Erasmus – 2. Juni Nothelfer – Bischof Erasmus, der Liebenswerte (griech.), auch Elmo, Ermo Geboren vermutlich im 3. Jahrhundert in Antiochien (heute Syrien), gestorben vermutlich um 303 in Formia (Italien) war Bischof und Märtyrer. Patronat: der Gebärenden, der Drechsler, der Schiffer, Seeleute und Haustiere, gegen jede Art von Leibesschmerzen, insbesondere Geburtsschmerzen, bei Kolik, Krampf, gegen Viehkrankheiten und bei Seuchen. Attribute: In Bischofskleidung, mit Pfriemen an den Fingern, mit einer Winde, die ihm die Gedärme aus dem Leib zieht. Matthias Grünewald: Gespräch des Erasmus mit Mauritius, dem Anführer der thebäischen Legion, 1517 - 1523, Alte Pinakothek in München Dem Erasmus, der immer eine Seilwinde in der Hand trägt, sollen nämlich bei lebendigem Leib die Gedärme aus dem Leib gezogen worden sein. Seit dem Beginn des Mittelalters zählt man Erasmus zu den Vierzehn Nothelfern. Sein Leben ist uns durch unterschiedliche Quellen überliefert. Die Legende berichtet, dass Erasmus vor den Tempel des Jupiters gebracht worden sei woraufhin die Statue des römischen Gottes zu Staub zerfallen wäre. Der Drache, der aus ihr herausfuhr, wurde von Erasmus fortgejagt und tausende Menschen, die dieses Ereignis sahen, ließen sich taufen. Der Erzengel Michael führte ihn schließlich nach Kampanien, wo er sich der Seelsorge widmete und in hohem Alter starb. In Italien, Spanien und Portugal, wird der Heilige unter dem Namen San Elmo verehrt. Man brachte die elektrischen Strahlenbündel, welche manchmal bei Gewittern an den Mastspitzen der Schiffe zu sehen sind, mit ihm in Verbindung und nannte sie Elmsfeuer oder Sankt-ElmsFeuer. *Ein außerordentlich seltenes Erasmus-Gemälde befindet sich seit 1515 an der Nordwand der Filialkirche St. Erasmus, Pfarrei Pürten, bis 1805 zur Pfarrei Fraham gehörig (Waldkraiburg. Die legendenumrankte Leidensgeschichte des Erasmus wird in zwölf Bildern auf drastische Weise dargestellt. Die Beschreibungen der einzelnen Szenen: „Hl. Eraßme, der du mit Kolben geschlagen, bitt für uns. Hl. Eraßme, der du in die Gefängnisse geworffen worden. Hl. Eraßme, der du häßlich verklagt worden bist. Hl. Eraßme, dem die Zähne eingeschlagen worden. Hl. Eraßme, der du erbärmlich gegeißelt worden. Hl. Eraßme, dem ein glüender Mantl angelegt worden. Hl. Eraßme, dem die Händ und Füß abgehackt worden. Hl. Eraßme, dem die Augen ausgestochen worden. Hl. Eraßme, dem die Brüst mit Zangen zerrissen worden. Hl. Eraßme, der im Öl, Bley und Harz gesotten worden. Hl. Eraßme, dem das Ingeweid herausgerissen worden. Hl. Eraßme, Der du endlich enthauptet worden.“ *Quelle: http: //www.pfarrverband-waldkraiburg.de/Erasmus.htm © Isargau, Bayerische Heimat- und Volkstrachtenvereine e. V. Erasmus – 2. Juni Anselm Grün: Erasmus soll einmal mitten im Gewitter gepredigt haben. Überall schlugen Blitze ein. Nur der Heilige blieb unversehrt. Sturm, Blitz und Gewitter, das sind Bilder für unsere Daseinserfahrung. Oft genug haben wir das Gefühl, mitten im Sturm unserer aufgewühlten Emotionen zu stecken. Der Gegenwind bläst uns ins Gesicht. Unsere Lebensfahrt geht nicht mehr so glatt wie bisher. Wir haben Gegenwind. Alles hat sich gegen uns verschworen. Es gelingt uns nicht mehr alles. Menschen treten uns entgegen und hindern uns daran, unser Leben so zu leben, wie wir gerne möchten. Oder wir geraten ins Gewitter. Da prasseln die Aggressionen von allen Seiten auf uns ein. Wir wissen nicht, aus welcher Richtung sie kommen. Blitze von Hass zucken um uns herum. Wir können uns gar nicht in acht nehmen, weil sie unberechenbar um uns herum aufblitzen. In solchen Situationen kann uns das Bild des hl. Erasmus helfen, unser Vertrauen auf Gott zu setzen. Gott wird uns mitten in den Stürmen sicher durch das Leben geleiten. Der Blitz feindlicher Aggressionen wird uns nicht vernichten, wenn Gott seine schützende Hand über uns hält. Blitz und Donner sind im Traum oft Bilder für einen Affektstau und für körperliche und seelische Spannungen, die nach Entladung drängen. Von daher ist verständlich, dass Erasmus bei Magen- und Darmkrankheiten, bei Bauchweh und Unterleibskrankheiten angerufen wird. Denn da geht es auch um Affektstau, um krankhaften und gesunden Umgang mit Aggressionen. Aber vor allem wird das Bild der Winde, mit der man die Gedärme des Heiligen herausgedreht hat, dazu geführt haben, Erasmus vor allem als Nothelfer bei Magen- und Darmkrankheiten zu sehen. Der Magenbereich zeigt uns, wie wir mit Aggressionen umgehen. Wenn wir den Ärger zu sehr herunterschlucken, bekommen wir Magengeschwüre. Wir zerfleischen uns im wahrsten Sinn des Wortes selbst. Wer mit seinem Ärger nicht gut umgehen kann, der sagt, er sei sauer. Bei ihm kann der Magen den Ärger nicht verwandeln. Säure bildet sich und stößt auf. Und es bleibt zuviel Unverdautes in unserm Magen liegen, manchmal wie ein schwerer Stein, der uns niederdrückt. Manche Menschen reagieren bei Spannungen sehr stark mit dem Magen. Sie können nicht mehr essen. Sie bekommen "einen nervösen Magen". Magenprobleme zeigen oft Beziehungsprobleme an. Wetterregel: An Erasmus viel Donner, verkündet trüben Sommer. Gebet: Heiliger Erasmus, unser Leben ist wie ein unruhiges Meer. Wir sind bedroht von den Stürmen des Unglaubens, von den Wellen des Egoismus, von den Strudeln der Angst, von der Finsternis der Hoffnungslosigkeit. Geleite du das Schiff unseres Lebens sicher zum Ufer des ewigen Lebens. Ingrid Stigler, Gaubrauchtumswartin © Isargau, Bayerische Heimat- und Volkstrachtenvereine e. V.