BBInfo2005-1-2text - Bundes

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BBInfo 1-2/2005
Informationsblatt des Bundes-Blindenerziehungsinstitutes
Titelbild: Erfolgreiche und ausgezeichnete Abschlussprüfungen
INHALT:
$$$LIEBE LESERINNEN UND LESER!
$$$BBI INTERN
%%%Personelles
$$$ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
%%%Ein Brief nach Weihnachten
%%%Wir sagen DANKE
%%%Herr Schauer und sein Agent TQ Simba im BBI
%%%Brief und Fotos zu „TQ1“
%%%Brief zu den Tagen der offenen Tür
%%%Brief zur Schulschlussfeier
$$$ERLEBEN – BEGREIFEN
%%%Um die Weihnachtszeit am BBI und wie das „neue Jesuskind“ zum
BBI gelangte
%%%Junge Hunde zu Besuch im Werkunterricht
%%%Spannende Exkursion zur BUWOG
%%%Hurra, wir waren in Alerheim
%%%Berufspraktische Tage der PTS 1 vom 25. – 29. April 2005
///Milena Budak
///Bryan Binder
///Nerma Omerovic
///Nicole Hausmann
///Sibel Cam
///Milena Budak
%%%Meine Berufspraktischen Tage
%%%Schreibwettbewerb im Tastaturschreiben
%%%„Zeitreise“ ins alte Griechenland
$$$LEHRABSCHLUSSPRÜFUNG ZUR KORB- UND
MÖBELFLECHTERIN
$$$SPEZIALBEITRÄGE
%%%Untergang und Neubeginn
%%%Braille – der Zugangscode zu einer anderen Erfahrungswelt?
%%%Heiß geliebt und stets umstritten Hundert Jahre deutsche
Blindenkurzschrift 1904 bis 2004
///1. Die Vorgeschichte
///2. Die Kurzschrift
///3. Aktuelle Situation
///4. Würdigung
///Literaturhinweise
%%%WKÖ präsentierte mit www.einstellungssache.at die europaweit erste
Jobbörse für behinderte Menschen.
%%%Verbesserter Service bei den ÖBB
$$$PROJEKTE
%%%Weißrussland – ein Reisebericht der besonderen Art
///Der Beginn einer Freundschaft
///Abflug von Vienna – Ankunft in Minsk
///Ausflug aufs Land
///Die Blindenschule und traditionelle Arbeitsplätze für Blinde in
Minsk
///Museumsbesuche – „Eine Nacht in Venedig“
///Weißrussland
%%%Kosovo
///Bericht
%%%Ein großer Erfolg – Projekt Schulbildung für blinde Turkanakinder
in Afrika
$$$FESTE UND FEIERN
%%%Der Besuch der AUA-Engerl
%%% „Auf der Alm, da gibt’s koa.......“
%%%E-Mail zum Hausball
%%%Kinderfasching
$$$FREIZEIT UND UNTERHALTUNG
%%%Gestatten, wir sind die Eistraumläufer!
%%%Romreise in den Semesterferien
///Römische Impressionen von Kerstin Wrba
///Im Rückblick auf unsere Reise schreibt Thomas Seidling:
///Meine Eindrücke der Romreise (Bianca)
%%%Unsere Rom-Reise
%%%Wie ein Fisch im Wasser ...
$$$SPORT UND SPIEL
%%%Jahresbericht
$$$HUMOR
%%%Modellrakete
$$$Liebe Leserinnen und Leser!
Endlich ist der Frühling ins Land gezogen und unsere Schülerinnen und
Schüler können in ihrer Freizeit unseren Garten noch mehr genießen. Ein
neuer Kletterturm mit Rutsche und eine neue Wippe, die auch größeren
Kindern Platz bietet, locken ins Freie. Wenn ich am Nachmittag in meiner
Kanzlei das Fenster geöffnet habe und das Lachen und die
Ausgelassenheit der Kinder höre, beflügelt mich das in meiner Arbeit....
Diese Zeilen leiteten das Editorial für BBInfo 1/2005 ein. Durch akuten
Zeitmangel des (winzigen) Redaktionsteams auf Grund der Vorbereitung
diverser, dicht gedrängter Veranstaltungen im ersten Kalenderhalbjahr
entschlossen wir uns, die Ausgaben BBInfo 1/2005 und BBInfo 2/2005 als
Doppelnummer im Sommer 2005 heraus zu geben. Einige Beiträge
können erst in BBInfo 3/2005 erscheinen, da sie den Umfang der
Doppelnummer sprengen würden. Ich bitte alle Leserinnen und Leser
dafür um Entschuldigung!
Das für uns und die Blindenpädagogik im deutschen Sprachraum so
bedeutende Jubiläumsjahr 2004 ist nun abgeschlossen, seine
Nachhaltigkeit ist uns ein besonderes Anliegen. Wir pflegen vermehrt
Kontakte zu Blindenbildungseinrichtungen im In- und Ausland und ganz
besonders freue ich mich über den Besuch unserer 1. HS-Klasse in
Alerheim, der Geburtsstadt Johann Wilhelm Kleins. Stolz bin ich auf
meinen Schulsprecher Mathias Schmuckerschlag, der in den Osterferien,
begleitet von unserer Sozialpädagogin Luise Chaloupsky, die Kinder in
Minsk (Weißrussland) besuchte. Ausführliche Berichte finden Sie im
Blattinneren!
Unsere Arbeit im Jahreskreis wird kontinuierlich fortgesetzt. Hausball,
Kinderfasching und Schikurs zählen schon zu den Standardangeboten
des Hauses und waren für alle Teilnehmer wieder ein Erlebnis. Das
„Waschbärenprojekt“ ist abgeschlossen und die Projektpräsentation fand
im Naturhistorischen Museum statt. (Bericht in BBInfo 3/2005).
Unser Haus gab der Schlussveranstaltung des Projektes „Gesunde
Leopoldstadt“ Raum und es ist erstaunlich, wie viele soziale
Organisationen im 2. Bezirk angesiedelt sind. Informationsstände,
Workshops und künstlerische Darbietungen gaben darüber Auskunft.
Wie schon angekündigt, begann im BBI nach langwierigen Verhandlungen
mit diversen Kostenträgern am 30. März 2005 der nächste 3-semestrige
Ausbildungslehrgang zum Masseur. Acht junge Damen und Herren mit
Blindheit oder Sehbehinderung konnten in diesen Kurs aufgenommen
werden. Erfreulich ist auch, dass Herr Ecker, Ausbildungsleiter
vergangener und des derzeitigen Kurses, in seinem Massageinstitut eine
sehbehinderte Masseuse anstellte. Herr Ecker errichtete mit 15. März
2005 in unserem Haus eine Zweigstelle seines Betriebes. Sowohl
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses als auch Damen und Herren
aus der Umgebung haben nun die Möglichkeit, von Montag bis Freitag
zwischen 9:00 und 17:00 Uhr einen Massagetermin im BBI mit Frau Priska
Kühberger zu vereinbaren (Tel.: 0650 6843369).
Vom 4. – 11. April 2005 fand das Projekt „Hilfe zur Selbsthilfe“
(Blindenschule Peja) im BBI seine Fortsetzung. Eine Kollegin und ein
Kollege aus dem Kosovo hatten diesmal intensive Fortbildung in
Orientierungs- und Mobilitätstraining und in Lebenspraktischen
Fertigkeiten. Nach einer anstrengenden und arbeitsintensiven Woche
können beide einiges an Fachkompetenz in ihre Schule in den Kosovo
mitnehmen.
Am 13. April 2005 stattete uns Frau Bundesministerin für Inneres Liese
Prokop einen Besuch ab (Bericht BBInfo 3/2005).
Das BBI war als Tagungs- und Fortbildungsstätte wieder nationales und
internationales Ziel.
Hier fand vom 11. – 16. April 2005 das 8. Modul der laufenden Blindenlehrerausbildung statt.
Unser schulautonomer Fortbildungstag am 15. April 2005 war gemeinsam
mit der Tagung der Lehrmittelzentrale für Stütz- und Regelschullehrer und
mit der Blindenlehrerausbildung organisiert. Rund 160 Teilnehmer/innen
aus ganz Österreich erwartete ein vielfältiges Programm mit mehreren
Workshops und der Einbeziehung von Hilfsmittelfirmen. Besonderen
Anklang fanden die Vorträge und Workshops von zwei schottischen
Expertinnen zum fachspezifischen Thema „Kinder mit schwersten
Behinderungen“.
Vom 22. – 24. April 2005 tagten im BBI 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 14 verschiedenen europäischen Ländern und beschäftigten sich
mit der Chancengleichheit von Behinderten in den Ländern der EU. Leiter
der Konferenz war die Deutsche Blindenstudienanstalt Marburg,
Organisator und Gastgeber war das BBI.
Zwei Schülerinnen und ein Schüler aus Marburg halfen bei den
Übersetzungen, unsere drei Handelsschulklassen nahmen am Samstag
Vormittag an den Grundsatzreferaten Teil. Ein Abend im Louis Braille
Haus des Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes
rundete die Tagung ab.
Von 25. – 28. April 2005 nahm ich an der Leitertagung der deutschsprachigen Blinden- und Sehbehindertenschulen in Hannover Teil.
In der Woche vor Pfingsten fuhr unsere Basale Förderklasse 2 auf
Projektwoche nach St. Lorenzen am Wechsel. Die Woche war ein voller
Erfolg!
Am 11. und 12. Mai 2005 öffneten wir die Türen und freuten uns, unsere
Arbeit präsentieren zu dürfen. Wie in den vergangenen Jahren gab es
auch heuer wieder einige Stationen zur Selbsterfahrung.
Das Jägerregiment Wien und das Wirtschaftsblatt veranstalteten erstmals
ein „Businessshooting“. Am 4. Juni 2005 nahmen wir mit Schülerinnen und
Schülern der Handelsschule daran teil. (Bericht BBInfo 3/2005).
Am 14. Juni 2005 fand die Abschlussprüfung für die 3. HAS unter dem
Vorsitz von Herrn LSI Mag. Grafinger statt. Die Leistungen konnten sich
sehen lassen, David Klein erreichte in allen Gegenständen ein „Sehr gut“.
Auch die Lehrabschlussprüfungen der Korb- und Möbelflechterei konnten
sich sehen lassen! Am 21. Juni 2005 legten Cigdem Cam und Sandra
Saleta nach 3-jähriger Lehrzeit die theoretische und praktische
Lehrabschlussprüfung für Korb- und Möbelflechter mit ausgezeichnetem
Erfolg ab! (Bericht im Blattinneren)
Am 24. Juni 2005 schlossen zwei Schülerinnen den Lehrgang für Telekommunikation mit der Abschlussprüfung ab. Wir hoffen, dass der
versprochene Posten in der Bundespolizeidirektion Wien bald Wirklichkeit
wird.
Wie schon in den vergangenen Jahren veranstaltete das Jägerregiment
Wien auch heuer wieder, nämlich am 25. Juni 2005, auf dem Sportplatz
der Maria-Theresien-Kaserne ein Benefizfußballturnier für unsere
Schülerinnen und Schüler (Bericht BBInfo 3/2004).
Zahlreiche – für soliden Blindenunterricht unentbehrliche - Exkursionen,
Lehrausgänge und ein Wandertag rundeten das Schuljahr 2004/05 ab.
Das Schuljahr 2005/06 starten wir mit einer zusätzlichen Klasse. Auf
Grund der Anmeldungen müssen wir eine weitere Klasse für
Schwerstbehinderte eröffnen und dafür die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen.
Liebe Leserinnen und Leser, es tut sich in unserem „besonderen“ Haus
immer vieles, das weit über den Rahmen „Schule“ hinausgeht.
Überzeugen Sie sich davon im vorliegenden BBInfo!
Susanne Alteneder
Direktorin
$$$BBI Intern
%%%Personelles
Frau Michaela Blaim, Nachmittagsbetreuerin im Kindergarten, schenkte
am 30. Dezember 2004 Simon Peter das Leben. Simon entwickelt sich
prächtig und wir wünschen Mutter und Sohn weiterhin alles Gute.
Frau Henriette Etzenberger, Fachlehrerin, schloss das Studium der
Sonder- und Heilpädagogik ab und spondierte zur Magistra phil.
Herzlichen Glückwunsch!
Frau Nicole Weiss, spezielle Hilfskraft, beendete erfolgreich die
Ausbildung zur Behindertenbetreuerin. Wir freuen uns über die
Zusatzqualifikation!
Susanne Alteneder
Direktorin
$$$Öffentlichkeitsarbeit
%%%Ein Brief nach Weihnachten
Liebe Frau Direktor Alteneder!
Wenn man manche Dinge nicht sofort erledigt besteht die Gefahr, diese
zu vergessen. Ich wollte mich nach der Weihnachtsfeier nochmals mit
Ihnen in Verbindung setzen, nun steht mittlerweile fast das Osterfest vor
der Tür!
Es ist mir ein zutiefst menschliches Bedürfnis Sie wissen zu lassen, dass
mich die Weihnachtsfeier in Ihrem Institut sehr berührt und ergriffen
hat.
Da ich ein sehr musikinteressierter Mensch bin, haben mich vor allem die
Musikeinlagen sehr begeistert, mit welcher Präzision und Eifer die
Vorträge gestaltet waren. Weiters habe ich mich auch sehr darüber
gefreut, dass Sie mich persönlich begrüßt haben. Für mich ist ja das
Blindeninstitut seit Kindheitstagen durch das Autobusunternehmen meines
Vaters ein Begriff.
Sehr gerne übersende ich Ihnen in der Beilage das Logo unserer Firma für
den Eindruck in Ihrer Zeitschrift und würde mich über ein Belegexemplar
sehr freuen.
Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und Freude bei der Ausbildung
Ihrer Schüler und wünsche Ihnen ein schönes Osterfest!
Mit lieben Grüßen
Eva Bleier
Assistentin der Geschäftsführung
Immoconsult Leasinggesellschaft m.b.H.
Tel. +43 (0) 504004 /3115
Fax +43 (0) 504004/3639
e-mail: [email protected]
http://www.immoconsult.biz
%%%Wir sagen DANKE
... der Firma Immoconsult, einer der führenden ImmobilienFinanzdienstleistungsgesellschaften in Mittel- und Osteuropa, die uns
eine
Weihnachtsspende überreichte. Vor vielen Jahren brachte uns das
Busunternehmen Bleier zu diversen Zielen und die Tochter des
Unternehmers, Frau Eva Bleier, erinnerte sich an uns. Sie motivierte als
Assistentin der Geschäftsführung die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
Firma Immoconsult zu dieser Weihnachtsaktion. Vielen Dank!
... dem Jägerregiment Wien für den Ankauf eines Tandems. Wer an
unserer Weihnachtsfeier teilnahm, konnte diesen Ferrari unter den
Tandems auf der Bühne bewundern. Die Kinder sind begeistert davon und
so manche Runde wurde darauf bereits im Prater gedreht. Wir danken
Vzlt Benedek und seinem Team!
... der Firma JohnsonDiversey Austria Trading GmbH, dem weltweiten
Anbieter für Reinigungsprodukte und –systeme für die professionelle
Reinigung. Herr Geschäftsführer Schwarz und Herr Ing. Hajek erzählten
von einem Unfall in ihrem Betrieb, der bei einem Mitarbeiter
vorübergehend eine Sehbeeinträchtigung auslöste. Aus diesem Grund
wurde „Johnny Safety“, ein Sicherheitswächter, ins Leben gerufen und
jeder Mitarbeiter, der sich nicht an die Sicherheitsvorkehrungen hielt,
musste einen Obolus leisten. Der gesammelte Betrag kam unseren
Kindern zugute. Ein herzliches Dankeschön!
... der Firma Semikron Austria, dem Lösungsspezialisten für die Bereiche
Elektronik, Elektromechanik, Optoelektronik, Produktionsmittel sowie
Leistungselektronik. Herr Ing. Krätschmer, den ich bereits als Freund des
Hauses bezeichnen möchte, überreichte uns auch heuer wieder einen
namhaften Geldbetrag, der wie in den vergangenen Jahren
zweckgebunden zwischen den Bereichen EDV und Bewegungsförderung
aufgeteilt wird. Wir wissen den Einsatz von Herrn Ing. Krätschmer sehr zu
schätzen!
Susanne Alteneder
Direktorin
%%%Herr Schauer und sein Agent TQ Simba im BBI
Vor einigen Wochen erzählte mir Herr Freiler, dass wir bald einen Besuch
bekommen. Es sollte ein gewisser Herr Edmund Schauer sein, ein
Freizeitautor, der Kinderbücher schreibt. Und da ich auch ein Hobbyautor
bin, hat mich das sehr gefreut und ich war schon gespannt, was der Herr
uns zu berichten hat, schließlich sollte er uns etwas aus seinem Buch
vorlesen!
Am Donnerstag, dem 3. März 2005 war es dann soweit, alle, die an der
Lesung interessiert waren, versammelten sich um neun Uhr im Festsaal.
Ein sehr nett aussehender Mann stand da und unterhielt sich mit Herrn
Freiler. Es war Herr Edmund Schauer. Schließlich fragte er, wer von uns
Anwesenden gerne schreibt und welches Thema er in seinen Geschichten
behandelt. Er freute sich unheimlich, als er hörte, dass viele von uns
Krimigeschichten gerne lesen und vielleicht auch zu schreiben versuchen,
denn das, was er uns gerne vorlesen wollte, war eine Krimigeschichte.
Dann nahm er sein geschriebenes Buch in die Hände und begann zu
lesen.
Der Held des Buches ist der Siamkater Simba. Herr Schauer hat selber
einen Siamkater, der Simba heißt und wahrscheinlich wollte er ihm das
Buch widmen für seine Treue und Freundschaft.
Die Krimigeschichte „Agent TQ – Mein erster Fall“ handelt von einem
Spezialagenten, Edi Cooper, welcher sich COBRA nennt. Dieser wünscht
sich eine Siamkatze, die ihm bei seinen Fällen behilflich sein könnte.
Sein
Freund Jack Meyer erfüllt Edi diesen Wunsch und bald bekommt Edi
einen Siamkater, den er Simba nennt und ihn zum „Agenten TQ“
ausbildet. Simba kann in der Geschichte genau so wie die Menschen
sprechen und ist Edis rechte Hand. Edis und Simbas große Aufgabe ist
es, eine Bande von Tierschmugglern zu finden und sie zu besiegen, was
zum Schluss trotz vieler Hindernisse auch erfolgreich gelingt.
Mir selber hat die ganze Geschichte sehr gut gefallen und Herr Schauer
machte auf mich einen sehr guten Eindruck. Es war auch sehr toll von
ihm, dass er die Bilder im Buch beschrieben hatte, damit sich auch Blinde
und Sehbehinderte vorstellen können, wie die Helden aussehen. Man
konnte richtig spüren, dass er ganz begeistert von seiner eigenen
Geschichte war und dass ihm Schreiben sehr viel Spaß und Freude
bereitet. Und obwohl ich kein großer Fan der Krimigeschichten bin, fand
ich dieses Buch unheimlich spannend und aufregend. Es ist immer
wunderbar, wenn sich Mensch und Tier gegenseitig helfen und sich
unterstützen.
Herr Schauer trat sehr selbstbewusst auf und das gefiel mir sehr, denn es
ist wichtig zu dem zu stehen, was man geschrieben hat. Und Herr
Schauer muss sich für seine Schreibkünste überhaupt nicht schämen. Es
ist schwer überhaupt ein Buch zu schreiben. Und ein Buch so zu
schreiben, damit es die Leser anspricht und damit sie es in einem
Atemzug wahrhaftig verschlingen, kostet viel Mühe, Ideen, Zeit und Kunst.
Und oft auch viel Ablehnung. Aber davon soll man sich nicht beeinflussen
lassen und ich bin mir ziemlich sicher, dass es Herr Schauer auf gar
keinen Fall macht. Das Einzige, was mich etwas traurig machte war, dass
es einigen Schülern fad und langweilig vorgekommen ist. Wenn man
schreiben will, sollte man auch anderen zuhören können um vielleicht auf
Ideen oder gute Gedanken zu kommen. Trotzdem ist es, meiner Meinung
nach, wichtig auch Kritik abzugeben, obwohl es oft wehtut und verletzt.
Ein guter Autor hört sich die Kritik an und versucht dadurch seine Fehler
zu verbessern. Doch man soll nicht nur das Negative sehen und an allem
etwas Gutes suchen, auch wenn es schwer fällt.
Ich wünsche Herrn Schauer viel Glück und Erfolg beim Schreiben und
Herausgeben der Bücher, viele gute neue Ideen und Einfälle und vor allem
viel Mut nicht aufzuhören und seine Werke anderen vorzustellen! Seinem
Agenten TQ Simba wünsche ich eine weitere gute Rolle im nächsten Fall,
eine gute Spürnase und ebenfalls viel Glück und Erfolg. Es hat mich sehr
gefreut Herrn Edmund Schauer kennen zu lernen und es wäre schön,
wenn wir im BBI noch weitere solche Hobbyautoren hätten, die ihre
Bücher vorstellen würden!
Andrea Jordan
2. HAS
%%%Brief und Fotos zu „TQ1“
Sehr geehrter Herr Freiler!
Es war für mich eine große Freude, Sie, den Lehrkörper und im
Besonderen die Kinder kennen gelernt zu haben.
Ich sehe es als Fortsetzung meiner Arbeit für Blinde und Sehbehinderte!
Mit unseren bescheidenen Mitteln werden wir auf die Suche nach
Sponsoren gehen.
Ich würde auch gerne einen kleinen Workshop für blinde Freizeitautoren
abhalten. (Dauer max. 1 Std., Thema "Was muss ich bei der Erstellung
einer Geschichte/eines Romans berücksichtigen")
Mit freundlichen Grüßen
Edmund Schauer
Hauptstrasse 95
2492 Zillingdorf
Austria
0043 2622 73664 12
[email protected]
www.edmund-schauer.com
www.ATQ.at
%%%Brief zu den Tagen der offenen Tür
Liebe Frau Direktor,
gerne und freiwillig gebe ich ein Feedback über den Tag der offenen Tür
im BBI.....
*
die beiden "Führer" von der Handelsschule haben ihre Aufgabe
einerseits gut vorbereitet und professionell durchgeführt, haben aber
auch - in "ihrer" Handelsschulklasse - gezeigt, wie mithilfe der EDV
Rechnungswesenaufgaben gelöst werden können: meine
SchülerInnen waren beeindruckt!
*
die Erklärung der Braillezeile in der Druckerei hat uns einen
gefühlvollen Einblick in die Probleme des Druckes und der
Druckbearbeitung gebracht.
*
das Erlebnis "Sinnesstraße" zeigt mehr als alle verbalen
Erklärungen, welche Probleme sehbehinderte Menschen haben dies sollte eine Pflichtveranstaltung für "Sehende" sein!
*
Sport und Gipfelsturm haben bestens bewiesen, welchen
Fehleinschätzungen man unterliegt, wenn man das Auge nicht
verwenden kann, überraschend ist - bei nachheriger Betrachtung
des Gipfelsturms - welche Aufgaben blind bewältigt werden können,
allerdings ohne mögliche Einschätzung von Gefahren!
*
zuletzt wurde ich noch interviewt und musste Peinlichkeiten aus
meinem Schülerdasein erzählen - das hat besonders meine
SchülerInnen recht interessiert!
Zusammenfassung:
sehr gute Organisation, gefühlvolles Wecken von Verständnis,
beeindruckende Projekte (Handelsschule) - wir kommen wieder!
Ebenso begeistert waren meine beiden Kolleginnen, die mit einer Klasse
am Mittwoch am BBI waren - sie werden in der kommenden Woche
mailen! Ihr Vorschlag war, den Besuch des BBI beim Tag der offenen Tür
für unsere SchülerInnen verpflichtend durchzuführen!
Freundliche Grüße
Gerhard Lechner
%%%Brief zur Schulschlussfeier
Sehr geehrte Frau Direktor Alteneder!
Über die mir zugesandte Einladung zur Schulabschlussfeier am Freitag,
1. Juli 2005 habe ich mich sehr gefreut. Leider kann ich an der
Feierstunde nicht teilnehmen, da ich in Linz dem BBRZ einen Besuch
abstatte, den ich schon zweimal verschieben musste.
Das Wirken des Lehrkörpers, der Erzieher und aller anderen
MitarbeiterInnen haben Ihre Bildungsstätte österreichweit eine hohe
Anerkennung und Akzeptanz eingebracht. Die laufenden, neuen
Herausforderungen im schulischen und vorschulischen Bereich, werden
von der Bildungseinrichtung in bewundernswerter Weise bewältigt.
Die Ausgewogenheit, sich einerseits für die Problematiken der
schwerstbehinderten Kinder und Jugendlichen in zeitgemäßer Weise zu
engagieren und andererseits dem hohen Standard der Anforderungen der
Lehrpläne im „Normalbildungsbereich“ und in der Berufsausbildung zu
entsprechen und den SchülerInnen das Wissen zu vermitteln, bedarf
optimale Abstimmung. So denke ich, es ist ein hervorragendes Team, das
Sie, sehr geehrte Frau Direktor, anführen.
Nicht nur ich, sondern auch die anderen ehemaligen Schüler und
Schülerinnen, die das BBI besucht haben, sind Stolz, Schüler dieser
Bildungseinrichtung gewesen zu sein. Wir haben das Rüstzeug erhalten,
um uns im Berufs- und Privatleben behaupten zu können und so ein
vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu sein.
In meiner Funktion als Präsident des Österreichischen Blinden- und
Sehbehindertenverbandes darf ich Ihnen, sehr geehrte Frau Direktor
Alteneder, dem Lehrkörper und den ErzieherInnen für die während des
abgelaufenen Schuljahres erbrachten Leistungen den aufrichtigen Dank
auf diesem Wege übermitteln.
Den SchülerInnen wünsche ich eine angenehme Sommerzeit und gute
Erholung. Den Jugendlichen, die das BBI verlassen, einen guten Start in
den neuen Lebensabschnitt.
Mit den besten Grüßen
Klaus Martini
Präsident des ÖBSV
Vizepräsident der ÖAR
$$$Erleben – Begreifen
%%%Um die Weihnachtszeit am BBI und wie
das „neue Jesuskind“ zum BBI gelangte
Jedes Jahr nach Weihnachten gehen die „größeren Kleinen“ als Heilige
drei Könige und als Heilige Familie durchs Haus und sammeln für
karitative Zwecke (mit recht beachtlichem Erfolg).
Die Einstimmung geschieht mit Weihrauch an der Krippe. Wir lernen
passende Texte und Lieder, üben sie, ziehen dann die Kostüme an und
gehen los. Ein Hirte begleitet meist die Heiligen drei Könige und den
Sternenträger. Ein König schwenkt das Weihrauchgefäß, einer hält
Myrrhe zum Tasten und Riechen bereit und bei dem dritten liegen statt
Gold Kekse in der Dose, die bei den Besuchen ausgeteilt werden.
Die Heilige Familie wird von einem Bildtuch mit Bethlehem darauf im
Hintergrund begleitet. Maria trägt das Jesuskind und Josef begleitet und
beschützt die beiden und trägt auch noch eine Laterne.
Zum Jesuskind gibt es noch etwas zu erzählen. In einer Klasse wurde es
Brauch, dass besonders die Mädchen gerne eines der verschiedenen
Jesuskinder in den Armen halten, wenn etwas vorgelesen wird. Es haben
sich schon Vorlieben entwickelt: „Ich möchte das neue Jesuskind aus
Bethlehem halten“, „Ich möchte das ganz kleine!“ Es gibt auch
Jesuskinder als Tonfiguren, angefertigt von den kleinen Schwestern Jesu
in Mariazell.
Mit dem „neuen“ Jesuskind aus Bethlehem hat es Folgendes auf sich:
Einem Schüler rutschte, zum Entsetzen aller, das Jesuskind, das
tatsächlich aus Bethlehem kommt, von den Armen und wurde arg
beschädigt.
Also wurde ein Jesuskind direkt in Bethlehem bestellt, und zwar bei
Schwester Rebekka von der Gemeinschaft der Seligpreisungen, welche
dort ein Haus hat. Einige Telefonate hin und her, und das „neue“
Jesuskind ging mit einem Priester der Gemeinschaft auf seine Reise nach
Europa und kam dann über Medjugorje in der Herzegowina, passend zum
Fest der kleinen heiligen Theresia vom Kinde Jesu, im Haus der
Gemeinschaft bei Wien an, wo ich es abholen konnte.
Das war ein freudiger Empfang, der dem Jesuskind am BBI bereitet
wurde. Das „alte“ Jesuskind aus Bethlehem war inzwischen repariert
worden und wunderschön bemalt. So haben wir nun zwei Jesuskinder aus
Bethlehem und drei aus Mariazell. Hoffentlich wächst die Sammlung noch!
Gerda Mathews
Religionspädagogin
%%%Junge Hunde zu Besuch im Werkunterricht
Werkunterricht einmal anders:
An einem Nachmittag kam eine Tiertherapeutin mit ihren Babyhunden zu
uns auf Besuch. Es war ein sehr nettes Erlebnis mit jungen Hunden
spielen zu können. In der nächsten Werkstunde versuchten wir die Hunde
aus Ton nachzuformen. Es ist gut gelungen. Danke an die Frau Direktor,
dass sie uns dieses nette Erlebnis finanziert hat.
Prof. Felicitas Dornstauner-Eckmann
%%%Spannende Exkursion zur BUWOG
Die Schüler der Polytechnischen Schule sowie des Lehrgangs für
Telekommunikation besuchten am Dienstag, den 8. 3. 05 im Rahmen
einer Exkursion die Firma BUWOG, eine Wohnbaugesellschaft. Dort
wurden wir von der Leiterin des Personalbüros, Frau Atz, und Herrn
Formann, der für die Koordination des Telefonservices sowie für den
Empfang zuständig ist, empfangen.
Wir wurden in das Berufsleben eingeführt und somit mit Informationen
überhäuft. Herr Formann, ein sehbehinderter Mitarbeiter, berichtete über
seinen beruflichen Ein– und Aufstieg bei der Firma BUWOG. Er erklärte,
dass er seit 19 Jahren in der Firma tätig ist. Herr Formann wurde sehr
schnell von seinen Kollegen akzeptiert und es herrscht ein harmonisches
Miteinander. Da die Firma in der Telefonabteilung unterbesetzt war,
wurden mehrere Mitarbeiter eingestellt. Als auch das keinen Erfolg
brachte, wurde ein neues Telefonsystem installiert, damit eine
Erreichbarkeit von 80% gewährleistet werden konnte.
Von der Personalleiterin erfuhren wir, dass die BUWOG 22.000
Wohnungen in ganz Österreich vermittelt. Sie erklärte auch, dass jede
Firma zuverlässige Arbeitskräfte braucht und daher einmal im Jahr eine
Besprechung stattfindet, wo man über zwischenmenschliche Probleme
und berufliche Weiterentwicklung spricht. Auch Bewerbungen waren ein
Thema. Frau Atz erklärte, wie Vorstellungsgespräche ablaufen, welche
Fragen gestellt werden und wer schlussendlich die Entscheidung über
eine Einstellung trifft.
Wir lernten sehr viel, was uns für die Zukunft helfen wird, da die
Informationen sehr praxisrelevant waren. Wir freuten uns sehr dort
gewesen zu sein.
Bryan Binder-Reisinger, Milena Budak,
Sibel Cam, Nicole Hausmann,
Nerma Omerovic
%%%Hurra, wir waren in Alerheim
Wir, das waren die Schüler der 1. HS Sami Demirel, Gerhard Fichtner,
Barbara Geher und Daniel List, sowie ihr Klassenvorstand Elisabeth
Stanetty und unser Verantwortlicher für die Lehrlingsausbildung am BBI
Martin Dobernig.
Alerheim liegt in Deutschland im Ries etwa 10 km von Nördlingen entfernt.
Das Ries ist eine liebliche Landschaft. Eingebettet in ihr liegen kleine
Ortschaften, viele Felder und kleine Flüsse. Das Ries wird im Süden und
Westen von den Ausläufern der Schwäbischen Alb und im Norden und
Osten von den Ausläufern der Fränkischen Jura begrenzt.
Alerheim war der Geburtsort von Johann Wilhelm Klein, der 1804 die erste
Bildungsanstalt für Blinde in Wien gründete. Das Andenken an Johann
Wilhelm Klein wird in Alerheim hoch gehalten. Eine Gedenktafel an
seinem Geburtshaus und ein Denkmal im Ortskern erinnern an den "Vater
der Blinden". Im Eingangsbereich der Volksschule Alerheim steht eine
Büste J. W. Kleins und ein Schaukasten informiert über Lehr- und
Lernmethoden blinder Menschen. Die Alerheimer Schule trägt seit
1. August 1984 den Namen "Johann-Wilhelm-Klein-Volksschule". Seit
dieser Zeit waren immer wieder Schüler aus dem BBI mit ihren Betreuern
in Alerheim Gäste. Dieses Jahr wurde wieder eine tolle Projektwoche von
Frau Weng, der Direktorin der Volksschule und ihrem Team ermöglicht.
Schon lange vor der Abreise wurden Gastfamilien für uns alle organisiert
und e-mail-Adressen wurden ausgetauscht. So konnten die Kinder mit
ihren Gasteltern schon im Vorfeld Kontakt aufnehmen, sich vorstellen,
Freizeitwünsche und natürlich auch diverse Essenswünsche deponieren.
Die Alerheimer Schüler stellten unseren Kindern im Rahmen eines
Unterrichtsprojekts ihre Schule und ihren Lehrkörper sehr genau vor und
bei der Bearbeitung des Themas „Auge und Sehen“ ergaben sich eine
Menge Fragen an uns. Über e-mail erhielten wir auf diese Weise schon
viele Vorinformationen. Auch wir stellten uns und unsere Schule vor und
bereiteten uns gewissenhaft auf den Aufenthalt in Alerheim vor.
Am Montag, den 18. April 2005 war es so weit. Kurz nach 8 Uhr fuhren wir
mit unserem Schulbus los. Gerhard war gerade noch rechtzeitig gesund
geworden und so war das Team komplett.
In Alerheim wurden wir in der Volksschule von den Gastmüttern und
deren Kindern und von einigen Lehrern sehr liebevoll mit einer guten
Jause begrüßt. Nach herrlichen selbst gebackenen Süßigkeiten legte sich
die Spannung allmählich.
Bevor jeder mit seiner Gastfamilie nach Hause fuhr, zeigten die
Alerheimer Schüler unseren Kindern noch die Schule, dann trennten sich
unsere Wege. Sami und Barbara wohnten bei Familie Klügl, Gerhard war
bei Familie Engel untergebracht und Daniel wurde von Familie Lang
betreut. Unsere Lehrer wohnten bei Familie Wagner.
Jeder erlebte schöne, interessante Stunden bis zum nächsten Morgen.
Alle wurden wir verwöhnt.
Der Dienstag begann ganz spannend. Gemeinsames Töpfern mit der 4. b
unter der Führung von Frau Bitterlich im Rahmen der Werkerziehung war
angesagt. Wir stellten eine Hohlkugel aus Ton her, die jeder auch mit
nach
Hause nehmen durfte. Das machte großen Spaß.
Nach einer kräftigen Jause erzählten wir einem Teil der Schüler über das
Leben blinder und sehbehinderter Menschen. Die Kinder durften am
Perkins Brailler etwas schreiben, sie schauten bei der PC-Arbeit zu, wie
wir mit verschiedenen Hilfsmitteln umgehen und wie wir Ball spielen.
Auch am Nachmittag war für Programm gesorgt. Wir fuhren nach
Nördlingen. Einige Gastmuttis, "Gastgeschwister" und Lehrerinnen aus
Alerheim begleiteten uns. Im Ries-Krater Museum erfuhren wir eine
Menge über den Meteoriten, der vor Millionen Jahren hier eingeschlagen
war und auf diese Weise das Ries geschaffen hatte. Ein sehr einfühlsamer
Führer ließ uns das Modell dieser Landschaft genau begreifen. Er stellte
sorgfältig ausgewählte Steine und Fossilien bereit und erklärte uns
einiges
über ihr Entstehen. In diesem Museum ist ein Mondstein ausgestellt. Da
dieser nicht angegriffen werden kann, bekamen wir einen Stein in die
Hände, der diesem sehr ähnlich sieht.
Trotz Regens und kalten Wetters war die Stimmung sehr gut. Bei der
anschließenden Stadtführung durch Nördlingen erfuhren wir einiges aus
der Geschichte der Stadt. Aber unsere Führerin ermöglichte es uns auch,
interessante Fassadenteile genau zu begreifen und zwei originelle
Brunnenanlagen unter die Finger zu nehmen. Zuletzt bestiegen wir noch
die Stadtmauer. Es gab Schießscharten und verschiedene Arten von
Maueröffnungen zu ertasten. Außerdem konnten wir auf die Dachziegel
der an der Innenwand der Stadtmauer angebauten Häuser greifen.
Den Abschluss dieses Rundgangs bildete für die meisten der Besuch
einer Konditorei.
Mittwochvormittag verbrachten wir mit der 2. Klasse im Museum für
Moderne Kunst in Wemding unter der Führung der Künstlerin Annette
Steinacker-Holst. Der erste Schwerpunkt lag auf Kunstwerken, die
besonders auf die Bedeutung von Sehen, Hören und Fühlen hinweisen
sollen. Wir konnten Skulpturen ertasten, bekamen Erklärungen über die
Gedanken des Künstlers und bei einem Bild konnten wir Augen und Ohren
ertasten.
Der zweite Schwerpunkt lag in der Darstellung von Sonnen und Monden.
Während die Sehenden unterschiedlichste Dias von der Sonne sahen,
durften wir gemeinsam mit einer Künstlerin auf verschiedenen
Instrumenten die Musik zum Vortrag gestalten. Schließlich lernten wir
einen Sternenhimmel zu malen.
Es waren sehr vergnügliche Stunden, nur das Abschrubben der Farbe
von den Fingern und Händen war nicht so ganz lustig.
Den Nachmittag verbrachte jeder von uns wieder anders.
Donnerstagvormittag zeigten wir den restlichen Schülern der Volksschule
wieder einiges aus unserem Schulalltag. Das Klingelballspielen mit allen
Kindern gemeinsam war besonders lustig.
Nach einer kurzen Pause erarbeiteten wir zusammen mit der 3. b unter
der Leitung von Benning-Lill mit verschiedenen Instrumenten ein
Musikstück. Das erforderte sehr viel Konzentration. Schließlich spielten
4
Gruppen gleichzeitig verschiedene Rhythmen mit verschiedenen
Instrumenten und alle haben dazu einen bestimmten Text gesprochen.
Nach diesem abwechslungsreichen Vormittag wurden wir von Herrn
Gerhard Ament, dem Bürgermeister von Alerheim, und einigen
Nachbargemeinden zu einem Mittagessen im Restaurant Scheible
eingeladen. Wir erfuhren eine Menge über die Aufgaben, Sorgen und
Freuden eines Bürgermeisters. Ganz in der Nähe des Restaurants steht
auch der Gedenkstein an Johann Wilhelm Klein, der am 8. Mai 1988
eingeweiht wurde.
Der Regen hatte in der Zwischenzeit aufgehört, die Sonne wagte sich ein
bisschen heraus, einige Straßen in der Umgebung waren wegen
Hochwassers gesperrt und es war noch recht frisch.
Wir schauten uns bei Familie Weng einige Traktoren an und schließlich
fuhren wir mit einem Traktor über Feldwege zum Reiten.
Sorgfältig stellten wir uns einzeln "unserem" Pferd vor, bevor wir
aufsteigen und darauf reiten durften. Zwischendurch konnten wir mit
einem Hund und einer Katze spielen.
Auch zurück ging es wieder mit dem Traktor. Diesmal fuhren wir am
Geburtshaus von J. W. Klein vorbei. Es liegt ganz in der Nähe des
Schlosses Alerheim. Schließlich kehrten wir wieder zu unseren Gasteltern
zurück. Der letzte Tag war schon wieder vorbei.
Freitag hieß es Abschied nehmen. In der Eingangshalle verabschiedete
sich eine Gruppe von Kindern mit einem Lied auf der Flöte und danach
gaben uns alle Kinder die Hand. Beim Hinausgehen bildeten viele Kinder
ein Spalier und sie winkten, bis wir mit dem Bus aus ihren Augen
verschwunden waren.
Was für eine Woche - wir danken allen dafür!
Schülerinnen und Schüler der 1. HS
%%%Berufspraktische Tage der PTS 1 vom 25. – 29. April
2005
So wie im letzten Schuljahr wurden auch heuer wieder Berufspraktische
Tage am BBI durchgeführt. Ziele dieser Veranstaltung sind unter anderem
das Kennen lernen der Berufs- und Arbeitswelt, das Erproben von
berufsbezogenen Tätigkeiten, das Sammeln von Informationen über
diverse Berufe sowie die selbstkritische Reflexion der Ausbildungswünsche.
Die Schüler/innen der PTS 1 absolvierten die Berufspraktischen Tage an
verschiedenen Arbeitsplätzen, die teilweise von ihnen selbst gesucht bzw.
von der Schule vermittelt wurden. Weiters hatten die Schüler/innen im
Rahmen dieser Veranstaltung die Möglichkeit, die verschiedenen Berufsausbildungen an der Schule näher kennen zu lernen.
In den folgenden Kurzberichten beschreiben die Schüler/innen ihre
persönlichen Erfahrungen und Eindrücke.
///Milena Budak
Montag und Dienstag verbrachte ich im Bundesministerium für Gesundheit
und Frauen bei Herrn Baumgartner, der mir sehr viel über seine
Tätigkeiten in der Abteilung „Fachliche und Ausbildungsangelegenheiten
der Gesundheitsberufe“ erzählte. Sein wichtigstes Arbeits- bzw.
Kommunikationsmedium ist das E-Mail. Herr Baumgartner erklärte mir den
elektronischen Akt und ich durfte ein Votum (internes Dokument)
schreiben und bekam einen Text diktiert.
Am Donnerstag war ich bei Herrn Mag. Krispl im Bundesministerium für
soziale Sicherheit, Generationen u. Konsumentenschutz, der mir sehr viel
Interessantes über seinen Beruf als Jurist erzählte.
Sehr gefallen hat mir, dass die Leute miteinander sehr kollegial
umgegangen sind und ich weiß jetzt auch, dass ich nicht nur in einem
Büro am PC sitzen, sondern auch mit Menschen Kontakt haben möchte.
Somit habe ich in dieser Woche herausgefunden, dass ich auf jeden Fall ob früher oder später - den Lehrgang für Telekommunikation machen
möchte.
///Bryan Binder
Ich absolvierte die Berufspraktischen Tage am BBI. Mein Wunsch war es,
den Beruf des Erziehers kennen zu lernen. Da die Erzieher mit dem
Dienst erst um 11:30 Uhr beginnen, verbrachte ich die Vormittage in der
Korbflechterei bei Herrn Dobernig. Ich hab mit einem Werkstück
begonnen, das ich leider nicht fertig stellen konnte. Um 11:30 Uhr
verließ
ich die Korbflechterei, um den Beruf des Erziehers ausprobieren zu
können. Dort half ich den Kindern mit der Hausübung und spielte mit ihnen
in der Freizeit. Manche Schüler begleitete ich aber auch zur Klasse
gemeinsam mit der Erzieherin. Als Praktikant musste ich bis 18:00 Uhr
arbeiten. Zwei Tage besuchte ich auch den Lehrgang für Telekommunikation. Dort arbeiteten wir mit dem Computer und mit der Telefonanlage.
Wir führten einige Übungstelefonate auf Deutsch und auch in Englisch.
Wir sprachen auch über die Voraussetzungen, die man zum Besuch des
Lehrgangs braucht sowie über den Beruf des Telefonisten.
///Nerma Omerovic
Ich konnte bei der Firma Vertical als Sekretärin schnuppern. Am besten
gefiel mir der eigene Arbeitsplatz, wodurch ich auch selbstständig
arbeiten
konnte. Alle Mitarbeiter waren sehr nett zu mir und ich durfte Pause
machen, wann immer ich wollte. Während der Berufspraktischen Tage
durfte ich Flüge buchen, Routen per Internet planen und Hotelzimmer
reservieren, was mir großen Spaß gemacht hat, weil es nicht langweilig
war. Ich musste auch das Büromaterial überprüfen und fehlendes Material
in eine Liste eintragen und danach die Preise in drei verschiedenen
Katalogen vergleichen.
Ich fand meine Tätigkeiten ziemlich interessant. Meine Ansprechperson
bei der Firma Vertical war Frau Karall, welche sehr nett zu mir war und
mir
sehr viel erklärte. Frau Karall hat sich sehr viel Zeit für mich
genommen,
was mir besonders gut gefallen hat.
Mir haben die Berufspraktischen Tage neue Informationen gebracht und
ich könnte mir gut vorstellen, den Beruf der Sekretärin zu ergreifen.
///Nicole Hausmann
Ich verbrachte die Berufspraktischen Tage bei Frau Koch in der
Bezirkshauptmannschaft in Mattersburg. Da ich schon öfters dort Praxis
gemacht habe, kenne ich mich dort schon ganz gut aus. In dieser Woche
durfte ich eingehende Telefonate verbinden und Telefaxe einscannen,
damit ich diese in das richtige Fach legen konnte. Wenn E-Mails
hereinkamen, schickte ich sie an die adressierte Person weiter. Alle
Tätigkeiten gefielen mir sehr gut. Am Vormittag gab es bis 12:00 Uhr
Parteienverkehr. Wenn eine Partei nicht wusste, in welches Zimmer sie
musste, gab ich die entsprechende Auskunft.
Den Beruf als Telefonistin und Empfangsdame könnte ich mir für mein
ganzes Leben vorstellen.
///Sibel Cam
Ich schnupperte 3 Tage lang bei Herrn Binder, der als Telefonist am
Finanzamt für den 21. und 22. Bezirk arbeitet. Ich arbeitete jeden Tag
von
8:00 bis 15:30 Uhr und hatte jeweils eine 30-minütige Pause. Herr Binder
erklärte mir, wie eine Telefonanlage funktioniert. Nach einer kurzen
Einschulung durfte ich auch selbst abheben und weiter verbinden. Er
erzählte mir auch viel über das Arbeitsleben. Ich bekam gute Einblicke in
das Berufsleben eines Telefonisten, wobei ich nicht ganz sicher bin, ob
ich
diesen Beruf ausüben möchte.
Abschließend möchte ich noch festhalten, dass die Berufspraktischen
Tage für jeden Schüler sehr interessant und spannend waren. Diese
Lehrveranstaltung ermöglicht es den Jugendlichen, den Berufsalltag
„hautnah“ kennen zu lernen und diverse Einblicke zu erhalten. Vor allem
kann dadurch jeder Einzelne seine Vorstellungen vom „erprobten Beruf“
mit der Realität vergleichen und somit auch feststellen, ob er diesen
Beruf
ausüben möchte oder nicht.
Ganz herzlich möchte ich mich auch bei allen Personen bedanken, die die
Jugendlichen an Ort und Stelle betreuten und somit auch die Berufspraktischen Tage ermöglichten.
///Milena Budak
Einsichtbemerkung zu BMGF-20118/0015-III/B/10/2005
Organisationseinheit: BMGF III/B/10
Sachbearbeiter/in: Josef Baumgartner
E-Mail: [email protected]
Telefon: +43 (1) 71100- 4707
Datum: 04.05.2005
Betreff: Milena Budak, Berufspraktische Trage im BMGF am
25./26.04.2005
Kurzbericht
Frau Mag. Beatrix Rupp, Klassenvorstand der Polytechnischen Schule am
Bundes-Blindenerziehungsinstitut Wien (BBI), tritt an Josef Baumgartner,
sehbehinderter Mitarbeiter der Abteilung III/B/10 und ehemaliger Schüler
des BBI mit dem Ersuchen heran, eine Schülerin Ihrer Klasse für zwei
„Berufspraktische Tage“, die im Rahmen des Unterrichtsfaches
„Berufsorientierung“ zu absolvieren sind, an seinem Arbeitsplatz über die
Tätigkeit eines Verwaltungsbeamten zu informieren und ihr die Möglichkeit
zu Einblicken in den Berufsalltag mit Schwerpunkt „Einsatz einer
sehbehinderten- und blindengerecht adaptierten EDV-Arbeitsplatzausstattung in der Praxis“ zu gewähren.
Josef Baumgartner ist seiner ehemaligen Schule sehr verbunden und
erklärt sich daher bereit, die Schülerin für zwei Tage zu betreuen.
Nach Klärung der versicherungstechnischen und haftungsrechtlichen
Absicherung sowohl der Schülerin als auch des BMGF, konnte Milena
Budak, 15-jährige Schülerin der Polytechnischen Schule am BundesBlindenerziehungsinstitut Wien, ihre beiden Berufspraktischen Tage am
Montag, dem 25. und Dienstag, dem 26.04.2005 in der Abteilung III/B/10
absolvieren.
Milena Budak verfügt über einen äußerst geringen Sehrest von ca. 1% des
Sehvermögens eines vollsichtigen Menschen. Sie kann diesen geringen
Sehrest noch zur Unterstützung in der räumlichen Orientierung einsetzen.
Eine Lesefähigkeit bzw. das Erkennen von Farben etc. ist jedoch
unmöglich.
Für die Schülerin war daher von vorrangigem Interesse, zu „sehen“, wie
unter Einsatz entsprechender sehbehinderten- bzw. blindengerecht
adaptierter EDV-Geräte ein Arbeitsleben im beruflichen Alltag eines
Verwaltungsbeamten „bewältigbar“ ist.
Die beiden Berufspraktischen Tage im BMGF, durch die die Schülerin von
Josef Baumgartner begleitet wurde, wurden wie folgt gestaltet:
Montag, 25.04.2005, 09:00 bis 15:30 Uhr:
*
Vorstellung der Mitarbeiterinnen der Abteilung III/B/10
*
Vorstellung bei Herrn BL Dr. Pietsch
*
theoretische Kurzeinführung in die rechtlichen Grundlagen und den
Aufbau der österreichischen Bundesverwaltung
*
Information über den Aufgabenbereich des BMGF allgemein
*
Nähere Darstellung der Aufgaben der Abteilung III/B/10
*
Erklärung der am sehbehindertengerecht adaptierten EDVArbeitsplatz von Josef Baumgartner vorhandenen
Zusatzeinrichtungen und Hilfsmittel
*
Praktische Erprobung der OCR-Texterkennungshard- und –software
OPEN BOOK
*
Theoretische Erklärungen zum Thema ELAK
*
Interview (die Schülerin hatte die Aufgabe, ein umfangreiches
Interview mit Josef Baumgartner zu führen, dessen Ergebnisse sie
im Rahmen des Unterrichts präsentieren muss)
Dienstag, 26.04.2005, 09:00 bis 15:30 Uhr:
*
Mitarbeit an der Erstellung eines ELAK
*
Teilnahme an der Dienstbesprechung der Abteilung III/B/10
*
11:30 bis ca. 13:30 Uhr: Besuch der Klassenlehrerin Mag. Beatrix
Rupp im BMGF
*
Erstellung eines „Echt-ELAK“ nach Anleitung von Josef
Baumgartner, und zwar
*
Protokollieren eines Einlaufstückes
*
Erstellen des Prozesses
*
Texterkennung des gescannten Einlaufstückes mittels OCRSoftware
*
Erstellen eines Votums (nach Diktat)
*
Erstellen eines Antwortentwurfes für FBM (nach Diktat)
Die Rückmeldung der Schülerin Milena Budak sowie der verantwortlichen
Lehrerin, Frau Mag. Beatrix Rupp, über die im BMGF absolvierten
Berufspraktischen Tage war positiv.
J. Baumgartner
04.05.2005
%%%Meine Berufspraktischen Tage
Vom 21. 3. – 25 .3. 05 veranstaltete Frau Prof. Dornstauner mit unserer
Klasse Berufspraktische Tage. Jeder Schüler ging in eine Firma als
Praktikant und zwei Tage schnupperten wir in unserer Schule bei den
Ausbildungsmöglichkeiten.
Am ersten Tag fuhr ich in die Firma Transdanubia. Dort arbeitete ich drei
Tage.
Meine Arbeitszeit war von 8:30 Uhr bis 15:30 Uhr.
Als ich dort ankam, zeigte mir Herr Zehetgruber die Firma.
Ich lernte auch die Angestellten kennen. Alle waren auch sehr nett zu
mir.
Ich durfte auch schon am ersten Tag arbeiten. Ich musste Akten vernichten, Schachteln zusammenbauen, Lieferbücher, Prospekte stempeln und
Erlagscheine von einem Block runterreißen.
Zu Mittag saßen alle zusammen in der Küche. Die Mittagspause dauerte
eine halbe Stunde. Als ich am 1. Tag dort war, habe ich mich eigentlich
sehr gefürchtet. Dann fand ich es toll. Die Arbeit machte mir viel
Freude.
Alle waren sehr nett und auch sehr hilfsbereit.
Ich hätte mir nicht gedacht, dass es so sein wird. Ich habe es mir
eigentlich ganz anders vorgestellt. Ich habe mir gedacht es wird so sein,
dass keiner mit mir reden wird und ich alleine sein werde und ich kein
Interview machen kann. Aber es war nicht so, wie ich es mir gedacht
habe. Ich bin auch froh, dass ich dort meine Berufspraktischen Tage
verbringen durfte.
Ich dachte, dass ich das nicht schaffen werde, aber ich habe mich
getäuscht.
Emine Cam
%%%Schreibwettbewerb im Tastaturschreiben
Der Österreichische Verein für Stenografie und Textverarbeitung führte im
Mai 2005 einen Schreibwettbewerb im Tastaturschreiben durch. Die
Schüler der zweiten Klasse und zwei Schülerinnen aus der ersten Klasse
der Handelsschule nahmen daran teil.
Die Sehenden hatten eine 10-Minuten-Abschrift eines vorgegebenen
Textes zu machen, die Braillearbeiter hatten ein 10-Minuten-Diktat mit
möglichst wenigen Fehlern zu bewältigen.
Willi Huber (2. HAS) schaffte 2732 Anschläge in 10 Minuten, machte dabei
keinen einzigen Fehler und erhielt als bester Arbeiter der Gruppe aus dem
Blindeninstitut das
Leistungsabzeichen in SILBER.
Yasemin Acur (1. HAS) schrieb ebenfalls fehlerlos und erreichte 2416
Anschläge. Sie bekam das
Leistungsabzeichen in Bronze.
Kristina Ivanovic, Bianca Bazala, Andreas Gantschnigg und Andrea
Jordan hatten zwischen 0,13 und 0,34 Fehlerprozenten. Sie wurden mit
DIPLOMEN ausgezeichnet.
Kristina erreichte in dieser Gruppe die höchste Anschlagzahl, nämlich
2649 Anschläge in 10 Minuten.
Wir gratulieren den ausgezeichneten Schülerinnen und Schülern!
Edith Panzer
Textverarbeitungslehrerin
%%%„Zeitreise“ ins alte Griechenland
Wir, die 2. Hauptschule, verbrachten zusammen mit der 3. Hauptschule
am Montag, den 7. März 2005 einen interessanten Vormittag im Institut für
Klassische Archäologie.
In diesem Institut trafen wir drei Studenten, die ein besonderes Projekt
ins
Leben gerufen hatten: das alte Griechenland Kindern näher zu bringen.
Wir waren die Ersten, die daran teilnehmen durften. Nachdem wir dort
angekommen waren, wurden wir sehr freundlich begrüßt und nahmen auf
einem gemütlichen Teppich Platz. Die Studenten stellten sich vor und
erzählten uns von ihrem Studium der Archäologie. Wir Schüler wurden mit
Traubensaft und nach altem griechischen Rezept gebackenen Keksen
verköstigt, während die Studenten uns ihr Fachgebiet näher brachten.
Jeder von uns bekam einen berühmten altgriechischen Namen zugeteilt,
den er die folgende Stunde tragen durfte. Unsere Häupter wurden mit
Efeukränzen geschmückt und wir befanden uns nun in der richtigen
Stimmung für das alte Griechenland. Besonders begeistert hat uns die
antike Musik. Wir durften verschiedene Gefäße zum Aufbewahren und
Trinken von Wein angreifen. Wir wurden mit dem griechischen Dichter
Homer vertraut gemacht und erfuhren einiges über sein Leben sowie
seine Werke. Ein Student konnte sogar den Anfang eines wichtigen
Homer – Textes auswendig. Anschließend wurden wir in drei Gruppen
eingeteilt und durften unter Anleitung eines Betreuers einige Statuen und
Reliefs ertasten. Beispielsweise befand sich in einem Relief die
Geschichte von Orpheus und Euridike. Die Statuen stellten zumeist
griechische Götter dar, unter ihnen Pallas Athene, die Göttin der
Weisheit.
Unsere Zeitreise ging leider allzu schnell zu Ende und wir bedankten uns
mit Applaus beim Team der Studenten für ihr gelungenes Projekt!
Die 2. Hauptschulklasse
$$$Lehrabschlussprüfung zur Korb- und
Möbelflechterin
Am 21. Juni 2005 war es so weit, dass wir unsere Gesellenprüfung hatten.
Einen Tag vorher haben wir mit Herrn Dobernig den Ablauf besprochen,
damit bei der Gesellenprüfung nichts schief läuft.
Um 8:00 Uhr haben wir zu flechten begonnen. Cigdem hat eine türkische
Vase und ich habe ein rundes Körbchen mit Henkel geflochten. Man hat
für die praktische Arbeit nur 3 Stunden Zeit, Cigdem brauchte genau 3
Stunden für die türkische Vase (Cigdem flocht ihr Werkstück blind), ich
brauchte nur 2 Stunden und 50 Minuten.
Im Nebenraum saßen die Prüfer, Herr Hissek, Herr Peter Ehrenhöfer und
Herr Brandstetter. Ich kam als erste dran mit dem Fachgespräch. Es hat
ca. 30 min. gedauert. Cigdem hat in der Zeit, in der ich das Fachgespräch
geführt habe, ihr Werkstück kalkuliert und den Preis ausgerechnet.
Als ich mit dem Fachgespräch fertig war, kam Cigdem dran, ich musste in
der Zwischenzeit mein Werkstück ausrechnen.
Am Schluss war es ziemlich spannend, da wir sehr aufgeregt waren. Wir
wollten unsere Ergebnisse erfahren.
Nach ca. 5 min. hat uns Herr Hissek in den Nebenraum geholt und wir
haben unsere Ergebnisse endlich erfahren. Herr Hissek hat uns die
Zeugnisse überreicht - mit einem „Ausgezeichnet“ - das Beste, das es als
Note gibt.
Sandra Saleta
$$$Spezialbeiträge
%%%Untergang und Neubeginn
Das Jahr 1945 und das Bundes-Blindenerziehungsinstitut Wien
Geschichte schreiben ist eine Art,
sich das Vergangene vom Halse zu schaffen.
(Goethe, Maximen und Reflexionen 2)
Die erste Institution der Blindenbildung im deutschsprachigen Raum hatte
im 20. Jahrhundert die dramatischen politischen Veränderungen in
Österreich mitzuerleben und an ihnen zu leiden:
1914 wurde das Institutsgebäude in ein Kriegsspital für Augenverletzte
umgewandelt, der Unterricht wurde gänzlich eingestellt, die Schüler/innen
wurden „nach Hause beurlaubt“.
Ab 1918 wurde aus dem „kaiser-königlichen“ Institut mit umfänglichem
Fondsvermögen eine arme Staatsanstalt eines Kleinstaates, der
buchstäblich ums Überleben ringen musste. Das Fondsvermögen befand
sich zum Großteil im nunmehrigen Ausland und wurde dort
beschlagnahmt; das Restvermögen im Inland wurde durch die Inflation
und den nachfolgenden Geldumtausch (10 000 Kronen = 1 Schilling)
aufgezehrt. Das Institut war faktisch mittellos.
1934 erschütterten zwei Bürgerkriege das von hoher Arbeitslosigkeit
geprägte kleine Land. Österreich wurde zu einem kleriko-faschistischen
„Ständestaat“, den breite Bevölkerungskreise ablehnten.
1938 marschierte Hitler in Österreich ein, die staatliche
Selbstständigkeit
erlosch, das Land wurde Teil des „Großdeutschen Reiches“. Aus der
bisherigen Staatsanstalt wurde eine städtische Schule.
Die Anteilnahme über den „Anschluss“ war im Mitarbeiterstand des
Institutes analog zur Gesamtbevölkerung geteilt: Es gab stramme Nazis,
es gab Mitläufer und es gab innerlich Ablehnende. Den Ton gaben
natürlich ausschließlich die Nazis an, die sofort tief greifende
Umgestaltungen sowohl im Schul- als auch im Heimbetrieb durchsetzten,
etwa die Abschaffung bisheriger katholischer Festfeiern im Hause (aus der
Weihnachtsfeier wurde jetzt eine Jul-Feier) oder die Errichtung einer
eigenen HJ- bzw. BDM-Gruppe.
Die permanente Suche des Regimes nach Ressourcen für den Einsatz an
der Front und in der Wehrwirtschaft führte zur Einführung der
Berufsfelder
„Telefonie“ und „Stenotypie“ im Hause; die ersten Absolventen fanden in
einschlägigen Unternehmen ihren Arbeitsplatz.
1942 wurde das Institutsgelände durch Zukauf benachbarter
Liegenschaften auf das heutige Ausmaß vergrößert.
Die Ostmark – wie Österreich jetzt hieß – galt lange Jahre über als
„Luftschutzkeller des Reiches“, Luftangriffe waren noch unbekannt;
Ursache hierfür waren die von England aus nicht zu bewältigenden langen
Flugstrecken in das österreichische Staatsgebiet. Aus diesem Grunde
wurden hier auch immer mehr Rüstungsbetriebe errichtet bzw. aus
Deutschland ausgelagert, was auch den Werkstätten des Institutes viele
zusätzliche Aufträge bescherte. Die „Luftlage“ änderte sich jedoch jäh,
als
die Alliierten in Süditalien landeten und binnen kurzer Zeit dort mehrere
große Luftbasen errichteten: Am 13. August 1943 erfolgte ein erster
schwerer Luftangriff auf Wiener Neustadt, wo sich große Flugzeugwerke
befanden, es gab grässliche Verluste. Von diesem Datum an begannen
systematische Bombenangriffe auf österreichisches Gebiet, was im ersten
Quartal 1944 die damaligen Machthaber nötigte, Evakuierungen von
Frauen und Kindern anzuordnen. Auch an das Institut erging eine solche
Order und am 16. Mai 1944 wurden 32 Schüler/innen mit entsprechendem
Begleitpersonal in das dem Hause gehörende Ferienheim „Waldamt" (bei
Waidhofen an der Ybbs, Niederösterreich) evakuiert. Das restliche
Personal und die Schüler/innen der Berufsausbildung verblieben in Wien
und erlebten die anschwellende Wucht der alliierten Bombenangriffe. Das
Institut selbst und seine Nebengebäude blieben jedoch von Treffern
verschont.
Aus früheren Gesprächen mit damaligen Berufsschüler(inne)n (ein
Großteil von ihnen ist ja schon verstorben) weiß der Autor, dass selbst
in
diesem zunehmenden Inferno im Schulbetrieb noch wacker die NaziIdeologie gelehrt wurde und den halbwüchsigen Sehgeschädigten von
ihren Lehrern/innen permanent die Mär vom „Endsieg“ vermittelt worden
ist. Aprés wollte von diesen Protagonisten keiner etwas davon
wissen......
Im Gegensatz dazu war ein Großteil der Bevölkerung angesichts der
Realitäten ab 1944 schon „entnazifiziert“: Da wurde im Osten mit dem Bau
einer „Schutzstellung“ – hochtrabend „Ostwall“ genannt – begonnen, fing
der „Totale Krieg“ mit der Schließung aller Theater und Unterhaltungsstätten sowie einer 60-Stunden-Woche an, erschienen Zeitungen nur
mehr mit 1 Bogen und wurde der „Deutsche Volkssturm“ aufgestellt.
Die gewerblichen Berufsbildungseinrichtungen des Institutes kamen in
dieser Zeit mit der Erfüllung unzähliger Aufträge nicht nach, vor allem
Körbe für diverse Munition waren zu fertigen und daneben mussten
Bürsten in verschiedensten Formen für Rüstungsbetriebe und die
Wehrmacht hergestellt werden. Probleme entstanden speziell durch die
überaus schleppende Zulieferung von Rohstoffen.
Alle beim Institut vorbeiführenden Straßenbahnlinien (H 2, L, 78 und 80)
waren auf Grund schwerer Bombenschäden ab dem zweiten Drittel des
März 1945 eingestellt worden, sichtbares Zeichen für nahendes Unheil!
Mitte März 1945 berichteten die wenigen Zeitungen und die spärlichen
Radionachrichten in verklausulierter Form vom Vormarsch der Roten
Armee in Ungarn und der damalige Direktor des Institutes, Leutnant der
Reserve aus dem 1. Weltkrieg, begann sich Gedanken über eine
eventuelle Evakuierung des Hauses zu machen, offiziell wurde ihm jedoch
dazu nichts mitgeteilt. Von sich aus durfte er nichts unternehmen, denn
die damaligen Machthaber wünschten ja „Normalität“ um jeden Preis, und
so fiel auch der nahe liegende Ausweg eines „Nach-Hause-Schickens“ der
verbliebenen Schüler/innen fort.
In der Nacht zum 29. März 1945 überschritten russische Truppen die
Grenze nach Österreich bei der burgenländischen Ortschaft Klostermarienberg, Wien war durch ihren Vorstoß nun unmittelbar bedroht, sollte
aber nach dem Willen Hitlers „fanatisch verteidigt“ werden.
Für den damaligen Institutsleiter begannen damit aufreibende Tage: Als
früherer Offizier musste er nun definitiv annehmen, dass der nahe beim
Institut vorbei fließende Donaukanal zu einer Kampflinie im Falle der
„Verteidigung“ der Stadt würde, das Institutsgebäude selbst könnte dann
umkämpft werden. Also musste ein Ausweg gefunden werden, eine
Evakuierungsmöglichkeit für die Bewohner des Institutes. Reguläre Züge
aus Wien verkehrten kaum mehr und waren nur mit speziellen
Berechtigungen benutzbar; solche wurden den Blinden verwehrt. Der
"Mundfunk" - andere Informationsquellen blieben verschlossen - berichtete
von einem abfahrbereiten Donauschiff, das stromaufwärts in den
vermeintlich sicheren Westen fahren sollte. Die Realität war aber, dass
dieses Schiff schon mit Flüchtlingen voll gestopft war, für die
Sehgeschädigten war kein Platz mehr!
Der Institutsleiter wandte sich daher an den Ortsgruppenleiter der NSDAP,
damals eine Zentralstelle für alle Evakuierungsfragen; zumeist war dies
aber eine überaus gefahrvolle Angelegenheit, denn gerade diese kleinen
Parteifunktionäre wollten damals noch "Sieg um jeden Preis" –
Evakuierung war für sie aus diesem Grunde Hochverrat! Der famose
Parteifunktionär wies das Ansinnen um Abtransport der Insassen des
Institutes aus dieser Einstellung heraus rüde ab und der Direktor wurde
von ihm sogleich zum "Volkssturm" einberufen, das Institut sozusagen
führungslos. Dem Autor ist es trotz intensivster Recherchen bis heute
nicht gelungen, den Namen dieses famosen Nazis ausfindig zu machen
bzw. seine weitere Laufbahn im demokratischen Österreich zu verfolgen.
Mittlerweile quartierte sich im Hauptgebäude des Institutes ein Kommando
der Waffen-SS ein und errichtete dort einen Hauptverbandplatz, also ein
untrügliches Zeichen für bevorstehende Kämpfe. Der Direktor meldete
sich inzwischen befehlsgemäß beim "Volkssturm", traf dort auf einen
älteren (auch k. und k.) Offizier des 1. Weltkrieges als Abschnittskommandeur, schilderte seine Situation und erhielt von diesem daraufhin
einen Urlaubsschein auf fünf Tage befristet… Ins Institut zurückgekehrt,
fand er die geschilderte Situation vor, telefonierte verzweifelt mit
allen
möglichen Behörden und erreichte schließlich, dass am 5. April 1945 ein
altersschwacher Lkw der Gemeindeverwaltung vorfuhr, der einen Teil der
Bewohner mit einigen Habseligkeiten abtransportierte - übrigens hatte
3 Tage zuvor der "Gauleiter" (Baldur von Schirach) Plakate affichieren
lassen, welche folgenden Text hatten: "Wien ist zum Verteidigungsbereich
erklärt worden. Frauen und Kindern wird empfohlen, die Stadt zu
verlassen."
Die Fahrt ging in die im Westen der Stadt liegende große Heil- und
Pflegeanstalt "Am Steinhof", wo den Flüchtlingen ein leer stehender
Pavillon zur Unterkunft zugewiesen wurde. Zwei Mal fuhr das rettende
Vehikel noch zum Institut zurück, die restlichen Bewohner wurden
abtransportiert und Allernötigstes an Nahrungsmitteln und Bekleidung
mitgenommen.
Über die folgenden Tage gibt es kaum Mitteilungen, die "Schlacht um
Wien" tobte mit aller Härte, die Rote Armee umfasste die Stadt in einer
großen Zangenbewegung und am 9. April brauchte sich der Direktor um
seine Einberufung zum "Volkssturm" nicht mehr zu bekümmern: Die
ersten russischen Soldaten erschienen auf dem Gelände der großen Heilund Pflegeanstalt.
Das leer stehende Institutsgebäude wurde vor dem Beginn der
eigentlichen Kämpfe primär von einheimischen Plünderern heimgesucht,
vieles aus dem Inventar wurde weggeschleppt.
Dann verwandelten SS-Soldaten das Haus in eine "Festung", um die
offensichtlich in den weiteren Tagen (9. – 14. April 1945) erbittert
gekämpft wurde: Fast das gesamte Gebäude wurde schwerstens zerstört,
die beiden auf dem Gelände stehenden Villengebäude wurden ein Raub
der Flammen, wobei eine einzigartige, unersetzliche Fachbibliothek zu
Grunde ging. Im Sommer 1945 wurde noch mehrere Wochen lang
Munition aus den Ruinen abtransportiert!
Nach ungefähr zwei Wochen wagten der Direktor und ein Berufsschüler,
Johann Redl, einen ersten Gang zum Institut, quer durch eine devastierte
Stadt und über hastig errichtete, wackelige Stege über den Donaukanal.
Sie waren erschüttert über die Zerstörungen, der Institutsleiter hatte
auch
seine verbliebene persönliche Habe in der Dienstwohnung fast vollständig
eingebüßt.
In den nächsten Wochen wurde versucht, von dem wenigen Vorhandenen
noch zu retten, was zu retten war, Lebensmittel, Bekleidung und
Textilien,
Schulbedarf, Rohstoffe der Werkstätten. Dies war in der Zeit der
Rechtlosigkeit stets ein überaus gefährliches Unterfangen, denn
uniformierte und zivile Plünderer nahmen sich, was ihnen gefiel.
Nach dem Kriegsende wurden dann die verbliebenen Schüler/innen
allmählich nach Hause entlassen, ein heute kaum zu beschreibendes
Abenteuer im Einzelfall. Für das Lehrerkollegium wurde von den wieder
erstandenen demokratischen Behörden die „Entnazifizierung" angeordnet,
die für nicht wenige von ihnen die sofortige Entlassung aus dem Dienst
bedeutete.
Ein politisch nicht belasteter Lehrer des Hauses wurde im Sommer 1945
von der Unterrichtsverwaltung zum provisorischen Leiter des Institutes
bestellt und musste zunächst nach einer neuen Bleibe für das Institut
Ausschau halten. Das war in der stark zerstörten Stadt nicht einfach,
schließlich wurde man im 19. Bezirk fündig, Hofzeile 15 sollte die
"Ausweichadresse" des Institutes lauten und im September dieses
Schicksalsjahres begann dort auch der reguläre Schul- und
Berufsbildungsbetrieb. Retrospektiv kann man sich nur wundern, was in
diesem desolaten Haus (es handelte sich um eine ehemalige Städtische
Taubstummenanstalt, die in der Zwischenzeit viele Institutionen
beherbergt hatte) alles geleistet worden ist - aber damals waren eben
alle
bescheiden! Es gab allerdings große Probleme bei der Unterrichtserteilung, denn die zahlreich außer Dienst gestellten
Kollegiumsmitglieder
fehlten trotz Zuweisung von Junglehrern doch sehr, es musste daher viel
improvisiert werden. Als Glücksfall hat sich die Lage des Institutes im
"Amerikanischen Sektor" der nunmehr viergeteilten Stadt Wien erwiesen:
Die Besatzer spendierten dem Institut immer wieder Lebensmittel, sodass
die normalen Hungerrationen aufgebessert werden konnten.
Lehrmittel gab es nur im notdürftigsten Umfang, das Schreiben bereitete
große Probleme, denn es mangelte an Papier, Schreibtafeln und sogar
Griffeln! Aber trotzdem versuchten alle, die schwierigen Situationen, die
laufend auftraten, zu meistern.
Besonders diffizil erwies sich auch die Frage der Schullektüre: Das
Meiste, was bisher verwendet worden war, schien „belastet“ und konnte
daher nicht verwendet werden. So musste auch hier wieder improvisiert
werden, wobei der Autor aus Erzählungen ehemaliger Schüler/innen weiß,
dass bei der verwendeten Lektüre doch manches zu entfernen vergessen
wurde – was natürlich entsprechende Irritationen (man befand sich ja im
Stadium der Demokratisierung) hervorgerufen hat. Und auch mit den
„Klassikern“ musste behutsam umgegangen werden – sie waren ja leider
im verflossenen „Tausendjährigen Reich“ allzu sehr strapaziert worden …
Trotzdem kam der Unterrichtsbetrieb bis 1946 wieder in halbwegs
normalen Gang, eine bessere Zukunft eröffnete sich.
Was aber 1945 niemand für möglich gehalten hatte: Der Wiederbezug des
Stammhauses kam erst 1958! Grund dafür waren fehlende legistische
Bestimmungen und rechtliche Probleme für die Rückführung des Institutes
und seines Vermögens in das Eigentum des Staates (Bundes). Erst 1954
wurden diese gelöst – und dann erst kam der Wiederaufbau leider höchst
schleppend in Gang, noch weitere dreieinhalb Jahre musste in dem
verwinkelten Gebäude mit seinen blindenfeindlichen Treppen ausgeharrt
werden.
Heute sind diese dunklen Wolken in der Geschichte des Institutes
endgültig verzogen, aber man sollte sich an speziellen Jahrestagen ihrer
erinnern.
Hofrat Mag. Dr. Friedrich Benesch
aus: Blind/Sehbehindert 1/2005
%%%Braille – der Zugangscode zu einer anderen
Erfahrungswelt?
Warum lernt ein Sehender die Blindenschrift? Vor etwa zwei Jahren
beschloss ich, Braille zu lernen, nicht mit den Augen, sondern tastend,
und das obgleich es keinen äußeren Anlass dafür zu geben schien. Wie
es dazu kam, wer ich bin und was mir die Blindenschrift inzwischen
bedeutet, möchte ich hier gern berichten.
Ich heiße Christiane, bin 38 Jahre alt, habe Bibliothekswesen und
Skandinavistik studiert und arbeite zurzeit in der Bibliothek einer
großen
Anwaltskanzlei in Wien. Literatur und Sprache, Bücher und - wie man es
so schön neudeutsch nennt - “Texte” haben mich immer schon fasziniert,
weil sie beständig neue Zugänge zur so genannten Wirklichkeit eröffnen.
Damals, vor zwei Jahren, befand ich mich in einer persönlichen und
beruflichen Umbruchsphase. Ich habe in dieser Zeit einmal an einem
Fortbildungsseminar teilgenommen, in dem wir auch auf unsere Ideen und
Wünsche zu sprechen kamen, die wir in den nächsten Jahren gern
umsetzen würden. Dabei fiel mir ein, dass ich mal ein Jugendbuch über
das Leben von Helen Keller gelesen habe und mir damals fest
vorgenommen hatte, mehr zu diesem Thema - und damit natürlich auch
zur Brailleschrift - zu erfahren. Jetzt wollte ich sie unbedingt lernen.
Es hat
dann noch eine Weile gedauert, bis ich diesen Wunsch in die Tat
umsetzen konnte. Anfang 2004 war es dann soweit. Herr Freiler vom
Bundes-Blindenerziehungsinstitut in Wien hat sich freundlicherweise
bereit
erklärt, mich zu unterrichten, und ich möchte ihm an dieser Stelle
nochmals ganz herzlich dafür danken!
Obwohl das Lernen mühsam vorangeht, was vor allem damit
zusammenhängt, dass ich mich täglich nur kurz und dann auch nur
abends der Brailleschrift widmen kann, lassen mich die Möglichkeiten
dieser Schrift nicht mehr los.
Da ist zum einen der Tastsinn, mit Sicherheit einer der Sinne, die
Sehende am meisten vernachlässigen und denen sie am wenigsten
Aufmerksamkeit schenken. Wir sind täglich einer multimedialen
Informationsflut ausgesetzt, die viel schneller und leichter auf uns
einwirkt,
als es ertastete Information je zulassen könnte. Die Blindenschrift ist
eine
Rückzugsmöglichkeit, verlangt aber auch ungewohnt viel Geduld. Die
“Verfremdung” des Erfassens von Schrift über den Tastsinn löst bei mir
gelegentlich eine leichte Verwirrung aus: Noch heute traue ich meinen
Fingern nicht immer zu, dass sie auch wirklich die richtige Zeile
gefunden
haben. Dass sich ganz unähnliche Wörter ähnlich anfühlen, einfach, weil
in ihnen viele Zeichen identisch sind und nur einige wenige voneinander
abweichen, ermöglicht es mir, Gesetzmäßigkeiten in der Buchstabenabfolge, vor allem aber die Sprache selbst neu zu erfahren. Manchmal
folge ich langen Zeilen, die ich nicht zu entschlüsseln weiß und dann,
ganz plötzlich erschließt sich der Sinn des Satzes von selbst. Es kommt
vor, dass ich mir Sätze ausdenke und die dann im Kopf in Braille
“übersetze”. Die Verwunderung darüber, dass beides möglich ist, stellt
sich eigentlich immer wieder neu ein.
Schon bei der ersten Bekanntschaft mit einem Zeichen weiß ich, ob der
Buchstabe einer meiner Lieblingsbuchstaben wird oder nicht. Besonders
gern mag ich zum Beispiel das G, das W und das N. Genauso schnell
spüre ich aber auch, ob sich ein Zeichen länger weigern wird, von mir als
Buchstabe erkannt und fehlerlos gelesen zu werden.
An manchen Tagen kann ich die Blindenschrift besser, an manchen sehr
viel schlechter lesen. Es scheint, als ob die Tagesform über den Tastsinn
viel deutlicher zu spüren ist als über die anderen Sinne.
Eine andere wichtige, mitunter auch witzige Erkenntnis ist, wie viele
nicht
mehr reflektierte Gewohnheiten sich in das eigene Verhalten eingeschlichen haben. Ich wollte z.B. abends im Bett lesen und musste immer
feststellen, dass dabei meine Hände schnell schmerzten. Manchmal
konnte ich gerade einmal eine Seite lesen, ohne zu verstehen, warum das
so war. Auch der Text blieb dabei oft unklar. Erst nach Monaten habe ich
begriffen, dass man sich mit Brailleseiten nicht wie mit einem “normalen”
Buch angelehnt ins Bett setzen sollte, sondern dass das Lesen im Liegen
und mit einem flach aufliegenden Buch viel einfacher ist! Die
Brailleschrift
verlangt also nicht nur einen anderen Umgang mit Sprache und Schrift,
sondern auch mit dem Medium Buch – und dabei hätte ich doch noch vor
gar nicht allzu langer Zeit geglaubt, im Umgang mit dem Buch sehr
vertraut zu sein...
Eine Seite der Blindenschrift ist ihr buchstäblicher Platz im
Verborgenen.
Ich will hier nichts idealisieren, aber es kommt in der Hektik des
Alltags
nicht oft vor, dass man einfach äußerlich ruhig in der Dunkelheit sitzen
und zugleich sehr konzentriert sein kann.
Auf der anderen Seite gibt es im so genannten “öffentlichen Raum”, also
in der Stadt, im Straßenverkehr, doch auch relativ viel Blindenschrift
oder
andere Leitsysteme, die Blinden und Sehbehinderten helfen können.
Früher sind sie mir nie wirklich aufgefallen, jetzt finde ich sie
überall,
vielfach an unerwarteten Stellen - und zugegebener Maßen oft halbherzig
angebracht: Was nützt eine dreidimensionale Skizze über den Verlauf der
Fahrspuren an viel befahrenen Straßenübergängen, wenn die Grünphase
für Fußgänger so kurz geschaltet ist, dass man schon ein
olympiaverdächtiger Läufer sein muss, um auch nur halbwegs sicher bis
zur Mitte der Straße zu kommen?
Ich wusste lange auch nicht, dass es verschiedene Leitsysteme für Blinde
in unterschiedlichen Städten, vor allem aber auch in verschiedenen
Ländern der EU gibt. In Brüssel war ich vor einiger Zeit ganz erstaunt,
dass an den U-Bahn-Eingängen überall zweisprachig, in Niederländisch
und Französisch, Braille-Informationen über die jeweilige Station gegeben
werden. Wenn man dann die Treppe herunter geht, sind im Boden
handgroße Kugeln aus Metall eingelassen, ihnen folgend kommt man als
Blinder sicher auf die Bahnsteige. Zunächst habe ich geglaubt, hier habe
mal jemand richtig mitgedacht, um dann allerdings sehr bald
festzustellen,
dass dieselben U-Bahnstationen ausgesprochen hinderlich sind, wenn
man mit dem Rollstuhl oder dem Kinderwagen unterwegs ist. Die Treppen
sind eng, Aufzüge habe ich nicht gesehen. Es gibt wohl leider nicht
einmal
ein behindertengerechtes Bauen, das allen gleichermaßen zugute kommt von einer Stadtarchitektur, die von Anfang an nur auf die Belange junger,
dynamischer und gesunder Großstädter Rücksicht nimmt, einmal ganz
abgesehen.
Was erhoffe ich mir von der Beschäftigung mit der Blindenschrift? Einen
geschulteren, alltagstauglichen Umgang mit Menschen, die unter anderen
Rahmenbedingungen leben als ich. Als Sehender stellt man sich oft aus
reiner Verunsicherung, wie man sich zB Behinderten gegenüber verhalten
soll, sehr unbeholfen an, und da man diese Unsicherheit nicht zeigen
will,
reagiert man unangemessen. Ich bin zB einmal früh morgens zur Arbeit
gegangen auf einem Weg, auf dem um diese Uhrzeit nur sehr wenige
Menschen unterwegs sind. Dort kam mir ein Blinder entgegen. Da es
ansonsten still war, hat er sich wohl an meinen Schritten orientiert und
kam immer mehr auf mich zu. Aber statt mich bemerkbar zu machen und
ihn vielleicht zu fragen, ob ich helfen kann, bin ich ihm ängstlich und
wortlos ausgewichen. Nicht sehr gekonnt, oder? Ein anderes Beispiel: Als
ich anfing, die Blindenschule zu besuchen, habe ich krampfhaft versucht,
hier alle Worte wie “Augen”, “Blick” oder ähnliches zu vermeiden. Erst in
dieser Situation ist mir aufgefallen, wie stark die deutsche Sprache
durch
Ausdrücke geprägt ist, die mit dem Sehen zu tun haben und dass auch
Blinde diese Ausdrücke regelmäßig verwenden. Vielleicht kann man sein
Verhalten dahingehend ändern, dass man keine Probleme hinein
interpretiert, wo sie nicht sind und Hindernisse dort gezielt beseitigt,
wo sie
entstehen. Versuchen werde ich es jedenfalls.
Wenn ich mit anderen Sehenden über meine Lernversuche spreche,
erzählen sie mir eigentlich immer, dass auch sie fasziniert sind von
Braille
und von der Gebärdensprache, dass sie diese Formen der Kommunikation, die ihnen so vollkommen verschlossen scheinen, gern lernen
würden, wenn sie einmal Zeit und Gelegenheit dazu hätten. Ich kann es
natürlich nicht wissenschaftlich belegen, aber ich vermute, dass dieses
Interesse ähnliche Wurzeln hat wie der Erfolg einer schon seit einigen
Jahren populären fiktiven literarischen Gestalt: Die generationsübergreifende Faszination eines Harry Potters könnte darin begründet
sein, dass er und seine Freunde eine Sprache sprechen und Zeichen
benutzen, die dem gewöhnlichen Menschen zunächst nicht zugänglich
erscheinen. Und sollte es so sein, dann lassen sich Rowlings Roman-
figuren als ein gelungenes Bild für Lebensweisen verstehen, die nicht der
so genannten Norm mit dem ihr innewohnenden Hang zur Perfektion
entsprechen. Vielleicht findet man einen Weg in die Zauberwelt einer
Schriftsprache, ohne gleich ein ausgewiesener Zaubermeister werden zu
müssen.
Dr. Christiane Küster-Schneider
%%%Heiß geliebt und stets umstritten
Hundert Jahre deutsche Blindenkurzschrift
1904 bis 2004
Bibliografische Angaben:
Schwarzschriftausgabe: Horus - Marburger Beiträge zur Integration
Blinder und Sehbehinderter, H.1/2005 S.2-6, 67. Jahrgang, ISSN 07247389
Brailleschrift: ebenda, S. 2-16, 79. Jahrgang
Auf dem XI. Blindenlehrerkongress zu Halle wurde im Jahre 1904 die
deutsche Blindenkurzschrift verabschiedet. Die Veröffentlichung des
Regelwerkes erfolgte dann im Jahre 1906. Anlass genug, den "Machern"
von damals zu danken und die Entwicklung der Kurzschrift und ihre
Bedeutung für die Blindenbildung zu würdigen. Dies geschieht im
Jubiläumsjahr zwischen Verabschiedung und Veröffentlichung genau 180
Jahre nach der Entwicklung der Brailleschrift.
///1. Die Vorgeschichte
Gleich zu Beginn der modernen Blindenbildung durch Valentin Haüy im
Jahre 1784 stellte sich die Frage nach einem geeigneten Schriftsystem für
Blinde. Es wurde zunächst damit begonnen, in vielfältigen Varianten die
Druckschrift der Sehenden zu vergrößern und sie erhaben darzustellen,
so dass die Blinden sie ertasten konnten. Dabei erkannte man schnell,
dass sich Punkte in einem Stacheldruck leichter ertasten ließen als im
Linienrelief erstellte Texte. Auch mit aus speziellen Zeichen gebildete
Schriften wurden erprobt. Hier sei exemplarisch die Moonschrift erwähnt,
in der aus sechs Reliefzeichen Buchstaben zusammengesetzt wurden.
Angeregt durch die Arbeiten des französischen Offiziers Barbier, der eine
von seinen Soldaten im Dunklen ertastbare Schrift aus 12 Punkten
ersonnen hatte, entwickelte 1825 der als Kind erblindete 16-jährige
Franzose Louis Braille (1809-1852) die nach ihm benannte und heute
weltweit gebräuchliche Blindenschrift. In dieser Schrift werden die
Zeichen
aus maximal 6 Punkten gebildet, die in einem aufrecht stehenden
Rechteck aus 3 Zeilen und 2 Spalten angeordnet werden. Dabei sind
Anzahl und Stellung der gesetzten Punkte innerhalb der Grundform für die
Bedeutung des Zeichens maßgebend. Mit den 6 Punkten der Brailleschrift
lassen sich einschließlich Leerfeld 64 Zeichen bilden. Für die ersten
zehn
Buchstaben des Alphabets verwendete Braille nur Zeichen, die aus den
oberen vier Punkten gebildet werden und schied dabei die Zeichen aus,
die weder einen der linken beiden Punkte noch einen der beiden oberen
Punkte enthielten. Durch Ergänzung der Zeichen für die Buchstaben a bis
j um den links unten befindlichen Punkt werden die folgenden 10 Buchstaben gebildet. In der dritten Gruppe fügt Braille die beiden unteren
Punkte hinzu und in der vierten nur den rechten unteren Punkt. Die fünfte
Gruppe schließlich bilden die ersten 10 Zeichen auf die unteren vier
Punkte der Grundform herunter geschoben. Hinzu kommen noch zwei
Gruppen mit den verbleibenden 13 Zeichen.
Da es wegen des im Vergleich zum Auge sehr geringen Auflösungsvermögens des Tastsinnes und mit Rücksicht auf die erforderlichen
Schreibgeräte für die Brailleschrift nicht möglich war, die Akzente der
französischen Sprache über die Buchstaben zu setzen, verwendete Braille
für sie gesonderte Zeichen. Als Ziffern benutzte Braille die Zeichen für
die
Buchstaben a bis j und unterschied sie von diesen dadurch, dass vor
Zahlen ein Umschaltzeichen gesetzt wurde. Es signalisiert dem Leser,
dass nun Zahlen folgen. Auf Großschreibung wurde in der Regel ebenfalls
verzichtet. Wo sie erforderlich war, wurde sie ebenfalls durch das
Voranstellen eines Umschaltzeichens angekündigt. Das bedeutet aber,
dass die Zeichen der Brailleschrift kontextabhängige Bedeutungen
annehmen können.
Diese Kontextabhängigkeit der Bedeutung der Zeichen erlaubte es dem
sehr musikalischen Braille, bereits 1834 ein erstes Notenschriftsystem
vorzustellen, das die Grundlage für das heutige Blindennotenschriftsystem
bildet.
Die Brailleschrift gewann unter den Zöglingen des Pariser
Blindeninstituts,
in dem Braille lebte, schnell ihre Anhänger, wurde aber von den sehenden
Blindenlehrern strikt abgelehnt, weil sie den Blinden ein Schriftsystem
bescherte, das von Sehenden nicht gleich gelesen werden konnte.
Erst zwei Jahre nach Brailles frühem Tod wurde das von ihm erdachte
System 1854 am Pariser Blindeninstitut als Schrift anerkannt.
Das Braillesche System drang auch in andere Länder vor, wo es zunächst
ebenso abgelehnt wurde wie in seinem Ursprungsland Frankreich. 1871
führte Dr. Armitage zusammen mit 5 anderen Blinden die Brailleschrift in
England ein. In Deutschland entschied man sich auf dem
Blindenlehrerkongress von 1879 für die Braillesche Punktschrift. Vorher
wurden in verschiedenen Ländern, so in den USA, Portugal und
Deutschland Vorschläge gemacht, das System zu verändern und zu
vereinfachen. Erwähnt sei hier der Versuch, den am häufigsten
vorkommenden Buchstaben Zeichen aus möglichst wenigen Punkten
zuzuordnen; man schrieb schließlich mit der Tafel und musste jeden Punkt
einzeln stechen. Letztlich setzte sich aber das Braillesche System durch.
Ein Glück, denn sonst hätten wir in jedem Sprachraum ein anderes
Alphabet bekommen, was dem Erlernen von Fremdsprachen eine
zusätzliche Hürde entgegengestellt hätte. Nach der Annahme des
Brailleschriftsystems als Blindenschrift auf dem Blindenlehrerkongress
von
1879 stellte der 1876 gegründete Verein zur Förderung der Blindenbildung
nur noch Bücher in Brailleschrift her.
///2. Die Kurzschrift
2.1. Allererste Versuche
Bedingt durch das geringe Auflösungsvermögen des Tastsinnes müssen
Blindenschriftzeichen im Vergleich zur Schwarzschrift recht groß sein
(ein
Brailleschriftzeichen beansprucht ca. 0,6 Quadratzentimeter, was dazu
führt, dass Texte in Brailleschrift das etwa 50fache Volumen der
Schwarzschriftvorlage haben). Darüber hinaus lässt sich mit dem Finger
nur sukzessiv lesen, was den Lesefluss auch geübter Punktschriftleser
gegenüber der visuellen Informationsaufnahme stark verlangsamt.
Deshalb sann schon Valentin Haüy danach, wie sich die Schrift verkürzen
ließe. Er setzte Punkte und Striche über bzw. unter die Buchstaben, um
dem Leser zu signalisieren, dass es sich bei dem gelesenen Zeichen nicht
um den Buchstaben allein, sondern um eine Gruppe von Buchstaben
handele. Damit war der Anfang der Entwicklung einer Kurzschrift gemacht,
lange bevor das Brailleschriftsystem erfunden wurde.
2.2. Vorgeschichte und Einführung der deutschen Blindenkurzschrift
Obwohl die Brailleschrift in Deutschland noch nicht offiziell eingeführt
war,
entwickelte neben anderen Dr. Brund schon 1869 für seine Bedürfnisse
ein Kurzschriftsystem mit Lautgruppen und Wortkürzungen. Auf dem
Blindenlehrerkongress wurde dann 1882 von dem blinden Lehrer Christian
Krohn aus Kiel erstmals ein Kurzschriftsystem der Öffentlichkeit
vorgestellt. Eine ständige Kommission erhielt den Auftrag, dieses System
zu vervollkommnen. Erst 13 Jahre später wurde 1895 auf dem
Blindenlehrerkongress die deutsche Blindenkurzschrift in einer ersten
Fassung verabschiedet, obwohl die Vorteile auf der Hand lagen
*
schnellere und leichtere Schreibbarkeit, weil rund ein Drittel
weniger
Zeichen mit der Tafel geschrieben werden mussten,
*
schnellere Lesbarkeit, weil der Finger nur kürzere Wortbilder
erfassen musste (dies ist insbesondere im Zusammenhang mit den
langen zusammengesetzten Wörtern der deutschen Sprache
bedeutsam),
*
ein um etwa 30% geringeres Volumen der umfangreichen
Blindenschriftbücher
wurde die Kurzschrift von vielen sehenden Blindenlehrern energisch
bekämpft. Als einzig ernst zu nehmender Grund für die Ablehnung der
Einführung der Kurzschrift in der Schule konnte angeführt werden:
*
die Schüler müssten die Flachschrift, wie man seinerzeit die
Schwarzschrift im Gegensatz zur Relief- und Punktschrift
bezeichnete, fehlerfrei schreiben lernen, was durch die Kurzschrift
verhindert werde.
Der glühendste Verfechter der Kurzschrift unter den sehenden
Blindenlehrern war der Kieler Johannes Mohr, der sich zusammen mit
seinem blinden Kollegen und Freund Christian Krohn vehement dafür
einsetzte, dass die Vorteile der Kurzschrift den Blinden nicht
vorenthalten
werden dürften. Mohr, inzwischen Direktor der Provincial-Blindenanstalt
in
Hannover, war es auch, der dafür kämpfte, dass die Kurzschrift in der
Mittelstufe der Schule eingeführt und Bücher in Kurzschrift hergestellt
wurden.
Nach einer Erprobungsphase und dem Erscheinen des Kaedingschen
Häufigkeitswörterbuchs nahm man noch einige Korrekturen an der
Kurzschrift vor. So wurden oft verwendete Lautgruppen durch Zeichen mit
möglichst wenigen Punkten wiedergegeben und seltener vorkommenden
Zeichen mit mehr Punkten zugeordnet. Auffälligstes Beispiel hierfür ist:
Die Zeichen mit den Punkten 1,4 (früher "em") und mit den Punkten
1,2,3,5,6 (früher "en") wurden gegeneinander ausgetauscht. Die so
verbesserte Kurzschrift wurde gegen hartnäckigen Widerstand auf dem
Blindenlehrerkongress 1904 verabschiedet und das zugehörige Regelwerk
erschien 1906.
Mohr war es auch, der sich intensiv dafür einsetzte, dass die Bücher im
so
genannten Zwischenpunktdruck erstellt wurden, wenn dadurch auch
gegenüber dem Zwischenzeilendruck die Lesbarkeit der Schrift mit den
Augen litt. Direktor Mohr fasst gegen Ende eines längeren Beitrags seine
misslichen Erfahrungen im Kampf um die Kurzschrift (veröffentlicht im
Blindenfreund 10/1908 unter dem Titel „Kurzschrift und
Zwischenpunktdruck“) auf den Seiten 251-252 zusammen:
„... Das ist unser Programm. Es steckt sich ein so hohes Ziel, hat einen
so
reichen Inhalt, und ist in so vorsichtiger Gedankenfolge aufgebaut, dass
seine Realisierung einen sehr bedeutenden Fortschritt der Blindenbildung
auf dem Gebiete der Druck- und Schriftverhältnisse darstellt. Man sollte
glauben, jeder Sachkundige würde gern seine Hand dazu bieten, den Plan
zur Durchführung zu bringen. Dennoch muss man das Ungeheure
erleben, dass der Ständige Kongress-Ausschuss ein energisches Veto
dagegen einlegt. Ist ein solches Vorgehen zu begreifen? Nein! Oder doch?
Ja doch, leider! Eine geschichtliche Betrachtung lehrt nämlich, dass in
der
Entwicklung der Blindenschrift die Sehenden eine unheilvolle, höchst
unglückliche Rolle gespielt haben.
Im Jahre 1825 machte Braille seine epochemachende Erfindung,
aber erst im Jahre 1854 fand sie Eingang in das Nationalblinden-Institut
in
Paris. Der sehende Direktor stand ihr im Wege.
Um das Jahr 1870 brachte Dr. Armitage die Punktschrift nach
England und verbesserte sie, indem er sie stenographisch ausbaute. Er
fand die hartnäckigste Opposition bei den – sehenden - Institutsleitern.
Schon in den achtziger Jahren habe ich an dem Beispiel Englands
nachgewiesen, dass es im Interesse der deutschen Blinden läge, den
Liniendruck aufzugeben und die Kurzschrift auf der Mittelstufe der
Blindenschule einzuführen. Die es besser wussten, waren - die Sehenden.
Jetzt, nach Verlauf von 20 Jahren, wird mein Antrag wiederholt und
da halten die Herren des Ausschusses ihn nicht einmal der Prüfung für
wert. Ist’s verwunderlich? Es sind eben - Sehende, die bemüht sind, ihre
historische Rolle fortzusetzen. ...“
2.3. Die Entwicklung seit 1904
Nach ihrer Annahme 1904 und der Veröffentlichung des zugehörigen
Regelwerkes 1906 erfreute sich die Kurzschrift immer größeren Zuspruchs
insbesondere unter den blinden Anwendern wegen
*
der schnelleren Schreibbarkeit,
*
der schnelleren Lesbarkeit und
*
des geringeren Umfangs von Punktschrifterzeugnissen.
Da, abgesehen von Kinderbüchern, Lehrbüchern für die Unterstufe und
spezieller Lehrwerke nahezu die gesamte deutschsprachige Literatur und
Zeitschriften in Kurzschrift hergestellt werden, ist sie praktisch die
Normalschrift der Blinden geworden.
1925 legte Dr. Carl Strehl die erste systematische Darstellung der
Kurzschrift vor. In diesem Werk sind auch die Regeln, die zum Gebrauch
der Kürzungen, insbesondere im Bereich der zahlreichen Wortzusammensetzungen der deutschen Sprache aufgestellt wurden, enthalten.
Beginnend 1917 sind immer wieder Ansätze unternommen worden, die
Kurzschrift zu überarbeiten, und zwar mit unterschiedlichen, z.T.
gegenläufigen Zielen. So sollten einerseits weitere Kürzungen eingeführt
bzw. Kürzungen in ihrer Bedeutung geändert, andererseits aber die
Kurzschrift vereinfacht werden. Überliefert sind insbesondere Ansätze um
die Jahre 1917, 1925, 1940, 1951. Aber alle diese Versuche blieben
stecken, weil sich die Kurzschrift als Ganzes bewährt hatte und der
Änderungsbedarf nicht hinreichend begründet werden konnte.
Die 1904 verabschiedete deutsche Blindenkurzschrift behielt ihre
Gültigkeit bis 1971. In den Jahren 1966-1971 wurde von der Arbeitsgemeinschaft der Kurzschriftkommissionen der deutschsprachigen
Länder (Bundesrepublik Deutschland, Deutsche Demokratische Republik,
Österreich, Schweiz) - den um Vertreter von Blindenschriftdruckereien und
EDV-Fachleuten erweiterten Nachfolgekommissionen der ständigen
Kurzschriftkommission der Blindenlehrer - eine Reform der deutschen
Blindenkurzschrift erarbeitet. Dabei wurden im Wesentlichen folgende
Änderungen beschlossen:
*
Anpassung des Kürzungsbestandes an die Entwicklung der
deutschen Sprache und Einführung weiterer Wort- und
Lautgruppenkürzungen,
*
Wortkürzungen kürzen nur noch den Wortstamm,
*
Vereinfachung des Regelwerkes zur Anwendung der Kürzungen;
insbesondere durch Verzicht auf den die Wortkürzungen
voneinander abgrenzenden Bindestrich.
Dass diese Reform zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden
konnte, war nicht zuletzt dem Umstand zu verdanken, dass der
verdienstvolle Begründer der Übertragung von Texten in die deutsche
Blindenkurzschrift mit elektronischen Rechenanlagen, Herr Prof. Dr.
Helmut Werner, auf eine Systematisierung der Kürzungsregeln dringen
musste, um sicherstellen zu können, dass die maschinell erzeugten
Kurzschrifttexte eine weitgehend den Regeln entsprechende Qualität
erreichten. Dabei musste streng darauf geachtet werden, dass Menschen,
die nur die reformierte Kurzschrift erlernt haben, die älteren
Druckerzeugnisse problemlos nutzen können. Nach einer
Erprobungsphase und größeren Erfahrungen mit der automatischen
Textumwandlung in die Kurzschrift wurde diese Reform 1984 durch
kleinere Ergänzungen abgerundet.
Im Zuge der Mitte der neunziger Jahre beschlossenen Rechtschreibreform
wurde eine erneute Anpassung des Kürzungsbestandes an die
Veränderung in der deutschen Schriftsprache nötig. Nach der Überwindung der deutschen Teilung konstituierte sich 1996 die Brailleschriftkommission der deutschsprachigen Länder, der Blindenpädagogen,
Punktschriftleser, EDV-Fachleute und Druckereivertreter aus Deutschland,
Österreich und der Schweiz angehören. Neben der Anpassung der
Kurzschrift an die neue deutsche Rechtschreibung wurden die Kürzungsregeln vereinfacht und eine Technik zur Abbildung der 256 Zeichen der 8Punkt Computerbrailleschrift auf die 64 Zeichen der 6-Punkt
Brailleschrift
(vgl. Abschnitt 3) in das 6-Punkt Basissystem eingefügt. Ende 1998
erschien die von der Brailleschriftkommission deutschsprachiger Länder
neu herausgegebene Systematik für Voll- und Kurzschrift unter dem Titel
„Das System der deutschen Blindenschrift“.
///3. Aktuelle Situation
Computerbraille und Kurzschrift
Seit Ende der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts haben blinde
Menschen immer stärker die Möglichkeit genutzt, sich die Braillezeilentechnik und die Softwaremöglichkeiten nutzbar zu machen und arbeiten im
Beruf und Freizeit viel mit dem Computer. Das gilt auch für den
Unterricht
in der Blindenschule, besonders aber im Bereich der integrierten
Beschulung blinder und sehbehinderter Kinder.
Bei der Arbeit am Rechner wird in der Regel die federführend vom
Erstautor entwickelte 8-Punkt Computerbrailleschrift verwendet, wie sie
in
DIN 32982 bzw. ISO TR 11548 Teil 2 niedergelegt ist. Dies ist bei der
Programmierung und vielen anderen Tätigkeiten am Rechner auch
unumgänglich, weil hier eine Zeichen-für-Zeichen Wiedergabe benötigt
wird. Allerdings bieten die meisten Bildschirmausleseprogramme heute
auch den Komfort, die Texte auf der Braillezeile in Kurzschrift
übertragen
anzuzeigen. Somit ist die Möglichkeit gegeben, insbesondere bei der
Textverarbeitung in der Kombination Sprachausgabe mit Kurzschrift auf
der Braillezeile zu arbeiten.
Computerbraille und Kurzschrift sind nicht, wie oft fälschlich behauptet,
Konkurrenten, sondern ergänzen sich durch ihre unterschiedlichen
Einsatzgebiete.
*
Computerbraille da, wo beim Arbeiten am Computer wirklich eine
Zeichen-für-Zeichen Darstellung benötigt wird und
*
Kurzschrift überall dort, wo diese zeichenweise Darstellung nicht
erforderlich ist.
Das heißt aber, dass die Kurzschrift überall da, wo sie sich bewährt hat,
die Normalschrift der blinden Menschen bleiben wird, weil sie als 6Punktschrift leichter und schneller zu lesen und zu schreiben ist, als
die 8Punkt Computerbrailleschrift. Insbesondere beschert sie uns in Buch- oder
Heftform auch völlige Unabhängigkeit von aller Technik. Kurzschriftdruckerzeugnisse können überallhin mitgenommen werden. Ein Vorteil, den
sicher niemand missen möchte. Ebenso wenig, wie Sehende, wollen die
Blinden auf das Arbeiten mit dem Computer reduziert werden. Die Chance
auf ein erfolgreiches Berufsleben werden blinde Menschen künftig nur
haben, wenn sie sowohl die Computerbrailleschrift, als auch die
Kurzschrift sicher beherrschen. Die Blindenpädagogen stehen somit in der
Verantwortung, ihre Schülerinnen und Schüler so auf Beruf und Freizeit
vorzubereiten, dass sie auch die Kurzschrift sicher schreiben und flüssig
lesen können, damit nicht Herr Direktor Mohr (s.o.) auch heute noch Recht
hat!
///4. Würdigung
Die Pioniere der Kurzschrift haben für die blinden Anwender mit der
Entwicklung und Einführung der deutschen Blindenkurzschrift ein System
geschaffen, das sich mit den zwischenzeitlich gemachten Ergänzungen
tausendfach bewährt hat. Die Kurzschrift erleichtert es den Anwendern,
auch umfangreiche Texte besser bearbeiten zu können. Durch die
schnellere Lesbarkeit wird ein flüssiges Ablesen ermöglicht, eine
Fertigkeit, die ohne die Kurzschrift mit den Fingern nur Wenige erreichen
könnten.
Es gilt also all denen zu danken, die sich in den letzten 135 Jahren um
die
Entwicklung und Einführung der Kurzschrift und ihres weiteren Ausbaues
in zäher, oft ehrenamtlicher Arbeit verdient gemacht haben. Diese
überwiegend blinden Fachleute haben einen wesentlichen Beitrag zur
Selbstständigkeit blinder Menschen geleistet, dessen Bedeutung auch für
die Zukunft nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.
///Literaturhinweise
Aus Platzgründen können hier nur wenige ausgewählte Beiträge genannt
werden. Weitere Auskünfte erteilt das bibliografische Zentrum der
deutschen Blindenbibliothek in der deutschen Blindenstudienanstalt.
Brandstaeter, August: Zur Kurzschriftfrage: Antwort auf die Entgegnung
des Herrn Dir. Mohr. Der Blindenfreund 23 (1903) 12, S. 230-238.
Das System der deutschen Blindenschrift. Deutsche
Blindenstudienanstalt, Marburg 1998.
DIN 32982, 8-Punkt-Brailleschrift für die Informationsverarbeitung.
Identifikatoren, Benennungen und Zuordnungen zum 8-bit-Code. Beuth
Verlag, Berlin 1994.
Freund, Emil; Friedrich Mittelsten Scheid; Karl Britz: Leitfaden der
deutschen Blindenkurzschrift (nach der Reform von 1971). Deutsche
Blindenstudienanstalt, 1973.
Freund, Emil: Zusammenfassung der Abweichungen der reformierten
Kurzschrift. Deutsche Blindenstudienanstalt, Marburg 1972.
ISO TR-11548-2: Communication Aids for blind persons - Identifiers,
names and assignation to coded character sets for 8-dot Braille
characters. Part 2: Latin alphabet based character sets. First Edition
200112-15, ISO 2001
Lorenz, Ernst Dietrich; Renate Lorenz; Rainer F. V. Witte:
Punktschriftreform unter Wiener D A CH: Neuerungen in der deutschen
Blindenvoll und Kurzschrift "blind/sehbehindert" 118 1998. Heft 2, S. 85
90.
Lorenz, Ernst-Dietrich: Was sechs oder acht Punkte alles möglich machen
- eine vergleichende Zusammenstellung gebräuchlicher Blindenschriftsysteme. Sonderheft 5 der Zeitschrift "blind/sehbehindert". Verein zur
Förderung der Blindenbildung, Hannover 1998.
Mohr, Johannes: Kurzschrift und Zwischenpunktdruck. Der Blindenfreund
28 1908, Heft 9, S. 219-225; 10, S. 243-252; 12, S. 291-296.
Mosel, Günter: 150 Jahre Blindenbildung in Hannover, eine Chronik.
Verein zur Förderung der Blindenbildung, Hannover 1995
Neuerungen in der deutschen Blindenkurzschrift 1984. Zusammengestellt
von Karl Britz. Deutsche Blindenstudienanstalt, Marburg 1985.
Regelbuch und Wörterverzeichnisse zur deutschen Blinden Kurzschrift:
Nach den Beschlüssen des XI. Blinden Lehrer Kongresses in Halle a. d.
Saale vom 5. August 1904. Verein zur Förderung der Blindenbildung,
Hannover Kleefeld 1906.
Riemer, Wilhelm: Die Kurzschriftfrage. Blindenlehrer Kongress 1895,
München, S. 98-113 und S. 159-163.
Schöffler, M.: Louis Braille, Schöpfer der Punktschrift und damit
Begründer
der Blindenbildung der Welt. Gedenkschrift zu seinem 100. Todestag.
Sonderausgabe der Zeitschrift "Die Gegenwart". Deutsche Zentralbücherei
für Blinde, Leipzig 1951.
Scholler, Prof. Dr. Heinrich: Enzyklopädie des Blinden- und
Sehbehindertenwesens. C. F. Müller, Heidelberg 1990.
Strehl, Carl: Systematischer Leitfaden zum Gebrauch der deutschen
Blindenkurzschrift. Bauer, Marburg 1923.
Verhandlungen der Kurzschrift Kommission im Auftrage des Komitees zur
Vorbereitung des VII. Blindenlehrer Kongresses. Hrsg. von J. Mohr.
Schmidt & Klaunig, Kiel 1891 95.
Werner, Prof. Dr. Helmut: Zwei Jahrzehnte automatischer Übertragung
deutscher Blindenschrift. Deutsche Blindenstudienanstalt, Marburg 1984.
Zur Frage der Abänderung des Deutschen Kurzschriftsystems. Bericht
über den XI. Blindenlehrerkongress von 1904. Halle 1905.
Ernst-Dietrich Lorenz
Renate Lorenz
%%%WKÖ präsentierte mit www.einstellungssache.at die
europaweit erste Jobbörse für behinderte Menschen.
„Mit der Entwicklung und dem Start dieser neuen Jobbörse ist uns ein
weiterer konstruktiver Schritt in Richtung Integration von behinderten
Menschen in den Arbeitsmarkt gelungen“, betonte Christoph Leitl,
Präsident der Wirtschaftskammer Österreich, bei der Präsentation der
neuen Internetplattform www.einstellungssache.at. Mit dieser Datenbank
können Unternehmer erstmalig rasch und unbürokratisch arbeitssuchende, behinderte bzw. beeinträchtigte oder chronisch kranke
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen Berufsgruppen mit förderbaren
Dienstverhältnissen finden.
„Unternehmen profitieren von der Loyalität behinderter Menschen, sie
ersparen sich die Zahlung der Ausgleichstaxe und prägen mit ihrem
sozialen Engagement nicht zuletzt das Image ihres Unternehmens
positiv“, erklärte Managementberater Othmar Hill die wirtschaftlichen
Vorteile für Unternehmer, die behinderte Menschen einstellen. Die
Jobbörse, die auf dem Server der WKÖ liegt, ermöglicht es
Unternehmern, Bewerbungen von geförderten Personen nach Branchen,
Qualifikationen oder Regionen abzurufen. Nach einer Pilotphase hoffen
die Betreiber bis zur Jahresmitte mit 3.000 bis 5.000 in der Datenbank
erfassten Bewerbungen.
Redigierte Version einer Aussendung der WKÖ,
Abt. Sozialpolitik und Gesundheit.
Die Telekom Austria ist Hauptsponsor des ÖBSV.
http://www.derdurchblick.at
%%%Verbesserter Service bei den ÖBB
Ab sofort können alle, die für das Ein- und Aussteigen in bzw. aus dem
Zug persönliche Hilfe benötigen, dies bei einer zentralen Stelle kundtun
dem MobilitätsCallCenter, +4305 1717, Fax: +43 (1) 5800-830 05555,
[email protected] Eine rechtzeitige Kontaktaufnahme
mindestens 3 Tage vor Reiseantritt wird empfohlen.
Das gesamte Leistungspaket des MobilitätsCallCenter: Ticketverkauf,
Reservierungen, Spezialauskünfte, Organisation der persönlichen Einund Aussteighilfen und Beratung über Ausstattung der Bahnhöfe und
Züge. Dass blinde Reisende einen Begleiter und/oder Führhund für Ihre
persönliche Assistenz bei einer Bahnfahrt mitnehmen können, ist schon
seit vielen Jahren geregelt. Nun können alle Rollstuhlfahrer und jene,
die
in ihrem Behindertenausweis den Vermerk "Der Inhaber des Passes
bedarf einer Begleitperson" aufweisen, sowohl diese und/oder auch einen
Hund unentgeltlich mitnehmen. Da blinde Reisende oftmals die
Fahrkartenautomaten nicht bedienen können, wird Alleinreisenden kein
Bordpreis bzw. erhöhter Fahrpreis beim Lösen der Fahrkarte im Zug
verrechnet.
Die VorteilsCard Spezial wurde bis jetzt für blinde und körperbehinderte
Fahrgäste ausgegeben. Ab sofort wird diese auch für schwer kriegsbeschädigte Reisende vom Bundessozialamt für 5 Jahre ausgegeben.
Inhaber einer VorteilsCard Spezial (blau - "Schwerkriegsbeschädigte")
werden als ÖBB - Statuskunden geführt und erhalten somit alle
Serviceangebote der VIP-Karte für Platzreservierung, Zutritt zu den
Lounges, Upgrading, etc.
Weiters wird dem Inhaber der VorteilsCard Spezial
(Schwerkriegsbeschädigte) kein Bordpreis innerhalb Österreichs
verrechnet. Bitte beachten Sie, dass Sie diese ausschließlich über die
Service-Line 0810310310 beantragen können! Inhaber einer VorteilsCard
"Blind", "Behindert" und Statuskunden (blaue VorteilsCard) erhalten bei
rechtzeitiger Bekanntgabe des Reservierungswunsches und nach
Maßgabe der reservierbaren Plätze eine einmalige, unentgeltliche
Sitzplatzreservierung. Info: www.oebb.at
Aus: ÖAR monat Nr. 2/2005
$$$Projekte
%%%Weißrussland – ein Reisebericht der besonderen Art
///Der Beginn einer Freundschaft
Herr Woldrich, ein pensionierter Manager, organisierte nach dem
Reaktorunglück in Tschernobyl Ferienaufenthalte für weißrussische Kinder
nach Niederösterreich. Im Frühsommer 2000 waren das erste Mal sechs
blinde und sehbehinderte Kinder mit zwei Begleitern dabei. Herr Woldrich
wandte sich an den damaligen Direktor OStR Prof. Franz Haslinger und
bat um blindenpädagogische Betreuung, Kost und Logis für seine
besonderen Schützlinge. Herr Woldrich und seine weißrussische Frau
Natascha waren in dieser Zeit immer zur Stelle, sie organisierten über
den
Verein „Hilfe für Weißrussland“ die Reise und noch zusätzliche „Zuckerln“
für die Kinder.
So begann unsere „Schulpartnerschaft“ zu Belarus (Weißrussland).
Die blinden und sehbehinderten Kinder nahmen beinahe drei Wochen am
Unterricht und an vielen Exkursionen teil. Sie waren im Gästetrakt des
BBI
untergebracht, außerhalb der Schulzeit waren viele Kontakte im Internat
möglich. Am Wochenende waren wir mit den Kindern zu Sehenswürdigkeiten in Niederösterreich unterwegs (Seegrotte, Burgruine Liechtenstein,
Stift Melk, Dürnstein, Burg Kreuzenstein). Der Präsident des überregionalen Elternvereins für blinde und sehbehinderte Kinder in Minsk,
Viktor Kowetzky, hatte seine damals 13-jährige blinde Tochter Olga mit
ihrer Mutter Galina als Betreuerin nach Wien mitgeschickt. Olga, die
damals schon gut englisch sprach, war sehr kommunikativ. Ich lud sie zu
englischsprachigen Theatervorstellungen ein und weil ihr Gesundheitszustand nicht der beste war, ermöglichten wir ihr, bei unserer
Ferienaktion
in Lignano mitzufahren. Dort erholte sie sich am Meer prächtig. Seit
dieser
Zeit wurde ich von Olgas Familie nach Belarus eingeladen.
Leider verstarb plötzlich der Mentor dieser Aktion, Herr Woldrich. Wir
hoffen trotzdem, dass diese Verbindung zu unseren weißrussischen
Freunden aufrechterhalten werden kann.
Als ich den Burschen meiner Internatsgruppe von meinen Reiseabsichten
nach Minsk erzählte, wollte Thomas S. sofort ein eigenes Projekt starten.
Er wollte mitfahren und die Blindenschule und auch andere Einrichtungen,
aber auch Olga und deren Familie kennen lernen. Leider erkrankte er und
ein unaufschiebbarer Operationstermin beendete sein Projekt. Mathias
Sch., ein sehr „reiselustiger“ Sechzehnjähriger mit starker Bevorzugung
der östlichen Lebensweise wollte anfangs gar mit dem Zug (24 Stunden
Fahrtzeit) anreisen. Als ich aber für ihn ein Freiflugticket durch Frau
Hetzer organisierte, war dies auch recht und unsere Reise konnte nach
einigen bürokratischen Hindernissen beginnen.
Unsere Direktorin, Prof. Susanne Alteneder, befürwortete diese Reise,
schließlich erwartete sie auch heuer wieder eine Gruppe von Jugendlichen
aus unseren Schwesternschulen in Minsk oder Grodno.
Mathias kennt Olga sehr gut von unserem Ferienaufenthalt in Italien. Und
Olgas Vater organisierte sofort für ihn eine Gastfamilie mit einem
sehbehinderten englisch sprechenden Mädchen.
///Abflug von Vienna – Ankunft in Minsk
Das erste Abenteuer erlebten wir schon am Flughafen in Schwechat. Ich
zog meinen mit Gastgeschenken beladenen Koffer (34 Kilo) nach, Mathias
seinen viel leichteren. Mühsam fädelten wir uns in das enge
labyrinthartige
rote Leinensystem der AUA ein, das die Fluggäste geordnet und einzeln
zu den Schaltern führen sollte. Vorm Schalter standen Unmengen von
Menschen. Sehr bald fiel durch Mathias Koffer der erste
Abgrenzungsständer, wir konnten ja nur nebeneinander gehen und bevor
die anderen Ständer wie nach dem Dominoeffekt „umfielen“, eilten rot
gekleidete Männer der AUA auf uns zu und führten Mathias und mich zu
dem leeren Businessschalter. Dort checkten wir in schnellster Zeit ein Mathias fühlte sich dank seiner Blindheit sehr privilegiert - und hatten
natürlich dann viel Zeit, diese Abgrenzungsständer mit den an vier
Öffnungen einziehbaren Bändern genau zu untersuchen.
Nun muss ich gleich ein großes Lob an Mathias aussprechen: Es gab
nichts, was ihn nicht interessiert hätte. Und als „alt gediente“
Sozialpädagogin konnte und wollte ich ihm auch nichts verheimlichen. So
untersuchte er alle Parfumflaschentester nach Geruch und Form im
Dutyfree-Shop, sogar das Flugzeug, eine 70-sitzige Canadair war vor ihm
nicht sicher. Da uns der Bus zum Flugzeug brachte, krochen wir beide
unter den Rumpf zu dem Fahrgestell mit den relativ kleinen
Zwillingsrädern, „sahen“ flossenartige Ruder an der Bauchunterseite der
Maschine, Mathias tastete die vielen Nieten der einzelnen Blechteile der
„Außenhaut“ und ging die Ausmaße des Flugzeuges ab. Selbst den
Seilzug der Eingangstüre kontrollierte er. Im Flugzeug selbst fielen ihm
gleich die sehr komfortablen Ledersitze auf. Während des Fluges las ich
Mathias Zeitungsartikel über sein Lieblingsthema - die weltpolitische
Lage - vor. Dies erstaunte die wenigen deutschsprachigen Businessleute.
Nach der Landung in Minsk kam die nächste gut gemeinte behindertenspezifische „Sonderbehandlung“. Wir stiegen als Letzte aus der Maschine
und direkt am Ende der Stufen stand ein Rollstuhl. Ich drehte mich um,
aber außer Mathias war da niemand. Ein großer kräftiger Mann kam auf
uns zu und wollte Mathias in den Rollstuhl setzen. Immer das eben
Geschehene meinem so interessierten Reisebegleiter Mathias
reportierend, konnten wir uns beide vor Lachen kaum halten. Dies
irritierte
unseren Helfer sehr. Der russischen Sprache nicht kundig, verwies ich auf
Mathias Beine und meinte: “His legs are ok, he wants to go“. Hilfsbereit
war der Flughafenangestellte aber weiterhin und wartete beim Laufband
auf uns, um die Koffer zu führen. Aber da stand schon der Vater von Olga
und entriss ihm das Gepäck.
Das war die erste Bekanntschaft mit der sehr warmherzigen belarussischen Seele.
Angekommen: Olga, Galina, Viktor und Lida (Mathias’ „Minsker Mama“)
Um 23:40 Uhr gab es die ersten sehr innigen Umarmungen. Ich hatte Olga
und Galina zwei Jahre nicht gesehen, aber gleich waren wir uns wieder
vertraut. Die Herzlichkeit ließ uns vergessen, dass Väterchen Frost um
uns war. Hatte ich für die Familie Schneeglöckchen und Palmzweige im
Handgepäck mit – ich hatte sie noch am Vormittag in der Au bei
frühlingshaftem Wetter gepflückt -, empfingen uns in Minsk eisiger
Wind,
minus acht Grad Außentemperatur und eine geschlossene Schneedecke
von 40 cm Höhe. Viktor verstaute unser Gepäck und wir fuhren - wieder zu
Mathias’ größter Freude - in einem alten, eigentlich museumsreifen
ehemaligen Rettungswagen (von Österreich an die Elternvereinsorganisation vor Jahren übergeben) über 40 Kilometer in die Stadt. Als ich
einmal die vereisten Scheiben freimachte, sah ich einen Mann mit
Reisbesen die Strassen kehren. Inzwischen war es schon weit nach
Mitternacht.
Zuerst lieferten wir Mathias ab. Nastja, die 17-jährige Tochter von Lida,
hatte ihr Zimmer Mathias überlassen. Ich spürte, dass Mathias sehr
aufgeregt war, verließ mich aber auf Olgas Familie und mein Gespür gab
mir Recht. Als wir Mathias am nächsten Tag – es war der Palmsonntag –
abholten, erzählte er, dass er mit der Gastfamilie bis nach drei Uhr früh
gegessen und sich unterhalten hätte. Er liebte das weißrussische, sehr
deftige Essen, und endlich fettes Fleisch und die vielen guten, weil
anders
schmeckenden Süßigkeiten… Auch wir saßen in der Küche bei sehr
gutem Essen und dem obligatorischen Gläschen Wodka. Olga war eine
perfekte Übersetzerin und zu reden hatten wir ohne Ende. Ich schlief in
Olgas Zimmer, Olga mit ihrer Mutter im Wohnzimmer und Viktor hatte nun
in der Küche seine Schlafstatt.
///Ausflug aufs Land
Am späten Vormittag des Palmsonntages holten wir Mathias von seiner
Gastfamilie ab.
Zuerst führte uns Viktor zur Roten Kirche. Wir konnten die Kirche nicht
besuchen, sie war überfüllt und in der Eiseskälte standen an die hundert
Menschen vor den Lautsprechern, die die Liturgie nach außen übertrugen.
Zuerst meinte Mathias, den Muezzin zu hören, so ungewohnt waren die
Messlieder und die Gebete des Priesters. Die Messe wurde nach den
griechisch-katholischen Riten abgehalten. Kirchenpolitisch Rom untergeordnet, bewahrt diese Glaubensgemeinschaft in der Liturgie den
orthodoxen Ritus.
Einige Frauen verkauften gelbe Trauerweidenzweige noch ohne Knospen,
geschmückt mit zarten bunten Seidenblüten. Ähnlich unseren
Palmkätzchen werden diese geweiht und nach Hause genommen. Die
Frauen trugen entweder lange schicke Steppmäntel oder Lammfellmäntel
mit Kapuzen. Die Männer trotzten in dicken Jacken und Kopfbedeckungen der eisigen Kälte und dem Wind.
Der riesige Platz vor der Kirche war ein Platz für politische Aufmärsche
und Feiern. Er war nun mehrere Stockwerke tief aufgegraben. Er wird neu
und modern gestaltet.
Dann machten wir uns auf den Weg zu Sergejs Familie. Sie wohnt 50
Kilometer außerhalb von Minsk.
Wir waren zu einem Fest eingeladen. Sergej feierte seinen 16. Geburtstag
und gleichzeitig hatten seine Ferien begonnen. Er besucht in Grodno die
Blindenschule, 300 Kilometer westlich von Minsk entfernt, nahe der
polnischen Grenze. Weil seine Eltern beide berufstätig sind, ist er dort
im
Internat untergebracht und kommt nur vier Mal im Jahr nach Hause. Die
Minsker Blindenschule hat kein Internat. Zu diesem Fest wurde das
Schwein geschlachtet und Mathias und ich waren die Ehrengäste.
Galina brachte eine Torte mit.
Das Dorf lag weit von der dreispurigen Autobahn weg, die Zufahrt der
nicht asphaltierten Straße war abenteuerlich, dicke vereiste Spurrillen
führten uns aber sicher zum Haus. Vorm Haus stand ein Schneepflug, im
Garten ein kleiner Traktor. Beide Fahrzeuge wurden natürlich von Mathias
untersucht. Viele Nebengebäude ließen schon von außen auf einen
Nebenerwerbsbauern schließen. Jeder, der in Weißrussland Grund und
Boden hat, versorgt sich und seine Freunde selbst. Beim Hineingehen sah
ich in Regalen mit Kraut gefüllte Paprika, Paradeiser und anderes
Essiggemüse, eingelegt in Zweilitergläsern. Nach meinen Schilderungen
dachte Mathias, er sei im Paradies gelandet, stolperte er doch fast
vorher
über einen Erdäpfelsack und roch den herrlichen Duft verschiedener
Fleischstücke schon beim Eingang. Seiner manchmal oft eigenwilligen und
sehr persönlichen Meinung nach würden die jüngeren Frauen in
Österreich nur mehr vorgefertigte Speisen aufwärmen und nicht mehr
„richtig“ kochen…
Sehr herzlich wurden wir von der Familie begrüßt, denn Sergej war auch
schon einmal bei uns in Wien. Nun war er fast doppelt so groß wie
damals, aber noch immer sehr still und zurückhaltend. Der Tisch war zu
einer Tafel ausgezogen, reich beladen mit den Köstlichkeiten einer
Hausschlachtung: Würste, geröstete Leber, gesottenes Fleisch mit
Wurzelgemüse und Kurzgebratenes. Eine Schüssel mit Salzkartoffeln (das
ist Tradition), Krautsalat, Essiggurken und ein Korb mit Brot vollendeten
das kulinarische Aufgebot. Als Getränk gab es Zwetschkenkompottsaft
und natürlich den berühmten Wodka. Galina erwähnte immer wieder, wie
glücklich sie sei, dass Viktor keinen Tropfen Alkohol trinke und das
gleiche
Glück teilte die Hausfrau, eine Ärztin. Wenn die Männer trinken, gäbe es
kein Fortkommen in der Familie, meinten die beiden Frauen. Und so
tranken Viktor und der Hausherr den guten hausgemachten Kompottsaft.
Der Vater von Sergej wurde aber nicht müde, die kleinen Wodkagläser
immer zu füllen und auch Mathias „musste“ im Auftrag der Gastgeber mit
viel schlechtem Gewissen seinem Vater gegenüber einige Tropfen Wodka
zum Anstoßen und Begrüßen kosten.
Ich konnte das immerwährende Nachschenken nur durch das Umdrehen
meines kleinen Glases vermeiden.
Bei diesem Ausflug lernten wir Natascha, eine junge, nun fertige
Dolmetscherin kennen. Sie führte die Übersetzung in die deutsche
Sprache. Sie gibt auch Olga Deutschunterricht.
Wir wollten viel wissen und die Familie hatte viele Fragen bezüglich der
Blindenbildung in Österreich an uns. Sergej möchte nach seinem
12. Schuljahr eine Masseurausbildung, die in Grodno angeboten wird,
machen.
Mit Wehmut und Dankbarkeit und überaus gesättigt verließen wir in den
frühen Abendstunden das Dorf.
Dann hatten wir eine Stadtführung der besonderen Art. Viktor führte uns
durch das festlich beleuchtete Minsk. Frau Woldrich machte mich schon in
Wien auf diese unglaublich üppige Beleuchtung aufmerksam. Sie meinte,
das Geld für die Energiekosten wäre vielleicht besser für soziale
Projekte
zu verwenden. Ich verstehe aber, dass sich viele Minsker mit ihrer
modernen Stadt im festlichen Gewand identifizieren wollen. Durch die
verschiedenfarbigen Lampen wurden viele künstlerische Effekte erzielt.
Das Lichtermeer war sehr beeindruckend.
///Die Blindenschule und traditionelle Arbeitsplätze für Blinde in
Minsk
Am Montag besuchten wir die Blindenschule in Minsk. Olga hatte hier ihre
Ausbildung absolviert. Dort erwartete uns bereits die nun pensionierte
Englischlehrerin Nina, die schon dreimal bei uns in Wien war. Sie
arbeitete
früher in dieser Schule und eine besondere Freude war es für sie, uns
ihre
ehemalige, sehbehinderte Schülerin vorzustellen. Sie unterrichtete nun
selber als Lehrerin an der Schule.
Der Herr Direktor begrüßte uns und führte uns durch alle Klassen. Im
Festsaal gab es eine Aufführung für Mathias und mich. Die verantwortliche
Lehrerin zeigte zuerst eine Tanzgruppe von vier Mädchen in
wunderschönen Schleierkleidern, dann bekamen wir - wieder zu Mathias
besonderer Freude - schwermütige russische Lieder präsentiert. Die
Sängerin war ein blindes Mädchen. Ein Bub und ein Mädchen in der
Volkstracht sangen heimische Lieder und der Chor gab sein Bestes.
Während Mathias beim Hausball dem Motto entsprechend eine Lederhose
als Verkleidung strikt ablehnte, war er jetzt sehr neugierig, die
belarussische Tracht der Kinder mit den vielen bunten Borten und
Stickereien anzugreifen. Kurz vorher hat uns Galina in ein großes
Geschäft geführt, Mathias wollte CDs kaufen. Der Verkäufer konnte nicht
glauben, dass das Hauptinteresse bei der russischen und weißrussischen
Musik lag. Mathias wieder war erstaunt, dass er MP3-CDs bekam und für
drei CDs nur 8,00 € bezahlte.
In der Englischklasse waren die Kinder im ersten Jahr und sie waren sehr
aufgeregt, als sie ihren Namen und ihr Alter sagen mussten. Mathias las
dafür ein Brailleblatt vor und entdeckte an der Wand ein tastbares
Alphabet der kyrillischen Schrift. Am liebsten hätte er es mitgenommen.
Nina unterwies ihn in konsequenter Art. Er merkte sich sofort einige
russische Wörter, begrüßte die Leute auch so und wollte immer den
Unterschied zwischen der weißrussischen und russischen Sprache hören.
Und dazwischen bedeutete es für ihn keine Überforderung, der englischen
Übersetzung zu lauschen und selbst englisch zu sprechen. Nur am
Anfang lachte er über meine Fehler - war aber sofort ruhig, als er selber
nach Worten rang, wenn ein Vokabel fehlte und eine Umschreibung
notwendig war.
Die Klassenzimmer waren sehr groß, in jedem Zimmer stand eine
gemütliche Sitzbank und je nach Alter der Kinder war viel Spielzeug da.
Hinter den Schulbänken lag ein Teppich am Boden. Da die Kinder auch
am Nachmittag in der Klasse ihre Freizeit verbringen, wirkten die
Klassenzimmer sehr wohnlich. An den Wänden hingen Fotos von Festen,
die Gänge waren mit Bildern der Kinder geschmückt. Blumen standen in
den Fensternischen. In den Glasvitrinen lagen blindenspezifische Spiele,
Unterrichtsmaterial und Bücher. Auf jedem einzelnen Schreibtisch stand
eine Lampe.
Die meisten Kinder waren sehbehindert, pro Klasse trafen wir ein oder
zwei blinde Kinder. Die Anzahl der Schüler in den Klassen war klein.
Höchstens sechs Kinder und Jugendliche saßen in der Klasse.
Wir besuchten auch das Schachzimmer. Der Lehrer unterwies gerade ein
Mädchen im Volksschulalter, zwei Burschen in dem gleichen Alter spielten
gegeneinander.
Im Turnsaal führte uns der Direktor stolz zu den Klingelbällen, die alle
aus
Österreich kamen. Der Boden hatte viele bunte Markierungen für die
sehbehinderten Schüler. Zwei Tischtennistische standen zusammengeklappt im Gang.
Im Computerraum konnte sich Mathias mit einem Spezialisten unterhalten,
während uns der Direktor ins Nebenzimmer führte: Der Vater von Olga hat
als Präsident des Elternvereines zwei neue Computer organisiert, sie
wurden gerade ausgepackt.
Im Klavierzimmer wurde ein blindes Vorschulkind – im Hintergrund saß die
Mutter – unterrichtet. Mit Hilfe der Lehrerin spielte das Mädchen ein
Kinderlied.
Wir wurden durch alle Klassenräume geführt, die Schule hat über 150
Schüler. Wir haben keine mehrfach behinderten Kinder gesehen. Die
Schule ist mit unserer Pflichtschule vergleichbar. Integrative Beschulung
blinder Kinder gibt es in Weißrussland nicht. Die Blindenschule in Grodno
hat 300 Schüler. Wir wurden auch in die Ordination der Augenärztin
geführt. Sie erkundigte sich genau über die Situation in Österreich und
war
scheinbar beruhigt, dass wir auch eine Augenärztin an der Schule haben.
Zum Abschluss packten Nina und Galina mitgebrachte Brötchen und
Süßigkeiten im Zimmer des Direktors aus. Der Direktor kochte mit dem
Wasserkocher Tee und stellte die Teetassen zur Verfügung. Es gab ein
kleines Picknick. Bevor wir uns verabschiedeten, wollte er Mathias noch
auf die Toilette führen. Mathias weigerte sich anfangs, Olga hatte ihm
schon vorher verraten, dass die Toiletten “furchtbar“ wären und so waren
sie auch. Die Wertigkeiten sind eben anders. Galina erwähnte immer
wieder, dass sie sehr dankbar wäre, bei uns im BBI auch das Internat
besucht zu haben. Da habe sie erlebt, wie selbstständig blinde Kinder
leben und was sie sich auf dem Gebiet des lebenspraktischen Trainings
täglich erarbeiten können (Küchendienst, usw.) Damals fiel mir auf, dass
die Mutter alles, was es zB im Stift Melk oder in der Burg Kreuzenstein
zu
„sehen“ gab, auf den Rücken ihrer Tochter „zeichnete“. Ich konnte mir
nicht vorstellen, dass ein Blinder so das Gezeigte „richtig“ aufnehmen
kann. Ich nahm daher Olga bei der Hand und führte sie direkt zu den
Gegenständen.
In Gesprächen sagte Galina, dass dies für sie als Mutter und ständige
Betreuerin Olgas außerhalb der Schule sehr wichtig war. Sie fand einen
weiteren Zugang zur Förderung ihrer Tochter: Jetzt organisiert ihr Vater,
der Präsident des überregionalen Elternvereines, Seminare für
Mobilitätslehrer und Trainer für lebenspraktisches Lernen. Und stolz
zeigte
mir Galina Fotos vom „Gehen unter der Augenbinde“ und ein Zeugnis.
Auch sie hatte eine 72-stündige Ausbildung mit Erfolg abgeschlossen.
Weil sie aber keinen pädagogischen Beruf hat, darf sie ihre Kenntnisse
nur für ihre Tochter nützen. Es unterrichtete eine israelische Lehrerin,
vermittelt von der Christoffel Blindenmission. Bisher hatten die überaus
engagierten Eltern das Klavierspielen, eine Gesangsausbildung,
zusätzlichen Deutschunterricht und Konversation in Englisch außerhalb
der Schule für Olga ermöglicht. Nina, die pensionierte Lehrerin, meinte
schon bei früheren Besuchen in Österreich, dass die intensive Förderung
eines blinden Kindes im lebenspraktischen Bereich in der Klasse mit den
anderen „gut“ sehbehinderten Schülern in Minsk schwierig sei.
Am nächsten Tag besuchten wir eine große Fabrik, wo Blinde und
Sehbehinderte arbeiten. Der Abteilungsleiter begann seine Führung vor
einem beleuchteten Glaskasten, indem sich viele Auszeichnungen und
Pokale befanden.
In der Fabrik arbeiteten weit über 1000 Arbeiter. Über 200 Blinde und
Sehbehinderte waren hier „integriert“. In der weitläufigen hohen Halle
arbeiteten Männer und Frauen an Einzeltischen. Sie schraubten Stecker
und Schalter zusammen. Die „sehenden“ Arbeiter halfen den sehbehinderten und blinden bei der Einschulung. Einmal eingearbeitet, arbeiteten
sie total selbstständig und flott dahin. Ein breites Förderband
transportierte
ihre mit fertigen Schaltern beladenen Kisten.
Da so riesige Mengen von verschiedenen Schaltern und Steckdosen
erzeugt werden, kann ich mir nur vorstellen, dass dies die einzige Fabrik
in der Art in Weißrussland ist. In riesigen Säcken lehnte der Nachschub
der diversen Einzelteile an den Wänden. Mathias war noch nie in so einer
großen Fabrik und obwohl das Ausbauen von Schaltern und das Anziehen
lockerer Schrauben weitere Lieblingsbeschäftigungen von ihm sind,
konnte und wollte er sich nicht vorstellen, diese Arbeit gewerbsmäßig
auszuführen.
Erst nach unserer Rückkehr erfuhr ich von Frau Woldrich ein weiteres
Detail. Olga, durch ihre vielen Allergien geschwächt und oft
überfallsartig
von Kopfschmerzen gepeinigt, benötigte, um zu einer Art kleinen Pension
zu kommen ein Arbeitsjahr. Die Familie entschloss sich, das
Zusammenbauen von Schaltern in Heimarbeit zu übernehmen. Der Vater
wählte die höchste Stückzahl und so arbeitete die Familie inklusive des
Großvaters Tag und Nacht, um das Plansoll zu erfüllen. Nur sehr mühselig
schafften sie das Ziel und Olga bekommt nun eine monatliche Zahlung
von umgerechnet 50,00 Dollar. Der momentane Gesundheitszustand von
Olga hindert sie aber auch, eine schulische Weiterbildung wahrzunehmen.
Der Abteilungsleiter führte uns dann in die Bibliothek. Es war ein sehr
gemütlicher großer Raum mit vielen Sitzgelegenheiten. In Regalen
verstaut waren Hörkassetten, in einer Regalwand befanden sich auch
viele religiöse Symbole und Heiligenbilder. In diesem Raum werden auch
religiöse Feiern abgehalten. Ein Bronzeengel mit Schwert, eine berühmte
Figur eines Monuments, war stark verkleinert reliefartig und somit
tastbar
ausgebildet.
Dann besuchten wir das Mobilitätszimmer. In diesem waren auch viele
zweckmäßige Dinge für das Einüben lebenspraktischer Fertigkeiten
verstaut. Sehr beeindruckend war, dass das weitläufige Betriebsgelände
mit den vielen Häusern, Wegen, Straßen und Parkanlagen
maßstabsgetreu in einer sehr stabilen grauen Plexiglasausführung zum
Betasten auf einem riesigen Tisch (ungefähr 2 x 3 Meter) vor uns lag.
Desgleichen verkleinerte Modelle der einzelnen Werkhallen in bunten
Farben. Sehr variabel war ein anderes Hilfsmittel, das ich am liebsten
gleich mitgenommen hätte: Eine ungefähr 80 cm x 80 cm große
Magnettafel in einem Holzrahmen hatte unter der Platte zu den vier Seiten
hin herausziehbare Laden, ca.10 cm hoch, angeordnet.
In diesen Laden lag das Material: Häuser mit verschiedenen Stockwerken
und Dächern, Bäume, Sträucher, verschieden lange Leisten, um alle
Straßen und Kreuzungen nachzulegen. An der Unterseite der Modelle war
wieder ein Magnet angebracht.
Mathias war begeistert, nicht nur, weil er auch einen etwas zerrupften
Baum entdeckt hat. Sehr kundig führte die Trainerin seine Hand und
wurde nicht fertig, ihm immer neue Modelle zu erklären.
In den Wohnhäusern werden die erwachsenen Blinden befähigt,
selbstständig zu leben.
Die Krankenstation ließen wir aus, der Abteilungsleiter war schon in
Eile,
er hatte nicht mit unserem Interesse gerechnet. Und so blieb auch
Mathias’ Frage nach dem Beleuchtungsschalter an der Vitrine mit den
vielen Ehrungen bis heute unbeantwortet: Er verstand nicht, wie der
Schalter nur an einem Kabelende hängend, funktionieren kann.
Da wir so ein dichtes Programm hatten und immer Zeit für die
Übersetzung notwendig war, konnten wir nur Fragen zu den gerade
aktuellen Dingen stellen.
In der Firma sah ich keinen mental behinderten blinden oder
sehbehinderten Arbeiter.
///Museumsbesuche – „Eine Nacht in Venedig“
Zuerst besuchten wir das Heimatmuseum. Wir waren zu sechst und sechs
Leute vom Museumspersonal führten uns. Zuerst hatten sie einige
Musikinstrumente aus den Vitrinen geholt und für Mathias und Olga
vorbereitet. Dann wartete eine Überraschung auf uns: Ein aus dem 17.
Jahrhundert stammendes, transportables, hölzernes Marionettentheater
wurde von dem jungen Führer genau erklärt. Es war zwar etwas
wurmstichig aber bestens erhalten.
Gespielt wurde auf zwei Ebenen. Das erste Stockwerk war nur für
religiöse Feste vorgesehen. Geschnitzte Engel an der Wand verrieten
dies. Das Außergewöhnliche war, dass die etwa 25 cm großen Figuren an
einem Stab in Rillen geführt wurden. Mit herunterhängenden Schnüren
konnten die Arme, Beine und der Kopf unterhalb der „Bühne“ bewegt
werden. Der nach hinten nur durch einen Vorhang abgedeckte Kasten war
mit zwei Türen verschließbar. Plötzlich verschwanden der Führer und eine
Museumsangestellte hinter dem Kasten und das Spiel begann - zuerst in
der oberen, religiösen Ebene. Wir hörten und sahen ein Krippenspiel mit
verteilten Rollen. Sogar ein Schaf war da. Dann wechselte das Schauspiel
in die untere Ebene. Es erinnerte mich sehr an den Jedermann. Das Ende
war tragisch und freudig zugleich. Der rechthaberische und übermächtige
König wurde vom Sensenmann geköpft und das geknechtete Volk befreit.
Das erfreute den vorher so stramm marschierenden Soldaten so sehr,
dass er sich betrank und singend davonzog. Nach dem Spiel durften Olga
und Mathias die Figuren angreifen. Als wir kurz vorm Weggehen in der
Garderobe waren, kam lärmend und übermütig eine Schulklasse in das
Museum. Zwei Burschen stießen eine Holzfigur im Vorraum um. Keiner
sagte etwas und rief zur Ordnung. Mathias konnte nicht glauben, dass
dies in „so“ einem Land keine disziplinären Konsequenzen hatte.
Der nächste Besuch führte uns in ein Freilichtmuseum 40 km außerhalb
von Minsk.
Galina kaufte für Mathias und mich neue Socken, die wir anziehen
„mussten“. Mathias bekam einen Pullover von Viktor über seine zwei
eigenen gezogen. Mir gab sie ein wollenes Schultertuch unter meine
Jacke.
Nun konnten wir uns aufs eisige Land begeben. In dem Dorf arbeiteten
früher viele Handwerker. Die Erde war ziegelfarben rot und so bestens
geeignet zum Töpfern. Auf einem Hügel stand eine hölzerne Windmühle.
In der Nähe war ein zugefrorener Teich mit einer riesigen Trauerweide.
Mathias meinte, im Sommer muss es angenehm sein, da zu sitzen.
Unsere Führung begann in der Wodkabrennerei. Der Ofen und die
hölzernen Fässer standen draußen und ich traute meinen Augen kaum:
Unweit davon, unter einer hölzernen Laube war der Tisch gedeckt.
Zuerst betrachteten wir den steinernen Ofen. Das Holzfeuer knisterte
heimelig bei minus 5 Grad Außentemperatur. Aus dem gemauerten Ofen
führte ein Rohr in das erste Fass. Dort wurden die Getreidekörner
gekocht. Ein aromatischer Geruch stieg uns in die Nase.
Mit jeweils einem Rohr war dieses Fass mit zwei weiteren Fässern
verbunden. Das eine hatte mehrere Filter eingelegt, das andere diente
zum Abkühlen. Bei diesem letzten Fass tröpfelte etwas oberhalb des
Fassbodens der gute Wodka aus einem Rohr in ein Zweiliterglas.
Die Museumsführerin, in einem warmen Pelzmantel vor der Kälte
geschützt, erklärte uns den Destilliervorgang.
Natascha übersetzte ins Deutsche. Dann wurden wir zum ersten Umtrunk,
stehend in der Kälte geladen: Neben dem Wodka gab es Traditionelles:
Ein Stück Brot mit Honig bestrichen und belegt mit einer
Essiggurkenscheibe. Jeder „musste“ das essen und es schmeckte
ausgezeichnet.
Dann wurden wir in eine Bäckerei geführt. Viele alte
Gebrauchsgegenstände, die auch wir kennen, waren da. Mathias mahlte
zwischen zwei Steinscheiben Mehl und wieder gab es Schmankerln: einen
alkoholfreien Brotsaft und verschiedene Brotsorten.
In der Molkerei kosteten wir mehrere Käsesorten und tranken einen
Becher Milch.
In der Töpferei formte Nastja unter der Anleitung des Töpfers auf einer
Drehscheibe ein Tongefäß. Mathias durfte sich eine kleine Vase
mitnehmen. Seine Frage war, wie die Töpferscheibe früher angetrieben
wurde. Natürlich mit Fußkraft. Da brauchte man noch kein Fitnessstudio.
In der Schmiede bewegte Mathias mit einem Hebel den sehr großen
Blasbalg, sodass der Schmied ein gutes Feuer für seinen glühenden
Eisenstab hatte. Er formte daraus ein Hufeisen. Die Erwachsenen
mussten mit den Hämmern im richtigen Takt das glühende Rundeisen
flach klopfen. Der Hammer war so schwer, dass ihn Mathias kaum heben
konnte. Er klopfte mit Olga, die einen leichteren Hammer hatte auf ein
kaltes Rundeisen. In einer Zeremonie überreichte mir der Schmied das
Hufeisen und ich gab es an Mathias weiter. In der Tischlerei schnitzte
Mathias einen Schöpflöffel und amüsierte sich über einen hölzernen
Stiefelknecht, der die Schuhspitze zangenförmig einklemmte und so einen
Widerstand zum Rausschlüpfen geboten hat. Dieses nützliche Gerät war
für den müden Bauern gedacht, der ohne sich zu bücken mittels zwei
Griffen in Bauchhöhe die Hebelwirkung auslöste. Eine große, aus
Ziegelsteinen gemauerte Halle wurde als Garage genützt. Zur Freude von
Mathias, der alte Autos liebt, stand auch ein VW Käfer neben anderen
Oldtimern. Trotz der Kälte musste er alle Autos erforschen.
Die Windmühle war der letzte Arbeitsplatz in dem Dorf. Vorm Eingang war
ein großes Eisenrad, mit dem man die Windmühlenflügel in Gang setzen
konnte. In der Mühle stand ein riesiges Bett, ähnlich einer kleinen
Bühne,
auf dem sogar eine kleine Kinderwiege stand. Vor dem Eintritt in die
Windmühle, durchaus vergleichbar mit unseren Windmühlen in der Retzer
Gegend, war eine Zeremonie zu erfüllen und keiner durfte anders über die
Schwelle: Man „musste“ den rechten Fuß heben, über die Schwelle halten
und dreimal „Heilig“ rufen. Dabei verlangte die Regel, dass man die
rechte Hand - wie beim Aufzeigen in der Schulklasse - hob. Wir schafften
es alle, dafür gab es die letzte Labung: wieder Wodka, Brot mit fettem
Speck und rohem Zwiebel.
Beeindruckt verließen wir das Museum. Wir waren die einzigen Besucher
und ich weiß nicht wie Viktor das schaffte, dass so ein Aufwand betrieben
wurde. Jedenfalls sah ich, wie er einen prall gefüllten Nylonsack an die
Führer übergab…
Das dritte Museum befand sich in einem typisch weißrussischen
Holzhaus, grün gestrichen mit weißen Fensterläden und einer Veranda.
Es stand inmitten prächtiger Gartenanlagen etwas verloren, umgeben von
palastartigen modernen dreistöckigen Gebäuden. Aber der Metallzaun
verriet uns einiges: Jeder schmiedeeiserne Pfeiler des grün lackierten
Zaunes war mit Hammer und Sichel verziert. Mathias konnte endlich
dieses Symbol angreifen: Hammer und Sichel bedeuten für die
Kommunisten die Zusammenarbeit der Arbeiter und Bauern für den
„sozialistischen Aufbau“. In einem großen Zimmer war eine
Stickereiausstellung untergebracht. Berühmt wurde es aber für politische
Geheimtreffen. Das Haus gehörte einem Ingenieur und dieser ermöglichte
hinter einer sehr bürgerlichen Fassade mit Einladungen und Festen im
Hinterzimmer konspirative Treffen. Viele Manifeste wurden hier
geschrieben und die Museumsführerin wurde nicht müde von den heldenhaften Revoluzzern zu berichten.
Das uralte aber noch immer fahrbereite russische Auto, das vor dem
Museum stand, imponierte Mathias. Endlich tastete er die weiß-rote
belarussische Nummerntafel.
Galina stellte auch ein Abendprogramm zusammen: Die Operette „Eine
Nacht in Venedig“ war sehr stimmungsvoll und Nina, Galina und ich
verbrachten so einen Damenabend. Mathias war bei Olga zu Hause und
er half ihr bei einigen Computerproblemen. Das Brahmskonzert und den
Zirkus tauschte ich mit gemütlichen Plaudereien bei Viktor, Galina und
Olga ein.
///Weißrussland
ist doppelt so groß wie Österreich und hat ca.10 Millionen Einwohner. In
der Hauptstadt Minsk leben 1,7 Millionen Einwohner, die Stadt wurde im
zweiten Weltkrieg völlig zerstört. Breite, mehrspurige Straßen und
riesige
Plätze, zwei davon größer als der Rote Platz in Moskau, zeigen eine
moderne, sehr saubere und lebendige Stadt. In den weitläufigen
Parkanlagen befinden sich große Monumente. Am Platz des Sieges steht
ein 38 m hoher Obelisk, davor brennt das ewige Feuer. Auf den Stufen
zum Obelisken stand eine Gruppe junger Polizisten. Der Vorgesetzte
fotografierte sie. Ich fragte, ob ich auch fotografieren dürfe.
Begeistert
salutierten sie für meine Kamera und ein Uniformierter hob seine
weibliche
Kameradin und trug sie auf Händen. Alle lachten übermütig.
Mathias wollte diese Unbeschwertheit nicht glauben. Er fragte Viktor, ob
die Polizisten in Ausbildung disziplinäre Konsequenzen zu befürchten
hätten. Er verneinte, es wäre ja nur ein Spaß…
Inmitten des Flusses liegt eine Insel, auf dieser steht das Denkmal der
weinenden Mütter, die um ihre toten Söhne trauern - überlebensgroße
Frauengestalten in Bronze gegossen - zum Gedenken an die Soldaten,
die im Afghanistankrieg umgekommen sind. Neben einem Abgang zu
einer Metrostation zeigte Nina, unsere Stadtführerin, eine weitere
Gedenkstätte: 1999 wurde ein Rockkonzert in unmittelbarer Nähe von drei
Kirchen abgehalten. Plötzlich verdunkelte eine tiefschwarze Wolke den
Himmel – Nina, meinte, wie vom Teufel geschickt - und ein schweres
Unwetter trieb die Jugendlichen in den nahen Abgang zur Metrostation. Es
kam zur Massenpanik und 53 junge Menschen starben. Riesige
Bronzerosen lagen auf einer rotschwarzen Steinplatte zum ewigen
Gedenken.
Galina führte Mathias zu den Rosen.
Vor dem sehr wuchtigen Präsidentenpalast, der erst vor zwei Jahren fertig
gestellt wurde, befand sich ein Natureislaufplatz. In einem Kiosk konnte
man sich Eislaufschuhe ausborgen.
In den weitläufigen Parkanlagen sahen wir einige Langläufer.
Zum Jahreswechsel und den darauf folgenden Weihnachtsfeiertagen –
nach orthodoxem Ritus - steht hier eine riesige Fichte auf dem Platz,
erzählte uns Nina.
Wir besuchten auch die orthodoxe Kirche. Leider war nur der Vorraum,
ähnlich einer Kapelle zugänglich, am Montag sind alle Kirchen
geschlossen. Viele Gläubige waren trotzdem da, beteten und
entzündeten lange, dünne, honigfarbene Kerzen. Mathias betastete das
etwas andere Kreuz, das reliefartig auf einem Opferstock abgebildet war:
Mit einem zusätzlichen kleinen Querbalken oberhalb und einem kleinen
schrägen Balken knapp vor dem unteren Ende unterschied es sich von
unserem Kreuz.
Der neue Bahnhof ist ein moderner mehrstöckiger Glaspalast mit vielen
Geschäften. Die Autobusse fahren mittels Oberleitung. Rund um die
mehrstöckigen Wohnviertel parken viele Autos. In der Stadt ist der
riesige
McDonald’s ein beliebter Treffpunkt für die jungen Leute.
Die belarussische Landschaft ist sanfthügelig, ähnlich dem Weinviertel
Richtung Wolkersdorf. Die höchste Erhebung ist nur über 300 m hoch.
Viele Flüsse und tausende Seen - die blauen Augen von Weißrussland –
bewässern das Land. In den Dörfern habe ich einspännige Pferdewagen
gesehen. In der Nähe der Stadt befinden sich kleine Wochenendhäuser,
die im Winter nicht benützt werden.
Ein Drittel Weißrussland ist bewaldet, oft reicht der Mischwald bis zur
Straße.
Viel zu schnell vergingen die Tage.
Und in der Hektik des Abreisens lernten wir die weißrussische Zeremonie
des Abschiedes kennen: Während Viktor schon das Gepäck im Auto
seines Freundes verstaute, holte Galina drei Hocker aus der Küche in das
Vorzimmer. Vor dem Weggehen und auch bei großer Zeitnot „müsse“ man
sich eine Minute im Vorzimmer „hinsetzen“. Mit Wehmut fuhren wir zum
Flughafen, reich beladen mit Geschenken: Wodka, Kaviar, Süßigkeiten,
Töpferwaren und Gläser.
Mathias und ich waren sehr beeindruckt von der herzlichen
Gastfreundschaft und der Abschied von unseren Gastfamilien, von Nina,
Galina, Viktor und Olga am Flughafen war schwer.
Die vielen schönen Erinnerungen werden uns unvergesslich bleiben.
Luise Chaloupsky
Sozialpädagogin
%%%Kosovo
Mag. Eva Hannemann
Bundes-Blindenerziehungsinstitut
Wittelsbachstraße 5
1020 Wien
///Bericht
1. Woche: 12. 9. 04 – 19. 9. 04
Referenten:
Dr. Hildegard Gruber (Augenärztin)
Fr. Claudia Lutterschmidt (Orthoptistin)
Tätigkeiten:
*
augenärztliche Untersuchung der sehgeschädigten Schülerinnen
und Schüler
*
augenärztliche Untersuchung der Geschwisterkinder
*
augenärztliche Untersuchung sehgeschädigter Kinder in Peja und
Umgebung
*
Visusbestimmung
*
Abklärung des funktionellen Sehvermögens
*
Grundseminare über Augenheilkunde
*
Interpretation der Befunde
*
Ableitung pädagogischer Konsequenzen
Es wurden in dieser Woche 48 Schülerinnen und Schüler der Blindenschule Peja sowie 55 sehgeschädigte Personen von Peja und Umgebung
untersucht. Unter den 48 Schülerinnen und Schülern sind 17 Schülerinnen
und Schüler sehbehindert, das heißt, sie verfügen noch über ein Restsehvermögen, das sie entweder für den Erwerb der Schrift oder für ihre
Orientierung in ihrer unmittelbaren Umgebung einsetzen können.
Am Nachmittag fanden für das Lehrerkollegium Seminare statt, in denen
sie in die Grundkenntnisse der Augenheilkunde, der Visusbestimmung,
sowie in die Interpretation der erhobenen Befunde eingeführt wurden.
Diese Lehrerseminare waren gut besucht und wurden für die fachliche
Weiterbildung intensiv genutzt.
An einem Nachmittag waren auch drei Augenärzte von Peja anwesend.
Die lokalen und landesweiten Medien (Radio und Fernsehen) berichteten
in einigen Sendungen über diese Woche.
2. Woche: 17. 9. 04 – 24. 9. 04
Referenten:
Mag. Eva Hannemann (Lehrerin)
Fr. Hilde Mayer (Sozialpädagogin, Frühbetreuerin, Motopädagogin)
Tätigkeiten:
*
Testung des funktionellen Sehvermögens der 17 sehbehinderten
Schülerinnen und Schüler
*
Anwendung dieses Sehvermögens im Unterricht
*
Unterrichtsbeobachtung
*
Entwicklung von Lösungsvorschlägen zur Verbesserung der
individuellen Arbeitstechniken
*
Herstellung von Hilfsmitteln (Schrägpulte, Lichtboxen)
*
Beschaffung von geeignetem Schreibmaterial (Blätter mit
kontrastreicheren Linien, Stifte)
*
Seminare über Restsehschulung, Low Vision, Pädagogische
Prinzipien der Sehbehindertenpädagogik, Tastschulung, Prinzip der
Anschaulichkeit im Blindenunterricht, Orientierungs- und
Mobilitätstraining, .....
*
Durchführung von Übungen zur Selbsterfahrung
Die Unterrichtsbeobachtungen erwiesen sich als sehr hilfreich für die
Einschätzung, wie die Schülerinnen und Schüler mit ihrem vorhandenen
Restsehvermögen umgehen, ob sie dieses zielgerichtet einsetzen
können, ... Dabei wurden auch Differenzen zwischen dem gemessenen
Visus (Befund der Augenärztin) und dem tatsächlich eingesetzten
Sehvermögen offenkundig. Daraus resultierten pädagogische Maßnahmen – Änderung des Sitzplatzes, Beachtung des Lichteinfalls, Hefte
mit Lineaturen, dickere Stifte in kräftigen Farben, Anwendung von
Schrägpulten,..., die nach Möglichkeit sofort eingeleitet und getestet
wurden.
Am Nachmittag fanden die Seminare statt, die sehr gut besucht waren. Es
nahmen fast alle Kolleginnen und Kollegen daran teil.
Es wurden alle Befunde der Schülerinnen und Schüler besprochen und
pädagogische Maßnahmen zu Verbesserung des Unterrichts überlegt.
Die Erfahrungen in den Selbsterfahrungsübungen führten zu angeregten
Diskussionen über Grundsatzüberlegungen für den Unterricht sehgeschädigter Schülerinnen und Schüler.
In dieser Woche konnten für die Schülerinnen und Schüler
100 verschiedene Stifte, die auch durchgetestet wurden, angekauft
werden. Weiters wurden zwei Lichtboxen und 10 Schrägpulte angefertigt.
Im Dezember wurden 14 Kisten mit Winterbekleidung, Unterrichtsmaterial
und Lupen in den Kosovo an die Blindenschule geschickt. Den Transport
übernahm das Österreichische Bundesheer.
Von allen Beteiligten wurde der Wunsch nach Fortsetzung der
Unterstützung deutlich ausgesprochen.
Mag. Eva Hannemann
%%%Ein großer Erfolg – Projekt Schulbildung
für blinde Turkanakinder in Afrika
Die 1. Handelsschulklasse und die zweite Hauptschulklasse hatten einen
Vortrag über Afrika von Sr. Rosa Kainz im Geographieunterricht.
Beeindruckt von den Erzählungen beschlossen die beiden Klassen zu
helfen. Die 1. Handelsschulklasse organisierte das Büfett am Elternsprechtag, auch eine kleine Ausstellung wurde erarbeitet. Die 2.
Hauptschulklasse spendete das Geld aus dem Erlös ihrer CD „ Max und
Moritz“ vom Vorjahr. Es konnten stattliche 350 Euro übergeben werden.
Im Englischunterricht wurden auch Briefe an Kinder in der Blindenschule
Turkana geschrieben. Wie schon einmal freuen wir uns auf Antworten und
dass wir zwei blinden Kindern in Turkana die Schulbildung ermöglichen
können.
Prof. Felicitas Dornstauner-Eckmann
$$$Feste und Feiern
%%%Der Besuch der AUA-Engerl
Am 13. Dezember war es endlich wieder soweit, die AUA-Engerl, rot
gekleidet und gut gelaunt, kamen zu uns ins BBI.
Gleich nach ihrer Ankunft erfolgte der alljährliche Besuch des
Christkindlmarktes am Rathausplatz, worauf sich die Kinder und
Jugendlichen schon sehr freuten. Dort gab es viel zu bestaunen, viele
fremde Gerüche zu erschnuppern, viele Geräusche zu erlauschen.
Im BBI liefen die Vorbereitungen für das festliche Schmausen im
Speisesaal auf Hochtouren. Tische wurden gedeckt und dekoriert, letzte
Liedproben wurden durchgeführt, die festliche Kleidung wurde
hervorgeholt – kurz, es herrschte rege Betriebsamkeit im gesamten
Internat.
Endlich kamen die Christkindlmarktbesucher zurück.
Nun konnten die Feierlichkeiten beginnen! Der festlich gedeckte Tisch und
die vielen Leckereien erzeugten eine weihnachtliche Stimmung. Die
Kinder/Jugendlichen brachten ihre fleißig einstudierten Stücke dar,
welche
mit Applaus belohnt wurden.
Denise und Tomi spielten gemeinsam den „Little Drummer Boy“, Thomas
Faustbeck erfreute uns mit seinem Gedicht des „Letzten burgenländischen
Hirtens in Bethlehem“, Kerstin sang für uns ihr Lied, Steffi las ein
Gedicht
vor und die Gruppe 3 begleitete die gemeinsam gesungenen Weihnachtslieder mit Gitarre, Flöte und Ziehharmonika.
Und dann endlich – die Geschenke wurden verteilt. Alle warteten gespannt
darauf! Würden ihre Gruppenwünsche erfüllt werden? Und wieder einmal
wurden wir alle reichlich beschenkt. CD-Player, DVD-Geräte, Spielzeug,
Hängeschaukeln …….
Ein Meer an schönen Dingen.
Nach einem festlichen Schmaus gingen alle zufrieden und voll bepackt auf
ihre Gruppen.
Gruppe 3, Sozialpädagogin Heidrun Schaumüller
%%% „Auf der Alm, da gibt’s koa.......“
Sünd? Bier? Ruah? – Keine Sorge: Alles hat es gegeben am Hausball
2005 im BBI! Das heurige Motto war Anlass zu allerhand Spekulationen,
was es denn auf so einer Alm alles geben könnte, und natürlich haben
alle recht behalten.
Die Dekoration der Bühne und der Glasfenster war wieder besonders
gelungen – ein herzliches „Danke“ an alle Dekorateure unter den
Sozialpädagoginnen, vor allem an Luise, Gerti und Maria (für die
originellen Scherenschnitte an den Glasfenstern).
Er hatte schon ein besonderes Flair, dieser Hausball des Jahres 2005.
Wahrscheinlich lag es daran, dass wir Österreicher eben doch mehr dem
alpenländischen Hüttentreiben zugeneigt sind als karibischen Nächten.
Jedenfalls war das Echo der Besucher heuer ohne Ausnahme sehr positiv
und voll des Lobes für das Organisationsteam. Die Rekordbesucherzahl
bestätigte den Erfolg, den der traditionelle Ball alljährlich hat. Heuer
erreichte die Tischreservierungszahl die schwindelnde Rekordhöhe von
311 Personen. Die Tage vor dem Ball waren mit nervösem und
hektischem Treiben erfüllt – wohin mit all den lieben Leuten? Die Herren
Hausarbeiter zeigten das auffällige Fluchtverhalten des Wildes beim
Anblick des Jägers, wenn sie mich mit der Reservierungskarte in der Hand
erspähten. Sie schleppten und schleppten Tische und Sessel und ich
wollte noch mehr... Mancher Mitarbeiter wollte den Arbeitsplatz nicht
mehr
verlassen, weil er befürchtete, bei seiner Rückkehr keinen Tisch und
Sessel mehr vorzufinden. Am Ballabend löste sich die Hektik in
Wohlgefallen auf – alle Besucher fanden einen guten Platz. Danke an
dieser Stelle an die Herren Grad, Kührer und Rosenbaum für ihre Mitarbeit
bei den aufwändigen Vorbereitungsarbeiten.
Der Ball wurde von unserer Tanzgruppe unter der Leitung von Herrn
Schwebach eröffnet. Für die musikalische Gestaltung des Abends konnte
ich wieder Herrn Arthur Viehböck gewinnen. Gaststar war „Starmaniac“
Michael Hoffmann, über dessen Anwesenheit und Gratisauftritt sich alle
Besucher, vor allem natürlich die Jugend, sehr freuten. Danke Michael!
Traditionell fand wieder ein Spiel statt. Passend zum diesjährigen Motto
sollte unter der launigen Anfeuerung von Erwin Blumreisinger (zugleich
Chef der „Almhütten-Bar“ im 1. Stock) und mit Hilfestellung der hübschen
Sennerin Maria Wieder dem kundigen Fachpublikum die hohe Kunst des
Melkens vorgezeigt werden. Die Paare fanden sich schnell und die
Melkkuh schien einigermaßen geduldig. Thomas und Kerstin erwiesen
sich als geschickt und hatten sichtlich Spaß an der Sache.
Danach gab es die fieberhaft erwartete Verlosung der Tombolagewinne.
Aus Platzgründen kann ich hier nicht alle Sponsoren der Preise anführen,
es waren wieder sehr viele und ich möchte mich auf diesem Weg ganz
herzlich bedanken! Mein Dank gilt auch Heidrun Schaumüller, die
verantwortlich für den reibungslosen Ablauf der Verlosung war und alles
hervorragend vorbereitet hat. Grete Blumreisinger hat vor und nach dem
Ball Schwerstarbeit geleistet – unzählige Sponsoren wurden von ihr um
Spenden angeschrieben und mit Dankesbriefen für erfolgte Spenden
belohnt. Auch ihr möchte ich herzlich danken. Und eine Familie möchte
ich auch hier erwähnen, weil sie unermüdlich Tombolapreise aus dem
halben Waldviertel herbeibrachte: Danke, Familie Kitzhofer!
Es ist mir ein besonderes Anliegen meinem ganzen Mitarbeiterteam für die
vielen zusätzlich geleisteten Stunden, die zum Gelingen des Balles
Voraussetzung waren, zu danken.
Natürlich möchte ich auch auf die traditionelle „Sektbar“, die heuer zum
„Basislager“ umfunktioniert wurde und von Josef Schlosser und seinem
Team (= Familie) zünftig betreut wurde, hinweisen.
Der Kaffeehausbetrieb im Cafe Kowal erfreute sich ebenfalls großer
Beliebtheit, Susanne Jähnl, Monika Aistleitner und Inge Schattauer
sorgten für das Wohl aller Gäste – die süßen Köstlichkeiten, die
angeboten wurden, kamen von den Eltern unserer Kinder – vielen Dank
an alle fantastischen Mehlspeisköchinnen.
Ich möchte mich bei den Damen in unserer Küche, Frau Brandl und Frau
Bernscherer bedanken, die den ganzen Abend dafür gesorgt haben, dass
alle Gäste bestens mit Speisen versorgt werden konnten.
Viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen müssen für ihre Mithilfe bedankt
werden – alle kann ich hier nicht aufzählen, aber mein Danke gilt
natürlich
für alle! Auch den jungen Damen und Herren, die gegen ein Taschengeld
das Servieren übernommen haben.
Die Ballstimmung war ausgezeichnet und im Nu war es 1:00 Uhr und das
Ende des Hausballes 2005 in greifbarer Nähe. Um 3:00 Uhr verließen
dann die letzten Nachtschwärmer das Haus und erschöpft fielen alle
Helferinnen und Helfer ins Bett, in den Köpfen schon allerlei Ideen für
den
Hausball 2006!
Anneliese Höllersberger
%%%E-Mail zum Hausball
Ein Hallo an das gesamte Team, das den BBI-Ball veranstaltet hat.
Nur kurz 2 Punkte.
Ich werde voraussichtlich morgen, Dienstagnachmittag, mein Mischpult
und das andere Equipment abholen. Ich denke, es wird keine Probleme
geben mit dem Aufsperren der Sakristei und des Lieferanteneingangs.
Ich war schon auf vielen Bällen, großen wie kleinen, aber eines muss man
euch mit allem Respekt zugestehen. Einen Ball, der so viel Wärme und
Gemütlichkeit ausstrahlt (direkt familiär), muss man lange in Wien
suchen,
und ich bin mir nicht sicher, ob man einen ähnlichen Ball mit so einem
Flair finden wird. Ich möchte allen Beteiligten meinen größten Respekt
aussprechen für die Leistungen die Ihr alle für diesen Ball gebracht
habt,
und dafür danken dass Ihr mir das Vertrauen für die Tontechnik gegeben
habt.
Es war ein angenehmes Erlebnis, ein kleines Rädchen in einem so toll
funktionierenden Team gewesen zu sein, ... ... und danke, dass ihr mich
als „Außenstehenden“ so toll in euer Team integriert habt.
Alles Liebe und weiterhin viel Erfolg
Rudi Wolf
%%%Kinderfasching
Unter dem Motto „TRHEKREV SELLA“ veranstalteten wir am 2. Februar
2005 unsere Kinderfaschingsfeier!
Die Kinder konnten im Rahmen einer frei erfundenen Geschichte die
Erlebnisse des Bandolin in Form von Aktivitäten miterleben. Als Ausklang
gab es den traditionellen Faschingskrapfen und die Möglichkeit an der
„Kinderdisco“ teilzunehmen.
ALLES VERKEHRT
Eines Morgens wacht Bandolin auf und kann es nicht glauben! Er will auf
der linken Seite aus dem Bett steigen und kann nicht! Da ist auf einmal
die
Wand!
Er versucht es auf der rechten Seite und – aha – das geht!
„Komisch“, denkt er bei sich, „ich könnte schwören, dass das anders war.“
Er geht langsam ins Bad und greift nach seiner Zahnbürste, die immer am
selben Platz ist. Doch als er fühlt, was er da in der Hand hält, ist er
sehr
verdutzt! Vorsichtig riecht er daran.....das ist ja eine Wurst! Wie kommt
denn die ins Badezimmer?
Heute scheint alles verkehrt zu sein!
Bandolin beschließt seine Zähne nicht zu putzen und geht, etwas
verunsichert, in die Küche.
Er setzt sich an den Tisch. „Komisch, der Sessel steht ja auch falsch,
die
Lehne ist vorne!“
Als er sich hinsetzt und nach dem Teller greift, bemerkt er, dass der
Teller
leer ist. Er setzt sich näher zum Tisch und stößt mit dem Kopf an etwas
an. Er hat sich nicht weh getan. Vorsichtig greift Bandolin danach.
OHA!!
Da hängt ja was! Was ist das, etwas Rundes, mit einem Loch in der Mitte,
riecht nach Zuckerkipferl, das scheint ein Zuckerringerl zu sein!
Da er sehr hungrig ist, beginnt er das Ringerl zu essen, was gar nicht
leicht ist, denn es baumelt immer hin und her. Hmmm, das schmeckt!
Die Kinder können selbstgemachte Zuckerringe von der Schnur essen.
Schließlich ist er satt. Er geht zurück ins Zimmer und denkt:
„Hoffentlich steht wenigstens der Kasten, wo er immer
steht!“..................Gott sei Dank! Der steht noch an seinem
gewohnten
Platz!
Bandolin öffnet die Kastentür. QUIETSCH ..... diese Tür muss mal geölt
werden!
Er will die Socken herausnehmen, doch am Platz der Socken liegt die
Haube........und die Haube brüllt auf einmal wie ein Löwe!
ROARRR!
Er sucht weiter und findet die Socken endlich bei den Spielsachen, er
nimmt die Socken.... und wisst ihr, was die gemacht haben? Die haben
gehustet! HUST HUST
Bandolin hat noch nie hustende Socken gehabt! Erschrocken wirft er die
Sachen weg.
Spiel im Sitzkreis „Geräusche weitergeben“
Nach einer Stunde bringt er die Socken und die Haube endlich zum Leise
sein und schafft es, sich anzuziehen.
Völlig müde macht er sich auf den Weg in die Schule. Der Portier öffnet
ihm die Eingangstür und er geht durch die Gänge in seine Klasse. Alles
scheint wenigstens hier normal zu sein!
Er öffnet die Klassentür und begrüßt seine Schulkameraden.
Doch statt einem Hallo sagen alle Kinder „Tschüss!“ und „Pfiart di!“
Mit den Kindern Verabschiedungen rufen
„Der Unterricht war aber heute sehr kurz!“, denkt sich Bandolin und macht
sich auf den Heimweg.
Auf dem Weg fällt ihm ein, dass er ja heute noch bei einer Party bei
Kunigunde eingeladen ist. Er geht gleich zu Kunigunde nach Hause.
Alle Kinder sind schon da.........und ein Zauberer! Der spricht gerade
einen
Zauberspruch!
„Hix mix, alle Kinder sind Tiere wie nix!“, worauf sich alle Kinder in
Tiere
verwandeln.
Tanz mit Musikstopp „Alle Kinder machen Laute wie...“
Nach der Party verwandelt der Zauberer wieder alle Tiere zurück in Kinder
und diese gehen nach Hause.
Bandolin ist sehr müde, er geht sich waschen und sucht die
Zahnbürste.............Aha, die ist in der Badewanne! Er putzt sich die
Zähne
und geht schlafen.
„War das ein lustiger Tag!“, denkt Bandolin, „Aber hoffentlich ist morgen
wieder alles normal.“
Eveline Grünberger
$$$Freizeit und Unterhaltung
%%%Gestatten, wir sind die Eistraumläufer!
Bereits zum zweiten Mal haben wir, das sind die Gruppen 8 und N8, nun
schon nachmittags den „Wiener Eistraum“ am Wiener Rathausplatz
besucht – und wirklich, traumhaft schön war es. Der Name des
Eislaufplatzes beschreibt diesen also wirklich sehr treffend. Mitten vor
dem
Rathaus sind zwei Eislaufplätze, ein kleinerer (für Anfänger,
Eisstockschießer;…) und natürlich ein großer, welcher von lustigen
Pinguinen besiedelt ist, die den noch etwas unsicheren Eisläufern eine
kleine Stütze sein sollen. Diese witzigen Kerle haben es uns natürlich
allen angetan, den Nichtkönnern, sowie den Könnern - verspielt, wie wir
halt sind… Unser Lieblingsplätzchen war jedoch ganz eindeutig der
Eisrundweg (mit Banden gesichert), welcher einmal leicht bergauf und
dann wieder bergab mitten in den Park hineinführt. Dort konnten wir nach
Lust und Laune unseren schnell erlernten Eislaufkünsten freien Lauf
lassen und uns an der frischen Luft so richtig schön austoben. Es war im
wahrsten Sinne des Wortes sehr „cool“ und hat uns sehr gefreut!
Assoziationen der Kinder:
*
super gefallen; bin gaaanz viel mit meinem Freund unterwegs
gewesen; naja, gestürzt sind wir ehrlich gestanden auch manchmal
(hihi); Gerhard
*
bin das erste Mal in Eislaufschuhen gesteckt, habe es aber mit
etwas Hilfe bald erlernt; der große Eislaufplatz mit den Pinguinen hat
mir am meisten gefallen; David
*
ich konnte einmal wieder so richtig viel Zeit mit den
Sozialpädagoginnen (Monika, Elfi, Eva) verbringen, war recht lustig;
Sami
*
es war sehr schön; wenig Leute, daher viel Platz; nachdem ich
meine Eislaufschuhe schleifen hab lassen, konnte ich wieder
ordentlich flitzen; Daniel
Eva Krall
N8
%%%Romreise in den Semesterferien
Am Ursprung unserer Reise, an der 10 Schüler/innen des BBI, eine
Erzieherin mit ihren Zwillingen, die Mutter eines Schülers und 5 junge
Erwachsene, die ich in meiner Pfarre, St. Rochus, Wien 3, als
Begleitpersonen gewinnen konnte, teilnahmen, stand ein kleines
Geschenk, das unser Erzbischof, Kardinal Schönborn, anlässlich seines
Besuchs im BBI zur Firmung von 3 Schülern im Juni des letzten Jahres
einem der Firmlinge überreichte: ein Rosenkranz mit winzigen
Abbildungen der 4 Hauptkirchen Roms. Damals schoss mir erstmals der
Gedanke durch den Kopf, unseren Schülern den Besuch Roms zu
ermöglichen, dieser ehrwürdigen Stadt, in der ich 6 Jahre meines
Studiums zubringen durfte.
Ein günstiges Quartier in der Nähe der Piazza Navona, das über einen
Aufzug für unsere beiden Rollstuhlfahrer verfügte, wurde für 4 Nächte
unsere Herberge. Das Programm während der knapp 4 Tage in Rom sollte
den Besuch aller wichtigen historischen Stätten, Sehenswürdigkeiten und
Heiligtümer beinhalten. Um unserer Gruppe die Benützung der meist
überfüllten öffentlichen römischen Busse so weit wie möglich zu ersparen,
mieteten wir mit Hilfe einer großzügigen Spende rotarischer Damen 2
kleine Busse, die uns auf das Kapitol, zum Forum Romanum und
Kolosseum, nach San Giovanni in Laterano und St. Paul vor den Mauern,
und schließlich sogar zu den Katakomben von San Sebastiano brachten.
Höhepunkt einer Romreise ist natürlich der Besuch von St. Peter und eine
Audienz beim Heiligen Vater. Letztere musste wegen des ersten
Spitalaufenthaltes des Papstes im Februar entfallen, was wir sehr
bedauerten – noch dazu, wo wir besonders gute Sitzplätze und vielleicht
sogar eine persönliche Begegnung mit dem Papst erhoffen durften. Dafür
ließen wir es uns nicht nehmen die Kuppel von St. Peter zu besteigen.
Unsere beiden Rollstuhlfahrer zeigten übrigens großen Mut, sowohl beim
Transport in die Tiefen der Katakomben, wo wir in einer unterirdischen
Kirche unsere Aschermittwochsmesse feierten, als auch beim Aufstieg in
die Kuppel...
Zu Fuß, teilweise über holprige Pflaster, bei der die Rollstühle eine
schwierige Qualitätskontrolle zu bestehen hatten – wie übrigens auch die
darin sitzenden Schüler, die ordentlich durchgeschüttelt wurden –
durchstreiften wir die Altstadt bis nach Trastevere oder bis zur
Spanischen
Treppe. Eine besondere Freude für mich war es, unsere Gruppe an 2
heilige Orte führen zu können, die normalen Rombesuchern gar nicht
bekannt sind: die Zimmer, in denen der hl. Philipp Neri, der Gründer
meiner Kongregation, gelebt hatte, und jene Kirche, in der die
Muttergottes der wunderbaren Medaille dem seligen Alfons erschienen
war. An diesen beiden Orten mit spürbarer Ausstrahlung feierten wir
gemeinsam die hl. Messe, die von den Jugendlichen von St. Rochus stets
sehr schön musikalisch gestaltet wurde.
Aus der Sicht des Reiseleiters möchte ich abschließend feststellen: Danke
für die große Hilfe aller sehenden Teilnehmer, Danke für Geduld,
Begeisterungsfähigkeit, und Fröhlichkeit unserer Schüler und schließlich
Danke für das prächtige Wetter und den reibungslosen Ablauf der Reise.
Das positive Echo der Schüler hat mich jedenfalls ermutigt, gleich die
nächste Reise zu planen: zum Weltjugendtreffen mit dem Papst in Köln im
kommenden August: Herzliche Einladung an alle Jugendlichen ab 15 sich
dieser Reise anzuschließen!
///Römische Impressionen von Kerstin Wrba
Wärmende Februarsonne am Petersplatz, überwältigendes Gefühl im
Petersdom, köstlicher Kaffeeduft an der Bar, Wünsche nach Glück und
Liebe in den Trevi-Brunnen geworfen, die Weite und Größe des
Kolosseums gefühlt, Pizzaduft geschnuppert, charmante Worte
aufgefangen, Wärme und Geborgenheit in den Kirchen gespürt, an die
Grenzen des Glaubens gekommen, Fragen nach dem Sinn des Lebens
gestellt, die Hektik und Schnelligkeit des römischen Lebens vernommen,
Freunde gewonnen und zwischenmenschliche Zuneigung gespürt,
Dankbarkeit für die Möglichkeit römische Impressionen fühlen zu dürfen,
Sehnsucht nach Rom geweckt.
///Im Rückblick auf unsere Reise schreibt Thomas Seidling:
„Durch Ihn, und mit Ihm, und in Ihm“ - Das ist der Satz, den ich in Rom
perfekt gelernt habe. Wir besichtigten 14 Kirchen in 4 Tagen! Das war
sehr anstrengend aber auch sehr interessant. Das Beeindruckendste war
die Kuppel des Petersdomes in deren Wänden ein Weg in die Spitze
hinauf führt. Ich bin sehr froh, dass Pater Florian mit uns mit war, der
die
Kirchen sehr gut erklären konnte. Sehr schön waren auch die Abende, an
denen wir einfach durch Roms Straßen flaniert sind. Ich hatte schon
befürchtet, dass es zu viel Freizeit gibt, dies war allerdings nicht der
Fall.
Es war fast zu viel Programm. Ich möchte an dieser Stelle allen
Beteiligten
und Mitwirkenden danken, dass die Reise so gut organisiert war, und dass
alles ohne Komplikationen abgelaufen ist. Sollte wieder eine Reise, zum
Beispiel nach Jerusalem geplant werden, werde ich wenn möglich
teilnehmen.
///Meine Eindrücke der Romreise (Bianca)
Also am ALLERBESTEN fand ich, dass wir sehr viel gesehen haben.
Wir waren jeden Tag unterwegs - uns konnte nie langweilig werden.
Toll war auch die Besichtigung der Kuppel vom Petersdom.
Interessant fand ich es, wie ähnlich die Kirchen gebaut und künstlerisch
gestaltet waren.
Der Aufenthalt am Flughafen war auch sehr witzig.
Das Kolosseum fand ich auch sehr beeindruckend.
Ich würde auf jeden Fall wieder auf so eine Reise mitfahren, weil man
einfach sieht, wie schön es sein kann, wenn eine Gruppe junger Leute
verreist und sich so gut versteht, wie wir das getan haben.
P. Florian Calice
%%%Unsere Rom-Reise
Wir waren in Rom vom 7. 2. - 11. 2. 2005! Pater Florian plante die Reise
und wir begaben uns in seine „Obhut“. Wir, das waren Kerstin, Thomas,
Shana, Günther, Johannes, Kristina, Bianca, Hannes, Milena, Julia, Eva
und ihre Zwillinge Pia und Rafael, Nono, Niki, Konrad, Anna, Heidi und
ich,
Christa. Also eine Gruppe von 20 Leuten. Unsere Unterkunft lag sehr
zentral in der Nähe des schönsten Barock-Platzes Roms und zwar der
PIAZZA NAVONA. Von hier aus unternahmen wir unsere täglichen
Ausflüge.
Am ersten Tag besuchten wir bei strahlendem Sonnenschein den
VATIKAN, den kleinsten Staat der Welt mit eigener Post, Bank,
Rechtssprechung, eigenen Münzen, Radiosender sowie eigener
Tageszeitung. Wir kamen mit einem der Schweizer Gardisten ins
Gespräch und er erklärte uns unter anderem, dass der Schweizergarde
der Wachdienst im Vatikanischen Palast und der persönliche Schutz des
Papstes obliegen. Die PETERSKIRCHE beeindruckte uns besonders und
wir erfuhren, dass viele große Renaissance- und Barockarchitekten an
dieser berühmtesten Kirche der Christenheit mitgewirkt haben. Manche
von uns umklammerten die dicken Säulen um einen Begriff von ihrer
Wuchtigkeit zu bekommen.
Am nächsten Tag ging es zum KAPITOL, das von jeher das symbolische
Zentrum Roms ist. Hier standen die bedeutendsten Tempel der Stadt. Sie
waren dem Gott JUPITER, dem Beschützer Roms, MINERVA, der Göttin
des Krieges und der Weisheit und der Schutzgöttin JUNO geweiht.
Unterhalb des Kapitols sahen wir das FORUM ROMANUM, das früher
Mittelpunkt des politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen
Lebens
war. Wir kamen auch am DENKMAL für KÖNIG VITTORIO EMANUELE II.
vorbei und erfuhren, dass die Bewohner Roms es als „Schreibmaschine“
bezeichnen.
Natürlich besichtigten wir auch das KOLOSSEUM, Roms größtes
Amphitheater, das 72 n. Chr. von Kaiser Vespasian in Auftrag gegeben
wurde. Mit Schaudern erfuhren wir, dass Kaiser und wohlhabende
Familien hier blutige Gladiatoren- und Tierkämpfe abhalten ließen, um
sich
beim Volk beliebt zu machen. Meist kam es zu Massenschlachten. Allein
bei den Einweihungsspielen 80 n. Chr. sollen 9000 wilde Tiere getötet
worden sein. Das KOLOSSEUM bot sage und schreibe 55.000
Zuschauern Platz. Alles unvorstellbar!
Wir besuchten auch viele schöne Kirchen. An die 500 soll es in Rom
geben. Besonders beeindruckend waren neben dem PETERSDOM die
BASILICA DI S. MARIA SOPRA MINERVA, die zu den wenigen gotischen
Kirchen Roms zählt, mit Werken von MICHELANGELO und BERNINIS;
die S. FILIPPO NERI, die BASILICA S. ANDREA DELLE FRATTE, in der
die Mutter Gottes erschienen ist; die CHESA DI SANT’ IGNAZIO, die SAN
GIOVANNI IN LATERNO, die S. MARIA IN VALLICELLA und die
besonders schöne BASILICA DI SAN PAOLO. Überall war es möglich
Figuren, Säulen, Statuen, etc. zu berühren. Viele schöne Plätze, Palazzi,
Brunnen wären noch erwähnenswert, aber auch der Brauch die
gewaschene Wäsche auf Stricken aus den Fenstern zu hängen!
Ausgeruht haben wir uns auf der SPANISCHEN STIEGE und manche
haben ein paar Münzen in den TREVI BRUNNEN geworfen mit der
Hoffnung auf ein Wiederkommen.
Es war eine wunderschöne Woche, mit viel guter Stimmung und Laune,
bei schönem Wetter und 2 Geburtstagsfeiern. Julias 20. Geburtstag wurde
beim Hinflug nach Rom mit Sachertorte gefeiert und Konrads 20.
Geburtstag beim Frühstück mit Gesangsbegleitung von Pater Marco auf
seiner Ziehharmonika.
Vielen Dank gebührt Pater Florian!
Christa Müller
%%%Wie ein Fisch im Wasser ...
Auch heuer wieder veranstaltete der Tauchclub Aelium Cetium in unserer
Schule ein Schnuppertauchen. Dieses Mal konnten auch Lehrer und
Erzieher daran teilnehmen.
Dieses Angebot zielt einerseits darauf ab den Erfahrungshorizont der
Teilnehmer zu erweitern, andererseits bietet das Tauchen auch die
Möglichkeit seinen Körper in dem Element Wasser neu zu erleben. Das
Gefühl des Schwebens und das Atmen unter Wasser durch das
Tauchgerät war für alle eine ganz neue Erfahrung.
Im Folgenden beschreibt Jürgen Artner-Rauch seine Erlebnisse beim
Schnuppertauchen:
Es hat mir beim Schnuppertauchen gut gefallen. Mit dem Tauchgerät habe
ich lange unter Wasser bleiben können. Ich bin auch mit Flossen
getaucht. Ich bin vom seichten bis ins tiefe Wasser getaucht. Beim
Zeittauchwettbewerb habe ich 51 Sekunden unter Wasser die Luft
anhalten können. Es war sehr abenteuerlich und ein schönes Erlebnis.
Daniela Punz
$$$Sport und Spiel
%%%Jahresbericht
Sehr geehrte Eltern!
Der bevorstehende Schulschluss eignet sich besonders, um Bilanz über
das abgelaufene Schuljahr zu ziehen.
Neben den schulischen Belangen, die für die Zukunft der Kinder und
Jugendlichen natürlich von besonderer Bedeutung sind, kommt auch der
sinnvollen Freizeitgestaltung ein wichtiger Stellenwert zu. Dabei sind
sportliche Aktivitäten, die über das normale schulische Turnangebot
hinausgehen, sehr bedeutend.
Im Rahmen des bereits seit langem bestehenden Kooperationsmodelles
zwischen dem Bundes-Blindenerziehungsinstitut und dem
Versehrtensportklub ASVÖ-Wien wurden auch im vergangenen Schuljahr
mehr als 50 interessierten Kindern und Jugendlichen zahlreiche
Freizeitangebote eröffnet, die sehr eifrig genützt wurden. Sei dies das
Schwimmen für Anfänger oder für talentierte und leistungswillige
Jugendliche, der Lauftreff, das neu eingeführte Torballtraining bis hin
zum
Judo, sodass vielfältige Sportmöglichkeiten geboten werden konnten.
Die Erfolge der Kinder und Jugendlichen im abgelaufenen Schuljahr
sprechen für sich:
Schwimmen:
Im Schwimmen konnten 5 Wiener Landesmeistertitel (und weiters
6 Verbandsgoldmedaillen, 5 Silber- und 1 Bronzemedaille), 6 Öster-
reichische Staatsmeistertitel (weiters 1 Verbandsgoldmedaille und
7 Silber- und 1 Bronzemedaille) erkämpft werden. 10 Österr. Jugendrekorde und 2 Österr. Rekorde in der Allgemeinen Klasse sind Zeugnis der
guten Trainingsarbeit.
Besonders zu erwähnen ist aber noch, dass Bianca BAZALA beim
Demonstrationsbewerb für behinderte Schwimmerinnen im Rahmen der
Kurbahn-Schwimm-EM im Dez. 2004 in der Wiener Stadthalle vor
ausverkauften Zuschauerrängen als einzige Sehbehinderte
mitschwimmen durfte.
Ein besonderer Höhepunkt bildete zuletzt auch die Teilnahme von zwei
Burschen (Christoph PRETTNER und Mathias SCHMUCKERSCHLAG) an
der Internationalen Deutschen Schwimmmeisterschaft für Behinderte im
Juni 2005 in Berlin, wo sie erste tolle Erfahrungen auf internationaler
Ebene machen konnten.
Skilauf:
Auf Grund des großen Talentes konnte mit Christoph Prettner heuer
erstmals ein Jugendlicher eine Silbermedaille bei der Österreichischen
Alpinen Skimeisterschaft holen.
Torball:
Dies ist das jüngste Angebot für unsere Jugendlichen. Bei den drei
Turnieren, die im abgelaufenen Schuljahr bestritten wurden, ließ sich
eine
deutliche Steigerung des spielerischen Könnens feststellen. Während es
bei der Österr. Staatsmeisterschaft im November 2004 für die Burschen
und Mädchen jeweils nur zum letzten Platz reichte, wurden bei zwei
Turnieren im April 2005 bereits mehrere Spiele gewonnen und unsere
Teams landeten nicht mehr auf dem letzten Rang.
Judo:
Dabei geht es vorrangig nicht um Wettkämpfe, diese Sportart ist jedoch –
sofern sie aus medizinischen Gründen ausgeübt werden darf – eine
Förderung der motorischen Fähigkeiten.
Lauftreff:
Da Laufen die Grundlage für jede andere leichtathletische Sportart und
zudem eine der bedeutendsten Möglichkeiten im Ausdauerbereich ist,
kommt der regelmäßigen läuferischen Betätigung der Kinder und
Jugendlichen unter der Führung von engagierten BegleitläuferInnen sehr
große Bedeutung zu. Das Kräftemessen beim jährlichen BBI-Lauf bietet
erste Erfahrungsmöglichkeiten für die Kids in Wettkampfsituationen.
Leichtathletik:
Besonders talentierte Jugendliche nahmen an den heurigen Wiener
Leichtathletik-Landesmeisterschaften teil und errangen insgesamt
3 Landesmeistertitel (weiters 2 Verbandsgoldmedaillen, 3 Silber- und
2 Bronzemedaillen) und erzielten 7 Österr. Jugendrekorde.
Ehrungen:
Wie hoch der sportliche Eifer und die Erfolge der Jugendlichen
einzuschätzen sind, beweisen am besten die tollen Plätze, die sie im
Rahmen der Wertung der erfolgreichsten Sportlerinnen und Sportler des
Versehrtensportklub ASVÖ-Wien 2004 errungen haben:
In der Männer-Wertung gingen bei 97 in der Wertung befindlichen
Sportlern unter anderem die Plätze 3 (Schmuckerschlag), 5 (Fichtner),
6 (Marinkovic), 7 (Prettner) und 10 (Seidling) an Jugendliche aus dem
BBI.
In der Frauen-Wertung wurden bei 40 in der Wertung befindlichen
Sportlerinnen unter anderem die Ränge 1 (Bazala), 2 (Cam Sibel), 3 (Cam
Emine) und 8 (Wrba) von Schülerinnen aus dem BBI belegt.
Sehr geehrte Eltern, wie Sie aus diesem kurzen Abriss sehen können,
wurde im abgelaufenen Schuljahr von den durch die Instituts- und
Vereinsleitung gemeinsam ausgewählten Trainerinnen und Trainern sehr
gute Arbeit geleistet, sodass die Talente der Kinder und Jugendlichen in
hohem Maße gefördert wurden, was die oben erwähnten Erfolge erst
möglich machten.
Die Vereinsleitung des Versehrtensportklub ASVÖ-Wien und die
Schulleitung des Bundes-Blindenerziehungsinstituts werden sich
gemeinsam bemühen, für Ihre Kinder ab Herbst 2005 ein noch besseres
Sport- und Freizeitangebot anzubieten, das den Neigungen und
Wünschen der Kinder und Jugendlichen gerecht wird. Wir würden uns
freuen, Ihr Kind im Rahmen des Kooperationsmodelles ab Herbst
(weiterhin) sportlich betreuen zu dürfen und wünschen Ihnen und Ihren
Kindern schöne und recht erholsame Ferien.
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Susanne ALTENEDER e.h., Franz SCHÖFFMANN e.h.
Direktorin des BBI Wien, Obmann des VSC ASVÖ-Wien
$$$Humor
%%%Modellrakete
in einem Kasten fand ich einen sehr originellen "Vertrag" unterzeichnet
von drei "Beteiligten".
Nach Rücksprache des Vertragsentwerfers darf ich diesen an das BBInfo
weitergeben - allerdings ohne die Namen zu nennen.
A. B., C. D. und E. F. haben beschlossen, sich zu dritt eine Modellrakete
zu kaufen.
Sie verpflichten sich hiermit, den Einkaufspreis gerecht aufzuteilen.
Sollte einer von diesen Dreien mehr zahlen wollen, kann das nur in
Rücksprache mit den anderen oben angegebenen Personen
abgesprochen werden.
Alle Einkäufe sowie Verkäufe müssen allen oben Beteiligten bekannt
gemacht werden.
Man sollte, wenn man etwas einkauft, eine Rechnung oder eine andere
Zahlungsbestätigung vorweisen können.
Sollte jemand an diesem Projekt nicht mehr interessiert sein, muss er das
den anderen Beteiligten schriftlich mitteilen.
Es ist nicht erwünscht, dass sich Eltern oder andere Personen in das
Projekt "Modellrakete" in schlechter Weise einmischen.
Sollte eine Bezugsperson oder ein Elternteil nicht einverstanden sein,
muss er dies seinem beteiligten Kind mitteilen.
Einen der anderen Beteiligten haftbar machen, ist, wenn sich alle an die
Vorschriften dieses Blattes halten, mit der Unterschrift des jeweiligen
Teilnehmers unmöglich.
(drei Unterschriften)
Luise Chaloupsky
Impressum
Dieses Informationsblatt wird vom Bundes-Blindenerziehungsinstitut
herausgegeben.
Im Sinne des Mediengesetzes für die Herausgabe verantwortlich ist die
Direktorin, Prof. Susanne
Alteneder.
Für den Inhalt verantwortlich ist jeder einzelne Verfasser. Die
geäußerten Meinungen müssen sich nicht
mit dem Standpunkt der Redaktion decken.
Verantwortlicher Redakteur ist Prof. Erich Schmid.
Alle in 1020 Wien, Wittelsbachstraße 5
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