ÖFEB Herbsttagung 2006 Sektion Lehrerbildung & Lehrerbildungsforschung „Ausbildungsqualität und Kompetenz im Lehrberuf“ Herbsttagung der Sektion Lehrerbildung & Lehrerbildungsforschung der ÖFEB am ILS der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck 29. und 30. November 2006 ABSTRACTS Mittwoch, 29.11.2006 Hauptvortrag Sigrid Blömeke Messung der professionellen Kompetenz zukünftiger Lehrpersonen Theoretisches Framework, methodische Herausforderungen und erste Ergebnisse aus Deutschland Im Vortrag wird zunächst einleitend ein Überblick über den Stand der Forschung zum Erwerb professioneller Kompetenz in der Lehrerausbildung und den Zusammenhang von Kompetenzerwerb und Ausbildungsqualität gegeben. Anschließend werden das theoretische Framework, die methodischen Herausforderungen und erste deutsche Ergebnisse einer internationalvergleichenden Studie zum Kompetenzerwerb in der Lehrerausbildung vorgestellt. Die Studie "Prepatory Teacher Education and Development Study (P-TEDS)" modelliert professionelle Kompetenz zukünftiger Mathematiklehrpersonen als mehrdimensionales Konstrukt, das neben verschiedenen kognitiven Dimensionen auch Einstellungen und Persönlichkeitsmerkmale berücksichtigt. Über die Testung professioneller Kompetenz in drei Kohorten – Studienanfänger, Studierende im Hauptstudium und Referendare – hinaus werden mit Hilfe verschiedener Instrumente Daten zu zentralen Merkmalen der Mathematiklehrerausbildung erhoben: Inhalt, Umfang, Prozessqualität, Kosten, Qualifikationen und Einstellungen der Ausbilder etc. Dieses Design wird es möglich machen, Faktoren der Lehrerausbildung quasi-längsschnittlich zu identifizieren, die den Kompetenzerwerb beeinflussen. Die Situationsbezogenheit von Kompetenz, die Struktur pädagogischdidaktischen Wissens, der extrem defizitäre Forschungsstand hierzu, die Zweiphasigkeit der deutschen Lehrerausbildung und die internationale Ausrichtung der Studie sind allerdings mit zahlreichen Herausforderungen für die Itementwicklung verbunden. Deren Bewältigung hat zu Fortschritten in der theoretischen Modellierung professioneller Kompetenz von Lehrpersonen geführt. Abschließend werden erste Ergebnisse der deutschen Teilstudie vorgestellt. In Deutschland wurden im Mai 2006 849 Studierende und Referendare aus drei Bundesländern getestet. Und es wird ein Ausblick auf komplexere Analysevorhaben sowie die derzeit anlaufende IEA-Studie TEDS-M gegeben, an der Deutschland ebenfalls teilnimmt. Mittwoch, 29.11.2006 TRACK 1 Altrichter Herbert & Maderthaner Paul Kollegiale Lehrerfortbildung durch MultiplikatorInnen im Projekt „Kooperatives, offenes Lernen in berufsbildenden Schulen“ – Ergebnisse einer Evaluationsstudie Seit 2002 wurde versucht, neue Lernformen („Kooperatives, offenes Lernen in berufsbildenden Schulen“; KOL) im Bereich des kaufmännischen Schulwesens zu verbreiten. Wesentliche Elemente der Verbreitungsstrategie waren: Durch einen Akademielehrgang wurde eine Gruppe von LehrerInnen zu MultiplikatorInnen weiterqualifiziert, die KOL sowohl an ihrer Schule als auch überschulisch in ihrem Bundesland etablieren und weiterentwickeln sollten. Das Konzept folgte damit dem Innovationsverständnis von Lawrence Stenhouse, demzufolge es bei der Umsetzung von Neuerungen beruflicher Lernprozesse bedarf, in denen die Innovation in ihrem spezifischen Kontext erforscht und weiterentwickelt wird. Zur Sicherung der Nachhaltigkeit von KOL wurden stützende Strukturen geschaffen, in deren Mittelpunkt das COOL-Impulszentrum an der HAK Steyr agiert. Der Beitrag berichtet über die Ergebnisse einer vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur beauftragten Evaluationsstudie zum Entwicklungsverlauf der Multiplikationsaktivitäten von KOL, die das Institut für Pädagogik und Psychologie der JKU Linz im Frühjahr 2006 durchführte. Mit einer Online-Befragung wurden 100 Lehrkräfte an 39 Schulen – darunter sowohl LehrgangsabsolventInnen als auch KOL-LehrerInnen an „autodidaktischen Schulen“ – erfasst, die den Stand der österreichweiten Institutionalisierung der didaktischen Innovation KOL abbildet. Die Ergebnisse geben Einblick in die Kooperationsmotive, die Schwerpunkte der inner- und überschulischen Multiplikationstätigkeit sowie die wahrgenommenen Wirkungen des Projektes. Darüber hinaus zeigt der Beitrag die spezifischen Unterschiede in der Rollenwahrnehmung und den Aktivitäten von MultiplikatorInnen und AutodidaktInnen auf und diskutiert die Praxistauglichkeit der Instrumente – im Besonderen die Strukturen des COOL-Impulszentrums –, die zur Unterstützung der Multiplikationstätigkeit geschaffen wurden. Soukup-Altrichter Katharina & Greiner Ulrike Welche Forschung in der Lehrerbildung ? Die AStG-Akademien auf dem Weg zu Pädagogischen Hochschulen entwickeln seit einigen Jahren Forschungskonzepte. Neben dem unbestrittenen Konsens, dass „Forschung“ ein wesentlicher Bestandteil tertiärer Lehrerbildung sein solle, divergieren aber die grundsätzlichen Vorstellungen darüber, welcher Art Forschung in der Lehrerbildung sein kann und welche Rollen und Bedeutungen ihr innerhalb der Lehreraus-, fort- und weiterbildung zukommen soll. Für unser Forschungskonzept erscheinen uns folgende Punkte wesentlich: Ein international und an universitären Standards orientierter Forschungsbegriff Ein Forschungsprofil, das von einer Vernetzung von Theorie und Praxis ausgeht und nicht an überkommenen Dualismen festhält Ein Forschungsverständnis, das sich in den Haltungen und Einstellungen der Lehrenden und Studierenden sowie in der Kultur der Gesamtinstitution ausdrückt 1 ÖFEB Herbsttagung 2006 Sektion Lehrerbildung & Lehrerbildungsforschung Eine Institutionalisierung von Forschung, die Know-how vermittelt, Kooperationen herstellt und Ergebnisse publizieren und disseminieren hilft Forschungsschwerpunkte, die an den Spezialisierungen der MitarbeiterInnen unserer Institution anknüpfen (Inklusion, Schulentwicklung, Lernen und IKT, Unterrichtsqualitätsentwicklung und Fachdidaktikforschung) Eine forschungsbasierte Lehre, die – als Qualitätsmerkmal der Lehre der ProfessorInnen – wissenschaftliche wie hochschuldidaktische Innovationen aus (eigener) Forschung gewinnt Ein langfristig auch Studierende als ForschungspartnerInnen miteinbeziehendes Aufbaukonzept . Analysiert man die tatsächlichen Praxen der Forschungsentwicklung in den AStG-Akademien, erkennt man, dass die hier angeführten Punkte in der Realisierung durchaus zu Kontroversen führen. Kaiser Astrid Entwicklung und Erprobung eines Konzeptes zur emotional fundierten Lehrkompetenz: „Anders lehren lernen“ In allen neueren Empfehlungen zur Lehrerbildung wird auf neue Kompetenzbereiche verwiesen wie Moderation, Beratung, Koordinierung differenzierter Lernprozesse und gruppenpädagogische Fähigkeiten. Derartige Qualifikationen sind nicht allein auf der kognitiven Ebene zu erreichen, sondern verlangen die Integration emotional fundierter und handlungsbezogener Dimensionen im Kontext erziehungswissenschaftlicher Erkenntnisse. In diesem Beitrag soll ein Konzept vorgestellt worden, das derzeit an der Universität Oldenburg erprobt wird, bei dem zu fundamentalen erziehungswissenschaftlichen Kategorien (u.a. „pädagogisches Verhältnis“, „Mathetik“, „Motivbildung“, „Zielorientierung“, „didaktische Mehrperspektivität“) Übungen von Gestaltpädagogik, Interaktionspädagogik, NLP und anderen selbsterfahrungsbezogenen Ansätzen adaptiert bzw. auf Unterrichtskontexte transferiert werden und zur Entwicklung professioneller Handlungskompetenz angeboten werden. Nach dem bisherigen Stand der Evaluation dieses Konzeptes in anschließenden Schulpraktika scheint ein derartiger Ansatz außerordentlich produktiv zu sein, um das Handlungsrepertoire angehender Lehrerinnen und Lehrer im Sinne schüleraktivierender Lehr-Lern-Formen und sozialerzieherischer Qualifikationen zu erweitern. Mittwoch, 29.11.2006 TRACK 2 Schaffenrath Maria Lernaufgabenprojekt – ein Ansatz zur Qualitätsentwicklung in der LehrerInnenbildung Qualifizierte Lehrkräfte zeichnen sich dadurch aus, dass sie über breit geforderte Kompetenzen verfügen: Wahrnehmungs-, Beobachtungs-, Analyse-, Kooperations- und Kommunikationsfähigkeit, Handlungs- und Reflexionskompetenz, lebenslange Lernbereitschaft/-fähigkeit uvam. Kompetenzen werden erworben, wenn man sie praktiziert; indem man sie praktiziert, kann man sie sich aneignen – im ständigen Oszillieren zwischen Aktion und Reflexion. Dafür brauchen Studierende – eingebettet in den Kontext einer professionellen Gemeinschaft – Gelegenheit, Anregung und Unterstützung, um professionell relevante Tätigkeiten auszuführen, theoriegeleitet zu reflektieren und zu evaluieren. Am konkreten Beispiel „Lernaufgabenprojekt“, welches an der BPA Innsbruck bereits seit mehreren Jahren läuft und ständig weiterentwickelt wird, soll folgenden Fragen nachgegangen werden: Welche Anforderungen stellen im In-Service-System studierende BerufsschullehrerInnen, die mit besonders heterogenen SchülerInnengruppen konfrontiert sind, an die Ausbildungsinstitution? Kann durch „forschendes Lernen“ im direkten Zusammenhang mit der Entwicklung und Evaluierung von Lernaufgaben, welche den Kriterien neuerer Lernkonzepte genügen, der Erwerb relevanter LehrerInnenkompetenzen unterstützt werden? Welchen Beitrag leistet das „Lernaufgabenprojekt“ für die Professionalisierung der Studierenden, der Lehrenden und die Ausbildungsinstitution selbst? Welche Kooperationsmodelle zwischen allen Beteiligten, also Studierenden, Lehrenden und Externen sind dafür erforderlich/ haben sich bewährt? Die bisherigen Beobachtungen und Rückmeldungen (Fragebögen, Interviews) von Studierenden und Lehrenden, aber auch „kritischen FreundInnen“ bestätigen, dass die jahrelange, aufwändige und zeitintensive Entwicklungsarbeit von Lernaufgaben die Professionalisierung der Aus- und Fortbildung von BerufsschullehrerInnen voranbringt. Hauer Erich Schule oder Wirtschaft? – Berufsverläufe von WiPäd-AbsolventInnen der WU Wien AbsolventInnen der Studienrichtung „Wirtschaftspädagogik“ sind berechtigt, an österreichischen berufsbildenden mittleren und höheren Schulen kaufmännische Fächer zu unterrichten. Damit deckt der Standort Wien auch rund 90 % der Kommerzialisten an bhs und bms der Bundesländer Wien, NÖ und Burgenland ab. Ein erheblicher Anteil unserer AbsolventInnen verbleibt aus unterschiedlichen Gründen nach einer vorgeschriebenen zweijährigen Praxisphase in der Wirtschaft. Für einen Teil der Studienanfänger stand bereits zu Beginn des Studiums fest, eine Tätigkeit in der Privatwirtschaft anzustreben. Mit dem Abschluss des Studiums der Wirtschaftspädagogik erwirbt man somit mehrere berufliche Optionen: Unterrichtstätigkeit in der Schule Betriebliche Aus- und Weiterbildung Berufliche Handlungsfelder in der Wirtschaft (z.B. beratende Berufe) Speziell in Zeiten einer lebhaften Diskussion um die Qualität und notwendige Kompetenzen in der LehrerInnenbildung stellt diese Polyvalenz einen wichtigen USP für den zukünftigen Marktauftritt der Studienrichtung „Wirtschaftspädagogik“ dar. Doch leider verfügten wir bis zu dieser Untersuchung lediglich über Schätzungen und keinerlei empirischer Daten. 2 ÖFEB Herbsttagung 2006 Sektion Lehrerbildung & Lehrerbildungsforschung Im Rahmen dieser im Frühjahr 2006 durchgeführten quantitativen Untersuchung wurden rund 30 % der AbsolventInnen der Jahre 1998 – 2001 mithilfe eines standardisierten Fragebogens telefonisch befragt, wodurch gesicherte Erkenntnisse zu folgenden Bereichen gewonnen werden konnten: Welcher hauptberuflichen Tätigkeit gehen AbsolventInnen nach Abschluss des Studiums nach? o Unmittelbar nach Abschluss o 2 Jahre nach Abschluss o 5 Jahre nach Abschluss Was sind Gründe für die Ergreifung bzw. Nicht-Ergreifung der Lehrtätigkeit? Aus welchen Gründen wurde das Studium der WiPäd gewählt? Wie hoch ist die Zufriedenheit mit dem Studium der WiPäd? Wie schätzen WiPäd-AbsolventInnen ihre Eignung für die Wirtschaft ein? Welches Image genießt der Lehrberuf bei den AbsolventInnen? Wie hoch ist das Ausmaß der Wirtschaftspraxis von AbsolventInnen im Lehrberuf? Anhand dieser empirischen Daten kann die Studienrichtung Wirtschaftspädagogik als Beispiel dienen, wie ein Studium sowohl zur Tätigkeit in der Praxis, als auch für die Schule qualifiziert. Urban Wilhelm Bemerkungen zur Wirksamkeit der Ausbildung - Perspektiven, Chancen und Befunde auf der Basis des BereichsfunktionsProzessmodells des Autors Diese Ausführungen greifen die Fragenstellungen dieser Tagung auf, allerdings unter dem Gesichtspunkt mehrfacher Wechselwirkung: Die Ausbildungsqualität und die Kompetenz der Auszubildenden können zunächst nicht losgelöst von der Kompetenz der Ausbildner gesehen werden. Damit wird sowohl die institutionelle Leistungsfähigkeit (in ihrer Summe) als auch das Wissen und Können der Ausbildner in den evaluativen Prozess einzubeziehen sein, ein Gesichtspunkt, der bisher gerne „übersehen“ wurde: Wie „beschreibt“ sich die Institution bzw. welche Kompetenzen besitzen die LehrerInnen an den Pädagogischen Hochschulen, welche Fertigkeiten werden bzw. welches Wissen wird den Adressaten vermittelt, was sind die Kriterien dafür. Die Wirksamkeit der Ausbildung kann wenigstens z.T. über eine entsprechende Evaluation, durch die Adressaten einbezogen werden, etwa durch die Beurteilung der Interessenförderung, durch die Beurteilung der subjektiv erlebten intellektuellen Herausforderung u./o. über die subjektiv erlebte Weiterentwicklung der Fähigkeiten, desgleichen auch über die erlebte Qualität der Lehre. Bezüglich der Beurteilung der erlebten Ausbildungsqualität durch die Studenten ist aber auf eine weitere Wechselwirkung zwischen Urteilsprozess und der Persönlichkeit des Beurteilers (hier Studierende) hinzuweisen, die überraschend hohe Varianzanteile ausweist, empirische empirischen Befunde dazu werden aufgezeigt. Wenn oben die Institution bzw. die Kompetenz der Ausbildner eher im Mittelpunkt stand, so gilt es auch zu überlegen, wie sich die Ausbildungsqualität bei den Studierenden manifestiert. Bezogen auf das Wissen bestehen keine besonderen Schwierigkeiten. Im Mittelpunkt steht sicher die Gestaltung des Unterrichts durch die Studierenden. Zur Beurteilung der Qualität des Verhaltens werden spezieller Beobachtungsverfahren über einen längeren Zeitraum eingesetzt werden müssen, welche die Realisierung gelernter Fertigkeiten und Verhaltensweisen registrieren und überprüfen (die Kriterien dafür können nicht von den Besuchslehrern kommen!). Schließlich sei auch auf die Grenzen bezüglich der Ausbildbarkeit der Adressaten hingewiesen werden (s. dazu die „Theorie der Personalen Ressourcen“, Urban, 2005). Auf der Basis des Bereichsfunktions-Prozessmodells des Autors und mit empirischen Befunden werden die einzelnen Punkte illustriert. Donnerstag, 30.11.2006 TRACK 1 Urban-Woldron Hildegard, Pitzl Robert & Schuster Angela Lehrer/innenprofessionalisierung durch Be-schäftigung mit Grundbildung Eine Maßnahme des IMST-Unterstützungssystems für Lehrer/innen ist der MNI-Fonds, der in sechs Schwerpunkte gegliedert ist. Der Schwerpunkt „Grundbildung“ beschäftigt sich mit den Fragestellungen „WAS sollen Schüler/innen können?, WIE sollen sie diese Kompetenzen erwerben? und WARUM sind gerade diese notwendig? Der theoretische Hintergrund der Arbeit ist das IMST-Grundbildungskonzept. Lehrerinnen und Lehrer führen Unterrichtsinnovationen durch und werden dabei finanziell unterstützt und während eines Schuljahres inhaltlich beraten und betreut. Zusätzlich gibt es ein Angebot an Workshops, das auf die Ziele des Schwerpunktes abgestimmt ist. Die Lehrerinnen und Lehrer schließen ihre Arbeit mit einem Bericht ab, der den Projektverlauf dokumentiert und neben Evaluationsergebnissen auch Reflexion und Ausblick enthält. Die Arbeit des Schwerpunktteams basiert auf der Hypothese, dass die intensive Beschäftigung mit mathematisch-naturwissenschaftlicher Grundbildung und die durchgehende Betreuung zu einer Steigerung der Kompetenzen der Lehrer/innen und damit zu einer Verbesserung der Unterrichtsqualität führen. Die Art und Weise, wie Lehrkräfte ihre Ziele im Hinblick auf Grundbildung formulieren und das Erreichen dieser Ziele reflektieren, ist ein Indikator für die individuelle Weiterentwicklung. Zusätzlich wurden zu mehreren Zeitpunkten schriftliche und mündliche Rückmeldungen eingeholt, die die Arbeit des Schwerpunkts durchwegs positiv beurteilen. Vor allem die Entwicklung jener Kooperationspartner/innen, die über mehr als ein Jahr betreut wurden, zeigt in den meisten Fällen, dass die Interventionsstrategie erfolgreich ist. In dem Vortrag sollen die Arbeit des Schwerpunktteams dargestellt sowie Beispiele und Ergebnisse präsentiert werden. Ostendorf Annette & Ammann Markus Forschende Lehrer/innen – über die Verbindung forschungsmethodischer und fachlich-inhaltlicher Kompetenzentwicklung in der universitären Lehrerbildung 3 ÖFEB Herbsttagung 2006 Sektion Lehrerbildung & Lehrerbildungsforschung Lehrende an Schulen werden immer mehr auch in ihrem Forschungshandeln gefordert. Deutlich wird dies auf allen drei Ebenen schulischer Tätigkeitsfelder: auf der Mikroebene des Unterrichts, der Mesoebene des Schulmanagements und der Makroebene der Bildungssystemgestaltung. Bezogen auf den Unterricht stellen sich z.B. zunehmend Fragen der Evaluation des Lernerfolgs oder der Diagnostik von Kompetenzen, verbunden mit Problemen der Methodenwahl und Auswertungstechnik. Auf der Ebene des Schulmanagements werden etwa im Rahmen der Schulentwicklungsaktivitäten Projekte implementiert, die auch evaluiert werden müssen. Zudem werden z.B. externe Berater einbezogen, deren Qualität transparent gemacht werden muss. Auf der Makroebene gilt es internationale Vergleichsstudien zu interpretieren und/oder an ihnen als kompetente/r Partner/in teilzuhaben. In diesem Beitrag werden diese drei Ebenen im Hinblick auf die notwendigen forschungsmethodischen Kompetenzen genauer untersucht und ein forschungsmethodisches Kompetenzprofil im Hinblick auf den Lehrerberuf vorgestellt. Darauf aufbauend werden Rückschlüsse auf die Möglichkeiten und Grenzen einer Verankerung forschungsmethodischer Kompetenzentwicklung in der universitären Lehrerbildung gezogen. Die diesbezüglich erarbeiteten Vorschläge bleiben aber nicht abstrakt, sondern beziehen eine konkrete hochschuldidaktische Konzeption ein, die am Institut für Organisation und Lernen im Rahmen des Moduls Wirtschaftspädagogik III im Sommersemester 2006 bereits umgesetzt und derzeit (qualitativ-empirisch) evaluiert wird. Die dem Modul zugrunde gelegte hochschuldidaktische Konzeption zeichnet sich durch die Besonderheit aus, dass konkretes forschungsmethodisches Handeln von Studierenden mit der fachlich-inhaltlichen Auseinandersetzung (hier mit dem Thema Schulentwicklung) verbunden wird. Die didaktische Konzeption dieses komplexen Lehr-Lernarrangements und die Ergebnisse der Evaluation werden erläutert und zur Diskussion gestellt. Prexl-Krausz Ulrike „Durch Erfahrung wird man klug!“ Ein Ansatz wie Studierende an der Hochschule Kompetenzen für Individualisierten Unterricht erwerben können. Wie sollen angehende LehrerInnen Kompetenzen für Individualisierten Unterricht erwerben, wenn sie selbst weder in ihrer eigenen Schulzeit, noch im Rahmen ihrer Ausbildung an der Universität einen Individualisierten Unterricht erlebt haben? Diesem Dilemma wollte ich entgegenwirken, indem ich im Rahmen meiner Hochschuldidaktik versuchte, Individualisierung für Studierende erfahrbar zu machen. Sie sollten ein Konzept kennen lernen, das möglicherweise auch für ihre eigene Tätigkeit an einer Schule handlungsleitend sein könnte. Beim Design meiner Lehrveranstaltung griff ich auf ein konstruktivistisches Modell von Lernen zurück und auf Gestaltungselemente, die der realen Situation in der Schulpraxis nahe kommen. Die Auseinandersetzung mit Theorien wurde möglichst oft verbunden mit Übungen in praxisnahen Situationen. So sollte eine erfahrungsgeleitete und dadurch tiefergehende Verarbeitung der angebotenen Inhalte und eine Förderung des Erwerbs der relevanten LehrerInnenhaltungen und des entsprechenden Handlungswissens möglich werden. Im Wintersemester 05/06 begleitete ich eine meiner Lehrveranstaltungen zur LehrerInnenbildung durch kontinuierliche persönliche Aufzeichnungen meiner Erfahrungen, durch Beobachtungen der 30 Studierenden, genaue Analysen ihrer Lernergebnisse und durch mehrfache Befragungen zur subjektiven Einschätzung ihrer Lernprozesse und Lernergebnisse. Die bisherigen Resultate deuten darauf hin, dass Studierende überwiegend relevantes Wissen erworben und jene Haltungen entwickelt haben, die für die Durchführung Individualisierten Unterrichts Voraussetzung sind. Dies führe ich unter anderem auf drei wesentliche Merkmale der Lehrveranstaltung zurück: Unterschiedliche, auf die Voraussetzungen der Studierenden abgestimmte Lernangebote, Organisationsstrukturen zur individuellen Betreuung der Studierenden, und schulpraxisnahe Handlungssituationen, in denen Studierende ihre Fähigkeiten ansatzweise erproben können. Donnerstag, 30.11.2006 TRACK 2 Hascher Tina Lernen im Praktikum In der Lehrerbildung kommt Praktika ein zentraler Stellenwert zu. Zugleich jedoch muss darauf hingewiesen werden, dass sie nicht zwingend zu Lernerfolgen bei Lehramtsstudierenden führen (vgl. Hascher, 2006; Jones, 1992; Zeichner & Tabachnik, 1985). Die Kritik am „Mythos Praktikum“ ist deshalb durchaus berechtigt, und es muss ein Ziel der Lehrerbildungsforschung sein, mehr über die Bedingungen gelingender Lernprozesse, über Lernblockade und Einflussfaktoren des Lernsettings in Schulen herauszufinden (Hascher, Cocard & Moser, 2005). Es gibt verschiedene Formen des Lernens in Praktikum. Als Rahmenmodell kann das Konzept des situierten Lernens (Lave, 1988; Lave & Wenger, 1991) herangezogen werden: Jeder Lernprozess, jeder Wissenserwerb ist in einen spezifischen Kontext eingebunden, er ist sozialer Natur und mit verschiedenen Personen und Lernmedien verknüpft. Im Rahmen des Projekts „Lernen im Praktikum“ (Moser & Hascher, 2000) wurde über den Einsatz von teilstrukturierten Lerntagebüchern als Forschungsinstrument angestrebt, das Lernen im Praktikum unter Berücksichtigung seiner Situiertheit zu analysieren. 46 Studierende des Sekundarlehramts der Universität Bern haben ihre Lernerfahrungen in 620 Tagebucheintragungen festgehalten. Diese Eintragungen wurden in einem mehrstufigen Verfahren in Anlehnung an die qualitative Inhaltsanalyse ausgewertet. Im Vortrag wird vorgestellt, über welche Lernprozesse die Studierenden berichten, wie sich Lerninhalte und prozesse im Praktikum anhand von Tagebüchern sichtbar machen lassen und worauf in der Lehrerbildung zu achten ist, um Studierende in ihrem Lernprozess noch besser zu begleiten. 4 ÖFEB Herbsttagung 2006 Sektion Lehrerbildung & Lehrerbildungsforschung Menges Robin & Kraler Christian Kompetenzen in der Studieneingangsphase der universitären LehrerInnenbildung An der Universität Innsbruck wurde 2001 mit dem neuen Lehramtsstudienplan ein kompetenzorientiertes Curriculum eingeführt. Ziel insbesondere des pädagogisch-schulpraktischen Teils der Ausbildung ist die möglichst frühe praktische und theoretisch reflektierte Vermittlung eines realitätsnahen Bildes des späteren Berufsalltags. Damit soll der frühe Aufbau einer adäquaten und individuellen professionsspezifischen Identitäts- und Kompetenzentwicklung unterstützt werden. Curriculare Kerninhalte der Studieneingangsphase (erstes Studienjahr) sind Passung, Probeidentifikation und Wechsel von der SchülerInnen- zu LehrerInnenperspektive. Im Vortrag werden Teile einer Untersuchung zu dieser Studieneingangsphase vorgestellt. Im Rahmen eines Forschungsprojekts zur Wirksamkeit der kompetenzorientierten LehererInnenbildung wurde eine Kohorte von StudienanfängerInnen mit verschiedenen Instrumenten beforscht. Für diesen Vortrag relevant sind vor allem die erhobenen Fallvignetten (über typische Problemsituationen aus dem Berufsalltag), die vor dem ersten Schulpraktikum und am Ende der Studieneingangsphase schriftlich erhoben wurden. Aus der Synopsis der Antworten bzw. dem Vergleich der beiden Stichproben entwickelten wir erste Indikatoren für Kompetenzentwicklungen. Das methodische Vorgehen basiert sowohl auf klassischen Kategorienbildungstechniken wie einer computerunterstützten Relevanzananlyse. Im Besonderen möchten wir auf direkte und indirekte Kompetenzindikatoren eingehen und die Frage besprechen, welche Ausbildungsrelevanten Kompetenzmomente sich feststellen lassen und ob und wenn ja, wie sich ein Kompetenzzuwachs ähnlich wie in vergleichbaren Untersuchungen auch auf Ebene von Item-bezogenen Wechselwirkungsnetzen zeigt. Weyand Birgit Reflexion von Eignung und Neigung für den Lehrerberuf Die Notwendigkeit einer frühen Auseinandersetzung mit den Anforderungen des Lehrerberufs und daraus resultierend eine möglichst frühzeitige Bestätigung für oder auch Entscheidung gegen den eingeschlagenen Berufsweg ist eine zentrale Aufgabe schon in der universitären Lehrerausbildung. Dazu kann ein Reflexions- bzw. Selbst-Selektionsinstrument zur Studienwahl - und damit beim Lehramt auch direkt zur Berufswahl - aus qualitätsorientierter Argumentation heraus wesentlich beitragen. Dazu gibt es bislang jedoch keine systematischen Strukturen an der Universität Trier. Im Rahmen dieser Intention wurde daher seit 2003 ein Modell-Seminar zur Reflexion von Eignung und Neigung für den Lehrberuf entwickelt und erprobt. In einer Lehrveranstaltung, bestehend aus mehrdimensionalen konsekutiven Elementen, setzen sich die Lehramtsstudierenden mit den berufsrelevanten Kompetenzen auseinander, schätzen sich diesbezüglich selbst ein und erhalten im Durchlaufen von den Berufsalltag simulierenden Übungen eine dokumentierte Fremdeinschätzung über ihre personalen und sozialen Fertigkeiten. Die Zusammenschau von Selbst- und Fremdeinschätzung mündet in eine berufsbezogene Potentialanalyse, aus der sich individuelle Lern- und Entwicklungsaufgaben für das Studium in Theorie und Praxis und die weitere Lehrerausbildung formulieren lassen ( Lernkontrakt). Im Rahmen des Vortrags soll das Modell mit seinen Entwicklungsoptionen erläutert und kritisch diskutiert werden. Aus den in der Durchführung generierten Daten (Pre- und Post-Fragebögen und begleitende Portfolios) werden erste Auswertungsergebnisse vorgestellt. 5