Fachinformation des Arzneimittel-Kompendium der Schweiz® Brinerdin® NOVARTIS PHARMA AMZV Zusammensetzung Wirkstoffe: Dihydroergocristinum (ut Dihydroergocristini mesilas), Clopamidum et Reserpinum. Hilfsstoffe: Excip. pro compr. obduct. Galenische Form und Wirkstoffmenge pro Einheit Dragées zu 0,5 mg Dihydroergocristin mesilat, 5 mg Clopamid und 0,1 mg Reserpin. Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten Behandlung von Hypertonie. Dosierung/Anwendung Initialbehandlung 1 Dragée pro Tag. Bei schwerer Hypertonie können 2–3 Dragées pro Tag erforderlich sein. Brinerdin senkt den Bludruck üblicherweise nach 4 bis 7 Tagen. Die Dosierung sollte nicht öfter als einmal pro Woche erhöht werden. In schweren Fällen kann eine Initialdosis von 2 Dragées täglich erwünscht sein. Dauerbehandlung 1 Dragée pro Tag oder jeden zweiten Tag genügt in den meisten Fällen. Brinerdin kann gleichzeitig mit anderen blutdrucksenkenden Medikamenten wie Beta-Blockern oder Vasodilatatoren eingenommen werden. Spezielle Dosierungsanweisungen Patienten mit Nieren- und Leberfunktionsstörungen Bei Patienten mit milder bis mässig starker Nieren- oder Leberfunktionsstörung sollte die Dosis oder das Dosierungsintervall sorgfältig angepasst werden, unter Berücksichtigung des Therapieziels und der Verträglichkeit. Pädiatrische Patienten Da es keine klinische Erfahrung bei dieser Patientengruppe gibt, sollte Brinerdin bei pädiatrischen Patienten nicht angewendet werden. Ältere Patienten Vorsicht ist angezeigt bei älteren Patienten, da diese bei einer Wirkung auf den Blutdruck oder die Elektrolyte empfindlicher reagieren können. Kontraindikationen Bekannte Überempfindlichkeit gegen Reserpin, Dihydroergocristin oder gegen Sulfonamide (Clopamid gehört zu dieser Gruppe); therapieresistente Hypokaliämie; schwere Leber- oder Nierenleiden; schwere Koronarinsuffizienz, frischer Myokardinfarkt, fortgeschrittene Arteriosklerose; manifeste Depression oder Depressionen in der Anamnese, Elektroschocktherapie; Parkinson-Krankheit, Epilepsie, Phäochromocytom, gleichzeitige oder kürzliche Behandlung mit MAO-Hemmern (s. «Interaktionen»); manifestes Ulcus pepticum, Colitis ulcerosa; Schwangerschaft und Laktation. Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen Brinerdin enthält ein thiazidähnliches Diuretikum (Clopamid), das die Glukosetoleranz stören kann. Es ist bekannt, dass Thiaziddiuretika die Glukosetoleranz im Rahmen einer chronischen diuretischen Therapie stören können, insbesondere unter hohen Dosen und bei Patienten, bei denen zu Beginn der Behandlung prädisponierende Risikofaktoren (z.B. Adipositas, Diabetes) bestehen. Thaizide verringern die Ausscheidung von Kalzium über den Urin und können bei Abwesenheit bekannter Störungen des Kalziumstoffwechsels eine geringgradige Erhöhung der Kalziumkonzentration im Serum hervorrufen. Brinerdin sollte bei Patienten mit Hyperkalzämie mit Vorsicht angewendet werden. Bei Patienten mit Hyperurikämie und/oder Gicht ist Brinerdin mit Vorsicht zu verabreichen, da es den Serumharnsäure-Spiegel weiter anheben kann. Wenn dies geschieht, ist eine angemessene Therapie einzuleiten und anstelle von Brinerdin ein nicht diuretisch wirkendes Antihypertonikum zu verabreichen. Während der Behandlung mit Brinerdin muss der Serumkalium-Spiegel in regelmässigen Zeitabständen kontrolliert werden. Bei den meisten Patienten ist keine zusätzliche Kaliumzufuhr erforderlich, wenn eine aus kaliumreicher Nahrung bestehende Diät (Obst, Gemüse, Fisch, fettarmer Käse usw.) eingehalten wird. Bei Niereninsuffizienz kann die blutdrucksenkende Wirkung von Thiazid-Diuretika weniger ausgeprägt sein. Die Nierenfunktion ist sorgfältig zu überwachen, da sie durch die Behandlung mit Antihypertonika weiter beeinträchtigt werden kann. Da Reserpin die gastrointestinale Motilität und Sekretion steigert, sollte Brinerdin bei Patienten mit einem Ulcus pepticum in der Vorgeschichte sowie bei Patienten mit erosiver Gastritis oder Gallensteinen mit Vorsicht angewendet werden. Bei Patienten mit Herzinsuffizienz, kürzlich erfolgtem Myokardinfarkt, Bradykardie oder Überleitungsstörungen ist Vorsicht geboten. Bei Patienten mit allergischen Erkrankungen wie beispielsweise Asthma sollte Brinerdin mit Vorsicht angewendet werden. Das präoperative Absetzen von Reserpin bietet keine Garantie für das Ausbleiben einer Kreislaufinstabilität. Für den Anästhesisten ist es wichtig, zu wissen und im Gesamtmanagement des Patienten zu berücksichtigen, dass der Patient Brinerdin einnimmt, da bei Patienten, die Rauwolfia-Zubereitungen erhielten, Hypotonien aufgetreten sind. Brinerdin muss mindestens 7 Tage vor einer elektrokonvulsiven Therapie abgesetzt werden. Es wurden seltene Fälle einer Reserpin-Entzugspsychose berichtet. Besondere Vorsicht ist bei gleichzeitiger Gabe von Brinerdin mit Substraten des P-Glykoproteins geboten (s. «Interaktionen»). Interaktionen Reserpin MAO Hemmer: Bei gleichzeitiger Gabe von Reserpin und MAO-Hemmern kann es zu einer schwerwiegenden Potenzierung der zentral dämpfenden Wirkung kommen; wenn ein MAO-Hemmer zusammen mit einem reserpinhaltigen Mittel verabreicht wird, kann eine mittelschwere bis schwere Hypertonie und Pyrexie entstehen. Zentral dämpfende Mittel: Reserpin potenziert die zentral dämpfende Wirkung von Alkohol, Allgemeinanästhetika, einigen Antihistaminika, Barbituraten und trizyklischen Antidepressiva. Zur Ermittlung der sicheren und wirksamen Dosis können Dosisanpassungen von zentral dämpfenden Mitteln erforderlich sein. Die gleichzeitige Anwendung von trizyklischen Antidepressiva kann die antihypertensive Wirkung von Reserpin abschwächen. Reserpin kann die therapeutische Wirkung von Levodopa reduzieren, so dass die Dosierung eines oder beider Mittel allenfalls neu einzustellen ist. Anästhetika und Antiarrhythmika: Reserpin sollte einige Tage vor einem elektiven chirurgischen Eingriff abgesetzt werden, da es bei gleichzeitiger Gabe mit Anästhetika einen Blutdruckabfall hervorrufen kann. Die Kombination von Reserpin mit Antiarrhythmika oder Digitalis kann Sinusbradykardien verursachen. Sympathomimetika: Reserpin kann die Wirkungen von Adrenalin und anderen Sympathomimetika potenzieren (Vorsicht ist beispielsweise bei Antitussiva, Nasentropfen und Augentropfen angezeigt). Diagnostische Tests: Reserpin beeinträchtigt kolorimetrische Tests auf 17-Ketosteroide und 17-Hydroxy-Kortikosteroide im Urin, wodurch zu niedrige Werte gemessen werden. Substrate des P-Glykoproteins: Reserpin kann die Serumkonzentrationen von Substraten des P-Glykoproteins wie Colchicine, Dabigatranetexilat, Rivaroxaban, Silodosin, Topotecan und Nilotinib verändern. Die gleichzeitige Gabe von Reserpin und Substraten des P-Glykoproteins ist zu vermeiden. Injektion von Lobenguan-Sulfat-I131: Die gleichzeitige Gabe von Brinerdin und Injektionen mit Lobenguan-Sulfat-I131 kann zu falsch negativen Testergebnissen führen. Clopamid Da Clopamid ein Diuretikum vom Thiazid-Typ darstellt, ist zu erwarten, dass die allgemeinen Interaktionen mit Thiazid-Diuretika auch auf Clopamid zutreffen. Seite 1 Fachinformation des Arzneimittel-Kompendium der Schweiz® Da Clopamid ein Diuretikum vom Thiazid-Typ darstellt, ist zu erwarten, dass die allgemeinen Interaktionen mit Thiazid-Diuretika auch auf Clopamid zutreffen. Die mit Thiazid-Diuretika beobachteten Interaktionen sind unten aufgeführt. Lithium: Da Thiazid-Diuretika die renale Lithium-Clearance verringern, sollte bei gleichzeitiger Gabe von Brinerdin die Dosierung von Lithium reduziert werden. Kortikosteroide und NSAID: Kortikosteroide und nichtsteroidale antiinflammatorische Arzneimittel können die Ausscheidung von Natrium und Wasser verringern. Eine Erhöhung der Brinerdin-Dosis in solchen Fällen sollte nur mit Vorsicht erfolgen. Orale Antikoagulantien: Die gleichzeitige Gabe von Thiaziden und oralen Antikoagulantien kann die Wirkung der Antikoagulantien abschwächen. Arzneimittel, die das QTc-Intervall verlängern: Bei Anwendung von Thiazid-Diuretika mit Arzneimitteln, die das QTc-Intervall verlängern, wie Antiarrhythmika (Amiodaron, Quinidin, Dofetilid, Dysopiramid, Ibutilid, Pimozid, Procainamid), Antipsychotika (Chlorpromazin, Droperidol, Haloperidol, Mesoridazin, Thioridazin, Aminazin), Antihistaminika (Astemizol, Terfenadin), Antimalariamittel (Chloroquin, Quinin, Halofantrin), Cisaprid, Antibiotika (Claritromycin, Erythromycin), Domperidon, Probucol, Sotalol, Methadon, Ketanserin oder Bepridil, ist Vorsicht geboten. Skelettmuskel-Relaxantien: Diuretika können wahrscheinlich infolge eines Kaliumverlustes die Wirkung von Curare-Derivaten verlängern. Zur Vermeidung eines verstärkten Ansprechens auf die Muskelrelaxation wird vor der Einleitung einer Behandlung mit Skelettmuskel-Relaxantien die Kontrolle der Kaliumkonzentration im Serum empfohlen. Arzneimittel, die eine Hypokaliämie verursachen: Die hypokaliämische Wirkung von Clopamid kann durch Kortikosteroide, adrenokortikotropes Hormon, andere diuretische Substanzen, Amphotericin B, Carbenoxolon und stimulierende Laxantien potenziert werden. Digitalis-induzierte kardiale Arrhythmien treten bei Bestehen einer durch Clopamid verursachten Hypokaliämie mit grösserer Wahrscheinlichkeit auf. Insulin und orale Antidiabetika: Die gleichzeitige Gabe von Insulin bzw. oralen Antidiabetika und Diuretika vom Thiazid-Typ kann zur einer Abschwächung der Wirkung von Insulin bzw. oralen Antidiabetika führen. Verminderte Elimination von gleichzeitig verabreichten Arzneimitteln mit renaler Ausscheidung: Diuretika vom Thiazid-Typ können die Clearance von Arzneimitteln mit renaler Ausscheidung verringern, beispielweise Allopurinol, Amantadin, Methotrexat oder Cyclophosphamid, und unerwünschte Wirkungen infolge einer höheren Exposition gegenüber dem betroffenen Arzneimittel verursachen. Diazoxid: Da Diuretika vom Thiazid-Typ als Nebenwirkung Hyperglykämien verursachen können, kann Brinerdin eine additive Wirkung auf eine durch Diazoxid verursachte Hyperglykämie ausüben. Anticholinergika: Die Bioverfügbarkeit von Clopamid kann durch Anticholinergika (z.B. Atropin, Biperiden) offenbar infolge einer Verminderung der gastrointestinalen Motilität und der Magenentleerungsrate gesteigert werden. Ionenaustauscherharze: Nicht resorbierbare Ionenaustauscherharze wie beispielsweise Cholestyramin oder Colestipol können die Absorption von Diuretika vom Thiazid-Typ verringern. Es kann eine Abschwächung der pharmakologischen Wirkung beobachtet werden. Daher sollte die gleichzeitige Gabe zusammen mit Cholestyramin oder Colestipol vermieden werden. Vitamin D und Kalziumsalze: Da Diuretika vom Thiazid-Typ die Ausscheidung von Kalzium über den Urin verringern, kann deren gleichzeitige Gabe zusammen mit Vitamin D und Kalzium die Erhöhung des Serumkalziums potenzieren. Cyclosporin: Die gleichzeitige Behandlung mit Cyclosporin kann das Risiko für eine Hyperurikämie und gichtartige Komplikationen erhöhen. Angiotensin-Konversionsenzym (ACE)-Hemmer: Die hypotensive Wirkung der Erstdosis von ACE-Hemmern wird bei Patienten mit durch Diuretika verursachtem Natrium- oder Volumenverlust verstärkt. Zur Verringerung des Risikos sollten diese Substanzen in einer niedrigeren Anfangsdosis verabreicht werden. Iodhaltige Kontrastmittel: Iodierte Röntgenkontrastmittel können akutes Nierenversagen verursachen. Bei Patienten, die Diuretika einnehmen, ist von einem hohen Risiko auszugehen, und vor der Gabe iodhaltiger Präparate wird eine Rehydratation empfohlen. Dihydroergocristin Dihydroergocristin ist sowohl ein Substrat als auch einen Inhibitor des CYP3A4 (s. «Pharmakokinetik»). Daher ist bei gleichzeitiger Gabe von Brinerdin und potenten CYP3A4-Inhibitoren wie Makroliden (z.B. Troleandomycin, Erythromycin, Clarithromycin), HIV-Protease- oder Reverse-Transkriptase-Hemmern (z.B. Ritonavir, Indinavir, Nelfinavir, Delavirdin) oder Azol-Antimykotika (z.B. Ketoconazol, Itraconazol, Voriconazol) Vorsicht erforderlich. Schwangerschaft/Stillzeit Schwangerschaft Brinerdin ist in der Schwangerschaft kontraindiziert (s. «Kontraindikationen»). Reserpin und Clopamid können die Placenta passieren. In tierexperimentellen Studien zeigt Reserpin in maternal toxischen Dosen sowie in Dosen, die die klinischen Dosen beim Menschen überschreiten, typischerweise ein embryoletales oder teratogenes Potenzial (s. «Präklinische Daten»). Thiazidähnliche Diuretika wie Clopamid können das Blutvolumen verringern und die Perfusion der Placenta beeinträchtigen, was Ernährungsstörungen beim Feten auslösen kann. Daten zur Anwendung von Ergotalkaloiden wie Dihydroergocristin bei schwangeren Frauen sind begrenzt, jedoch wurden vereinzelte Fälle fetaler Fehlbildungen berichtet. Stillzeit Brinerdin ist in der Stillzeit kontraindiziert (s. «Kontraindikationen»). Reserpin und Clopamid treten in die Muttermilch über und es kann beim Neugeborenen z.B. eine Überempfindlichkeit gegenüber Sulfonamiden auftreten. Clopamid kann eine Verminderung der Milchproduktion und eine Dehydration des Säuglings bewirken. Für Dihydroergocristin und andere Ergotalkaloide wurde gezeigt, dass sie aufgrund ihrer Eigenschaften als Dopaminagonisten die Laktation hemmen. Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen Da bei einer Behandlung mit Antihypertonika, vor allem in der Anfangsphase Schwindel, Sehstörungen, Müdigkeit und orthostatische Hypotonie auftreten können, ist beim Führen von Motorfahrzeugen oder Bedienen von Maschinen Vorsicht angezeigt, bis der Patient weiss, wie er persönlich auf die Behandlung anspricht. Unerwünschte Wirkungen Häufigkeit: «Sehr häufig» (≥1/10), «häufig» (≥1/100, <1/10), «gelegentlich» (≥1/1’000, <1/100), «selten» (≥1/10’000, <1/1’000), «sehr selten» (<1/10’000). Folgende unerwünschte Wirkungen können auftreten. Blut- und Lymphsystem Sehr selten: Anämie, Thrombozytopenie. Endokrine Störungen Selten: Erhöhte Prolaktinsekretion, Galaktorrhoe, Gynäkomastie, gestörte Glucosetoleranz, Verschlechterung einer diabetischen Stoffwechsellage. Sehr selten: Anschwellen der Brüste. Stoffwechsel und Ernährung Häufig: Gewichtszunahme. Gelegentlich: Hyperurikämie. Bei prädisponierten Patienten können Gichtanfälle ausgelöst werden. Die Anwendung kann bei längerfristiger, kontinuierlicher Einnahme zu Elektrolytveränderungen, insbesondere zu einer Erniedrigung des Serumkaliumspiegels, zu einer Hyponatrieämie, Hypomagnesiämie und Hypochlorämie führen. Psychische Störungen Häufig: Depression. Nervensystem Häufig: Schwindel, Nervosität, Alpträume. Gelegentlich: Kopfschmerzen. Selten: Extrapyramidale Symptome (einschliesslich Parkinsonismus), Angstzustände, Konzentrationsschwäche, Stupor, Konfusion. Sehr selten: Hirnödem. Augen Häufig: Verschwommenes Sehen, Hyperämie der Konjunktiven, Tränenfluss. Ohr und Innenohr Seite 2 Fachinformation des Arzneimittel-Kompendium der Schweiz® Sehr selten: Hörstörung. Herz Häufig: Sinusbradykardie, Ödem. Gelegentlich: Herzklopfen. Selten: Herzrhythmusstörung, pektanginöse Beschwerden, orthostatische Störungen, Hypotonie, Hitzewallungen. Sehr selten: Bewusstlosigkeit, Herzinsuffizienz. Vaskuläres System Sehr selten: Zerebrovaskuläre Störungen. Respirationstrakt Häufig: Schwellung der Nasenschleimhaut, Dyspnoe. Sehr selten: Nasenbluten. Gastrointestinaltrakt Häufig: Diarrhö, Mundtrockenheit, vermehrte Sekretion von Magensäure, erhöhter Speichelfluss. Gelegentlich: Gastrointestinale Störungen (Übelkeit, Erbrechen), Oberbauchbeschwerden, krampfartige Beschwerden im Bauchraum, Verstopfung. Selten: Appetitsteigerung, Ulcus pepticum. Sehr selten: Gastrointestinale Blutung. Haut und subkutanes Gewebe Selten: Ekzem, Pruritus. Hypersensibilität einschliesslich Purpura, Urtikaria und Photoallergie. Muskelskelettsystem Gelegentlich: Muskelverspannung oder Wadenkrämpfe. Selten: Muskelschwäche. Bei disponierten Patienten können Gichtanfälle ausgelöst werden. Nieren und Harnwege Sehr selten: Dysurie, Glomerulonephritis. Reproduktionssystem Selten: Herabgesetzte Libido, Potenz- und Ejakulationsstörungen. Allgemeine Störungen Häufig: Müdigkeit. Überdosierung Anzeichen und Symptome Die Folgenden sind mögliche Anzeichen und Symptome einer Überdosierung von Brinerdin: Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö; Hitzegefühl, Kopfschmerzen, Schwindel; Durst, Hypokaliämie, Muskelschwäche; Hypotonie, Bradykardie, Herzrhythmusstörungen, Depression, Verwirrtheit und Koma können auftreten. Therapie In allen Fällen einer Überdosierung sollten allgemeine unterstützende Massnahmen angewendet werden. Eine Überwachung des Herzkreislaufsystems, des Flüssigkeitsstatus und Elektrolythaushalts kann erforderlich sein. Eigenschaften/Wirkungen ATC-Code: C02LA51 Wirkungsmechanismus/Pharmakodynamik Reserpin wirkt über einen zentralen Mechanismus. Reserpin entleert die Katecholamin-Speicher in den postganglionär-sympathischen Nervenendigungen und im zentralen Nervensystem. Die Verarmung an Katecholaminen hemmt die Erregungsüberleitung an den Endplatten des sympathischen Nervensystems und führt dadurch zu einer Verminderung des sympathischen Tonus ohne Beeinträchtigung der Aktivität des parasympathischen Nervensystems. Auf diese Weise senkt Reserpin erhöhten Blutdruck und vermindert die Herzfrequenz bei Ausübung einer sedierenden Wirkung auf das zentrale Nervensystem. Clopamid ist ein Diuretikum vom Thiazid-Typ. Clopamid bindet an die Chloridbindungstelle des Natrium-Chlorid-Cotransporters und hemmt die aktive Reabsorption von Natrium hauptsächlich im distalen Tubulus, wodurch die Ausscheidung von Natrium, Chlorid und Wasser gesteigert wird. Der genaue Wirkmechanismus von Dihydroergocristin auf den Blutdruck ist nicht bekannt. Eine dilatatorische Wirkung auf präkapilliäre Sphinkter als auch eine hemmende Wirkung an Alpha-Adrenorezeptoren wird diskutiert. Der additive Effekt der drei Komponenten bei relativ geringen Dosen führt zu einer Blutdrucksenkung. Brinerdin senkt den Blutdruck in der Mehrzahl der Fälle nach 4–7 Tagen. Die optimale Wirkung wird nach 1–4 Wochen erreicht. Pharmakokinetik Absorption Reserpin Reserpin wird nach oraler Verabreichung schnell resorbiert. Die maximalen Plasmaspiegel werden 1–3 h nach der Einnahme erreicht. Messbare Konzentrationen sind im Plasma bereits nach 30 Minuten vorhanden. Die absolute systemische Bioverfügbarkeit beträgt etwa 50%. Clopamide Clopamid wird rasch und nahezu vollständig (>90%) im Magen-Darm-Trakt resorbiert. Die maximalen Plasmaspiegel werden 1–2 h nach der Einnahme erreicht. Die Bioverfügbarkeit beträgt mindestens 85%. Dihydroergocristin Dihydroergocristin wird nach oraler Verabreichung zu ca. 25% resorbiert. Nach einer verabreichten Dosis von 6 mg betrug die maximale Plasmakonzentration 0,62 µg/l und wurde nach 0,69 Stunden erreicht. Die systemische Exposition betrug 3,9 µg/l/h. Distribution Reserpin Das mittlere relative Verteilungsvolumen von Reserpin beträgt 9,1 ± 2,7 l/kg. Im menschlichen Plasma wird über 96% des Reserpins an Proteine (Albumin und Lipoproteine) gebunden. Clopamid Die Proteinbindung beträgt 46% und das Verteilungsvolumen 1,5 l/kg. Dihydroergocristin Etwa 68% des Dihydroergocristins wird an Plasmaproteine gebunden; das Verteilungsvolumen beträgt 16 l/kg. Metabolismus Reserpin Reserpin wird teilweise im Darm und teilweise in der Leber metabolisiert. Die Hauptprodukte des Metabolismus sind Methylreserpat und Trimethoxybenzoesäure. Clopamid Clopamid wird durch Hydroxylierung metabolisiert. Die Summe aller hydroxylierten Metaboliten und von zwei Konjugaten hydroxylierter Derivate beträgt beim Menschen etwa 29% der verabreichten Dosis. Dihydroergocristin CYP3A4 ist das für die Metabolisierung von Dihydroergocristin hauptsächlich verantwortliche Isoenzym des Cytochrom P450. Dihydroergocristin wird zu 1Hydroxy-Dihydroergocristin metabolisiert, das nach oraler Gabe im Plasma gemessen werden kann. Elimination Reserpin Nach oraler Gabe erfolgt die Elimination von Reserpin und seinen Metaboliten zweiphasisch bei Halbwertszeiten von 4,5 Stunden bzw. etwa 271 Stunden. Die Seite 3 Fachinformation des Arzneimittel-Kompendium der Schweiz® durchschnittliche Eliminationshalbwertszeit der Ausgangssubstanz Reserpin beträgt 33 Stunden. Die mittlere totale Plasma-Clearance beträgt 245 ml/min. Innerhalb der ersten 96 Stunden nach oraler Gabe wird 8% der Dosis über den Urin, hauptsächlich in Form von Metaboliten, und 62% über die Fäces, hauptsächlich in Form von unverändertem Reserpin, ausgeschieden. Clopamid Die Eliminationshalbwertszeit beträgt 6 h. Die Ausscheidung erfolgt zur Hauptsache über die Nieren, ca. 30% der Substanz werden in unveränderter Form ausgeschieden. Dihydroergocristin Die Halbwertszeit beträgt 2,8 Stunden (Alpha-Phase) bzw. 12,7 Stunden (Beta-Phase). Die Eliminationshalbwertszeit von Hydroxy-Dihdydroergocristin beträgt 3,9 Stunden. Weniger als 1% wird in unveränderter Form über den Urin ausgeschieden; die hauptsächliche Ausscheidung erfolgt über Galle bzw. Fäces. Die Gesamt-Clearance beträgt 1800 ml/min. Spezielle Patientengruppen Ältere Patienten, Nierenfunktionsstörungen, Leberfunktionsstörungen Bei Patienen mit Niereninsuffizienz wird Reserpin langsamer ausgeschieden, es erfolgt jedoch eine Kompensation über eine gesteigerte Ausscheidung über die Fäces. Bei älteren Patienten sowie bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen kann die Clearance von Clopamid verringert sein, was hohe Plasmakonzentrationen zur Folge haben kann. Bei diesen Patientengruppen ist Vorsicht geboten. Bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen sowie bei älteren Patienten kann die Bioverfügbarkeit von Dihydroergocristin erhöht sein (s. «Dosierung/Anwendung»). In-vitro Ergebnisse zeigen, dass Reserpin hauptsächlich in der Leber metabolisiert wird. Dihydroergocristin wird durch CYP3A4 metabolisiert. Bei der Gabe von Brinerdin an Patienten mit Leberfunktionsstörungen ist Vorsicht geboten (s. «Dosierung/Anwendung»). Präklinische Daten Für Clopamid und der in Brinerdin vorliegenden Kombination von Clopamid, Dihydroergocristin und Reserpin sind keine präklinischen Daten verfügbar. Mutagenität In mehreren in vitro und in vivo Genotoxizitätsstudien wurde weder für Dihydroergocristin noch für Clopamid ein mutagener Effekt festgestellt. Von 16 in vitro Studien mit Reserpin war nur 1 von insgesamt 4 bakteriellen Mutagenizitätstests mit metabolischer Aktivierung positiv. Cytotoxizität wurde bei Konzentrationen von ≥4µg/ml in einem Syrischen Hamster Embryozellen Assay festgestellt. Alle anderen in vitro Tests und 7 in vivo Studien waren negativ. Karzinogenität Die Karzinogenität von Dihydroergocristin und Clopamid wurde nicht untersucht. Die Karzinogenität von Reserpin wurde getestet. Das karzinogene Potential in Nagern wurde einem epigenetischen Mechanismus zugeordnet und steht vermutlich im Zusammenhang mit dem Prolaktin-erhöhenden Effekt von Reserpin. Die Wahrscheinlichkeit einer Assoziation zwischen Raulwolfia Alkaloiden und Malignitäten in Menschen wird als «sehr klein» betrachtet. Resperdin hat ein adäquates Nutzen/Riskio-Profil im angewendeten Dosierungsbereich. Teratogenität und Reproduktionstoxizität Clopamid und Dihydroergocristin zeigten bei Ratten und Kaninchen keine teratogenen Wirkungen. Die wiederholte Gabe von Reserpin in maternal toxischen Dosen erwies sich als embryoletal oder teratogen bei Ratten, Mäusen, Meerschweinchen oder Kaninchen. In einer einzelnen Studie mit intramuskulärer Verabreichung von Reserpin in einer Dosierung von 0,1 mg/kg, bei der es sich nicht um eine maternal toxische Dosis handelte, wurde eine geringgradige, statistisch nicht signifikante, Zunahme fetaler Abnormalitäten beobachtet. Bei Ratten wurde gezeigt, dass Reserpin in subkutanen Dosierungen ab 0,05 mg/kg die Spermienreifung verzögert und in Dosierungen ab 0,1 mg/kg die Fertilität vermindert, das Gewicht der Prostata verringert und das Körpergewicht erhöht. Sonstige Hinweise Haltbarkeit Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden. Besondere Lagerungshinweise Brinerdin soll nicht über 25 °C aufbewahrt werden. Alle Arzneimittel sollen für Kinder unerreichbar aufbewahrt werden. Zulassungsnummer 34313 (Swissmedic). Zulassungsinhaberin Novartis Pharma Schweiz AG, Risch; Domizil: 6343 Rotkreuz Stand der Information Januar 2012. Packungen Menge BRINERDIN Drag (aH 12/15) 100 Stk (aH 12/15) CHF Abgabekat. Rückerstattungskat. B Publiziert am 14.03.2014 Seite 4