Datum: 13. November 2007 Thema: Sodbrennen, saures Aufstoßen und Magenbeschwerden: Eine neue Volksgeißel? Referenten: OA Dr. Robert Bodner Leitender Oberarzt der Internen Abteilung, BKH Lienz Univ.-Prof. Dr. Herbert Tilg Leiter der Abteilung für Innere Medizin, BKH Hall i. T. Sodbrennen und saures Aufstoßen stellen die typischen Symptome der Refluxkrankheit dar, welche an Häufigkeit die Ulcuskrankheit überholt hat und somit heute die wesentlichste säurebedingte Erkrankung darstellt. Als wichtigste Gründe für die rasche Zunahme werden falsche Ernährungs- und Lebensgewohnheiten, zu wenig Bewegung, Übergewicht, Stress und Belastungen, aber auch der medizinische Fortschritt mit häufiger Diagnose, verbesserte Diagnosemethoden genannt. Nach Schätzungen leiden unter Sodbrennen mindestens 50 einmal pro Monat, 20 % einmal wöchentlich und ca. 10 % täglich. Ursächlich ist ein Rückfluss – Reflux – von Magensäure in die Speiseröhre, der meist durch einen ungenügendem Verschluss des Speiseröhren-Magen-Übergangs bedingt ist. Neben den typischen Symptomen der Refluxkrankheit, wie das Sodbrennen und saure Aufstoßen, bringt man heute zahlreiche weitere Symptome wie Brustschmerz, Globusgefühl, Halsschmerzen, Zungenbrennen, Zahnerosionen, Husten, Heiserkeit, etc. in Zusammenhang mit Reflux. Die Lebensqualität von Refluxkranken ist dramatisch eingeschränkt und entspricht Patienten mit schweren Herzkrankheiten. Bei klassischen Refluxsymptomen kann die entsprechende Behandlung sofort eingeleitet werden. Bei Warnsymptomen wie blutigem Erbrechen, Schluckstörungen, Alter über 45 Jahre sind als diagnostische Maßnahmen die Gastroskopie an erster Stelle. Bei entsprechenden Fragestellungen die pH-Metrie (= Säuremessung) und Manometrie (= Druckmessung) angezeigt. Zur Therapie gibt es prinzipiell drei Ansatzpunkte: Anpassung des Lebensstils. Säurehemmende Medikamente und operative Verfahren. Lebensstiländerung beinhaltet Änderung der Quantität, der Qualität und des Zeitpunktes der Essenseinnahme, Gewichtsabnahme, Nikotinkarenz, Hochstellen des Bettkopfendes, keine beengende Kleidung etc. Selten ist mit der Lebensstiländerung allein eine ausreichende Besserung der Beschwerden zu erzielen. Heute stehen uns sehr wirksame und gut verträgliche säurehemmende Medikamente zur Verfügung, welche sowohl in der Akutbehandlung als auch in der Langzeittherapie eingesetzt werden. Die Protonenpumpenhemmer gelten heute als die Mittel der ersten Wahl. Operative Verfahren wie die Fundoplicatio sind sehr selten notwendig, Kriterien für eine Operation sind das jugendliche Alters, eine sehr hohe Dosis an PPI’s, dringender Operationswunsch, eine große Menge von Reflux („Volumenreflux“). Folgezustände und Komplikationen von Säureeinwirkung in der Speiseröhre können Blutungen, Geschwüre, Eiengungen der Speiseröhre und auch die Ausbildung eines sogenannten Barrettösophagus sein. Dabei kommt es im untersten Teil der Speiseröhre zur Umwandlung in Magenschleimhaut, nach dem Erstbeschreiben als Barrettschleimhaut benannt. Diese Schleimhautumwandlung stellt eine mögliche Vorstufe von Speiseröhrenkrebs dar, deshalb sollte hier die endoskopische Überwachung in 3 – jährigen Intervallen erfolgen. Erkrankungen des oberen Verdauungstraktes Erkrankungen des oberen Verdauungstraktes können sein: • Refluxkrankheit • Akute Magenschleimhautentzündung • Reizmagen • Magen- und Zwölffingerdarmgeschwür • H.-pylori-Infektion Die Aufgaben der Magensäure sind: • Zerkleinerung • Aktivierung des eiweißspaltenden Enzyms (Pepsin) • Erleichterung der Resorption von Eisen und Vitamin B12 • Abtötung von Bakterien Diagnostik der Erkrankungen des oberen Verdauungstraktes • Endoskopie: Mit einer •Endoskopie kann man die Oberfläche der Speiseröhre, des Magens und des Zwölffingerdarms beurteilen. Man entnimmt Gewebeproben und kann therapeutische Maßnahmen einleiten. Mithilfe von Endoskopischen Aufnahmen , die man z. B. bei einer Refluxkrankheit machen kann, kann man Schleimhautveränderung im unteren Bereich der Speiseröhre und dem stark erweiterter Verschluss sehen, oder Schleimhautschwellungen im oberen Bereich der Speiseröhre. Die akute Magenschleimhautentzündung: „Akute Gastritis“ ist eine plötzlich auftretende oberflächliche Entzündung der Magenwände. Symptome: ● Übelkeit, Erbrechen ● Schmerzen und Druckgefühl im Oberbauch ● Allgemeines schweres Krankheitsbild („Sie fühlen sich elend“) ● Widerwillen gegen Nahrung Ursachen: ● Helicobacter-pylori-Infektion ● Nahrungsexzesse ● Alkohol, Nikotin, Stress ● sog. Lebensmittelvergiftungen ● Medikamente Der Reizmagen: „Dyspepsie“ oder „Gastritis” dazu gehören funktionelle Oberbauchbeschwerden Symptome: ● Schmerzen, Völlegefühl im Oberbauch ● Sodbrennen ● vorzeitiges Sättigungsgefühl, Appetitmangel ● Übelkeit, Erbrechen ● Luftschlucken, Aufstoßen ● häufig gleichzeitig Darmbeschwerden Ursachen: ● Magen reagiert empfindlich auf Magensäure ● gestörter Nahrungstransport ● nervöser Magen Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre : Die „Ulkuskrankheit“ Symptome: • Schmerzen im Oberbauch • Sodbrennen • Aufstoßen und Übelkeit • Erbrechen • Völlegefühl • Blähungen Der Magenkeim Helicobacter pylori ist eine der Hauptursachen der Ulkuskrankheit. Die Besiedlung mit Helicobacter pylori ist im wesentlichen mit verantwortlich für die Ulkuskrankheit. Eine Magenspiegelung (Gewebeprobe) ist das Mittel der ersten Wahl! Schmerzmittel sind die Hauptfeinde des Magens! Nehmen Sie regelmäßig Medikamente gegen Schmerzen? Sie nehmen häufig Schmerz- und Rheumamedikamente ein? Sie erhalten gleichzeitig eine Therapie mit Antidepressiva? Sie kaufen öfter Grippe- oder aspirinhältige Medikamente in der Apotheke? Bitte fragen Sie Ihren Arzt, vielleicht sollten gerade SIE eine Magenschutz-Therapie erhalten. Moderne Medikamente senken das Risiko einer Magenblutung mit 1 x täglicher Einnahme! Weitere Informationen: OA Dr. Robert Bodner BKH Lienz Interne Abteilung Emanuel von Hibler Straße 5 A-9900 Lienz Tel: 04852/606-641 Email: [email protected] Univ.-Prof. Dr. Herbert Tilg BKH Hall Abteilung für Innere Medizin Milser Str. 10-12 A-6060 Hall i.T. Tel: 43 5223 502-2165 Email: [email protected]