Das islamische Verständnis von Gerechtigkeit By: Jul 14, 2014 Das Thema "Gerechtigkeit" bietet viele Facetten zur Diskussion und Reflexion, oftmals resultieren hieraus verschiedene Fragen z.B. wie etwa der Islam die Gerechtigkeit in Extremsituationen, etwa in einem Krieg bewahrt oder ob es denn gerecht ist dass die Gazelle vom Raubtier gerissen wird. Damit solche Diskussionen ein vernünftiges Resultat geben können, braucht man eine gemeinsame Diskussionsbasis und eine grundlegende Ebene auf der man sich begegnet und über die man sich verständigen kann. Dieser Artikel soll einige grundlegende Gedanken bzw. Ansätze erklären und ein grundlegendes Verständnis vermitteln, wie der Islam das Thema Gerechtigkeit aufarbeitet. Gerechtigkeit - dem Recht (im Sinne von Gesetz) zu gehorchen: jedem sein Recht zukommen lassen und jene die im Unrecht sind bestrafen; vor dem Recht genießt jeder die gleiche Behandlung. Dies sind Definitionen zum Begriff Gerechtigkeit. Unterdrückung/Grausamkeit - das Hab und Gut anderer ohne Erlaubnis benutzen; das gesetzliche Recht ignorieren Erstattung des Rechts ("Iḥqāq al-Ḥaq") - jedem Geschöpf und Lebewesen die nötigen Mittel und Utensilien für den Erhalt und Bestand des Lebens einreichen das Hab und Gut anderer Unterdrückung/Grausamkeit. ohne Erlaubnis benutzen ist Gott ist hiervon ausgenommen. Denn Gott ist der alleinige Besitzer ("Mālik") der gesamten Schöpfung. Dieses Verständnis ist wichtig um das Thema Gerechtigkeit mit all seinen Facetten zu verstehen. Die Gerechtigkeit besteht aus zwei grundlegenden Elementen: Zunächst ist die Erstattung des Rechts zu erwähnen, also jedem Geschöpf und Lebewesen die nötigen Mittel und Utensilien für den Erhalt und Bestand des Lebens einzureichen. Nehmen wir den Menschen als Beispiel. Welche der menschlichen Organe ist denn offensichtlich deplatziert? Welche Funktion ist überflüssig? Ist die Anzahl z.B. der Augen etwa falsch verteilt? Es lässt sich kein Raum zur Optimierung der von Gott perfekt gestalteten Ordnung finden. Jeder Baum, jedes Tier, jede Pflanze, jedes Molekül, jedes Atom und sonst jedes System in unserem Kosmos ist hinsichtlich der ihnen zukommenden Versorgung, ein Beispiel für das Prinzip des "Iḥqāq al-Ḥaq". Der Mensch hat sich mit diesem Prinzip intensiv beschäftigt und in diesem Punkt große Aufklärungsarbeit geleistet. So sind Fachbereiche wie etwa die Astronomie, die Biologie, die Geologie etc. gewissermaßen Ausführungen bzw. Schilderungen dieses Prinzips. Der andere Gesichtspunkt der Gerechtigkeit ist das Bestrafen von Unterdrückern/Gräueltätern, also das jedes Individuum die ihm entsprechende Belohnung bzw. Bestrafung erfährt. Der Verstand und das Gewissen befiehlt, dass sofern man sieht wie der erste Aspekt der Gerechtigkeit perfekt und mit vollendeter Weisheit sich in dieser Welt offenbart, auch dem zweiten Gesichtspunkt der die Nachwelt betrifft, mit Glauben und Vertrauen entgegentritt. Dennoch funktioniert dies oftmals nicht. Viele Leute suchen vergebens nach der Entfaltung des Prinzips welches im Jenseits sich vollends entfalten soll, bereits im Diesseits. Die meisten der Diskussionen über Gerechtigkeit entstehen letztendlich durch diese Diskrepanz bzw. diesem Missverständnis. Sofern man sich mit den "schönen Namen Gottes" den sogenannten " ʾAsmaʾ al-Ḥusna" (nach Überlieferung des Propheten) aufmerksam beschäftigt, bemerkt man dass vor dem Namen "ʿAdl" (der Gerechte) die Namen "Baṣīr" (der Allsehende) und "Ḥakīm" (der Souveräne, allseits Herschende) auftauchen. Nach dem Namen "ʿAdl" tauchen die Namen "Laṭīf" (der graziöse, der freundliche) und "Ḫabīr" (der allseits Informierte) auf. Folgender Gedanke tut sich hier auf: Gott, der alles zu jeder Zeit sieht und alles mit einer unendlichen Weisheit tut, ist sicherlich im absolutem Maße gerecht. Gott, der über die kleinsten Feinheiten informiert ist, seiner Schöpfung von ungeahnten Wegen, seine Gnade zukommen lässt und den eigentlichen Sinn aller Dinge kennt, ist sicherlich im absolutem Maße gerecht. Über die anderen Namen kann man ebenso reflektieren: Gott, der all barmherzig ist ("Raḥmān" und "Raḥīm"), würde zweifelsohne seine Schöpfung mit Gerechtigkeit behandeln. Gott, der unwiderstehlich/unaufhaltsam und gewaltig ist ("Qahhār" und "Ǧabbār") würde zweifelsohne die Gerechtigkeit am besten anwenden. Gott, der all vergebend ist und alle Makel verdeckt ("Ġaffār" und "Sattār"), würde, sofern er seine Schöpfung bestraft, dies sicher mit Recht getan haben. Gleichberechtigung und Gerechtigkeit Viele Menschen setzen Gleichberechtigung und Gerechtigkeit gleich. Wobei absolute Gleichberechtigung, also dass alles in jeder Hinsicht gleich behandelt wird, im Kontrast zur Gerechtigkeit steht. Betrachten wir die Kunst der Menschen: Ein Poet wählt für sein Gedicht, jedes Wort (Im Hinblick auf den Gesamtkontext) mit Bedacht aus. Er wählt jedes Wort mit Hinsicht auf die Gesamtheit seiner Poesie aus. Und auch jeden Vers gestaltet er entsprechend der Gesamtheit seiner Poesie. Hier ist die Essenz nicht absolute Gleichberechtigung sondern Gerechtigkeit. Der erste Vers findet am Anfang Platz und der letzte Vers findet am Ende Platz, sie dienen aber dem selbem Zweck. Ein Fabrikant ordnet die Größe seiner Fabrik, die Einteilung, die Gerätschaften und alles bis hin zur kleinsten Schraube im Betrieb nach einer Sinnmäßigkeit und Gerechtigkeit ein. Und dies ergibt eine perfekte Fabrik. Absolute Gleichheit (z.B. in den Gerätschaften) würde diese Ordnung zerstören. Ein Maler bzw. Künstler agiert genauso. In jedem seiner Porträts, platziert er seine Verzierungen mit großer Präzision genau in die vorgesehene Stelle. Die Formen und Farben werden hierbei nicht nach absoluter Gleichmäßigkeit sondern nach Gerechtigkeit eingeteilt. Er nutzt die Farben dort, wo sie am besten platziert wären. Er gestaltet die Formen (in seiner Kunst) so wie es am besten passt. Und dies ergibt ein perfektes Portrait. Genauso bezieht sich die Wirkung und die Tätigkeiten Gottes im Universum nicht etwa auf Gleichberechtigung sondern auf Gerechtigkeit. Wenn alle Menschen absolut gleich wären, so würden Beziehungen oder Bezeichnungen wie z.B. Vater und Sohn gar nicht erst auftreten können. Und bei solch einer absoluten Gleichheit würde ein gesellschaftliches Leben bestehend aus Befehlshabern, Befehligten, Bauern, Geschäftsmännern, Lehrern, Arbeitgebern, Arbeitnehmern etc. gar nicht erst entstehen können. Dies fällt auch bei der Betrachtung anderer Lebewesen auf: Wenn alles absolut gleich wäre, gäbe es weder Himmel noch Erde. Das Einschlagen von Blitzen macht deutlich dass der Himmel und die Wolken eben nicht absolut gleich sind. Gleiches tut sich bei der Betrachtung von Seele und Körper auf: wer sollte bei absoluter Gleichberechtigung über wen Kontrolle erhalten? Wären wir in der Lage unser Leben in dieser Form zu leben, wenn alle Organe absolut identisch sind? Ein Vogel und eine Katze sind offensichtlich nicht die selben Lebewesen. Aber bei beiden Lebewesen zeigt sich die göttliche Gerechtigkeit in deutlichem Maße. Die Katze hat gemäß ihrer natürlichen Ausprägung und Art alle dafür nötigen Organe wie etwa die Pranken oder die Flexibilität und Agilität im Rahmen der Gerechtigkeit erhalten, nichts ist makelhaft. Gleichermaßen werden dem Vogel alle Fähigkeiten und Organe die ein Vogel benötigen würde gegeben. Dies ist Gerechtigkeit: Eine Frage wie etwa "Warum ist dies ein Vogel und dies eine Katze?" ist obsolet. Gott hat sein Willen in dieser Form manifestiert. Sofern anders, würde dies (an der Frage) auch nichts verändern. Nicht unwesentlich ist, dass weder der Vogel, noch die Katze sich nicht auf dieser Welt, im Rahmen der weltlichen Prüfung mit Hinblick auf das Jenseits, befinden und so ihr weltliches Leben etwa als zu geringwertig empfinden würden. Diese Geschöpfe haben ihr Leben (obwohl es kein Recht gibt, dass ihnen das Leben "garantiert") einzig und allein durch die Gnade Gottes erhalten. Quasi als ob sie dies wüssten, verbringen sie ihr Leben in Zufriedenheit bzw. sie beherbergen keinerlei Protest oder Rebellion (hiergegen) in sich. Dies sind Erscheinungen der göttlichen Perfektion im Hinblick auf die Gerechtigkeit: Diese Erscheinungen müssen wir als Exempel betrachten und die besonderen Prüfungen und Situationen der Menschen in dieser vergänglichen Welt mit diesem Auge betrachten bzw. auswerten. Wir dürfen die Weisheiten einiger Unterschiede, die sich erst im Jenseits wirklich offenbaren können, nicht sofort ablehnen. Interessanterweise zeigt in den Reihen der Schöpfung, einzig der Mensch solch ein rebellisches und aufmüpfiges Verhalten auf, obwohl doch gerade der Mensch die meisten Gaben Gottes genießt. Dass die, die Gott ablehnen somit sogar unter die Stufe eines Tiers fallen, beruht wohl auf dieser Tatsache. Absolute Gerechtigkeit ("ʿAdālatu-l-Maḥḍa") und verhältnismäßige Gerechtigkeit ("ʿAdālatu-l-ʾIḍāfiya") Absolute Gerechtigkeit: "absolute und perfekte Gerechtigkeit" – Das Recht eines Einzelnen in keinem Falle und auch nicht für die Gesamtheit aller Menschen nicht zu opfern. Verhältnismäßige Gerechtigkeit: "Die Gerechtigkeit in der das Recht eines Einzelnen für die Gesamtheit aller geopfert werden kann" – Das Recht, für das Wohl der Gemeinde den Einzelnen zu opfern. Dementsprechend ist die Essenz absoluter Gerechtigkeit, das Recht keines Einzelnen auch auf kleinster Ebene nicht zu verletzen. Die andere Art der Gerechtigkeit, die verhältnismäßige Gerechtigkeit ist hiergegen nicht absolut und nicht definitiv. Denn im Namen des Wohls der gesamten Gemeinde nimmt man keine Rücksicht auf den Einzelnen. Die Grundlage die dieser Form der Gerechtigkeit beiwohnt, ist das Ersuchen des geringsten Übels. Das große Übel ist das Übel, welches die gesamte Bevölkerung betrifft, die Akzeptanz eines kleinen Übels, zwecks zur Beseitigung diesen Übels, wäre etwa das Übergehen des Rechts einer Minderheit. Um nun zwecks zur Beseitigung dieses großen Übels, das kleinere Übel zu akzeptieren ist die Grundlage der Anwendung der verhältnismäßigen Gerechtigkeit und eine Handlung mit der Maxime, das geringste Übel zu ersuchen. Die absolute Gerechtigkeit lässt das Übergehen des Rechts eines Einzelnen, auch wenn es der gesamten Bevölkerung zu Nutzen wäre, nicht zu. Man kann z.B. das Eigentum einer Person, ohne ihre Zusage nicht enteignen um es etwa in den öffentlichen Dienst zu stellen ("Istimlak"). Die Anwendung dieser Maxime kann sich derweil in manchen Situationen als äußerst schwierig erweisen. Bei solchen unausweichlichen/zwanghaften Situationen, kann man nach der Maxime der verhältnismäßigen Gerechtigkeit handeln. Und das Recht dieser Einzelperson kann zum Zwecke der gesamten Bevölkerung geopfert werden, das Eigentum kann auch ohne Zusage enteignet und in den öffentlichen Dienst gestellt werden. Ein Vers im Qurʾān weist auf etwas Wichtiges hin: "Euch zu erschaffen und zu erwecken ist genauso wie eine Seele/Person zu erschaffen und zu erwecken." (Sura al-Luqmān 31/28) Und in der Risale-i Nur wird eine wichtige Weisheit hierzu geschildert: "Die absolute Gerechtigkeit im Geiste des Qurʾān, würde das Leben und das Blut eines Unschuldigen, selbst wenn es um die gesamte Menschheit geht, nicht opfern. Sowie beide im Antlitz der Macht gleich sind, so sind sie auch im Antlitz der Gerechtigkeit gleich. (vgl. "Mektubat, Hakikat Çekirdekleri-64") Das bedeutet also dass, genauso wie es im Antlitz der göttlichen Macht kein Unterschied in der Schöpfung der gesamten Menschheit zur Schöpfung eines Einzelnen gibt, es im Antlitz der göttlichen Gerechtigkeit auch das Recht des Einzelnen genauso wertvoll ist, wie das Recht der gesamten Menschheit. Und ein Jener, der dieses Recht verletzt, ist gleichzusetzen mit jemandem, der der gesamten Menschheit Schaden zugefügt hat. Die Risale-i Nur bietet hier noch einen originellen Ansatz. Wenn man die positiven Charaktereigenschaften eines Menschen wie einen unschuldigen Menschen behandelt und die negativen Charaktereigenschaften wie einen schuldigen Menschen behandelt, kann man auch hier das Prinzip der absoluten Gerechtigkeit anwenden. So könnte man, sofern eine positive Charaktereigenschaft beim jeweiligem Menschen vorzufinden ist , das Anrecht dieser einzelnen Eigenschaft nicht übergehen, selbst wenn alle anderen Charaktereigenschaften schlecht wären. Sofern man einen Groll gegen solch eine Person hegt, übergeht und verletzt man das Recht der positiven Charaktereigenschaften dieser Person und dies ist gegen das Prinzip der absoluten Gerechtigkeit. Wenn man im Rahmen dieser Thematik die Gefechte, in denen die Prophetengefährten involviert waren betrachtet so ist es wichtig zunächst festzuhalten, dass eine Art lästerhaftes Sprechen über sie verpönt ist. Denn die Gefallenen auf beiden Seiten sind als Märtyer anzusehen. In diesen Gefechten ging es um Themen des "Iǧtihād", also es ging um die Wahrhaftigkeit der Religion und das Wohlwollen Gottes. Diejenigen, die hier die richtige Entscheidungen trafen, werden im Jenseits vielfach vergütet, aber auch diejenigen die für Gottes Wohlwollen einstanden und kämpften, allerdings dabei gewisse Fehler begingen, werden im Jenseits vergütet. "Bediüzzaman" Said Nursi liefert hierzu eine wertvolle Erklärung: "Zur Auslegung deiner zweiten Frage: Welches war die Natur der Kriege, die zur Zeit von Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, begannen? Wie können wir diejenigen beschreiben, die in einem solchen Krieg gefallen sind und diejenigen, die daran teilgenommen und getötet haben? Antwort: Der Kampf, zwischen Hasret Ali und Talha, Hasret Subeyr und Aischa, der Wahrhaftigen (möge der Höchste Gott mit ihnen allen zufrieden sein), den man als die Kamelschlacht bezeichnet, war ein Ringen zwischen der Reinen Gerechtigkeit und einer relativen Gerechtigkeit. Es ist dies wie folgt: Hasret Ali betrachtete die absolute Gerechtigkeit als grundlegend und focht wie in der Zeit der beiden Scheiche vor ihm entsprechend diesem Grundsatz von der absoluten Gerechtigkeit. Was aber seine Gegner betrifft, so sagten sie: In der Zeit dieser beiden Kalifen erlaubte die Reinheit des Islam noch die Reinheit der Gerechtigkeit. Doch mit dem Fortschreiten der Zeit wurde es sehr schwierig noch diese absolute Gerechtigkeit walten zu lassen, weil nun verschiedene Völker der islamischen Gemeinschaft (Islamiyet) beitraten, die noch im islamischen sozialen Leben schwach waren, weshalb nun ein relatives sogenanntes Recht des »geringeren Übels« angewandt werden musste. Um diesen Streit über Rechtsauslegung in die Politik einzuführen, wurde sogar ein Krieg geführt. Weil aber nun die Auslegung rein um Gottes willen und zum Wohle des Islam erfolgt war und der Streit nun aber über der Auslegung des Gesetzes entbrannt war, können wir sicherlich sagen, dass sowohl die, welche töteten, als auch die, welche getötet wurden, Gefährten des Paradieses und auch beide Empfänger ihres Lohnes geworden sind. Wie richtig auch immer Hasret Alis Auslegung (idjtihad) und wie falsch auch immer seine Gegner gelegen haben mögen, so haben sie dennoch keine Strafe dafür verdient, denn wer mit seiner Auslegung die Wahrheit findet, erwirbt zwei Verdienste; wer sie nicht findet, hat doch einen Verdienst, nämlich den Verdienst für seine Auslegung, was auch eine Art Gottesdienst ist. Sein Irrtum wird ihm vergeben. Bei uns zu hat ein sehr berühmter Mann in bestem Kurdisch gesagt und dabei die Wahrheit gesprochen: Das heißt: Zerreiß dir nicht das Maul über den Kampf unter den Sahabis, denn sowohl die, welche töteten, als auch die, welche getötet wurden, sind doch beide Gefährten des Paradieses geworden. Die absolute Gerechtigkeit und eine relative Gerechtigkeit, können entsprechend der Ausdeutung der Ayah: »Wer einen Menschen tötet, es sei denn einen Mörder oder wegen eines Verbrechens gegen die Menschlichkeit, der ist gleich einem, der die Menschheit getötet hat.« (Sure 5, 32) vielleicht folgendermaßen erklärt werden: Die Rechte eines Unschuldigen können nicht zum Wohle der Menschheit für ungültig erklärt werden. Auch darf ein Einzelner nicht dem Wohle der Allgemeinheit geopfert werden. In den Augen Gottes des Gerechten und vor Seiner Barmherzigkeit ist Recht gleich Recht, unbesehen ob groß oder klein. Das kleine darf nicht für das große gelöscht werden. Für das Allgemeinwohl dürfen Leben und Recht eines Einzelnen nicht ohne dessen Zustimmung geopfert werden. Ist er bereit, sie zu opfern, so ist dies eine andere Sache. Was aber das relative Recht betrifft, so wird der Einzelne dem Wohl aller zum Opfer gebracht. Vor der Gemeinschaft fällt das Recht des Einzelnen außer Betracht. Man bemüht sich darum, eine Art relativer Gerechtigkeit als das geringere Übel zur Anwendung zu bringen. Wo es jedoch möglich ist, absolutes Recht walten zu lassen, darf man eine relative Gerechtigkeit nicht zulassen. Es wäre ein Verbrechen, dies zu tun. So kann man also sagen, dass Imam Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, wie in der Zeit der beiden Kalifen vor ihm, absolutes Recht zur Anwendung gebracht und so ein Gebäude auf der Grundlage des islamischen Kalifats errichtet hat. Was aber seine Gegner und Widersacher betrifft, so sagen sie, dass dies nicht möglich war, weil es da zu viele Differenzen gab, so urteilten sie dementsprechend auf Grund eines relativen Rechts. Was aber die übrigen Gründe betrifft, welche die Geschichte aufzeigt, so handelt es sich hier nicht um die wahren Gründe. Es sind Vorurteile." (Risale-i Nur. Kommentare zum Qur'an / Briefe: 15. Brief ff.) Wir beenden an dieser Stelle das Thema mit einem äußerst wichtigem Ausspruch: Wo es jedoch möglich ist, absolutes Recht walten zu lassen, darf man eine relative Gerechtigkeit nicht zulassen. Es wäre ein Verbrechen, dies zu tun. Selam Fragenandenislam - Team & Dua