Steffen Fliegel: Prüfungsangst Speziell für StudentInnen: Helga Knigge-Illner: Prüfungsangst verstehen und bewältigen Alle Menschen sind Zeit ihres Lebens vielfältigen Prüfungen ausgesetzt. Die "heiße" Prüfungszeit erlebt man in der Regel zwischen dem 16. und 30. Lebensjahr durch Schulabschluss, Führerschein, Ausbildungsabschluss, Bewerbungsgespräche. Aber schon viel eher beginnen die kleinen Prüfungen: Der Besuch will die ersten Worte hören, das erste Laufen sehen. Später das Gedicht unter dem Tannenbaum, die Rolle im Theaterstück der Schulklasse oder nach wochenlangem Training der sportliche Wettkampf. Dazwischen Diktate und Tests in der Schule, Referate vor der Klasse. Aus einer Untersuchung des "Hochschul-Informations-Systems (HIS)" an der Universität Münster geht hervor, dass ein Fünftel der Studierenden psychische Probleme im Studium hat und vor allem unter Prüfungsängsten leidet. Fast ein Viertel der StudienanfängerInnen verlässt die Hochschule vor dem Abschluss. Häufig werden Prüfungen auch aufgeschoben, da die KandidatInnen nicht wissen, wie sie sich am besten auf eine Klausur oder eine schriftliche Arbeit vorbereiten sollen. Nach einer repräsentativen Umfrage der Universität Konstanz mit 8350 Studenten an 16 Universitäten und neun Fachhochschulen leiden 36 Prozent der Studenten unter massiven Prüfungsängsten, 24 Prozent der angehenden Akademiker fühlen sich durch die hohen Leistungsanforderungen "stark belastet“. Weit verbreitet sind auch finanzielle Sorgen: Fast ein Drittel der Uni-Studenten und sogar 37 Prozent der Fachhochschüler fürchten ernsthaft um ihr Auskommen. Die Spannbreite der Ängste reicht von mangelndem Selbstwertgefühl über depressive Verstimmungen bis hin zu massiven Versagensängsten. Auch im mittleren Lebensalter ist nicht Schluss mit Prüfungen, wenn man z.b. im Betrieb oder auf einer gesellschaftlichen Veranstaltung eine Ansprache halten muss. Siehe dazu Sprechangst. Bei all diesen Situationen handelt es sich um Bewertungssituationen. Tätigkeiten, die man eigentlich beherrscht, sollen nun vor wichtigen Menschen gezeigt werden, die das Handeln dann gegebenenfalls bewerten. Im Folgenden wird es um die Situationen gehen, in denen Überprüfung von Wissen und Fertigkeiten im Vordergrund stehen, um Prüfungsangst also im klassischen Sinne. Das alles lässt sich natürlich auch auf andere Situationen übertragen. Das Problem Prüfungsangst ist sehr häufig. Die Intensität der Angst hängt von vielen Faktoren ab: Bedeutung des Ergebnisses, wer ist anwesend, wie ist der Allgemeinzustand, wie ausgeprägt ist das verlangte Wissen vorhanden und verfügbar usw. ? Es kann unterschieden werden zwischen normaler Angst (eher: Unsicherheit), begründeter Angst (z.b., wenn der 1 Wissensstoff nicht gelernt wurde) und phobischer, d.h. unbegründeter Angst. Bei phobischen Angstzuständen kann die Prüfungssituation nur mit sehr hoher Belastung absolviert werden. Die meisten Menschen, die unter Prüfungsangst leiden, haben mehr Angst vor mündlichen Prüfungen und Prüfungen, in denen etwas gezeigt werden muss, als vor schriftlichen Prüfungen. Auch der Ablauf schriftlicher Prüfungen ist nicht zu 100% vorhersehbar, dennoch kommen bei der mündlichen Prüfung mehr Unsicherheitsfaktoren ins Spiel. So ist der Prüfling allein mit einem oder gar mehreren Prüfern und außer seinem Fachwissen stehen implizit auch noch andere Fertigkeiten auf dem Prüfstand, wie Auftreten, die Fähigkeit ein Gespräch in Gang zu halten (und ggf. zum eigenen Vorteil zu lenken), sich auf sein Gegenüber einzustellen, dessen Fragen zu verstehen etc. Viele Katastrophenphantasien in bezug auf mündliche Prüfungen machen sich auch an der Person des Prüfers oder der Prüferin fest. Übrigens: StudentInnen mit heftiger Prüfungsangst haben in der Mehrzahl gar keine realen traumatischen Prüfungserlebnisse hinter sich, vielmehr weiß man aus Untersuchungen, dass je weniger Prüfungen StudentInnen in einem Fach durchlaufen müssen, desto wahrscheinlicher entwickeln diese Prüfungsangst. Dazu gehört auch, dass unter Studierenden oft regelrechte Mythen über die Prüfer kursieren, etwal, dass manche besonders gerne die Prüflinge durchfallen lassen, was aber in den wenigsten Fällen der Wirklichkeit entspricht. Wie äußert sich Prüfungsangst? Prüfungsangst tritt zumeist nicht erst unmittelbar vor oder während der Prüfung auf, sondern beeinträchtigt die Kandidatinnen und Kandidaten schon lange vorher. Die Symptome der Angst sind vielfältig: Oft tritt bereits mit der Anmeldung zur Prüfung ein Gefühl von allgemeiner Anspannung ein. Die Betroffenen schlafen schlechter, berichten oft von Alpträumen und Angstgedanken. Die Gefühlsebene ist geprägt von Angst und Hilflosigkeit, Resignation, Hoffnungslosigkeit und depressiven Verstimmungen. Das Verhalten reicht von Vermeidung der Prüfung, Herausschieben des Vorbereitungsbeginns bis hin zu ununterbrochener Vorbereitungstätigkeit, die eher als ruheloser Aktionismus denn als sinnvolle Prüfungsvorbereitung zu bezeichnen wäre. 2 Die Gedanken an die bevorstehende Prüfung rufen bei den Betroffenen ganz unterschiedliche körperliche Symptome hervor: Herzrasen, Schwindel, Schwitzen, flauer Magen oder "Schmetterlinge im Bauch", nervöser Durchfall oder Verstopfung, zittrige Hände und Beine, Kribbeln in den Fingerkuppen, beschleunigte Atmung usw. Untersuchungen haben gezeigt, dass ein gewisses Maß an Erregung die Leistungsfähigkeit steigert, allerdings darf diese Erregung nicht zu hoch sein, da sonst die Konzentrationsfähigkeit wieder abnimmt. Ziel sollte also ein gewisses Ausmaß an Erregung sein (welches bei bevorstehenden Prüfungen in der Regel automatisch eintritt), das aber nicht überschritten werden sollte, da in diesem Fall die Leistungsfähigkeit wieder abnimmt. Ist die Erregung zu groß, kann es gut sein, dass tatsächlich die von manchen gefürchtete Situation des Blackout eintritt und die notwendige Konzentration überhaupt nicht mehr möglich ist. Gründe für Prüfungsangst Die Erziehung eines Kindes und jungen Menschen trägt sicherlich entscheidend zur Ausgeprägtheit des eigenen Selbstbewusstseins bei. Menschen, die sich wenig zutrauen und die Erfolge nicht sich selbst zuschreiben, laufen eher Gefahr, Angst vor Prüfungen zu haben. Weitere Gründe für starke Prüfungsangst liegen in schlechten Lern- und Vorbereitungsstrategien, in fehlenden Kompetenzen der Bewältigung von Stress und Belastung, in negativen Vorerfahrungen mit Prüfungen, in zu hohen Erwartungen an das Ergebnis der Prüfung, in genereller Ängstlichkeit und Neigung zu Angst und natürlich in schlechter Vorbereitung und schlechten Leistungen. Wenn zum Zeitpunkt der Prüfung und Prüfungsvorbereitung schwierige Lebensumstände vorherrschen (Krankheit, Alltags- und Berufsstress usw.), erhöht dies die Anspannung und damit die Angst. Neben der Angst und der Bedrohung durch den Misserfolg kann aber auch die Angst vor dem Erfolg oder vor den Folgen des Erfolges eine Rolle spielen. Häufig stehen nach bestandenen großen Prüfungen, wie Abschlussprüfungen, nach der Ausbildung, nach einem Vorstellungsgespräch, private oder weitere Veränderungen an. Meist geht ein Lebensabschnitt zu Ende und die weitere Zukunft ist relativ ungewiss. Vielleicht ist auch der Prüfungserfolg mit einem Umzug verbunden, so dass man aus der gewohnten sozialen Umgebung wegziehen und Freunde und Familie verlassen muss. Dann bewirkt vermeintlich die Prüfung im Vorfeld eine Angst, die eigentlich einem anderen Aspekt gilt. Faktoren zur Genese von Prüfungsangst Prüfungsangst hängt meist mit den Erfahrungen in der Kindheit zusammen. Folgende Faktoren spielen dabei eine Rolle: Der elterliche Erziehungsstil: Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass die Eltern ängstlicher Kinder weniger mit ihren Kindern sprechen und sich weniger um deren emotionale Bedürfnisse kümmern. Ihre Hauptaufgabe sehen sie darin, ihren Kindern Verbote und Regeln zu vermitteln. Häufig überfordern sie ihre Kinder und geben wenig verbale und praktische Unterstützung. Sie bestrafen sie häufiger bei Nichterfüllung der Leistungsansprüche. Später übernehmen die Kinder dann selbst die Rolle ihrer Eltern und lehnen sich ab, wenn sie einen Mißerfolg haben. Sie erleben jede Leistungssituation als eine persönliche Bedrohung. 3 Die Persönlichkeit der Eltern: Wir lernen sehr viele unserer Verhaltensweisen am Modell der Eltern. Sind die Eltern selbst sehr ängstlich oder stark leistungsorientiert, schauen wir uns deren Verhaltensmuster ab und verhalten uns entsprechend. Frühere Erfahrungen mit Prüfungen: Ungerechte Prüfer, negative Reaktionen auf Mißerfolg usw. können die Angst vor Prüfungen verstärken. Gesellschaftliche Normen: In unserer Gesellschaft werden der Leistungsaspekt und die Bedeutung von Erfolgen stark betont, so daß der Einzelne lernt, sein Selbstwertgefühl in Abhängigkeit von seiner Leistung zu definieren. "Nur wer gut ist, gilt etwas und hat etwas zu sagen". Je mehr Sie diese Einstellung verinnerlicht haben, umso stärker leiden Sie auch unter der Angst, durchzufallen. Soziale Faktoren: Wer sein Studium selbst finanziert und kein finanzielles Polster wird, wird sich eher unter Druck setzen, sein Studium möglichst schnell abzuschließen und gute Noten zu erzielen, um eine möglichst attraktive oder überhaupt eine Stelle zu bekommen. Für ihn wird das gute Bestehen der Prüfung eine besondere Bedeutung haben. Lösungen Tipp: Langsame Bauchatmung Lege die Hand flach etwa 2 cm unterhalb des Nabels auf die Bauchdecke. Atme tief ein und stellen dir vor, wie der Atem langsam bis hinunter zu der Hand fließt und schließlich die Hand hochhebt. Dann stell dir vor, wie der Atem langsam wieder über den Brustraum zurück über die Nase nach außen entweicht. Konzentriere dich darauf, wie die Hand wieder nach unten sinkt. Wiederhole diese Übung mehrere Minuten bzw. solange, bis du deutlich entspannter und ruhiger bist. Die Bewältigung der Prüfungsangst kann an allen Punkten ansetzen, die als Ursachen und Auslöser benannt wurden: Senkung zu hoher Anspannung, Veränderung des Anspruchs- und Leistungsdenkens, Auseinandersetzung mit der Prüfung statt Vermeidung, Verbesserung der ungünstigen Rahmenbedingungen, Veränderung der Katastrophenphantasien in mutmachende und angstreduzierende Gedanken, Bewältigung der Angst als Ergebnis traumatischer Prüfungserfahrungen, realistische Klärung der möglichen Ergebnisse der Prüfung, Verbesserung der Arbeits- und Vorbereitungstechniken, neue Lernstrategien, Konstruktive Auseinandersetzung mit den Konsequenzen der Prüfung und der Zeit nach der Prüfung. Da Betroffene die Prüfungsangst ja unter allen Umständen loswerden wollen, klingt es paradox, dass es zunächst wichtig ist, sie zu akzeptieren, ohne sich allerdings mit ihr abfinden zu müssen. Für eine bestimmte Zeit sollte diese Angst, die ja immer wichtige Gründe hat, angenommen und als zur eigenen Person dazugehörend gesehen werden, um sie einmal näher zu betrachten. Die Prüfungsangst kann wertvolle Informationen liefern über bislang nicht bewusst wahrgenommene eigene Bedürfnisse, z.b. nach Anerkennung. Die 4 gewonnenen Informationen hierüber können wichtige Ansatzpunkte bieten für die Veränderung der Angst. Die Prüfungsangst selbst erfordert den Einsatz vieler Energien, Angst kostet Kraft. Es sollte versucht werden, diese Energien, die in der Prüfungsangst stecken, umzuleiten und für eine effektive Prüfungsvorbereitung zu nutzen. Wichtig ist es dabei, sich realistische Ziele zu setzen und nicht am Beginn der Vorbereitung gleich alles zu sehen, was noch zu leisten ist. Das kann gar nicht funktionieren. Das heißt, der gesamte Stoff (z.b. theoretische Kenntnisse für die Fahrschulprüfung in Teilziele formulieren: 1 Arbeitsblatt pro Woche). Und immer nur an diesem einen Ziel arbeiten und nicht alles sehen, was noch nicht erreicht ist. Genügend Zeit für die Vorbereitung einplanen, wenn es möglich ist. Je näher der Zeitpunkt der Prüfung kommt, umso mehr Unruhe wird verspürt, mehr Anspannung verhindert aber effektive Vorbereitung. Und das umso mehr, je umfangreicher der Stoff ist. Auseinandersetzung mit der Prüfung, anstatt den Blick wegzulenken. Das heißt, sich immer wieder Fragen stellen und beantworten, eventuell mit Hilfe von Menschen, die eine solche Prüfungsherausforderung hinter sich haben oder daran beteiligt sein werden. Wichtige Fragen sind: Was wird verlangt oder erwartet? Um was für einen Typ Prüfung handelt es sich (z. B. bei schriftlichen Prüfungen, Vorführung, mündliches befragt werden, etwas vorstellen, Vortrag halten, freies Schreiben)? Wie viel Zeit steht zur Verfügung? Wie sieht der formale Ablauf aus? (Ort, Raum, Sitzkonstellation, wer ist dabei, wer fragt, Reihenfolge...) Wer prüft, schaut zu, hört zu? Worauf wird wohl Wert gelegt? Welche Kleidung ist sinnvoll? Was kann schlimmstenfalls passieren? Informationsquellen hierfür sind, der Prüfer/die Prüferin selber, Kolleginnen und Kollegen, Freunde, Bücher, Richtlinien, Internet, Broschüren, Menschen, die diesen Weg schon gegangen sind, ggf. vorherige Teilnahme, falls möglich, ein persönliches Vorgespräch. Überprüfung von Bereichen, in denen man bei sich möglicherweise Defizite aufdeckt und an denen man durch gezielte Maßnahmen arbeiten kann: Füllen von Wissenslücken, Verbessern des Arbeitsverhaltens, Verbessern des Darstellungs- und Gesprächsverhaltens (Kommunikation). Hier können andere Menschen sehr hilfreich sein. Im Rahmen eines allgemeinen Zeitmanagements sollten in einem konkreten Wochenplan auf einem großen Kalenderblatt alle Termine der Woche eingetragen werden. Für jeden Tag muss der Umfang der Vorbereitungszeit festgelegt werden. Dabei sind natürlich auch alle anderen Tätigkeiten (beruflich und privat) angemessen zu berücksichtigen, damit eine realistische Einteilung möglich wird. Die Vorbereitungszeit unrealistisch einzutragen, hieße, in Druck zu kommen und die Angst zu erhöhen. Auch Pausenzeiten, Freizeiten und Zeiten für angenehme Tätigkeiten (Belohnungen) gehören unbedingt dazu. Eine weitere Voraussetzung zur Angstreduktion sind günstige Arbeitsbedingungen. Geht es um eine Theorieprüfung, um "Schreibtischarbeit" gehören dazu ein aufgeräumter, gut 5 beleuchteter, nicht ablenkender, aber dennoch angenehm gestalteter Arbeitsplatz, an dem die notwendigen Materialien leicht erreichbar sind. Partner, Kinder und Freunde sollten über die Arbeitszeiten informiert sein und währenddessen nicht stören. Neben den Rahmenbedingungen und Plänen sind aber natürlich effektive Lernmethoden für einen Prüfungserfolg unerlässlich. Das Behalten von Gelerntem hängt zum einen von dem Stoff ab, zum anderen von der Lernmethode. Hilfreich ist es auch, sich von anderen befragen zu lassen. Angst ist mit Unruhe, Nervosität, Bauchflattern und Anspannung verbunden. Diese Anspannung verhindert, wenn sie zu groß wird, eine effektive Vorbereitung und genügend Aufmerksamkeit während der Prüfung (Lampenfieber z.b. steigert die Leistung, ist es zu stark, lähmt es.) Hilfreich können hier verschiedene Entspannungsverfahren wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Yoga, Atemübungen etc. sein. Diese lassen sich mit Hilfe von Ton- oder Videokassetten und Taschenbüchern selbst erlernen. Viele Volkshochschulen und Familienbildungsstätten bieten aber auch gute Entspannungskurse an. Oft sind es auch die negativen und mit Horrorvorstellungen besetzten Gedanken, die Prüfungsängstlichen einen Strich durch die (Konzentrations-)Rechnung machen. Gedanken und Gefühle hängen sehr eng miteinander zusammen. Daher sollte man seine Angstgedanken aufspüren und vor allem auf den Realitätsbezug und Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Oft denken Betroffene "Ich kann nichts." "Das werde ich nie schaffen." etc. In der Regel handelt es sich bei den ersten Gedanken um Verallgemeinerungen, Katastrophenphantasien, die dann durch realistischere und angstsenkende Gedanken ersetzt werden müssen, z.b. durch: "Es ist noch eine Menge Arbeit, aber ich bin schon ein ganzes Stück voran gekommen, Thema XY habe ich schon gelernt. Die Leute werden mich nicht auslachen. Wenn ich dort sitzen würde, könnte ruhig ein anderer mal einen Fehler machen. Ich werde es schon schaffen." Man kann auch dazu übergehen, sich immer wenn man merkt, dass die Angst auftritt, innerlich hilfreiche Sätze zu sagen, wie z. B. "Du hast schon eine Menge vorbereitet. Die Prüfer sind auch nur Menschen. Wenn ich durchfalle, geht auch die Welt nicht unter. Jetzt erst einmal tief durchatmen und dann in Ruhe ordnen, was als nächstes anliegt. Etwas Anspannung zu spüren ist gut, das steigert meine Leistungsfähigkeit." Die Allgemeine-Angst-Auskunft.de (www.angst-auskunft.de/AAA_Pruefungsangst.htm) schlägt folgende Wege aus der Prüfungsangst vor: Sich optimal aufregen: Aufregung aktiviert, zuviel Aufregung verringert die Flexibilität Selbstwertgefühl stärken. Verantwortung für das Prüfungsergebnis vernünftig verteilen: Prüfungsergebnisse hängen von vielen Faktoren ab. Man ist nicht nur selbst verantwortlich, auch die Tagesform des Prüfers, die Rahmenbedingungen usw.. "Katastrophen" zu Ende phantasieren: Die Welt wird nicht zusammenbrechen. Sich positiv programmieren und Energie vernünftig einsetzen: Sich selbst erfüllende Prophezeiungen nutzen und sich einen guten Erfolg voraussagen. Ängste verschwenden zuviel Energie. Perspektiven verändern: Fakten sind normal, "Bedeutung" macht Angst. Prüfung nicht als Bedrohung, sondern als Chance sehen. Arbeitstechniken optimieren und realistische Ziele setzen: gut vorbereiten und günstige Lerntechniken schaffen. 6 Zuletzt sei noch auf eine gute Technik hingewiesen, um die Angst zu bewältigen: Soviel wie möglich von der Prüfung vorwegnehmen. Wenn dabei die Angst zu groß und kaum aushaltbar ist, kleine Schritte wählen: Sich immer wieder den Weg zur Prüfung vorstellen, das Warten vor der Tür, ggf. auch den Weg mehrmals vorher abgehen, das Prüfungszimmer, wenn möglich anschauen, mit dem Prüfer sprechen, Vorstellungsgespräche im Rollenspiel mit Freunden simulieren bzw. durchspielen, In der Entspannung Bilder vor dem inneren Auge ablaufen lassen, Aufkommender Angst mit mutmachenden Gedanken begegnen. Motto: Konfrontieren statt vermeiden und fliehen. Man kann selber einiges tun und ausprobieren, um seine Angst vor Prüfungen in den Griff zu bekommen. Wenn man allerdings feststellt, dass man alleine oder auch mit Hilfe vertrauter Menschen nicht damit fertig wird, ist es ratsam sich professionelle Hilfe zu suchen. An den Universitäten oder in der Schulpsychologie, sowie in Beratungsstellen werden häufig Unterstützungen in Gruppen angeboten. Wenn die Angst zu stark ist und lähmt, wenn die körperlichen Symptome sehr ausgeprägt sind, wenn die Vermeidung überhand nimmt, sollte die rechtzeitige Durchführung einer Psychotherapie in Betracht gezogen werden. Die Kosten dafür übernimmt dann in der Regel die Krankenkasse. Quelle: Laukenmann, Matthias (2001). Emotionen und Lernen. Didaktik der Physik. DPG-Frühjahrstagung Bremen. WWW: http://www.ph-ludwigsburg.de/ physik/laukenmann/Forschung/dpg_bremen.doc (02-09-02) In einer Untersuchung zum Zusammenwirken kognitiver, affektiver und sozialer Faktoren beim Lernen im Physikunterrichtwurden in 24 Klassen neben kognitiven Konstrukten (Vorwissen, Lernergebnisse und Lernstrategien) auch kognitiv-emotionale (Selbstkonzept, Interesse), affektive (Motivation, Angst, Langeweile, Wohlbefinden) und soziale Variablen (Sozialklima, familiales Erziehungsverhalten) erhoben. Dabei kamen sowohl quantitative als auch qualitative Methoden zum Einsatz. Interesse und Emotionen wurden in situationsbezogene und in überdauernde, eher biografisch gefestigte Komponenten differenziert. Über die bekannte Erfahrung hinaus, daß kognitive Merkmale wie das Vorwissen sehr wesentliche Prädiktoren für das schulische Lernen sind, wurde nachgewiesen, daß das positive Unterrichtserleben für die lernorientierte Erarbeitungsphase bedeutsam ist , weniger für die leistungsorientierte Übungsphase. Zusätzlich zeigten sich positive Zusammenhänge mit der wahrgenommenen Fürsorglichkeit des Lehrers und dem lernfördernden Elternverhalten. Die Fachangst steht in negativem Zusammenhang mit dem Lernerfolg in beiden Unterrichtsphasen. Die situative Angst im Sinn einer Besorgtheit um den Lernerfolg zeigte 7 hingegen einen positiven Zusammenhang mit dem Leistungsvermögen am Ende der Übungsphase. Hier bestätigt sich, dass Ängste ambivalent auf Handlungen wirken. Informationen, Literatur Selbsthilfe: Seminare und Kurse für Prüfungsängstliche bieten Volkshochschulen, Familienbildungsstätten und andere regionale Institutionen an. Häufig hilft ein Blick ins Internet (Suchmaschine: Prüfungsangst/-Ort-) Entspannungskurse gibt es in jeder Stadt (Volkshochschule, Gesundheitszentrum, Familienbildungsstätten) Literatur Ceh, Johann: Keine Angst vor Prüfungen. München / Landsberg am Lech: MVG-Verlag im Verlag Moderne Industrie 1993. 11,80 DM Knigge-Illner, Helga: Keine Angst vor Prüfungsangst. Frankfurt/M.: Eichborn 1999. Helga Knigge-Illner: Prüfungsangst verstehen und bewältigen Unverzagt, Gerlinde: Endlich geschafft, Prüfungsängste bewältigen. Zürich: Kreuz-Verlag 1997. WDR2-Westzeit-Informationsblatt zum Thema "Entspannungsverfahren" Quelle: Steffen Fliegel (1998). Prüfungsangst. WWW: http://www.wdr.de/ (00-10-06) Der Text der Seite basiert in wesentlichen Teilen auf dieser Webpage. Die Erlaubnis des Autors liegt vor. (Quelle: http://www.wdr.de/radio/wdr2/westzeit/fliegel.html - 01-11-08) Zum Autor Dr. Steffen Fliegel ist der Psychologe der WDR2 WESTZEIT. Steffen Fliegel (Jahrgang 1949) wurde in Dresden geboren. Psychologie studierte er in Münster, wo er heute auch wohnt und arbeitet. Er ist ausgebildet als Diplom-Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut und als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut. Nach beruflichen Stationen als Hochschulassistent, Psychologischer Leiter einer Fachklinik und Geschäftsführer eines Psychotherapiezentrums arbeitet Steffen Fliegel heute bei der Münsteraner Gesellschaft für Klinische Psychologie und Beratung und ist Ausbildungsleiter der Deutschen Gesellschaft für Verhaltenstherapie e.V. Schwerpunkte seiner Arbeit sind neben Ausbildungsaktivitäten die Durchführung von Psychotherapie, die Tätigkeit als Gutachter sowie Öffentlichkeits- und Medienarbeit. 8 Schülerängste Die Schullaufbahnangst: Angst vor schlechten Zensuren, dem Sitzenbleiben, dem dropping-out und dem Schulversagen Die Lern- und Leistungsangst: Angst, etwas nicht lernen oder leisten zu können, nicht zu begreifen, überfordert zu sein, in Prüfungen zu versagen. Die Stigmatisierungsangst: Angst, vor dem Lehrer und den Mitschülern bloßgestellt zu werden, sich lächerlich zu machen, Prestige zu verlieren, als "dumm", "faul" oder "schlecht" zu gelten. Die Trennungsangst: Angst allein zu sein, sich (z. B. von zu Hause) trennen zu müssen, auf sonstige Hilfen, Personen und Zusprüche verzichten zu müssen bzw. einen bedrohlichen Verlust zu erleiden. Die Strafangst: Angst vor Liebesentzug, Tadel, Strafen, Ungerechtigkeiten, Repressalien. Die Personenangst: Angst vor bestimmten Personen, z. B. vor dem Rektor, einem Lehrer, einem Mitschüler oder einer ganzen Clique. Die Konfliktangst: Angst vor bestimmten Konflikten, etwa sich auflehnen zu wollen, aber nicht mucken zu dürfen, oder im Gestrüpp der drei Lehrplanstrategien (offizieller, idealer und geheimer Lehrplan) hin- und hergerissen zu sein. Die Institutionsangst: Angst vor der Schule als Institution, deren hierarchischen Herrschaftsstrukturen, deren Größe und Unüberschaubarkeit, die den einzelnen anonymisieren bzw. aggressiv aufladen. Die neurotische Angst: Angst vor der Angst die auf einen zukommt und phobische Zustände hervorruft, sowie Ängste, die sich psychosomatisch, Lehrerängste Die Versagensangst: Angst, den Stoff nicht genügend zu beherrschen, Fehler zu machen, mit Erziehungsschwierigkeiten überfordert zu sein usw. Die Konfliktangst: Angst, sich wehren zu wollen, aber sich ducken zu müssen oder die "Fragwürdigkeit der Zensurengebung" für erwiesen zu halten, jedoch gezwungen zu sein, wider besseren Wissens Noten erteilen zu müssen. Die Herrschaftsangst: Angst vor Vorgesetzten, einflußreichen Eltern, der Schul(aufsichts)hierarchie mit ihren oft verborgenen Unterdrückungsmechanismer vor "tyrannischen" Schülern usw. Die unbewußte Angst: Angst vor der eigenen Emotionalität und Triebhaftigkeit also z. B. vor verdrängten aggressiven oder sexuellen Impulsen, vor zärtlicher Sympathien gegenüber bestimmten SchülerInnen und den sie umgebenden Tabus. Die Existenzangst: Angst, keine Anstellung oder Weiterbeschäftigung zu finden oder auch wegen bestimmter politisch-pädagogischer Überzeugungen als "Radikaler" diffamiert zu werden; Die Trennungsangst: Angst, von Kollegen, Verbündeten, der Wissenschaft usw. über kurz oder lang im Stich gelassen zu werden, allein und von sonstigen Hilfen (auch emotional-familiärer Art) abgeschnitten zu sein. Die Personenangst: Angst vor ganz bestimmten Personen, z. B. vor einem Schüler, einem Kollegen, dem Rektor oder Schulrat, wobei reale Bedrohungen erfahren werden, aber auch übertragene bzw. projizierte innere Ängste, die lediglich an bestimmten "reizvollen" Personen 9 depressiv oder zwanghaft äußern. Quelle: http://www.fortunecity.de/ kunterbunt/saarland/23/angst.htm (02-11-29) festgemacht werden. Die Strafangst: Angst vor Sympathieverlust, Sticheleien, Ungerechtigkeiten, Schikanen, Repressalien, schlechter Beurteilung usw., gegen die sich zu wehren selbstschädigend ist. Die neurotische Angst: Angst vor der Angst, die auf einen zukommt und oft phobische Zustände bzw. zwanghafte, depressive oder auch psychosomatische Symptome hervorruft. Der Arbeitsplatz Schule wird für viele Lehrerinnen und Lehrer in immer früheren Berufsjahren zur Zerreißprobe. Bereits 58,3 Prozent der Unterrichtenden scheiden nach einer Untersuchung in Bayern vor Erreichen der Pensionsaltersgrenze aus dem Schuldienst aus, 35,2 Prozent von ihnen wegen Dienstunfähigkeit (4. Bericht zur Lehrergesundheit des Kultusministeriums 2004). Über die Hälfte der Frühpensionierungen erfolgt aufgrund psychischer oder psychosomatischer Erkrankungen (52 Prozent), Muskel-/ Skelett- (17 Prozent) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen (10 Prozent). Eine der Ursachen dieser Entwicklung ist ein stetig zunehmendes Aufgabenspektrum, das weit über die reguläre Unterrichtstätigkeit hinausgeht. Aktuelle Umfrageergebnisse der Studie zu "PAllianCZ" belegen die dringende Notwendigkeit, Lehrerinnen und Lehrern ein Hilfsangebot bereitzustellen: bei 66,25 Prozent der Befragten in Bayern und Tschechien liegt eine ernstzunehmende Burn-out-Gefährdung vor. Quelle: Pressemitteilung der Pressestelle der Universität Passau (2007) http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/EMOTION/Pruefungsangst.shtml 10