Die „Communauté Christ Libérateur“ (CCL) („Gemeinschaft - Christus, der Befreier“) ist eine Vereinigung christlicher Homosexueller (Männer und Frauen). Sie ist 1974 gegründet worden und wurde 1994 eine gesetzliche Vereinigung (VoG) . Ihre Gründer wollten einen geselligen und einladenden Raum schaffen für all jene, die sich wünschen, dass ihre Homosexualität einen Mehrwert in ihrem Leben darstellt. Wir schaffen Raum für wahre Begegnungen mit anderen Homosexuellen, für unvoreingenommene, beständige und tiefe Freundschaften anhand kultureller und Freizeitaktivitäten, Diskussions- und Austauschgruppen über Lebensfragen. Wir bieten all denen, die es möchten, einen Raum zur spirituellen Reflexion und der gemeinsamen Lobpreisung Jesu Christi, weil wir glauben, dass Gott uns so liebt, wie wir sind und uns in unserem Alltag begleitet: "dass er uns in unserer Homosexualität liebt!“ Homosexualität wird noch von zu vielen als eine "zu heilende" Krankheit gesehen, als eine Bürde oder ein Stigma. Wir in der CCL erleben sie als eine Chance, ein Möglichkeit, tiefe Verbundenheit zu schaffen. Mein Vortrag handelt von homosexuellen HIV-Positiven. „Homosexuell - HIV-positiv“: zwei Wörter, die für viele Betroffene Ausgrenzung aus der Gesellschaft bedeutet. Für viele Homosexuelle ist es schon nicht einfach, homosexuell, geschweige denn HIV-positiv zu sein… darüber wollen wir erst gar nicht reden! Und doch..., reden wir darüber! Wie ich es bereits bei der Vorstellung unserer Vereinigung gesagt habe, wird Homosexualität noch von vielen als eine "zu heilende" Krankheit gesehen, als eine Bürde oder ein Stigma. Alleine in diesem Jahr haben uns wieder zahlreiche Personen kontaktiert, weil sie ihren inneren Frieden nicht finden; ihren Status als "schlecht" erleben, sich von ihrem Umfeld ausgegrenzt fühlen, sich als anormal oder sogar als krank betrachten, sich sehr einsam fühlen, weil sie sich nicht trauen, mit jemanden aus ihrem Umfeld über ihre Gefühle oder ihr Empfinden zu sprechen. Trotz der positiven Entwicklungen in der Situation Homosexueller finden noch zahlreiche homosexuell feindliche Taten statt, und in unserem Land sogar immer mehr, unter anderem in Brüssel. Die Gewalt und die Banalisierung von homosexuell feindlichen Taten sind besorgniserregend, obschon die belgische Hauptstadt eigentlich für ihren gay-friendly-Charakter bekannt ist. Der Begriff „Homophobie“ ist in den 70er Jahren aufgekommen. Er leitet sich ab von „homo“, die Abkürzung von „homosexuell“, und von „Phobie“, aus dem Griechischen „phobos“, die Angst. Es handelt sich hierbei nicht um eine etymologische Konstruktion, da „homo“ nicht auf einen griechischen Stamm verweist. Was ist eine homophobe Tat? Sie besteht darin, einer Person – Mann oder Frau – aufgrund ihrer mutmaßlichen oder bestätigten Homosexualität, ein Recht, ein Gut oder eine Dienstleistung zu verweigern. Hierzu gehört auch die Anstiftung zu Hass, Gewalt oder Diskriminierung. Homophobie ist eine Haltung, ein Gefühl, ein Unwohlsein oder eine Abneigung gegenüber homosexuellen Personen oder gegenüber Homosexualität im Allgemeinen. Diese Haltung äußert sich oft in Reaktionen wie Verstoßung, Verachtung, Hass, körperliche Gewalt, Ausgrenzung und (manchmal aggressive) Feindlichkeit gegenüber Personen, Praktiken oder homosexuellen Darstellungen und kann zu Drängelei, Prügelei, Vergewaltigung und sogar zu Mord führen. Die Opfer sind in erster Linie die Homosexuellen selbst, aber auch andere Personen, deren Aussehen oder Verhalten nicht den traditionellen Vorstellungen der Weiblichkeit und/oder Männlichkeit entsprechen. Homophobie ist ein Gefühl der Angst und der Abneigung, die manche Menschen gegenüber Homosexualität und Homosexuellen empfinden. Homophobie kann jeden treffen, Hetero- oder Homosexuelle, und schadet zu allererst den Schwulen, Lesben und Bisexuellen, aber auch deren Familien und Freunden. Vor allem für Jugendliche, die ihre Homosexualität in einem Umfeld entdecken, das die Entwicklung und Akzeptanz ihrer sexuellen Orientierung nicht begünstigt, kann Homophobie eine Quelle von sozialer Ausgrenzung, von Depressionen oder sogar von Selbstmordversuchen sein. Als homophob bezeichnet man auch Organisationen oder Personen, die Homosexuelle ausschließen und ihnen nicht die gleichen Rechte wie Heterosexuellen anerkennen. Homophobie ist also eine Ausgrenzung des Andersseins, genauso wie es bei Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Sexismus oder sozialen, religiösen und auf Behinderungen basierenden Diskriminierungen usw. der Fall ist. 1 Es gibt verschiedene Phasen der Homophobie: Sprachhomophobie: Beschimpfungen, Witze und jeglicher negative Wortlaut, der Homosexualität und homosexuelle Personen stigmatisiert. Persönliche Homophobie: Persönliches Gefühl oder der Glaube, dass Homosexuelle anormal, seltsam oder krank sind. Angstgefühl, Beschimpfungen, Ablehnung, verbale und körperliche Gewalt. Institutionelle Homophobie: Homosexuell diskriminierende Institutionen, Gesetze, Regelungen wie zum Beispiel die Ausgrenzung Homosexueller bei der Blut- und Knochenmarkspende. Soziale und kulturelle Homophobie: Soziale und kulturelle Normen, die Heterosexualität zum Nachteil der Homosexualität bevorzugt. Unbewusste Privilegien, soziale, religiöse, kulturelle Werte, Bücher, Ikonographien, die Homosexuelle ausgrenzen. Verinnerlichte Homophobie der Homosexuellen: Die Homosexuellen selber verinnerlichen Vorurteile und homophobe gesellschaftliche Normen. Dies kann sogar so weit gehen, dass sie sich selbst oder Homosexuelle in ihrem Umfeld geringschätzen und hassen. Hetero Sexismus: Dies betrifft die Vorstellung, dass jeder heterosexuell sein soll und dass Heterosexualität die einzig gültige Option ist. Homophober Hass ist vielseitig: - in Belgien: familiäre Ausgrenzung, Beschimpfungen, Diskriminierungen bei der Jobsuche, Ausgrenzung aus beruflichen Kreisen, Wohnungsverweigerung, Witze, Hänselei, Schikane, Belästigung, Diskriminierung, Entlassungen, polizeiliche Belästigung … - In gewissen anderen Ländern: Staatsrepressionen, Todesverurteilungen … Ich habe die Ausgrenzung Homosexueller bei der Blut- und Knochenmarkspende erwähnt: Ein Mann, der zugibt, dass er eine sexuelle Beziehung mit einem anderen Mann hatte, darf kein Blut spenden. Das Blutspenden wird Schwulen und Bisexuellen lebenslänglich verweigert. Diese Entscheidung nährt eine Verwirrung zwischen sexueller Orientierung und sexuellem Risikoverhalten und setzt Homosexualität mit ungeschützter Multi-Partnerschaft gleich. Diese Ablehnung basiert auf epidemiologischen Angaben, die alle Schwule und Bisexuelle in die selbe Schublade steckt, ohne die individuelle Realität der potentiellen Spender zu berücksichtigen. So verbietet alleine die Tatsache, homosexuell oder bisexuell zu sein, systematisch die Blutspende, obwohl zahlreiche potentielle Spender kein höheres Risikoverhalten haben als Heterosexuelle. Die Verhaltensweisen der Personen und nicht ihre sexuelle Orientierung sollten hier berücksichtigt werden. Homophobie an der Arbeit ist noch immer weit verbreitet: Der Betrieb bleibt ein Ort, wo noch viele Diskriminierungen gegenüber Homo-, Bi- und Transsexuellen fortbestehen: Abwertung der geleisteten Arbeit, Verhinderung des beruflichen Aufstiegs, Beschimpfungen, Drohungen, Belästigung, Promovierungsverweigerung und manchmal sogar Entlassung. Noch zu oft schweigen Betriebsakteure (Vorgesetzte, Personalleitung, Gewerkschafter, Arbeitsmediziner) bei der Wahrnehmung solcher Taten. Es folgen keine Sensibilisierungs-maßnahmen oder Strafen für die Täter. Schließlich ist Homophobie auch im Internet präsent. Dieses Medium ist für Homophobe ein wahres Ventil zum Abreagieren geworden: Das Internet bietet eine große Sprachfreiheit, jedoch gibt es auch häufig homophobe und transphobe, diskriminierende und sogar drohende Äußerungen (z. B. in Foren von Presseseiten, in sozialen Netzwerken wie Facebook, Blogs usw.). Die Folgen dieser Homophobie können Homosexuelle zur Autozensur und zum Selbstmord führen: Autozensur: Es gibt überall Schwule und Lesben, aber sie zeigen sich oft nicht. Manche unter ihnen ‚outen‘ sich nicht, weil sie Angst vor Ausgrenzung haben. Sie haben Angst, auf ihre sexuelle Orientierung beschränkt zu werden, Angst, ihre Glaubwürdigkeit zu verlieren …. Diese Autozensur ist ungesund und kann destruktiv sein. Selbstmord: Studien in mehreren Ländern zeigen: o dass die Anzahl Selbstmordversuche bei jungen Homosexuellen 13 mal höher ist als bei Heterosexuellen; o dass ein 1/4 der jungen Homosexuellen Selbstmordversuche begehen; o dass jeder zweite Selbstmord durch Homophobie verursacht wird; In seiner im British Medical Journal veröffentlichten Umfrage erklärt Marc Shelly, dass „die hohe Selbstmordrate zurückzuführen ist auf die entwertende Stigmatisierung der Homosexualität in der Familie und in der Schule, und dass dies gravierende Folgen für die Persönlichkeitsstruktur hat “. 2 Das ‚Refuge‘ ist die einzige Einrichtung in Frankreich, die das besondere Leiden der jungen Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung von ihrem Umfeld ausgegrenzt wurden, berücksichtigt. Diese Einrichtung beschäftigt sich mit den Risiken in Bezug auf den Aidsvirus, denen die Betroffenen im Alltag ausgesetzt sind. Oft steigert Hilflosigkeit das Risikoverhalten. Junge Menschen, die Opfer von Homophobie sind, sind dem Virus hierdurch noch mehr ausgesetzt. Das Refuge stellt auch fest, dass hilflose junge Menschen, die von ihrem Umfeld ausgeschlossen werden, sich häufig in Drogen- und Alkoholkonsum flüchten und sexuellen Risiken wie Prostitution hierdurch schneller ausgeliefert sind. Auch wenn die "käufliche" sexuelle Beziehung ursprünglich als „safe“ galt (der Kunde selber sagt „clean“), wird der Preis immer höher verhandelt, wenn der Kunde den Gebrauch eines Kondoms verweigert. „Die Risiken einer solchen „bareback“-Beziehung sind bekannt, doch das schnell verdiente Geld nimmt jegliche Angst vor eventuellen sexuell übertragbaren Krankheiten oder HIV“. Homosexuelle Vereinigungen zur Aidsvorbeugung registrieren immer häufiger Aussagen HIV-negativer Männer, die zugeben, Angst vor Geschlechtsverkehr mit HIV-positiven Männern zu haben, die aber auch beschreiben, dass sie manchmal den Status ihres Partners lieber nicht kennen wollen, um sich diese Frage gar nicht erst stellen zu müssen. Auch wenn die Infizierungsangst der meist genannte Grund ist, ist es manchmal auch die Angst, sich in jemanden zu verlieben, der „gehen könnte“. Zudem führt die Wiederholung diskriminierender Situationen und die Angst vor Ausgrenzung HIV-Positive dazu, ihren serologischen Status bei neuen Bekanntschaften nicht zu erwähnen und auf Geschlechtsverkehr zu verzichten. Wenn er sich einmal als HIV-positiv ‚geoutet‘ hat, ist der Infizierte nicht mehr nur ein Sexualpartner, sondern wird zu einer Gefahr, einem Risikofaktor. Die negativen Folgen, die eine solche Information auf das sexuelle Verlangen und den Wunsch einer Beziehung haben, liegen auf der Hand. Unter den alleinstehenden HIV-positiven Personen schätzt man, dass 25% auf eine Beziehung jeglicher Art verzichtet haben, sei sie sexuell oder gefühlsgebunden. Dies kann dazu führen, dass sich die Betroffenen gesellschaftlich immer mehr zurückziehen und demzufolge vereinsamen. Wie man den Anzeigen auf Webseiten für Partnersuche entnehmen kann, suchen immer mehr Homosexuelle einen Partner mit dem gleichen serologischen Status. Es ist legitim, dass viele HIV-negative Menschen ungeschützten Geschlechtsverkehr haben möchten und entsprechende Taktiken verwenden. Heutzutage ist das "Serosorting" eine klare Strategie, die hinterhältiger Weise immer mehr zur Norm wird. HIV-negative Personen möchten einen oder mehrere HIV-negative Sexualpartner finden, manchmal mit dem Ziel, eine beständige Beziehung aufzubauen. Dies bewirkt bei HIV-positiven Personen, dass sie nur andere vom HIVVirus betroffene Personen kennenlernen und mit ihnen eine beständige Beziehung aufbauen können. Manchmal wenden auch sie Taktiken an, um ausschließlich HIV-positive Personen kennenzulernen. Theoretisch müsste sich diese auf Sicherheit ausgerichtete Form der Diskriminierung positiv auf die Vorbeugung auswirken. In Wirklichkeit stellt man jedoch fest, dass in Anbetracht der Erhöhung der HIVInfektionen bei Homosexuellen, diese „Trennung“ zwischen HIV-Positiven und HIV-Negativen gar nicht zum erhofften Resultat führt. Es ist eher so, dass sie die Solidarität zwischen Homosexuellen schwächt. Sie schwächt somit auch die homosexuelle Gemeinschaft, die bereits das Opfer von Homophobie in der Gesellschaft ist. Es scheint klar zu sein, dass neu infizierte Homosexuelle es in jeglicher Beziehung noch schwerer als früher haben, um mit ihrem Umfeld (Familienbeziehungen, sexuelle oder berufliche Beziehungen) über ihren HIVStatus zu sprechen. Diese Feststellung vom STI-Beratungs- und Vorsorgezentrum in Genf stellt die ‚Problematik der Kommunikation über das Entdecken des HIV-positiven Status‘ in den Vordergrund sowie die Angst vor Ausgrenzung und Stigmatisierung. Hinzu kommt das Schamgefühl, dass man sich infiziert hat, obwohl jeder heutzutage nach mehr als 20 Jahren Kampf gegen HIV/Aids und zahlreichen Vorbeugungskampagnen die Regeln des “safer sex” kennen sollte. Ausländische homosexuelle Personen müssen ihren HIV-Status im Kreise ihrer Gemeinschaft oft aufgrund kultureller Werte verschweigen. Es fällt ihnen demnach sehr schwer, sich mir ihrer eigenen HIV-Positivität auseinanderzusetzen, darüber zu sprechen und Unterstützung in ihrem Umfeld zu suchen. Sie finden es wichtig, das Geheimnis über ihren Status in ihrer Gemeinschaft und in der homosexuellen Szene zu hüten – eine Maßnahme, die in ihren Augen die eigene Sicherheit und Integration sicher stellen soll. Ich habe ihnen erklärt, dass Homophobie das Leben von vielen Homosexuellen erschwert, aber wie muss es dann mit HIV-Phobie sein? 3 HIV-Phobie ist der Ausdruck der Angst gegenüber Menschen, die mit HIV infiziert sind. Wie bei Homophobie äußert sie sich in impliziter oder expliziter Ausgrenzung und Diskriminierung: In einer Bar auf jemanden zeigen und seinen Freunden sagen, dass diese Person HIV-positiv ist. In seinem Internet-Profil den Satz schreiben: „Suche sauberen und gesunden Mann“, lässt verstehen, dass HIV-positive Personen dreckig und ungesund sind. Vorurteile über HIV-Positive haben: denken, dass HIV-positive, die in die Sauna gehen, ansteckend sein könnten. Behaupten, dass HIV-positive „es so gewollt haben“, dass „es ihre Schuld ist“, wenn sie sich infiziert haben. HIV-positive Personen beschimpfen, Witze über sie machen. HIV-Phobie äußert sich auf verschiedene Art und Weisen: Den HIV-Status einer Person bloßstellen (outen) oder über den mutmaßlichen Status einer Personen reden … Diskriminierende Aussagen über HIV-positive Personen machen … Einen verurteilenden Wortlaut über HIV-positive Personen gebrauchen … Die Bewegungsfreiheit HIV-positiver Menschen in gewissen Ländern einschränken oder verbieten HIV-Phobie fördert die Isolierung HIV-positiver Personen und spaltet die homosexuelle Gemeinschaft. Sie drückt HIV-Positive in eine „Schublade“. Nun kämpfen Schwule seit Jahrzehnten gegen Homophobie und möchten keinen Schritt nach hinten machen. So müssen auch die Homosexuellen vor ihrer eigenen Haustüre kehren und sich ihrer Taten und Aussagen bewusst werden, um ihre Gemeinschaft zu stärken, in der Respekt mehr gilt als Diskriminierung und Ausgrenzung. Setzen wir der HIV-Phobie ein Ende! Was können wir tun, um HIV-Phobie zu bekämpfen? Das Rezept ist einfach: Wir müssen entschlossen (emphatisch) und respektvoll sein, über die Tragweite unserer Taten und Aussagen nachdenken und wissen, dass es hilfreich ist, über HIV zu sprechen. Empathie ist die Fähigkeit, sich in die Position des anderen hinein zu versetzen, zu erfahren und zu verstehen, was er lebt und fühlt. Mit HIV zu leben ist nicht immer einfach. HIV-Phobie führt zur Isolierung HIV-positiver Menschen. Versetzen wir uns in die Lage des Anderen. Wie würden wir gerne behandelt werden? Stellen wir uns die Frage: Wenn ich HIV-positiv wäre, was würde ich durchleben? Welche Reaktion seitens der Mitmenschen würde ich erwarten? Wem würde ich es erzählen? Wir müssen das Privatleben der Anderen respektieren. Der serologische Status ist eine vertrauliche und intime Information, über die es schwierig ist zu sprechen, denn HIV-positive Personen erleben Diskriminierung und Ausgrenzung. Sich als HIV-positiv zu ‚outen‘ kann schwerwiegende Folgen mit sich bringen, z.B. keine neue Arbeitsstelle oder Wohnung finden. Aus diesen Gründen müssen wir die Vertraulichkeit dieser Information respektieren und keine Gerüchte in die Welt setzen. Wir müssen respektvoll und verständnisvoll sein, wenn eine Person über ihren Status spricht. In der heutigen Gesellschaft ist dies immerhin mehr als ein Geständnis! Worte können verletzlicher sein als Gesten. Geben wir Acht auf die Wahl und die Tragweite unserer Worte und Aussagen. Es gibt immer eine Art und Weise etwas zu sagen, ohne dabei eine HIV-positive Person zu verletzen oder zu diskriminieren. Leider herrscht auch in der homosexuellen Gemeinschaft selbst HIV-Phobie. Obwohl Homosexuelle schon mit allerlei Stereotypen konfrontiert werden, stellt sich die Frage, warum die gleichen Gesten unter Homosexuellen wiederholt werden? Es ist auch nicht einfach, in einer sexuellen Beziehung über seinen serologischen Status zu sprechen, denn oft werden HIV-Positive ausgegrenzt, sogar beschimpft oder blamiert. Jede HIV-positive Person hat ihre eigene Lebensgeschichte. Vermeiden wir Stereotypen und Vorurteile, die Menschen stigmatisieren und zu ihrer Ausgrenzung beitragen. 4 Diese starken und doch einfachen Gesten können den Unterschied im Leben HIV-Positiver und auch in unserem eigenen Leben darstellen. „Poz Friendly“ zu sein hat nur Vorteile. Wir sollten nicht zögern, mit unseren Freunden über dieses Thema zu sprechen, unsere Kräfte zu vereinen und zu einer besseren Welt beizusteuern, in der es einfach und konstruktiv ist, über HIV zu sprechen. Lasst uns bei HIV-feindlichen Bemerkungen nicht länger weghören. Wenn eine Person einen HIV-Positiven „outet“, verletzende Worte benutzt oder nicht einfühlsam ist, müssen wir diese Person auf ihr Verhalten aufmerksam machen. Das Rezept ist wirklich einfach. Wir müssen zuhören, reden, den anderen verstehen: einfache Gesten um ein Umfeld zu schaffen, in dem HIV-Positive sich wohl genug fühlen, um sich zu ‚outen‘, wenn sie es möchten. HIV zu bekämpfen heißt auch, Diskriminierung und Stigmatisierung HIV-positiver Personen zu bekämpfen. Manche Leute verurteilen HIV-Positive. Andere haben unbewusst ein HIV-feindliches Verhalten. Wir sollten uns den verschiedenen Ausdrucksweisen der HIV-Phobie bewusst werden, sowie der einfachen Gesten, die den Unterschied machen können. Der Kampf gegen Vorurteile ist noch nicht zu Ende. Zum Schluss möchte ich den Slogan einer kanadischen Kampagne für den Kampf gegen HIV/Aids aufgreifen: „Wir müssen AIDS ausgrenzen, nicht die HIV-Positiven.“ Vincent Philippart, Mitglied der Gemeinschaft christlicher Homosexueller. 5