Informationsblatt für die Bevölkerung Aktuell 16. Newsletter des Nationalparkforstamtes Eifel im Landesbetrieb Wald und Holz NRW Januar 2011 INHALT Aktuelles Seite 2 News Seite 4 Hainer Simse Seite 11 Aus unserer Arbeit Seite 12 Natur und Wildnis Seite 16 Menschen im Park Seite 22 Unser Tipp Seite 24 Für die Kleinen Seite 25 Impressum Seite 25 AKTUELLES Testphase Rothirsch-Aussichtsempore erfolgreich! Bis zu 367 Besucher am Tag Hirsche fühlen sich durch Beobachter auf Aussichtsempore offensichtlich nicht gestört Die Rothirsch-Aussichtsempore auf der Dreiborner Hochfläche bleibt. Denn auch die Rothirsche sind geblieben und haben sich durch die teilweise zahlreichen Besucher in dem geschützten Unterstand am Rand der Hochfläche nicht stören, nicht einmal irritieren lassen. Dies ergaben die Auswertungen von Besucher- und Rothirschzählungen. Somit wurde die Mitte September gestartete Testphase nach der Brunft Mitte Oktober erfolgreich abgeschlossen. „Wild lebende Tiere für Besucher erlebbar machen“, heißt eine der Aufgaben des Nationalparkforstamtes Eifel im Landesbetrieb Wald und Holz NRW gemäß Nationalparkverordnung. Der Rothirsch als größtes freilebendes Säugetier Mitteleuropas ist auf der Dreiborner Hochfläche, dem ehemaligen Truppenübungsplatz Vogelsang, für Besucher in seinem freien Lebensraum erlebbar. So verwirklichte die Nationalparkverwaltung mit Zustimmung des Eigentümers der Fläche, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben/Bundesforstbetrieb Rhein-Weser die Idee einer Aussichtsempore am Rand der Dreiborner Hochfläche bei Dreiborn. Die Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung des Landesbetriebes Wald und Holz NRW hat das Projekt bei der Planung und Umsetzung beraten. Die HIT-Umwelt- und Naturschutzstiftung unterstützte das Projekt finanziell, unter Beteiligung der Stiftung Nationalpark Eifel und Vogelsang. Die Holzbauwerkstatt der Nationalparkverwaltung in Schleiden-Herhahn übernahm den Bau der großzügigen Empore, die bis zu 60 BesucherInnen die seltene Gelegenheit bietet, Rothirsche, aber auch Wildschweine, Rehe, Hasen und Füchse zu beobachten. Die Empore ist über eine Rampe auch für Rollstuhlfahrer befahrbar und im Tribünenbereich entsprechend gestaltet. Während der Testphase standen den Gästen Ranger für fachkundige Auskünfte zur Verfügung, die auch auf die Einhaltung der Wegegebote achteten. Voraussetzung für ein erfolgreiches Bestehen dieses Erlebnisangebotes ist es, die Tiere in ihrem natürlichen Verhalten nicht zu stören. Das Befolgen der Hinweise für die BesucherInnen war daher ausschlaggebend für das Gelingen. Zum Beobachten der Wildtiere ist absolute Ruhe auf der Empore notwendig. Neben Geduld und einem Quäntchen Glück, gehören zudem ein Fernglas und ein Sitzkissen zu den unerlässlichen Hilfsmitteln. Bereits auf den Parkplätzen weisen Informationstafeln auf ein ruhiges Verhalten hin. Rund einen Kilometer südwestlich liegt der Parkplatz Dreiborner Hochfläche, den die Stadt Schleiden 2010 im Rahmen eines vom Naturpark Nordeifel koordinierten Projektes anlegte. Die Nationalparkverwaltung verfolgt das Ziel, bis zur nächsten Saison einen weiteren in Dreiborn-Nord einzurichten. Bis dahin werden die Parkplätze optimal ausgeschildert sein. Der Besuch der Aussichtsempore war vor allem in den Abend- und Morgenstunden sowie während der Rothirschbrunft von Mitte September bis Mitte Oktober lohnenswert. Das Institut für Natursport und Ökologie der Deutschen Sporthochschule Köln stellte für eine Zählung der Besucher eine hochmoderne Anlage zur Verfügung. In einem abschließenden Evaluierungsgespräch der Projektbeteiligten im November präsentierte Felix Wölfle von der Sporthochschule folgende Ergebnisse: Zum Monatswechsel September Oktober - Hochbrunftzeit - wurde eine maximale Tagesbesucherzahl von 367 Gästen gezählt. Das höchste Besucheraufkommen war nachmittags und abends zwischen 16 und 20 Uhr und morgens zwischen sieben und neun Uhr. War das Besucheraufkommen an einem Tag hoch, waren dennoch zahlreiche Rothirsche auch am darauffolgenden Tag zu beobachten. In dem Evaluierungsgespräch wurden die Ergebnisse diskutiert und die Beteiligten entschieden, die Aussichtsempore auch zur Brunftzeit 2011 wieder mit Rangern zu besetzen. Da es bei diesem Naturerlebnisangebot um das Beobachten wilder Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum geht, müssen Durchführung und Besucherlenkung besonders sensibel gehandhabt werden. Die Besucherzahlen während der Brunftzeit waren auch ohne vorherige Bewerbung des Angebotes sehr hoch. Daher soll die Kommunikation des Projektes zunächst nicht intensiviert werden. Es gilt, eine gesunde Balance zwischen Naturschutz und Naturerleben zu halten. NEWS Poster in Infovitrinen an 27 Bushaltestellen in den Kreisen Düren und Euskirchen Anregungen und Infos für Ausflüge in Nationalpark Gästen des Nationalparks, die umweltfreundlich mit dem Bus unterwegs sind, wird die Wartezeit an Haltestellen nicht mehr lang werden. Seit November stehen an 27 Bushaltestellen im Kreis Euskirchen und Düren in Infovitrinen Informationen zum Nationalpark zur Verfügung. Dort können sich Gäste einen Überblick und Anregungen für Ausflüge und Wanderungen in das Großschutzgebiet holen. Neben großen Übersichtskarten mit den wichtigsten Einrichtungen enthalten die Schaukästen Informationen zum Großschutzgebiet und den Naturerlebnisangeboten. In Düren gibt es zudem Wandertipps von der jeweiligen Haltestelle startend. Die Infovitrinen sind im Rahmen des Stadtverkehrsförderungsprogrammes des Landes NRW finanziert worden. Der Kreis Euskirchen betreute die Projektfinanzierung in enger Kooperation mit der Dürener Kreisbahn bzw. Dürener Beteiligungsgesellschaft. Die Nationalparkverwaltung finanzierte die Produktion der Poster und erstellte in Zusammenarbeit mit der Rureifel Tourismus die Inhalte. Schulung und Zertifizierung erfolgreich Fünf weitere Gastgeber für den Nationalpark ausgezeichnet Fünf neue Gastgeber Nationalpark Eifel erhielten im Nationalpark-Tor in MonschauHöfen von den Initiatoren Eifel Tourismus (ET) und Nationalparkverwaltung die Urkunden für das begehrte Markenzeichen. Die neuen Gastgeber des Nationalparks Eifel sind: Restaurant und Pension „Haus Vennblick“ (Monschau-Höfen), Ferienhaus für Alle, Achim Schieffer (Heimbach-Hasenfeld), Ferienwohnung „Eifelblick“, Elke Greven (Hellenthal-Schnorrenberg), Campingplatz Hetzingen, Heinz Klein (Nideggen-Brück) und Restaurant „daners“ (Simmerath-Woffelsbach). Evaluierungsbericht Nationalpark Eifel Lob und Tadel vom Fachkomitee für den Nationalpark Der Nationalpark Eifel hat als eines der ersten Großschutzgebiete in Deutschland an einer Evaluierung seiner Managementqualitäten teilgenommen (wir berichteten in Ausgabe Januar 2010). Dabei stellte sich das Nationalparkforstamt Eifel den ausführlichen Fragen eines nationalen Fachkomitees. Die Experten stellten die Bewertung in einem 50-seitigen Bericht mit Stärken und Schwächen sowie Handlungsempfehlungen vor. Ihr Fazit: Eine hohe Akzeptanz des Nationalparks in der Bevölkerung dank konsequenter Kooperation und Öffentlichkeitsarbeit bereits vor Ausweisung des Schutzgebietes. Ohne hier nachzulassen, müsse nun eine verstärkte Umsetzung der naturschutzfachlichen Aufgaben erfolgen. Die Experten bereisten im Dezember vergangenen Jahres den Nationalpark und machten sich vor Ort ein Bild. Ziel war es, sich kritisch mit den Erkenntnissen aus den Gesprächen mit Mitarbeitern der Nationalparkverwaltung, Vertretern der Region und weiteren Arbeitsunterlagen auseinanderzusetzen und gemeinsam mit der Nationalparkverwaltung Handlungsgrundsätze für Verbesserungen zu erarbeiten. Weiteres Kriterium war ein von der Nationalparkverwaltung auszufüllender Fragenkatalog. Das Komitee besteht aus Landes- und Bundesvertretern, Vertretern von Universitäten und Naturschutzverbänden, aus Nationalparks sowie dem Dachverband der Nationalen Naturlandschaften EUROPARC Deutschland. Gelobt wurden der Rückgang der fischereiwirtschaftlichen Nutzung, der Ankauf weiterer Flächen zur Verbesserung des Flächenzuschnitts, die große Bandbreite an Kooperationspartnern sowie ein umfangreiches, auf ausgewählte Zielgruppen zugeschnittenes Bildungsangebot. Dabei sei auch die Ausrichtung der Angebote für Menschen mit Behinderungen herausragend. Best-Practice Beispiele Deutlich hoben die Experten den hohen Wissensstand über den Nationalpark bei Gästen und lokaler Bevölkerung hervor. „Dies führt einerseits zu einer hohen Akzeptanz des Nationalparks bei der lokalen Bevölkerung, andererseits durch die entsprechenden Angebote des Nationalparks zu einer hohen Zufriedenheit bei Besuchern. Als Best-Practice Beispiele für andere Schutzgebiete können die strategische Vorgehensweise bei den Handlungsfeldern „Kooperation mit Nationalpark-Partnern“, in der „Kommunikations- und Öffentlichkeitsarbeit“ inklusive der Nationalpark-Tore und - Infopunkte und in der „Regionalentwicklung“, sowie die vielfältigen barrierefreien Angebote dienen“, heißt es dazu auf Seite 50. In diesem Zusammenhang sei jedoch auch Vorsicht geboten und weiterhin auf eine Balance zwischen Naturschutzbelangen und touristischen und regionalwirtschaftlichen Interessen zu achten. Eine Herausforderung stelle sicherlich die ehemalige NS-“Ordensburg“ Vogelsang inmitten des Nationalparkgebietes dar. Kritisch sehen die Fachleute vor allem die Verlegung des Jugendwaldheimes nach Vogelsang: „Hierbei sollten die Optimierung der Bildungsarbeit und nicht die Nutzung vorhandener Räume im Vordergrund stehen“. Der Nationalpark Eifel hat laut Komitee insgesamt zahlreiche Erfolge vorzuweisen, trotz teilweiser ungünstiger Ausgangsbedingungen wie das Flächen-Grenzverhältnis, der hohe Zerschneidungsgrad durch Infrastruktur wie Straßen, Orte und Wege, geringe Naturnähe, ein hoher Anteil nicht standortgemäßer Baumarten sowie eine hohe Wildtierdichte. Auffällig war auch ein hoher Individualverkehr, der sowohl Lebensräume und Tiere als auch das Naturerlebnis beeinträchtigt. Hausaufgaben Weitere „Hausaufgaben“ stehen in den Bereichen Monitoring, Besucherlenkung und Wildtiermanagement an. Nach der hervorragenden Verankerung des Nationalparks in der Region sei es nun wichtig, naturschutzfachliche Aufgaben verstärkt und konsequent umzusetzen, so der Bericht. Vor allem sollten die Prozessschutzflächen erweitert, das Wege- und Straßennetz reduziert, Artenschutz- und Renaturierungsmaßnahmen zeitlich und örtlich limitiert und das Wildtiermanagement unter Einbeziehung des Umfeldes verbessert werden. Weiterhin soll ein langfristiges Monitoring- und Forschungskonzept aufgebaut sowie die Besucherlenkung optimiert werden, jedoch unter klarer Berücksichtigung des Hauptzieles des Nationalparks „Natur Natur sein lassen“. Auch rahmenrechtliche Punkte wurden angesprochen. Zum Beispiel müsse der Nationalpark in der übergeordneten Landesplanung als Vorranggebiet für Naturschutz ausgewiesen werden. Solide und gut seien die von der Nationalparkverwaltung erstellten Planungsgrundlagen, wie Nationalpark-Verordnung und Nationalpark-Plan Band 1. Interessierte können den Evaluierungsbericht auf der Internetseite www.nationalpark-eifel.de unter der Rubrik „Über uns“ einsehen. Großes Interesse für TERENO Projekt Internationales Beratungsgremium besichtigt Wüstebachtal Das bundesweite Forschungsprojekt TERENO (Terrestrial Environmental Observatories) nimmt im sogenannten Rur-Observatorium mit seinem Waldstandort im Nationalpark Eifel Fahrt auf. Ein international besetztes Beratungsgremium, genannt TERENO Advisory Board, besichtigte im Rahmen eines mehrtägigen Arbeitstreffens in Schleiden das Intensiv-Messfeld in einem Fichtenwald im Süden des Nationalparks. Dort konnte in diesem Jahr die Installation der Messinstrumente mit Unterstützung der Nationalpark-Ranger aus dem Bezirk Wahlerscheid abgeschlossen werden. Dazu gehören unter anderem ein Klima-Messturm, ein Boden-Sensornetz, Abfluss-Messeinrichtungen und Boden-Lysimeter. Dr. Michael Röös führte die etwa 25köpfige Gruppe gemeinsam mit Dr. Thomas Pütz vom Forschungszentrum Jülich zu den Messstandorten. Die am Projekt beteiligten Forschungsinstitute stellten dort jeweils ihre Stationen und Messmethoden vor. TERENO ist ein bundesweites Forschungsvorhaben, das Stoffflüsse und -haushalte in vier Freiland-Observatorien in Vorpommern, dem Harzvorland, dem Ammergebirge und in der Eifel vor dem Hintergrund des Klimawandels und veränderter Landnutzung untersucht. Im Nationalpark Eifel wollen die Wissenschaftler wissen, wie sich der Waldwandel von einem Fichtenwald hin zu einem natürlichen Laubmischwald auf den Stoffhaushalt der Natur auswirkt. Dies ist in einem Wirtschaftswald nicht möglich. Weitere Informationen stehen unter www.tereno.net. Junior-Ranger bundesweit Zusammenarbeit mit National Park Service in USA Natur vermitteln via Internet? Der National Park Service, die übergeordnete Verwaltungsstelle für alle Nationalparks in USA, versucht dies seit einiger Zeit und möchte nun die deutschen Großschutzgebiete mit dem Junior-Ranger Programm mit ins Boot holen. Kooperationspartner ist das Thüringer Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT. Schwerpunkt soll die Entwicklung innovativer Spiele und Lernmethoden sein. Dieses vom Park Service bereits betriebene Konzept scheint großen Anklang zu finden: Über die ELearning Plattform www.webrangers.us haben sich inzwischen 130.000 Kinder in den USA zu „WebRangern“ qualifiziert. Informationen zu den deutschen Junior Rangern: www.junior-ranger.de E-Learning-Spiele: www.webrangers.us/ activities/sleddog/ Freier Blick in die Landschaft Strommast am Urftseeuferweg entfernt Nach und nach sollen technische Einrichtungen des Menschen im Nationalpark Eifel entfernt werden oder zumindest aus dem Blickfeld des Besuchers verschwinden. So wurden beispielsweise die oberirdische Strom- und Telefonleitung vom Parkplatz Kermeter zur Urftstaumauer unter die Erde gelegt und eine oberirdische Stromleitung von der Anlage Vogelsang zum Lorbachtal entfernt. Im Frühsommer ließ der für den Urftseeuferweg zuständige Kreis Euskirchen auf dem südseitigen Bankett der Kreisstraße 7 westlich Malsbenden im Bereich Hausley einen seit langem nicht mehr in Betrieb befindlichen Strommast entfernen. Das Freilichtmuseum Kommern bekundete sein Interesse an dem Mast, der nun in einer neuen Baugruppe des Museum ausgestellt werden soll. Erste-Hilfe-Taschen für WaldführerInnen und über 500 Notfallplaketten im Schutzgebiet Erhöhte Sicherheit für Wanderer im Nationalpark Eifel „Zeit, Zeit, Zeit - ist das was wir brauchen, wenn ein Notruf bei uns reinkommt“, weiß Udo Crespin, Leiter der Abteilung Gefahrenabwehr im Kreis Euskirchen aus langjähriger Erfahrung. Und Zeit sparen Wanderer in Zukunft, wenn sie im Nationalpark Eifel unterwegs sind und einen Notruf aussenden müssen. Insgesamt 500 Nothilfeplaketten wurden im Sommer auf die Pfosten der Wegweiser des Wanderwegenetzes im Nationalpark angebracht. Auf dem Gelände von Vogelsang noch einmal 50. Die Plaketten enthalten eine vierstellige Standortnummer, die die Rettungshilfe mit einem GPS-Navigationsgerät sofort orten kann. Für schwierig erreichbare Stellen wurde sogar ein „Artic-Cat“, ein vierrädriges Motocrossrad vom Roten Kreuz angeschafft. „Sich verlaufen und nicht gefunden werden, das ist bei uns nun nicht mehr möglich“, so Nationalparkleiter Henning Walter, „wir sind zwar ein Nationalpark, das heißt, das bei uns zahlreiche Wege mittelfristig zuwachsen werden. Dennoch wird es immer ein Netz an permanent nutzbaren Rettungswegen geben, so dass wir auch mit Fahrzeugen schnell vor Ort sein können“. Ein weiteres Sicherheitsplus erhalten zudem die geführten Touren der insgesamt 160 WaldführerInnen: Wenn sich TeilnehmerInnen einmal verletzen oder plötzlich gesundheitliche Probleme bekommen, sind die ehrenamtlich tätigen Natur- und LandschaftsführerInnen nun mit einem Erste-Hilfe-Paket ausgerüstet. Das Deutsche Rote Kreuz Euskirchen stattete die WaldführerInnen im Oktober mit einer ErstenHilfe-Tasche aus, die neben dem üblichen Verbandszeug die wichtigsten Telefonnummern und Verhaltensmaßnahmen für den Notfall enthält. Der Brohler Mineral- und Heilbrunnen überreichte jedem Waldführer einen dafür passenden Wanderrucksack. Fortbildung mit der NUA für WaldführerInnen des Nationalparks Mit Authentizität lassen sich andere von der Natur begeistern Sie sollen anderen ein Vorbild als Naturfreund sein, begeistern können und gut drauf sein. Authentizität heißt das Stichwort, dass sich alle Exkursionsführer, die Menschen die Natur nahe bringen wollen, zu Herzen nehmen sollen. So lautet eines der Kernpunkte einer eintägigen Fortbildungsveranstaltung der Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW (NUA) für die WaldführerInnen des Nationalparks Eifel. An je zwei Tagen im Februar und Oktober schärfte Kursleiterin Dr. Gertrud Hein von der NUA die Sinne der WaldführerInnen im Umgang und Führung von Gästen bei Nationalparktouren. Neben einem theoretischen Teil unter anderem mit Vorträgen von Manfred Kebbel vom Landesbetrieb Land und Holz NRW und dem Biologen Klaus Zimmermann erprobten die TeilnehmerInnen Situationen mit Gästen in Rollenspielen. Wie geht man mit Störenfrieden um, wann macht man wie viele Pausen, wie sind persönliche Erlebnisse einzubauen oder wie gestaltet man Führungen im Fall von beispielsweise all zu schlechtem Wetter flexibel? Diese Fortbildung ist nur eine aus dem 18 Veranstaltungen umfassenden Fortbildungsprogramm der Nationalparkverwaltung für die WaldführerInnen. Alle Nationalpark-WaldführerInnen müssen jährlich an mindestens zwei dieser Fortbildungen teilnehmen. Bis zu 500 individuelle Gruppenführungen vermittelt die Nationalparkverwaltung jährlich an die WaldführerInnen. HAINER SIMSE Es ist gut, dann und wann ein Feedback von außen zu bekommen, um zu wissen wo man steht und sich vielleicht wieder neu orientieren und aufstellen zu können. Bei der Evaluierung des Nationalparks Eifel gab es nicht nur für die Hauptthemen des Großschutzgebietes wichtige Anstöße aus nationaler Expertensicht, die über langjährige Erfahrungen mit Großschutzgebieten verfügen. Es gab auch Anstöße für Themen, die vielleicht wegen des Alltagsbetriebes geschlummert haben, die nun neu gesehen und verfolgt werden, wie die Empfehlung, ein Programm zur Beheimatung bzw. Wiederansiedlung des Luchses aufzustellen. Neben Tadel gab es viel Lob für zahlreiche Bereiche, wie für das Ziel, den Nationalpark auch Menschen mit Behinderungen zugänglich zu machen. Barrierefreie Ausstellungen, Führungen, Informationen und vor allem der Barrierefreie Naturerlebnisraum „Wilder Kermeter“. Die Umsetzung des Anspruchs der Barrierefreiheit läuft auf Hochtouren. Sogar so sehr, dass manch einer schon befürchtet, die Nationalparkverwaltung initiiere zuviel in Sachen Barrierefreiheit und zu wenig für andere - nicht sehend, dass es sich da um attraktive Angebote eben für Alle handelt. Denn mit Begeisterung nutzten bereits nicht nur Menschen mit Behinderungen die Sinnesliegen im Wilden Kermeter – und immer wieder berichten Ranger von Gästen, die begeistert das Bronzemodell an der Hirschley genutzt haben. Und ehrlich gesagt, ich bin froh, dass die Nationalparkverwaltung mit solchen Projekten die Besucher in Bereichen konzentriert und lenkt, um andere, sensiblere Naturräume zu beruhigen. Meine Angst davor, durch Besucherfüße zertrampelt zu werden, ist dadurch jedenfalls wieder ein bisschen geschrumpft. Ihr ganz egoistischer Hainer Simse Ich wünsche Ihnen besinnliche Weihnachtsfeiertage und kommen Sie gut in das neue Jahr!! AUS UNSERER ARBEIT Jugendwaldheim in Urft feiert 1.500sten Lehrgang - Stationen einer Umweltbildungsstätte Die besondere Klassenfahrt für Schüler Das Jugendwaldheim in Kall-Urft startete am 27. September mit den SchülerInnen der Pestalozzischule aus Gevelsberg seinen 1.500sten Lehrgang in der Bildungseinrichtung des Landesbetriebes Wald und Holz. Aus diesem Anlass feierten MitarbeiterInnen, LehrerInnen und SchülerInnen das Jubiläum mit Musik und Aktionen auf dem Waldsport-Erlebnisplatz. „Bei durchschnittlich 28 Schülern pro Klasse haben bis heute 42.000 Kinder das Jugendwaldheim besucht“, gratulierte Nationalparkleiter Henning Walter den MitarbeiterInnen zu der beachtlichen Bilanz. Der Erfolg des Jugendwalheimes lässt sich jedoch nicht nur in Zahlen messen, sondern vielmehr an positiven Erfahrungen, die die Kinder, meist aus städtischem Umfeld kommend, aus ihrem Aufenthalt in der Natur mit nach Hause nehmen. Seit 38 Jahren bringen die Mitarbeiter-Innen des Jugendwaldheims Kindern und Jugendlichen die Natur und vor allem den Wald und seinen Nutzen für die Menschen nahe. Es kommen Schulklassen aus ganz NRW. Dr. Wolfgang Thiel begann 1972 mit den ersten Lehrgängen, da waren es noch meist Siebt- oder Achtklässler aus Hauptund Realschulen, die die in Urft idyllisch gelegene Einrichtung für zehn Tage besuchten. Für manches Kind war alleine das Übernachten, ohne die Eltern in der Nähe zu haben, eine Mutprobe. Kamen bis 1995 zirka 600 Schülerinnen und Schüler im Jahr, stieg die Gästezahl danach rasant. In den vergangenen Jahren lag der jährliche Durchschnitt schon bei 1.500 jungen Gästen. Rechtzeitig stieß Guido Senkel 1995 dazu, so dass bald zwei Lehrgänge parallel laufen konnten, die Aufenthaltsdauer sich jedoch von zehn auf fünf Tage reduzierte. Die Tendenz lief von älteren SchülerInnen hin zu Grundschülern, die sich bis heute gefestigt hat. Zwei zu „Geprüften Natur- und Landschaftspflegern“ ausgebildete Ranger sowie ein Forstwirt unterstützen den Leiter Guido Senkel und seinen Stellvertreter Joachim Jassmeier. Dr. Thiel ging Ende 2007 in den Ruhestand. Alleine sechs Personen sind im Einsatz, die sich vom Kochen in der heimeigenen Küche bis hin zur Reinigung der Räumlichkeiten um die SchülerInnen kümmern. Geschlafen wird in gemütlich eingerichteten Vierbett-Zimmern, alles aus robustem Buchenholz. „In den städtischen Gebieten entfremdeten sich die Kinder immer stärker von der Natur. Eltern gehen mit ihren Kindern immer seltener in den Wald. Manche Kinder, die hierherkommen, laufen zum ersten Mal durch einen Wald“, so Senkel. Daher sei das Hauptanliegen der beiden Förster, bei den Kindern das Interesse an der Natur zu wecken. Umso mehr freut es sie zu sehen, wie schnell sich Kinder sensibilisieren lassen und schon nach kurzer Zeit die Schönheiten und Besonderheiten in der Natur von selbst wahrnehmen. Eigentlich laufe da immer das gleiche Schema ab. Anfangs möchten viele gleich wieder nach Hause. Danach gefragt, was sie dort machen würden: Gameboy spielen und fernsehen. Zwei Tage später lautet die Antwort schon anders. „Als wir in den Wald gegangen sind, hat es mir gefallen durch die Matsche zu laufen“, meint Diana oder „Am besten hat mir gefallen, als wir den Wald aus Kindern gebaut haben“, so Elina. Gerne würden die meisten dann noch ein paar Tage länger bleiben. War zu Anfang die praktische Waldarbeit fester Bestandteil des Lehrprogramms, hat sich dieses mit Einrichtung des Nationalparks Eifel geändert. Seit 2009 wird nach einem neuen Konzept gearbeitet: Vorher stand die forstwirtschaftliche Nutzung im Vordergrund, jetzt ist es der Schutzgedanke eines Nationalparks unter dem Motto „Natur Natur sein lassen“. Das heißt, Säge und Astschere werden ersetzt durch eine Sensibilisierung der Sinnesorgane. Laut einer Umfrage möchten SchülerInnen und LehrerInnen die neue Richtung nicht mehr missen. NUA überprüft Qualitätsstandard der Rangerführungen Fortbildungen sichern Qualität mit Kopf, Herz und Hand Wie schaffen es die ehemaligen Forstwirte so beliebt zu sein und ihre Führungen bei den Gästen immer noch zu einem Dauerbrenner werden zu lassen? Sicher ist es ihr spezieller Eifel-Charme und ein solides Grundwissen über Wälder, Natur und ihre Heimat. Hinter den Führungen steckt jedoch auch jede Menge Vorbereitung, Fortbildungen und Schulungen. „Sie befinden sich hier im Nationalpark, da wird der Wald nicht mehr bewirtschaftet, die Natur hat hier in großen Teilen freien Lauf und Sie dürfen dabei zusehen“, leitet Ranger Bernd Wiesen am zweiten Standort der Rangertour Kloster-Route elegant in das eigentliche Thema Nationalpark über. Er schaut in die offenen Gesichter einer 17köpfigen Truppe und weiß schon zu Beginn: Das wird eine gute Führung, die Gruppe ist durchmischt, die Leute passend gekleidet, das heißt vor allem mit geländetauglichem Schuhwerk. Am Thema sind sie wirklich interessiert. Was die Teilnehmer nicht wissen: Unter den Gästen befindet sich eine anonyme Beobachterin von der Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW (NUA), die den Rangern über die Schultern schaut. „Es ist ja auch eigentlich keine Kontrolle, sondern vielmehr eine Qualitätssicherung“, will sich Dr. Gertrud Hein nicht als strenge Prüferin bei dieser Evaluierung der Rangertouren wissen. Maßgeblich war sie es, die vor sechs Jahren die 43 ehemaligen Forstwirte des Nationalparkforstamtes Eifel zu „Geprüften Natur- und Landschaftspflegern“ ausbildete. Jetzt möchte sie wissen, was aus ihren Schützlingen geworden ist. „Ich dachte, wenn sie die ganze Zeit ihren Dienst machen, dann bleiben sie auf einem Niveau stehen. Aber das stimmt nicht. Da war ich ganz positiv überrascht“, so Dr. Hein. Die meisten hätten viel durch die Fortbildungen der Nationalparkverwaltung und von selbst dazu gelernt, vieles angelesen und intensive praktische Erfahrungen gesammelt. So lässt sich Wiesen durch die sympathische Prüferin aus Recklinghausen auch nicht aus der Ruhe bringen. Mit lockerem Selbstverständnis agiert, führt und erklärt er vor der Gruppe. Bei einer drei- bis fünfstündigen Wanderung ist es nicht einfach, die Aufmerksamkeit so lange aufrecht zu halten. Der routinierte 39jährige Ranger findet intuitiv den richtigen Rhythmus zwischen Gehen, Pausen und Erklärungen an interessanten Standorten. Er reicht standorttypische Gräser und eine Rinde mit von Borkenkäferlarven gefressenen Gängen herum, zeigt die Tollkirsche und geht auch auf gesellschaftliche und medizinische Bedeutungen ein. Sein unverkennbares Erkennungsmerkmal, den Rangerhut, tief in die Stirn gezogen, läuft Wiesen sich immer mit einem der Teilnehmer unterhaltend vor der Gruppe, vergewissert sich durch regelmäßigen Blick nach hinten des optimalen Durchschnitttempos. Alles Feinheiten, worauf Prüferin Hein Wert legt, die sie während der Wanderung registriert und nach der Tour mit den Rangern bespricht. So hat sie am Ende der Tour auch nur wenige Anmerkungen bzw. Verbesserungsvorschläge, wie den Tourenverlauf auf einer Karte zu Beginn der Führung zeigen. Schwieriger wird es, wenn man beispielsweise bewusste Störer in der Gruppe hat und wie man als Ranger damit umgeht, oder wenn Teilnehmer dabei sind, die ungeeignet gekleidet sind. Einer der Ranger habe einmal eine Besucherin aus Estland dabei gehabt mit hochhackigen Schuhen. Der trockene Kommentar des Rangers: „Es gibt Frauen, die können das“. Wichtig war Hein auch, dass die Ranger bei ihren Themen die globale Schleife ziehen und kurz auch auf Themen wie nachhaltige Entwicklung eingegangen wird und was das mit Nationalpark zu tun hat. Im Laufe der Kilometer bekommt Wiesen in seiner anfänglichen Vermutung die Bestätigung: Es stellt sich heraus, dass einige Teilnehmer nicht das erste Mal bei einer Rangertour mitlaufen, andere nahmen mit ihren Kindern bereits an Familienführungen der Wildniswerkstatt Düttling teil, wieder andere sind so begeistert, dass sie in den nächsten Wochen den viertägigen Wildnis-Trail testen möchten. Entwicklungen im Barrierefreien Naturerlebnisraum Highlight im „Wilden Kermeter“ Die Entwicklung des Barrierefreien Naturerlebnisraumes „Wilder Kermeter“ im Herzstück des Nationalparks geht voran: Seit November gibt es für Gäste mit und ohne Behinderung ein besonderes Highlight: Vom Parkplatz Kermeter führt ein barrierefrei gestalteter Wanderweg mit einem Bodenleitsystem für blinde Menschen bis zu dem beliebten Aussichtspunkt Hirschley mit seinem Blick über den Rursee. Dort informiert ein ertastbares Bronzemodell über die Nationalpark- und Seenlandschaft. Beschriftungen in Punkt- und Pyramidenschrift ermöglichen blinden und sehbehinderten Menschen, die Standorte von Dörfern, Seen, Wäldern und Offenlandflächen sowie Wegeverläufe nachzuvollziehen. Auch für sehende Gäste ist das Landschaftsmodell eine spannende Möglichkeit, sich im Nationalpark zu orientieren. In den vergangenen Monaten stellten die Mitarbeiter der Holzbauwerkstatt in Herhahn zudem große Wetterschutzdächer, Bänke und Tische an Rastplätzen, vier Sinnesliegen und alle 250 Meter eine Bank zum Ausruhen auf. Eine offizielle Eröffnung ist für das kommende Frühjahr geplant. Bis dahin wird das Blindenleitsystem mit ertastbaren Kartentischen und Wegweisern vervollständigt, Sanitäranlagen aufgebaut, Informationstafeln mit Texten in Punkt- und Pyramidenschrift sowie akustischen Informationen installiert. Der Barrierefreie Naturerlebnisraum ist ein gemeinsames Projekt des Nationalparkforstamtes Eifel im Landesbetrieb Wald und Holz NRW und des Naturparks Nordeifel. Unterstützt wird die Umsetzung der Maßnahmen mit Mitteln der EU und des Landes NRW. NATUR UND WILDNIS Neufund einer wärmeliebenden Art im Nationalpark Eifel: Gemeine Sichelschrecke bei Jägersweiler beschäftigt Forscher Sie ist 12 bis 18 Millimeter groß, hellgrün, beeindruckt mit langen Fühlern und Flügeln und leuchtend orange-roten Facettenaugen. Sie heißt Gemeine Sichelschrecke (wissenschaftlich: Phaneroptera falcata) und gehört zu den Langfühler-Heuschrecken. Im August haben sie Forscher in Jägersweiler entdeckt. Normalerweise fühlt sich die Heuschreckenart auf südlicheren und wärmeren Standorten wohl. Ihre erstmalige Beobachtung im Nationalparkgebiet beschäftigt nun die Forscher: Steht ihr Auftreten im ursprünglich kühleren Mittelgebirge im Zusammenhang mit der globalen Klimaerwärmung? Die Schrecke kommt vor allem in Süd- und Mitteleuropa, in Deutschland hauptsächlich in wärmebegünstigten Flusstälern von Rhein und Neckar, in NRW vor allem im Rheintal vor. Sie sucht warme und trockene Standorte wie Magerrasen und Sandgruben auf. Anfang der 70er Jahre lag die Nordgrenze ihres Areals noch entlang der fränkischen Saale und dem Main. Der sommerliche Fund in Jägersweiler an der Westgrenze des Nationalparks stellt einen weiteren Mosaikstein im sich verändernden Verbreitungsbild dieser Art dar, die sich offensichtlich inzwischen auch in die Mittelgebirgsregionen vorwagt. „Jägersweiler ist durch seine Lage am Obersee wärmebegünstigt. Der Fundort ist ein niedrigwüchsiger Borstgrasrasen in der Managementzone des Nationalparks mit angrenzenden Sträuchern und Bäumen wie Schlehe, Wildkirsche und alten Obstbäumen. Dieser Borstgrasrasen wird durch regelmäßige Mahd einmal im Jahr offen gehalten“, erklärt Biologe Dr. Andreas Pardey vom Fachgebiet Forschung und Dokumentation in der Nationalparkverwaltung den Fund. „In Zukunft müssen wir untersuchen, ob sich die Art dort vermehren und dauerhaft etablieren kann oder ob es sich nur um ein sporadisches Auftreten eines wagemutigen Einzelgängers handelt“. Schon seit Jahren wird in Mitteleuropa die Ausbreitung südeuropäischer Arten wie Silberund Seidenreiher oder Feuerlibelle beobachtet. In diesem Zusammenhang kann das neue Auftreten wärmeliebender Arten im Nationalpark Eifel ein vergleichbares Indiz für sich verändernde klimatische Verhältnisse sein. Gleichzeitig muss aber auch der Rückgang von Arten, die eigentlich kühle Bergregionen besiedeln, befürchtet werden. Da der Nationalpark Eifel ein Referenzstandort für die Entwicklung natürlicher Lebensräume und der in ihnen vorkommenden Tiere und Pflanzen ist, wird solchen Artfunden und der Beobachtung ihrer Bestandsentwicklung ein besonderes Augenmerk geschenkt. Bird-Watching im Nationalpark Eifel Kormoran-Kolonie ist nach Krummenauel umgezogen Eben noch schwimmend, tauchen sie im nächsten Moment, rudern mit den Füßen, steuern mit den Schwanzfedern gewandt auf der Unterwasserjagd nach Fischen. Da ihnen im Gegensatz zu anderen Wasservögeln eine für die Gefiederfettung dienende Bürzeldrüse fehlt, liegen sie mit ihrem Körper tiefer im Wasser. Das erleichtert zwar das Tauchen, dafür muss das Gefieder regelmäßig mit Sonne und Wind und ausgebreiteten Flügeln trocknen. Dieses Naturschauspiel von Jagd und Gefiedertrocken des Kormoranes (Phalacrocorax carbo) können Wanderer im Nationalpark Eifel beobachten. Entlang des Urftseerandweges (K7) gegenüber der Anlage Vogelsang auf Höhe der Insel Schwammenauel wandernd, sind die schwarzen Kormorane mit Ferngläsern gut zu sehen. Dort hat sich 2010 eine Brutkolonie von über 50 Paaren niedergelassen. Im Nationalpark Eifel kann sich der Kormoran sicher fühlen, während er andernorts nach langer Zeit wieder verfolgt wurde. Die im Herbst dieses Jahres ausgelaufene Kormoran-Verordnung für NRW ermöglichte außerhalb des Nationalparks den Abschuss von Kormoranen. Die Naturschutzverbände NABU und Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) hatten den Kormoran 2010 als Vogel des Jahres ausgerufen und setzen sich für seinen Schutz ein. Gesetzlich ist der Kormoran nach EG-Vogelschutzrichtlinie seit 1979 geschützt. Zudem ist er als regelmäßiger Zugvogel in seinen Brut-, Rast- und Überwinterungsgebieten zu schützen, insbesondere in den Feuchtgebieten internationaler Bedeutung nach der Ramsar-Konvention. Kormorane bevorzugen flache Randmeere, Binnenseen und größere Flüsse mit ungestörten Baumgruppen oder Wäldern als Brutkolonie oder Schlaf- und Ruheplätze in der näheren Umgebung oder zumindest einigen hohen Bäumen. Bodenbrütende Kolonien sind selten. All das findet er im Nationalpark Eifel. Die Brutkolonie bestand früher, nicht einsehbar vom Urftseerandweg, am Südufer der Urfttalsperre gemeinsam mit Graureiherpaaren. Mindestens seit 1987 brütete der Graureiher (Ardea cinerea) dort in einer größeren Kolonie. Von 2002 an nutzten auch Kormorane diese Kolonie zur Brut. „Es war auffällig, dass sich die Kolonie den Uferabschnitt gewählt hatte, der am weitesten von Wegen entfernt liegt und der zudem im Gegensatz zu anderen Stauseen im Umfeld des Nationalparks keinen Störungen durch Bootsverkehr und Angelnutzung vom Ufer ausgesetzt ist“, so Dr. Bird-Watching im Nationalpark Eifel Michael Röös, Fachgebietsleiter Forschung der Nationalparkverwaltung. Aus diesem Grund brüten auch gerne Greifvögel wie der Rote oder Schwarze Milan in der Nähe der Kolonie. Die Ursache des Umzuges ist unbekannt. „Wir können nur vermuten, dass die Kormorane mit Aufgabe des Schießstandes an der Urfttalsperre beim Rückzug des belgischen Militärs vom ehemaligen Truppenübungsplatz Vogelsang lieber hier brüten, wo die Fischgründe reicher sind. Jetzt brüten sie auch da, wo sie früher nur gejagt haben“, so Dr. Röös. Die Kolonie ist von dem Rastplatz an der K7 aus gut zu erkennen. Mit dem Fernglas lässt sich das Geschehen innerhalb der Kolonie und der tägliche Fischfang, häufig als fein abgestimmte gemeinsame Gruppenjagd, an der Insel Krummenauel optimal beobachten. Jahrhunderte lang wurde der Kormoran verfolgt und war im westdeutschen Binnenland nach dem 2. Weltkrieg ausgestorben. Aufgrund nationaler und internationaler Schutzbestimmungen haben sich seine Bestände in Deutschland und Mitteleuropa gut erholt. Sogar soweit, dass der Ruf nach Verfolgung wieder lauter wird. Der Kormoran ist ein Fischjäger. Er kann für hauptberufliche Teichwirte wirtschaftliche Probleme verursachen und wird von vielen Freizeitanglern als ärgerlicher Konkurrent gesehen. An der vom Menschen geschaffenen Urfttalsperre im Nationalpark macht der Kormoran aber einen guten Job für die Wasserwirtschaft. Er bejagt hier vorrangig die reichen Jungfisch-Bestände des dominierenden Flussbarsches und verschiedener Weißfische, die sonst das für die Wasserqualität entscheidende Zooplankton häufig übernutzen würden. STECKBRIEF Die Schlingnatter Coronella austriaca Im Nationalpark Eifel kommen zwei der in Nordrhein-Westfalen heimischen Schlangenarten vor: Die Ringelnatter und die Schlingnatter. Letztere wird auch Glattnatter genannt und ist entgegen dem weit verbreiteten Glauben nicht giftig und für Menschen völlig ungefährlich. Aufgrund ihrer Färbung und Zeichnung wird die Schlingnatter oft mit der Kreuzotter verwechselt, obwohl sich die beiden Schlangenarten deutlich voneinander unterscheiden. Kreuzottern haben zum Beispiel einen kantigen und abgesetzten Kopf sowie schlitzförmige, senkrechte Pupillen. Schlingnattern haben runde Pupillen und eine schwächere Zickzackmusterung. Ihren Namen verdankt die Schlingnatter dem Verhalten, das sie bei der Tötung ihrer Beute zeigt. Schlingnattern töten ihre Beute, soweit es sich um Wirbeltiere handelt, vor dem Verschlingen. Sie werden mit den Kiefern gepackt, dann mit dem Körper umschlungen und solange gewürgt, bis der Erstickungstod eintritt. Kennzeichen Die Schlingnatter misst zirka 70 Zentimeter und ist somit die kleinste der sechs in Deutschland heimischen Schlangenarten. Die Grundfarbe von Oberseiten und Körperseiten kann grau, gelblich, bräunlich oder rötlich bis rostrot sein. Charakteristisch ist zudem ein dunkler brauner Streifen, der von der Schnauzenspitze über das relativ kleine Auge bis zum Hals verläuft. Auf dem Rücken der Schlingnatter zeigt sich ein Muster, bei dem sich dunklere, manchmal nach außen schwärzliche Flecken auf beiden Rückenseiten abwechseln. Wenn sich die Schlingnatter bewegt, kann der (falsche) Eindruck eines gezackten Längsbandes entstehen, was zu Verwechslungen mit der Kreuzotter führt, die allerdings in der Nordeifel nicht vorkommt. Nahrung Die Schlingnatter ernährt sich hauptsächlich von Eidechsen, daneben werden aber auch Blindschleichen, Mäuse oder ausnahmsweise junge Vögel verzehrt. Und selbst kleine Schlangen und Jungtiere (auch der eigenen Art!) sind Bestandteile ihrer Nahrung. Lebensraum Die Schlingnatter bevorzugt trockenwarme Gebiete und lebt oft an Felsen, Geröllhalden, Steinbrüchen oder Mauern. Wichtig ist außerdem ein Angebot geeigneter Schlupfwinkel wie Felsspalten oder Steinhaufen, in die sich die Schlange zurück ziehen kann, da sie versteckt lebt und durch ihre perfekte Tarnung nur selten zu beobachten ist. Im Sommer sonnt sie sich gerne und nutzt flache Steine, um sich aufzuwärmen. Meistens ist aber nur ein Teil ihres Körpers sichtbar, während der Rest in einer Felsoder Mauerspalte verborgen ist. Sie überwintert in trockenen Erdlöchern oder Felsspalten, wobei sich mehrere Schlingnattern ein Winterquartier teilen können. Im Nationalpark kommt die Schlingnatter hauptsächlich dort vor, wo ihre Hauptnahrung, die Mauereidechse lebt. Die Verbreitungsschwerpunkte sind daher der Kermeter und der südliche Teil des Hetzinger Waldes. Fortpflanzung Die Schlingnatter ist, wie viele Reptilienarten in Mitteleuropa lebendgebärend und bringt voll entwickelte Jungschlangen zur Welt. Somit ist sie weniger abhängig von hohen Temperaturen als eierlegende Schlangenarten. Reicht die Anzahl der warmen Tage nicht aus, können sich die Embryonen nämlich nicht entwickeln und die Eier sterben ab. Somit ist es im kühlen und regnerischen Mitteleuropa von Vorteil wenn sich die jungen Schlingnattern im mütterlichen Körper während der Tragzeit von drei bis vier Monaten voll entwickeln können. Die Zahl der Jungtiere liegt zwischen 2 und 15 pro Weibchen. Allerdings pflanzen sich die weiblichen Schlingnattern nur zirka alle zwei Jahre fort. Die „Babypause“ benötigt das Weibchen zur Erholung und Stärkung. Wenn man bedenkt, dass die Jungschlangen durchschnittlich 46% des Gesamtgewichts des Muttertiers ausmachen, erscheinen solche Pausen natürlich und sinnvoll. Gefährdung Die Hauptgefährdung für die Schlingnatter liegt im Verlust ihrer Lebensräume, was dazu führte, dass diese Schlangenart heute deutschlandweit stark gefährdet ist. Als Folge der Intensivierung und Umstrukturierung in der Landwirtschaft wird sie immer weiter zurück gedrängt. Damit werden Schutzgebiete wie der Nationalpark Eifel als Rückzugsgebiet für gefährdete Arten weiter an Bedeutung gewinnen. Vorkommen und Beschreibungen weiterer der 4.500 Tier- und Pflanzenarten im Nationalpark Eifel stehen auf der digitalen Artenliste unter www.nationalparkeifel.de/go/artenliste.html MENSCHEN IM PARK Commerzbank-Praktikum im Nationalpark Eifel „Endlich kann ich mal wieder in der Natur sein“ Einmal in einem Nationalpark arbeiten zu können, das wünschte sich die Würzburgerin Ariane Fiedler, als sie von ihren Weltreisen nach dem Abitur zurückkehrte: „Die Nationalparke in Afrika und den USA haben mich so begeistert, dass ich später unbedingt in diesem Bereich einmal arbeiten wollte“, wusste die 22jährige Studentin damals schon, dass sie in einem Nationalpark Praktikum machen will. Nach drei Semestern Theorie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Bereich Medien- und Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt Marketing und PR, drückte sie so langsam der Schuh, die Praxis endlich kennen zu lernen und hinter die Kulissen eines Nationalparks zu blicken. Im Internet stieß sie auf das „Praktikum für die Umwelt“, unterstützt von der Commerzbank. „Alle Stellenbeschreibungen klangen spannend und viel versprechend“, erinnert sich Fiedler. Doch nur die Eifel bot einen Schwerpunkt in der Medienarbeit an. Und so zog sie nach Gemünd und tauchte im Nationalparkforstamt Eifel im Fachgebiet Kommunikation und Naturerleben für fünf Monate in die Praxis ein: Sie entwickelte Schilder, die im Frühjahr im Nationalparkgebiet vor Ort aufgestellt werden und wandernden BesucherInnen sichtbare Naturschutz- und Managementmaßnahmen im Nationalpark erläutern. In Text und Bild erfahren die Gäste zum Beispiel, was es mit der flächigen Entnahme von Douglasien, dem Mähen von Bachtälern oder dem Ringeln von Douglasien auf sich hat, warum es trotz des Nationalpark-Mottos „Natur Natur sein lassen“ stellenweise doch notwendig ist, die Rückkehr der Natur zu ihrem natürlichen Zustand durch das Pflanzen von Buchen zu unterstützen. Ein Kontrast bildete die Mitarbeit an touristischen Angeboten wie der „Rad-Schlemmer-Tour“ oder den „Mehrsprachigen Führungen“, wo es mehr um Tourismus und Marketing ging. Praktikum für die Umwelt Seit 20 Jahren ermöglicht die Commerzbank jährlich 50 Studentinnen und Studenten in 27 deutschen Großschutzgebieten zwischen Wattenmeer, Sächsischer Schweiz und Alpen, ein drei- bis sechsmonatiges Praktikum zu absolvieren. Die Commerzbank sorgt dabei für Unterkunft und ein Praktikantengehalt. Der Kooperationspartner EUROPARC Deutschland, Dachverband der Großschutzgebiete, übernimmt die Koordination. Bewerben können sich Studierende aller Fachrichtungen im Internet unter www.praktikum-fuer-dieumwelt. de. Wichtige Voraussetzung für eine Teilnahme: Interesse an Ökologie und Öffentlichkeitsarbeit sowie Freude am Umgang mit Menschen. Ziel des Projekts ist es, bei den Teilnehmern Verantwortung für die Umwelt zu wecken und das Bewusstsein für ökologische Themen und einen nachhaltigen Umgang mit der Natur zu schärfen. Im Nationalpark Eifel gibt es im Rahmen des „Praktikum für die Umwelt“ jährlich zwei Praktikantenstellen zu je fünf Monaten. Eine im Fachgebiet Kommunikation und Naturerleben und eine im Fachgebiet Umweltbildung. Personalien Einige MitarbeiterInnen haben den Nationalpark verlassen Seit Mai 2010 haben fünf Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen die Nationalparkverwaltung verlassen. Aus dem Fachgebiet Kommunikation und Naturerleben haben sich neben Nicole Kolster (siehe Newsletter Ausgabe Mai 2010), unsere Internet-Redakteurin Alexandra Schnurr sowie Pressesprecher und Barrierefreibeauftragter Malte Wetzel verabschiedet. Im Fachgebiet NationalparkZentrum hat uns Dr. Kerstin Oerter verlassen und aus dem Fachgebiet Umweltbildung Maria Jäger aus der Wildniswerkstatt Heimbach-Düttling. Ranger Hans Peter Förster von der Nationalparkwacht kam im Sommer bei einem tragischen Unfall ums Leben. UNSER TIPP Die neue Wanderkarte ist da Unverzichtbar für Ausflüge in den Nationalpark Eifel Die neue Wanderkarte für den Nationalpark Eifel ist da! Auch in der dritten Auflage der Nationalpark-Wanderkarte findet sich auf der Vorderseite ein aktualisiertes Wanderwegenetz und auf der Rückseite umfassende Informationen zur Region. Der Eifelverein und die Nationalparkverwaltung haben alles Wissenswerte für Ausflüge in den Nationalpark zusammengetragen und die Karte im Maßstab 1:25.000 überarbeitet. Zu den Neuerungen zählen beispielsweise der 2008 in SimmerathHirschrott neu angelegte Schöpfungspfad „Dem Leben auf der Spur“ sowie die drei neuen Wanderraststationen in Monschau-Höfen, Simmerath-Einruhr und Hürtgenwald-Zerkall. Aus dem Nationalparkumfeld ist nun auch der Höhenerlebnispfad bei Raffelsbrand verzeichnet. Die Nationalpark-Wanderkarte ist für 10 Euro im Buchhandel, beim Herausgeber Eifelverein sowie den Nationalpark-Toren und -Infopunkten erhältlich (ISBN 978-3921805-78-7). Im Internet Ranger Sascha schreibt wieder Nach einer Kreativpause startet Sascha Wilden alias Ranger Sascha wieder mit dem Schreiben über seine Beobachtungen im Nationalpark Eifel. Der neueste Brief an Nationalpark-Freunde widmet sich dem aktuellen Jahreszeitenwechsel, sprich dem Wechsel vom farbenfrohen Herbst zum kahlen, grauen Winter. Ranger Sascha erklärt, warum Laubbäume, ausgerechnet wenn es kalt wird, ihr Blätterkleid abschütteln. Denn auch bei diesem Phänomen erweist sich die Natur als besonders erfindungsreich. Der Baum schützt damit nicht nur sich selbst, sondern auch tierische Lebewesen des Nationalparks wie Igel, Spinnen und Kröten, die unter dem wärmenden Blättermantel überwintern. Die ganze Geschichte mit anschaulichen Bildern finden Sie unter www.nationalpark-eifel.de/rangerpost. FÜR DIE KLEINEN Spielerisch die Natur erkunden - auch in den Wintermonaten Immer wieder sonntags: Familientage im Nationalpark Eine tolle Möglichkeit, den Geheimnissen des Nationalparks auf die Spur zu gehen, bieten die Familientage des Nationalparkforstamtes Eifel. Jeden ersten Sonntag im Monat - auch in den Wintermonaten – in den NRW-Schulferien zusätzlich auch montags bis freitags, bereiten Ranger und Waldführer spannende Themen rund um die heimische Tier- und Pflanzenwelt für die ganze Familie auf. Der Spaß kommt dabei nicht zu kurz, denn die Herangehensweise erfolgt spielerisch. Lautet das Motto beispielsweise „Baumfreunde und Zauberkräuter“, untersuchen die kleinen Waldfreunde heimische Waldpflanzen und lauschen bezaubernden Märchen. Eine gute Portion Spürsinn ist gefragt, wenn „Abenteuer Waldschatz“ auf dem Programm steht: Mit einer alten Schatzkarte stellen sich Groß und Klein der Herausforderung, den versteckten „Waldschatz“ zu finden. Das Angebot richtet sich vor allem an Familien mit Kindern im Grundschulalter. Familientage mit dem Thema „Zwergenwald - Auf Fantasiepfaden durch den Wald“ hingegen eignen sich hervorragend für Kinder im Kindergartenalter. Bei Bedarf wird das Programm auch an sehbehinderte und blinde Kinder sowie an Kinder, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind oder Lernschwierigkeiten haben, angepasst. Alle weiteren Informationen können dem frisch gedruckten Veranstaltungskalender 2011 entnommen werden. Zu bestellen oder herunterladen unter www.nationalparkeifel.de. IMPRESSUM Herausgeber Landesbetrieb Wald und Holz NRW Nationalparkforstamt Eifel Urftseestraße 34 53937 Schleiden-Gemünd Telefon 02444.9510-0, Fax -85 E-Mail [email protected] v.i.S.d.P. Michael Lammertz Fachgebietsleiter Kommunikation und Naturerleben Redaktion und Gestaltung Annette Simantke Bildnachweis Fiedler, A. (S.4u), Fischer, Ch. (S.9), Höller, T. (S.4, S.5u), Lammertz, M. (S.1u,11oli) Montag, S. (S.8o), Nationalparkforstamt Eifel (S.12u), Pardey, A. (S.8u), Simantke, A. (S.1,2,4o,5o, 6,7,12), M. Röös (10), Walter, J. (S.11u) Druck: Weiss-Druck GmbH & Co. KG, Monschau