotransmitter im ZNS), sodass die Chloridionen-Kanäle blockiert werden und am Rezeptor keine wirksamen Inhibitionen der nachfolgenden Nervenzelle erfolgen. Ob Thujon ein eigenständiges Suchtpotential hat, ist noch ungeklärt. Nachdem thujonhaltige Getränke 1910 in Europa und USA aufgrund eines Todesfalles verboten worden sind, wurde Absinth in der Schweiz am 1. März 2005 wieder legalisiert. Der Grenzwert für den Thujongehalt im Absinth beträgt 35mg/kg. Neurotoxine und Drogen: 4 Ma, Kantonsschule Kreuzlingen, HS 2009 1. Beruhigungsmittel/Tranquilizer Noémie Schegg Es gibt verschiedene Beruhigungsmittel, die meist verwendeten sind Benzodiazepine. Sie sind rezeptpflichtig und werden von 10-17% einmal im Leben eingenommen. In menschlichem und tierischem Blut und in verschiedenen Pflanzen hat es Spuren von Benzodiazepinen, wodurch sich die beruhigende Wirkung mancher traditioneller Heilmittel erklären lässt. Ursprünglich wurde Benzodiazepine in der Narkosemedizin angewendet und heute werden sie bei Symptomen wie Angst, Depression, Unruhe, Wahn, Halluzinationen oder Schlaflosigkeit verwendet. Sie wirken insgesamt beruhigend, erregungs- und aggressionsdämpfend, entspannend und angstlösend. Durch die Benzodiazepine wird die Wirkung des körpereigenen Neurotransmitter Gammaaminobuttersäure verstärkt. Wodurch der Einstrom der Chlori-Ionen in die Nervenzellen erhöht wird und die Neuromembrane weniger erregbar werden. Die Aktivität der Nervenzellen wird gehemmt, somit wirkt es schlafanstossend. Flumazenil, ein Antagonist, hebt die Wirkung von Benzodiazepine zumindest kurzfristig wieder auf. Die häufigsten Nebenwirkungen, die bereits nach kurzer Einnahmezeit auftreten können, sind: Dämpfung, Schläfrigkeit, Benommenheit. Blutdruckabfall, Atembeschwerden, Muskelschwäche, Magen-Darm-, Appetit-, und Koordinationsstörungen sowie eine verlängerte Reaktionszeit. Langzeitgebrauch von Benzodiazepine führen zu psychischen und körperlichen Nebenwirkungen wie gleichgültige bis euphorische Grundstimmung, Benommenheit, Schläfrigkeit, Einschränkung der Aufmerksamkeit, Konzentrationsschwäche und Erinnerungslücken, Reaktionszeitverlängerung, innere Unruhe, Nervosität, Angstzustände und Flucht aus der Realität. Schon vier Wochen regelmässige Einnahme von Benzodiazepine kann zu Abhängigkeit führen. Nr.10 Fliegenpilz-Gifte (Arial bold 11 pt) Nina Flükiger Die im Fliegenpilz enthaltenen Gifte sind: Ibotensäure: C5H6N2O4 Ibotensäure ist das am meisten im Fliegenpilz enthaltene Gift. Sie ist eine leicht zersetzliche Aminosäure. Durch Erwärmung zerfällt sie in Muscimol und CO2. Muscimol: C4H6N2O2 Muscimol ist nur in geringen Mengen im Fliegenpilz enthalten. Wird der Pilz jedoch getrocknet erhöht sich die Konzentration durch den Zerfall der Ibotensäure. Es ist das wirksame Gift im Fliegenpilz. Muscarin: C9H20NO2+ Muscarin ist nur in sehr kleinen Mengen enthalten und ist daher nicht von Bedeutung. Wirkung Der Konsum von Fliegenpilzen führt zu Halluzinationen, vermehrtem Speichel- und Tränenfluss, Pupillenverengung, Schweißausbrüchen, Erbrechen und Durchfall. Muscimol wirkt ähnlich wie Acetylcholin an den muscarinergen Acetylcholinrezeptoren der Synapsen, wird jedoch von der Acetylcholinesterase nicht abgebaut. Die Stimulation lässt nicht nach und es kommt zu einer Dauerregung. Der Fliegenpilz kann nur in Kombination mit anderen Drogen zum Tod führen oder in einer unmöglich konsumierbaren Menge. Sonstige Folgen sind allfällige Nervenschäden. Verwendung Der Fliegenpilz wird in einigen Naturvölkern als Rauschmittel verwendet, bei uns ist der Konsum jedoch nicht verbreitet. Quellen: www.wikipedia.de, www.suchtmittel.de Neurotoxine und Drogen: 4 Ma, Kantonsschule Kreuzlingen, HS 2009 11. 12. Botulinum Toxin Marvin Moosmann Botulium Toxin wird vom anaeroben Bakterium Clostridium botulinumg gebildet. Es kommt zum Beispiel in schlecht konservierten Lebensmitteln (v.a. Fleischwahren) vor. Botulismus bezeichnet die Botulium-Toxin-Vergiftung. Erste Symptome sind Sehstörungen und Gesichtslähmungen. Schliesslich stirbt der Betroffene an einer Lähmung der Herz- oder Atemmuskulatur. Botulinum Toxin besteht aus zwei Proteinen. Das grössere Protein (848 AS) ist in der Lage an ein Motorneuron anzudocken und den Komplex durch Endozytose in die Zelle zu bringen. Innerhalb der Zelle löst sich das kleinere Protein (447 AS). Es verlässt das Vesikel und zerstört je nach Typ verschiedene Proteine des Vesikelfusions-Apparates. Es kann kein Acetylcholin mehr in den in den Synaptischen Spalt gelangen und somit kein Signal an die Motorische Endplatte gegeben werden. Die Entsprechende Muskelfaser ist gelähmt. Anwendung findet das Toxin in der Medizin zur Behandlung von muskulären Verspannungen, Krämpfen und spastischen Muskelerkrankungen. In der Kosmetischen Medizin wird es, z.B unter dem Namen Botox, zur Straffung der Gesichtshaut eingesetzt. Die Wirkung des Gifts lässt nach ca. drei Monaten nach, da sich in dieser Zeit neue Nervenenden bilden. Botulinum Toxin ist eines der potentesten Gifte. Theoretisch reicht 1g um 10 Millionen Menschen zu töten, weshalb es als wirkungsvolle Massenvernichtungswaffe gefürchtet ist. Neurotoxine und Drogen: 4 Ma, Kantonsschule Kreuzlingen, HS 2009 13. 14. Opiate Karin Meier Opiate werden auch Opiumalkaide genannt. Diese werden aus dem Milchsaft des Schlafmohns (papaver somniferum) gewonnen, welcher im Osten angepflanzt wird, vor allem im „goldenen Dreieck“. Die bekanntesten Opiate sind Morphin und Heroin, wobei Heroin ein Opioid ist. Die Konsumation erfolgt durch Rauchen, Schnupfen, Spritzen oder Schlucken. Opiate wirken schmerzlindernd, hustenstillend und stopfend. Die Opiate ersetzen die im Körper natürlichen Endorphine und bewirken Schmerzhemmung und Euphorie. Die Wirkungsdauer liegt bei 4 bis 5 Stunden. Es besteht Suchtgefahr nach schon 2 Wochen. Folgende Symptome treten auf bei der Konsumation: Flash, Gleichgültigkeit, Glücksgefühl, Wachträume, Analgesie (Schmerzfreiheit) ausserdem motorische Störungen und Miosis (Pupillenverengung). Eine Überdosis führt durch eine Atemlähmung zum Tod. Opiate werden legal durch Schmerzmittel eingenommen, jede andere Art von Konsum ist illegal. Für Abhängige ist der Entzug enorm schwer, sie leiden an diversen Entzugserscheinungen und Symptomen wie Unruhe, unbegründete Schmerzen, Depressionen, Durchfall, Erbrechen, etc. Die Reintegration in die Gesellschaft ist eine Herausforderung, es besteht Suizidgefahr und der Entzug sollte unbedingt von einem Arzt überwacht werden. Der Enzug von Opiaten ist einer der langwierigsten überhaupt. Neurotoxine und Drogen: 4 Ma, Kantonsschule Kreuzlingen, HS 2009 15. Ethanol Johannes Beck Ethanol wird umgangssprachlich als Alkohol bezeichnet. Die Molekülformel von Ethanol ist C2H6O. Vom Ethanmolekül C2H6 wird ein H-Atom durch eine OH Gruppe ersetzt, welche dem Ethan die Silbe –ol anhängt und es zu einem Alkohol macht. Bei der durch Bakterien verursachten Vergärung von zucker- und stärkehaltigen Substanzen entsteht Ethanol natürlich. Bei einer Konzentration von 15 Prozent sterben Bakterien ab, weshalb Ethanol nur durch Destillation weiter konzentriert werden kann. Ethanol dient als Lösungsmittel, wird zur Herstellung von Parfüm und Desinfektionsmittel verwendet und ist brennbar. Durch Einlagerung von Ethanol in Membranproteinen wird die Funktion der Ionenkanäle gestört. GABA-Rezeptoren im Gehirn und Nervensystem werden stimuliert und NMDA-Rezeptoren gehemmt. Es führt zu einer hemmenden Reizübertragung im Zentralen Nervensystem. Die Sensitivität wird gesteigert und die Dosisabhängigkeit vergrössert. Zellen sterben ab. Der Konsum von Ethanol beeinträchtigt den Gleichgewichtssinn sowie das Sehvermögen, kann bei grösseren Mengen jedoch betäubend wirken und Erinnerungsverluste erzeugen. Eine Alkoholvergiftung ist tödlich. Regelmässiger Konsum kann zu Unfruchtbarkeit und Impotenz, sowie zu Lebererkrankung und Herzversagen führen. Es tritt ein Vitaminmangel auf, der die Gesundheit beeinträchtigt. Die stimmungsaufhellenden, stimulierenden und angstlösenden Effekte sowie starke Entzugserscheinungen führen zur Abhängigkeit, von der nur schwer loszukommen ist. Der Konsum ist in den meisten Ländern legal und deshalb die Nachfrage gross. Nr. 16 Nikotin Iwan Nüesch Nikotin wird in den Wurzeln der Tabakpflanze produziert und beim reifen in die Blätter transportiert. Dort dient es als Abwehr gegen Frassinsekten. Da es ein Hauptbestandteil der Tabakpflanzen ist, findet es sich in allen Tabakwaren. In der Medizin wird es als Tabakersatz verwendet in Form von Nikotinflastern, -kaugummis oder -sprays. In den Synapsen bindet Nikotin an die Rezeptoren des Acetylcholin. Dabei werden Neurotransmitter wie Dopamin, Adrenalin, Serotonin und Endorphin ausgeschüttet. Nikotin beschleunigt den Herzschlag, erhöht den Blutdruck und senkt die Hauttemperatur. Es steigert die Aufmerksamkeits-, Gedächtnis- und Lernleistungen, wenn auch nur kurzzeitig. Ausserdem erhöht es die Darmtätigkeit und mildert Aggression, Hunger- und Angstgefühle. Die muskelentspannende und beruhigende Wirkung ist allgemein bekannt. Dopamin ist unter anderem zuständig für das Behlohnungssystem, welches für die Arterhaltung notwendig ist. Das heisst, der Mensch belohnt sich beim Rauchen etwa wie beim Essen, Trinken oder Fortpflanzen. Dies führt, neben der Befriedigung des oralen Reizes, hauptsächlich für das positive Gefühl beim Rauchen. Das verzichten auf dieses Gefühl zwischen dem Rauchen bedeutet für den Raucher Stress. Um diesen Stress zu vermeiden, wird zur Tabakware gegriffen. Somit scheint die Abhängigkeit von Nikotin eine direkte Ursache von Stress zu sein. Höheres Risiko von Krebs- oder Missbildungen wird nicht von Nikotin beeinflusst, sondern von den anderen Stoffen im Tabakrauch. Zum Beispiel Kohlendioxid, Cyanwasserstoff oder Benzol. Nikotin braucht aber Teerpartikel, an die es sich binden kann um in die Lunge zu gelangen, welche auch für den Geschmack des Tabaks verantwortlich sind, aber leider auch für die Gesundheitsschäden. Alkohol bindet an den selben Rezeptoren wie Nikotin. Weil er diese blockiert, muss mehr geraucht werden um das positive Gefühl zu erlangen. Neurotoxine und Drogen: 4 Ma, Kantonsschule Kreuzlingen, HS 2009 17. Khat / Abessinischer Tee Khat ist ein Sucht- und Genussmittel, welches vor allem in Ostafrika und auf der arabischen Halbinsel konsumiert wird und in der Schweiz als illegales Rauschmittel gilt. Unter Khat versteht man die Zweigspitzen mit jungen Blättern des Khatstrauches. Die frischen Blätter werden zu Bällchen gepresst und man kaut sie mehrere Stunden lang bis sich die Wirkung, welche mit Coffein vergleichbar ist, entfaltet. Beim Kauen wird hauptsächlich das Amphetamin Cathin, welches in Appetitzüglern enthalten ist, über die Mundschleimhaut aufgenommen. Zu den weiteren Wirkstoffen zählen Norephedrin und Cathinon. Der Konsum von Khat wirkt stimulierend, was auf die verstärkte Ausschüttung von Neurotransmittern (Dopamin) und dem unterdrückten Abbau von Transmitter zurückzuführen ist. Über einen gewissen Zeitraum ist so eine Abbildung 2 Amphetamin grosse Menge Neurotransmitter vorhanden, welche eine Überreizung und Erschöpfung der Nervenzelle zur Folge hat. Positive Effekte des „Khatkauens“, die allerdings nur zwei bis vier Stunden anhalten, sind ein allgemeines Wohlgefühl, gesteigerte Aufmerksamkeit, ein unterdrücktes Hungergefühl und die Tatsache, dass Khat aufputschend wirkt. Nebeneffekte bei regelmässigem Verzehr von grösseren Mengen sind Schleimhautentzündungen, Magenprobleme, Benommenheit, Schlafstörungen und Impotenz. Bei langjährigem Khatkonsum können Herzkrankheiten hinzukommen. Das Suchtpotential von Khat wird als mittelmässig eingestuft, da es psychisch abhängig macht, jedoch nicht physisch. Nr. 18 Liquid Ecstasy Andrea Möckli C4H8O3 = GHB (Gamma-Hydroxybuttersäure, Fantasy, K.O.-Tropfen) GHB wurde erstmals 1847 hergestellt, die Wirkung aber wurde viel später entdeckt. Die Aminogruppe des GABA- Moleküls (gleich wie GHB, anstelle einer OH-Gruppe besitzt es eine H2N-Gruppe) wurde durch eine OH-Gruppe ersetzt und so konnte das Molekül durch die Blut-Hirn-Schranke ins Zentralnervensystem gelangen. Medizinisch gesehen wurde GHB als Narkosemittel verwendet, später aber wegen seiner negativen Nebenwirkungen ersetzt. In den 80er-Jahren wurde GHB als Nahrungsmittelergänzung zum Muskelaufbau verwendet. In den 90-er Jahren trat es vermehrt als Partydroge in Erscheinung. GHB stellt in niedriger Dosierung einen GHB-Agonist, der einen GProtein gekoppelten Rezeptor (z. Bsp. T-HCA (trans-4-hydroxycrotonsäure)) besetzt. Bereits 15 Minuten nach der Einname ist ein Anstieg von Dopamin zu verzeichnen, d.h. Dopamin wird im ZNS ausgeschüttet. Dopamin ist im Volksmund ein Glückshormon, denn es löst ein Glücksgefühl (Flash) aus. Nach dem Abbau des Dopamins, welche je nach Dosis nach 30 bis 50 Minuten eintritt, folgt der GHB-Absturz (Crash). Ähnlich wie bei einem Alkoholrausch wirkt Liquid Ecstasy in geringer Dosierung (0.5 – 1 Gramm) enthemmend und der Konsument wird euphorisch. Bei steigender Dosis wird diese Euphorie gesteigert und Gefühle werden verstärkt. Ab einer Einnahme von 2.5 Gramm wird der Konsument benommen und er weist Sprachstörungen auf. Es ist leicht, die Droge unbemerkt in ein alkoholisches Getränk zu geben, denn es ist durchsichtig und geschmacklos und wird daher beim Trinken nicht bemerkt. Der Konsument fällt in einen Tiefschlaf oder schlimmstenfalls kann es zu Atemstillstand kommen. Von Liquid Ecstasy wird man nicht nach einmaligem Konsumieren abhängig, doch wer die Droge regelmässig in hohen Dosen zu sich nimmt, wird süchtig. Beispielsweise muss man, um sich gut und zufrieden zu fühlen, Liquid Ecstasy einnehmen; andernfalls befindet man sich in einer depressionsähnlichen Stimmung. Die Chance, von der Sucht wieder frei zu kommen, ist gut. Die Entzugserscheinungen sind typisch: Zittern, Schlaflosigkeit, Angst und Übelkeit dauern 3 bis 12 Tage an. Neurotoxine und Drogen: 4 Ma, Kantonsschule Kreuzlingen, HS 2009