Janine Graf 25.10.2002 Einführung in die Pesönlichkeitspsychologie – Begleitseminar (J. Kuhl) Fragen zu eigenschaftstheoretischen Ansätzen (Carver & Scheier, Chap 4) 1) Extraversion/Introversion nach Jung versus Eysenck Carl Jung: Menschen sind entweder intro- /oder extravertiert. Introvertierte wollen viel allein sein, verhalten sich scheu und bevorzugen Tätigkeiten, die man allein ausübt gegenüber denen, die soziale Interaktion erfordern. In Stresssituationen ziehen sie sich in sich selbst zurück. Extravertierte sind keineswegs scheu, verbringen lieber Zeit mit anderen statt allein und suchen bei Stress Gelegenheit, sich auszusprechen. Für Jung sind diese beiden Kategorien disjunkt, sie haben keine gemeinsamen Elemente. Eysenck: charakterisierte Introversion/Extraversion ähnlich wie Jung (ruhig, zurückhaltend, introspektiv, reserviert, distanziert, pessimistisch, selten aggressiv, zuverlässig / gesellig, spontan, impulsiv, sorglos, optimistisch, aggressiv, unzuverlässig) aber: betrachtete die beiden Typen nicht als disjunkt, sondern sah die beiden Charakterzüge mehr als Dimensionen einer Art „Übercharakterzug“ – eine wichtige, sehr deutliche Neigung. 2) Faktorenanalyse Grundidee: wenn zwei oder mehr Charaktereigenschaften bei Untersuchung mehrerer Personen kovariieren, könnten sie einen und den selben Charakterzug reflektieren. Untersucht man die Muster der Kovariation, so kann der zu Grunde liegende Charakterzug aufgedeckt werden. Schritte: 1. Sammeln von Daten: entscheiden welche Art von Daten, welches Verhalten soll untersucht werden? 2. Korrelation berechnen von jedem Item mit jedem anderen Item: Matrix erstellen 3. Faktoren rausziehen: Matrix wird reduziert auf kleinere Anzahl der zu Grunde liegenden Dimensionen, genannt Faktoren 4. Faktorenladung berechnen: also die Beziehung von Item zu besagtem Faktor -> wie sehr reflektiert ein Item seinen zu Grunde liegenden Faktor 5. Faktoren benennen 3) Unterschiede zwischen Cattels und Eysencks Gebrauch der Faktorenanalyse Cattell’s aproach: empirisch die Realität untersuchen und daraus Schlüsse ziehen (Deduktion). Dabei Nutzung verschiedener Arten von Daten (Multivariate Approach), um die Nachteile der Einzelnen je auszugleichen, besonders Sprache als Informationsquelle -> 16 Faktoren erfassen Persönlichkeit Eysenck’s approach: erst gut entwickelte Theorie über die Eigenschaften, die untersucht werden sollten (Induktion), dann Überlegungen zur Untersuchung dieser Eigenschaften. Hierbei bediente sich Eysenck allerdings der Beobachtungen anderer Wissenschaftler der vergangenen Jahrhunderte, zB Hippokrates, Galen, Jung, Wundt und entwickelte die Idee, dass die vier von Hippokrates und Galen identifizierten Typen (Phlegmatiker, Melancholiker, Sanguiniker, Choleriker) eigentlich zwei verschiedene Niveaus der von ihm vorgeschlagenen „Übercharakterzüge“ Introvertiertheit und Extrovertiertheit sein könnten. 4) Vier Dimensionen des 16-PF-Modell reserviert versus warm konkret-denkend versus abstrakt-denkend reaktionsfreudig versus emotional stabil ehrerbietig versus dominant 5) Wiggins interpersoneller Kreis Selbstsicher-dominant Arrogant-berechnend kaltherzig D o m i n a n z gesellig-extravertiert Liebe Reserviert-introvertiert Warm-angenehm Bescheiden-unbefangen Unsicher-unterwürfig Wiggin geht davon aus, dass die Charakterzüge, die menschliche Erfahrungen am meisten beeinflussen, die Grundlage bilden für die Persönlichkeit. Er schlägt zwei Dimensionen vor, die seiner Meinung nach menschlichen Beziehungen zu Grunde liegen und entwickelt nach ihnen acht Vorlagen von Eigenschaften. 6) Gefahren beim Bilden von Faktoren als umfassende Persönlichkeitsdimensionen zwei Probleme: 1. Benennung der Faktoren 2. Faktor hängt unmittelbar davon ab, was gemessen wurde -> verschiedene Messtechniken führen zu verschiedenen Schlüssen über die Bedeutung eines Faktors 3. Unterschoede verschwinden durch zusammenwerfen mehrer Eigenschaften in einen Faktor 7) Verschiedene Interpretationen der Großen 5 1. Verschiedene Interpretationen der Extravertiertheit: - Anmaßung (offenes Ausdrücken von Impulsivität) - Dominanz und Selbstsicherheit - Glücklichsein - manchmal auch Geselligkeit 2. Verschiedene Interpretationen der Annehmlichkeit: - warm und liebenswürdig (anstatt kalt) - fügsame Befolgung - solidarisch, schützend - freundlich 3. Verschiedene Interpretationen der Gewissenhaftigkeit - häufigste Interpretation: gewissenhaft - planen, Ausdauer - Zielstrebigkeit - Verantwortungsvoll 4. Verschiedene Interpretationen der Emotionalität ( Neurotizismus) - Emotionalität - Emotionale Verwirrung - Angsterfahrung 5. Verschiedene Interpretationen des Intellekt (in Abhängigkeit davon, was gemessen worden ist) - Intelligenz... -> Kultur Offenheit für Erfahrungen Kreativität in Verbindung mit logischem Verständnis 8) Psychotizismus im 5-Faktorenmodell - - Eysencks dritte Dimension, Psychotizismus (Neigung, einsam, empfindungslos, sorglos um andere und in Opposition zu akzeptierten sozialen Gebräuchen zu sein) ist eine Mischung der Eigenschaften, die im 5-Faktormodell zu Annehmlichkeit und Gewissenhaftigkeit zählen: Psychotizismus (Eysenck) steht im Zusammenhang mit Liebenswürdigkeit und Gewissenhaftigkeit (Goldberg, 1993; Zuckerman, Kuhlman, Joireman, Teta & Kraft, 1993). Die Subgruppen der „Supertraits“ Liebenswürdigkeit und Gewissenhaftigkeit „laden“ auf Psychotizismus. Ein starkes Anzeichen für das Vorliegen von Psychotizismus sind Halluzinationen! 9) Wiederspieglung einer lediglich impliziten Persönlichkeitstheorie durch das 5-Faktorenmodell ? Da ein Faktor für mehrere Eigenschaften steht, könnte man auch annehmen, dass diese eigentlich gar nicht miteinander korrelieren müssen und die Verbindung nur durch die Bedeutung der Worte entsteht, die die einzelnen Eigenschaften bezeichnen. Menschen würden dann etwas annehmen über Persönlichkeit aufgrund von Assoziationen zwischen Begriffen, die in der Realität gar nichts miteinander zu tun haben: sie wissen etwas über eine Eigenschaft und nutzen ihre impliziten Persönlichkeitstheorien, um daraus noch andere Eigenschaften zu schlussfolgern. 10) Fehlschluss aufgrund unterschiedlicher Statistiken zur Schätzung situativer versus personseitiger Einflüsse auf das Verhalten Durch unterschiedliche Statistiken kommt man zu dem Fehlschluss, dass situative Variablen das Verhalten von Menschen stärker beeinflussen als personseitige Einflüsse. Man könnte glauben, dass man den Zusammenhang zwischen situativem und personseitigem Einfluss auf das Verhalten eines Menschen systematisch untersuchen könnte, indem man im Lab eine Situation schafft und dann das Verhalten der Person in dieser Situation beobachtet abhängig von ihren Charakterzügen. Dabei bedenkt man allerdings nicht, dass eine Person in der Realität oft große Wahlmöglichkeiten hat, in Bezug darauf, in welche Situation sie sich überhaupt begibt (Kirchgänger, Konzertbesucher, Parkliebhaber) weswegen diese Untersuchungsergebnisse wenig der Realität entsprechen müssen. 21) Was versteht man unter einem Diathese-Stress-Modell? S.85 Dieses Modell zeigt, dass Diathesis (Prädisposition, Anfälligkeit) oder Vulnabirität für ein bestimmtes Problem in Kombination mit Stress, nicht allein die Veranlagung, zu Verhaltensproblemen führt (Meehl; 1962), zB Diathese-Stress-Modell und processunderlying depression. 22) Ideographisch versus Nomotheteisch S.58 Ideographisch: Jedes Individuum ist einzigartig in seinen Eigenschaften und somit nicht vergleichbar mit anderen Individuen Nomothetisch: Normen und Variationen von Individuen werden betrachtet unter der Annahme, dass Menschen hinsichtlich ihrer Eigenschaften vergleichbar sind 23) Was versteht man unter der lexikalischen Methode? S.61 Diese Methode nutzt die Sprache als Informationsquelle zur Definierung von Persönlichkeit (Goldberg, 1982). Cattell nutze in seinen Experimenten Ausdrücke (wobei Synonyme entfernt wurden), die Eigenschaften beschreiben, zur Charakterisierung von Persönlichkeitseigenschaften. 24) Was ist eine Meta-Eigenschaft? Wie stark eine Eigenschaft beim Menschen ausgeprägt ist (Baumeister/Tice, 1988) 25) Was versteht man unter Persönlichkeitskoeffizient? Walter/Mischel charakterisieren damit eine mäßige Korrelation (.2 oder .3) zwischen „self-report“-Eigenschaft und Verhalten eines Menschen. 26) Was ist ein Faktor zweiter Ordnung? Ein Faktor, der in sich zwei oder mehr Basisfaktoren hat, die miteinander korrelieren: Cluster-Korrelation-Faktor 2. Ordnung. 27) Unterschied zwischen Eigenschaft und Typ Eigenschaft: Dimension in der Persönlichkeit eines Menschen, die mehr oder weniger ausgeprägt sein kann. Typ: Disjunkte Kategorie, nach denen Menschen unterschieden werden, denen sie entweder angehören oder nicht. 29) Was ist aus situationistischer bzw. interaktionistischer Sicht „stabil“ in der Persönlichkeit? Situationistisch: nicht die Persönlichkeit bestimmt das Verhalten, sonder die jeweilige Situation. Interaktionistisch: Verhalten wird bestimmt durch das Zusammenwirken von Persönlichkeit und Situation.