as Familienhandbuch des Staatsinstituts für Frühpädagogik (IFP)

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Das Familienhandbuch des Staatsinstituts für Frühpädagogik (IFP)
Prüfungsangst bei Kindern und Jugendlichen
Uta Reimann-Höhn
Vor lauter Anspannung können sie nicht richtig lernen, und in der Klassenarbeit fällt ihnen
nichts ein. Herzklopfen, feuchte Hände, Watte im Kopf und zittrige Knie. So macht sich
Prüfungsangst bemerkbar, und sie kommt nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch bei
Kindern und Jugendlichen vor. Magenschmerzen, Übelkeit und Schlafstörungen sind als
Begleiterscheinung keine Seltenheit.
Schon in der Vorbereitungsphase fehlt den betroffenen Kindern oft die notwendige Ausdauer
und Konzentration, in der Prüfungssituation selbst kämpfen sie mit Angstzuständen und dem
befürchteten Blackout sowie der Angst vor dem Versagen.
Psychologen haben durch Untersuchungen festgestellt, dass gerade in den Altersklassen 9 bis
17 Jahre immer mehr Kinder Ängste entwickeln. Die Kinder mit Prüfungsangst haben eine
negative Einstellung zu sich selbst und zur Umwelt. Sie haben kein realistisches Selbstbild
mehr und bewerten sich in ihrem Umfeld immer stärker als unzureichend. Besonders
besorgniserregend sind für Eltern die körperlichen Symptome ihrer Kinder, der konsultierte
Arzt kann in der Regel aber keine Krankheit feststellen und schickt die Familie wieder nach
Hause.
Eine Mutter erzählt
"Felix hatte schon in der Grundschule Angst vor Testsituationen, aber erst so ab der siebten
Klasse entwickelte er körperliche Beschwerden vor wichtigen Klassenarbeiten. Er schlief
schon tagelang vorher nicht gut und konnte dementsprechend auch nicht besonders effektiv
lernen. Mit der Zeit ging es ihm immer schlechter. Er klagte über Übelkeit und aß kaum noch
etwas. Am Tag der Arbeit fühlte er sich oft so krank, dass ich ihn zuhause ließ. Wir gingen
immer wieder zum Arzt, aber der konnte wie erwartet nichts feststellen.
Vielleicht beruhigte ich mit dem Gang zum Arzt auch nur mein Gewissen, denn mit jedem
Fehltag in der Schule fühlte ich mich hilfloser. Am nächsten Tag ließen die Beschwerden
dann meistens nach. Ich schwankte immer zwischen der Sorge und dem Mitleid für mein
Kind, und meinem schlechten Gewissen, dass er wichtige Schulinhalte verpasste und
Klassenarbeiten versäumte. Mein älterer Sohn Johannes hatte diese Schwierigkeiten nie, er ist
ein sehr guter Schüler. Vielleicht vergleicht Felix sich zu sehr mit ihm."
Angst vor Klassenarbeiten kann verschiedene Ursachen haben. Die Leere im Kopf, das
schwarze Loch und seine Folgen, sowie die leichten und schweren körperlichen Symptome im
Vorfeld der befürchteten Situation können zu einem verheerenden Teufelskreis führen und
sollten auf jeden Fall Ernst genommen werden.
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Der Teufelskreis
Alleine entkommen die Kinder und Jugendlichen der Prüfungsangst meist nicht mehr. In der
Klassenarbeit droht das gefürchtete Blackout. Es blockiert die Schüler und Schülerinnen
schon bei der Vorbereitung auf die Prüfung. Sie sind unkonzentriert, finden keinen Anfang
oder können sich die Lerninhalte nicht merken. Das fehlende Wissen und die Aufregung
führen zu schlechten Arbeitsergebnissen. Diese schlechten Noten bestärken wiederum die
Angst vor dem Versagen. Der Druck durch die Schule und das Elternhaus wächst, denn
schnell droht das Sitzenbleiben und damit die vermeintliche gesellschaftliche Abstufung. Je
öfter ein Kind das schlechte Abschneiden in einer Arbeit erlebt, desto größer wird seine Angst
vor der nächsten Prüfung - und desto mehr steigt der Druck und die Erwartung, eine
besonders gute Note zu schreiben, um die schlechten Ergebnisse schnell auszugleichen.
Ursachen für die Prüfungsangst
Die Ursachen der Prüfungsangst sind vielfältig, fast immer liegt ihnen aber auch ein
mangelndes Selbstbewusstsein des Kindes zugrunde. Falsche Lernstrategien, hohe familiäre
Erwartungen und Überforderung kommen als Ursache in Frage. Auch ein zynischer Lehrer
kann durch seinen Unterrichtsstil solchen Druck ausüben, dass die Klassenarbeit zur
befürchteten Kontrollinstanz wird. Aus lauter Angst der Kinder, den vermeintlichen oder
realen Erwartungen ihres Umfeldes nicht genügen zu können, baut sich die Angst immer
weiter auf.
Nicht nur die schlechten Noten, sondern der damit verbundene Verlust der sozialen Achtung,
macht den meisten Schülern und Schülerinnen zu schaffen. Prüfungsangst ist somit immer
auch die Angst vor dem persönlichen Versagen. Betroffene Kinder brauchen Hilfe von Eltern,
Lehrern oder psychologisch-pädagogischen Fachkräften.
Sinn von Angst
Um die Angst abzubauen, muss man sie erst einmal verstehen. Angst ist eine uralte,
instinktive und äußerst sinnvolle Reaktion auf Gefahr und Bedrohung. Der Körper bereitet
sich auf die Flucht oder einen Angriff vor. Dafür wird dem Gehirn Sauerstoff entzogen. Es
werden vermehrt Stresshormone ausgeschüttet, deren Folge unter anderem erhöhter
Blutdruck, schnellerer Herzschlag und eine verstärkte Atmung sind. Das Blut wird aus Haut
und Gehirn in die Muskulatur gezogen. Alles ist zum Kampf bereit. Anstatt nun aufzustehen
und den körperlichen Signalen zu folgen, muss der Schüler oder die Schülerin besonders still
sitzen, und sein blutleeres Gehirn zur Konzentration zwingen.
Wie können Eltern Ihren Kindern helfen
Obwohl Prüfungsangst bei allen Betroffenen letztlich der Ausdruck einer Versagensangst ist,
können die Ursachen jedoch von Kind zu Kind unterschiedlich sein. Um die richtigen
Hilfsmaßnahmen ergreifen zu können, müssen die Eltern sich zuerst ein umfassendes Bild der
Angst ihres Kindes machen. Folgende Fragen helfen dabei, die Ursachen einzukreisen.
Versuchen Sie im Gespräch mit Ihrem Kind herauszufinden,
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ob die Prüfungsangst schon beim Vorbereiten auf eine Arbeit auftritt oder erst in der
aktuellen Situation
ob die Angst auf Prüfungen in einem Fach begrenzt ist oder in verschiedenen Fächern
auftritt
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ob sich die Prüfungsangst von erst einem zu schließlich mehreren Fächern erweitert
hat
ob die Prüfungsangst mit einer bestimmten Lehrkraft zusammenhängt
ob die Angst mit der befürchteten Reaktion von Mitschülern zusammenhängt
ob die Angst mit der Präsentation von Ergebnissen vor der Klasse auftritt oder auch in
schriftlichen Leistungskontrollen
welche körperlichen Symptome ihr Kind sowohl in der Vorbereitungszeit als auch
während der Prüfung zeigt
wie ihr Kind sich während der Prüfung fühlt
ob ihr Kind sich generell mit den Anforderungen der Schulform überfordert fühlt
seit wann die Symptome der Prüfungsangst auftreten und ob sie sich verstärken
ob Zeitdruck einen Einfluss auf das Prüfungsverhalten hat
ob ihr Kind generell genug Erholungs- und Entspannungsphasen hat oder ob es auch
im Freizeitbereich unter hohem Druck steht
Falls eine Überforderung des Kindes vorliegt, die Lehrkraft unangemessen Druck ausübt oder
das Kind unter "Freizeitstress" leidet, sind die Hilfsmaßnahmen leicht umzusetzen.
Schulwechsel, Lehrergespräch und Kündigung von Freizeitangeboten kann schon die
notwendige Entlastung schaffen, um die Prüfungsangst loszuwerden. Liegt das Problem
woanders, können Lob und Anerkennung der Anstrengungen, Lernpläne und
Entspannungstechniken weiterhelfen.
Selbstbewusstsein stärken
Kinder und Jugendliche mit Prüfungsangst leiden in den meisten Fällen unter einem schlecht
ausgebildeten Selbstbewusstsein. Um die Angst zu verlieren, muss dieses Selbstwertgefühl
aufgebaut werden, und dafür können Eltern sehr viel tun.
Mit dem Eintreten in die Welt der Leistungsanforderungen, wie es die Schule nun mal ist,
konzentrieren sich oft alle Reaktionen der kindlichen Umgebung ganz einseitig auf die
schulischen Erfolge. Die guten Noten werden zum Maß aller Dinge und das Kind beginnt,
sein Selbstvertrauen an diese Beurteilungen zu knüpfen. Wenn sich hier nun erste Probleme
zeigen wird das Selbstvertrauen auf eine harte Probe gestellt. Und mit zunehmendem Alter
steigen diese Anforderungen an.
Deshalb sollten sich Eltern und Angehörige bemühen, den schulischen Bewertungen einen
nicht so hohen Stellenwert zuzumessen. Natürlich sind Noten wichtig, aber eine Fixierung
darauf verursacht Erfolgsdruck und forciert Prüfungsangst. Sie degradiert das Kind zu einem,
in erster Linie, Schulkind, obwohl es doch ebenso Sohn oder Tochter, Sportler/in, Freund/in
oder Haustierbesitzer ist.
Selbstbewusstsein braucht Nahrung, und diese Nahrung ist Lob, Liebe und Anerkennung.
Eltern sollten also täglich versuchen, ihr Kind für echte Leistungen zu loben, auch oder
gerade wenn diese mit der Schule nichts zu tun haben. Gelegenheiten gibt es viele, gerade bei
Heranwachsenden, die sich ständig am Leben messen müssen.
Lobenswerte außerschulische Situationen können sein:
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regelmäßig im Haushalt geholfen
sehr diplomatisch einen Konflikt gelöst
aus eigenem Antrieb einem Nachbarn geholfen
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Essen gekocht
dem Geschwisterkind beim Lernen geholfen
das Haustier gepflegt
den Rasen gemäht
eine Sportmedaille bekommen
Es gibt sicherlich in jedem Familienalltag und bei jedem Kind lobenswerte Situationen.
Natürlich geht es nicht darum zu übertreiben und sich etwas aus den Fingern zu saugen. Es ist
im Gegenteil sehr wichtig zu entscheiden, ob ein Lob angemessen oder übertrieben ist, denn
Heranwachsende haben feine Antennen und merken genau, wenn eine Taktik hinter dem Lob
steht.
Ein echtes Lob freut jedoch jedes Kind und wertet es auf, auch wenn die freudige Reaktion
hinter pubertärem Grunzen versteckt oder einfach mit Schweigen kommentiert wird.
Lernvorbereitungen / Sechs-Tageplan
Eine konsequente Vorbereitung hilft dem Schüler, ein Gefühl von Sicherheit bezüglich seiner
Leistungen zu bekommen. Regelmäßige Hausaufgaben sind ein Teil dieser Vorbereitung, der
sogenannte Sechs-Tageplan ein weiterer.
Dabei wird immer am sechsten Tag vor einer Arbeit mit den Vorbereitungen begonnen.
Dieses planvolle Arbeiten soll mit der Zeit für die Kinder und Jugendlichen zu einem
automatischen Lernprogramm vor Klassenarbeiten werden. Kombiniert mit einem klaren
Arbeitsplatz und mit einem guten Ordnungssystem können so im Vorfeld einer Arbeit schon
viele angsterzeugende Faktoren gemildert werden.
Der Sechs-Tageplan beginnt immer mit einer sorgfältigen Bestandsaufnahme oder
Bilanzierung der Arbeitsinhalte. Das genaue Thema und die Aufgliederung in seine
Teilbereiche ist notwendig, um Wissenslücken zu erkennen. Hier wird aber auch deutlich, was
das Kind schon gut beherrscht, welche Fragen ihm keine Schwierigkeiten machen.
Vom 2. bis zum 4.Tag wird der Stoff gelernt, am 5. Tag wiederholt und am 6. wird eine
Ruhephase eingelegt, bevor die Klassenarbeit am 7. Tag geschrieben wird. Wenn solch eine
konsequente Vorbereitung auf Dauer keinen Erfolg zeigt, können Entspannungsübungen dem
Kind helfen, das erlernte Wissen in der Arbeit abrufen zu können.
Entspannung
Da Angst immer auch mit einer angespannten Körperhaltung zusammen auftritt, sind
Entspannungsübungen ein wirksames Mittel für Kinder, gegen ihre Angst anzugehen. Als
schnellstes Mittel hilft Bewegung, um Spannungen zu lösen. Während einer Prüfung ist dies
jedoch schwer umzusetzen.
Entspannungstechniken sind eine weitere effektive Möglichkeit, innere Ruhe und
Ausgeglichenheit zu trainieren. Sie sind auch bei Kindern schon sehr hilfreich, müssen jedoch
eine Weile eingeübt werden, bevor man sie in stark angespannten Situationen wirksam
einsetzen kann. Neben der progressiven Muskelentspannung sind spezielle Atemübungen,
Yoga, autogenes Training und Phantasiereisen zu empfehlen. Eine Entspannungsübung muss
regelmäßig trainiert werden, damit sie in der kritischen Prüfungssituation auch anwendbar ist.
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Erst der dann sozusagen automatisch entstehende Entspannungszustand hilft dem Schüler
ruhig zu werden und sich wieder auf die Klassenarbeit zu konzentrieren.
Eine Schülerin erzählt
"Bevor ich mit dem Üben für eine Arbeit oder einen Test beginne, versuche ich immer mich
erst einmal zu entspannen. Nur wenn mein Kopf leer ist und mein Herz ruhig schlägt, kann
ich mich wirklich gut konzentrieren. Ich kann meine Lieblingsübung im Sitzen oder im
Liegen anwenden, das ist egal. Dabei atme ich tief ein und schicke meinen Atem bewusst
beim Ausatmen bis ganz hinunter in meine Fußspitzen. Dann atme ich wieder ein, und beim
nächsten Ausatmen leite ich die Luft in meine Waden. Dann in die Knie, den Po, den Bauch,
den Brustkorb, meine Oberarme, meine Unterarme, meine Hände und zuletzt atme ich die
Luft fest in meinen Kopf. Während des Atmens werde ich immer ruhiger, mein Herzschlag
verlangsamt sich und mein Kopf wird ganz frei. Ich versuche an nichts außer meine
Atemzüge zu denken. Auch nicht an die Arbeit, meine Angst davor oder die Folgen. Diese
Übung wende ich auch direkt vor oder während Klassenarbeiten an, wenn ich merke, dass ich
in Panik gerate. Das geht inzwischen fast automatisch, denn ich trainiere diese Technik ja
sozusagen täglich. Das Beste ist, dass niemand merkt, was ich da tue."
Kooperation mit der Schule
Eltern sollten immer das Gespräch mit dem Lehrer suchen, wenn ihr Kind Schwierigkeiten in
der Schule hat. Dies gilt auch bei Prüfungsangst, denn manchmal weiß eine Lehrkraft gar
nicht, welche Angst und welchem Druck es in und vor Klassenarbeiten ausgesetzt ist. Nicht
jeder kann die Symptome richtig deuten, und es gibt durchaus vorstellbare
Unterrichtssituationen, die es einer Lehrkraft erschweren, jedes einzelne Kind individuell zu
beobachten.
In diesen Fällen hat der Lehrer es natürlich auch schwer, angemessen auf Angstsymptome zu
reagieren. Vielleicht empfindet er das Verhalten des Kindes als provokativ, extrem schüchtern
und glaubt, es hätte eben nicht genug für die Arbeit gelernt.
Solche Missverständnisse können nur mit einem gemeinsamen Gespräch aus dem Weg
geräumt werden. Lassen Sie sich einen Termin zu einem Lehrergespräch geben und versuchen
Sie dann, das Verhalten und die Ängste Ihres Kindes zu erklären. Hüten Sie sich vor
einseitigen Schuldzuweisungen, denn gegenseitige Vorwürfe vergiften die Atmosphäre und
helfen Ihrem Kind nicht weiter. Appellieren Sie lieber an die pädagogischen Fähigkeiten der
Lehrkraft und versuchen Sie die Sorgen Ihres Kindes zu ihren Sorgen zu machen.
Fragen Sie nach, ob der Lehrer Verbesserungsvorschläge oder Hilfsmöglichkeiten kennt, die
Ihrem Kind aus dem Teufelskreis helfen. Nur ein Miteinander kann in solchen Situationen
helfen, das Kind zu stützen und seine Ängste zu verringern.
Weitere Hilfsinstanzen
Schulpsychologen
Eltern, Lehrer oder auch Schüler selber können sich mit ihren schulischen Sorgen und
Problemen an den schulpsychologischen Dienst wenden, der bundesweit vertreten ist. Leider
kommt auf rund 15.000 Schüler nur ein Schulpsychologe, die Wartezeiten können deshalb
lang sein.
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Die Aufgabe der geschulten Fachleute ist es unter anderem als Ansprechpartner für alle
Fragen und Probleme, die Schülerinnen und Schüler, aber auch Eltern von schulpflichtigen
Kindern und Lehrkräfte haben, zur Verfügung zu stehen.
Die schulpsychologische Beratung ist ein Angebot auf freiwilliger Basis und geschieht auf
jeden Fall vertraulich, da die Beratungsinhalte der Schweigepflicht unterliegen. Das Angebot
ist gebührenfrei.
Schulpsychologen beraten auch Lehrkräfte und ganze Kollegien, sie bieten Fortbildungen an
und kommen in die Schule, um sich einzelne Kinder auf Nachfrage in der aktuellen Situation
anzusehen.
Die Schulpsychologen sind neben vielen anderen Themengebieten auch mit dem Problem von
Prüfungsangst und Schulstress vertraut. Anders als ein freier Psychologe haben sie leichter die
Möglichkeit, mit dem betreffenden Lehrer des Kindes oder dem Kollegium der Schule
Kontakt aufzunehmen und den einzelnen Problemfall zu besprechen. Sie können sogar das
Thema "Angst vor Klassenarbeiten" als Inhalt einer Fortbildung oder einer pädagogischen
Konferenz anbieten und so gezielt versuchen, den Umgang der Schule mit Prüfungen zu
verändern.
Erziehungsberatungsstellen
Am einfachsten findet man neben den Schulpsychologen geeignete Hilfe über die örtlichen
Erziehungsberatungsstellen, die von öffentlichen (Stadt) oder freien Trägern (zum Beispiel
Diakonie, Caritas oder Wohlfahrtsverband) betrieben werden und über das Telefonbuch leicht
aufzufinden sind.
Freie Psychologen
Lange Wartezeiten bei Beratungsstellen und Schulpsychologen oder andere Gründe können
dazu führen, dass Eltern sich mit ihrem Kind für den Besuch bei einem niedergelassenen
Psychologen mit spezieller fachlicher Ausrichtung entscheiden. Die Methoden in der
Psychotherapie sind unterschiedlich und Eltern sollten sich zuerst einmal informieren, mit
welchem Ansatz der Psychologe ihrer Wahl arbeitet.
Lerntherapeuten
Neben den öffentlichen und kirchlichen Hilfsangeboten können auch gute lerntherapeutische
Institute Hilfe für prüfungsängstliche Kinder und Jugendliche bieten. Bei der Wahl einer
solchen Einrichtung sollte aber unbedingt auf die Qualität des Angebotes geachtet werden, da
der Titel "Lerntherapeut" nicht geschützt ist und sich jeder so nennen darf. Am sichersten
findet man eine gute Einrichtung, wenn man sich nach Empfehlungen der Schule oder anderer
betroffener Familien umhört.
Kinderärzte oder psychologische Ambulanzen
Nicht immer findet man eine Erziehungsberatungsstelle, eine lerntherapeutische Einrichtung
oder einen Fachpsychologen in der Nähe des Wohnorts, besonders wenn Familien außerhalb
einer größeren Stadt leben.
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Der zuständige Kinderarzt oder die entsprechenden Abteilungen einer Kinderklinik können
ebenfalls bei der Problematik Prüfungsangst angesprochen werden.
Medikamente
Bei Kindern und Jugendlichen muss mit einer Medikation immer sehr vorsichtig umgegangen
werden, auf keinen Fall sollten Eltern selber zur Pille für ihr Kind greifen. Natürlich gibt es
chemische Substanzen, die gegen Nervosität und Angstzustände helfen. Doch eine
Verabreichung dieser Medikamente bekämpft nicht die Angstursachen sondern nur ihre
Symptome. Da Prüfungen und Klassenarbeiten ja regelmäßig in der Schule vorkommen,
müsste ein Schüler ebenso häufig Medikamente einnehmen, um diese angstfrei bestehen zu
können. Ein Symptombekämpfung ist hier also nicht zu raten, auch wegen der
Nebenwirkungen und der Gefahr von Abhängigkeiten.
Sollten im Ausnahmefall die Ängste in ihrer Dimension so schwerwiegend werden, dass es
ohne Medikamente nicht geht, muss ein erfahrener Facharzt zu Rate gezogen werden.
Literaturverzeichnis
Metzig, Werner und Schuster, Martin: Prüfungsangst und Lampenfieber, Springer Verlag,
Heidelberg, 1998
Wolf, Doris und Merkle, Rolf: So überwinden Sie Prüfungsängste, PAL Verlag, Mannheim,
2001
Schuster, Martin: Für Prüfungen lernen, Hogrefe, Göttingen, 2001
Oelsner, Lehmkuhl: Schulangst, Walter Verlag, 2002
Autorin
Dipl. Pädagogin Uta Reimann-Höhn, Gründerin der lerntherapeutischen Einrichtung
"Arbeitsgruppe Pädagogische Lernförderung e.V." in Wiesbaden, Leiterin des „Institutes für
Pädagogik und Lernen“ in Niedernhausen, Autorin verschiedener Elternratgeber (z.B. Herder
Verlag, Cornelsen Verlag, Kiga Fachverlag) und schulischer Arbeitsmaterialien,
Chefredakteurin des Internetportals www.lernfoerderung.de und des Elternratgebers „Lernen
und Fördern mit Spaß“ lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in Wiesbaden.
Veröffentlichungen:
2001: Rituale geben Sicherheit (Herder Verlag)
2001: ADS - So stärken Sie Ihr Kind (Herder Verlag)
2002: Langsam und verträumt (Herder Verlag)
2003: Keine Angst vor Klassenarbeiten (Cornelsen Verlag)
Weitere Websites: www.reimann-hoehn.de
www.elternwissen.com
Sie erreichen Uta Reimann-Höhn unter der E-Mailadresse: [email protected]
http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_Aktuelles/a_Schule/s_782.html
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