Klar Nr. 3, Herbst 2013 Das Schweizer Magazin zum Thema Sehbehinderung. Mit einem Dossier zum Thema "Trends" Bildlegenden ........................................................................................... 2 Editorial ...................................................................................................... 4 Liebe Leserinnen und Leser ................................................................... 4 Dossier ....................................................................................................... 5 „Die Bedeutung einer Sinnesbehinderung wird in der Wissensgesellschaft kleiner.“ - Interview mit dem Zukunftsforscher G. G. Roos ....................................................................................................... 5 Urlaubslektüre im Wandel der Zeit - Eine Kolumne ................................. 9 Im Trend aufgehen - Mode ist für sehbehinderte Menschen eine Herausforderung. .................................................................................. 11 Fokus........................................................................................................ 14 Der positivste Ausdruck, den Gleichgültigkeit haben könnte - Interview mit dem Nachwuchsautor Michael Fehr ................................................ 14 Fünfter Satz - Der scheinbare Fischer und wirkliche Säufer - Auszug aus dem Spoken Skript "Kurz vor der Erlösung" von Michael Fehr .............. 20 Leben mit einer Sehbehinderung .............................................................. 24 Die Apfelschule - Seit einem Jahr unterrichten sich blinde und sehbehinderte Apple-User gegenseitig ................................................. 24 Ein offenes Ohr - in der Sozialberatung haben Menschen mit einer Sehbehinderung Raum für ihre Ängste und Gefühle............................. 26 Ferien und Reisen - immer mehr private Reiseanbieter sprechen Menschen mit einer Sehbehinderung an .............................................. 28 Leserbrief ................................................................................................. 29 Der Korbflechter und sein Assistent ...................................................... 29 News ........................................................................................................ 30 UNO-Behindertenkonvention ................................................................ 30 IVG-Revision 6b: Vorlage im Parlament gescheitert ............................. 30 Hindernisfreier Verkehrsraum ............................................................... 31 Hinweise ............................................................................................... 31 Pinwand................................................................................................ 33 Inserate .................................................................................................... 33 DAB+-Radio ......................................................................................... 33 Eine Lehrstelle bei der Stadt Bern......................................................... 34 Ihre scharfe Begleitung unterwegs!....................................................... 35 Werden Sie unabhängig – mit Hilfsmitteln von Accesstech ................... 35 D:\68614808.doc 1/38 MEZZO ................................................................................................. 36 Low Vision International: Und wenn die Brille nicht mehr ausreicht? .... 36 Schlafen, geniessen, erleben im Hotel-Restaurant Solsana in SaanenGstaad .................................................................................................. 37 Impressum ................................................................................................ 37 Bildlegenden Jeroen van Rooijen: Cover: Silhouette eines Stuhls Klar – viel deutlicher kann man eine gestalterische Haltung nicht auf den Punkt bringen als es ACE Design aus Lausanne mit ihrer Chaise tut. Vier Beine, ein Zargenkreuz mit darauf ruhender kreisförmiger Sitzfläche und eine brutal brettgerade Rückenlehne: das sind praktisch die Grundzutaten des Stuhls, nicht mehr. Trotz seiner provokativen formalen Reduktion wirkt der stapelbare Stuhl modern und selbstverständlich, ja fast archetypisch. ACE Design, Lausanne Bild Seite 2: Zwei junge japanische Models Androgynität und Uniformität sind zwei wichtige Grundzüge unserer Zeit: die wichtigsten Kleidungsstücke von Frauen und Männern gleichen sich immer mehr an, bis zu dem Punkt, wo beide Geschlechter nur noch in Jogginghosen und über den Hosenbund hängenden Hemden herumlaufen. Was dann noch unterscheidet, ist gewachsene Physiognomie: Geschlecht, Körperbau, Haar, Muskulatur. Masahiro Sanb, GINZA Magazine Aug 2011, No. 170 Bild Seite 5 oben: BMW Motorrad Ein kompromisslos auf Sportlichkeit getrimmtes Naked Bike ist derzeit eines der bedeutendsten Fetische junger und jung gebliebener Männer. Das BMW-Konzept suggeriert mit seinem einseitig aufgehängten Hinterrad und frei schwebendem Sattel eine fast ideale Kombination aus absoluter Leistung und grenzenloser Freiheit. Christian Stoll für BMW Bild Seite 5 unten Brett Anderson Auch Männlichkeit wird heute saisonal neu verhandelt. Mal haben die Exzentriker und Dramatiker die Oberhand, dann wieder die Existenzialisten D:\68614808.doc 2/38 und Puristen. Aktuell schwingt das Pendel zugunsten der Klarheit zurück: ein sauberer Haarschnitt, ein klares Profil und ein frisch gebügeltes weisses Hemd: Popstar Brett Anderson, seit Jahren ein versierter Tänzer auf des Zeitgeists Messer Schneide, weiss, was derzeit gerade gefragt ist und setzt sich entsprechend lässig in Szene. Thomas Lohr für i-D Bild Seite 7 Geometrie Die absolute Essenz und sonst nichts: das lange verschmähte Wort des Minimalismus macht in den kreativen Disziplinen wieder die Runde. Fotografen wie Carl Kleiner, der für Flos einfachste Leuchten in Form von zylindrischen Röhren kreativ in Szene setzte, bieten bereits kluge Antworten auf die Anforderungen unserer Zeit. Vielleicht liegt ein neuer Kubismus in der Luft? Carl Kleiner Bild Seite 19 oben Feuerrot: Die Mode hat in den letzten Jahren die Lust an intensiven Primärfarben wiederentdeckt. Das stark pigmentierte Leuchten wird mal diskret als Farbtupfer eingesetzt, oft aber auch flächig, wie es Viviane Sassen für das stilprägende AnOther Magazine tut: Knallrot wird zu Knallrot kombiniert, dazu noch ein paar Handschuhe, Schuhe und Strümpfe in... knallrot, was sonst!? Bild Seite 19 unten Auf den ersten Blick könnte der muskulöse Joe Hart auf dem Foto von Tom Cockram alles sein: Pöstler, Spediteur, Türsteher, Chauffeur oder auch Landwirt. Sein leicht blondiertes Haar verweist aber auf ein wesentlich eitleres Gewerbe, und das Umbro-Logo auf der Brust seines Shirts bestätigt den Verdacht: Charles Joseph John Hart ist Torwart von Manchester City und englischer Nationalkeeper - und damit einer der bedeutendsten Männer, der über den Seelenhaushalt der Briten wacht. Tom Cockram, Umbro Joe Hart Bild Seite 24? Sonnenbrillen schützen die Augen vor zuviel Licht, klar. Doch das allein erklärt kaum, warum dieses Accessoire in den letzten Jahren eine Bedeutung bekommen hat, die fast an jene fetischhafte Verehrung heranreicht, die Schuhen zuteil wird. Sonnenbrillen wie das bunt gesprenkelte Retro-Modell in der angesagten Panto-Form von R.T. Co D:\68614808.doc 3/38 (gesehen bei Blackbird Berlin) verleihen ihrem Träger Coolness, Attitüde und Sexappeal. Wer seine Augen verdeckt, lässt sich nicht in die Karten blicken und wird dadurch mysteriös und spannend. Credit? Bild Seite 25 Spannung entsteht aus These und Gegenthese - oder aus Form und Antiform. Containermade aus Sydney und Schanghai verschlanken ihre kugelförmige Kunststoff-Puderdose "Puffball" (von Kevin Murphy) mit einer gegenläufigen, ebenso kreisrunden Taillierung des Gefäßes. Das Resultat wirkt so schlicht wie einleuchtend. Puderdose, Container Made, Sidney/Shanghai Bild Seite 30 Die Zeitgeistprognostiker liefern sich einen heissen Wettkampf: was wird nach dem orangefarbenen Hugo von 2012 und dem honiggelben Lillet von 2013 der nächste Sommerdrink? Könnte es sein, wie Erik Wåhlström und Daniel Carsten suggerieren, dass es ein simpler, granatroter Campari Soda wird, dargereicht im einfachst möglichen Glas? Erik Walström / Daniel Carlsten Backcover Die besten Ideen entstehen oft nicht dort, wo krampfhaft nach Originalität und der beeindruckenden kreativen Geste gesucht, sondern ganz pragmatisch nach der besten Verbindung aus Form und Funktion geforscht wird. Den futuristischen Speedglas-Schweissschirm von 3M könnte zumindest kein noch so ambitionierter Science-Fiction-Designer besser gestalten als jene Fachleute, die wissen, worauf es in der Hitze des Gefechts wirklich ankommt. 3M Speedglas 91000 V Schweissschirm Editorial Liebe Leserinnen und Leser Im Herbst 2013 kuschelt sich die modebewusste Frau in ihren XXL-Mantel. Ihr Kostüm könnte mit einem Seidenpyjama verwechselt werden, würde sie nicht Wildlederstiefel tragen, die wie Fischerstiefel bis übers Knie reichen. Männer hingegen rüsten sich mit Hightech-Materialien für einen strengen D:\68614808.doc 4/38 Winter. Ihre Gesinnung demonstrieren sie, indem sie den aristokratischen Look wählen. Eine ganze Industrie lebt davon, uns zu jeder Saison neue Trends zu verkaufen. Für Menschen mit einer Sehbehinderung ist dies eine stete Herausforderung. Das englische Verb "to trend" bedeutet "in eine bestimmte Richtung laufen". Vor allem die Soziologie und die Zukunftsforschung versuchen, gesellschaftliche Trends, also Entwicklungstendenzen, zu erkennen und zu beschreiben. Zukunftsforscher Georges T. Roos nennt im Interview Megatrends, die unsere Gesellschaft prägen. Während etwa die zunehmende Beschleunigung es sehbehinderten und blinden Menschen erschwert, mitzuhalten, ermöglicht der Trend zur Virtualisierung die gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft, etwa dank eBooks. Die Bildstrecke stammt aus der Welt des Designs. Seit fünf Jahren suchen die beiden Grafic Designer Nathan Cowen und Jacob Klein das Internet nach Bildern ab, die ihnen besonders gut gefallen und tragen sie auf hawlin.com zusammen. Der Blog ist so etwas wie eine öffentliche Diskussion der beiden, was gutes Design sei. In der visuellen Kommunikation wird er viel beachtet und ist selbst zu einer Art Trendbarometer oder gar Trendsetter geworden. Der Blog hat bis zu 200'000 Besucher pro Monat und Firmen bemühen sich darum, ihr Produkt darauf zu platzieren. Die beiden Blogger Klein und Cowen lassen sich aber durch nichts Anderes als ihr ästhetisches Empfinden bestechen. Jeroen van Rooijen, Stilfachmann von Radio SRF 3, hat die Bilder mit gewohntem Esprit und viel Eleganz kommentiert. Von Naomi Jones, Chefredaktorin Legende: Naomi Jones fotografiert von Christian Bühler Dossier „Die Bedeutung einer Sinnesbehinderung wird in der Wissensgesellschaft kleiner.“ „Klar“ sprach mit dem Zukunftsforscher Georges T. Roos über die Entwicklungen in der Gesellschaft und was sie für Menschen mit einer Sehbehinderung bedeuten. Von Naomi Jones D:\68614808.doc 5/38 Klar: Herr Roos, Sie sind Zukunftsforscher. Was darf ich mir darunter vorstellen? Georges T. Roos: Jeder Mensch interessiert sich für die Zukunft. Er beschäftigt sich damit in der Regel intuitiv und emotional, geprägt von Angst und Hoffnung. Zukunftsforschung beschäftigt sich systematisch mit ihrem Objekt. Sie analysiert die Gegenwart, versucht Trends und Megatrends zu erkennen und macht Szenarien, wie die Zukunft unter bestimmten Voraussetzungen aussehen könnte. Eine Frage ist zum Beispiel wie sich die Werte der Gesellschaft wandeln werden, wenn der Wohlstand der Bürger weiterhin steigt bzw. wenn der Wohlstand sinkt. Klar: Trend ist ein verbreiteter Begriff. Aber was sind Trends und Megatrends in der Zukunftsforschung? G.T.R.: Soziale, ökonomische und technische Phänomene verändern sich dauernd. Wenn diese Veränderungen einem erkennbaren Muster folgen und strukturell beeinflussen, wie wir leben und arbeiten, nenne ich es Megatrend. Die Alterung der Gesellschaft z.B. ist ein Megatrend. 2030 wird jede vierte Person älter als 65 Jahre sein. Gesundheit ist ein weiterer Megatrend. Was wir heute darunter verstehen ist etwas anderes, als was wir vor zehn Jahren darunter verstanden haben. Virtualisierung und die Wissensgesellschaft sind ebenfalls wichtige Megatrends. Unsere Beziehungen und Geschäfte finden immer mehr in einer Welt statt, die von allgegenwärtigen Informationsnetzen überlagert ist. Ausserdem wird Wissen in unserer Gesellschaft immer wichtiger. Klar: Und was bedeuten diese Trends für Menschen mit einer Behinderung? G.T.R.: Megatrends bergen jeweils Chancen und Risiken. Ich bin aber überzeugt, dass wir die Fähigkeit haben, mit den Herausforderungen umzugehen. Die Virtualisierung bietet gerade für Sehbehinderte grosse Chancen. Apple zeigt mit seinen Produkten, in denen standardmässig eine Sprachausgabe und eine Zoomfunktion installiert sind, die Richtung auf. Dies ist jedoch erst der Beginn einer Entwicklung. Zurzeit wird an Touchscreens mit haptischem Eindruck geforscht. Die Bedienerfreundlichkeit wird erhöht. Eine revolutionäre Entwicklung ist in Sachen künstliche Intelligenz in Gang. IBM hat vor zwei Jahren einen Supercomputer vorgestellt, der mündlich an ihn gestellte Fragen beantwortet. Watson, so heisst die Maschine, kann mit Tausenden von Informationen gefüttert werden, ohne dass sie vorgängig maschinenlesbar gemacht werden müssen. Er ist fähig, Sprache in Form von Text oder mündlicher Rede zu verstehen. Stellt man ihm eine Frage, bildet er eigenständig Hypothesen. Diese Hypothesen überprüft er in einem nächsten Schritt auf ihre Evidenz und gibt die Antwort. Ausserdem ist er D:\68614808.doc 6/38 lernfähig und speichert jede neue Information. Watson wird versuchsweise in der Medizin, in der Forschung und in der Finanzwelt eingesetzt. Er schlägt Therapien für Patienten vor, verweist Forscher auf neue mögliche Wege und berechnet Anlagestrategien besser als jeder Broker. Es ist möglich, dass wir in zehn Jahren Watson auf unsern Smartphones haben. Verbunden mit einer Kamera und andern umweltsensiblen Geräten könnte er blinden Menschen eine nie gekannte Orientierung bieten. Klar: Sind sehbehinderte Menschen als Konsumentengruppe so stark, dass die Entwicklung von sprechenden Computern und haptischen Bildschirmoberflächen vorangetrieben werden? G.T.R.: Nein. Dies geschieht eher im Hinblick auf die älter werdende Gesellschaft. Ausserdem sind die Errungenschaften für alle andern ebenso komfortabel. Die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine soll noch benutzerfreundlicher werden. Allerdings ist die Gesellschaft heute viel sensibler auf die Anliegen von behinderten Menschen als noch vor zwanzig Jahren. Die wachsende Sensibilität gegenüber Schwächeren ist klar ein Trend. Ich bin im Gegensatz zu andern der Meinung, dass die Gesellschaft so solidarisch ist wie noch nie. Bloss ist die Solidarität heute anders organisiert als früher. Etwa mit Transferleistungen, Schutzbestimmungen, Gleichstellungs- und Antidiskriminierungsgesetzen. Klar: Glauben Sie also, dass es die Invalidenversicherung (IV) in zwanzig Jahren also noch geben wird? G.T.R.: Ich sehe keine Anzeichen dafür, dass es sie nicht mehr geben sollte. Der Solidaritätsgedanke ist nicht tot, und aus Spargedanken darf man noch nicht schliessen, dass die Gesellschaft die Schwächeren nicht mehr mittragen will. Klar: Durch die technischen Entwicklungen können immer mehr Hilfsarbeiten an Roboter delegiert werden. Wie wird sich der Arbeitsmarkt für Menschen mit einer Behinderung entwickeln? G.T.R.: Die technischen Fortschritte erlauben Menschen mit einer Sehbehinderung eine bessere Teilnahme am Arbeitsmarkt. Die Arbeit wird generell intellektuell anspruchsvoller. Wissen ist enorm wichtig und wird es immer mehr. Selbst im klassischen Handwerk gibt es immer mehr Wissensanteile. In einem Auto befinden sich heute zahlreiche Computer. So hat sich der Beruf des Automechanikers in verschiedene Berufe aufgeteilt. Die Arbeitswelt verändert sich also. Die Bedeutung einer D:\68614808.doc 7/38 Sinnesbehinderung wird in der Wissensgesellschaft kleiner. Ausserdem glaube ich nicht, dass uns die Arbeit ausgehen wird. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird es in Zukunft eher zu wenige Arbeitskräfte geben. Gerade dies aber ist eine Chance für Menschen mit Behinderungen, zumindest für jene ohne intellektuelle Einschränkungen. Klar: Blinde Menschen sind ihn ihrer Mobilität unter anderem dadurch stark eingeschränkt, dass sie nicht Auto fahren können. Tut sich hier etwas? G.T.R.: Google hat bereits ein Auto lanciert, das selbst fährt. Ob es sich auch in einer süditalienischen Grossstadt bewährt ist eine andere Frage. (In Kalifornien ist das Google-Auto im Strassenverkehr zugelassen, wenn eine Person mit Führerausweis mitfährt. Anm. d. Red.). Aber ich bin zuversichtlich. Technisch lässt sich alles machen. Es wird bloss noch eine Weile dauern, bis es sich durchsetzt. Klar: Beschleunigung ist ein Megatrend, den Sie genannt haben. Können sehbehinderte Menschen in einer beschleunigten Gesellschaft noch mithalten? G.T.R.: Jeder Megatrend hat seine Chancen und auch seine Risiken. Von den technischen Innovationen angetrieben hat sich unsere Gesellschaft immer weiter beschleunigt. Nun treten bereits erste Beschleunigungskrankheiten wie Burn out oder ADHS bei Kindern auf. Für viele Menschen wird die Entgrenzung von Arbeit und Freizeit zur Belastung. Die Halbwertszeit von Wissen ist kürzer. Ebenso diejenige von Beziehungen. Heute sind wir frei, unsere Beziehungen zu wählen. Wir werden nicht mehr aus wirtschaftlicher Not oder sozialer Norm in Beziehungen gezwungen. Umso mehr allerdings müssen wir sie pflegen, damit sie halten können. Dies geschieht vor allem bei jüngeren Menschen über die sozialen Medien, dank denen eine Art emotionales Rauschen aufrechterhalten wird. Hier sind Menschen mit einer Behinderung sicherlich nicht benachteiligt. Ausserdem kommt ihnen entgegen, dass sie nicht immer vor Ort sein müssen, um mit andern in Kontakt zu treten. Behinderung bedeutet oft Zwangsentschleunigung. Das ist per se natürlich eine Benachteiligung. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass jene, die unter der Beschleunigung leiden oft eine Sehnsucht nach Entschleunigung entwickeln. Zu jedem Megatrend gehört ein Gegentrend. Z.B. die Sehnsucht nach Ruhe, Qualität und Intensität. Menschen, die zwangsweise mit der Langsamkeit umzugehen gelernt haben, könnten eine Kultur der Entschleunigung entwickeln und eine Vorbildfunktion übernehmen. Man darf die Situation jedoch nicht verklären. D:\68614808.doc 8/38 Klar: Laut einer Studie des Schweizerischen Zentralvereins für das Blindenwesen (SZB) wird es 2030 sehr viel mehr Menschen mit einer Sehbehinderung geben, da es viel mehr ältere und alte Menschen geben wird und da 20% aller Menschen, die mehr als 80 Jahre alt sind, von einer Sehbehinderung betroffen sein werden. Stimmen Sie dieser Prognose zu? G.T.R.: Das stimmt, sofern sich der Prozentsatz der von Sehbehinderung Betroffenen in dieser Altersgruppe nicht ändert. Die Babyboomer werden dann 80 und mehr Jahre alt sein. Ich nehme allerdings an, dass die Rate der Sehbehinderten in dieser Altersgruppe eher abnimmt. Denn wir altern heute deutlich langsamer als früher. Unser biologisch-medizinisches Alter ist tiefer als unser kalendarisches Alter. Dies hat mit Wohlstand, Lebensbedingungen und medizinischem Fortschritt zu tun. Ich rechne also damit, dass es in Zukunft in der Kohorte der Menschen in hohem Alter prozentual eher weniger Menschen mit altersbedingten Behinderungen geben wird. Durch die schiere Menge der Babyboomers wird allerdings die Anzahl steigen. Kasten Georges T. Roos analysiert seit 1997 die treibenden Kräfte des gesellschaftlichen Wandels. Er ist Gründer von ROOS Trends&Futures www.kultinno.ch und der European Futurists Conference. Roos ist Autor verschiedener Studien. Zuletzt erschienen: Lifestyle 202X. Versuch einer Zeitdiagnose (2011). ISBN 978-3-033-03209-5 Legende S. 8: Georges T. Roos fotografiert von Alessandro Della Bella Legende S. 11: Im Februar 2011 besiegte Watson in der Quizshow Jeopardy den Champion Ken Jennings. Jennings hatte die Show vorher 74 Mal gewonnen. (AP Photo/Seth Wenig) Urlaubslektüre im Wandel der Zeit Urlaub bedeutet zwar Entspannung und Luftveränderung, kann aber die Selbstständigkeit eines blinden Reisenden auf eine harte Probe stellen. Besondere Sorgfalt sollte man bei der Wahl der Begleitperson walten lassen. Der Rest ist gute Organisation. Von Jean-Marc Meyrat D:\68614808.doc 9/38 Québec 1998 Während die alte Welt sich über den Doping-Skandal bei der Tour de France entrüstete, erkundete ich kurz vor der Jahrtausendwende mit meiner Frau Francine per Tandem die „Belle Province“ Québec. Damals waren Kassetten das einzige Medium für Hörbücher. Zum Glück gab es ja schon den Walkman! Aber eine unserer Satteltaschen mit Kassetten vollzustopfen, kam nicht in Frage. So mussten Francine und ich ein gutes Buch finden, das wir gemeinsam lesen konnten. Nach einigem Hin und Her entschieden wir uns für Jean M. Auels Ayla und der Clan des Bären, dem ersten Band ihres Romanzyklus‘ "Die Erdenkinder". An Lesefutter mangelte es also nicht. Ich gebe zu, dass mich die prähistorische Barbiepuppe Ayla nervte, aber dafür liebte ich die Schilderungen der Sitten und Gebräuche unserer Urahnen in der letzten Eiszeit. Am Ufer des schönen, breiten Flusses Richelieu im Gras ausgestreckt liest Francine mir vor. Nach einer halben Stunde dann der folgende Dialog: - Schläfst du? - Nein. - Wo in der Geschichte sind wir denn? Was haben wir zuletzt gelesen? Ich muss gestehen, dass ich in der Tat eingenickt war und den Faden verloren hatte. - Ich habe es satt, dieselben Seiten viermal vorzulesen. Entweder du machst ein Nickerchen und ich lese für mich, oder du hörst zu und ich lese weiter vor. Mein Nickerchen muss recht ausgedehnt gewesen sein, denn ich habe fast ein Dutzend Seiten verpasst. Fasziniert von der Geschichte, gebe ich mir alle Mühe, die Augen offen zu halten, aber vergebens. Als ich schliesslich aufwache, schweigt Francine. Selbstständige Ferien In den folgenden Urlauben gab es dann schon Hörbücher im MP3- und DAISY-Format, erst auf CD, dann auf digitaler Speicherkarte. Ein Buch gemeinsam zu lesen war nun nicht mehr zwingend erforderlich. Dafür gab es Lesegeräte mit Sprachsynthese zum Abspielen von Dateien, die man D:\68614808.doc 10/38 bei der Westschweizerischen Hörbibliothek gleich zu Dutzenden von der Website herunterladen konnte. Ironie des Schicksals: Francine ist selbst auf den Geschmack gekommen und hört so gern Audiobücher, dass wir uns mit Behagen ein Paar Ohrknöpfe teilen. Wenn das nicht wahre Liebe ist! Inzwischen lade ich meine Bücher auf mein iPhone. Allerdings lese ich viel weniger, seit ich Podcasts bekommen kann. Meine LieblingsRadiosendungen begleiten mich überall hin. An Hotelrezeptionen lautet meine erste Frage, bevor ich überhaupt das Zimmer gesehen habe oder weiss, wann das Frühstück serviert wird: Gibt es ein W-LAN und wenn ja, kann ich bitte gleich das Passwort haben? Neue Technologien sorgen für Gleichberechtigung in der Ehe! Während ich früher auf unserem Tandem lediglich für die Klingel zuständig war, die ich auf Zuruf betätige, bin ich heute vollwertiger Kopilot. Früher drehte meine Frau langsam Runde um Runde im Kreisverkehr beim krampfhaften Versuch, die Karte auszubreiten. Die Zeiten sind vorbei! Heute bin ich derjenige, der ihr dank der GPS-Apps auf meinem iPhone die Richtung vorgibt. Unterwegs bin ich derjenige, der Sehenswürdigkeiten auswählt, Abfahrtszeiten öffentlicher Verkehrsmittel abfragt und gleich noch das nächste Hotelzimmer bucht. Ich werde wieder mehr lesen Die vielen Funktionen des iPhones erlernt man am besten Schritt für Schritt. Gerade eben habe ich einen Riesensprung voran gemacht. Ein Freund erklärte mir geduldig, wie es funktioniert, und nach ein paar Probeläufen kann ich inzwischen eBooks abrufen. Und jetzt raten Sie mal, was ich gerade lese? Genussvoll verschlinge ich Antoine Blondins "Sur le Tour de France". Aber mag die neue Unabhängigkeit noch so befreiend sein – nie vergesse ich die herrliche Dreiecksbeziehung zwischen mir, Francine und Ayla am Ufer des grossen, schönen Flusses Richelieu in Québec! Im Trend aufgehen "Kleider machen Leute", besagt das Sprichwort. Aber Mode ist für Sehbehinderte eine zusätzliche Herausforderung auf dem ohnehin D:\68614808.doc 11/38 glatten sozialen Parkett. Wer sich aufgrund der Behinderung ausgestellt fühlt, möchte oft nicht mit Kleidern zusätzlich auffallen. Von Naomi Jones Visuelle Kommunikation Jonas Pauchard und Andreas Schroth treffen sich zum Shopping. Andreas hat soeben seine Ausbildung abgeschlossen, Jonas besucht das Gymnasium. Beide geniessen die freie Zeit der langen Ferien. Sie wollen eine neue Hose kaufen, bevor sie an diesem sommerlichen Nachmittag ins Schwimmbad gehen. Jonas faltet seinen weissen Stock zusammen und hängt sich bei Andreas ein. Aus Kleidern schliessen wir auf Haltungen, Werte und sozialen Status. Wir wollen mit Mode unsere Individualität unterstreichen. Die Sache hat einen Haken. Mode ist visuelle Kommunikation. Jonas will zu Jack&Jones. Es ist seine Adresse, wenn er Hosen braucht. Andreas, der sehbehindert ist, mag den Laden nicht sehr gern: "Für mich ist die Beleuchtung schlecht. Ich gehe lieber zu WE-Fashion. Der Laden ist hell ausgeleuchtet und die Bedienung besser. Aber die Kleider sind dort teurer." Dennoch führt er seinen Freund zielstrebig durch die Berner Laube bis zum Geschäft. Im Laden findet Andreas das Gewünschte rasch. Mode ist insbesondere für blinde Menschen Glatteis, das sie nicht umgehen können. Die meisten möchten sich richtig anziehen, also zeitgemäss und dem Anlass entsprechend. Jedoch können sie nicht tagtäglich ihr Umfeld beobachten und sich anpassen. Sie können an ihren Mitmenschen keine Reaktionen ablesen und sind dadurch in ihrer Wirkung verunsichert. "Mode ist mir eigentlich zu kompliziert", meint Jonas. "Sie ist mir aber nicht egal, denn ich werde aufgrund meiner Kleider beurteilt. Somit beuge ich mich der Mode soweit als nötig." Er trägt ein grünes Marken-T-Shirt, dazu eine marineblaue Dreiviertelhose und blaue Turnschuhe. Andreas' Poloshirt ist dunkelblau. Auch seine Hose reicht bis auf die Waden. Dazu Flip-Flops. Die Freitagtasche haben sich beide im Stil der Velokuriere quer über den Torso gehängt. Obwohl jede Freitagtasche ein Einzelstück ist, sehen diese beiden Taschen sehr ähnlich aus. Beratung Andreas nimmt eine Hose vom Stapel. "Diese hier ist blau." Jonas befühlt den Stoff und die Form. Hat sie aufgesetzte Taschen? Jonas sucht eine D:\68614808.doc 12/38 schlichte Hose. "Mainstream", wie er sagt. "Ich möchte mit meiner Kleidung nicht auffallen. Das tue ich schon mit meinem Blindenstock." Blinde und sehbehinderte Menschen entwickeln ähnliche Strategien, um mit dem Phänomen Mode umzugehen. Die meisten ziehen Familienmitglieder und Freunde zu Rate. Dies ist aber nicht immer problemlos, wie Dayadi Müller in ihrer Masterarbeit an der Zürcher Hochschule der Künste aufzeigt. Junge Frauen etwa möchten sich vom Stil ihrer Mütter loslösen. Andreas erzählt, dass es mit seiner Ex-Freundin schwierig war, Kleider einzukaufen. Sie hatte eine andere Vorstellung davon, was zu ihm passe, als er. Für Jonas und Andreas sind Feedbacks von Kollegen besonders wichtig. Auch wenn sie nicht nur positiv sind. Mit Kollegen, das bestätigen beide, seien sie viel mutiger als zum Beispiel mit der Mutter und kauften auch mal was Verrücktes. Und wenn sie gemeinsam ein Konzert besuchen, beschreibt Andreas, was die Bandmitglieder und Fans tragen. Die grossen Läden von Kleiderketten sind für viele blinde Menschen ohne Begleitung nicht zugänglich. Das Personal hat keine Zeit für sie und ist in der Regel nicht entsprechend ausgebildet. Aus diesem Grund gehen Menschen mit einer Sehbehinderung oft in teure Markengeschäfte, obwohl das Budget knapp ist. Allerdings ist es auch hier wichtig, dass ein Vertrauensverhältnis zum Personal entstehen kann. "Man muss die Ehrlichkeit der Verkäuferin prüfen", so Jonas. "Am Schluss will sie ja doch bloss etwas verkaufen." Eveline Marty von der Boutique Vivace Modes in Luzern sieht dies anders. "Ich finde Ehrlichkeit im Verkauf grundlegend." Im Zweifelsfall würde sie lieber nichts verkaufen, so Marty. Sie bildet auch angehende Verkäufer und Verkäuferinnen aus. Im dritten Lehrjahr sind Kunden mit speziellen Bedürfnissen Thema. Hier wird der Umgang mit sehbehinderten Kundinnen kurz behandelt. Eveline Marty, die seit bald zwanzig Jahren im Geschäft ist, denkt, dass es auch in grösseren und preiswerten Geschäften ausgebildetes Personal gebe, das sich Zeit für blinde Kunden nehmen könne. Etwa bei Voegele, C&A oder Manor bzw. bei Zara und Mango für ein jüngeres Publikum. "Und wenn die blinde oder sehbehinderte Person vorher anruft und sich anmeldet, wird sich bestimmt jemand Zeit für sie nehmen", meint Marty. Stil Andreas hat Jonas unterdessen andere Modelle gebracht. Er beschreibt sie geduldig. Mit seiner Lupenbrille sucht Andreas nach dem Preisschild und den Angaben zur Grösse. Die Vintage-Jeans mit vorfabrizierten Löchern ist nicht Jonas Stil. Die Hosen mit Camouflage-Aufdruck hat Andreas gar nicht erst gebracht. D:\68614808.doc 13/38 "Früher waren Marken für mich sehr wichtig", erzählt Jonas. "Ich dachte, ich könne mich besser orientieren, wenn ich mich auf eine kleinere Auswahl konzentriere. Ausserdem hoffte ich, darin meinen eigenen Stil zu finden." Dann räsoniert er weiter: "Ich habe meinen Stil noch nicht gefunden. Ich muss auf andere hören. Es ist somit deren Stil. Allerdings fühle ich mich darin wohl. Also ist es auch meiner. Aber: Muss ich überhaupt einen eigenen Stil haben?" Jonas wählt drei Modelle aus und lässt sich zur Umkleidekabine führen. Zwei passen. Er führt sie vor: helles Blau die eine, knalliges Rostrot die andere Hose. "Die rote Hose wirkt frecher", kommentiert Andreas. Jonas wählt rot. Kasten: In ihrer Masterarbeit "Giuding the senses" an der Zürcher Hochschule der Künste untersucht Dayadi Müller wie blinde Menschen mit Mode umgehen und erarbeitet vor dem Gedanken der Gleichstellung Lösungsvorschläge. Im Rahmen der Arbeit hat sie das Konzept einer auf die Bedürfnisse blinder und sehbehinderter Menschen ausgerichtete Modewebsite erstellt. Legende: Jonas Pauchard und Andreas Schroth fotografiert von Naomi Jones Fokus Der positivste Ausdruck, den Gleichgültigkeit haben könnte Michael Fehr wurde im Juni 2013 für seinen Erstling, "Kurz vor der Erlösung", mit dem mit 10'000 Franken dotierten Literaturpreis des Kantons Bern ausgezeichnet. Fehr schloss 2012 das Literaturinstitut in Biel ab. Er ist sehbehindert. Von Naomi Jones "Kurz vor der Erlösung" erzählt in 17 Spoken Word Texten, was an verschiedenen Orten am Heiligen Abend geschieht. Dabei mutet keine der Geschichten besonders weihnächtlich an. Wir lesen von einem missmutigen Bauern, der ein Zigeunerpaar in seinem Stall aufscheucht, von einem Soldaten im Schützengraben und von einer Chirurgin, die einen Kaiserschnitt macht, um nur ein paar zu nennen. Alle Figuren werden an D:\68614808.doc 14/38 einem bestimmten Punkt der Geschichte von der feierlichen Stimmung des Moments erfasst. Klar: Wie arbeitest Du? Ich habe gelesen, dass Du diktierst. Michael Fehr: Ich arbeite mit einem Programm, das wie ein sehr einfaches Textverarbeitungsprogramm funktioniert, aber indem ich Teilsätze aufspreche. Am Schluss habe ich eine playlist von vielleicht 10'000 Dokumenten. Wenn ich an der Feinarbeit bin, muss ich sehr genau wissen, was ich im Track 887 gesagt habe. Am Anfang meiner Texte stehen innere Bilder. Darin geht es um Wahrnehmung von Kraft. Es sind oft Konstellationen von Figuren und starken Farben. Sie ergeben für mich eine Geschichte, etwa so wie ich mir klassische Malerei vorstelle. Klar: Die Weihnachtsgeschichte bildet den Rahmen Deines Buches. Damit setzt Du die Erlösung in einen metaphysischen Kontext. Also wird sie etwas sehr Grosses. Was ist die Erlösung aber für Dich? M. F.: Eigentlich ist es eine Entkrampfung. Sie ist der positivste Ausdruck, den Gleichgültigkeit haben könnte. Gleichzeitigkeit von wach und in Ruhe sein. Denn Wachheit, also Aufmerksamkeit ist etwas Aktives, etwas Neugieriges, das etwas will. Und trotzdem ruhig. Klar: Sind also das aktive Sein und das etwas Wollen verkrampft? M. F.: Ja, wir trennen den Willen nicht mehr vom Resultatzwang. Aber der Wille und das Bestreben sind sehr nötig. Denn ich meine nicht Lethargie oder Resignation, sondern Gleichgültigkeit gegenüber dem Resultat. Davon erzählt das Buch. Wir können solche Situationen erleben. Aber wir können sie nicht machen. Ich möchte sie aber immer wieder erleben und zwar unbedingt. Das Problem liegt zwischen dem Willen und dem Zwang zum Resultat. Und das interessiert mich sehr. Klar: Hat es etwas damit zu tun, sich dem Schicksal hinzugeben? Den Dingen ihren Lauf lassen? M. F.: Ja sehr. Darum behaupte ich, dass ich ein selbstverhinderter Gläubiger bin. Ich kriege den Moment des sich hingeben nicht zustande. An wen oder was sollte ich mich hingeben? Wem könnte ich vertrauen? D:\68614808.doc 15/38 Klar: Gab es Situationen, in denen Du gar nicht anders konntest, als Dich hineinzuschicken? M. F.: Die gibt es eben und dies ist interessant im Zusammenhang mit der Behinderung. Ich trage, solange ich denken kann, ein Schuldgefühl im christlichen Sinn mit mir herum. Klar: Also ein Schuldgefühl behindert zu sein? M. F.: Ja, und zwar obwohl ich keinen explizit christlichen Hintergrund habe. Ich trage einen Umstand mit mir herum, nämlich die Behinderung, für die es keine Erklärung gibt. Ich habe aber, wie jeder Mensch den Wunsch nach Erklärung. Offenbar habe ich schon sehr früh, den Kurzschluss auf Schuld gemacht. Die Behinderung ist ein Mal, ein Brandmal, eine Zeichnung, was natürlich eine äussere Figur impliziert, die mir das Mal verpasst hat. Nun könnte man sagen, dass ich sehr unkritisch sehr wohl gläubig bin. Denn der Gedanke daran, dass dir eine Strafe erteilt wird, ist automatisch der, dass jemand diese Strafe erteilt. Dies hat dazu geführt, dass ich sehr lange versucht habe, den Schuldberg ja nicht zu vergrössern. Gleichzeitig vertraute ich darauf, dass diese Milchbüchleinrechnung korrekt geführt würde und dass mir auch nichts Weiteres passieren würde, sofern ich mich regelkonform benähme. Mit etwa 27 Jahren habe ich plötzlich das Gefühl in meiner rechten Körperseite verloren. Man fand einen Tumor in der Wirbelsäule, von dem man ein Jahr lang nicht wusste, ob er gut- oder bösartig sei. Im Resultat ist alles verhältnismässig gut gegangen. Aber hier ist mir etwas passiert, obwohl ich die ganze Zeit dachte, dass wenn ich klein und anständig wäre, mir nichts mehr geschehen würde. Als ich geheilt aus dem Krankenhaus kam, wusste ich, dass ich Künstler werde. Ich musste niemandem mehr genügen und ich wusste, dass man unter Umständen nicht ewig Zeit hat. Das war ein sehr befreiender Anfang. Heute mache ich die Dinge, weil ich sie will. Klar: Warst Du da von der Schuld befreit, weil es offenbar keine Milchbüchleinrechnung gibt? M. F.: Genau. Das ist für mich ein neuer vorstellbarer Gedanke, der früher unmöglich und jetzt zeitweise tragend für meine Handlungen ist. Er macht mich mutig, z.B. meine Behinderung nicht zu beachten. Ich mache jetzt etwas, weil ich es will, ohne mir zu überlegen, ob ich es kann. Es sind kleine Dinge. Trotzdem. Es hat damit zu tun, Verantwortung und Kontrolle abzugeben. D:\68614808.doc 16/38 Klar: Du warst von Geburt an sehbehindert? M. F.: Ja, ich habe eine juvenile Makuladegeneration. Ich sehe sehr unscharf. Farben sehr gut. Formen und Bewegungen. Vieles erschliesst sich mir, indem es sich bewegt, oder indem ich mich im Verhältnis dazu bewege. Vieles erschliesse ich aus dem Kontext, also indem ich denke. Das gibt ein Weltbild aus lauter Substituten. Ich habe ein Repertoire von Gegenständen, an denen ich die mir begegnenden Gegenstände vergleiche. 15 Versionen Klappstühle. Ist dies auch einer? Das machen vermutlich alle. Nur bin ich mir dessen sehr bewusst, weil ich es aktiv machen muss. Klar: Das erinnert mich an Platons Höhlengleichnis und seine Ideenlehre (Vgl. Kasten). Welchen Einfluss hat dies aber auf Deine Sprache? Als ich Dein Buch gelesen habe, habe ich vor mir das blinde Kind am Wasser gesehen, das fragt, was etwas ist. Weil es den Begriff nicht versteht, fragt es weiter und die Person präzisiert mit einem Synonym, das das Kind ebenfalls nicht versteht. So geht es weiter. Für mich als sehende Leserin wurden die Begriffe immer hohler, was mich aber auch faszinierte. M. F.: Diesen Schluss darfst Du nicht machen. Wird durch das Umkreisen von etwas und das zunehmende Bewusstsein, dass es gar nicht benennbar ist, der Begriff entleert oder füllt es ihn mit einer gewissen Lebendigkeit? Wird etwas nicht gerade erst dadurch lebendig, dass ich erkenne, dass ich es nicht festhalten kann, dass ich es nicht auf eine Tatsache bringe, sondern nur auf eine Handlung? Wir sind nicht in der Lage, Zustände zu erfassen, sondern nur Handlungen. Wahrnehmung setzt Bewegung voraus, weil sie dadurch Verhältnismässigkeit erkennt. Und ohne Verhältnis geht es nicht. Bewegungen aber sind unendlich viele Zustände neben- und miteinander. Ein Zustand allein ist schlecht wahrnehmbar. Indem ich immer nochmal neu benenne, geraten ich wie auch das Wesen, dessen was mir vorschwebt, in Bewegung und wird lebendig. Der Rest stimmt aber total. Ich komme mir oft blind am Wasser vor und möchte wissen, was es ist. Klar: Überträgt sich hier Deine visuelle Wahrnehmung in die Sprache? M. F.: Vielleicht insofern, als dass ich früh gemerkt habe, dass fast nichts so ist, wie es scheint bzw. dass es sich im nächsten Moment wieder ändern kann, selbst wenn es so ist, wie es scheint. Die Auflösung von vermeintlich Tatsächlichem. Dies ist für andere vermutlich nicht so präsent. Für mich ist es üblich. Metamorphosen sind für mich Alltag. Es geschieht, dass ich denke, etwas ist ein Aschenbecher, dann ist es plötzlich ein Hund, der so D:\68614808.doc 17/38 hoch ist wie üblicherweise ein Aschenbecher im Restaurant und so glänzend und so still und star … Dieses Bewusstsein ist für meine Weltanschauung prägend und die Metamorphose ist etwas vom Wichtigsten für meine Kunst. Klar: Gibt es ein Initialbild für Dein Buch, so wie Du es eingangs beschrieben hast? M. F.: Ich kann mich nicht daran erinnern. In "Kurz vor der Erlösung" geht es um Fragen, die mich beschäftigen, seit ich denken kann: Was liegt zwischen dem Potenzial und dem tatsächlichen Erscheinen eines erlösenden Ereignisses? Was geschieht zwischen der Möglichkeit von etwas Lösendem und der Manifestation von etwas Lösendem. Oder ist die Möglichkeit das Lösende selbst? Gibt es die Verwirklichung von etwas Lösendem, oder ist die Verwirklichung, also das Eintreten der Tatsache, dass es erlöst, eine Bindung? Der Eintritt der Erlösung ist möglicherweise eine gewisse Wahrheit. Wenn es eine gewisse Wahrheit ist, ist es möglicherweise gebunden, an sich selbst gebunden, indem es nicht mehr bestreitbar ist. Währendem eine Möglichkeit das Wagen eines Kipp-Moments mit sich trägt. Vielleicht liegt das Lösende in diesem Kipp-Moment, weil hier noch Bewegung möglich ist. Liegt das Erlösende also in der Schwebe oder kann es als Zustand eintreten? Aber ist es nicht eben dann gebunden ergo nicht mehr löslich? In unserer Tradition ist das Evangelium die Metapher für diese Frage. Im Zusammenhang mit den Juden kann man sich aber fragen, ob der Erlöser schon gekommen ist oder ob wir nicht immer noch warten. Es gibt also eine Tradition, die den Eintritt der Erlösung verneint. Indem sie dies tut, hält sie die Erlösungsfrage in der Schwebe. Ist nicht vielleicht gerade dies die Erlösung, dass die Erlösung global betrachtet in der Schwebe bleibt? In unserer Tradition steht die Weihnachtsgeschichte für etwas, das mich beschäftigt. In einer andern Tradition hätte ich eine andere Geschichte als Hintergrund des Buches gewählt. Das Wesen des Werkes wäre aber dasselbe. Klar: Eine Kritikerin schreibt, die Sätze oder Kapitel könnten in beliebiger Reihenfolge stehen. Ich bin nicht dieser Meinung. M. F.: Nein. Das Buch erzählt eine Geschichte. Die passiert so. Sie beginnt mit Josef und Maria, die noch nicht so heissen, und hört beinahe dort wieder auf. Anderseits kann die Reihenfolge, nachdem die Geschichte bekannt ist, in Bewegung geraten. Denn das Buch hört eigentlich nicht auf. Es wirkt anders, wenn man es ein zweites und ein drittes Mal liest. D:\68614808.doc 18/38 Klar: Gibt es einen wichtigsten Satz, einen Kern? M. F.: Dies ist eine Frage des Gesichtspunktes. Unter dem Gesichtspunkt der Auseinandersetzung mit Existenz überhaupt ist es die Geschichte des Soldates, weil dort jemand stirbt. Dort geschieht die einzige tatsächliche Erlösung, auch wenn es nur die von der Leiblichkeit ist. Alle andern Sätze dienen dann nur diesem zu. Wenn man das Buch unter einem politisch engagierten Kontext liest, sind der König und der Fusssoldat die wichtigsten Sätze. Sie sprechen von Hierarchie, Ausnutzung, Macht, Missbrauch. Dort ist eine Anbindung an eine heutige politische Realität. Im Hinblick auf das Phänomen der Wahrnehmung von Schein und Sein ist der fünfte Satz der wichtigste, der scheinbare Fischer und wirkliche Säufer. Ich arbeite im ganzen Buch mit diesem Phänomen. Aber hier benenne ich es sogar im Titel. Man könnte den Titel dieses Satzes auch umkehren. Der scheinbare Säufer und wirkliche Fischer. Er benimmt sich so wie ein Fischer. Nur ist nichts am Hacken. Etwas sieht so aus, aber ist es nicht vielleicht doch eher so? Es geht vom Schein zu einem andern Schein zu einem andern Schein zu einem andern… Ohne den Schein zu einer Realität zu vergewaltigen. Das Buch will Dich da berühren, wo Du jetzt denkst und fühlst. Und das Buch nimmt seine Lesenden sehr ernst und für mündig. Es nimmt Dich nicht in Spannung gefangen und führt Dich nicht hinters Licht. Es möchte, dass Du Freude am Denken hast. Kasten Michael Fehr: Kurz vor der Erlösung. Siebzehn Sätze Erschienen bei: Der gesunde Menschenversand, 2013. ISBN 978-3905825-51-0 www.menschenversand.ch Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags. Der Verlag "Der gesunde Menschenversand" ist spezialisiert auf Spoken Poetry und publiziert vor allem CDs Höhlengleichnis: Im Höhlengleichnis beschreibt der Philosoph Platon eine Gruppe von Gefangenen, die ihr ganzes Leben in einer Höhle verbracht haben. An einer Wand der Höhle sehen die Gefangenen Schatten von Menschen und Gegenständen ausserhalb der Höhle. Weil sie gefesselt sind, können sie den Ursprung der Schatten nicht sehen und halten diese für reale Wesen. Platon illustriert mit dem Gleichnis seine Ideenlehre. Wie die Schatten in der Höhle bloss Abbild von anderen Gegenständen sind, sind nach Platon D:\68614808.doc 19/38 alle sinnlich wahrnehmbaren Dinge bloss Abbild von unveränderlichen Ideen oder Urbildern. Diese Ideen sind nach Platon Voraussetzung für die Existenz der sinnlich wahrnehmbaren Dinge, können jedoch selbst nur mit der Vernunft nicht aber mit sinnlicher Wahrnehmung erfasst werden. Legende: Michael Fehr fotografiert von Alozija Arambasic Fünfter Satz - Der scheinbare Fischer und wirkliche Säufer Auszug aus dem Spoken Skript "Kurz vor der Erlösung" von Michael Fehr. Und zur gleichen Zeit am flotten also freundlichen und friedlichen und munteren und eiligen Strome dessen Ränder dick und prall zugefroren waren den oben zugefrorenen Rändern nach ging unten dem Grund nach sehr fein und sehr sanft die Widerströmung die über Kies also feine Steinlein und über Schutt also gröbere Steine und über Kempen also grobe Steine sanft ein wenig ripste also darüberschmirgelte und ein wenig im Kies wühlte und diesen ein wenig aufwühlte und aufwirbelte wobei die Steinlein aneinander und an den gröberen Steinen ripsten also rieben und ziemlich knirschten aber die Akustik war wegen des marginalen Eisdeckels gegen sonst ziemlich anders und zwar versetzte dieser eisige Deckel dem Knirschen welches friedlich vom Grund her kam freundlich einen Dämpfer und repressierte es unterdrückte es also und hielt es also nieder und knirschte derweilen selber und lauter seinerseits unter dem Druck der Strömung welche stark war und deckte so den Ton D:\68614808.doc 20/38 welchen unten die Steinlein wegen der Widerströmung beim Reiben abgaben zu und so verlor die Widerströmung vor lauter Sanftmut den Mut verlor also den einenweg also ohnehin schwachen Widerwillen und verlor den eigenen Widerweg gab also auf gab also nach gab also ab liess also nach kam unter dem Eis hervor war nunmehr gewillt den allgemeinen Weg der Strömung einzuschlagen strebte darum nach der Mitte des Stromes und scherte ein in die Strömung verlor sich in der flotten Strömung gab sich auf gab sich ab gab sich hin liess sich gehen machte freundlich mit ging friedlich mit hielt eilig mit war strömungskonform bekam aber dann wieder einen Widerwillen wenngleich einen sanftmütigen gutmütigen schwachen bekam Mut doch nicht weiter mitzumachen doch nicht weiter mitzugehen drängte schwach gegen aussen gegen die Ränder hin scherte aus der Strömung aus drängte guten Mutes unter das Eis um wieder zu widerstreben und dagegenzuhalten und wieder als Widerströmung gegen die Strömung anzukommen und kam auch an und war wieder ein wenig nonkonform die Nacht war indessen wirklich ganz und gar konform und recht hell also eintönig und recht einhellig marineblau und der Mond war wirklich ganz und gar blassgolden und riesengross und voll D:\68614808.doc 21/38 und der Strom war breit und war wie der stille Nachthimmel marineblau da am Himmel oben war kein Stern es war also kahl und also karg marineblau da oben bis auf den einsamen blossen also baren also nackten also blanken vollen also völligen also fülligen also bauchigen also dicken und prallen also riesigen müden also faden also faulen also matten also blassen also bleichen also weissgoldenen Mond die Sterne waren aber scheinbar da herabgefallen auf den Strom und gaukelten und schaukelten und glitzerten und funkelten glänzig weissgolden auf den gleitigen also eilig dahingleitenden weichen marineblauen Wellen scheinbar waren die Sterne auf den Strom herabgefallen aber in den Strom hinein waren sie nicht gefallen versunken waren sie also nicht darum war im Strom kein Licht kein Marineblau und kein Gold nicht in der Mitte wo die starke Strömung war nicht am Rande unter dem Eise da war darum Tiefschwarz und in solchem Schwarz wirbelte einmal hinauf und einmal hinab und wühlte manchmal am Grund in Steinlein und ripste über Steine ein einsamer schwerer Haken ohne nichts welcher an einer Schnur hing die wiederum durch Tiefschwarz hinaufstieg und dann wieder in die marineblaue Nacht heraufkam D:\68614808.doc 22/38 und da in solch blauer Nacht am Strome auf dem marineblauen Eisdeckel eine Fellmütze auf dem Kopf an der sich hinten ein Teil herunterklappen liess so dass er weit herabkam und warm wie Flaum die Ohren zudeckte in einer dicken wattierten weichen Jacke in gehörigen also schweren gefütterten Stiefeln in anthrazitgrauer Wollhose in einer Hand die lange Rute deren dicken hinteren Teil unter die Achsel geklemmt in der anderen Hand ein Metallfläschlein silbern mit Schraubverschluss dessen Deckel an einem Kettlein an ihm hinunterhing und dessen Loch am Hals dem am Maul hing welchem beide Hände gehörten dem wegen des Eises sonderbar gedämpften und unterdrückten Ton des Stromes lauschend und hindurchdringend aus der fernen Stadt gleich viel die zarten hohen als die brachialen tiefen Glocken der groben Kathedrale anschlagen hörend unentwegt schnürfelnd also die kardinalsrote Nase hochziehend die marinebläulich war im Dunkeln insgesamt also violett schien welche jedoch niemand sah da nah niemand um den Weg also niemand zugegen war das kalte Gesöff welches wohlig heiss machte im Ranzen also im Bauch ankommen spürend der flotte also freundliche und friedliche und gemütliche scheinbare Fischer und wirkliche Säufer hob in Betrachtungen der eisigen Strömung und des knirschenden Eises unter seinen Stiefeln versunken D:\68614808.doc 23/38 und von der Hitze die ihn alle Schlucke durchströmte angeschlagen die angeschlagene raue Singstimme in die Nacht und melodierte und modulierte Halleluja Halleluja Leben mit einer Sehbehinderung Die Apfelschule Wie Smartphones und Tablets unsere Selbständigkeit erhöhen Von Urs Kaiser Hören, was das Auge nicht sehen kann Die Sehbehinderung ist in erster Linie eine Informationsbehinderung. Durch das fehlende oder eingeschränkte Sehvermögen sind uns blinden und sehbehinderten Menschen viele Informationen nicht oder nur mittelbar zugänglich. Das gilt nicht bloss für das geschriebene Wort, sondern auch für Informationen aus unserer Umgebung. Und genau da leisten die Smartphones und Tablets für uns unverzichtbare Dienste. Sie vermitteln uns den direkten und selbständigen Zugang zu einer Fülle von Informationen. Sie machen uns diese Informationen durch Vergrösserung oder Umwandlung in Sprache oder Blindenschrift zugänglich. Die Vorreiterrolle von Apple Lange Zeit galten Touchscreens (berührungsempfindliche Bildschirme) für blinde Menschen als unüberbrückbare Barrieren: Blinde Personen können logischerweise nicht sehen, wo sie tippen müssen, um eine bestimmte Aktion auszulösen. Die Firma Apple hat jedoch eine Pionierleistung erbracht und mit „VoiceOver“ eine Lösung entwickelt, die auch blinden und stark sehbehinderten Personen die autonome Bedienung und Nutzung von iPhone und Co ermöglicht. Das Prinzip ist einfach. Ist VoiceOver eingeschaltet, sagt eine Stimme der blinden Person, welches Element der tastende Finger gerade berührt. Zum Aktivieren des Elements muss doppelt getippt werden. Um die Lese- und Steuerungsmöglichkeiten von VoiceOver voll auszuschöpfen, müssen rund 30 Gesten gelernt werden. D:\68614808.doc 24/38 Eine grosse Erleichterung der Bedienung haben zudem die sprachgeführte Assistentin Siri und die Diktierfunktion gebracht. Eine weitere Pionierleistung hat Apple damit geleistet, dass die Bedienungshilfen, wie VoiceOver, standardmässig in das Betriebssystem integriert sind und somit beim Kauf eines Apple-Produkts sofort aktiviert und genutzt werden können. Vielfältiger praktischer Nutzen Wie führt jemand, der nichts sieht, seine Agenda? Wie macht man Notizen, die man später wieder lesen will? Und wie schreibt eine blinde Person eine SMS?- Der grosse Vorteil der Smartphones liegt in ihrer vielfältigen Verwendbarkeit. Eine Telefonnummer nachschlagen, einen Termin eintragen, den Wecker stellen, eine Zugverbindung heraussuchen, ein Billett kaufen, die Tageszeitung oder ein Buch lesen, Radio hören oder Fernsehen – das alles und noch viel mehr ist dank der sprachgeführten Bedienung auch einer blinden Person möglich. Mit der eingebauten Kamera lassen sich Texte und Gegenstände fotografieren und interpretieren. Der eingebaute GPS-Empfänger ermöglicht die Positionsbestimmung und die Navigation. Spezielle Apps ermöglichen eine Lupenfunktion, die Lichtmessung und die Farberkennung. Gute Kenntnisse erhöhen den Nutzen Für gut sehende Leute zeichnen sich die neuen Geräte dadurch aus, dass sie weitgehend intuitiv bedient werden können. Für blinde User ist es nicht ganz so einfach. Wir müssen uns den Überblick schrittweise und mit System verschaffen. Entsprechend dauert es länger, bis wir mit dem Bildschirm und seinen Elementen vertraut sind. Eine gute Einführung mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung und nützlichen Hinweisen auf allerlei Kniffs und Tricks ist daher von grossem Vorteil. Betroffene helfen Betroffenen Grundsätzlich ist es möglich, sich das für die Bedienung eines iPhones oder iPads erforderliche Wissen selber anzueignen. Der Austausch mit andern blinden und sehbehinderten Usern ist aber sehr hilfreich. Vor diesem Hintergrund ist vor einem Jahr die Apfelschule entstanden. Sie ist ein Netzwerk von blinden und sehbehinderten Apple-Usern, die sich gegenseitig bei der Bedienung ihrer Geräte helfen. Das Internetportal www.apfelschule.ch dient dabei als Plattform, wo begeisterte Anwender und Anwenderinnen ihre Kenntnisse weiter geben. Kasten D:\68614808.doc 25/38 Auf www.apfelschule.ch befinden sich die Daten für Schnupper-, Basisund Aufbaukurse in Bern und Zürich, diverse Anleitungen, eine Helpline und vieles mehr. Die Apfelschule wird vom Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverband (SBV) unterstützt. Urs Kaiser, selbst blind und begeisterter Anwender der Appleprodukte, ist Gründer der Apfelschule. Ein offenes Ohr In der Sozialberatung einer Beratungsstelle für Sehbehinderte sucht die Sozialarbeiterin zusammen mit der betroffenen Person nach individuellen Strategien das Leben mit einer Sehbehinderung zu bewältigen. Von Beatrice Acuña Heute kommt Frau E. zu mir zum Beratungsgespräch. Ich lege eine kleine Auswahl gebräuchlicher Hilfsmittel bereit: Wecker mit grossen Ziffern, sprechende Uhr, Schreibhilfen, elektronisches Gerät zum Lesen von Hörbüchern und für Sprachnotizen, faltbarer weisser Stock. Zudem habe ich Informationen über Kurse, Aktivitäten und Mitgliedschaft beim Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverband (SBV) zusammengestellt. Am Telefon hat Frau E. zum Ausdruck gebracht, dass sie jetzt bereit ist, Hilfsmittel und Kursangebote kennen zu lernen. Raum für Gespräche In Krisensituationen sind Denken, Erleben und Handeln von belastenden Gefühlen bestimmt. Kreisende Gedanken engen ein. Eigene Fähigkeiten, Handlungsmöglichkeiten und Potentiale können nicht erkannt werden. Im Beratungsgespräch der Sozialberatung ist es daher wichtig, dass Menschen mit einer Sehbehinderung ein offenes Ohr für ihre Themen finden. Frau E. kam vor zwei Monaten zum Erstgespräch in unsere Beratungsstelle. Der Augenarzt hatte sie an uns verwiesen, um in einer Low Vision-Abklärung prüfen zu lassen, wie ihr vorhandenes Sehvermögen optimal genutzt werden könnte. Frau E. setzte grosse Hoffnungen in diese Abklärung und war sehr enttäuscht zu erfahren, dass ihre Lesefähigkeit D:\68614808.doc 26/38 sich kaum verbessern liesse. Im Anschluss an die Abklärung fand das Gespräch mit mir als Sozialarbeiterin statt. Frau E. zeigte in diesem ersten Gespräch kein Interesse an Hilfsmitteln, gutgemeinten Tipps oder sehbehinderungsspezifischen Techniken. Sie war sehr von ihren Gefühlen in Beschlag genommen. Als ich sie fragte, wie sie sich fühle, brach es geradewegs aus ihr heraus: Man könne nichts mehr machen, die Augenerkrankung sei nicht heilbar. Sie wisse nicht, wie es weitergehen solle. Lesen könne sie nicht mehr und ihre Hobbies könne sie nicht mehr ausüben. Frau E. sprach über Gefühle von Wut und Trauer. Sie äusserte ihre Befürchtungen und Ängste. Belastende Gefühle brauchen ein Ventil. In der Beratungsstelle als neutralem Ort ist möglich, was im Kreis der Angehörigen oft keinen Platz hat. Denn die Angehörigen sind meist ebenfalls von der Situation sehr belastet. Deshalb bemüht sich die sehbehinderte Person, tapfer zu sein und den eigenen Schmerz unter Verschluss zu halten. Neue Sichtweisen Eine Sehbehinderung hat einschneidende Auswirkungen im Alltag und es ist notwendig, andere Schwerpunkte zu setzen, Sichtweisen zu verändern und neue Techniken zu erlernen. Fensterscheiben sauber zu putzen, ist für Menschen mit einer Sehbehinderung zwar meist ein erfolgloses Unterfangen. Mit der Hilflosenentschädigung, die ihnen zusteht, können sie jedoch eine Putzfrau anstellen. Deshalb ist eine sehbehinderte Frau keine schlechte Hausfrau, sondern eine gute Managerin. Um zu einer solch selbstbewussten Haltung zu gelangen, braucht es Zeit für den Prozess der Trauer bevor eine Öffnung für Neues möglich ist. Es gehört in den Beratungsstellen für sehbehinderte Menschen zu den Aufgaben der Sozialberatenden, betroffene Personen in diesem Prozess zu begleiten. Nachdem Frau E. den ersten Schock überwunden hat, ist sie interessiert, mehr über Hilfsmittel, Techniken und Freizeitmöglichkeiten zu erfahren. Ich habe eine ganze Menge, die ich ihr heute zeigen kann. Kasten Beatrice Acuña ist Sozialarbeiterin und Leiterin der Beratungsstelle für Sehbehinderte des Schweizerischen Blinden- und D:\68614808.doc 27/38 Sehbehindertenverbandes (SBV) in Zürich. Sie ist hochgradig sehbehindert. Ferien und Reisen Immer mehr Reiseanbieter berücksichtigen die Bedürfnisse blinder und sehbehinderter Menschen beim Entdecken einer fremden Kultur. Zusammengestellt von Naomi Jones Das deutsche Paar Gabriele Tiedtke und Andreas Schneider verfügt nach eigenen Angaben über einen beruflichen Hintergrund im Gesundheitswesen. Sie organisieren Individual- oder Gruppenreisen auf den Britischen Inseln, die allen Menschen zugänglich sind, etwa den Trip zum Weihnachtsmarkt in Edinburgh vom 29. November bis am 23. Dezember. www.schottland-fuer-alle.com Die beiden Walliser Andrea Schild und Berno Z’Brun bieten in Russland Gruppenreisen für sechs bis acht Personen an, die sich auch für blinde und sehbehinderte Menschen eignen. Andrea Schild hat russische Literatur studiert, Berno Z'Brun hat lange in Russland gearbeitet. Die nächste Reise führt in den russischen Frühling und dauert vom 3. bis 11. Mai 2014. www.russlandreisen.ch In Italien führen die österreichische Kunsthistorikerin Martina Stromberger und der Biologe Andreas Sax das Landgut L'Ariete mit Ferienapartments und Restaurant. Sie bieten kulturelle Ausflüge für blinde und sehbehinderte Menschen in die Renaissance-Städte der Umgebung sowie geführte Wanderungen in Umbrien an. www.lariete.org Die Zugänglichkeitsberaterin Anastasia Kalou bietet multisensorielle Aktivitäten für Menschen, die Griechenland mit allen Sinnen erfahren wollen. Vom 31.Oktober bis am 3. November führt Kalou eine Gruppe durch Athen. Auf dem Programm stehen das Tactual Museum of Greece, griechische Instrumente und der Besuch einer Töpferei. www.accessgreece.com Das Resort Edelweiss in Sri Lanka wurde von den Bündner Pflegefachleuten Monika und Armin Koch aufgebaut, die sich vor Ort für Waisenkinder und andere soziale Projekte engagieren. Für sehbehinderte D:\68614808.doc 28/38 und blinde Menschen bieten die Kochs zwei bis drei begleitete Reisen pro Jahr ab der Schweiz an. Die nächste Reise findet Mitte November statt. Eine weitere Reise ist im Frühling 2014 geplant. Monika Koch ist selbst sehbehindert und kennt die Bedürfnisse sehbehinderter Menschen bestens. www.resortedelweiss.ch Das Haus Baan Sanploen bietet behinderten Menschen, die auf Pflege oder Unterstützung angewiesen sind, Ferien in Thailand mit einer Eins-zueins-Betreuung an. Der Gastgeber und Reisebegleiter Pascal Frei ist ausgebildeter Fachmann Betreuung. Er holt seine Gäste auf Wunsch bereits am Flughafen Zürich oder zuhause ab und bringt sie wieder zurück. www.baan.sanploen.ch Kasten Die Zusammenstellung ist unvollständig und bezieht sich, ohne Gewähr, auf die Angaben der Anbieter. Sie befindet sich ausserdem auf der Website des Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes www.sbvfsa.ch in der Rubrik Pinnwand. Leserbrief Der Korbflechter und sein Assistent Ich bin blind und arbeite als Juristin in einer Anwaltskanzlei, wo ich die Fälle, die mit dem Assistenzbeitrag zu tun haben, betreue. Leider sieht es in der Praxis nicht so rosig aus, wie es in Ihrem Artikel rüber kommt. Ich kenne sehbehinderte Menschen, die am Pilotprojekt teilgenommen haben und keinen Assistenzbeitrag mehr erhalten. Ich kenne auch Menschen, die auf Grund des administrativen Mehraufwandes aufgeben mussten, nicht zuletzt deshalb, weil dieser von der Invalidenversicherung (IV) bei der Bedarfsermittlung nicht genügend berücksichtigt wird. Ich kenne Menschen, die aufgeben mussten, weil die IV Wartezeiten der Arbeitnehmer nicht berücksichtigt. Nun ist es aber so, dass der Arbeitgeber den Arbeitnehmer für Wartezeiten entschädigen muss, ob das die IV bei ihrer Bedarfsermittlung anerkennt oder nicht. Mit "aufgeben" meine ich, dass diese Menschen entweder zurück ins Heim müssen oder neu Ergänzungsleistungen beantragen mussten, was ein administrativer Mehraufwand bedeutet. Der Stundenansatz von CHF 32.80 ist sehr niedrig gehalten, denn es handelt sich dabei um das Arbeitgeberbrutto inkl. Ferienentschädigung von D:\68614808.doc 29/38 8.2%. Es ist auf dem heutigen Arbeitsmarkt üblich, eine Krankentaggeldversicherung für den Arbeitnehmer abzuschliessen, auch wenn es im Gesetz nicht ausdrücklich vorgesehen ist. Diesen Umstand berücksichtigt die IV nicht. So kenne ich schwerst behinderte Menschen, die mit diesem niedrigen Stundenansatz keine geeigneten Assistenzpersonen finden können, vor allem nicht im Raum Zürich. Der Assistenzbeitrag könnte eine gute Sache sein, aber in der Praxis fallen zu viele Menschen mit einer Behinderung durch die Maschen und die heutige Bedarfsabklärung, ausgearbeitet durch das Bundesamt für Sozialversicherung (BSV), ist zu wenig praxisnah. Irene Rohrbach-Gut News UNO-Behindertenkonvention Der Nationalrat hat am 21. Juni 2013 der Ratifizierung der UNOBehindertenkonvention durch die Schweiz mit 119 zu 68 Stimmen bei 4 Enthaltungen klar zugestimmt. Ein Rückweisungsantrag von SVPNationalrat Toni Bortoluzzi wurde verworfen. Nun geht das Dossier in die Kommission des Ständerates. Die UNO-Behindertenkonvention wird die nationale Gesetzgebung mit dem Diskriminierungsverbot und dem Behindertengleichstellungsgesetz sinnvoll ergänzen. Sie wird dazu beitragen, das bestehende Behindertenrecht zu präzisieren, Lücken zu schliessen und dessen Umsetzung zu beschleunigen. Seit 2008 ist die UNO-Behindertenkonvention in Kraft und wurde mittlerweile von 131 Staaten unterzeichnet. Mit einer Ratifizierung der Konvention bekennt sich die Schweiz zur Gleichstellung von Personen mit einer Behinderung. Die Behindertenorganisationen und damit auch der Schweizerische Blinden- und Sehbehindertenverband (SBV) begrüssen den Entscheid des Nationalrates. OS IVG-Revision 6b: Vorlage im Parlament gescheitert Die zweite Tranche der 6. Revision der Invalidenversicherung (IV) ist am 19. Juni 2013 im Parlament definitiv gescheitert (110 zu 72 Stimmen). National- und Ständerat fanden auch in der Einigungskonferenz keinen gemeinsamen Nenner. Die strittigen Punkte waren die Höhe des IV-Grades D:\68614808.doc 30/38 einer ganzen Rente sowie ein Interventionsmechanismus bei erneuter Verschuldung der Versicherung. Die Behindertenorganisationen haben sich von Beginn weg gegen die Sparmassnahmen der Vorlage gewehrt und sind erleichtert, dass kein Referendum ergriffen werden muss. OS Hindernisfreier Verkehrsraum Öffentliche Bauten und Anlagen müssen seit dem Inkrafttreten des Behindertengleichstellungsgesetzes für Personen mit einer Behinderung hindernisfrei erstellt werden. Während im Hochbau bereits längere Zeit eine entsprechende Norm (SIA 500) das behindertengerechte Bauen reglementiert, besteht im Tiefbau eine sogenannte Normierungslücke. Nun ist ein Normenentwurf (SN 640 075) für einen hindernisfreien Verkehrsraum in der Vernehmlassung. Die Norm für den hindernisfreien Verkehrsraum tritt voraussichtlich 2014 in Kraft. Sie enthält klare Anforderungen an die höhere Barrierefreiheit im öffentlichen Raum. Sie stellt sicher, dass Verkehrsanlagen nach standardisierten Grundsätzen im Sinne des Behindertengleichstellungsgesetzes für Personen mit einer Behinderung zugänglich sind. CL Hinweise Hilfsmittelworkshops Die Firmen Tools4theblind und Invasupport führen in Winterthur am 2., in Basel am 16. und in Bern am 30. November je eine Hilfsmittelausstellung mit Workshops durch. An den Ausstellungen werden unter anderem Braillezeilen und Vorleseprogramme, ein Laser-Langstock, ein sprechender Videorecorder und andere Hilfsmittel gezeigt. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, bitten die Organisatoren um Anmeldung bis am 23. Oktober 2013. Für die Workshops verlangen sie einen Unkostenbeitrag von 20 Franken. Anmeldung und Information: Tools4theblind GmbH, 052 222 1199, [email protected], oder Invasupport, 044 317 9014, [email protected] Führungen für Blinde und Sehbehinderte im Kunstmuseum Basel Blinde und Sehbehinderte sollen an einem kulturellen Grossereignis wie der Ausstellung Piet Mondrian - Barnett Newman - Dan Flavin teilnehmen können. Da man die wertvollen Gemälde nicht einfach berühren darf, braucht es eine Übersetzungsarbeit. Mal geschieht dies durch detailliertes D:\68614808.doc 31/38 Beschreiben der Werke, mal über den haptischen Impuls einer Nachbildung, mal über eine eingehende Beschäftigung mit der Biografie des Künstlers, mal nimmt der Guide die Haltung oder Position von im Kunstwerk dargestellten Figuren ein. Die Führungen werden vom Kunsthistoriker Christian Jamin durchgeführt, der bereits viel Erfahrung mit den besonderen Bedürfnissen eines blinden und sehbehinderten Kunstpublikums hat. Die Führungen werden für Gruppen von maximal zehn Personen durchgeführt. Information und Terminvereinbarung: Christian Jamin: 061 206 63 00, www.kunstmuseumbasel.ch Tagung: Studieren ohne Barrieren am 17. Oktober Am 17. Oktober 2013 findet an der Uni Basel die Tagung "Studieren ohne Barrieren - Menschen mit Behinderungen an Schweizer Hochschulen" statt. Vertreter und Vertreterinnen der Universität, von Gleichstellungsstellen und Behindertenorganisationen sowie von einer Behinderung betroffene Studierende diskutieren darüber, was Menschen mit einer Behinderung benötigen, um am Studienbetrieb teilhaben zu können und welche Unterstützung die Dozierenden im Umgang mit behinderten Studierenden brauchen. Sämtliche Referate werden im Anschluss der Tagung auf die Website der Universität Basel geschaltet: www.stob.unibas.ch E-Books bei der SBS Sehbehinderte und blinde Personen können bei der SBS neu E-Books ausleihen und kaufen. Unter online.sbs.ch stehen aktuell über 700 E-Books zum Download bereit. Bei E-Books lassen sich Schriftgrössen, Schriftart und Kontraste je nach Bedürfnis am Bildschirm des Readers einstellen. Zudem kann der Text mit einer synthetischen Stimme abgespielt werden. Die E-Books der SBS können auf Computern, Tablets und Smart-Phones gelesen werden, die mit einem Daisy 3-Abspielprogramm ausgestattet sind. www.sbs.ch Menu Online-Bibliothek. Innovation dank Studierenden Der Schweizerische Zentralverein für das Blindenwesen (SZB) unterstützt Masterarbeiten, die Ideen entwickeln, wie sich die Lebensqualität von sehbehinderten und taubblinden Menschen verbessern lässt. Bis Ende November dieses Jahres können sich Studierende von Schweizer Fachhochschulen und Universitäten, beim SZB um finanzielle Unterstützung ihrer Masterarbeit bewerben, wenn sie eine Arbeit mit entsprechendem Inhalt planen. D:\68614808.doc 32/38 Pinwand Occasion zu verkaufen Ein blaues Alto 2 Kontakt: Madame Donata Planchon: 024 471 29 59 Altes Tandem zu vergeben Fam. Geiser Seilereistrasse 16 3114 Wichtrach 031 781 40 63 Victor Reader gesucht Herr Bruno Cattin sucht einen occasion Victor Reader Wave und einen occasion CD-Spieler. Bruno Cattin Rue du Doubs 135 2300 La Chaux-de-Fonds 032 913 49 12 [email protected] Lesegerät Occasion Lesegerät mit aretierbarem Tisch und Stuhl zu verkaufen. Hertha Steiger Rebenstrasse 19a 9320 Arbon [email protected] Inserate DAB+-Radio für seheingeschränkte Menschen Der Schweizerische Zentralverein für das Blindenwesen SZB bietet erstmals ein von ihm mitentwickeltes Digitalradio an, das dank D:\68614808.doc 33/38 Sprachführung auch von seheingeschränkten Menschen problemlos bedient werden kann. Mit seinen fühlbaren Bedientasten sowie einem einrastenden Drehrad für die Senderwahl ist das neue DAB+- Radiogerät Noxon Journaline von Terratec sehr einfach zu bedienen. Zudem zeigt das Gerät die einzelnen Sender mittels Sprachwiedergabe akustisch an, was die Orientierung erleichtert. Es kann zusätzlich sogar als Funkwecker genutzt werden. Zu jeden Gerät wird eine Audio-Bedienungsanleitung auf CD mit geliefert. Sie erklärt Schritt für Schritt die Inbetriebnahme und Funktionalitäten. Das Gerät ist in den Sprachversionen Deutsch, Französisch oder Italienisch erhältlich. Bestellen Sie das interaktive DAB-Radio noch heute zum Vorzugspreis von CHF 149.– anstatt CHF 169.– (Aktion gültig bis 30.9.2013) über unseren Webshop www.szb.ch/shop, telefonisch 062 888 28 70 oder per E-Mail an [email protected]. Schweizerischer Zentralverein für das Blindenwesen SZB Hilfsmittel Niederlenzer Kirchweg 1 CH-5600 Lenzburg Eine Lehrstelle bei der Stadt Bern Direktion für Bildung, Soziales und Sport Bei der Direktion für Bildung, Soziales und Sport steht der Mensch im Zentrum. Per August 2014 bieten wir einem/einer motivierten Jugendlichen eine Lehrstelle als Kauffrau / Kaufmann (B-Profil) Ihre Aufgaben: Während der interessanten Berufsausbildung lernen Sie verschiedene Abteilungen kennen. Es erwartet Sie eine praxisnahe Ausbildung mit spannenden und vielseitigen Tätigkeiten. Ihr Profil: Sie haben einen Sekundarschulabschluss oder verfügen über einen Realschulabschluss mit einem 10. Schuljahr. Sie sind eine kontaktfreudige, zuverlässige und engagierte Person und arbeiten gerne im Team. D:\68614808.doc 34/38 Interessiert? Wir ermuntern insbesondere Jugendliche mit einer Sehbehinderung, sich zu bewerben. Bitte senden Sie uns Ihre vollständige Bewerbung mit einem Foto bis am 19. Oktober 2013 an: Direktion für Bildung, Soziales und Sport Herr Christian Lüthi, Berufsbildner Predigergasse 5 / Postfach 275 3000 Bern 7 [email protected] Tel. 031 321 68 81 www.bern.ch Ihre scharfe Begleitung unterwegs! Die portablen Bildschirmlesegeräte mit hoher Auflösung von Optelec Die Compact Familie ist komplett! Neben dem Compact 5 HD und dem Compact 7 HD ist nun auch das Compact 4 HD erhältlich. Mit der hochauflösenden Kamera erhalten Sie ein portables Bildschirmlesegerät mit einem grossen stufenlosen Vergrösserungsbereich von 1.5x bis 24x auf Bildschirmgrössen von 10, 13 oder 18 cm (Diagonale). Zeitgemässes Design und einfache Bedienung überzeugen. 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Jahrgang. Die Zeitschrift erscheint viermal im Jahr in Grossdruck (ISSN 2296-1976), Braille Vollschrift (ISSN 2296-1968), Braille Kurzschrift (ISSN 2296-2034), als DAISY-CD (2296-195X) und unter dem Titel "Clin d'oeil" auf Französisch. Redaktion: Naomi Jones (Chefredaktorin), Jean-Marc Meyrat (stv. Chefredaktor) Autoren: Jeroen von Rooijen (Bildlegenden), Beatrice Acuña, Urs Kaiser, Olivier Schmid (OS), Christoph Landtwing (CL). Musik: Jean-Yves Poupin, Epicycle und Achille (zum Thema) Gestaltungskonzept und Bildredaktion: Mettler, Mettler + Mettler GmbH Kontakt: [email protected], 031 390 88 00 Herausgeber: Schweizerischer Blinden- und Sehbehindertenverband Gutenbergstrasse 40 b/ PF 8222 3001 Bern 031 390 88 00 www.sbv-fsa.ch Leiter Informationsdienst: Jean-Marc Meyrat Projektleitung "Klar / Clin d'oeil": Naomi Jones Übersetzungen: USG Übersetzungs-Service AG Druck: Ediprim AG, Druck auf umweltfreundliches FSC-Papier Brailleumwandlung und -druck: Simone Rentsch, Anton Niffenegger Audio: Markus Amrein und Sylvia Garatti Inserate: [email protected], 031 301 88 00 Abonnement: [email protected], 031 301 88 00 Fr. 28.– (Inland), Fr. 34.– (Ausland), gratis für Mitglieder des Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes Vorschau "Klar" Nr. 4: Wahrnehmung. D:\68614808.doc 38/38