Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung (Sandra Winter, Bachelorarbeit, PH-OÖ, 2010) 5.1. Bewegungsgeräte Durch Bewegungsgeräte bringt man ohne große Veränderung des Unterrichts Bewegung in die Klasse. Normale, oftmals langweilige Übungen wie etwa die Selbstkontrolle oder das Rechnen im Buch können damit leicht zu handlungsorientierten, lustigen Übungen gemacht werden. Bewegungsgeräte kann man in die Kategorien „psychomotorische Geräte“, „Kleingeräte“, „Großgeräte“ und „Alltagsmaterialien“ teilen. Psychomotorische Geräte: Zu dieser Kategorie zählen alle speziell zur Förderung der Psychomotorik entwickelten Geräte wie etwa Rollbrett, Pedalo, Pezziball, Schwungtuch und Wackelbrett (Vgl. ZIMMER 2004, S.208). Kleingeräte: Zu diesen Geräten zählen alle kleinen Materialien, die beispielsweise im Turnsaal aufliegen. Alle Arten von Bällen, Reifen, Seilen, Bohnensäckchen, Gymnastikstäben und Rhythmiktücher passen zu diesem Begriff (Vgl. ZIMMER 2004, S.208). Alltagsmaterialien: Zu dieser Kategorie zählen alle Dinge, die man im alltäglichen Leben findet. Manch einer würde nie daran denken, solche Sachen im Unterricht einzusetzen. Viele dieser Materialien sind kostengünstig oder sogar gratis. Beispiele wären Bettlaken, Decken, Bierdeckel, Pappröhren, Pappkartons, Autoreifen, Bretter, Wäscheklammern, Heulrohre, Joghurtbecher und Getränkekisten (Vgl. ZIMMER 2004, S.208). Großgeräte: Diese sind im Unterricht in der Klasse eher schwer einzusetzen, schaffen aber im Turnunterricht wunderbare Bewegungsmöglichkeiten. Beispiele sind Turnmatten, Kästen, Bänke, Sprossenwand etc. (Vgl. ZIMMER 2004, S.208). Nun folgen einige Beispiele um zu zeigen, wie einfach es ist, diese Gegenstände in den alltäglichen Unterricht zu integrieren. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 37 Beispiel – Kontrollblatt Oftmals legen Lehrkräfte Kontrollblätter zur Selbstkontrolle in der Klasse auf. Um Bewegung in den Unterricht zu bringen, könnte ein Slalom aus Joghurtbechern gebaut werden, den die Kinder auf dem Weg zum Kontrollblatt bewältigen müssen. Es könnten Reifen aufgelegt werden, durch welche die Kinder hüpfen müssen oder Seile, auf denen sie balancieren dürfen. Durch solche einfachen Mittel wird Bewegung und Abwechslung in den Unterrichtsverlauf gebracht und die Kinder erzielen die Lerneffekte bewusster und motivierter. Beispiel – Partnerarbeit Partnerübungen könnten durch den Einsatz eines Balles bewegungsreicher gestaltet werden. Wenn die Kinder etwa einen Dialog lesen, werfen sie sich beim Rollentausch den Ball zu. Beim gemeinsamen Aufsagen eines Gedichtes darf ein Luftballon den Boden nicht berühren. Die Kinder halten ihn mit vereinten Kräften in der Luft. Ein Dialog könnte auch durch eine Heulröhre gesprochen werden. Beispiel – Psychomotorische Geräte Bei einem Stationsbetrieb oder Wochenplan eignet sich der Einsatz dieser Geräte besonders gut. Sie sind nämlich meistens nur in geringer Stückzahl vorhanden und bei diesen Methoden werden sie nicht gleichzeitig von allen Kindern benötigt. Ein Gedicht könnte etwa auf einem Wackelbrett auswendig gelernt werden. Bei der Zuordnung von Buchstaben zum Wort könnten die Kärtchen mit dem Rollbrett transportiert werden. Die Kinder lesen Silben nicht einfach aus dem Heft, sondern sie lesen Silbenkärtchen an der Wand, während sie mit dem Wackelbrett vorbeiwackeln. Beispiel - Schwämme TIETZ (Vgl. 2010, S.58f.) empfiehlt beim Thema „Kleingeräte“ bunte Schwämme. Diese sind günstig, ungefährlich, leicht und lassen sich waschen. Mit den Schwämmen kann man beispielsweise Wege legen und diese versprachlichen, Präpositionen üben, indem man sie an die verschiedensten Positionen legt, Buchstaben oder Wörter können damit gelegt und verschiedene Gegenstände gebaut werden. Um Bewegung in eine Ergebnissicherung, eine Wiederholung Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 38 oder einen Stationsbetrieb zu bringen, können die Schwämme balanciert, geschossen und mit verschiedenen Körperteilen bewegt werden. In nahezu jeder Situation kann man Bewegungsgeräte einbauen. Solche Übungen bringen Schwung in die Klasse und fördern das Körpergefühl der Kinder. Sie tragen zur Gesundheit bei und lassen die Kinder sinnliche Materialerfahrungen machen. Meinen Erfahrungen nach macht Kindern das Arbeiten mit solchen Materialien großen Spaß, sie werden dadurch sehr motiviert und das steigert das Lebensgefühl. 5.2. Bewegungsspiele bezogen auf die sprachlichen Bereiche Im folgenden Kapitel werden Anregungen gegeben, wie die beschriebenen Bereiche der Sprache (siehe Kapitel „2.4. Die neun Bereiche der Sprache“) durch Bewegung gefördert werden können. Besonderer Schwerpunkt liegt beim Lernen im bewegten Spiel. Das Spiel ist eine zentrale Tätigkeitsform des Kindes und die Bedeutung des kindlichen Spiels für die emotionale, motorische, kognitive, soziale und sprachlich-kommunikative Entwicklung ist unumstritten (Vgl. HEIDTMANN, KNEBEL 2004, S.21). Im Spiel können alle Facetten von Sprache geübt werden, ohne dass den Kindern der Lerneffekt bewusst ist (Vgl. WINNER 2007, S.21). Sie lernen in einer konzentrierten, lustvollen Umgebung ohne Ängste und Druck. Kinder können sich so in ein Spiel vertiefen, dass sie die Zeit vergessen und elementare Bedürfnisse in den Hintergrund schieben. Viele Argumente sprechen für ein Lernen durch das Spiel und aus diesem Grund will ich mich im praktischen Teil vorwiegend mit Sprach- und Bewegungsspielen beschäftigen. Ein weiterer Bereich in diesem Kapitel ist die Förderung durch Musik. Kein Mensch kann sich der Wirkung von Musik entziehen, denn unser Körper reagiert unbewusst durch feine Bewegungen wie Taktwippen oder Veränderung der Pulsfrequenz. Dies geschieht, weil die Musik Reaktionen hervorruft, die sich der bewussten Kontrolle entziehen, da sie das autonome Nervensystem stimulieren (Vgl. HIRLER 2009, S.19). Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 39 Sprachliche Förderung durch Musik funktioniert hervorragend, weil Musik und Sprache viele Ähnlichkeiten aufweisen. Sie bestehen beispielsweise aus nahezu identischen Merkmalen, wie Melodie und Phrasierung, Rhythmus, Akzente und Artikulation, Tempo und Dynamik (Vgl. HIRLER 2009, S.19). Weiters bilden sie ähnliche Strukturen, wie an den Abfolgen von Wörtern und Tönen, Melodien und Sätzen zu erkennen ist. Gleichsam besteht eine Wechselwirkung zwischen Musik und Sprache, denn man kann durch Musik sprachliche Gebilde zum Ausdruck bringen und Musik kann einen sprachlichen Ausdruck finden, indem sie interpretiert wird. Weiters bringt man sowohl durch Musik, als auch durch Sprache Emotionen zum Ausdruck. Dass auch Bewegung eine enge Verbindung zur Musik aufweist, zeigt die Tatsache, dass Kinder bei einem Bewegungslied immer zuerst auf der motorischen Ebene mitmachen. Erst wenn sie genügend Sicherheit in diesem Bereich haben, singen oder sprechen sie mit. Dies zeigt deutlich, wie elementar Bewegung als Grundlage von Sprache und Sprechen funktioniert (Vgl. HIRLER 2009, S.25). Alle elementaren musikalisch-bewegten Ausdrucksformen wie Lieder, Verse, Reime und entsprechende Spielformen wie Kniereiterspiele, Fingerspiele, Tänze, Klatsch- und Schattenspiele, sowie Rollenspiele wirken sprachfördernd. Sie eröffnen Lernprozesse, die an den Interessen der Kinder anknüpfen und vielfältige Sinneserfahrungen mit Sprechen und Handeln verbinden. Kinder, die mit solchen sprachlichen Fördermethoden aufwachsen, können sich Sätze länger merken und besitzen eine erhöhte kompensatorische Fähigkeit, um Gehörtes zu analysieren (Vgl. HIRLER 2009, S.25). Gedichte eröffnen ebenfalls kreative Arbeitsmöglichkeiten. In meiner Schulzeit wurden Gedichte nur auswendig gelernt und somit war die Motivation der SchülerInnen gleich Null. Es gibt aber eine Vielzahl an Arbeitsmöglichkeiten mit Gedichten. Sie könnten beispielsweise sinnerfassend gelesen, umgeschrieben oder nacherzählt werden. Weiters könnte zu Gedichten gemalt werden oder ein Theaterstück dazu erfunden werden. Man könnte die Dichtung vertonen oder weiterschreiben und Bewegungen dazu entwickeln (Vgl. RÖSGEN, Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 40 WILLMEROTH 2001, S.4). Dabei können Kinder kreativ arbeiten und ihre eigene Sprache einbringen. Ein individuelles Arbeiten ist mit Gedichten sehr gut möglich. 5.2.1. Bewegung und Prosodie Die prosodischen Merkmale der Sprache kommen in ganz bestimmten Bewegungssituationen zum Ausdruck und können bei gezielter Schwerpunktsetzung dadurch gefördert werden. Einzelne prosodische Merkmale werden in diesem Unterkapitel in Verbindung mit Bewegung gesetzt und konkrete Förderbeispiele werden gegeben. Rhythmisierung der Sprache Die Rhythmisierung der Sprache kann man gezielt durch eine Rhythmisierung der Bewegungen fördern. Dazu kommt es, wenn man etwa zu Versen Bewegungen ausführt oder Bewegungen gezielt rhythmisch durchführt. Beispiel – Schaukelschiff: Lehrkraft und SchülerInnen halten ein Bettlaken oder eine Decke fest. Ein Kind legt sich hinein und wird von den anderen MitspielerInnen geschaukelt. Dabei sprechen die Kinder folgenden Vers: „Fährt ein Schiffchen übers Meer, das schaukelt hin, das schaukelt her, das schaukelt hin, das schaukelt her, es kommt ein großer Sturm da fällt das Schiffchen um!“ (Zimmer 2009, S.157) Bei diesem Gedicht schaukelt man zuerst leicht hin und her. Danach steigert man die Intensität des Schaukelns und beginnt kräftig zu schütteln. Am Ende setzt man die Decke sanft auf dem Boden ab. Das rhythmische Sprechen wird hierbei durch das rhythmische Schaukeln unterstützt. Die Übung unterstützt auch weitere prosodische Merkmale, wie etwa die sprachliche Begleitung, die Betonung, die Dynamik der Sprache und sie fördert die auditive Wahrnehmung, Konzentration und Kommunikation. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 41 Beispiel – Abzählreime Abzählreime fördern durch ihren Aufbau die Rhythmisierung der Sprache. Die Kinder bewegen sich im Rhythmus zu diesen Reimen. Abzählreime sind bei Kindern sehr beliebt, weil sie eine einfache Melodie besitzen, leicht zu merken und nachzusprechen sind (Vgl. PIGHIN, SILLABER 1993, S.30). „Eins, zwei, drei rische, rasche, rei, rische, rasche, Plaudertasche, du bist frei!“ Weitere Beispiele für solche Abzählreime befinden sich im Anhang. Beispiel – Handklatschspiele Handklatschspiele verbinden Sprache, Rhythmus und Bewegung besonders gut. Reime werden rhythmisch gesprochen, wobei die Kinder einzelne Silben überdeutlich betonen und mit unterschiedlichen Handbewegungen verbinden. „Meine Mi, meine Ma, meine Mutter schickt mich her, ob der Ki, ob der Ka, ob der Kuchen fertig wär. Wenn er ni, wenn er na, wenn er noch nicht fertig wär, käm ich mi, käm ich ma, käm ich morgen wieder her.“ (FRIEDL 2007, S.78) Zu jeder Silbe wird auf eine andere Weise geklatscht: Bei der ersten Silbe in die eigenen Hände, dann mit der rechten in die linke Hand des Partners, dann wieder in die eigenen Hände und danach mit der linken in die rechte Hand des Partners. Danach klatscht man wieder in die eigenen Hände und dann in beide Hände des Mitspielers. Diese Klatschfolge wird bis zum Reimende wiederholt. Neben der Rhythmisierung der Sprache wird die Artikulation, die Motorik und Auge-HandKoordination gefördert. Konzentration und Merkfähigkeit werden trainiert. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 42 Tonhöhe Eine hohe oder tiefe Stimmlage kann durch gleichzeitige Bewegungen nach oben oder unten unterstützt werden. Die ansteigende Tonhöhe bei Fragen und die absteigende Tonhöhe bei Antworten kann durch „Lesen in Bewegung“ besonders gut gefördert werden: Bei einer Frage richten sich die Kinder langsam auf, bei der Antwort setzen sie sich langsam wieder. Dies kann sowohl mit der gesamten Klasse, als auch im Dialog oder in einer Gruppe geübt werden. Beispiel – Fischer, Fischer, wie tief ist das Wasser hier? Fangspiele mit Frage-Antwort-Ritualen eignen sich sehr gut, um eine passende Tonhöhe zu trainieren. Bei dem Beispiel steht ein Fänger (der Fischer) an einer Turnsaalwand, die Gruppe steht ihm gegenüber an der anderen Wand. Der Dialog beginnt mit obiger Frage der Gruppe an den Fischer. Der Fischer antwortet darauf mit irgendeiner Zahl und die Kinder fragen: „Wie kommen wir hinüber?“ Der Fänger gibt als Antwort eine Bewegungsmöglichkeit. Die Kinder bewegen sich wie gewünscht zur gegenüberliegenden Turnsaalwand und der Fischer versucht, möglichst viele SchülerInnen zu fangen. Bei diesem Frage-Antwort-Ritual merken die Kinder, dass bei einer Frage die Stimme nach oben geht, und dass sie bei einer Antwort tiefer wird. Dadurch wird Spannung aufgebaut und beim anschließenden Laufen wird diese wieder abgebaut. Die Übung fördert zusätzlich die Wortschatzerweiterung. Koordination und Ausdauer werden trainiert. Beispiel – Auf und nieder Als Vorübung zu diesem Spiel werden sehr hohe und tiefe Töne gespielt und benannt, damit die Kinder diese eindeutig differenzieren können. Beim Spiel spielt die Lehrkraft abwechselnd hohe und tiefe Töne. Die Kinder stehen bei den hohen Tönen auf und strecken sich. Bei den tiefen Tönen gehen sie in die Hocke und machen sich klein (Vgl. FRIEDL 2007, S.45). Je schneller die Lehrkraft spielt, umso bewegungsintensiver ist dieses Spiel. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 43 Meiner Meinung nach ist diese Übung sehr gut geeignet, um die Kinder auf hohe und tiefe Töne zu sensibilisieren. Es ist ideal als Vorbereitung zum Training der Stimmmodulation bei Frage- und Antwortsätzen. Weiters werden die Verben „hoch und tief“ besonders trainiert. Konzentration, genaues Hören und die Reaktionsfähigkeit werden geschult. Beispiel – Das Große und das Kleine Bei diesem Spiel gehen die Kinder zuerst ganz individuell durch den Raum. Sobald die Lehrkraft ein Tier oder ein Ding (Elefant, Maus, Riese, Zwerg, LKW, Mini,…) nennt, bewegen sich die Kinder so und machen passende Geräusche. Bei großen Dingen bewegen sie sich langsam und laut und geben tiefe Töne von sich. Bei kleinen Dingen machen sie das Gegenteil (Vgl. GOLLWITZ 2004, S.61). Hierbei lernen die Kinder, dass das Große immer mit dunklen, tiefen Tönen assoziiert wird und das Kleine mit hohen, hellen Tönen. Das Sprachverständnis und die Koordination werden ebenso gefördert. Das Vorstellungsvermögen und die Körperwahrnehmung werden angeregt. Sprechgeschwindigkeit Die Sprechgeschwindigkeit kann gut trainiert werden, indem man bei schnellerem Sprechen schnellere Bewegungen macht. Beispiel – Uhrengedicht „Große Uhren machen tick tack, tick tack. Kleine Uhren machen ticke tacke, ticke tacke. Und die kleinen Taschenuhren: ticke tacke, ticke tack, ticke tacke, tick.“ (HELLRUNG 2007, S.91) In der ersten Zeile wird das Uhrengeräusch langsam gesprochen und die Kinder bewegen sich träge. In der zweiten Zeile wird es schon etwas schneller aufgesagt und auch die Bewegungen werden schneller. Das letzte Ticken wird so schnell wie möglich gesprochen und die Kinder trippeln schnell auf ihrem Platz. Neben der Sprechgeschwindigkeit werden die Koordination und das eigene Körpergefühl gefördert. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 44 Beispiel – Rücken an Rücken Zwei Kinder sitzen Rücken an Rücken. Ein Signalwort wird vereinbart. Ein Kind erzählt eine Geschichte und jedes Mal, wenn das Signalwort vorkommt, presst sich der/ die ZuhörerIn gegen den Rücken des Erzählers (Vgl. MONSCHEIN 2007, S.36). Der/ die ErzählerIn soll mit der Sprechgeschwindigkeit variieren, um das Spiel interessanter zu gestalten. Durch das Variieren der Geschwindigkeit lernen die Kinder, dass ein unterschiedliches Sprechtempo verschiedene Effekte erreicht. Man wird besser bzw. schlechter verstanden, wirkt unsicher bei schnellem Sprechen und so weiter. Weiters üben sich die Kinder im freien Erzählen und im genauen Zuhören. Schwieriger kann man dieses Spiel gestalten, indem etwa alle Präpositionen oder alle Verben in der Vergangenheit oder alle Tiernamen Signalwörter sind. So können auch andere sprachliche Aspekte wie die Grammatik oder die Kategorienbildung trainiert werden. Beispiel – Schneckensprache Bei diesem Spiel werden als Vorbereitung große Schneckenhäuser ausgelegt oder auf den Boden gemalt. Die Kinder bewegen sich zuerst ganz normal durch den Raum, singen dabei Lieder oder sagen Reime und Verse auf. Sobald sie ein Schneckenhaus „betreten“ sprechen sie in der „Schneckensprache“, also sehr langsam und auch die Bewegungen passen sich an. In der Mitte des Gehäuses erstarrt die Sprache und das Kind bewegt sich nicht mehr (Vgl. GOLLWITZ 1996, S.97). LehrerIn oder MitschülerIn können es wieder aus dem Schneckenhaus herausführen. Beim langsamen Sprechen werden die Laute deutlich wahrgenommen und die Aussprache wird durch das bewusste Sprechen gefördert. Die Kinder denken bewusst an die schnelle und langsame Sprache und danach sollen Merkmale und Gefühle dabei besprochen werden. Das Körpergefühl der Kinder wird trainiert und sie können individuell ihre liebsten Lieder und Sprüche aufsagen, so kann gut differenziert werden. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 45 5.2.2. Bewegung, Phonetik und Phonologie Das Bilden und Unterscheiden von Lauten kann in verschiedenen Spielsituationen geübt werden. Dabei spielen das genaue Hören und die Artikulation eine wesentliche Rolle. Bei der Lautbildung ist ein mechanisches Bilden oder Wiederholen von Lauten nicht empfehlenswert. Es ist lustlos und entmutigt die Kinder meiner Meinung nach bald. Durch spielerische Übungen und Spiele werden die gleichen Fortschritte erzielt und Kinder erleben Sprache dabei als motivierend und lustvoll. Um Laute unterscheiden zu können, sollte das Gehör durch verschiedene Spiele und Übungen geschult werden, bei denen Töne, Geräusche oder sprachliche Äußerungen wahrgenommen, erkannt und unterschieden werden müssen. Einzelne Merkmale der Phonetik und Phonologie können durch besondere Übungen schwerpunktmäßig gefördert werden. Einige Anregungen folgen nun: Artikulation Für eine klare Artikulation ist eine differenzierte Motorik der Sprechwerkzeuge von entscheidender Bedeutung. Spiele zur Übung der Mundmotorik fördern das genaue und deutliche Sprechen. Beispiel – Nudelsalat Beim Essen von Nudeln oder Lakritzschnüren ohne Hilfe der Finger werden Wangen- und Lippenmuskulatur trainiert (Vgl. HELLRUNG 2007, S.101). Weiters werden Tast- und Geschmackssinn besonders geschult. Kräftiges Beißen, Gurgeln, Trinken mit einem Strohhalm, Kerzen Ausblasen, Seifenblasen Pusten, Flöte Spielen sind alltägliche Dinge, die die Mundmotorik fördern (Vgl. FRIEDL 2007, S.20). Diese sollten bewusst ausgeführt werden, damit sie größtmögliche förderliche Aspekte aufweisen. Beispiel – Hungriges Kätzchen Wie ein kleines Kätzchen schlecken die Kinder ausnahmsweise ihre Kekskrümel oder Brotkrümel vom Teller (Vgl. FRIEDl 2007, S.22). Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 46 Dabei wird die gesamte Mundmotorik trainiert und das Vorstellungsvermögen wird spielerisch erweitert. Beispiel – Zungenbrecher „Brautkleid bleibt Brautkleid und Blaukraut bleibt Blaukraut.“ (KUNZ, FRIEBEL, HORN 2005, S.17) Zungenbrecher machen den Kindern großen Spaß und trainieren nebenbei Aussprache und Zungenmotorik. Im Anhang finden Sie weitere Zungenbrecher. Beispiel – Das Lippenalphabet Bei dieser Partnerübung in Kleingruppen lesen sich die Kinder gegenseitig einen Buchstaben oder ein Wort von den Lippen ab und stellen dies dann pantomimisch dar (Vgl. ROOJACKERS 1998, S.29). Dabei nimmt das darstellende Kind die Lippenbewegung bewusst wahr und trainiert die Mundmotorik. Die anderen Kinder müssen sich konzentrieren und ihr Vorstellungsvermögen wird geschult. Atmung Zum Training der Atmung eignen sich „Pustespiele“ wie etwa Luftballon Aufblasen oder Chiffontücher Pusten. Tüten Aufblasen und Zerplatzen lassen macht den Kindern ebenso großen Spaß. Beispiel – Geschicklichkeitsübung Bei dieser Übung werden kleine Papierstückchen mit Strohhalmen angesaugt und in eine Schüssel transportiert. Dieses Spiel wird sehr gerne um die Wette gespielt. Zusätzlich zum Training der Atmung werden die eigene Körperwahrnehmung und die Koordination geschult. Beispiel – Perlenbild Eine Perle wird in Fingerfarbe getaucht und auf ein Stück Pappe gelegt. Das Kind pustet die Perle nun über die Pappe und hinterlässt darauf eine Spur. Gibt die Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 47 Perle keine Farbe mehr ab, wird sie in eine andere Farbe getunkt. So entsteht ein buntes Labyrinth-Bild. Sobald das Kunstwerk getrocknet ist, könnten Start- und Zielpunkte eingezeichnet werden und die unterschiedlichen Spuren mit dem Finger verfolgt werden (Vgl. FRIEDL 2007, S.29). Beispiel – Schiffchen fahren lassen Als Vorbereitung werden kleine Schiffchen aus Papier oder Naturmaterialien gebastelt. Durch kräftiges Blasen werden die Schiffchen nun über den „Teich“ – eine Schüssel voll Wasser – geführt (Vgl. FRIEDL 2007, S.31). Beispiel – Tüte fortblasen Sehr lustbetont kann das Pusten geübt werden, indem durch das Zimmer parallel zwei Fäden gespannt werden, auf die im Vorfeld jeweils zwei spitze Tüten aufgefädelt wurden. Zwei Kinder blasen in die Tüten hinein, sodass sie vom Luftstrom vorwärts getrieben werden. Wessen Tüte als erste die Ziellinie überquert, hat gewonnen (Vgl. SEYD 2004, S.69). Experimente mit der Stimme – Laute erzeugen Experimente mit der eigenen Stimme sind wichtig, um den Kindern die eigene differenzierte Lautbildung nahe zu bringen. Beispiel – Die Krachmaschine Die Krachmaschine macht viele lustige, sinnlose Geräusche. Die Kinder können gleichzeitig oder abwechselnd eine Krachmaschine sein. Die Krachmaschine kann aber auch bekannte Geräusche wie etwa Verkehrslaute oder Tierstimmen nachahmen. Das könnte wiederum mit einem Ratespiel verbunden werden. Bei diesem Spiel sollte kein Kind zum Bilden von unsinnigen Lauten gezwungen werden. Manche Kinder empfinden das als unangenehm und sie würden unnötig Stress und Angst bekommen. Wichtig für solche Kinder ist meiner Meinung nach eine Lehrkraft, die ausnahmslos ein gutes Vorbild ist. Die Kinder werden bei dieser Übung erkennen, wie viele Laute und Töne sie von sich geben können. Weiters werden dabei die Artikulation und die Atmung geschult und die Kommunikation gefördert. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 48 Beispiel – Tierpartner finden Bei diesem Spiel bekommt jedes Kind ein Kärtchen, auf welchem ein Tier abgebildet ist. Durch Nachahmen der einzelnen Tierlaute sollen sich Tiergruppen mit denselben Tieren bilden. Um das Spiel etwas schwieriger zu machen, kann es auch mit geschlossenen Augen gespielt werden. Hierbei wird die Kooperation gefördert, der Wortschatz trainiert und Artikulation und Atmung geschult. Beispiel – Tomatensuppen-Chefkoch Bei diesem Spiel wird ein Spieler bzw. eine Spielerin als „Detektiv“ freiwillig vor die Tür geschickt. Sogleich wird in der Klasse ein „Tomatensuppen-Chefkoch“ bestimmt. Sobald der Detektiv den Raum wieder betritt, machen alle Kinder im Raum Küchengeräusche (z.B.: brrrr, srrrrr, kuuuuu,...) und rühren pantomimisch in einem Kochtopf. Der Detektiv muss nun herausfinden, wer der Tomatensuppen-Chefkoch ist, der statt der Kochgeräusche permanent „Tomatensuppe“ sagt. Dabei kann der Detektiv einfach nur lauschen oder Küchengeräte „ausschalten“, indem er auf die Schulter des jeweiligen Kindes tippt (Vgl. SUHR 2008, S.25). Bei diesem Spiel ist es wichtig, dass die Kinder mit der eigenen Stimme experimentieren und viele verschiedene Geräusche und Laute erzeugen. Nebenbei wird der Wortschatz erweitert, wenn man auf die einzelnen Küchenutensilien oder Lebensmittel näher eingeht und es können Kategorien gebildet werden. Bei diesem Spiel werden die akustische Wahrnehmung und die Konzentration geschult. Weiters ist dieses Spiel sehr kommunikativ. Beispiel – Geräuschgeschichten Gemeinsam erfindet die Klasse eine Geräuschgeschichte. Bei solch einer Geschichte wird nicht gesprochen, sondern nur mithilfe von Geräuschen, die mit dem Mund erzeugt werden, erzählt. Danach bilden sich einzelne Gruppen, die Geräuschgeschichten erfinden (Vgl. GOLLWITZ 2004, S.33). Die anderen Kinder machen beim Vortrag Notizen oder zeichnen dazu, wenn sie noch nicht schreiben können. Danach wird über den Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 49 Inhalt der einzelnen Geschichten gemutmaßt und die Geschichten werden von den jeweiligen DarstellerInnen nacherzählt. Bei diesem Spiel experimentieren die Kinder mit Geräuschen und bekommen eine Ahnung von der Fülle an produzierbaren Lauten. Sie trainieren die Mundmotorik und Atmung und üben sich im aktiven Zuhören. Weiters wird bei diesem Spiel frei gesprochen, wenn die Kinder über den Inhalt der Geschichten mutmaßen. Die Kinder üben sich in der Teamarbeit und können ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Silben sprechen Das Sprechen von Silben lässt sich bewegungsorientiert trainieren, indem man zu den Silben klatscht, stampft oder springt. Beispiel – Silben hüpfen Dabei gibt man den Kindern zu einer bestimmten Kategorie Wortkärtchen mit langen und kurzen Wörtern und die SchülerInnen versuchen, die entsprechende Anzahl an Silben zu hüpfen. Dadurch lernen die Kinder, dass Wörter in Silben zerlegt und wieder zusammengesetzt werden können und sie nehmen räumlich wahr, ob ein Wort lang oder kurz ist. Weiters fördert dieses Spiel die auditive Wahrnehmung, die Körperwahrnehmung und es trägt zur Wortschatzerweiterung bei. Variation – Das Vornamenspiel Dabei werden die Namen aller Kinder in Bewegung umgesetzt. So wird herausgefunden, welche Vornamen lang und welche kurz sind. Beispiel – Silbengedicht „Ich hab mit blöden Affen im Zoo nicht viel zu schaffen. Sie sitzen auf den Bäumen, wo sie ganz faul nur träumen, wo sie Bananen lutschen, auf roten Hintern rutschen und durch den Käfig wuseln. Für mich ist das zum Gruseln!“ (MÜLLER-MEES 2004, S.49) Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 50 Bei diesem Gedicht sollen die Silben am Versende besonders gut betont werden. Dies kann man durch Klatschen oder Stampfen unterstützen. Dabei wird auch der Wortschatz erweitert, die Aussprache gefördert und die Kinder werden auf Reime sensibilisiert. Beispiel – Silbenquiz „1,2 oder 3“ Als Vorbereitung werden drei Turnmatten nebeneinander aufgelegt und nummeriert. Die SchülerInnen bewegen sich frei im Raum zur Musik. Sobald die Musik endet, fragt die Lehrkraft: „Wie viele Silben hat das Wort …?“ Die SchülerInnen sprechen das Wort laut nach und stellen sich dann auf die Matte, die ihrer Meinung nach das richtige Ergebnis anzeigt. Wenn ein Kind auf der richtigen Matte steht, darf es eine Wäscheklammer auf seinem Shirt befestigen. Das Kind mit den meisten Klammern hat gewonnen (Vgl. SUHR 2008, S.93). Hierbei wird das Zerlegen von Wörtern in Silben handlungsorientiert trainiert. Das Quiz „1,2 oder 3“ kann sehr leicht modifiziert werden und als Ergebnissicherung oder Wiederholung von anderen Themen genutzt werden. Besonders trainiert werden nebenbei Ausdauer und Schnelligkeit, Selbständigkeit und Wahrnehmungsfähigkeit. Beispiel – Bewegungsspiel In der Turnhalle oder im Schulgarten werden viele Wortkärtchen verteilt. Ein Seil markiert den Mittelpunkt des Raumes. Alle Kinder laufen durch den Raum. Die Lehrperson nennt eine Silbenanzahl und die Kinder suchen ein passendes Kärtchen (Vgl. KLOTZ 1995, S.38). Wer als erste/r den Mittelpunkt mit seinem Kärtchen erreicht, bekommt zwei Punkte und alle, die ein richtiges Kärtchen gefunden haben, bekommen einen Punkt. Dieses Spiel gefällt mir besonders gut, weil es den Deutschunterricht wunderbar mit dem Turnunterricht verbindet. Ausdauertraining alleine ist für die meisten Kinder eher langweilig, durch das Suchen der Wörter und die Punktevergabe wird das Spiel sehr spannend und die Kinder merken gar nicht, dass sie ihre Ausdauerfähigkeit trainieren. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 51 Reime erkennen und sprechen Reime und Verse werden oft mit Bewegungen verbunden, weil durch die richtige Bewegung der Rhythmus der Sprache gut betont werden kann. Bei Reimen wird die Aufmerksamkeit der Kinder vor allem auf die Form der Sprache gelenkt. Der Inhalt ist dabei weniger wichtig, darum steckt bei Abzählversen und Reimen oftmals kein tieferer Sinn dahinter. Beispiel – Reimpaare hüpfen In einem Raum werden zwei Reihen mit Wort- oder Bildkärtchen gelegt. Zwei Wörter reimen sich jeweils. Das Kind würfelt und springt auf das entsprechende Feld in der ersten Reihe. Nun sucht es das passende Reimwort und hüpft in das entsprechende Kästchen (Vgl. MANNHARD, BRAUN 2008, S.157). Hierbei trainieren die SchülerInnen das Finden von Reimwörtern mit dem ganzen Körper. Die Änderung der Bewegungsform oder der Anzahl an Kärtchen bringt Abwechslung und so wird der Schwierigkeitsgrad der Aufgabe variiert. Beispiel – Faschingsball „Heut ist großer Faschingsball Eine kommt mit Katzenmaske, zwischen Topf und Teller. eine geht als Mäuschen. Selbst die sandige Kartoffel Beide träumen sie davon putzt sich raus im Keller. einen Krug zu finden, Auch der Apfel nebenan möchten sich mit bunten reibt sich seine Schale, Bändern will doch rot im Lichte zärtlich an ihn binden. schimmern Tief im Kasten mit Besteck dort beim Tanz im Saale. klappern jetzt die Messer. Oben auf dem Küchenbord Nein, heut` wollen sie nicht rascheln schon die Becher: schneiden. „Schau, das kleine Kuscheln ist viel besser. Sahnekännchen Ziehen weiche Jacken an, fein wird doch immer frecher!“ aus Pelz und Seide, Hat sich einfach auf den tuen keinem, der sich Bauch anschmiegt Punkte malen lassen irgendwas zu Leide. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine und passt nun so grün und lila bewegungsorientierte nicht mehr zu den Tassen. Sprachförderung 52 Die jedoch, die stört das nicht, sind ganz aus dem Häuschen. Klar, dass sich die Zwiebel freut gedruckten Wörter könnten über so viel Schonung, beispielsweise beim Sprechen kann sich deshalb sicher wagen ausgelassen werden, um den aus der Kellerwohnung. Kindern Gelegenheit zu Und dass niemand weinen geben, mit Hilfe des muss, Reimklanges das passende wenn man ihr begegnet, Wort selbständig zu finden. trägt sie einen Gummimantel, Zur Wortschatzerweiterung so als ob es regnet. könnte das Gedicht mit einem Selbst zwei Eier, dick verpackt, Bewegungsspiel verknüpft zählen zu den Gästen, werden: Die Kinder stellen fürchten sonst die Drängeleien Küchenutensilien dar, welche im Gewühl von Festen. beim Decken des Tisches Spielt Musik, bleibt niemand benötigt werden. Alle mehr Mitspieler bewegen sich zur still an Ort und Stelle. Musik und sobald die Töpfe, Löffel, Deckel, Dosen Lehrkraft „Tischlein deck bilden die Kapelle.“ dich!“ ruft, finden sich (BRANDT 2005, S.29) komplette „Gedecke“ in Das Gedicht „Faschingsball“ Gruppen zusammen. ist ideal zum Arbeiten mit Reimwörtern. Die fett Durch dieses Gedicht wird der Wortschatz erweitert, die Merkfähigkeit trainiert und die Artikulation gefördert. Beispiel – Das Reimwörterschiff Bei diesem Spiel wird ein Kreis gebildet. Die Lehrkraft überlegt sich ein Reimwort und spricht: „Das Schiff ist beladen mit „Baum“!“ Der Ball wird dann einem Kind zugeworfen. Dieses nennt ein passendes Reimwort und wirft den Ball weiter (Vgl. KÜSPERT, SCHNEIDER 2000, S.39). Wenn man die Wörter zählt, kann zum Schluss das größte Reimwörterschiff bestimmt werden. In solch einer Spielsituation werden viele Reimwörter genannt. Die Kinder hören viele Wörter und schwächere Kinder profitieren von leistungsstarken. Das Spiel fördert die Gemeinschaft und Teamfähigkeit wird aufgebaut. Differenzierung von Lauten Um die Feinheiten der Sprache wahrzunehmen, ist ein Differenzieren von Lauten erforderlich. Um auf Sprache korrekt reagieren zu können, muss das genaue Hinhören, vor allem bei Anfangs- und Endlauten, trainiert werden. So werden den Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 53 Kindern auch die Feinheiten der Sprache näher gebracht und sie realisieren, dass bereits einzelne Buchstaben den Sinn eines Wortes verändern. Beispiel – Gehen/Stehen Dieses Reaktionsspiel (Vgl. Zimmer 2009, S.38) beschränkt sich auf die beiden Verben „gehen“ und „stehen“. Dabei gibt die Lehrperson oder ein ausgewähltes Kind eines der beiden Signale und die Gruppe muss so schnell wie möglich darauf reagieren und die passende Bewegung ausführen. Die Kinder erfahren dabei, dass sie genau hinhören müssen, um die beiden Wörter auseinanderzuhalten. Die Reaktionsfähigkeit wird ebenso trainiert. Beispiel – Laut-Lücken Bei diesem Spiel lässt man bei einer kurzen Geschichte den ersten Laut von einigen sinntragenden Wörtern weg. Obwohl dann unsinnige Wörter entstehen, erkennen die Kinder die richtigen Wörter aus dem Sinnzusammenhang. Sie notieren die Wörter und danach wird verglichen (Vgl. KUNZ, FRIEBEL, HORN 2005 S.16). Um dieses Spiel etwas leichter zu machen, könnte man die Geschichte an einem Tag vollständig vorlesen und erst an einem folgenden Tag abwandeln. Hierbei üben sich die Kinder im Zuhören und Notieren. Beim Vergleichen üben sie sich im freien Sprechen. Konzentration und Vorstellungsvermögen werden gefördert. Beispiel – „Ich bin das O, wer passt zu mir?“ Ein Kind stellt sich in die Kreismitte und überlegt sich einen Buchstaben. Es sagt: „Ich bin das [Buchstabe einsetzen], wer passt zu mir?“ Die übrigen Kinder überlegen sich nun Wörter, die durch die Ergänzung vom genannten Buchstaben ein neues Wort ergeben. Beim Buchstaben „O“ wäre ein passendes Beispiel „Stern“, denn mit dem „O“ als Anfangslaut entsteht das neue Wort „Ostern“ (Vgl. KUNZ, FRIEBEL, HORN 2005 S.15). Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 54 Als Vorübung zu diesem Spiel könnte man zuerst gemeinsam Wörter finden, die beim Weglassen des Anfangslautes einen neuen Sinn ergeben (z.B.: Ameise- Meise). Diese Übung fördert die Konzentration und die Phantasie der Kinder. Der Wortschatz wird erweitert und das Vorstellungsvermögen geschult. 5.2.3. Bewegung, Semantik und Lexikon Bewegungssituationen sind ideale Gelegenheiten, um den Wortschatz zu erweitern und Wortbedeutungen zu erwerben. Durch sinnliche Erfahrungen und der Auseinandersetzung mit einem Gegenstand oder einer Situation werden viele neue Begriffe entdeckt und ihre Bedeutung erlernt. Die ersten Verben von Kleinkindern sind Aktionsverben wie springen, singen, laufen und kommen. Diese Wörter merken sich die Kinder besonders gut, weil sie sie selbst erfahren haben. Dadurch, dass ein Erwachsener die Bewegungsaktionen eines Kindes versprachlicht, erweitert sich der kindliche (passive) Wortschatz (Vgl. ZIMMER 2009, S.43). Wenn das Kind die eigene Handlung versprachlicht oder reflektiert, erweitert sich sein aktiver Wortschatz. Wortschatzerweiterung vollzieht sich jederzeit und ein Leben lang. Meiner Meinung nach sollte jede Situation genutzt werden, um den kindlichen Wortschatz zu erweitern. Damit meine ich nicht nur passende Spielsituationen, sondern auch alltägliche Vorgänge wie etwa beim Aufräumen, Tisch Decken oder bei einem Spaziergang. Wortschatzerweiterung – Substantive Kinder nehmen Wörter am besten in ihrem Wortschatz auf, wenn sie damit konkrete Erfahrungen machen können (Vgl. ZIMMER 2009, S.45). Meiner Meinung nach sollte Wortschatzerweiterung in diesem Bereich immer mit einem handelnden Umgang mit den entsprechenden Gegenständen erfolgen, denn dadurch ist eine langfristige Speicherung garantiert. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 55 Beispiel – Tastbox Spannung bringt das Ertasten verschiedener Gegenstände aus einer Tastbox. Dabei greifen die Kinder hinein, ertasten und benennen einen Gegenstand. Hierbei wird der optische Sinn ausgeschaltet und die taktile Wahrnehmung besonders gefördert. Zusätzlich kann es zu einer Erweiterung des Wortschatzes im Bereich der Adjektive kommen, wenn man die Kinder beschreiben lässt, wie sich die Gegenstände anfühlen. Beispiel – Turnsaal-Exploration Damit die Kinder die Geräte des Turnsaals kennen lernen, könnte man sie eine Einheit lang damit hantieren und experimentieren lassen. Dabei sollten immer wieder die Namen der Gegenstände fallen und Taten versprachlicht werden. Solche Explorationen sind auch im Unterricht in der Klasse nützlich. Am Beginn eines neuen Themas werden passende Gegenstände mitgebracht und die Kinder hantieren eine Zeit lang frei damit. Beim Thema „Kleidung“ im Sachunterricht würde ich etwa einen Koffer voller Utensilien mitbringen und die Kinder einige Minuten damit hantieren lassen. Dabei wird die sinnliche Wahrnehmung geschult und die Kommunikation gefördert. Bei einer Besprechung werden dann die Namen der Kleidungsstücke wiederholt und die sachunterrichtlichen Aspekte gelernt. Beispiel – Wunschmaschine Um die Weihnachtswünsche zu versprachlichen, eignet sich das Kreieren einer Wunschmaschine (Vgl. ZIMMER 2009, S.174). Mit dieser Wunschmaschine, die als Gemeinschaftswerk gebastelt werden kann, sind verschiedene wortschatzerweiternde Übungen möglich. Einzelne Kinder könnten beispielsweise ihre Wünsche pantomimisch darstellen. Sobald die anderen Kinder den Wunsch erraten haben, spuckt die Wunschmaschine den imaginären Gegenstand aus und alle Kinder stellen das Hantieren mit dem Gegenstand dar. Dabei können auch passende Geräusche gemacht werden. Um den Wortschatz zu einem konkreten Thema zu erweitern, könnte die Zauberkraft der Wunschmaschine eingeschränkt werden. Sie kann etwa nur mehr Musikinstrumente herbeizaubern. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 56 Neben der Erweiterung des Wortschatzes fördert diese Übung die visuelle Wahrnehmung und die Kommunikation. Durch die Pantomime wird das eigene Körpergefühl erweitert und die Koordination gefördert. Beim Darstellen der Geschenke unter akustischer Begleitung wird der prosodische Bereich gefördert. Beispiel – Das Einkaufsspiel Beim Einkaufsspiel werden die Kinder in zwei Gruppen geteilt. Auf dem Boden liegen viele verschiedene Gegenstände. Es wird jeweils ein Kind der Gruppe ausgewählt. Die Lehrperson nennt einen Gegenstand: „Ich brauche …..!“ und die zwei gewählten Kinder suchen diesen Gegenstand um die Wette. Die Gruppe des Kindes, das den Gegenstand findet, bekommt einen Punkt (Vgl. LOOS, GRANNEMANN 2007a, S.69). Beim Einkaufsspiel hören die Kinder die verschiedenen Wörter immer wieder und sie werden durch den handelnden Umgang und die Wiederholungen gut eingeprägt. Diese Übung kann mit den verschiedensten Gegenständen und Kategorien immer wieder gespielt werden. Es dient auch zur Auflockerung der Unterrichts und fördert das soziale Lernen. Wortschatzerweiterung – Verben Durch die Variation unterschiedlicher Bewegungsformen kann man Verben trainieren. Dadurch, dass die Kinder die Bewegungen und die Unterschiede zwischen den Bewegungen bewusst erleben, verinnerlichen sie passende Wortgruppen. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 57 Beispiel – Lied: „Ich brauche kein Orchester“ Abbildung 1 - Ich brauche kein Orchester (BRIDDIGKEIT/ FRIKACH-VIEREGGE/ KELLER/ OSTERWALD 2006, S. 48) Bei diesem Lied wird sprachliches Training mit Bewegung verknüpft. Die SchülerInnen lernen, sich zur Sprache zu bewegen und verinnerlichen die Verben durch das Ausüben. Gleichzeitig werden grammatikalische Strukturen geübt, die Atmung trainiert und die Körperwahrnehmung gefördert. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 58 Beispiel – Grußlied aus Nupitanien Abbildung 2 - Grußlied aus Nupitanien (ZIMMER, VAHLE 2005, S.21) 2. Strophe: Die Nupitanier streben, wenn sie die Hand sich geben, aufeinander zu, genau wie ich und du. Ich mit dir, du mit mir, ich mit dir, du mit mir. Das war ganz famos, da laufen`se wieder los. Refrain: Im Lande…. 3. Strophe: Die Nupitanier heben, jetzt ihre rechte Faust, und stumpen sich ganz sachte, denn kräftig sind sie auch. Erst mit rechts, dann mit links, ja so geht`s, ja so ging`s! Das war ganz famos, da laufen`se wieder los. Refrain: Im Lande…. 4. Strophe: Die Nupitanier heben jetzt ihre linke Hand, berühren sich zum Friedensgruß im Nupitanierland. Dann mit rechts, dann mit links, ja so geht`s, ja so ging`s! Das war ganz famos, da laufen`se wieder los. Refrain: Im Lande…. 5. Strophe: Sie stehe voreinander und einer klopft dem andern die Schulter mit der Hand, so wird man sich bekannt. Erst mit rechts, dann mit links, ja so geht`s, ja so ging`s! Das war ganz famos, da laufen`se wieder los. Refrain: Im Lande…. 6. Strophe: Sie gehen sehr geruhsam und tun dabei nicht flitzen und tippen sich einander auf ihre Nasenspitzen. Erst mit rechts, dann mit links, ja so geht`s, ja so ging`s! Das war ganz famos, da laufen` se wieder los. Refrain: Im Lande…. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 59 7. Strophe: Was tun sie mit Entzücken? Sie reiben ihre Rücken sehr wichtig auf und nieder – jetzt tun sie es schon wieder! Ich mit dir, du mit mir, ich mit dir, du mit mir. Das war ganz famos, da laufen` se wieder los. Refrain: Im Lande…. 8. Strophe: Und jetzt in jedem Falle, da kennen sie sich alle und steh` n im Kreis am Ende und reichen sich die Hände. Ich mit dir, du mit mir, ich mit dir, du mit mir. Das war ganz famos, da laufen` se wieder los. Refrain: Im Lande…. (ZIMMER, VAHLE 2005, S.21f.) Das „Grußlied aus Nupitanien“ befasst sich mit den unterschiedlichen Begrüßungsarten. Dabei werden viele verschiedene Verben trainiert. Dieses Lied kann im Zusammenhang mit einem „Ausflug nach Nupitanien“ durch eine nette Geschichte verpackt werden und mit Bewegungen verknüpft werden. Dabei werden weiters verschiedene grammatikalische Strukturen eingeübt und die Kommunikation gefördert. Beispiel – Fingerspiel „Gewitter“ „Es tröpfelt, es regnet, es gießt, es hagelt, es blitzt, es donnert! Alle Kinder laufen schnell nach Haus! Und endlich scheint die warme Sonne wieder.“ (FRIEDL 2007, S.50) Dieses Fingerspiel wird am besten auf einem Tisch gespielt. Zuerst klopfen zwei Finger langsam auf den Tisch. Danach klopfen alle zehn Finger und sie werden immer lauter. Beim Hageln klopfen die Fingerknöchel auf den Tisch und das Blitzen wird durch den Zeigefinger dargestellt. Beide Fäuste „donnern“ auf die Tischplatte. Zappelnd verschwinden alle Finger hinter dem Rücken und dann geht die Sonne (Hand mit gespreizten Fingern) auf. Dieses Fingerspiel kann auch als Partnermassage durchgeführt werden. Dieselben Bewegungen werden auf dem Rücken eines Partners gemacht. Durch diese Übung werden verschiedene Verben des Wetters geübt. Dabei kann man die Begriffsbildung trainieren und die Bereiche Feinmotorik und Koordination Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 60 werden gefördert. Weiters werden das Sprachverständnis und die akustische und visuelle Wahrnehmung gefördert. Beispiel – Fingerreim „Das Krabbeltier“ „Das Krabbeltier, das Krabbeltier – was will das Tier denn bloß von dir? Dich packen. könnte also auch Dich zwacken. diesen Bereich Dich locken. fördern. Weiters Dich schocken. werden Feinmotorik Dich zwicken. und Koordination Dich picken. geübt. Dich knuffen. Zusammenarbeit und Dich puffen. Wahrnehmung werden Das besonders gefördert. Krabbeltier, Wortschatzerweiterung das Krabbeltier – Adjektive – Adjektive können im das Kriechtier, Umgang mit das schnapp` verschiedenen ich mir.“ Materialien trainiert (NITSCH werden, indem man 1994, S.20) diese beschreiben Bei diesem lässt. Weiters können Fingerreim viele Adjektive (großverwandelt klein, schnellsich eine Hand langsam,…) in in eine Bewegung umgesetzt Riesenspinne. und so besonders Sie krabbelt handlungsorientiert über Arme und trainiert werden. Beine, über Beispiel – Rücken und Verkehrsspiel Bauch des Die Kinder bewegen Partners, sie sich frei im Raum „packt und umher. Sobald die zwackt“ und Lehrperson ein macht allerlei Verkehrsmittel nennt, Unsinn. Am bewegen sich die Ende wird sie SchülerInnen in von der dessen Tempo und anderen Hand machen passende gefangen. Geräusche. Zusätzlich Diese Übung werden entsprechende beinhaltet viele Adjektive genannt. Bewegungsver ben. Diese Verben reimen sich, man Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 61 Bei diesem Spiel werden Adjektive der Bewegung trainiert. Das eigene Körpergefühl wird gesteigert und das Vorstellungsvermögen geschult. Der Bereich der Prosodie wird gefördert. Dieses Spiel kann ganz einfach umgeformt werden und somit können verschiedene Adjektive, Substantive, Verben und auch Kategorien trainiert werden. Ein Beispiel wären Tiere (groß- klein, wild-zahm,…). Beispiel – Zählreim in Bewegung „Eins, zwei, drei, Rhythmisierung der alt ist nicht neu, Sprache gefördert. neu ist nicht alt, Beispiel – Dingsda warm ist nicht kalt, Bei diesem Spiel kalt ist nicht warm, werden einige reich ist nicht arm. Gegenstände vor den Eins, zwei, drei, Kindern aufgelegt. Die alt ist nicht neu, Lehrperson oder ein arm ist nicht reich, Kind beschreibt einen hart ist nicht weich, Gegenstand: „Mein frisch ist nicht faul, Dingsda ist rund, blau Ochs ist kein Gaul. und hat zwei Löcher Eins, zwei, drei, in der Mitte. Schnapp alt ist nicht neu, dir mein Dingsda!“ sauer ist nicht süß, Sobald die Händ` sind keine SchülerInnen dieses Füß`, Kommando hören, Füß` sind keine laufen sie los und Händ`, versuchen, den `s Lied hat kein Gegenstand zu End`.“ schnappen (Vgl. (o.A. 2008, S.91) FRIEDL 2007, S.92). Bei diesem Zählreim kommen viele Adjektive vor. Besonders nützlich finde ich diesen Vers, weil damit gut das Thema „Gegenteile“ erarbeitet werden kann. Der Reim sollte unbedingt in Bewegung erarbeitet werden und kann durch die Verwendung rhythmischer Musikinstrumente ergänzt werden. Es kommen viele Reime im Gedicht vor, mit diesen könnte man den phonologischen Bereich trainieren. Durch diesen Reim wird der Wortschatz erweitert und die In dieser Situation üben sich die Kinder im Beschreiben und hören viele verschiedene Adjektive. Weiters wird das Sprachverständnis gefördert, die Kinder müssen zuhören und sich konzentrieren. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 62 Wortschatzerweiterungen – Präpositionen Um Präpositionen zu erlernen und den Wortschatz in diesem Bereich zu erweitern, beziehungsweise ein Verständnis für die Bedeutung der Präpositionen aufzubauen, eignen sich Bewegungsspiele mit Einnahme räumlicher Positionen. Beispiel – Bienen in der Bäckerei Bei diesem Spiel stellen die Kinder Bienen in einer Bäckerei dar, die sich gerne auf Kuchenstücken (Sesseln) niederlassen. Die Lehrkraft oder ein Kind ist ein(e) BäckerIn und versucht, die Bienen durch Klatschen von den Kuchenstücken zu verscheuchen. Die Bienenkönigin (Lehrkraft oder ein/e SchülerIn) gibt den Kindern immer wieder Befehle, wo sie sich auf dem Kuchen niederlassen (darunter, darauf, zwischen zwei Stücken, dahinter, davor,…..) (Vgl. ZIMMER 2009, S.178). Durch solche Bewegungsspiele nehmen Kinder die Bedeutung der Präpositionen wahr und sie merken sich Begriffe. Indem die SchülerInnen während des Herumschwirrens summen, wird die Mundmotorik zusätzlich trainiert. Das Spiel enthält kommunikative und soziale Aspekte. Beispiel – König Kunibert Für dieses Spiel benötigt man einige größere Gegenstände wie Tische, Sessel und Kartons. Ein Kind stellt KönigIn Kunibert/a dar. Es verlässt den Raum und sagt dabei zu seinen Dienern: „Wenn ich morgen wiederkomme, möchte ich, dass ihr alle neben (unter, in, auf, hinter,...) den Stühlen (Tischen, Bäumen, Kartons,…) steht (sitzt, liegt,…)!“ Der/die KönigIn wartet kurz vor der Tür, klopft dann laut, begrüßt sein/ihr Volk und kontrolliert, ob alle die Forderungen erfüllt haben (Vgl. SUHR 2008, S.95). Bei diesem Bewegungsspiel werden die Präpositionen geübt. Die Lehrperson sollte darauf achten, dass viele verschiedene Präpositionen benutzt werden. Weiters werden Bewegungsverben trainiert und die Kinder verinnerlichen vorkommende Wörter durch das Darstellen. Gleichzeitig werden das Sprachverständnis und die Konzentration gefördert. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 63 Beispiel – Schlangen-Navigationssystem Alle Kinder bilden eine Schlange, indem sie sich mit beiden Händen an den Schultern des/der Vorderen halten. Ein Kind wird gewählt. Es stellt das SchlangenNavigationssystem dar. Der Schlangenschwanz flüstert dem Navigationssystem eine Stelle ins Ohr, die er erreichen möchte. Das Navigationssystem hat nun die Aufgabe, die Schlange über Umwege zum richtigen Platz zu führen (Vgl. SUHR 2008, S.96). Von Vorteil wäre es, wenn im Raum viele Gegenstände wie Sessel oder Stühle stehen, weil dann viele verschiedene Präpositionen geübt werden können („Krabble unter dem Tisch durch!“, „Schleiche neben dem Schrank entlang!“,…). Bei diesem Spiel werden die einzelnen Präpositionen handelnd geübt und gefestigt. Weiters werden unterschiedliche Verben trainiert und die Kinder lernen voneinander. Bei diesem kommunikativen Spiel werden die Körperwahrnehmung, die Kommunikation und die Teamfähigkeit gefördert. Begriffskategorien bilden Durch die Auseinandersetzung mit bestimmten Materialien kann die Begriffsbildung gezielt trainiert werden. Indem in einer Turnstunde beispielsweise nur mit Materialien aus der Kategorie „Ball“ gespielt wird, setzen sich die Kinder mit den Materialien auseinander und verinnerlichen ihren Zusammenhang. Beispiel – Verkleidungsspiel In der Klasse wird ein Sitzkreis gebildet. Kleidungsstücke liegen jeweils doppelt auf dem Boden. Es spielen je zwei Kinder gegeneinander. Jemand ruft ein Kleidungsstück, das die SpielerInnen um die Wette suchen und anziehen müssen (Vgl. LOOS 2007b, S.42). Hierbei sehen die Kinder alle Gegenstände der Kategorie „Kleidung“ auf einem Fleck und können so Verknüpfungen herstellen und diese Kategorie mit passenden Wörtern füllen. Weiters werden alle Kleidungsstücke durch den handelnden Umgang benannt, was zur Wortschatzerweiterung und -vertiefung beiträgt. Dieses Spiel ist lustbetont und macht den Kindern großen Spaß. Es könnte in diesem Zusammenhang auch fächerübergreifend gearbeitet werden, indem etwa der Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 64 sachunterrichtliche Bereich mit einbezogen wird (Sommer-, Winterbekleidung, Material, Herstellung,…). Beispiel – Fingerspiel „Der Tiger feiert Karneval“ „Der Tiger feiert Karneval, lädt alle ein zu seinem Ball. Der Löwe brüllt: „Ich komme gern.“ Das Zebra wiehert schon von fern. Der dicke Bär brüllt laut: „Hurra!“ Der Elefant ist auch schon da. Die Affenbande spielt zu Tanz, der Bär tritt jedem auf den Schwanz. Das gibt ein schreckliches Geschrei, der Ball, der wäre fast vorbei. Der dicke Bär brummt: „Tut mir leid, ich passe auf in nächster Zeit.“ Da wird getanzt und laut gelacht, bis in die tiefe, dunkle Nacht.“ (FRIEDL 2007, S.54) Bei diesem Fingerspiel werden die einzelnen Finger einer Hand angetippt, bis der Bär auftaucht. Die Finger der anderen Hand spielen die Affenbande und bewegen sich rhythmisch. Danach tanzen alle Finger. Bei „Geschrei“ werden beide Hände nach oben geschleudert. Ein Finger stellt dann den Bären mit gesenktem Kopf dar. Zum Schluss tanzen wieder alle. Viele Tiere kommen in diesem Gedicht vor. Dabei könnte die Begriffskategorie „Dschungel -Tiere“ gebildet werden. Die Ausnahme ist der tollpatschige Bär. Weiters werden die akustische und visuelle Wahrnehmung und die Konzentration trainiert. Feinmotorik und Koordination werden gefördert. Beispiel – Körperteil-Fangen Dieses Spiel wird am besten im Turnsaal oder Schulgarten gespielt, weil die Kinder viel Platz zum Toben benötigen. Alle Kinder stellen sich in einer Reihe auf. Ein Kind wird als Fänger bestimmt und stellt sich der Reihe in zwei Meter Entfernung gegenüber. Die Kinder beginnen das Spiel: „Zeig mal auf einen Körperteil!“ Der Fänger folgt dieser Aufforderung. Die Kinder müssen auf den gleichen Körperteil zeigen und diesen benennen. Sobald der Fänger das richtige Wort hört, darf er Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 65 loslaufen und ein Kind fangen. Die Kinder können sich zu der hinter ihnen liegenden Wand retten. Das gefangene Kind ist der neue „Körperteilefänger“ (Vgl. SUHR 2008, S.87). Bei diesem Spiel wird die Kategorie „Körperteile“ wiederholt und gefestigt. Reaktionsfähigkeit und Schnelligkeit werden trainiert. 5.2.4. Bewegung und Grammatik (Morphologie und Syntax) Man findet selten Spiele, die gezielt grammatikalische Strukturen trainieren. Dafür bieten einfachste Spielsituationen Gelegenheit, um den grammatikalischen Bereich zu trainieren. Jeder Bewegungsanlass kann zu einem Sprachanlass werden und dabei wird die Grammatik besonders trainiert. Beim Spielen mit einem Kaufladen, einer Puppenstube oder Puppenhäusern, einem Sandkasten mit Baufahrzeugen und einem Kasperltheater werden Sätze gebildet und Dialoge geführt (Vgl. GOLLWITZ 2004, S.101). Die Kinder üben sich im freien Sprechen und wenden bereits gelernte Grammatik an. Als Lehrkraft kann man durch Lenkung des Gesprächs und konkrete Fragen grammatikalische Strukturen bewusst fördern. Im Unterricht sind Versprachlichung und Reflexion meiner Ansicht nach unerlässlich und wenn man diese beiden Mittel ständig einsetzt, werden grammatikalische Strukturen quasi nebenbei, durch Zuhören und selbst Ausprobieren, erlernt. Wie schon einige Male erwähnt, würde ich die Kinder bei einer unkorrekten Aussage nicht ständig ausbessern, da dies zu einer Sprechunlust führen könnte. Besser wäre eine korrekte Wiederholung des Gesagten. Die einzelnen Teile des grammatikalischen Bereiches können durch verschiedene Bewegungsanlässe besonders gefördert werden: Grammatikalische Regelbildung – Bsp.: Pluralbildung Die Pluralbildung kann man fördern, indem man das Kind zuerst mit einem Gegenstand (z.B.: „Ich fange einen Ball!“) und dann mit mehreren (z.B.: „Ich fange zwei/drei Bälle!“) hantieren lässt. Hierbei wird der Schwerpunkt dann nicht auf das Fangen des Balles gelegt, sondern auf die Versprachlichung der Handlung. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 66 Beispiel – Verkaufsstand Das Spielen mit einem Verkaufsstand bietet eine wunderbare Möglichkeit, um die Pluralbildung zu trainieren. Ein Kind darf den Verkäufer/ die Verkäuferin spielen und er oder sie bedient seine MitschülerInnen. Diese könnten mit dem Auto (z.B. Rollbrett) ins „Kaufhaus“ fahren, somit bringt man noch mehr Bewegung ins Spiel. Durch Einkaufszettel und kleine Rollenspiele wird die Spielsituation lebendig und abwechslungsreich. Die Lehrkraft als BeobachterIn sollte dabei besonders auf den Dialog zwischen den Kindern achten. Wenn man die Pluralbildung durch diese Spielsituation schwerpunktmäßig trainieren will, ist meiner Meinung nach eine Korrektur der Aussagen angebracht. Dabei würde ich den Kindern die Lernziele erläutern und somit wäre eine Richtigstellung in dieser konkreten Situation angebracht und sie wäre auch nötig, damit schwerpunktmäßig Lerneffekte eintreten können. Beim freien Sprechen sollte man aber SchülerInnen keinesfalls ständig korrigieren. Beispiel – Einzahl-Mehrzahl-Staffellauf Bei diesem Spiel werden zwei Mannschaften gebildet. Jede Mannschaft bekommt gleich viele Memory-Paare. Nun wird jeweils ein Teil des Paares auf den Boden gelegt und der zweite Teil wird an die gegenüberliegende Wand geklebt. Je ein/e SpielerIn des Teams schnappt sich eine Karte, läuft zur Wand und sucht das passende Bild. In der Mitte des Raumes sitzt die Lehrkraft. Das jeweilige Kind läuft mit beiden Karten zur Lehrkraft, nennt das Wort in der Einzahl und Mehrzahl. Es läuft weiter zu seinen TeamkollegInnen und sobald das gesamte Team Einzahl und Mehrzahl des Wortes laut genannt hat, ist der/die nächste MitspielerIn an der Reihe (Vgl. SUHR 200, S.97). Hier werden Einzahl- und Mehrzahlbildung trainiert. Besonders gut gefällt mir dieses Spiel, weil die einzelnen Wörter sehr oft wiederholt werden. So werden sie besonders gut gemerkt. Ausdauer, Merkfähigkeit und Teamfähigkeit werden ebenso gefördert. Dieses Spiel kann man genauso gut mit Gegensatzpaaren oder mit Bild- und Wortkärtchen spielen. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 67 Beispiel – Einzahl-Mehrzahl-Memory Beim Einzahl-Mehrzahl-Memory ist auf einer Karte ein Ding aufgezeichnet und auf der anderen Karte mehrere gleiche Dinge (Vgl. OSUJI 2009, S.52). Um mehr Bewegung ins Spiel zu bringen, würde ich ein Lauf-Memory spielen. Dabei werden zwei oder drei Teams gebildet, die sich jeweils in Reihen hinter einer Linie aufstellen. Am anderen Turnsaalende liegt für jede Gruppe ein Memoryspiel bereit. Auf ein Zeichen läuft der/die Erste einer Mannschaft los und deckt zwei Karten auf. Er/Sie dreht sie wieder um, wenn kein Paar erwischt wurde, läuft zurück und stellt sich hinten in der Schlange an. Sobald die erste Gruppe alle Paare gefunden hat, wird ein Sitzkreis gemacht und die Dinge werden versprachlicht. Hierbei werden Einzahl und Mehrzahl anhand von Bildkärtchen zusammengefunden und danach versprachlicht. Visuellen Lerntypen wird das Spiel besonders zusagen. Mir persönlich gefällt dieses Spiel deshalb so gut, weil die Kinder als Team zusammenarbeiten müssen. Ich würde ihnen zu Beginn etwas Zeit geben, um eine gemeinsame Taktik zu entwickeln und den Spielverlauf zu planen. Konzentration und Ausdauer werden ebenso trainiert. Verbflexion und Vergangenheitsformen der Verben Durch die Ausführung einer Tätigkeit von unterschiedlich vielen Personen wird die Flexion des Verbes trainiert. Im Turnsaal wird etwa ein Staffellauf kommentiert: „Ich laufe!“, dann läuft ein Mitschüler: „Er läuft!“, dann läuft eine Mitschülerin: „Sie läuft!“, dann laufen alle Kinder und so weiter. Durch diese Versprachlichung der Handlung wird die Veränderung des Verbes für die Kinder anschaulich dargestellt und geübt. Die Vergangenheitsform wird durch Versprachlichung vergangener Handlungen trainiert. Im Morgenkreis könnte etwas über den Nachmittag des vorigen Tages oder das Wochenende berichtet werden. Beim Wiederholen von Themengebieten ist auch auf eine korrekte Vergangenheitsform zu achten. Beispiel – Was war vorher, was kam dann? Einzelne Gruppen stellen einen Text szenisch dar. Die anderen Kinder notieren sich Leitsätze. Plötzlich ruft der/die SpielleiterIn: „Versteinert!“ und niemand bewegt sich mehr. Die ZuschauerInnen werden in Gruppen geteilt und beantworten mithilfe der Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 68 Leitsätze folgende Fragen: „Was war vorher? Was ist gerade? Was wird dann sein?“ schriftlich. Diese Zettel werden dem Spielleiter übergeben und alle Gruppen mit einer korrekten Lösung bekommen einen Spielpunkt (Vgl. BADEGRUBER 2007, S.101). Dabei achtet die Lehrperson besonders auf die richtige Umformung der Verben. Bei diesem Spiel werden Zeitwörter je nach Zeitform unterschiedlich gebeugt. Die Kinder üben sich im Formulieren von Sätzen und verbessern ihre Teamfähigkeit. Beispiel – Lebendiges Verben-Memory Zwei SchülerInnen verlassen die Klasse, sie spielen nachher miteinander Memory. Alle Kinder in der Klasse bekommen ein Kärtchen, auf welchem ein Verb steht (Vgl. CLANCY 2008, S.116). Dabei bilden immer eine Nennform und eine abgewandelte Form mit einem Personalpronomen im ersten Fall ein Paar. Die Kinder verteilen sich in der Klasse und die beiden SpielerInnen versuchen, alle Paare zu finden. Der/die erste SpielerIn geht zu einem Kind und tippt es an. Darauf stellt das Kind sein Verb dar. Es zeigt entweder nur das Verb vor oder macht zusätzlich eine Handbewegung, die das Pronomen darstellt. Der Spieler nennt das dargestellte Wort laut und wenn er es erraten hat, darf er ein zweites Kind antippen. Das Kind mit den meisten Paaren hat gewonnen. Um das Spiel zu erleichtern, könnten die Kinder ihr Wortkärtchen umhängen, sobald eine/r der SpielerInnen das Wort erraten hat. Hier werden viele Verben umgewandelt und in Bezug mit der Nennform genannt. Weiters wird die Konzentration und die Körperwahrnehmung gefördert. Beispiel – Verb-Action Für dieses Spiel benötigt man Kärtchen, auf denen jeweils ein Verb im Infinitiv geschrieben steht, und einen Würfel. Das Spiel wird in Kleingruppen gespielt. Vorher wird vereinbart, in welcher Zeit die Verbformen geübt werden. Jede Augenzahl auf dem Würfel steht für eine Person (1=1.Person Singular, 2=2.Person Singular,…). Zur Erleichterung kann man den Würfel auch entsprechend umgestalten. Nun werden die Karten mit dem Wort nach unten gestapelt (Vgl. MACEDONIA 2000, S.13). Das erste Kind hebt eine Karte ab und stellt das vorgegebene Verb dar. Das Kind, welches das Wort errät, darf würfeln und das Verb in die entsprechende Form setzen. Danach würfelt das nächste Kind. Neben der Kontrolle durch die Lehrkraft kontrollieren sich Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 69 die Kinder gegenseitig. Es sollte also in jeder Gruppe ein leistungsstarkes Kind geben. Bei diesem Spiel üben die Kinder das Umformen der Verben in allen Varianten. Neben der Person kann auch die Zeit geübt werden, indem die Augenzahlen auf dem Würfel nun verschiedene Zeiten darstellen. Es könnten auch zwei Würfel, einer für die Person und einer für die Zeit, verwendet werden. Die Kinder kontrollieren sich bei diesem Spiel selbst und müssen somit immer aufpassen und jedes Wort im Kopf konjugieren. Aspekte des sozialen Lernens und der Kommunikation machen dieses Spiel aus. Beispiel – Lied „Es war einmal“ Abbildung 3 - Es war einmal (BAUER, MOSER 2002, S.38) 2. Strophe: Ich träume, ich träumte, ich habe geträumt, aus diesem Grund den Zug versäumt. Aus ist jetzt mein Traum, du, ich glaub es kaum. 3. Strophe: Ich singe, ich sang, ich habe gesungen, bin dann von der Bühne gesprungen. Lebte vom Applaus, die Geschicht` ist aus. (BAUER, MOSER 2002, S.38) Bei diesem Lied werden Gegenwarts-, Mitvergangenheits- und Vergangenheitsform der jeweiligen Verben gesungen. Das Lied könnte als Einstieg in das Thema oder zur Festigung verwendet werden. Die Kinder könnten eigene Strophen mit selbst Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 70 gewählten Verben dichten. Somit wird Kreativität gefördert und die Kinder arbeiten nach der eigenen Leistung. Steigerungsformen Steigerungsformen können in jeder Alltagssituation geübt werden. Die Kinder laufen zum Beispiel schnell, schneller und am schnellsten im Turnsaal oder schreien laut, lauter und am lautesten bei einem Spiel. Beispiel – Dreier-Pantomime Hierbei werden Dreiergruppen gebildet. Alle Gruppen bekommen ein Adjektiv und überlegen sich leise, wie sie dieses Adjektiv pantomimisch darstellen wollen. Sie bestimmen, wer Positiv, Komparativ und Superlativ darstellt. Danach führen alle Gruppen ihre Adjektive vor. Die Klasse errät das Wort und bestimmt, wer welche Form darstellte. Dann werden gemeinsam alle Steigerungsformen wiederholt. Bei dieser Übung sehen die Kinder die Steigerungsformen direkt vor sich und üben sie aus. Darum verinnerlichen sie die drei Formen und das korrekte Bilden wird automatisiert. Dieses Spiel fördert weiters die Teamfähigkeit und beim Raten werden viele verschiedene Adjektive genannt, was zur Wortschatzerweiterung beitragen kann. Beispiel – Wäscheleinen-Staffel Bei diesem Spiel werden Wortkärtchen auf einer Wäscheleine mit Wäscheklammern befestigt. Es gibt jeweils Dreiergruppen von Kärtchen, nämlich Positiv, Komparativ und Superlativ eines Adjektivs. Die Aufgabe der Kinder ist es nun, die Dreiergruppen in möglichst kurzer Zeit zu finden. Dabei wird es richtig spannend, wenn die Wäscheleine leer ist, denn dann müssen die Kinder untereinander tauschen, damit Dreiergruppen entstehen. Dabei gilt die Regel, wer die wenigsten Karten hat, gibt ab. Haben jeweils drei SchülerInnen nur eine Form, wird gelost. Zum Schluss liest jedes Kind seine Gruppen vor. Damit das Spiel nicht zu chaotisch wird, sollte es nur mit wenigen SchülerInnen oder in Gruppen gespielt werden. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 71 In dieser Spielsituation müssen die Kinder alle drei Formen bereits beherrschen, damit sie die passenden Kärtchen suchen können. Wenn sie bei der Formulierung falsch liegen, werden sie kein Kärtchen finden und merken sich danach garantiert die richtige Form. Durch das häufige Vorkommen der Formen auf visueller und akustischer Ebene werden die einzelnen Gruppen gut verinnerlicht. Dieses Spiel fördert das soziale Lernen, die Konzentration, die Schnelligkeit und Koordination. Beispiel – Ballvergleich Bei diesem Spiel stehen die Kinder in einem Kreis. Die Lehrkraft legt drei unterschiedlich große Bälle in die Mitte. Gemeinsam werden Positiv, Komparativ und Superlativ gesprochen. Danach schießt die Lehrkraft einem Kind einen Ball zu und das Kind bildet einen Satz mit einer Imperativform. Sobald dies gut funktioniert, können die Kinder Bälle miteinander vergleichen (z.B. „Mein Ball ist größer als Julias Ball, aber kleiner als Tonis Ball!“) (Vgl. WITTSCHIER 2003, S.19). Bei diesem Spiel lernen die Kinder die Steigerungsformen durch das oftmalige Hören und Sprechen. Ihre Spontanität ist gefragt und das freie Sprechen wird trainiert. Die Kinder üben Werfen und Fangen und ihre Konzentrationsfähigkeit und das Körpergefühl werden geschult. Durch verschiedene Gegenstände können viele verschiedene Adjektive (z.B.: rau-raueram rauesten, weich-weicher-am weichsten,...) trainiert werden. Wortstellung Die Stellung des Wortes wird trainiert, indem die Handlungen der Kinder durch die eigene Person, durch die Lehrkraft oder durch ein anderes Schulkind sprachlich begleitet werden. Durch Bewegungsspiele mit bestimmten Satzmustern werden diese Sätze verinnerlicht und die Kinder können die Systematik auf andere Bereiche übertragen. Satzmuster kommen oft auch in Spielen und Bewegungsliedern vor. Sie können durch oftmaliges Wiederholen gesichert werden. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 72 Beispiel – Ich bin der König Bei diesem Spiel gibt es einen König, der durch einen Hut oder Ähnliches gekennzeichnet werden kann. Der König spricht: „Ich bin König und in meinem Königreich springen alle Kinder auf einem Bein!“ Die Untertanen führen die jeweilige Bewegungsform aus. Nach einer Weile gibt der König seine Krone weiter und ein anderes Kind darf den Satz mit einer anderen Bewegung wiedergeben. Bei diesem Spiel wird ein bestimmtes Satzmuster angeeignet und durch das ständige Hören und Üben gefestigt. Durch die verschiedenen Bewegungsformen wird das Spiel nicht eintönig und es werden auch Verben, Substantive, Präpositionen und andere Funktionswörter wiederholt und trainiert. Schwächere Kinder lernen neue Wörter von sprachbegabten Kindern kennen. Beispiel – Satzsalat Bei diesem Spiel muss man als kleine Vorbereitung Sätze in Satzglieder zerschneiden. Jedes Kind bekommt ein Kärtchen. Das erste Kind liest es vor und stellt sich damit vor der Klasse auf. Das nächste Kind liest sein Satzglied ebenfalls vor, bildet mit den zwei Satzgliedern einen Satz und stellt sich passend zum ersten Kind. Die weiteren SpielerInnen entscheiden nach dem Ziehen der Kärtchen, wo sie sich im Satz einreihen möchten. Sobald ein Satz fertig ist, wird „Satzsalat!“ gerufen und der Satz löst sich auf. Die Kinder laufen durcheinander und auf ein Zeichen bildet sich ein neuer Satz (Vgl. BADEGRUBER 2007, S.106). Bei diesem Spiel erkennen die Kinder, dass man Satzglieder umstellen und verschieben kann. Weiters begreifen sie, dass sich die Aussage des Satzes ändert, wenn man die Stellung der einzelnen Satzglieder verändert. Zusätzlich kann man den Wortschatz der Kinder erweitern, indem man neue Wörter auf die Kärtchen schreibt. Imperativ – Aktiv – Passiv Imperativ, Aktiv und Passiv werden bei Spielen und im Alltag mehr oder weniger automatisch trainiert (Bsp.: „Fang an!“ – gefangen werden – fangen,…). Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 73 Beispiel – Schattenwand Ein altes Leintuch wird zwischen zwei Balken befestigt und angeleuchtet. Dahinter stellen einzelne Kinder nun zu zweit Verben dar. Sie ziehen ein Verb aus einer Schüssel und überlegen sich eine kurze, passende Sequenz. Die Schwierigkeit dabei ist, dass ein Kind die Aktiv-Form des Verbes darstellt und das andere Kind die passive Form. Es dürfen auch Hilfsgegenstände verwendet werden (z.B.: Ein Teddybär trägt ein Buch auf den Schultern. Ein/e SchülerIn hantierte mit dem Teddy: „Der Teddy trägt ein Buch!“. Das zweite Kind hantiert mit dem Buch: „Es wird getragen!“). Die SchülerInnen erraten die Geschichte und erzählen sie von beiden Perspektiven. Danach wiederholen die beiden SchauspielerInnen ihren Ausgangssatz. In dieser Situation werden Aktiv und Passiv gleichzeitig gezeigt. Dies ist vor allem für SchülerInnen, die den Unterschied noch nicht verstanden haben, von Vorteil. Durch das ständige sprachliche Wiederholen und Darstellen wird der Kontext verinnerlicht. Die Kinder können ihrer Kreativität bei diesem Spiel freien Lauf lassen. Sie üben sich im Zusehen und Versprachlichen und die Konzentration wird gefördert. Beispiel – Gedicht „Dreh dich!“ „Dreh dich Kreisel, dreh dich um. Tanze doch im Kreis herum. Dreh dich Kreisel, dreh dich her, rund herum, das ist nicht schwer. Dreh dich Kreisel, dreh dich wieder! Sei nicht faul, beweg dich wieder!“ (WAGNER 2008, S.34) Die Strophen dieses Gedichts sind im Imperativ geschrieben. Die Kinder lernen diesen kennen und durch Erklärung und Demonstration mit einem Kreisel werden sie die Bedeutung des Imperativs sicherlich nicht so schnell vergessen. Dieses Gedicht kann auch durch Bewegungen im und gegen den Uhrzeigersinn unterstützt werden. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 74 Beispiel – Schminkstudio Die Klasse wird in ein „Schminkstudio“ verwandelt und die Kinder schminken sich gegenseitig (z.B.: am Faschingdienstag). Dabei gibt das Kind, das geschminkt wird, Anweisungen im Imperativ (z.B.: „Male mein linkes Auge blau an!“) (Vgl. GLEUWITZ, MARTIN 2005, S.27). Um dieses Spiel ein ganzes Jahr nutzen zu können, würde ich ein Schönheitsstudio oder Kleidergeschäft entwickeln. Ein Kind wird bedient und gibt Anweisungen, ein oder zwei andere Kinder ziehen ihm Kleider an und machen eine gewünschte Frisur. Um das Spiel noch lustiger zu machen, könnte ein Kind als Mutter oder Vater fungieren und für ihr/ sein „Kind“ bestimmen. Bei diesem Spiel wird der Imperativ mit vielen Verben verwendet. Die Lehrperson sollte dabei auf einen abwechslungsreichen Sprachgebrauch achten. Weiters wird der Wortschatz erweitert und das Spiel trägt zum sozialen Lernen bei. Vorstellungsvermögen, Kreativität und Phantasie werden ebenso angesprochen. 5.2.5. Bewegung und Pragmatik Pragmatische Kompetenzen sind immer notwendig, wenn Kinder gemeinsame Spielaktivitäten miteinander planen und durchführen. Hervorragend eignen sich Bewegungsaktivitäten, die die Kooperation der Kinder untereinander fördern. Fang- und Laufspiele beispielsweise erfordern die Absprache von Regeln, das Verteilen der Rollen und die Festlegung der Spielhandlung. Fragen, Antworten, Zuhören und Erklären werden dabei automatisch geübt. Spielideen der Kinder bieten dabei ideale Trainingsmöglichkeiten. Kinder können ausgedachte oder zu Hause ausprobierte Spiele vor der Durchführung erklären. Dabei werden die pragmatischen Kompetenzen aller Kinder trainiert. Fähigkeiten zur Gesprächsorganisation Die Kinder sollen in erster Linie die Organisation eines Gespräches trainieren. Dazu zählen der Beginn bzw. der Schluss des Gespräches sowie das richtige Argumentieren und Zuhören. Um diesen Bereich zu trainieren, bietet sich das gegenseitige Erklären von Bewegungsspielen an. Dabei übt sich ein Kind im Erklären der Regeln und im Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 75 Argumentieren, während die anderen Kinder zuhören und gegebenenfalls Fragen stellen. Dabei sollen die Kinder lernen, eigene Wünsche und Ideen einzubringen und eigene Absichten zu verdeutlichen. Indem über die Regeln eines Spiels diskutiert wird, erlernen Kinder das Argumentieren und treten für ihre Interessen ein. Kompromisse werden geschlossen. Beispiel – Sprachrohr Leere Rohre aller Art können als Telefone verwendet werden. Dabei üben sich die Kinder im Nacheinander-Sprechen, weil ein Kind ins Rohr hineinspricht, während das andere das Ohr ans Rohr halten muss, um zuzuhören. Dabei wird vor allem der Rollenübergang von SprecherIn in ZuhörerInnenposition trainiert (Vgl. ZIMMER 2009, S.184). Die Kinder üben sich im freien Sprechen und die Kooperation wird gefördert. Beispiel – Zu Besuch in Keinwort Bei diesem Spiel geht es darum, nonverbale Dialoge zu führen. Die Kinder gehen durch den Ort „Keinwort“ und treten durch Blickkontakt mit anderen Besuchern in Verbindung (Vgl. GOLLWITZ 2004, S.135). Sie führen dann einen nonverbalen Dialog, wobei auf dem Begrüßen und Verabschieden ein besonderes Augenmerk liegt. In dieser Situation lernen die Kinder, dass verbale Sprache für ein Gespräch nicht immer notwendig ist. Beim nonverbalen Dialog erleben sie wichtige Elemente der Gesprächsführung, wie etwa einen klaren Rollenübergang. Sie merken auch, wie wichtig das genaue Hinsehen ist, dies kann verglichen werden mit dem aktiven Zuhören im realen Gespräch. Beispiel – Rollenspiel „Gesunde Jause“ Bei diesem Rollenspiel wird über gesunde Jause in der Schule diskutiert. Bei der Ausspeisung soll es nur mehr gesunde Angebote geben und der Süßigkeiten-Automat soll abgeschafft werden. Dabei werden die Kinder in Gruppen zu je 4-5 SchülerInnen eingeteilt und die Rollen werden vergeben: - Der Direktor: ist für die Umsetzung des Konzepts. Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 76 - Bauer Josef: hat das Konzept entwickelt. - 2-3 SchülerInnen: sind gegen dieses Konzept Nun bekommen die einzelnen Gruppen Zeit zum Proben. Argumente und Gegenargumente werden ausgearbeitet und ein Schluss bestimmt. Am Ende tragen alle Gruppen ihr Rollenspiel vor und es wird darüber reflektiert. Bei diesem Rollenspiel sollen die Kinder Gesprächsregeln und Höflichkeitsformen einhalten. Diese sollten vorher besprochen werden. Die Kinder üben sich im Diskutieren und Argumentieren. Die eigene Selbstwahrnehmung wird geschult und die Teamfähigkeit gefördert. Rollenangemessenes Sprachverhalten und Sprachhandeln Bei einem Gespräch muss man sich seiner Rolle angemessen verhalten und je nach Situation Fragen, Antworten und Aufforderungen formulieren. Um dies zu trainieren, helfen Bewegungsspiele mit vorgegebenen Sprachmustern und Frage-Antwort-Ritualen und kooperative Spiele. Das rollenangemessene Sprachverhalten kann auch durch Perspektivenübernahme trainiert werden. Die Kinder spielen abwechselnd Fänger und Läufer, Sucher und Versteckter. Die Übernahme von Rollen wird auch bei Bewegungsspielen mit spezifischen Sprachmustern geübt. Bei Rollenspielen mit symbolischen Spielhandlungen (z.B. Autofahrer – Polizist) wird dies trainiert. Rollenspiele oder Theaterspiele eignen sich besonders gut, damit Kinder in andere Rollen schlüpfen können. Sie stellen als Kommunikationsmedium eine lustvolle, kreative und körperliche Umsetzung einer Spielidee dar. Über das Rollenspiel werden soziale Vorgänge und Verhaltensweisen vorweggenommen und eingeübt und es wird die Lebenswirklichkeit mit spielerischem Agieren verbunden. Hierbei bietet sich die Möglichkeit, menschliche Verhaltensweisen und Entscheidungsfindungen alternativ auszuprobieren. Mimik, Gestik und Körperhaltung werden entsprechend der Rollenanforderungen eingesetzt und im emotionalen Bereich werden Einfühlungsvermögen, gefühlsmäßige Hingabe und innere Erlebnisfähigkeit verlangt. Durch Zuhören, aufeinander Eingehen und Mitempfinden Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 77 während des Probens wird Toleranz eingeübt (Vgl. HEYDER 1998, S.82f.). Im Deutschbereich wird das freie Sprechen oder die Merkfähigkeit trainiert. Die Kinder üben sich im Zuhören und die Konzentrationsfähigkeit wird geschult. Beispiel – Gefühlsuhr Gemeinsam mit den Kindern wird eine große Gefühlsuhr gebastelt. Statt den Zahlen werden Gesichter mit unterschiedlichen Ausdrücken auf dem Ziffernblatt befestigt. Die Gefühlsuhr kann im Bereich des sozialen Lernens verwendet werden, wenn die Kinder über eigene Gefühle sprechen (Vgl. OSUJI 2009,S.96). Bei dem Spiel zum Thema „Rollenangemessenes Sprechen“ wird ein Kreis gebildet. Ein Kind darf freiwillig in der Mitte des Kreises an der Uhr drehen. Es bekommt dann etwa dreißig Sekunden Zeit, um das Gefühl auszudrücken. Dieses kann dabei entweder pantomimisch dargestellt, oder in Worten ausgedrückt werden. Weiters könnte das betreffende Kind erzählen, warum es dieses Gefühl im Spiel hat oder wobei es dieses Gefühl das letzte Mal hatte. Bei diesem Spiel ist die Spontanität der SchülerInnen gefragt. Sie sollen sich ohne Vorbereitungszeit in eine Rolle versetzen und diese zum Ausdruck bringen. Sobald dazu gesprochen wird, trainieren die Kinder die Fähigkeit des spontanen Sprechens und wenn sie ein vergangenes Erlebnis erzählen, üben sie die Vergangenheits- bzw. Mitvergangenheitsform. Kreativität, Phantasie und Körperwahrnehmung werden bei diesem Spiel gefördert. Beispiel – Rollenspiel „Beim Arzt“ Bei diesem Rollenspiel bringen Utensilien wie ein Arztkittel, Verbandmaterialien, usw. die passende Stimmung in die Klasse. In einer Kleingruppe werden die Rollen verteilt und eine kleine Geschichte wird überlegt (Vgl. OSUJI 2009, S.104). Bei jüngeren Kindern kann auch eine Geschichte vorgegeben werden. Das Rollenspiel wird geübt und vor der Klasse vorgespielt. Danach geben die BeobachterInnen die Geschichte wieder und teilen ihre Meinung mit. Bei diesem Rollenspiel stellen die Kinder eine alltägliche Situation dar. Sie sollen dabei vor allem auf Höflichkeitsformen, wie das Grüßen bei Betreten der Praxis, achten. Freies Sprechen und grammatikalische Strukturen werden geübt. Als Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 78 BeobachterInnen trainieren die Kinder das Zuhören und ihr Sprachverständnis wird gefördert. Die Kinder können ihre Kreativität ausleben und stärken so ihr Selbstbewusstsein und Körpergefühl. Beispiel – Interview im Flugzeug Bei diesem Spiel bekommt jedes Kind eine kleine Informationskartei über einen Beruf. Diesen Beruf übt es im folgenden Rollenspiel aus. In der Geschichte sitzen alle Kinder in einem Flugzeug (Langbänke) und fliegen zu einer Berufskonferenz. Ein Interviewer (Lehrperson oder MitschülerIn) befragt die Kinder, welche Berufe sie ausüben und was interessant und wichtig an ihrem Beruf sei (Vgl. MONSCHEIN 2006, S.64). Noch spannender wird dieses Rollenspiel, wenn die Lehrperson die Kinder auf Tonband oder Video aufnimmt. Hier versetzen sich die Kinder in verschiedene Rollen. Sie üben sich im Frage-AntwortDialog und in der Spontanität. Weiters wird die Sprechfreude gefördert und die Kinder üben freies Sprechen. Bei dieser Variante lernen die Kinder alle Berufe kennen, wobei man verschiedene Themen geschickt einbauen kann (z.B.: Sportler auf dem Weg zu den Olympischen Spielen, Tiere auf dem Weg in den Zoo,…). Kontaktaufnahme Bei Partner- oder Gruppenübungen wird die Kontaktaufnahme zu anderen Kindern geübt. Indem die Kinder Partner finden müssen, lernen sie, die Kinder anzusprechen und ein Gespräch anzufangen. Rollenspiele zu diesem Thema bieten weitere Übungsmöglichkeiten. Beispiel – Der kleine Maulwurf sucht einen Freund Alle Kinder sitzen im Kreis auf dem Boden. Einem Kind werden freiwillig die Augen verbunden und es geht als blinder Maulwurf in die Kreismitte. Der Maulwurf ist auf der Suche nach einem Freund, darum tastet er sich zu einem Kind und fragt: „Willst du mein Freund sein?“ Das Kind antwortet mit verstellter Stimme. Errät der Maulwurf das Kind, werden die Rollen getauscht, ansonsten macht er sich weiter auf die Suche (Vgl. FRIEDL 2007, S.42). Kapitel 5 – Praktische Anregungen für eine bewegungsorientierte Sprachförderung 79 In dieser Situation treten die Kinder miteinander in Kontakt. Die akustische Wahrnehmung und die Konzentrationsfähigkeit werden gefördert. Der taktile und der akustische Sinn werden besonders gefördert. Beispiel – Wir begrüßen uns gegenseitig Zuerst werden verschiedene nationale und internationale Begrüßungsmöglichkeiten besprochen. Danach wird jede Art ausprobiert, indem die Kinder durch den Raum gehen und sich gegenseitig grüßen. Dabei sollen sie verschiedene Gesten einsetzen. Am Ende des Spieles wird die Wirkung der Begrüßung besprochen (Vgl. GOLLWITZ 2004, S.82). Bei diesem Spiel erleben die Kinder selbst, welche Wirkung die verschiedenen Begrüßungen auf sie haben und sie lernen neue Arten kennen, um mit Menschen in Kontakt zu treten. Die Kinder werden auf den Bereich der Körpersprache sensibilisiert und üben sich im freien Sprechen, wenn sie die eigene Meinung mitteilen. 5.2.6. Bewegung und metasprachliches Wissen Fähigkeiten zum Aufbau eines metasprachlichen Wissens werden immer dann geschult, wenn ein Kind über seine eigene Sprache spricht. Daher würde ich diese Kompetenz nicht gesondert fördern, sondern immer darauf achten, dass die Kinder über die Sprache nachdenken und ihre Erkenntnisse, Regeln und Merkmale in Worte fassen.