Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte

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Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte
Sprachförderung (Sandra Winter, Bachelorarbeit, PH-OÖ, 2010)
5.1. Bewegungsgeräte
Durch Bewegungsgeräte bringt man ohne große Veränderung des Unterrichts Bewegung in
die Klasse. Normale, oftmals langweilige Übungen wie etwa die Selbstkontrolle oder das
Rechnen im Buch können damit leicht zu handlungsorientierten, lustigen Übungen gemacht
werden.
Bewegungsgeräte kann man in die Kategorien „psychomotorische Geräte“, „Kleingeräte“,
„Großgeräte“ und „Alltagsmaterialien“ teilen.
Psychomotorische Geräte: Zu dieser Kategorie zählen alle speziell zur Förderung der
Psychomotorik entwickelten Geräte wie etwa Rollbrett, Pedalo, Pezziball, Schwungtuch und
Wackelbrett (Vgl. ZIMMER 2004, S.208).
Kleingeräte: Zu diesen Geräten zählen alle kleinen Materialien, die beispielsweise im Turnsaal
aufliegen. Alle Arten von Bällen, Reifen, Seilen, Bohnensäckchen, Gymnastikstäben und
Rhythmiktücher passen zu diesem Begriff (Vgl. ZIMMER 2004, S.208).
Alltagsmaterialien: Zu dieser Kategorie zählen alle Dinge, die man im alltäglichen Leben
findet. Manch einer würde nie daran denken, solche Sachen im Unterricht einzusetzen. Viele
dieser Materialien sind kostengünstig oder sogar gratis. Beispiele wären Bettlaken, Decken,
Bierdeckel, Pappröhren, Pappkartons, Autoreifen, Bretter, Wäscheklammern, Heulrohre,
Joghurtbecher und Getränkekisten (Vgl. ZIMMER 2004, S.208).
Großgeräte: Diese sind im Unterricht in der Klasse eher schwer einzusetzen, schaffen aber im
Turnunterricht wunderbare Bewegungsmöglichkeiten. Beispiele sind Turnmatten, Kästen,
Bänke, Sprossenwand etc. (Vgl. ZIMMER 2004, S.208).
Nun folgen einige Beispiele um zu zeigen, wie einfach es ist, diese Gegenstände in den
alltäglichen Unterricht zu integrieren. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte
Sprachförderung 37
Beispiel – Kontrollblatt
Oftmals legen Lehrkräfte Kontrollblätter zur Selbstkontrolle in der Klasse auf. Um Bewegung in
den Unterricht zu bringen, könnte ein Slalom aus Joghurtbechern gebaut werden, den die
Kinder auf dem Weg zum Kontrollblatt bewältigen müssen. Es könnten Reifen aufgelegt
werden, durch welche die Kinder hüpfen müssen oder Seile, auf denen sie balancieren dürfen.
Durch solche einfachen Mittel wird Bewegung und Abwechslung in den Unterrichtsverlauf
gebracht und die Kinder erzielen die Lerneffekte bewusster und motivierter.
Beispiel – Partnerarbeit
Partnerübungen könnten durch den Einsatz eines Balles bewegungsreicher gestaltet werden.
Wenn die Kinder etwa einen Dialog lesen, werfen sie sich beim Rollentausch den Ball zu.
Beim gemeinsamen Aufsagen eines Gedichtes darf ein Luftballon den Boden nicht berühren.
Die Kinder halten ihn mit vereinten Kräften in der Luft. Ein Dialog könnte auch durch eine
Heulröhre gesprochen werden.
Beispiel – Psychomotorische Geräte
Bei einem Stationsbetrieb oder Wochenplan eignet sich der Einsatz dieser Geräte besonders
gut. Sie sind nämlich meistens nur in geringer Stückzahl vorhanden und bei diesen Methoden
werden sie nicht gleichzeitig von allen Kindern benötigt. Ein Gedicht könnte etwa auf einem
Wackelbrett auswendig gelernt werden. Bei der Zuordnung von Buchstaben zum Wort
könnten die Kärtchen mit dem Rollbrett transportiert werden. Die Kinder lesen Silben nicht
einfach aus dem Heft, sondern sie lesen Silbenkärtchen an der Wand, während sie mit dem
Wackelbrett vorbeiwackeln.
Beispiel - Schwämme
TIETZ (Vgl. 2010, S.58f.) empfiehlt beim Thema „Kleingeräte“ bunte Schwämme. Diese sind
günstig, ungefährlich, leicht und lassen sich waschen. Mit den Schwämmen kann man
beispielsweise Wege legen und diese versprachlichen, Präpositionen üben, indem man sie an
die verschiedensten Positionen legt, Buchstaben oder Wörter können damit gelegt und
verschiedene Gegenstände gebaut werden. Um Bewegung in eine Ergebnissicherung, eine
Wiederholung Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 38
oder einen Stationsbetrieb zu bringen, können die Schwämme balanciert, geschossen und mit
verschiedenen Körperteilen bewegt werden.
In nahezu jeder Situation kann man Bewegungsgeräte einbauen. Solche Übungen bringen
Schwung in die Klasse und fördern das Körpergefühl der Kinder. Sie tragen zur Gesundheit
bei und lassen die Kinder sinnliche Materialerfahrungen machen.
Meinen Erfahrungen nach macht Kindern das Arbeiten mit solchen Materialien großen Spaß,
sie werden dadurch sehr motiviert und das steigert das Lebensgefühl.
5.2. Bewegungsspiele bezogen auf die sprachlichen Bereiche
Im folgenden Kapitel werden Anregungen gegeben, wie die beschriebenen Bereiche der
Sprache (siehe Kapitel „2.4. Die neun Bereiche der Sprache“) durch Bewegung gefördert
werden können.
Besonderer Schwerpunkt liegt beim Lernen im bewegten Spiel. Das Spiel ist eine zentrale
Tätigkeitsform des Kindes und die Bedeutung des kindlichen Spiels für die emotionale,
motorische, kognitive, soziale und sprachlich-kommunikative Entwicklung ist unumstritten (Vgl.
HEIDTMANN, KNEBEL 2004, S.21). Im Spiel können alle Facetten von Sprache geübt
werden, ohne dass den Kindern der Lerneffekt bewusst ist (Vgl. WINNER 2007, S.21). Sie
lernen in einer konzentrierten, lustvollen Umgebung ohne Ängste und Druck. Kinder können
sich so in ein Spiel vertiefen, dass sie die Zeit vergessen und elementare Bedürfnisse in den
Hintergrund schieben.
Viele Argumente sprechen für ein Lernen durch das Spiel und aus diesem Grund will ich mich
im praktischen Teil vorwiegend mit Sprach- und Bewegungsspielen beschäftigen.
Ein weiterer Bereich in diesem Kapitel ist die Förderung durch Musik. Kein Mensch kann sich
der Wirkung von Musik entziehen, denn unser Körper reagiert unbewusst durch feine
Bewegungen wie Taktwippen oder Veränderung der Pulsfrequenz. Dies geschieht, weil die
Musik Reaktionen hervorruft, die sich der bewussten Kontrolle entziehen, da sie das
autonome Nervensystem stimulieren (Vgl. HIRLER 2009, S.19). Kapitel 5 – Praktische
Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 39
Sprachliche Förderung durch Musik funktioniert hervorragend, weil Musik und Sprache viele
Ähnlichkeiten aufweisen. Sie bestehen beispielsweise aus nahezu identischen Merkmalen,
wie Melodie und Phrasierung, Rhythmus, Akzente und Artikulation, Tempo und Dynamik (Vgl.
HIRLER 2009, S.19). Weiters bilden sie ähnliche Strukturen, wie an den Abfolgen von Wörtern
und Tönen, Melodien und Sätzen zu erkennen ist. Gleichsam besteht eine Wechselwirkung
zwischen Musik und Sprache, denn man kann durch Musik sprachliche Gebilde zum Ausdruck
bringen und Musik kann einen sprachlichen Ausdruck finden, indem sie interpretiert wird.
Weiters bringt man sowohl durch Musik, als auch durch Sprache Emotionen zum Ausdruck.
Dass auch Bewegung eine enge Verbindung zur Musik aufweist, zeigt die Tatsache, dass
Kinder bei einem Bewegungslied immer zuerst auf der motorischen Ebene mitmachen. Erst
wenn sie genügend Sicherheit in diesem Bereich haben, singen oder sprechen sie mit. Dies
zeigt deutlich, wie elementar Bewegung als Grundlage von Sprache und Sprechen funktioniert
(Vgl. HIRLER 2009, S.25).
Alle elementaren musikalisch-bewegten Ausdrucksformen wie Lieder, Verse, Reime und
entsprechende Spielformen wie Kniereiterspiele, Fingerspiele, Tänze, Klatsch- und
Schattenspiele, sowie Rollenspiele wirken sprachfördernd. Sie eröffnen Lernprozesse, die an
den Interessen der Kinder anknüpfen und vielfältige Sinneserfahrungen mit Sprechen und
Handeln verbinden. Kinder, die mit solchen sprachlichen Fördermethoden aufwachsen,
können sich Sätze länger merken und besitzen eine erhöhte kompensatorische Fähigkeit, um
Gehörtes zu analysieren (Vgl. HIRLER 2009, S.25).
Gedichte eröffnen ebenfalls kreative Arbeitsmöglichkeiten. In meiner Schulzeit wurden
Gedichte nur auswendig gelernt und somit war die Motivation der SchülerInnen gleich Null. Es
gibt aber eine Vielzahl an Arbeitsmöglichkeiten mit Gedichten. Sie könnten beispielsweise
sinnerfassend gelesen, umgeschrieben oder nacherzählt werden. Weiters könnte zu
Gedichten gemalt werden oder ein Theaterstück dazu erfunden werden. Man könnte die
Dichtung vertonen oder weiterschreiben und Bewegungen dazu entwickeln (Vgl. RÖSGEN,
Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 40
WILLMEROTH 2001, S.4). Dabei können Kinder kreativ arbeiten und ihre eigene Sprache
einbringen. Ein individuelles Arbeiten ist mit Gedichten sehr gut möglich.
5.2.1. Bewegung und Prosodie
Die prosodischen Merkmale der Sprache kommen in ganz bestimmten Bewegungssituationen
zum Ausdruck und können bei gezielter Schwerpunktsetzung dadurch gefördert werden.
Einzelne prosodische Merkmale werden in diesem Unterkapitel in Verbindung mit Bewegung
gesetzt und konkrete Förderbeispiele werden gegeben.
Rhythmisierung der Sprache
Die Rhythmisierung der Sprache kann man gezielt durch eine Rhythmisierung der
Bewegungen fördern. Dazu kommt es, wenn man etwa zu Versen Bewegungen ausführt oder
Bewegungen gezielt rhythmisch durchführt.
Beispiel – Schaukelschiff:
Lehrkraft und SchülerInnen halten ein Bettlaken oder eine Decke fest. Ein Kind legt sich hinein
und wird von den anderen MitspielerInnen geschaukelt. Dabei sprechen die Kinder folgenden
Vers:
„Fährt ein Schiffchen übers Meer,
das schaukelt hin, das schaukelt her,
das schaukelt hin, das schaukelt her,
es kommt ein großer Sturm da fällt das Schiffchen um!“ (Zimmer 2009, S.157)
Bei diesem Gedicht schaukelt man zuerst leicht hin und her. Danach steigert man die
Intensität des Schaukelns und beginnt kräftig zu schütteln. Am Ende setzt man die Decke
sanft auf dem Boden ab.
Das rhythmische Sprechen wird hierbei durch das rhythmische Schaukeln unterstützt.
Die Übung unterstützt auch weitere prosodische Merkmale, wie etwa die sprachliche
Begleitung, die Betonung, die Dynamik der Sprache und sie fördert die auditive
Wahrnehmung, Konzentration und Kommunikation. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine
bewegungsorientierte Sprachförderung 41
Beispiel – Abzählreime
Abzählreime fördern durch ihren Aufbau die Rhythmisierung der Sprache. Die Kinder
bewegen sich im Rhythmus zu diesen Reimen. Abzählreime sind bei Kindern sehr beliebt, weil
sie eine einfache Melodie besitzen, leicht zu merken und nachzusprechen sind (Vgl. PIGHIN,
SILLABER 1993, S.30).
„Eins, zwei, drei
rische, rasche, rei,
rische, rasche, Plaudertasche,
du bist frei!“
Weitere Beispiele für solche Abzählreime befinden sich im Anhang.
Beispiel – Handklatschspiele
Handklatschspiele verbinden Sprache, Rhythmus und Bewegung besonders gut. Reime
werden rhythmisch gesprochen, wobei die Kinder einzelne Silben überdeutlich betonen und
mit unterschiedlichen Handbewegungen verbinden.
„Meine Mi, meine Ma,
meine Mutter schickt mich her,
ob der Ki, ob der Ka,
ob der Kuchen fertig wär.
Wenn er ni, wenn er na,
wenn er noch nicht fertig wär,
käm ich mi, käm ich ma,
käm ich morgen wieder her.“ (FRIEDL 2007, S.78)
Zu jeder Silbe wird auf eine andere Weise geklatscht: Bei der ersten Silbe in die eigenen
Hände, dann mit der rechten in die linke Hand des Partners, dann wieder in die eigenen
Hände und danach mit der linken in die rechte Hand des Partners. Danach klatscht man
wieder in die eigenen Hände und dann in beide Hände des Mitspielers. Diese Klatschfolge
wird bis zum Reimende wiederholt.
Neben der Rhythmisierung der Sprache wird die Artikulation, die Motorik und Auge-HandKoordination gefördert. Konzentration und Merkfähigkeit werden trainiert. Kapitel 5 – Praktische
Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 42
Tonhöhe
Eine hohe oder tiefe Stimmlage kann durch gleichzeitige Bewegungen nach oben oder unten
unterstützt werden.
Die ansteigende Tonhöhe bei Fragen und die absteigende Tonhöhe bei Antworten kann durch
„Lesen in Bewegung“ besonders gut gefördert werden: Bei einer Frage richten sich die Kinder
langsam auf, bei der Antwort setzen sie sich langsam wieder. Dies kann sowohl mit der
gesamten Klasse, als auch im Dialog oder in einer Gruppe geübt werden.
Beispiel – Fischer, Fischer, wie tief ist das Wasser hier?
Fangspiele mit Frage-Antwort-Ritualen eignen sich sehr gut, um eine passende Tonhöhe zu
trainieren.
Bei dem Beispiel steht ein Fänger (der Fischer) an einer Turnsaalwand, die Gruppe steht ihm
gegenüber an der anderen Wand. Der Dialog beginnt mit obiger Frage der Gruppe an den
Fischer. Der Fischer antwortet darauf mit irgendeiner Zahl und die Kinder fragen: „Wie
kommen wir hinüber?“ Der Fänger gibt als Antwort eine Bewegungsmöglichkeit. Die Kinder
bewegen sich wie gewünscht zur gegenüberliegenden Turnsaalwand und der Fischer
versucht, möglichst viele SchülerInnen zu fangen.
Bei diesem Frage-Antwort-Ritual merken die Kinder, dass bei einer Frage die Stimme nach
oben geht, und dass sie bei einer Antwort tiefer wird. Dadurch wird Spannung aufgebaut und
beim anschließenden Laufen wird diese wieder abgebaut.
Die Übung fördert zusätzlich die Wortschatzerweiterung. Koordination und Ausdauer werden
trainiert.
Beispiel – Auf und nieder
Als Vorübung zu diesem Spiel werden sehr hohe und tiefe Töne gespielt und benannt, damit
die Kinder diese eindeutig differenzieren können.
Beim Spiel spielt die Lehrkraft abwechselnd hohe und tiefe Töne. Die Kinder stehen bei den
hohen Tönen auf und strecken sich. Bei den tiefen Tönen gehen sie in die Hocke und machen
sich klein (Vgl. FRIEDL 2007, S.45). Je schneller die Lehrkraft spielt, umso
bewegungsintensiver ist dieses Spiel. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine
bewegungsorientierte Sprachförderung 43
Meiner Meinung nach ist diese Übung sehr gut geeignet, um die Kinder auf hohe und tiefe
Töne zu sensibilisieren. Es ist ideal als Vorbereitung zum Training der Stimmmodulation bei
Frage- und Antwortsätzen. Weiters werden die Verben „hoch und tief“ besonders trainiert.
Konzentration, genaues Hören und die Reaktionsfähigkeit werden geschult.
Beispiel – Das Große und das Kleine
Bei diesem Spiel gehen die Kinder zuerst ganz individuell durch den Raum. Sobald die
Lehrkraft ein Tier oder ein Ding (Elefant, Maus, Riese, Zwerg, LKW, Mini,…) nennt, bewegen
sich die Kinder so und machen passende Geräusche. Bei großen Dingen bewegen sie sich
langsam und laut und geben tiefe Töne von sich. Bei kleinen Dingen machen sie das
Gegenteil (Vgl. GOLLWITZ 2004, S.61).
Hierbei lernen die Kinder, dass das Große immer mit dunklen, tiefen Tönen assoziiert wird und
das Kleine mit hohen, hellen Tönen. Das Sprachverständnis und die Koordination werden
ebenso gefördert. Das Vorstellungsvermögen und die Körperwahrnehmung werden angeregt.
Sprechgeschwindigkeit
Die Sprechgeschwindigkeit kann gut trainiert werden, indem man bei schnellerem Sprechen
schnellere Bewegungen macht.
Beispiel – Uhrengedicht
„Große Uhren machen tick tack, tick tack.
Kleine Uhren machen ticke tacke, ticke tacke.
Und die kleinen Taschenuhren: ticke tacke, ticke tack, ticke tacke, tick.“
(HELLRUNG 2007, S.91)
In der ersten Zeile wird das Uhrengeräusch langsam gesprochen und die Kinder bewegen
sich träge. In der zweiten Zeile wird es schon etwas schneller aufgesagt und auch die
Bewegungen werden schneller. Das letzte Ticken wird so schnell wie möglich gesprochen und
die Kinder trippeln schnell auf ihrem Platz.
Neben der Sprechgeschwindigkeit werden die Koordination und das eigene Körpergefühl
gefördert. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 44
Beispiel – Rücken an Rücken
Zwei Kinder sitzen Rücken an Rücken. Ein Signalwort wird vereinbart. Ein Kind erzählt eine
Geschichte und jedes Mal, wenn das Signalwort vorkommt, presst sich der/ die ZuhörerIn
gegen den Rücken des Erzählers (Vgl. MONSCHEIN 2007, S.36). Der/ die ErzählerIn soll mit
der Sprechgeschwindigkeit variieren, um das Spiel interessanter zu gestalten.
Durch das Variieren der Geschwindigkeit lernen die Kinder, dass ein unterschiedliches
Sprechtempo verschiedene Effekte erreicht. Man wird besser bzw. schlechter verstanden,
wirkt unsicher bei schnellem Sprechen und so weiter.
Weiters üben sich die Kinder im freien Erzählen und im genauen Zuhören.
Schwieriger kann man dieses Spiel gestalten, indem etwa alle Präpositionen oder alle Verben
in der Vergangenheit oder alle Tiernamen Signalwörter sind. So können auch andere
sprachliche Aspekte wie die Grammatik oder die Kategorienbildung trainiert werden.
Beispiel – Schneckensprache
Bei diesem Spiel werden als Vorbereitung große Schneckenhäuser ausgelegt oder auf den
Boden gemalt. Die Kinder bewegen sich zuerst ganz normal durch den Raum, singen dabei
Lieder oder sagen Reime und Verse auf. Sobald sie ein Schneckenhaus „betreten“ sprechen
sie in der „Schneckensprache“, also sehr langsam und auch die Bewegungen passen sich an.
In der Mitte des Gehäuses erstarrt die Sprache und das Kind bewegt sich nicht mehr (Vgl.
GOLLWITZ 1996, S.97). LehrerIn oder MitschülerIn können es wieder aus dem
Schneckenhaus herausführen.
Beim langsamen Sprechen werden die Laute deutlich wahrgenommen und die Aussprache
wird durch das bewusste Sprechen gefördert. Die Kinder denken bewusst an die schnelle und
langsame Sprache und danach sollen Merkmale und Gefühle dabei besprochen werden. Das
Körpergefühl der Kinder wird trainiert und sie können individuell ihre liebsten Lieder und
Sprüche aufsagen, so kann gut differenziert werden. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine
bewegungsorientierte Sprachförderung 45
5.2.2. Bewegung, Phonetik und Phonologie
Das Bilden und Unterscheiden von Lauten kann in verschiedenen Spielsituationen geübt
werden. Dabei spielen das genaue Hören und die Artikulation eine wesentliche Rolle.
Bei der Lautbildung ist ein mechanisches Bilden oder Wiederholen von Lauten nicht
empfehlenswert. Es ist lustlos und entmutigt die Kinder meiner Meinung nach bald. Durch
spielerische Übungen und Spiele werden die gleichen Fortschritte erzielt und Kinder erleben
Sprache dabei als motivierend und lustvoll.
Um Laute unterscheiden zu können, sollte das Gehör durch verschiedene Spiele und
Übungen geschult werden, bei denen Töne, Geräusche oder sprachliche Äußerungen
wahrgenommen, erkannt und unterschieden werden müssen.
Einzelne Merkmale der Phonetik und Phonologie können durch besondere Übungen
schwerpunktmäßig gefördert werden. Einige Anregungen folgen nun:
Artikulation
Für eine klare Artikulation ist eine differenzierte Motorik der Sprechwerkzeuge von
entscheidender Bedeutung. Spiele zur Übung der Mundmotorik fördern das genaue und
deutliche Sprechen.
Beispiel – Nudelsalat
Beim Essen von Nudeln oder Lakritzschnüren ohne Hilfe der Finger werden Wangen- und
Lippenmuskulatur trainiert (Vgl. HELLRUNG 2007, S.101). Weiters werden Tast- und
Geschmackssinn besonders geschult.
Kräftiges Beißen, Gurgeln, Trinken mit einem Strohhalm, Kerzen Ausblasen, Seifenblasen
Pusten, Flöte Spielen sind alltägliche Dinge, die die Mundmotorik fördern (Vgl. FRIEDL 2007,
S.20). Diese sollten bewusst ausgeführt werden, damit sie größtmögliche förderliche Aspekte
aufweisen.
Beispiel – Hungriges Kätzchen
Wie ein kleines Kätzchen schlecken die Kinder ausnahmsweise ihre Kekskrümel oder
Brotkrümel vom Teller (Vgl. FRIEDl 2007, S.22). Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine
bewegungsorientierte Sprachförderung 46
Dabei wird die gesamte Mundmotorik trainiert und das Vorstellungsvermögen wird spielerisch
erweitert.
Beispiel – Zungenbrecher
„Brautkleid bleibt Brautkleid und Blaukraut bleibt Blaukraut.“
(KUNZ, FRIEBEL, HORN 2005, S.17)
Zungenbrecher machen den Kindern großen Spaß und trainieren nebenbei Aussprache und
Zungenmotorik. Im Anhang finden Sie weitere Zungenbrecher.
Beispiel – Das Lippenalphabet
Bei dieser Partnerübung in Kleingruppen lesen sich die Kinder gegenseitig einen Buchstaben
oder ein Wort von den Lippen ab und stellen dies dann pantomimisch dar (Vgl.
ROOJACKERS 1998, S.29).
Dabei nimmt das darstellende Kind die Lippenbewegung bewusst wahr und trainiert die
Mundmotorik. Die anderen Kinder müssen sich konzentrieren und ihr Vorstellungsvermögen
wird geschult.
Atmung
Zum Training der Atmung eignen sich „Pustespiele“ wie etwa Luftballon Aufblasen oder
Chiffontücher Pusten. Tüten Aufblasen und Zerplatzen lassen macht den Kindern ebenso
großen Spaß.
Beispiel – Geschicklichkeitsübung
Bei dieser Übung werden kleine Papierstückchen mit Strohhalmen angesaugt und in eine
Schüssel transportiert. Dieses Spiel wird sehr gerne um die Wette gespielt. Zusätzlich zum
Training der Atmung werden die eigene Körperwahrnehmung und die Koordination geschult.
Beispiel – Perlenbild
Eine Perle wird in Fingerfarbe getaucht und auf ein Stück Pappe gelegt. Das Kind pustet die
Perle nun über die Pappe und hinterlässt darauf eine Spur. Gibt die Kapitel 5 – Praktische
Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 47
Perle keine Farbe mehr ab, wird sie in eine andere Farbe getunkt. So entsteht ein buntes
Labyrinth-Bild. Sobald das Kunstwerk getrocknet ist, könnten Start- und Zielpunkte
eingezeichnet werden und die unterschiedlichen Spuren mit dem Finger verfolgt werden (Vgl.
FRIEDL 2007, S.29).
Beispiel – Schiffchen fahren lassen
Als Vorbereitung werden kleine Schiffchen aus Papier oder Naturmaterialien gebastelt. Durch
kräftiges Blasen werden die Schiffchen nun über den „Teich“ – eine Schüssel voll Wasser –
geführt (Vgl. FRIEDL 2007, S.31).
Beispiel – Tüte fortblasen
Sehr lustbetont kann das Pusten geübt werden, indem durch das Zimmer parallel zwei Fäden
gespannt werden, auf die im Vorfeld jeweils zwei spitze Tüten aufgefädelt wurden. Zwei
Kinder blasen in die Tüten hinein, sodass sie vom Luftstrom vorwärts getrieben werden.
Wessen Tüte als erste die Ziellinie überquert, hat gewonnen (Vgl. SEYD 2004, S.69).
Experimente mit der Stimme – Laute erzeugen
Experimente mit der eigenen Stimme sind wichtig, um den Kindern die eigene differenzierte
Lautbildung nahe zu bringen.
Beispiel – Die Krachmaschine
Die Krachmaschine macht viele lustige, sinnlose Geräusche. Die Kinder können gleichzeitig
oder abwechselnd eine Krachmaschine sein. Die Krachmaschine kann aber auch bekannte
Geräusche wie etwa Verkehrslaute oder Tierstimmen nachahmen. Das könnte wiederum mit
einem Ratespiel verbunden werden.
Bei diesem Spiel sollte kein Kind zum Bilden von unsinnigen Lauten gezwungen werden.
Manche Kinder empfinden das als unangenehm und sie würden unnötig Stress und Angst
bekommen. Wichtig für solche Kinder ist meiner Meinung nach eine Lehrkraft, die
ausnahmslos ein gutes Vorbild ist.
Die Kinder werden bei dieser Übung erkennen, wie viele Laute und Töne sie von sich geben
können. Weiters werden dabei die Artikulation und die Atmung geschult und die
Kommunikation gefördert. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte
Sprachförderung 48
Beispiel – Tierpartner finden
Bei diesem Spiel bekommt jedes Kind ein Kärtchen, auf welchem ein Tier abgebildet ist.
Durch Nachahmen der einzelnen Tierlaute sollen sich Tiergruppen mit denselben Tieren
bilden. Um das Spiel etwas schwieriger zu machen, kann es auch mit geschlossenen Augen
gespielt werden.
Hierbei wird die Kooperation gefördert, der Wortschatz trainiert und Artikulation und Atmung
geschult.
Beispiel – Tomatensuppen-Chefkoch
Bei diesem Spiel wird ein Spieler bzw. eine Spielerin als „Detektiv“ freiwillig vor die Tür
geschickt. Sogleich wird in der Klasse ein „Tomatensuppen-Chefkoch“ bestimmt. Sobald der
Detektiv den Raum wieder betritt, machen alle Kinder im Raum Küchengeräusche (z.B.: brrrr,
srrrrr, kuuuuu,...) und rühren pantomimisch in einem Kochtopf. Der Detektiv muss nun
herausfinden, wer der Tomatensuppen-Chefkoch ist, der statt der Kochgeräusche permanent
„Tomatensuppe“ sagt. Dabei kann der Detektiv einfach nur lauschen oder Küchengeräte
„ausschalten“, indem er auf die Schulter des jeweiligen Kindes tippt (Vgl. SUHR 2008, S.25).
Bei diesem Spiel ist es wichtig, dass die Kinder mit der eigenen Stimme experimentieren und
viele verschiedene Geräusche und Laute erzeugen. Nebenbei wird der Wortschatz erweitert,
wenn man auf die einzelnen Küchenutensilien oder Lebensmittel näher eingeht und es können
Kategorien gebildet werden.
Bei diesem Spiel werden die akustische Wahrnehmung und die Konzentration geschult.
Weiters ist dieses Spiel sehr kommunikativ.
Beispiel – Geräuschgeschichten
Gemeinsam erfindet die Klasse eine Geräuschgeschichte. Bei solch einer Geschichte wird
nicht gesprochen, sondern nur mithilfe von Geräuschen, die mit dem Mund erzeugt werden,
erzählt.
Danach bilden sich einzelne Gruppen, die Geräuschgeschichten erfinden (Vgl. GOLLWITZ
2004, S.33). Die anderen Kinder machen beim Vortrag Notizen oder zeichnen dazu, wenn sie
noch nicht schreiben können. Danach wird über den Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine
bewegungsorientierte Sprachförderung 49
Inhalt der einzelnen Geschichten gemutmaßt und die Geschichten werden von den jeweiligen
DarstellerInnen nacherzählt.
Bei diesem Spiel experimentieren die Kinder mit Geräuschen und bekommen eine Ahnung
von der Fülle an produzierbaren Lauten. Sie trainieren die Mundmotorik und Atmung und üben
sich im aktiven Zuhören. Weiters wird bei diesem Spiel frei gesprochen, wenn die Kinder über
den Inhalt der Geschichten mutmaßen. Die Kinder üben sich in der Teamarbeit und können
ihrer Kreativität freien Lauf lassen.
Silben sprechen
Das Sprechen von Silben lässt sich bewegungsorientiert trainieren, indem man zu den Silben
klatscht, stampft oder springt.
Beispiel – Silben hüpfen
Dabei gibt man den Kindern zu einer bestimmten Kategorie Wortkärtchen mit langen und
kurzen Wörtern und die SchülerInnen versuchen, die entsprechende Anzahl an Silben zu
hüpfen.
Dadurch lernen die Kinder, dass Wörter in Silben zerlegt und wieder zusammengesetzt
werden können und sie nehmen räumlich wahr, ob ein Wort lang oder kurz ist. Weiters fördert
dieses Spiel die auditive Wahrnehmung, die Körperwahrnehmung und es trägt zur
Wortschatzerweiterung bei.
Variation – Das Vornamenspiel
Dabei werden die Namen aller Kinder in Bewegung umgesetzt. So wird herausgefunden,
welche Vornamen lang und welche kurz sind.
Beispiel – Silbengedicht
„Ich hab mit blöden Affen im Zoo nicht viel zu schaffen. Sie sitzen auf den Bäumen, wo sie ganz faul nur träumen, wo sie Bananen lutschen, auf roten Hintern rutschen und durch den Käfig wuseln. Für mich ist das zum Gruseln!“ (MÜLLER-MEES 2004, S.49) Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte
Sprachförderung 50
Bei diesem Gedicht sollen die Silben am Versende besonders gut betont werden. Dies kann
man durch Klatschen oder Stampfen unterstützen.
Dabei wird auch der Wortschatz erweitert, die Aussprache gefördert und die Kinder werden
auf Reime sensibilisiert.
Beispiel – Silbenquiz „1,2 oder 3“
Als Vorbereitung werden drei Turnmatten nebeneinander aufgelegt und nummeriert. Die
SchülerInnen bewegen sich frei im Raum zur Musik. Sobald die Musik endet, fragt die
Lehrkraft: „Wie viele Silben hat das Wort …?“ Die SchülerInnen sprechen das Wort laut nach
und stellen sich dann auf die Matte, die ihrer Meinung nach das richtige Ergebnis anzeigt.
Wenn ein Kind auf der richtigen Matte steht, darf es eine Wäscheklammer auf seinem Shirt
befestigen. Das Kind mit den meisten Klammern hat gewonnen (Vgl. SUHR 2008, S.93).
Hierbei wird das Zerlegen von Wörtern in Silben handlungsorientiert trainiert. Das Quiz „1,2
oder 3“ kann sehr leicht modifiziert werden und als Ergebnissicherung oder Wiederholung von
anderen Themen genutzt werden.
Besonders trainiert werden nebenbei Ausdauer und Schnelligkeit, Selbständigkeit und
Wahrnehmungsfähigkeit.
Beispiel – Bewegungsspiel
In der Turnhalle oder im Schulgarten werden viele Wortkärtchen verteilt. Ein Seil markiert den
Mittelpunkt des Raumes. Alle Kinder laufen durch den Raum. Die Lehrperson nennt eine
Silbenanzahl und die Kinder suchen ein passendes Kärtchen (Vgl. KLOTZ 1995, S.38). Wer
als erste/r den Mittelpunkt mit seinem Kärtchen erreicht, bekommt zwei Punkte und alle, die
ein richtiges Kärtchen gefunden haben, bekommen einen Punkt.
Dieses Spiel gefällt mir besonders gut, weil es den Deutschunterricht wunderbar mit dem
Turnunterricht verbindet. Ausdauertraining alleine ist für die meisten Kinder eher langweilig,
durch das Suchen der Wörter und die Punktevergabe wird das Spiel sehr spannend und die
Kinder merken gar nicht, dass sie ihre Ausdauerfähigkeit trainieren. Kapitel 5 – Praktische
Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 51
Reime erkennen und sprechen
Reime und Verse werden oft mit Bewegungen verbunden, weil durch die richtige Bewegung
der Rhythmus der Sprache gut betont werden kann. Bei Reimen wird die Aufmerksamkeit der
Kinder vor allem auf die Form der Sprache gelenkt. Der Inhalt ist dabei weniger wichtig, darum
steckt bei Abzählversen und Reimen oftmals kein tieferer Sinn dahinter.
Beispiel – Reimpaare hüpfen
In einem Raum werden zwei Reihen mit Wort- oder Bildkärtchen gelegt. Zwei Wörter reimen
sich jeweils. Das Kind würfelt und springt auf das entsprechende Feld in der ersten Reihe.
Nun sucht es das passende Reimwort und hüpft in das entsprechende Kästchen (Vgl.
MANNHARD, BRAUN 2008, S.157).
Hierbei trainieren die SchülerInnen das Finden von Reimwörtern mit dem ganzen Körper. Die
Änderung der Bewegungsform oder der Anzahl an Kärtchen bringt Abwechslung und so wird
der Schwierigkeitsgrad der Aufgabe variiert.
Beispiel – Faschingsball
„Heut ist großer Faschingsball
Eine kommt mit Katzenmaske,
zwischen Topf und Teller.
eine geht als Mäuschen.
Selbst die sandige Kartoffel
Beide träumen sie davon
putzt sich raus im Keller.
einen Krug zu finden,
Auch der Apfel nebenan
möchten sich mit bunten
reibt sich seine Schale,
Bändern
will doch rot im Lichte
zärtlich an ihn binden.
schimmern
Tief im Kasten mit Besteck
dort beim Tanz im Saale.
klappern jetzt die Messer.
Oben auf dem Küchenbord
Nein, heut` wollen sie nicht
rascheln schon die Becher:
schneiden.
„Schau, das kleine
Kuscheln ist viel besser.
Sahnekännchen
Ziehen weiche Jacken an, fein
wird doch immer frecher!“
aus Pelz und Seide,
Hat sich einfach auf den
tuen keinem, der sich
Bauch
anschmiegt
Punkte malen lassen
irgendwas zu Leide. Kapitel 5 –
Praktische Anregungen für eine
und passt nun so grün und lila
bewegungsorientierte
nicht mehr zu den Tassen.
Sprachförderung 52
Die jedoch, die stört das nicht,
sind ganz aus dem Häuschen.
Klar, dass sich die Zwiebel freut
gedruckten Wörter könnten
über so viel Schonung,
beispielsweise beim Sprechen
kann sich deshalb sicher wagen
ausgelassen werden, um den
aus der Kellerwohnung.
Kindern Gelegenheit zu
Und dass niemand weinen
geben, mit Hilfe des
muss,
Reimklanges das passende
wenn man ihr begegnet,
Wort selbständig zu finden.
trägt sie einen Gummimantel,
Zur Wortschatzerweiterung
so als ob es regnet.
könnte das Gedicht mit einem
Selbst zwei Eier, dick verpackt,
Bewegungsspiel verknüpft
zählen zu den Gästen,
werden: Die Kinder stellen
fürchten sonst die Drängeleien
Küchenutensilien dar, welche
im Gewühl von Festen.
beim Decken des Tisches
Spielt Musik, bleibt niemand
benötigt werden. Alle
mehr
Mitspieler bewegen sich zur
still an Ort und Stelle.
Musik und sobald die
Töpfe, Löffel, Deckel, Dosen
Lehrkraft „Tischlein deck
bilden die Kapelle.“
dich!“ ruft, finden sich
(BRANDT 2005, S.29)
komplette „Gedecke“ in
Das Gedicht „Faschingsball“
Gruppen zusammen.
ist ideal zum Arbeiten mit
Reimwörtern. Die fett
Durch dieses Gedicht wird der Wortschatz erweitert, die Merkfähigkeit trainiert und die
Artikulation gefördert.
Beispiel – Das Reimwörterschiff
Bei diesem Spiel wird ein Kreis gebildet. Die Lehrkraft überlegt sich ein Reimwort und spricht:
„Das Schiff ist beladen mit „Baum“!“ Der Ball wird dann einem Kind zugeworfen. Dieses nennt
ein passendes Reimwort und wirft den Ball weiter (Vgl. KÜSPERT, SCHNEIDER 2000, S.39).
Wenn man die Wörter zählt, kann zum Schluss das größte Reimwörterschiff bestimmt werden.
In solch einer Spielsituation werden viele Reimwörter genannt. Die Kinder hören viele Wörter
und schwächere Kinder profitieren von leistungsstarken. Das Spiel fördert die Gemeinschaft
und Teamfähigkeit wird aufgebaut.
Differenzierung von Lauten
Um die Feinheiten der Sprache wahrzunehmen, ist ein Differenzieren von Lauten erforderlich.
Um auf Sprache korrekt reagieren zu können, muss das genaue Hinhören, vor allem bei
Anfangs- und Endlauten, trainiert werden. So werden den Kapitel 5 – Praktische Anregungen für
eine bewegungsorientierte Sprachförderung 53
Kindern auch die Feinheiten der Sprache näher gebracht und sie realisieren, dass bereits
einzelne Buchstaben den Sinn eines Wortes verändern.
Beispiel – Gehen/Stehen
Dieses Reaktionsspiel (Vgl. Zimmer 2009, S.38) beschränkt sich auf die beiden Verben
„gehen“ und „stehen“. Dabei gibt die Lehrperson oder ein ausgewähltes Kind eines der beiden
Signale und die Gruppe muss so schnell wie möglich darauf reagieren und die passende
Bewegung ausführen.
Die Kinder erfahren dabei, dass sie genau hinhören müssen, um die beiden Wörter
auseinanderzuhalten. Die Reaktionsfähigkeit wird ebenso trainiert.
Beispiel – Laut-Lücken
Bei diesem Spiel lässt man bei einer kurzen Geschichte den ersten Laut von einigen
sinntragenden Wörtern weg. Obwohl dann unsinnige Wörter entstehen, erkennen die Kinder
die richtigen Wörter aus dem Sinnzusammenhang. Sie notieren die Wörter und danach wird
verglichen (Vgl. KUNZ, FRIEBEL, HORN 2005 S.16). Um dieses Spiel etwas leichter zu
machen, könnte man die Geschichte an einem Tag vollständig vorlesen und erst an einem
folgenden Tag abwandeln.
Hierbei üben sich die Kinder im Zuhören und Notieren. Beim Vergleichen üben sie sich im
freien Sprechen. Konzentration und Vorstellungsvermögen werden gefördert.
Beispiel – „Ich bin das O, wer passt zu mir?“
Ein Kind stellt sich in die Kreismitte und überlegt sich einen Buchstaben. Es sagt: „Ich bin das
[Buchstabe einsetzen], wer passt zu mir?“ Die übrigen Kinder überlegen sich nun Wörter, die
durch die Ergänzung vom genannten Buchstaben ein neues Wort ergeben. Beim Buchstaben
„O“ wäre ein passendes Beispiel „Stern“, denn mit dem „O“ als Anfangslaut entsteht das neue
Wort „Ostern“ (Vgl. KUNZ, FRIEBEL, HORN 2005 S.15). Kapitel 5 – Praktische Anregungen für
eine bewegungsorientierte Sprachförderung 54
Als Vorübung zu diesem Spiel könnte man zuerst gemeinsam Wörter finden, die beim
Weglassen des Anfangslautes einen neuen Sinn ergeben (z.B.: Ameise- Meise).
Diese Übung fördert die Konzentration und die Phantasie der Kinder. Der Wortschatz wird
erweitert und das Vorstellungsvermögen geschult.
5.2.3. Bewegung, Semantik und Lexikon
Bewegungssituationen sind ideale Gelegenheiten, um den Wortschatz zu erweitern und
Wortbedeutungen zu erwerben. Durch sinnliche Erfahrungen und der Auseinandersetzung mit
einem Gegenstand oder einer Situation werden viele neue Begriffe entdeckt und ihre
Bedeutung erlernt.
Die ersten Verben von Kleinkindern sind Aktionsverben wie springen, singen, laufen und
kommen. Diese Wörter merken sich die Kinder besonders gut, weil sie sie selbst erfahren
haben.
Dadurch, dass ein Erwachsener die Bewegungsaktionen eines Kindes versprachlicht,
erweitert sich der kindliche (passive) Wortschatz (Vgl. ZIMMER 2009, S.43). Wenn das Kind
die eigene Handlung versprachlicht oder reflektiert, erweitert sich sein aktiver Wortschatz.
Wortschatzerweiterung vollzieht sich jederzeit und ein Leben lang.
Meiner Meinung nach sollte jede Situation genutzt werden, um den kindlichen Wortschatz zu
erweitern. Damit meine ich nicht nur passende Spielsituationen, sondern auch alltägliche
Vorgänge wie etwa beim Aufräumen, Tisch Decken oder bei einem Spaziergang.
Wortschatzerweiterung – Substantive
Kinder nehmen Wörter am besten in ihrem Wortschatz auf, wenn sie damit konkrete
Erfahrungen machen können (Vgl. ZIMMER 2009, S.45). Meiner Meinung nach sollte
Wortschatzerweiterung in diesem Bereich immer mit einem handelnden Umgang mit den
entsprechenden Gegenständen erfolgen, denn dadurch ist eine langfristige Speicherung
garantiert. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 55
Beispiel – Tastbox
Spannung bringt das Ertasten verschiedener Gegenstände aus einer Tastbox. Dabei greifen
die Kinder hinein, ertasten und benennen einen Gegenstand. Hierbei wird der optische Sinn
ausgeschaltet und die taktile Wahrnehmung besonders gefördert. Zusätzlich kann es zu einer
Erweiterung des Wortschatzes im Bereich der Adjektive kommen, wenn man die Kinder
beschreiben lässt, wie sich die Gegenstände anfühlen.
Beispiel – Turnsaal-Exploration
Damit die Kinder die Geräte des Turnsaals kennen lernen, könnte man sie eine Einheit lang
damit hantieren und experimentieren lassen. Dabei sollten immer wieder die Namen der
Gegenstände fallen und Taten versprachlicht werden.
Solche Explorationen sind auch im Unterricht in der Klasse nützlich. Am Beginn eines neuen
Themas werden passende Gegenstände mitgebracht und die Kinder hantieren eine Zeit lang
frei damit. Beim Thema „Kleidung“ im Sachunterricht würde ich etwa einen Koffer voller
Utensilien mitbringen und die Kinder einige Minuten damit hantieren lassen. Dabei wird die
sinnliche Wahrnehmung geschult und die Kommunikation gefördert. Bei einer Besprechung
werden dann die Namen der Kleidungsstücke wiederholt und die sachunterrichtlichen Aspekte
gelernt.
Beispiel – Wunschmaschine
Um die Weihnachtswünsche zu versprachlichen, eignet sich das Kreieren einer
Wunschmaschine (Vgl. ZIMMER 2009, S.174). Mit dieser Wunschmaschine, die als
Gemeinschaftswerk gebastelt werden kann, sind verschiedene wortschatzerweiternde
Übungen möglich.
Einzelne Kinder könnten beispielsweise ihre Wünsche pantomimisch darstellen. Sobald die
anderen Kinder den Wunsch erraten haben, spuckt die Wunschmaschine den imaginären
Gegenstand aus und alle Kinder stellen das Hantieren mit dem Gegenstand dar. Dabei
können auch passende Geräusche gemacht werden.
Um den Wortschatz zu einem konkreten Thema zu erweitern, könnte die Zauberkraft der
Wunschmaschine eingeschränkt werden. Sie kann etwa nur mehr Musikinstrumente
herbeizaubern. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 56
Neben der Erweiterung des Wortschatzes fördert diese Übung die visuelle Wahrnehmung und
die Kommunikation. Durch die Pantomime wird das eigene Körpergefühl erweitert und die
Koordination gefördert. Beim Darstellen der Geschenke unter akustischer Begleitung wird der
prosodische Bereich gefördert.
Beispiel – Das Einkaufsspiel
Beim Einkaufsspiel werden die Kinder in zwei Gruppen geteilt. Auf dem Boden liegen viele
verschiedene Gegenstände. Es wird jeweils ein Kind der Gruppe ausgewählt. Die Lehrperson
nennt einen Gegenstand: „Ich brauche …..!“ und die zwei gewählten Kinder suchen diesen
Gegenstand um die Wette. Die Gruppe des Kindes, das den Gegenstand findet, bekommt
einen Punkt (Vgl. LOOS, GRANNEMANN 2007a, S.69).
Beim Einkaufsspiel hören die Kinder die verschiedenen Wörter immer wieder und sie werden
durch den handelnden Umgang und die Wiederholungen gut eingeprägt. Diese Übung kann
mit den verschiedensten Gegenständen und Kategorien immer wieder gespielt werden. Es
dient auch zur Auflockerung der Unterrichts und fördert das soziale Lernen.
Wortschatzerweiterung – Verben
Durch die Variation unterschiedlicher Bewegungsformen kann man Verben trainieren.
Dadurch, dass die Kinder die Bewegungen und die Unterschiede zwischen den Bewegungen
bewusst erleben, verinnerlichen sie passende Wortgruppen. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für
eine bewegungsorientierte Sprachförderung 57
Beispiel – Lied: „Ich brauche kein Orchester“
Abbildung 1 - Ich brauche kein Orchester (BRIDDIGKEIT/ FRIKACH-VIEREGGE/ KELLER/
OSTERWALD 2006, S. 48)
Bei diesem Lied wird sprachliches Training mit Bewegung verknüpft. Die SchülerInnen lernen,
sich zur Sprache zu bewegen und verinnerlichen die Verben durch das Ausüben. Gleichzeitig
werden grammatikalische Strukturen geübt, die Atmung trainiert und die Körperwahrnehmung
gefördert. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 58
Beispiel – Grußlied aus Nupitanien
Abbildung 2 - Grußlied aus Nupitanien (ZIMMER, VAHLE 2005, S.21)
2. Strophe: Die Nupitanier streben, wenn sie die Hand sich geben, aufeinander zu, genau wie ich
und du.
Ich mit dir, du mit mir, ich mit dir, du mit mir. Das war ganz famos, da laufen`se wieder los. Refrain:
Im Lande….
3. Strophe: Die Nupitanier heben, jetzt ihre rechte Faust, und stumpen sich ganz sachte, denn
kräftig sind sie auch.
Erst mit rechts, dann mit links, ja so geht`s, ja so ging`s! Das war ganz famos, da laufen`se wieder
los. Refrain: Im Lande….
4. Strophe: Die Nupitanier heben jetzt ihre linke Hand, berühren sich zum Friedensgruß im
Nupitanierland.
Dann mit rechts, dann mit links, ja so geht`s, ja so ging`s! Das war ganz famos, da laufen`se
wieder los. Refrain: Im Lande….
5. Strophe: Sie stehe voreinander und einer klopft dem andern die Schulter mit der Hand, so wird
man sich bekannt.
Erst mit rechts, dann mit links, ja so geht`s, ja so ging`s! Das war ganz famos, da laufen`se wieder
los. Refrain: Im Lande….
6. Strophe: Sie gehen sehr geruhsam und tun dabei nicht flitzen und tippen sich einander auf ihre
Nasenspitzen.
Erst mit rechts, dann mit links, ja so geht`s, ja so ging`s! Das war ganz famos, da laufen` se wieder
los. Refrain: Im Lande…. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte
Sprachförderung 59
7. Strophe: Was tun sie mit Entzücken? Sie reiben ihre Rücken sehr wichtig auf und nieder – jetzt
tun sie es schon wieder!
Ich mit dir, du mit mir, ich mit dir, du mit mir. Das war ganz famos, da laufen` se wieder los.
Refrain: Im Lande….
8. Strophe: Und jetzt in jedem Falle, da kennen sie sich alle und steh` n im Kreis am Ende und
reichen sich die Hände.
Ich mit dir, du mit mir, ich mit dir, du mit mir. Das war ganz famos, da laufen` se wieder los.
Refrain: Im Lande…. (ZIMMER, VAHLE 2005, S.21f.)
Das „Grußlied aus Nupitanien“ befasst sich mit den unterschiedlichen Begrüßungsarten.
Dabei werden viele verschiedene Verben trainiert. Dieses Lied kann im Zusammenhang mit
einem „Ausflug nach Nupitanien“ durch eine nette Geschichte verpackt werden und mit
Bewegungen verknüpft werden.
Dabei werden weiters verschiedene grammatikalische Strukturen eingeübt und die
Kommunikation gefördert.
Beispiel – Fingerspiel „Gewitter“
„Es tröpfelt,
es regnet,
es gießt,
es hagelt,
es blitzt,
es donnert!
Alle Kinder laufen schnell nach Haus!
Und endlich scheint die warme Sonne wieder.“ (FRIEDL 2007, S.50)
Dieses Fingerspiel wird am besten auf einem Tisch gespielt. Zuerst klopfen zwei Finger
langsam auf den Tisch. Danach klopfen alle zehn Finger und sie werden immer lauter. Beim
Hageln klopfen die Fingerknöchel auf den Tisch und das Blitzen wird durch den Zeigefinger
dargestellt. Beide Fäuste „donnern“ auf die Tischplatte. Zappelnd verschwinden alle Finger
hinter dem Rücken und dann geht die Sonne (Hand mit gespreizten Fingern) auf.
Dieses Fingerspiel kann auch als Partnermassage durchgeführt werden. Dieselben
Bewegungen werden auf dem Rücken eines Partners gemacht.
Durch diese Übung werden verschiedene Verben des Wetters geübt. Dabei kann man die
Begriffsbildung trainieren und die Bereiche Feinmotorik und Koordination Kapitel 5 – Praktische
Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 60
werden gefördert. Weiters werden das Sprachverständnis und die akustische und visuelle
Wahrnehmung gefördert.
Beispiel – Fingerreim „Das Krabbeltier“
„Das Krabbeltier,
das Krabbeltier –
was will das Tier denn bloß von dir?
Dich packen.
könnte also auch
Dich zwacken.
diesen Bereich
Dich locken.
fördern. Weiters
Dich schocken.
werden Feinmotorik
Dich zwicken.
und Koordination
Dich picken.
geübt.
Dich knuffen.
Zusammenarbeit und
Dich puffen.
Wahrnehmung werden
Das
besonders gefördert.
Krabbeltier,
Wortschatzerweiterung
das Krabbeltier
– Adjektive
–
Adjektive können im
das Kriechtier,
Umgang mit
das schnapp`
verschiedenen
ich mir.“
Materialien trainiert
(NITSCH
werden, indem man
1994, S.20)
diese beschreiben
Bei diesem
lässt. Weiters können
Fingerreim
viele Adjektive (großverwandelt
klein, schnellsich eine Hand
langsam,…) in
in eine
Bewegung umgesetzt
Riesenspinne.
und so besonders
Sie krabbelt
handlungsorientiert
über Arme und
trainiert werden.
Beine, über
Beispiel –
Rücken und
Verkehrsspiel
Bauch des
Die Kinder bewegen
Partners, sie
sich frei im Raum
„packt und
umher. Sobald die
zwackt“ und
Lehrperson ein
macht allerlei
Verkehrsmittel nennt,
Unsinn. Am
bewegen sich die
Ende wird sie
SchülerInnen in
von der
dessen Tempo und
anderen Hand
machen passende
gefangen.
Geräusche. Zusätzlich
Diese Übung
werden entsprechende
beinhaltet viele
Adjektive genannt.
Bewegungsver
ben. Diese
Verben reimen
sich, man
Kapitel 5 – Praktische
Anregungen für eine
bewegungsorientierte
Sprachförderung 61
Bei diesem Spiel werden Adjektive der Bewegung trainiert. Das eigene Körpergefühl wird
gesteigert und das Vorstellungsvermögen geschult. Der Bereich der Prosodie wird gefördert.
Dieses Spiel kann ganz einfach umgeformt werden und somit können verschiedene Adjektive,
Substantive, Verben und auch Kategorien trainiert werden. Ein Beispiel wären Tiere (groß- klein,
wild-zahm,…).
Beispiel – Zählreim in Bewegung
„Eins, zwei, drei,
Rhythmisierung der
alt ist nicht neu,
Sprache gefördert.
neu ist nicht alt,
Beispiel – Dingsda
warm ist nicht kalt,
Bei diesem Spiel
kalt ist nicht warm,
werden einige
reich ist nicht arm.
Gegenstände vor den
Eins, zwei, drei,
Kindern aufgelegt. Die
alt ist nicht neu,
Lehrperson oder ein
arm ist nicht reich,
Kind beschreibt einen
hart ist nicht weich,
Gegenstand: „Mein
frisch ist nicht faul,
Dingsda ist rund, blau
Ochs ist kein Gaul.
und hat zwei Löcher
Eins, zwei, drei,
in der Mitte. Schnapp
alt ist nicht neu,
dir mein Dingsda!“
sauer ist nicht süß,
Sobald die
Händ` sind keine
SchülerInnen dieses
Füß`,
Kommando hören,
Füß` sind keine
laufen sie los und
Händ`,
versuchen, den
`s Lied hat kein
Gegenstand zu
End`.“
schnappen (Vgl.
(o.A. 2008, S.91)
FRIEDL 2007, S.92).
Bei diesem
Zählreim kommen
viele Adjektive vor.
Besonders
nützlich finde ich
diesen Vers, weil
damit gut das
Thema
„Gegenteile“
erarbeitet werden
kann. Der Reim
sollte unbedingt in
Bewegung
erarbeitet werden
und kann durch
die Verwendung
rhythmischer
Musikinstrumente
ergänzt werden.
Es kommen viele
Reime im Gedicht
vor, mit diesen
könnte man den
phonologischen
Bereich trainieren.
Durch diesen
Reim wird der
Wortschatz
erweitert und die
In dieser Situation üben sich die Kinder im Beschreiben und hören viele verschiedene
Adjektive. Weiters wird das Sprachverständnis gefördert, die Kinder müssen zuhören
und sich konzentrieren. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte
Sprachförderung 62
Wortschatzerweiterungen – Präpositionen
Um Präpositionen zu erlernen und den Wortschatz in diesem Bereich zu erweitern,
beziehungsweise ein Verständnis für die Bedeutung der Präpositionen aufzubauen,
eignen sich Bewegungsspiele mit Einnahme räumlicher Positionen.
Beispiel – Bienen in der Bäckerei
Bei diesem Spiel stellen die Kinder Bienen in einer Bäckerei dar, die sich gerne auf
Kuchenstücken (Sesseln) niederlassen. Die Lehrkraft oder ein Kind ist ein(e) BäckerIn
und versucht, die Bienen durch Klatschen von den Kuchenstücken zu verscheuchen. Die
Bienenkönigin (Lehrkraft oder ein/e SchülerIn) gibt den Kindern immer wieder Befehle,
wo sie sich auf dem Kuchen niederlassen (darunter, darauf, zwischen zwei Stücken,
dahinter, davor,…..) (Vgl. ZIMMER 2009, S.178).
Durch solche Bewegungsspiele nehmen Kinder die Bedeutung der Präpositionen wahr
und sie merken sich Begriffe. Indem die SchülerInnen während des Herumschwirrens
summen, wird die Mundmotorik zusätzlich trainiert. Das Spiel enthält kommunikative und
soziale Aspekte.
Beispiel – König Kunibert
Für dieses Spiel benötigt man einige größere Gegenstände wie Tische, Sessel und
Kartons. Ein Kind stellt KönigIn Kunibert/a dar. Es verlässt den Raum und sagt dabei zu
seinen Dienern: „Wenn ich morgen wiederkomme, möchte ich, dass ihr alle neben
(unter, in, auf, hinter,...) den Stühlen (Tischen, Bäumen, Kartons,…) steht (sitzt,
liegt,…)!“ Der/die KönigIn wartet kurz vor der Tür, klopft dann laut, begrüßt sein/ihr Volk
und kontrolliert, ob alle die Forderungen erfüllt haben (Vgl. SUHR 2008, S.95).
Bei diesem Bewegungsspiel werden die Präpositionen geübt. Die Lehrperson sollte
darauf achten, dass viele verschiedene Präpositionen benutzt werden. Weiters werden
Bewegungsverben trainiert und die Kinder verinnerlichen vorkommende Wörter durch
das Darstellen. Gleichzeitig werden das Sprachverständnis und die Konzentration
gefördert. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 63
Beispiel – Schlangen-Navigationssystem
Alle Kinder bilden eine Schlange, indem sie sich mit beiden Händen an den Schultern
des/der Vorderen halten. Ein Kind wird gewählt. Es stellt das SchlangenNavigationssystem dar. Der Schlangenschwanz flüstert dem Navigationssystem eine
Stelle ins Ohr, die er erreichen möchte. Das Navigationssystem hat nun die Aufgabe, die
Schlange über Umwege zum richtigen Platz zu führen (Vgl. SUHR 2008, S.96). Von
Vorteil wäre es, wenn im Raum viele Gegenstände wie Sessel oder Stühle stehen, weil
dann viele verschiedene Präpositionen geübt werden können („Krabble unter dem Tisch
durch!“, „Schleiche neben dem Schrank entlang!“,…).
Bei diesem Spiel werden die einzelnen Präpositionen handelnd geübt und gefestigt.
Weiters werden unterschiedliche Verben trainiert und die Kinder lernen voneinander. Bei
diesem kommunikativen Spiel werden die Körperwahrnehmung, die Kommunikation und
die Teamfähigkeit gefördert.
Begriffskategorien bilden
Durch die Auseinandersetzung mit bestimmten Materialien kann die Begriffsbildung
gezielt trainiert werden. Indem in einer Turnstunde beispielsweise nur mit Materialien aus
der Kategorie „Ball“ gespielt wird, setzen sich die Kinder mit den Materialien auseinander
und verinnerlichen ihren Zusammenhang.
Beispiel – Verkleidungsspiel
In der Klasse wird ein Sitzkreis gebildet. Kleidungsstücke liegen jeweils doppelt auf dem
Boden. Es spielen je zwei Kinder gegeneinander. Jemand ruft ein Kleidungsstück, das
die SpielerInnen um die Wette suchen und anziehen müssen (Vgl. LOOS 2007b, S.42).
Hierbei sehen die Kinder alle Gegenstände der Kategorie „Kleidung“ auf einem Fleck
und können so Verknüpfungen herstellen und diese Kategorie mit passenden Wörtern
füllen. Weiters werden alle Kleidungsstücke durch den handelnden Umgang benannt,
was zur Wortschatzerweiterung und -vertiefung beiträgt. Dieses Spiel ist lustbetont und
macht den Kindern großen Spaß. Es könnte in diesem Zusammenhang auch
fächerübergreifend gearbeitet werden, indem etwa der Kapitel 5 – Praktische Anregungen für
eine bewegungsorientierte Sprachförderung 64
sachunterrichtliche Bereich mit einbezogen wird (Sommer-, Winterbekleidung, Material,
Herstellung,…).
Beispiel – Fingerspiel „Der Tiger feiert Karneval“
„Der Tiger feiert Karneval,
lädt alle ein zu seinem Ball.
Der Löwe brüllt: „Ich komme gern.“
Das Zebra wiehert schon von fern.
Der dicke Bär brüllt laut: „Hurra!“
Der Elefant ist auch schon da.
Die Affenbande spielt zu Tanz,
der Bär tritt jedem auf den Schwanz.
Das gibt ein schreckliches Geschrei,
der Ball, der wäre fast vorbei.
Der dicke Bär brummt: „Tut mir leid,
ich passe auf in nächster Zeit.“
Da wird getanzt und laut gelacht,
bis in die tiefe, dunkle Nacht.“ (FRIEDL 2007, S.54)
Bei diesem Fingerspiel werden die einzelnen Finger einer Hand angetippt, bis der Bär
auftaucht. Die Finger der anderen Hand spielen die Affenbande und bewegen sich
rhythmisch. Danach tanzen alle Finger. Bei „Geschrei“ werden beide Hände nach oben
geschleudert. Ein Finger stellt dann den Bären mit gesenktem Kopf dar. Zum Schluss
tanzen wieder alle.
Viele Tiere kommen in diesem Gedicht vor. Dabei könnte die Begriffskategorie
„Dschungel -Tiere“ gebildet werden. Die Ausnahme ist der tollpatschige Bär.
Weiters werden die akustische und visuelle Wahrnehmung und die Konzentration
trainiert. Feinmotorik und Koordination werden gefördert.
Beispiel – Körperteil-Fangen
Dieses Spiel wird am besten im Turnsaal oder Schulgarten gespielt, weil die Kinder viel
Platz zum Toben benötigen. Alle Kinder stellen sich in einer Reihe auf. Ein Kind wird als
Fänger bestimmt und stellt sich der Reihe in zwei Meter Entfernung gegenüber. Die
Kinder beginnen das Spiel: „Zeig mal auf einen Körperteil!“ Der Fänger folgt dieser
Aufforderung. Die Kinder müssen auf den gleichen Körperteil zeigen und diesen
benennen. Sobald der Fänger das richtige Wort hört, darf er Kapitel 5 – Praktische
Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 65
loslaufen und ein Kind fangen. Die Kinder können sich zu der hinter ihnen liegenden
Wand retten. Das gefangene Kind ist der neue „Körperteilefänger“ (Vgl. SUHR 2008,
S.87).
Bei diesem Spiel wird die Kategorie „Körperteile“ wiederholt und gefestigt.
Reaktionsfähigkeit und Schnelligkeit werden trainiert.
5.2.4. Bewegung und Grammatik (Morphologie und Syntax)
Man findet selten Spiele, die gezielt grammatikalische Strukturen trainieren. Dafür bieten
einfachste Spielsituationen Gelegenheit, um den grammatikalischen Bereich zu
trainieren. Jeder Bewegungsanlass kann zu einem Sprachanlass werden und dabei wird
die Grammatik besonders trainiert.
Beim Spielen mit einem Kaufladen, einer Puppenstube oder Puppenhäusern, einem
Sandkasten mit Baufahrzeugen und einem Kasperltheater werden Sätze gebildet und
Dialoge geführt (Vgl. GOLLWITZ 2004, S.101). Die Kinder üben sich im freien Sprechen
und wenden bereits gelernte Grammatik an. Als Lehrkraft kann man durch Lenkung des
Gesprächs und konkrete Fragen grammatikalische Strukturen bewusst fördern.
Im Unterricht sind Versprachlichung und Reflexion meiner Ansicht nach unerlässlich und
wenn man diese beiden Mittel ständig einsetzt, werden grammatikalische Strukturen
quasi nebenbei, durch Zuhören und selbst Ausprobieren, erlernt. Wie schon einige Male
erwähnt, würde ich die Kinder bei einer unkorrekten Aussage nicht ständig ausbessern,
da dies zu einer Sprechunlust führen könnte. Besser wäre eine korrekte Wiederholung
des Gesagten.
Die einzelnen Teile des grammatikalischen Bereiches können durch verschiedene
Bewegungsanlässe besonders gefördert werden:
Grammatikalische Regelbildung – Bsp.: Pluralbildung
Die Pluralbildung kann man fördern, indem man das Kind zuerst mit einem Gegenstand
(z.B.: „Ich fange einen Ball!“) und dann mit mehreren (z.B.: „Ich fange zwei/drei Bälle!“)
hantieren lässt. Hierbei wird der Schwerpunkt dann nicht auf das Fangen des Balles
gelegt, sondern auf die Versprachlichung der Handlung. Kapitel 5 – Praktische Anregungen
für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 66
Beispiel – Verkaufsstand
Das Spielen mit einem Verkaufsstand bietet eine wunderbare Möglichkeit, um die
Pluralbildung zu trainieren. Ein Kind darf den Verkäufer/ die Verkäuferin spielen und er
oder sie bedient seine MitschülerInnen. Diese könnten mit dem Auto (z.B. Rollbrett) ins
„Kaufhaus“ fahren, somit bringt man noch mehr Bewegung ins Spiel. Durch
Einkaufszettel und kleine Rollenspiele wird die Spielsituation lebendig und
abwechslungsreich. Die Lehrkraft als BeobachterIn sollte dabei besonders auf den
Dialog zwischen den Kindern achten.
Wenn man die Pluralbildung durch diese Spielsituation schwerpunktmäßig trainieren will,
ist meiner Meinung nach eine Korrektur der Aussagen angebracht. Dabei würde ich den
Kindern die Lernziele erläutern und somit wäre eine Richtigstellung in dieser konkreten
Situation angebracht und sie wäre auch nötig, damit schwerpunktmäßig Lerneffekte
eintreten können. Beim freien Sprechen sollte man aber SchülerInnen keinesfalls ständig
korrigieren.
Beispiel – Einzahl-Mehrzahl-Staffellauf
Bei diesem Spiel werden zwei Mannschaften gebildet. Jede Mannschaft bekommt gleich
viele Memory-Paare. Nun wird jeweils ein Teil des Paares auf den Boden gelegt und der
zweite Teil wird an die gegenüberliegende Wand geklebt. Je ein/e SpielerIn des Teams
schnappt sich eine Karte, läuft zur Wand und sucht das passende Bild. In der Mitte des
Raumes sitzt die Lehrkraft. Das jeweilige Kind läuft mit beiden Karten zur Lehrkraft,
nennt das Wort in der Einzahl und Mehrzahl. Es läuft weiter zu seinen TeamkollegInnen
und sobald das gesamte Team Einzahl und Mehrzahl des Wortes laut genannt hat, ist
der/die nächste MitspielerIn an der Reihe (Vgl. SUHR 200, S.97).
Hier werden Einzahl- und Mehrzahlbildung trainiert. Besonders gut gefällt mir dieses
Spiel, weil die einzelnen Wörter sehr oft wiederholt werden. So werden sie besonders
gut gemerkt. Ausdauer, Merkfähigkeit und Teamfähigkeit werden ebenso gefördert.
Dieses Spiel kann man genauso gut mit Gegensatzpaaren oder mit Bild- und
Wortkärtchen spielen. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte
Sprachförderung 67
Beispiel – Einzahl-Mehrzahl-Memory
Beim Einzahl-Mehrzahl-Memory ist auf einer Karte ein Ding aufgezeichnet und auf der
anderen Karte mehrere gleiche Dinge (Vgl. OSUJI 2009, S.52). Um mehr Bewegung ins
Spiel zu bringen, würde ich ein Lauf-Memory spielen. Dabei werden zwei oder drei
Teams gebildet, die sich jeweils in Reihen hinter einer Linie aufstellen. Am anderen
Turnsaalende liegt für jede Gruppe ein Memoryspiel bereit. Auf ein Zeichen läuft der/die
Erste einer Mannschaft los und deckt zwei Karten auf. Er/Sie dreht sie wieder um, wenn
kein Paar erwischt wurde, läuft zurück und stellt sich hinten in der Schlange an. Sobald
die erste Gruppe alle Paare gefunden hat, wird ein Sitzkreis gemacht und die Dinge
werden versprachlicht.
Hierbei werden Einzahl und Mehrzahl anhand von Bildkärtchen zusammengefunden und
danach versprachlicht. Visuellen Lerntypen wird das Spiel besonders zusagen. Mir
persönlich gefällt dieses Spiel deshalb so gut, weil die Kinder als Team
zusammenarbeiten müssen. Ich würde ihnen zu Beginn etwas Zeit geben, um eine
gemeinsame Taktik zu entwickeln und den Spielverlauf zu planen. Konzentration und
Ausdauer werden ebenso trainiert.
Verbflexion und Vergangenheitsformen der Verben
Durch die Ausführung einer Tätigkeit von unterschiedlich vielen Personen wird die
Flexion des Verbes trainiert. Im Turnsaal wird etwa ein Staffellauf kommentiert: „Ich
laufe!“, dann läuft ein Mitschüler: „Er läuft!“, dann läuft eine Mitschülerin: „Sie läuft!“,
dann laufen alle Kinder und so weiter. Durch diese Versprachlichung der Handlung wird
die Veränderung des Verbes für die Kinder anschaulich dargestellt und geübt.
Die Vergangenheitsform wird durch Versprachlichung vergangener Handlungen trainiert.
Im Morgenkreis könnte etwas über den Nachmittag des vorigen Tages oder das
Wochenende berichtet werden. Beim Wiederholen von Themengebieten ist auch auf
eine korrekte Vergangenheitsform zu achten.
Beispiel – Was war vorher, was kam dann?
Einzelne Gruppen stellen einen Text szenisch dar. Die anderen Kinder notieren sich
Leitsätze. Plötzlich ruft der/die SpielleiterIn: „Versteinert!“ und niemand bewegt sich
mehr. Die ZuschauerInnen werden in Gruppen geteilt und beantworten mithilfe der Kapitel
5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 68
Leitsätze folgende Fragen: „Was war vorher? Was ist gerade? Was wird dann sein?“
schriftlich. Diese Zettel werden dem Spielleiter übergeben und alle Gruppen mit einer
korrekten Lösung bekommen einen Spielpunkt (Vgl. BADEGRUBER 2007, S.101). Dabei
achtet die Lehrperson besonders auf die richtige Umformung der Verben.
Bei diesem Spiel werden Zeitwörter je nach Zeitform unterschiedlich gebeugt. Die Kinder
üben sich im Formulieren von Sätzen und verbessern ihre Teamfähigkeit.
Beispiel – Lebendiges Verben-Memory
Zwei SchülerInnen verlassen die Klasse, sie spielen nachher miteinander Memory. Alle
Kinder in der Klasse bekommen ein Kärtchen, auf welchem ein Verb steht (Vgl. CLANCY
2008, S.116). Dabei bilden immer eine Nennform und eine abgewandelte Form mit
einem Personalpronomen im ersten Fall ein Paar. Die Kinder verteilen sich in der Klasse
und die beiden SpielerInnen versuchen, alle Paare zu finden. Der/die erste SpielerIn
geht zu einem Kind und tippt es an. Darauf stellt das Kind sein Verb dar. Es zeigt
entweder nur das Verb vor oder macht zusätzlich eine Handbewegung, die das
Pronomen darstellt. Der Spieler nennt das dargestellte Wort laut und wenn er es erraten
hat, darf er ein zweites Kind antippen. Das Kind mit den meisten Paaren hat gewonnen.
Um das Spiel zu erleichtern, könnten die Kinder ihr Wortkärtchen umhängen, sobald
eine/r der SpielerInnen das Wort erraten hat.
Hier werden viele Verben umgewandelt und in Bezug mit der Nennform genannt. Weiters
wird die Konzentration und die Körperwahrnehmung gefördert.
Beispiel – Verb-Action
Für dieses Spiel benötigt man Kärtchen, auf denen jeweils ein Verb im Infinitiv
geschrieben steht, und einen Würfel. Das Spiel wird in Kleingruppen gespielt. Vorher
wird vereinbart, in welcher Zeit die Verbformen geübt werden. Jede Augenzahl auf dem
Würfel steht für eine Person (1=1.Person Singular, 2=2.Person Singular,…). Zur
Erleichterung kann man den Würfel auch entsprechend umgestalten. Nun werden die
Karten mit dem Wort nach unten gestapelt (Vgl. MACEDONIA 2000, S.13). Das erste
Kind hebt eine Karte ab und stellt das vorgegebene Verb dar. Das Kind, welches das
Wort errät, darf würfeln und das Verb in die entsprechende Form setzen. Danach würfelt
das nächste Kind. Neben der Kontrolle durch die Lehrkraft kontrollieren sich Kapitel 5 –
Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 69
die Kinder gegenseitig. Es sollte also in jeder Gruppe ein leistungsstarkes Kind geben.
Bei diesem Spiel üben die Kinder das Umformen der Verben in allen Varianten. Neben
der Person kann auch die Zeit geübt werden, indem die Augenzahlen auf dem Würfel
nun verschiedene Zeiten darstellen. Es könnten auch zwei Würfel, einer für die Person
und einer für die Zeit, verwendet werden.
Die Kinder kontrollieren sich bei diesem Spiel selbst und müssen somit immer aufpassen
und jedes Wort im Kopf konjugieren. Aspekte des sozialen Lernens und der
Kommunikation machen dieses Spiel aus.
Beispiel – Lied „Es war einmal“
Abbildung 3 - Es war einmal (BAUER, MOSER 2002, S.38)
2. Strophe: Ich träume, ich träumte, ich habe geträumt,
aus diesem Grund den Zug versäumt.
Aus ist jetzt mein Traum,
du, ich glaub es kaum.
3. Strophe: Ich singe, ich sang, ich habe gesungen,
bin dann von der Bühne gesprungen.
Lebte vom Applaus,
die Geschicht` ist aus. (BAUER, MOSER 2002, S.38)
Bei diesem Lied werden Gegenwarts-, Mitvergangenheits- und Vergangenheitsform der
jeweiligen Verben gesungen. Das Lied könnte als Einstieg in das Thema oder zur
Festigung verwendet werden. Die Kinder könnten eigene Strophen mit selbst Kapitel 5 –
Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 70
gewählten Verben dichten. Somit wird Kreativität gefördert und die Kinder arbeiten nach
der eigenen Leistung.
Steigerungsformen
Steigerungsformen können in jeder Alltagssituation geübt werden. Die Kinder laufen zum
Beispiel schnell, schneller und am schnellsten im Turnsaal oder schreien laut, lauter und
am lautesten bei einem Spiel.
Beispiel – Dreier-Pantomime
Hierbei werden Dreiergruppen gebildet. Alle Gruppen bekommen ein Adjektiv und
überlegen sich leise, wie sie dieses Adjektiv pantomimisch darstellen wollen. Sie
bestimmen, wer Positiv, Komparativ und Superlativ darstellt. Danach führen alle
Gruppen ihre Adjektive vor. Die Klasse errät das Wort und bestimmt, wer welche Form
darstellte. Dann werden gemeinsam alle Steigerungsformen wiederholt.
Bei dieser Übung sehen die Kinder die Steigerungsformen direkt vor sich und üben sie
aus. Darum verinnerlichen sie die drei Formen und das korrekte Bilden wird
automatisiert. Dieses Spiel fördert weiters die Teamfähigkeit und beim Raten werden
viele verschiedene Adjektive genannt, was zur Wortschatzerweiterung beitragen kann.
Beispiel – Wäscheleinen-Staffel
Bei diesem Spiel werden Wortkärtchen auf einer Wäscheleine mit Wäscheklammern
befestigt. Es gibt jeweils Dreiergruppen von Kärtchen, nämlich Positiv, Komparativ und
Superlativ eines Adjektivs. Die Aufgabe der Kinder ist es nun, die Dreiergruppen in
möglichst kurzer Zeit zu finden. Dabei wird es richtig spannend, wenn die Wäscheleine
leer ist, denn dann müssen die Kinder untereinander tauschen, damit Dreiergruppen
entstehen. Dabei gilt die Regel, wer die wenigsten Karten hat, gibt ab. Haben jeweils drei
SchülerInnen nur eine Form, wird gelost. Zum Schluss liest jedes Kind seine Gruppen
vor.
Damit das Spiel nicht zu chaotisch wird, sollte es nur mit wenigen SchülerInnen oder in
Gruppen gespielt werden. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte
Sprachförderung 71
In dieser Spielsituation müssen die Kinder alle drei Formen bereits beherrschen, damit
sie die passenden Kärtchen suchen können. Wenn sie bei der Formulierung falsch
liegen, werden sie kein Kärtchen finden und merken sich danach garantiert die richtige
Form. Durch das häufige Vorkommen der Formen auf visueller und akustischer Ebene
werden die einzelnen Gruppen gut verinnerlicht.
Dieses Spiel fördert das soziale Lernen, die Konzentration, die Schnelligkeit und
Koordination.
Beispiel – Ballvergleich
Bei diesem Spiel stehen die Kinder in einem Kreis. Die Lehrkraft legt drei unterschiedlich
große Bälle in die Mitte. Gemeinsam werden Positiv, Komparativ und Superlativ
gesprochen. Danach schießt die Lehrkraft einem Kind einen Ball zu und das Kind bildet
einen Satz mit einer Imperativform. Sobald dies gut funktioniert, können die Kinder Bälle
miteinander vergleichen (z.B. „Mein Ball ist größer als Julias Ball, aber kleiner als Tonis
Ball!“) (Vgl. WITTSCHIER 2003, S.19).
Bei diesem Spiel lernen die Kinder die Steigerungsformen durch das oftmalige Hören
und Sprechen. Ihre Spontanität ist gefragt und das freie Sprechen wird trainiert. Die
Kinder üben Werfen und Fangen und ihre Konzentrationsfähigkeit und das Körpergefühl
werden geschult.
Durch verschiedene Gegenstände können viele verschiedene Adjektive (z.B.: rau-raueram rauesten, weich-weicher-am weichsten,...) trainiert werden.
Wortstellung
Die Stellung des Wortes wird trainiert, indem die Handlungen der Kinder durch die
eigene Person, durch die Lehrkraft oder durch ein anderes Schulkind sprachlich begleitet
werden.
Durch Bewegungsspiele mit bestimmten Satzmustern werden diese Sätze verinnerlicht
und die Kinder können die Systematik auf andere Bereiche übertragen.
Satzmuster kommen oft auch in Spielen und Bewegungsliedern vor. Sie können durch
oftmaliges Wiederholen gesichert werden. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine
bewegungsorientierte Sprachförderung 72
Beispiel – Ich bin der König
Bei diesem Spiel gibt es einen König, der durch einen Hut oder Ähnliches
gekennzeichnet werden kann. Der König spricht: „Ich bin König und in meinem
Königreich springen alle Kinder auf einem Bein!“ Die Untertanen führen die jeweilige
Bewegungsform aus. Nach einer Weile gibt der König seine Krone weiter und ein
anderes Kind darf den Satz mit einer anderen Bewegung wiedergeben.
Bei diesem Spiel wird ein bestimmtes Satzmuster angeeignet und durch das ständige
Hören und Üben gefestigt. Durch die verschiedenen Bewegungsformen wird das Spiel
nicht eintönig und es werden auch Verben, Substantive, Präpositionen und andere
Funktionswörter wiederholt und trainiert. Schwächere Kinder lernen neue Wörter von
sprachbegabten Kindern kennen.
Beispiel – Satzsalat
Bei diesem Spiel muss man als kleine Vorbereitung Sätze in Satzglieder zerschneiden.
Jedes Kind bekommt ein Kärtchen. Das erste Kind liest es vor und stellt sich damit vor
der Klasse auf. Das nächste Kind liest sein Satzglied ebenfalls vor, bildet mit den zwei
Satzgliedern einen Satz und stellt sich passend zum ersten Kind.
Die weiteren SpielerInnen entscheiden nach dem Ziehen der Kärtchen, wo sie sich im
Satz einreihen möchten. Sobald ein Satz fertig ist, wird „Satzsalat!“ gerufen und der Satz
löst sich auf. Die Kinder laufen durcheinander und auf ein Zeichen bildet sich ein neuer
Satz (Vgl. BADEGRUBER 2007, S.106).
Bei diesem Spiel erkennen die Kinder, dass man Satzglieder umstellen und verschieben
kann. Weiters begreifen sie, dass sich die Aussage des Satzes ändert, wenn man die
Stellung der einzelnen Satzglieder verändert.
Zusätzlich kann man den Wortschatz der Kinder erweitern, indem man neue Wörter auf
die Kärtchen schreibt.
Imperativ – Aktiv – Passiv
Imperativ, Aktiv und Passiv werden bei Spielen und im Alltag mehr oder weniger
automatisch trainiert (Bsp.: „Fang an!“ – gefangen werden – fangen,…). Kapitel 5 –
Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 73
Beispiel – Schattenwand
Ein altes Leintuch wird zwischen zwei Balken befestigt und angeleuchtet. Dahinter
stellen einzelne Kinder nun zu zweit Verben dar. Sie ziehen ein Verb aus einer Schüssel
und überlegen sich eine kurze, passende Sequenz. Die Schwierigkeit dabei ist, dass ein
Kind die Aktiv-Form des Verbes darstellt und das andere Kind die passive Form. Es
dürfen auch Hilfsgegenstände verwendet werden (z.B.: Ein Teddybär trägt ein Buch auf
den Schultern. Ein/e SchülerIn hantierte mit dem Teddy: „Der Teddy trägt ein Buch!“.
Das zweite Kind hantiert mit dem Buch: „Es wird getragen!“). Die SchülerInnen erraten
die Geschichte und erzählen sie von beiden Perspektiven. Danach wiederholen die
beiden SchauspielerInnen ihren Ausgangssatz.
In dieser Situation werden Aktiv und Passiv gleichzeitig gezeigt. Dies ist vor allem für
SchülerInnen, die den Unterschied noch nicht verstanden haben, von Vorteil. Durch das
ständige sprachliche Wiederholen und Darstellen wird der Kontext verinnerlicht.
Die Kinder können ihrer Kreativität bei diesem Spiel freien Lauf lassen. Sie üben sich im
Zusehen und Versprachlichen und die Konzentration wird gefördert.
Beispiel – Gedicht „Dreh dich!“
„Dreh dich Kreisel, dreh dich um.
Tanze doch im Kreis herum.
Dreh dich Kreisel, dreh dich her,
rund herum, das ist nicht schwer.
Dreh dich Kreisel, dreh dich wieder!
Sei nicht faul, beweg dich wieder!“ (WAGNER 2008, S.34)
Die Strophen dieses Gedichts sind im Imperativ geschrieben. Die Kinder lernen diesen
kennen und durch Erklärung und Demonstration mit einem Kreisel werden sie die
Bedeutung des Imperativs sicherlich nicht so schnell vergessen.
Dieses Gedicht kann auch durch Bewegungen im und gegen den Uhrzeigersinn
unterstützt werden. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte
Sprachförderung 74
Beispiel – Schminkstudio
Die Klasse wird in ein „Schminkstudio“ verwandelt und die Kinder schminken sich
gegenseitig (z.B.: am Faschingdienstag). Dabei gibt das Kind, das geschminkt wird,
Anweisungen im Imperativ (z.B.: „Male mein linkes Auge blau an!“) (Vgl. GLEUWITZ,
MARTIN 2005, S.27).
Um dieses Spiel ein ganzes Jahr nutzen zu können, würde ich ein Schönheitsstudio oder
Kleidergeschäft entwickeln. Ein Kind wird bedient und gibt Anweisungen, ein oder zwei
andere Kinder ziehen ihm Kleider an und machen eine gewünschte Frisur. Um das Spiel
noch lustiger zu machen, könnte ein Kind als Mutter oder Vater fungieren und für ihr/
sein „Kind“ bestimmen.
Bei diesem Spiel wird der Imperativ mit vielen Verben verwendet. Die Lehrperson sollte
dabei auf einen abwechslungsreichen Sprachgebrauch achten. Weiters wird der
Wortschatz erweitert und das Spiel trägt zum sozialen Lernen bei.
Vorstellungsvermögen, Kreativität und Phantasie werden ebenso angesprochen.
5.2.5. Bewegung und Pragmatik
Pragmatische Kompetenzen sind immer notwendig, wenn Kinder gemeinsame
Spielaktivitäten miteinander planen und durchführen. Hervorragend eignen sich
Bewegungsaktivitäten, die die Kooperation der Kinder untereinander fördern.
Fang- und Laufspiele beispielsweise erfordern die Absprache von Regeln, das Verteilen
der Rollen und die Festlegung der Spielhandlung. Fragen, Antworten, Zuhören und
Erklären werden dabei automatisch geübt.
Spielideen der Kinder bieten dabei ideale Trainingsmöglichkeiten. Kinder können
ausgedachte oder zu Hause ausprobierte Spiele vor der Durchführung erklären. Dabei
werden die pragmatischen Kompetenzen aller Kinder trainiert.
Fähigkeiten zur Gesprächsorganisation
Die Kinder sollen in erster Linie die Organisation eines Gespräches trainieren. Dazu
zählen der Beginn bzw. der Schluss des Gespräches sowie das richtige Argumentieren
und Zuhören.
Um diesen Bereich zu trainieren, bietet sich das gegenseitige Erklären von
Bewegungsspielen an. Dabei übt sich ein Kind im Erklären der Regeln und im Kapitel 5 –
Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 75
Argumentieren, während die anderen Kinder zuhören und gegebenenfalls Fragen
stellen. Dabei sollen die Kinder lernen, eigene Wünsche und Ideen einzubringen und
eigene Absichten zu verdeutlichen.
Indem über die Regeln eines Spiels diskutiert wird, erlernen Kinder das Argumentieren
und treten für ihre Interessen ein. Kompromisse werden geschlossen.
Beispiel – Sprachrohr
Leere Rohre aller Art können als Telefone verwendet werden. Dabei üben sich die
Kinder im Nacheinander-Sprechen, weil ein Kind ins Rohr hineinspricht, während das
andere das Ohr ans Rohr halten muss, um zuzuhören.
Dabei wird vor allem der Rollenübergang von SprecherIn in ZuhörerInnenposition
trainiert (Vgl. ZIMMER 2009, S.184). Die Kinder üben sich im freien Sprechen und die
Kooperation wird gefördert.
Beispiel – Zu Besuch in Keinwort
Bei diesem Spiel geht es darum, nonverbale Dialoge zu führen. Die Kinder gehen durch
den Ort „Keinwort“ und treten durch Blickkontakt mit anderen Besuchern in Verbindung
(Vgl. GOLLWITZ 2004, S.135). Sie führen dann einen nonverbalen Dialog, wobei auf
dem Begrüßen und Verabschieden ein besonderes Augenmerk liegt.
In dieser Situation lernen die Kinder, dass verbale Sprache für ein Gespräch nicht immer
notwendig ist. Beim nonverbalen Dialog erleben sie wichtige Elemente der
Gesprächsführung, wie etwa einen klaren Rollenübergang. Sie merken auch, wie wichtig
das genaue Hinsehen ist, dies kann verglichen werden mit dem aktiven Zuhören im
realen Gespräch.
Beispiel – Rollenspiel „Gesunde Jause“
Bei diesem Rollenspiel wird über gesunde Jause in der Schule diskutiert. Bei der
Ausspeisung soll es nur mehr gesunde Angebote geben und der Süßigkeiten-Automat
soll abgeschafft werden. Dabei werden die Kinder in Gruppen zu je 4-5 SchülerInnen
eingeteilt und die Rollen werden vergeben:
- Der Direktor: ist für die Umsetzung des Konzepts. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine
bewegungsorientierte Sprachförderung 76
- Bauer Josef: hat das Konzept entwickelt.
- 2-3 SchülerInnen: sind gegen dieses Konzept
Nun bekommen die einzelnen Gruppen Zeit zum Proben. Argumente und
Gegenargumente werden ausgearbeitet und ein Schluss bestimmt. Am Ende tragen alle
Gruppen ihr Rollenspiel vor und es wird darüber reflektiert.
Bei diesem Rollenspiel sollen die Kinder Gesprächsregeln und Höflichkeitsformen
einhalten. Diese sollten vorher besprochen werden. Die Kinder üben sich im Diskutieren
und Argumentieren. Die eigene Selbstwahrnehmung wird geschult und die
Teamfähigkeit gefördert.
Rollenangemessenes Sprachverhalten und Sprachhandeln
Bei einem Gespräch muss man sich seiner Rolle angemessen verhalten und je nach
Situation Fragen, Antworten und Aufforderungen formulieren.
Um dies zu trainieren, helfen Bewegungsspiele mit vorgegebenen Sprachmustern und
Frage-Antwort-Ritualen und kooperative Spiele.
Das rollenangemessene Sprachverhalten kann auch durch Perspektivenübernahme
trainiert werden. Die Kinder spielen abwechselnd Fänger und Läufer, Sucher und
Versteckter.
Die Übernahme von Rollen wird auch bei Bewegungsspielen mit spezifischen
Sprachmustern geübt. Bei Rollenspielen mit symbolischen Spielhandlungen (z.B.
Autofahrer – Polizist) wird dies trainiert.
Rollenspiele oder Theaterspiele eignen sich besonders gut, damit Kinder in andere
Rollen schlüpfen können. Sie stellen als Kommunikationsmedium eine lustvolle, kreative
und körperliche Umsetzung einer Spielidee dar. Über das Rollenspiel werden soziale
Vorgänge und Verhaltensweisen vorweggenommen und eingeübt und es wird die
Lebenswirklichkeit mit spielerischem Agieren verbunden. Hierbei bietet sich die
Möglichkeit, menschliche Verhaltensweisen und Entscheidungsfindungen alternativ
auszuprobieren. Mimik, Gestik und Körperhaltung werden entsprechend der
Rollenanforderungen eingesetzt und im emotionalen Bereich werden
Einfühlungsvermögen, gefühlsmäßige Hingabe und innere Erlebnisfähigkeit verlangt.
Durch Zuhören, aufeinander Eingehen und Mitempfinden Kapitel 5 – Praktische Anregungen
für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 77
während des Probens wird Toleranz eingeübt (Vgl. HEYDER 1998, S.82f.). Im
Deutschbereich wird das freie Sprechen oder die Merkfähigkeit trainiert. Die Kinder üben
sich im Zuhören und die Konzentrationsfähigkeit wird geschult.
Beispiel – Gefühlsuhr
Gemeinsam mit den Kindern wird eine große Gefühlsuhr gebastelt. Statt den Zahlen
werden Gesichter mit unterschiedlichen Ausdrücken auf dem Ziffernblatt befestigt. Die
Gefühlsuhr kann im Bereich des sozialen Lernens verwendet werden, wenn die Kinder
über eigene Gefühle sprechen (Vgl. OSUJI 2009,S.96).
Bei dem Spiel zum Thema „Rollenangemessenes Sprechen“ wird ein Kreis gebildet. Ein
Kind darf freiwillig in der Mitte des Kreises an der Uhr drehen. Es bekommt dann etwa
dreißig Sekunden Zeit, um das Gefühl auszudrücken. Dieses kann dabei entweder
pantomimisch dargestellt, oder in Worten ausgedrückt werden. Weiters könnte das
betreffende Kind erzählen, warum es dieses Gefühl im Spiel hat oder wobei es dieses
Gefühl das letzte Mal hatte.
Bei diesem Spiel ist die Spontanität der SchülerInnen gefragt. Sie sollen sich ohne
Vorbereitungszeit in eine Rolle versetzen und diese zum Ausdruck bringen. Sobald dazu
gesprochen wird, trainieren die Kinder die Fähigkeit des spontanen Sprechens und wenn
sie ein vergangenes Erlebnis erzählen, üben sie die Vergangenheits- bzw.
Mitvergangenheitsform. Kreativität, Phantasie und Körperwahrnehmung werden bei
diesem Spiel gefördert.
Beispiel – Rollenspiel „Beim Arzt“
Bei diesem Rollenspiel bringen Utensilien wie ein Arztkittel, Verbandmaterialien, usw. die
passende Stimmung in die Klasse. In einer Kleingruppe werden die Rollen verteilt und
eine kleine Geschichte wird überlegt (Vgl. OSUJI 2009, S.104). Bei jüngeren Kindern
kann auch eine Geschichte vorgegeben werden. Das Rollenspiel wird geübt und vor der
Klasse vorgespielt. Danach geben die BeobachterInnen die Geschichte wieder und teilen
ihre Meinung mit.
Bei diesem Rollenspiel stellen die Kinder eine alltägliche Situation dar. Sie sollen dabei
vor allem auf Höflichkeitsformen, wie das Grüßen bei Betreten der Praxis, achten. Freies
Sprechen und grammatikalische Strukturen werden geübt. Als Kapitel 5 – Praktische
Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 78
BeobachterInnen trainieren die Kinder das Zuhören und ihr Sprachverständnis wird
gefördert. Die Kinder können ihre Kreativität ausleben und stärken so ihr
Selbstbewusstsein und Körpergefühl.
Beispiel – Interview im Flugzeug
Bei diesem Spiel bekommt jedes Kind eine kleine Informationskartei über einen Beruf.
Diesen Beruf übt es im folgenden Rollenspiel aus. In der Geschichte sitzen alle Kinder in
einem Flugzeug (Langbänke) und fliegen zu einer Berufskonferenz. Ein Interviewer
(Lehrperson oder MitschülerIn) befragt die Kinder, welche Berufe sie ausüben und was
interessant und wichtig an ihrem Beruf sei (Vgl. MONSCHEIN 2006, S.64). Noch
spannender wird dieses Rollenspiel, wenn die Lehrperson die Kinder auf Tonband oder
Video aufnimmt.
Hier versetzen sich die Kinder in verschiedene Rollen. Sie üben sich im Frage-AntwortDialog und in der Spontanität. Weiters wird die Sprechfreude gefördert und die Kinder
üben freies Sprechen. Bei dieser Variante lernen die Kinder alle Berufe kennen, wobei
man verschiedene Themen geschickt einbauen kann (z.B.: Sportler auf dem Weg zu den
Olympischen Spielen, Tiere auf dem Weg in den Zoo,…).
Kontaktaufnahme
Bei Partner- oder Gruppenübungen wird die Kontaktaufnahme zu anderen Kindern
geübt. Indem die Kinder Partner finden müssen, lernen sie, die Kinder anzusprechen und
ein Gespräch anzufangen. Rollenspiele zu diesem Thema bieten weitere
Übungsmöglichkeiten.
Beispiel – Der kleine Maulwurf sucht einen Freund
Alle Kinder sitzen im Kreis auf dem Boden. Einem Kind werden freiwillig die Augen
verbunden und es geht als blinder Maulwurf in die Kreismitte. Der Maulwurf ist auf der
Suche nach einem Freund, darum tastet er sich zu einem Kind und fragt: „Willst du mein
Freund sein?“ Das Kind antwortet mit verstellter Stimme. Errät der Maulwurf das Kind,
werden die Rollen getauscht, ansonsten macht er sich weiter auf die Suche (Vgl.
FRIEDL 2007, S.42). Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte
Sprachförderung 79
In dieser Situation treten die Kinder miteinander in Kontakt. Die akustische
Wahrnehmung und die Konzentrationsfähigkeit werden gefördert. Der taktile und der
akustische Sinn werden besonders gefördert.
Beispiel – Wir begrüßen uns gegenseitig
Zuerst werden verschiedene nationale und internationale Begrüßungsmöglichkeiten
besprochen. Danach wird jede Art ausprobiert, indem die Kinder durch den Raum gehen
und sich gegenseitig grüßen. Dabei sollen sie verschiedene Gesten einsetzen. Am Ende
des Spieles wird die Wirkung der Begrüßung besprochen (Vgl. GOLLWITZ 2004, S.82).
Bei diesem Spiel erleben die Kinder selbst, welche Wirkung die verschiedenen
Begrüßungen auf sie haben und sie lernen neue Arten kennen, um mit Menschen in
Kontakt zu treten. Die Kinder werden auf den Bereich der Körpersprache sensibilisiert
und üben sich im freien Sprechen, wenn sie die eigene Meinung mitteilen.
5.2.6. Bewegung und metasprachliches Wissen
Fähigkeiten zum Aufbau eines metasprachlichen Wissens werden immer dann geschult, wenn ein
Kind über seine eigene Sprache spricht. Daher würde ich diese Kompetenz nicht gesondert
fördern, sondern immer darauf achten, dass die Kinder über die Sprache nachdenken und ihre
Erkenntnisse, Regeln und Merkmale in Worte fassen.
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