Protokoll zum

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Protokoll zum
Experimentalvortrag
über
„Regenerative Kraftstoffe“ (OC)
Hinweis:
Dieses Protokoll stammt von der Seite www.chids.de (Chemie in der Schule).
Dort können unterschiedliche Materialien für den Schulunterricht heruntergeladen werden,
unter anderem hunderte von Experimentalvorträgen so wie der vorliegende:
http://www.chids.de/veranstaltungen/uebungen_experimentalvortrag.html
von
Jan Grosse Austing
Zwischenhausen 5 ½
35037 Marburg
[email protected]
Matr.-Nr.: 1517260
zum Vortrag vom
28.06.2007 (SS 07)
-0-
Inhaltsverzeichnis
0.
EINLEITUNG
1
1.
REGENERATIVE KRAFTSTOFFE
2
1.0.
Biodiesel
1.0.0
Einleitung
1.0.1
Versuche
1.0.1.0
Versuch 1: Herstellung von Biodiesel
1.0.1.1
Demo 1: Vergleich der Viskositäten
1.0.1.2
Demo 2: Verbrennung von Diesel bzw. Biodiesel
2
2
3
3
8
9
1.1.
Bioethanol
1.1.0
Einleitung
1.1.1
Versuche
1.1.1.0
Versuch 2: Wasserentzug durch Molekularsieb
1.1.1.1
Versuch 3: Explosion eines E85-Luftgemisches
11
11
13
13
16
1.2.
BtL-Kraftstoffe
1.2.0
Einleitung
1.2.1
Versuche
1.2.1.0 Versuch 4: Holzvergasung
1.2.1.1 Versuch 5: Fischer-Tropsch-Synthese,
19
19
19
19
23
1.3.
weitere, nicht im Vortrag behandelte regenerative Kraftstoffe
1.3.0
Wasserstoff
1.3.1
Biogas
35
35
36
2.
SCHULRELEVANZ
36
3.
FAZIT
37
3.0 Regenerative Kraftstoffe
37
3.1 Schulrelevanz
41
4.
LITERATURANGABEN
43
-1-
0. Einleitung
Das Thema „Regenerative Kraftstoffe“ stellt als Unterpunkt des Themenkomplexes
„Regenerative Energien“ ein hochaktuelles und interessantes Gebiet dar, welches sowohl in
der Politik als auch in der Alltagswelt der Schüler mittlerweile eine gewisse Relevanz erlangt
hat. Der Klimawandel mit der Erderwärmung sowie die steigende CO2-Konzentration in der
Atmosphäre werfen Fragen nach den Ursachen auf, und neben natürlichen Emittenten von
Treibhausgasen wie u.a. Vulkanen und Mineralquellen (Hauptanteil des in der Atmosphäre
vorhandenen Kohlendioxid1) werden auch die anthropogenen Einflüsse auf die KohlendioxidKonzentration der Atmosphäre diskutiert.
Durch die steigende CO2-Konzentration wird der Treibhauseffekt der Erde begünstigt,
welcher von einigen Klimaforschern für die Erwärmung der Erde als Ursache verantwortlich
gemacht wird (andere Forscher führen die Erderwärmung auf natürliche Schwankungen des
Erdklimas zurück). Da man allerdings nicht warten möchte, bis der Grund für die
Erderwärmung vollständig geklärt ist, werden große Bemühungen angestrengt, um die vom
Menschen verursachten CO2-Emissionen zu senken (man denke an das Kyoto-Protokoll, in
dem viele Staaten sich verpflichtet haben, ihren Kohlendioxid-Ausstoß stark zu verringern,
und man denke an die in Deutschland gewährten Subventionen für Regenerativen Energien
allgemein, sei es die Förderung von Windrädern und Solaranlagen, sei es die steuerliche
Vergünstigung von Biodiesel). Da das vom Menschen emittierte Kohlendioxid hauptsächlich
auf die Verbrennung von fossilen Stoffen zurückzuführen ist, kommen für die Verringerung
der Kohlendioxid-Emissionen im wesentlichen 3 mögliche, miteinander kombinierbare Wege
zum Erreichen des Ziels in Betracht: Zunächst wäre da die Effizienz-Steigerung bei der
Verbrennung von fossilen Energieträgern (z.B. durch effizientere Motoren in Automobilen
oder in auf fossilen Brennstoffen basierenden Kraftwerken). Eine weitere Möglichkeit stellt
die Umstellung auf andere Energiequellen als fossile Brennstoffe zur Stromproduktion dar
(z.B. die forcierte Nutzung von Atomkraftwerken für die Stromproduktion oder die
Verwendung von Wasser-, Wind- oder Solarenergie zur Stromerzeugung, wobei gerade die
letzten beiden den Nachteil haben, dass die Speicherung des in Spitzenzeiten erzeugten
Stroms gewisse Schwierigkeiten mit sich bringt). Die dritte Möglichkeit besteht darin, fossile
Kraftstoffe die zur Erzeugung von mechanischer (Verkehr) bzw. thermischer (Heizung,
1
siehe: http://atlas.umwelt.hessen.de/servlet/Frame/atlas/luft/ek/alle_kohlendioxid/ek_alle_ko_txt.htm (besucht
am 30.08.2007)
-1-
Industrie) Energie genutzt werden, durch regenerative Brennstoffe zu ersetzen, welche bei der
Verbrennung nur soviel Kohlendioxid freisetzen, wie zuvor aus der Atmosphäre assimiliert
wurde.
Da in Deutschland im Jahre 2003 in Deutschland der Verkehr einen Anteil von ca. 20 % am
gesamten vom Menschen verursachten CO2-Ausstoß2 hatte, ist die Suche nach alternativen
Kraftstoffen für den Verkehrssektor verständlich und sinnvoll.
Kraftwerke
(43 %)
Verkehr
(20 %)
Haushalte
(15 %)
Gewerbe, Handel,
Dienstleistungen
(7 %)
Industriefeuerungen
(15%)
Diagramm 1: anthropogene CO2-Emissionen in 20032
Mein Experimentalvortragsthema beschäftigt sich mit einigen der heute verfügbaren
regenerativen Kraftstoffe für die Nutzung in Verbrennungsmotoren.
1. Regenerative Kraftstoffe
1.0.
Biodiesel
1.0.0 Einleitung
Biodiesel ist mit 4,7 % Marktanteil 3 in 2006 (Marktanteil Biokraftstoffe 2006 gesamt: 5,4 %)
der am stärksten verwendete Biokraftstoff in Deutschland. Die Ausgangssubstanz für die
Biodiesel-Produktion ist Pflanzenöl, in Deutschland wird zum größten Teil aus Rapssamen
2
Daten aus: http://www.umweltbundesamt.de/uba-infopresse/hintergrund/Trendtabellen_Emissionen_DE_1990_2004_CO2.pdf
3
siehe: http://bambus.tutech.net/energy/Content/download/Lamp_Quoten%20Treibstoffe_rev.pdf (besucht am
30.08.07)
-2-
gewonnenes Rapsöl verwendet. Das hochviskose Rapsöl ist allerdings für den normalen
Dieselmotor noch zu zähflüssig (siehe Demo 1 und Tabelle 1) und besitzt einen zu hohen
Zündpunkt und eine zu geringe Zündwilligkeit (siehe Tabelle 2). Bei Diesel spricht man von
der Cetanzahl zur Charakterisierung der Zündwilligkeit (hohe Cetanzahl = hohe
Zündwilligkeit), Referenz sind die Zündwilligkeit von reinem Cetan (C16H34) mit der
Cetanzahl 100 bzw. α-Methyl-Naphthalin mit der Cetanzahl 0. Die Cetanzahl zur
Beschreibung der Zündwilligkeit von Diesel-Kraftstoffen kann mit der Oktanzahl zur
Kennzeichnung von Otto-Kraftstoffen verglichen werden, allerdings ist beim Otto-Motor eine
Selbstzündung unerwünscht (diese führt zum „Klopfen“ des Motors, daher wird die
Oktanzahl auch als Maß für die „Klopffestigkeit“ bezeichnet), im Diesel-Motor ist hingegen
die Selbstzündung notwendig.
Kraftstoff
Diesel
Biodiesel
Rapsöl
kinematische
5,0
7,5
75
50
56
40
Viskosität
[mm/s2 bei 20° C]
Cetanzahl
Tabelle 1: Eigenschaften von Diesel-Kraftstoffen 4
Da das Rapsöl aufgrund der hohen Viskostität und der geringen Cetanzahl in seiner
ursprünglichen Form nicht in normalen Dieselmotoren zum Einsatz kommen kann, wird das
Rapsöl zu Biodiesel verarbeitet (siehe Versuch 1).
1.0.1 Versuche
1.0.1.0 Versuch 1: Herstellung von Biodiesel5
In meinem ersten Versuch wird die Umesterung von Rapsöl zu Biodiesel durchgeführt, nach
dem gleichen Prinzip findet auch die industrielle Herstellung statt.
4
5
aus: ftp://fnr-server.de/pdf/literatur/pdf_174bd_biokraftstoffe%20august%202005.pdf (besucht am 30.08.07)
aus: Chemkon Nr. 3, Jg. 2000, S. 143/144
-3-
Chemikalien
·
Natriumhydroxid NaOH
(C; R 35, S 26-36/37/39-45)
·
Methanol H3COH
·
(T, F; R 11-23/24/25-39/23/24/25, S 7-16-36/37-45)
·
Rapsöl
(-)
Geräte
·
Demoreagenzglas
·
Magnetrührer/Rührfisch
·
Becherglas (400 mL) als Wasserbad
·
Thermometer
·
Glasrohr (40 cm)
·
Stativmaterial
·
Versuchsaufbau
Glas rohr
Therm om eter
Dem o-Reagenzglas m it Reaktions gem is ch
300
400 mL
200
Was s erbad
100
L a b o B ib
©
0
U /min
20
AN
100
AUS
Magnetrührer
40
80
60
Durchführung/Beobachtung
Zunächst
wird
eine
Natriummethanolat-Lösung
Natriumhydroxid in 100 mL Methanol löst.
-4-
hergestellt,
indem
man
0,3
g
Das Becherglas wird zur Hälfte mit Wasser gefüllt und auf 75 ° C erhitzt. In das
Demoreagenzglas werden nun 8 mL der Methanolat-Lösung, 4 mL Rapsöl und der Rührfisch
eingefüllt. Unter Rühren wird die trübe, milchige Emulsion erhitzt, nach ca. 5 Minuten wird
das Reaktionsgemisch schlagartig klar.
Für weitere Versuche kann das Reaktionsgemisch ohne Abkühlen nun in ein zu ¾ mit Wasser
gefülltes Reagenzglas gegeben werden, nach der Phasenbildung kann die obere Phase
(Rapsölmethylester) abpipettiert und für weitere Untersuchungen verwendet werden.
Auswertung/Hintergründe
Durch eine Umesterungsreaktion erhält man aus Rapsöl Biodiesel.
Dabei werden die Triglyceride, aus welchen das Rapsöl hauptsächlich besteht, mit Methanol
in die entsprechenden Methylester umgewandelt. Die dabei entstehenden Rapsölmethylester
(kurz: RME) nennt man Biodiesel, sie weisen die gewünschten Treibstoffeigenschaften für
die Verwendung in Dieselmotoren auf.
Rapsöl besteht zum größten Teil aus Triglyceriden,
O
CH3
O O
CH3
O O
CH3
O
Ölsäuretriglycerid
die hauptsächlich veresterten Fettsäuren sind
Ölsäure (C18:1; 50-65 %, s.o.),
Linolsäure (C18:2; 15-30 %) und
O
CH3
HO
Linolsäure
Linolensäure (C18:3; 5-13 %):
O
CH3
HO
Linolensäure
-5-
Die Umesterung der Triglyceride kann durch folgende Reaktionsgleichung beschrieben
werden (R1, R2 und R3 sind Fettsäurereste der oben genannten Fettsäuren):
O
OH
O O R
O O
O
R
R
1
2
Kat.: O CH3
+
3 H3C
R
OH
OH
1
O
+
R
2
+
OH
Methanol
Triglycerid
Glycerin
H3C
H3C
Rapsölmethylester (RME)
Der Katalysator Methanolat wird dabei aus Natronlauge und Methanol dargestellt:
NaOH
+
H3C
Na
OH
+
+
H3C
O
-
H2O
+
Mechanistisch kann man die Umesterung wie folgt verstehen:
O
R
3
R
O
O
R
O
CH3
3
O
+
1
O
O
R
1
CH3
O
O
R
O
O
O
O
2
R
R
R
1
+
O
O
R
-6-
O
2
O
O
2
O
O
O
H3C
3
+
O
3
R
O
O
O
3
O
CH3
O
R
O
HO
H
1
+
O CH3
O
O
R
O
R
HO
R
1
+ 2 H3C
1
O
O
2
O
R
O
O
OH
OH
R
O
CH3
2
OH ; Kat: O
CH3
CH3
+
O
O
+
O
2
O
OH
R
1
O
+
R
2
O
Die Trübung des Reaktionsgemisches ist durch die Unlöslichkeit von Rapsöl in Methanol
sowohl bei Raumtemperatur als auch bei 75 ° C bedingt. Die Entstehung einer klaren Lösung
nach ca. 5 Minuten Reaktionszeit ist dadurch zu begründen, dass die entstanden
Rapsölmethylester sowie das Glycerin im Gegensatz zu den Triglyceriden in der Hitze in
Methanol löslich sind. Gibt man den Reagenzglasinhalt nun in ein mit Wasser gefülltes
Reagenzglas, so löst sich das überschüssige Methanol sowie das Glycerin in der wässrigen
Phase, darüber befindet sich die Methylester-Phase.
Industriell wird Biodiesel nach dem gleichen chemischen Prinzip hergestellt, allerdings wird,
um eine bessere Ausbeute zu erlangen (im obigen Versuch sind ca. 25 % des Rapsöls nicht
umgeestert worden), das bei der Reaktion anfallende Glycerin kontinuierlich entfernt.
Dadurch wird die (Gleichgewichts-)Reaktion zugunsten der Rapsölmethylester auf die
Produktseite verschoben. Man nennt das Verfahren CD-Verfahren („continuously
deglycerolizing“).
-7-
O
CH3
1.0.1.1 Demo 1: Vergleich der Viskositäten6
Chemikalien
·
Rapsöl
(-)
·
Diesel
(Xn, N; R 40-51/53-65-66, S 2-29-36/37-61-62)
·
Biodiesel
(-)
Geräte
·
3 Reagenzgläser mit Gummistopfen
·
3 Glasmurmeln, in Reagenzgläser frei beweglich passend
·
Gestell zum fixieren der 3 Gläser zum gleichzeitigen Umdrehen der Gläser
Versuchsaufbau
RG m it Dies el
RG m it Biodies el
RG m it Raps öl
Holzs tab
Glas m urm eln
Durchführung/ Beobachtung
In jedes Reagenzglas wird eine Murmel gegeben, der Rest wird jeweils mit Diesel, Biodiesel
bzw. Rapsöl aufgefüllt, so dass der Gummistopfen noch das Glas verschließen kann.
Anschließend werden die Reagenzgläser z.B. an einer Holzstange mit Draht derart befestigt,
dass ein gleichzeitiges Umdrehen der Gläser möglich wird. Zur Demonstration der
6
basierend auf: RAABits Grundwerk Chemie Sekundarstufe II, Stuttgart: Raabe 2002, Kap. II/H 2, pp.1-20, M3
-8-
unterschiedlichen Viskositäten wird der Holzstab rasch gedreht, so dass alle Murmeln nach
unten sinken können. Dabei sinkt die Murmel im Glas mit Diesel am schnellsten, im Glas mit
Biodiesel etwas langsamer, im Glas mit Rapsöl hingegen dauert es sehr lange.
Auswertung/ Hintergründe
Die Demonstration zeigt anhand der unterschiedlichen Sinkgeschwindigkeiten sehr
eindrucksvoll, dass die Flüssigkeiten unterschiedliche Viskositäten haben. Die Befunde
decken sich qualitativ mit den in der Literatur gefundenen Werten.
Eine Begründung der unterschiedlichen Sinkgeschwindigkeit durch die Betrachtung der
jeweiligen Dichte der Flüssigkeiten kann das Ergebnis nicht erklären (ρDiesel = 0,84 g/mL,
ρBiodiesel = 0,88 g/mL, ρRapsöl = 0, 92 g/mL7).
Das Viskositätsproblem des Rapsöls wird ebenfalls durch die Umesterung behoben.
1.0.1.2 Demo 2: Verbrennung von Diesel bzw. Biodiesel
Chemikalien
·
Biodiesel
(-)
·
Diesel
(Xn, N; R 40-51/53-65-66, S 2-29-36/37-61-62)
Geräte
·
2 kleine Döschen (z.B. von „Pulmoll“)
·
Kerzendocht
·
Nagel
7
alle Dichten aus: ftp://fnr-server.de/pdf/literatur/pdf_174bd_biokraftstoffe%20august%202005.pdf (besucht am
30.08.07)
-9-
Versuchsaufbau
Docht
Loch
Deckel
Dös chen m it Dies el bzw. Biodies el
Durchführung/ Beobachtung
Zunächst wird mit dem Nagel jeweils ein Loch in jeden Deckel gedrückt. Durch dieses Loch
fädelt man jeweils ein Stück Docht, die Dochte sollten beide gleich weit ca. 2 mm aus dem
Deckel ragen. Die Dose wird nun mit Diesel bzw. Biodiesel halb voll befüllt und der Deckel
mitsamt Docht aufgesetzt. Zur Demonstration zündet man nun beide „Kerzen“ an, bei der
Diesel-Kerze ist eine wesentlich stärker rußende Flamme erkennbar als bei der BiodieselKerze.
Auswertung/ Hintergründe
Diese Demonstration zeigt, was sich auch bei der Verbrennung der beiden Kraftstoffe im
Diesel-Motor feststellen lässt. In der Tat erzeugt Biodiesel beim Gebrauch im Kraftfahrzeug
wesentlich weniger Ruß-Emissionen als normaler Diesel. Eine mögliche Erklärung hierfür ist,
dass im Biodiesel, einem Ester, schon Sauerstoff molekular gebunden ist und somit eine
vollständigere Verbrennung (Ruß-Bildung bedeutet unvollständige Verbrennung) ermöglicht
wird.
Auch andere Abgas-Emissionen sind beim Einsatz von Biodiesel reduziert, z.B. wird
aufgrund der Tatsache, dass Biodiesel von Natur aus nahezu schwefelfrei ist, kein
Schwefeldioxid emittiert. Auf die Tatsache, dass Biodiesel aufgrund seiner regenerativen
Herkunft nur soviel Kohlendioxid freisetzt wie vorher von den Rapspflanzen aufgenommen
wurde und der daraus resultierende Glaube, dass Biodiesel die CO2-Emissionen um 100 %
gegenüber Diesel senke und somit eine Wohltat für bzw. eher gegen den Treibhauseffekt sei,
möchte ich im Fazit näher eingehen.
- 10 -
1.1.
Bioethanol
1.1.0 Einleitung
Zwar betrug der Bioethanol-Marktanteil in Deutschland in 2006 nur 0,5 %, allerdings fand ich
diesen Biokraftstoff einerseits aufgrund seiner relativ einfachen Verfügbarkeit und
andererseits aufgrund der intensiven Verwendung desselben in Brasilien und auch den USA
interessant.
Sollten zudem Pilotprojekte zur Erzeugung von Ethanol aus Lignozellulose 8 erfolgreich
abgeschlossen werden, so wäre ein Verfahren zugänglich, welches mit weniger wertvollen
Rohstoffen wie Holz oder Stroh höhere Ethanol-Erträge als mit heutigen Techniken
ermöglichen würde. Zudem könnte die heute schon teilweise vorhandene Konkurrenz
zwischen Nahrungsmittel- und Energiepflanzen-Produktion und die damit meist verbundenen
Verteuerungen der Lebensmittel verringert werden.
Schaut man sich die Erträge von Ethanol pro Hektar Anbaufläche diverser Nutzpflanzen an,
so wird deutlich, dass sich der Einsatz von Ethanol als Kraftstoff insbesondere in Brasilien
eher lohnt als anderswo (siehe Diagramm 2).
Weizen (EU)
Mais (USA)
Zuckerrohr (Brasilien)
0
2000
4000
6000
8000
Diagramm 2: Erträge von Ethanol [L/ha] 9
Für meinen Vortrag habe ich mich deshalb auch näher an der Bioethanol-Produktion in
Brasilien orientiert. Brasilien hatte 2006 einen Marktanteil von 34 % an der Welt-EthanolProduktion und war somit zweit-größter Produzent8. 40 % des brasilianischen
8
9
siehe Spiegel Special „Neue Energien“, Nr.1/2007, S.61
aus: http://www.fh-aachen.de/uploads/media/061124_Bioethanol_Vortrag_sp.pps.zip (besucht am 31.08.07)
- 11 -
Kraftstoffbedarfs werden durch Ethanol gedeckt, 50 % der brasilianischen PKW fahren mit
E85, einem Gemisch aus 85 Vol-% Ethanol mit 15 Vol-% Super-Benzin10.
Der Bioethanol wird durch Vergärung von zuckerhaltigem Material mit Hefe erhalten,
letzteres kann durch enzymatische Spaltung von stärkehaltigen Substanzen gewonnen werden:
 C6 H10O5 n
Stärke
s
Enzym
 n H 2O 
 n C6 H12O6
Glukose
 aq 
Spaltung der Stärke
Hefe
C6 H12O6 aq  
 2 CO2 g   2 C2 H 5OH  aq 
Glukose
Kohlendioxid
Ethanol
Vergärung der Glukose
Die Vergärung findet im Allgemeinen nur bis zu einer Volumen-Konzentration bis ca. 20
Vol-% Ethanol statt, dann sind die Hefe-Zellen aufgrund des Alkohols gehemmt und können
keine weitere Glukose in Ethanol umwandeln.
Um nun möglichst hochprozentigen Alkohol zu erhalten, wird die Gärmischung destilliert
(mehrfach oder fraktioniert), auf diesem Wege kann man bis zu ca. 96 Vol-%igen Alkohol
erhalten. Eine weitere Absolutierung des Alkohols auf destillativem Wege ist dann nicht mehr
möglich, da ein Gemisch von 96 Vol-% Ethanol und 4 Vol-% Wasser azeotrop siedet. Das
bedeutet, dass ein solches Gemisch bei der Siedetemperatur dieses Gemisches gleichstark
verdampft, also genauso viel Ethanol wie Wasser in die Gasphase übergeht. Dadurch ist eine
weitere Auftrennung des Gemisches auf diesem Wege ausgeschlossen.
Für die Verwendung als Kraftstoff im Gemisch mit Benzin wird allerdings sehr reiner
Alkohol mit einem Gehalt von 99,5-99,8 Vol-% Ethanol benötigt. Mögliche Wege zur
Absolutierung sind das Schleppmittelverfahren (destillative Auftrennung nach Zugabe eines
dritten Stoffes, z.B. Toluol), das Membranverfahren (Gemisch wird an einer Membran
vorbeigeleitet, welche nur für Wasser durchlässig ist, somit wird eine Aufkonzentrierung
erreicht) und das Molekularsiebverfahren. Letzteres ist Motivation für Versuch 2 (s.u.).
10
aus: http://www.fh-aachen.de/uploads/media/061124_Bioethanol_Vortrag_sp.pps.zip (besucht am 31.08.07)
- 12 -
1.1.1 Versuche
1.1.1.0 Versuch 2: Wasserentzug durch Molekularsieb
Chemikalien
·
Ethanol
(F; R 11, S 7-16)
(ca. 94 Vol-%, z.B. durch fraktionierte Destillation von Zuckerrohrschnaps)
·
Molekularsieb 3 A
(-)
Geräte
·
kleine Chromatographie-Säule
·
kleiner Trichter
·
Aräometer oder genaue Waage (mind. 3 Nachkommastellen), kleine Bechergläser und
Vollpipetten
·
Bechergläser
·
Stativmaterial
Versuchsaufbau
Trichter
NS24
Chrom atographies äule m it Molekulars ieb
30
Becherglas
50 mL
20
10
- 13 -
Durchführung/ Beobachtung
Um einem zuvor destillativ aufkonzentriertem Ethanol/Wasser-Gemisch weiter Wasser zu
entziehen, lässt man ca. 10 mL des Gemisches durch die mit dem Molekularsieb gefüllte
Säule laufen. Eventuell ist es für eine bessere Adsorption des Wassers sinnvoll, das
Molekularsieb vorher im Trockenofen zu trocknen.
Die Konzentration des unten aufgefangenen Produktes kann dann über die Dichte unter
Zuhilfenahme einer Dichte/Konzentrations-Tabelle (siehe Tabelle 2) bestimmt werden. Zu
Vergleichszwecken kann man auch die Dichte des oben eingefüllten Gemisches bestimmen.
Dabei wird die Dichte entweder mit einem Aräometer direkt ermittelt, oder, falls nicht
verfügbar, indem mit einer Vollpipette (z.B. 5 mL) ein exaktes Volumen abgemessen wird,
dessen Gewicht mithilfe einer genauen Waage dann festgestellt wird. Die Dichte ergibt sich
dann als Quotient aus dem Gewicht pro Volumen.
Auswertung/ Hintergründe
Dichte (20 °C) [g/mL]
Vol-% Ethanol
0,81942
93,2
0,81674
94
0,81401
94,7
0,81127
95,4
0,80848
96,1
0,80567
96,7
0,8028
97,4
0,79988
98,1
0,79688
98,7
0,79383
99,3
0,79074
Tabelle 2: Konzentrationsbestimmung über die Dichte
100
11
Ergibt die Dichte-Bestimmung vor dem Passieren des Molekularsiebes einen Wert von ca.
0,815 g/mL ( ca. 94 Vol-% Ethanol), so kann bei dem Gemisch, dass die Säule durchlaufen
11
Auszug aus: http://www.hamm-chemie.de/j11/j11db/ethanol_wasser.pdf (besucht am 31.08.07)
- 14 -
hat, eine Dichte von ca. 0,801 ( ca. 97 Vol-% Ethanol) ermittelt werden. Zwar gelingt es mit
dieser primitiven Säule nicht, den Alkohol zu absolutieren, aber die Idee dieses Verfahrens
wird erkenntlich.
Das Molekularsieb 3 A ist ein Zeolith A, Zeolithe sind Alumosilikate mit großer innerer
Oberfläche und „Käfigen“ (siehe Abbildung 1).
Abbildung 1: Zeolith A12
Zeolithe bestehen aus gitterartigen Alumosilikat-Anionen, die negative Ladung wird durch
Kationen stabilisiert, die in den Käfigen sitzen. Diese Kationen können ausgetauscht werden,
diese Eigenschaft macht man sich bei Wasserenthärtern zu Nutze (z.B. Austausch Natrium
gegen Calcium). Die negative Ladung des Alumosilicat-Gitters rührt von dem tetraedrisch
gebundenen Aluminium her. Je mehr Aluminium ein Zeolith enthält (und entsprechend je
weniger Silicium), desto dichter ist die negative Ladung im Gitter und dadurch umso polarer
die innere Oberfläche. Das Molekularsieb 3 A (3 A steht für 3 Å = 3·10-10 m und gibt die
Größe der Käfigöffnung an) besitzt zum einen eine relativ polare innere Oberfläche, so dass
die Adsorption von neutralen polaren Molekülen (wie Wasser es ist) gut funktioniert, zum
anderen ist die Käfigöffnung für Wasser groß genug, für Ethanol allerdings nicht.13
Technisch bedient man sich des gleichen Prinzips, allerdings unter optimierten Bedingungen
und modifizierten technischen Details. Gefahren werden zwei Kolonnen, wobei abwechselnd
die eine mit dem dampfförmigen, komprimierten Ethanol-Wasser-Gemisch beschickt und die
andere regeneriert wird. Nach ca. 5-10 min. Betrieb ist die Beladung des Molekularsiebes mit
Wasser so hoch, dass eine weitere Aufnahme von Wasser nicht mehr möglich ist. Zur
Regeneration wird die Kolonne mit bereits absolutiertem Ethanol unter abgesenktem
12
13
aus: http://www.arnold-chemie.de/grafik/zeolith-a.gif (besucht am 01.09.07)
allgemeine Informationen aus: http://www.arnold-chemie.de/grundlagen.html (besucht am 01.09.07)
- 15 -
Partialdruck beschickt, dabei löst sich das adsorbierte Wasser. Das wasserhaltige Ethanol wird
dann wieder in den Destillationsprozess überführt.14
1.1.1.1 Versuch 3: Explosion eines E85-Luftgemisches
Um die Funktionsweise eines Otto-Motors bzw. genauer den Arbeitstakt eines Zylinders zu
simulieren, eignet sich der folgende Versuch. Zudem wird durch die Explosion
veranschaulicht, dass auch ein Gemisch aus 85 Vol-% Ethanol und 15 Vol-% Benzin als
Treibstoff genutzt werden kann.
Chemikalien
·
Super-Benzin
(F+, T, N; R 12-20/21/22/48-38-45-51/53-65-67, S 2-16-23-24-29-36/37-45-53-61-62)
·
Ethanol
(F; R 11, S 7-16)
Geräte
·
Papp-Rohr mit Deckeln (z.B. Posterrolle)
·
Watte
·
Piezozünder (z.B. von Conrad Elektronic) oder Schaschlik-Spieß zur Zündung
·
Isolierband
Versuchsaufbau
14
technische Funktionsweise aus: https://www.fhmuenster.de/fb4/downloads/personen/wetter/fhmuenstermachbarkeitsstudieabsolutierung.pdf (besucht am
31.08.07)
- 16 -
Piezozünder
Watte (m it E85 getränkt)
2 Kabel
Pos terrolle
Deckel
Durchführung/ Beobachtung
Zuerst muss die Posterrolle präpariert werden. Ist ein Piezozünder vorhanden, werden die
beiden Kontakte am Zünder mit zwei Kabeln verbunden. Die anderen beiden Kabelenden
werden jeweils so durch ein kleines Loch an einem Ende der Rolle gesteckt, dass der Funke
überspringen kann (testen!), anschließend die Kabel außen mit Isolierband fixieren. Ist kein
Piezozünder vorhanden, so wird ein kleines Loch ( ca.5 mm) an einem Ende der Rolle in
ebendiese mithilfe eines Messers gestochen. Zur Zündung hält man dann den brennenden
Schaschlik-Spieß an das Loch (die Verwendung eines Feuerzeugs anstelle des SchaschlikSpießes wird nicht empfohlen, die austretende Stichflamme kann schnell die Hand
verbrennen!). Für einen festeren Sitz der Deckel (und somit lauteren Knall) können die
Deckel an den in der Rolle sitzenden Seiten noch mit 2-3 Lagen Isolierband umwickelt
werden, vom Festkleben o.ä. des Deckels sollte abgesehen werden, da sonst die Explosion
andere Wege als das Herausdrücken des Deckels suchen könnte.
Ein explosionsfähiges E85-Luft-Gemisch wird hergestellt, indem man ca. 2 mL eines E85Gemisches auf ein kleines Stück Watte gibt, die Watte in die Rolle überführt und mit
geschlossenem Deckel das Gemisch zum Verdampfen gebracht wird, indem man die Watte
mehrfach durch Drehen der Rolle in dieser hin- und herbewegt. Zum Zünden des Gemisches
wird die Rolle senkrecht auf den Boden gestellt, so dass die Kabel bzw. das Loch sich unten
befinden. Die Rolle wird mit einer Hand festgehalten, mit der anderen wird die Zündung
vorgenommen, bei der Explosion fliegt der obere Deckel mit einem Knall und einer aus der
Rolle austretenden Stichflamme aus der Rolle.
Sollte die Zündung nicht erfolgreich verlaufen, kommen im Prinzip zwei Gründe in Frage.
Zum einen kann es sein, dass der Wattebausch auf den Kontakten liegt und ein Überspringen
- 17 -
des Zündfunkens verhindert, zum anderen kann das in der Rolle befindliche Gemisch noch
nicht genug verdampft sein, so dass noch kein explosionsfähiges Gemisch vorliegt.
Auswertung/ Hintergründe
Durch den Zündfunken wird das explosionsfähige Gemisch zur Explosion gebracht, die
schlagartig entstehenden Verbrennungsgase treiben den Deckel aus der Rolle.
Reaktionsgleichungen:
Benzin (Hautbestandteil Alkane, n ≈ 5-11)
Cn H 2n2   3n  1 O2 
 n CO2   n  1 H 2O
Ethanol
C2 H 5OH  3 O2 
 2 CO2  3 H 2O
Anstelle eines E85-Gemisches können auch andere leicht verdampfbare, entzündliche Stoffe
verwendet werden, z.B. Pentan. Zur Berechnung der erforderlichen Flüssigkeitsmenge werden
zunächst folgende Angaben benötigt: Volumen der Rolle (bestimmbar als Volumen eines
Zylinders, V = π·r2·h, wobei h die Länge der Rolle und r der Radius der Rolle ist), die
Explosionsgrenzen des Stoffes (meist ein angegebener Bereich in Vol-% der verdampften
Flüssigkeit in Luft), die Molmasse der Flüssigkeit sowie die Dichte der Flüssigkeit.
Zunächst wählt man sich einen Vol-%-Wert in der Mitte der Explosions-Grenzen aus und
ermittelt die erforderliche Menge verdampfter Flüssigkeit, die dem vorliegenden Volumen der
Rolle entspricht (Dreisatz, Bsp.: 5 Vol-% Pentan entsprechen 5 mL verdampften Pentans in
einem Rollenvolumen von 100 mL, für ein Rollenvolumen von 3 L werden also 150 mL
gasförmiges Pentan benötigt). Über das Normvolumen idealer Gase (1 mol eines idealen
Gases nimmt bei Normbedingungen 22,414 L Volumen ein) kann die der verdampften
Flüssigkeit entsprechende Stoffmenge angenähert ermittelt werden. Über die Stoffmenge
kann nun mithilfe der Molmasse der Flüssigkeit und der Beziehung m = n·M die Masse der
benötigten Flüssigkeit errechnet werden, welche entweder abgewogen oder unter
Verwendung der Dichte der Flüssigkeit in das Volumen der benötigten Flüssigkeit
umgerechnet wird (V = m/ρ). Diese Flüssigkeitsmenge wird dann auf den Wattebausch
aufgetragen und in der Rolle zum Verdampfen gebracht.
- 18 -
1.2.
BtL-Kraftstoffe
1.2.0 Einleitung
Die Abkürzung „BtL“ kommt vom dem Begriff „biomass to liquid“ und ist als Begriff für
flüssige Kraftstoffe entstanden, die aus Biomasse synthetisiert werden. Zurzeit sind am
interessantesten die Verfahren, bei denen zunächst Holz oder andere organische Substanzen,
auch Abfälle, durch Pyrolyse in Pyrolysegas und kokshaltige Rückstände zersetzt werden
(siehe Versuch 4). Die Rückstände werden im nächsten Schritt weiter unterstöchiometrisch
oxidiert, man erhält zusammen mit dem vorher erzeugten Gas das Synthese-Rohgas.
Im Fischer-Tropsch-Verfahren werden anschließend aus dem Synthese-Rohgas, welches zum
großen Teil aus Kohlenmonoxid und Wasserstoff besteht, kettenförmige Alkane synthetisiert
(siehe Versuch 5). Dieses Alkangemisch kann als Kraftstoff für Dieselmotoren verwendet
werden.
1.2.1 Versuche
1.2.1.0 Versuch 4: Holzvergasung15
Dieser Versuch simuliert in einfacher Weise den ersten Schritt auf dem Weg zum BtL-Diesel,
die Pyrolyse von Holz.
Chemikalien
·
Holzspäne (z.B. Sägemehl)
(-)
Geräte
15
Idee aus: http://www.idee-nrw.de/pdfs/ureihechem.pdf (besucht am 01.09.2007)
- 19 -
·
Reagenzglas mit durchbohrtem Stopfen
·
rechtwinkliges Ableitungsrohr
·
Bunsenbrenner
Versuchsaufbau
Ableitungs rohr
RG m it Sägem ehl
Brenner
Durchführung/ Beobachtung
Das Reagenzglas wird zu 1/3 mit Sägespänen befüllt, der Stopfen mit Ableitungsrohr
aufgesetzt und anschließend wird das Reagenzglas am unteren Ende durch Fächern mit dem
Brenner gleichmäßig erhitzt. Nach kurzer Zeit nimmt der zuvor gelblich-weiße
Reagenzglasinhalt eine braune und dann eine schwarze Farbe an, gleichzeitig kondensieren an
der oberen Reagenzglaswand Wasser und andere gelblich-braune Produkte, aus dem
Ableitungsrohr tritt weißlicher Qualm aus. Letzterer kann mit Hilfe eines Feuerzeugs
entzündet werden, eine von allein weiter brennende Flamme am Ende des Ableitungsrohrs
wird beobachtet.
Auswertung/ Hintergründe
Holz besteht im Wesentlichen aus vier Bestandteilen: Cellulose (≈ 35 %), Hemicellulose (≈
20 %), Lignin (≈ 20 %) und Wasser (≈ 25 %). Cellulose und Hemicellulose sind
Polysaccharide, Lignin ist ein unregelmäßiges Phenol-Polymer (siehe Abbildungen 2,3 und 4).
- 20 -
Abbildung 2: Cellulose16
Abbildung 3: Hemicellulose17
Abbildung 4: Lignin18
16
17
aus: http://www.doitpoms.ac.uk/tlplib/wood/figures/cellulose.png (besucht am 01.09.07)
aus: http://www.membres.lycos.fr/nico911/images/hemicell.gif (besucht am 20.06.07)
- 21 -
Schematisch kann man sich den Aufbau des Holzes wie in Abbildung 5 vorstellen:
Abbildung 5: struktureller Aufbau von Holz 19
Bei dem Versuch findet zunächst die Zersetzung des Holzes in gasförmige Bestandteile
(Holzgas), flüssige (Holzgeist) und feste (Holzkohle/Holzteer) statt. In abstrakter
Reaktionsgleichung kann man sich den Vorgang wie folgt vorstellen:
m
H 2 g 
2
m
m
m


  k  n   C s   n CO g   H 2 g   CH 4 g 
 Ck H mOn  s  
8
4
8


  k  n  C s   n CO g  
 Ck H mOn  s  
18
aus: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ee/Lignin_structure.svg (besucht am 01.09.07)
aus: ftp://fnr-server.de/pdf/literatur/pdf_253studie_zur_direktverfluessigung_final_komprimiert.pdf (besucht
am 01.09.07)
19
- 22 -
Die Tatsache, dass das aus dem Ableitungsrohr entweichende Holzgas brennbar ist, kann
durch die bei der Pyrolyse entstehenden Gase Kohlenmonoxid, Wasserstoff und Methan
erklärt werden.
Bei der einfachen Pyrolyse (wie in diesem Versuch) ist die Gaszusammensetzung eine andere,
als wenn nach der Pyrolyse auch noch die Koks- und Teer-Rückstände unvollständig oxidiert
werden (siehe Tabelle 3).
Holzgas-Zusammensetzung
Gas-Zusammensetzung nach
zusätzlicher
unterstöchiometrischer
Oxidation von Holkohle/-teer
(Synthese-Rohgas)
CO
H2
34 %
2%
20 %
20 %
C2H4
2%
-
CH4
N2
13 %
2%
-
45 %
CO2
49 %
13 %
Tabelle 3: Gaszusammensetzungen
20
Der in der Tabelle auftretende Stickstoff ist im Synthese-Rohgas vorhanden, da die weitere
unvollständige Oxidation mit Luft geschieht. Man kann gut erkennen, dass das SyntheseRohgas einen höheren Wasserstoff-Anteil und einen geringeren Kohlendioxid-Anteil aufweist,
was für die Fischer-Tropsch-Synthese wichtig ist.
1.2.1.1
Versuch 5: Fischer-Tropsch-Synthese21,22
Der nachfolgende Versuch soll die eigentliche Synthese des Fischer-Tropsch-Diesels
demonstrieren. Es ist mir nicht gelungen, unter Laborbedingungen flüssige Endprodukte zu
synthetisieren, jedoch wird das Prinzip der Synthese durch den Versuch etwas verdeutlicht.
20
Werte aus: http://www.bhkws.de/bhkw_anwendung_holzgas.htm und
http://www.holzgas.com/kraftwaerme.htm (besucht am 01.09.07)
21
Katalysatorherstellung und Prinzip aus: Chemie in der Schule, Heft 5 (1958), S. 101; Heft 6 (1959), S. 94;
Heft 7 (1960), S. 211 (Autoren: W. Jöricke, E. Schulze)
22
weitere Anregungen aus: http://www.schuelerforumnordbayern.de/schuelerforum%20vortraege/Energie%20und%20Umwelt/7%2005%20Kraftstoffe%20aus%20na
chwachsenden%20Rohstoffen.pdf (besucht am 01.09.07)
- 23 -
Chemikalien
Für Katalysatorherstellung
·
Cobaltnitrat Co(NO3)2 · 6 H2O
(Xn; R 22-40-43, S 36/37)
·
Natriumcarbonat Na2CO3
(Xi; R 36, S 22-26)
·
Magesiumoxid MgO
(-; S 22)
·
konz. Ameisensäure HCOOH
(C; R 10-35, S 23-26-45)
·
techn. Wasserglaslösung
(Xi; R 36/38, S 26)
·
Eisendrehspäne
(-)
Für Synthesegasherstellung
·
konz. Ameisensäure HCOOH
(C; R 10-35, S 23-26-45)
·
konz. Schwefelsäure H2SO4
(C; R 35, S 26-30-45)
·
konz. Salzsäure HCl
(C; R 34-37, S 26-36/37/39-45)
·
Zink-Granalien Zn
(-)
Geräte
Für Katalysatorherstellung
·
Becherglas (600 mL), Becherglas (1,5 L)
·
Glasstab
·
2 Magnetrührer mit Fisch
- 24 -
·
große Porzellannutsche
·
Exsikkator
·
Filterpapier
·
ein paar größere Reagenzgläser
·
auf RG passender, durchbohrter Stopfen, dazu passendes Ableitungsrohr
·
auf Ableitungsrohr passendes Stück PVC-Schlauch (ca. 20 cm)
·
Bunsenbrenner
·
fest verschließbares Vorratsgefäß für Katalysator
Für Synthesegasherstellung
·
2 Reagenzgläser mit durchbohrtem Stopfen und Ableitungsrohr
·
2 Stücke PVC-Schlauch (ca. 20 cm)
·
2 Einwegspritzen mit Kanüle
·
Bunsenbrenner oder Wasserbad
Für den eigentlichen Versuch
·
2 Kolbenprober (100 mL) mit Drei-Wege-Hahn
·
Glührohr mit 2 fest sitzenden, durchbohrten Stopfen
·
Glaswolle
·
Digitalthermometer mit Temperaturfühler
·
Glaswolle
·
kleine Glasrohrstücke, PVC-Schlauch
·
Bunsenbrenner
·
Stativmaterial, diverse Schlauchschellen
Für die Produktanalyse (Gaschromatographie)
·
Low-Cost-Gaschromatograph (bestehend aus: Aquarienpumpe, GC-Säule,
Glühbirnen-Detektoreinheit inkl. Detektorelektronik, PC mit Auswertungssoftware;
alles vom AG Kappenberg)
·
für selbst gemachte GC-Säule:
- 25 -
- Schlauch, Länge: 80 cm; innen= 4 mm (laut GC-Hersteller am besten aus PA,
nach meiner Erfahrung funktioniert ebenso gut ein im Baumarkt erhältlicher
Aquarienpumpenschlauch aus Silikon),
- Silicagel (80-130 msh)
- 2 Kabelbinder
·
5 mL-Einwegspritze mit Kanüle
·
zu Vergleichszwecken: Methan aus der Druckdose
Versuchsaufbau
Katalys ator auf Eis ens pänen
Kolbenprober
3-Wege-Hahn
Glas wolle
Brenner
Durchführung/ Beobachtung
Katalysatorherstellung
Die hier nun beschriebene Darstellung für den Cobalt-Katalysator entspricht dem halben
Ansatz der in Quelle
20
angegebenen Menge, wobei diese Menge, sollte der Versuch nach
meiner unten beschriebenen Vorschrift durchgeführt werden, noch wesentlich reduziert
werden kann (1/10 des Original-Ansatzes reicht vollkommen aus).
Zunächst werden 100g Cobaltnitrat in 400 mL ention. Wasser gelöst, parallel werden 60 g
Na2CO3 in 1 L ention. Wasser gelöst. Beide Lösungen werden zum Sieden gebracht,
anschließend wird die Soda-Lösung schnell in die Cobaltnitrat-Lösung gegossen. Nach
kurzem Umrühren wird der Niederschlag sofort auf einer großen Nutsche abgesaugt. Der
Niederschlag von Cobaltcarbonat wird
dann in 750 mL siedendes Wasser eingebracht,
verrührt und nochmals abgesaugt, anschließend wird der Niederschlag einige Tage an der Luft
oder im Exsikkator getrocknet.
- 26 -
Im nächsten Schritt trägt man unter Rühren in 250 mL konz. Ameisensäure zuerst 30 g
Magnesiumoxid ein, dann das Kobaltcarbonat. Nun lässt man das Gemisch ein bis zwei Tage
im bedeckten Gefäß stehen, ohne den Niederschlag aufzuwirbeln. Danach gießt man die
überstehende Lösung ab, ohne den Niederschlag aufzuwirbeln, und gibt den Niederschlag auf
Filterpapier, worauf er oberflächlich an einem staubfreien Ort über Nacht trocknen gelassen
wird.
Der Niederschlag wird nun mit verdünnter Wasserglaslösung (25 g technische
Wasserglaslösung wird mit ention. Wasser auf ein Volumen von 50 mL aufgefüllt)
übergossen, nach einiger Zeit presst man auf Filterpapier ab und lässt möglichst vollständig
trocknen, am besten im Exsikkator über Calciumchlorid und Ätznatron (Natriumhydroxid mit
Calciumhydroxid).
Um nun das fein verteilte Cobalt-Pulver zu erhalten, füllt man ein großes Reagenzglas ca. 1/3
voll mit dem getrockneten Pulver, welches man zwischen Eisendrehspänen verteilt. Man setzt
einen durchbohrten Stopfen auf, durch den ein PVC-Schlauch führt. Letzteren führt man in
die Luftzufuhr eines Brenners und entzündet diesen. Mit einem anderen Brenner wird nun das
Reagenzglas langsam und gleichmäßig erhitzt, wobei sich das Pulver durch Zersetzung des
Cobaltformiats zu Cobalt, Kohlenmonoxid, Kohlendioxid und Wasser schwarz färbt und beim
Indikatorbrenner eine blaue Flamme aufgrund des Kohlenmonoxids zu erkennen ist. Unter
Schütteln erhitzt man so lange, bis ein gleichmäßig schwarzes Pulver vorliegt, allerdings
sollte man nicht zu stark erhitzen, um ein Zusammensintern des Pulvers zu vermeiden.
Allerdings muss auch eine vollständige Umsetzung erreicht worden sein, das Vorhandensein
von kleinen rosa-farbenen Klumpen ist ein Zeichen dafür, dass das Ende noch nicht erreicht
ist. Man lässt vollständig erkalten und gibt den Reagenzglasinhalt in ein fest verschließbares
Vorratsgefäß, man muss Luftkontakt des Pulvers möglichst vermeiden, da es zur
Selbstentzündung neigt. Diesen Vorgang wiederholt man, bis alles Cobaltformiat zersetzt
wurde.
Synthesegasherstellung
Stehen Wasserstoff und Kohlenmonoxid nicht in Bomben zur Verfügung, so können diese
(nachdem die eigentliche Syntheseapparatur aufgebaut wurde!!) selbst hergestellt werden.
Für die Wasserstoff-Herstellung werden in ein Reagenzglas 2-3 Zink-Granalien gefüllt und
ein fest sitzender, einfach durchbohrter Stopfen mit darin befindlichem Ableitungsrohr
aufgesetzt. Durch den Stopfen wird eine Kanüle gestochen, auf diese wird eine mit konz.
- 27 -
Salzsäure gefüllte Einwegspritze aufgesetzt. Tropfenweise wird nun Säure zugetropft,
nachdem die Luft im Reagenzglas verdrängt wurde, wird das Gas über den Drei-Wege-Hahn
in den Kolbenprober gefüllt.
Kohlenmonoxid stellt man her, indem ein Gasentwickler nach oben beschriebenem Prinzip
hergestellt wird, jedoch wird das Reagenzglas zu ca. einem Drittel mit konz. Schwefelsäure
gefüllt, die Spritze mit konz. Ameisensäure. Nachdem die Schwefelsäure erwärmt wurde (ca.
70°C, entweder im Wasserbad oder vorsichtig mit dem Brenner), lässt man langsam
Ameisensäure zutropfen und verfährt mit dem Auffangen des Gases wie oben.
Fischer-Tropsch-Synthese
Gemäß der Skizze zum Versuchsaufbau verbindet man zwei Kolbenprober mit Drei-WegeHahn mit PVC-Schlauch und Schellen mit dem Glührohr. Dieses wurde zuvor mit dem
Kontakt (Cobaltpulver zwischen Eisendrehspänen) so gefüllt, dass der Kontakt in der Mitte
des Rohres zum Liegen kommt und möglichst den gesamten Querschnitt des Rohres ausfüllt.
Um zu verhindern, dass der Kontakt beim Synthesevorgang in die Prober gelangt, werden an
den Enden des Glührohres Glaswollebäusche eingesteckt. In die Enden des Glührohres
werden einfach durchbohrte Gummistopfen gesteckt, welche dicht abschließen müssen. In der
Bohrung steckt jeweils ein kleines Stück Glasrohr, um die PVC-Schläuche mit
Schraubschellen anschließen zu können. Zur Temperaturkontrolle wird durch einen der am
Ende des Glührohres befindlichen Stopfens der Fühler eines Thermometers gestochen (für
dichten Sitz des Fühlers empfiehlt es sich, mit einem erhitzen Stück Draht ein feines Loch in
den Stopfen zu schmelzen, durch welches man den Fühler schiebt). Das Ende des Fühlers
sollte sich sinnvollerweise in der Mitte der Katalysatormischung befinden. Nachdem die
Dichtigkeit der Apparatur getestet wurde, füllt man den ersten Kolbenprober voll mit
Wasserstoff und spült damit die Apparatur, indem man das Gas durch die Apparatur hin- und
herleitet. Man lässt das Gas aus dem Drei-Wege-Hahn des anderen Probers entweichen,
befüllt den ersten Prober erneut voll mit Wasserstoff, und drückt dann wiederum soviel Gas
durch den Drei-Wege-Hahn des anderen Kolbenprobers aus der Apparatur, bis in dem
Wasserstoffkolbenprober noch ca. 50 mL Wasserstoff verbleiben. Nun wird der andere
Kolbenprober mit Kohlenmonoxid voll gefüllt, worauf man direkt über den an diesem Prober
befindlichen Hahn wiederum soviel Gas ausströmen lässt, bis ein Volumen von ca. 20 mL in
diesem verbleibt. Die Hähne werden nun so gedreht, dass beide Kolbenprober mit der
Apparatur verbunden sind, und man vermischt die Gase durch hin- und herschieben der
- 28 -
Prober. Nach dem Mischen drückt man das gesamte Gas in einen der Prober und bestimmt
das Gesamtvolumen, dieses sollte ca. 70 mL betragen, auf Druckfreiheit in der Apparatur ist
zu achten.
Die Synthese beginnt man, indem man mit einem Bunsenbrenner den im Glührohr
befindlichen Katalysator erhitzt. Ist eine Temperatur von ca. 250 °C erreicht, leitet man das
Gas über den Kontakt hin und her. Nach anfänglicher geringer Volumenzunahme (auf ein
Volumen von ca. 80 mL, eine größere Volumenzunahme deutet auf einen nicht vollständig
umgesetzten Katalysator hin bzw. auf Feuchtigkeitsrückstände in diesem hin und hat sehr
wahrscheinlich ein Scheitern des Versuchs zur Folge) durch die Erwärmung des Gases nimmt
im weiteren Verlauf das Volumen nach und nach ab, nach ca. 5-10 min ist nur noch ein
Volumen von ca. 25 mL vorhanden, dies ist ein Anzeichen dafür, dass die Reaktion
abgelaufen ist. Zur Untersuchung des Gases mit einem Gaschromatographen wird mit einer
sauberen Einwegspritze eine Probe aus einem der Drei-Wege-Hähne entnommen.
Analyse mittels GC
Für die Analyse von Methan (erwartetes Hauptprodukt) neben Wasserstoff benötigt man eine
andere als die mitgelieferte GC-Säule, in dieser werden Wasserstoff und Methan nicht
getrennt, ihre Peaks liegen übereinander, wodurch man nicht erkennen kann, ob man das
Edukt Wasserstoff oder das Produkt Methan identifiziert hat. Diese kann man sich jedoch
einfach, unkompliziert und billig selbst herstellen. Dazu nimmt man ein 80 cm langes Stück
Silikonschlauch mit einem Innendurchmesser von 4 mm und befüllt diesen mit dem Silicagel
so, dass zum Schluss an den Enden jeweils ca. 5 mm frei bleiben, der Rest aber durchgängig
mit dem Trägermaterial gefüllt ist. In die Enden stopft man jeweils ein kleines Stück
Glaswolle, es sollte immer noch an beiden Enden etwas unbefüllter Schlauch vorhanden sein.
Um der Säule etwas Halt zu geben, wickelt man ca. 3 Windungen auf und fixiert diese mit 2
Kabelbindern.
Nachdem man die GC-Apparatur gemäß der Beschreibung aufgebaut hat, entfernt man die
ursprüngliche GC-Säule durch Abdrehen der Anschlussmutter und baut die neue Säule
entsprechend ein. Zur Analyse des Produktgases stellt man die Aquarienpumpe, die
Detektorelektronik und den PC an und spritzt zügig 1 mL des erzeugten Gases in das Septum
ein. Zu Vergleichszwecken kann man auch noch Methan aus der Druckgasdose sowie den
reinen selbst hergestellten Wasserstoff untersuchen. Nach meinen Erfahrungen befindet sich
der Methan-Peak direkt hinter dem (größeren) Wasserstoff-Peak (siehe Auswertung).
- 29 -
Auswertung/ Hintergründe
Katalysatorherstellung
Die Herstellung eines fein verteilten Cobalt-Pulvers geschieht durch thermische Zersetzung
von Cobaltformiat, welches zuvor aus Cobaltcarbonat und dieses wiederum aus Cobaltnitrat
hergestellt wurde.
Co  NO3 2 aq   Na2CO3 aq   CoCO3 s   2 Naaq   2 NO3aq 
CoCO3 s   2 HCOOH l   Co  HCOO 2 s   " H 2CO3 " aq 
2
0
2 2
4 2
1 2
 1 2 2 2 

Co  H C O O  
 Co s   C O g   C O2  g   H 2 O l 

 2 s 
Synthesegas-Herstellung
Die Herstellung von Wasserstoff und Kohlenmonoxid geschieht gemäß folgenden
Reaktionsgleichungen.
Zn s   2 HCl aq   H 2 g    ZnCl2 aq 
2
2

H 2 SO4l   H C OOH  l  
 C O g     H 3O 

 HSO4   aq 

Fischer-Tropsch-Synthese
Die Fischer-Tropsch-Synthese ist eigentlich eine Reaktion, bei der C-C-Bindungen gebildet
werden und so kettenförmige Kohlenwasserstoffe aufgebaut werden. Das Verfahren, aus
Synthesegas flüssige Kohlenwasserstoffe zu synthetisieren, ist schon länger bekannt. 1925
hatten die beiden Chemiker Hans Tropsch und Franz Fischer ihre Forschungen soweit
vorangetrieben, dass sie unter geeigneten Bedingungen (hoher Druck, ca. 200-300 °C
Temperatur) mit bestimmten Katalysatoren flüssige Kohlenwasserstoffe herstellen konnten.
- 30 -
Foto 1: Franz Fischer (l.) und Hans Tropsch23
Dieses Verfahren wurde dann auch vom Nazi-Regime während des 2. Weltkrieges eingesetzt,
um die Kriegsmaschinerie mit Treibstoff zu versorgen, Öllieferungen aus dem Ausland waren
eingestellt. Ebenso wird und wurde das Verfahren in Südafrika während der Apartheid
eingesetzt, da Ölembargos dies notwendig machten und andererseits Kohle in Südafrika
ausreichend vorhanden war/ist (die Firma Sasol betreibt noch heute einige Fischer-TropschSynthese-Anlagen). Kohle war für die Erzeugung des Synthesegases notwendig, im
Gegensatz zu heutigen Bestrebungen, das Synthesegas aus regenerativen Quellen zu
gewinnen, wurde damals das Synthesegas durch Kohlevergasumg von Kohle mit
Wasserdampf und Sauerstoff bei höheren Temperaturen gewonnen.
Die Fischer-Tropsch-Sythese kann man allgemein mit folgender Reaktionsgleichung
beschreiben (kettenförmiges Wachstum):
2 2
0
2/ 3 1
1 2
n C O  g    2n  1 H 2  g  
 Cn H 2 n  2 s / l / g   n H 2 O l / g 
Co bzw. Fe
23
aus:
http://www.mpg.de/bilderBerichteDokumente/multimedial/bilderWissenschaft/2005/12/Haenel0501/Web_Zoom
.jpeg (besucht am 6.09.2007)
- 31 -
Die Fischer-Tropsch-Synthese kann man schematisch wie folgt darstellen24:
C
O
+ H2
O
C
H H
.
.
.
O
C
. . . .
.
H
H
.
.
H2
CO
CH 3 CH 2
. . .
.
CH
. .
H2O
H2O
Co-Oberfläche
H3C
H3C
(CH 2)n
CH3
(CH 2)n CH 2
.
H3C
H2
CO
CH 2 CH 2 CH 2
.
. .
H2
Dabei werden zunächst der Wasserstoff und das Kohlenmonoxid assoziativ an die CobaltOberfläche adsorbiert, anschließend werden die C-O-Bindung und die H-H-Bindung
gespalten. Mit dem adsorbierten Wasserstoff wird dann der Kohlenstoff und der Sauerstoff
jeweils hydriert, dass entstehende Wasser verlässt die Katalysatoroberfläche. Im weiteren
Verlauf werden nun C-C-Bindungen zwischen den an der Oberfläche gebundenen CHxGruppen geknüpft, die Kette wächst. Nach einer bestimmten Anzahl von Wachstumsschritten
wird die Kohlenwasserstoffkette dann desorbiert.
Unter den von mir erreichten Bedingungen war dies jedoch nicht möglich, somit stellt meine
Reaktion nur einen Vorläufer der Fischer-Tropsch-Synthese dar, die das Prinzip verdeutlichen
soll.
24
nach: http://www.tu-braunschweig.de/Medien-DB/anchem/merk_kontakte1991-3_29-52.pdf (besucht am
06.09.2007)
- 32 -
. .
Das unter den oben beschriebenen Bedingungen erwartete Haupt-Reaktionsprodukt ist
Methan:
2 2
0
4 1
1 2
C O g   3 H 2  g  
 C H 4  g   H 2 Ol / g 
Co
2 mol Gas (bzw. 1
mol Gas, wenn das
Wasser kondensiert)
4 mol Gas
Die Reaktionsgleichung erklärt auch anschaulich die Volumenabnahme während der Synthese,
man erkennt, dass für große Ausbeuten ein großer Druck hilfreich ist (Prinzip des kleinsten
Zwanges).
Bei
einer
typischen
technischen
Fischer-Tropsch-Synthese
erhält
man
andere
Reaktionsprodukte als nur Methan. Eine typische Produktverteilung gibt nachfolgende Grafik
wieder (schwarz: Fe-Katalysator, grau: Cobalt-Katalysator).
C10
-
C21
(≈ 60 %)
Diagramm 3: Produktverteilung Fischer-Tropsch-Synthese25
25
aus: http://www.renet.at/gfx/download/biomasse/4_Hofbauer1_EZ-P4-Polygeneration_2005.pdf (besucht am
6.09.2007)
- 33 -
Gaschromatographie
Die Auswertung des Produktgases mittels Gaschromatographie liefert folgendes Ergebnis:
H2
CH4
„Einspritz“-Peak
Diagramm 4: Ergebnis GC-Analyse
Durch vorherige Vergleichsmessungen von reinem Methan und reinem Wasserstoff konnten
die Peaks den jeweiligen Stoffen zugeordnet werden.
Die grobe Funktionsweise eines Chromatographen ist folgende: Man hat eine stationäre und
eine mobile Phase (hier: Luft als mobile Phase, das Silicagel als stationäre Phase). Durch
unterschiedlich starke Adsorption der zu trennenden Stoffe an der stationären Phase passieren
die Stoffe unterschiedlich schnell mithilfe der mobilen Phase die Chromatographie-Säule. Am
Ende der Säule werden die Stoffe detektiert, bei diesem Gaschromatographen funktioniert das
derart, dass durch eine Glühbirne, deren Glaskolben entfernt wurde, ein konstanter Strom
geleitet
wird
und
der
Spannungsabfall,
verursacht
durch
Wärmeleitfähigkeiten der vorbeiströmenden Gase, gemessen wird.
- 34 -
die
verschiedenen
1.3.
weitere, nicht im Vortrag behandelte regenerative
Kraftstoffe
Natürlich kann so ein kurzer Experimentalvortrag nicht alle Konzepte ansprechen, die die
Erzeugung von regenerativen Kraftstoffen verfolgen. In kurzer Darstellung sollen nun noch
zwei weitere Kraftstoffe vorgestellt werden, die der Vortrag nicht berücksichtigte.
1.3.0 Wasserstoff
Wasserstoff als Energieträger (nicht Energiequelle!) und somit als Kraftstoff ist eine mögliche
Option, die vielleicht bald große Bedeutung haben wird. Seine Gewinnung kann auf
unterschiedlichen Wegen erfolgen, eine Möglichkeit wäre die Elektrolyse von Wasser mit
regenerativ hergestelltem Strom. Aus ökonomischen Gründen müsste dieser Strom aber im
Überfluss zur Verfügung stehen, dies ist im Moment (zumindest in Deutschland) noch nicht
der Fall. Aus Wasserkraft gewonnener überschüssiger Strom könnte dafür genutzt werden
(wie er z.B. in großem Maße in Norwegen gewonnen wird). Der Weg der WasserstoffGewinnung über die Elektrolyse bringt aber auch Energieverluste mit sich. Andere, noch
nicht ausreichend ausgereifte Verfahren haben das Ziel, den Wasserstoff direkt aus Biomasse
zu gewinnen, ohne den mit Verlust behafteten Umweg über die Elektrolyse zu gehen. Die
direkte Gewinnung von Wasserstoff aus Biomasse kann derart erfolgen, dass Biomasse mit
Wasser zunächst vergast wird zu Synthesegas, und der darin enthaltene Wasserstoff
abgetrennt wird.
Der gewonnene Wasserstoff kann dann als Kraftstoff entweder in Brennstoffzellen
elektrischen Strom erzeugen, der dann Elektromotoren antreibt, oder in Verbrennungsmotoren
die Stelle von Benzin bzw. Diesel einnehmen. Nachteilig bei letzterem Konzept ist, dass,
nicht wie bei der Brennstoffzelle, durch die höheren Temperaturen Stickoxide entstehen,
wodurch die Emissionen beim mit Wasserstoff betriebenen Fahrzeug sich nicht auf Wasser(dampf)
beschränken.
Daher
und
auch
aus
Effizienzgründen
scheint
das
Brennstoffzellenkonzept vielversprechender zu sein.
Allerdings ist die Verwendung von Wasserstoff als Kraftstoff auch mit diversen Problemen
behaftet. Zum einen ist es aus Volumengründen zweckmäßig, Wasserstoff in flüssiger Form
zu verwenden. Um diesen jedoch zu gewinnen und auch diesen Aggregatzustand zu erhalten
sind große Drücke und enorme Abkühlung vonnöten, was wiederum mit einem
Energieaufwand verbunden ist. Zudem muss eine sichere Lagerung und Transport des
- 35 -
Wasserstoffs ermöglicht werden. Des Weiteren ist für den Einsatz von Wasserstoff in
Kraftfahrzeugen keine Infrastruktur (Tankstellen, Versorgungswege, Produktionsanlagen)
vorhanden, wodurch das Vorantreiben der Technologie (neben der Tatsache, dass Wasserstoff
einerseits noch nicht wirtschaftlich und erst recht nicht regenerativ gewonnen wird/werden
kann) gehemmt wird, und ebenso wird der Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur nicht
forciert, so lange nicht genügend Bedarf durch Fahrzeuge herrscht, ein kleiner Teufelskreis.
1.3.1 Biogas
Biogasanlagen sind momentan in vielen ländlichen Gebieten groß im Kommen, besteht doch
die Möglichkeit, aus Abfällen über die Produktion von Strom Geld zu machen. Biogas wird
aus landwirtschaftlichen Abfällen (Gülle, Gras, Grünabfälle jeglicher Art, Stroh) und/oder zu
diesem Zweck angebautem Biomaterial (Maissilage etc.) durch (anaerobe) Vergärung
erhalten, es besteht zum größten Teil aus Methan. Dieses Biogas wird in den schon heute
betriebenen Biogasanlagen zum Antrieb von Motoren verwendet, die wiederum Generatoren
antreiben und somit Strom produzieren (sogenannte Blockheizkraftwerke).
Anstelle der Erzeugung von Strom aus dem Biogas könnte dieses aber auch direkt in
Verbrennungsmotoren zum Einsatz kommen. Biogas könnte dann, analog der Nutzung von
Erdgas, als regenerativer Kraftstoff genutzt werden. Allerdings ist zuvor eine Aufarbeitung
des erzeugten Biogases auf Erdgasqualität notwendig (Abtrennung von Kohlendioxid,
Stickstoff etc.)
2. Schulrelevanz
Ausgehend vom hessischen Lehrplan für Chemie an Gymnasien (G8) 26 werden in diesem
Vortrag folgende Stichpunkte angesprochen:
•
7G.1:
Trennverfahren zur Trennung von Stoffgemischen aus Alltag, Industrie
und Umwelt kennen lernen
•
9G.3:
Erdöl und Erdgas als Energieträger und Rohstoffe
26
http://www.kultusministerium.hessen.de/irj/servlet/prt/portal/prtroot/slimp.CMReader/HKM_15/HKM_Interne
t/med/08a/08a50e9f-ba45-b901-be59-2697ccf4e69f,22222222-2222-2222-2222-222222222222,true.pdf
(besucht am 07.09.2007)
- 36 -
Vorgänge im Verbrennungsmotor (u.a. Modellversuch zum Otto-Motor,
Explosion von Benzin-Luft-Gemischen)
•
10G:
Alkanole
fakultativ: Alkohole als Treibstoffzusatz
•
11G.1:
Mechanismus der Esterbildung und -verseifung, mehrwertige Alkohole
(Glycerin)
•
11G.2:
Fette
•
12G.2:
Wahlthema Angewandte Chemie (u.a. „Vom Raps zum Biodiesel“)
3. Fazit
3.0 Regenerative Kraftstoffe
Auf die alltägliche Gegenwärtigkeit der Debatte über den Klimawandel mit möglichen
Lösungen für dieses Problem wie z.B. den Einsatz regenerativer Energien wurde schon in der
Einleitung eingegangen, hier möchte ich nun einige kritische Bemerkungen zum Thema
Regenerative Kraftstoffe machen.
Die grundsätzliche Idee, den menschlichen Hunger nach Energie auch durch Energieträger zu
stillen, die regenerativ gewonnen werden können, indem man die von der Sonne abgestrahlte
Energie nutzt (sei es fürs Pflanzenwachstum, sei es für Photovoltaikzellen, sei es durch
Verwertung der Windenergie usw.), ist durchaus positiv zu bewerten. Schwinden irgendwann
die fossilen Rohstoffe vollständig, sind wir auf diese Art der Energiegewinnung sowieso
angewiesen, im Moment kommen sie vor allem verstärkt zum Einsatz, um dem steigenden
CO2-Ausstoß etwas entgegenzusetzen. So lobenswert der Grundsatz und die ursprüngliche
Idee auch sind, so angreifbar ist auch die Umsetzung in die Praxis. Einst von grünen
Visionären geträumt und von anderen belächelt, haben regenerative Energien heute einen
festen Bestandteil in unserer Gesellschaft, sogar eine konservative Kanzlerin hat sich die
Bekämpfung des Klimawandels zum Ziel gesetzt. Jedoch ist deren Nutzen für die Umwelt
manchmal nicht mehr zu entdecken.
Ganz allgemein ist es häufig noch so, dass die Verfahren zur Nutzung regenerativer Energien
nicht so weit ausgereift sind, dass sie rentabel sind. Aber eingesetzt werden sie trotzdem, dank
- 37 -
staatlicher Subventionen, die die Kosten-Nutzen-Rechnung verschönern. Zum Beispiel ist es
so, dass kleine Windkraftanlagen während ihrer gesamten Laufzeit weniger Energie erzeugen,
als zu ihrer Herstellung nötig war 27 . Diese Missstände werden einerseits durch weitere
Forschung und größere Anlagen sicherlich bald behoben, aber im Moment werden sie durch
Subventionen, z.B. in Form fester (und verhältnismäßig hoher) Einspeisevergütungen ins
Stromnetz, ausgemerzt. Bis auf weiteres wird es wohl noch schwierig bleiben, einem Kind
(und auch manchem Erwachsenen) zu erklären, warum der Bauer, der eine Windkraftanlage
auf seinem Hof stehen hat, die selbst erzeugte elektrische Energie nicht (zumindest teilweise)
für den eigenen Bedarf nutzt, sondern diese ins Netz einspeist und von einem Stromanbieter
den persönlichen Strom bezieht, weil ihn dieses billiger kommt.
Natürlich sind neue Konzepte, die auch vielversprechend scheinen, am Anfang durch
Subventionen zu fördern, damit sie gegen Konventionelles eine Chance haben und sich
irgendwann von allein profilieren können, nur ist die Frage, wie lange das dauert, und bei
welchem Konzept dies funktionieren kann und wird und bei welchem nicht. Zum Beispiel ist
es bei der Windenergie noch so, dass bei großen Windstärken hohe Überschüsse erzeugt
werden 28 , die noch nicht sinnvoll gespeichert werden können (den momentan höchsten
Wirkungsgrad von 70 % haben Pumpspeicherkraftwerke), und daher immer noch hohe
konventionelle Kraftwerkskapazitäten bereit stehen müssen, um bei Flauten einspringen zu
können.
Andere und ähnliche Probleme sind auch bei regenerativen Kraftstoffen zu finden. Da wäre
zunächst mal die Ökobilanz vom Biodiesel, welche selbst vom Bundesumweltministerium
sehr niederschmetternd angesetzt ist: Dem Biodiesel wird gegenüber konventionellem Diesel
nur eine Treibhausgasemissions- Ersparnis von 20-80 % 29 bescheinigt. Diese ziemlich große
Spanne rührt daher, dass man bei den Berechnungen z.B. die Verwertung von Glycerin
einbeziehen kann bzw. die Herstellung des Methanols als Edukt, größte Unklarheit besteht
zudem darin, wie viel Lachgas (N2O, 300 mal stärker wirksames Klimagas als CO2) bei der
Düngung der Pflanzen freigesetzt wird. Trotz der Spanne, wird es den naiven Menschen ohne
Vorwissen deutlich überraschen, dass nicht eine Emissions-Verringerung von 100 %
vorzufinden ist. Mit der Annahme, dass nur soviel CO2 im Verbrennungsmotor entsteht und
freigesetzt wird, wie vorher von der Rapspflanze aufgenommen wurde, scheint diese
Berechnung widersprüchlich. Somit ist der Einsatz von Biodiesel zwar gegenüber Diesel
ökologisch sinnvoll (durch eine Ersparnis von mind. 20 % klimarelevanter Abgase),
27
Vgl. Spiegel Heft 36/2007, S. 14
Vgl. Spiegel Heft 36/2007, S. 158/159
29
http://www.umweltbundesamt.de/verkehr/alternative-kraftstoffe/biodiesel/biodiesel.htm (besucht am 11.09.07)
28
- 38 -
allerdings stellt sich die Frage, ob die in die Subventionierung des Rapsanbaus fließenden
Gelder nicht anderweitig noch wirksamer zur Einsparung von Treibhausgas-Emissionen
eingesetzt werden könnten (z.B. durch Investition in effizientere Antriebstechniken). Ein
weiterer absurder Kritikpunkt des Einsatzes von Biodiesel ist angebracht, wenn das zur
Gewinnung des Biodiesels benötigte Öl nicht aus lokal angebautem Raps sondern z.B. aus
indonesischen Ölpalmen gewonnen wird. Zwar mag das ausländische Palmöl aus
ökonomischen Gründen auch in Betracht zu ziehen sein, aber neben dem klimaschädlichen
Transport aus Indonesien nach Deutschland kommt noch ein ganz anderer Aspekt zum Tragen.
Die zur Palmöl-Gewinnung angebauten Ölpflanzen stehen meist auf Böden, auf denen zuvor
Regenwald wuchs30. Dass der aus Palmöl gewonnene Biodiesel dann global gesehen sogar
dem Klima schadet, leuchtet ein.
Auch bei der Bioethanol-Produktion und dem Einsatz in Kraftfahrzeugen gibt es
Beanstandungen. Allgemein muss die Produktion von regenerativen Kraftstoffen immer auch
regional sinnvoll sein. Die Produktion in Brasilien, in welchem Zuckerrohr wunderbar und
mit großen Ausbeuten pro Hektar Anbaufläche wächst und dann relativ einfach Vergoren
werden kann, ist leider nicht auf andere klimatische Regionen übertragbar. Also verfolgt man
in den USA die Strategie, Mais als Rohstoff zur Ethanol-Produktion heranzuziehen, in Europa
ist es meist Weizen. Allerdings erhält man mit diesen Pflanzen auch wesentlich geringere
Ethanol-Erträge. Zwar werden im Moment zuversichtlich stimmende Studien betrieben zur
Ethanol-Produktion z.B. aus Lignocellulose (auch Stroh wäre dann „vergärbar“) oder aus
Schilfgras, beide Verfahren liefern annähernd so hohe Erträge wie die Ethanol-Produktion aus
Zuckerrohr. Aber noch wird in den USA die eher unsinnige Praxis der Mais-Vergärung
betrieben. Dieser Umstand wäre an sich nicht weiter schlimm, wenn der Mais im Überschuss
vorhanden wäre. Jedoch haben im letzten Jahr besonders die Mexikaner deutlich zu spüren
bekommen, was Globalisierung in Bezug auf weltweite Getreidepreise bedeutet. Im Jahr 2006
war der Weltmarktpreis für Mais um 80 % gestiegen. Dieser Anstieg führte zu
Massendemonstrationen in Mexiko, weil entsprechend die Preise für Maismehl mit anzogen,
die Hauptzutat für die Volksspeise Tortilla.31 Dieses Beispiel verdeutlicht eine ganz andere
Problematik der Biotreibstoffe: Ihre häufig auftretende Konkurrenz zur Nahrungsmitteln.
Derartige Preisanstiege sind auch beim Weizen zu beobachten, es handelt sich also nicht um
ein Einzel-Phänomen. Diese Konkurrenz könnte in Europa zum Beispiel dadurch verringert
werden, dass die Stilllegungsprämien der EU zurückgefahren werden und somit brachliegende
30
31
http://www.regenwald.org/presseberichte.php (besucht am 10.09.2007)
siehe Spiegel Special „Neue Energien“, Nr.1/2007, S.64
- 39 -
Flächen für den Anbau von Energiepflanzen genutzt werden. Ob allerdings eine ausreichende
Entkopplung von der Nahrungsmittelproduktion jemals erreicht werden kann, bleibt fraglich.
Wie schon erwähnt, lohnt sich die Herstellung regenerativer Kraftstoffe momentan aus
ökonomischer Sicht nur durch stattliche Subventionen. Sehr deutlich wird das in folgender
Tabelle:
Biodiesel aus Raps
Rapsöl
0,69
0,69
0,51
Bioethanol aus
...Zuckerrohr (Brasilien)
0,31
…Getreide
0,72
…Zuckerrüben
0,88
Biomethan (Biogas)
0,74
BtL
1,03
zum Vergleich:
Benzin*
0,38
Super*
0,40
Diesel*
0,47
Tabelle 4: Herstellungskosten verschiedener Kraftstoffe32
[in €/L Kraftstoffäquivalent]
(*Nettopreis bei 61 Dollar je Barrel Rohöl (Brent))
Die Tabelle macht klar, dass aus wirtschaftlichen Gründen nur in Brasilien aus Zuckerrohr
erzeugtes Ethanol mit den konventionellen Kraftstoffen mithalten kann, allerdings ist die
Einfuhr nach Deutschland mit einem Zoll von ca. 19 ct/L belegt 33, wodurch das brasilianische
Bioethanol wiederum hinter den konventionellen Kraftstoffen zum Liegen kommt.
Wahrscheinlich muss der Erdölpreis erst noch weiter steigen, bevor die neuen Kraftstoffe
wettbewerbsfähig sind, zudem können die Produktionskosten für diese sicherlich auch nach
und nach verringert werden.
Aber es gibt neben den genannten Nachteilen auch einige Vorteile der Biokraftstoffe
gegenüber den konventionellen Kraftstoffen. Neben der besseren CO2-Bilanz und der
Tatsache, dass diese Kraftstoffe im Gegensatz zu fossilen Kraftstoffen unbegrenzt verfügbar
sind, haben sie auch noch andere Vorzüge. Zum Beispiel ist der Einsatz von Biodiesel sehr
sinnvoll in Gebieten, die sensibel auf normalen Diesel reagieren, wie in Wasserschutzgebieten,
32
aus PowerPoint-Präsentation von Dr. Walter Helms (Unternehmensgruppe Bröring) zur NieKEVortragstagung Mittwoch, den 21. März 2007 in Vechta mit dem Thema „Bioenergie – Konsequenzen für die
Futtermittelpreise“
33
aus: http://www.lfl.bayern.de/iem/agrarmarktpolitik/20256/linkurl_0_20.pdf (besucht am 10.09.2007)
- 40 -
auf/in Seen (Motorboote etc.) usw., da Biodiesel wesentlich besser biologisch abgebaut wird
als Diesel. Zudem ist Biodiesel von Natur aus schwefelarm, dem konventionellen Diesel muss
der Schwefel vor dem Einsatz im Fahrzeug erst noch entzogen werden. Ebenso sind die RußEmissionen, ein großes Problem von Diesel-Fahrzeugen, man denke an die Feinstaub-Debatte,
beim Biodiesel-Betrieb wesentlich geringer 34 , da der Biodiesel im Motor vollständiger
verbrennt als Diesel. Ähnliche Vorteile sind beim synthetisch hergestellten Fischer-TropschDiesel beobachtbar, durch die kontrollierbare Herstellung erhält man nicht so ein heterogenes
Gemisch wie der Diesel es ist. Dadurch kann der Motor dem Kraftstoff besser angepasst
werden, was zu einer effizienteren Nutzung des Kraftstoffs und verbesserten Emissionen führt.
Vorteile und Nachteile hin oder her, über kurz oder lang muss eine sinnvolle Alternative die
knapper werdenden fossilen Kraftstoffe ablösen, welcher Kraftstoff sich am besten
durchsetzen kann und wird, ist noch unklar.
3.1 Schulrelevanz
Das Thema Regenerative Kraftstoffe oder sein Oberthema Regenerative Energien sind zwar
konkret im hessischen Lehrplan für Chemie nicht genannt, aber ich halte es für durchaus
möglich, dass das nicht mehr lange der Fall sein wird. Will das Fach den eigenen Ansprüchen,
die in der Präambel des Lehrplans gleich zu Anfang zu finden sind, gerecht werden, so ist
eine Anpassung unumgänglich. Dort ist die Rede davon, ein Ziel des Chemieunterrichts sei es,
„die Schülerinnen und Schüler zur Bewältigung zukünftiger Lebenssituationen und zur
Teilnahme an demokratischen Entscheidungsprozessen zu befähigen und damit zu mündigen
Staatsbürgern zu erziehen“ (S. 1) sowie „Schülerinnen und Schüler zu befähigen, in
Lebensbereichen, in denen chemisches, naturwissenschaftliches und technisches Verständnis
erforderlich sind, sachkompetent und verantwortungsbewusst zu handeln und zu
entscheiden“ (S. 2), eine Aufgabe des Fachs Chemie sei, „die materiale Umwelt zu
erschließen sowie Verständnis und Kompetenz im alltäglichen Umgang mit Stoffen zu
vermitteln“ (S. 1).
Gerade unter dem Gesichtspunkt der Erziehung zu mündigen Bürgern sowie dem Verständnis
und Kompetenz beim Umgang mit Stoffen bietet dieses hochaktuelle Thema sehr viel. Seine
Praxisnähe durch die allgegenwärtige Existenz von regenerativen Energien, sei es in
34
http://www.biodiesel.de/index.php3?hid=010 (besucht am 12.09.2007)
- 41 -
politischen Diskussionen, sei es im aktiven Gebrauch dieser durch die Schüler (z.B. durch
Verwenden von Biodiesel, durch installierte Solaranlagen usw.), macht das Thema zudem für
die Schüler interessant. Es geht nicht um theoretische und alltagsferne Dinge, sondern um
einen Bereich, der direkt ihr Leben tangiert. Werden im Zusammenhang mit der Behandlung
des Themas Regenerative Energien auch die Motivationen und Ursprünge zur Suche nach
neuen Energiequellen diskutiert (Klimawandel, Verknappung fossiler Brennstoffe) und vor
allem deren tatsächlicher Nutzen im Kampf gegen Treibhausgasemissionen, so erzieht man
die Schüler zu selbständig denkenden Individuen, die sich, unabhängig von Politik, Medien,
und Umweltorganisationen etc. zu diesem Thema ihre eigene Meinung bilden können. Die
Diskrepanz zwischen diesem selbst gemachten Bild und den verschiedenen in der
Öffentlichkeit geschilderten und als Wahrheit verkauften Meinungen führt außerdem dazu,
auch andere Bereiche kritischer zu betrachten und zu hinterfragen. Dass Aussagen von
Industrie, Politik oder anderen oft als die Wahrheit verkauft werden, weil es den persönlichen
Interessen gut passt, wird zum Beispiel auch veranschaulicht, wenn verschiedene
Stellungnahmen von verschiedenen Interessengruppen zu einen Thema verglichen werden,
z.B. zum Thema Regenerative Energien.
Des Weiteren bietet mein Vortrag gerade durch den Bereich der Fischer-Tropsch-Synthese
gute Ansätze, für einen fächerübergreifenden Unterricht. Die Synthesepraxis von Treibstoffen
im 2. Weltkrieg oder während der Apartheid in Südafrika kann als Aufhänger genutzt werden,
um auch politische, geschichtliche und wirtschaftliche Aspekte in die Bewertung
einzubeziehen.
Anhand von ökologischen und vor allem ökonomischen Betrachtungen zu regenerativen
Energien allgemein oder Regenerativen Kraftstoffen im Speziellen kann auch Sinn und
Unsinn diverser Wege diskutiert werden, z.B. inwiefern Biodiesel auch „Bio“ genannt werden
sollte, wenn er aus Palmöl gewonnen wird, welches auf gerodeten Regenwald-Flächen
erzeugt wird.
Alles in allem halte ich das Thema für durchaus schulrelevant, auch wenn nicht direkt im
Lehrplan genannt. Die vielen Querbeziehungen, die vorhanden sind, und die Aktualität
machen es meiner Meinung nach unterrichtenswert.
- 42 -
4. Literaturangaben
[1]
http://atlas.umwelt.hessen.de/servlet/Frame/atlas/luft/ek/alle_kohlendioxid/ek_alle_ko_txt.ht
m (besucht am 30.08.2007)
[2] http://www.umweltbundesamt.de/uba-infopresse/hintergrund/Trendtabellen_Emissionen_DE_1990_2004_CO2.pdf (besucht am
01.09.2007)
[3] http://bambus.tutech.net/energy/Content/download/Lamp_Quoten%20Treibstoffe_rev.pdf
(besucht am 30.08.07)
[4] ftp://fnr-server.de/pdf/literatur/pdf_174bd_biokraftstoffe%20august%202005.pdf (besucht
am 30.08.07)
[5] Chemkon Nr. 3, Jg. 2000, S. 143/144
[6] RAABits Grundwerk Chemie Sekundarstufe II, Stuttgart: Raabe 2002, Kap. II/H 2, pp.120, M3
[7] ftp://fnr-server.de/pdf/literatur/pdf_174bd_biokraftstoffe%20august%202005.pdf (besucht
am 30.08.07)
[8] Spiegel Special „Neue Energien“, Nr.1/2007, S.61
[9] http://www.fh-aachen.de/uploads/media/061124_Bioethanol_Vortrag_sp.pps.zip (besucht
am 31.08.07)
[10] http://www.fh-aachen.de/uploads/media/061124_Bioethanol_Vortrag_sp.pps.zip
(besucht am 31.08.07)
[11] http://www.hamm-chemie.de/j11/j11db/ethanol_wasser.pdf (besucht am 31.08.07)
[12] http://www.arnold-chemie.de/grafik/zeolith-a.gif (besucht am 01.09.07)
[13] http://www.arnold-chemie.de/grundlagen.html (besucht am 01.09.07)
[14] https://www.fhmuenster.de/fb4/downloads/personen/wetter/fhmuenstermachbarkeitsstudieabsolutierung.pdf
(besucht am 31.08.07)
[15] http://www.idee-nrw.de/pdfs/ureihechem.pdf (besucht am 01.09.2007)
[16] http://www.doitpoms.ac.uk/tlplib/wood/figures/cellulose.png (besucht am 01.09.07)
[17] http://www.membres.lycos.fr/nico911/images/hemicell.gif (besucht am 20.06.07)
[18] http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ee/Lignin_structure.svg (besucht am
01.09.07)
- 43 -
[19] ftp://fnrserver.de/pdf/literatur/pdf_253studie_zur_direktverfluessigung_final_komprimiert.pdf
(besucht am 01.09.07)
[20] http://www.bhkws.de/bhkw_anwendung_holzgas.htm und
http://www.holzgas.com/kraftwaerme.htm (besucht am 01.09.07)
[21] Chemie in der Schule, Heft 5 (1958), S. 101; Heft 6 (1959), S. 94; Heft 7 (1960), S. 211
(Autoren: W. Jöricke, E. Schulze)
[22] http://www.schuelerforumnordbayern.de/schuelerforum%20vortraege/Energie%20und%20Umwelt/7%2005%20Kraftst
offe%20aus%20nachwachsenden%20Rohstoffen.pdf (besucht am 01.09.07)
[23]
http://www.mpg.de/bilderBerichteDokumente/multimedial/bilderWissenschaft/2005/12/Haen
el0501/Web_Zoom.jpeg (besucht am 6.09.2007)
[24] http://www.tu-braunschweig.de/Medien-DB/anchem/merk_kontakte1991-3_29-52.pdf
(besucht am 06.09.2007)
[25] http://www.renet.at/gfx/download/biomasse/4_Hofbauer1_EZ-P4Polygeneration_2005.pdf (besucht am 6.09.2007)
[26]
http://www.kultusministerium.hessen.de/irj/servlet/prt/portal/prtroot/slimp.CMReader/HKM_
15/HKM_Internet/med/08a/08a50e9f-ba45-b901-be59-2697ccf4e69f,22222222-2222-22222222-222222222222,true.pdf (besucht am 07.09.2007)
[27] Spiegel Heft 36/2007, S. 14
[28] Spiegel Heft 36/2007, S. 158/159
[29] http://www.umweltbundesamt.de/verkehr/alternative-kraftstoffe/biodiesel/biodiesel.htm
(besucht am 11.09.07)
[30] http://www.regenwald.org/presseberichte.php (besucht am 10.09.2007)
[31] Spiegel Special „Neue Energien“, Nr.1/2007, S.64
[32] PowerPoint-Präsentation von Dr. Walter Helms (Unternehmensgruppe Bröring) zur
NieKE-Vortragstagung Mittwoch, den 21. März 2007 in Vechta mit dem Thema „Bioenergie
– Konsequenzen für die Futtermittelpreise“
[33] http://www.lfl.bayern.de/iem/agrarmarktpolitik/20256/linkurl_0_20.pdf (besucht am
10.09.2007)
[34] http://www.biodiesel.de/index.php3?hid=010 (besucht am 12.09.2007)
- 44 -
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