Normtypen/Normenhierarchie Europarecht v.a. Richtlinien/Verordnungen Bundesrecht Verfassung (=GG) (Parlaments-)Gesetz Rechtsverordnungen1 Satzungen2 Verwaltungsvorschriften3 Einzelakte (Verwaltungsakte/Realakte) Landesrecht Verfassung (Parlaments-)Gesetz Rechtsverordnungen Satzungen Verwaltungsvorschriften Einzelakte (Verwaltungsakte/Realakte) Formelle Gesetze Materielle Gesetze = vom Parlament erlassen = Abstrakt-generelle Norm = Parlamentsgesetze = P-Gesetz, RVO, Satzung 1 = Rechtsnorm, die durch die Exekutive erlassen wird = Rechtsnorm, die von Selbstverwaltungskörperschaften zur Regelung der inneren Angelegenheiten erlassen werden (z.B. Gemeinde, Uni) 3 = allgemeine Weisungen der Behördenleitung an nachgeordnete Stellen; haben grds. nur Innenwirkung, d.h. nicht vom Bürger angreifbar/einklagbar (außer, wenn sie normvertretend wirken oder i.V.m. Art. 3 GG) 2 § 19 a GaststG | | | Ausschank-VO (i.V.m. § 28 I Nr.13/III GaststG) | | | Bußgeldbescheid | | G Fall 16: Rechtmäßigkeit des Bußgeldbescheids für G Rechtmäßigkeit (+), wenn: - Verfassungsmäßige Ermächtigungsgrundlage => Nötig, da: Eingriff in Art. 12 I GG - Ermächtigungsgrundlage formell / materiell korrekt angewendet A. Ermächtigungsgrundlage für den Bußgeldbescheid § 28 Abs. 1 Nr. 13, Abs. 3 GastG i. V. m. § 19 a GastG i. V. m. § 1 AusschankV B. Formelle Rechtmäßigkeit des Bußgeldbescheids Zuständigkeit, Verfahren, Form laut SV eingehalten Formelle Rechtmäßigkeit des Bußgeldbescheids (+) C. Materielle Rechtmäßigkeit des Bußgeldbescheids (+), wenn: - Ermächtigungsgrundlage mit höherem Recht vereinbar - Tatbestand der Ermächtigungsgrundlage erfüllt - Gewählte Rechtsfolge von Ermächtigungsgrundlage gedeckt I. Vereinbarkeit der Ermächtigungsgrundlage mit höherrangigem Recht Ermächtigungsgrundlage = AusschankV => vereinbar mit => und vereinbar mit § 19a GastG? => vereinbar mit (Art. 80 / Art. 12) GG? (Art. 80 / Art. 12) GG? 1. Verfassungsmäßigkeit des § 19 a GastG a) Formelle Verfassungsmäßigkeit des § 19a GaststG aa) Gesetzgebungskompetenz Gesetzgebungskompetenz des Bundes? Gem. Art. 74 I Nr.11 GG a.F. (=> Erlass am 17.8.2006)? - „Recht der Wirtschaft“ => insb. Gaststättenbetriebe - Aber: Hier Aspekt der Gefahrenabwehr => Annexkompetenz zu Art. 74 I Nr.11 - Erforderlichkeit gem. Art. 72 II GG a.F. (+) => Grenzüberschreitende Mobilität der Fans erforderte Bundesregelung Kompetenz gem. Art. 74 I Nr.11 GG a.F. (+) Aber: Kompetenz gem. Art. 74 I Nr.11 GG n. F. (-) => „…ohne das Recht (…) der Gaststätten“ Übergangsregel: Art. 125 a I 1 GG: => Nach Art. 74 I GG a.F. erlassenes Bundesrecht, dass nicht mehr nach Art. 74 I GG n.F. erlassen werden könnte, gilt fort, kann aber durch Landesrecht erlassen werden => Ersetzung durch Landesrecht nicht ersichtlich => § 19a (§ 28 I, III) GaststG gilt weiter bb) Gesetzgebungsverfahren, Form Laut SV gewahrt cc) Ergebnis Formelle Verfassungsmäßigkeit des § 19a GaststG (+) b) Materielle Verfassungsmäßigkeit des § 19a GaststG aa) Vereinbarkeit mit Art. 80 GG α)Benennung eines zulässigen Ermächtigungsadressaten, Art. 80 I 1 GG Durch § 19a GaststG ist die Bundesregierung ermächtigt Gem. Art. 80 I 1 GG zulässiger Ermächtigungsadressat (+) β)Vereinbarkeit mit Art. 80 Abs. 1 S. 2 GG RVO, also Normgebung durch Exekutive, ist im Hinblick auf Demokratieprinzip/Gewaltenteilung problematisch Demokratisch legitimiertes Parlament muss wesentliche Entscheidungen selbst treffen (=> das Programm bestimmen, dass die Exekutive nur ausführt) Potenziell Betroffener muss bereits aus dem Gesetz die möglichen Belastungen erkennen können Hinreichende Bestimmtheit des § 19a GaststG bzgl. Inhalt, Zweck und Ausmaß der RVO gem. Art. 80 I 2 GG erforderlich - Bestimmtheit bzgl. des Inhalts (+) => Verbot des gewerblichen Alkoholausschanks - Bestimmtheit bzgl. des Zwecks (+) => Schutz öffentlicher Sicherheit durch Verhinderung von Fußballkrawallen - Bestimmtheit bzgl. des Ausmaßes (+) => Räumlich: 1./2.-Ligaspielorte; zeitlich: an Spieltagen Hinreichende Bestimmtheit des § 19 a GaststG gem. Art. 80 I 2 GG (+) γ) Ergebnis Vereinbarkeit des § 19a GastG mit Art. 80 I GG (+) bb) Vereinbarkeit mit der Wesentlichkeitslehre zu Grundrechtseingriffen Lehre vom Gesetzesvorbehalt: Gewisse staatliche Regelungen bedürfen einer gesetzlichen Regelung Wesentlichkeitstheorie des BVerfG4 (aus Demokratie-/Rechtsstaatsprinzip): => Desto wesentlicher die zu regelnde Materie für Fragen der Grundrechtsausübung ist, umso detaillierter muss die gesetzliche Regelung sein: => Unwesentliche Materien => Keine gesetzliche Regelung nötig => Wesentliche Materien => Gesetzliche Regelung nötig => Sehr wesentlich Materien => Detaillierte gesetzliche Regelung nötig Hier: Art.12 I GG betroffen Für Grundrechtsausübung wesentliche Materie betroffen Aber: Alles wesentliche in § 19a GaststG geregelt Vereinbarkeit des § 19a GaststG mit Wesentlichkeitstheorie (+) 4 Das Verhältnis der Wesentlichkeitstheorie zu Art. 80 GG ist allerdings str, vgl. Maurer zur Wesentlichkeitstheorie cc) Vereinbarkeit mit Art. 12 I GG Vereinbarkeit des § 19a GaststG mit dem GG Verstoß gegen Berufsfreiheit der Gastwirte5 gem. Art. 12 I GG? Schutzbereich (+) => Gewerblicher Ausschank alkoholischer Getränke in Gaststätte erfasst Eingriff (+) => § 19a GaststG gibt Regeln für Berufsausübung vor = sog. Berufsausübungsregel Rechtfertigung (+) => Verhältnismäßigkeit in Ausprägung der sog. Stufenlehre6 => Hier: Berufsausübungsregel - Legitimer Zweck (+) => Schutz vor Krawallen - Geeignetheit (+) => Weniger Alkohol => weniger Krawalle 5 Nicht der Berufsfreiheit des G, da hier die abstrakte Vereinbarkeit des § 19a GaststG mit dem GG; nicht mögliche konkrete Verstöße geprüft werden. 6 Diese unterscheidet zwischen Berufsausübungsregeln, subjektiven Zulassungsschranken und objektiven Zulassungsschranken und stellt entsprechend der Schärfe des Eingriffs verschieden hohe RechtfertigungsanForderungen. - Erforderlichkeit (+) => Mildere, aber gleich geeignete Mittel? => Beachte: Einschätzungsprärogative => Ausschankverbot nur während des Spiels ist zwar milder, aber nicht gleich geeignet (=> Besaufen vor/nach dem Spiel) => Kleinerer Radius ist ebenso milder, aber nicht gleich effektiv - Angemessenheit (+) => Berufsfreiheit der Gastwirte öffentliche Sicherheit => nur begrenzt eingeschr. => wohl entschieden erhöht => Schutzpflicht des Staates für Gesundheit und Eigentum, Art. 2 II, 14 I GG Verhältnismäßigkeit des § 19a GaststG (+) Rechtfertigung der Einschränkung des Art. 12 I GG (+) Vereinbarkeit des § 19a GaststG mit Art. 12 I GG (+) dd) Ergebnis Materielle Verfassungsmäßigkeit des § 19a GaststG (+) § 19a GaststG = taugliche Ermächtigungsgrundlage 2. Rechtmäßigkeit der Ausschank-VO Denn: Verstoß gegen rechtswidrige und damit nichtige Normen hat keine Folgen! Rechtmäßigkeit der VO (+), wenn: - Ermächtigungsgrundlage in Parlamentsgesetz gem. Art. 80 I 1 GG - Formelle Rechtmäßigkeit - Materielle Rechtmäßigkeit a) Formelle Rechtmäßigkeit der AusschankV (Art. 80 GG) aa) Zuständigkeit des Erlassenden (Art. 80 I 1 GG) § 19a GaststG in Einklang mit Art. 80 I 1 GG: Bundesregierung Bundeskanzlerin und Bundesinnenminister = „Bundesregierung“? => Zwar: Richtlinienkompetenz der Kanzlerin, aber: => Art. 62 GG: BReg = BK und die (=alle) Bundesminister => Vertretung von Ministern ist möglich (§ 14 GO-BReg), aber: => Indiz: Gem. § 24 I GO-BReg Beschlussfähigkeit erst bei Hälfte der Regierung => Kanzler und 1 Minister reicht nicht Bundesregierung hat VO nicht erlassen Ausschank-VO bereits deswegen formell rechtswidrig bb) Verfahren – Beteiligung des Bundesrates (Art. 80 II GG) Zustimmungspflicht bzgl. der VO? Art. 80 II GG: - RVO’s bzgl. Post/Telekommunikation/Eisenbahn (-) - RVO’s auf Basis zustimmungspflichtiger Gesetze (-) => Art. 84 I GG a.F. (-) - RVO’s auf Basis von Gesetzen, die von Ländern im Auftrag des Bundes/ als eigene Angelegenheit ausgeführt werden (+) => Art. 83 GG (+) Zustimmungspflicht bzgl. der VO (+) Zustimmung des Bundesrats (-) VO auch aus diesem Grund formell rechtswidrig cc) Zitiergebot (Art. 80 I 3 GG) (+) § 1 Ausschank-VO gibt Ermächtigungsgrundlage gem. Art. 80 I 3 GG an dd) Verkündung (Art. 82 I 2 GG) (+) ee) Ergebnis Ausschank VO mangels Erlass durch BReg/Zustimmung des BR formell rechtswidrig b) Materielle Rechtmäßigkeit der AusschankV Prüfen, da: (Hilfs)Gutachten! aa) Vereinbarkeit mit der Ermächtigungsgrundlage (§ 19a GaststG) Vorgaben des § 19a GaststG eingehalten? - Freiburg = Austragungsort der 2. Bundesliga - 500m – Radius = „an Spielorten“ - 3 Tage ist aber mehr als „Spieltag“ Rechtsverordnung geht über Ermächtigungsgrundlage hinaus Vereinbarkeit der VO § 19a GaststG (-) VO ist materiell rechtswidrig bb) Vereinbarkeit mit den Grundrechten (Art. 12 I 1 GG) AusschankV mit Art. 12 I 1 GG vereinbar? Wie oben, aber: Verhältnismäßigkeit (-) => 3 Tage-Sperre nicht erforderlich Vereinbarkeit der VO mit Art. 12 I 1 GG (-) cc) Ergebnis AusschankV ist auch materiell rechtswidrig 3. Ergebnis § 19a GastG zwar verfassungsgemäß, aber AusschankV formell und materiell rw AusschankV ist nichtig II. Tatbestand des § 28 I Nr. 13 GastG Prüfen, da: (Hilfs)Gutachten! § 28 I Nr.13, III GaststG setzt voraus: Verstoß gegen AusschankV gem. § 19a GaststG Gewerbsmäßiger Ausschank alkoholischer Getränke in Schank- und Speisewirtschaften im Radius von 500 M von 1./2.-Ligaspielen an Spieltagen, sowie am Tag davor und danach verboten G hat 1 Tag vor 2.Ligaspiel im 500/m-Radius des SC-Stadions Freibier ausgegeben Hier auch Freibier = „gewerbsmäßiger“ Ausschank, da kommerzieller Zweck (Kundenwerbung für andere Getränke/Speisen) Verstoß gegen Ausschank-VO (+) Tatbestand des § 28 I Nr. 13, III GaststG (+) D) Endergebnis § 19a GastG zwar verfassungsgemäß und Tatbestand der AusschankV erfüllt AusschankV aber formell und materiell rechtswidrig Bußgeldbescheid ist rechtswidrig Übersicht: Rechtmäßigkeit des Bußgeldbescheids A. Ermächtigungsgrundlage für den Bußgeldbescheid B. Formelle Rechtmäßigkeit des Bußgeldbescheids C. Materielle Rechtmäßigkeit des Bußgeldbescheids I. Vereinbarkeit der Ermächtigungsgrundlage mit höherrangigem Recht 1. Verfassungsmäßigkeit des § 19 a GastG a) Formelle Verfassungsmäßigkeit aa) Gesetzgebungskompetenz bb) Gesetzgebungsverfahren, Form cc) Ergebnis b) Materielle Verfassungsmäßigkeit des § 19a GastG aa) Vereinbarkeit mit Art. 80 GG ) Benennung eines zulässigen Ermächtigungsadressaten (Art. 80 Abs. 1 S. 1 GG) ) Vereinbarkeit mit Art. 80 Abs. 1 S. 2 GG Ergebnis bb) Vereinbarkeit mit der Wesentlichkeitslehre zu Grundrechtseingriffen cc) Vereinbarkeit mit Art. 12 Abs. 1 GG dd) Ergebnis 2. Rechtmäßigkeit der AusschankV a) Formelle Rechtmäßigkeit der AusschankV (Art. 80 GG) aa) Zuständigkeit des Erlassenden (Art. 80 Abs. 1 S. 1 GG) bb) Verfahren – Beteiligung des Bundesrates (Art. 80 Abs. 2 GG) cc) Zitiergebot (Art. 80 Abs. 1 S. 3 GG) dd) Verkündung (Art. 82 Abs. 1 S. 2 GG) ee) Ergebnis b) Materielle Rechtmäßigkeit der AusschankV aa) Vereinbarkeit mit der Ermächtigungsgrundlage (§ 19a GastG) bb) Vereinbarkeit mit den Grundrechten (Art. 12 Abs. 1 GG) cc) Ergebnis 3. Ergebnis II. Tatbestand des § 28 Abs. 1 Nr. 13 GastG D. Endergebnis