UGE 1 ME-Projekt (Kleiner Entwurf) Einwohnungsgebäude als verdichteter Flachbau 1 Prof. Ralph Johannes, Dipl.-Ing., Architekt HBK (Berlin) Projektanstoß In den vergangenen Jahrzehnten hat der Verfasser mit seinen Studierenden zahlreiche Analysen von Grundrissen geplanter und gebauter Objekte des Wohnungsbaues durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen haben gezeigt, daß die Fülle „kleiner“ Entwurfsmängel - von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen - erschreckend ist. Die Ursachen dafür sind entweder Unkenntnis der Wohnungsplaner in bezug auf hauswirtschaftliche Arbeitsprozesse und Wohnvorgänge, oder Gedankenlosigkeit, Gleichgültigkeit und Oberflächlichkeit. Vor Beginn dieses ME-Projekts waren zwei Übungsaufgaben zu bearbeiten. Einleitung Der Wohnbau (Erläuterung: Wohnbau) bildete von jeher die ursprünglichste und wichtigste Bauaufgabe. Ohne ein schützendes Dach über dem Kopfe kann der Mensch auf die Dauer nicht überleben. Unser Wort „wohnen“ leitet sich vom altgotischen Stamm „wunian“ ab und bedeutete einst „zufrieden sein“. Wohnen gehört zu den Grundbedürfnissen des Menschen, (Wohnbedürfnisse, Schema der Wohnbedürfnisse, Einflußfaktoren auf den Menschen in seiner Wohnung). Ob Höhle, ein Zelt oder Wohnwagen, ob ein Zimmer, eine Wohnung oder ein Haus - sie bieten einerseits Schutz vor Witterungseinflüssen, fremden Menschen und anderen Störungen, bieten unter anderem „Der verdichtete Flachbau ist eine Siedlungsform mit hohen Bebauungsdichten trotz geringer Geschoßzahlen. Als verdichteter Flachbau gelten ein- und zweigeschossige Reihenhäuser, Teppichsiedlungen, Gartenhofhäuser (Atriumhäuser) und Hangbebauung (bei denen gestaffelte Hauseinheiten hinter- und teilweise auch übereinander an einem Hang angeordnet sind). Diese Bauform bzw. Wohnform erhält die Vorzüge des Einfamilienhauses: Garten oder Terrasse unmittelbar bei der Wohnung. eigener ebenerdiger Hauseingang, keine direkten Nachbarn, wie im Geschoßwohnungsbau.“ (Institut Wohnen und Umwelt, 1978, S. 435-437) 1 andererseits Raum zum Alleinsein und Zusammensein mit vertrauten Menschen. Jeder strebt in seiner Wohnung nach „Sicherheit, Schutz und Geborgenheit“, „Beständigkeit und Vertrautheit“, „Sich-gehen-lassen“, „Selbstverwirklichung“ und „Selbstdarstellung“ sowie „Kontakt und Kommunikation“, „Pflege von Hobbys“. Fazit: Diese unterschiedlichen Funktionen veranlaßten den Lehrenden dieses komplexe Thema immer wieder als Projektaufgabe zu stellen. Vorbereitungsstufe Im folgenden werden anhand eines ME-Projektes die drei Konkretisierungsstufen des Methodisches Entwerfen (ME) beschrieben. Es sind dies die Stufen: Vorbereitung Organisation Durchführung. Zu: Vorbereitung Der Zweck von ME-Projekten ist, an einer überschaubaren Entwurfsaufgabe fachspezifische Kenntnisse, im möglichst komplexen Zusammenhang umsetzen zu lernen, und zwar mit Hilfe des Unterrichtsmodells Methodischen Entwerfens (ME). Bei der Wahl von ME-Projekten wird großer Wert darauf gelegt, die Studierenden mit realen Bauaufgaben zu konfrontieren. Nicht auf eine idealisierte Wirklichkeit sollen sie vorbereitet werden, sondern auf die konkret gegebene. Zu: Organisation Hier geht es um die Lernzielvorgabe und Wahl der Projektaufgabe. Grundsätzlich haben alle ME-Projekte zum Ziel, den Studierenden in Einzel- und Teamarbeit fachspezifische Fähigkeiten und Kenntnisse zu vermitteln, damit sie Probleme erkennen und möglichst kreativ lösen lernen. Um dieses Ziel erreichen zu können, muß der Lehrende vielfältige Überlegungen anstellen bezüglich: der unterrichtlichen Handlungen der entwurflichen Tätigkeiten der zu erbringenden Leistungen und den damit verbundenen organisatorischen Problemen (z.B. hohe Studentenzahlen 2, keine Assistenten oder Tutoren, kein Zeichenplatz für die Studierenden in der Hochschule). Zu: Durchführung In einem gestuften Arbeits- und Lernprozeß wird ein ME-Projekt durchgeführt und anschließend der Lernerfolg kontrolliert. Die Konkretisierungsstufen Organisation und Durchführung sind formal, nicht inhaltlich und dienen der Strukturierung des Entwerfens und Lehrens darüber als Hilfe. Diese sichern 2 Hohe Studentenzahlen waren und sind noch immer im Architekturstudium die Regel. Betrachtet man diese Tatsache im Zusammenhang mit dem Faktor Zeit, die jedem Studierenden für Beratung und Korrektur einer Entwurfsübung pro Woche offiziell zusteht, so ergibt sich für das Lehrfach Methodisches Entwerfen (ME) folgende Situation: An der Lehrveranstaltung nehmen ca. 60-70 Studenten teil, und ihnen zusammen stehen pro Woche 4 Stunden zur Betreuung ihrer Übungsarbeit zur Verfügung. Theoretisch können somit jedem einzelnen lediglich 3 1/2 Minuten für entwurfliche Hilfe gewährt werden, so daß zeitlich aufwendige Dialoge, Diskussionen oder Argumentationen unmöglich sind. Darum ist es notwendig, den Unterrichtsablauf eines jeweiligen ME-Projekts, optimal zu organisieren. einerseits beliebige thematische Anwendbarkeit, befreien andererseits den Lehrenden aber nicht von der Pflicht inhaltlicher, rational begründbarer didaktischer Entscheidungen. Die daraus resultierenden Entscheidungen finden ihren Niederschlag in einem Projektplan. Für das hier zu beschreibende ME-Projekt bestand der Projektplan aus folgenden Teilen: Projektplan 1. 2. 3. 4. 5. 6. Projektaufgabe Projektanleitungen ME-Prozeßplan Projektlernleistungskatalog Projektzeitplan Projektliteraturliste 1 Zu 1. Projektaufgabe Für eine vierköpfige Familie (Ehepaar mit zwei Kindern im Alter von 8 Monaten und 3 Jahren) ist ein Einwohnungsgebäude als verdichteter Flachbau im städtischen Bereich zu entwerfen, und zwar entweder ein-, zwei- oder versetztgeschossig. 1.1 Raumprogramm Windfang Diele mit Garderobenplatz WC-Raum 2 qm Familienraum mit Eßplatz 18 qm „gute Stube“ 14 qm Elternschlafraum 16 qm Einbett-Kinderraum 10 qm Einbett-Kinderraum 10 qm Küche mit Imbißplatz 12 qm Hausarbeitsraum (Nass + Trocken) 7 qm Abstellraum 1qm Reinigungsgeräteplatz (im Wohnbereich) Eltern-Baderaum 6 qm Kinder-Baderaum 3 qm Reinigungsgeräteplatz (im Individualbereich) Heizraum Hausanschlußplatz Mehrzweckhaus (in Hauseingangsnähe für Kinderwagen, -spielzeug, Fahrräder, etc.) 10 qm Gartenhaus od. -Gartengeräteabstellschrank Pkw-Stellplatz. 1.2 Auflagen Die unter 1.1 angegebenen Grundflächengrößen sind mit +/- 5 % einzuhalten. Die beiden Einbett-Kinderräume sollen einander so zugeordnet werden, daß beide je nach Bedarf zu einem großen Raum umgewandelt werden können. Der Erschließungsbereich innerhalb des Einwohnungsgebäudes sollen 10 % der GesamtWohnfläche nicht überschreiten. Die Anliegerbreite der gewählten Bauform, z.B. Kettenhäuser = 10 bis 15 m, Gartenhofhäuser = 13 bis 20 m, Reihenhäuser = 6 bis 8 m, Doppelhäuser, ist so gering wie möglich zu halten. Das Baugrundstück ist selbst zu beschaffen. Bauweise = HEBEL Porenbeton-Bausystem3 Heizsystem nach eigener Wahl. 1.3 Leistungen Siehe unter 4. Projektlernleistungskatalog 1.4 Abgabe Siehe Aushang zu 2. Projektanleitungen (Projektanleitungen) Diese schreiben u.a. eine einheitliche Darstellung von textlichen und zeichnerischen Projektergebnissen vor. Die Darstellungsregelung dient der Vereinheitlichung, damit der Informationsaustausch zwischen den Projektbeteiligten als Gruppe erleichtert wird und die erbrachten Lernleistungen „objektiver“ beurteilt werden können. zu 3. ME-Prozeßplan (ME-Prozeßplan) Er umfaßt den gesamten Entwurfsprozeß (von der Ermittlung der Grundlagen bis zur Erarbeitung des Entwurfs) sowie die Herstellung der Genehmigungsunterlagen. zu 4. Projektlernleistungskatalog (Projektlernleistungskatalog), (Erläuterung: Projektlernleistungskatalog) Er beinhaltet die Lernziele und Lerninhalte der für die Projektaufgabe spezifisch zu lösenden Projekt-Teilaufgaben und ihre zu erzielende Ergebnisse. Zu 5. Projektzeitplan (Projektzeitplan) (Erläuterung: Projektzeitplan) Dieser dient zur Termin- und Ablaufplanung der Lehr- und Lern- bzw. Entwurfsprozesse. Zu 6. Projektliteraturliste 1 (Projektliteraturliste 1) 3 Hebel-Zentrale für Bautechnik und Information, Emmering-Fürstenfeldbruck (Hrsg.): Hebel-Wandplatten und –Elemente. 9. Auflage, Juli 1980 Abrufbare Schwerpunkte des ME-Projektes: Einwohnungsgebäude als verdichteter Flachbau Feng Shui WohnungsAnalyseVerfahren Qualitätsliste Bewertungssysteme Grundriß-Kartei: Wohnungsbau Verzeichnis: Datenlisten Verzeichnis: Zielkataloge Verzeichnis: Entwürfe Durchführungsstufe I. HAUPTPHASE: GRUNDLAGEN ermitteln Der zuvor beschriebene, vom Lehrenden in der Teilphase A: Durchführung organisieren erstellte Projektplan, wurde den sich interessierenden Studierenden zu Semesterbeginn überreicht und erläutert: Die Projektdauer erstrecke sich über ein Wintersemester und die anschließende vorlesungsfreie Zeit. Während des Semesters seien wöchentlich vier Stunden für die Lehrveranstaltung veranschlagt. Die Projektgruppe treffe sich regelmäßig an zwei Tagen in der Woche. Die an dem ME-Projekt teilnehmenden Studierenden schrieben sich daraufhin in die ProjektTeilnehmerliste ein. Beginnend mit der Teilphase B: Situation aufnehmen und Informationen erarbeiten, starteten nunmehr die Lernenden (= Projektbearbeiter), unter der Betreuung des Lehrenden (= Projektleiter), das ME-Projekt mit der Analyse von Einwohnungsgebäuden als verdichteter Flachbau. Dabei ging es darum, ein gebautes oder geplantes Objekt auf seine evtl. Nutzungsmängel hin zu untersuchen. Damit sollte der Einstieg in die Problematik der gegebenen Projektaufgabe vorbereitet werden. Projekt-Teilaufgabe B 1.: Einwohnungsgebäude (nicht älter als 5 Jahre) in Grundrissen, Schnitt, Ansichten im M = 1:100 mit Lageplan im M = 1:500 zeichnen u. analysieren Als Objekt konnte gewählt werden zwischen: 1. dem eigenen Wohnhaus (wenn nicht älter als 5 Jahre) 2. einem Wohnhaus von Verwandten oder Bekannten (wenn nicht älter als 5 Jahre) 3. einem Immobilien-Angebot von Wohnungsbaugesellschaften, Bauträgern oder Bausparkassen aus den Immobilienseiten der Tageszeitungen. Zunächst galt es, das gewählte Objekt zeichnerisch darzustellen mit: Lageplan, Grundrissen, Schnitt(en) und Ansichten. Eine Baubeschreibung, die Berechnung der Wohnfläche gemäß „Zweite Berechnungsverordnung - II. BV“ und des Brutto-Rauminhaltes nach DIN 277 sowie eine Kaufpreisliste (falls erhältlich) sollten die Zeichnungen ergänzen. Mit Hilfe der Grundriß-Kartei: Wohnungsbau (GKW), siehe Musterblätter, wurde die Wohnung, ihre Räume und Freibereiche auf evtl. Nutzungsmängel hin analysiert. Siehe dazu Beispiel: „Reihenhaus“ . In der nächsten Projekt-Teilaufgabe B 2: Objekt-Informationen beschaffen, verarbeiten und speichern, wurde das Erkennen von „richtigen“ Informationen aus einschlägiger Fachliteratur geübt (siehe UGE2 Informationsversorgung). Denn: Wissen auf der Höhe der Zeit ist eine wesentliche Voraussetzung für sicheres, erfolgreiches entwurfliches Handeln. Wer sich heute nicht informiert, ist morgen nicht mehr gefragt. Als Basis dienten zwei Veröffentlichungen, die den Projektbearbeitern ausgehändigt wurden: „Bauherren-Kurs bauen, modernisieren, einrichten - 1. Doppelstunde“ (18 Seiten) und „das handbuch des bauherrn ‘95“ (936 Seiten). Ausgewählte Texte wurden gemeinsam gelesen4 und deren Inhalt analysiert bezüglich der Relevanz für das zu entwerfende Objekt und seiner Teile. Beispiel eines ausgewählten Textes: „Windfang Temperatur- und Windschleuse, mindestens so groß, daß Öffnen der Türen ohne Behinderung möglich, auch wenn Besuch kommt. Oder: vom Windfang zu erreichen sind BesucherGarderobe und Besucher-WC. Bei ausgebautem Dachgeschoß Treppe vom Windfang ins Dachgeschoß (später leichtere Trennung möglich, falls Dachgeschoß Einliegerwohnung wird), darunter Treppe in Keller, frei oder abgetrennt, Heizkörper vorsehen, strapazierfähiger Fußboden (Fliesen, Naturstein, Kunststoff etc.), fußbodenbündige Fußmatte in Zargenrahmen.“(Bauherren-Kurs, 1995, o.S.). Zunächst wurde der Text auf o b j e k t - orientierte Begriffe hin analysiert, und die gefundenen Begriffe waren: Windfang Besucher-Garderobe Besucher-WC Einliegerwohnung Keller. 4 Der Grund für das gemeinsame Lesen ist, mit den noch ungeübten Studierenden die Bearbeitung von Informationen (d.h. Informationen ermitteln, beschaffen, auswählen, aufbereiten und verwenden) zu trainieren. Als nächster Schritt wurde derselbe Text auf e n t w u r f s-orientierte Informationen hin analysiert. „Unsere Kenntnis des Unnützen ist größer als unsere Unkenntnis des Notwendigen.“ (Luc de Clapiers Vauvenargues, (1715-1747), französischer Moralist) Die gefundenen Informationen waren: „Temperatur- und Windschleuse“ „mindestens so groß, daß Öffnen der Türen ohne Behinderung möglich, auch wenn Besuch kommt“ „vom Windfang zu erreichen Besucher-Garderobe und Besucher-WC“ „Treppe vom Windfang ins Dachgeschoß „(später leichtere Trennung falls Dachgeschoß Einliegerwohnung wird)“ „Heizkörper vorsehen“ „Treppe in Keller“ „strapazierfähiger Fußboden“ „Fußmatte“. „Auch ist das Suchen und Irren gut, denn durch Suchen und Irren lernt man.“ (Johann Wolfgang von Goethe, 1749 – 1832, deutscher Dichter) Nach dieser Übung wurden die Studierenden aufgefordert, aus den ihnen zur Verfügung gestellten o.g. zwei Literaturen weitere objekt-orientierte Begriffe und entwurfs-orientierte Informationen in gleicher Weise zu finden, aufzulisten und zur nächsten Übung mitzubringen. Um den „Spreu vom Weizen zu trennen“, wurden in den darauf folgenden Übungen zuerst die gefundenen objekt-orientierten Begriffe „gesiebt“, bezüglich ihrer Relevanz zum 1.1 Raumprogramm (siehe 1. Projektaufgabe unter 1.1). Anschließend wurden die gefundenen objekt-orientierten Begriffe hierarchisch strukturiert und in einem Projektstrukturplanobjektorientiert dargestellt (Erläuterung: Projektstrukturplan objektorientiert9 Der geschilderte Vorgang nahm viel Zeit in Anspruch, weil für die Studierenden das Strukturieren von Objekten absolutes Neuland war. Die entwurfs-orientierten Informationen konnten daher erst in den nächsten Übungen unter die Lupe genommen werden. Dabei wurden in einem mühevollen Entscheidungsprozeß die bisher ermittelten ‘richtigen’ entwurfs-orientierten Informationen nach inhaltlichen Gesichtspunkten beschlagwortet (Erläuterung: Schlagwortverzeichnis) z.B.: „Temperatur- und Windschleuse“ = Zweck „mindestens so groß, daß Öffnen der Türen ohne Behinderung möglich, auch wenn Besuch kommt“ = Platzbedarf „vom Windfang zu erreichen Besucher-Garderobe und Besucher-WC“ = Verbindung „Treppe vom Windfang ins Dachgeschoß“ = Erschließung „Treppe in Keller“ = Erschließung „(später leichtere Trennung ...“) = Flexibilität „Heizkörper vorsehen“ = Heizung „strapazierfähiger Fußboden ....“ = Bodenbelag „Fußmatte“ = Schmutzfang. Nach Abschluß dieser ebenfalls zeitaufwendigen Prozedur, erhielten die einzelnen Projektbearbeiter die Aufgabe Datenlisten zu erarbeiten (Erläuterung: Datenlisten), d.h. die bereits gefundenen sowie weitere entwurfs-orientierten Informationen mit Hilfe einer Projektliteraturliste eigenständig zu recherchieren, filtern, strukturieren und nach Schlagworten ordnen und auflisten. Die Verteilung an die einzelnen Projektbearbeiter erfolgte mit Hilfe des Projektstrukturplans objekt- leistungsorientiert : DATENLISTEN. Verzeichnis: Datenlisten5 0. Baugrundstück 1. Wohngebäude 1.1 Wohnung 1.1.1 Eingangsbereich 1.1.1.1 Hauseingang, 1.1.1.2 Windfang, 1.1.1.3 Diele mit Garderobenplatz, 1.1.1.4 Schmutzschleuse 1.1.2 Kommunikationsbereich 1.1.2.1 Allraum mit Essplatz, 1.1.2.2 „gute Stube“, 1.1.2.3 Wintergarten) 1.1.3 Individualbereich 1.1.3.1 Elternschlafraum, Einbett-Kinderraum 1.1.4 Hauswirtschaftsbereich 1.1.4.1 Küche mit Imbissplatz; 1.1.4.2 Hausarbeitsraum (trocken/naß) 5 Die nachfolgenden Datenlisten erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Diese dienen hier als Beispiel für die Vorgehensweise beim METHODISCHEN ENTWERFEN (ME) 1.1.5 Sanitärbereich 1.1.5.1 Eltern-Baderaum, Kinder-Duschraum, WC-Raum 1.1.6 Haustechnikbereich 1.1.6.1 Heizraum, 1.1.6.2 Brennstofflagerraum, 1.1.6.3 Hausanschlußraum/-platz 1.1.7 Lager-/Abstellbereich „Innen“ 1.1.8 Erschließungsbereich „Innen“ 1.2 Nebenanlagen 1.2.1 Lager-/Abstellbereich „Außen“ 2. Freiflächen 2.1 Grünflächen 2.3 Freibereiche Anregung zur Selbsterarbeitung von Datenlisten in bezug auf: „Feng Shui“ „Feng Shui, Feng-Shui oder Fēngshuǐ (chin. 風水 / 风水 „Wind und Wasser“) ist ein in China begründeter Teil der daoistischen Philosophie. Ziel dieser Lehre ist eine Harmonisierung des Menschen mit seiner Umgebung, die durch eine besondere Gestaltung der Wohn- und Lebensräume erreicht werden soll.“ (Wikipedia) Literaturhinweise: Walter, Derek: Die Kunst des Wohnens Feng Shui Planen, Gestalten, Einrichten nach den Regeln der alten chinesischen Harmonielehre München, 8. Auflage 1997 Lippmann, Hans-Christian: Feng-shui, Chinesische Geomantie als eine Anregung für die Landschaftsplanung in Deutschland Werkstattberichte des Instituts für Landschaftsökonomie, Heft Nr. 43., Berlin 1993 Universitätsbibliothek der TU Berlin, Abt. Publikationen Lust auf Farbe München, Dt. Verl.-Anst., 2009, 1. Aufl. Wohnen nach Feng-Shui München, Callwey-Verl., 2009 Kordick, Stephan Andreas: Die Seele des Raumes berühren Saarbrücken, Verl. Neue Erde, 2009, 1. Aufl. Arzmüller, Barbara: Wie innen, so außen Smaragd-Verl., 2009, Dt. Erstausg. Darby, Paul: Feng-Shui im Haus München, Goldmann-Verl., 2009, Dt. Erstausg., 1. Aufl. David, Dorit: Herr Feng Shui und die Farben Darmstadt, Verl. Synergia, 2008 Projekt-Teilaufgabe B 3: Eigene Küche u. Essplatz aufmessen im M = 1:20, „Wegestudie“ durchführen, Arbeitsablauf analysieren, bewerten und ggf. verbessern. Ausgehend von den Feststellungen: „Erst die Küche - dann die Fassade“6 und „Der wichtigste Arbeitsraum, aufgrund der Nutzungshäufigkeit und der Herstellungskosten, ist die Küche“ (Rughöft, 1979, S. 135), wurde diesem Raum besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Siehe: Nicholas Bullock: ‚First the Kitchen - then the Facade’. Journal of Design History Vol. I. Nos. 3-4, 1988, pp. 177-192 6 Zur Bewältigung dieser Teilaufgabe wurde das ME-Lernmaterial „Wegestudie“ (Erläuterung: Wegestudie) an die Beteiligten ausgegeben. Die Küche ist das Herz der Wohnung. Wenn es hier nicht stimmt, hat der ganze Haushalt Kreislaufbeschwerden. Nachdem die Projektbearbeiter an ihren eigenen Küchen die Vielseitigkeit von Arbeitsabläufen und evtl. Nutzungsmängeln kennen gelernt hatten - siehe dazu Beispiel „Wegestudie“ ( Beispiel: „Wegestudie“, siehe ME-Projekt: „Wohnungsküche“); fand die „Teilphase B“ ihren Abschluß durch das „Begreifen“7 des Entwurfsobjektes „Einwohnungsgebäude als verdichteter Flachbau“, nach dem Motto: „Ein Architekt muß verstehen, was er entwirft“. Projekt-Teilaufgabe B 4: Objektbegriff analysieren und Objektmerkmale ermitteln und bestimmen, „Das Wohnhaus ist das einzige Haus, das nicht dazu da ist, irgend etwas ihm (dem Menschen) Fernliegendem zu dienen, Stätte des Erzeugens oder des Geldverdienens zu sein. Es ist Selbstzweck und hat durch sein Dasein die Menschen zu beglücken.“ Josef Frank: Architektur als Symbol, 1931 (J. F. 1885 - 1967, österr. Architekt, war Lehrer an der Wiener Kunstgewerbeschule u. Mitbegründer der „Wiener Schule der Architektur) Über den Begriffsinhalt dieser Gebäudeform hatte sich die Projektgruppe nun Klarheit zu verschaffen. Dies geschah mit Hilfe einer Objektbegriffsanalyse ( Erläuterung: Objektbegriffsanalyse Einwohnungsgebäude als verdichteter Flachbau) und vier Arten entwurfsrelevanter Objektmerkmale: 1. Nutzer-, 2. Typ-, 3. Verwendungs- und 4. Eigenmerkmale (Link > Erläuterung: Objektmerkmalbestimmung, siehe UGE 1 links). 7 Manche Studierende verhalten sich aber so, daß sie sich entweder aus Bequemlichkeit vor einer gewissenhaften Objektbegriffsanalyse zu drücken versuchen, oder aber sie unterliegen der Ungeduld bzw. der Versuchung, mit einer Vorstellung oder einer vorgefaßten Idee zu beginnen. Bestenfalls beginnt damit jedoch Mittelmäßigkeit. (Hanel) Die Objektmerkmalbestimmung dient zum einen der Abgrenzung gegenüber ähnlichen Objekten und zum anderen der Tatsache, daß erst eine präzise Objektbeschreibung problemlösend zu wirken vermag. Erfahrungsgemäß kommt diesem Schritt die besondere Bedeutung zu, daß hier das objektorientierte Gesamtziel artikuliert wird und damit die Weichen für eine weitere Projektbearbeitung gestellt werden. (Objektmerkmalbestimmung: Einwohnungsgebäude). Für einen angehenden Architekten ist es nicht leicht, rein begriffliche Analysen und Bestimmungen vorzunehmen, da ja gerade die Anschauung und Vorstellung sein eigentliches Element bzw. seine besondere Begabung ist. Als Lehrender bin ich jedoch von der Notwendigkeit einer solchen Prozedur überzeugt. Erst auf diesem Wege wird erzielt, was als „gerichtete Intuition“ bezeichnet werden kann. Dies zu erreichen ist meine Absicht. Denn erst wenn bekannt ist, für WEN und WAS entworfen werden soll, dürfte das WIE in Angriff genommen werden. Teilphase C: Nutzung, Gestalt, Technik planen und bemessen Ein Wohnhaus – das bedeutet Technik, Zeichnungen, Grundrisse, Material, Statische Berechnungen, Wärmedurchgangszahlen – aber ein Wohnhaus, das bedeutet auch Heim, Milieu, der Ort, an dem die Familie die meiste Zeit zusammenverbringt, und an dem die Kinder aufwachsen. Diese Teilphase ist der Angelpunkt des ME schlechthin. Von ihrer kreativen, klugen und konsequenten Erledigung hängt es ab, wie die Weichen für die Lösung der jeweiligen Projektaufgabe gestellt werden (lösungsorientiert). Die in der vorangegangenen Teilphase zu Wissen verarbeiteten Informationen bilden dazu die Grundlage. Projekt-Teilaufgabe C 1: Objekt-Nutzer, -Funktionen, -Räume ermitteln, strukturieren und verknüpfen Ausgehend von den Nutzern mit ihren Bedürfnissen ( Wohnbedürfnisse), ( Schema der Wohnbedürfnisse), und evtl. Behinderungen werden Funktionen8 abgeleitet (Funktionsstrukturplan spezifische Funktionen), denen Räume zugeordnet wurden, aus denen das Einwohnungsgebäude bestehen soll. Die Verknüpfung dieser drei voneinander abhängigen Komplexe 1. Nutzer > 2. Funktionen > 3. Räume, geschah mit Hilfe des Zuordnungsrasters „Matrix“ (Erläuterung: Objektmatrix,), (Objektmatrix: Einwohnungsgebäude als verdichteter Flachbau). Wer ein Wohngebäude planen und gestalten will, muß Entwurfsziele in die Hand bekommen. Nur derjenige kann ein dem Entwicklungsstand der Gesellschaft optimales Objekt z.B. ein Wohngebäude entwerfen, der genauestens darüber informiert ist, welche Funktionen ein solches in der täglichen Nutzung erfüllen muß. Schon im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) wird ab § 633 auf diese Zusammenhänge hingewiesen. Dort ist u.a. zu lesen, wo die Pflichten des Planverfassers beginnen und enden: „Ein Architekt und Bauingenieur hat sein Bauwerk so zu planen, zu konstruieren und zu gestalten, daß es frei von Mängeln ist.“ „Die Schwierigkeiten wachsen, je näher man dem Ziel kommt.“ (J.W. v. Goethe) Um sicher zu gehen, daß die Räume für das zu entwerfende „Einwohnungsgebäude“ richtig funktionieren, d.h., daß sie imstande sind, die ihnen zugeordneten Funktionen in bezug auf Nutzung, Gestalt und Technik nutzer- und nutzungsgerecht zu erfüllen9, wurden in der Projekt-Teilaufgabe C 2: Objektentwurfsziele suchen und ordnen, sogenannte MUSS-, SOLL-, KANN- und WUNSCH- Ziele formuliert (Erläuterung: Zielkatalog und Entwurfszielarten). Die Projektbearbeiter erhielten die Aufgabe für alle Räume des Einwohnungsgebäudes Zielkataloge zu erstellen. Die Verteilung an die einzelnen Projektbearbeiter erfolgte mit Hilfe des Projektstrukturplans objekt- leistungsorientiert : ZIELKATALOGE. Für das „Einwohnungsgebäude als verdichteter Flachbau“ ergaben sich die MUSS- Ziele aus den einschlägigen Verordnungen10 mit ihren Geboten und Verboten sowie den Gegebenheiten des selbstbeschafften Baugrundstücks mit seinem Umfeld. 8 Aus den Bedürfnissen der Nutzer (Wohnbedürfnisse) leiten sich die Funktionen ab, die ein Objekt zu erfüllen hat. Begriffsbestimmung: Funktion Als Funktion eines Objekts wird die Aufgabe dieses Objekts im Rahmen eines Objekts höherer Ordnung bezeichnet. Was tut ein Objekt → Funktion. So erfüllt z.B. ein „Windfang“ die Funktion „Temperatur und Wind abwehren“. Eine Funktion wird durch ein Hauptwort und ein Tätigkeitswort beschrieben. Dabei ist zu beachten, daß sich die Angaben nur darauf beziehen, welchen Zweck die Funktion hat und nicht, mit welchen Mitteln die Funktion erfüllt wird. Zum Beispiel darf es nicht heißen „Treppe steigen”, sondern „Höhenunterschiede überwinden”. Auch sind Benennungen, die zum Ausdruck bringen, auf welche Art und Weise eine Funktion erfüllt wird, zu vermeiden, wie z. B. „Höhenunterschiede unfallsicher überwinden”, denn diese Formulierung beinhaltet bereits ein Entwurfsziel: „unfallsicher“. 8 Die Objektmatrix ist eine Zuordnungsmatrix, in der die Beziehungen der drei Komponenten 1. NUTZER, 2. FUNKTIONEN und 3. RÄUME dargestellt werden. Funktionen werden von Funktions-Trägern ausgeführt, denn „Nie und nirgends gibt es Funktionen ohne Träger.“ Der Funktionsträger für die hier in Frage kommenden flächenbezogenen Funktionen ist die Nutzung.“ 9 Die SOLL- Ziele stammten aus Regeln und Vereinbarungen des „Bauherrn“ (= Lehrender) mit den Lernenden, ggf. auch vom ‘realen’ Bauherrn. Die KANN- Ziele wurden aus den Datenlisten entnommen und von den Lernenden in Absprache mit dem Lehrenden gemeinsam beschlossen. Darüber hinaus konnte jeder Lernende weitere KANN- bzw. WUNSCH- Ziele aus seinem eventuellen „Ideenarchiv“11 ggf. auch vom ‘realen’ Bauherrn - formulieren. Verzeichnis: Zielkataloge Baugrundstück Wohngebäude Wohnung Eingangsbereich Familienraum mit Haupt-Essplatz „gute Stube“ Wintergarten Eltern-Schlafraum Einbett-/Zweibett-Kinderraum Küche mit Zusatz-Eßplatz Hausarbeitsraum Eltern-Baderaum Kinder-Duschraum WC-Raum Heizraum Brennstofflagerraum Hausanschlußraum/-platz Lager- und Abstellräume innen Erschließungsbereich „Innen“ Pkw-Stellplätze Lager- und Abstellbereich aussen Abfallbehälter-Standplatz Freiflächen Grünflächen Freibereiche In der anschließenden Projekt-Teilaufgabe C 3.: Objekträume einander zuordnen wurden die in den entsprechenden Zielkatalogen enthaltenen Entwurfsziele in bezug auf die Erschließung von Räumen in einem Raumzuordnungsschema zeichnerisch dargestellt (Beispiel: Raumzuordnungsschema). 10 Viele Ideen können nicht sofort ausgewertet und genutzt werden. Später gewinnen sie oft an Bedeutung. Dieses Problem kann mit Hilfe eines „Ideenarchivs“ gelöst werden, d.h. jeder Lernende kann etwaige persönliche Ideen, die bei der Literaturverarbeitung oder bei anderen Gelegenheiten aufkamen, in eigenen „Ideenarchiven“ festhalten. 11 MUSS-/SOLL-Ziele werden normalerweise nicht zur Bewertung herangezogen, da sie ohnehin einzuhalten sind. II. HAUPTPHASE: ENTWURF erarbeiten „Entwerfen von Wohnhäusern mag als eine kleine Aufgabe erscheinen! Das gewaltige, das ‚große’ Projekt, so entscheidend für die Architektur und Nationalökonomie, ist zwar eindrucksvoll, aber auch trügerisch. Nicht dort ist der Ort zu lernen und Erfahrungen zu sammeln.“ Auftrag für morgen. Hamburg 1962, S. 277. (Richard Neutra, 1892 - 1970: , östr. – amer. Architekt, seit 1923 in USA; führend auf dem Gebiet des modernen Wohnstils - landschaftsbezogene Bauweise -). Teilphase D: Qualität gewichten und benoten Projekt-Teilaufgabe D 1.: Objektzielkriterien formulieren und gewichten Bei ME-Projekten zum Thema Wohnungsbau wurden Wohnwertbewertungen durchgeführt (Link > Erläuterung: Wohnwertbewertung), um die Qualität von Entwurfsvarianten (Erläuterung: Qualität) gezielter beurteilen zu können. Während des Grundstudiums wurde aus zeitlichen Gründen häufig ein „einfaches“ Verfahren zur Wohnwertbewertung angewendet, und zwar das „Punktbewertungsverfahren (PBV)“ (Link > „Punktbewertungsverfahren (PBV)“), welches in zwei getrennten Vorgängen abläuft: 1. Vorgang in dieser Teilphase D, und 2. Vorgang in der Teilphase E. (siehe ME-Prozeßplan ) Im 1. Vorgang wurden den einschlägigen Zielkatalogen geeignete KANN- und WUNSCHZiele 12entnommen in bezug auf Nutzung, Gestalt, Technik. Sie wurden zu „Zielkriterien“ erklärt und in eine „Qualitätsliste“ eingetragen. In Absprache mit den Projektbeteiligten wurden diese Zielkriterien dann ihrer Bedeutung entsprechend mit einer Punktezahl gewichtet. Zusätzlich wurden von jedem Projektbearbeiter noch mind. drei individuelle Zielkriterien gefordert. Dann erfolgte die Teilphase E: Lösungsmöglichkeiten gestalten und beurteilen, in der mindestens zwei Varianten des Einwohnungsgebäudes als verdichteter Flachbau skizzenhaft zu gestalten und anschließend zu beurteilen waren. Bei diesem Prozess waren zum einen die Grundflächen-Vorgaben des Raumprogramms und die Auflagen in der Projektaufgabe zu erfüllen und zum anderen die erbrachten Lernergebnisse bestimmter Projekt-Teilaufgaben des Projektleistungskatalogs zu berücksichtigen: Zielkataloge Raumzuordnungsschema Projekt-Teilaufgabe E 1.: Objektvarianten (mind. 2) in Grundrissen u. Ansichten im M = 1:100 skizzenhaft darstellen Gegebenenfalls konnte ein Arbeitsmodell angefertigt werden, um die Gestaltfindung zu erleichtern. Projekt-Teilaufgabe E 2.: Objektvarianten auswählen Daraufhin setzte der 2. Vorgang des Punktbewertungsverfahrens (PBV) ein. Die Qualität der skizzierten Lösungsmöglichkeiten (Varianten13) wurde anhand der aufgestellten Zielkriterien in der Qualitätsliste überprüft und gemäß ihrem Erfüllungsgrad beurteilt. Die Variante, die den Rang 1 erhielt, stellte den Vor-Entwurf dar. Dieser war in der letzten Teilphase F: Vor-Entwurf durcharbeiten zu einem „Entwurf“ (= die endgültige Lösung der Projektaufgabe) auszuarbeiten. Projekt-Teilaufgabe F 1.: Objekt-Vor-Entwurf in Grundrissen, Schnitten und Ansichten im M = 1:100 zeichnerisch ausarbeiten u. darstellen sowie Lageplan im M = 1:50. Alle Zeichnungen in Tusche sowie Beschriftung, Bemaßung und Möblierung mit Schablone (bitte ungerollt abgeben). und Projekt-Teilaufgabe F 2.: Objekt-Entwurf beschreiben. Das Anfertigen eines Modells fand statt in der abschließenden Projekt-Teilaufgabe F 3.: Objektentwurf räumlich bauen dreidimensional darzustellen. Auf die Ausführungsqualität wurde großer Wert gelegt, da ein Modell gegenüber dem Original leichter erfaßbar ist. Es vermittelt das komplette Erscheinungsbild von allen Seiten und mit allen Details. Es zeigt Zusammenhänge und Größenordnungen häufig besser, als sie in der Realität erfahren werden können „Variante“ = Lösungsmöglichkeit nach gleichen oder nur geringfügig anderen Anforderungen. „Alternative“ = Lösungsmöglichkeit nach grundsätzlich verschiedenen Anforderungen. 13 Verzeichnis: ENTWÜRFE (einige Beispiele) Einwohnungsgebäude als eingeschossiges Gartenhofhaus Einwohnungsgebäude als versetztgeschossiges Reihenhaus Entwurfsverfasser: Angelika Thurau Entwurfsverfasser: Udo Breuer Einwohnungsgebäude als eingeschossiges Reihenhaus Einwohnungsgebäude als versetztgeschossiges Kettenhaus Entwurfsverfasser: Jürgen Kolander Entwurfsverfasser: B. Gottleuber Einwohnungsgebäude als dreigeschossiges Reihenhaus Einwohnungsgebäude als zweigeschossiges Reihenhaus Entwurfsverfasser: Klaus-Peter Fütterer Entwurfsverfasser: Isolde Knotte Einwohnungsgebäude als zweigeschossiges Reihenhaus Einwohnungsgebäude als zweigeschossiges Reihenhaus Entwurfsverfasser: G. Giese Entwurfsverfassser: Joachim Schepers Einwohnungsgebäude als zweigeschossiges Reihenhaus mit Innenhof Einwohnungsgebäude als zweigeschossiges Reihenhaus Entwurfsverfasser: H.-J. Rumpf Entwurfsverfasser: Jürgen Grütz Projekt-Teilaufgabe F 4.: Projektergebnisse zusammenstellen Sämtliche Projektlernergebnisse wurden dann in einem Projektbericht zusammengestellt und abgegeben. „Das erreichte Ziel bringt uns selten volle Befriedigung, unser bester Lohn liegt im Streben.“ (Friedrich Martin v. Bodenstedt, 1819 – 1892, Philologe) ENDE des ME-Projekts „Einwohnungsgebäude als verdichteter Flachbau“ Nachwort Warum ist es besonders wichtig, gerade das Planen und Gestalten von Wohnbauten so akribisch zu lehren und zu (er)lernen? Auf Grund von Erfahrungen und intensiven Recherchen des Lehrenden kam dieser zu dem Ergebnis, daß die Mehrheit der Architekten/innen: am Nutzer vorbei plant und gestaltet, die Wünsche der Wohnungssuchenden vollständig ignoriert, es ihnen anscheinend nur um die Selbstverwirklichung geht. Die übliche Aussage „nur wir Architekten, als Spezialisten, wissen genau, wie man wohnt“14, zeugt von Arroganz, Selbstüberschätzung und Größenwahn15. „Seine eigenen Auffassungen von der Familie, die nicht immer auf einer objektiven Analyse der Realitäten beruhen, sondern häufig auf persönlicher Erfahrung, die nur selten über die Grenzen seines eigenen Milieus hinausreicht und mit den Vorstellungen einer standardisierten Familie endet.“ (Silbermann, 1966, S.28) „Der Wohnung wird von den Deutschen eine größere Bedeutung beigemessen als irgend einem anderen mit finanziellen Mitteln erwerbbaren Gut.“ (Schöner Wohnen, 1978, Heft 7, S. 11) Interessanterweise lebten und leben viele dieser Spezialisten bzw. Protagonisten mit ihren modernen Vorstellung zur Wohnweltverbesserung nicht in den von ihnen entwickelten Wohnvisionen, sondern z.B. in einer Altbauwohnung bzw. -villa mit großen und hohen Räumen, oder in einem gemütlichen, rustikalen Haus mit kleinen bis mittelgroße Fensteröffnungen, dicken, schweren Wänden und alten Holztäfelungen, oder auf einem schönen Bauernhof auf dem Lande mit viel Grün herum16 Im Rahmen des ME steht immer der Nutzer im Blickfeld. Seine Bedürfnisse gilt es, sehr genau und gewissenhaft unter die Lupe zu nehmen und zu analysieren, unter Beachtung all’ der vielen kleinen Details, die den „Nutzungswert“ und „Wohlfühlwert“ z.B. einer Wohneinheit ausmachen. Menschengerechtes Wohnen kann nur im Bereich der Mitte zwischen diesen beiden Polen entstehen. Das bedeutet, gezieltes Denken zu schulen und Einfühlungsvermögen zu wecken (siehe das Zitat von Egon Eiermann). Nicht aber wie es Le Corbusier formulierte: „Als Architekt, der ‚die vollkommenste Kenntnis vom Menschen besitzt“, ging Le Corbusier als Autorität den Nutzern gegenüber von einem abstrakten „wandelnden Durchschnitt“ aus: „Alle Menschen haben den gleichen Organismus mit den gleichen Funktionen. Alle Menschen 14 «Es ist jedoch nicht Sache des Wohnungsbauarchitekten, die Familien durch bestimmte Bauformen zu einer Gemeinsamkeit zu zwingen, die sie nicht haben wollen. Auf diese Weise entsteht nicht Gemeinschaft, sondern nur unnötiger Konfliktstoff. ... Auf jeden Fall muß der Entwurf einer Wohnung, schon weil die Wohnung nicht nur Stätte des Freizeitkonsums ist, berücksichtigen, daß die einzelnen Familienmitglieder, trotz aller Verbundenheit, zu gleicher Zeit oft sehr verschiedene Dinge tun wollen und müssen.» (Hans Paul Bahrdt: «Humaner Städtebau», 6. Auflage, Nymphenburger Verlagshandlung, 1973, S. 43) „ ... dass die Architekten weder ihrer sozialen Stellung und Herkunft nach noch nach ihrer persönlichen Erfahrung in der Lage sind, sich von den Wohngewohnheiten und Wohnwünschen der verschiedenen Bevölkerungsschichten eine angemessene Vorstellung zu machen.“ (Vogt, Wilhelm: Der Beitrag der Soziologie zur Bau- und Siedlungsplanung. In: Bauen und Wohnen, Heft 11, 1967, S. 419) 15 Bauherrenwunsch beachten: Der BGH führt in seinem Leitsatz aus, daß es die Aufgabe des Architekten ist, die Bauwünsche des Bauherren zu ermitteln und dementsprechend zu planen. BHG vom 8. Januar 1998 (VII ZR 141/97). (Deutsches Architektenblatt (DAB) NW, Heft 8, 1998, S. 230) 16 So wohnten z.B.: Mies van der Rohe nicht in einer von ihm entworfenen und gebauten Wohnung im obersten Stockwerk der Lake-Shore-Apartments, einem Wohnhochhaus aus Stahl und Glas. Nein, er fühlte sich wohler in einer großen Altbauwohnung mit vielen Wänden zum Aufhängen seiner Bildersammlung von Paul Klee. (Borcherdt, Helmut: Architekten. München-Wien 1988, S. 118) Le Corbusier nicht in einer seiner Wohnmaschinen à la Unité d’Habitation sondern seit 1934 bis zu seinem Tode in einem Apartment mit Dachgarten im 7. und 8. Stockwerk in der 24 Rue Nungesser-et-Coli in Paris. (Carl, Peter: Le Corbusiers Penthouse in Paris, 24 Rue Nungesser-et-Coli. In: Daidalos (1988) Nr. 28, S. 65-75) haben die gleichen Bedürfnisse. Der Gesellschaftsvertrag, der sich im Lauf der Jahrhunderte stetig weiterentwickelt, bestimmt Klassen und Funktionen der Menschen und damit Standardbedürfnisse, die Standardlösungen zeitigen.“ (106) Er baute folglich nicht für bestimmte Menschen mit bestimmten Bedürfnissen, sondern schlicht: „für den Menschen schlechthin“; und zwar nach der neuesten Erkenntnis der Statistik und der modernen industriellen Produktionsweise: „Man muß Wohnmaschinen serienmäßig herstellen.“ „Mit anderen Worten, ein Haus, wie ein Auto, entworfen wie ein Omnibus, ein Haus, das so praktisch ist, wie eine Schreibmaschine.“ Beim Bau seiner Wohnmaschine „Unite“ in Marseilles stellt sich ihm 1953 das Problem der Nutzerbedürfnisse in folgender Weise: „Die Wohnung wurde betrachtet als ein Ding für sich. Sie ist ein Behälter. Sie enthält eine Familie ....Sie ist eine Flasche. Eine Flasche mag Champagner oder einfachen Landwein enthalten - die, von der wir sprechen, enthält unterschiedslos eine Familie. Diese kann arm oder reich sein, immer sind es menschliche Wesen.“ (Le Corbusier (1953) 1959, S. 186). „Das Haus für den üblichen Menschen, für den ‘ersten Besten’ studieren, heißt die Grundlagen des Menschenseins wiederfinden, den Maßstab des Menschen, den BedürfnisTypus, den Funktions-Typus, den Gemüts-Typus. Und damit ist genug! Das ist die Hauptsache, das ist alles.“ (Le Corbusier, 1926) „Zweck eines Hauses ist es, seinen Bewohnern Folgendes zu bieten: 1. Schutz vor Hitze, Kälte, Regen, Räubern und neugierigen Blicken. 2. Genügend Licht und Sonne. 3. Eine bestimmte Anzahl zum Kochen, Arbeiten und für das Privatleben geeigneter Wohnzellen.“ (Le Corbusier) zitiert in: Botton, Alain de: Glück und Architektur, 2. Auflage März 2008, Fischer Verlag, Frankfurt am Main, S. 57) Die Architektin Eileen Gray kritisierte Le Corbusier wie folgt: „Ein Haus ist keine Maschine zum Wohnen. Es ist die Hülle des Menschen, seine Erweiterung, seine Befreiung, seine geistige Ausstrahlung. Nicht nur die visuelle Harmonie, sondern die gesamte Gestaltung, alle Arbeitsbedingungen wirken zusammen, um es im tiefsten Sinne menschlich zu machen.“ („Eileen Gray. Eine Architektur für alle Sinne“. Museum für Kunsthandwerk und Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt a. Main 1996. Ausstellungskatalog) Die Beschreibung des großen ME-Projekts „Wohnanlage Emscher Park entwerfen“ ist in verkürzter Fassung im Internet zu finden unter: www.methodisches-entwerfen.de oder als 7. ME-Projektbericht Holger Teuber: Wohnanlage „Emscher Park“ methodisch entworfen. Essen 1991, ISSN 0940-4635, ISBN 3-9802774-6-1 käuflich zu erwerben bzw. per Fernleihe zu bestellen. Literaturnachweise Heinze Verlag (Hrsg.): Schulze, Georg-Wilhelm, Redaktion Bauherren-Kurs bauen, modernisieren, einrichten 1. Doppelstunde Einführung in das Baugeschehen Planung und Gestaltung 15. überarbeitete Auflage Juni 1994 Celle 1994 handbuch des bauherrn ’95 Heinze GmbH (Hrsg. u. Verlag) bauen modernisieren einrichten - das handbuch des bauherrn Ausgabe 1995 (936 Seiten) Celle 1995 (2) Anmerkung: Dieses Handbuch erscheint jedes Jahr neu. Ab 2001 auch auf CD Bezugsadresse: Heinze GmbH Postfach 1505 Bremer Weg 184 29219 Celle Kundenservice: Tel. 01805229844 Fax (05141) 50-166 E-Mail: [email protected] Internet: www.heinze.de Hebel AG., Emmering-Fürstenfeldbruck (Hrsg.): Hebel Wohnbau Technische Information für Planung und Bauausführung 4. Auflage Wien 1991 Rughöft, Sigurd: Wohnökologie - Grundwissen. Uni-Taschenbuch 1679 Stuttgart 1992, S. 135 Institut Wohnen und Umwelt (Hrsg.): Planungsbegriffe - Ein Leitfaden durch das Labyrinth der Planersprache 1. Auflage, Opladen 1978 „Geschäftsstelle Kinderfreunde“ der Stadt Herten (Hrsg.): Kinderfreundliches Wohnen Herten 1993 Borcherdt, Helmut: Architekten München-Wien 1988 Carl, Peter: Le Corbusiers Penthouse in Paris, 24 Rue Nungesser-et-Coli. In: Daidalos 1988, Nr. 28, S. 65-75 DIN 4109 Schallschutz im Hochbau, Ausgabe August 1992, Beiblatt 2 Hinweise für Planung und Ausführung Bauordnung für das Land Nordrhein-Westfalen -Landesbauordnung- (BauO NW) Essen 1992 Hose, Georg: Verschiedene Reihenhaustypen – ihre Vorteile und Nachteile Gesamthochschule Kassel, Schriftenreihe des Fachbereichs Architektur, Heft 07 Kassel 1983 Haag, Lüpke von (Hrsg.): Bauordnung im Bild (BiB) Kissing 1993 Institut Wohnen und Umwelt (Hrsg.): Planungsbegriffe Ein Leitfaden durch das Labyrinth der Planersprache 3. Auflage Opladen 1978 Loewe, Ludwig: Bebilderte Bauordnung 7. Auflage Düsseldorf 1989 Rennhofer, A.: Der Arbeitsplatz Küche - richtig gestaltet In: Die moderne Küche, Heft 22, 1963 Schüler-Duden Hrsg. u. bearb. von Meyers Lexikonredaktion Mannheim 1989 Silbermann, Alphons: Vom Wohnen der Deutschen Frankfurt a. M. und Hamburg 1966 Anregungen zum Thema: „Die Wohnung der Zukunft soll wandelbar sein wie das Leben selbst“ www.experimenteller-wohnungsbau.de