1 Notizen zur Vorlesung Mikroökonomik Inhaltsverzeichnis I. GRUNDELEMENTE DER PREISTHEORIE ................................................................. 3 I.1 FUNKTIONEN DES PREISES ............................................................................................... 3 I.1.1 SIGNALFUNKTION ......................................................................................................... 3 I.1.2 ZUTEILUNGSFUNKTION ................................................................................................ 4 I.1.3 EINKOMMENSVERTEILUNGSFUNKTION ..................................................................... 5 I.2 INSTITUTIONELL FIXIERTE UNGLEICHGEWICHTSPREISE .............................................. 6 I.2.1 HÖCHSTPREISE ............................................................................................................ 7 I.2.2 MINDESTPREISE ........................................................................................................... 8 II. NUTZEN UND NACHFRAGE ................................................................................... 12 II.1 EINE ÄLTERE VORSTELLUNG: DIE KARDINALE NUTZENTHEORIE ............................ 12 II.1.1 DIE MODERNE FASSUNG: ORDINALE PRÄFERENZORDNUNG .............................. 13 II.2 BUDGETRESTRIKTION UND HAUSHALTSOPTIMUM ..................................................... 17 II.3 REAKTION AUF EINKOMMENSÄNDERUNGEN ............................................................... 20 II.4 REAKTION AUF PREISÄNDERUNGEN ............................................................................ 21 II.5 DIE HERLEITUNG DER INDIVIDUELLEN NACHFRAGEKURVE ...................................... 23 II.6 DIE HERLEITUNG DER GESAMTNACHFRAGE ............................................................... 24 II.7 DIE DIREKTE PREISELASTIZITÄT DER NACHFRAGE .................................................... 25 II.8 PREISELASTIZITÄT DER NACHFRAGE ........................................................................... 28 UND AUSGABEN DER HAUSHALTE ................................................................................ 28 II.9 WEITERE ELASTIZÄTSKONZEPTE .................................................................................. 30 III. KOSTEN UND ANGEBOT ....................................................................................... 31 III.1 DIE PRODUKTIONSFUNKTION ........................................................................................ 31 III.2. OPTIMALE PRODUKTIONSPLÄNE UND FAKTORNACHFRAGE .................................. 32 III.2.1 PRODUKTIONSISOQUANTEN ................................................................................... 32 III.2.2 ISOKOSTENGERADE UND MINIMALKOSTENKOMBINATION ................................. 35 III.2.3 DIE REAKTION AUF FAKTORPREISÄNDERUNGEN ................................................ 36 III.2.4 FAKTORNACHFRAGE ................................................................................................ 37 Seite - 1 - 2 III.2.5 PREISELASTIZITÄT DER FAKTORNACHFRAGE ...................................................... 38 III.3. VON DER ERTRAGSFUNKTION ZUR KOSTENFUNKTION ........................................... 39 III.3.1 ERTRAGSFUNKTIONEN UND ERTRAGSGESETZE ................................................. 39 III.3.2 ERTRAGSFUNKTION, FAKTORBEDARFSFUNKTION .............................................. 43 UND KOSTENFUNKTION ........................................................................................... 43 III.3.3 ZUM ZUSAMMENHANG ZWISCHEN DEN ................................................................. 45 KOSTENKATEGORIEN............................................................................................... 45 III.3.4 GRENZKOSTEN, ANGEBOT UND GEWINNSITUATION ........................................... 46 III.3.5 ANGEBOTSELASTIZITÄT........................................................................................... 48 IV. KOORDINATION UND PREISBILDUNG BEI UNTERSCHIEDLICHEN MARKTSTRUKTUREN ................................................................................................. 50 IV.1 Polypol .............................................................................................................................. 50 IV.2 MONOPOL ........................................................................................................................ 52 IV.2.1 FORMEN..................................................................................................................... 52 IV.2.2 PREISBILDUNG IM MONOPOL/KARTELL ................................................................. 54 IV.3 NATÜRLICHES MONOPOL .............................................................................................. 60 Seite - 2 - 3 I. GRUNDELEMENTE DER PREISTHEORIE I.1 FUNKTIONEN DES PREISES I.1.1 SIGNALFUNKTION Markt als Kommunikationsprozeß; Preis als Kommunikationsmittel. Marktpreise bündeln das auf die Marktbeteiligten verteilte Ressourcenbewertungswissen. Die Nachfrager speisen über Bekundungen von Zahlungsbereitschaft ihr Wissen über die subjektive Nützlichkeit der angebotenen Problemlösungen (=Güter) in die Preise ein; die Anbieter steuern ihr Wissen über die dazu aufzuwendenden Herstellungskosten bei. Im Gleichgewicht (p = pGG): Pläne der Anbieter = Pläne der Nachfrager angebotene Menge = nachgefragte Menge. Bei Ungleichgewichtspreis (p p≠GG): gestörte Koordination, gestörte Allokation. (Allokation: Muster der Zuordnung der Ressourcen (Produktionsfaktoren) zu den alternativen Verwendungsrichtungen.) Notabene: Es ist strikt zu unterscheiden zwischen • „Änderung der nachgefragten Menge“ in Abhängigkeit von Preis des betreffenden Gutes → Bewegung auf der Nachfragekurve und • „Nachfrageänderung“ aufgrund von • Einkommensänderung • Präferenzänderung • Preisänderung bei anderen Gütern Seite - 3 - 4 →Bewegung der Nachfragekurve. Analoge Unterscheidung: angebotene Menge/Angebot. P GK AT AT1 P0 P1 technischer - Fortschritt Grenzkosten sinken AT steigt NF X0 X CD - Spieler I.1.2 ZUTEILUNGSFUNKTION Güterzuteilung auf Grundlage der geäußerten Zahlungsbereitschaft. Diejenigen erhalten ein Gut, denen es nach ihrer subjektiven Nutzenschätzung mindestens so viel wert ist wie dessen Herstellung an Alternativkosten verursacht. „Nutzen“: intersubjektiv nicht überprüfbar; indirekt über die Zahlungsbereitschaft messbar (rationale Nutzenmaximierung vorausgesetzt) Vergleich: Marginale Zahlungsbereitschaft/Preis: Im Gleichgewicht: MZB = p = GK. Gilt dies auf allen Märkten: = „Totales mikroökonomisches Gleichgewicht“. Notabene: Irgendein Zuteilungsverfahren findet immer statt. Seite - 4 - 5 Beispiele: Verlosung, Gewalt, Priorität (Schlangestehen), Rationierung (Bezugsmarken), gesellschaftlicher Status („Nomenklatura“) Beziehungen („Vitamin B“),.... I.1.3 EINKOMMENSVERTEILUNGSFUNKTION Marktsystem entlohnt nach „kommutativer Gerechtigkeit“ (Austauschgerechtigkeit) = freiwillige Zahlungsbereitschaft, die für ein Gut vorhanden ist: „Man erhält für sein Tun das, was die Ergebnisse dieses Tuns anderen wert sind (mindestens, was sie einem selbst wert sind).“ Der Preis bestimmt über die Verteilung der Wohlfahrt auf Konsumenten und Produzenten eines Gutes (Abb. oben). Wohlfahrtsmaße: • Konsumentenrente (KR) = Differenz zwischen Zahlungsbereitschaft und aktuell bezahltem Preis. • Produzentenrente (PR) = Differenz zwischen Preis und Grenzkosten (= marginalen Alternativkosten der Produktion). Im Gleichgewicht: KR + PR = max.; von daher: „Totales mikroökonomisches Gleichgewicht“ = „Wohlfahrtsmaximum“. P GK KRKR PR NF X X* KR = Konsumentenrente, Fläche unterhalb der NF – Kurve (Nachfragekurve) PR = Produzentenrente, Fläche unterhalb des Preises P oberhalb der GK – Kurve (Grenzkostenkurve) Marginale Zahlungsbereitschaft (= MZB) = PR Seite - 5 - 6 I.2 INSTITUTIONELL FIXIERTE UNGLEICHGEWICHTSPREISE Staatliche Eingriffe in die Preisbildung mit dem Ziel der Korrektur der marktbestimmten Einkommensverteilung zugunsten bestimmter Gruppen („Rent - Seeking“). Seite - 6 - 7 I.2.1 HÖCHSTPREISE Ziel: Umverteilung der Renten zugunsten der Konsumenten. (Beispiele: Grundnahrungsmittel in vielen unterentwickelten Ländern, Wohnungsmarkt.) → Nachgefragte Menge steigt: xGG → x NF Nachfragemengenüberschuss → Angebotene Menge sinkt: xGG → xAT = endgültiger Wohlfartsverlust = Umverteilung Veränderung der Renten: • Rentenumverteilung: PR wird zu KR (CABD). Aber auch: • Wegfall von PR (DBF) Wohlfahrtsverlust (DEF) • Wegfall von KR (BEF) Konsequenz aus NMÜ: Warteschlangen, Schwarzmärkte etc. (siehe oben). Möglich: |-KR| > |+KR| bei: • steiler NF und/oder flacher AT- Kurve • stark abweichendem Höchstpreis Seite - 7 - 8 →“Erhöhung der Kaufkraft“ (wg. p↓)? = Milchmädchenrechnung: • Rückgang der Produktion =>Entlassungen => Minderung der Kaufkraft. • Faktorverwertungschancen künstlich herabgesetzt =>Abwanderung des Kapitals an Orte mit normaler Verzinsung. I.2.2 MINDESTPREISE Ziel: Begünstigung der Produzenten. → Nachgefragte Menge sinkt: xGG → xNF Angebotsmengenüberschuss → Produzierte Menge steigt: xGG → xAT Zwei „Lösungen“ für das Problem: i) Abnahmegarantie: Staat kauft Angebotsmengenüberschuss zum Mindestpreis („Garantiepreis“) auf. (Beispiel: Agrarmärkte in der EG/EU: „Butterberge“, „Milchseen“, etc.) ii) Kontingent: Beschränkung der Angebotsmenge auf xNF. Den einzelnen Anbietern wird eine höchstzulässige Produktionsquote zugewiesen. zu i. Abnahmegarantie Seite - 8 - 9 Konsumentenrente sinkt von EAF auf BAC. Produzentenrente steigt von GEF auf GBD. (Erlöse der Produzenten = Markterlös x NF*P M: 0BCI + Subventionserlös (aus Steuermitteln) ICDJ. ./. Alternativkosten der laufenden Produktion: - 0GDJ = Produzentenrente bei Garantiepreis: Dreieck GBD.) Verlust Konsumentenrente EBCF Überschuss FCD = Wohlfahrtsgewinn!? Nein!! Zuwachs Produzentenrente EBDF Seite - 9 - 10 Denn: Dafür werden staatliche Mittel in Höhe von ICDJ aufgewandt (= pM(xAT-xNF)). Saldo von Kosten (ICDJ) und Nutzen (FCD) der Maßnahme = Wohlfahrtsverlust ICFDJ (in Form eines „M“). Seite - 10 - 11 zu ii. Kontingent (Quote) (Beispiele (zeitweise): Stahlmarkt in der EG.) Ein Teil der ursprünglichen KR wird umverteilt von Konsumenten zu Produzenten (EBCL). Aber: Wegfall von KR (LCF) Wohlfahrtsverlust HCF Wegfall von PR (HLF) Vergleich von Abnahmegarantie (i) und Kontingent (ii): Kontingent hier volkswirtschaftlich günstiger, denn: Kosten der Überschussproduktion (= Integral unter Grenzkostenfunktion IHDJ) entfallen.) (Kosten der Lagerhaltung, Vernichtung etc. nicht eingerechnet.) Aber: Zusätzliche Probleme bei „unvollkommener Information“: • Kosteneffiziente Quotenzuweisung (in Graphik zu ii. unterstellt, dass günstigste Anbieter produzieren), sonst: →Zusatzkosten. • Jeder Produzent hat Anreiz, seine Quote zu überschreiten (weil p > GK, vgl. Kartell) → Kontrollkosten. Seite - 11 - 12 II. NUTZEN UND NACHFRAGE Ziel: Erklärung des Verhaltens der Haushalt („Haushalt“ als kleinste selbständige Entscheidungseinheit) als Nachfrager von Konsumgütern. Abhängig von: → Präferenzen (Nutzenfunktion) (Die Präferenzen der Menschen betrachten wir hier als gegeben. Anders gewendet: „Die Mikroökonomik erklärt nicht, warum Alf gern Katzen frisst“ (MORITZ, zitiert nach FEESS 1997, S. 202).) → Einkommen → Preisen: - des betrachteten Gutes - aller vom Haushalt konsumierten Güter (Realgröße des Einkommens entscheidend). Allgemeine Annahmen: • private Güter (keine positiven/negativen externen Effekte), • beliebig teilbar. II.1 EINE ÄLTERE VORSTELLUNG: DIE KARDINALE NUTZENTHEORIE (Annahme der Nichtsättigung) Nutzen = Maß der Bedürfnisbefriedigung. Mit zunehmendem Konsum eines Gutes steigt der Nutzen. Doch der Nutzenzuwachs, den zusätzliche Gütereinheiten stiften, wird immer geringer = Erstes Gossensches Gesetz (Gesetz des abnehmenden Grenznutzens). N = N (x1, x2, ……., xn) (Wasser) „Zusatznutzen“ ------------------ = „Grenznutzen“ dN --dx (Diamanten) Kardinales Nutzenmaß intersubjektiv, vergleichbar = Werturteil Seite - 12 - 13 Nichtsättigung X2 A Gleichwertige Güterbündel können nur links oben oder rechts unten liegen X1 = fallende Kurve durch das Gesetz der Nichtsättigung Gibt es Sättigung beim Konsum eines Gutes (wird der Grenznutzen Null/negativ)? Möglich, aber nicht zwingend. Einwand: Verwendung einer „kardinalen Skala“(Das heißt es lassen sich Differenzen quantifizieren (z.B. „um 10% mehr/weniger“), im Unterschied zu einer „ordinalen“ Skala, bei der sich nur eine Rangfolge angeben lässt (z.B. „besser“, „schlechter“ oder „gleich gut“)), zur Messung des Nutzens („es geht mir heute doppelt so gut wie gestern“), womöglich sogar einer objektiven, interpersonell gültigen = starkes Werturteil / Paternalismus. II.1.1 DIE MODERNE FASSUNG: ORDINALE PRÄFERENZORDNUNG Für die Ableitung der „Theorie des Haushalts“ sind keine solchen Werturteile nötig. Sie basiert auf subjektiven, ordinalen Bewertungen der Konsummöglichkeiten durch die Individuen: Ein Haushalt muss lediglich - aus seiner Sicht - angeben können, ob ihm ein Güterbündel im Vergleich zu einem anderen mehr, weniger oder gleich viel Nutzen stiftet. Betrachtet wird der 2-Güter-Fall; die Ergebnisse gelten aber für beliebig viele (n) Güter. A, B und C seien Güterbündel (Gütermengenkombinationen). Es gelten die folgenden grundlegenden Axiome:( Axiome = grundlegende Aussage, die nicht bewiesen werden kann oder muss.) 1) Reflexivität Identische Güterbündel werden gleich bewertet (A~A). 2) Vollständigkeit Bezüglich aller Warenkörben A und B gilt immer nur eine Relation A > B (A wird B vorgezogen) oder A < B (B wird A vorgezogen) oder A ~ B (Haushalt ist indifferent (indifferent = unterschiedslos, gleichgültig) zwischen A und B). 3) Stetigkeit Die Präferenzordnung weist keine Sprünge auf. Seite - 13 - 14 4) Widerspruchslosigkeit (Transitivität) A > B ^ B > C => A > C 5) Nichtsättigung Man zieht Güterbündel vor, die mehr von mindestens einem Gut enthalten (und nicht weniger von einem anderen). 6) Beschränkte Substituierbarkeit (beschränkte Ersetzbarkeit) Je mehr ich von einem Gut schon konsumiere, desto weniger sind mir zusätzliche Einheiten des Gutes wert. Gesetz der abnehmenden Grenzrate der Substitution . Aus diesen Eigenschaften ergibt sich das Konzept der Indifferenzkurve. Def.: Indifferenzkurve = Geometrischer Ort aller Güterbündel, die dem Haushalt gleichen Nutzen Stiften . Es gilt: i) Indifferenzkurven sind streng monoton fallend (Axiom 5) Herleitung: A, B, C, D, E stellen Güterbündel dar. Nichtsättigung dx2 ---- = Grenzrate der Substitution dx1 Gesetz der Abnehmenden Grenzrate der Substitution: = Indifferenzkurve fallende Indifferenzkurve konvexe Indifferenzkurve Die Grenzrate der Substitution gibt an, in welchem Verhältnis eine Menge eines Gutes durch eine menge einen anderen gutes ersetzt (substituiert) werden kann, ohne dass sich das Versorgungsniveau ändert. Seite - 14 - 15 Ausgangspunkt: A. Frage: Wo können Güterbündel liegen, die gleichen Nutzen stiften wie A (d.h. derselben Indifferenzkurve zugehören)? → Axiom 5 (Nichtsättigung): Güterbündel aus dem I. Quadranten zieht ein Haushalt gegenüber A vor: B>A (mehr x1 und mehr x2) B>A, B´´ < A (mehr xf1 oder mehr x2, gleich viel vom jeweils andern Gut). → Umgekehrt (ebenfalls wg. Axiom 5): A zieht ein Haushalt gegenüber Güterbündeln aus dem III. Quadranten vor. C<A (weniger x1 und weniger x2) C´ < A, C´´ < A (weniger xpp1 oder weniger x2, gleich viel vom jeweils andern Gut). →D.h. I und III kommen nicht in Frage; Güterbündel, die gleichen Nutzen stiften wie A können nur im II. und IV. Quadranten liegen. D = A (mehr x1 und weniger x2) mögliche Punkte einer Indifferenzkurve. E = A (mehr x2 und weniger x1) ii) Indifferenzkurven sind konvex (Axiom 6) →Grundannahme: Güter substituierbar, d. h. gegenseitig austauschbar aus Sicht der Nachfrager. (Das folgt nicht aus physischen Eigenschaften; auch Güter, die physisch nichts gemein haben, können Substitute sein. Kinobesuch und Kauf eines Paars Schuhe: Beides steigert meinen Nutzen.) Die Steigung der Indifferenzkurve zeigt an, wie viele Einheiten von Gut x2 der Haushalt maximal hergeben würde, um eine marginale Einheit x1 zu erlangen - ohne dass er sich durch diese Substitution schlechter stellt. Der Nutzenverlust durch den Verzicht auf x2 ist dabei gleich dem Nutzenzuwachs aus dem Mehrkonsum von x1. Das Verhältnis –dx2/dx1 bezeichnet man als Grenzrate der Substitution (GRS). Entlang einer Indifferenzkurve gilt: Je mehr Einheiten von Gut x1 man konsumiert, desto weniger sind zusätzliche Einheiten von x1 „wert“ (gemessen in Einheiten x2) = Gesetz der abnehmenden Grenzrate der Substitution. (Abwandlung des Ersten Gossenschen Gesetzes) Seite - 15 - 16 iii) Indifferenzkurven können sich nicht schneiden (Zwei Indifferenzkurven können sich nie berühren, da immer mindestens ein Gut mehr ist und das zweite Gut mindestens gleichgroß ist.) Gedankenexperiment: Überschneidung von Indifferenzkurven →: Verstoß gegen Transitivität (Axiom 4). => im Schnittpunkt: • ein Warenkorb - zwei Nutzen (zwei Indifferenzkurven); • ein Warenkorb - Zuweisung eines höheren Nutzens als dem Rest der Warenkörbe dieser Indifferenzkurve. Durch jeden Punkt des Güterraums verläuft eine (und nur eine) Indifferenzkurve. Je weiter weg vom Ursprung eine Indifferenzkurve liegt, desto höher ist der Nutzen der auf ihr liegenden Güterbündel. Seite - 16 - 17 Exkurs: Andere mögliche Güterbeziehungen: Bisher behandelt: • beschränkt substituierbare Güter (abnehmende GRS, Fall 1). Daneben: • unbeschränkt substituierbare Güter (gerade Indifferenzkurven, GRS = const., Fall 2) • komplementäre Güter (gegenseitige Ergänzung: „eckige“ Indifferenzkurven, Fall 3). II.2 BUDGETRESTRIKTION UND HAUSHALTSOPTIMUM Mit gegebenem Budget (Einkommen, E) soll ein möglichst hoher Nutzen erzielt werden (Verhaltensannahme: Nutzenmaximierung). Sparen oder Verschuldung werden zunächst nicht berücksichtigt, d.h. das laufende Einkommen wird ganz für Güter verausgabt, es gilt somit: p1 mal x1 + p2 mal x2 = E Daraus ergibt sich die Gleichung der Budgetgeraden: Steigung x2 = E p1 -- - -p2 p2 mal x1 abhängige Variable x2 = x2 (x1) Tangens = p1 / p2 = unabhängige Variable Gegenkathete ---------------Ankathete Seite - 17 - 18 Auf ihr liegen alle Güterbündel, die sich ein Haushalt mit seinem Budget maximal leisten kann. E = Einkommen p2 = Preis (Gut2) p1 = Preis (Gut1) Ordinate = Senkrechte (Ordinatenabschnitt) Frage: Kann ein Punkt wie P (oder R) das optimale Güterbündel sein? Antwort: Nein. Solange eine Indifferenzkurve die Budgetgerade noch schneidet, sind Güterbündel mit höherem Nutzenniveau mit dem gegebenen Budget erreichbar (hier: alle Punkte zwischen P und R). Der Nutzen ist erst dann nicht mehr zu steigern, wenn die Indifferenzkurve die Budgetgerade tangiert. Der Tangentialpunkt - Q - ist der „optimale Konsumplan“ („Haushaltsoptimum“). Im Optimum haben Budgetgerade und Indifferenzkurve die gleiche Steigung, d.h. es gilt dx2 p1 In Q gilt: GRS = ---- = ---dx1 p2 Im Haushaltsoptimum entspricht das Preisverhältnis der umgekehrten Grenzrate der Substitution. Seite - 18 - 19 Analytische Herleitung der Optimalbedingung 1. Der Haushalt will seinen Nutzen unter der Nebenbedingung eines gegebenen Budgets maximieren: „Das Preisverhältnis entspricht dem Verhältnis der Grenznutzen“. (Durch Umformung ergibt sich das Zweite Gossensche Gesetz (das Gesetz vom Ausgleich der Grenznutzen des Geldes). Im Optimum stiftet die marginale Geldeinheit in jeder Verwendungsrichtung den gleichen Grenznutzen, d.h. der Nutzen kann nicht mehr durch Umschichtung der Ausgaben gesteigert werden.) Seite - 19 - 20 II.3 REAKTION AUF EINKOMMENSÄNDERUNGEN Zwei Möglichkeiten: • superiore Güter ( ≅ Normalfall): Konsum steigt bei steigendem Einkommen (und umgekehrt) • inferiore Güter: Konsum sinkt bei steigendem Einkommen (und umgekehrt). Einkommen sinkt => Budgetgerade verschiebt sich parallel Richtung Ursprung. Optimaler Konsumplan verschiebt sich von P zu Q; Nutzenniveau sinkt von I0 auf I1. Konsum von x2 sinkt, Konsum von x1 steigt aufgrund der Einkommenssenkung. x2 ist in diesem Beispiel also ein superiores, x1 ein inferiores Gut. Notabene: (Achtung, übrigens, wohlgemerkt) • Im 2-Güter-Fall können auch beide superior, aber nicht beide inferior sein. • Den gleichen Effekt wie eine Einkommenssenkung hat eine proportionale Erhöhung der beiden Güterpreise = Senkung des Realeinkommens bei konstantem Nominaleinkommen. Seite - 20 - 21 II.4 REAKTION AUF PREISÄNDERUNGEN Beispiel: p1 steigt. Reaktion => Gesamteffekt, der sich aus zwei Teileffekten zusammensetzt: i) Einkommenseffekt (EE) ii) Substitutionseffekt (SE) zu i) Einkommenseffekt (P → Q): steigende Preise ≅ sinkende Kaufkraft des Nominaleinkommens (≅ realer Kaufkrafteffekt, ≅ Realeinkommensänderung). Darstellung der verminderten Kaufkraft bei Annahme eines konstanten Preisverhältnisses, graphisch: Parallelverschiebung der Budgetgerade in Richtung Ursprung. Bei inferioren Gütern: Einkommenseffekt bewirkt für sich Steigerung des Konsums. Bei Superioren Güter: Minderung des Konsums (Zeichnung: beide superior). zu ii) Substitutionseffekt (Q → R): Eindeutig: Ersetzung des relativ verteuerten Gutes durch das im Verhältnis dazu verbilligte Gut (gilt für inferiore und superiore Güter). Gesamteffekt der Verteuerung (P → R): - Normalerweise zu Lasten des verteuerten Gutes; Ausnahme: Giffen Güter*. - In Bezug auf das andere Gut keine Aussage möglich: bei inferioren Gütern Mehrverbrauch, bei Superioren Gütern gegenläufiger EE und SE. Seite - 21 - 22 *Spezialfall: Giffen - Güter: Der (anomale) Einkommenseffekt ist so stark, dass er den Substitutionseffekt einer Preisänderung überlagert. Aufgrund der Preiserhöhung wird vom Gut x2 mehr konsumiert! Giffen - Güter werden bei steigendem Preis mehr nachgefragt (umgekehrt, umgekehrt). Theoretischer Grenzfall, praktische Relevanz zweifelhaft. Notabene: • Giffen - Güter sind „extrem inferiore“ Güter, zum Beispiel einfache Grundnahrungsmittel. • Davon zu strikt zu unterscheiden sind zum einen Veblen - Güter, d.h. demonstrativer Luxuskonsum; Angebergüter: „Denn bei genauerer Betrachtung steigt mit dem Preise auch die Achtung“ (Wilhelm Busch). Dieser Fall ist aber nicht mit der Haushaltstheorie (mit rationalem Verhalten) vereinbar. Seite - 22 - 23 II.5 DIE HERLEITUNG DER INDIVIDUELLEN NACHFRAGEKURVE Abfolge von Optimalentscheidungen des Haushalts bei verschiedenen Preisen des Gutes x1 bei Konstanz von p2 (obere Graphik) ergibt individuelle Nachfragekurve eines Haushalts nach x1 (untere Graphik). Bier x2 = Bier x1 = Limo Einkommen = 100 €/Monat Limo Bier 1 €/l 2 €/l 1 €/l Limo 25 50 100 Die Abhängige Variable muss an die Senkrechte! (Hier ist es der Preis) Notabene: • In der „Marshallschen“ Nachfragefunktion p = p(x) ist der Preis eine Funktion der nachgefragten Menge – entgegen der ökonomischen Logik. Deshalb auch „inverse“ Nachfragefunktion genannt. • Nochmals: Die Nachfragekurve beschreibt die Änderung der nachgefragten Menge in Abhängigkeit vom Preis: ceteris paribus (= „unter sonst gleichen Bedingungen“). Bei Änderung • des Einkommen, • der Präferenzen und • der Preise anderer Güter: => Effekt einer Preisänderung wird abgeschwächt Änderung der Nachfrage zu jedem Preis Verschiebung der Nachfragekurve!! Seite - 23 - 24 II.6 DIE HERLEITUNG DER GESAMTNACHFRAGE Die Marktnachfrage ergibt sich durch „horizontale Addition“ der Einzelnachfragen. Zu jedem Preis wird ermittelt, welche Mengen die individuellen Haushalte nachfragen. Addition dieser Mengen ergibt die am Markt zu diesem Preis nachgefragte Menge. Preis bei x = 0; Sättigungsmenge: Menge bei p = 0; Notabene: (Merke) Die Haushaltstheorie geht davon aus, dass die Nachfragen der einzelnen Haushalte voneinander unabhängig sind. Das muss aber nicht bei allen Gütern der Fall sein. Man redet dann von „Netzwerkexternalitäten“. Diese können positiv sein oder negativ. Wir unterscheiden demnach zwei Effekte: Bandwagon - Effekt Verbundene Nachfrage Snob - Effekt • Bandwagon-Effekt: Man begehrt ein Gut, weil schon viele andere es besitzen („muss man haben, um dazu zu gehören“). Häufig bei Kinderspielzeug (Game - Boy, Videospiele) oder bei Bekleidung. Die Nachfrageverbundenheit kann auch ganz rationale Gründe haben wie bei Kommunikationssystemen (Telefon, Fax, Internet) oder PC-Betriebssystemen. • Snob-Effekt: Ein Gut wird für manche weniger attraktiv, wenn viele andere es besitzen - zum Beispiel weil der Prestigewert leidet. Beispiele: Rolex. (Das ist ein Anlass für manche Hersteller, „Billigmarken“ einzuführen. Bei Rolex etwa die Marke „Tudor“, bei VW Skoda ..... (autsch!). Im Ernst: Vgl. unten den Abschnitt IV.4.8 Preisdiskriminierung.) Beispiel für 3 Haushalte Haushalt 1 Haushalt 2 P P x Haushalt 3 P x Marktnachfrage P x x Seite - 24 - 25 II.7 DIE DIREKTE PREISELASTIZITÄT DER NACHFRAGE Maß für die Empfindlichkeit der Reaktion der Konsumenten auf Preisänderungen. Allgemeine Berechnung: Mengenänderung [%]/Preisänderung [%]. dx dp Δp < 0 => Δx > 0 (und umgekehrt) => -- : -- < 0 x p (aufgrund gegenläufiger Entwicklung von Menge und Preis). Ausnahme: bei Giffen - Gütern Vorzeichen positiv. Wert der Elastizität • gilt nur für einen konkreten Punkt auf einer gegebenen Nachfragefunktion; • jeder Punkt auf der Nachfragefunktion besitzt eine andere Elastizität. Der Wert seiner Elastizität bestimmt sich nach der Lage auf der Nachfragekurve: E= Prozentuale Mengenänderung -----------------------------------Prozentuale Preisänderung Preis fällt um 10 % Menge steigt um 20 % (dx = Änderung mal x) E= dx x --------=-2 dp p + 20 % E = --------- = -2 - 10 % 200 Stck 1000 Stck 20 % ------------------------------------- 1.000 €/Stck 10.000 €/Stck = ------------------ - 10 % Elastizität (immer negativ (-)!!!) Seite - 25 - 26 Elastizitätszonen: Prominente Elastizitäten: bei A: ε = - ∞ bei B: ε = -1 bei C: ε = 0 dx tan ß = --dp dp tan a = --dx D ß a 0 - DC QC = ------ = ---0D AQ DC BD = ---- x ---BD 0D = DC ----0D − ∞ bis – 1 „elastischer Nachfrage“ (Mengenreaktion [%] betragsmäßig größer als Preisaktion [%]) -1 bis 0: „unelastische Nachfrage“ (Mengenreaktion [%] betragsmäßig kleiner als Preisaktion [%]) Seite - 26 - 27 Vergleich der Elastizitäten auf verschiedenen Kurven bei p0 : • Kurve 2: Elastizität identisch mit Elastizität in Kurve 1 (identische Streckenverhältnisse, da „ähnliche“ Dreiecke) • Kurve 3: Elastizität geringer als auf Kurve 1 Elastizität bei nichtlinearen Nachfragekurven • Abgewandelte „Faustformel“: Streckenverhältnisse auf der Tangente Seite - 27 - 28 Spezialfälle: Isoelastische Kurven II.8 PREISELASTIZITÄT DER NACHFRAGE UND AUSGABEN DER HAUSHALTE Beachte: Preis = Funktion der abgesetzten Menge; p = p(x) („inverse Nachfragefunktion“). Ausgaben der Haushalte/Umsatz am Markt: U = p(x) x. Verlauf der Ausgabenfunktion: bei Prohibitivpreis: x = 0 => U = 0 bei Sättigungsmenge: p = 0 => U = 0 in ε = -1: Umsatzmaximum. Seite - 28 - 29 Elastizität und (Grenz-)Ausgaben: Allgemeine Herleitung Die Nachfragefunktion hat die Form P = p(x) Die Umsatzfunktion lautet damit U = p(x)x Für die Grenzerlöse gilt du --- = p + x dx dU x dp Umformung ergibt Gleichung (1): ---- = p 1+ -- --dx p dx dx --x Für die Preiselastizität gilt Gleichung (2) ε = --dp --P dU 1 p (2) in (1) ergibt: --- = p 1+ --- = p + --dx ε ε = AMOROSO- ROBINSON Relation dp --dx p dx = -- ---x dp Herleitung für lineare Nachfragefunktion Für eine lineare Nachfragefunktion p = a - bx ergeben sich die Ausgaben als U = (a-bx)x = ax-bx2. Die Grenzausgaben ergeben sich als dU/dx = a-2bx. Ausgewählte Werte: Ε → ∞: Grenzausgaben ≈ p Grenzausgabengerade: Schnittpunkt mit der ε = -1: Grenzausgaben p + (p/-1) = 0 X – Achse bei der halben Sättigungsmenge xs/2 Elastischer Bereich: Preissenkung => Mengenerhöhung => steigende Ausgaben (Mengenreaktion > Preisaktion) (der Umsatz steigt) Unelastischer Bereich: Preissenkung => Mengenerhöhung => fallende Ausgaben (Mengenreaktion < Preisaktion) (der Umsatz fällt) Seite - 29 - 30 Anmerkung: Die Antwort auf die Frage, ob sich eine Umsatzsteigerung bei Preiserhöhung oder Preissenkung ergibt, ist (unter anderem) abhängig von ε! - relevant ist dies für die Umsätze in Unternehmen P U a NF Umsätze p = a - bx U = (a – bx) mal x = ax –bx2 (= Parabel) NF xs xs 2 Preis sinkt Nachfrage steigt = steigende Umsätze x dU 1 -- = p 1 + --dx ε II.9 WEITERE ELASTIZÄTSKONZEPTE Allgemein berechnet sich eine Elastizität als Quotient zwischen prozentualen Änderungen, die möglicherweise in einer Ursache - Wirkungsbeziehung stehen. Indirekte Preiselastizität (Kreuzpreiselastizität) dx1 x1 ε 1,2 = = Konsumänderung eines Gutes bei Preisveränderung eines anderen dp2 p2 Fragestellung: Gehören zwei Güter einem gemeinsamen Markt an? 1) Steigender Preis p2 => steigende Menge x1 Substitutionalität: gegenseitiges Austauschbarkeitsverhältnis ein gemeinsamer Markt Seite - 30 - 31 2) Steigender Preis p2 => fallende Menge x1 Komplementarität 3) Steigender Preis p2 => gleich bleibende Menge x1 keine gegenseitige Beeinflussung. Praktische Bedeutung dieser Fragestellung: Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkung: Abgrenzung der Märkte bei der Missbrauchsaufsicht über marktbeherrschende Unternehmen. Einkommenselastizität der Nachfrage dx x Bei Inferioren Gütern < 0 (Kartoffeln) εE = dE Bei Superioren Gütern > 0 (Champagner) E Aufkommenselastizität von Steuern dT T Steueraufkommensänderung : Volkseinkommensänderung εT/Y = dY Y III. KOSTEN UND ANGEBOT III.1 DIE PRODUKTIONSFUNKTION Produktion = Transformation von Gütern Produktionstechnik Input Output = Produktionsfaktoren (v1, v2, ...) Output = Ertrag = Produktionsergebnis (x) C = Ausbringungsmenge B = Stunden (Arbeitsstunden und Maschinenstunden) „Produktionsgebirge“ Produktionsfunktion mit zwei unabhängigen Produktionsfaktoren. x = x (v1,v2) Seite - 31 - 32 Grenzkosten – Kurve (GK) = was kostet die Herstellung einer zusätzlichen Einheit eines Produktes Die Produktionsfaktoren - (gibt die größtmögliche Ausbringungsmenge an, die mit den eingesetzten Produktionsfaktoren erreicht werden kann) – Produktionsgebirge Eine „neoklassische“ Cobb - Douglas-Produktionsfunktion, wie sie hier abgebildet ist, hat sich in vielen Fällen bei der Erfassung realer Produktionsprozesse bewährt. Die all-gemeine Form einer Cobb- Douglas -Funktion lautet x = Produktionsmenge c = Konstante wobei v1, v2 = Produktionsfaktoren 0 < α, β < 1. III.2. OPTIMALE PRODUKTIONSPLÄNE UND FAKTORNACHFRAGE Ziel der Firma: gegebene Menge an Gütern zu möglichst geringen Kosten herzustellen: Minimalkostenkombination. => Ableitung der Nachfrage nach Produktionsfaktoren. Voraussetzung in unserer Betrachtung: • Produktionstechnik = technisch optimal => Produktionsfunktion = voroptimierte Funktion => technische Effizienz = Voraussetzung für Kostenminimalität • Produktionsfaktoren a) beliebig teilbar b) begrenzt gegenseitig austauschbar III.2.1 PRODUKTIONSISOQUANTEN Produktionsisoquante: geometrischer Ort aller Faktormengenkombinationen, die zum gleichen Output führen entspricht Linien gleicher Ausbringungsmenge = Projektion von „Höhenlinien“ des Produktionsgebirges in die v1/v2-Ebene. Seite - 32 - 33 Eigenschaften: • konvex zum Koordinatenursprung (abnehmende Grenzrate der technischen Substitution) • monoton fallend (keine „ringförmigen“ Isoquanten, da sonst negative Grenzproduktivitäten – ökonomisch irrelevant) • überschneidungsfrei. V2 Je weiter außen eine Produktionsisoquante liegt, desto höhere Ausbringungsmengen repräsentiert sie V°2 Produktionsisoquante V*2 V°1 V*1 V1 Technisch Effizient ist, wenn es nicht möglich ist, die gleiche Produktion mit weniger von einem Produktionsfaktor herzustellen, ohne mehr von einem anderen Produktionsfaktor zu benötigen. Faktoren im Inneren des Produktionsgebirges sind ineffizient. Beim Substitutionsvorgang entlang einer Isoquanten gilt: 2vx∂∂ Seite - 33 - 34 Exkurs: Mögliche Beziehungen zwischen Produktionsfaktoren Bisher behandelt: 1) begrenzte gegenseitige Austauschbarkeit (abnehmende GRTS); Daneben: 2) vollkommene gegenseitige Austauschbarkeit (d.h. konstante GRTS) 3) Limitationalität (Komplementarität). zu 3) Limitationale Produktionsfaktoren Nur eine Faktorkombination auf der Isoquante technisch effizient (Eckpunkt) Technisch bedingt: festes Verhältnis zwischen Produktionsfaktoren. Indirekt aber in der Regel Substitutionsmöglichkeit durch Wechsel der Technologie. Annahme im Folgenden weiterhin: begrenzt substituierbare Produktionsfaktoren. Seite - 34 - 35 III.2.2 ISOKOSTENGERADE UND MINIMALKOSTENKOMBINATION Annahmen: • gegebene Güterpreise • gegebene Faktorpreise _ Für eine bestimmte Kostensumme K ergibt sich bei gegebenen Faktorpreisen q1 und q2 aus der Bedingung _ _ _ K = v1q1 + v2q2 die Gleichung der „Isokostengeraden“ _ __ K q1 v2 = __ - __ v1 q2 q2 Auf ihr liegen alle Faktorkombinationen, die die Kostensumme ausschöpfen. Ziel der Firma: Zu gegebenen Kosten möglichst hohe Ausbringungsmenge (bzw. umgekehrt: gegebene Ausbringung zu minimalen Kosten). Im Optimalen Produktionsplan (der Minimalkostenkombination) müssen Isokostengerade und Produktionsisoquante die gleiche Steigung aufweisen. Es gilt dort: Das Verhältnis der Faktorpreise entspricht dem Verhältnis der Grenzproduktivitäten der Produktionsfaktoren und der umgekehrten Grenzrate der technischen Substitution Seite - 35 - 36 III.2.3 DIE REAKTION AUF FAKTORPREISÄNDERUNGEN Zwei Effekte • Einkommenseffekt - EE ("Kosteneffekt") • Substitutionseffekt - SE (“Relativpreiseffekt“) Σ = Gesamteffekt (siehe Skizze) Annahme: Es liegen „technisch superiore“ Produktionsfaktoren vor - die also mit steigendem Produktionsniveau ceteris paribus mehr eingesetzt werden (Regelfall). Beispiel: steigender Faktorpreis q1 1. EE: bei Superioren Produktionsfaktoren eindeutig: Erhöhung des Faktorpreises q1 => xv1 sinkt. Rückgang der Produktion bei konstanten Kosten (von x=100 auf x=80). (bzw.: gleiches Produktionsniveau nur zu höheren Kosten) => Rückgang der Beschäftigung der in der Produktion „eingeschlossenen“ Faktoren v2 und v2. 2. SE: Bei gestiegenem Preis q1 entsteht ein Ungleichgewicht: Faktorentgelt / Produktivität vgl.: Relation: Lohn / Produktivität =>Substitution des Faktors v1 durch den im Preis gleich gebliebenen Faktor v2. Gesamteffekt: Bezüglich v1: EE und SE gleichgerichtet => Mindereinsatz des verteuerten Faktors. Bezüglich v2: EE und SE gegenläufig; Wirkung nicht eindeutig. (Kapital = vor getaner Arbeit) Lohnerhöhung führt immer zu einer Verteuerung der Güter Seite - 36 - 37 III.2.4 FAKTORNACHFRAGE Individuelle Nachfrage eines Unternehmens nach einem Produktionsfaktor v1 (langfristig, d.h. bei Variabilität des anderen Produktionsfaktors v2): Die Funktion der kurzfristigen Faktornachfrage (also bei fixem Einsatz des anderen Faktors) ergibt sich einfach als Ableitung der Ertragsfunktion (also der partiellen Produktionsfunktion) → Marktnachfrage: Horizontale Addition der Individualnachfragen (vgl. II.6). Seite - 37 - 38 III.2.5 PREISELASTIZITÄT DER FAKTORNACHFRAGE Zinselastizität der Kapitalnachfrage/Lohnelastizität der Arbeitsachfrage → Punktelastizität Möglichkeiten der Veränderung der Nachfrage: 1) Veränderung der Produktionstechnik (z. B. bei technischem Fortschritt in Richtung einer v1 - intensiven Produktion => Zunahme der Nachfrage nach v1). 2) Änderung der Kaufkraft/Güternachfrage. 3) Preisänderung bei anderen Faktoren. Beispiel: = Ratio der „Investitionsförderung“: Subventionierung des Einsatzes von Sachkapital → Mehrnachfrage nach Arbeit (?). Frage: Arbeitsmarkt - "sui generis" ein ganz besonderer Markt? In Bezug auf das Arbeitsangebot - richtig, da: • Angebot immer an eine bestimmte Person geknüpft • Arbeitszeit nach oben begrenzt ist (1 Tag = 24h); in Bezug auf die Nachfrage - falsch! Seite - 38 - 39 III.3. VON DER ERTRAGSFUNKTION ZUR KOSTENFUNKTION III.3.1 ERTRAGSFUNKTIONEN UND ERTRAGSGESETZE Ertragsfunktion = Zusammenhang zwischen Ausbringung und Einsatz eines Produktionsfaktors bei Konstanz des anderen Faktors (= „partielle Faktorvariation“), _ x = x (v1; v2). Entspricht einem Längs- bzw. Querschnitt durch das Produktionsgebirge (s. III.1). entsprechend kurzfristige Betrachtung (kurzfristig ist die Einsatzmenge der übrigen Produktionsfaktoren konstant). Einfachster Fall: i) Neoklassisches Ertragsgesetz (neoklassisch = Gesetz des abnehmenden Grenzertrages) Mit zunehmendem Faktoreinsatz wächst der Ertrag, der Ertragszuwachs (= Grenzertrag, Steigung der Ertragsfunktion) nimmt stetig ab (vgl. Cobb – Douglas - Produktionsfunktion aus III.1). Bedeutung des Grenzertrags für die Faktornachfrage: Es lohnt sich so lange, eine zusätzliche Faktoreinheit einzusetzen, wie sie mehr bringt (Grenzertrag, Grenzproduktivität) als sie kostet (Faktorpreis, gemessen in Einheiten des produzierten Gutes). Seite - 39 - 40 x _ x = x (v1;v2) _ x = (v1;v2) mehr v2 v1 Grenzertragskurven (Arbeitsnachfrage) = Produktivität) dx dv1 Der Lohn kann im Ausmaß der Arbeitsproduktivität steigen q1 dx dv1 v1 Beispiel: Löhne und Beschäftigung Allgemeine Bedingung: Gewinn = Erlös - (Faktor-) Kosten. Im Fall des Faktors Arbeit: G = px x-wA (wobei w = Geldlohnsatz, Nominallohn) Bedingung für optimalen Faktoreinsatz: Seite - 40 - 41 Anwendung: Konzept der produktivitätsorientierten Lohnpolitik Annahme: Steigerung der Produktivität (z.B. durch Technischen Fortschritt, Mehreinsatz von Kapital) => Mehrnachfrage nach Arbeit: • Bei Lohnsteigerung im Ausmaß der Produktivitätsfortschritts Konstanz der Beschäftigung des Faktors Arbeit. ⇒ • Mehrbeschäftigung bei Lohnzuwächsen unterhalb des Produktivitätsfort - schritts (konstanter Reallohn: A1→A2). Einwand Kaufkraftargument (Lohnerhöhung ⇒ Mehrbeschäftigung)? = Theoretischer Grenzfall, empirisch irrelevant. Zudem: Bei Lohnerhöhung im elastischen Bereich sinkende Lohnsumme (=“Kaufkraftparadoxon des Lohnes“). Seite - 41 - 42 ii) Klassisches Ertragsgesetz: Ertragsfunktion mit erst steigenden, dann sinkenden Grenzerträgen. „Fahrstuhl“ Schlussfolgerung von Faktormenge auf Produktionsmenge Grenzproduktivität beim klassischen Ertragsgesetz Ertragszuwächse = Grenzerträge dx/dv1 = Steigung der Tangenten an die Kurve. • Bis W: steigende Ertragszuwächse; W: Schwelle des Ertragsgesetzes; Maximum des Grenzertrags = tan α • ab W: fallende Grenzerträge • ab M: (Maximum der Ertragsfunktion) negative Grenzerträge = abnehmender Ertrag - ökonomisch irrelevanter Bereich. Durchschnittsproduktivität Durchschnittsertrag des variablen Faktors: x/v1 = Steigung eines Fahrstrahls an das Ertragsgesetz. Solange Grenzertrag > Durchschnittsertrag => steigender Durchschnittsertrag. => Maximum dort, wo der Fahrstrahl zur Tangenten wird (tan β in T). Daher entspricht der Durchschnittsertrag in seinem Maximum dem Grenzertrag an dieser Stelle. Seite - 42 - 43 III.3.2 ERTRAGSFUNKTION, FAKTORBEDARFSFUNKTION UND KOSTENFUNKTION Kosten = bewerteter Einsatz von Produktionsfaktoren. Um die Kosten einer bestimmten Ausbringungsmenge zu ermitteln, benötigt man Informationen über die Faktoreinsatzmenge, die zu deren Produktion erforderlich ist: Gesucht ist die Faktorbedarfsfunktion v1 = v1 (x). Die Ertragsfunktion gibt - genau umgekehrt - Auskunft über die Ausbringungsmenge, die bei einer bestimmten Einsatzmenge des variablen Produktionsfaktors v1 produziert werden kann: x = x (v1). Unterstellt ist hier ein klassischer Ertragsverlauf. Die Faktorbedarfsfunktion erhält man aus der Ertragsfunktion, indem man deren Umkehrfunktion bildet. Graphisch ergibt sie sich durch Spiegelung der Ertragsfunktion an der 45°-Linie und Tausch der Achsenbezeichnungen. Multipliziert man die Faktorbedarfsfunktion mit dem Faktorpreis q1, ergibt sich die Funktion der variablen Kosten Kv(x) = v1(x)*q1. Addiert man dazu die ausbringungsunabhängigen, fixen Kosten Kf (d.h. die Kosten des anderen, fixen Produktionsfaktors v2), ergibt sich die Gesamtkostenfunktion. Seite - 43 - 44 Abnehmende Ertragszuwächse entsprechen somit zunehmenden Kostenzuwächsen und umgekehrt: = „Ertragsgesetzlicher Kostenverlauf“ (um eine zusätzliche Einheit x herzustellen, braucht man immer weniger/mehr zusätzliche Einheiten v1 – entsprechend fallen/steigen die Kosten der Produktion zusätzlicher Einheiten). x V1* V1 V1 V1 = V, (x) Faktorbedarfsfunktion Kosten = Faktor x Preis x Kv Kf K K = Kv + Kf Kv klassische Kostenfunktion Kf Seite - 44 - 45 III.3.3 ZUM ZUSAMMENHANG ZWISCHEN DEN KOSTENKATEGORIEN Beachte: Die Kurven der variablen und der totalen Durchschnittskosten schneiden jeweils in ihrem Minimum die Grenzkostenkurve (die entsprechenden Fahrstrahlen werden dort zu Tangenten)! Seite - 45 - 46 III.3.4 GRENZKOSTEN, ANGEBOT UND GEWINNSITUATION Verhaltensannahme: Die Unternehmen betreiben Gewinnmaximierung. Gewinn = Erlös – Kosten: G(x) = E(x) – K(x). Die notwendige Bedingung für ein Gewinnmaximum lautet also dG/dx = dE/dx – dK/dx = 0. Das heißt bei der gewinnmaximalen Angebotsmenge ist der Erlös der letzten angebotenen („marginalen“) Einheit gleich den Alternativkosten ihrer Produktion. Für ein Unternehmen in vollkommener Konkurrenz ist der Marktpreis gegeben: _ p = p; der Erlös ergibt sich als _ E⋅= p ° x; und der Grenzerlös als _ dE/dx = p Damit ergibt sich für ein Unternehmen in vollkommener Konkurrenz die gewinnmaximale Angebotsmenge da, wo der Preis den Grenzkosten entspricht. Grenzkostenfunktion = Angebotsfunktion. Aber: Kein Angebot zu Preisen unterhalb des „Betriebsminimums“, d.h. des Minimums der durchschnittlichen variablen Kosten: Betriebsminimum p1/x1: nur ein Teil der variablen Kosten gedeckt; keine Fixkostendeckung => Einstellung der Produktion Seite - 46 - 47 Anbieter scheiden aus p2/x2: variable Kosten gedeckt / Fixkosten ungedeckt („Betriebsminimum“). Das Unternehmen ist indifferent zwischen Weiterproduktion und Einstellung der Produktion Zustrom von Anbietern Angebot Preis steigt sinkt p4/x4: Gewinn (na bitte!) Seite - 47 - 48 p3/x3: Vollkostendeckung („Betriebsoptimum“) Unterhalb p3/x3: langfristig kein Angebot; Anbieter scheiden aus => p↑. Oberhalb p3/x3: Gewinne => Zustrom weiterer Anbieter => p↓ Gleichgewicht am Markt: Betriebsoptimum; gewinn- und verlustlose Situation. Marktangebot ergibt sich aus Horizontalaggregation der individuellen Angebotskurven (=Grenzkostenkurven). III.3.5 ANGEBOTSELASTIZITÄT Seite - 48 - 49 Sonderfälle: Isoangebotskurven • vollkommen elastisch (Nachfrageänderungen haben keinen Einfluss auf Preis; z.B. Weltmarktangebot an Rohöl aus Sicht Luxemburgs); • vollkommen unelastisch (keine Ausweitung des Angebots möglich, z.B. im Bereich der Kunst: nur begrenzte Anzahl an Picasso-Gemälden, Ferrari 250 GTO („Bestandsmärkte“). Angebotselastizität = Punktelastizität Veränderung des Angebots insgesamt mit Elastizität nicht messbar. Angebotsveränderung aufgrund von Kostenänderung (z.B.: Änderung der Faktorpreise, Steuern, Subventionen, Produktionstechniken, Mieten, Transportkosten, Benzinkosten usw.). Anmerkung: • Überlagerung von Effekten möglich, z.B. Kostensteigerung durch Faktorpreiserhöhung bei gleichzeitiger Subvention => Feststellung des überwiegenden Effekts. • Die Grenzkostenfunktion ist nur in einer Wettbewerbswirtschaft gleich der Angebotsfunktion. Seite - 49 - 50 IV. Koordination und Preisbildung bei unterschiedlichen Marktstrukturen IV.1 Polypol = "Wettbewerb der vielen". Zur Preisbildung siehe bereits III.3.4: Der Gewinn jedes Unternehmens ergibt sich als Erlös (Umsatz) minus Kosten: G=U - K. Die gewinnmaximale Menge ergibt sich dort, wo der Grenzgewinn gleich Null wird: dG/dx = dU/dx - dK/dx = 0 bzw. dU/dx = dK/dx. Ein Gewinnmaximierendes Unternehmen wählt also die Angebotsmenge, bei der die Grenzkosten den Grenzerlösen entsprechen. Ein Unternehmen bei vollkommener Konkurrenz hat keinen Einfluss auf den Marktpreis. Es gilt pp =. Damit ergibt sich der Erlös für ein solches Unternehmen als U= px und der Grenzerlös als dU/dx = p. Die Gewinnmaximierungsbedingung lautet damit P = dK/dx. In Worten: Bei vollkommener Konkurrenz produziert ein Unternehmen die Menge, bei der die Grenzkosten dem Preis entsprechen. Die Grenzkostenkurve bestimmt, wieviel zu welchem Preis angeboten wird (d.h. die Angebotskurve). Seite - 50 - 51 Gewinnmaximum: Grenzkosten = Grenzerlös = Gleichgewichtspreis pGG Nochmals: → ein Unternehmen besitzt keinen Einfluss auf den Preis Unternehmen = "Preisnehmer" / "Mengenanpasser" Anpassung der Menge an den Marktpreis. Situation in x1: Verbesserung der Gewinne durch Ausweitung der Produktion möglich Viereck AECB = zusätzliche variable Kosten (Fixkosten hier irrelevant) Viereck ADCB = zusätzlicher Erlös Dreieck EDC = zusätzlicher Gewinn. Situation in x2: analog Dreieck CGF = Verlust verglichen mit xGG. Seite - 51 - 52 … im Wettbewerb Für den einzelnen Anbieter gilt _ P=P P GK = AT P1 P2 X2 X1 X Gewinn P AT P Summe AT Verlust PGG (Summe aller Angebote) PGG X1 X2 X X PGG = Preisgleichgewicht IV.2 MONOPOL IV.2.1 FORMEN • "Cournot - Monopol" ( = Alleinanbieter) Speziell: Ressourcenmonopol Hersteller und Anbieter = alleiniger Inhaber der Eigentumsrechte der Ressourcen, die zur Herstellung des Produktes notwendig sind z.B. Heilwasserquellen Bauxit-Monopol in den USA, heute: Übergang vom alleinigen Eigentumsrecht zur ausschließlichen Berechtigung, z.B.: Postmonopol durch Rechtsnorm geschützt. Seite - 52 - 53 • Kollektivmonopol (Kartell): Anbieter einer bestimmten Produktionsstufe schließen sich unter einheitlicher Leitung zusammen. Anbieter legt Preis fest (alleine) Der Preis sei eine Funktion der Menge p = p(x): z. Bsp. P = a - bx P Erlöse PM GK tan a P = a - bx PW PM > PW XM < XW (a XM XW X dU / dx = Grenzerlöse Der Monopolist vergleicht: was bringt die zusätzlich Produzierte Einheit X? - Grenzerlöse sind immer Geldsummen Erlöse = Umsatz = Preis mal Menge = P(x) ° X = (a – bx)° x = ax – bx² dU => Grenzerlöse = ---- = a – 2bx dx Der Monopolist bietet die Menge X an, bei der gilt: Grenzerlös = Grenzkosten XM Die Menge XM wird zum Preis PM Nachgefragt Seite - 53 - 54 IV.2.2 PREISBILDUNG IM MONOPOL/KARTELL Für Alleinanbieter/Kartell: Preis - Absatzfunktion = Nachfragefunktion = Nfmono => Absatz von steigenden Mengen nur zu sinkenden Preisen gilt auch im Monopol. Im Gegensatz zu einem Unternehmen in vollkommener Konkurrenz hat ein Monopolist Rückwirkungen seiner Angebotsentscheidung auf den Preis zu berücksichtigen; allgemein ausgedrückt gilt für seine Preisabsatzfunktion p = p(x). Seine Erlösfunktion (Umsatzfunktion) lautet also U = p(x)x. Damit gilt für die Grenzerlösfunktion (entspricht der 1. Ableitung der Umsatzfunktion): (Man kann die Grenzerlösfunktion unter Annahme einer linearen Preisabsatzfunktion auch folgendermaßen ableiten: Die Preisabsatzfunktion habe die Form p = a - bx. Damit ergeben sich die Erlöse als U = (a - bx)x = ax - bx 2 und entsprechend die Grenzerlöse als dU/dx = a - 2bx. Die Grenzerlösfunktion hat den gleichen Abszissenabschnitt wie die Nachfragefunktion, aber die doppelte Steigung.) dxdU = p (1+ 1ε) = p + εp (= Amoroso - Robinson Relation, vgl. II. 8). Im unelastischen Bereich: steigende Preise => Umsatzsteigerung Im elastischen Bereich: steigende Preise => Umsatzrückgang Bedingung für Gewinnmaximum: Grenzerlös = Grenzkosten: Schnittpunkt F → Resultierende Menge: xM →Preis (laut PAF)pM Der Punkt C, d.h. die vertikale Projektion des Schnittpunkts F auf die Preisabsatzfunktion heißt „Cournotscher Punkt“. Es gilt: Grenzerlös < Preis. → Preis von xM = pM => keine Angebotsfunktion, sondern nur Punkt. Seite - 54 - 55 Kartellverbot sinnvoll bei Vorhandensein von: 1. Anreizen zur Monopolbildung (Gewinne) 2. daraus entstehenden volkswirtschaftlichen Schäden. zu 1): Zwei Effekte (siehe Zeichnung oben): a) Erlössenkung (Integral unterhalb Grenzerlöskurve): ABDF (Umsatz sinkt) b) Kostensenkung wegen Produktionsrückgang (Integralm unter Grenzkostenkurve): ABEF (Kosten sinken) Gewinn steigt um weil Kostensenkung > Umsatzsenkung => Nettovorteil bei der Einschränkung der Produktion im Vergleich zum Polypol (Mehrgewinn): FDE (schraffiertes Dreieck). Aus dieser Aussicht auf Gewinn resultiert ein "universeller Hang zur Monopolbildung" (Walter Eucken). Seite - 55 - 56 zu 2) Wohlfahrtswirkung der Monopolbildung: (Annahme: Monopolist hat identische Kostenfunktion wie Polypolist) Schon das ist fragwürdig wegen fehlendem Wettbewerbsdruck („X-Ineffizienz“) II: Rentenumverteilung von Konsumenten zu Produzenten IV: endgültiger Verlust an Konsumentenrente Nettowohlfahrtsverlust: IV + V V: endgültiger Verlust an Produzentenrente volkswirtschaftliche Nachteile allgemein: • keine Allokationseffizienz (verzerrte Produktionsstruktur) • +(ordnungspolitische) normative Funktionsvoraussetzung → keine Wahlfreiheit der Nachfrager (Individualentscheidungen) → keine dezentrale Planung • Monopolbildung = Privatvertrag "zu Lasten Dritter" • keine Konkurrenz => keine Innovationen (unter Umständen aber mehr Produktdifferenzierung) Seite - 56 - 57 - Preisgleichgewicht bei Wettbewerb - bei Erhöhung der Preise und Senkung der Produzierten Menge (Monopolbildung) Seite - 57 - 58 - neu entstandene Konsumentenrente - Umverteilung von Konsumentenrente zu Produzentenrente Seite - 58 - 59 - neue Produzentenrente - endgültiger Wohlfahrtsverlust Seite - 59 - 60 - endgültige Produzentenrente und endgültiger Wohlfahrtsverlust IV.3 NATÜRLICHES MONOPOL Wir nennen einen Sektor ein natürliches Monopol, wenn ein einziger Anbieter das Produkt günstiger herstellen kann als jede größere Anzahl von Anbietern: = „nicht vermeidbare Monopole“. Kennzeichen: => Notwendigkeit hoher Anfangsinvestitionen vor der eigentlichen Produktion; z: B. Wasserwerk → gesamtes Leitungsnetz hohe Fixkosten, => geringe laufende Belastung; geringe variable Kosten/geringe Grenzkosten, (Hinreichende Bedingung für „Subadditivität“ der Kostenfunktion. Siehe zum Beispiel „Economies of Scale“ (Größenvorteile) im Umdruck zu Cobb - Douglass - Funktionen.) => dauerhaft sinkende Stückkosten (s. Skizze), => Konkurrenz (Eintritt eines weiteren Unternehmens in den Markt ) ökonomisch nicht sinnvoll. Ausdehnung der angebotenen Menge volkswirtschaftlich sinnvoll, solange Wert der marginalen Einheit aus Sicht der Nachfrager > zusätzliche Kosten: Optimum: Grenzkosten = Preis (in F gegeben). (... außerdem natürlich: sozialer Gesamtwert > soziale Kosten (Totalbedingung).) Seite - 60 - 61 Effizientes Angebot von Alleinanbieter nicht zu erwarten: da keine Kontrolle durch Konkurrenz => Tendenz zur Ausbeutung der Nachfrager (Cournot-Preisbildung, Preis > Grenzkosten). => Angebot durch Öffentliche Unternehmen oder/und Regulierung: Genehmigung von Mengen, Preisen, Investitionen. → Problem: Regulierungsdilemma der Regulierungsbehörde • bei kostendeckenden Preisen → ineffiziente Produktion • bei effizienten Preisen → Verluste für das Unternehmen/kein Angebot Seite - 61 -