Maßstäbe der Leistungsbewertung - PH

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Unterrichtswissenschaft
BG 4/Gruppe 3
Daniela Moser
Modul 4-1:
Leistungsfeststellung und -beurteilung sowie Evaluation an Berufsschulen
SWS
Vollstunden
25
1
60 ECTS
25,0
16
1
45 Präsenz
12,0
Differenz
13,0
Individualphase
13,0
Termin
25.2.
12:00 – 13:30
10.3.
12:00 – 13:45
21.4.
12:00 – 13:45
5.5.
12:00 – 13:45
19.5.
12:00 – 13:45
2.6.
12:00 – 13:45
16.6.
12:00 – 13:45
Inhalt
Organisation
Überblick über Themen
Leistungsbegriff
Wert schulischer Leistungen
Funktionen von Leistungsmessungen
Bewertungsstandards
Durchschnittsorientierte Bewertung
Lernzuwachsorientierte Bewertung
Lernzielorientierte Bewertung
Gütekriterien der Leistungsmessung
Kompetenzbegriff
Organisation der Interviews
Formen der Leistungsbeurteilung
Schriftliche Überprüfungen
Formen der Leistungsbeurteilung
Mündliche Überprüfungen
Praktische Erfolgskontrollen
Portfolios
Arten
Funktionen
Evaluation
Feedbackmethoden
Zusammenfassung
Rückblick
2
2,3
2,3
2,3
2,3
2,3
2,3
Literatur:
Tusch, Hanspeter: Unterricht gestalten – miteinander lernen; Innsbruck 1987.
Moser, Daniela: Didaktik und Berufspädagogische Handlungskompetenzen; Graz, 2006.
Becker, Georg: Auswertung und Beurteilung von Unterricht. Handlungsorientierte Didaktik
III; Weinheim, Basel, 1993.
Methoden:
Vortrag
Gruppen-, Partner- und Einzelarbeit
Qualitatives Interview:
Interview
Transkription
1
Unterrichtswissenschaft
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Daniela Moser
2
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Grundlagen
3
Leistungsbegriff
Während sich in der Naturwissenschaft der Leistungsbegriff eindeutig als Arbeit
in der Zeiteinheit begreifen lässt, herrscht im Rahmen des Bildungswesens
ziemliche Unklarheit darüber, was als Leistung eines Lernenden aufzufassen ist.
Leistung kann verstanden werden als

Ergebnis eines Leistungsprozesses

Prozess, in dem Leistungsanforderungen erfüllt oder nicht erfüllt werden

Anforderungen, die an jemanden gestellt werden

Bewertung eines Ertrages einer Lernaktivität

Produkt schulisch initiierter Lernprozesse
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Leistungsfeststellung
Unter Leistungsfeststellung ist jeder Vorgang gemeint, in dem der Ausprägungsgrad
des Lernerfolgs in schulischen Lernprozessen ermittelt wird. Dementsprechend ist die
Leistungsfeststellung ein methodisches Vorgehen, das eine spezifische Leistung
erfassen hilft. Das Ergebnis einer derartigen Messung ist eine
Sachverhaltsdarstellung ohne Bewertung bzw. Interpretation
Beispiel:
Der Lernende hat unter Ausnützung der entsprechenden Gesetzmäßigkeiten das
Ergebnis ermittelt, das formal jedoch einen Fehler enthält.
Leistungsbeurteilung
Die Leistungsbeurteilung meint ein methodisches Vorgehen, das die
Bewertung/Interpretation der erbrachten Leistung ermöglicht, indem ein Vergleich
mit einem bestimmten Bewertungsmaßstab bzw. einem entsprechenden Standard
angestellt wird.
Die Trennung ist eine Leistungsfeststellung und in eine Leistungsbeurteilung ist
deshalb notwendig, zumal Bewertungsunterschiede von verschiedenen Lehrern
unterschiedlich ausfallen können durch

Unterschiede bei der Leistungsmessung
Beispiel:
Lehrer A lässt zB alle korrekten Lösungsverfahren zu, die zum richtigen
Ergebnis führen; Lehrer B akzeptiert demgegenüber nur bestimmte, im
Unterricht besprochene Verfahren und einen ganz bestimmten technischen
Rechnungsablauf.
Die beiden Lehrer haben unterschiedliche Auffassungen über „richtig“ und
„falsch“.

Unterschiede bei der Leistungsbewertung, also im Standard
Lehrer A gibt bereits ein „Nicht genügend“, wenn bestimmte Formvorschriften
nicht eingehalten werden; Lehrer B misst demgegenüber der äußeren Form
der Arbeit lediglich geringe Bedeutung zu.
Bei beiden Lehrern werden die Formfehler zwar registriert (gemessen), sie
werden jedoch unterschiedlich in der Beurteilung ausgewiesen.
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Bei der Leistungsbewertung geht es also um den Vergleich der gemessenen Leistung
mit ganz bestimmten Standards. Es muss entschieden werden, ob eine Leistung
ausreichend ist, oder nicht, wobei diese Entscheidung nicht unbedingt nur zum
Zwecke der Benotung getroffen werden muss. Ergebnisse von
Leistungsbeurteilungen können auch zur

Steuerung und Kontrolle von schulischem Unterricht

Diagnose von Lernvoraussetzungen

Feststellung von Lernfortschritten bzw. Lernergebnissen

Diagnose von Lernwiderständen

Einordnung von Lernenden im Rahmen der inneren bzw. äußeren
Differenzierung von schulischem Unterricht

Motivationsförderung

Erteilung von Berechtigungen

Beratungsgrundlage im Rahmen der Schulbahnberatung, Berufsberatung usw.

Evaluation von Curricula, Unterrichtsmodellen, Methoden bzw. der eigenen
Unterrichtsorganisation
dienlich sein.
Funktionen von Leistungsbeurteilungen

Selektionsfunktion

Rückmeldefunktion

prognostische Funktion

sozialisierende Funktion

motivationale Funktion

Berichtsfunktion

Disziplinierungsfunktion

Legitimationsfunktion

Chancenausgleichsfunktion

Selbstdarstellungsfunktion

bildungspolitische Funktion

gesellschaftsstabilisierende Funktion
Arbeitsaufgabe 1:

Diskutieren Sie in der Gruppe, welche Erfahrungen Sie mit den oben
genannten Funktionen von Leistungsbeurteilungen gemacht haben. Welche
Vor- und Nachteile erkennen Sie aus diesen?

Fertigen Sie ein Plakat an, das im Plenum präsentiert werden kann.
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Leistungsbeurteilung
Bei der Leistungsbeurteilung unterscheidet man grundsätzlich zwischen
Leistungsbewertung und Leistungsfeststellung. Die Leistungsbewertung gibt
Aufschluss darüber, wie die festgestellte Leistung im Blick auf das Lehrziel oder
auf andere Kriterien einzustufen ist. Durch die Leistungsfeststellung wird
ermittelt, welche Leistungen die Lernenden tatsächlich beherrschen und welche
nicht.1 Leistungsfeststellung ist demnach ein methodisches Vorgehen, das hilft,
eine Leistung zu erfassen. Das Ergebnis ist einfach eine
„Sachverhaltsdarstellung“ ohne Bewertung und Interpretation. Alternative
Formen der Leistungsfeststellung werden in Band 2 besprochen.
Leistungsbewertung
Die Leistungsbewertung impliziert die Frage nach welchen Maßstäben bewertet
wird. Üblicherweise liegt die Schulnotenskala, die in Österreich die Noten von
Sehr gut bis Nicht genügend umfasst, der Leistungsbewertung zugrunde. Die
Leistungsbewertung hat aus Schüler- und Lehrersicht unterschiedliche
Funktionen und kann in verschiedenen Formen durchgeführt werden.
Maßstäbe der Leistungsbewertung
Drei Bezugspunkte spielen bei der Bewertung von Leistungen eine Rolle.

Die Gruppennorm
bezieht eine Leistung auf den Durchschnitt einer Vergleichsgruppe.
Innerhalb dieser Gruppe nimmt der Bewertete einen „Rangplatz“ ein.

Bei der kriteriumsorientierten Bewertung
wird die Leistung auf definierte Leistungsniveaus bezogen. In der
praktischen Unterrichtsarbeit ist ein Kriterium beispielsweise ein Lehrziel.

Bei der Entwicklungsorientierung
werden die Fortschritte einer Person zu ihren früheren Leistungen in Bezug
gebracht.2
1
2
Klauer (2001), S. 103
Brügelmann (2005), S. 331
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Funktionen der Leistungsbewertung
Grundsätzlich hat die Leistungsbewertung eine pädagogische Funktion
(Anreizfunktion), eine Berichts- und Kontrollfunktion und eine rechtliche
Komponente (Aufsteigen, Aufnahme in andere Schultypen, spätere
Berufschancen).
Aus der Sicht des Schülers dient die Leistungsfeststellung der weiteren
Motivation und führt ihm sein Wissen und Können vor Augen.
Aus Lehrersicht gibt die Leistungsfeststellung Aufschluss über das Ausmaß der
Zielerreichung am Ende der Unterrichtseinheit (Selbstkontrolle). Der Lehrer
erhält Hinweise auf Mängel bei einzelnen Schülern, was zu einer individuelle
Problemlösung veranlassen soll.
Formen der Leistungsbewertung
Man unterscheidet zwischen

freier Leistungsbeschreibung. Der Lehrer kann das zu beurteilende
Unterrichtsfach in Teilbereiche aufspalten. Er entscheidet weitgehend
selbst, welche Leistungen er berücksichtigt und wie er sie gewichtet.
Bestimmte Leistungen können über- oder unterbewertet werden.

gebundener Beurteilung: Lehrer beurteilen nach einem einheitlichen
System (zB Punktesystem), das festlegt, welche Kriterien zu
berücksichtigen sind.

Kennzeichnungsverfahren: Der Lehrer markiert auf einer vorgegebenen
Liste (zB Beobachtungsbogen) die einzelnen Leistungen. Es ist ein starres
Schema, das dem Grundsatz der Objektivität am nächsten kommt.
Leistungsfeststellung
Grundlage für Beurteilung der Schüler ist der § 18 des Schulunterrichtsgesetzes:
§ 18 (1) „Die Beurteilung der Leistungen der Schüler in den einzelnen
Unterrichtsgegenständen hat der Lehrer durch Feststellung der Mitarbeit der
Schüler im Unterricht sowie durch besondere in die Unterrichtsarbeit
eingeordnete mündliche, schriftliche und praktische oder nach anderen
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Arbeitsformen ausgerichtete Leistungsfeststellungen zu gewinnen. Maßstab für
die Leistungsbeurteilung sind die Forderungen des Lehrplanes unter
Bedachtnahme auf den jeweiligen Stand des Unterrichts.“
Demnach ist die Leistungsbeurteilung ein integrierter Bestandteil der
Unterrichtsarbeit. Die „ständige Beobachtung“ ist ein entscheidendes Kriterium
für die Schülerbeurteilung und wurde schon seit 1945 in den Erlässen des
Bundesministeriums immer wieder betont.
Gütekriterien
Grundsätzlich werden an die Leistungsmessung drei wesentliche Forderungen
gestellt:

Objektivität
Als objektiv ist eine Leistungsfeststellung dann zu bezeichnen, wenn bei
einer Prüfungsarbeit verschiedene Personen zum selben Ergebnis
kommen. Anders ausgedrückt, fordert Objektivität in der
Leistungsbeuteilung die Unabhängigkeit der Beurteilung von der Person
des Bewerters.

Gültigkeit (Validität)
Hier ist die Forderung enthalten, daß Testaufgaben brauchbare Indikatoren
für jene Fähigkeiten sein sollen, die mit ihrer Hilfe festgestellt werden
sollen. Anders ausgedrückt, ist eine Prüfung dann als valide zu
bezeichnen, wenn tatsächlich das gemessen wird, was gemessen werden
soll.

Zuverlässigkeit (Reliabilität)
Hier geht man von der Annahme aus, dass grundsätzlich Aufgaben, die in
einer bestimmten Situation vorgelegt werden, später in einer
vergleichbaren Situation zu denselben Leistungen führen soll. Mit anderen
Worten wird hier die Wiederholbarkeit einer Prüfung – bei gleichem
Ergebnis – zu fordern sein. Im gegenwärtigen Schulalltag scheint jedoch
gerade dieser Forderung wenig praktischer Wert zuzukommen, da die
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Kontrolle der Reliabilität dem Lehrer nur sehr vage möglich ist und zudem
nur bei geeichten Prüfverfahren größere Bedeutung besitzt.
Leistung
Potenzielle
Leistung
Leistung, die möglich wäre.
Effektive
Leistung
Leistung, die tatsächlich erbracht wird.
Beurteilte
Leistung
Leistung, die beurteilt wird.
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Beobachtungs- und Beurteilungsfehler
Untersuchungen der vergangenen Jahre konnten nachweisen, dass verschiedene
Lehrer ein und dieselbe Arbeit oftmals höchst unterschiedlich bewerten. Die
Gründe für diese Unterschiede in der Leistungsbeurteilung liegen in folgenden
Fehlerquellen:

Milde versus Strenge
Verschiedene Lehrer neigen grundsätzlich dazu, entweder die guten
Noten (Hochbewerter) oder aber die schlechten Noten (Tiefbewerter) z
bevorzugen.

Vermeidung von Extremen
Manche Lehrer versuchen, Extremwerte der Notenskala möglichst
auszuschalten und halten sich bei den von ihnen abgegebenen
Beurteilungen möglichst an mittlere Werte.

Referenzfehler
Dieser Fehler tritt bevorzugt dann auf, wenn sich Lehrer bei der
Beurteilung an bereits vorhandene Beurteilungen einer bestimmten
Bezugsgruppe orientieren. Beispielsweise könnte dies durch den
Vergleich mit Parallelklassen sowie durch Vergleiche mit vorher
erbrachten Leistungen des Beurteilten entstehen.

Implizite Persönlichkeitstheorie
Bestimmte Merkmale eines Schülers werden dabei nicht als
voneinander unabhängig eingestuft, sondern als Bausteine eines
Ganzen gesehen. In diesen Bereich fallen auch der sogenannte HaloEffekt und die logischen Fehler, welche zusammengefaßt als
Verknüpfungstendenz gewertet werden können. Beispielsweise wird
ein Zusammenhang gebildet zwischen einem eher ungepflegten
Äußeren bzw. Unhöflichkeiten des Schülers und seinem Arbeitserfolg
bzw. Leistungsvermögen.
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
Theorie der Erwartungen
Häufig verbinden Lehrer mit bestimmten Schülern auch ganz
bestimmte Erwartungen, wobei sich auch eine Tendenz zur Betätigung
ebendieser Erwartungen zeigt (Self-fullfilling-prophety).

Fehler des ersten Eindrucks
Dieser Fehler wird auch „Primacy-Effekt“ genannt und beruht auf dem
Pauschalurteil des ersten Eindrucks. Er wirkt sich besonders nachhaltig
aus, zumal sehr häufig alle weiterhin zu beobachtenden
Verhaltensmerkmale bzw. Eigenschaften mitbestimmt werden.

Verfälschungen durch nichtzufällige Auswahl der
Beobachtungssituation
Die Beobachtungen zum Zwecke der Schülerbeurteilung sollen in ihrer
Gesamtheit eine repräsentative Stichprobe des Arbeitsverhaltens in
einem ganz bestimmten Gegenstand darstellen.
Grundsätze zur Gestaltung von Leistungskontrollen

Unabhängige Leistungsaspekte sollen in unabhängigen Prüfungen erfasst
werden (zB servierkundliche Regeln sollen nicht bei einer Prüfung, deren
Schwerpunkt die Zubereitung von Grundrezepten ist, abgefragt werden).

Die Prüfungssituation ist möglichst angstfrei zu gestalten. Wichtig dabei ist
die Formulierung von Fragen, Schüler könnten bei der Formulierung von
Aufgabenstellungen mitwirken (Fragen zu Normen).

Häufig kürzere Prüfungen sind selteneren und umfassenderen vorzuziehen.

Schüler sollen angemessen an der Festlegung der Beurteilungskriterien
herangezogen werden, allerdings unter der Voraussetzung, dass der
Lehrer eine selbstkritische Einstellung der Schüler einfordert.
Vorbereitung von Leistungskontrollen
Leistungsmessungen bedürfen einer gründlichen Vorbereitung, wobei die
Maßnahmen angstreduzierend wirken können.
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Mögliche Handlungsindikatoren für schriftliche Leistungsmessungen:3
... den Termin rechtzeitig bekannt geben
... über den Stellenwert der Leistungsmessung informieren
... Inhalte abgrenzen und Ziele beschreiben
... Aufgabenformen erklären
... einen geeigneten Raum reservieren
... bedeutsame Vereinbarungen treffen
... die erlaubten Hilfsmittel benennen
... auf den Schwierigkeitsgrad der Aufgaben hinweisen
... Wiederholungen und Übungen durchführen
... Lern- und Übungshilfen geben
... zur Bildung von Lerngemeinschaften anregen
... über die Bearbeitungszeit sprechen
... über den Bewertungsmaßstab informieren
... ein persönliches Interesse an guten Leistungen dokumentieren
... sich zuversichtlich zeigen
... Absprachen mit Kollegen treffen
Formulierung von Aufgaben
Mögliche Handlungsstruktur für die Formulierung von Aufgaben und die
Zusammenstellung von Arbeiten:4
... die Aufgaben verständlich formulieren
... die Art der zu erbringenden Lernleistung einschätzen
... Aufgabenformen variieren
... geschlossene und offene Aufgabenformen berücksichtigen
... die vereinbarten Leistungsbedingungen in Betracht ziehen
... die Bearbeitungszeit angeben
... den Schwierigkeitsgrad der einzelnen Aufgaben einschätzen
... den einzelnen Aufgaben Punktwerte zuordnen oder diese in Betracht ziehen
... überwiegend Aufgaben stellen, die im Unterricht behandelt worden sind
... die Aufgaben in eine sinnvoll erscheinende Abfolge bringen
... die Auswertungsökonomie bedenken
... weitere Indikatoren?
3
4
Becker (1993); S. 39
Becker (1993); S. 34
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Arbeitsaufgabe 2

Diskutieren Sie in der Gruppe Beurteilungs- und Bewertungsfehler und
zeigen Sie die Problematiken, die sich daraus ergeben auf. Nennen Sie
konkrete Beispiele aus Ihrer Unterrichtspraxis. Überlegen Sie konkret, wie
Sie Beurteilungsfehler vermeiden können.

Diskutieren Sie in der Gruppe die Begriffe „Objektivität, Reliabilität und
Valididät“. Wie können diese erreicht werden? Nennen Sie konkrete
Maßnahmen.
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Schriftliche Lernerfolgskontrollen
Schriftliche Kontrollen lassen zu, dass




alle Lernenden dieselben Aufgaben bearbeiten können.
für die Korrektur sowie die eigentliche Bewertung mehr Zeit zur Verfügung
steht.
die Gesamtzahl der für die Kontrolle benötigten Aufgaben pro Gruppe geringer
ist.
Fehlerquellen bei der Beurteilung eingeschränkt werden.
Folgende Formen von schriftlichen Lernerfolgskontrollen lassen sich abgrenzen:



standardisierte Tests
informelle Tests
Schularbeiten
Informelle Tests sind schriftliche Lernerfolgskontrollen, die ein in sich
abgeschlossenes kleineres Stoffgebiet behandeln, und die auch zeitlich beschränkt
sind. Sie werden im Gegensatz zu standardisierten Tests vom Lehrer selbst
zusammengestellt und nicht in einem genormten Verfahren geeicht.
Schularbeiten sind umfassende Arbeiten zu einem größeren Ausbildungsbereich.
Die Form der Aufgabenstellung kann


gebunden oder
ungebunden
sein.
Gebundene Aufgaben enthalten bereits vorformulierte Text, fertige Zeichnungen
usw. und verlangen eine Auswahl, Zuordnung, Reihung usw. Der Vorteil ist hier die
leichter erreichbare Objektivität und es lassen sich in der Regel mehr Kenntnisse und
Fertigkeiten überprüfen.
Ungebundene Aufgaben verlangen vom Schüler selbst formulierte Texte, selbst
errechnete Antworten, das Zeichnen von Skizzen usw. Sie lassen im Allgemeinen die
Eigenständigkeit des Schülers besser erkennen.
Folgende Aufgabenformen lassen sich unterscheiden:

Lückenaufgaben
Hier ist empfohlen, dass eine Lückenaufgabe nicht mehr als eine Lücke
aufweist und diese zudem erst gegen Ende des Textes aufscheint. Wenn die
Lücke mit mehr als einem Wort auszufüllen ist, soll dies in geeigneter Form
deutlich erkennbar sein.

Kurzantwortaufgaben
Hier ist zu beachten, dass möglichst viele Antworten ausgeschlossen werden,
die als richtig zu werten wären, obwohl sie am zu überprüfenden
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Unterrichtsziel vorbeigehen. Kurzantwortaufgaben können als Antwort einen
oder mehrere Sätze, einen Satzteil, ein Wort, einen Buchstaben, eine Zahl
usw. verlangen.

Substitutionsaufgaben
Diese Aufgaben verlangen die Umformung oder Korrektur eines bereits
vorhandenen Textes. Zur Vermeidung von Zweideutigkeiten soll allerdings das
zu ersetzende oder zu verändernde Wort unterstrichen werden.

Zeichenaufgaben
Hier wird vom Schüler die Fähigkeit verlangt, eine bestimmte Skizze,
anzufertigen oder eine bereits vorhandene Zeichnung zu vervollständigen.

Alternativantworten
Diese Aufgaben lassen sich in der Regel als Fragen formulieren und lassen
meist nur zwei Antworten (ja/nein) zu. Diese Aufgaben können aber auch aus
zwei bereits (zB innerhalb eines Klammerausdrucks) vorgegebenen
Alternativen bestehen. Erweitert kann diese Form der Aufgabenstellung durch
die Frage nach einer Begründung der Antwort werden.

Zuordnungsaufgaben
Bei dieser Form der Aufgabenstellung muss der Lernende bestimmte Begriffe,
Zahlen oder Symbole zuordnen

Reihenfolgenaufgaben
Der Schüler hat die Reihenfolge eines Ablaufs festzulegen.
Bei der Planung von schriftlichen Lernerfolgskontrollen sollen die pro Aufgabe
erreichbaren Punkte angegeben werden. Dadurch kann der denn Stellenwert der
Aufgabe einschätzen und auch eine Zeitabschätzung vornehmen.
Bei der Formulierung von Testaufgaben soll Folgendes beachtet werden:

Die Aufgabe soll inhaltlich und niveaumäßig dem Lernziel entsprechen.

Das durch die Testaufgabe abzudeckende Unterrichtsziel soll durch den
jeweiligen Lehrplan abdeckbar sein.

Die Aufgabe soll sprachlich sinnvoll formuliert sein:
o
o
o
o

keine langen Sätze
keine bzw. nur erklärte Fremdwörter
keine doppelten Verneinungen
Verneinungen sollen unterstrichen werden
Die Ratewahrscheinlichkeit der Aufgaben soll minimiert werden.
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Mitarbeitskontrollen
Die ständige Beobachtung der Mitarbeit ist im österreichischen
Schulunterrichtsgesetz erstmals 1974 als eigenständiger Bereich der
Leistungsfeststellung genannt. Es wird verlangt, dass der Lehrer



die Mitarbeit der Schüler beobachtet
über seine Beobachtungsergebnisse schriftliche Aufzeichnungen führt
daraus Beurteilungen in Form der „Mitarbeit“ resultieren.
Bereiche der Mitarbeitsbeurteilung:

Leistungen im Zusammenhang mit der Sicherung des Unterrichtsertrages
einschließlich der Bearbeitung von Hausübungen.


Leistungen bei der Erarbeitung
Leistungen im Zusammenhang
Sachverhalten
Leistungen im Zusammenhang
einzuordnen und anzuwenden
die Durchführung von Arbeiten


neuer Lehrstoffe
mit dem Erfassen und Verstehen von
mit der Fähigkeit, Erarbeitetes richtig
und Tätigkeiten praktischer Art
Leistungen, die im Rahmen der verschiedenen Sozialformen wie Gruppen-, Partnerund Alleinarbeit erbracht werden, sollen ebenfalls in die Mitarbeitsbeurteilung
miteinfließen.
Weiter soll der Lehrer in die Mitarbeit miteinbeziehen,




ob der Schüler nur wiederholen kann, was ihm gezeigt wurde, oder ob er
eigene Wege der Lösung eines Problems findet.
ob der Schüler zum Transfer des Gelernten fähig ist, dh ob er das Gelernte mit
Neuem in Verbindung bringen kann und umgekehrt
ob der Schüler gleich aufgibt, wenn er auf Schwierigkeiten stößt, oder ob er
versucht, diese Schwierigkeiten zu überwinden
ob der Schüler erkennen kann, wie er seinen Mitschülern helfen kann usw.
Eine Systematisierung der Mitarbeitsbeurteilung ist für eine objektive
Leistungsbeurteilung unumgänglich.
Ziele der Mitarbeitsbeobachtung

Erlangung von „Mitarbeitsnoten“
Die ständige Beobachtung führt zu einer Vielzahl an
Beobachtungsergebnissen, aus deren Summe am Ende eine Note vergeben
wird.

Leistungsfeststellung mit dem Ziel der Unterrichtsevaluation
Die Informationsfeststellung dient der Unterrichtsevaluation und
Beratungsgrundlage für weitere Unterrichtsplanungen.
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Arbeitsaufgabe 3:

Entwerfen Sie für Ihren Fachbereich jeweils eine Aufgabenform für eine
schriftliche Leistungsfeststellung. Diskutieren Sie in der Gruppe deren Vorund Nachteile.

Welches Mitarbeitsbeurteilungssystem wenden Sie an? Gibt es innerhalb der
Fachgruppe Einigungen?
Wo liegen die Probleme der Mitarbeitsbeurteilung in Ihrem Fachbereich?
Diskutieren Sie zB Beobachtungshäufigkeit, Systematik (Noten, Punkte,
Symbole, Tendenz zu selektiven Wahrnehmung einzelner Schüler,
Transparenz).

Welche Vorteile sehen Sie in der ständigen Beobachtung für Schüler und/oder
Lehrer?
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