Handout: Binder Doris 9404377 „Advertising“ Einführung: Werbung war kein Thema für Ökonomen des 19. Jahrhunderts. Erst mit dem technologischen Fortschritt waren Skalenerträge möglich und durch Massenproduktion und -kommunikation wurde Werbung erst ökonomisch relevant. Als erster unterscheidet Marshall (1980) zwischen einer konstruktiven, informierenden und einer unkonstruktiven, verschwenderischen Rolle, die nur die Nachfrage zwischen Firmen hin und her schiebt. Chamberlin (1933) modelliert die Werbeausgaben in seiner Theorie monopolistischen Wettbewerbs als Verkaufskosten, die eine Verschiebung der Nachfragekurve nach außen verursacht In der Literatur gibt es drei verschiedene Sichtweisen, durch welche die ökonomischen Konsequenzen von Werbung erklärt werden sollen. I) Werbung als Überzeugung II) Werbung als Information III)Der “komplementäre” Ansatz I) Werbung als Überzeugung: Einfluß der Werbung auf die Nachfrage des beworbenen Gutes: - Veränderung der Präferenzen (für das Gut) - Erhöhung der Markentreue - Reduzierung der Preiselastizität Einfluß der Werbung auf der Angebotsseite des beworbenen Gutes: - erhöht Fixkosten (bzw. Sunk costs) - erhöht Skalenerträge (wenn Skalenerträge für Werbung existieren) - „Treshold Effects“ (wenn hohe Ausgaben notwendig bevor sie effektiv ist) - Effekte der Werbung werden nicht in gleicher Periode realisiert (Kapitalinvestition statt laufender Ausgabe) Einfluß der Werbung auf die Marktstruktur: - erhöht Eintrittsbarrieren - erhöht Produktdifferenzierung Dorfman/Steiner Theorem: Eine Firma wird, um ihre Profite zu maximieren, das Werbeniveau so wählen, daß die Erhöhung des durchschnittlichen Erlöses die von einer Erhöhung der Werbeausgaben (a) um eine Einheit resultiert, der Preiselastizität der Nachfrage () entspricht. p ( q / a) = Im Rahmen der Stucture-conduct-performance Schule wird die Struktur eines Marktes durch Produktdifferenzierung und die Höhe der Eintrittsbarrieren erklärt. Letztere kann durch den Grad der Skalenerträge und den Niveaus von Werbung und R&D erklärt werden. Durch die Produktdifferenzierungs - Barriere werden Konsumenten etablierte Produkte gegenüber neuen Produkten bevorzugen, wenn die Preise ähnlich sind. Daher können neu eintretende Firmen den Nachteil ihres Produktes nur durch niedrigere Preise oder ein höheres Werbeniveau wettmachen. 1 Da Werbung nicht nur die Fixkosten einer Firma erhöht, sondern auch die Nachfrage „verschiebt“, trägt sie nur zu Skalenerträgen bei, wenn die Kostenstruktur der Werbung selbst Skalenerträge aufweist. Die Preiselastizität der Nachfrage wird durch Produktdifferenzierung gesenkt, die einzelne Firma bekommt einige Unabhängigkeit über ihren Preis ohne zu viele Konsumenten zu verlieren. Fixkosten und Größe des Marktes: Fixkosten spielen nur eine Rolle im Verhältnis zur Größe des Marktes. Relevant ist das Ausmaß in dem höhere Fixkosten höhere variable Kosten in der Produktverbesserung (real oder wahrgenommen) ersetzen. Die Möglichkeit durch höhere Fixkosten ein Produkt zu „verbessern“ ist bestimmend (unter anderem) für den Grad der Konzentration. Fixkosten der Werbung werden darum im Unterschied zur traditionellen Sichtweise hier als endogen charakterisiert. Diese Fixkosten können durch Wettbewerb eskalieren, und das Gleichgewichtsniveau der Fixkosten erhöhen, zusammen mit der Größe des Marktes. Je größer der Markt und je größer die erreichbaren Profite, desto größer werden die Fixkosten sein, und die Tendenz zur Fragmentierung brechen. Darum existiert eine untere Grenze für das Gleichgewichtsniveau der Marktstruktur (abhängig von der Reaktion der Nachfrage), wie groß auch immer der Markt wird. Preise: - Werbung und Preise positiv korreliert Richtung der Kausalität ungeklärt Könnte auch durch durchschnittlich höhere Qualität oder geringere Standardabweichung der Qualität erklärt werden. Marktkonzentration: - Lineare Beziehung zwischen Werbeausgaben und Konzentration - „Inverted U- Hypotheses“ (Schwach konzentrierte Industrien haben höhere Werbeausgaben als hoch konzentrierte und atomistische Industrien) Probleme bzw. Unterschiede bei empirischen Untersuchungen entstehen durch: - Definition der Industrie - Inter- versus Intra- Industrie Vergleich - Unterschiedliche Verteilung des Marktanteils bei gleicher Konzentration Werbung und Profite: - Positiv korreliert - Kausalitätsproblem II) Werbung als Information: Unter unvollständiger Information: Einfluß der Werbung auf die Nachfrage: - Direkte Information Reduziert Suchkosten Reduziert Preise (insbesondere durch Preiswerbung) Erhöht die Preiselastizität Signalisiert Qualität In diesem Ansatz wird im allgemeinen davon ausgegangen, daß Werbung keinen oder einen wettbewerbsfördernden Einfluß auf die Nachfrage ausübt, da sie auch neuen Firmen und Produkten die Möglichkeit bietet, zu informieren. 2 1) Direkte Information: - - Nachdem Verkäufer und Käufer mit der Zeit wechseln, und Konsumenten vergessen, ist Werbung für die Identifikation des Orts des Verkaufs und des Verkäufers notwendig. Wenn der „wirkliche Preis“ eines Produktes auch aus den Opportunitätskosten des Konsumenten für die Suche besteht, wird dieser Preis durch die Werbeausgaben verringert. Es kann gezeigt werden, daß im Gleichgewicht, wenn Produzenten ihre Gewinne maximieren, Konsumenten ihren Nutzen, die gemeinsamen Kosten der unvollständigen Information minimiert werden. (bei homogenen Produkten) Wenn Preise aufgrund unvollständiger Information verschieden sind, kann Preisinformation dazu beitragen den von einem Konsumenten erwarteten Preis zu reduzieren. Firmen mit niedrigerem Preis werden einen höheren Anreiz haben zu werben, als Firmen mit höheren Preisen. Unter diesen Umständen, wird der Monopolist durch Werbung seinen Profit nicht erhöhen können. Das optimale Werbeniveau wird geringer, wenn die Anzahl der Firmen in einem Markt steigt. Werbung hat in diesem Ansatz die gleiche Wirkung, als ob ein großer Teil der Konsumenten ihre Suche nach den besseren Preisen stark verstärkt. Die Suche der Konsumenten muß durch Werbung nicht geringer werden, Werbung kann ein Komplement oder ein Substitut für Suche sein. Die Gründe für die ursprüngliche Verschiedenheit der Preise: unterschiedlichen Grenzkosten fehlende Information über den minimalen Preis. Werbung als Information teil zu billigeren Produkten um (konstante Qualität angenommen). Je nach Ursache der Unterschiedlichkeit der Preise, bedeutet das: Umverteilung zu effizienteren Produzenten Umverteilung zu Produzenten mit geringerem „Mark up“ über Grenzkosten Werbeverbote für Pharmazeutische Produkte, Brillen, oder Alkohol ermöglichen einen empirischen Vergleich der Auswirkungen von Werbung auf die Preise zwischen verschiedenen Märkten. In solchen Studien ist ein Werbeverbot oft mit höheren Preisen verbunden, was zeigt, daß wenigstens ein Teil der Werbung auch Information ist und wettbewerbsfördernde Folgen haben kann. Auch treten effizientere Firmen unter Umständen in den Markt nicht ein, wenn Werbung verboten ist. 2) Indirekte Information: Es wird unterschieden zwischen Suchgütern, und Suchqualitäten, die vor dem Kauf überprüft werden können, und Erfahrungsgütern und Erfahrungsqualitäten, die erst nach dem Kauf überprüft werden können. (Nelson) Für Suchgüter wird Werbung direkte Information bereiten, da Konsumenten die Richtigkeit der Aussage überprüfen können. Für Erfahrungsgüter können Firmen behaupten, was immer sie für profitabel halten. Die Information, die solche Werbung für Konsumenten haben kann, ist, daß die Firma wirbt. Daß Qualität von beworbenen Produkten durch Werbung signalisiert kann theoretisch argumentiert werden, da - eine Nachfrageerhöhung am attraktivsten für effiziente Firmen ist, Werbung durch die Möglichkeit der Konsumenten ein Produkt wiederholt zu kaufen für Firmen höherer Qualität profitabler ist. In Versuchen die Bedingungen unter denen ein Gleichgewicht mit Werbung als Signal existieren kann zu modellieren, können die Unterschiede in den Kostenstrukturen zwischen Produzenten niedriger und höherer Qualität entscheidend sein. Die Fixkosten dürfen für Produkte höherer Qualität größer sein, aber die Grenzkosten dürfen jene von Produzenten niedriger Qualität nicht übersteigen, damit ein Gleichgewicht existiert. Unterschiedliche Arten die Information zu modellieren, haben entscheidende Auswirkungen darauf, ob Gleichgewichte mit Werbung als Signal existieren. Wenn (in einem Model mit zwei Perioden) nur jene Konsumenten, die ein Produkt höhere Qualität in der ersten Periode gekauft haben, 3 miteinander kommunizieren, und andere Konsumenten nur durch Werbung informiert werden, dann werden Firmen höherer Qualität unabhängig von den Kosten mehr werben als Firmen niedriger Qualität. Wenn Preise von Firmen ebenfalls als Signal von Qualität dienen können, werden höhere Preise von Firmen als Signal bevorzugt. Wenn jedoch der Preis nicht die notwendige Differenzierung signalisiert, kann Werbung ebenfalls ein Signal von Qualität sein, wiederum abhängig (in komplizierter Weise) von den Unterschieden in der Kostenstruktur. In einem speziellen Beispiel konnte auch gezeigt werden, daß, wenn sich alle Konsumenten so verhalten, als würde mehr Werbung höhere Qualität bedeuten und versuchen von der Firma zu kaufen, jene Firmen am meisten werben, die niedrige Qualität produzieren. Werbung als Signal und die Produktzyklushypothese Die Verbindung zwischen Werbung und Qualität sollte stärker sein, wenn: - Qualität zu niedrigeren Kosten produziert werden kann Konsumenten weniger auf Werbung reagieren In einem späteren Stadium des Produktzyklus sind - Konsumenten unabhängiger von Information durch Werbung - Produktion kosteneffizienter (aufgrund von Lerneffekten und Skalenerträgen) Die Beziehung zwischen Werbung und Qualität sollte in einem späteren Stadium stärker sein Empirische Überprüfung ( PIMS – Daten, cross-industry): (Firmen schätzen die relative Qualität ihrer Produkte anonym ein): - Werbung sind in beiden Stadien mit Qualität positiv und signifikant korreliert - Stärkere Beziehung im letzteren Stadium - Konsumenten können Werbung nicht als Qualitätszeichen verwenden, positive Beziehung ist nicht groß genug Spezielles Beispiele für Werbung als Signal von Produktqualität: Optometrische Dienstleistungen: Werbung erhöht das allgemeine Qualitätsniveau (gemessen in der Zeit der Untersuchung), aber reduziert das Niveau der beworbenen Anbieter (deren Preise geringer sind). In einer Studie über die Autoindustrie: Werbung und Qualität sind positiv korreliert. In der Literatur können Studien die diese Beziehung bestätigen und widerlegen gefunden werden. Cross Industry Studie für Werbung als Signal von Qualität: 200 Produkte bewertet durch Consumer Report, alternative Informationsmöglichkeiten von Konsumenten werden berücksichtigt. - Im Durchschnitt sind Werbung und Qualität voneinander unabhängig - Werbeausgaben steigen mit Qualität: für innovative Produkte und Produkte wo Konsumentenerfahrung und Suche ebenfalls effektiv sind Nur wenn Produkte viele Qualitätseigenschaften haben, die Konsumenten auch verifizieren können, dient Werbung auch als Signal Es wird häufig angenommen, daß die Werbeelastizität der Nachfrage von der Art des Produktes abhängig ist. Neben der Markstruktur können Produktcharakteristika, die einen Einfluß auf den Informationswert der Werbung haben unterschiedliche Elastizitäten der Nachfrage erklären: 4 Effektivität der Werbung nach Informationskategorie: durable < nondurable search < experience homogenous < heterogenous convenience > shopping goods new > established consumer > producer III) Komplementäre Sichtweise: Nach der komplementären Sichtweise wird die Nachfrage durch einen komplementären Einfluß auf den Nutzen der Konsumenten ausgeübt, wenn das beworbene Gut konsumiert wird. Dieser höhere Nutzen kann zum Beispiel durch eine Präferenz für Sozialprestige erklärt werden. Im Unterschied zur Werbung als Überzeugung haben die Konsumenten stabile Präferenzen, und Werbung ist ein „Gut“ oder „Schlecht“, welches zu der Präferenzordnung hinzukommt. Der Vorteil der stabilen Präferenzen liegt in der erleichterten Wohlfahrtsanalyse für überzeugende Werbung. - - - Konsumentenrente wird nicht verringert, sondern unter Umständen erhöht, wenn die Nachfrage durch den komplementären Einfluß verschoben wird Für Produzenten Effekte der Werbung auf marginale Einheit des Gutes wichtig. Wenn Preisdiskriminierung nicht möglich ist, kann zusätzliche Konsumentenrente durch dieses komplementäre Gut gewonnen werden. Kritisiert, die Sichtweise, daß eine höhere Nachfrageelastizität zu höheren Werbeausgaben führt, da es auf jedes Komplement zutreffen würde, welches von derselben Firma produziert wird (auch auf das Niveau der Qualität). Das optimale Werbeniveau hängt davon ab, warum sich die Nachfrageelastizität ändert. Werbung ist nicht profitabel weil es die Nachfrageelastizität senkt, sondern weil es die Nachfrage erhöht. 5