13. Oktober 2004 Vorlesung: Einführung in die Sportsoziologie (Weiss) 1. Prüfungstermin (schriftlich): 26. Jänner 2. Prüfungstermin: letzte Märzwoche 3. Prüfungstermin: 2. Junihälfte Buch: „Einführung in die Sportsoziologie“ (Otmar Weiß) (Kap. 1 – 7) Die Sportsoziologie ist eine Teildisziplin der Sportwissenschaften. Die Sportwissenschaft ist sehr jung, 30 – 40 Jahre. Dann entstanden Sportphysiologie, Sportsoziologie und Sportmanagement. Paradigma der Sportwissenschaften: (20. Jh) - Soziologie - Psychologie - Medizin - Wirtschaft - Pädagogik Früher war der Sport z.B. nur pädagogisch, heute wirken alle Faktoren zusammen. GEGENSTAND DER SOZIOLOGIE: Gesellschaft ist eine Bezeichnung, für die Gesamtheit des Sozialen und kennzeichnet die besondere Art der Verbundenheit bzw. soziale Beziehungen, Prozesse, Handlungen usw. Definition: 1.) Soziologie ist die wissenschaftliche Untersuchung von Gesellschaft und sozialer Interaktionen. 2.) Soziologie ist die Gesamtheit aller Kommunikationen zwischen Personen in einer Gesellschaft. Sie versucht, Gesetzmäßigkeiten in der Gesellschaft (gesellschaftliche Verhaltensweisen) zu untersuchen. Begründer: Auguste Comte (1798 – 1857) „socio“ = Gemeinschaft, Gesellschaft „logos“ = Lehre, Wissenschaft, Theorie Ursprünglich sprach man von „sozialer Physik“. Dreistadiengesetz: (Comte) 1.) theologisches/fiktives Stadium 2.) metaphysisches/abstraktes Stadium 3.) positives Stadium ad 1) durch religiöse Zusammenhänge kann man das menschliche Verhalten erklären. Dieses Stadium wurde vom metaphysischen abgelöst. ad 2) Philosophie gibt Erklärungen über das Verhalten (= Beginn der Wissenschaft) ad 3) Grundlage: Erfahrungen, Tatsachen, ... Durch wissenschaftliche Erkenntnisse wird Verhalten erklärt. Berühmte Soziologen: Max Weber (1864 – 1920) (Deutscher) - Er unterscheidet idealtypisch- mit abnehmendem Grad der Rationalität zwischen zweckrationalem, wertrationalem, traditionellem und affektuellem Handeln. - Er hat Soziologie neu definiert: „Soziologie ist die Wissenschaft, die soziales Handeln deutend versteht und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will.“ - Er wurde berühmt durch die Thematisierung über die Beziehung zwischen Gesellschaft und Wirtschaft. - Sein Buch dazu heißt: „Gesellschaft und Wirtschaft“, ein anderes: „Protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“. - Er unterscheidet sehr streng zwischen katholisch und protestantisch: so erklärt er, dass sich bei den Protestanten wegen ihres großen Fleißes der Kapitalismus schneller entwickelt hat. So, meint er, entstand auch der moderne Sport (aus Fleiß wird Leistungssteigerung) - Max Weber hat 1918 zwei Semester lang an der Universität Wien unterrichtet. Karl Marx (1818 – 1883) Die Beziehung zwischen Wirtschaft (Arbeit) und Gesellschaft war sehr wichtig für ihn. - Marxismus (entwickelte sich zu einer Art „Weltreligion“) führte zum Kommunismus (zum Scheitern verurteilt) - Setzte das Kommunistische Manifest auf - Schrieb viele Werke zu „Arbeit und Gesellschaft“ Herbert Spencer (1820 – 1903) Buch: „Einführung in die Soziologie“ (1882: erster Band, 1884: zweiter Band) Emile Dunkheim (1858- 1917) (Brite) - hat klassisch empirische Studie durchgeführt. - Buch: „The suicide“ (er konnte nachweisen, dass Selbstmord eine soziale Tat darstellt und nicht nur persönlich ist. Die subjektive Entscheidung zum Selbstmord ist nur Resultat der sozialen Bedingungen. Katholisch: weniger Selbstmorde, protestantisch: mehr) - Das soziale Umfeld ist entscheidend. - 2 Begriffe: a.) Solidarität (je solidarischer, desto weniger Selbstmorde) b.) Integration (je höher die Integration, desto niedriger die Selbstmordraten) George H. Mead (1863 – 1931) - Amerikaner (Chicago) - Theorie des symbolischen Interaktionismus (Blumer 1973 ins Deutsche übersetzt) 1.) Menschen handeln Dingen gegenüber auf Grund der Bedeutung, die diese für sie haben. (Ding = jedes Produkt menschlichen Handelns) 2.) Diese Bedeutung entsteht im Interaktionsprozess 3.) Sie ist historisch wandelbar - Der Mensch ist das einzige Wesen, das symbolisieren kann. - Er wird nicht nur von Trieben geleitet, sondern lernt Werte und Normen und lernt auch, dass diese Bedeutungen wichtig für sein Leben ist. - Der Mensch kann also Dingen verschiedene Bedeutungen zuordnen - Der Begriff der Dinge ist wandelbar. Das ist wichtig im Bezug auf Sport. Norbert Elias (1897 – 1990) - lebte in Deutschland und England - Buch: „Prozess der Zivilisation“ - Einer der Mitbegründer der Sportsoziologie - Er hat sich mit soziologischen Fragen befasst: er vergleicht, wie sich Sport verändert hat am Beispiel des Boxens in Griechenland: früher gab es ein sehr hohes Verletzungsrisiko, das auf die Gesellschaft zurückzuführen ist. - So zeigte er, dass Veränderungen im Sport Veränderungen in der Gesellschaft bedeuteten. Paul F. Larzersfeld (1901 – 1976) - Österreicher - Hat empirische Sozialforschung begründet (1949 – 1950) - Kommunikationstheorien entwickelt Talcott Parsons (1902 – 1979) - Systemtheorie entwickelt (kompliziert) Übersicht: Gesellschaft als Handlungssystem: Subsysteme Strukturelemente Funktionen Kultursystem Sozialsystem Persönlichkeitssystem Organismus Werte Soziale Rolle Motive Körperbefindlichkeit (Fähigkeiten) Strukturerhaltung Normen / Integration Zielerreichung Anpassung (Adaption) Robert K. Merton (1910 geb.) - Funktionalismus entwickelt (Funktionen ≠ Disfunktionen) - Ähnlich: Systemtheorie Nachbardisziplin der Soziologie: Soziologie Anthropologie (Lehre vom Psychologie (befasst sich mit Ökonomie große Bedeutung im Wesen des Menschen) dem Einzelnen ≠ Soziologie) Sport / für die Gesellschaft - Sportökonomie Anthropologie lässt sich einteilen in Naturanthropologie Kulturanthropologie (ethnologisch, vergleicht verschiedene Kulturen) Philosophische Anthropologie (= Verbindung von Natur- und Kulturanthropologie) Die Psychologie geht vom genetischen Potential des Menschen aus. Die Sozialpsychologie ist die „Schnittstelle“ zwischen Soziologie und Psychologie. Der Begriff „sozial“ (zentraler Begriff): = jedes Verhalten bzw. Handeln, das auf andere Menschen bezogen ist bzw. aus dem Verhalten anderer Menschen folgt. Er beinhaltet sowohl Kooperationen, als auch Konflikt. Der Begriff kommt auch in der Biologie vor: Sozialverhalten der Tiere und Pflanzen. Die wichtigsten mit sozialem Verhalten befassten Nachbardisziplinen der Soziologie sind Anthropologie, Psychologie und Ökonomie. Die Soziologie untersucht jedes zwischenmenschliche Verhalten. Sportsoziologie: Sie erforscht soziales Handeln (soziale Strukturen, Prozesse etc.) im Sport sowie die Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft und Sport. Definition: Sport ist ein menschliches Kulturprodukt und wird leistungs- und gesundheitsorientiert betrieben. Die Definition ist Ergebnis des Sozialprozesses. Sport ist sehr vieldimensional. SOZIALISATION und SPORT: Man untescheidet: a.) primär Sozialisation (dauert von 1. bis zum 6. Lebensjahr) b.) sekundär Sozialisation Die Phase von der Geburt bis zum 1. Lebensjahr nennt man erste Phase oder extrauterinen Frühling. Die Phase vor der Geburt bezeichnet man als pränatale Phase. Vorlesung: Sportsoziologie 20. Oktober 2004 (Weiß) Sozialisation ist ein Prozess der Internationalisierung (Verinnerlichung) von Werten, Normen, Verhaltensmustern und sozialen Rollen, um dadurch Aufnahme (Integration) in eine Gesellschaft oder in einem Teil der Gesellschaft zu finden. Identität bezeichnet das Bild (die Vorstellung), das ein Individuum von sich selbst hat bzw. ist die Antwort auf die Frage „Wer bin ich?“. Jeder Mensch hat mehrere verschiedene Identitäten und will ständig seine Identität beseitigen. Die Sportsoziologie erforscht soziales Handeln (soziale Strukturen, Prozesse) im Sport sowie die Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft und Sport. Der Mensch strebt nach Anerkennung. Wenn er die nicht bekommt, kommt es zu Persönlichkeitsstörungen. SPORT UND SOZIALES PHÄNOMEN: (verkettet) Individuum Gesellschaft oder gesellschaftliche Gruppe Bindeglied sind Werte und Normen Menschliches Grundbedürfnis Soziale Anerkennung gesellschaftliche Werte Soziale Anerkennung erfolgt auf der Basis gesellschaftlicher Werte und Normen. Sport Gesellschaft Sport ist ein Mikrokosmos der Gesellschaft Sport gesellschaftliche Werte und Normen (finden sich im Sport wieder) Soziale Anerkennung im Sport gesellschaftl. Werte u. Normen Soziale Anerkennung im Sport erfolgt auf der Basis jener Werte und Normen, die sowohl in der Gesellschaft als auch im Sport vorherrschen. 27. Oktober 2004 Vorlesung: Einführung in die Sportsoziologie (Otmar Weiß) Werte sind kulturelle Kriterien (innere Führungsgrößen), die menschliches Handeln leiten und bilden die Basis für Entscheidungen, die motivieren menschliches Handeln. Sozialisation: ≈ Ist ein Prozess der Internationalisierung ≈ Verinnerlichung von Werten und Normen, Verhaltensmustern und sozialen Rollen, um dadurch Integration in eine Gesellschaft oder einen gesellschaftlichen Teil zu finden. Sport hängt über Sozialisation mit der Gesellschaft zusammen. Sport ist sozusagen ein Spiegel der Gesellschaft. Daraus entwickelten sich die Nationalsportarten, denn sie spiegeln Werte der Gesellschaft wider. Österreich: Skifahren (Kampfgeist) USA: Baseball (Individualität) Spanien/Mexiko: Stierkampf (“Übermächtiger Vater” – Befreiung durch den Sohn) Zusammenhang zwischen Sport und Gesellschaft: Werte und Normen: Auch innerhalb bestimmter Kulturen spiegelt sich Sozialisation wider (z.B.: Individualsportarten) Kommunikation im Sport erfolgt über die körperliche Leistung, weil Sport eine Handlung des Körpers ist. Leistung (Tabelle, Sieger, ...) im Sport ist deutlicher als in anderen Bereichen (zählt auch fast nur mehr im Sport) So ist eine ideale Kommunikationsform hergestellt. Leistung ist ein soziales Phänomen. Die Handlung an sich zählt erst dann als Leistung, wenn sie anerkannt wird. Daher kommt es auf die Präsentation an. Sport vereinigt Aktion und Präsentation. Sozialität: = Angewiesenheit des Menschen auf soziale Anerkennung bzw. Identitätsbestätigung (man muss ständig Handlungen setzen) Soziabilität: = Fähigkeit des Menschen, soziale Beziehungen einzugehen und diese aufrecht zu erhalten. (= Fähigkeit, sich zu integrieren) Der Mensch möchte anerkannt werden (Grundbedürfnis) Soziale Anerkennung im Sport: Anerkennung als Zugehöriger einer Gruppe (z.B.: Verein) Anerkennung in einer zugeschriebenen Rolle (von der Gesellschaft zugeteilt) Anerkennung in einer erworbenen Rolle (Profisport) - Rollenerwerb - Aufrechterhalten (z.B.: Beruf) (Streben nach Anerkennung) Anerkennung in einer öffentlichen Rolle (Medien) Anerkennung der persönlichen Identität (z.B.: besondere Funktion in der Mannschaft) Definitionen: Personale Identität = Rollen-Identität: = Vorstellung von sich selbst, wie man sich selbst sieht, wie man handeln möchte Soziale Identität = Fremderwartung: = stellt Erwartungen und Normen dar, denen das Individuum im Interaktionsprozess gegenüber steht. Einerseits: Erwartungen anderer erfüllen Andererseits: Teamgeist zeigen Man sollte ein Gleichgewicht der beiden Identitäten erzielen. Wenn das gelingt spricht man von erfolgreicher Sozialisation. Motivation: = Gründe, um Sport (eine gewisse Sportart) zu betreiben. Umfrage: Wettkampf: USA > Austria (großer Unterschied) Fitness: USA < Austria Sozial: USA > Austria Je höher die Bedeutung einer Sportart ist, desto höher ist die Anzahl der Sportler (macht mehr Spaß, wenn man mehr Anerkennung erlangen kann) Sport Gesellschaft Sport Gesellschaftliche Werte und Normen Soziale Anerkennung im Sport gesellschaftliche Werte und Normen Phasen des Zusammenhangs von Sozialisation und Sport: Vorsozialisation (bevor der Mensch in den Sport eintritt – als Kleinkind, Baby; Erziehung, Einstellung zum Körper, ...) Sozialisation zum Sport (Einflüsse, Impulse, Möglichkeiten, Zeit, Geld, Rolle der Eltern, ...) Sozialisation im Sport Transfer Resozialisation (Regeln einhalten, Sportart erlernen; Eigenschaften, die man im Sport durch bestimmte Tätigkeiten erwirbt; mit Siegen und Niederlagen umgehen; Fleiß im Training; Zeitmanagement, Selbstmanagement, ...) (Fähigkeiten und Kenntnisse aus dem Sport können auf andere Lebensbereiche übertragen werden; Disziplin, Durchsetzungsvermögen, ...) (Sport = Feld für Resozialisation im Sport, Sport für Drogenabhängige, um Krankheiten und Sucht zu bekämpfen; für Sportler, die immer im Mittelpunkt standen und plötzlich keinen Erfolg mehr haben – neue Verhaltensweisen müssen gelernt werden. Auch das versteht man unter Resozialisation) Dimensionen der Sozialisation: Normative Konformität: (Heinemann): (von Rollen-Konformität; der Einzelne wird in die Lage versetzt, Normen der Gesellschaft zu lernen und einzuhalten) Ich – Identität: (Gleichgewicht zwischen sozialer Identität und personaler Identität = Eigen- und Fremderwartung in Einklang bringen) Ich – Stärke: (eigene Überzeugungen auch gegen herrschende Normen beibehalten; ab dem 14. Lebensjahr) Solidarität: (1, 2 und 3 kann man in Einklang bringen: sich zwar durchsetzen, aber trotzdem solidarisch verhalten; ab dem 10. Lebensjahr) Die eigentliche Identitätsbildung erfolgt in der Adoleszenzkrise (im Berufsleben). Die Identität wird ständig neu geformt, denn Wissensstand und Erwartungen etc. ändern sich. Erst, wenn alle 4 Kriterien erfüllt sind, spricht Heinemann von erfolgreicher Sozialisation. 3. November 2004 Vorlesung: Einführung in die Sportsoziologie (Otmar Weiß) Werte, Normen, Rollen Individuum Sozialisation Werte, Normen, Rollen Sozialisation Individuum Individuum Sport Sport Soziabilität Sozialisation Sozialität Sport Individuum Sozialität Auch im Sport wird sozialisiert, hat aber Eigenweltcharakter. Im Sport ist die Eigenleistung sichtbar. Aktions- und Präsentationsleistung fallen zusammen. Im Sport kann Individualität entwickelt werden. SOZIALITÄT: Angewiesenheit auf andere, Streben nach sozialer Anerkennung, Grundbedürfnis SOZIABILITÄT: Fähigkeit, soziale Beziehungen aufrecht erhalten zu können Sport in Zusammenhang mit politischen Zwängen: Klassifizierung von Gesellschaften: (Allardt) Starke/schwache Differenzierung der Arbeitsteilung Starke/schwache soziale und politische Zwänge Starkes/schwaches Gehorsamtraining in der Kindheit Klassifizierung von Sportarten: Körperliche Aggressivität Mannschafts- und Individualsport Körperliche Kraft und Technik Formalisierte Regeln (ja/nein) Zusammenhang Sport und Gesellschaft: (Allardt, 1976) Eigenschaften von Gesellschaften: Je höher die Arbeitsteilung, ... Je stärker politische und soziale Zwänge,... Je härter das Gehorsamtraining, ... Je niedriger die Arbeitsteilung, je stärker die sozialen Zwänge, ... Eigenschaften von populären Sportarten dieser Gesellschaften: ... desto formalisierter die Regeln ... desto wichtiger ist die Kraft und desto unwichtiger ist die Technik ... desto aggressiver der Sport ... desto populärer ist der Mannschaftssport Hypothese nach Allardt (1976, S85) : In einer Gesellschaft mit geringer Arbeitsteilung, starken sozialen Zwängen und hartem Gehorsamtrainings besteht eine Wahrscheinlichkeit für die Popularität nicht-formalisierter, aggressiver Wettspiele, die körperliche Kraft erfordern und als Mannschaftsspiel ausgeübt werden. Wenn allerdings in einer Mannschaftssportart Technik und Geschicklichkeit in Vordergrund stehen, handelt es sich um Systeme mit abgeschwächtem Gehorsamtraining sowie schwachen politischen und sozialen Zwängen. Sozialisationsinstanzen und Sportausübung: o o o o Familie, signifikante Andere (Vorbilder) Peer-group (Gruppe der Gleichaltrigen) Schule Massenmedien Der Körper als soziales Gebilde: Wenn wir vom Körper als soziales Gebilde sprechen, sind folgende Tatbestände gemeint: a.) Techniken des Körpers (Art und Weise wie in einer Gesellschaft Bewegungsabläufe funktionieren, Haltung des Körpers, ...) b.) Expressive Körperbewegungen (Gestik, Körperhaltung, Gesichtsausdruck usw. geben Ausdruck über die Stimmungslage, Kleidung usw.) c.) Körperethos (übergeordnete Instanz, z.B.: Schönheitsideale, schichtmäßige Differenzierung, ...) d.) Kontrolle der Trieb- und Bedürfnisstrukturen (inwieweit man in der Lage ist, mit Trieben umzugehen) SPORTSOZIOLOGIE als EMPIRISCHE SOZIALWISSENSCHAFT: (theoretisch formulierte Annahmen werden an spezifischen Wirklichkeiten überprüft) Sportsoziologie ist eine Disziplin, deren Aufgabe in einer empirisch begründeten Erklärung sozialer Phänomene und Prozesse im Sport besteht. Es geht um die Beobachtung der Wirklichkeit, Daten werden erhoben und analysiert. Man muss also ständig an der Wirklichkeit überprüfen. Methoden der (Sport-) Soziologie werden in 2 große Gruppen eingeteilt qualitative Verfahren quantitative Verfahren (Motivation soll zum Sport gehoben werden: zuerst: qualitative Fragen (Warum betreibst du Sport?), erst dann: quantitativ (allgemeine Fragen, um zu prüfen, ob es allgemein gültig ist) Man spricht von sozialen Daten (= systematisch erhobene Aspekte über die Wirklichkeit) Bsp.: Laufen Studenten und Studentinnen gleich schnell? Gegenstandsbereiche und Methoden empirischer Sozialforschung: Soziale Wirklichkeit Produkte menschlicher Tätigkeit Verhalten (wie Bauten, Werkzeuge, Kleidung, Waffen, Texte, Ton- und Bildaufzeichnungen) Verhalten in „natürlichen“ Situationen („Feld“) offenes Verhalten (Bildung von Zeit und Raum des Verhaltens erforderlich) Inhaltsanalyse Experiment aktuelles menschliches Verhalten im vom Forscher bestimmten Situationen („Labor“) Gespräche über ... (Lösung von Zeit und Raum des Besprochenen möglich) Beobachtung Befragung (von einem manifesten Text auf einen nichtmanifesten Kontext geschlossen) z.B.: Einstellung der Journalisten Unter Theorie wird im Allgemeinen ein System logischer widerspruchsfreier Aussagen über soziale Tatbestände verstanden. Zuerst muss man ein Thema in eine präzise Fragenstellung umwandeln. Rene König (1973; S4) hat folgende oft zitierte Arten von Theorien vorgeschlagen, die er nach Maßgabe des wachsenden Abstraktionsgrades der verwendeten Begriffe erstellte: a.) Beobachtung empirischer Regelmäßigkeiten b.) Entwicklung von ad-hoc-Theorien (z.B.: 10 Studenten kommen zu spät) c.) Theorien mittlerer Reichweite (z.B.: Studentinnen betreiben Gymnastik, Studenten Basketball) d.) Theorien höherer Komplexität (Theorien, die meistens nicht überprüfbar sind, z.B.: Studenten sind besser für Sport geeignet als Studentinnen) Abstraktionsgrad von Theorien und Häufigkeiten ihrer Überprüfung: Abstraktion hoch Theorien hoher Komplexität Häufigkeit empirische Projekte weitgehend empirischer Sozialforschung entzogen Theorien Mittlerer Grundlagenforschung Komplexität Ad-hoc Theorien Bedarfsforschung Empirische Regelmäßigkeit niedrig Je niedriger der Abstraktionsgrad ist, desto häufiger werden die Theorien überprüft. Der Grad des Gehorsamkeitstrainings in der Erziehung schlägt spiegelt sich in der Auswahl der Sportart wider. (= Theorie höherer Komplexität) Die Entwicklung der Sportsoziologie steigt und fällt aufgrund der Methoden. 10. November 2004 Vorlesung: Einführung in die Sportsoziologie (Otmar Weiß) „Einführung in die Soziologie des Sports“ (Klaus Heinemann) letzte Auflage (4.) : 2002 (für zusätzliche Informationen) Um eine Theorie überprüfen zu können, braucht man Methoden. Methoden qualitative Forschungsmethoden quantitative Forschungsmethoden Unterschiede zwischen qualitativer und quantitativer Sozialforschung: Qualitative Sozialforschung Sozialforschung Theorie Quantitative Realität Empirische Untersuchung Empirische Studie Realität Theorie Modifizierte Theorie Empirische Untersuchung Realität Realität: z.B.: Mädchen betreiben Sport, um fit zu sein und eine gute Figur zu bekommen, Burschen, um schneller zu werden. Aus dieser Realität konstruiert man eine Theorie, um das zu überprüfen (mittels Fragebogen) (quantitativ überprüfen) So bekommt man ein objektives Motiv von Studenten und Studentinnen (Warum mehr Fitness? Warum schneller werden?) So kann man eine Annäherung an die Motivation der Studenten im Sport erzielen. Man unterscheidet: a.) Querschnittsuntersuchungen (Studie zu einem bestimmten Zeitpunkt – Auskunft über eine bestimmte Situation) b.) Längsschnittsuntersuchungen (über einen längeren Zeitraum wird untersucht, z.B.: Besitzstand wird untersucht: Studenten werden im Laufe des Studiums immer ärmer) Fragebögen allgemein: hoher Aufwand, geringe Rückmeldungen In der Marktforschung hat sich das Telefontinterview durchgesetzt: sehr gute Kommunikation; billigste Form Gebräuchlichste Methoden der empirischen Sozialforschung: Fragestellung der Untersuchung Explorativ Verfahren Qualitative Verfahren Gebräuchliche Methoden 1.) Unstrukturiertes Interview (Tiefeninterview) 2.) Teilnehmende Beobachtung 3.) Gruppendiskussion Beschreibend Quantitative Verfahren Erklärend Anspruch „messen“ (Objektivität, Zuverlässigkeit) Qualitativ oder quantitativ: führte zum Positivismusstreit 1.) Standardisiertes Interview 2.) Tests 3.) Standardisierte Beobachtung 4.) Spezifische Designs: Experiment, Längsschnittuntersuchung BEFRAGUNG Nicht-standardisiert mündlich Experten Interview Narratives situations flexibles Interview schriftlich informelle Umfrage über Experten oder Zielgruppen (z.B.: Brief) teilstandardisiert (vorher schon überlegen) mündlich Leitfaden Gespräch, Intensivinterview Gruppeninterview schriftlich Experten- od. Zielgruppenbefragung vollstandardisiert (früher per Post) mündlich schriftlich Gruppeninterview postalgische Befragung Einzelinterview Befragung in der Gruppensituation Verteilung u. Abholung Gruppen diskussion Sonderform: Telefoninterview Entstehung sozialer Daten: Wenn man eine soziale Situation untersucht, erhebt man Daten, die gemessen und ausgewertet werden. So kann man Eigenschaften erheben. Das Schwierigste dabei ist die Operationalisierung (= „Messbarmachung“ von Daten). Operationalisierung des Begriffs „soziale Integration der Studenten“: Begriff: Variablen: Indikatioren: Soziale Integration der Studenten: Kontakthäufigkeit Anzahl d. Kontakte Kontaktart Kontaktperson Lehrveranstaltungbezogen (z.B.: Pausen) Lehrpersonen nicht – LVbezogen (Privat, Freizeit) Kommilitonen Intensität d. Kontakte Messungen erfordern Wissen und Kreativität. Je mehr Kontaktarten, -häufigkeiten usw. gemessen werden, desto präziser ist das Ergebnis. Je präziser und umfassender die Fragestellung, desto höher ist die Qualität des Ergebnisses. Operationalisierung des Begriffs „Gesundheitsbewusstsein“ Gesundheitsbewusstsein Bewegung, Sport Häufigkeit d. Ausübung Ernährung Anzahl der Mahlzeiten Vorsorgeuntersuchung Anzahl der Arztbesuche Zusammensetzung der Mahlzeiten Alkohol Nikotin Anzahl der Zigaretten Menge des Alkoholkonsums Latente Variablen = nicht beobachtbare Variablen Objektivität: verschiedene Forscher sollen bei Anwendung derselben Methode zur Übereinstimmung der Resultate kommen. Zuverlässigkeit: bei mehrmaliger Messung sollen die gleichen Resultate erzielt werden. Nach Erstellung eines Fragebogens: Pri – Test (einem Freund zeigen; fragen, ob die Fragen verständlich und für die Ansprechpersonen geeignet sind usw.) Ein Pri – Test hat mehrmals zu erfolgen (2-3x), solange, bis keine Kritik mehr vorhanden ist. Erst dann kann man erwarten, dass das Ergebnis richtig ist. Genauso schwierig wie die Operationalisierung ist die Fragebogenkonstruktion (dauert oft Jahre). Man konstruiert allerdings nie einen neuen Fragebogen, sondern verbessert die alten. „Fragen stellen ist nicht schwer, Fragebogen konstruieren sehr!“ (weil u. a. die Art der Fragestellung die Antworten beeinflussen kann) Empirisch: = auf Erfahrung beruhend = theoretisch formulierte Annahmen sollen an spezifischen Wirklichkeiten überprüft werden. Soziale Daten = systematisch erhobene Aspekte gesellschaftlicher Wirklichkeit. Stichprobentheorie: a.) Zufallsstichprobe (z.B.: jeden 3. befragen) Diese Stichprobe muss so gewählt werden, dass jeder die gleiche Chance hat, gezogen zu werden. b.) Quotenverfahren: (Merkmale der Probanden werden geordnet: nach Merkmalen – Geschlecht, Alter, Einkommen, Verheiratet usw. – wird ausgewählt) - z.B.: Geschlecht: gleich viele Männer wie Frauen befragen, sonst ist das Ergebnis verfälscht - genaueres Verfahren als Zufallsstichprobe Vorlesung: Sportsoziologie 17. November 2004 (Otmar Weiß) 2 Wege der Datengewinnung: 1.) Das Sammeln vieler Informationen über einen Einzelfall (oder sehr wenige Fälle) (Warum studieren Sie Sport?) 2.) Die Messung weniger Merkmale Qualitative Verfahren: empirische Beobachtung über wenige ausgesuchte Merkmale systematisch mit Zahlenwerten belegt; auf zahlenmäßiger, breiter Basis gesammelt Man kann nicht alle Studenten befragen, möchte aber trotzdem die Meinung aller erfassen. In diesem Fall: Stichprobe (1. Zufallsstichprobe: Chance ist für alle gleich; 2. Quotenverfahren: jede Subgruppe ist vertreten) Quantitative Verfahren: 1.) Standardisiertes Interview (alle: gleichen Fragen) 2.) Test (z.B.: motorische Fertigkeiten überprüfen) 3.) Standardisierte Beobachtung (Situation nach gleichen Kriterien beobachten 4.) Spezifische Designs: Experiment von Panel (eine Gruppe zu mehreren Zeitpunkten – z.B.: jedes Jahr – befragen, testen, beobachten; dient dazu, Veränderungen an der Person festzustellen) 5.) Quantitative Inhaltsanalyse (von manifesten Text auf nicht manifesten Kontext: Zeitungstext analysieren – Wissen, Interesse der Journalisten, ..) Qualitative Verfahren: 1.) Wenig bzw. teilstrukturiertes Interview 2.) Unstrukturierte Beobachtung (nicht immer in der gleichen Situation beobachten – zufällig charakteristische Merkmale entdecken) 3.) Gruppendiskussion (Beweggründe, ...) 4.) Qualitative Inhaltsanalyse (über noch nicht bekannte Merkmale) PROGRAMMFRAGE: (Konzept) ... Theorien, Hypothesen, ... Die Arbeit soll auf eine bestimmte Fragestellung reduziert werden (ganz präzise) z.B.: Motivation der Sportstudenten fürs Studium FRAGEBOGENFRAGE: Programmfrage wird in mehrere Fragen aufgespaltet. Fragebogenkonstruktion ist Teamarbeit (Viele Augenpaare sehen mehr!!!) Fragen sollen: - nicht hypothetisch formuliert werden („Angenommen, Sie würden im Lotte gewinnen, ...“) - keine doppelte Negation enthalten - Befragte nicht überfordern (Schüler anders als Expertengruppe) - Kurz und konkret sein - Sich nur auf einen Sachverhalt beziehen Erfahrungsregeln: Sich verständlich ausdrücken Suggestive Formulierungen vermeiden Auf den Bedeutungsgehalt der Begriffe achten (wenn man eine soziale Situation untersuchen möchte, muss man sich in dieser persönlich auskennen: man kann keinen Fragebogen für Volleyballtrainer erstellen, wenn man keine Ahnung von Volleyball hat. Je mehr man darüber weiß, desto präziser ist der Fragebogen) Um Suggestivwirkung zu verhindern, ist bei der Ja/Nein-Dichotomie darauf zu achten, dass beide Alternativen bereits in der Frage enthalten sind (z.B.: Fahren Sie dieses Jahr auf Urlaub oder bleiben Sie zuhause?) Weniger ist oft mehr (2 Seiten: ok; 4 Seiten: max.) You can´t have it all! (Mann kann nicht alles zu einem Sachverhalt fragen) Wer vorher überlegt, erspart sich nachher Klagen! Merkmale von Skalenniveaus: Skala Skalaniveau Merkmale Nicht motorische Skalen Nominal-Skala (Geschlecht, Religion, Werbemedien) Klassifizierung qualitativer Bildung von Eigenschaftsausprägungen Häufigkeiten Nicht motorische Skalen Ordinal-Skala (unterschiedliche Preise untersuchen) Rangwert von Ordinal-Skalen Metrische Skalen Intervallskala Skala mit gleich großen (z.B.: Temperatur) Abständen ohne natürlichen Nullpunkt Subtraktion, Mittelwert Metrische Skalen Ratio-Skala Gleiche Abschnitte mit (z.B.: Geschlecht, natürlichem Nullpunkt Preis, Einkommen, Gewicht, ...) Addition, Division, Multiplikation Höchster Grad Mögl. rechnerische Handhabung Median, Quantile Forschungslogischer Ablauf einer empirischen Untersuchung: Soziales Problem Theorie Auftrag Entdeckungszusammenhang Problem Exploration Theorie (+ vorliegende Untersuchung) Hypothesen Definition von Begriffen Isolation relativer Variablen Geeignete Methode Stichprobe Statistische Prüfungskriterien und Tests Operationalisierung Begründungszusammenhang Eventuelle Pretests Code Indikatoren Datenerhebung Auswertung und statistische Prüfung Interpretation (Beschreibung Analyse Erklärung) Hypothesen Theorie soziale Planung Publikationen Vorträge Pressemitteilungen Verwertungs- und Wirkungszusammenhang Die soziale Schichtung und Sport: Die soziale Schichtung beschreibt die wertmäßige, vertikale Gliederung einer Gesellschaft. (einerseits: objektive Merkmale: Einkommen, Bildung, ... andererseits: subjektive Merkmale: Prestige und Anerkennung, ...) Man kann Gesellschaft auch aufgrund Kindererziehung, Konsum, sozialen Chancen, Freizeitgestaltung usw. einteilen. Soziale Schichten Selbsteinordnung Fremdeinstufung = stimmen meistens überein. Soziale Schicht: = Bevölkerungsgruppe, deren Mitglieder bestimmte Merkmale besitzen und sich dadurch von anderen Bevölkerungsgruppen unterscheiden. Wichtigste Merkmale: Einkommen, Vermögen, Beruf, Bildung, ... Sozialer Status: = bezeichnet man die Wertschätzung, die ein Individuum hinsichtlich eines Kriteriums genießt. Soziale Position: = ist der Rang (Platz), auf dem sich eine Person innerhalb einer Gesellschaft befindet (ergibt sich aus dem sozialen Status und der sozialen Schicht) Statuskonsistenz (Statuskristallisation) kaum möglich (durchschnittliches Einkommen, usw.) ≠ Statusinkonsistenz (z.B.: Studenten haben hohes Bildungsniveau aber niedriges Einkommen) Variablen für Sportengagement: Alter (wichtigstes Kriterium): Jugend: mehr Sport Geschlecht: Frauen um 10 – 15% weniger als Männer Bildung / beruflicher Status Einkommen: höheres Einkommen mehr Sport Wohnortgröße: im städtischen Bereich häufiger Auf dem Land körperliche Verfassung besser Den sozialen Status im Bezug auf alle Schichtungskriterien 12. Jänner 2005 Vorlesung: Einführung in die Sportsoziologie (Otmar Weiß) Soziale Gruppe: jedes kontinuierliche Zusammenleben mehrerer Personen (entweder ab 2 oder ab 3 Mitgliedern), um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Moreno: Gruppenstrukturen: 4-9 Lebensjahr ... wichtig für die Prägung der Persönlichkeit 7-13. Lebensjahr (1. Stufe der sozialen Reifung oder Gesellung) ab 13. Lebensjahr (2. Stufe) Merkmale einer sozialen Gruppe: Gemeinsame Motive, Ziele, Interessen Gemeinsame Sprache, die gruppenspezifische Züge annehmen kann (Gruppenjargon) Gemeinsames Werte- und Normensystem Wir-Gefühl bzw. Zusammenhalt Längerfristiges Zusammenwirken a.) Kleingruppe (Interaktionen zwischen allen Mitgliedern) b.) Großgruppe (ab 20 Mitgliedern, Sportverbände) nicht möglich, z.B.: c.) Primärgruppe (wichtigste: emotionale Bindungen, z.B.: Familie – alle anderen Sekundärgruppe) d.) Formelle Gruppe (z.B.: Schulklasse) e.) Informelle Gruppe (baut auf Face-to-face-Beziehungen auf) f.) Totale Gruppe (wenig individuelle Handlungen, strenge Regeln; z.B.: Diktaturen, Gefängnisse, auch Sportgruppen) Wichtig: Berechnen der Zahl der Gruppenbeziehungen: Formeln: n (n-1) 2 (3n – 2n-1) + 1 2 ............ für 2er-Beziehungen ......... Zahl aller möglichen Beziehungen einer Gruppe Beispiele: Messen von Gruppenbeziehungen: (Moreno) - Soziometrie - Soziomatrix: Fragestellung in einer Mannschaft / Klasse (Neben wem möchten Sie sitzen? – beliebtester Schüler: nur positive Wahlen) - Säulendiagramm - Soziogramm (mit Pfeilen) Figuration = Konfiguration: oft ungeplante Dynamik und Strukturiertheit sozialer Prozesse zwischen zahlreichen Menschen (auch über Gruppengrenzen hinweg) Es kommt dabei zu einer Verflechtung von Zwängen (für Persönlichkeitsbildung). Fremdzwänge werden zu Selbstzwängen. Bezuggruppe: Gruppe, der das Individuum nicht angehört Für eine Mannschaft ist die Bezuggruppe z.B.: das Publikum. ( Die Mannschaft orientiert sich am Publikum) Gruppenkohäsion = Gruppenzusammenhalt: Stärke des Wunsches aller Mitglieder, in dieser Gruppe zu bleiben. Gruppenkohäsion beeinflusst Gruppenleistung wesentlich. Interdependente Struktur (kennzeichnet interagierende Gruppen, z.B.: Volleyballmannschaften) Independente Struktur (kennzeichnet koagierende Gruppen, z.B.: Rudermannschaft) Bei Mannschaften mit interdependenter Aufgabenstruktur ergibt sich ein positiver Zusammenhang zwischen Kohäsion und Leistung. Bei Mannschaften mit independenter Aufgabenstruktur zeigt sich kein oder sogar negativer Zusammenhang. Sport Cohesiveness Questionnaire (SCQ) ... seit Jahrzehnten - Stärke zwischen den Spielern - Stärke des Einflusses auf Mitglieder und Trainer - Wie gern Spieler in der Mannschaft spielen - Wie stark sich ein Spieler zur Mannschaft hingezogen fühlt - Teamwork - Closeness (Geschlossenheit der Gruppe) - Value of membership Je größer die Gruppe ist, desto geringer wird die Leistung des Einzelnen und desto schwieriger ist es, den Einzelnen zu motivieren (auch die Koordination nimmt ab). (von Ringelmann?) Steiner: bei Fitnessgruppen über 30 Personen – negativ bei Volleyballmannschaften über 9 Personen – Spannungen - „Trittbrettfahrer-Effekt“ Einzelleistung ≠ Gruppenleistung - additiv (Einzelleistungen werden addiert –z.B.: Seilziehen) konjunktiv (alle Mitglieder tragen dazu bei) disjunktiv (Gruppe wählt Produkt) kompensatorisch (Mittelwert aller Leistungen) Ermessungsspielraum Zusammenhang zwischen Sport und Gesellschaft: (Allardt, 1976) Eigenschaften von Gesellschaften: Je höher die Arbeitsteilung, ... Je stärker politische und soziale Zwänge,... Je härter das Gehorsamtraining, ... Je niedriger die Arbeitsteilung, je stärker die sozialen Zwänge, ... Eigenschaften von populären Sportarten dieser Gesellschaften: ... desto formalisierter die Regeln ... desto wichtiger ist die Kraft und desto unwichtiger ist die Technik ... desto aggressiver der Sport ... desto populärer ist der Mannschaftssport Hypothese nach Allardt (1976, S85) : In einer Gesellschaft mit geringer Arbeitsteilung, starken sozialen Zwängen und hartem Gehorsamtrainings besteht eine Wahrscheinlichkeit für die Popularität nicht-formalisierter, aggressiver Wettspiele, die körperliche Kraft erfordern und als Mannschaftsspiel ausgeübt werden. Wenn allerdings in einer Mannschaftssportart Technik und Geschicklichkeit in Vordergrund stehen, handelt es sich um Systeme mit abgeschwächtem Gehorsamtraining sowie schwachen politischen und sozialen Zwängen. Kommunikation im Sport erfolgt über die körperliche Leistung, weil Sport eine Handlung des Körpers ist. Leistung (Tabelle, Sieger, ...) im Sport ist deutlicher als in anderen Bereichen (zählt auch fast nur mehr im Sport) So ist eine ideale Kommunikationsform hergestellt. Leistung ist ein soziales Phänomen. Die Handlung an sich zählt erst dann als Leistung, wenn sie anerkannt wird. Daher kommt es auf die Präsentation an. Sport vereinigt Aktion und Präsentation. Sozialisation: ≈ Ist ein Prozess der Internationalisierung ≈ Verinnerlichung von Werten und Normen, Verhaltensmustern und sozialen Rollen, um dadurch Integration in eine Gesellschaft oder einen gesellschaftlichen Teil zu finden. Sport hängt über Sozialisation mit der Gesellschaft zusammen. Sport ist sozusagen ein Spiegel der Gesellschaft. Daraus entwickelten sich die Nationalsportarten, denn sie spiegeln Werte der Gesellschaft wider. Österreich: Skifahren (Kampfgeist) USA: Baseball (Individualität) Spanien/Mexiko: Stierkampf (“Übermächtiger Vater” – Befreiung durch den Sohn) Auch innerhalb bestimmter Kulturen spiegelt sich Sozialisation wider (z.B.: Individualsportarten) SPORT UND SOZIALES PHÄNOMEN: (verkettet) Individuum Gesellschaft oder gesellschaftliche Gruppe Bindeglied sind Werte und Normen Menschliches Grundbedürfnis gesellschaftliche Werte Soziale Anerkennung Soziale Anerkennung erfolgt auf der Basis gesellschaftlicher Werte und Normen. Sport Gesellschaft Sport ist ein Mikrokosmos der Gesellschaft Sport gesellschaftliche Werte und Normen (finden sich im Sport wieder) Soziale Anerkennung im Sport gesellschaftl. Werte u. Normen Soziale Anerkennung im Sport erfolgt auf der Basis jener Werte und Normen, die sowohl in der Gesellschaft als auch im Sport vorherrschen.