Unterrichtswissenschaft BG 4/Gruppe 2 SE 155.4101 SS 2009 Daniela Moser Modul 4-1: Leistungsfeststellung und -beurteilung sowie Evaluation an Berufsschulen Termin 23.2. 2.3. 14:00 – 15:30 9.3. 16.3. Inhalt Organisation Überblick über Themen Leistungsbegriff Wert schulischer Leistungen Funktionen von Leistungsmessungen Lernergebnisorientierung – Kompetenzentwicklung Die Fallbeispielmethode 2 2 14:00 – 15:30 23.3. 30.3. Bewertungsstandards Durchschnittsorientierte Bewertung Lernzuwachsorientierte Bewertung Lernzielorientierte Bewertung Gütekriterien der Leistungsmessung Formen der Leistungsbeurteilung Schriftliche Überprüfungen 2 2 15.6. 8.6. Formen der Leistungsbeurteilung Mündliche Überprüfungen Praktische Erfolgskontrollen Portfolios Arten Funktionen Evaluation Feedbackmethoden 29.6. 22.6. Zusammenfassung Rückblick 2 14:00 – 15:30 20.4. 27.4. 14:00 – 15:30 4.5. 11.5. 14:00 – 15:30 18.5. 25.5. 14:00 – 15:30 14:00 – 15:30 14:00 – 15:30 2 2 2 Literatur: Tusch, Hanspeter: Unterricht gestalten – miteinander lernen; Innsbruck 1987. Moser, Daniela: Didaktik und Berufspädagogische Handlungskompetenzen; Graz, 2006. Becker, Georg: Auswertung und Beurteilung von Unterricht. Handlungsorientierte Didaktik III; Weinheim, Basel, 1993. Methoden: Vortrag Gruppen-, Partner- und Einzelarbeit 1 Unterrichtswissenschaft BG 4/Gruppe 2 SE 155.4101 SS 2009 Daniela Moser 2 Unterrichtswissenschaft BG 4/Gruppe 3 SE 155.4101 SS 2009 Mag. Daniela Moser Grundlagen 3 Leistungsbegriff Während sich in der Naturwissenschaft der Leistungsbegriff eindeutig als Arbeit in der Zeiteinheit begreifen lässt, herrscht im Rahmen des Bildungswesens ziemliche Unklarheit darüber, was als Leistung eines Lernenden aufzufassen ist. Leistung kann verstanden werden als Ergebnis eines Leistungsprozesses Prozess, in dem Leistungsanforderungen erfüllt oder nicht erfüllt werden Anforderungen, die an jemanden gestellt werden Bewertung eines Ertrages einer Lernaktivität Produkt schulisch initiierter Lernprozesse Document1 Unterrichtswissenschaft BG 4/Gruppe 3 SE 155.4101 SS 2009 Mag. Daniela Moser Leistungsfeststellung - Erfolgskontrolle Erfolgskontrollen sind in jedem Lehr-Lern-Prozess notwendig. Diese Kontrollen haben eine Feedback-Funktion und sollen Lehrern und Schülern zeigen, was gelehrt und gelernt worden ist. Wenn ein oder mehrere Schritte im Unterricht vollzogen worden sind, vergewissert sich ein Lehrer, ob die Schüler dem Prozess folgen konnten. Er stellt Wiederholungs- oder Verständnisfragen, lässt einen Sachverhalt nochmals erklären oder formuliert eine Aufgabe. Die Antworten oder Lösungen zeigen ihm nun, wo die Schüler stehen. Fällt eine solche Kontrolle positiv aus, werden Lehrer und Schüler durch das Erfolgserlebnis emotional stabilisiert und motiviert für weitere Ziele. Durch die Leistungsfeststellung wird ermittelt, welche Leistungen die Lernenden tatsächlich beherrschen und welche nicht.1 Leistungsfeststellung ist demnach ein methodisches Vorgehen, das hilft, eine Leistung zu erfassen. Das Ergebnis ist einfach eine „Sachverhaltsdarstellung“ ohne Bewertung und Interpretation. Leistungsmessungen - Leistungsbeurteilung Leistungsmessungen dienen der Notengebung. Hier dominiert die Selektionsfunktion. Die Ergebnisse der Leistungsmessungen entscheiden mit darüber, ob der Schüler einen Ausbildungsplatz oder Studienplatz erhält. Bei der Leistungsbeurteilung geht es also um den Vergleich der gemessenen Leistung mit ganz bestimmten Standards. Es muss entschieden werden, ob eine Leistung ausreichend ist, oder nicht. Die Leistungsbeurteilung impliziert die Frage nach welchen Maßstäben bewertet wird. Üblicherweise liegt die Schulnotenskala, die in Österreich die Noten von Sehr gut bis Nicht genügend umfasst, der Leistungsbewertung zugrunde. Die Leistungsbeurteilung hat aus Schüler- und Lehrersicht unterschiedliche Funktionen und kann in verschiedenen Formen durchgeführt werden. Ergebnisse von Leistungsbeurteilungen können auch zur Steuerung und Kontrolle von schulischem Unterricht Diagnose von Lernvoraussetzungen Feststellung von Lernfortschritten bzw. Lernergebnissen Diagnose von Lernwiderständen Einordnung von Lernenden im Rahmen der inneren bzw. äußeren Differenzierung von schulischem Unterricht Motivationsförderung Erteilung von Berechtigungen Beratungsgrundlage im Rahmen der Schulbahnberatung, Berufsberatung usw. 1 Klauer (2001), S. 103 Document1 4 Unterrichtswissenschaft BG 4/Gruppe 3 SE 155.4101 SS 2009 Mag. Daniela Moser Evaluation von Curricula, Unterrichtsmodellen, Methoden bzw. der eigenen Unterrichtsorganisation dienlich sein. Funktionen von Leistungsbeurteilungen Selektionsfunktion Rückmeldefunktion prognostische Funktion sozialisierende Funktion motivationale Funktion Berichtsfunktion Disziplinierungsfunktion Legitimationsfunktion Chancenausgleichsfunktion Selbstdarstellungsfunktion bildungspolitische Funktion gesellschaftsstabilisierende Funktion Arbeitsaufgabe 1: Welche Formen der Erfolgskontrollen bzw. Leistungsbeurteilungen wenden Sie in Ihrer Unterrichtspraxis an? Diskutieren Sie in der Gruppe, welche Erfahrungen Sie mit den oben genannten Funktionen von Leistungsbeurteilungen gemacht haben. Welche Vor- und Nachteile erkennen Sie aus diesen? Fertigen Sie ein Plakat an, das im Plenum präsentiert werden kann. Maßstäbe der Leistungsbeurteilung Drei Bezugspunkte spielen bei der Beurteilung von Leistungen eine Rolle. Die Gruppennorm bezieht eine Leistung auf den Durchschnitt einer Vergleichsgruppe. Innerhalb dieser Gruppe nimmt der Bewertete einen „Rangplatz“ ein. Bei der kriteriumsorientierten Bewertung wird die Leistung auf definierte Leistungsniveaus bezogen. In der praktischen Unterrichtsarbeit ist ein Kriterium beispielsweise ein Lehrziel. Document1 5 Unterrichtswissenschaft BG 4/Gruppe 3 SE 155.4101 SS 2009 Mag. Daniela Moser Bei der Entwicklungsorientierung werden die Fortschritte einer Person zu ihren früheren Leistungen in Bezug gebracht.2 Leistungsbeurteilung Grundlage für Beurteilung der Schüler ist der § 18 des Schulunterrichtsgesetzes: § 18 (1) „Die Beurteilung der Leistungen der Schüler in den einzelnen Unterrichtsgegenständen hat der Lehrer durch Feststellung der Mitarbeit der Schüler im Unterricht sowie durch besondere in die Unterrichtsarbeit eingeordnete mündliche, schriftliche und praktische oder nach anderen Arbeitsformen ausgerichtete Leistungsfeststellungen zu gewinnen. Maßstab für die Leistungsbeurteilung sind die Forderungen des Lehrplanes unter Bedachtnahme auf den jeweiligen Stand des Unterrichts.“ Demnach ist die Leistungsbeurteilung ein integrierter Bestandteil der Unterrichtsarbeit. Die „ständige Beobachtung“ ist ein entscheidendes Kriterium für die Schülerbeurteilung und wurde schon seit 1945 in den Erlässen des Bundesministeriums immer wieder betont. Gütekriterien Grundsätzlich werden an die Leistungsmessung drei wesentliche Forderungen gestellt: Objektivität Als objektiv ist eine Leistungsfeststellung dann zu bezeichnen, wenn bei einer Prüfungsarbeit verschiedene Personen zum selben Ergebnis kommen. Anders ausgedrückt, fordert Objektivität in der Leistungsbeuteilung die Unabhängigkeit der Beurteilung von der Person des Bewerters. Gültigkeit (Validität) Hier ist die Forderung enthalten, dass Testaufgaben brauchbare Indikatoren für jene Fähigkeiten sein sollen, die mit ihrer Hilfe festgestellt werden sollen. Anders ausgedrückt, ist eine Prüfung dann als valide zu bezeichnen, wenn tatsächlich das gemessen wird, was gemessen werden 2 Brügelmann (2005), S. 331 Document1 6 Unterrichtswissenschaft BG 4/Gruppe 3 SE 155.4101 SS 2009 Mag. Daniela Moser soll. Zuverlässigkeit (Reliabilität) Hier geht man von der Annahme aus, dass grundsätzlich Aufgaben, die in einer bestimmten Situation vorgelegt werden, später in einer vergleichbaren Situation zu denselben Leistungen führen sollen. Mit anderen Worten wird hier die Wiederholbarkeit einer Prüfung – bei gleichem Ergebnis – zu fordern sein. Im gegenwärtigen Schulalltag scheint jedoch gerade dieser Forderung wenig praktischer Wert zuzukommen, da die Kontrolle der Reliabilität dem Lehrer nur sehr vage möglich ist und zudem nur bei geeichten Prüfverfahren größere Bedeutung besitzt. Beobachtungs- und Beurteilungsfehler Untersuchungen der vergangenen Jahre konnten nachweisen, dass verschiedene Lehrer ein und dieselbe Arbeit oftmals höchst unterschiedlich bewerten. Die Gründe für diese Unterschiede in der Leistungsbeurteilung liegen in folgenden Fehlerquellen: Milde versus Strenge Verschiedene Lehrer neigen grundsätzlich dazu, entweder die guten Noten (Hochbewerter) oder aber die schlechten Noten (Tiefbewerter) z bevorzugen. Vermeidung von Extremen Manche Lehrer versuchen, Extremwerte der Notenskala möglichst auszuschalten und halten sich bei den von ihnen abgegebenen Beurteilungen möglichst an mittlere Werte. Referenzfehler Dieser Fehler tritt bevorzugt dann auf, wenn sich Lehrer bei der Beurteilung an bereits vorhandene Beurteilungen einer bestimmten Bezugsgruppe orientieren. Beispielsweise könnte dies durch den Vergleich mit Parallelklassen sowie durch Vergleiche mit vorher Document1 7 Unterrichtswissenschaft BG 4/Gruppe 3 SE 155.4101 SS 2009 Mag. Daniela Moser erbrachten Leistungen des Beurteilten entstehen. Implizite Persönlichkeitstheorie Bestimmte Merkmale eines Schülers werden dabei nicht als voneinander unabhängig eingestuft, sondern als Bausteine eines Ganzen gesehen. In diesen Bereich fallen auch der sogenannte HaloEffekt und die logischen Fehler, welche zusammengefaßt als Verknüpfungstendenz gewertet werden können. Beispielsweise wird ein Zusammenhang gebildet zwischen einem eher ungepflegten Äußeren bzw. Unhöflichkeiten des Schülers und seinem Arbeitserfolg bzw. Leistungsvermögen. Theorie der Erwartungen Häufig verbinden Lehrer mit bestimmten Schülern auch ganz bestimmte Erwartungen, wobei sich auch eine Tendenz zur Betätigung ebendieser Erwartungen zeigt (Self-fullfilling-prophety). Fehler des ersten Eindrucks Dieser Fehler wird auch „Primacy-Effekt“ genannt und beruht auf dem Pauschalurteil des ersten Eindrucks. Er wirkt sich besonders nachhaltig aus, zumal sehr häufig alle weiterhin zu beobachtenden Verhaltensmerkmale bzw. Eigenschaften mitbestimmt werden. Verfälschungen durch nichtzufällige Auswahl der Beobachtungssituation Die Beobachtungen zum Zwecke der Schülerbeurteilung sollen in ihrer Gesamtheit eine repräsentative Stichprobe des Arbeitsverhaltens in einem ganz bestimmten Gegenstand darstellen. Grundsätze zur Gestaltung von Leistungskontrollen Unabhängige Leistungsaspekte sollen in unabhängigen Prüfungen erfasst werden (zB servierkundliche Regeln sollen nicht bei einer Prüfung, deren Schwerpunkt die Zubereitung von Grundrezepten ist, abgefragt werden). Document1 8 Unterrichtswissenschaft BG 4/Gruppe 3 SE 155.4101 SS 2009 Mag. Daniela Moser Die Prüfungssituation ist möglichst angstfrei zu gestalten. Wichtig dabei ist die Formulierung von Fragen, Schüler könnten bei der Formulierung von Aufgabenstellungen mitwirken (Fragen zu Normen). Häufig kürzere Prüfungen sind selteneren und umfassenderen vorzuziehen. Schüler sollen angemessen an der Festlegung der Beurteilungskriterien herangezogen werden, allerdings unter der Voraussetzung, dass der Lehrer eine selbstkritische Einstellung der Schüler einfordert. Vorbereitung von Leistungskontrollen Leistungsmessungen bedürfen einer gründlichen Vorbereitung, wobei die Maßnahmen angstreduzierend wirken können. Mögliche Handlungsindikatoren für Leistungsmessungen:3 ... den Termin rechtzeitig bekannt geben ... über den Stellenwert der Leistungsmessung informieren ... Inhalte abgrenzen und Ziele beschreiben ... Aufgabenformen erklären ... einen geeigneten Raum reservieren ... bedeutsame Vereinbarungen treffen ... die erlaubten Hilfsmittel benennen ... auf den Schwierigkeitsgrad der Aufgaben hinweisen ... Wiederholungen und Übungen durchführen ... Lern- und Übungshilfen geben ... zur Bildung von Lerngemeinschaften anregen ... über die Bearbeitungszeit sprechen ... über den Bewertungsmaßstab informieren ... ein persönliches Interesse an guten Leistungen dokumentieren ... sich zuversichtlich zeigen ... Absprachen mit Kollegen treffen Formulierung von Aufgaben Mögliche Handlungsstruktur für die Formulierung von Aufgaben und die Zusammenstellung von Arbeiten:4 3 Becker (1993); S. 39 Document1 9 Unterrichtswissenschaft BG 4/Gruppe 3 SE 155.4101 SS 2009 Mag. Daniela Moser ... die Aufgaben verständlich formulieren ... die Art der zu erbringenden Lernleistung einschätzen ... Aufgabenformen variieren ... geschlossene und offene Aufgabenformen berücksichtigen ... die vereinbarten Leistungsbedingungen in Betracht ziehen ... die Bearbeitungszeit angeben ... den Schwierigkeitsgrad der einzelnen Aufgaben einschätzen ... den einzelnen Aufgaben Punktwerte zuordnen oder diese in Betracht ziehen ... überwiegend Aufgaben stellen, die im Unterricht behandelt worden sind ... die Aufgaben in eine sinnvoll erscheinende Abfolge bringen ... die Auswertungsökonomie bedenken ... weitere Indikatoren? Arbeitsaufgabe 2 Diskutieren Sie in der Gruppe Beurteilungs- und Bewertungsfehler und zeigen Sie die Problematiken, die sich daraus ergeben auf. Nennen Sie konkrete Beispiele aus Ihrer Unterrichtspraxis. Überlegen Sie konkret, wie Sie Beurteilungsfehler vermeiden können. Diskutieren Sie in der Gruppe die Begriffe „Objektivität, Reliabilität und Valididät“. Wie können diese erreicht werden? Nennen Sie konkrete Maßnahmen. 4 Becker (1993); S. 34 Document1 10 Unterrichtswissenschaft BG 4/Gruppe 3 SE 155.4101 SS 2009 Mag. Daniela Moser Schriftliche Lernerfolgskontrollen Schriftliche Kontrollen lassen zu, dass alle Lernenden dieselben Aufgaben bearbeiten können. für die Korrektur sowie die eigentliche Bewertung mehr Zeit zur Verfügung steht. die Gesamtzahl der für die Kontrolle benötigten Aufgaben pro Gruppe geringer ist. Fehlerquellen bei der Beurteilung eingeschränkt werden. Folgende Formen von schriftlichen Lernerfolgskontrollen lassen sich abgrenzen: standardisierte Tests informelle Tests Schularbeiten Informelle Tests sind schriftliche Lernerfolgskontrollen, die ein in sich abgeschlossenes kleineres Stoffgebiet behandeln, und die auch zeitlich beschränkt sind. Sie werden im Gegensatz zu standardisierten Tests vom Lehrer selbst zusammengestellt und nicht in einem genormten Verfahren geeicht. Schularbeiten sind umfassende Arbeiten zu einem größeren Ausbildungsbereich. Die Form der Aufgabenstellung kann gebunden oder ungebunden sein. Gebundene Aufgaben enthalten bereits vorformulierte Text, fertige Zeichnungen usw. und verlangen eine Auswahl, Zuordnung, Reihung usw. Der Vorteil ist hier die leichter erreichbare Objektivität und es lassen sich in der Regel mehr Kenntnisse und Fertigkeiten überprüfen. Ungebundene Aufgaben verlangen vom Schüler selbst formulierte Texte, selbst errechnete Antworten, das Zeichnen von Skizzen usw. Sie lassen im Allgemeinen die Eigenständigkeit des Schülers besser erkennen. Folgende Aufgabenformen lassen sich unterscheiden: Lückenaufgaben Hier ist empfohlen, dass eine Lückenaufgabe nicht mehr als eine Lücke aufweist und diese zudem erst gegen Ende des Textes aufscheint. Wenn die Lücke mit mehr als einem Wort auszufüllen ist, soll dies in geeigneter Form deutlich erkennbar sein. Kurzantwortaufgaben Hier ist zu beachten, dass möglichst viele Antworten ausgeschlossen Document1 11 Unterrichtswissenschaft BG 4/Gruppe 3 SE 155.4101 SS 2009 Mag. Daniela Moser werden, die als richtig zu werten wären, obwohl sie am zu überprüfenden Unterrichtsziel vorbeigehen. Kurzantwortaufgaben können als Antwort einen oder mehrere Sätze, einen Satzteil, ein Wort, einen Buchstaben, eine Zahl usw. verlangen. Substitutionsaufgaben Diese Aufgaben verlangen die Umformung oder Korrektur eines bereits vorhandenen Textes. Zur Vermeidung von Zweideutigkeiten soll allerdings das zu ersetzende oder zu verändernde Wort unterstrichen werden. Zeichenaufgaben Hier wird vom Schüler die Fähigkeit verlangt, eine bestimmte Skizze, anzufertigen oder eine bereits vorhandene Zeichnung zu vervollständigen. Alternativantworten Diese Aufgaben lassen sich in der Regel als Fragen formulieren und lassen meist nur zwei Antworten (ja/nein) zu. Diese Aufgaben können aber auch aus zwei bereits (zB innerhalb eines Klammerausdrucks) vorgegebenen Alternativen bestehen. Erweitert kann diese Form der Aufgabenstellung durch die Frage nach einer Begründung der Antwort werden. Mehrfachantworten – Multiple Choice Aus mehreren Antwortmöglichkeiten sind eine oder mehrere richtig. Dabei kann die Anzahl der richtigen Antworten genannt oder ungenannt werden. Die falschen Antwortmöglichkeiten (Distraktoren) sollten auf Anhieb plausibel wirken. Zuordnungsaufgaben Bei dieser Form der Aufgabenstellung muss der Lernende bestimmte Begriffe, Zahlen oder Symbole zuordnen Reihenfolgenaufgaben Der Schüler hat die Reihenfolge eines Ablaufs festzulegen. Bei der Planung von schriftlichen Lernerfolgskontrollen sollen die pro Aufgabe erreichbaren Punkte angegeben werden. Dadurch kann der denn Stellenwert der Aufgabe einschätzen und auch eine Zeitabschätzung vornehmen. Bei der Formulierung von Testaufgaben soll Folgendes beachtet werden: Die Aufgabe soll inhaltlich und niveaumäßig dem Lernziel entsprechen. Das durch die Testaufgabe abzudeckende Unterrichtsziel soll durch den jeweiligen Lehrplan abdeckbar sein. Document1 12 Unterrichtswissenschaft BG 4/Gruppe 3 SE 155.4101 SS 2009 Mag. Daniela Moser Die Aufgabe soll sprachlich sinnvoll formuliert sein: o o o o keine langen Sätze keine bzw. nur erklärte Fremdwörter keine doppelten Verneinungen Verneinungen sollen unterstrichen werden Die Ratewahrscheinlichkeit der Aufgaben soll minimiert werden. Arbeitsaufgabe 3: Entwerfen Sie für Ihren Fachbereich jeweils eine Aufgabenform für eine schriftliche Leistungsfeststellung. Diskutieren Sie in der Gruppe deren Vorund Nachteile. Mündliche Leistungsfeststellungen Mündliche Leistungsbeurteilungsformen beziehen sich auf die Mitarbeit im Unterricht und auf mündliche Leistungen in Prüfungssituationen. In mündlichen Prüfungen sind zumeist Einzelprüfungen, in denen ein Schüler einem oder mehreren Prüfern gegenübersteht und in einem Prüfungsgespräch seine Leistung darstellt. Das Prüfungsgespräch wird kurz ausgewertet, wird unmittelbar darauf benotet und dem Schüler mitgeteilt. In Gruppenprüfungen werden mehrere Kandidaten gleichzeitig geprüft. Gestaltung von mündlichen Prüfungen Document1 im Vorgespräch konkrete Lernhilfen bieten das Prüfungsgebiet abgrenzen Vorbereitungszeit einräumen ein Spezialgebiet wählen lassen Informationen über den Prüfungsablauf geben die Prüfungsanforderungen umschreiben über die Beurteilungskriterien sprechen den Prüfungsablauf entritualisieren mit dem Spezialgebiet beginnen sich um Sensibilität bemühen anspruchsvolle Fragestellungen einbringen das Fachgebiet allgemein ansprechen den Prüfungsablauf protokollieren sich der Gefahr möglicher Beurteilungsfehler bewusst sein Prüfungsnote begründen 13 Unterrichtswissenschaft BG 4/Gruppe 3 SE 155.4101 SS 2009 Mag. Daniela Moser Arbeitsaufgabe 4: Bereiten Sie in der Kleingruppe ein Rollenspiel mit zwei Szenarien mit folgender Rollenverteilung vor: Szenarium 1: Lehrer schafft eine angstvolle Prüfungssituation – Schüler wird geprüft – Mitschüler nehmen teil Szenarium 2: Lehrer schafft eine freundliche Prüfungssituation – Schüler wird geprüft – Mitschüler nehmen teil Mitarbeitskontrollen Die ständige Beobachtung der Mitarbeit ist im österreichischen Schulunterrichtsgesetz erstmals 1974 als eigenständiger Bereich der Leistungsfeststellung genannt. Es wird verlangt, dass der Lehrer die Mitarbeit der Schüler beobachtet über seine Beobachtungsergebnisse schriftliche Aufzeichnungen führt daraus Beurteilungen in Form der „Mitarbeit“ resultieren. Bereiche der Mitarbeitsbeurteilung: Leistungen im Zusammenhang mit der Sicherung des Unterrichtsertrages einschließlich der Bearbeitung von Hausübungen. Leistungen bei der Erarbeitung neuer Lehrstoffe Leistungen im Zusammenhang mit dem Erfassen und Verstehen von Sachverhalten Leistungen im Zusammenhang mit der Fähigkeit, Erarbeitetes richtig einzuordnen und anzuwenden die Durchführung von Arbeiten und Tätigkeiten praktischer Art Leistungen, die im Rahmen der verschiedenen Sozialformen wie Gruppen-, Partner- und Alleinarbeit erbracht werden, sollen ebenfalls in die Mitarbeitsbeurteilung miteinfließen. Weiter soll der Lehrer in die Mitarbeit miteinbeziehen, ob der Schüler nur wiederholen kann, was ihm gezeigt wurde, oder ob er eigene Wege der Lösung eines Problems findet. ob der Schüler zum Transfer des Gelernten fähig ist, dh ob er das Gelernte mit Neuem in Verbindung bringen kann und umgekehrt ob der Schüler gleich aufgibt, wenn er auf Schwierigkeiten stößt, oder ob er versucht, diese Schwierigkeiten zu überwinden ob der Schüler erkennen kann, wie er seinen Mitschülern helfen kann usw. Eine Systematisierung der Mitarbeitsbeurteilung ist für eine objektive Leistungsbeurteilung unumgänglich. Document1 14 Unterrichtswissenschaft BG 4/Gruppe 3 SE 155.4101 SS 2009 Mag. Daniela Moser Ziele der Mitarbeitsbeobachtung Erlangung von „Mitarbeitsnoten“ Die ständige Beobachtung führt zu einer Vielzahl an Beobachtungsergebnissen, aus deren Summe am Ende eine Note vergeben wird. Leistungsfeststellung mit dem Ziel der Unterrichtsevaluation Die Informationsfeststellung dient der Unterrichtsevaluation und Beratungsgrundlage für weitere Unterrichtsplanungen. Arbeitsaufgabe 5: Welches Mitarbeitsbeurteilungssystem wenden Sie an? Gibt es innerhalb der Fachgruppe Einigungen? Wo liegen die Probleme der Mitarbeitsbeurteilung in Ihrem Fachbereich? Diskutieren Sie zB Beobachtungshäufigkeit, Systematik (Noten, Punkte, Symbole, Tendenz zu selektiven Wahrnehmung einzelner Schüler, Transparenz). Welche Vorteile sehen Sie in der ständigen Beobachtung für Schüler und/oder Lehrer? Document1 15